Über das wahre Wesen aller Phänomene

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Gosho-Studium für September 2012
„Über das wahre Wesen aller Phänomene“ (1)
Thema:
Die zehn Lebenszustände und das Wahre Wesen des Daseins
Ein Kommentar stellt fest: „In den Lebewesen und ihrer Umgebung manifestiert sich stets
Myoho-Renge-Kyo.“ Ein weiterer sagt: „Das wahre Wesen manifestiert sich ausnahmslos in
allem Dasein; und alles Dasein manifestiert sich ausnahmslos in den zehn Daseinsfaktoren.
Die zehn Daseinsfaktoren zeigen sich ausnahmslos in den zehn Lebenszuständen; und die
zehn Lebenszustände manifestieren sich ausnahmslos im Leben und seiner Umgebung.“
Und weiter: „(…) sowohl die Lebewesen als auch die Umgebung der Avichi-Hölle existieren
gänzlich im Leben des größten Weisen; und darüber hinaus: Das Leben und die Umgebung
von Vairochana übersteigen niemals das Leben eines gewöhnlichen Sterblichen.“ Diese
Erläuterungen sind klar und präzise. Wer könnte daran zweifeln? (DG, Band 1, Seite 73f)
„In seinem Kommentar [zu Tiantais Werk ‚Worte und Sätze des Lotos-Sutras’] erläutert [der Großmeister Miaole]: ‚Die Umgebung, [die man] als Vergeltung [seiner
Taten erlebt], und das Leben, [das man] als Vergeltung [von Ursache und Wirkung
zu führen hat], manifestieren stets Myoho-Renge-Kyo.’ In seiner Abhandlung
‚Jingang bei lun’ erwähnt er (Miaole) wiederum: ‚Das wahre Wesen [jedes Seins]
manifestiert sich ganz sicher als alle Phänomene. Alle Phänomene beinhalten ganz
sicher [wie jedes einzelne] die zehn Aspekte. [Jeder] dieser zehn Aspekte hat in sich
die zehn Welten. [In jeder] dieser zehn Welten existieren ganz sicher das Leben, [das
man] als Vergeltung [von Ursache und Wirkung zu führen hat], und die Erde (die
Umgebung, [die man] als Vergeltung [seiner Taten erlebt].
In derselben Abhandlung (Jingang bei lun) steht: ‚Sowohl die Umgebung, [die man]
als Vergeltung [seiner Taten erlebt], als auch das Leben, [das man] als Vergeltung
[von Ursache und Wirkung zu führen hat], in der unaufhörlichen Hölle (skt. Avichi)
existieren [ebenso] vollständig im Leben des höchsten Heiligen, und [genau umgekehrt] übersteigen die Umgebung, [die der Buddha] Vairochana [als Vergeltung
seiner Taten erlebt], und das Leben, [das er als Vergeltung von Ursache und
Wirkung zu führen hat], nicht einen augenblicklichen Gedanken (jap. Ichinen) eines
jeden gewöhnlichen Sterblichen.“ Diese Erläuterungen sind eindeutig, wer kann
daher noch Zweifel hegen?! (JG, Seite 1358)
Hintergrund und Adressat:
1) Der vorliegende Brief wurde am 17. Mai 1273 verfasst, als sich Nichiren Daishonin,
damals 51 Jahre alt, während seiner Verbannung auf der Insel Sado, in Ichinosawa, aufhielt.
Sairen-bo, der Empfänger des Briefes, war mit großer Wahrscheinlichkeit im Jahr 1221 in der
damaligen Kaiserstadt Kyoto geboren worden. Er wurde Priester der Tendai (Tiantai) Schule
im Tempel Enryaku-ji auf dem Berg Hiei und erlangte ein tiefes, theoretisches Verständnis
der Lehren des Buddhismus. Aus unbekannten Gründen war er, bevor Nichiren Daishonin im
Jahr 1271 auf die Insel Sado verbannt wurde, ebenfalls auf dieselbe Insel verbannt worden.
Im Februar 1272 wurde er Schüler des Daishonin.
2) Die Begegnung und die sich daraus entwickelnde Beziehung nahm der Daishonin in vielen
seiner Briefe zum Anlass, über die untrennbare Einheit von Meister und Schüler zu schreiben.
Obwohl Sairen-Bo aufgrund der Tatsache, ein Schüler des Daishonin geworden zu sein, noch
mehr Schwierigkeiten und Probleme erleiden musste, führte er seinen Glauben an die Lehre
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des Daishonin mit starkem suchendem Geist immer weiter fort. Oft stellte er dem Daishonin
Fragen, bei denen es sich um die tiefgründigen Lehren des Buddhismus handelt, und erhielt
darüber viele wichtige Briefe.
