Strunk et al. 2016 RöFo

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Gastrointestinal Tract
Klinischer Einsatz des hoch-intensiven fokussierten
Ultraschalls (HIFU) zur Tumor- und Schmerzreduktion
bei fortgeschrittenem Pankreaskarzinom
Clinical Use of High-Intensity Focused Ultrasound (HIFU) for
Tumor and Pain Reduction in Advanced Pancreatic Cancer
Autoren
H. M. Strunk1§, J. Henseler1§, M. Rauch1, M. Mücke2, 3, 4, G. Kukuk1, H. Cuhls2, L. Radbruch2, L. Zhang5, H. H. Schild1,
M. Marinova1
Institute
Die Institutsangaben sind am Ende des Beitrags gelistet.
Key words
Zusammenfassung
●▶ pancreatic carcinoma
●▶ high-intensity focused
●
●▶
●▶
▶
ultrasound
tumor ablation
pain relief
cancer pain
eingereicht 3.1.2016
akzeptiert 15.3.2016
Bibliografie
DOI http://dx.doi.org/
10.1055/s-0042-105517
Online-Publikation: 2016
Fortschr Röntgenstr © Georg
Thieme Verlag KG Stuttgart ·
New York · ISSN 1438-9029
Korrespondenzadresse
Milka Marinova, PhD, MD
Department of Radiology,
Hospital & Medical School,
University of Bonn
Siegmund-Freud-Str. 25
D-53105 Bonn
Germany
Tel.: ++ 49/2 28/28 71 10 17
Fax: ++ 49/2 28/2 87/9 01 10 17
[email protected]
▼
Ziel: Evaluation des erstmalig im deutschsprachigen Raum eingesetzten Ultraschall(US)-gesteuerten hoch-intensiven fokussierten Ultraschalls
(HIFU) bei Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom zur Reduktion von Tumorvolumen und
tumorbedingter Schmerzsymptomatik.
Material und Methoden: 15 Patienten mit lokal
fortgeschrittenem inoperablem Pankreaskarzinom
und Tumorschmerz wurden mit HIFU behandelt
(n = 6 Stadium III, n = 9 Stadium IV UICC). 13 Patienten erhielten gleichzeitig eine Standardchemotherapie. Die HIFU-Behandlung erfolgte mit dem JC
HIFU System (Chongqing, China HAIFU Company)
mit einer US-Vorrichtung zur Echtzeitbildgebung.
Kontrolluntersuchungen (US, CT, MRT) und die klinische Evaluation durch validierte Fragebögen
(NRS, BPI) wurden jeweils vor HIFU sowie in definierten Abständen bis zu 15 Monaten nach Therapie durchgeführt.
Ergebnisse: Trotz Gallengang- oder Duodenalstents
(4/15) und der Ummauerung von Oberbauchgefäßen (15/15) war eine Behandlung bei allen Patienten möglich. Die mittlere Interventionsdauer lag
bei 111 min, die therapeutische Schallzeit bei
1103 s, die Gesamtenergie bei 386 768 J. Die postinterventionelle Bildgebung zeigte eine Avaskularisation der behandelten Tumorregionen mit einer signifikanten Volumenreduktion von 63,8 % nach 3
Monaten. Eine signifikante Schmerzlinderung
konnte bei 12 Patienten erreicht werden (komplett
n = 6, partiell n = 6).
Schlussfolgerung: Der US-gesteuerte HIFU kann
bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem inoperablem Pankreaskarzinom, sofern ein geeignetes
Schallfenster vorliegt, zur lokalen Tumorkontrolle
und Linderung von tumorassoziierten Schmerzen
eingesetzt werden.
§
contributed equally.
Strunk HM et al. Klinischer Einsatz des … Fortschr Röntgenstr
Kernaussagen:
▶ Der US-gesteuerte HIFU erlaubt eine additive
Therapie beim inoperablen Pankreaskarzinom.
▶ HIFU kann zur Tumorvolumenreduktion eingesetzt werden.
▶ Mit HIFU wurde eine signifikante Reduktion der
tumorassoziierten Schmerzen erreicht.
▶ HIFU bietet einen klinischen Nutzen für Patienten mit Pankreaskarzinom.
Zitierweise:
▶ Strunk HM, Henseler J, Rauch M et al. Clinical
Use of High-Intensity Focused Ultrasound
(HIFU) for Tumor and Pain Reduction in Advanced Pancreatic Cancer. Fortschr Röntgenstr
2016; DOI: 10.1055/s-0042-105517
Abstract
▼
Purpose: Evaluation of ultrasound-guided
high-intensity focused ultrasound (HIFU) used
for the first time in Germany in patients with
inoperable pancreatic cancer for reduction of
tumor volume and relief of tumor-associated
pain.
Materials and Methods: Fifteen patients with
locally advanced inoperable pancreatic carcinoma and tumor-related pain symptoms
were treated by HIFU (n = 6 UICC stage III,
n = 9 UICC stage IV). Thirteen patients underwent simultaneous standard chemotherapy.
Ablation was performed using JC HIFU system
(Chongqing, China HAIFU Company) with an
ultrasonic device for real-time imaging. Imaging follow-up (US, CT, MRI) and clinical assessment using validated questionnaires
(NRS, BPI) was performed before and up to
15 months after HIFU.
Results: Despite of biliary or duodenal stents
(4/15) and encasement of visceral vessels
(15/15), HIFU treatment was performed successfully in all patients. Average treatment
Gastrointestinal Tract
time and sonication time was 111 min and 1103 s, respectively, applied total energy was 386 768 J. After HIFU ablation, contrast-enhanced imaging showed devascularisation
of treated tumor regions with a significant average volume
reduction of 63.8 % after 3 months. Considerable pain relief
was achieved in 12 patients after HIFU (complete or partial
pain reduction in 6 patients, respectively).
