Stuermer_S.571-586 19.02.15 14:26 Seite 585 DONALD-News Sind Obst- und Gemüseverzehr sowie Kochsalzkonsum im Jugendalter von Bedeutung für den späteren Blutdruck? Ein erhöhter Blutdruck zählt weltweit zu den bedeutsamsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre und renale Erkrankungen. Der Blutdruck im Kindesalter zeigt bereits einen deutlichen Zusammenhang zum später auftretenden Bluthochdruck; vor allem in der Adoleszenz ist der altersabhängige Blutdruckanstieg besonders ausgeprägt. Zahlreiche Interventions- und Beobachtungsstudien konnten zeigen, dass eine erhöhte Obst- und Gemüsezufuhr sowie eine Reduktion des Salzkonsums zu einer deutlichen Blutdrucksenkung im Erwachsenenalter führen können. Es wird angenommen, dass diese Ernährungsfaktoren möglicherweise auch für die kurz- und langfristige Blutdruckentwicklung von Kindern und Jugendlichen eine Rolle spielen. Auf Grundlage der DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study (DONALD-Studie) wurde nun untersucht, welche Zusammenhänge zwischen den üblichen Verzehrsmengen an Kochsalz sowie Obst und Gemüse in der Adoleszenz und dem Blutdruck im jungen Erwachsenenalter bestehen und ob sich bei der gleichzeitigen Berücksichtigung beider Ernährungsgrößen diese Zusammenhänge möglicherweise abschwächen. In die Analyse wurden Daten von 206 DONALD-Teilnehmern (98 Frauen, 108 Männer) eingeschlossen, für die neben einer Messung des systolischen und diastolischen Blutdrucks im jungen Erwachsenenalter (18–25 Jahre) 3 plausible 3-TageWiege-Ernährungsprotokolle, 3 Sammlungen des 24-Stunden-Harns sowie 3 Blutdruckmessungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren vorlagen. Die Obst- und Gemüsezufuhr in der Adoleszenz wurde einerseits anhand der Ernährungszufuhrdaten direkt berechnet und andererseits Biomarker-basiert durch die Höhe der 24-Stunden-Ausscheidungen von Kalium, Oxalat und Hippursäure bestimmt. Die Kochsalzzufuhr wurde aus dem arithmetischen Mittel der Ausscheidungen von Natrium und Chlorid im 24-Stunden-Harn berechnet. In multivariablen Regressionsanalysen zeigte sich auch nach Adjustierung für sozioökonomische, frühkindliche und Ernährungsfaktoren (einschließlich der verzehrten Obst- und Gemüsemenge) ein prospektiver Zusammenhang zwischen Kochsalzzufuhr und systolischem Blutdruck bei den männlichen Studienteilnehmern (Pfür Trend ⫽ 0,01), wobei diejenigen jungen Männer mit der höchsten Kochsalzzufuhr (4. Quartil) im Jugendalter im Mittel einen 7,5 mmHg höheren systolischen Blutdruck als diejenigen mit der niedrigsten Zufuhr (1. Quartil) aufwiesen (Abb. 1). Bei Frauen fand sich kein entsprechender Zusammenhang. Eine höhere Obst- und Gemüsezufuhr in der Adoleszenz war hingegen – auch nach Berücksichtigung der Kochsalzzufuhr – mit niedrigeren systolischen Blutdruckwerten bei jungen Frauen assoziiert (Pfür Trend ⫽ 0,02), während diese Ernährungsgröße bei den männlichen Teilnehmern keinen Einfluss zeigte. Die untersuchten Biomarker des Obst- und Gemüseverzehrs bestätigten diese Zusammenhänge weitestgehend. Für den diastolischen Blutdruck im jungen Erwachsenenalter fand sich bei beiden Geschlechtern kein konsistenter Zusammenhang zur Ernährung im Jugendalter. Die beobachteten Zusammenhänge zwischen Ernährung in der Adoleszenz und dem späteren Blutdruck wurden durch zusätzliche Berücksichtigung des BMI im Erwachsenenalter nur wenig verändert. Die E r g e b n i s s e unserer Analysen legen nahe, dass die Ernährung in der Adoleszenz bereits bei jungen gesunden Er585 Stuermer_S.571-586 19.02.15 14:26 Seite 586 Systolischer Blutdruck (mmHg) 132 130 P für Trend 5 0,01 128 126 124 122 120 118 116 114 112 110 Q1 Q2 Q3 Q4 Mediane Kochsalzzufuhr (g/d) in Quartilen der NaCl-Exkretion 4,8 6,2 7,2 8,3 wachsenen mit vergleichsweise niedrigem Blutdruckniveau einen Einfluss auf die Höhe des systolischen Blutdrucks haben könnte. Möglicherweise haben der Obst- und Gemüseverzehr sowie die Salzzufuhr bei adoleszenten Mädchen und Jungen jedoch eine unterschiedlich starke Bedeutung für die langfristige Blutdruckentwicklung. Ob die im DONALD-Studienkollektiv gefundenen geschlechtsspezifischen Assoziationen auch in anderen Populationen bestätigt werden können, bleibt abzuwarten. Gefördert teilweise aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2811HS007. 586 Abb. 1 Systolischer Blutdruck (mmHg) im jungen Erwachsenenalter in Quartilen der Natriumchlorid(NaCl)-Exkretion im 24-Stunden-Harn in der Adoleszenz (n ⫽108 Männer). Werte sind Mittelwerte und 95%Konfidenzintervalle adjustiert für Erwachsenenalter, mittleren systolischen Blutdruck in der Adoleszenz, standardisierte Energiezufuhr, Zufuhr von gesättigten Fettsäuren und Obst- und Gemüse, Größen-SDS, mütterliche Schulbildung, mütterlichen Blutdruck; modifiziert nach (1) Literatur 1. Krupp D, et al. Prospective relevance of fruit and vegetable consumption and salt intake during adolescence for blood pressure in young adulthood. Eur J Nutr 2014; Epub ahead of print. Dr. DANIKA KRUPP und Prof. Dr. THOMAS REMER DONALD-Studie am Forschungsinstitut für Kinderernährung Universität Bonn Heinstück 11 44225 Dortmund [email protected] pädiat. prax. 83, 585–586 (2014/2015)