Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen So können Eltern wirksam helfen Inhalt Einleitung...................................................................................................... 3 Ist mein Kind zu dick?............................................................................ 4 Kugelrund – kerngesund?...................................................................... 6 Dickmachern auf der Spur. ................................................................... 7 Abnehmen beginnt im Kopf. ............................................................ 10 Optimierte Mischkost statt Diät. .................................................... 14 Die Pfunde in Bewegung bringen.................................................... 21 Das andere Extrem: Untergewicht.................................................. 22 Kampagnen und Informationen....................................................... 23 © LexisNexis Deutschland GmbH, Münster.. Redaktion: Dr. Petra Gäbel. Artikel-Nr. 52 00 48 – 10/10 2 Liebe Leserin, lieber Leser, rund ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist übergewichtig, 7 % leiden an Fettsucht (Adipositas). 23 % der Schulanfänger weisen bedenk-. liche Defizite in Beweglichkeit, Körperbeherrschung und Kraft auf. Dieser Trend zu immer mehr Übergewichtigen unter den Jüngs­ten wird seit ­Jahren beobachtet und setzt sich leider – scheinbar – unaufhaltsam fort. Eine Umkehr ist im Interesse ­einer gesunden Entwicklung der jungen Generation dringend geboten. Auswege wollen wir ­Ihnen hier aufzeigen. Übergewicht und Adipositas bei . Kindern und Jugendlichen spielen in der öffentlichen Diskussion zu Recht eine wachsende Rolle. Denn Übergewicht ist nichts, was sich zurechtwächst. Aus einem großen Teil der be­troffenen Kinder werden später übergewichtige Erwachsene – mit gesundheit­ lichen Risiken wie Herz-KreislaufKrankheiten, ­Diabetes, Muskelund Skelett­erkrankungen. Daher ist es wichtig, frühzeitig die Notbremse zu ziehen. Die Gründe für Übergewicht liegen nicht nur im genetischen Programm der Kids, sondern auch in beeinflussbaren Faktoren wie ungesundem Ess­verhalten und mangelnder ­Bewegung. Dazu erfahren Sie auf den nächsten Seiten ­Genaueres. Wenn Ihr Kind zu viele Pfunde auf die Waage bringt, finden Sie hier Tipps, wie Sie es zum Ab­ nehmen ermutigen und auf dem Weg zu einem gesunden Gewicht begleiten können. Zuvor sollten Sie allerdings kritisch prüfen, ob Ihr Kind wirklich übergewichtig ist. Denn viele . Kinder und Jugendliche – selbst Untergewichtige – fühlen sich nur zu dick und setzen sich auf Diät oder entwickeln gar eine Essstörung. Die möglichen körperlichen und seelischen Folgen sind nicht weniger schlimm als die von Übergewicht. Ihre hkk 3 Ist mein Kind zu dick? Wenn Sie Ihr Kind betrachten, . wiegen und messen, vergessen Sie, was Sie über die Bestimmung von Übergewicht bei Erwachsenen wissen. Bei einem Kind ist es viel komplizierter festzustellen, ob es zu viele Pfunde auf die Waage bringt. Dicke Phasen – dünne Phasen Durch den körperlichen Gestalt­ wandel, den Kinder bis zur . Pubertät durchlaufen, wechseln sich Phasen der körperlichen . Fülle mit Streckphasen ab. In den Füllphasen können die Kinder mollig wirken und haben unter der Haut viel Fett gespeichert. Das benötigen sie für die folgenden Streckphasen. 