Conclusion: US-guided HIFU with suitable acoustic pathway
can be used for local tumor control and relief of tumor-associated pain in patients with locally advanced pancreatic
cancer.
Einleitung
▼
An einem duktalen Adenokarzinom des Pankreas erkranken in
Deutschland jährlich ca. 16 000 Menschen, Männer und Frauen
sind etwa gleich häufig betroffen. Die chirurgische Behandlung
ist derzeit die einzige kurative Therapieform. Allerdings sind bei
Erstdiagnose mehr als 80 % der Patienten nicht-operabel mit einer medianen Überlebenszeit von 4 – 6 Monaten; somit hat dieser Tumor die schlechteste Prognose unter den gastrointestinalen
Tumoren [1, 2]. Die palliative Therapie des lokal fortgeschrittenen
Pankreaskarzinoms erfolgt mit Chemotherapie oder Radiochemotherapie, um das Wachstum des Primärtumors zu verhindern,
tumorbedingte Komplikationen zu vermeiden und Symptome zu
lindern. Einige neuere Chemotherapieregime wie nab-Paclitaxel
plus Gemcitabin, FOLFOX-6 und FOLFIRINOX haben einen Überlebensvorteil für die Patienten mit Pankreaskarzinom gezeigt
[3 – 7], dennoch betragen die 1-Jahres-Überlebensrate nur etwa
18 – 20 % und die 5-Jahres-Überlebensrate weniger als 1 % [8].
Eine zunehmende Schmerzsymptomatik ist eine der häufigsten
Präsentationen beim lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom;
hier kommen symptomatische Maßnahmen wie die medikamentöse Therapie (Analgesie mit Opioiden) oder die Blockade des
Plexus coeliacus zum Einsatz [9, 10]. Aus palliativmedizinischer
Hinsicht ist die Entwicklung alternativer Therapieformen zur
Analgesie und lokalen Tumorkontrolle dringend erforderlich.
Die lokale Therapie des Pankreaskarzinoms mit hoch-intensivem
fokussiertem Ultraschall (high-intensity focussed ultrasound; HIFU) bietet eine innovative Behandlungsoption. Beim HIFU werden Ultraschall(US)-Wellen durch spezielle Wandler gebündelt
und auf einen Zielpunkt innerhalb des Körpers fokussiert, wodurch es im Zielgewebe zu einer Wärmeentwicklung mit Temperaturen von über 80 °C und zu einer Koagulationsnekrose kommt
▶ Abb. 1). In vielen Studien, vorwiegend aus dem ostasiatischen
(●
Raum, hat sich der HIFU als sicher, wirksam und aufgrund der
wenigen therapieassoziierten Nebenwirkungen in der klinischen
Anwendung praktikabel erwiesen [11]. Allerdings handelt es sich
hier um retrospektive nicht-randomisierte Studien und Fallserien ostasiatischer Patienten [21 – 26]. Auch wenn diese Daten vielversprechend sind, stellt sich die Frage, ob das Verfahren ebenso
gute Ergebnisse bei kaukasischen Patienten mit inoperablem
Pankreaskarzinom bietet. Vor diesem Hintergrund untersuchten
wir prospektiv die Wirksamkeit und die klinischen Vorteile einer zusätzlich zur palliativen Standardtherapie durchgeführten
HIFU-Behandlung. Hauptziele der additiven HIFU-Therapie waren eine suffiziente lokale Tumorkontrolle und vor allem eine
Schmerzreduktion mit einer Besserung des klinischen Zustands.
Abb. 1 HIFU-Wirkweise. A Der extrakorporale therapeutische Schallkopf
erzeugt einen zigarrenförmigen Fokus (1 - 3 mm breit, 8 - 15 mm lang) mit
Koagulationsnekrose in der Zielregion. B Multiple Läsionen im Zielorgan.
C Durch Aneinanderreihen einzelner HIFU-Nekrosen werden linien- und
scheibenförmige Areale abladiert, bis das gesamte Tumorvolumen behandelt wurde.
Material und Methoden
▼
Patientenauswahl und Patientencharakteristika
▶ Tab. 1) mit
Fünfzehn Patienten (7 Frauen, mittleres Alter 66,9 J., ●
lokal fortgeschrittenem inoperablem Pankreaskarzinom wurden
mit US-gesteuertem HIFU behandelt und mithilfe validierter Fragebögen (NRS, BPI) und Bildgebung (US, MRT, CT) prospektiv im
Verlauf evaluiert. Ein Patient wurde nach operativer Resektion
und Strahlentherapie in der Rezidivsituation behandelt. Alle
Tumoren befanden sich in unmittelbarer Nähe zum Magen, Darm
und/oder zu den Oberbauchgefäßen (Tr. coeliacus, A. lienalis,
A. mesenterica sup., A. hepatica communis). In einer interdisziplinären Tumorkonferenz erfolgte die Entscheidung über die Indikation einer palliativen Chemotherapie bzw. einer additiven HIFUTherapie individuell für jeden Patienten (Ein-/Ausschlusskriterien:
▶ Tab. 2).
s. ●
Bei der Präsentation wiesen alle 15 Patienten eine tumorassoziierte Schmerzsymptomatik auf: 2 Patienten hatten starke Schmerzen
(Numerical rating score, NRS 7 – 10) trotz Opioideinnahme, 7 Patienten mittlere Schmerzen (NRS 4 – 6) mit täglicher Basismedikation (Opiode n = 4, NSAR/Metamizol n = 4) und 5 Patienten leichte
Schmerzen mit Basis- oder Bedarfsmedikation (tägliche Opioideinnahme n = 1, tägliche NSAR/Metamizol-Einnahme n = 2, NSAR/Metamizol bei Bedarf n = 4). Ein Patient gab keinen Schmerz unter täglicher Metamizol-Einnahme an.
