LEBENSRAUM KRÄUTER SACH INFORMATION ALTERSGRUPPE 6 - 10 Für Heilzwecke wurden bis heute schätzungsweise 70.000 Pflanzenar ten (von Flechten bis zu Baumriesen) verwendet. Noch heute werden mindestens 1.000 einheimische europäische Pflanzen sowie viele in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien und Asien beheimatete Ar ten in der westlichen Pflanzenheilkunde verwendet. Einen Großteil dieser machen Heil- und Gewürzkräuter aus, die seit Jahr tausenden zum Würzen der Speisen, für Tees (Aufgüsse), Sirups, Weingetränke, Liköre, aber auch zur äußerlichen Anwendung in Tinkturen, Salben, Umschlägen, Cremes, Kompressen, Ölextrakten oder als Badezugabe verwendet wurden und werden. Allgegenwärtig: Die Große Brennnessel ist Kulturfolger und liebt kalkhältige Böden. Nutzen der Heilkräuter am Beispiel der Brennnessel: Brennnesseltee hilft bei der Entwässerung. Auch ökologisch sind diese Pflanzen von großer Bedeutung: Die Große und die Kleine Brennnessel ernähren die Raupen einiger Schmetterlingsar ten („in einem Gar ten ohne Brennnessel fehlen die Schmetterlinge“), gleichzeitig gilt die Brennnessel — richtig verarbeitet — als gesunder Salatersatz sowie als hervorragender Bodendünger. Auch ihr Abwehrsystem faszinier t vor allem Kinder in seiner Einfachheit und Genialität. DEFINITION UND WIRKUNG Der Kleine Fuchs benötigt die Brennnessel zur Eiablage. Wildkräuter wachsen wild in der Natur und können sehr vielfältig eingesetzt werden. Heilkräuter sind Pflanzen, die auf Grund ihrer aromatischen Inhaltsstoffe eine therapeutische Wirkung auf den Menschen haben. Viele Heilpflanzen beeinflussen das Nerven- und Hormonsystem, welche mit dem Immunsystem eng verbunden sind und helfen dem Körper, sich effektiver an körperliche, geistige oder seelische Stressfaktoren anzupassen. Gewürzkräuter enthalten aromatische Inhaltsstoffe, die Speisen einen charakteristi- Aus Murlis Hexenküche. schen Geschmack verleihen; sie können zu einer gesteiger ten Magensaftsekretion führen, krampflösend, blähungshemmend oder kreislaufanregend wirken. Sie enthalten ätherische Öle, die oft auch eine therapeutische Wirkung haben. Doch diese Definitionen sind nicht immer eindeutig – manche Pflanzen sind Wild-, Heil- und Gewürzkräuter in einem. Frisch geerntet und eine Augenweide. LEBENSRAUM KRÄUTER ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H 1.3 SACH INFORMATION LEBENSRAUM KRÄUTER ALTERSGRUPPE 6 - 10 INFO SERVICE: Raupe des Tagpfauenaugen (Quelle: Natur Mostviertel www.ybis.at/natur) ÖKOLOGISCHE BEDEUTUNG Neben dem erwähnten Nutzen weisen Kräuter auch eine wichtige ökologische Funktion auf. Viele gelten als schädlingsabwehrend und pflanzenstärkend (beispielsweise Brennnessel, Beifuß, Kamille, Beinwell und Knoblauchsrauke) und auf gewisse Pflanzennachbarn, zum Beispiel Gemüse, wuchsfördernd. Phytonzide sind ZUSAMMENFASSUNG: Ein Schulkräuterbeet bietet den Vor teil, dass auf kleinstem Raum eine Vielzahl unterschiedlicher Kräuter angepflanzt werden kann. Durch den Zusatz von Schutt zur Erde änder t sich auch das Kleinklima innerhalb des Beetes: Die eingebundenen Steine fungieren nicht nur als Beeteinfassungen, die ein ästhetisches Gesamtbild erzeugen, sondern wirken zugleich als Wärmespeicher. Das Verwer ten von Kräutern zu Würz- und Heilzwecken ist sicher so alt wie die Menschheit selbst. Pflanzenstoffe, die in den Boden gelangen und durch verschiedene Elemente wachstumsfördernd auf ihre Pflanzen-Nachbarn wirken — aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: