Lehrstuhl für Hochspannungstechnik Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik Technische Universität Dortmund Prof. Dr.-Ing. Frank Jenau Versuchsanleitung zum Praktikumsversuch BEET 04 / V 208 Betriebsverhalten von Transformatoren Version April 2010 / FL Inhaltsverzeichnis Seite 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. 2 1 2 3 Grundlagen...................................................................................................... 3 1.1 Begriffe und prinzipielle Funktionsweise ................................................. 3 1.2 Vierpoldarstellung des Transformators.................................................... 6 1.3 Transformator-Ersatzschaltbild............................................................... 7 1.4 Eisenverluste............................................................................................ 9 Beschreibung des Versuchsaufbaus ............................................................. 12 2.1 Aufbau der Schalttafel ........................................................................... 12 2.2 Elemente der Schalttafel........................................................................ 13 2.3 Daten des Transformators...................................................................... 14 Messaufgaben und Versuchsauswertung...................................................... 15 3.1 Übertragungsverhalten des Transformators .......................................... 15 3.2 Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente ........................................... 17 3.3 Magnetisierungskurve (Hysteresekurve) ................................................ 20 3.4 Belastungsverhalten .............................................................................. 21 3.5 Transienter Transformatorbetrieb.......................................................... 23 Inhaltsverzeichnis Seite 3 Grundlagen 1.1 Begriffe und prinzipielle Funktionsweise Ein Transformator verbindet zwei Netze unterschiedlicher Nennspannung. Zweckentsprechend besteht er aus zwei galvanisch getrennten Wicklungen, die magnetisch gekoppelt sind. Eine magnetische Kopplung ist anzunehmen, wenn jede Wicklung vom Fluss der jeweils anderen Wicklung durchsetzt wird. Abbildung 1 und Abbildung 2 zeigen zwei Wicklungen mit gleicher Wicklungsachse. Ist die äußere Wicklung strombelastet, so durchsetzt ihr Fluss die innere Wicklung. Ist die innere Wicklung strombelastet, so durchsetzt ihr Fluss die äußere Wicklung. Abbildung 1 : Magnetisches Feld zweier konzentrischer Zylinderspulen (äußere Spule strombelastet) Abbildung 2 : Magnetisches Feld zweier konzentrischer Zylinderspulen (innere Spule strombelastet) Inhaltsverzeichnis Seite 4 Abbildung 3 zeigt ein Feldbild für den Fall, dass beide Wicklungen stromtragend sind. Man erkennt, dass einige Feldlinien nur jeweils eine Wicklung umschließen, während andere Feldlinien beide Wicklungen umschließen und diese damit koppeln. Abbildung 3 : Magnetisches Feld zweier konzentrischer Zylinderspulen (Betriebsfall: schwach belasteter Transformator) Entsprechend dieser Grundstruktur kann man drei magnetische Kreise mit individuellen magnetischen Leitwerten Λ definieren: • den primären Streuflusskreis mit Λ1S • den sekundären Streuflusskreis mit Λ 2S • den Hauptflusskreis mit ΛH Zusammen mit den Windungszahlen w1 und w2 von Primär- und Sekundärwicklung werden folgende Induktivitätsbegriffe definiert: • primäre Streuinduktivität L1S = w12 * Λ1S • sekundäre Streuinduktivität L2S = w22 * Λ2S • primäre Hauptinduktivität L1H = w12 * ΛH • sekundäre Hauptinduktivität L2H = w22 * ΛH • Gegeninduktivität M = w1 * w2 * ΛH • Primärinduktivität L1 = L1S + L1H • Sekundärinduktivität L2 = L2S + L2H Inhaltsverzeichnis Seite 5 Ferner sind Leiterverluste zu berücksichtigen, ausgedrückt durch: • primärer