F o k u s 1 / F e b r u a r 2 0 15 Ohne Grosse keine Kleinen. Um Nachwuchs zu zeugen, braucht es Männchen und Weibchen. Bei Eisbären ist das nicht anders. Doch für die Tiere wird es immer schwieriger, einen geeigneten Partner zu finden. Trophäenjäger nehmen die grössten und stärksten Bärenmännchen ins Visier – und bedrohen so ganze Populationen. Die leblose Beute eines Trophäenjägers. Ein Männchen und ein Weibchen haben sich gefunden. Trophäenjäger töten die grössten Tiere. Das Liebesleben der Eisbären. Wer extra nach Kanada reist, um einen Eisbären zu erschiessen, gibt sich mit einem mageren Jungtier nicht zufrieden. Für Trophäenjäger kommt nur das Fell eines mächtigen Eisbären in Frage: «Je grösser die Trophäe, umso grösser das Prestige», so das kurzsichtige Denken der Jäger. Doch gerade die grössten Männchen sind für die Fortpflanzung und das langfristige Überleben der Eisbären entscheidend. Bei über 1000 Abschüssen pro Jahr ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Bestände zusammenbrechen. Umso wichtiger, dass wir es schaffen, die Trophäenjagd in Kanada endlich zu stoppen. Eisbären sind Einzelgänger – ausser in der Paarungszeit. Dann kämpfen die Männchen um die Weibchen. Nur der Sieger darf sich paaren. Das Bärenpaar bleibt ein paar Tage oder Wochen zusammen, bevor die Tiere wieder auseinandergehen. Anfang Winter gräbt sich das trächtige Weibchen eine Höhle im Schnee und bringt dort ihre Jungen zur Welt, meistens Zwillinge. Die Kleinen sind blind, taub und kaum grösser als ein Meerschweinchen. Doch schon drei Monate später besitzen sie Milchzähne und ein dickes, weisses Fell. Die Bärenfamilie ist bereit, ihre Höhle zum ersten Mal zu verlassen. «Trophäenjäger haben ein Problem mit ihrem Ego.» Nicolas Entrup ist freier Mitarbeiter bei OceanCare und seit über 20 Jahren im Tierschutz tätig. In internationalen UNO-Gremien kämpft er für den Schutz bedrohter Arten wie des Eisbären. Herr Entrup, was halten Sie von Trophäenjägern? Welche Rolle spielt der internationale Pelzmarkt bei der Eisbärenjagd? Diese Leute tun so, als wären wir immer noch in der Steinzeit. Dabei gehen sie mit einem Schneemobil und der neusten Hightech-Ausrüstung auf die Jagd. Ich glaube, diese Menschen haben ein Problem mit ihrem Ego und müssen sich oder anderen etwas beweisen. Aber ehrlich gesagt kann ich die Motivation von Trophäenjägern nur schwer nachvollziehen. Eine grosse! Sowohl die Anzahl der gehandelten Eisbärprodukte als auch der Preis sind im vergangenen Jahrzehnt stark angestiegen. Die meiste Ware stammt aus Kanada. Es ist somit kommerziell lukrativ, mit Eisbärfellen zu handeln. Das steigert natürlich das Interesse an der Bejagung und lockt immer mehr Trophäenjäger an. Ein Trend, dem wir entgegenwirken müssen! Ist die Trophäenjagd nachhaltig? Wie können wir die Tiere retten? Die Befürworter der Eisbärenjagd behaupten, man müsse lediglich bestimmte Abschussquoten einhalten. Aber dieser mathematische Ansatz hat zwei grobe Schwachstellen: Erstens wissen wir heute, dass die Klimaerwärmung zu einem massiven Einbruch der Populationen führen wird. Der Abschuss jedes Tieres ist fatal. Und zweitens ist es keine Frage der Mathematik, sondern der Ethik, ob Eisbären geschossen werden dürfen: Geht es dabei um Selbstverteidigung oder nur um Geltungsdrang? OceanCare setzt zurzeit sämtliche Hebel in Bewegung, um die Eisbären zu schützen. Zu unseren wichtigsten Zielen gehört ein internationales Handelsverbot für Eisbärfelle. Dadurch wird nicht nur die kommerzielle Jagd in Kanada eingedämmt. Die vielen ausländischen Jäger dürften dann ihre Trophäe nicht mehr mit nach Hause nehmen – der Anreiz zur Trophäenjagd würde wegfallen. Was für uns am Ende des Tages zählt, ist ein deutlicher Rückgang der Abschusszahlen. Nur so hat der Eisbär eine Zukunft. Das Reich der Bären. Weltweit gibt es nur noch 20 000–25 000 Eisbären, die meisten davon in Kanada. Sie leben in der Arktis auf dem Packeis oder Festland. Die Tiere verteilen sich auf 19 voneinander getrennte Populationen. Immer mehr Bestände sind rückläufig. In einem Bündnis von 80 Umweltorganisationen kämpfen wir gegen die Trophäenjagd. OceanCare macht beim wichtigsten Artenschutzabkommen (CITES) Druck, damit der Handel mit Eisbärfellen endlich verboten wird. NORWEGEN (Svalbard) Arktischer Ozean Grössere Schutzgebiete in der Arktis. NORDPOL Pazifischer Ozean ISLAND GRÖNLAND USA (Alaska) Atlantischer Ozean KANADA zunehmend stabil KANADA abnehmend fehlende Daten OceanCare hat den UNO-Sonderberaterstatus in Meeresfragen. Dadurch wird unsere Stimme weltweit gehört. In internationalen Artenschutzgremien treiben wir den Schutz der Eisbären unermüdlich voran. Das Ende der Trophäenjagd. RUSSLAND Entwicklung der Bestände: Unsere Ziele zum Schutz der Eisbären. Quelle: washingtonpost.com OceanCare hat im November 2014 erreicht, dass sich 120 Staaten in einem Abkommen dem Eisbärenschutz verpflichtet haben. Jetzt müssen Taten folgen: OceanCare fordert, dass die Schutzgebiete in der Arktis besser vernetzt und vergrössert werden. Der König der Arktis braucht dringend Hilfe. Ihre Spende gibt OceanCare die nötige Kraft, die Eisbären vor den Trophäenjägern zu schützen. Vielen Dank, dass Sie mithelfen, dieses wichtige Ziel zu erreichen. Postfach 372 · CH-8820 Wädenswil T: +41 (0)44 780 66 88 · F: +41 (0)44 780 68 08 [email protected] · www.oceancare.org Spendenkonto: PC 80-60947-3 Impressum: Verlag und Redaktion OceanCare, Postfach 372, CH-8820 Wädenswil; Fokus Nr. 1, Februar 2015; erscheint 4-mal jährlich. Abo: für OceanCare-Mitglieder und OceanCare-GönnerInnen im Beitrag enthalten; geht an alle Mitglieder und Gönner von OceanCare. © Bilder: iStock, Nicolas Entrup, Shutterstock