F o k u s 1 / F e b r u a r 2 0 16 Ihr Fell schützt sie vor minus 60 Grad. Aber nicht vor Gefühlskälte. Eisbären sind an das raue Wetter in der Arktis perfekt angepasst. Doch der Herzlosigkeit der Trophäenjäger sind sie ausgeliefert. Immer mehr Tiere fallen den Gewehrkugeln zum Opfer. Die toten Eisbären werden ­ausgestopft oder enden als Kamin- oder Bettvorleger. Der Bär musste sterben, damit ein Pseudo­ abenteurer den Helden spielen konnte. Eisbären werden bis zu 3 Meter gross und wiegen über eine halbe Tonne. Sie sind die grössten Landraubtiere der Welt. Doch genau darum haben es die Trophäenjäger auf die Tiere abgesehen. Sie fühlen sich stark und überlegen, wenn sie einen Eisbären töten. Häufig sind es Männer, die mit ihren Jagdgeschichten und Trophäen imponieren wollen. In Wahrheit ist die Eisbärenjagd feige und rücksichtslos. Sie hat nichts mit Stärke zu tun – im Gegenteil. Denn die Jagd auf Eisbären ist: brutal: Die Tiere sind kräftig gebaut. Sie müssen lange leiden, wenn die Jäger nicht ganz präzise treffen. unnötig: Früher war die Eisbärenjagd für Inuits lebenswichtig. Die Tro- Reisebüro-Angebot für eine Eisbärenjagd: • 10 Jagdtage • Transfer vom nächstgelegenen Flughafen in die Arktis • Unterkunft und Verpflegung in einem beheizbaren Zeltcamp • Motorboot pro Jäger Leihwaffe Staatliche Trophäengebühr • Geländefahrzeug • Hundeschlitten mit Gespann • Pirschführung 1:1 • Vorpräparation der Trophäe • Abschuss eines Bären ­ungeachtet der Trophäenstärke 39 500,00 US$ US$500,00 750,00 US$ US$ 40 750,00 phäenjäger von heute sind nicht darauf angewiesen. dumm: Eisbären sind bereits durch den Klimawandel gefährdet. Mit ihrem Egotrip bedrohen Trophäenjäger zusätzlich die Bestände der Tiere. Töten all inclusive: Mit Angeboten wie diesem buhlen Reisever­ anstalter um zahlungsfreudige Kundschaft. Die Jagdtouristen erwartet ­ «eines der letzten grossen Jagdabenteuer», wie es in einer Broschüre eines deutschen Anbieters heisst. Lesen Sie auf der Rückseite, wie OceanCare die Eisbären schützt. So hilft OceanCare dem König der Arktis. Ende des Jagdtourismus. Handelsverbot mit Eisbärfell. Schutzgebiete in der Arktis. Wo das Angebot fehlt, sinkt auch die Nachfrage: Es ist ­unser Ziel, dass Reiseveranstalter keine Eisbärenjagden für reiche Touristen mehr anbieten. Zurzeit planen wir Protestaktionen, um die Anbieter von Jagdreisen zum Umdenken zu bewegen. Ohne Trophäe keine Trophäenjagd: An der nächsten ­CITES-Artenschutzkonferenz in Südafrika kämpfen wir dafür, dass der internationale Handel mit Eisbärfellen verboten wird. So würde die Trophäenjagd für ausländische Jäger den Reiz verlieren. Wer in Not ist, braucht Sicherheit: OceanCare hat 2014 mit Partnerorganisationen erreicht, dass sich 120 Staaten in einem Abkommen verpflichtet haben, den Lebensraum der Eisbären besser zu schützen. Jetzt kontrollieren wir, ob dieses Vorhaben auch in die Tat umgesetzt wird. «Eisbären zolle ich meinen allergrössten Respekt.» Peter Balwin ist ein exzellenter Kenner der Arktis. Auf seinen Exkursionen und Schiffstouren ist er über 400 Eis­ bären begegnet. Seit 20 Jahren setzt sich der Schweizer durch Artikel, Vorträge und auf Reisen für die Eisbären und den Erhalt ihrer Lebensräume ein. Herr