Handelsbeziehungen zwischen Invest.- und Konsum-Industrie (Einfache Warenproduktion, Ziel Konsumtion) In der aktuellen Wirtschaftswissenschaft wird viel mit Modellen gearbeitet. Die Modelle sind Vereinfachungen, an denen bestimmte Eigenschaften der Wirklichkeit untersucht werden sollen. Das Modell: Das vorliegende Wirtschaftsmodell besteht aus zwei Sektoren, in denen die Unternehmen entsprechend ihrer Produktionsziele zusammengefasst sind: die Investitionsindustrie (SekI) mit dem Ziel der Herstellung von Produktionsmittel im weitesten Sinn und die Konsumgüterindustrie (SekII), die Konsumgüter und Leistungen herstellt. Das Modell geht davon aus, dass alle Bedingungen für die Produktion von Güterwerten durch die menschliche Arbeit bestimmt werden, während die meisten heutigen Ökonomen im Gegensatz zu früheren Ökonomen, wie Adam Smith, in der Arbeit nur einen neben anderen Faktoren sehen. Es wird eine Volkswirtschaft (VW) der einfachen Warenproduktion betrachtet, in der das gesamte Produzierte auch verbraucht wird. Es soll demnach Markträumung stattfinden, sonst gibt es wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es ist klar, dass die Konsumindustrie Voraussetzung für die Investitionsindustrie ist, weil sie die notwendige Güter für die Reproduktion der in der Investitionsindustrie Beschäftigten herstellt. Das ist die zentrale Annahme des Modells Hintergrund: Auf der betriebswirtschaftlichen Ebene wird der Produktionspreis (pr) bestimmt durch die Kosten für die Abschreibung (Produktionsmittelverbrauch), dem Lohn und dem Profit. Die Kosten für die Produktionsmittel werden als konstantes Kapital (c ), der Lohn als variables Kapital (v) bezeichnet. Daraus ergibt sich der Profit (p) als Restgröße (Residuum). Diese Größen werden in Geld buchhalterisch wie folgt ausgedrückt: c + v + p = pr Diese Darstellung unterstellt, dass neben Arbeit (variables Kapital) das Sachkapital Produktionswerte herstellt. Aber auch Produktionsmittel werden durch Arbeit hergestellt. Auf der volkswirtschaftlichen Ebene können alle Produktionskosten, die betriebswirtschaftlich den Preis bestimmen, wie die Bereitstellung von Rohstoffen, Erwerb und Abschreibung von Produktionsmitteln, in Lohn und Profit aufgegliedert werden, da auch sie auf Arbeit basieren. Deswegen bezieht sich das Modell auf der VW-Ebene nur auf die Arbeit: Gesamtpreisvolumen (Pr) = Preisvolumen des Reproduktionsaufwandes (V) + Preisvolumen des Mehrproduktes (P) Pr = V + P Der Preis steht für den Wert des Produzierte, ist aber nicht dieser selbst, sondern seine numerische Erscheinung. Der Profit ist die quantitative Beschreibung des Mehrproduktes in der allgemeinen Form des Geldes. Das Preisvolumen des Reproduktionsaufwandes entspricht dem Gesamtlohn (V) und das Preisvolumen des Mehrproduktes dem Gesamtprofit (P). Darüber hinaus wird angenommen, dass der Profit zur Erneuerung des abgeschriebenen Sachkapitals investiert wird (einfache Warenproduktion) und der Unternehmer, wie ein Manager Lohn erhält. Der Unternehmerlohn ist also dem variablen Kapital zuzuschlagen. Er ist nicht Teil des Profits. Insofern wird