HIFU-Ablation
Bei der Aufnahme wurden Anamnese, körperlicher Untersuchungsbefund und laborchemische Parameter erhoben. Am Vortag
wurde eine spezielle Darmvorbereitung, ähnlich der vor einer Koloskopie durchgeführt. Unmittelbar vor HIFU wurde die Haut der
vorderen oberen Bauchwand des Patienten rasiert, entfettet und
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Gastrointestinal Tract
entgast. Die Entgasung erfolgte mithilfe eines speziellen Geräts,
um kleinste residuelle Luftbläschen aus Hautporen zu entfernen
und Hautverbrennung vorzubeugen.
Tab. 1
Demografische und klinische Patientencharakteristika.
Parameter
Wert
Patientenanzahl
n = 15
Geschlecht
– männlich
– weiblich
Alter (J.)
8 (53) 1
7 (47)
66,9 ± 10,8 (45 – 82) 2
ECOG 3 Status
– 0
4 (27)
– 1
6 (40)
– 2
5 (33)
Tumorlokalisation
– Kopf
7 (47)
– Korpus
5 (33)
– Kopf/Korpus
3 (20)
UICC 4 Stadium
– Stadium III
6 (40)
– Stadium IV
9 (60)
Metastasen (n = 8)
– hepatisch
7 (88)
– pulmonal
1 (12)
CA 19 – 9 5
– positiv
– negativ
Gefäßummauerung
13 (87)
2 (13)
15 (100)
Biliäre Drainage
– Metallstent
2 (13)
– Plastikstent
2 (13)
Vorbehandlung
– Chemotherapie
13 (87)
– Radiotherapie
2 (13)
– Nichttherapeutische Laparotomie
5 (33)
HIFU: Hoch-intensiver fokussierter Ultraschall.
1
Zahl (%).
2
Mittelwert ± Standardabweichung (Spannweite).
3
ECOG: Easter Cooperative Oncology Group.
4
UICC: Union internationale contre le cancer.
5
Carbohydrate-Antigen 19 – 9.
Tab. 2
Für die Behandlung wurde ein nach europäischen Normen und
Institutionsrichtlinien zugelassenes medizinisches Gerät verwendet: HIFU-System Model JC Focused Ultrasound Tumor Therapeutic System (Chongqing HAIFU Medical Technology, China),
welches mit einem US-Gerät zur Echtzeitbildgebung (1 – 8 MHz,
MyLab70, Esaote, Genua, Italien) ausgestattet ist. Ein keramischer
Wandler (20 cm Durchmesser, Brennweite 15 cm, Frequenz
0,8 MHz) erzeugt den therapeutischen US. Der Einsatz des HIFUSystems erfolgte innerhalb seiner Zweckbestimmung in Übereinstimmung mit der Deklaration von Helsinki nach Genehmigung
durch die lokale Ethikkommission (Nr. 302/12). Die Studie stellt
einen Teil einer Studienserie dar [12, 13], in der im westlichen
medizinischen Setting der Einsatz der HIFU-Behandlung und
ihre Wirksamkeit auf die Schmerz- bzw. Symptomlinderung in
Kombination mit einer palliativmedizinischen Standardtherapie
überprüft wird.
Die HIFU-Ablation wurde in Bauchlage unter Allgemeinanästhesie
durchgeführt. Vor Beginn der Therapie wurde der Tumor zunächst
umfahren und die angrenzenden Strukturen bzw. Gefäße identifiziert. Anschließend wurde ein Behandlungsplan mit sagittalen
Schichten erstellt. Der Fokus wurde in die zu behandelnde Region
gelegt und die Energieapplikation in den dorsalen Tumorabschnitten begonnen. Dorsal des Fokus waren keine thermischen Schäden
zu erwarten, da durch die Interposition großer Gefäße (Aorta, Vena
cava inf.) mit ausreichendem Blutfluss ein Wärmeabtransport gewährleistet wird. Die endgültige Beschallungsleistung im Fokus
(200 – 400 W) wurde für jeden Patienten individuell festgelegt; dabei wurde ein Sicherheitsabstand von 1 cm zum Tumorrand und zu
einliegenden Stents eingehalten. Bei den meisten Patienten lag
eine Ummauerung der A. mesenterica sup. und des Tr. coeliacus
durch den Tumor vor. Dennoch stellte dies keine Kontraindikation
für die HIFU-Behandlung dar.
Während der Behandlung lagen der Magen bzw. das Kolon häufig
im akustischen Zugangsweg. Um mögliche Komplikationen zu
vermeiden, wurde zum einen am Vortag eine strikte Darmvorbereitung ähnlich wie vor einer Koloskopie durchgeführt, wobei die
Patienten insbesondere keine milchhaltigen Produkte zu sich
nehmen und ca. 12 Stunden vor der Behandlung fasten sollten.
Zum anderen wurde während der Intervention eine Magensonde
verwendet, um bei vorhandenen störenden Luftblasen entblähende Mittel (z. B. Simeticon) applizieren zu können. Darüber hi-
Auswahlkriterien für die HIFU-Therapie.