Balwin, Eisbären sind Raubtiere. Haben sie auch eine sanfte Seite? Ist heute noch jemand auf die Eisbärenjagd angewiesen? Diese zeigt sich vor allem bei den Weibchen. Ihnen ist die Mutterliebe gegenüber ihrem Nachwuchs direkt anzusehen! Jedenfalls bis die Jungen zwei bis drei Jahre alt sind – danach müssen sie eigene Wege gehen. Männchen dagegen sind meist Einzelgänger. Aber auch ihnen ist ein gewisser Hang zum Spielen nicht abzusprechen. Was beeindruckt Sie an diesen Tieren? Ein gesunder Eisbär strotzt vor Kraft und Dominanz. Es fasziniert mich, wie leichtfüssig dieses schwere Tier übers Packeis läuft, über Wasserrinnen springt und sich ins minus 1,8 Grad kalte Meerwasser platschen lässt, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Ich zolle allen Eisbären der Arktis meinen allergrössten Respekt und eine tiefe Bewunderung. Ein bärenstarkes Meerestier. In ganz wenigen und kleinen Gemeinden entlang der Arktisküsten Nordamerikas und Grön­ lands hat die Eisbärenjagd noch heute einen tiefen kulturellen Hintergrund. Aber selbst dort ist niemand mehr wirklich auf die Jagd angewiesen für die Nahrungs- oder Einkommens­ sicherung. Ein Problem ist, dass Inuits ihre Jagdlizenzen an Trophäenjäger verkaufen. ­Dadurch wird die Eisbärenjagd zum Geschäft. Und wo es um das Geschäft geht, nehmen es gewisse Regierungsstellen plötzlich nicht mehr so genau mit nachhaltigen Abschussquoten. Was muss geschehen, damit Eisbären nicht mehr gejagt werden? Wenn nur schon die heute geltenden Jagdquoten auf ein wirklich nachhaltiges Niveau herabgesetzt werden könnten, wäre schon viel erreicht. Gleichzeitig muss auf der politischen Bühne stetig Druck gemacht werden. Der internationale Handel mit Eisbärfellen gehört verboten. Dadurch würde der Markt für die Trophäenjagd zusammenbrechen. Badeanzug Fettschicht Das weisse Fell ist extrem dicht, ölig und wasserabweisend. So sind die Tiere vor dem Eiswasser bestens geschützt. Die Tiere fressen sich eine bis zu 10 cm dicke Fettschicht an. Dadurch bleibt die Körpertemperatur konstant. Paddel Spürnase Die Pranken haben Schwimmhäute und sind 30 cm gross. Damit können Eisbären problemlos 80 km am Stück schwimmen. Die Bären können ihre Beute bereits aus 30 km Entfernung riechen. Das ist in den Weiten der Arktis überlebenswichtig. Eisbären sind die grösste Bärenart der Welt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Ursus maritimus, das heisst «Meeres­ bär». Die Tiere werden zu den Meeressäugern gezählt, weil sie sich auf ein Leben im arktischen Packeis und im Polarmeer spezialisiert haben. Helfen Sie den letzten Eisbären – mit Ihrer Spende. Mit Ihrer Unterstützung tragen Sie dazu bei, die Trophäenjagd zu ­bekämpfen und so den König der Arktis zu retten. Herzlichen Dank, dass Sie jetzt aktiv werden. Postfach 372 · CH-8820 Wädenswil T: +41 (0)44 780 66 88 · F: +41 (0)44 780 68 08 [email protected] · www.oceancare.org Spendenkonto: PC 80-60947-3 IMPRESSUM Verlag und Redaktion: OceanCare, Postfach 372, 8820 Wädenswil · Ausgabe: Fokus Nr. 1, Februar 2016 Auflage: ca. 13 000 Exemplare, erscheint 4-mal jährlich in Deutsch · Abo: für OceanCare-Mitglieder und -Gönner im Beitrag enthalten Bilder: Peter Balwin, Shutterstock, Thomas Mangelsen/Minden Pictures