Vaginalstatus

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Vaginalstatus
zum Nachweis einer pathologischen Vaginalflora
Fachinformation 0068
Bisher erschienen:
Fachinformationen
 3HT-Memory-Spot
 11-β-Hydroxy-Steroiddehydro
genase Typ-1
 ADMA
 Allergiediagnostik
 Allergische Säuglingskolitis
 Allergo-Screen®-Konzept
 Aromatogramm
 ATP, intrazelluläres
 Biochemie der Entgiftung
 Blastocystis
 Candida-Diagnostik
 Coenzym Q10
 Colostrum
 COMP
 Cortisol und DHEA
 cPSA
 D-Arabinitol
 Darmkrebs
Diagnostik, Prävention und Therapie
 Depression – eine neuroinflamma
torische Erkrankung
 Diagnostik und Therapie bei
Störungen der Säure-Basen-Regulation
 Eosinophiles Protein X (EPX)
 Epstein-Barr-Virus-Infektion
 Erhöhte Leberwerte - was tun?
 Estronex®
 Fibromyalgie
 Florastatus
 Gesundes Haar
 Glutathion-Stoffwechsel
 Histamin-Intoleranz (HIT)
 Hormondiagnostik aus Speichel
 IP10
 Kohlenhydratintoleranzen
 Komplementäre antiphlogistische
Therapie
 Komplementäre Onkologie
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Laktulose-Mannitol-Test
LipoMun®
Mannose-bindendes Lektin
Mikronährstoff-Diagnostik:
Hämatokrit-korrelierte Vollblutanalytik
Neoangiogenese
Nitrostress
Nitrotyrosin-Tyrosin-Index
NK-Zell-Aktivität
Omega-3-Fettsäuren in Schwangerschaft
und Stillzeit
Omega-3-Fettsäuren und ADHS
Omega-3-Index
Organix®-Dysbiose
oxLDL
(oxidiertes Low Density Lipoprotein)
p53-Autoantikörper
in der Tumordiagnostik
Pantothensäure
Parodontitis
Pharmakogenetik
Phyto-Östrogene
PLAC®-Test
PräScreen Darm
PräScreen Kombi
Prostata Health
Psychosomatisch oder somatopsychisch?
Reizdarm
Stresshormone und Neurotransmitter
T-cellspot® Borrelien
T-cellspot® Yersinien
Thiole
Thymusreserve
TNF-α-Hemmtest
Toleranzinduzierte Immuntherapie
Virusbedingte Atemwegsinfektionen
Viscera® Stuhltest
Vitamin D in der Tumorprävention
Zecken-übertragbare Erkrankungen
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Vaginalstatus
Der Vaginalstatus ermöglicht den qualitativen und quantitativen mikrobiologischen Nachweis von Erregern bakterieller, Hefepilz- und Trichomonas vaginalis-bedingter Vaginitiden sowie der Leitkeime einer intakten Vaginalflora.
Veränderungen in der normalen Vaginalflora, die sich in einer Vaginitis (Kolpitis) manifestieren, können an der Entstehung von Entzündungen des Urogenitaltraktes, Frühgeburten, Beckenentzündungen (Eschenbach 1993) oder an
wiederkehrenden Harnwegsinfektionen (Gupta et al. 1998) beteiligt sein. Darüber hinaus begünstigt eine Vaginitis
die Infektion sexuell übertragbarer Krankheiten inkl. HIV (Taha et al. 1998). Da die bei Vaginitiden auftretenden Symptome vielfältig und subjektiv sind, ist eine mikrobiologische Bestimmung des Vaginalstatus neben den klinischen
Symptomen für eine sichere Differenzialdiagnose und für eine erfolgreiche Therapie von entscheidender Bedeutung.
I. Die physiologische Vaginalflora
Die Scheide des neugeborenen Mädchens ist praktisch steril. Die Vermehrung der Bakterienflora und damit selektive
Kolonisierung der Scheide ist östrogenabhängig. Laktobazillen finden sich in den ersten Wochen nach der Geburt
(Einfluss der Plazentahormone) und dann wieder ab der
Menarche bis hin zur Menopause. Nachdem der mütterliche Einfluss der Plazentahormone abgeklungen ist, stellt
sich auf dem atrophischen jugendlichen Vaginalepithel
eine unspezifische Mischflora aus Haut- und Darmkeimen
ein, die von Escherichia coli und Proteusarten dominiert
wird und beim prämenstruellen Mädchen auch Corynebakterien, Clostridien und Bacteroides fragilis aufweist, die
in ähnlicher Form auch bei postmenopausalen Frauen
ohne Hormonsubstitution gefunden wird. Dieses Milieu ist
wenig attraktiv für Laktobazillen, aber auch für Hefepilze,
da es an Glykogen (Substrat für diese Mikroorganismen)
mangelt.
