Lehrstuhl für Hochspannungstechnik Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik Technische Universität Dortmund Prof. Dr.-Ing. Frank Jenau Versuchsanleitung zum Praktikumsversuch BEET 04 / V208 Betriebsverhalten von Transformatoren Oktober 2012 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Gundlagen.......................................................................................................................... 3 1.1 Begriffe und prinzipielle Funktionsweise .................................................................. 3 1.2 Vierpoldarstellung des Transformators .................................................................... 7 1.3Transformator – Ersatzschaltbild ................................................................................... 8 1.4 Eisenverluste ..............................................................................................................11 1.5 Leerlauf- und Kurzschlussverhalten ............................................................................13 2 Beschreibung des Versuchsaufbaus .............................................................................15 2.1 3 Aufbau der Schalttafel................................................................................................15 2.2 Elemente der Schalttafel ........................................................................................16 2.3 Daten des Transformators ......................................................................................16 Messaufgaben...............................................................................................................17 3.1 Übertragungsverhalten des Transformators ...........................................................17 3.2 Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente .............................................................19 3.3 Magnetisierungskurve (Hysteresekuve)..................................................................22 3.4 Belastungsverhalten ...............................................................................................24 2 Grundlagen 1 Grundlagen 1.1 Begriffe und prinzipielle Funktionsweise Ein Transformator stellt eine nicht-rotierende elektrische Maschine dar, deren Aufgabe es ist, zwei galvanisch getrennte Netze mit unterschiedlichen Nennspannungen mittels eines magnetischen Flusses miteinander zu koppeln. Zum Einsatz kommen Transformatoren, um beispielsweise in der Energietechnik Übertragungsverluste auf Freileitungen zwischen Erzeuger und Verbraucher gering zu halten, da die Stromwärmeverluste quadratisch mit dem Strom wachsen. Ein Betrieb der Freileitungen mittels Hochspannung reduziert demnach die Verluste. ! PV U * I R L * I L2 (1) Weiterhin finden Transformatoren Einsatz z.B. in Fernsehern, Radios, oder in Ladegeräten von Laptops und Mobiltelefonen, um die benötigte Spannung der Geräte bereitzustellen. Mit Hilfe der Maxwellschen Gleichungen kann die Funktionsweise eines Transformators erläutert werden. Das Durchflutungsgesetz in Integralform: Hd l L D d A I , J t A oder in Differentialform rot H J (2) besagt, dass ein strom-durchflossener Leiter von einem magnetischen Wirbelfeld umgeben ist. Wird das Umlaufintegral gebildet, so ist dieses gleich dem eingeschlossenen Strom innerhalb des Umlaufes. Mit Hilfe der „rechten Handregel“ kann das Durchflutungsgesetz veranschaulicht beschrienen werden: Der Daumen zeigt in Richtung des Stromflusses und die Finger geben die Richtung des magnetischen Feldes an. Abbildung 1: Feldverlauf um einen Leiter und eine Spule 3 Grundlagen