4 In Streckphasen wachsen Kinder in die Länge, die Gewichts­ zunahme bleibt normalerweise zu­rück, die Kleinen werden schlank. Oft sind Eltern besorgt und animieren die Kinder zum Essen. Völlig falsch: Werden Kinder zum Essen oder Aufessen gezwungen, kann ihr normales Hunger- und Sättigungsgefühl derart gestört werden, dass damit der Grundstock für falsches Ess­verhalten gelegt wird. Wenn ein Kind hingegen in der Wachstumsphase weiterhin stark an Gewicht zunimmt, sollte darauf geachtet werden, dass das . Ernährungs- und Bewegungs-. verhalten umgestellt wird. Denn aus übergewichtigen 10- bis 13-Jährigen werden zu 70 bis 80 % übergewichtige Erwachsene – mit all den gesundheitlichen Risiken. Richtwert: Körpermass­eindex (BMI) Zur Gewichtsbeurteilung wird auch bei Kindern und Jugend­ lichen der Körpermasseindex oder Body-Mass-Index (BMI) . herangezogen. Wegen der Füll- und Streck-. phasen müssen die verschiedenen BMI bei Kindern jedoch für jedes Lebens­jahr bewertet werden. Die entsprechenden Grenzwerte für Normal- und Übergewicht sowie für die behandlungsbedürftige Fettsucht (Adipositas) sind in . Tabellen oder grafischen Dar-. stellungen festgehalten. Ihr Kinderarzt kann Ihnen helfen, wenn Sie wissen wollen, ob Ihr Kind übergewichtig ist. Sie können den BMI Ihres Kindes aber auch ganz einfach im Internet errechnen und be­ werten lassen: www.mybmi.de Hier sollten Sie eingreifen » Die BMI-Bewertung zeigt Übergewicht an. » Das Kind wird in den Streckphasen nach dem 2. und 8. Lebensjahr nicht schlanker. » Der Kinderarzt stellt Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörungen fest. » Das Kind wird we­gen seines Übergewichts ge­hänselt und leidet darunter. » Beim Sport gerät das Kind schnell aus der Puste und muss oft vorzeitig ­aufgeben. 5 Kugelrund – kerngesund? Im Gegenteil. Es gibt gute Gründe, das Gewicht von Kindern in den Griff zu bekommen und den überflüssigen Pfunden schon jetzt den Kampf anzusagen. Aus vielen dicken Kindern und Jugendlichen werden übergewichtige Erwachsene, die dann ein . höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes entwickeln. Aber auch schon im Kindes- und Jugend­alter stellen Mediziner Folgeschäden von Übergewicht fest. Übergewichtige Jugendliche erkranken häufiger an Atemwegs­ infekten als normalgewichtige. Wer dick ist, bewegt sich in der Regel weniger. Das behindert . Muskel- und Knochenaufbau. . Fuß­deformationen sind bei übergewichtigen Kindern keine . Seltenheit. Wirbelsäule und Kniegelenke werden durch das Über­ gewicht zusätzlich belastet. Fettleibige Kinder und Jugend-. liche haben ein hohes Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken. Durch den frühen Krankheits­ beginn können sich die Spät-. folgen bei ihnen schon in mitt-. leren Jahren einstellen: Schädigungen an Blutgefäßen und Nerven, an Nieren und Augen. Ein Drittel der adipösen Kinder hat zu hohe Blutfettwerte, bei vielen ist der Blutdruck erhöht. Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Belastungen für . dicke Kinder. Allzu oft werden sie von Gleichaltrigen ausgegrenzt. Sie werden dann traurig und unsicher oder ver­suchen . ihren Frust mit noch mehr Essen zu bekämpfen. 6 Dickmachern auf der Spur Übergewicht hat viele Ursachen. Es hat aber immer etwas mit . unausgewogener Ernährung und . Bewegungsmangel zu tun. Fast Food nebenher Steckt’s in den Genen? Esskultur und Ernährungsverhalten haben sich in unserer Gesellschaft gravierend verändert – ­eine der negativen Folgen sind dicke Kinder. Die Veranlagung für Übergewicht wird vererbt. Ganz offensichtlich bestimmt das Erbmaterial beispielsweise über Energiespeicherung, Wärmehaushalt und . Energieverbrennung, aber auch Hunger- und Sättigungsgefühle sind teilweise genetisch geprägt. Gemeinsames Essen – in vielen . Familien ist das eine Seltenheit. Morgens gibt’s einen hastigen Steh­imbiss. Die Snacks für zwischen­durch werden unterwegs am Kiosk oder vom Bäcker besorgt: Chips oder eine Zucker- Wenn Übergewicht in Ihrer Familie häufig vorkommt, sollten Sie versuchen, das Gewicht Ihres Kindes durch ein optimales Ernährungs­verhalten und viel Bewegung im Normbereich zu halten. schnecke, Schokoriegel oder . süßer Frucht­joghurt, ein zuckerhaltiger „Multivitamin“-Saft oder eine Limonade. 