Vaginalstatus zum Nachweis einer pathologischen Vaginalflora Fachinformation 0068 Bisher erschienen: Fachinformationen 3HT-Memory-Spot 11-β-Hydroxy-Steroiddehydro genase Typ-1 ADMA Allergiediagnostik Allergische Säuglingskolitis Allergo-Screen®-Konzept Aromatogramm ATP, intrazelluläres Biochemie der Entgiftung Blastocystis Candida-Diagnostik Coenzym Q10 Colostrum COMP Cortisol und DHEA cPSA D-Arabinitol Darmkrebs Diagnostik, Prävention und Therapie Depression – eine neuroinflamma torische Erkrankung Diagnostik und Therapie bei Störungen der Säure-Basen-Regulation Eosinophiles Protein X (EPX) Epstein-Barr-Virus-Infektion Erhöhte Leberwerte - was tun? Estronex® Fibromyalgie Florastatus Gesundes Haar Glutathion-Stoffwechsel Histamin-Intoleranz (HIT) Hormondiagnostik aus Speichel IP10 Kohlenhydratintoleranzen Komplementäre antiphlogistische Therapie Komplementäre Onkologie Laktulose-Mannitol-Test LipoMun® Mannose-bindendes Lektin Mikronährstoff-Diagnostik: Hämatokrit-korrelierte Vollblutanalytik Neoangiogenese Nitrostress Nitrotyrosin-Tyrosin-Index NK-Zell-Aktivität Omega-3-Fettsäuren in Schwangerschaft und Stillzeit Omega-3-Fettsäuren und ADHS Omega-3-Index Organix®-Dysbiose oxLDL (oxidiertes Low Density Lipoprotein) p53-Autoantikörper in der Tumordiagnostik Pantothensäure Parodontitis Pharmakogenetik Phyto-Östrogene PLAC®-Test PräScreen Darm PräScreen Kombi Prostata Health Psychosomatisch oder somatopsychisch? Reizdarm Stresshormone und Neurotransmitter T-cellspot® Borrelien T-cellspot® Yersinien Thiole Thymusreserve TNF-α-Hemmtest Toleranzinduzierte Immuntherapie Virusbedingte Atemwegsinfektionen Viscera® Stuhltest Vitamin D in der Tumorprävention Zecken-übertragbare Erkrankungen 3 Vaginalstatus Der Vaginalstatus ermöglicht den qualitativen und quantitativen mikrobiologischen Nachweis von Erregern bakterieller, Hefepilz- und Trichomonas vaginalis-bedingter Vaginitiden sowie der Leitkeime einer intakten Vaginalflora. Veränderungen in der normalen Vaginalflora, die sich in einer Vaginitis (Kolpitis) manifestieren, können an der Entstehung von Entzündungen des Urogenitaltraktes, Frühgeburten, Beckenentzündungen (Eschenbach 1993) oder an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen (Gupta et al. 1998) beteiligt sein. Darüber hinaus begünstigt eine Vaginitis die Infektion sexuell übertragbarer Krankheiten inkl. HIV (Taha et al. 1998). Da die bei Vaginitiden auftretenden Symptome vielfältig und subjektiv sind, ist eine mikrobiologische Bestimmung des Vaginalstatus neben den klinischen Symptomen für eine sichere Differenzialdiagnose und für eine erfolgreiche Therapie von entscheidender Bedeutung. I. Die physiologische Vaginalflora Die Scheide des neugeborenen Mädchens ist praktisch steril. Die Vermehrung der Bakterienflora und damit selektive Kolonisierung der Scheide ist östrogenabhängig. Laktobazillen finden sich in den ersten Wochen nach der Geburt (Einfluss der Plazentahormone) und dann wieder ab der Menarche bis hin zur Menopause. Nachdem der mütterliche Einfluss der Plazentahormone abgeklungen ist, stellt sich auf dem atrophischen jugendlichen Vaginalepithel eine unspezifische Mischflora aus Haut- und Darmkeimen ein, die von Escherichia coli und Proteusarten dominiert wird und beim prämenstruellen Mädchen auch Corynebakterien, Clostridien und Bacteroides fragilis aufweist, die in ähnlicher Form auch bei postmenopausalen Frauen