Die zweite Maxwellsche Gleichung in Integralform ! U E d s d B A i t A t L oder in differenzieller Form B rot E t (3) beschreibt das Faradaysche Induktionsgesetz. „Ändert sich zeitlich der von [einem] Leiter umschlossene magnetische Fluß, so entsteht in dieser Leitung eine der Flußänderung proportionale Spannung, die der Ursache entgegenwirkt“ [KSI1]. Man stelle sich nun einen Kupferleiter vor, der mit einer bestimmten Anzahl von Windungen w1 um einen Eisenkern gewickelt ist, auch Spule genannt, und dessen Enden mit einer elektrischen Wechselspannungsquelle verbunden sind (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: Widerstandslose Spule mit Eisenkern(Quelle: ) Die Induktionswirkung eines Stromes auf seinen eigenen Leiterkreis wird als Selbstinduktion bezeichnet: Die Wechselspannungsquelle stellt einen sich ändernden Strom iµ bereit (durch die Impedanz der Spule bestimmt), der durch die Spule fließt. Aus dem Stromfluss resultiert ein sich änderndes Magnetfeld. Der sich ändernde Fluss durch die Spule bewirkt nach dem Induktionsgesetz eine Induktionsspannung. Die Induktionsspannung ist der Quellspannung entgegen gerichtet und hält somit das Spannungsgleichgewicht. Im Falle einer stationären Gleichspannungsquelle tritt die Selbstinduktion nicht auf, da es zu keiner zeitlichen Änderung der Spannung kommt und damit keine Flussänderung erzeugt wird. Die zeitliche Änderung des Stromes ist bei Gleichspannung Null. Die zur Induktion notwendige zeitliche Änderung des magnetischen Flusses ist ebenfalls Null. Es sei angemerkt, dass die steile Flanke des Stromes bei Zuschalten der Quelle mit einer sehr großen zeitlichen Änderung einhergeht, so dass beim Ein- oder Ausschalten der Quelle erhebliche Spannungen induziert werden können. 4 Grundlagen Die Quellspannung fällt bei stationärer Gelichspannung lediglich über den ohm’schen Leitungswiderstand ab, auch stationärer Zustand genannt. Wird nun eine weitere Spule 2 mit einer Anzahl von w2 Windungen isoliert um den Eisenkern gewickelt (siehe Abbildung 3). Dann wird das von Spule 1 induzierte magnetische Feld auch Spule 2 durchsetzen und in dieser eine Spannung induzieren. Beide Kreise sind magnetisch gekoppelt, jedoch galvanisch getrennt. Abbildung 3: Idealer Transformator mit Eisenkern Bis zu diesem Punkt ist idealisiert angenommen worden, dass der gesamte von Spule 1 erzeugte magnetische Fluss durch den Eisenkern des Transformators getrieben wird und die Spule 2 verlustlos durchsetzt. Dies ist in der Realität nicht der Fall. Es treten neben dem Hauptflusskreis zwei Streuflusskreise auf, wodurch insgesamt drei magnetische Kreise entstehen, mit individuellen magnetischen Leitwerten Λ: Primärer Streuflusskreis mit Λ1S Sekundärer Streuflusskreis mit Λ2S Hauptflusskreis mit ΛH Die Streuflusskreise sind als Verluste zu verstehen, die nicht zur magnetischen Kopplung der galvanisch getrennten Stromkreise beitragen. Durch die hohe Permeabilität des Eisens kann der magnetische Fluss zwar stark geführt werden, jedoch kommt es dennoch zu einem geringen Anteil an Streueffekten. Es können nun folgende Induktivitätsbegriffe eingeführt werden: Primäre Streuinduktivität L1S = w1 2 * Λ1S Sekundäre Streuinduktivität L2S = w2 2 * Λ2S Primäre Hauptinduktivität L1H = w1 2 * ΛH Sekundäre Hauptinduktivität L2H = w2 2 * ΛH Gegeninduktivität M = w1 * w2 * ΛH Primärinduktivität L1 = L1S* L1H Sekundärinduktivität L2= L2S* L2H 5 Grundlagen Neben der magnetischen Streuung sind ferner Leitungsverluste innerhalb der Wicklungen zu berücksichtigen: Im Primärwicklungswiderstand R1 Im Sekundärwicklungswiderstand