Doldenblütler - wie Karotten, Petersilie, Dill, Kerbel, Sellerie, Liebstöckel, Fenchel und Engelwurz - beeinflussen sich negativ. Der Engelwurz ist schon durch seine Größe (bis zu zwei Meter hoch) eine sehr dekorative Aromapflanze, die in einem echten Kräutergar ten nicht fehlen sollte. Geheimtipp gegen Beschwerden der oberen Atemwege bzw. allen Erkrankungen des Mund- und Rachenraums: die Knoblauchsrauke. Viele Kräuter besitzen bodenverbessernde Wirkstoffe (wie zum Beispiel Salbei und Thymian), schützen vor Austrocknung des Bodens oder ziehen Insekten an (Lippenblütler wie die Gundelrebe). Dadurch und nicht zuletzt durch ihre Blütenpracht (Anisysop, Goldmelisse, echter Ysop und Oreganoar ten), die eine wahre Aromatherapie bieten kann, sind Kräuter im Naturgar ten vielseitig Ein Kräutergarten sollte in keinem Schulgarten fehlen. Hier sehen Sie die Kinder der Volksschule Gerasdorf bei der Verarbeitung der selbstgeernteten Kräuter. einsetzbar : Kräutergär tchen, pyramiden, -spiralen, Dufthalden, -rasen und Kräuterpfad. LEBENSRAUM KRÄUTER 1.3 ÖKO LOG LEBENSRAUM KRÄUTER DIDAKTISCHE UMSETZUNG ALTERSGRUPPE 6 - 10 In zwei Stunden lernen die Kinder mittels beigelegtem Arbeitsblatt einige wichtige Ver treter heimischer Kräuter kennen. Falls ein Schulgar ten vorhanden ist, beginnt die Projektplanung „Kräuterbeet“. Dabei können sich die SchülerInnen mit den unterschiedlichen Vegetationsbedingungen der einzelnen, ausgewählten Kräuter auseinandersetzen. Als Alternative zum Kräuterbeet können einzelne Ar ten auch als Topfpflanze in der Schule herangezogen werden (siehe alternativer Projektverlauf im Murli-Tipp). LERNZIELE: Kennen lernen und Heranziehen ausgewählter heimischer Heil- und Gewürzkräuter mit Schwerpunkt auf den Umgang mit Pflanzen während des Säens und des Pflanzvorgangs. Sensibilisierung der SchülerInnen für ihre Umwelt durch Erkennen (Sehen), Er tasten, Erriechen und Erschmecken der Kräuter. Köstlich: Bärlauchaufstrich im Frühling. Wenn im zeitigen Frühling die Wälder nach Knoblauch duften, ist wieder Bärlauchzeit. Köstlich schmecken Suppen und Aufstriche des Zwiebelgewächses. Kennen lernen von Wildkräutern und ihrer Bedeutung. INFORMATIONSTEIL: Nachdem in ein bis zwei Stunden die Bedeutung der Kräuter erarbeitet wurde, benötigt man ein bis zwei Vormittage zur Durchführung. Es findet eine Lagebesprechung im Schulgar ten statt, bei der die Umsetzung und die einzelnen Arbeitsschritte erarbeitet werden. Die SchülerInnen Die beliebtesten Küchenkräuter: Petersilie und Schnittlauch. werden in einzelne Gruppen je nach Thema der Kräuterbeete eingeteilt und erläutern dem/r LehrerIn die zu pflanzenden Kräuter und die geplante Vorgangsweise. ORT: sonniger Teil des Schulgar tens. ZEITAUFWAND: ein bis zwei Vormittage – ab Mitte Mai. MATERIALIEN: Bauschutt (keine Eisenteile), Steine, Gar ten- oder Komposterde, verschiedene Gewürzpflanzen und Samen, Schaufeln. KOSTEN: gering, abhängig davon wie viele Samen und Jungpflanzen privat (z.B. aus Hausgär ten) bezogen werden können. LEBENSRAUM KRÄUTER ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H 1.3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG LEBENSRAUM KRÄUTER ALTERSGRUPPE 6 -10 UMSETZUNG: Es empfiehlt sich zwei bis drei (kleinere) Beete anzulegen, damit jedes Kind selbst Kräuter anpflanzen kann. Standor t: Kräuter lieben sonnige Standor te, lediglich die Brunnenkresse schätzt feuchte, kühle Umgebung. Die ursprüngliche Heimat vieler Küchenkräuter