44 Lebensmittel Zeitung MARKETING Blackhawk greift bei Retailo zu Eigene Positionen besser herausstellen Debatte um Lebensmittelsicherheit wird in Medien eindimensional geführt – Studie nimmt Branchenberichterstattung unter die Lupe Köln. Der internationale PrepaidZahlungsmittelanbieter Blackhawk Network hat den in Deutschland ansässigen Multi-Channel-Gutscheindistributor Retailo übernommen. Durch den Erwerb kommen mehr als 40 000 neue Vertriebsstandorte hinzu, wodurch sich das Netzwerk von Blackhawk auf insgesamt zirka 70 000 erhöht. Mit dieser strategischen Partnerschaft möchte das Unternehmen die zunehmende Nachfrage nach Geschenkkarten und Prepaid-Lösungen bedienen. lz 50-13 Berlin. Die Debatte um die Sicherheit von Lebensmitteln wird in den Medien äußerst eindimensional geführt. Kontroversen und Gegenpositionen sind vergleichsweise selten zu finden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie. In Auftrag gegeben hat sie der Verein „Die Lebensmittelwirtschaft“. Berlin. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) wurde das Internetportal der Verbraucherinitiative e.V. www.label-online.de, vor allem die Suche, noch übersichtlicher gestaltet. Wer das Label seiner Wahl aufruft, erhält ein kurzes Profil mit wichtigen Informationen zu den Trägern, Zielen und Vergabeverfahren bei Siegeln. lz 50-13 Online-Gutscheine beliebtes Geschenk Frankfurt. Unter vielen Weihnachtsbäumen liegen dieses Jahr Gutscheine für Online-Shops oder Download-Plattformen. Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Aris. 22 Prozent von rund 1000 Befragten verschenken demnach solche Gutscheine. Noch beliebter sind Prepaid-Karten oder -Guthaben für Handy oder Smartphone: Jeder Vierte will Verwandten oder Freunden damit eine Freude machen. Bei den digitalen Medien liegen Computer- und Videospiele inzwischen häufiger unter dem Baum als Filme oder Musik. 27 Prozent verschenken aktuelle Titel für PC oder Konsolen, je ein Fünftel DVD und Blurays oder CDs. Hörbücher gehören bei jedem Zehnten zur Bescherung. Auftraggeber der Umfrage war der IT-Verband Bitkom. lz 50-13 Schlagzeilenträchtig: Ernährungsthemen und – echte wie vermeintliche – Skandale bringen Auflage. Nicht immer berichten Medien unvoreingenommen. Schnell steht die Lebensmittelsbranche am Pranger. eher kritischen Kontext berichtet wird. Auf regionaler Ebene hingegen halten sich positive und kritische Artikel die Waage. Bemerkenswert sei, dass die Berichterstattung häufig von der Eigeninitiative der Journalisten abhängt. Die Medienvertreter seien es, die Geschichten identifizieren und ausarbeiten, heißt es in der Studie. Beim Thema Gesundheit greifen sie dabei regel- mäßig Einzelberichte wissenschaftlicher Studienergebnisse auf. Am häufigsten berichtet die Süddeutsche Zeitung über das Themenfeld Nahrungsmittel und Lebensmittelsicherheit. Nach der Auswertung entfallen 186 Texte auf die Süddeutsche Zeitung, 84 auf die Fankfurter Allgemeine Zeitung, 66 auf Die Welt, 64 auf den Kölner Stadt-Anzeiger, 46 auf die Frankfurter Rundschau und Die Wissenschaftler haben knapp 600 Beiträge analysiert, die zwischen Oktober 2012 und März 2013 in zwölf Titeln aus überregionaler Tagespresse, Wochenpresse und Boulevardpresse erschienen sind. weitere 29 auf die Berliner taz. „Wir müssen daran arbeiten, unseren Argumenten und Sichtweisen mehr Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen“, bilanziert Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“, die Forschungsergebnisse. „Debatten funktionieren nur, wenn alle zu Wort kommen. Sonst schmoren Politik und NGOs in ihrem eigenen Saft.