Steigende Rohstoffpreise und deren Auswirkung Martin Schaerer, Ing. Agr. ETH, Vital Beratungsdienst Ostschweiz In den letzten Monaten sind die Preise für Getreide und Soja an den internationalen Märkten beinahe explosionsartig gestiegen. Die Preise für Eiweissprodukte wie Kartoffelprotein und Heringmehl liegen schon länger auf einem sehr hohen Niveau. Obwohl die Importzölle und der Garantiefondsbeitrag bei beinahe allen Getreidearten und Eiweissprodukten per 1. Oktober 2007 auf Fr. 0.00 reduziert wurden, ist das Importgetreide teurer als die Inlandware. Wie wirken sich nun diese Preise auf die Schweizer Futtermittelpreise aus? Sobald die Futtermühlen ihre noch zu günstigeren Konditionen eingekauften Produkte aufgebraucht haben, werden Preisaufschläge beim Mischfutter unumgänglich sein. Die in den letzten Jahren laufend gesunkenen Produktionsmargen der Mühlen lassen es unmöglich zu, dass die höheren Rohstoffpreise durch weitere Rationalisierungsmassnahmen in der Produktion und Verteilung aufgefangen werden können. So ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die ersten Mühlen Preisaufschläge vornehmen müssen. Wie kam es überhaupt zu so massiven Steigerungen der Getreidepreise? Schon seit einigen Jahren sind die weltweiten Lagerbestände gesunken und liegen heute auf einem beängstigend tiefen Niveau. Umweltbedingte Ernteausfälle in verschiedenen Teilen der Welt (Dürre in Australien, starke Frühjahrsfroste in USA, Überschwemmungen in Europa), ein steigender Verbrauch in Schwellenländern, insbesondere in China und Indien, die Verwendung von Mais, Raps und Zucker zur Ethanolproduktion als Treibstoff und zuletzt noch die Spekulationen der Finanzindustrie an den Warenterminbörsen, trieben die Preise in die Höhe. Auch bei einigen Zusatzstoffen wie Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren führt die steigende Nachfrage zu massiv höheren Preisen. Werden die steigenden Mischfutterpreise aber auch zu höheren Preisen bei den daraus hergestellten Produkten wie z.B. Milch, Eier oder Schlachttieren führen? Was in einem gut funktionierendem Markt eigentlich erwartet werden könnte, wird kurzfristig in der Schweiz kaum realisierbar sein, haben die wenigen preisbestimmenden Abnehmer doch viel zuviel Macht gegenüber den vielen Anbietern. Solange das Angebot immer noch grösser ist als die Nachfrage, oder importierte Produkte die fehlenden Mengen ausgleichen können, werden nötige Preisaufschläge nicht realisiert werden können. Lediglich bei der Milch, bei der das Angebot tiefer ist als die Nachfrage, konnten bis jetzt Preisanpassungen beschlossen werden. Sollten die hohen Rohstoffpreise jedoch über längere Zeit auch im umliegenden Ausland auf diesem hohen Niveau verharren, werden auch die Produzentenpreise für Geflügel und Schweine angepasst werden müssen. So werden wir in den nächsten Monaten sicher noch heisse Preisdiskussionen erleben! -1-