Die Vagina einer geschlechtsreifen, gesunden Frau wird
von einer großen Anzahl von aeroben und anaeroben Keimen besiedelt. Pro Milliliter Scheidenflüssigkeit sind 100
Millionen bis 1 Milliarde dieser Keime nachweisbar. Der normale vaginale pH-Wert einer erwachsenen Frau liegt unter
4,5 und wird durch das überwiegende Vorhandensein verschiedener Spezies von Laktobazillen, sog. „Döderlein-Bakterien“, bestimmt. Diese verhindern als Kommensale eine
nennenswerte Besiedlung mit fakultativ pathogenen Keimen. Laktobazillen sind mit einer Keimzahl von 106 - 108 /ml
Vaginalsekret die zahlenmäßig bedeutendsten Bakterien in
der Vagina. Es wird vermutet, dass dies vor allem durch Östrogene und den vermehrten Anteil an Glykogen begünstigt wird. Die Laktobazillen verstoffwechseln das Glykogen
zu Milchsäure und bewirken hierdurch die Ansäuerung des
Vaginalmilieus, was wiederum unerwünschte Mikroorganismen wirkungsvoll inhibiert. Diese Milchsäureproduktion­
wird als ein Mechanismus gegen vaginale Infektionen
betrachtet; weitere sind die Produktion von antibakteriell
wirkenden Substanzen wie z. B. Bakteriocine (proteinogene
Toxine, die von Bakterienstämmen gebildet werden) und
Wasserstoffperoxid (H2O2).
Vaginale H2O2-positive Laktobazillen sind assoziiert mit
einer erniedrigten Prävalenz von Bakterieller Vaginose, symptomatischer Candidose und TrichomonadenInfektionen. Bei der Vaginitis ist dieses Gleichgewicht gestört, so dass in vermehrtem Ausmaß eine sog. Mischflora
nachweisbar ist, die aus Gardnerella vaginalis bei über 90 %
und anderen Anaerobiern (wie Prevotella spec. / Bacteroides
spec.) bei 50 - 100 % und Peptostreptokokkus bei ca. 30 % sowie genitalen Mykoplasmen bei 60 - 90 % der untersuchten
Frauen besteht.
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behindern die Adhäsion
pathogener Erreger
blockieren die Ausbreitung
pathogener Erreger
Biosurfactants
KoaggregationsMoleküle
Laktobazillen
Milchsäure
H2O2 und O2
Bacteriozine
hemmen das Wachstum
pathogener Erreger
Abb. 1:
Einfluss der Stoffwechselprodukte der Laktobazillen auf die pathogenen
Erreger des Vaginalmilieus (Quelle: modifiziert nach Reid, 2001)
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf
hin, dass den H2O2-positiven Laktobazillen eine bedeutende Rolle in der Verringerung von Frühgeburten und
Schwangerschaftskomplikationen zukommt. In einer Studie von Agrawal und Kollegen konnte gezeigt werden, dass
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Schwangere mit Komplikationen gegenüber Vergleichspatientinnen ohne Beschwerden eine verminderte Anzahl an
H2O2-produzierenden Laktobazillen aufwiesen (Agrawal et
al. 2002).
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II. Die pathologische Vaginalflora – Vaginitis
Die Vaginitis (Kolpitis) ist die häufigste Erkrankung der
weiblichen Geschlechtsorgane und für mehr als 10 Millionen Praxisbesuche pro Jahr verantwortlich. Sie wird
durch einen gestörten Schutzmechanismus der Scheidenschleimhaut sowie durch verschiedene eingeschleppte
Erreger verursacht. Sie äußert sich meist durch vermehr-
ten Ausfluss, Brennen oder Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und oft auch als Dysurie. Die drei Hauptkategorien der Vaginitis sind die bakterielle Vaginose (BV),
die Candida-Vaginitis (Vulvovaginalcandidose) und die
durch Trichomonas vaginalis verursachte TrichomonadenVaginitis (Trichomoniasis).