nicht ein Teil des Profits (Mehrwert) zum Kauf von Konsumgütern benutzt, wie das manche Ökonomen sehen. Konkretisierung: Ausgangspunkt der Beziehung ist also die Konsumgüter-Industrie (SekII), da sie für die Gesamtheit aller in Unternehmen Beschäftigten (WT) die Güter für den Reproduktionsaufwand herstellt. Die Bereitstellung dieser Güter bestimmt für die Investitionsgüter-Industrie (SekI) die Beschäftigungszahl (zI). Die gesamte Konsumgüterproduktion setzt sich zusammen aus der Konsumgüter-Menge für die Beschäftigten der Konsum-Industrie (zII) und die der Investitionsgüter-Industrie (zI). Wie groß ist nun zI? Bestimmung der Beschäftigtenzahl In der Volkswirtschaft der einfachen Warenproduktion findet Markträumung statt. Für Konsumgüter versteht sich dies von selbst: die Wirtschaftstätigen als Gesamtklasse erhalten das von den Unternehmen vorgeschossene Geld (Lohn) und kaufen damit die angebotenen Konsumgüter (Austausch von Arbeitskraft gegen Reproduktion = gerechter Lohn). Bei den Investitionsgüter handelt es sich um den Ersatz bestehender Produktionsmittel (Abschreibung). 1 In der Konsumindustrie setzt sich die gesamte Mengenproduktion aus der Menge für den Reproduktionsaufwand (vereinnahmte Konsumgüter) der Beschäftigten und dem Mehrprodukt zusammen, dass diese darüber hinaus produzieren: Gesamtproduktionsmenge = Menge d. Reproduktionsaufwand + Menge d. Mehrproduktes. Die Gesamtproduktionsmenge wird in einem Gesamtarbeitszeitvolumen produziert. Das Gesamtarbeitszeitvolumen ist die Summe der Jahresarbeitszeit aller Beschäftigten, z. B. wird in der Konsumindustrie bei 45 Mill. Beschäftigten und einer Jahresarbeitszeit (J) von 2 Tsd. h/WT (40h/Wo * 50 Wo/Jahr) 90 Mrd. h (Zahl der Beschäftigten zII * Jahresarbeitszeit/Beschäftigten J bzw. zII*J) angenommen. Dieses Gesamtarbeitszeitvolumen verteilt sich entsprechend der produzierten Gütermengen auf die Menge des Reproduktionsaufwandes und die des Mehrproduktes: Gesamtarbeitszeitvolumen (GA) = Arbeitszeitvolumen Reproaufwand (Av) + Arbeitszeitvolumen Mehrprodukt (Ap) GA = Av + Ap Die Gesamtproduktionsmenge erzielt durch Verkauf ein gesamtes Preisvolumen, das sich entsprechend der produzierten Gütermenge und damit auch entsprechend der Arbeitszeitvolumina verteilt. Bestimmung der Preise (s.u.) In der kapitalistischen Wirtschaft werden Waren gegen Geld (Preis) und Geld gegen Waren getauscht. So kommt über die Preisgestaltung der Warentausch zustande. Wie kommt es aber zur Preisgestaltung? Da alle Waren durch Arbeit produziert werden mit Hilfe von Produktionsmittel, die wiederum durch Arbeit entstehen, sind die Preise durch die Kosten der Arbeitszeit gestaltet. Diese Kosten entsprechen dem Produkt aus Arbeitszeit mal Stundenpreis = Preis. Insofern ist der Preis proportional zur Arbeitszeit. Im Stundenpreis (Stdpr) sind die Lohnkosten (genauer Stundenlohn StdL) und der Profit enthalten (Stdpr = StdL/(1-P'), s. Anhang). Er wird für einen Wirtschaftsraum bestimmt durch den Quotienten aus der gesamtwirtschaftlichen in Preisen ausgedrückten Produktion (BIP) und dem gesamtwirtschaftlichen Arbeitszeitvolumen. Letzteres