Krankheitsbild der FSME - eine Erkrankung mit vielen Facetten

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Krankheitsbild der FSME - eine Erkrankung mit vielen Facetten
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Helmut Eiffert
Universitätsmedizin Göttingen
In Deutschland stehen neben einigen „exotischen“ durch Zecken übertragbaren Erkrankungen vor allem die bakteriell verursachte Lyme-Borreliose und die Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) im Vordergrund. Während die
Borreliose ursächlich behandelbar ist - mit Antibiotika - fällt der Prävention bei FSME
eine besondere Bedeutung zu, denn die FSME ist zwar durch Impfung vermeidbar,
aber es gibt keine ursächliche Therapie.
Das Krankheitsbild der FSME verläuft in der Regel zweiphasig: Nach einer Inkubationszeit von etwa 7 bis 14 Tagen treten Symptome auf, die vergleichbar mit einem
„grippalen Infekt“ sind (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und starkem Krankheitsgefühl über mehrere Tage). Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten hat damit die Infektion überstanden und sind dann immun. In den verbleibenden 20 bis 30 Prozent der
Krankheitsfälle kommt es, nach einem symptomfreien Intervall von etwa 7 Tagen, zu
hohem Fieber und den gefürchteten neurologischen Krankheitsbildern.
Mit ca. 70 Prozent dominiert eine Meningitis (Hirnhautentzündung) mit Kopfschmerzen, Nackensteife, Übelkeit und Lichtscheu. Seltener kommt es zu einer Mitbeteiligung der Hirnsubstanz (Meningoenzephalitis, ca. 20 Prozent) und des Rückenmarks
(Myelitis, ca. 10 Prozent) mit Lähmungen, Krampfanfällen, Bewusstseinstrübungen,
Sprachstörung und eventuell sogar einer Atemlähmung. In diesen Fällen besteht die
Gefahr von bleibenden neurologischen Schäden, z.B. in Form anhaltender Lähmungen oder zerebraler Krampfleiden. Die Prognose ist besonders bei der Enzephalomyelitis, wenn also Gehirn und Rückenmark gleichermaßen betroffen sind, ungünstig.
Tödliche Komplikationen treten bei etwa 10 Prozent dieser Patienten auf. Schwere
Krankheitsfälle werden bisher besonders bei Erwachsenen über 50 Jahre beobachtet.
In einer in Deutschland erstellten Studie (Kaiser 2011) wird eine ungünstige Langzeitprognose bei Patienten nach akut schwerer FSME beschrieben. Untersuchungen
aus Schweden (Hansson 2011) kommen zu dem Schluss, dass die FSME bei Kindern deutlich häufiger als erwartet auftritt, weniger typisch verläuft und deshalb oft
nicht erkannt wird.
Die Diagnose der Erkrankung ergibt sich aus der Anamnese (Anmerkung: nur etwa
30 Prozent der Patienten erinnert sich an einen Zeckenstich!), den klinischen Befunden und Laboruntersuchungen von Blut sowie Liquor (Gehirn-RückenmarksFlüssigkeit).
Die Therapie erfolgt lediglich symptomatisch, da antivirale Arzneimittel gegen das
FSME-Virus nicht zur Verfügung stehen. Deswegen kommt wie anfangs erwähnt
prophylaktischen Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Diese bestehen aus
Vermeidung von Zeckenstichen und dem Einsatz einer hochwirksamen Impfung.
Lyme-Borreliose
Durch lokale Ausbreitung der Bakterien um die Zeckenstichstelle ist in erster Linie
Tage bis wenige Wochen nach dem Kontakt die Haut betroffen (Wanderröte, Stadium 1). In der Folge können die Erreger in einem zweiten Stadium über den Blutweg,
aber auch das Nervensystem, Gelenke oder das Herz erreichen und schädigen. Typisch für eine Neuroborreliose sind andauernde meist segmental betonte Schmerzen
und Missempfindungen sowie Lähmungen im untherapierten Verlauf und eine Meningitis. Bei Beteiligung von Hirnnerven ist am häufigsten der N. facialis (Lähmung
mimischer Gesichtsmuskulatur) betroffen. Die sehr seltene chronische Neuroborreliose (Stadium 3) entwickelt sich über Monate bis Jahre u.a. mit Gangstörungen.
Eine Antibiotikatherapie kann die Erreger eliminieren. Bestehende Symptome bilden
sich allerdings nicht immer völlig zurück. Ein Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose
steht nach wie vor nicht zur Verfügung.
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