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Staubblätter
Staubgefäße
männliche Organe,
die Pollen erzeugen
Stempel
enthält alle weiblichen
Organe, um Pollen
für Befruchtung
aufzunehmen
Kelchblätter
Sepalen
Kronblätter
Blütenblätter
Petalen
Narbe
weibliches Aufnahmeorgan für Pollenkörner
Griffel
weibliches Organ, steigt
aus dem Fruchtknoten
empor
Fruchtknoten
weibliches Organ,
eingesenkt im
Blütenboden
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Rosen-Abc
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Blütenformen
Von der flachen Rosette zur hoch gebauten
formschönen Teehybride
E
s gibt zahlreiche Formen der Rosenblüten, die teilweise sehr unterschiedlich,
manchmal aber auch sehr ähnlich sein
können. Sie kommen keineswegs nur in reinen,
sondern auch in abgewandelten oder gemischten Formen vor.
Es ist eine entscheidende Frage, in welchem
Blühstadium die Form einer Rose beurteilt
wird. In der Rosenliteratur und in Rosenkatalogen wird fast immer ein einziges Bild zur
Illustration der Rose verwendet. Wir weichen
von dieser Praxis bewusst ab und wollen mit unseren Aufnahmen die Rosen in unterschiedlichen Blühstadien zeigen. Die Unterschiede sind
oft groß, manchmal gewaltig. Diesen äußerst
variationsreichen Werdegang mit dem Aufblühen und Verblühen der Rose bewusst zu machen
und bildlich zu belegen, ist ein besonderes Anliegen des Autors.
Das Wissen um die Vielfalt der Blütenformen
und das Kennen des Blütencharakters sind
wichtige Voraussetzungen für die Gestaltung,
später für das Erleben, für das richtig Gernhaben und für das Genießen eines Rosengartens.
Einfache flache Blüten
Die ursprüngliche Form der Wildrosen besteht
aus einer einfachen Blüte. Diese Urform der
Rose hat fast flach ausgebreitete Kronblätter.
Die in aller Regel fünf Petalen umgeben zahlreiche Staubgefäße, die mit ihren Pollen einen
attraktiven Anziehungspunkt für Insekten
bilden.
Die einfache und flache Blütenform beschränkt sich aber keineswegs auf die Wildrosen. Sie kommt, wenn auch selten, bei
Modernen Rosen vor. Die öfter blühende weiße
Strauch- oder Kletterrose Sally Holmes ist ein
typisches Beispiel dafür, dass es unter den in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Rosen solche mit der einfachen und
beinahe flachen Blütenform gibt.
Schalenförmige Blüten
Die drei wichtigsten Formen schalenförmiger
Blüten sind die leichte, die offene und die reine
oder tiefe Schalenform. Schalenförmige Blüten
sind eine gelungene Symbiose zwischen Naturund Kulturpflanzen. Staubgefäße und Griffel
der Rosen sind oft gut erkennbar. Die meisten
schalenförmigen Rosen haben gefüllte Blüten
mit 20–39 (Graham Thomas), manchmal auch
stark gefüllte Blüten mit 40–59 (Chippendale),
ausnahmsweise sogar mit mehr als 60 Petalen.
Einfache flache Blüte der
Rosa foetida Bicolor
Rosettenförmige Blüten
Die Rosette ist eine Blütenform aus waagrecht
zurückgeschlagenen, schwach überlappenden,
leicht übereinander liegenden, ungleich großen
Kronblättern, die in regelmäßiger, spiraler
Form angeordnet sind. Die drei wichtigsten Varianten rosettenförmiger Blüten sind die flache
(Gertrude Jekyll), die schalenförmige (Pierre de
Ronsard) und die zurückgebogene Rosette (Kathryn McGredy). Rosettenförmige Rosenblüten
haben oft 40–59 (Teasing Georgia), manchmal
sogar mehr als 60 Petalen (Gertrude Jekyll). Rosettenförmige Blüten, bei denen sich die Kronblätter der voll erblühten Rosen nach unten
biegen, sind Chicago Peace und Summer Lady.
Schalenförmige Blüte der
Rose Chippendale
Rosettenförmige Blüte der
William Shakespeare II
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Rosen-Abc
Die Petalen indizieren die
Blütenfüllung
Wie man Kron- oder Blütenblätter zählt
Ungefüllte, einfache Blüten:
5–9 Petalen bei Sally Holmes
Halb gefüllte Blüten:
10–19 Petalen bei
Westerland
Gefüllte Blüten: 20–39 Petalen
bei Nostalgie
Dicht gefüllte Blüten:
40–59 Petalen bei
The Pilgrim
Sehr dicht, reich gefüllte Blüten:
60–79 Petalen bei Pierre de Ronsard
Petalenkönigin:
80 Petalen und mehr
bei Jeanne Moreau
S
pricht man von einer Rose, ist oft einfach
die Pracht ihrer Blüte gemeint. Das erste
Augenmerk gilt der Blüte, die in ihrer
Grundform 5–80, ganz ausnahmsweise sogar
100 oder noch mehr Kron- oder Blütenblätter
aufweisen kann. Das Auseinander und Ineinander der Petalen ergibt das typische Bild der Rosenblüten. Bei der näheren Beschreibung einer
Rosenblüte wird darum stets das Verhältnis der
Füllung angegeben. In der Literatur wird von
einfachen, halb gefüllten, gut gefüllten und
stark gefüllten Rosen gesprochen. Wir erachten
diese Einteilung der Blütenfüllung in nur vier
Gruppen als vollkommen ungenügend. In unseren Steckbriefen wird eine Sechserskala verwendet. Es gibt eine reiche Variation an Form
und Anzahl von Blütenblättern. Innerhalb einer
Sorte kann die Zahl der Petalen von Pflanze zu
Pflanze um 5, 10 oder sogar mehr Kron- oder
Blütenblätter variieren. Bedeutsam ist auch,
wie die Zahl der Petalen einer Rosenvarietät
überhaupt festgestellt wird und ob die nicht voll
ausgebildeten Kron- oder Blütenblätter mitgezählt werden, oder nicht.
Entscheidend ist bei der Beschreibung der
Blütenfüllung und Petalenzahl auch die Größe
der Kron- und Blütenblätter. In der Rosenliteratur wird nirgends zwischen kleinen, mittleren
und großen Petalen unterschieden. Das ist bedauerlich und falsch. Die Petalenzahl allein ist
keineswegs das hervorstechendste Kriterium,
um ein wirklichkeitstreues Bild der Blütenfüllung zu vermitteln. Die Petalengröße ist ebenso
wichtig. Die winzigen oder kleinen Blütenblätter der Englischen Rosen dürfen doch niemals
mit den großen Kronblättern der Edelrosen
verglichen werden, ohne auf die beträchtlichen
Größenunterschiede aufmerksam zu machen.
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