Ethik im Gesundheitswesen - Hochschule für Gesundheit

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Sehr geehrte Damen und Herren,
Ethisches Wissen ist für die tägliche Arbeit im Gesundheitswesen mit seinen komplexen Entscheidungen zur Klärung
von kritischen Situationen und der Entwicklung von Qualität
unverzichtbar. Als Hochschule für Gesundheit sehen wir uns
in einer besonderen Verantwortung sowohl unseren Studierenden in den gesundheitsbezogenen Studiengängen als
auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wie auch
anderen interessierten Personen gegenüber in der Pflicht,
Möglichkeiten (über das normale Studienangebot hinaus) zu
eröffnen, sich mit ethischen Fragen und Themen auseinanderzusetzen. Ethische Fragestellungen beschränken sich
nicht auf ärztliches Handeln, sondern richten sich auf das
Handeln aller Gesundheitsberufe und anderer Berufe, die im
Gesundheitswesen agieren. Deshalb präferieren wir einen
integrativen Ethik-Ansatz, der von einer wechselseitigen Beeinflussung und Kooperation der verschiedenen Berufe im
Gesundheitswesen ausgeht und der Idee interprofessioneller
Teamarbeit entspricht bzw. entsprechen sollte. Überschneidungen der Handlungsfelder in Medizin, Pflege und den anderen Gesundheitsberufen ergeben sich daraus, dass alle
Handlungen auf den Patienten/die Patientin konzentriert sind
bzw. sein sollten. Der Patient/die Patientin sollte demnach im
Mittelpunkt und damit im Zentrum der Schnittmenge sämtlicher „Ethiken in den Gesundheitsberufen“ stehen. Gesundheitsethische Probleme reichen über berufsethische oder/und
berufsrechtliche Fragen der Gesundheitsberufe hinaus und
werden damit Teil einer umfassenden Ethik.
Ziel der Veranstaltung ist die Förderung des Problembewusstseins für ethische Fragestellungen bzw. die Sensibilisierung für ethische Fragen im Gesundheitswesen und den
Gesundheitsberufen und einen Anstoß zu geben für die kritische Reflexion eigener Werthaltungen und Glaubensvorstellungen und deren Einfluss auf die Arbeit mit anderen Menschen im Gesundheitswesen.
Die Ringvorlesung wendet sich insgesamt sechs wichtigen
Themenblöcken zum Bereich Ethik im Gesundheitswesen zu.
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit dem Begriff
„Menschenwürde“ sollen in den verschiedenen Beiträgen
andere zentrale Begriffe und Themen der Ethik und deren
Bedeutung für ethisches Handeln im Gesundheitsbereich
aufgegriffen werden, wie z.B. Kultur, Gerechtigkeit, Teilhabe,
Autonomie, Selbstbestimmung, Paternalismus, Macht, Enhancement, „wunscherfüllende Medizin“ oder Fürsorge.
Kontakt
Dr. phil. Ilona Jansen
Referentin des Präsidiums/
Stabsstelle Strategische Hochschulentwicklung
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Telefon: 0234 / 77727 127
Mail: [email protected]
Anreise mit dem PKW:
Falls Sie für die Anfahrt ein Navigationsgerät benutzen, geben Sie als Zieladresse bitte die Querenburger Str. 1 ein
(viele Navigationsgeräte zeigen die Universitätsstraße 105
leider nicht korrekt an). Der Haupteingang der Hochschule für
Gesundheit befindet sich direkt gegenüber.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Von Bochum Hauptbahnhof die U-Bahn-Linie 35 in Richtung
„Hustadt/Querenburg“ bis Haltestelle „Oskar-HoffmannStraße“ fahren. Verlassen Sie die U-Bahn-Station in Richtung
„Brunsteinstraße“. Die hsg erreichen Sie von dort in nur wenigen Minuten zu Fuß.
Anfahrtsskizze:
„Ethik im
Gesundheitswesen“
Einige Grundsätze zum Umgang mit
Interkulturalität in Einrichtungen des
Gesundheitswesens
Termin: Montag, 08.06.2015, 17:00 – 19:00 Uhr, großer
Hörsaal der hsg
Referent: Dr. Tim Peters (Ruhr Universität Bochum)
Moderation: Dr. phil. Ilona Jansen; Carola Peters, MScN
In Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen
des Gesundheitswesens treffen immer häufiger Vertreter
verschiedener Professionen, Patienten und Angehörige aus
unterschiedlichen Kulturen zusammen. In Folge werden sowohl die Patientengruppen als auch die Behandlungsteams
heterogener und es ist ein zunehmender Wertepluralismus zu
beobachten. Gerade vor diesem Hintergrund kultureller Unterschiede und unterschiedlicher Werthaltungen kommt es
häufig zu ethischen Konflikten zwischen den Patienten und
den Vertretern der verschiedenen Gesundheitsprofessionen
aber auch innerhalb der Behandlungsteams selber.