Einschlusskriterien
Ausschlusskriterien
(1) Alter ≥ 18 Jahre
(2) inoperables Pankreaskarzinom mit Indikation zur palliativen
Standardtherapie
(3) schriftlich dokumentierte Einwilligung zur Studienteilnahme
(4) ECOG ≤ 2
(5) ausreichende Organfunktion:
– absolute Neutrophilie ≥ 1,5 × 10 9/L
– Hämoglobin ≥ 8 g/dL
– Thrombozytenzahl ≥ 75 × 10 9/L
– AST/ALT ≤ 5x des Normwertes
– Gamma-GT ≤ 5x des Normwertes
– Kreatinin im Normbereich oder Kreatinin-Clearance ≥ 50 mL/min
(6) Tumorschmerz oder lokales Tumorwachstum
(7) ausreichende sonografische Darstellbarkeit des Tumors in
Bauchlage sowie sicherer akustischer Zugangsweg
(8) maximaler Abstand zwischen der Hautoberfläche und dem
weitesten Fokus im Tumor ca. 12 cm
(9) narkosefähiger Patient
(1) chirurgische Resektion möglich
(2) nicht narkosefähiger Patient
(3) ECOG ≥ 3
(4) keine ausreichende sonografische Darstellung des Tumors
(z. B. postoperativ oder postradiogen)
(5) ausgeprägte Narbenbildung entlang des akustischen Zugangsweges
(6) sehr weit fortgeschrittene Fernmetastasierung (> 5 Lebermetastasen,
Lebermetastasen > 2 cm)
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Gastrointestinal Tract
naus wurde zwischen der vorderen oberen Bauchwand des Patienten und dem Schallkopf ein mit gasfreiem Wasser gefüllter
Ballon platziert, um den Magen zu komprimieren, Darmanteile
aus dem akustischen Strahlengang zu verdrängen und ein optimaleres Schallfenster zu erhalten. Um Hautverbrennungen zu
vermeiden und dem subkutanen Ödem vorzubeugen, wurde die
Hautpartie im Schallweg in regelmäßigen Abständen palpatorisch kontrolliert und gekühlt.
Beim Auftreten von erkennbaren Grauskalaänderungen im Zielbereich bzw. nach mindestens 50 Sekunden Beschallungszeit in einem bestimmten Fokus, wurde zum nächsten Fokus gewechselt,
um so eine Volumenablation zu erhalten. Gegen Ende der Behandlung wurde eine kontrastmittelverstärkte Sonografie (CEUS) durchgeführt. Zeigte sich hier das behandelte Areal ohne Durchblutung,
wurde dies als ausreichender Therapieerfolg angesehen, andernfalls wurde die Therapie fortgesetzt.
Nach der HIFU-Behandlung verblieben die Patienten für 1 – 3
Tage stationär.
Bildgebung
Als Ausgangsbildgebung wurden eine CT und eine MRT innerhalb
von 2 Wochen vor der HIFU-Behandlung durchgeführt (64-Zeiler
CT-Scanner Brilliance; 1,5-Tesla MRT-Scanner Ingenia; Philips
Healthcare, Amsterdam, Niederlande). Unmittelbar vor der
HIFU-Behandlung wurde die Tumordurchblutung mithilfe von
CEUS nach intravenöser Gabe von Sonovue® (Bracco, Italien)
ermittelt.
In den ersten 24 Stunden nach der Behandlung wurden CEUS, CT
und innerhalb von 3 Tagen eine MRT-Untersuchung durchgeführt. Die Langzeitkontrolle umfasste CT-/MRT-/CEUS-Untersuchungen jeweils nach 6 Wochen, 3 Monaten und danach im
dreimonatigen Abstand. Die Tumorablationsrate (%) wurde als
Verhältnis zwischen dem avaskularisierten (abladierten) Volumen und dem Gesamttumorvolumen berechnet und die Volumenreduktion (%) nach 6 Wochen und 3 Monaten ermittelt. Therapieassoziierte Nebenwirkungen und Komplikationen wurden
miterfasst [14].
Evaluation der Schmerzreduktion
Änderungen in der Schmerzsymptomatik und Schmerzmedikation wurden während der Verlaufskontrolluntersuchungen miterfasst. Als Messinstrumente dienten: NRS (Numerical Rating Score
0 – 10), Scores zur Schmerzintensität (aktuelle, durchschnittliche,
minimale und maximale Schmerzen) aus dem BPI-Fragebogen
(Brief Pain Inventory; Schmerzintensität 0 – 10). Bei beiden
Scores bedeutet 0 „kein Schmerz“ und 10 „stärkster vorstellbarer
Schmerz“ [15]. Als komplette Schmerzresponse wurde eine NRSReduktion auf ≤ 1 definiert. Eine partielle Schmerzlinderung bezog sich auf eine NRS-Reduktion um ≥ 2 [16 – 18].
Statistische Auswertung
Die gewonnenen Daten wurden mit Stata, Version 13.1 (Stata
Corp, Lakeway Drive College Station, USA) ausgewertet. Die primäre statistische Analyse wurde mit dem gemischten Paneldatenmodell (mixed model) durchgeführt. Die Modellrobustheit
wurde mit einem nicht-parametrischen Skilling-Mack-Test für
nicht balancierte Paneldaten geprüft. Als statistisch signifikant
wurde ein p-Wert kleiner als 0,05 angenommen.
Ergebnisse
▼
HIFU-Behandlung
▶ Tab. 2)
Unter Einhaltung der Ein- und Ausschlusskriterien (●
konnte ein Drittel der evaluierten Patienten zur Therapie angenommen werden. Bei allen Patienten dieses Drittels konnte der
Pankreastumor ausreichend sonografisch dargestellt werden. 14
Patienten wurden in einer einzigen Sitzung, einer in zwei Sitzungen mit US-gesteuertem HIFU behandelt. Der zweifach behandelte Patient zeigte 7 Monate nach der ersten HIFU-Behandlung ein
erneutes Tumorwachstum links lateral der weiterhin bestehenden, posttherapeutischen Nekrosehöhle im Pankreaskorpus, dieses Rezidiv wurde mit HIFU therapiert. Der zeitliche Abstand
zwischen Erstdiagnose und durchgeführter HIFU-Therapie betrug im Durchschnitt 9 ± 8,1 Monate. In jedem Fall wurde versucht, den Tumor größtenteils zu abladieren, aber durch Einhaltung der Sicherheitsabstände zu angrenzenden Risikostrukturen
(Magen, Darm, Gefäße, Stents) verblieb in der Regel vitales Tumorgewebe im Randbereich. Bei Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von 0,5 – 1 cm zu den Gefäßen kam es in keinem Fall zu
▶ Abb. 3).
einem Verschluss größerer Gefäße (●
Die therapeutischen Parameter sowie Details über die Interventi▶ Tab. 3 zusammengefasst. Während der HIFUonsdauer sind in ●
Behandlung wurden Grauskalaänderungen im B-Bild innerhalb
der therapierten Regionen bei 10 von 15 Patienten beobachtet
(deutlich n = 5, mäßig n = 5). In 5 Fällen zeigte sich während
HIFU kein sichtbarer Graustufenwechsel in den behandelten Tumoranteilen, obwohl sich diese in dem noch während des Eingriffs durchgeführten CEUS als avaskularisiert darstellten.