7 Irgendwann im Laufe des Tages kocht sich dann jeder selbst sein Süppchen: Der eine schiebt eine Fertigpizza in die Röhre, der nächste macht sich in der Mikrowelle Ravioli aus der Dose heiß und der Dritte kippt eine . Packung Pommes in die ­Fritteuse – kinderleicht. Dazu eine Cola. Viele Kinder lernen gar nicht mehr, wie man sich vollwertig, abwechslungsreich und fantasievoll ernähren kann. Sie sehen es ja nirgendwo. Auch in der Schule haben sie es häufig noch schwer, . frisches Obst und Gemüse zu . bekommen. In der Cafeteria sind fett- und energie­reiche Fertigprodukte oft viel leichter zu finden. 8 Bewegungsmangel Das fängt frühmorgens an: . Wegen Zeitdrucks oder aus Sorge werden die lieben Kleinen in Kindergarten oder Schule chauffiert. Schulsport – muss nicht sein, erst recht, wenn man rund ist und die anderen schon beim . Umkleiden mit ihren Sticheleien beginnen. Also schreibt Mutti . eine Entschuldigung oder man ver­gisst das Sportzeug. Der Nachmittag wird meist . sitzend verbracht – bei Haus­­-. auf­gaben, vor dem Fernseher . (bewaffnet mit einer Tüte Chips) oder vor dem PC. Der Freizeit-. Energieverbrauch ist unvergleichlich niedriger als in früheren . Ursachen von Übergewicht » Erbanlage » ungünstige Ernährung (zu viel Fett, zu viele gezuckerte Getränke, zu viele kalorien­ reiche Zwischenmahlzeiten, keine geregelten Hauptmahlzeiten) » mangelnde Bewegung (zu viel Fernsehen, Computerspiele) Zeiten, als Kinder noch draußen durch die Natur tobten, auf Spielplätzen Klettergerüste erstürmten oder auf dem Bolzplatz dem Fußball hinterher­jagten. Manchmal soll das ja noch vorkommen – leider aber viel zu selten. Wird sich das Kind seines Gewichtsproblems bewusst, lässt es Mahlzeiten aus – und nascht zwischendurch umso mehr. Sowohl dem Kind als auch den Eltern geht die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme so völlig verloren. Einsamkeit und seelische Not Werden jüngere übergewichtige Kinder von Gleichaltrigen oft noch akzeptiert, ändert sich das manchmal bereits in den ersten Schuljahren, häufig in der Pubertät. Dicke Kinder und Jugendliche verlieren dann ihr Selbstwert-. gefühl und werden immer ein-. samer. Sie sitzen zu Hause vor dem Fernseher und stillen ihren seelischen Kummer mit immer mehr süßen oder fetthaltigen . Fertigprodukten, statt mit Gleich­ altrigen im Freien zu toben. Manche Kinder haben schon als . Säuglinge gelernt, dass man . Kummer und Langeweile mit . Essen bekämpfen kann. Beim geringsten Schrei gab’s die Flasche. Das setzt sich später so fort. Und auch als Belohnung gibt’s Süßes. Mit fortschreitendem Alter praktiziert das Kind diese Methode selbst: Sorgen, Einsamkeit oder Sehnsucht nach Zuwendung werden mit schnell verfügbarer, ­energie­reicher Nahrung – Chips, Schokolade, Kuchen – und zucker­ haltigen Getränken kompensiert. Ein Teufelskreis ist in Gang gesetzt ... 9 Abnehmen beginnt im Kopf Plan, aber auch Frei­räume, die es selbst gestalten kann? Überlegen Sie einmal: » Welche Esskultur wird in Ihrer Familie gepflegt? Werden täglich Mahlzeiten gemeinsam . in netter Atmosphäre ein-. genommen? Sicher werden Sie feststellen, dass einiges nicht zufrieden­ stellend läuft. Betrachten Sie das nicht verschämt als Makel, sondern reden Sie in der Familie und mit dem Kind darüber. Gehen Sie die Probleme an, auf die Sie gestoßen sind. Beziehen Sie Ihr Kind in die Analyse der Ernährungsgewohnheiten ein. Sie können es