1. Bakterielle Vaginose
Die bakterielle Vaginose (BV) gilt mit einer Prävalenz von
bis zu über 30 % als die häufigste Ursache einer vaginalen
Entzündung (Verhelst et al. 2004) und kann vor allem als
Risikofaktor für Frühgeburten, aber auch für HIV- und HPVInfektionen eingestuft werden (Flynn et al. 1999; Thurman
et al. 2011; Gillet et al. 2011).
Der BV liegt eine Dysbiose der vaginalen Bakterienflora zugrunde, bei der der Anteil an Laktobazillen zurückgeht und
sich Keime wie Gardnerella vaginalis oder verschiedene Anaerobier stark vermehren. Hierdurch wird auch der charakteristische höhere pH-Wert erreicht. Ca. die Hälfte der Patientinnen bleibt symptomlos, andere bemerken verstärkten
vaginalen Ausfluss oder Geruchsbildung (Spiegel, 1991).
Abb. 2:
Petrischalen mit Kulturen
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Musterbefund 1 (Seite 1):
Normalbefund
GANZIMMUN Diagnostics AG - Hans-Böckler-Str. 109 - 55128 Mainz
GANZIMMUN Diagnostics AG
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Musterbefund 1 (Seite 2):
Normalbefund
GANZIMMUN Diagnostics AG - Hans-Böckler-Str. 109 - 55128 Mainz
GANZIMMUN Diagnostics AG
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2. Candida-Vaginitis
Die Candida-Vaginitis ist eine entzündliche Reaktion der Vaginalschleimhaut, hervorgerufen durch Hefepilze, überwiegend durch Candida albicans. Sie stellt die zweithäufigste
Form der vaginalen Infektionen dar. In Deutschland erkranken etwa fünf Millionen Frauen pro Jahr an einer genitalen
Candida-Infektion. Besondere Probleme bereitet hierbei
die chronisch-rezidivierende Form der Candida-Vaginitis
mit mindestens vier Rezidiven pro Jahr (Weissenbacher,
Spitzbart, 2001). Besonders gefährdet sind Schwangere,
Frauen mit Diabetes mellitus und Frauen mit Immunschwäche (Krebserkrankungen, HIV). Die Symptome können von
Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber
häufig in Form von Brennen, Juckreiz, Rötungen und/oder
weißlichen Belägen bzw. „Hüttenkäse-ähnlichem“ Ausfluss
im Vulvovaginalbereich. Veränderungen im hormonellen
Bereich können eine Candidose prädisponieren. So kann
bei Gebrauch von Kontrazeptiva oder Hormontabletten
mit hohem Östrogenanteil eine erhöhte Inzidenz einer
Candidose beobachtet werden. Auch bei Schwangeren
ist dieses Risiko erhöht. Möglicherweise hängt dies damit
zusammen, dass es bei hohen Östrogenspiegeln zu einer
reduzierten Antikörpersekretion (vor allem IgG und IgA) in
die Vaginalflüssigkeit kommt. Außerdem gibt es Hinweise
dafür, dass Östrogene vaginale Epithelzellen für Candida
albicans besonders „attraktiv“ machen (Fidel, Sobel 1996).