Bildgebende Verlaufskontrollen
Innerhalb von 24 Stunden nach HIFU zeigten die behandelten Tu▶ Abb. 2). Mittels CT
moranteile im CEUS eine Avaskularisation (●
wurden therapieassoziierte schwerwiegende Komplikationen ausgeschlossen. Das abladierte Areal zeigte sich in den postinterventionellen kontrastmittelverstärkten Untersuchungen (MRT, CEUS)
▶ Abb. 2, 3). Das Tumorvolumen blieb in der
devaskularisiert (●
kurzfristigen MRT-Verlaufskontrolle ohne wesentliche Änderung
(30,3 ± 18,8 ml vs. 31,4 ± 18,3 ml bei Baseline). Die Tumorablationsrate lag bei 53,1 % (Spannweite 33,7 – 72,3 %). Die mittlere Reduktion des Tumorvolumens betrug ca. 25,9 % nach 6 Wochen und 63,8 %
▶ Abb. 2, 4). Bei 2 Patienten wurde ein Tumornach 3 Monaten (●
wachstum außerhalb der behandelten Tumorregionen beobachtet,
einer von diesen Patienten konnte erneut mit HIFU behandelt werden, bei dem anderen infiltrierte der Tumor die Darmwand.
Schmerzreduktion
10 der 15 Patienten berichteten bis zu 24 Stunden postinterventionell über leichte (n = 4) bis starke Oberbauchschmerzen (n = 6).
2 – 3 Tage nach einmaligem HIFU setzte bei 12 Patienten eine
▶ Abb. 5, 6). 6 dieser Patienten waren
Schmerzlinderung ein (●
schmerzfrei (NRS≤ 1), bei den anderen 6 kam es zu einer deutlichen Schmerzreduktion (NRS-Reduktion ≥ 2).
In der 6-Wochen-Verlaufskontrolle konnte bei 2 von 7 Patienten
die ursprüngliche Opioidanalgesie als Basismedikation komplett
beendet werden, die restlichen 5 Patienten hatten eine NRS-Abnahme um ≥ 2 mit (n = 2) oder ohne (n = 3) Opioiddosisreduktion.
Kein Patient berichtete über starke Schmerzen, 4 Patienten gaben
mittlere Schmerzen an (Opioid mit Dosisreduktion n = 2, NSAR/
Metamizol bei Bedarf n = 3), 6 Patienten leichte Schmerzen (Basismedikation Metamiziol n = 1, Bedarfsmedikation NSAR/Metamizol n = 4, keine Medikation n = 1). Bei 3 Patienten mit progre-
Strunk HM et al. Klinischer Einsatz des … Fortschr Röntgenstr
Gastrointestinal Tract
Tab. 3
Therapeutische Parameter.
Behandlungszeit
[min]
110,5 ± 30,7 (66 – 190)
Beschallungszeit
[s]
[min]
1103 ± 456 (548 – 2452)
18,4 ± 7,6 (9,1 – 40,9)
Gesamtenergie
[J]
386 768 ± 173 256 (168 350 – 851 200)
Leistungsbereich
[W]
80 – 400
Mittlere Leistung
[W]
344 ± 69 (200 – 400)
Graustufen-Änderungen
Massive
5 (33 %)
Mäßige
6 (40 %)
Keine
4 (27 %)
beobachtet. Eine vorübergehende Erhöhung der Pankreaslipase
nach HIFU zeigte sich bei 3 Patienten, jedoch ohne klinische Zeichen einer Pankreatitis. Schwerwiegende oder langanhaltende
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Diskussion
▼
Abb. 2 Ein 56-jähriger Patient mit inoperablem lokal fortgeschrittenem
Adenokarzinom des Pankreaskopfes und ausgeprägtem Tumorschmerz
wurde in unserer Klinik mit HIFU behandelt, nachdem der erste FOLFIRINOXZyklus abgeschlossen war. Zwei Tage nach der HIFU-Therapie war der Patient
schmerzfrei (NRS=8 vor HIFU; NRS=1 eine Woche nach HIFU). Im Folgenden
sind kontrastmittelverstärkte axiale MR- und US-Bilder des behandelten Tumors abgebildet A–D. A Das Pankreaskarzinom vor der HIFU-Therapie mit
Ummauerung der A. mesenterica superior. CA 19-9: 648,8 U/mL. B Erkennbare Ablationshöhle (*) ohne Kontrastmittelanreicherung 1 Tag nach der
Intervention. C Reduktion des Tumorvolumens um 90,1% in der 3-MonatsVerlaufskontrolle. CA19-9: 205,6 U/mL. D Tumorremission 12 Monate nach
HIFU. CA19-9: 15,8 U/mL. E Der Tumormarker CA 19-9 im Verlauf über 12
Monate (Referenzbereich 2-37 U/mL; die graue Linie zeigt den oberen Normalwert). A: Aorta; * Ablationshöhle; Pfeil: Pankreaskarzinom; Pfeilspitze:
Arteria mesenterica superior.
dienter hepatischer/peritonealer Metastasierung kam es nach
HIFU zu keiner Änderung im Schmerzscore. Der Tumorschmerz
bei 5 Patienten mit Peritonealkarzinose und Lebermetastasen
sprach gut auf HIFU an.
