ROBERT STERL UND DIE TIERE Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus 1. Mai bis 3. Juli 2016 Hundekopf (Studie), 1909, Öl auf Pappe, 22,5 x 21 cm (WVZ 730) Tierdarstellungen sind im Schaffen des Malers und Zeichners Robert Sterl (1867-1932) häufig zu finden. In seinen frühen Schaffensjahren zeigt er vor allem heimische Nutztiere des ländlichen Lebens – zumeist nicht als Hauptmotiv, sondern als Staffage oder Beiwerk in vor Ort beobachteten Szenen des bäuerlichen Alltags. Seine charaktervollen Tierskizzen und Detailstudien dienen später als Grundlage für Landschaftsbilder und Genreszenen. So erfasst der Künstler Tiere während seines gesamten Schaffens immer wieder ganz beiläufig in beseelten Skizzen mit pointiert gesetzten Strichen und lebendigen Schraffuren oder setzt sie in luftigen Ölstudien mit impressionistischer Leichtigkeit ins Bild. Zunächst finden sich vor allem Schäferstücke und Ernteszenen, später auch Reitpferde im Ersten Weltkrieg und zahlreich die damaligen Arbeitspferde – etwa im Steinbruch. Einmal fängt er Zugpferde auf der Baustelle des Dresdner Anzeigers 1928 am Dippoldiswalder Platz ein. Titelseite: Pferdetränke (Detail), 1918, Kreide (Z 2600) Zwei Hühner, um 1901, Öl auf Leinwand, 12 x 16,5 cm (WVZ 401) Schon zu Beginn seiner Karriere als freischaffender Landschaftsmaler um 1900 zeigt Robert Sterl kaum Wildnis oder unberührte Natur. Die von Menschen bewohnte und bewirtschaftete Landschaft, das Dorfleben mit Hühnern auf dem Hof oder die Feldarbeit mit Ochsen oder Pferdekarren, aber auch das alltägliche städtische Leben der ärmeren Schichten, wecken sein künstlerisches Interesse. So finden sich in seinem Werk auch keine exotischen Tiere und nur vereinzelt wilde Rehe. Seit Sterl ab 1906 als Professor für Malerei an der Kunstakademie stärker an Dresden gebunden ist, beschäftigt er sich eingehend mit dem Thema der harten körperlichen Arbeit. Insbesondere bei seinem Hauptthema, den Steinbruchbildern, geraten damit Arbeitspferde in den Blick, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts unverzichtbar für den Transport der Sandsteine sind. Auch in seinen Russlandimpressionen zwischen 1908 und 1914 schildert Sterl den Umgang mit Pferden im fremdländischen Ambiente. Pferdestudie, Kreide (Z 2198) Ziegenstudie, Kreide (Z 1956) Bei den „Räumerpferden“, die in den Sandsteinbrüchen der Sächsischen Schweiz für verschiedene leichte Transportarbeiten der Werkstücke und des Abraums eingesetzt sind, handelt es sich meist um leichtere Rassen oder ältere Tiere, die für Arbeiten bei Schwerlasttransporten auf den damals schlechten Straßen nicht mehr geeignet sind. Dieter Kutschke berichtet in der Broschüre „Robert Sterl – Steinbrecher“ (2015), dass es um 1889 bis zu 150 dieser Steinbruchpferde in der Sächsischen Schweiz gibt; um 1900 sind es dann nur noch knapp 50 Pferde und nach 1910 weniger als ein Dutzend. Wenig später werden sie durch die zunehmende Technisierung der Steinbrucharbeit ganz überflüssig. Auf städtischen Baustellen gibt es hingegen bis in die 1920er Jahre für schwere Lastentransporte Zugpferde, die meist den in der Stadt ansässigen Fuhrgeschäften gehören. Eine in gedeckten Hellgrautönen gehaltene