Abb. 3:
Candida albicans
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Musterbefund 2 (Seite 1):
Candida-Vaginitis
Test, Anna
geb. 00.00.0000, w
Barcode 11065660
Labornummer 1111032757
Probenabnahme am 03.11.2011
Probeneingang am 03.11.2011 17:04
Ausgang am 28.11.2011
Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz
Praxis
Dr. med. Hugo Muster
Allgemeinmedizin
9999
Testweg 111
D-12345 Musterhausen
Endbefund, Seite 1 von 4
Klinische Angaben:
Material:
Entnahme am:
Vaginalabstrich
03.11.2011
Mikroskopischer Nachweis
Gramfärbung
Döderlein-Stäbchen, mittelgradige
Entzündungszeichen (Leukozyten) mit
starker Fehlbesiedlung mit Sprosszellen
(Candida albicans)
Leukozyten
Positiv (+++)
Hefen
Positiv (hohe Keimzahl)
Trichomonaden
Negativ
Bakterielle Flora
Anaerobier:
Grampositive Kokken
Peptostreptococcus species
Negativ
Grampositive Stäbchen:
Lactobacillus species
Negativ
H2O2 bildende Lactobacillae
Negativ
Bifidobacterium species
Negativ
Eubakterium species
Negativ
Actinomyces species
Negativ
Gramnegative Stäbchen:
Bacteroides species
Negativ
Prevotella species
Negativ
Gardnerella vaginalis
Negativ
Aerobier:
Grampositive Kokken:
ß-hämolys. Streptococcaceae
Streptococcus agalactiae
Negativ
Streptococcus pyogenes
Negativ
Enterococcus species
Negativ
Staphylococcus aureus
Negativ
GANZIMMUN
Dr. med. R. Diagnostics
Kirkamm AG
Hans-Böckler-Straße 109
T. +49 (0) 6131 - 7205-0
F. +49 (0) 6131 - 7205-100
55128 Mainz
[email protected]
www.ganzimmun.de
Fachinformation 0068
geb. 00.00.0000, w
Barcode 11065660
Labornummer 1111032757
Probenabnahme am 03.11.2011
Probeneingang am 03.11.2011 17:04
10
Ausgang am 28.11.2011
Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz
Musterbefund 2 (Seite 2):
Candida-Vaginitis
Praxis
Dr. med. Hugo Muster
Allgemeinmedizin
Testweg 111
D-12345 Musterhausen
Gramnegative Stäbchen:
Escherichia species
Negativ
Klebsiella species
Negativ
Enterobacter species
Negativ
Hafnia species
Negativ
Serratia species
Negativ
Proteus species
Negativ
Providencia species
Negativ
Morganella species
Negativ
Mykologische Flora
Test, Anna
geb. 00.00.0000, w
Barcode 11065660
Pathogene Hefen:
Candida species
Positiv (hohe Keimzahl)
Candida albicans
Positiv (hohe Keimzahl)
Labornummer 1111032757
Probenabnahme am 03.11.2011
Probeneingang am 03.11.2011 17:04
Ausgang am 28.11.2011
Nachweis mittels Hybridisierung
Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz
Candida albicans
Praxis
Gardnerella vaginalis
Dr. med. Hugo Muster
Trichomonas vaginalis
Allgemeinmedizin
Positiv
Negativ
Negativ
Testweg 111
D-12345 Musterhausen
Beurteilung:
Test, Anna
geb.
00.00.0000, w mit starker
Die mikroskopische Untersuchung des Vaginalabstriches zeigt mittelmäßige
Entzündungszeichen
Fehlbesiedlung mit Sprosszellen (Candia albicans). Kulturell wurde CandidaBarcode
albicans 11065660
in hoher Keimzahl
nachgewiesen. Molekulargenetisch mittels Hybridisierung wurden Sprosszellen (Candida albicans)
Labornummer 1111032757
nachgewiesen.
Probenabnahme am 03.11.2011
Der mikroskopische, kulturelle sowie molekulargenetische Nachweis mittels Hybridisierung von Sprosszellen sowie
Probeneingang
das gleichzeitige Auftreten von typischen Symptomen einer Candida-Vaginitis
wie z.B. weißer,am
z.T.03.11.2011
krümeliger, 17:04
wenig
riechender Ausfluß oft begleitet von starkem Juckreiz (Pruritus vulvae) und Dysurie
sprechen
für das Vorliegen einer
Ausgang
am 28.11.2011
Candida-Vaginitis.
Dr. med. Ralf Kirkamm - Hans-Böckler-Straße 109 - 55128 Mainz
Therapie:
Praxis
Die Candida-Vaginitis kann lokal mit dem Wirkstoff Clotrimazol (Canesten) erfolgen. Dazu Canesten-Creme 1-3
Dr.
Hugo
Muster
malmed.
täglich
auf die
erkankten Hautstellen dünn auftragen und einreiben.
Allgemeinmedizin
Alternativ oder ergänzend kann eine Lokalbehandlung auf der Basis eines Aromatogramm-Befundes
(Resistenztestung mit ätherischen Ölen) lokal mit individuell für die Patientin hergestellten Vaginalzäpfchen oder -
salbe erfolgreich
behandelt werden. Bei Interesse bitte telefonisch nachfordern.