Nebenwirkungen
Ein transientes (sub)kutanes Ödem der vorderen oberen Bauchwand wurde bei 9 von 15 Patienten beobachtet. Bei einer Patientin trat eine oberflächliche Hautverbrennung im Bereich des
Bauchnabels (Grad IIa) auf, die innerhalb von 3 Wochen spontan
abheilte. Bei einem Patienten wurde eine transiente Verhärtung
des subkutanen Fettgewebes in der oberen vorderen Bauchwand
Strunk HM et al. Klinischer Einsatz des … Fortschr Röntgenstr
Für das inoperable lokal fortgeschrittene Pankreaskarzinom besteht ein dringender Bedarf an lokal wirksamen Therapien, die
nicht nur eine suffiziente Tumorkontrolle erzielen können, sondern auch die Linderung der tumorbedingten Schmerzsymptomatik und die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ermöglichen. Zur lokalen Therapie des inoperablen Pankreaskarzinoms
wurden in den letzten Jahren Verfahren wie die Kryotherapie, die
Radiofrequenzablation oder die Mikrowellentherapie eingesetzt
[19 – 22]. Alle diese Verfahren sind jedoch minimal invasiv bis invasiv, da die lokale Energie erst nach Einbringen einer oder mehrerer Nadeln in den menschlichen Körper erzeugt werden kann, was
mit einem erhöhten Verletzungsrisiko von angrenzenden Strukturen (Magen, Darm, Gefäße) einhergeht. Derzeit gibt es keine etablierte Strategie zur lokalen Therapie des Pankreaskarzinoms. Daher
könnte HIFU insbesondere bei progredienter tumorbedingter
Symptomatik mit einem klinischen Zusatznutzen eingesetzt werden. Beim HIFU handelt es sich um ein innovatives Verfahren, das
eine gezielte, nicht-invasive thermische Ablation von den dem US
zugänglichen Geweben ermöglicht, ohne dass Nadeln, Elektroden
oder Sonden eingebracht werden müssen. Zu den Wirkungsmechanismen gehören neben der Wärmeentwicklung mit Koagulationsnekrose [23 – 25], auch die Kavitation und möglicherweise verschiedene immunologische Mechanismen [26 – 28].
Die bildgebende Steuerung bei HIFU kann mit MRT oder Sonografie erfolgen. Während mit der MRT eine sehr gute anatomische
Auflösung erreicht wird, ist die zeitliche Auflösung vergleichsweise gering. MR-gesteuerte Geräte werden daher überwiegend
zur Behandlung von Uterusmyomen und Knochentumoren eingesetzt. Im Gegensatz hierzu ist mit dem diagnostischen US eine
Echtzeit-Bildgebung („real time“) gegeben; die Bauweise ermöglicht den Einsatz von größeren und leistungsstärkeren Transducern. Somit können höhere Temperaturen in der Zielregion entstehen; eine schnellere Behandlung ist dadurch möglich. Obwohl
Pankreaskarzinome sonografisch schwierig zu erkennen sind
und daher oft übersehen werden, konnten die Tumoren in der
Evaluation bei allen Patienten mit US dargestellt und folglich
Gastrointestinal Tract
Abb. 3 Ein 82-jähriger Patient mit inoperablem
Pankreaskopfkarzinom innerhalb des zystisch transformierten Pankreas (weißer Pfeil) und einliegender
PTCD (perkutane transhepatische CholangiographieDrainage, Yamacava-Drainage; schwarze Pfeile) wurde mit HIFU behandelt. Tumormarkierung durch
weiße Pfeilspitzen. A.1, B.1 → transversale kontrastmittelverstärkte MRT-Aufnahmen jeweils vor und
nach HIFU; A.2, B.2 → koronare kontrastmittelverstärkte MRT-Aufnahmen jeweils vor und nach HIFU;
A.3, B.3 → koronare T2-gewichtete MRT-Aufnahmen jeweils vor und nach HIFU; A: Aorta; V: Vena
cava inferior.
Abb. 4 Veränderungen des Tumorvolumens nach HIFU. Die Tumorvolumina (in ml) werden mit Mittelwert und Standardabweichung dargestellt.
Im zeitlichen Verlauf kam es zu einer mittleren Volumenreduktion (n=15)
von 26% nach 6 Wochen und von 64% nach 3 Monaten in der MRT-Bildgebung.
auch mit HIFU behandelt werden. Ein Vorteil der US-gesteuerten
Systeme liegt ebenfalls darin, dass ein in der Evaluation sonografisch darstellbarer Tumor dann auch mit HIFU behandelt werden
kann. Im Gegensatz dazu kann es durchaus vorkommen, dass sich
ein Tumor in der MRT darstellt, aber mit dem therapeutischen US
aufgrund von Überlagerung durch Darmgas oder Knochen nicht
erreicht werden kann. Zudem ist mit US-gesteuerten Geräten nahezu eine Echtzeit-Bildgebung möglich. So kommt es durch die
Atemexkursionen der Patienten zwar weniger zu Bewegungen
der Bauchspeicheldrüse, aber doch zur Verschiebung ventral gelegener Strukturen, wie des Magens und des Kolons. Auch das
Vorkommen von Luft im Magen oder Kolon muss rechtzeitig erkannt werden, um gegebenenfalls die Therapie zu unterbrechen
und ein anderes Schallfenster zu wählen.