bitten, sein Essverhalten und seine körperlichen Aktivitäten zunächst eine Woche lang zu protokollieren. Wahrscheinlich werden Sie bei der Auswertung auf die entscheidenden Schwach­stellen aufmerksam und können bereits korrigierend eingreifen: » Wird das Essen selbst zube­ reitet oder gibt es vorwiegend Fertiges aus dem Supermarkt? » Was findet Ihr Kind, wenn es sich selbst versorgen muss? » Womit beschäftigt sich Ihr Kind, wenn Sie nicht zu Hause sind? Hat es einen festen 10 » Isst Ihr Kind übermäßig viele kalorienreiche Lebensmittel wie Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke, sehr fette Lebensmittel und Fast Food, dann bevorraten Sie diese einfach nicht mehr. Besorgt sich das Kind die energiereichen . Sachen selbst, sollten Sie ihm Geld dafür nur in Ausnahme- fällen geben und es statt-. dessen mit Pausenbrot, Obst und Getränken versorgen. Diesen Einschnitt in seine „Selbstständigkeit“ wird es wahrscheinlich schneller . akzeptieren, wenn Sie die . Erfüllung eines Wunsches in Aussicht stellen. » » Für das unkontrollierte Futtern zwischendurch können Sie ­kalorienarme Snacks wie rohe Möhren oder Kohlrabi, Apfel- oder Orangenspalten anbieten. » Bewegt sich Ihr Kind zu wenig? Entwickeln Sie mit ihm gemeinsam den Spaß und das Bedürfnis nach Bewegung. . Gehen Sie zusammen spazieren, schwimmen, Rad fahren. Überfordern Sie Ihr Kind nicht und erwarten Sie keine . schnellen Erfolge. Mit der Zeit wird sich Ihre Geduld bestimmt auszahlen – und im Übrigen tun Sie damit auch ­etwas für Ihre Gesundheit und bringen Abwechslung ins Familien­leben. Fehlen Obst, Gemüse und ­Salat im Ernährungsprotokoll? Besorgen Sie verschiedene Früchte und Gemüsesorten und lassen Sie Ihr Kind davon probieren. Es kann so heraus­ finden, was ihm besonders schmeckt – und das sollte dann häufiger auf dem Speiseplan stehen. Erste Schritte festlegen Fortschritte werden Sie schneller wahrnehmen, wenn Sie Etappen abstecken. Legen Sie Ziele bei . Ihrer eigenen Verhaltensänderung fest, zum Beispiel: » Die ganze Familie versucht, wenigstens einmal am Tag in Ruhe gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen. » Dreimal in der Woche mache ich mit meinem Kind ein . 11 Bewegungstraining: Dienstags gehen wir schwimmen, . donnerstags unternehmen . wir eine kleine Radtour und sonntags einen ausgedehnten . Spaziergang. » Ich bereite viermal in der Woche zum Abendessen einen frischen Salat zu. Besprechen Sie Ihre Vorhaben mit Ihrem Kind. Regen Sie es dazu an, seine ersten Schritte zu einem . anderen Ess- und Bewegungsverhalten ebenso festzulegen (Tipps auf der folgenden Seite). Übrigens: Diese Ziele werden erfahrungsgemäß konsequenter 12 eingehalten, wenn sie schriftlich fixiert werden und immer wieder ins Auge fallen – z. B. an der Pinnwand in der Küche. Zu den ersten Maßnahmen gehört auch die Gewichtskontrolle. Eine Reduzierung von mehr als 1 bis 2 kg pro ­Monat sind unrealis­tisch. Bei jüngeren Kindern, die stark wachsen, ist es auch schon ein Erfolg, wenn das Gewicht über ­einen längeren Zeitraum gehalten wird. Sparen Sie gegenüber Ihrem Kind nicht mit Lob und Ermutigung. Zehn Tricks, die mir helfen, nicht mehr zu essen, als mein Körper braucht 1. Ich versuche, pro Tag fünf kleinere statt drei große Mahlzeiten . zu essen. 2. Ich nehme mir vor, nicht mehr als eine Portion Süßigkeiten ­. oder Knabbereien am Tag zu essen. Diese esse ich nicht zwischen­durch, sondern als Nachtisch bei einer Mahlzeit. 3. Ich habe einen „Reservetank“ (z.B. einen Apfel) bei mir, den ­. ich essen kann, wenn ich plötzlich Hunger bekomme. Dann muss ich nicht naschen. 