ohne Hormonsubstitution gefunden wird. Dieses Milieu ist wenig attraktiv für Laktobazillen, aber auch für Hefepilze, da es an Glykogen (Substrat für diese Mikroorganismen) mangelt. Die Vagina einer geschlechtsreifen, gesunden Frau wird von einer großen Anzahl von aeroben und anaeroben Keimen besiedelt. Pro Milliliter Scheidenflüssigkeit sind 100 Millionen bis 1 Milliarde dieser Keime nachweisbar. Der normale vaginale pH-Wert einer erwachsenen Frau liegt unter 4,5 und wird durch das überwiegende Vorhandensein verschiedener Spezies von Laktobazillen, sog. „Döderlein-Bakterien“, bestimmt. Diese verhindern als Kommensale eine nennenswerte Besiedlung mit fakultativ pathogenen Keimen. Laktobazillen sind mit einer Keimzahl von 106 - 108 /ml Vaginalsekret die zahlenmäßig bedeutendsten Bakterien in der Vagina. Es wird vermutet, dass dies vor allem durch Östrogene und den vermehrten Anteil an Glykogen begünstigt wird. Die Laktobazillen verstoffwechseln das Glykogen zu Milchsäure und bewirken hierdurch die Ansäuerung des Vaginalmilieus, was wiederum unerwünschte Mikroorganismen wirkungsvoll inhibiert. Diese Milchsäureproduktion­ wird als ein Mechanismus gegen vaginale Infektionen betrachtet; weitere sind die Produktion von antibakteriell wirkenden Substanzen wie z. B. Bakteriocine (proteinogene Toxine, die von Bakterienstämmen gebildet werden) und Wasserstoffperoxid (H2O2). Vaginale H2O2-positive Laktobazillen sind assoziiert mit einer erniedrigten Prävalenz von Bakterieller Vaginose, symptomatischer Candidose und TrichomonadenInfektionen. Bei der Vaginitis ist dieses Gleichgewicht gestört, so dass in vermehrtem Ausmaß eine sog. Mischflora nachweisbar ist, die aus Gardnerella vaginalis bei über 90 % und anderen Anaerobiern (wie Prevotella spec. / Bacteroides spec.) bei 50 - 100 % und Peptostreptokokkus bei ca. 30 % sowie genitalen Mykoplasmen bei 60 - 90 % der untersuchten Frauen besteht. Fachinformation 0068 4 behindern die Adhäsion pathogener Erreger blockieren die Ausbreitung pathogener Erreger Biosurfactants KoaggregationsMoleküle Laktobazillen Milchsäure H2O2 und O2 Bacteriozine hemmen das Wachstum pathogener Erreger Abb. 1: Einfluss der Stoffwechselprodukte der Laktobazillen auf die pathogenen Erreger des Vaginalmilieus (Quelle: modifiziert nach Reid, 2001) Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass den H2O2-positiven Laktobazillen eine bedeutende Rolle in der Verringerung von Frühgeburten und Schwangerschaftskomplikationen zukommt. In einer Studie von Agrawal und Kollegen konnte gezeigt werden, dass Fachinformation 0068 Schwangere mit Komplikationen gegenüber Vergleichspatientinnen ohne Beschwerden eine verminderte Anzahl an H2O2-produzierenden Laktobazillen aufwiesen (Agrawal et al. 2002). 5 II. Die pathologische Vaginalflora – Vaginitis Die Vaginitis (Kolpitis) ist die häufigste Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane und für mehr als 10 Millionen Praxisbesuche pro Jahr verantwortlich. Sie wird durch einen gestörten Schutzmechanismus der Scheidenschleimhaut sowie durch verschiedene eingeschleppte Erreger verursacht. Sie äußert sich meist durch vermehr- ten Ausfluss, Brennen oder Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und oft auch als Dysurie. Die drei Hauptkategorien der Vaginitis sind die bakterielle Vaginose (BV), die Candida-Vaginitis (Vulvovaginalcandidose) und die durch Trichomonas vaginalis verursachte TrichomonadenVaginitis (Trichomoniasis). 