Wicklungswiderstand • sekundärer Wicklungswiderstand R2 Abbildung 4 : R1 Magnetisches Feld zweier konzentrischer Zylinderspulen mit Eisenkern (µr=1000, Betriebsfall: schwach belasteter Transformator) Ein Eisenkern ist nicht zwingend notwendig für einen Transformator. Er verstärkt die magnetische Kopplung, wie aus dem Vergleich von Abbildung 4 mit Abbildung 3 hervorgeht, weshalb man auf ihn - zumindest im niederfrequenten Bereich - in der Regel nicht verzichtet. Nachteile eines Eisenkreises sind: • Wegen des grundsätzlich nichtlinearen Zusammenhangs zwischen Flussdichte B und magnetischer Feldstärke H im Eisen wird der Transformator zum nichtlinearen Betriebsmittel. • Im Eisenkern entstehen Eisenverluste, die aus dem Leistungsfluss gedeckt werden müssen und zur Erwärmung des Transformators beitragen. Abbildung 5 zeigt einen typischen B-H-Zusammenhang. Ausgehend von der Neukurve stellt sich eine Hysteresekurve ein, die pro Periode einmal entgegen dem Uhrzeigersinn durchlaufen wird. Die dabei eingeschlossene Fläche ist ein direktes Maß für die Verluste. Sie werden unterteilt in: • Wirbelstromverluste ~ f2 • Hystereseverluste ~f • Nachwirkungsverluste ~f Inhaltsverzeichnis Seite 6 Zur Reduktion der Wirbelstromverluste wird der Kern aus dünnen Blechen aufgebaut, die zueinander elektrisch isoliert sind, damit Wirbelströme nur eingeschränkt fließen können. Abbildung 5 : Magnetisierungskurve (Hysteresekurve) eines Transformatorkerns Die Hysteresekurve zeigt zum einen die zunehmende Sättigung des Eisenkerns mit steigender Feldstärke H. Die Sättigung ist physikalisch mit der vollständigen Ausrichtung aller Weiss’schen Bezirke zu erklären. Ein Weiss’scher Bezirk ist ein Bereich im Metall, der magnetisch gleichartig ausgerichtet ist. Durch steigende Sättigung des Eisenkerns wird die Zunahme der Flussdichtebündelung immer geringer; bei vollständiger Sättigung geht µr(H) gegen 1 und die Steigung der BKurve entspricht µ = µ0 (1,25*10-6 H/m). 1.2 Vierpoldarstellung des Transformators Mit zwei elektrischen Anschlüssen pro Wicklung gehört der Transformator zur Gruppe der Vierpole oder besser zur Gruppe der Zweitore, da hier wie dort das EinAusgabe-Verhalten im Vordergrund des Interesses steht. Abbildung 6 zeigt den Transformator als Black-Box mit seinen Klemmengrößen. Inhaltsverzeichnis Seite 7 Abbildung 6: Zweitor als „Black-Box“ mit Klemmengrößen Vernachlässigt man nichtlineare Eigenschaften, so können die Eingangsgrößen als Linearkombination der Ausgangsgrößen angegeben werden: U1 = a11U2 + a12 I2 I1 = a21U2 + a22 I2 (1) Das Betriebsverhalten des Transformators wird durch seine Kettenmatrix mit den Elementen aµω hinlänglich beschrieben. So stellt z.B. das Element a11 das Spannungsübersetzungsverhältnis bei sekundärem Leerlauf dar. Rückschlüsse auf z.B. Konstruktionsdaten sind mit den Elementen der Kettenmatrix weitgehend unmöglich. Derartiges setzt voraus, dass die Black-Box durch ein physikalisch begründetes Ersatzschaltbild strukturiert wird. 1.3 Transformator-Ersatzschaltbild Die trafotypische galvanische Trennung zwischen Primär- und Sekundärseite ist für Netzwerksberechnungen unerwünscht, weshalb man in der Regel ein T-ESB als Grundstruktur für ein Transformator-Ersatzschaltbild vereinbart (Abbildung 7). Mit den dort eingefügten Längs- und Querimpedanzen lässt sich unter Berücksichtigung der Gleichungen (1) ein entsprechendes Gleichungssystem (2) angeben: Z Z U1 = 1+ 1l U2 + Z 2l + Z1l 1+ 2l I2 Z q Zq (2) I1 = Z 1 U2 + 1+ 2l I2 Zq Zq Inhaltsverzeichnis Seite 8 Abbildung 7: T-Ersatzschaltbild eines passiven Vierpols Ein Koeffizientenvergleich stellt die Relation zwischen den Elementen der Kettenmatrix und den Elementen des Ersatzschaltbildes her. Für die physikalische Interpretation der lediglich formal begründeten ESB-Elemente folge man folgendem Gedanken: Im Falle sekundären