R2 Für den Betrieb eines Transformators ist ein Eisenkern, wie Abbildung 3 zu entnehmen, nicht zwingend erforderlich. Auch eine Kopplung über die Luft ist möglich. Der Eisenkern hat die Aufgabe die magnetische Kopplung zu verstärken und den magnetischen Fluss zu führen. Aufgrund der besseren magnetischen Leitfähigkeit des Eisens wird im Vergleich zur Luft der magnetische Fluss vielfach besser geleitet. Die Permeabilität µr von Eisen liegt in einem Bereich von µr = 300...10000. B * *H 0 r (4) Aus der hohen Permeabilität folgen eine hohe Induktivität und ein hoher Blindwiderstand des Eisenkerns. Auf Grund des nichtlinearen Zusammenhangs zwischen der Flussdichte B und der magnetischen Feldstärke H im Eisen, wird der Transformator zu einem nichtlinearen Betriebsmittel. Im Eisenkern entstehen Eisenverluste, die aus dem Leistungsfluss gedeckt werden müssen und zur Erwärmung des Betriebsmittels führen. In Abbildung 4 ist eine typische Hysteresekurve zu erkennen, die, ausgehend von der Neukurve, einmal pro Periode entgegen dem Uhrzeigersinn durchlaufen wird. Mit zunehmender Feldstärke H ist ein Sättigungseffekt erkennbar. Physikalisch ist die Sättigung mit der vollständigen Ausrichtung der Weiss´schen Bezirke zu erklären. Diese stellen die magnetischen Momente der Elektronenspins (Elementardipole) dar. Die eingeschlossene Fläche der Hysteresekurve stellt ein direktes Maß für die Verluste dar. Diese können unterteilt werden in: Wirbelstromverluste ~ f2 Hystereseverluste ~f Nachwirkungsverluste ~f 6 Grundlagen Wirbelströme entstehen in elektrisch leitfähigen Medien, in denen sich der magnetische Fluss zeitlich ändert (Induktionsgesetz). Zur Reduktion der quadratisch frequenzabhängigen Wirbelstromverluste wird ein Transformatorkern aus dünnen Blechen aufgebaut, die zueinander elektrisch isoliert sind, damit sich keine bzw. nur geringe Wirbelströme ausbreiten können. Abbildung 4: Magnetisierungskurve (Hystereskurve) eines Transformatorkerns 1.2 Vierpoldarstellung des Transformators Mit zwei elektrischen Anschlüssen pro Wicklung gehört der Transformator zur Gruppe der Vierpole oder besser zur Gruppe der Zweitore, da hier das Ein- Ausgabe-Verhalten im Vordergrund des Interesses steht. Abbildung 6 zeigt den Transformator als Black-Box mit seinen Klemmengrößen. Abbildung 5: Zweitor als „Black- Box“ mit Klemmengrößen Vernachlässigt man die nichtlinearen Eigenschaften, so können die Eingangsgrößen als Linearkombination der Ausgangsgrößen angegeben werden: U1 = a11U2 + a12 I2 (5) I1 = a21U2 + a22 I2 7 Grundlagen Das Betriebsverhalten des Transformators wird durch seine Kettenmatrix mit den Elementen aµω hinlänglich beschrieben. So stellt z.B. das Element a11 das Spannungsübersetzungsverhältnis bei sekundärem Leerlauf dar. Rückschlüsse auf z.B. Konstruktionsdaten sind mit den Elementen der Kettenmatrix weitgehend unmöglich. Derartiges setzt voraus, dass die BlackBox durch ein physikalisch begründetes Ersatzschaltbild strukturiert wird. 1.3Transformator – Ersatzschaltbild In der Realität ist gerade die galvanische Trennung der Primär- von der Sekundärseite die wichtigste Eigenschaft des Transformators. Bei Netzwerkberechnungen ist diese Trennung jedoch unerwünscht, da die für die Netzwerkberechnung notwendigen Kirchhoffschen Gesetze nicht erfüllt werden. Aus diesem Grund wird ein Transformatorersatzschaltbild (TESB) vereinbart, das als Grundstruktur dient, und die galvanische Trennung durch Anwendung geeigneter Maßnahmen aufhebt (Abbildung 7). Abbildung 7: T-ESB eines passiven Vierpols Es lassen sich zwei Längsimpedanzen Z1L und Z2L und eine Querimpedanz Zq erkennen. Mit diesen Impedanzen kann unter Berücksichtigung der Gleichungen (5) ein entsprechendes Gleichungssystem formal aufgestellt werden: Z 1l Z 2l U1 1 U Z Z 1 I 1l Z q 2 2l Z q 2 I1 Z 1 U 2 1 2l I 2 Zq Zq (6) Mittels eines Koeffizientenvergleichs kann eine Beziehung zwischen den Elementen der Kettenmatrix (5) und den Elementen des T-ESB´s, sowie deren Gleichungssystem (6), hergestellt werden. 