1. Bakterielle Vaginose Die bakterielle Vaginose (BV) gilt mit einer Prävalenz von bis zu über 30 % als die häufigste Ursache einer vaginalen Entzündung (Verhelst et al. 2004) und kann vor allem als Risikofaktor für Frühgeburten, aber auch für HIV- und HPVInfektionen eingestuft werden (Flynn et al. 1999; Thurman et al. 2011; Gillet et al. 2011). Der BV liegt eine Dysbiose der vaginalen Bakterienflora zugrunde, bei der der Anteil an Laktobazillen zurückgeht und sich Keime wie Gardnerella vaginalis oder verschiedene Anaerobier stark vermehren. Hierdurch wird auch der charakteristische höhere pH-Wert erreicht. Ca. die Hälfte der Patientinnen bleibt symptomlos, andere bemerken verstärkten vaginalen Ausfluss oder Geruchsbildung (Spiegel, 1991). Abb. 2: Petrischalen mit Kulturen Fachinformation 0068 6 Musterbefund 1 (Seite 1): Normalbefund GANZIMMUN Diagnostics AG - Hans-Böckler-Str. 109 - 55128 Mainz GANZIMMUN Diagnostics AG Fachinformation 0068 7 Musterbefund 1 (Seite 2): Normalbefund GANZIMMUN Diagnostics AG - Hans-Böckler-Str. 109 - 55128 Mainz GANZIMMUN Diagnostics AG Fachinformation 0068 8 2. Candida-Vaginitis Die Candida-Vaginitis ist eine entzündliche Reaktion der Vaginalschleimhaut, hervorgerufen durch Hefepilze, überwiegend durch Candida albicans. Sie stellt die zweithäufigste Form der vaginalen Infektionen dar. In Deutschland erkranken etwa fünf Millionen Frauen pro Jahr an einer genitalen Candida-Infektion. Besondere Probleme bereitet hierbei die chronisch-rezidivierende Form der Candida-Vaginitis mit mindestens vier Rezidiven pro Jahr (Weissenbacher, Spitzbart, 2001). Besonders gefährdet sind Schwangere, Frauen mit Diabetes mellitus und Frauen mit Immunschwäche (Krebserkrankungen, HIV). Die Symptome können von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber häufig in Form von Brennen, Juckreiz, Rötungen und/oder weißlichen Belägen bzw. „Hüttenkäse-ähnlichem“ Ausfluss im Vulvovaginalbereich. Veränderungen im hormonellen Bereich können eine Candidose prädisponieren. So kann bei Gebrauch von Kontrazeptiva oder Hormontabletten mit hohem Östrogenanteil eine erhöhte Inzidenz einer Candidose beobachtet werden. Auch bei Schwangeren ist dieses Risiko erhöht. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass es bei hohen Östrogenspiegeln zu einer reduzierten Antikörpersekretion (vor allem IgG und IgA) in die Vaginalflüssigkeit kommt. Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass Östrogene vaginale Epithelzellen für Candida albicans besonders „attraktiv“ machen (Fidel, Sobel 1996). Abb. 3: Candida albicans Fachinformation 0068 9 Musterbefund 2 (Seite 1): Candida-Vaginitis Test, Anna geb. 00.00.0000, w Barcode 11065660 Labornummer 1111032757 Probenabnahme am 03.11.2011 Probeneingang am 03.11.2011 17:04 Ausgang am 28.11.2011 Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz Praxis Dr. med. Hugo Muster Allgemeinmedizin 9999 Testweg 111 D-12345 Musterhausen Endbefund, Seite 1 von 4 Klinische Angaben: Material: Entnahme am: Vaginalabstrich 03.11.2011 Mikroskopischer Nachweis Gramfärbung Döderlein-Stäbchen, mittelgradige Entzündungszeichen (Leukozyten) mit starker Fehlbesiedlung mit Sprosszellen (Candida albicans) Leukozyten Positiv (+++) Hefen Positiv (hohe Keimzahl) Trichomonaden Negativ Bakterielle Flora Anaerobier: Grampositive Kokken Peptostreptococcus species