Leerlaufes (I2 = 0) liegt aus Sicht der Primärklemmen eine verlustbehaftete Wicklung mit den Elementen R1, L1S und L1H vor. (Mit den Elementen R2, L2S und L2H gilt dieses entsprechend aus Sicht der Sekundärklemmen bei primärem Leerlauf (I1 = 0).) Beide Szenarien sind in Abbildung 8 zusammengeführt. σ σ Abbildung 8: Transformator Lσ-Ersatzschaltbild mit galvanischer Trennung von Primär- und Sekundärkreis Da nach den Induktivitätsdefinitionen w L1H = L2H 1 w2 2 (3) ist, wird die sekundäre Hauptinduktivität mit der primären Hauptinduktivität identisch, wenn man sie mit dem Quadrat des Windungszahlverhältnisses multipliziert. Die erzwungene Folge dieser Operation lässt sich aus Gleichung (2b) für den Fall I1 = 0 ablesen: 1 U2 + 1+ Z 2l I2 I1 =0= Zq Zq (4) Inhaltsverzeichnis Seite 9 Nach Multiplikation mit Zq erhält man: U2 = −(Z q + Z 2l )I2 (5) Die erwünschte Multiplikation der Impedanzen mit (w1/w2)2 erzwingt danach eine Multiplikation von I2 mit w2/w1 und von U2 mit w1/w2, was der Multiplikation der Gleichung mit w1/w2 gleichkommt. Mit transformierten Sekundärgrößen w U2' = 1 U2 w2 w I2' = 2 I2 w1 2 w R = 1 R2 w2 ' 2 (6a) 2 L2S ' w = 1 L2S w2 (6b) kann ein physikalisch begründetes T-ESB angegeben werden (Abbildung 9): Abbildung 9: Transformator T-Ersatzschaltbild 1.4 Eisenverluste Bei der Zusammenfassung der Hauptinduktivitäten wurde stillschweigend deren Linearität vorausgesetzt. Auch wenn dieses bei Vorhandensein eines Eisenkernes bestenfalls angenähert gültig ist, so ist diese ESB-Variante gerade für Eisenkerne vorteilhaft. Denn im Gegensatz zu anderen Varianten können Eisenverluste hier durch einen einzigen rein rellen Widerstand RE erfasst werden, der der Hauptinduktivität parallel geschaltet ist. Abbildung 10 zeigt das ESB eines Transformators mit Eisenkern für den Fall sekundären Leerlaufes. Es ist zur Analyse der Vorgänge im Kern geeignet: Da in der Regel die Längsimpedanz Zl1 deutlich kleiner als die Querimpedanz Zq1 ist, wird sich eine z.B. als cos- Inhaltsverzeichnis Seite 10 Funktion eingeprägte Primärspannung entsprechend als sekundäre Leerlaufspannung u20 (t) einstellen. Abbildung 10: Leerlaufersatzschaltbild des Transformators unter Berücksichtigung der Eisenverluste, Zeitverläufe der Zweigströme, der Primärspannung und der magnetischen Flussdichte im Kern Der Strom iL durch die Hauptinduktivität eilt dieser Spannung um 90° nach (besteht also aus einem rein imaginären Blindanteil), während der reelle Strom iE durch den Eisenverlustwiderstand in Phase zur Spannung verläuft. Wegen der Knotenpunktsforderung setzt sich der Primärstrom i1 additiv aus den genannten Anteilen zusammen. Seine Nacheilung gegenüber der Spannung ist somit geringer als 90°. Wegen u ~ dΦ muss zwischen Flussdichte B und Spannung der Zusammenhang dt B ~ ∫ udt (7) gültig sein. Also stellt B(t) in Abbildung 10 eine sin-Funktion dar. Der Zeitverlauf der magnetischen Feldstärke H entspricht wegen H ~ i dem des Stromes. B und H, die sich gemäß des zeitlichen Verlaufes des Stromes aus Abbildung 10 verhalten, lassen sich nun in einem Zustandsdiagramm darstellen. Nimmt man an, dass in der linear angenommenen Hauptinduktivität keine Eisenverluste auftreten (RE = ∞), so findet man eine lineare Proportionalität zwischen B und H. In Abbildung 11 stellt sich dieser Fall als Gerade mit der Steigung µ0µr dar, die pro Periode zweimal durchlaufen wird. Würde es sich um einen eisenlosen Transformator handeln (µr = 1), so müsste die Gerade flacher verlaufen. Inhaltsverzeichnis Seite 11 Abbildung 11: Hysteresekurve für lineare Hauptinduktivität und linearen Eisenverlustwiderstand Treten dagegen Eisenverluste auf (RE < ∞), so ist zunächst zu beachten, dass H ~ i1 gilt und nicht etwa H ~ iL . Die Struktur des ESB ist für elektrische Netzwerksberechnungen optimiert; die Details der physikalischen