sind südliche Länder, deshalb sind die meisten Pflanzen frostempfindlich. Diese Kräuter müssen über den Winter im Haus weiterbetreut werden, winterfest sind vor allem einheimische Kräuter. Die meisten Kräuter lieben kalkhaltige Böden, deshalb tut ihnen etwas Bauschutt im Bei der Kräuterjause packen alle gerne mit an. Boden (keine Eisenteile) besonders gut. Steine speichern die Wärme und geben sie in der Nacht an die Wurzeln ab. Jedem der Beete kann nun ein Thema zugeordnet werden — beispielsweise die „südlichen Kräuter“, oder „Kräuterallerlei“ (soll Schädlingsver tilger anlocken: Brennnessel, Beifuss, Kamille, Beinwell und Knoblauchsrauke) oder die „Teekräuter“ (Melisse, Johanniskraut, Kamille). Die Gruppen fangen an ihr Beet auszuheben. Erde (Komposterde) mit dem Bauschutt (keine Eisenteile) vermischen und in das Beet einschaufeln. Die Grenzen des Beetes können durch Natursteine oder größere Steine aus dem Bauschutt markier t werden. Im Anschluss werden die Samen gesät bzw. Kräuter eingesetzt. Jedes Kraut hat unterschiedliche Ansprüche bezüglich Wasser und Gibt es keinen Schulgarten, so Boden – lesen Sie den kann auch in der Klasse Beipacktext am Samen- experimentiert werden: packerl oder holen Sie Einfach diverse Kräuter in Blumenkisten ansäen. Die Kinder werden täglich Informationen aus Büchern ein. Selbst angefer tigte Namenskär tchen helfen beim Freude am Wachstum und mit Wiedererkennen der Pflänzchen. Buchtipp: „Kräuter der Pflege haben. Die Töpfe im Hausgar ten“, Band 4 aus der Buchreihe „Naturnah können auch bemalt werden. LEBENSRAUM KRÄUTER 1.3 gär tnern“ (siehe Natur und Gar ten Service). ARBEITSBLATT LEBENSRAUM KRÄUTER ALTERSGRUPPE 6 - 10 Ordne die einzelnen Namen der Kräuter den Beschreibungen zu! Die Textbeschreibungen und die Bilder der Kräuter helfen dir weiter : Aus den Blättern dieser Pflanze wird ein heilsamer Tee zubereitet. Ihre Blüten wachsen violett wie Kerzen der Sonne entgegen. Wie heißt diese Pflanze? _______________________ Diese krautige Pflanze kennt ihr alle: Sie wächst beinahe häufig mit gelber Blüte auf unseren Wiesen. Sie gilt auch als Heilkraut und hilft zum Beispiel bei Appetitlosigkeit. Wie heißt sie? ___________________________________ Dieses Kraut ist ein wichtiges Naturheilmittel: Es hilft gegen Kopfschmerzen und gegen äußere Verletzungen als Wundheilmittel. Es blüht gelb und wurde nach einem Heiligen benannt. Welches Kraut ist das? _______________________ LEBENSRAUM KRÄUTER ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H 1.3 ARBEITSBLATT LEBENSRAUM KRÄUTER ALTERSGRUPPE 6 -10 Wer dieses Gewürz schon einmal geschnitten auf seinem Butterbrot gegessen hat, vergisst den Geschmack nicht mehr. Die Pflanze hat lange, röhrenförmige Blätter und Stängel und blüht violett. ___________________________________________ Diese Heilpflanze wird sehr hoch — bis über zwei Meter! Ihre Wurzeln (das Wor t steckt auch in ihrem Namen!) helfen als Tee zubereitet bei Verdauungsstörungen. Ihre Blüten nennt man „Dolden“ — sie sehen ein wenig wie Kugeln aus. ___________________________________________ Schmetterlinge lieben diese Pflanze. Der Admiral, der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge legen hier ihre Eier ab. Aus der Pflanze kann man Salat oder Tee zubereiten oder Suppe kochen. Das klassische Merkmal: Bei Berührung brennt sie auf der Haut. Wie heißt sie? ______________________________________ LEBENSRAUM KRÄUTER 1.3 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H