Deutschland 1945 – 1949: Thematischer Zugang I. Ausgangspunkt

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Deutschland 1945 – 1949: Thematischer Zugang
I. Ausgangspunkt: Zielsetzungen des Potsdamer Abkommens (Juli bis August 1945 ohne Frankreich)
- Grundsätzlich: Deutschland sollte als Ganzes behandelt werden
- Allgemein gültige Ziele: von Deutschland dürfe nie wieder eine Gefahr ausgehen (Zerschlagung des Rüstungspo-
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tentials/Entmilitarisierung), Bestrafung der Verantwortlichen (Entnazifizierung) → Ziele wurden jedoch in den
unterschiedlichen Besatzungszonen im Lichte der eigenen politischen Wertvorstellungen und politischen Machtinteressen interpretiert und durchgeführt
Maßnahmen:
• Vertagung der endgültigen Festlegung der deutschen Ostgrenze auf eine spätere Friedenskonferenz, trotzdem
Festlegung der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze
• Reparationen: jede Besatzungsmacht befriedigt ihre Reparationswünsche aus der eigenen Zone, zusätzliche
Lieferungen an die UdSSR aus den Westzonen → ökonomische Aufteilung Deutschlands in eine Ost- und
Westzone, wobei formal die wirtschaftliche Einheit Deutschlands festgehalten wurde
II. Entwicklungen innerhalb der Ostzone und der Westzonen bis hin zur deutschen Teilung
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Außenpolitische Aspekte, die auf Deutschland zurückwirkten
- Osten:
• 1945/46: Errichtung von sog. Volksdemokratien in den osteuropäischen Staaten nach sowjetischem Vorbild („Satellitenstaaten“)
• April 1946: sowjetischer Außenminister Molotow lehnt auf der Pariser Außenministerkonferenz eine Entmilitarisierung Deutschlands unter gemeinsamer Kontrolle der Alliierten ab
• Dezember 1947: Scheitern der Londoner Außenministerkonferenz → 2 deutsche Teilstaaten zeichnen sich
immer weiter ab
• Juni 1947: Ablehnung des Marshall-Plans für die kommunistischen Staaten Europas durch die UdSSR
- Westen:
• 12. Mai 1945: Churchill spricht von der sich abzeichnenden Spaltung Europas und Deutschlands („Eiserner Vorhang“ entlang der russischen Front); konkrete Initiativen zur Gründung eines deutschen Teilstaates ein Jahr später, um ein vereinigtes kommunistisches Deutschland zu verhindern
• März 1947: USA droht der UdSSR vor einer weiteren Expansion
• Juni 1947: Marshall-Plan zur Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivitäten
• Februar-Juni 1948: Londoner Sechsmächtekonferenz: Entscheidung zur Gründung eines westdeutschen
Teilstaates
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Aspekte, die Deutschlands Innenpolitik betreffen
- Bildung von Parteien
• Westen: Beginn erst nach dem Potsdamer Abkommen und erst auf lokaler Ebene; Zulassung aller nichtfaschistischen Parteien (also auch KPD)
• Osten: noch vor dem Potsdamer Abkommen Beginn der politischen Umformung nach sowjetischem
Vorbild (Bsp. Blockparteien, Vetorecht der KPD), danach Zwangsvereinigung von KPD und SED, Verbot von demokratischen Urabstimmungen und schließlich die Umwandlung der SED zu einer Partei neuen Typs nach sowjetischem Vorbild
- Bildung von Landesregierungen
• Westen: erst ab August 1945, unterschiedlich in den einzelnen Zonen; ab Ende 1945 Bildung von Länderräten, jedoch nicht in allen Zonen; im Laufe der Zeit Ermöglichung der Wahlen von Landesregierungen in den einzelnen Zonen (vom Volk aus, d.h. von unten)
• Osten: schon im Juli 1945 Einsetzung von Landesregierungen in allen 5 Ländern (durch die SMAD, also
von oben)
- Bildung von Gewerkschaften
• Westen: erst auf lokaler Ebene und in Form von Betriebsräten seit August/September 1945; ab 1947 als
erster westzonaler Einheitsverband
• Osten: seit Juni 1945 Aufbau einer antifaschistischen, zentralistischen Gewerkschaft, in der die Kommunisten eine Einheitsorganisation bildeten (FDGB); 1947 Umwandlung in ein politisches Instrument der
SED (Installation von der SED abhängige Betriebsgewerkschaftsleitungen)
- Gründung eines westlichen und östlichen Teilstaates
• Allgemein: machtpolitische und ideologische Gegensätze zwischen den Westmächten und der Sowjetunion sind die Ursache für die Teilung Deutschlands; bedingungslose Kapitulation Deutschlands war Voraussetzung, dass die Besatzungsmächte in ihren Zonen unterschiedliche Ordnungsvorstellungen durch-