Zusammenfassung:
1) In diesem Brief antwortet der Daishonin auf die Frage Sairen-bos, was das wahre Wesen
aller Phänomene (jap. Shoho-Jisso), der Anfangssatz der zehn Aspekte, im zweiten Kapitel
des Lotos-Sutras „Geeignetes Mittel“, das wir täglich beim Gongyo lesen, bedeutet. Wie in
der Nachschrift steht; „Ich, Nichiren, habe hierin die Lehren meiner eigenen Erleuchtung zu
Papier gebracht“ (DG, Band 1, Seite 81; JG, Seite 1361), handelt es sich dabei um die
Kernlehre des Buddhismus Nichiren Daishonins.
2) Zuerst erklärt der Daishonin, dass alle Phänomene [des Lebens] das wahre Wesen, d. h.
Myoho-Renge-Kyo selbst, darstellen. Weiter erläutert er, dass die Zeremonie in der Luft, die
vom dreizehnten Kapitel „Den Schatzturm sehen“ bis zum zweiundzwanzigsten Kapitel
„[Einem] anvertrauen und ihn bemühen“ stattfand, auf diese Lehre „das wahre Wesen aller
Phänomene“ hinweist. Es wird gelehrt, dass Nichiren Daishonin gerade dieses Gesetz
verbreitet, das im zweiten Kapitel „Geeignetes Mittel“ als das wahre Wesen aller Phänomene
dargestellt wird, das Gesetz, das Buddha Shakyamuni in der ewig entfernten Vergangenheit
unzähligen Bodhisattwas, die aus der Erde hervorquellend erschienen, in der Zeremonie in der
Luft anvertraute, um es nach seinem Tod zu verbreiten.
3) Ferner wird darauf hingedeutet, dass der Daishonin selbst der Bodhisattwa „Herausragende
Ausübung“ (skt. Visistacaritra; jap. Jogyo), der Anführer der unzähligen Bodhisattwas aus der
Erde ist, und in einer noch tieferen Bedeutung der Darstellung im Lotos-Sutra, der
Ursprüngliche Buddha im Späten Tag des Gesetzes.
4) In der zweiten Hälfte der Gosho drückt der Daishonin seine Überzeugung aus, dass all
diejenigen, die sich im gleichen Geist wie Nichiren Daishonin unermüdlich in der Ausübung
für sich und für andere“ (jap. Jigyo-keta) bemühen, selbst Bodhisattwas aus der Erde sind,
und die Strömung der Kosen-rufu Bewegung, die von Nichiren Daishonin angeleitet wurde, in
ständiger Entwicklung bleibt, um Kosen-rufu zu verwirklichen.
5) Zum Abschluss hebt der Daishonin hervor, wie wichtig Glaube, Ausübung und Studium
sind: „Bemühen Sie sich in den beiden Wegen von Ausübung und Studium. Sollten Ausübung
und Studium versiegen, kann es keinen Buddhismus mehr geben. Praktizieren Sie beständig
für sich selbst und lehren Sie andere. Sowohl Ausübung als auch Studium entspringen dem
Glauben. Verfügen Sie über die Kraft, dann sprechen Sie mit anderen, und sei es nur über
einen einzigen Satz oder einen einzigen Abschnitt.“ (DG, Band 1, Seite 80f; JG, Seite 1361)
Erläuterung:
Präsident Ikeda:
Der Buddha erschien in der Welt, um allen Menschen zu ermöglichen,
die Buddhaschaft zu verwirklichen, und lehrte, dass die Verwirklichung der Buddhaschaft das
grundlegendste Ziel des Lebens ist. Alle anderen Ziele haben weit weniger Bedeutung und
fungieren hauptsächlich als „Geeignete Mittel“. (…)
Endo: Man kann sagen, dass „alle Phänomene“ alle Formen und Ereignisse in unserer realen
Welt bedeuten. Und „das wahre Wesen“ beinhaltet genau das, worauf das Wort hindeutet,
nämlich Wahrheit. In seinem Werk „Die tiefe Bedeutung des Lotos-Sutras“ (chi. Fahuaxuanyi) erklärt der Großmeister Tiantai (538–597) aus China den Begriff „Wesen“ als etwas
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mit einer unzerstörbaren Essenz, das, obgleich mit dem Auge nicht wahrnehmbar, zu dem alle
Buddhas sicher erwachten.
Präsident Ikeda:
Es ist nicht sichtbar, dennoch existiert es definitiv.