ist die Summe aller erbrachten Arbeitsstunden. Er ist Ausdruck der Produktivität der Arbeitskraft. Nach Wikipedia wird dies die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität (Pi) genannt. Arbeitsproduktivität (Pi)=BIP/Arbeitszeitvolumen, wobei BIP das reale Bruttoinlandsprodukt in Preisen ist. Der Quotient aus Gesamtpreisvolumen und Gesamtarbeitszeit ergibt also den durchschnittlichen Stundenpreis (Stdpr), mit dem das entsprechende Arbeitszeitvolumen multipliziert werden muss, um die entsprechenden Preisvolumina zu erhalten. (s. Exkurs I) Gesamtpreisvolumen = Preisvolumen Reproaufwand + Preisvolumen Mehrprodukt GA* Stdpr = Av* Stdpr + Ap* Stdpr Pr = V + P Profitrate Das Preisvolumen des Mehrproduktes ist nichts anderes als die Summe aller Profite, ausgedrückt in Geldeinheiten, der jeweiligen Industrie. Der Quotient aus Preisvolumen Mehrprodukt und Gesamtpreisvolumen ergibt die durchschnittliche allgemeine Profitrate der Konsumindustrie (P' = V/Pr): Allgemeine Profitrate P' = Preisvolumen Mehrprodukt/Gesamtpreisvolumen. P' = P/Pr Wie ausgeführt, findet die Gesamtproduktionsmenge in einer Gesamtjahresarbeitszeitvolumen (zII*J) statt, die für die Konsumindustrie mit 90 Mrd. h angenommen wird (45 Mill. * 2 Tsd.). Davon fallen 90%, also 81 Mrd. h auf die Produktion der Konsumgüter für den Repro.-Aufwand der in der Konsumindustrie (SekII) Beschäftigten. In der restlichen Zeit von 10% (Profitrate P'II= 0,1), also 9 Mrd. h (J*zII*P'II) arbeiten die Werktätigen (WT) für die Produktion der Mehrproduktes in Form von Konsumgüter (s.Anhang). Der Verkauf des Mehrproduktes, bestehend aus Konsumgüter, an die Beschäftigten der Investitionsindustrie (SekI), das diese für ihren Reproduktionsaufwand benötigen, finanziert dann den Erwerb der zu ersetzenden Investitionsgüter. Der Profit und damit der Mehrwert wird also gleich investiert. 2 Es wird nun angenommen, dass das Konsumverhalten der Beschäftigten von SekI und SekII gleich ist und außerdem, dass in beiden Sektoren die gleich Jahresarbeitszeit/Beschäftigten gilt: J=JI+JII Da 45 Mill. Beschäftigte der Konsumindustrie mit 81 Mrd. h [J*zII*(1-P'II)] ihren Reproduktionsaufwand befriedigen, würden die in 9 Mrd. h (J*zII*P'II) produzierten Güter bei gleichem Konsumverhalten 9 Mrd. h*45 Mill./81 Mrd. h=5 Mill. Beschäftigten der Investitionsindustrie ihren Reproduktionsaufwand bestreiten können; allgemein ausgedrückt: zI=J*zII*P'II*zII/J*zII*(1-P'II) Unter der Annahme, dass die Jahresarbeitszeit und das Kosumverhalten für SekI und SekII gleich ist folgt: zI=zII*P'II/(1-P'II) bzw zI/zII = P'II/(1-P'II) Die Zahl der Beschäftigten in der Investitions-Industrie wird nur durch die Zahl der Beschäftigten in der Konsum-Industrie und der dortigen durchschnittlichen allgemeinen Profitrate bestimmt. Die Beschäftigten der Investitions-Industrie haben nun eine Gesamtarbeitszeit zu Verfügung, die sich wie im SekII aus der Beschäftigtenzahl zI, hier 5 Mill. WT (45 Mill.