Entstehung der Verluste werden nicht wiedergegeben: Die Verlustströme im Eisenkern gehen transformatorisch aus dem Gesamtstrom der Wicklung hervor und sind daher in ihm enthalten. Mit dieser wesentlichen Vorbemerkung erkennt man, dass für B = 0 bereits H > 0 gilt. Betrachtet man nun wieder eine Periode, so durchläuft die B-H-Kurve eine Ellipse. Damit ist nachgewiesen, dass das Auftreten einer Hysterese nicht Charakteristikum einer nichtlinearen Induktivität ist, da diese nach wie vor linear angenommen ist. Die Fläche der Ellipse entspricht der spezifischen Verlustenergie im Kern. Multipliziert mit dem Kernvolumen V und dividiert durch die Periodendauer T ergibt sich die Verlustleistung des Eisenkernes: V U 2 PVE = ∫ HdB = 20 T RE (8) Da diese auch über den Effektivwert der sekundären Leerlaufspannung und den Eisenverlustwiderstand gegeben ist, ist ein Weg aufgezeigt, den Eisenverlustwiderstand bestimmen zu können. Beschreibung des Versuchsaufbaus 2 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2.1 Aufbau der Schalttafel Seite 12 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2.2 Elemente der Schalttafel Nr. Bezeichnung ACAC-Versorgung 1 Hauptsicherungsautomat 2 Stelltrafo 0 .. 10 V 3 Schmelzsicherung 2A Impulserzeugung 4 Schmelzsicherung 2A 5 Impulsgeber Schaltung 6 Umschalter AC- / Impulsbetrieb 7 Strommessshunt 8 Voltmeter Primärspannung 9 Voltmeter Sekundärspannung 9a Messbereichsumschalter für Voltmeter Sekundärspannung 10 Amperemeter Primärstrom 10a Messbereichsumschalter für Amperemeter Primärstrom 11 Amperemeter Sekundärstrom 12 Belastungswiderstände 13 Belastungskondensatoren Seite 13 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2.3 Seite 14 Daten des Transformators Primäre Windungszahl n1 =300 Sekundäre Windungszahl n2 =1500 Kernquerschnitt im Hauptschenkel AE =1,4575·10-4 m2 Mittlere Eisenweglänge lE =0,126 m Messaufgaben und Versuchsauswertung 3 Seite 15 Messaufgaben und Versuchsauswertung Vorbereitungen vor Versuchsbeginn: • Hauptsicherungsautomat 1 ausschalten (roter Hebel) • Netzstecker anschließen • Alle Steckbrücken entfernen • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Impulsdauerschalter 5 auf Stellung "AUS" stellen • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Hauptsicherungsautomat 1 einschalten 3.1 Übertragungsverhalten des Transformators Das Übertragungsverhalten des Transformators bei Wechselstromerregung ist maßgeblich von der magnetischen Kopplung zwischen Primär- und Sekundärkreis abhängig. Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs soll das Spannungsübersetzungsverhältnis ü und der Primärstrom I1 des Transformators in Abhängigkeit von der Primärspannung U1 gemessen werden. Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Eisenkern in den Transformator einbauen • Strommessshunt 7 überbrücken • Amperemeter für Primärstrom 10 einschleifen • Messbereich für Primärstrom 10a auf 200 mA einstellen • Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden • Voltmeter für Sekundärspannung 9 verbinden • Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 200 V einstellen • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 16 Messaufgabe: Mess aufgabe: • Messen Sie die sekundäre Leerlaufspannung U20 und den Primärstrom I1 in Abhängigkeit der Primärspannung U1 im Bereich 0 V ≤ U1 ≤ 6 V am Transformator mit Eisenkern. Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Eisenkern vollständig aus dem Transformator entfernen • Messbereich für Primärstrom 10a auf 2 A einstellen • Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 2 V einstellen • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Mess Messaufgabe: ss aufgabe: • Messen Sie die sekundäre Leerlaufspannung U20 und den Primärstrom I1 in Abhängigkeit der Primärspannung U1 im Bereich 0V ≤ U1 ≤ 1 V (!) am Transformator ohne Eisenkern. Auswertung: • Skizzieren Sie die gemessenen sekundäre Leerlaufspannungen U20 über der Primärspannung U1 mit und ohne Eisenkern in Diagramm 1 • Skizzieren Sie die gemessenen Primärströme I1 über der Primärspannung U1 mit und ohne Eisenkern in Diagramm 2 Messaufgaben und Versuchsauswertung • Seite 17 Welche Aussagen können über das reale Spannungsübersetzungsverhältnis bezogen auf das Windungszahlenverhältnis gemacht werden bei guter bzw. schlechter magnetischer Kopplung zwischen Primär- und Sekundärwicklung? 3.2 Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente Zur Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente nach Bild 1.8 sind mehrere Messun- gen notwendig. Die Wicklungswiderstände R1 und R2 können direkt mit einem Ohmmeter an den Wicklungsanschlüssen gemessen werden. Zur Bestimmung der Streuinduktivitäten wird der so genannte Kurzschlussversuch durchgeführt. Bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung sind die Ersatzschaltbildelemente im Querzweig vernachlässigbar und man erhält das in Abbildung 12 dargestellte Kurzschlussersatzschaltbild. Abbildung 12: Kurzschlussersatzschaltbild eines Transformators Die Querelemente des Transformatorersatzschaltbildes werden mit Hilfe des Leerlaufversuchs bestimmt. Da für den Sekundärstrom im Leerlauffall I2 = 0 gilt, gibt es keinen Spannungsabfall über den Sekundärelementen L'2S und R'2. Daher kann an den Klemmen der Sekundärwicklung die Spannung über der Querimpedanz gemessen werden. Das für den Leerlauffall vereinfachte Ersatzschaltbild ist in Abbildung 13 zu sehen. Abbildung 13: Leerlaufersatzschaltbild eines Transformators Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 18 Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Eisenkern in den Transformator einbauen • Verbindungen zu den Voltmetern für Primärspannung 8 und Sekundärspannung 9 trennen • Verbindungen zum Amperemeter für Primärstrom 10 trennen Messaufgabe: Mess aufgabe: • Bestimmen Sie mit einem Multimeter die Ohmschen Wicklungswiderstände R1 und R2. R1 =__________ R2 =__________ Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Amperemeter für Primärstrom 10 einschleifen • Messbereich für Primärstrom 10a auf 2 A einstellen • Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden • Amperemeter für Sekundärstrom 11 einschleifen und Sekundärseite mit Laborkabel kurzschließen • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Mess Messaufgabe: ss aufgabe: • Führen Sie den Kurzschlussversuch bei einer Primärspannung von U1 = 1 V durch. Messen Sie dabei den Primärstrom I1 und den Sekundärstrom I2. U1 =__________ I1 =__________ I2 =__________ Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 19 Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Kurzschlussbrücke entfernen • Verbindungen zum Voltmeter für Sekundärspannung 9 entfernen • Verbindungen zum Amperemeter für Primärstrom 1 0 entfernen • Verbindungen zum Amperemeter für Sekundärstrom 11 entfernen • Strommessshunt 7 einschleifen und mit Oszilloskop (Kanal 1) verbinden (Ma Mas Masse am linken Anschluss) • Sekundärspannung mit 1:10-Tastkopf abgreifen (Kanal 2) (Masse am unteren Anschluss!) Anschluss!) • Oszilloskopeinstellungen: Zeitbasis: 5 ms/div, Empfindlichkeit Kanal 1: 20 mV/div, Empfindlichkeit Kanal 2: 20 V/div (bzw. Maximum) • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Mess Messaufgabe: ss aufgabe: • Führen Sie den Leerlaufversuch bei einer Primärspannung von U1 = 1 V durch. Messen Sie den Primärstrom I1 und die Sekundärspannung U2 mit Hilfe des Oszilloskops. Bestimmen Sie mit Hilfe des Oszilloskops den Phasenwinkel j zwischen Primärstrom I1 und Sekundärspannung U2. I1 =__________ U2 =__________ ∆t =__________ φ =__________ Auswertung: • Bestimmen Sie mit Hilfe der bekannten ohmschen Wicklungswiderstände R1 und R2 die gesamte Längsreaktanz des