4. Wenn ich wütend oder traurig bin, versuche ich erst etwas zu tun, was mir Spaß macht, bevor ich etwas zum Essen hole. 5. Ich versuche, zu Hause immer an einem festen Ort zu essen . (z.B. am Küchentisch). Während des Essens tue ich nichts . anderes ­(z.B. fernsehen), sondern lasse es mir einfach nur schmecken. 6. Ich lege mir nur kleine Portionen auf den Teller. 7. Ich bemühe mich, gründlich zu kauen und langsam zu essen, dann habe ich mehr davon. 8. Wenn ich etwas erzählen will, mache ich eine Pause beim Essen. Denn mit vollem Mund zu reden verführt dazu, mehr zu essen, als man eigentlich braucht. 9. Bevor ich mir eine neue Portion nehme, mache ich eine kleine Pause beim Essen. Dazwischen trinke ich etwas und frage mich: „Bin ich wirklich noch hungrig?“ 10. Ich bemühe mich, nach 19 Uhr nichts mehr zu essen. Nach: Komptenznetzwerk Adipositas 13 Optimierte Mischkost statt Diät Unter der Bezeichnung „optimiX“ hat das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund . einen speziellen Ernährungsplan für übergewichtige Kinder ent­ wickelt. Es handelt sich um eine optimierte Mischkost, die auf den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung basiert. Kinder sollen damit frühzeitig ein Gefühl für die richtige Lebens­ mittelkombination entwickeln. Die optimierte Mischkost ist ein ­Er­näh­r­ungsprogramm für die ganze ­Familie und nicht nur für das übergewichtige Kind. Sie können sich also gemeinsam . gesund ernähren. Auf die richtige Menge kommt es an Verbotene Lebensmittel gibt es bei der optimierten Mischkost nicht. Über den Gesundheitswert der Kost entscheiden allein die . Mengenverhältnisse: » 14 Reichlich verzehrt werden dürfen pflanzliche Lebensmittel wie Salat, Gemüse, Obst, Getreideprodukte und Hülsenfrüchte. Sie sind mit der Ampelfarbe grün gekennzeichnet. » Mäßig zugreifen soll man bei tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Wurst, Eiern, Fisch, Milchprodukten und ­Käse. Für sie gilt gelb. » Sehr sparsam werden Speisefette wie Butter, Margarine, Bratfette und pflanzliche Öle verwendet – daher die Ampelfarbe rot. » Geduldet sind Süßigkeiten und zuckerreiche Nahrungsmittel, wenn sie nicht mehr als 20 % der täglichen Kalorien­zufuhr aus­machen. Anhaltspunkte für die entspre­ chenden Verzehrmengen finden Sie in der folgenden Tabelle. Zudem sollte bei der Auswahl der Nahrungsmittel stets darauf geachtet werden, dass diese reichlich Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine ent­ halten. Energiereduzierte Lebensmittelmengen in der optimierten Mischkost (pro Tag) Alter in Jahren 4–6 7–9 10–12 13–14 15–18 w m w m Energie (kcal) 1.450 1.450 1.750 1.800 2.220 2.000 2.500 Getränke (ml) 800 900 1.000 1.200 1.300 1.400 1.500 Brot, Getreide (g) 170 180 225 225 270 250 315 Kartoffeln, Nudeln, Reis, Getreide (g) 130 135 160 180 225 205 250 Gemüse (g) 200 200 225 230 270 270 315 Obst (g) 200 200 225 230 270 270 315 Milch, Milch- produkte (ml) 350 360 380 380 400 400 450 40 45 50 60 68 68 63 2 1,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 100 135 160 180 180 180 170 Margarine, Butter, Öl (g) 25 15 18 18 20 20 23 Süßigkeiten, Kuchen (g) 30 15 20 30 30 38 43 Zucker (g) 10 10 10 8 10 8 10 Fleisch, Wurst (g) Eier (Stück) Fisch (g) Nach: Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund 15 Kleine Tricks – große Wirkung » Beschichtete Töpfe und Pfannen machen das Braten, Schmoren und Dünsten ohne oder mit ganz wenig Fett möglich – und schon fehlen etwa 120 kcal pro Portion. » Schnitzel oder Fischfilet kann ohne Panade gebraten werden – das spart pro Portion bis zu 200 kcal. » Beim Fleisch immer magere Sorten wählen. Innereien und Zunge sind äußerst fettreich – also: besser verzichten. Auf jeden Fall sollte beim Fleisch der Fettrand