Negativ Grampositive Stäbchen: Lactobacillus species Negativ H2O2 bildende Lactobacillae Negativ Bifidobacterium species Negativ Eubakterium species Negativ Actinomyces species Negativ Gramnegative Stäbchen: Bacteroides species Negativ Prevotella species Negativ Gardnerella vaginalis Negativ Aerobier: Grampositive Kokken: ß-hämolys. Streptococcaceae Streptococcus agalactiae Negativ Streptococcus pyogenes Negativ Enterococcus species Negativ Staphylococcus aureus Negativ GANZIMMUN Dr. med. R. Diagnostics Kirkamm AG Hans-Böckler-Straße 109 T. +49 (0) 6131 - 7205-0 F. +49 (0) 6131 - 7205-100 55128 Mainz [email protected] www.ganzimmun.de Fachinformation 0068 geb. 00.00.0000, w Barcode 11065660 Labornummer 1111032757 Probenabnahme am 03.11.2011 Probeneingang am 03.11.2011 17:04 10 Ausgang am 28.11.2011 Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz Musterbefund 2 (Seite 2): Candida-Vaginitis Praxis Dr. med. Hugo Muster Allgemeinmedizin Testweg 111 D-12345 Musterhausen Gramnegative Stäbchen: Escherichia species Negativ Klebsiella species Negativ Enterobacter species Negativ Hafnia species Negativ Serratia species Negativ Proteus species Negativ Providencia species Negativ Morganella species Negativ Mykologische Flora Test, Anna geb. 00.00.0000, w Barcode 11065660 Pathogene Hefen: Candida species Positiv (hohe Keimzahl) Candida albicans Positiv (hohe Keimzahl) Labornummer 1111032757 Probenabnahme am 03.11.2011 Probeneingang am 03.11.2011 17:04 Ausgang am 28.11.2011 Nachweis mittels Hybridisierung Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz Candida albicans Praxis Gardnerella vaginalis Dr. med. Hugo Muster Trichomonas vaginalis Allgemeinmedizin Positiv Negativ Negativ Testweg 111 D-12345 Musterhausen Beurteilung: Test, Anna geb. 00.00.0000, w mit starker Die mikroskopische Untersuchung des Vaginalabstriches zeigt mittelmäßige Entzündungszeichen Fehlbesiedlung mit Sprosszellen (Candia albicans). Kulturell wurde CandidaBarcode albicans 11065660 in hoher Keimzahl nachgewiesen. Molekulargenetisch mittels Hybridisierung wurden Sprosszellen (Candida albicans) Labornummer 1111032757 nachgewiesen. Probenabnahme am 03.11.2011 Der mikroskopische, kulturelle sowie molekulargenetische Nachweis mittels Hybridisierung von Sprosszellen sowie Probeneingang das gleichzeitige Auftreten von typischen Symptomen einer Candida-Vaginitis wie z.B. weißer,am z.T.03.11.2011 krümeliger, 17:04 wenig riechender Ausfluß oft begleitet von starkem Juckreiz (Pruritus vulvae) und Dysurie sprechen für das Vorliegen einer Ausgang am 28.11.2011 Candida-Vaginitis. Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz Therapie: Praxis Die Candida-Vaginitis kann lokal mit dem Wirkstoff Clotrimazol (Canesten) erfolgen. Dazu Canesten-Creme 1-3 Dr. Hugo Muster malmed. täglich auf die erkankten Hautstellen dünn auftragen und einreiben. Allgemeinmedizin Alternativ oder ergänzend kann eine Lokalbehandlung auf der Basis eines Aromatogramm-Befundes (Resistenztestung mit ätherischen Ölen) lokal mit individuell für die Patientin hergestellten Vaginalzäpfchen oder - salbe erfolgreich behandelt werden. Bei Interesse bitte telefonisch nachfordern. Testweg 111 Im Anschluß an die antimykotische Behandlung ist ein Wiederaufbau des physiologischen Vaginalmilieus durch Implantation von Laktobazillen (Vagiflor) oder durch die orale Einnahme von probiotischen Lactobacillen D-12345 Musterhausen (Orthica Flora Fem) zur Unterstützung einer ausgeglichenen Scheidenflora empfehlenswert. Hans-Böckler-Straße 109 auftretender 55128Candida-Balanitis Mainz Dr. med. R. Kirkamm Eine Partnerbehandlung ist bei gleichzeitig des Partners sinnvoll und sollte immer T. +49 (0) 6131 - werden. 