Transformators Xl und die sich daraus ergebende Streuinduktivität LS = L1S + L'2S . Zl =__________ Xl =__________ LS =__________ Beachten Sie dabei, dass Sie nur Beträge messen können, sich die komplexe Längsimpedanz jedoch wie folgt zusammensetzt: Z l = R1 + R2' + jω (L1S + L'2S ) . Messaufgaben und Versuchsauswertung • Seite 20 Berechnen Sie aus den Daten des Leerlaufversuchs die Querimpedanz Zq des Transformators. Bestimmen Sie mit Hilfe des Phasenwinkels φ daraus den Eisenverlustwiderstand RE, die Querreaktanz XH und daraus die Hauptinduktivität LH. Fertigen Sie zur Verdeutlichung der komplexen Werte ein (skizzenhaftes) Zeigerdiagramm an. 3.3 Zq =__________ cos φ=__________ RE =__________ XH=_____________ LH =__________ Magnetisierungskurve (Hysteresekurve) Eine in Bild 1.4 dargestellte Hysteresekurve ergibt sich durch Auftragen der magnetischen Flussdichte B über der magnetischen Feldstärke H bei periodischer Erregung. Für eine Spulenanordnung mit einem magnetischen Kern ergibt sich für die magnetische Feldstärke H in sehr guter Näherung H= n⋅I lE (9) Dabei ist n die Windungszahl der Spule, I der Erregerstrom und lE die mittlere Weglänge der magnetischen Feldlinien im Eisen. Die Magnetische Flussdichte kann aus der induzierten Sekundärspannung ermittelt werden. Nach dem Induktionsgesetz gilt für sie U2 = −n2 dΦ dB = −n2 A dt dt (10) Dabei ist n2 die sekundäre Windungszahl, Φ der magnetische Fluss im Kern und A dieQuerschnittsfläche des Kerns. Für eine oszilloskopische Darstellung der Magnetisierungskurve bleibt festzuhalten, dass die magnetische Feldstärke H proportional zum Erregerstrom I1 und die magnetische Flussdichte B proportional zum zeitlichen Integral über die Sekundärspannung ist. Als Spannungsintegrator kann im einfachsten Fall ein RC-Tiefpaß verwendet werden, welcher weit oberhalb seiner Grenzfrequenz betrieben wird. Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Amperemeter für Primärstrom 10 überbrücken • Oszilloskop auf X-Y-Betrieb einstellen (Knopf „Display“ -> Format) Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 21 • Strommessshunt 7 mit Oszilloskop verbinden (X-Kanal, Kanal 1) • RC-Tiefpass (R = 100 kΩ, C = 3,3 µF) aufbauen und sekundärseitig verbinden. • Ausgang des Tiefpasses mit Oszilloskop verbinden (Y-Kanal, Kanal 2) Massepoten ntial!) (Achtung! Untere Sekundärklemme des Transformators trägt Massepote • Oszilloskopeinstellungen: Empfindlichkeit Kanal 1: 50 mV/Div, • Empfindlichkeit Kanal 2: 100 mV/Div • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Abbildung 14: RC-Tiefpass Mess Messaufgabe ss aufgabe: aufgabe: • Stellen Sie auf dem Oszilloskop die Magnetisierungskurve für den Transformatorkern bei einer Primärspannung von U1 = 6 V dar. Beobachten Sie die qualitative Änderung der Kurve bei Variation der Primärspannung im Bereich 2 V ≤ U1 ≤ 7 V Auswertung: Erläutern Sie den typischen Verlauf der Magnetisierungskurve. Was bedeutet der Begriff "Sättigung" in diesem Bild? Wie verhält sich die Hysteresekurve bei Variation der Spannung? Welche Aussage lassen sich über die Verluste treffen? 3.4 Belastungsverhalten Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Alle Verbindungen zum Oszilloskop entfernen • Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden • Voltmeter für Sekundärspannung 9 verbinden Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 22 • Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 200 V einstellen • Strommessshunt 7, Amperemeter für Primärstrom 10 und Amperemeter für Sekundärstrom 11 überbrücken • Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen • Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgaben: Mess aufgaben: • Messen Sie die Sekundärspannung U2 bei konstanter Primärspannung U1 = 6 V mit verschiedenen Belastungswiderständen, die Sie im Versuchstand vorfinden. • Messen