*0,1/0,9) multipliziert mit der durchschnittlichen Jahreszeit, hier 2 Tsd. h/WT/J, ergibt, hier 10 Mrd. h oder allgemein J*zI. In dieser Zeit werden sowohl die für SekII als auch SekI benötigten Investitionsgüter produziert., und zwar wird angenommen, dass in 88% der Gesamtarbeitszeit - hier 8,8 Mrd. h oder allgemein J*zI*(1-P'I) - für SekII gearbeitet wird und die Beschäftigten von SekI dafür einen Lohn erhalten, mit dem sie die als Mehrprodukt bereitgestellten Konsumgüter für ihren Reproduktionsaufwand kaufen. Die Konsum-Industrie erhält dadurch die Finanzmittel, um die in dieser Zeit für sie hergestellten Investitionsgüter zu kaufen. Die restlichen Zeit hier 1,2 Mrd. h (P'I=12% bzw. 0,12) oder allgemein J*zI*P'I – dient als Mehrprodukt der Herstellung von Investitionsgütern für SekI, die verbraucht werden (Abschreibung). Zusammenfassung Für dieses Modell wurden festgelegt. Festlegung Anzahl der Beschäftigten (WT) in SekII Anzahl aller Arbeitsstunden pro WT u. Jahr = zII Beispiel: 45 Mill. =J 2 Tsd. (für SekI und SekII gleich= 40h/Wo * 50 Wo/Jahr) = P'II 0,10 = P'I 0,12 10 € für SekI und SekII gleich Profitrate in SekII Profitrate in SekI Stundenpreis SekII Durchschn. Kosum/WT und Jahr Beschäftigungszahl Daraus ergibt sich die Beschäftigungszahl SekI mit zI=zII*P'II/(1-P'II) 45 Mill.*0,1/0,9=5 Mill. WT Bestimmung der Arbeitszeit Die Arbeitszeit ergibt sich aus der Zahl der Beschäftigten in einem Sektor multipliziert mit ihrer durchschnittlichen Jahresarbeitszeit: SekII Gesamtarbeitszeit SekII = zII*J 45Mil*2 Tsd h = 90 Mrd h Arbs.zeit f. Konsumgüter SekI: AvI =zII*J*P'II 90 Mrd. h*0,1 = 9 Mrd. h (Herstellung Mehrprodukt SekII): Arbeitszeit f. Repro d. WT SekII: AvII = zII*J*(1-P'II) 90 Mrd. h*0,9 = 81 Mrd. h SekI Auch hier gilt, dass die Arbeitszeit sich aus dem Produkt von z und J ergibt. Gesamtarbeitszeit SekI = zI*J 5 Mill.*2 Tsd. h = 10 Mrd. h Arbtszeit f. Invest.g. SekI: AcI = zI*J*P'I 10 Mrd. h*0,1 = 1,2 Mrd. h (Herstellung Mehrprodukt SekI) Arbtszeit f. Invest.g. SekII: AcII = zI*J*(1-P'I) 10 Mrd. h*0,88 = 8,8 Mrd. h = zII*P'II*J*(1-P'I)/(1-P'II) 3 Preise Bestimmung der Preise (s.o.) ergeben sich aus dem Produkt von den jeweiligen Zeiten mal dem jeweiligen Stundenpreis: Bei vollständiger Markträumung muss gelten (wirtschaftsnotwendige Forderung): AcII * Std.pr I = AvI * Std.pr II (s.ExkursII) dann ist StdprII=AcII*StdprI/AvI=8,80*10/9=9,78 TabelleI rot=gesetzt Stundenlöhne Die vorgegebenen Daten des Modells führen zu gleichen Stundenlöhnen in beiden Sektoren. Im durchschnittlichen Stundenpreis ist der Profit und der durchschnittliche Stundenlohn (StdL) enthalten. Der Zusammenhang wird durch folgende Formel beschrieben: Stdpr = StdL/(1-P') (Ableitung s. Anhang) Gleiches Arbeitszeitvolumen für die verkauften Warengüter Im Folgenden wird gezeigt, dass unter den Voraussetzungen des Modells bei gleichen durchschnittlichen allgemeinen Profitraten in SekI und SekII, das Arbeitszeitvolumen für die Produktion der für die Beschäftigten in SekI notwendigen Reproduktionsgüter gleich dem Arbeitszeitvolumen ist, in dem SekI die für SekII nötig zu ersetzenden Investitionsgüter herstellt.: AvI = zII*P'II*J AcII = zII*P'II*J*(1-P'I)/(1-P'II) Aus P'II=P'I=P' folgt (s.Tabelle II) AcII=AvI =zII*P'II*J 4 TabelleII