Doch ist die kulturelle Zugehörigkeit – soweit sie überhaupt
klassifizierbar ist – wirklich entscheidend für solche Konflikte
oder ist diese Verknüpfung nur eine naheliegende aber womöglich fehlerhafte Interpretation? Und was genau verstehen
wir eigentlich unter Kultur und welche Rolle spielt diese genau
im medizinischen System?
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Interkulturalität in der
medizinischen Praxis“ publizierte zu diesen Fragestellungen
vor einem Jahr ein Positionspapier, in welchem der aktuelle
Forschungsstand zusammengefasst und daran anschließend
normative Forderungen formuliert wurden. Tim Peters stellt
als einer der Autoren Auszüge aus dem Positionspapier vor,
die sich mit der Rolle von Kultur im Gesundheitswesen beschäftigen. Es wird für ein dem aktuellen Forschungsstand
entsprechendes Verständnis von Kultur plädiert, welches
anschließend als Analyseinstrument für ethische Konflikte
genutzt werden soll. Dabei stehen neben den theoretischen
Grundlagen insbesondere konkrete Beispiele aus der Praxis
im Fokus, um die Relevanz für die alltägliche Arbeit in den
Gesundheitsberufen zu unterstreichen und um für eine verstärkte Berücksichtigung des Faktors Kultur im Gesundheitswesen
zu
werben.
Forschungsethik
Fürsorglicher Zwang
Termin: Mittwoch, 17.06.2015, 17:00-19:00 Uhr, großer Hörsaal der hsg
Referent:. Prof. Dr. Martin W. Schnell (Universität WittenHerdecke)
Moderation: Dr. phil. Ilona Jansen, Carola Peters, MScN
Termin: Montag, 22.06.2015, 16:00-18:00 Uhr, Raum 107
Referent: : Prof. Dr. Martin W. Schnell (Universität WittenHerdecke)
Ohne die Beachtung forschungsethischer Prinzipien (zu denen auch der Datenschutz zählt) kann empirische Forschung
keine akzeptable und gültige Wahrheit erzielen. Daraus resultiert ein interner Zusammenhang von Wahrheit und Ethik.
Dieser ist besonders zu berücksichtigen, wenn Forschung,
wie etwa die Gesundheits- und Pflegeforschung, auf die Kooperation ihrer Probanden angewiesen ist. Wenn ein Interviewer respektlos mit seinen Probanden umgeht, verzerrt er
automatisch die zu erzielenden Forschungsergebnisse. Der
Zusammenhang von Wahrheit und Ethik soll historisch hergeleitet und anhand der Betrachtung inhumaner Experimente
aus der Nazizeit plausibilisiert werden. Schließlich erfolgt ein
Ausblick auf die Perspektive der ethikkommissionalen Begutachtung von Forschung, die als institutionalisierte Forschungsethik verstanden werden könnte.
Moderation: Dr. phil. Ilona Jansen; Carola Peters, MScN
Fürsorglicher Zwang bedeutet, dass Ärzte, Pflegende, Pädagogen, Sozialarbeiter oder andere Heilberufler Maßnahmen
zum Wohl ihrer Klienten und Patienten durchführen können,
auch wenn diese wider den Willen ihres Adressaten erfolgen.
Die Legitimation des fürsorglichen Zwangs resultiert aus der
paternalistischen Ethik. Dieser Ethik ist heute allerdings die
Geltung entzogen, so dass der fürsorgliche Zwang seine
Legitimation verliert. Patienten dürfen Therapien verweigern,
auch wenn sich dadurch ihre Gesundungschancen verringern
oder sich – wie im Bereich der Psychiatrie – der Klinikaufenthalt verlängert. Den helfenden Händen der Heilberufler sind
zunehmend selbige gebunden! Diese Sachlage erfordert
einerseits eine philosophische Grundlagenreflexion und andererseits eine Klärung dessen, was Zwang in der Gesundheitsversorgung zu bedeuten hat.
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