Die intrainterventionelle Erfolgskontrolle mittels Sonografie ist
schwieriger, da sich nur bei etwa einem Drittel der Patienten unter Therapie echoreiche Veränderungen im behandelten Areal als
Zeichen einer ausreichenden Energieapplikation finden. Bei den
Abb. 5 Schmerzreduktion und Schmerzkontrolle nach HIFU. Evaluation
mit NRS (Numerical rating score). Patientenanteil (%) in den verschiedenen
NRS-Kategorien (0: kein Schmerz; 7-10 (sehr) starke Schmerzen) vor HIFU
und jeweils 1 Woche, 6 Wochen und 3 Monate nach HIFU. Fehlende Daten
sowie der Anteil der verstorbenen Patienten sind ebenfalls dargestellt.
Abb. 6 Änderung der Schmerzintensität nach HIFU, Evaluation mit BPI
(Brief pain inventory).
anderen Patienten ist eine ausreichende Therapiedauer in einem
Fokus nur anhand der applizierten Energiemenge anzunehmen
(mindestens 50 s Beschallungszeit pro Fokus) bzw. durch einen
intermittierend durchgeführten CEUS zu sichern. Dieser zeigt als
Strunk HM et al. Klinischer Einsatz des … Fortschr Röntgenstr
Gastrointestinal Tract
Zeichen des Therapieerfolges eine Devaskularisation der behan▶ Abb. 2, 3). Die meisten unserer Patienten wurdelten Areale (●
den mit 400 Watt therapiert. Nur in direkter Gefäß-, Darm- oder
▶ Abb. 3). Auch wenn
Stentnähe wurde auf 200 Watt reduziert (●
die US-gesteuerten HIFU-Geräte leistungsstärker als die MRT-gesteuerten sind, ist beim Pankreaskarzinom der Vorteil in der
Echtzeitbildgebung wesentlich wichtiger.
Bis auf einen retrospektiven Bericht aus Italien mit 6 Patienten [29]
kommen alle Daten über die Machbarkeit und Sicherheit der USgesteuerten HIFU-Therapie bei inoperablem Pankreaskarzinom
aus dem ostasiatischen Raum und stellen überwiegend retrospektive Beobachtungen dar [16 – 18, 29 – 34]. Mittlerweile wurden
zahlreiche chinesische Arbeiten in einem Übersichtsartikel zusammengefasst, der über die HIFU-Behandlung von insgesamt 3022
Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom in den letzten 15
Jahren berichtet [35]. Dennoch sind mehr als 70 % dieser Veröffentlichungen lediglich in chinesischer Sprache verfügbar und mehr als
90 % der Studien wurden in China, Korea und Japan durchgeführt.
Bislang fehlen prospektive randomisierte Studien nach europäisch
wissenschaftlichem Standard zum Einsatz bzw. zur Wirksamkeit
von HIFU auf die lokale Tumorkontrolle, Schmerz- bzw. Symptomlinderung sowie auf das progressionsfreie und Gesamtüberleben in
Kombination mit einer palliativmedizinischen Standardtherapie.
Vor diesem Hintergrund wurden für unser kaukasisches Patientenkollektiv prospektiv die Wirksamkeit und die klinischen Vorteile einer additiven HIFU-Behandlung evaluiert, wobei als Messinstrumente etablierte Fragebögen (NRS, BPI) und Bildgebung
(US, CT, MRT) dienten. Bei allen Patienten zeigte sich bereits unmittelbar nach HIFU eine therapiebedingte Avaskularisation der
behandelten Tumorregionen. Eine signifikante Volumenreduktion des Tumors wurde bei 13 von 15 Patienten im zeitlichen Ver▶ Abb. 2, 4). Bei dem ersten mit HIFU behandellauf beobachtet (●
ten Patienten lag die Tumorvolumenreduktion sogar bei 90,1 %
▶ Abb. 2); eine Tumorremission bestand weinach 3 Monaten (●
terhin in der 21-Monats-Verlaufskontrolle. Dies unterstreicht die
Vorteile der additiven HIFU-Ablation nicht nur hinsichtlich der
deutlichen Tumorreduktion, sondern auch der Verlangsamung
der Progedienz tumorbedingter lokaler Symptome, was oft durch
alleinige Chemotherapie nicht zu erreichen ist. Eine suffiziente
lokale Tumorkontrolle konnte auch bei fortgeschrittener hepatischer, pulmonaler oder peritonealer Metastasierung erzielt werden. Da die HIFU-Therapie mit der palliativen Standardtherapie
nicht interagiert und ein risikoarmes Verfahren mit insgesamt
wenigen transienten Nebenwirkungen darstellt, konnte die Chemotherapie ohne Unterbrechungen weiter durchgeführt werden.
Tumorschmerz gehört zu den häufigsten Symptomen bei Patienten
mit Pankreaskarzinom und tritt in mehr als 80 % der Fälle auf [2]. In
fortgeschrittenen Krankheitsstadien werden häufig Opioidanalgetika eingesetzt, die zu Nebenwirkungen wie beispielsweise Übel-
keit, Erbrechen, Verstopfung und Benommenheit führen. Lokale
Therapien wie die perkutane Plexus-coeliacus-Blockade [36] oder
die Strahlentherapie [37, 38] zeigten einen begrenzten Effekt auf
die Dauer der Schmerzkontrolle. In unserem Patientenkollektiv benötigten 12 von 15 Patienten eine tägliche Basismedikation, davon
7 mit Opioiden. Nach HIFU konnte bei 80 % der Patienten (n = 12)
eine deutliche Schmerzlinderung erreicht werden, die 24 – 48 h
nach der Therapie einsetzte. Die Energieapplikation in der unmittelbaren Umgebung des von Schmerzfasern begleiteten Tr. coeliacus
stellt einen Aspekt der analgetischen Wirkung durch eine Schädigung des Plexus coeliacus dar [13]. Bislang publizierte Daten berichten über eine vergleichbare mittlere Schmerzreduktion bei
84,7 % der Patienten [16, 18, 29, 31 – 34]. Bei 10 Patienten, die vor
HIFU eine tägliche Dauermedikation zur Kontrolle der Tumorschmerzen benötigten, wurde die Medikamentendosis nach der Intervention um mindestens die Hälfte reduziert. Bei 2 Patienten
konnte sogar die vorherige Opioidanalgesie komplett beendet werden. Der schmerzlindernde Effekt blieb bis zur Verlaufskontrolle
▶ Abb. 5, 6). Die Reduktion der Schmerznach 3 Monaten erhalten (●
intensität führte zu einer konsekutiven Verbesserung der Lebensqualität. Vor HIFU lag die Schmerzintensität bei einem Drittel der
Patienten in einem niedrigen Bereich (WHO Stufe I) und die Hälfte
der Patienten benötigte keine Opioide. Dennoch ist die beobachtete
Schmerzreduktion durch HIFU deutlich, daher sollte eine Überprüfung des analgetischen Effekts in einer größeren Studie mit Patienten mit Opioidmedikation erfolgen.