“ Die Diskussionen drohten dann recht schnell einseitig zu verlaufen. Dem könne die Ernährungsbranche nur gerecht werden, wenn sie ihre Positionen in die gesellschaftliche Diskussion einbringe und den Dialog stärker als bislang suche. kon/lz 50-13 Thesen zur Kommunikationspolitik von Lebensmittelherstellern Eigentlich müsste die Branche als Wirtschaftsfaktor und Erzeuger selbstbewusst in die Zukunft schauen. Noch nie waren Lebensmittel qualitativ so gut und so sicher wie heute. Insbesondere in Deutschland sind hohe Standards etabliert, die Wertschöpfungsketten sind transparent, die notwendigen Kontrollen vorhanden, und die Notfallsysteme funktionieren. Damit positionieren sich Unternehmen aber nicht. Sie lassen sich stattdessen bei jedem Skandal oder auch Pseudoproblem von den Meinungsbildnern an den Pranger stellen. FOTO: COC A -COL A DEUT SCHL AND Wer zu Scheindebatten schweigt, verliert kontinuierlich Glaubwürdigkeit Beispielhaft für diesen Mangel ist der immer wiederkehrende Vorwurf um das angebliche Preisdumping bei Lebensmitteln. Der permanente Preisdruck führe zu Schlampereien, zu krimineller Energie, und in Folge zu schlechter Qualität der deutschen Lebensmittel. Diese Vorwürfe bleiben von den Produzenten unkommentiert. Sie werden weder mit abgestimmten Positionspapieren noch mit Daten und Fakten belegt. Das erzeugt auf Verbraucherseite und auch beim Handel Mißtrauen und mindert die Glaubwürdigkeit der Produzenten – eine schlechte Basis für gute Absatzzahlen. Marketing ist einfach, Kommunikation lästig Das spiegelt sich in den Ausgaben für Kommunikationsaufgaben wider. Hier herrscht ein gefährliches Gefälle zwischen den Werbeinvestitionen einerseits und den ausgaben für die Multiplikatoren- und Medienarbeit andererseits. Die Kommunikation mit politi- schen und gesellschaftlichen Stakeholdern, mit NGOs und Anrainern, oder eben auch zuständigen Redakteuren fristet ein Schattendasein. Die fatale Konsequenz, die aus dem bestehenden Wettbewerbsdruck gezogen wird: Jeden Euro in vertriebssteigerndes Marketing investieren. Zeit und Markus Eicher, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Geld für den Dialog Wbpr, München mit Politik, Medien, Verbänden und anderen Interessenver- der Fachkräfte, und über die Qualitätstretern sind dagegen Mangelware. standards innerhalb der Wertschöpfungskette zu informieren. Daher fehlt Die Lebensmittelbranche ist in einer heute der Rückhalt aus der Politik. Da„Permanent-Krise“ her fehlen belastbare Netzwerke, die Im Grunde befindet sich die deutsche sich vor die Branche stellen. Lebensmittelbranche permanent im latenten Krisenzustand. Das Image- Verbandsarbeit allein reicht nicht aus vakuum hat sich über viele Jahre auf- In der extrem wettbewerbsintensiven gebaut und ist Einfallstor für Vorwürfe Lebensmittelbranche gibt es nur wenialler Art. Letztlich ist es dann gleich- ge zentrale Themen, die die einzelnen gültig, ob es sich um Pferdefleisch in Marktplayer einen, und somit auch Lasagne, falsch deklarierte Futtermit- kein klares Brancheninteresse ausdrütel oder Bio-Eier handelt: die deut- cken. Die Kommunikationsinteressen schen Lebensmittelproduzenten sind von Produzenten, Lieferanten oder per se verdächtig, da unglaubwürdig. Händlern sind meist nicht kongruent. Wer sich in der Masse versteckt und Verbände oder Branchenorganisationicht durch eigene Kommunikation nen können in dieser Marktkonstellatiklar Position bezieht, dem gelten auch on immer nur wenige allgemeine Thedie Vorwürfe, die der gesamten Bran- men wirksam besetzen, werden aber che gemacht werden. Das bleibt so, so- die vielen widerstreitenden Interessen lange die Haltung bleibt: Es lohnt innerhalb der Branche nach außen nie nicht, zu kommunizieren, sich zu weh- vereinen können. Daher sind Unterren gegen empörte Verbraucher- und nehmen mit eigener Kommunikation Umweltschützer, leidlich informierte gefordert! Nicht nur als umsatzorienPolitiker oder Redakteure auf der Jagd tierte Marktakteure, wie sie sich in nach der nächsten Schlagzeile. Marketing und Werbung präsentieren. Sondern auch als Stakeholder, die eiFehlende Stakeholder-Kommunikation, gene Interessen medial und auf politiwachsender Verbraucherdruck scher Ebene platzieren. Auch in eher Während man den Konsumenten mit homogenen Branchen wie der AutoWerbebotschaften einseitig um- mobilindustrie, der Bankwirtschaft schmeichelt, wird der konstruktive oder der Chemie lassen sich die weDialog mit Politik, Presse und NGOs sentlichen Marktteilnehmer nicht nur vernachlässigt. Man versäumt, diese durch starke Verbände vertreten, sonZielgruppen über die Transparenz in dern nehmen ihre Interessen auch den Betrieben, über die Ausbildung selbst wahr. Nach dem Skandal ist vor dem Skandal ... FOTO:WBPR