weggeschnitten werden. » Soßen lassen sich auch mit wenig Fett herstellen: Gemüse dünsten, pürieren und mit . Gewürzen und ­einem kleinen Schuss Milch oder Sahne abschmecken. » Isst Ihr Kind gern Pommes? Dann darf es das auch – ab und zu. Bieten Sie die fett­ ärmeren Backofenfritten an. » Statt fetter Wurst und Käse schmecken vielleicht auch 16 Brotbeläge auf Gemüse-, . Getreide- oder Sojabasis. Auf jeden Fall kann bei Wurst und Käse zu fettarmen Sorten gegriffen werden: Schinken ohne Fettrand, magere Geflügelwurst und Bierschinken statt Mortadella, Salami und Mettwurst, Käsesorten mit einem F.i.T.-Gehalt von 30 % und . weniger statt von 48 oder 70 %. » Den üblichen Brotbelag nur dünn auftragen – das Wurstbrötchen oder die Käse­ schnitte können dann noch mit Tomaten- oder Gurkenscheiben belegt werden. Tauschen Sie fettreiche gegen fettarme Lebensmittel Verwenden Sie statt: besser: 30 g Salami (10 g Fett) 30 g gek. Schinken (1 g Fett) 1 Bratwurst (35 g Fett) 120 g Schweinefilet (2 g Fett) 100 g pan. Schnitzel (10 g Fett) 100 g unpan. Kalbsschnitzel . (2 g Fett) 100 g Camembert, 50 % F.i.T. (26 g Fett) 100 g Edamer, 30 % F.i.T.. (16 g Fett) 1 Croissant (12 g Fett) 1 Rosinenbrötchen (0 g Fett) 30 g Nuss-Nougat-Creme (12 g Fett) 30 g Honig o. Marmelade . (0 g Fett) 1 Magnum-Eis (26 g Fett) 1 Calippo-Wassereis (0 g Fett) 100 g Schokolade (35 g Fett) 100 g Weingummi o. Lakritz . (0 g Fett) 100 g Schokokeks (20 g Fett) 100 g Butterkeks (11 g Fett) o.. 100 g Löffelbiskuit (0 g Fett) 100 g Karamelpudding (20 g Fett) 100 g Rote Grütze o. . Götterspeise (0 g Fett) 100 g Erdnussflips (28 g Fett) 100 g Popkorn (5 g Fett) 50 g Kartoffelchips (20 g Fett) 50 g Salzstangen (0 g Fett) » Joghurtdressing ist gegenüber Sahne-, French- oder American­ dressing die fettärmere Salatmarinade. Statt Mayonnaise können Sie eine fettreduzierte Salatcreme verwenden oder die Mayonnaise mit Joghurt strecken. » Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette mit reichlich ungesättigten Fettsäuren . 17 (z. B. Oliven-, Maiskeim-, . Sonnenblumen-, Soja- und Rapsöl). » Bei Süßspeisen und Kuchen kann die Zuckermenge reduziert werden, ohne den Geschmack zu beeinträchtigen. » Wer vor und während des Essens trinkt, wird schneller satt. Getränke wie Mineralwasser, Fruchtsaftschorle, Früchte- und Kräutertees ohne Zucker belasten die Energie­ bilanz kaum oder gar nicht. » 18 Auch Milch, der wichtige Eiweiß- und Kalziumlieferant, gehört täglich auf den Speiseplan. Wenn Ihr Kind ein . Kakao-Fan ist, bereiten Sie das Getränk selbst zu. Denn . Instant-Mischungen wie Kaba bestehen zu 70 % aus Zucker. » Wenn Sie zu Hause Naschund Knabbervorräte anlegen, dann besorgen Sie Popkorn, Gummibärchen und Salz-. stangen statt Chips, Schokolade und Erdnussflips. » Wenn Ihr Kind gern Eis schleckt, bieten Sie statt . des fettreichen Sahneeises . kalorienarmes Wassereis an. » Packen Sie für Ihr Kind eine Schatztruhe, in die Sie alle . Süßigkeiten legen, die es . während einer Woche naschen kann. Wählen Sie bewusst fettarme Naschereien aus. Wann das Kind zugreift, soll es selbst entscheiden. » Lassen Sie Ihr Kind an den vorbereitenden Arbeiten für das Essen teilhaben: beim . Einkaufen, aber auch bei der Zubereitung der Speisen. . Erklären Sie ihm dabei die Vorzüge der einzelnen . Lebensmittel. Damit fördern Sie sein Interesse für gesunde Nahrungsmittel und das Essen wird ihm mehr Spaß machen. » Sorgen Sie für Abwechslung: Es muss nicht jeden Morgen Marmelade sein. Verständigen Sie sich auf einen Käse-, einen Wurst-, einen Ei- und einen Müslitag. So kommt Aus­ge­­wo­genheit in den Speiseplan. » Fast Food sollte die Ausnahme sein, aber nicht generell ver­ boten werden. Wenn Sie mit Ihrem Kind in ein Fast-FoodRestaurant gehen, dann empfehlen Sie ihm die weniger fetthaltigen Angebote. Nachdem es sich mit Ihrer Hilfe das nötige Ernährungswissen angeeignet hat, sollte das Kind sein Ernährungsverhalten selbst . kontrollieren. Hilfreich ist es da, wenn es fünf feste Mahlzeiten einhält. So kann es seine . Nahrungsaufnahme bewusst . registrieren und – ein weiterer wichtiger Effekt – es ist den Tag über ausgeglichen satt und . leistungsfähig. Buch führen übers Essen Wichtig ist, dass ein übergewichtiges Kind Eigenverantwortung für seinen Körper entwickelt. . Es muss motiviert werden, selbst abnehmen zu wollen und – mit Unterstützung der Familie und möglichst auch der Freunde – selbst etwas dafür zu tun. In einem „Tagebuch vom Essen und Trinken” kann es festhalten, wann, wo, warum, wie viel und was es gegessen hat. Besorgen Sie einen grünen, gelben und . roten Textmarker und lassen Sie Ihr Kind die verzehrten Nahrungsmittel mit der entsprechenden 19 Wichtige Hinweise zur Ernährungsumstellung » Seien Sie selbst Vorbild. Verändern Sie – wenn erforderlich – Ihr eigenes Essverhalten. » Crashdiäten bringen nichts. Bleibende Gewichtsveränderungen können nur durch eine schrittweise und dauerhafte Ver-. änderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens erreicht werden. Verfallen Kinder wie auch Erwachsene wieder in ihren alten Lebensstil, wird das Gewicht wieder steigen. » Regelmäßiges Essen – drei Haupt- und zwei Zwischenmahl­ zeiten helfen gegen Heißhungerattacken und unkontrolliertes . Naschen. » Nehmen Sie die Mahlzeiten gemeinsam ein. Vermeiden Sie Ablenkungen durch Fernsehen o. Ä., essen Sie in aller Ruhe an . einem festen Essplatz. » Überzogene Ziele demotivieren – auch bei der Gewichtsreduzierung. Bei ausbleibendem Erfolg wird Ihr Kind aus Frust bald wieder (heimlich) unausgewogen essen. Kleine Schritte führen zum Erfolg und machen Lust auf weitere Fortschritte. » Essen ist kein Mittel zur Belohnung. Besser dafür eignen sich gemeinsame Aktivitäten im Familienkreis oder mit Freunden. » Es gibt keine verbotenen Nahrungsmittel. Allerdings sollten fett- und zuckerarme Varianten ausgewählt werden. Farbe kennzeichnen (siehe Tabelle auf Seite 15). Am Ende des Tages können Sie sich gemeinsam . einen Überblick drüber ver-. schaffen, was Ihr Kind zu sich genommen hat. Über Fortschritte, aber auch über die Gründe für Ausrutscher und Essenssünden lässt sich so besser reden. 20 Mit der Zeit wird Ihr Kind ein ­Gefühl für Nahrungsmittel entwickeln, sich automatisch gesünder ernähren – und abnehmen. Die Pfunde in Bewegung bringen Die Zauberformel fürs Abnehmen heißt Bewegung, und zwar regelmäßiges, intensives sportliches Training. 30 Minuten pro Tag können beim Abbau der überschüssigen Pfunde enorm helfen. zugbenutzung ist Treppen-. steigen angesagt, Hilfe im Haushalt wie Staubsaugen, Wäsche-. aufhängen oder Zeitungholen verlangen Muskelarbeit ... Dazu ist Ihr Kind nicht in der . Lage oder bereit? – Nun, dann beginnen Sie mit dem Bewegungstraining in der Familie: mit regel­ mäßigen Aktivitäten wie Spa­zier-. ­­gängen, Radtouren oder Schwimm­badbesuchen. Erhöhen Sie Entfernung, Schwierigkeit der Strecke oder Dauer der Belas­tung. Lassen Sie sich bei Ihren Wanderungen sportliche Einlagen ein­ fallen: Bewegungsspiele mit den jüngeren Kindern oder einen Wettlauf mit den größeren. Ballspiele oder ein Federballmatch können im eigenen Garten oder auf dem Hof das familiäre Bewegungskonto ins Plus bringen. Zeigen Sie Ihrem Kind vergebene Bewegungschancen im Alltag und vereinbaren Sie, dass es sie künftig nutzt: In die Schule geht’s zu Fuß oder mit dem Rad, statt Auf- Oft finden Kinder auf diese Weise allmählich mehr Spaß an der Bewegung. Vielleicht ist auch Ihr Kind nun motiviert, mit Freunden draußen Fußball zu spielen oder zu skaten. Das wäre ein toller Erfolg, den Sie gebührend würdigen und unterstützen sollten. Wenn es jetzt noch eine bewegungs-. intensive Sportart findet, die es gern regelmäßig betreiben würde, wären Sie der Lösung Ihres Problems ganz nahe. Wie auch immer: Fördern Sie den Bewegungsdrang Ihres Kindes. 