Ersatzinvestition vorgegeben Vorgegebene Größen rot Einfache Warenproduktion Investitionsindustrie SekI Konsumindustrie SekII Sektoren Arbzt h Mrd Preis € Mrd. Profitrate p' Sektoren Arbzt h Mrd Preis € Mrd. SekI 1,00 10,00 0,100 Sek II 9,00 90,00 A cI cI/pI AvI vI/pII Sek I 9,00 90,00 Sek II 81,00 810,00 A cII cII AvII vII Summe 10,00 100,00 Summe 90,00 900,00 LohnstckK 0,900 0,900 WT Anz. Mill Std.lohn € Std.preis € cII*Std.prI Std pro WT/J allg. Profitrate p' 5,00 9,00 10,00 ⇾ 90,00 AcII*Std.prI 2000,00 0,10 10,00 % Abschreibg WT Anz. Mill 45,00 ∑= Std.lohn € 9,00 Std.preis € 10,00 vI*Std.prII ⇾ 90,00 AvI*Std.prII Std pro WT/J p' 0,100 50,00 2000,00 0,10 AcII*Std.prI = AvI*Std.prII 10,00 % Abschreibg Wenn die durchschnittlichen allgemeinen Profitraten in beiden Industriesektoren sich angleichen, sind die Zeitintervalle (im Modell 9 Mrd. h) für den Austausch der nötigen Warengüter gleich. Für die Volkswirtschaft ist wichtig, dass die produzierten Waren auch gekauft werden und keine übrig bleiben, dass also Markträumung stattfindet. Unternehmen, deren Waren unverkäuflich sind, gehen in Insolvenz. Für diese Markträumung muss das Preisvolumen der Anbieter gleich dem des Nachfragers sein. (s. Exkurs II) Da das Preisvolumen aus dem Produkt von Stundenpreis mal Arbeitszeit gebildet wird, gilt die Formel: durchschn. Stundenpreis I*Arbeitszeitvolumen II=durchschn. Stundenpreis II*Arbeitszeitvolumen I StdprI*AcII = StdprII*AvI Die unterschiedliche Werte dieser Variablen hängen von den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen ab. Im obigen Modell führt eine einheitliche Profitrate zu gleichen Zeitintervallen (hier 9Mrd. Std.) für den Mengenaustausch der nötigen Warengüter. Getauscht werden aber nicht Güter, sondern Güter gegen Geld und Geld gegen Güter. Bei Markträumung muss das Geldvolumen als Produkt von durchschn. Stundenpreis mal Arbeitszeitvolumen gleich sein. Gleiches Arbeitszeitvolumen fordert deswegen auch gleichen durchschnittlichen Stundenpreis. Unter den Bedingungen gleiche Profitrate und Arbeitsproduktivität, gleiche Jahresarbeitszeit und gleiches Konsumverhalten kommt es im Modell zu gleichen Zeitintervallen (Arbeitszeitvolumen) für die auszutauschenden Waren Lohnstückkosten Am Modell ist zu sehen, dass bei gleicher durchschnittlichen Arbeitszeit und gleicher Arbeitsproduktivität in der verschiedenen Sektoren vollständige Markträumung der jeweilig produzierten Güter möglich ist. Das ist auch im Vergleich mit den jeweiligen Lohnstückkosten sichtbar. Die realen Lohnstückkosten werden nach Wikepedia definiert als Quotient aus Arbeitnehmerentgelt und nominales BIP (BIP zu aktuellen Preisen) im vorliegenden Fall also aus Reproduktionskosten und Gesamtkosten: Lohstückkosten II = zII*J*StdprII*(1-P'II)/(zII*J*StdprII) = (1-P'II) Lohstückkosten I = zI*J*StdprI*(1-P'I)/ zI*J*StdprI = (1-P'I) Letztlich führt die rechnerische Kürzung zu den Ausdrücken (1-P'II) für die Lohnstückkosten in SekII und (1-P'I) für SekI. Bei P'I=P'II sind die Lohnstückkosten gleich. Gleiche Stücklohnkosten würden auf eine angeglichene Profitrate zwischen den beiden