Prof. Dr. Christian Wey TU-Berlin Fachgebiet Volkswirtschaftslehre Insbes. Netzwerk- und IuK-Ökonomie Musterlösung zur Klausur Telekommunikationsökonomik WS 2005/06 27.02.06; 10-11 Uhr Aufgabe 1. 1. Der Regulierer maximiert unter vollständiger Information. Für den L-Typ ergibt sich: max S = N L − t L N s.t. π L = t L − C( N L , θ L) ≥ 0 ⇔ t L ≥ S= N− 1 2θ L NL 1 2θL NL 2 2 FOC : 1 1 − NL = 0 θL * NL = θL * N H = θ H entsprechend Die Partizipationsbedingungen müssen erfüllt sein : 1 2 π L = t L − C( N L , θL ) ≥ 0 ⇔ t L ≥ NL 2θ L 1 2 π H = t H − C( N H , θ H ) ≥ 0 ⇔ t H ≥ NH 2θH 1 ⇒ t*L = θ L 2 1 ⇒ t*H = θ H 2 Die erstbesten Netzgrößen sind N*L=θL und N*H=θH. Die erstbesten Transfers sind dann t*L=(1/2) θL und t*H=(1/2) θH. 2a) Die „incentive compatibility“ Bedingungen (IC) sind t L − (1/(2 θ L)) N L ≥ t H − (1/(2 θL )) N H 2 2 t H − (1/(2 θ H )) N H ≥ t L − (1/(2 θ H)) N L 2 2 (1) (2) und die „participation“ Bedingungen (PC) sind 2 t L − (1/(2 θL )) N L ≥ 0 2 t H − (1/(2 θ H)) N H ≥ 0 2b) (3) (4) Aufsummieren der IC-Bedingungen ergibt: 1 1 2 − (N H − N 2L ) ≥ 0 2 2 θH θL Der erste Term ist negativ. Daraus folgt, dass NH < NL sein muss. 2c) (1) und (2) ergibt: (1/(2 θ H))( N 2L − N2H ) ≥ t L − t H ≥ (1/(2 θ L ))( N 2L − N 2H) Wegen NH<NL und θL> θH folgt, dass positive Transfers mit tL ≥ tH existieren, die die Anreizbedingungen erfüllen. 2d) (1) und (4) binden. Bei Nullgewinn des H-Typs ergibt (4): t H = (1/2 θH ) N 2H Einsetzen in (1) führt zur Informationsrente vom L-Typ (damit dieser nicht den H-Typ nachahmt) 1 2 1 2 − N H t L − (1/2 θ L) N L ≥ 2 θH 2 θL 2 πL ≥ ∆ NH Es gilt also π L ≥ ∆ N 2H und π H = 0 . Das Maximierungsproblem des Regulierers lautet: υ( N L − t L ) + (1 − υ)( N H − t H ) oder υ( N L − (1/(2 θ L)) N2L ) + (1 − υ)( N H − (1/(2 θ H)) N 2H) − υ π L − (1 − υ) π H oder υ( N L − (1/(2 θ L)) N2L ) + (1 − υ)( N H − (1/(2 θ H)) N 2H) − υ∆ N2H Bedingung erster Ordnung für NL: NL** = θL ** und für NH: N H = θ H 1− υ < θH (1 − υ) + 2υ ∆ θ H Entsprechend können die Gewinne dargestellt werden: π L = t L − (1/(2 θ L)) NL = ∆ N H 2 π H = t H − (1/(2 θH )) NH = 0 2 2 Einsetzen von NH** und Auflösen nach tL, tH ergibt die optimalen Transfers. Wir erhalten also, dass das effiziente L-Unternehmen die effiziente Netzgröße anbietet und eine positive Informationsrente erhält. Hingegen produziert das ineffiziente H-Unternehmen eine kleinere als die effiziente Menge und macht keinen Gewinn. Die „Verzerrung“ der Menge des ineffizienten Unternehmenstyps steigt in ∆. Sowohl NH als auch die Informationsrente fällt in v, also mit einer anwachsenden Wahrscheinlichkeit des L-Typs. 2e) Würde unterstellt werden, dass die Gewinne des Unternehmens wenigstens anteilig (etwa mit α gewichtet) in die Zeilfunktion des Regulierers eingehen, so ergibt sich für die optimale Menge des H-Typs ** NH = θH 1− υ < θH (1 − υ) + (1 − α )2υ∆ θ H so dass für α=1 Unternehmen H ebenfalls die effiziente Menge produzieren würde. Aufgabe 2. 1. Die Ramsey-Formel für den Fall unabhängiger Nachfragen lautet: ∆C λ 1 ∆ xi = ⋅ 1+ λ ε pi pi − Ramsey-Preise - maximieren die soziale Wohlfahrt unter dem Gesichtspunkt, dass das Unternehmen keine Verluste schreibt. - berücksichtigen, dass die Grundregel „Preis gleich Grenzkosten“ (= firstbest Preise) aufgrund bestehender Fixkosten suboptimal sein kann - sind second-best Preise Die Preisstruktur entspricht der eines unregulierten Monopolisten, wegen λ > 0 fallen die Preisaufschläge auf die Grenzkosten jedoch geringer aus. Produkte mit einer geringen Preiselastizität der Nachfrage erhalten höhere Preisaufschläge als Produkte, die eine hohe Preiselastizität aufweisen. Bei Substituten: Aufgrund von Kannibalisierung mindern Preissenkungen den Gewinn. Die Preise werden hoch gesetzt. Bei Komplementen: Preissenkungen an einem Gut erhöhen den Verkauf von anderen Gütern. Quersubventionen sind möglich; die Preise sinken und können sogar unter die Grenzkosten fallen. 