Testweg
111
Im Anschluß an die antimykotische Behandlung ist ein Wiederaufbau des physiologischen Vaginalmilieus durch
Implantation
von Laktobazillen (Vagiflor) oder durch die orale Einnahme von probiotischen Lactobacillen
D-12345
Musterhausen
(Orthica Flora Fem) zur Unterstützung einer ausgeglichenen Scheidenflora empfehlenswert.
Hans-Böckler-Straße
109 auftretender
55128Candida-Balanitis
Mainz
Dr. med.
R. Kirkamm
Eine
Partnerbehandlung
ist bei gleichzeitig
des Partners sinnvoll und sollte immer
T. +49 (0) 6131 - werden.
7205-0
F. +49
(0) 6131 - 7205-100
[email protected]
www.ganzimmun.de
durchgeführt
Eine
Kontrolluntersuchung
nach ca. 3-4 Wochen
ist empfehlenswert.
Labormedizinisch validiert durch Dr.med.Lang
Fachinformation 0068
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Abb. 4:
Trichomonas vaginalis
3. Trichomonaden-Vaginitis
Bei der Trichomonaden-Vaginitis handelt es sich um eine
Infektion der Schleimhäute des Urogenitaltrakts, die durch
den Flagellaten, Trichomonas vaginalis, verursacht wird.
Die Trichomoniasis ist eine weltweit vorkommende sexuell übertragbare Infektion, die eng mit der sexuellen Aktivität verknüpft ist. Daher treten die meisten Infektionen
bei Jugendlichen sowie jüngeren Erwachsenen auf. Eine
normale Vaginalflora scheint eine Infektion mit T. vaginalis
zu verhindern. Störungen des vaginalen pH-Wertes, des
Glykogengehalts sowie der Residualflora ermöglichen eine
Infektion mit diesem Protozoon. Oftmals findet sich dann
ein vaginaler pH von > 4,5.
Etwa ein Viertel der Frauen ist ohne Symptome (asymptomatisch) infiziert. Klinisch imponiert bei der Frau meist
eine leichte Vaginitis mit einem charakteristischen dünnen,
gelblich-grünlichen, übelriechenden Fluor. Typisch ist dabei ein fischiger Geruch des Fluors.
Therapie
Alleine der Nachweis von Gardnerella vaginalis, anaeroben
Bakterien oder Candida albicans in der Scheide macht keine Behandlung der Patientin erforderlich. Eine Therapie
sollte dann durchgeführt werden, wenn typische Symptome vorliegen und die Diagnose gesichert ist.
Die Behandlung erfolgt üblicherweise in Abhängigkeit von
der im Labor ausgetesteten Antibiotikaempfindlichkeit/
Resistenztestung mit Antibiotika bzw. Antimykotika. Die
Dauer und Intensität der Behandlung richtet sich nach der
Schwere der Erkrankung, der Regenerationsfähigkeit der
Vaginalflora sowie etwaiger Begleitumstände.
Ergänzend können ätherische Öle zur Antibiotika- oder
Antimykotika-Therapie eingesetzt werden. In einem sog.
Aromatogramm werden antibakterielle oder antimykotische Wirkungen eines ätherischen Öls gegen Krankheitskeime nachgewiesen. Dazu werden die zu testenden Bakterien auf einem speziellen Nährboden ausgestrichen, mit
Blanko-Testplättchen belegt und mit den verschiedenen
ätherischen Ölen beträufelt. Nach einer 18-24-stündigen
Bebrütung werden die Hemmhöfe ausgemessen und
als Aromatogramm ausgewertet. Mit Hilfe des Aromatogramms kann anschließend eine individuelle Aromarezeptur (Nasensalben, Wundsalben etc.) hergestellt und eine
erfolgreiche Aromatherapie durchgeführt werden (siehe
auch FIN0051 Aromatogramm).