Neben der lokalen Tumorkontrolle und der Reduktion der Tumorschmerzen ist ein positiver Effekt von HIFU auf das progressionsfreie sowie auf das Gesamtüberleben möglich [39]. Ein Überlebensvorteil durch eine lokale Tumorkontrolle kann nur anhand
von Literaturdaten angenommen werden. In asiatischen Studien
wurde über ein medianes Gesamtüberleben von 6 – 11 Monaten
und eine mediane progressionsfreie Zeit von 5 – 8,4 Monaten berichtet [16 – 18]. Unsere Beobachtungsstudie war nicht auf die
Evaluation der Überlebensrate ausgerichtet, es lagen keine Daten
aus einer Kontrollgruppe vor. Dennoch konnte, vergleichbar mit
publizierten Ergebnissen, ein medianes Gesamtüberleben von
▶ Abb. 7). Während der Be13,3 Monaten gezeigt werden [30, 39] (●
obachtungszeit von 15 Monaten starben 8 Patienten an progredienter hepatischer, peritonealer oder pulmonaler Metastasierung,
2 Patienten aufgrund von fortschreitender Darminfiltration.
Auch wenn die HIFU-Ablation verglichen mit anderen Verfahren
ein risikoarmes Verfahren mit insgesamt wenigen und nur sehr
selten schweren Nebenwirkungen darstellt, sind verschiedene
Komplikationen nach HIFU beschrieben [40]. Besonders Organe
mit hoher akustischer Absorption wie die Haut und der Gastrointestinaltrakt sind einem erhöhten Risiko für thermische Schäden
ausgesetzt, diese können jedoch durch regelmäßiges Kühlen der
Haut und strikte Darmvorbereitung effizient vermieden werden.
Abb. 7 Gesamtüberleben der mit HIFU behandelten Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom
(Stadium III, IV nach UICC). Links: Das Gesamtüberleben ab Erstdiagnose liegt bei 64% nach 12 Monaten mit einem medianen Überleben von 13,3 Monaten. Rechts: Das Gesamtüberleben ab HIFUIntervention im Spätstadium liegt bei 32% nach 12
Monaten mit einem medianen Überleben von 6
Monaten.
Strunk HM et al. Klinischer Einsatz des … Fortschr Röntgenstr
Gastrointestinal Tract
Über oberflächliche Verletzungen der Haut und des Unterhautgewebes wurde in 3,1 % der Fälle berichtet. Pankreatitis (1,9 %) und
pankreopriver Diabetes mellitus (1,3 %) stellen weitere organspezifische Komplikationen dar [40].
Bei jeweils einem unserer Patienten kam es zu einer oberflächlichen Hautverbrennung des Bauchnabels und zu einer Verhärtung
des subkutanen Fettgewebes; beides heilte innerhalb von 3 – 6
Wochen ohne spezielle Therapie ab. Zudem wurden bei der
Mehrheit der Patienten bis zu 24 h nach der Intervention Oberbauchschmerzen (n = 10) und ein kutanes Bauchwandödem
(n = 9) beobachtet. Schwerwiegende oder langanhaltende Nebenwirkungen traten bislang nicht auf.
Schlussfolgerung
▼
Die US-gesteuerte HIFU-Therapie stellt ein sicheres und wirksames Ablationsverfahren zur Tumorvolumenreduktion bei inoperablem Pankreaskarzinom dar. Mit HIFU kann eine deutliche
Reduktion der Tumorschmerzen erreicht werden. Weitere prospektive kontrollierte randomisierte Studien mit größeren Patientenkollektiven sind erforderlich, um die Sicherheit und die
langfristige Wirksamkeit evaluieren zu können, vor allem auch
in Hinblick auf das progressionsfreie und Gesamt-Überleben.
Klinische Relevanz der Studie
1. Eine lokale US-gesteuerte HIFU-Therapie bei inoperablem
Pankreaskarzinom in Kombination mit einer palliativen
Standardtherapie stellt ein sicheres und effektives Ablationsverfahren dar, sofern ein geeignetes Schallfenster vorliegt.
2. Bei geringer Nebenwirkungsrate dieser innovativen Therapie besteht der klinische Zusatznutzen in einer Beschwerde- und Symptomlinderung, die insbesondere auf der
Schmerzreduktion und möglicherweise auf der Tumorverkleinerung basiert.
Institute
1
2
3
4
5
Department of Radiology, Medical School & Hospital, University of Bonn
Department of Palliative Medicine, Medical School & Hospital, University of
Bonn
Department of General Practice and Family Medicine, Medical School &
Hospital, University of Bonn
Center for Rare Diseases Bonn (ZSEB), Medical School & Hospital, University
of Bonn
Chongqing Key Laboratory of Ultrasound in Medicine and Engineeríng,
Chongqing Medical University, China
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