Wirtschaftssektoren hinweisen 5 Anhang: Zusammenhang von Stundenpreis und Stundenlohn Der durchschnittliche Stundenpreis Stdpr wird aus dem Quotienten von Gesamtpreis (pr=Summe aller Güterpreise) und dem gesamten Arbeitszeitvolumen (GA) errechnet: Stdpr = pr/GA (1) Die Summe aller Güterpreise entspricht der Summe aus Lohnkostensumme (V) und Summe aller Profite (P): Pr=V + P (2) ¹ Das Produkt aus durchschnittlichem Stundenlohn (StdL) und gesamtem Arbeitszeitvolumen (GA) ergibt die Lohnkostensumme (V): V= StdL * GA (3) ² Außerdem gilt: P=Pr * P' (4) Die Gleichungen (3) und (4) eingesetzt in (2) ergeben: Pr=StdL * GA + Pr * P' (5) in (1) eingesetzt ergibt: Stdpr = ( StdL * GA + Pr * P')/GA oder Stdpr = StdL + Stdpr * P' umgeformt und ausgeklammert Stdpr * (1-P')=StdL Ergebnis: Stdpr = StdL /(1-P') (1) Bestimmung der Stundenlöhnen beider Sektoren des Modells Voraussetzung des Modells ist die Markträumung: das Preisvolumen der verkauften Konsumwaren an die Investitionsindustrie (vI) muss gleich dem Preisvolumen der verkauften Investitionswaren an die Konsumindustrie (cII) sein. Dann gilt: AcII*StdprI = AvI * StdprII (2) (AcII=Arbeitszeit zur Herstellung der Investitionswaren SekII; AvI Arbeitszeit zur Herstellung der Konsumwaren für SekI) Aus (1) folgt: StdLI = StdprI*(1-P'I) StdLII = StdprII*(1-P'II) (5) aus (2) Umformung: StdprII = AcII*StdprI/AvI Einsetzen von (3); und J StdprII = AcII*StdprI/(zII*J*P'II) Einsetzen von (4): P'I = Abschreibungsfaktor (Profitrate I) P'II = Abschreibungsfaktor (Profitrate II) |AvI=zII*J*P'II (3); (s.o) zII = Zahl Beschäftigten SekII; J = einheitl. Arbeitsstd./WT |zI/zII=P'II/(1-P'II) Umformung: zI=zII*P'II/(1-P'II) |AcII=zI*J*(1-P'); (s.o) und Einsetzen: |AcII=zII*J*P'II*(1-P'I)/(1-P'II) (4) StdprII = StdprI*(1-P'I)/(1-P'II) (6) Einsetzen von (6) in (5): StdLII = StdprI*(1-P'I)*(1-P'II)/(1-P'II), daraus folgt: StdLII = StdprI*(1-P'I) = StdLI Unter der Bedingung gleicher durchschnittlicher Stundenlohn (StdLI=StdLII) und gleicher Profitrate (P'I=P'II) sind die durchschn. Stundenpreise beider Sektoren gleich (StdprI=StdprII) und damit auch die durchschnittlich gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit (dgnAz I= dgnAz II). Unter diesen Bedingungen tauschen die Sektoren ihre Waren vollständig wertgleich (äquivalent) aus. Anmerkungen: 1 Auf der volkswirtschaftlichen Ebene können alle Produktionskosten, die betriebswirtschaftlich den Preis bestimmen, wie die Bereitstellung von Rohstoffen, Erwerb und Abschreibung von Produktionsmitteln, in Lohn und Profit aufgegliedert werden, da auch sie auf Arbeit basieren. 2 Das gesamte Arbeitszeitvolumen (GA) schließt auch den unbezahlten Teil ein. Beispiel: Bei einem Arbeitstag von 8 Std. und einer Profitrate von P'=0,1 wird 7,2 Std. für den Lohn (8 Std.*(1-P')) und 0,8 Std. für den Profit gearbeitet. 