Saito: So drücken die „zehn Faktoren“, wie sie „das wahre Wesen der zehn Faktoren“ des
Lebens genannt werden, diese Wahrheit aus, die zweifelsohne existiert, obwohl sie nicht
sichtbar ist.
Der Ausdruck „Nyoze“ hat in den Sutras die Bedeutung „wie er/sie/es ist“. So predigt der
Buddha in diesem Sutra, dass er das wahre Wesen des jeweiligen Ereignisses und jedes
einzelnen Lebens (aller Phänomene) begriffen hat, und er beschreibt sie als „Erscheinung wie
sie ist“ (jap. Nyoze-so), „Natur wie sie ist“ (jap. Nyoze-sho), „Wesenheit wie sie ist“ (jap.
Nyoze-tai) usw.
Präsident Ikeda:
Es ist wichtig, dass hier „das wahre Wesen aller Phänomene“ erläutert
wird, wozu der Buddha erwacht ist. Die Wahrheit (das wahre Wesen) jedes Einzelnen aller
Phänomene liegt nicht irgendwo in weit entfernten Bereichen außerhalb der Realität.
Ohne sich unter allen Umständen von konkreten Phänomenen [im Alltagsleben] zu
entfernen, konzentriert man seine tiefgründige Weisheit auf das wahre Wesen dieser
konkreten Phänomene. (…)
Die Entschlossenheit, sich niemals von der realen Welt (allen Phänomenen) zu entfernen –
das ist das Herz des Buddhas.
Gleichzeitig erfasst man, ohne sich nicht von oberflächlichen Erscheinungen der realen
Welt (aller Phänomene) beeinflussen zu lassen, das darin verborgene, großartige wahre
Wesen (das wahre Wesen), lehrt dies andere und öffnet es immer weiter – das ist die Weisheit
des Buddhismus.
In diesem Ausdruck „das wahre Wesen aller Phänomene“ sind der konsequente Realismus
der buddhistischen Lehre und die Weisheit, die Realität zu überwinden, enthalten.
Suda: Von diesem Prinzip „das wahren Wesen der zehn Faktoren“ bezieht sich
„Erscheinung“ (jap. so) auf die äußerlich erkennbaren Gestalten oder Formen. „Natur“ (jap.
sho) bezieht sich auf die dem Leben innewohnende Eigenschaft, Veranlagung oder
Möglichkeit, welche von außen nicht sichtbar sind. Tiantai sagt, dass das Letztendliche der
„Natur wie sie ist“ (jap. Nyoze-sho) die Buddhanatur ist. „Wesenheit“ (jap. tai) bedeutet den
Träger oder Körper, der über die Erscheinung und Natur in sich verfügt. Diese drei Faktoren,
nämlich Erscheinung, Natur und Wesenheit, sind es, die daraus erfolgen, das Leben jedes
einzelnen Menschen selbst von den drei Blickwinkeln zu betrachten. (…)
Suda: Von den zehn Faktoren bezieht sich „Kraft“ auf latente Fähigkeiten (inhärente
Energien) von Körper und Geist. „Bewirken“ weist auf die Funktion dieser Kraft hin, die sich
in Körper und Geist offenbart hat.
„[Innere] Ursache“ (jap. in) bedeutet die Ursache für eine Veränderung, die in jedem
einzelnen aller Phänomene vorhanden ist. „Beziehung (äußere Ursache)“ (jap. en) bezieht sich
auf innere und äußere Voraussetzungen oder indirekte Ursachen. „[Verborgene] Wirkung“
(jap. ka) weist auf direkte Wirkung hin, die man durch die Veränderung erlangt hat.
„Vergeltung (manifeste Wirkung)“ (jap. ho) weist auf die Vergeltung hin, die einem durch die
verborgene Wirkung gebracht wird.
Diese vier Faktoren, nämlich [innere] Ursache, Beziehung (äußere Ursache), [verborgene]
Wirkung und Vergeltung (manifeste Wirkung), fallen insgesamt unter den Begriff „Ursache
und Wirkung“. (…)
Präsident Ikeda:
„Ursache und Wirkung“ sind wichtig, weil sie in direkter Beziehung zur
Verwirklichung der Buddhaschaft stehen. (…)
Jedes einzelne Leben (jedes Einzelne aller Phänomene), das sich als beide Gesetze von
Körper und Geist (jap. Shiki-shin) offenbart, ist mit den beiden Gesetzen von Ursache und
Wirkung ausgestattet und setzte seine mannigfaltigen Veränderungen kontinuierlich fort. Der
Buddha erkannte das wahre Wesen des Lebens, so wie es ist.