2. „Contestable Markets“ Die Theorie der bestreitbaren Märkte besagt, dass ein Monopolist durch Androhung potentiellen Wettbewerbs in seiner Preissetzung diszipliniert werden kann. Alle Marktteilnehmer sind symmetrisch (Kostenstruktur, Informationsstruktur, Marktzugang…). 3 Annahmen beschreiben einen vollkommen bestreitbaren Markt. a) freier Marktzutritt b) kostenloser Marktaustritt (keine „sunk costs“) c) Die Zeitverzögerung beim Marktzutritt (entry lag) ist kürzer als die Zeitverzögerung bei der Preisanpassung (price adjustment lag) Hit-and-run-Strategie durch Entrant möglich. Entrant tritt in den Markt, unterbietet den Preis des Monopolisten und greift in kurzer Zeit den Markt ab. Um sich nicht der Gefahr potentiellen Wettbewerbs auszusetzen, hat der Monopolist den Anreiz marktzutrittsresistente Preise zu setzen, so dass - er keinen Verlust erwirtschaftet und gleichzeitig - es sich für keinen potentiellen Wettbewerber lohnt in den Markt zu treten. Aus der Annahme, dass alle Unternehmen mit gleicher Effizienz produzieren können, folgt, dass der Monopolist zu minimalen Kosten produziert. „Weak Invisible Hand Theorem“ Behauptung: Ramsey-Preise sind marktzutrittsresistent, wenn a) die Kostenfunktion fallende Strahlendurchschnittskosten aufweist b) die Eigenschaft der Querstrahlkonvexität vorliegt und c) die Güter schwache Substitute sind Die Androhung von potentiellem Wettbewerb bewegt den Monopolisten dazu, marktzutrittsresistente Ramsey-Preise zu setzen, wodurch eine wohlfahrtsoptimale second-best Lösung erreicht wird. Diese Theorie wurde scharf kritisiert wegen der starken Annahmen, die unrealistisch erscheinen. Zudem existieren i.d.R. mehrere Preis-MengenKombinationen, die marktzutrittsresistent sind. Der Monopolist wird daher auch bei Androhung von potentiellem Wettbewerb nicht unbedingt RamseyPreise wählen und somit von einer second-best-Lösung abweichen. 3. ECPR-Regel Herleitung aus dem Burden-Test: a-2c0 ≥ p1 – (2c0 + c1) a ≥ p1-c1 Der Zugewinn, wenn der Entrant die Leistung bereitstellt, soll höher sein als der Verlust, den der Monopolisten dabei erleidet. ECPR-Regel: a ≤ p1 – c1 Der Zugangspreis soll die Opportunitätskosten des Monopolisten (entgangener Gewinn) nicht übersteigen. Nur kosteneffiziente Unternehmen treten in den Markt (c2 < c1). ECPR-Regel wirkt sich nicht auf den Gewinn des Monopolisten aus. Dadurch hat der Monopolist keinen Anreiz sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, indem er den Entrant mit schlechter Qualität beliefert. 4. Patent-Pool-Analogy: Die Terminierungsentgelte erhöhen die Grenzkosten der Netzwerkbetreiber, wodurch die Endkundenpreise steigen (Preis = Grenzkosten). Da den Netzwerkbetreibern die Terminierungsentgelte reziprok als Einnahmen zufließen, können sie durch Festsetzung von gegenseitig hohen Terminierungsentgelten ihren Gewinn steigern. Kollusion Marktanteile und Terminierungsentgelte: Bei sehr hohen gegenseitigen Terminierungsentgelten (und somit Gewinnen) kann ein Netzwerkbetreiber seinen Marktanteil drastisch ausbauen, indem er den Endkundenpreis senkt (Preis < Grenzkosten). kein Anreiz zu hohe Terminierungsentgelte zu setzen, keine Kollusion (siehe Laffont/ Tirole (2000), S.187 ff. für weitere Argumente)