8 Grundlagen Neben der rein formellen Begründung der T-ESB-Elemente existiert eine physikalische Begründung, die im weiteren anhand von Abbildung 8 erläutert wird. Abbildung 8: T-ESB mit galvanischer Trennung von Primär- und Sekundärkreis Wir haben bereits in Kapitel 1.1 die Begriffe „Primäre Hauptinduktivität“ sowie „Sekundäre Hauptinduktivität“ definiert. Diese sind durch folgende Gleichungen beschrieben (siehe auch Abbildung 8): Primäre Hauptinduktivität: L1H = w1 2 * ΛH Sekundäre Hauptinduktivität: L2H = w2 2 * ΛH Daraus ist zu erkennen, dass die beiden Induktivitäten über den Hauptflusskreis ΛH miteinander gekoppelt sind. Daraus kann folgende Gleichung hergeleitet werden: w L L 1 1H 2H w 2 2 (7) Daraus folgt, dass die Induktivitäten L1H und L2H identisch sind, wenn man sie mit dem Quadrat des Wicklungsverhältnisses multipliziert. Bezieht man nun eine Seite des Trafos, unabhängig ob Primär- oder Sekundärseite, auf die jeweils andere, so erhält man ein T-ESB, dass das Wicklungs- oder Übersetzungsverhältnis ü w 1 1 w 2 (8) aufweist. Die „Normierung“ des Übersetzungsverhältnisses auf „1“ setzt die entsprechende Anpassung der ESB-Elemente voraus, sodass das Gesamtverhalten identisch bleibt. 9 Grundlagen Man erhält bezogene Größen, indem man die jeweiligen Größen mit dem realen Übertragungsverhältnis multipliziert, bzw. dividiert. Die bezogenen Größen werden mit einem „ ´ “ gekennzeichnet (Gestrichene Größen). In Abbildung 9 sind die sekundärseitigen Größen auf die Primärseite bezogen worden. Abbildung 9: T-ESB mit bezogenen Größen Die bezogenen Sekundärgrößen unter Berücksichtigung des Übersetzungsverhältnisses sind: w U 2' 1 w 2 U 2 2 w 1 ' R2 R w 2 2 w I 2' 2 w 1 I 2 2 w 1 ' L 2S L w 2S 2 (9a) (9b) 10 Grundlagen 1.4 Eisenverluste Bislang wurden im T-ESB die Eisenverluste nicht berücksichtigt. Diese können mit einem reellen Widerstand RE, der der Hauptinduktivität L1H parallel geschaltet ist, modelliert werden, wie dies auch in Abbildung 10 erkannt werden kann. Dargestellt ist das T-ESB eines Transformators im Leerlauffall der Sekundärseite. Da kein Strom durch die Sekundärelemente fließt können diese vernachlässigt werden. Abbildung 10: Leerlauf-T-ESB unter Berücksichtigung der Eisenverluste und Zeitverläufe der Zweigströme, der Primärspannung und der magnetischen Flussdichte im Kern Die Querimpedanz Zq1, bestehend aus L1H und RE, ist für gewöhnlich wesentlich größer, als die Längsimpedanz ZL1 (dargestellt durch L1S und R1), wodurch die Annahme getroffen werden kann, dass eine angelegte primäre Wechselspannung U1 in etwa mit der sekundären Leerlaufspannung U‘20 übereinstimmt. Der Strom iL durch die ideale Hauptinduktivität L1H eilt dieser Spannung um exakt 90° nach. Damit ist dies ein rein imaginärer Blindanteil. Der Strom iE durch den Eisenverlustwiderstand verläuft hingegen in Phase mit der Spannung U20. Wie allgemein bekannt ist, addieren sich die beiden genannten Ströme vektoriell zum Primärstrom i1. Demnach ist die Phasenverschiebung des Primärstromes aufgrund der Eisenverluste geringer als 90°. Auf Grund des Zusammenhangs von u ~ d , siehe hierzu (3), muss zwischen der dt Flussdichte B und der