Sie die Sekundärspannung U2 bei konstanter Primärspannung U1 = 6 V mit verschiedenen Belastungskapazitäten, die Sie im Versuchstand vorfinden. Auswertung: • Tragen Sie in Diagramm 3 die Sekundärspannung U2 über dem Belastungswiderstand RL auf und erklären Sie den Verlauf anhand des Ersatzschaltbildes. • Tragen Sie in Diagramm 4 die Sekundärspannung U2 über der Belastungskapazität CL auf und erklären Sie den Verlauf anhand des Ersatzschaltbildes. Messaufgaben und Versuchsauswertung 3.5 Seite 23 Transienter Transformatorbetrieb Transformatoren werden in der Praxis nicht ausschließlich mit sinusförmigen Spannungen und Strömen beaufschlagt. Als Beispiel soll hier die Hochspannungsimpulserzeugung mit einem Transformator als induktivem Energiespeicher veranschaulicht werden, wie sie in Kraftfahrzeugen zur Erzeugung der Zündspannungsimpulse gebräuchlich ist. Auf die Primärwicklung wird typischerweise eine Gleichspannung mit U0 = 12 V geschaltet. Der Primärstrom i1 steigt nichtlinear an und wird nach der so genannten Schließzeit tein (einige ms) elektronisch oder über einen Unterbrecherkontakt abgeschaltet. Durch diese sehr rasche Änderung des Primärstroms wird auf der Sekundärseite des Transformators ein hoher Spannungsimpuls induziert. !!! ACHTUNG !!! Die erzeugten Spannungsimpulse können eine Amplitude bis ca. 1,5 kV haben! Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Verbindungen zum Voltmeter für Primärspannung 8 und zum Voltmeter für Sekundärspannung 9 trennen • Amperemeter für Primärstrom 10 und Amperemeter für Sekundärstrom 11 überbrücken • Impulsdauerschalter 5 auf Stellung "AUS" stellen • Strommessshunt 7 einschleifen und mit Oszilloskop verbinden • Oszilloskopeinstellungen: Zeitbasis: 1 ms/Div, Empfindlichkeit Kanal 1: 200 V/Div • Versorgungsumschalter 6 auf Impulsgeber Mess Messaufgabe: ss aufgabe: • Oszillografieren Sie den Primärstrom i1(t) bei einer Schließzeit von tein = 7 ms in einem gesamten Zeitfenster von 10 ms (1ms/Div). Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 24 Auswertung: • Skizzieren Sie den gemessenen Verlauf in Diagramm 5. Erläutern Sie die Bereiche unterschiedlicher Stromanstiegsgeschwindigkeiten. Was lässt sich über den zeitlichen Verlauf der Primärinduktivität sagen? Wodurch wird dieser zeitliche Verlauf verursacht? Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Impulsdauerschalter 5 auf Stellung "AUS" stellen • Oszilloskopeinstellungen: Zeitbasis: 50 µs/Div Empfindlichkeit Kanal 1: 10 mV/Div • Versorgungsumschalter 6 auf Impulsgeber Messaufgabe: Mess aufgabe: • Oszillografieren Sie den Anfang des Primärstroms i1(t) bei einer Schließzeit von tein = 2 ms in einem gesamten Zeitfenster von 500 µs. Auswertung: • Skizzieren Sie den gemessenen Verlauf in Diagramm 6. Erklären Sie das Zustandekommen der auftretenden Schwingung. Was ist zu dem in Kapitel 1 hergeleiteten Ersatzschaltbild zu sagen? Wie kann es physikalisch sinnvoll ergänzt werden? Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 25 Vorbereitung: • Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen • Impulsdauerschalter 5 auf Stellung "AUS" stellen • Primärstrom über Strommesshunt 7 abgreifen und mit Kanal 1 des Oszilloskops verbinden • Sekundärspannung mit 1:10-Tastkopf abgreifen, Kanal 2 (Masse am unteren Anschluss!!!) schluss!!!) • Oszilloskopeinstellungen: Zeitbasis: 100 µs/Div Empfindlichkeit Kanal 1: 100 mV/Div Empfindlichkeit Kanal 2: 50 V/Div • Versorgungsumschalter 6 auf Impulsgeber Messaufgabe: Messaufgabe: • Oszillografieren Sie die Sekundärspannung u2(t) bei einer Schließzeit von tein = 0,3 ms in einem gesamten Zeitfenster von 1 ms. Benutzen Sie dazu einen 1:10-Tastkopf. Auswertung: • Skizzieren Sie den gemessenen Verlauf in Diagramm 7. Erläutern Sie den gemessenen Verlauf der Sekundärspannung. Messaufgaben und Versuchsauswertung Seite 26