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Endo: Der letzte der zehn Faktoren „Vollkommene Übereinstimmung vom Anfang bis zum
Ende wie sie ist“ (jap. Nyoze-Honmatsu-kukkyoto) bedeutet, dass alle vorangegangenen neun
Faktoren – von der „Erscheinung wie sie ist“ bis zur „Vergeltung (manifeste Wirkung) wie sie
ist“ – die ganze Zeit hindurch miteinander vereinbar und zusammenhängend sind.
Gesagt wird hier die einheitliche Kontinuität, dass die Welt der Hölle jedes einzelne aller
Phänomene durchdringt, so wie die Welt der Buddhaschaft wiederum jedes einzelne aller
Phänomene durchdringt.
Präsident Ikeda:
Es ist das Auge des Buddhas, das das wahre Wesen aller Phänomene
durchschaut, so wie sie sind. Sie behalten jedoch die einheitliche Kontinuität bei, während sie
das verborgene Potential (Natur und Kraft) und die veränderbare Offenheit – [innere]
Ursache, Beziehung (äußere Ursache), [verborgene] Wirkung und Vergeltung (manifeste
Wirkung) – besitzen. Zudem entsteht jedes einzelne aller Phänomene, indem es über die
einheitliche Kontinuität verfügt, wobei es voneinander abhängig ist und sich füreinander
öffnet – das ist das wahre Wesen aller Phänomene, so wie sie sind. (…)
Präsident Ikeda:
Die „vollkommene Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende“ kann
von einer höheren Ebene erfasst werden. Das bedeutet, dass im wahren Wesen, zu dem der
Buddha erwachte, das Leben des Buddhas (Anfang) und das Leben der Lebewesen in den
neun Welten (Ende) letztendlich als Wesenheiten des Mystischen Gesetzes gleich sind.
Daraus folgt, dass alle Lebewesen Buddhas sind, sobald sie zum wahren Wesen [des
Lebens] erwachen, dass sie selbst die Wesenheiten des Mystischen Gesetzes sind. Der einzige
Unterschied zwischen Buddha und Lebewesen liegt darin, ob man zum wahren Wesen seines
eigenen Lebens erwacht oder nicht. (…)
Endo: Das wahre Wesen aller Phänomene bedeutet, dass, obwohl es allerlei Unterschiede
und Unterscheidungen zwischen Phänomenen gibt, sie alle gleichwertig Wesenheiten des
Mystischen Gesetzes sind.
Präsident Ikeda:
„Wahres Wesen“ weist auf die wahre Realität des Lebens hin, die vom
erleuchteten Zustand des Buddhas aus gesehen wird, der die fundamentale Dunkelheit des
Lebens überwunden hat.
Hier sind sie alle gleichwertig und übersteigen alle Unterscheidungen und Unterschiede
zwischen Subjekt und Objekt, Ich und Anderen, Körper und Geist, dem Geistigen und dem
Materiellen. Dort existieren sie ohne Anfang und Ende und übersteigen die Unterscheidungen
der zehn Welten. Es ist eine unendlich ausgedehnte Welt des ewigen Lebens.
Leben ist vital und dynamisch; es ist von Weisheit und tiefem Mitgefühl (jap. Jihi) erfüllt;
es verkörpert das Prinzip der Untrennbarkeit von Leben und Tod; es ist eine Gesetzmäßigkeit.
Selbst das All ist nicht zu groß und breit, sodass das Leben es nicht umfassen könnte, und
kein Elementarteilchen ist zu klein, sodass kein Leben darin enthalten sein kann.
Es übersteigt Worte und Gedanken und ist wirklich unfassbar; es kann nur als das
Mystische Gesetz beschrieben werden. Es ist eine unergründliche Welt.
Der Buddha gelangte zur Erleuchtung, dass gerade eine solche Welt des Lebens die wahre
Realität (das wahre Wesen) des Lebens aller Lebewesen der zehn Welten (aller Phänomene)
ist. Das ist nämlich das wahre Wesen aller Phänomene (der Zehn Welten).
Der Daishonin sagt, dass sowohl alle Lebewesen (Subjekt), die sich in irgendeiner der
zehn Welten befinden, als auch ihre Umgebungen (Objekt), in denen die Lebewesen wohnen,
in Wirklichkeit die „Manifestation von Myoho-Renge-Kyo“ sind.
Obwohl alle Phänomene unzählig sind, sind sie alle doch in „Subjekt und Objekt in den
zehn Welten“ enthalten. Sie alle ohne eine einzige Ausnahme als „Manifestation von MyohoRenge-Kyo“ gleichwertig (vollkommene Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende) zu
betrachten, heißt ihr „Wahres Wesen“ zu sehen. (…)
Mit anderen Worten gesagt, beziehen sich „alle Phänomene“ auf jedes individuelle Leben,
während das „wahre Wesen“ aller Phänomene ein großes kosmisches Leben ausdrückt.