Spannung u der Zusammenhang B ~ udt (10) gültig sein. 11 Grundlagen Also stellt B(t) in Abbildung 10 eine sin-Funktion dar. Der Zeitverlauf der magnetischen Feldstärke H entspricht wegen H ~ i dem des Stromes, siehe hierzu auch (2). Die magnetische Flussdichte B und Feldstärke H lassen sich nun in einem Zustandsdiagramm darstellen. Nimmt man nun die Hauptinduktivität als linear an (µr = konst.) und das darin keine Eisenverluste auftreten (RE ∞: iE 0A, i1 ≈ iL), so besteht eine lineare Proportionalität zwischen B und H. In Abbildung 11 ist dies als Gerade mit der Steigung µ0 * µr dargestellt, die pro Periode zweimal durchlaufen wird. Abbildung 11:Hysteresekurve einer linearen Hauptinduktivität und eines Eisenverlustwiderstandes Für den Fall, dass die Eisenverluste RE< ∞ sind, ist zu beachten, dass H ~ i1 ist. Es gilt somit nicht mehr die Annahme: H ~ iL. Das T-ESB mit den Eisenverlusten im Querelement ist für elektrische Netzwerkberechnungen ausgelegt und geht nicht detailliert auf die physikalische Entstehung eben dieser Verluste ein. Die Verlustströme im Eisenkern gehen aus dem Gesamtstrom der Wicklung hervor und sind damit in diesem enthalten. Daraus resultiert, dass für B = 0 bereits H > 0 gilt. Wird nun eine Periode betrachtet, dann stellt die B-H-Kurve eine Ellipse dar. Mit dem Wissen aus den Vorbemerkungen zur Größe des Widerstandes RE kann somit die Aussage getroffen werden, dass das Auftreten der Hysterese nicht das Charakteristikum einer nichtlinearen Induktivität ist. Diese wird nach wie vor als linear angenommen. 12 Grundlagen Die Fläche der Ellipse repräsentiert die spezifische Verlustenergie im Kern eines Transformators. Multipliziert mit dem Kernvolumen V des Blechpaketes und dividiert durch die Periodendauer T ergibt sich die Verlustleistung des Eisenkerns zu: U 2 V 20 P HdB VE T R E (11) Mit Hilfe von (11) besteht die Möglichkeit den Eisenverlustwiderstand explizit zu bestimmen. 1.5 Leerlauf- und Kurzschlussverhalten Im Falle eines sich im Leerlauf befindlichen Transformators, fließt an der Sekundärseite kein Strom. Wird nun auf der Primärseite eine Spannungsquelle angeschlossen, die eine Spannung Uq1 liefert, dann wird sich im Eisenkern folgender magnetischer Fluss ausbreiten: Nach (3) besteht der Zusammenhang, dass U q1 N* d dt (12) ist. Liefert die Spannungsquelle nun eine sinusförmige Quellspannung so gilt weiterhin: U q1 ^ u * sin( * t ) (13) Aus (4) und (5) folgt: ^ d u * sin( * t ) N * dt (14) Und umgestellt nach dem magnetischen Fluss ϕ ^ ^ u u * cos( * t ) * sin( * t ) *N *N 2 (15) 13 Grundlagen Das bedeutet, dass sich der magnetische Fluss bei sinusförmiger Anregung sinusförmig mit einem Phasenversatz von π / 2 im Eisenkern ausbreitet. Abbildung 12: Spannungs- und Flussverlauf beim sekundärseitigen Leerlauf Bei einem Kurzschluss an den sekundärseitigen Klemmen gilt: I ' 2 ( I L I E ) (16) Dadurch ist der Querzweig bestehend aus L1H und RE kurzgeschlossen ( unter Vernachlässigung von L2S‘ und R2` ). und es fällt keine Spannung über die Elemente ab. Damit kann das Transformator-ESB für den Kurzschlussfall in der Art geändert werden, dass die Querzweigelement L1H und RE entfallen. Abbildung 13: Kurzschluss ESB eines Transformators Im Ersatzschaltbild sind damit nur noch die Streuinduktivitäten und die Wicklungswiderstände enthalten. Physikalisch hebt sich der Hauptfluss mit dem Fluss über die Streuwege auf und wird kompensiert. Damit ist nur noch der Streufluss wirksam. 14 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2.1 Aufbau der Schalttafel Abbildung 12: Darstellung der Schalttafel 15 Beschreibung des Versuchsaufbaus 2.2 Elemente der Schalttafel Nr. Bezeichnung AC-Versorgung 1 Hauptsicherungsautomat 2 Stelltrafo 0 .. 