München. Lebensmittelproduzenten kommunizieren ungern bis gar nicht. In Krisenzeiten machen sie sich unsichtbar. Und auch in ruhigen Phasen ohne echte oder vermeintliche Skandale haben sie keine Kommunikationsstrategie für die gesellschaftlichen Kernthemen. Frankfurt. Unter dem Motto „Hilf Santa – Mach anderen eine Freude“ hat Coca-Cola zum 17. Mal seine deutschlandweite WeihnachtstruckTour durch insgesamt 56 Städte gestartet. Wie in den Jahren zuvor engagiert sich der Softdrink-Riese mit der Aktion für den guten Zweck. Unterstützt wird auch 2013 wieder die Hilfsorganisation Bild hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ sowie gemeinnützige, lokale Einrichtungen auf den Trucktour-Stationen. Die Aktion mit einem bunten Unterhaltungsprogramm wird auch über die Website Coke.de unterstützt. Online spendet der Getränkekonzern für jeden eingetragenen Wunsch auf Santas Wunschliste einen Euro an die Kinder-Organisation, bis zu einer maximalen Spendensumme von 250 000 Euro. lz 50-13 Federführend bei der „Medienanalyse zum Themenkomplex Lebensmittelsicherheit in der Presse“ war Professor Joachim Trebbe vom Potsdamer GöfaKInstitut. Das Schweigen der Produzenten Der Coke-Truck ist wieder unterwegs Freude schenken und Gutes tun. Die Studie F O TO : Z O O N A R . C O M / E RW I N W O D I C K A Geprägt werden die Debatten rund um das Thema Lebensmittelsicherheit vor allem von Akteuren aus der Politik, Wissenschaft und den Verbraucherorganisationen. Die Verbände der Lebensmittelwirtschaft hingegen sind in den analysierten Berichten unterrepräsentiert. Bei Diskussionen fehlen damit häufig die Gegenargumente, bilanzieren die Untersuchungsverantwortlichen. Im Mittelpunkt der Presseberichterstattung stehen der individuelle Lebensmittelkonsum und damit auch die Themen Krankheit und Gesundheit im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Berichte über sogenannte Lebensmittelskandale spielen von der Anzahl her eine kleinere Rolle. Zwischenfälle bildeten aber aufmerksamkeitsstarke Spitzen in der Berichterstattung an prominenter Stelle. Unabhängig davon ergab eine semantische Analyse der Artikel, dass in den überregionalen Medien über Lebensmittel und Lebensmittelsicherheit in einem Label-Portal sorgt für mehr Durchblick Santa Claus on Tour: Coca-Cola will LZ 50 13. Dezember 2013 Für die Produzenten gilt es, endlich dieses Imagevakuum aufzufüllen. Jedes Unternehmen muss sich aufstellen – kurzfristig für den nächsten Skandal, mittelfristig für die Sicherung der Marktanteile. Denn im Zuge des zunehmenden Verbraucherdrucks rollt die nächste Krise garantiert an. Die Themen kommen in Bewegung, sobald der mündige Bürger sich vernetzt oder in Foren in die Debatte einsteigt. Gleichzeitig verschwindet ein einmal gesetztes Thema nicht mehr von der Bildfläche – im vollkommenen Archiv Google kann jeder sie jederzeit einsehen. Hinzu kommt die politische Kontroverse: Im digitalen Zeitalter schauen Politiker täglich, ob und wie sie zustimmungsfähig bleiben. Das beschleunigt ihre Kehrtwenden und medienorientierte Schnellschüsse. Call for Action: Unternehmen können nicht „nicht kommunizieren" Abseits der Vorbereitung auf die nächste Akutkrise sollten Unternehmen eine Strategie entwickeln, wie sie Stakeholder regelmäßig und langfristig informiert und für sich gewinnt. Führende Unternehmen der Branche können es sich nicht mehr leisten, zu schweigen. Sie stehen im Fokus. Für sie gilt es verstärkt, ein Themenmanagement aufzubauen und passende Kanäle zu entwickeln, um ihre Botschaften in die Öffentlichkeit und in den Markt zu tragen. Die Themen sind gesetzt: Produktherkunft, Wertschöpfungskette, Tierhaltung, Klimawandel usw. Wer hierzu schweigt, leidet. Die Relevanz einer solchen Presse- und Multiplikatorenarbeit erklärt sich für skandalanfällige Branchen eigentlich von selbst. Doch gerade in der Lebensmittelindustrie wird der Unternehmenserfolg in Zukunft besonders stark auf einer verantwortungsvollen Haltung gegenüber gesellschaftlichen und ökologischen Themen basieren. Daran hängen sowohl die Rückendeckung aus der Politik als auch die Absatzzahlen und der tägliche Geschäftserfolg. Markus Eicher/lz 50-13