03 Grundbegriffe des Rosen ABC_7_Layout 1 20.11.13 13:30 Seite 44 44 Staubblätter Staubgefäße männliche Organe, die Pollen erzeugen Stempel enthält alle weiblichen Organe, um Pollen für Befruchtung aufzunehmen Kelchblätter Sepalen Kronblätter Blütenblätter Petalen Narbe weibliches Aufnahmeorgan für Pollenkörner Griffel weibliches Organ, steigt aus dem Fruchtknoten empor Fruchtknoten weibliches Organ, eingesenkt im Blütenboden 03 Grundbegriffe des Rosen ABC_7_Layout 1 20.11.13 13:30 Seite 51 Rosen-Abc 51 Blütenformen Von der flachen Rosette zur hoch gebauten formschönen Teehybride E s gibt zahlreiche Formen der Rosenblüten, die teilweise sehr unterschiedlich, manchmal aber auch sehr ähnlich sein können. Sie kommen keineswegs nur in reinen, sondern auch in abgewandelten oder gemischten Formen vor. Es ist eine entscheidende Frage, in welchem Blühstadium die Form einer Rose beurteilt wird. In der Rosenliteratur und in Rosenkatalogen wird fast immer ein einziges Bild zur Illustration der Rose verwendet. Wir weichen von dieser Praxis bewusst ab und wollen mit unseren Aufnahmen die Rosen in unterschiedlichen Blühstadien zeigen. Die Unterschiede sind oft groß, manchmal gewaltig. Diesen äußerst variationsreichen Werdegang mit dem Aufblühen und Verblühen der Rose bewusst zu machen und bildlich zu belegen, ist ein besonderes Anliegen des Autors. Das Wissen um die Vielfalt der Blütenformen und das Kennen des Blütencharakters sind wichtige Voraussetzungen für die Gestaltung, später für das Erleben, für das richtig Gernhaben und für das Genießen eines Rosengartens. Einfache flache Blüten Die ursprüngliche Form der Wildrosen besteht aus einer einfachen Blüte. Diese Urform der Rose hat fast flach ausgebreitete Kronblätter. Die in aller Regel fünf Petalen umgeben zahlreiche Staubgefäße, die mit ihren Pollen einen attraktiven Anziehungspunkt für Insekten bilden. Die einfache und flache Blütenform beschränkt sich aber keineswegs auf die Wildrosen. Sie kommt, wenn auch selten, bei Modernen Rosen vor. Die öfter blühende weiße Strauch- oder Kletterrose Sally Holmes ist ein typisches Beispiel dafür, dass es unter den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Rosen solche mit der einfachen und beinahe flachen Blütenform gibt. Schalenförmige Blüten Die drei wichtigsten Formen schalenförmiger Blüten sind die leichte, die offene und die reine oder tiefe Schalenform. Schalenförmige Blüten sind eine gelungene Symbiose zwischen Naturund Kulturpflanzen. Staubgefäße und Griffel der Rosen sind oft gut erkennbar. Die meisten schalenförmigen Rosen haben gefüllte Blüten mit 20–39 (Graham Thomas), manchmal auch stark gefüllte Blüten mit 40–59 (Chippendale), ausnahmsweise sogar mit mehr als 60 Petalen. Einfache flache Blüte der Rosa foetida Bicolor Rosettenförmige Blüten Die Rosette ist eine Blütenform aus waagrecht zurückgeschlagenen, schwach überlappenden, leicht übereinander liegenden, ungleich großen Kronblättern, die in regelmäßiger, spiraler Form angeordnet sind. Die drei wichtigsten Varianten rosettenförmiger Blüten sind die flache (Gertrude Jekyll), die schalenförmige (Pierre de Ronsard) und die zurückgebogene Rosette (Kathryn McGredy). Rosettenförmige Rosenblüten haben oft 40–59 (Teasing Georgia), manchmal sogar mehr als 60 Petalen (Gertrude Jekyll). Rosettenförmige Blüten, bei denen sich die Kronblätter der voll erblühten Rosen nach unten biegen, sind Chicago Peace und Summer Lady. Schalenförmige Blüte der Rose Chippendale Rosettenförmige Blüte der William Shakespeare II 03 Grundbegriffe des Rosen ABC_7_Layout 1 20.11.13 13:30 Seite 54 54 Rosen-Abc Die Petalen indizieren die Blütenfüllung Wie man Kron- oder Blütenblätter zählt Ungefüllte, einfache Blüten: 5–9 Petalen bei Sally Holmes Halb gefüllte Blüten: 10–19 Petalen bei Westerland Gefüllte Blüten: 20–39 Petalen bei Nostalgie Dicht gefüllte Blüten: 40–59 Petalen bei The Pilgrim Sehr dicht, reich gefüllte Blüten: 60–79 Petalen bei Pierre de Ronsard Petalenkönigin: 80 Petalen und mehr bei Jeanne Moreau S pricht man von einer Rose, ist oft einfach die Pracht ihrer Blüte gemeint. Das erste Augenmerk gilt der Blüte, die in ihrer Grundform 5–80, ganz ausnahmsweise sogar 100 oder noch mehr Kron- oder Blütenblätter aufweisen kann. Das Auseinander und Ineinander der Petalen ergibt das typische Bild der Rosenblüten. Bei der näheren Beschreibung einer Rosenblüte wird darum stets das Verhältnis der Füllung angegeben. In der Literatur wird von einfachen, halb gefüllten, gut gefüllten und stark gefüllten Rosen gesprochen. Wir erachten diese Einteilung der Blütenfüllung in nur vier Gruppen als vollkommen ungenügend. In unseren Steckbriefen wird eine Sechserskala verwendet. Es gibt eine reiche Variation an Form und Anzahl von Blütenblättern. Innerhalb einer Sorte kann die Zahl der Petalen von Pflanze zu Pflanze um 5, 10 oder sogar mehr Kron- oder Blütenblätter variieren. Bedeutsam ist auch, wie die Zahl der Petalen einer Rosenvarietät überhaupt festgestellt wird und ob die nicht voll ausgebildeten Kron- oder Blütenblätter mitgezählt werden, oder nicht. Entscheidend ist bei der Beschreibung der Blütenfüllung und Petalenzahl auch die Größe der Kron- und Blütenblätter. In der Rosenliteratur wird nirgends zwischen kleinen, mittleren und großen Petalen unterschieden. Das ist bedauerlich und falsch. Die Petalenzahl allein ist keineswegs das hervorstechendste Kriterium, um ein wirklichkeitstreues Bild der Blütenfüllung zu vermitteln. Die Petalengröße ist ebenso wichtig. Die winzigen oder kleinen Blütenblätter der Englischen Rosen dürfen doch niemals mit den großen Kronblättern der Edelrosen verglichen werden, ohne auf die beträchtlichen Größenunterschiede aufmerksam zu machen.