6 Exkurs I Der Stundenpreis ist der Preis für die Herstellung einer Wareneinheit in einer dafür notwendigen Arbeitszeit. Diese Wareneinheit kann die unterschiedlichsten Dimensionen haben (Kg, m, to, Stck usw.). Er vermittelt den Preis einer Wareneinheit mit ihrem Wert. Er ist abhängig von den gesellschaftlichen Verhältnissen und kann nur im Nachhinein bestimmt werden, weil er dem dynamischen Prozess der Profitmaximierung unterliegt. Erhöht sich nun die Produktivität der Produktion, so verkürzt sich diese Arbeitszeit. (s. Anmkg) Das bedeutet aber auch, dass der mögliche Warenwert sich verringert. Durch Konkurrenz und Investition wird im kapitalistischen Wirtschaftssystem die Produktivität ständig erhöht und damit wird auch die möglichen Warenwerte ständig entwertet. Die Waren werden billiger. Da es im Kapitalismus um die Produktion von Warenwerten geht und damit um die Verwertung der Arbeitskraft, nämlich quantitativ um den in den Warenwerten enthaltenen Mehrwert, zeigt sich hier die Krisenhaftigkeit dieses Wirtschaftssystems:“Die Arbeit läuft aus wie Wasser aus einem leckhaltigen Tank“ ( s. R. Kurz, Der Tod des Kapitalismus, S. 277). Das Paradox dieser Produktivitätsentwicklung führt zur inneren Schranke des Kapitalismus. Diese Entwicklung bedeutet eine Vergrößerung des relativen Mehrwertes, der darin besteht, dass bei gleichem Arbeitstag und Reallohn die bezahlte, der Reproduktion der Arbeitskraft dienende Arbeitszeit gegenüber der unbezahlten Mehrarbeitszeit verringert wird. Die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerungsteil verringert sich. Derselbe Effekt tritt bei einer Lohndrückerei ein, d.i. die Erhöhung des relativen Mehrwertes bei gleichzeitiger Verringerung der Kaufkraft. Versuche, dieser Krise zu entgehen, bestehen in der äußeren und inneren Expansion: Expansion nach „außen“ : Globalisierung • schrittweise Eroberung aller schon vor dem Kapitalismus bestehenden Produktionszweige • Überführung der Arbeitsbevölkerung in die Lohnabhängigkeit • Eroberung des geografischen Raums Expansion nach „innen“ : • Schaffung neuer Produktionszweige • Schaffung neuer Bedürfnisse • Massenkonsum • Eroberung des abgespaltenen „weiblichen“ Raums der Reproduktion der Arbeitskraft • Flucht in das fiktive Kapital (Finanzmarkt; aus vorhandenem Geld mehr Geld zu machen: G-G‘) Nun sind die Räume, in die das Kapital expandiert, sind endlich und irgendwann ausgefüllt. Dazu Robert Kurz 1986 in „Die Krise des Tauschwerts“: „Damit bricht die bisherige historische Kompensation für die im relativen Mehrwert angelegte absolute innere Schranke der kapitalistischen Produktionsweise zusammen. Die massenhafte Eliminierung lebendiger Produktionsarbeit als Quelle der Wertschöpfung kann nicht mehr durch neu in die Massenproduktion tretende „verwohlfeilerte“ Produkte aufgefangen werden, weil diese Massenproduktion nicht mehr durch ein Wiedereinsaugen vorher und anderswo „überflüssig“ gemachter Arbeitsbevölkerung in die Produktion vermittelt ist. Damit kippt das Verhältnis von Eliminierung lebendiger Produktionsarbeit durch Verwissenschaftlichung einerseits und Absorption lebendiger Produktionsarbeit durch Kapitalisierungsprozesse bzw. Schaffung neuer Produktionszweige andererseits historisch unwiderruflich um: von nun an wird unerbittlich mehr Arbeit eliminiert als absorbiert werden kann. Auch alle noch zu erwartenden technologischen Innovationen werden immer nur in die Richtung weiterer Eliminierung lebendiger Arbeit gehen, alle noch zu erwartenden neuen Produktionszweige werden von vornherein mit immer weniger direkter menschlicher Produktionsarbeit ins Leben treten.