Rußpartikel und Klimawandel

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Rußpartikel
und Klimawandel
N O C H E I N E U N B E Q U E M E WA H R H E I T
RUSSFREI FÜRS
KLIMA
Rußpartikel sind ein Teil des Feinstaubs und entstehen bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse. Sie tragen
zur globalen Erwärmung bei und wirken dabei besonders verheerend in
der Arktis, wo sie für fast ein Grad Celsius Erwärmung verantwortlich gemacht werden. Rußpartikel verkürzen die Lebenserwartung – sie verursachen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und können zu Krebs
führen. Durch den Einbau von Partikelfiltern, die Verwendung von sauberem Treibstoff, Verkehrsvermeidung und -verlagerung und die Einrichtung
von Umweltzonen können sie erheblich reduziert werden. Davon würde
die Gesundheit tausender Menschen und die Umwelt immens profitieren.
RUSSFREI FÜRS KLIMA
3,5
2
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1
0,5
-0,2
-0,2
-0,5
-1
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-2
-3,5
Abb. 1: Oberflächen-Temperatur-Anomalie
im Jahre 2008 im Vergleich zu 1951-1980
Quelle: Dr. James E. Hansen (2008)
Worum geht es?
Der voranschreitende Klimawandel hat bereits jetzt zu einer Erhöhung
der globalen Durchschnittstemperatur geführt. 2011 war sie um 0,51
Grad Celsius höher als der Durchschnitt im 20. Jahrhundert. Besonders in den letzten Jahren ist ein deutlicher Temperaturanstieg zu verzeichnen: Neun der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen lagen in den Jahren nach 2000 (Abb. 1). In der Arktis
nimmt die Erwärmung dramatische Ausmaße an, denn sie schreitet dort
doppelt so schnell voran.
Vor allem in den Wintermonaten sind die Temperaturerhöhungen erheblich. So betrugen im Winter 2008 die Temperaturerhöhungen in
der Arktis durchschnittlich 3,5 Grad Celsius, 2010/2011 waren es sogar
mehr als 13 Grad im Vergleich zur Durchschnittstemperatur im Zeitraum 1951-1980.
Abb. 2: Mindestausdehnung des Arktis-Eises
während der Sommermonate
Diese Erwärmung führt dazu, dass das arktische Eis deutlich schneller
schmilzt als bislang angenommen. Vor allem in den Sommermonaten
ist ein verstärkter Eisrückgang zu beobachten (vgl. Abb. 2). Eine Folge
ist u.a. die Freisetzung von klimaschädlichem Methan, vorrangig aus
den auftauenden Permafrostböden. Durch das Abschmelzen des Gletschereises wird zusätzlich der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt.
Diese Veränderungen drohen eine unumkehrbare Situation zu schaffen
(so genannte „Tipping points“ entstehen). Sind diese Punkte erreicht,
haben sie unkalkulierbare und unaufhaltsame Folgen, nicht nur für die
umliegenden Regionen, sondern auch für das weltweite Klima. Wissenschaftler, u.a. Dr. James E. Hansen vom NASA Goddard Institute for
Space Studies, haben festgestellt, dass Dieselruß (engl. Black Carbon)
massiv zu dieser Klimaveränderung beiträgt.
Die schwarzen Rußpartikel, die bei der unvollständigen Verbrennung
von fossilen Brennstoffen und Biomasse entstehen, wirken dreifach
schädlich:
t sie absorbieren das Sonnenlicht und tragen zur Erwärmung der
unmittelbaren Umgebung bei (direkter Effekt),
t sie lagern sich auf den weißen Eisflächen ab und reduzieren durch
den grauen Schleier auf dem Eis die Reflektion des Sonnenlichtes
um bis zu 40 Prozent, in deren Folge das Eis noch schneller erwärmt
und damit das Abschmelzen des arktischen Eises und der Gletscher
beschleunigt wird (Albedo-Effekt),
t sie beeinflussen die Wolkenbildung und führen damit zur Veränderung der Niederschlagsverhältnisse (indirekte Wirkung).
Der wärmende Effekt von Ruß in der Arktis zeigt sich durch eine früher im Jahresverlauf einsetzende verstärkte Schmelze von Eis- und
Schneeflächen sowie durch das Auftauen der Permafrostböden bis in
immer tiefere Bodenschichten. Dies führt letztlich zu einer sich selbst
verstärkenden Wirkung.
Woher kommt der Ruß in der Arktis?
Abb. 3: Enstehungsgebiete und Verbreitungsrichtungen von Rußpartikeln auf der Nordhalbkugel
Untersuchungen führender Wissenschaftler haben gezeigt, dass die
Rußpartikel auf den Eisflächen der Arktis vorwiegend aus Europa
stammen. Wie Abb. 3 veranschaulicht, werden diese Rußemissionen
aufgrund der herrschenden Windströmungen auf der Nordhalbkugel
entweder über Sibirien oder auf direktem Wege von Europa in die Arktis getragen und dort abgelagert. Zwar gelangen Rußpartikel auch aus
Nordamerika und Südostasien in die Arktis, doch der größte Anteil
aller Rußpartikel im arktischen Eis stammt mit fast zwei Dritteln aufgrund der Stärke und Richtung der Winde aus Europa. Es sind Modellierungen und Messungen im Gange, um die Folgen regionaler und
saisonaler Rußemissionen auf die Arktisregion noch besser abschätzen
zu können.