Stadtlandschaft gibt die diesige Stimmung auf einer Dresdner Großbaustelle im frühen Morgengrauen wieder; Pferde warten im Vordergrund geduldig auf ihren Einsatz. Neubau Dresdner Anzeiger, Dippoldiswalder Platz, Dresden, 1928 Öl auf Leinwand, 38 x 46 cm (WVZ 1147) Seine eigenen Haustiere werden im Spätwerk Robert Sterls zum eigenständigen Sujet. Im Briefwechsel mit seiner Ehefrau Helene erwähnt der Maler seinen Pinscher „Fips“ in mehr als 130 Briefen zwischen 1914 und 1918; regelmäßig endet er: „Grüße Fipsel“ oder ist auf Reisen besorgt: „Fipsel hat mich wohl total vergessen.“ (7.3.1915). Auch der Schäferhund „Claus“ wird zwischen 1920 und 1929 in zwanzig erhaltenen Briefen angesprochen: „An Claus u. Dich die herzlichsten Grüße, Dein Robert“ (30.06.1928) / „1000 herzlichste Grüße an Dich u. Clausel, Dein Robert“ (1.1.1929); worauf Helene antwortet: „Heute ein herrlicher Neujahrstag, so daß ich mit Clausel länger im Garten spazieren konnte.“ (1.1.1929) Hier zeigt sich, wie das Ehepaar – angesichts der immensen Arbeitsbelastung und aufreibenden akademisch-kunstpolitischen Pflichten des Malers – im Privaten einen stillen und zurückgezogenen Lebensstil pflegte, den auch die Haushunde mit prägten: „So nun lebe recht herzlich wohl mein liebes Lenel, lasse Dirs recht gut gehen, bleibe mir gesund u. munter und genieße mit Clausel die Ruhe recht schön. Herzlichst Dein Robert“ (30.12.1928). Skizzen mit Sterls Hund „Claus“, 1923, Bleistift (Z 2492) Die für diese Saison 2016 neu gestaltete Hängung im kleinen historischen Wohnzimmer wird zur Sonderausstellung durch eine spielerische Menagerie ergänzt. Hier finden sich exotische Tiere aus dem Nachlass des Künstlers, Kleinplastiken von befreundeten Künstlerkollegen, Geschenke, Reiseandenken. Keck wendet sich die Ziege von Oskar Erich Hösel dem Betrachter zu (Gipsmodell, um 1926); neugierig verdreht der Kakadu von Friedrich Büschelberger seinen Kopf (glasierter Ton, 1927); behäbig schreitet der bronzene Elefant mit Elfenbeinzähnen voran (Yoshiaki sei / , Japan, um 1900); kaum kann der Bauernjunge die Kuh aus den Königlichen Werkstätten Kopenhagen bändigen (Porzellan, Nr. 772, um 1907/10); eine bronzene Schildkröte findet sich neben einer echten; Sterls Schreibgeschirr wird von einem Hund bewacht. Küken, Bleistift (Z 1969) ROBERT STERL UND DIE TIERE Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus 1. Mai bis 3. Juli 2016 Robert-Sterl-Haus Naundorf Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden Robert-Sterl-Straße 30 01796 Struppen / Ortsteil Naundorf (Sächsische Schweiz) Tel.: 03 50 20 - 7 02 16 E-Mail: [email protected] www.robert-sterl-haus.de Museum geöffnet 1. Mai bis 31. Oktober Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 17 Uhr Dresden Pirna Stadt Wehlen S-Bhf. Wehlen Anreise: mit dem PKW über die B 172 Struppen – Struppen Naundorf – Stadt Wehlen, mit der S-Bahn (S1), dem Schiff oder über den Elberadweg bis S-Bf. Stadt Wehlen (Parkplatz). Vom S-Bf. Stadt Wehlen etwa 10 min entlang der asphaltierten Straße in Richtung Naundorf der Beschilderung folgen. Sterl-Haus Naundorf Unser Museum wird gefördert durch den Kulturraum Meißen – Sächsische Schweiz – Osterzgebirge. Königstein Bielatal