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setzen konnten → Ausbildung zweier völlig unterschiedlicher wirtschaftlicher, politischer und sozialer
Systeme und Staaten
Westen: wichtige Stationen sind die Byrnes-Rede 1946, die Gründung der Bizone (Januar 1947), der
Marshall-Plan (Juni 1947), die Gründung der Trizone (März 1948), die Frankfurter Dokumente (Juli
1948), der Zusammentritt des Parlamentarischen Rates (August 1948: Erarbeitung des Grundgesetzes),
das In-Kraft-Treten des Grundgesetzes (23. Mai 1949) als eigentliches Gründungsdatum der BRD und
die Wahlen von Heuss und Adenauer (September 1949)
Osten: wichtige Stationen sind die politische und wirtschaftliche Umgestaltung der SBZ nach sowjetischem Vorbild (1945/46), die Ablehnung des Marshall-Planes für die SBZ (seit Juni 1947), der Austritt
aus dem Alliierten Kontrollrat in Berlin und die Wahl eines Deutschen Volksrates zur Ausarbeitung einer Verfassung (März 1948), die Berlinblockade als Reaktion auf den wirtschaftlichen und politischen
Zusammenschluss der Westzonen (24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949), die Verabschiedung der DDR-Verfassung (März 1949) und die Gründung der DDR (7. Oktober 1949), wo auch die DDR-Verfassung in
Kraft tritt
Gesellschaftliche Aspekte
- Entnazifizierung
• Westen: Nürnberger Prozesse, Umerziehung (reeducation), zunächst Kontrolle von Presse, Funk und
Fernsehen, Fragebögen (Konzentration v.a. auf staatliche Beamte), allerdings nur unzureichende Reformen der öffentlichen Ämter, Schulen etc.
• Osten: Entnazifizierung im Sinne von Antifaschismus und auf diese Weise radikale Umgestaltung der
gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse nach sowjetisch-kommunistischem Vorbild, dabei auch
Verfolgung und Entmachtung der alten bürgerlichen Elite
Wirtschaftliche Aspekte
Osten: Verstaatlichung der Wirtschaft
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Allgemein: Abschottung vom Westen und Umgestaltung der Wirtschaft nach sowjetischem Vorbild
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Seit Mai 1945: Reparationen → Ausplünderung der eigenen Zone bis 1948 inklusive Demontagen, und
zwar neben kriegswichtiger Industrie auch friedenwirtschaftlich wichtige Betriebe; kein Rückgriff auf das
Ruhrgebiet → Zerstörung des Wirtschaftspotenzials im Osten; Belastung dreimal so hoch wie im Westen
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Seit Juli 1945: entschädigungslose Enteignung von Banken und Sparkassen, Verstaatlichung der Industrie
(bis Mitte 1948 Umwandlung der Unternehmen in Volkseigene Betriebe (VEB)
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Seit September 1945: Bodenreform → Beginn der entschädigungslosen Enteignung des Grundbesitzes
über 100 Hektar; 1952: Zusammenschluss der unrentablen Betriebe in LPGs → Kollektivierung der Landwirtschaft nach sowjetischem Vorbild
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Seit Juni 1947: Ablehnung des Marshall-Planes für die SBZ
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23. Juni 1948: Währungsreform in der Ostzone
Westen: Aufbau einer sozialen Marktwirtschaft
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Reparationen: u.a. als Technikraub der USA (Techniker in die USA) im Wert von ca. 10 Mrd. Dollar;
weit weniger Belastungen im Vergleich zum Osten, um eine funktionierende Marktwirtschaft aufzubauen;
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Mai 1946: Einstellung der Reparationszahlungen aus der amerikanischen Zone an die UdSSR auf Grund
fehlender Gegenleistungen
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Juni 1947: Marshallplan
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1. März 1948: Gründung der Bank Deutscher Länder am durch Gb und USA (F tritt bei am 16.6.1948 →
Notenbank wird erste Einrichtung, die alle drei Westzonen umfasst
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20. Juni 1948: Währungsreform in Westdeutschland
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August 1948: Lastenausgleich für die Flüchtlinge und Vertriebenen
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