10 V 3 Schmelzsicherung 2A Impulserzeugung 4 Schmelzsicherung 2A 5 Impulsgeber Schaltung 6 Umschalter AC- / Impulsbetrieb 7 Strommessshunt 8 Voltmeter Primärspannung 9 Voltmeter Sekundärspannung 9a Messbereichsumschalter für Voltmeter Sekundärspannung 10 Amperemeter Primärstrom 10a Messbereichsumschalter für Amperemeter Primärstrom 11 Amperemeter Sekundärstrom 12 Belastungswiderstände 13 Belastungskondensatoren 2.3 Daten des Transformators Primäre Windungszahl n1 =300 Sekundäre Windungszahl n2 =1500 Kernquerschnitt im Hauptschenkel AE =1,4575·10-4 m2 Mittlere Eisenweglänge lE =0,126 m 16 Messaufgaben und Versuchsauswertung 3 Messaufgaben Vorbereitungen vor Versuchsbeginn: Hauptsicherungsautomat 1 ausschalten (roter Hebel) Netzstecker anschließen Alle Steckbrücken entfernen Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Impulsdauerschalter 5 auf Stellung "AUS" stellen Stelltrafo2 zum linken Anschlag drehen Hauptsicherungsautomat 1 einschalten 3.1 Übertragungsverhalten des Transformators Das Übertragungsverhalten des Transformators bei Wechselstromerregung ist maßgeblich von der magnetischen Kopplung zwischen Primär- und Sekundärkreis abhängig. Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs soll das Spannungsübersetzungsverhältnis ü und der Primärstrom I1des Transformators in Abhängigkeit von der Primärspannung U1gemessen werden. Vorbereitung: Eisenkern in den Transformator einbauen (Achtung! Luftspalt vermeiden!!!) Strommessshunt 7 überbrücken Amperemeter für Primärstrom 10 einschleifen Messbereich für Primärstrom 10a auf 200 mA einstellen Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden Voltmeter für Sekundärspannung 9 verbinden Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 200 V einstellen Stelltrafo2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgabe: 17 Messaufgaben und Versuchsauswertung Messen Sie die sekundäre Leerlaufspannung U20und den Primärstrom I1in Abhängigkeit der Primärspannung U1im Bereich 0 V U16 V am Transformator mit Eisenkern. Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Eisenkern vollständig aus dem Transformator entfernen Messbereich für Primärstrom 10a auf 2 A einstellen Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 2 V einstellen Stelltrafo2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgabe: Messen Sie die sekundäre Leerlaufspannung U20und den Primärstrom I1in Abhängigkeit der Primärspannung U1im Bereich 0V U11V (!)am Transformator ohne Eisenkern. Auswertung: Skizzieren Sie die gemessenen sekundären Leerlaufspannungen U20über der Primärspannung U1 mit und ohne Eisenkern in Diagramm 1. Skizzieren Sie die gemessenen Primärströme I1über der Primärspannung U1mit und ohne Eisenkern in Diagramm 2. Welche Aussagen können über das reale Spannungsübersetzungsverhältnis bezogen auf das Windungszahlenverhältnis gemacht werden bei guter bzw. schlechter magnetischer Kopplung zwischen Primär- und Sekundärwicklung? 18 Messaufgaben und Versuchsauswertung Begründen Sie die unterschiedlichen Stromsteilheiten (vgl. Abb.8). 