“ Anmkg: Dazu Marx: „Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm krystallisirte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Werth. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels nothwendige Arbeitszeit, desto größer sein Werth. Die Werthgröße einer Waare wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit.“ (MEGA II.5, 21) 7 Exkurs II Bedeutung der Arbeitszeitmessung für die Analyse des kapitalistischen Wirtschaftsprozesses. Die Bedeutung dieser Betrachtungsweise wird an einem Wirtschaftsmodell sichtbar, das aus zwei Sektoren besteht, nämlich aus dem Sektor der Konsumgüterindustrie (SekII) und dem der Investitionsgüterindustrie (SekI). Beide hängen von einander ab, indem die eine für die andere die für die jeweilige Produktion notwendigen Güter produziert. SekI liefert an SekII die notendigen Produktionsmittel und SekII liefert für die Gesamtheit aller in Unternehmen Beschäftigten die Güter für deren Reproduktionsaufwand.. Dies ist auf der volkswirtschaftlichen Ebene ein Tauschprozess: Ware A– Geld – Ware B Es gilt auf der betriebswirtschaftlichen Ebene: Das Produkt aus Arbeitszeit mal Stundenpreis = Preis Auf der volkswirtschaftlichen Ebene, bezogen auf einen Wirtschaftssektor, entspricht die Arbeitszeit dem Arbeitszeitvolumen (Av) und der Stundenpreis dem durchschnittlichen Stundenpreis (Stdpr). Sowohl Av als auch Stdpr werden nachträglich (ex post) bestimmt. Es gilt: Gesamtpreisvolumen = Arbeitszeitvolumen * durchschnittlichen Stundenpreis Pr = Av * Stdpr Für die Volkswirtschaft ist wichtig, dass die produzierten Waren auch gekauft werden und keine übrig bleiben, dass also Markträumung stattfindet. Unternehmen, deren Waren unverkäuflich sind, gehen in Insolvenz. Für diese Markträumung muss das Preisvolumen der Anbieter gleich dem des Nachfragers sein. Bezogen auf das 2-Sektoren-Modell aus Investitions- und Konsum-Industrie bedeutet dies Folgendes: Es soll sich um ein Modell der einfachen Warenproduktion handeln, bei dem das gesamte Produzierte auch verbraucht wird. Es findet Markträumung statt Die abgeschriebenen Produktionsmittel werden dabei durch neue Investitions-Güter (cII) ersetzt. Die Konsumindustrie (SekII) produziert nun in einem bestimmten Zeitraum (Arbeitszeitvolumen AvI) Konsumerzeugnisse, die für die Beschäftigten der Investitions-Industrie zur Reproduktion ihrer Arbeitskraft (Lohn) notwendig sind und von diesen gekauft werden. Das Kaufpreisvolumen (PRII) berechnet sich dann wie oben ausgeführt: PRII=AvI*StdprII Mit PRI sollen nun die für die Produktion von Konsumerzeugnisse notwendigen neuen Investitions-Güter gekauft werden. Diese werden in einem bestimmten Zeitraum (AcII) von der Investitions-Industrie produziert und verkauft. Das Verkaufspreisvolumen (PRI) berechnet sich wie folgt: PRI=AcII*StdprI Bei Markträumung muss PRII=PRI sein. Dann gilt AcII*StdprI = AvI*StdprII 8