7205-0 F. +49 (0) 6131 - 7205-100 [email protected] www.ganzimmun.de durchgeführt Eine Kontrolluntersuchung nach ca. 3-4 Wochen ist empfehlenswert. Labormedizinisch validiert durch Dr.med.Lang Fachinformation 0068 11 Abb. 4: Trichomonas vaginalis 3. Trichomonaden-Vaginitis Bei der Trichomonaden-Vaginitis handelt es sich um eine Infektion der Schleimhäute des Urogenitaltrakts, die durch den Flagellaten, Trichomonas vaginalis, verursacht wird. Die Trichomoniasis ist eine weltweit vorkommende sexuell übertragbare Infektion, die eng mit der sexuellen Aktivität verknüpft ist. Daher treten die meisten Infektionen bei Jugendlichen sowie jüngeren Erwachsenen auf. Eine normale Vaginalflora scheint eine Infektion mit T. vaginalis zu verhindern. Störungen des vaginalen pH-Wertes, des Glykogengehalts sowie der Residualflora ermöglichen eine Infektion mit diesem Protozoon. Oftmals findet sich dann ein vaginaler pH von > 4,5. Etwa ein Viertel der Frauen ist ohne Symptome (asymptomatisch) infiziert. Klinisch imponiert bei der Frau meist eine leichte Vaginitis mit einem charakteristischen dünnen, gelblich-grünlichen, übelriechenden Fluor. Typisch ist dabei ein fischiger Geruch des Fluors. Therapie Alleine der Nachweis von Gardnerella vaginalis, anaeroben Bakterien oder Candida albicans in der Scheide macht keine Behandlung der Patientin erforderlich. Eine Therapie sollte dann durchgeführt werden, wenn typische Symptome vorliegen und die Diagnose gesichert ist. Die Behandlung erfolgt üblicherweise in Abhängigkeit von der im Labor ausgetesteten Antibiotikaempfindlichkeit/ Resistenztestung mit Antibiotika bzw. Antimykotika. Die Dauer und Intensität der Behandlung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, der Regenerationsfähigkeit der Vaginalflora sowie etwaiger Begleitumstände. Ergänzend können ätherische Öle zur Antibiotika- oder Antimykotika-Therapie eingesetzt werden. In einem sog. Aromatogramm werden antibakterielle oder antimykotische Wirkungen eines ätherischen Öls gegen Krankheitskeime nachgewiesen. Dazu werden die zu testenden Bakterien auf einem speziellen Nährboden ausgestrichen, mit Blanko-Testplättchen belegt und mit den verschiedenen ätherischen Ölen beträufelt. Nach einer 18-24-stündigen Bebrütung werden die Hemmhöfe ausgemessen und als Aromatogramm ausgewertet. Mit Hilfe des Aromatogramms kann anschließend eine individuelle Aromarezeptur (Nasensalben, Wundsalben etc.) hergestellt und eine erfolgreiche Aromatherapie durchgeführt werden (siehe auch FIN0051 Aromatogramm). Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die intravaginale Verabreichung von Laktobazilluspräparaten oder Milchsäure (z. B. KadeFungin®) zum Wiederaufbau des natürlichen Scheidenmilieus. In einer kürzlich publizierten doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten Studie untersuchten Ya et al. (2010) die Wirksamkeit von Probiotika auf rezidivierende Vaginosen. Dabei erhielten 120 Frauen mit rezidivierender bakterieller Vaginose einmal täglich eine Vaginaltablette mit je 0,4x109 KBE Lactobacillus acidophilus, 6,8 x 109 KBE Lactobacillus rhamnosus