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Wichtig ist zu erkennen, dass selbst ein Lebewesen, das sich beispielsweise in der Welt
der Hölle befindet, in Wirklichkeit mit dem brillant strahlenden kosmischen Leben eins ist,
wenn es zur wahren Realität (dem wahren Wesen) seines eigenen Lebens erwacht, nämlich
„sich selbst“ erkennt.
Überdies kann dieses kosmische Leben nur dadurch offenbart werden, dass sich dieses
Lebewesen von seinem eigenen realen Zustand, nämlich der Welt der Hölle, ausgehend aktiv
darum bemüht.
Wann und wo ist die Welt des ewigen Lebens, das wahre Wesen genannt, existent? Sie ist
jetzt und hier. Wer zu dieser Wahrheit erwacht, ist er ein Buddha, und wer dazu nicht
erwacht, bewegt er sich in den neun Welten.
Aus diesem Grund heißt es, dass die Welt des Bodhisattwas nicht näher zur Welt der
Buddhaschaft oder die Welt der Hölle weit davon entfernt ist. Alle Menschen können in jeder
der neun Welten unparteiisch und gleichermaßen die Welt der Buddhaschaft öffnen, so wie
sie sind.
(aus „Die Weisheit des Lotos-Sutras“, Band 1)
Glossar:
Die zehn Faktoren:
1) „Erscheinung wie sie ist“ (jap. Nyoze-so) bezieht sich auf die äußerlich erkennbaren Dinge
oder Formen. Die äußerlich sichtbare, wahrnehmbare Manifestation des Lebens.
2) „Natur wie sie ist“ (jap. Nyoze-sho)“ bezieht sich auf die einer Sache innewohnende
Eigenschaft, Veranlagung oder Potential, das von außen nicht sichtbar ist. Der Großmeister
Tiantai aus China sagt, dass die höchste und letztendliche Form der „Natur wie sie ist“ (jap.
Nyoze-sho)“ die Buddhanatur ist. Der geistige oder mentale Aspekt des Lebens.
3) „Wesenheit wie sie ist“ (jap. Nyoze-tai) weist auf den Träger oder Körper des Lebens, der
sich in der Gesamtheit von Erscheinung und Natur manifestiert. Die Gesamtheit des Lebens,
die aus Erscheinung und Natur besteht.
4) „Kraft wie sie ist“ (jap. Nyoze-riki) bezieht sich auf latente Fähigkeiten (inhärente
Energien) und das Potential des Lebens, sich dieser Kraft entsprechend zu verhalten. Die
innewohnende Energie.
5) „Bewirken wie es ist“ (jap. Nyoze-sa) ist das Hervortreten oder die Wirkmächtigkeit dieser
Kraft, die sich nach außen, im Leben manifestiert. Nach außen gerichtete Handlung.
6) „[Innere] Ursache wie sie ist“ (jap. Nyoze-in) bedeutet die Ursache für eine innere
Veränderung, die jedes individuelle Phänomen in sich trägt. Die direkte Ursache für das
Erscheinen von Dingen.
7) „Beziehung (äußere Ursache) wie sie ist“ (jap. Nyoze-en) bezieht sich auf innere und
äußere Umstände und indirekte Ursachen. Die Ursachen oder Bedingungen, die die
innewohnende Ursache aktivieren.
8) „[Verborgene] Wirkung wie sie ist“ (jap. Nyoze-ka) ist die unmittelbare Wirkung auf
jegliche Veränderung. Die durch innere Ursache und äußere Ursache in der Tiefe des Lebens
hervorgebrachte Wirkung.
9) „Vergeltung (manifeste Wirkung) wie sie ist“ (jap. Nyoze-ho) ist die wahrnehmbare
Manifestation der latenten Wirkung. Die konkrete, wahrnehmbare Manifestation der latenten
Wirkung.
10) „Vollkommene Übereinstimmung vom Anfang bis zum Ende wie sie sind“ (jap. NyozeHonmatsu-kukkyoto) bedeutet, dass alle vorangegangenen neun Faktoren, von der
„Erscheinung wie sie ist“ (jap. Nyoze-so) bis zur „Vergeltung (manifeste Wirkung) wie sie
ist“ (jap. Nyoze-ho), die ganze Zeit hindurch miteinander vereint und zusammenhängend
existieren. In jedem Augenblick des Lebens findet sich die vollkommene Integration dieser
neun Faktoren.
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