21 Das andere Extrem: Untergewicht Ältere Kinder und Jugendliche meinen oft, zu dick zu sein. Und nicht selten versuchen sie dann, sich mit diversen Diäten auf . Idealmaße abzuhungern oder durch intensive sportliche Betätigung immer mehr abzunehmen. Das kann mindes­tens ebenso große gesundheitsschädliche . Folgen haben wie Übergewicht. i­hnen und auch eine ganze Reihe von Normalgewichtigen ­­– insbesondere unter den Mädchen – halten sich sogar für zu dick. . Sie haben also offensichtlich kein realistisches Bild von ihrem . Körper. Es wird vermutet, dass ein Teil von ihnen bereits eine Ess­ störung entwickelt hat oder zumindest gefährdet ist. Wenn Ihr Kind trotz seines Unter- oder Normalgewichts über längere Zeit Diät hält oder gar hungert oder Ihr einst übergewichtiges Kind gar nicht mehr mit dem Abnehmen aufhören kann, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen. Nach einschlägigen Studien sind hierzulande beinahe doppelt so viele Jugendliche untergewichtig wie übergewichtig. Viele von 22 Denn ein solch gestörtes Ess. verhalten kann relativ schnell den Hormon- und Mineralstoffwechsel derart stören, dass es zu lebensbedroh­lichen Funktionsstörungen des Herzens, zu . Muskelschwäche oder Unfruchtbarkeit kommen kann. Kampagnen und Informationen KINDER LEICHT ist eine Kampagne des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die das Ziel verfolgt, Übergewicht bei Kindern erfolgreich vorzubeugen.. Informationen und Kontakt: www.besseressenundbewegen.de Wissenschaftlich fundierte Informationen von Experten in Sachen Kinderernährung und Adipositas im Kindesalter können Sie im Internet bestellen oder herunterladen: www.fke-shop.de Veröffentlichungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung Dortmund (FKE): » Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen – Die optimierte Mischkost » Empfehlungen für die Ernährung von übergewichtigen Kindern – Gemeinsam abnehmen mit optimiX » Das Früstücks-Zweimaleins mit optimiX » optimiX Kochbuch für Kinder www.dge-medienservice.de Bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung können Sie folgende Broschüre bestellen: » Leichter, aktiver, gesünder – Tipps für Ernährung und Sport bei Babyspeck und mehr www.bzga.de Auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche . Aufklärung (BZgA) finden Sie zum Downloaden u.a.: » Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen – So finden Sie ein gutes Programm » GUT DRAUF-Tipps: Informationen für Jugendliche zu Ernährung, Sport und Fast Food www.a-g-a.de/aga-content.html Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) bietet zu Herunterladen an: » Informationen für Eltern adipöser Kinder 23 Immer in Ihrer Nähe! Persönliche Beratung – hkk-Geschäftsstellen und -Servicepunkte In unseren Geschäftsstellen sind wir persönlich für Sie da. Informationen zum Kassenwahlrecht bekommen Sie auch in den Servicepunkten. Adressen, Öffnungszeiten und Telefonnummern finden Sie unter www.hkk.de Von montags bis freitags erreichen Sie uns persönlich von 8 – 20 Uhr in der ServiceLine. Unter den Telefonnummern 0421 3655-0 und 0180 1 455255* bekommen Sie eine individuelle Beratung. 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