und 0,8 x 109 KBE Streptococcus thermophilus oder ein Placebo über einen Zeitraum von 2 Wochen. Die Probiotikagabe führte zu einem signifikanten Rückgang der Rezidive im Vergleich zu Placebo (15,8 % vs 45,0 %) (Ya et al., 2010). Fachinformation 0068 12 Bakterielle Vaginose Candida-Vaginitis Trichomonaden-Vaginitis Leitkeim Gardnerella vaginalis Candida albicans Trichomonas vaginalis Dominierende Symptome stark fischartig riechender Ausfluss („Aminkolpitis“) weißer, z. T. krümeliger Ausfluss (kaum riechend), begleitet von starkem Juckreiz (Pruritus vulvae), Brennen und Dysurie reichlich dünnflüssiger farbloser Ausfluss mit schaumigem Fluor, oft faulig riechend und z. T. mit Dysurie Amingeruch stark fehlt oft vorhanden Vulvitis selten häufig teilweise Vaginalschleimhaut wenig entzündet starke Rötung, Schwellung und Erythem mit dicken weißlichen Belägen „SoorPlaques“ Erythem, z. T. mit Petechien pH-Wert > / = 4,5 < / = 4,5 > / = 5,0 Mikroskopie mäßig viele Granulozyten reichlich Schlüsselzellen „Clue cells“, wenige Granulo- und Epithelzellen, in ca. zyten, wenige Laktobazillen 70 % Sproßzellen und Pseudomyzelien (Döderlein-Stäbchen) mäßig viele Granulozyten, in 80 - 90 % bewegliche Trichomonaden Therapie Eine Infektion mit G. vaginalis kann erfolgreich oral mit Metronidazol oder in der Schwangerschaft mit Amoxicillin behandelt werden Eine Infektion mit C. albicans kann erfolgreich mit den im Labor ausgetesteten Antimykotika (z.B. Clotrimazol) und/oder nach den Ergebnissen des Aromatogramms (Resistenztestung mit ätherischen Ölen) mit individuell für die Patientin zubereiteten Vaginalzäpfchen behandelt werden. Eine Infektion mit T. vaginalis kann erfolgreich oral mit Metronidazol und lokal mit Clotrimazol behandelt werden. Partner-Behandlung Eine Partnerbehandlung ist nicht erforderlich. Eine Partnerbehandlung ist sinnvoll. Eine Partnerbehandlung ist obligat. Tab. 1: Übersicht zu den Ursachen, Formen und Therapiemöglichkeiten der Vaginitis Fachinformation 0068 13 Diagnostik Vaginalstatus Nachweis von aeroben und anaeroben Keimen, Hefen und Schimmelpilzen sowie von Trichomonaden Gardnerella und Candida albicans mittels Hybridisierung Präanalytik und Probenentnahme Probenmaterial 1 Vaginalabstrich und 1 Testset für den Nachweis von Trichomonaden, Gardnerella und Candida albicans mittels Hybridisierung. Der Abstrich zur Hybridisierung muss in einer speziellen Transportlösung entnommen werden. Bitte fordern Sie dazu ein spezielles Testset über unseren Kunden­ service an. Tel. 06131 7205-0 mo - fr 8 - 18 Uhr Probenversand keine Besonderheiten; nicht zum Wochenende oder vor Feiertagen Bogen F: Mikrobiologie, Infektiologie (Seite 1) Abrechnung GOÄ-Ziffern Bakterielle Kultur: 4511, 2x4530, 4532, 2x4533, 4716 Nachweis von Trichomonaden, Gardnerella, Candida mittels Hybridisierung 2x4785 Preis Selbstzahler 92,67 Euro Preis Privatpatient 106,57 Euro Abb. 5: Ausschnitt Anforderungsbogen F: Mikrobiologie, Infektiologie Fachinformation 0068 14 Literaturangaben Agrawal BM., Agrawal S., Rizvi G., Ansari KH. Role of non-H2O2 producing lactobacilli and anaerobes in normal and complicated pregnancy. J Indian Med. Assoc. 2002 Nov; 100 (11): 652, 654-655. Amsel R, Totten PA, Spiegel CA, Chen KCS, Eschenbach DA, Holmes KK. Nonspecific vaginitis: Diagnostic criteria and microbial and epidemiologic associations. 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