3.2 Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente Zur Bestimmung der Ersatzschaltbildelemente nach Bild 1.8 sind mehrere Messungen notwendig. Die Wicklungswiderstände R1 und R2 können direkt mit einem Ohmmeter an den Wicklungsanschlüssen gemessen werden. Zur Bestimmung der Streuinduktivitäten wird der so genannte Kurzschlussversuch durchgeführt. Bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung sind die Ersatzschaltbildelemente im Querzweig vernachlässigbar und man erhält das in Abbildung 13 dargestellte Kurzschlussersatzschaltbild. Abbildung 13: Kurzschlussersatzschaltbild eines Transformators Die Querelemente des Transformatorersatzschaltbildes werden mit Hilfe des Leerlaufversuchs bestimmt. Da für den Sekundärstrom im Leerlauffall I2= 0 gilt, gibt es keinen Spannungsabfall über den Sekundärelementen L'2S und R'2. Daher kann an den Klemmen der Sekundärwicklung die Spannung über der Querimpedanz gemessen werden. Das für den Leerlauffall vereinfachte Ersatzschaltbild ist in Abbildung 14 zu sehen. Abbildung 14: Leerlaufersatzschaltbild eines Transformators Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen 19 Messaufgaben und Versuchsauswertung Eisenkern in den Transformator einbauen Verbindungen zu den Voltmetern für Primärspannung 8 und Sekundärspannung 9 trennen Verbindungen zum Amperemeter für Primärstrom 10 trennen Messaufgabe: Bestimmen Sie mit einem Multimeter die Ohmschen Wicklungswiderstände R1und R2. R1=__________ R2=__________ Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Amperemeter für Primärstrom 10 verbinden Messbereich für Primärstrom 10a auf 2 A einstellen Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden Amperemeter für Sekundärstrom 11 verbinden und Sekundärseite mit Laborkabel kurzschließen Stelltrafo2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgabe: Führen Sie den Kurzschlussversuch bei einer Primärspannung von U1= 1 V durch. Messen Sie dabei den Primärstrom I1 und den Sekundärstrom I2. U1 =__________ I1=__________ I2=__________ Auswertung: Bestimmen Sie mit Hilfe der bekannten ohmschen Wicklungswiderstände R1 und R2 aus dem Kurzschlussversuch die gesamte Längsreaktanz des Transformators Xl und die sich daraus ergebende gesamte Streuinduktivität Ls, die sich aus beiden ’ Streuinduktivitäten L1S und L 2S zusammensetzt. (Vgl. Abb. 12) |Zl| =__________ Xl=__________ LS=__________ Beachten Sie dabei, dass Sie nur Beträge messen können, sich die komplexe Längsimpedanz jedoch wie folgt zusammensetzt: . 20 Messaufgaben und Versuchsauswertung Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Kurzschlussbrücke entfernen Verbindungen zum Voltmeter für Sekundärspannung 9 entfernen Verbindungen zum Amperemeter für Primärstrom 10 entfernen Amperemeter für Primärstrom 10 überbrücken Verbindungen zum Amperemeter für Sekundärstrom 11 entfernen Strommessshunt 7 mit Oszilloskop (Kanal 1) verbinden (Masse am linken Anschluss) Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden Sekundärspannung mit 1:10-Tastkopf abgreifen (Kanal 2) (Masse am unteren Anschluss!) Oszilloskopeinstellungen: Zeitbasis: 5 ms/div, Empfindlichkeit Kanal 1: 20 mV/div, Empfindlichkeit Kanal 2: 5 V/div (bzw. Maximum) Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgabe: Führen Sie den Leerlaufversuch bei einer Primärspannung von U1= 1 V durch. Messen Sie den Primärstrom I1und die Sekundärspannung U2 mit Hilfe des Oszilloskops. Bestimmen Sie mit Hilfe des Oszilloskops den genauen Phasenwinkel j zwischen Primärstrom I1und Sekundärspannung U2. I1=__________ U2=__________ t =__________ φ =__________ Auswertung: Berechnen Sie aus den Daten des Leerlaufversuchs die Querimpedanz |Zq| des Transformators. Bestimmen Sie mit Hilfe des Phasenwinkels φ daraus den Eisenverlustwiderstand RE, die Querreaktanz XH und daraus die Hauptinduktivität LH. Fertigen Sie zur Verdeutlichung der komplexen Werte ein (skizzenhaftes) Zeigerdiagramm an. (Parallelschaltung! Vgl. Abb. 14) |Zq| =__________ cos φ=__________ RE=__________ XH=_____________ LH=__________ 21 Messaufgaben und Versuchsauswertung 3.3 Magnetisierungskurve (Hysteresekuve) Eine in Bild 1.4 dargestellte Hysteresekurve ergibt sich durch Auftragen der magnetischen Flussdichte B über der magnetischen Feldstärke H bei periodischer Erregung. Für eine Spulenanordnung mit einem magnetischen Kern ergibt sich für die magnetische Feldstärke H in sehr guter Näherung (12) Dabei ist n die Windungszahl der Spule, I der Erregerstrom und lEdie mittlere Weglänge der magnetischen Feldlinien im Eisen. Die Magnetische Flussdichte kann aus der induzierten Sekundärspannung ermittelt werden. Nach dem Induktionsgesetz gilt für sie (13) Dabei ist n2 die sekundäre Windungszahl, Φ der magnetische Fluss im Kern und A die Querschnittsfläche des Kerns. Für eine oszilloskopische Darstellung der Magnetisierungskurve bleibt festzuhalten, dass die magnetische Feldstärke H proportional zum Erregerstrom I1und die magnetische Flussdichte B proportional zum zeitlichen Integral über die Sekundärspannung ist. Als Spannungsintegrator kann im einfachsten Fall ein RC-Tiefpaß verwendet werden, welcher weit oberhalb seiner Grenzfrequenz betrieben wird. Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Amperemeter für Primärstrom 10 überbrücken Oszilloskop auf X-Y-Betrieb einstellen (Knopf „Display“ -> Format) Strommessshunt 7 mit Oszilloskop verbinden (X-Kanal, Kanal 1) RC-Tiefpass (R = 100 kΩ, C = 3,3 µF) aufbauen und sekundärseitig verbinden. 22 Messaufgaben und Versuchsauswertung Ausgang des Tiefpasses mit Oszilloskop verbinden (Y-Kanal, Kanal 2) (Achtung! Untere Sekundärklemme des Transformators trägt Massepotential!) Oszilloskopeinstellungen: Empfindlichkeit Kanal 1: 50 mV/Div, Empfindlichkeit Kanal 2: 100 mV/Div Stelltrafo 2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Abbildung 15: RC-Tiefpass Messaufgabe: Stellen Sie auf dem Oszilloskop die Magnetisierungskurve für den Transformatorkern bei einer Primärspannung von U1= 6 V dar. Beobachten Sie die qualitative Änderung der Kurve bei Variation der Primärspannung im Bereich 2 V ≤ U1≤ 7 V Auswertung: Erläutern Sie den typischen Verlauf der Magnetisierungskurve. Was bedeutet der Begriff "Sättigung" in diesem Bild? Wie verhält sich die Hysteresekurve bei Variation der Spannung? Welche Aussage lassen sich über die Verluste treffen? Welche Funktion hat der RC-Tiefpass hier? Wieso wird auf diese Art die Hysteresekurve dargestellt? 23 Messaufgaben und Versuchsauswertung 3.4 Belastungsverhalten Vorbereitung: Versorgungsumschalter 6 auf Mittelstellung stellen Alle Verbindungen zum Oszilloskop entfernen Voltmeter für Primärspannung 8 verbinden Voltmeter für Sekundärspannung 9 verbinden Messbereich für Sekundärspannung 9a auf 200 V einstellen Strommessshunt 7, Amperemeter für Primärstrom 10 und Amperemeter für Sekundärstrom 11 überbrücken Stelltrafo2 zum linken Anschlag drehen Versorgungsumschalter 6 nach oben auf AC-Versorgung stellen Messaufgaben: Messen Sie die Sekundärspannung U2 bei konstanter (bei Bedarf nachregeln) Primärspannung U1= 6 V mit verschiedenen Belastungswiderständen, die Sie im Versuchstand vorfinden. Messen Sie die Sekundärspannung U2 bei konstanter (bei Bedarf nachregeln) Primärspannung U1= 6 V mit verschiedenen Belastungskapazitäten, die Sie im Versuchstand vorfinden. Auswertung: Tragen Sie in Diagramm 3 die Sekundärspannung U2 über dem Belastungswiderstand RLauf und erklären Sie den Verlauf anhand des Ersatzschaltbildes. Tragen Sie in Diagramm 4 die Sekundärspannung U2über der Belastungskapazität CLauf und erklären Sie den Verlauf anhand des Ersatzschaltbildes. 24