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die intravaginale
Verabreichung von Laktobazilluspräparaten oder Milchsäure (z. B. KadeFungin®) zum Wiederaufbau des natürlichen
Scheidenmilieus. In einer kürzlich publizierten doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten Studie untersuchten Ya et al. (2010) die Wirksamkeit von Probiotika auf
rezidivierende Vaginosen. Dabei erhielten 120 Frauen mit
rezidivierender bakterieller Vaginose einmal täglich eine
Vaginaltablette mit je 0,4x109 KBE Lactobacillus acidophilus,
6,8 x 109 KBE Lactobacillus rhamnosus und 0,8 x 109 KBE
Streptococcus thermophilus oder ein Placebo über einen
Zeitraum von 2 Wochen. Die Probiotikagabe führte zu einem signifikanten Rückgang der Rezidive im Vergleich zu
Placebo (15,8 % vs 45,0 %) (Ya et al., 2010).
Fachinformation 0068
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Bakterielle Vaginose
Candida-Vaginitis
Trichomonaden-Vaginitis
Leitkeim
Gardnerella vaginalis
Candida albicans
Trichomonas vaginalis
Dominierende Symptome
stark fischartig riechender
Ausfluss („Aminkolpitis“)
weißer, z. T. krümeliger Ausfluss (kaum riechend),
begleitet von starkem
Juckreiz (Pruritus vulvae),
Brennen und Dysurie
reichlich dünnflüssiger
farbloser Ausfluss mit
schaumigem Fluor, oft faulig
riechend und z. T. mit Dysurie
Amingeruch
stark
fehlt
oft vorhanden
Vulvitis
selten
häufig
teilweise
Vaginalschleimhaut
wenig entzündet
starke Rötung, Schwellung
und Erythem mit dicken
weißlichen Belägen „SoorPlaques“
Erythem, z. T. mit Petechien
pH-Wert
> / = 4,5
< / = 4,5
> / = 5,0
Mikroskopie
mäßig viele Granulozyten
reichlich Schlüsselzellen
„Clue cells“, wenige Granulo- und Epithelzellen, in ca.
zyten, wenige Laktobazillen 70 % Sproßzellen und
Pseudomyzelien
(Döderlein-Stäbchen)
mäßig viele Granulozyten, in
80 - 90 % bewegliche Trichomonaden
Therapie
Eine Infektion mit G.
vaginalis kann erfolgreich
oral mit Metronidazol oder
in der Schwangerschaft
mit Amoxicillin behandelt
werden
Eine Infektion mit C.
albicans kann erfolgreich
mit den im Labor ausgetesteten Antimykotika (z.B.
Clotrimazol) und/oder nach
den Ergebnissen des Aromatogramms (Resistenztestung mit ätherischen
Ölen) mit individuell für
die Patientin zubereiteten
Vaginalzäpfchen behandelt
werden.
Eine Infektion mit T. vaginalis kann erfolgreich oral
mit Metronidazol und lokal
mit Clotrimazol behandelt
werden.
Partner-Behandlung
Eine Partnerbehandlung ist
nicht erforderlich.
Eine Partnerbehandlung ist
sinnvoll.
Eine Partnerbehandlung ist
obligat.
Tab. 1:
Übersicht zu den Ursachen, Formen und
Therapiemöglichkeiten der Vaginitis
Fachinformation 0068
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Diagnostik Vaginalstatus
Nachweis von aeroben und anaeroben Keimen, Hefen und Schimmelpilzen
sowie von Trichomonaden Gardnerella und Candida albicans mittels Hybridisierung
Präanalytik und Probenentnahme
Probenmaterial
1 Vaginalabstrich und 1 Testset für den Nachweis von Trichomonaden,
Gardnerella und Candida albicans mittels Hybridisierung.
Der Abstrich zur Hybridisierung muss in einer speziellen Transportlösung
entnommen werden.
Bitte fordern Sie dazu ein spezielles Testset über unseren Kunden­
service an. Tel. 06131 7205-0 mo - fr 8 - 18 Uhr
Probenversand
keine Besonderheiten; nicht zum Wochenende oder vor Feiertagen
Bogen
F: Mikrobiologie, Infektiologie (Seite 1)
Abrechnung
GOÄ-Ziffern
Bakterielle Kultur:
4511, 2x4530, 4532, 2x4533, 4716
Nachweis von Trichomonaden, Gardnerella, Candida mittels Hybridisierung
2x4785
Preis Selbstzahler
92,67 Euro
Preis Privatpatient
106,57 Euro
Abb. 5:
Ausschnitt Anforderungsbogen F:
Mikrobiologie, Infektiologie
Fachinformation 0068
14
Literaturangaben
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