Breitengrad
80
70
60
50
40
30
20
Energieerzeugung
10
Industrie
0
Fossile Brennstoffe
-10
Bio-Brennstoffe
-20
Verkehr
-30
Pflanzenreste
-40
Dieselrußemissionen (Gg/Jahr)
-50
500
1000
Offene Feuer
1500
Abb. 4: Hauptemittenten von Rußpartikeln aufgeschlüsselt nach Breitengraden und in Gigagramm /Jahr
Quelle: Tami Bond, 2009
Warum ist der Verkehr relevant?
Weltweit gibt es mehrere, regional unterschiedlich bedeutende Quellen für die klimawirksamen Rußpartikel.
Ein Großteil stammt aus dem Hausbrand und dem Abbrennen landwirtschaftlicher Flächen. Der Verkehr ist
für rund 25 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich. Das Erwärmungspotenzial von Ruß hängt jedoch
entscheidend vom Ort der Emission ab.
Zwischen dem 40. und 50. nördlichen Breitengrad – also der Lage Mitteleuropas – ist der Verkehr Hauptemittent von Ruß, in diesem Fall Dieselruß (vgl. Abbildung 4). Ein Grund ist der hohe Anteil von Dieselfahrzeugen
am europäischen Flottenbestand von 40 Prozent. Problematisch ist dabei die noch immer geringe Verbreitung
von Dieselpartikelfiltern im Fahrzeugbestand. Weiterhin sind auch Lokomotiven, Schiffe und Baumaschinen
mit Dieselmotoren fast ausnahmslos ungefiltert. Durch wirksame Partikelfilter werden die Rußteilchen nahezu vollständig aus den Abgasen gefiltert. In der Reduktion von Rußpartikeln aus dem Verkehrsbereich liegt
daher in Europa das größte Potenzial, um die negativen Folgen für die Arktis schnell zu verringern. Deshalb
konzentrieren sich die Verbände in der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ auf die Minderung von Dieselemissionen aus dem Verkehr.
Rußpartikel sind im Gegensatz zu den Klimagasen CO2, Methan oder Ozon vergleichsweise kurzlebige Stoffe,
d.h. sie haben nur eine geringe Verweilzeit in der Atmosphäre. Eine Reduktion von Dieselruß führt daher
sehr schnell zum Erfolg und ist deshalb ein unverzichtbarer Baustein für die langfristige Bekämpfung der
Erderwärmung. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat 2011 die Klimawirksamkeit von
Black Carbon wissenschaftlich untersuchen lassen und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Minderung
von Black Carbon positive Effekte auf das Weltklima hat und Zeit für den weiteren Kampf gegen den Klimawandel verschaffen kann. Die Reduzierung der im Kyoto-Protokoll festgelegten Klimagase, allem voran CO 2,
hat selbstverständlich nach wie vor oberste Priorität und darf nicht vernachlässigt werden.
Das Ziel der Kampagne…
ist die deutliche Verringerung von Dieselemissionen aus Kraftfahrzeugen
(Pkw, Lkw, Busse) und dieselbetriebenen „Offroad“- Motoren von Schienenfahrzeugen, Schiffen und Baumaschinen.
Alle Dieselmotoren müssen mit wirksamen Partikelfiltern ausgerüstet werden, die bereits seit Jahren technisch ausgereift und auf dem Markt erhältlich sind. Darüber hinaus wird eine Vermeidung des innerstädtischen
Einsatzes von Verbrennungsmotoren angestrebt. Diese Maßnahmen führen
zu einer deutlichen Verbesserung der Atemluft der Menschen. Die Reduzierung von Dieselrußemissionen bedeutet weniger Asthma, weniger Allergien und Krebserkrankungen. Und sie führt dazu, dass der Klimawandel
weniger schnell voranschreitet.
Die Kampagne richtet sich an die Europäische Union, die Bundesregierung, Bundesländer und Kommunen sowie Betriebe und Verbraucher.
Die Forderungen der Verbände:
Black Carbon muss als kurzlebiger Klimatreiber in die internationalen Klimaund Umweltschutzverträge (UNEP, International Maritime Organization IMO,
etc.) aufgenommen und mit verbindlichen Minderungszielen versehen werden.
Die Europäische Union muss das verbindliche Ziel vorgeben, Dieselruß in
Europa bis 2020 um 100 Prozent zu verringern und dies mit ambitionierten
Grenzwerten fördern. Technisch ist dies machbar - in Europa gibt es zahlreiche Anbieter für Filtersysteme und für schadstoffarme Neufahrzeuge. Vorgaben zur Abgasreinigung kommen also der europäischen Wirtschaft zugute.
Die Bundesregierung muss in Anlehnung an ihre Klimaschutzziele ein Minderungsziel von 100 Prozent bis 2020 für Dieselruß verabschieden.
Bundesländer und Kommunen müssen bei Ausschreibungen im Öffentlichen
Nahverkehr anspruchsvolle Umweltstandards für Fahrzeuge verbindlich festlegen und entsprechend bei der Auftragsvergabe Anbieter mit einer Flotte
von emissionsarmen (u.a. mit Partikelfilter ausgerüsteten) Fahrzeugen bevorzugen.
Kommunen müssen Umweltzonen einrichten bzw. bestehende Umweltzonen so
weiterentwickeln, dass alle ungefilterten Dieselmotoren von den Anforderungen
erfasst werden. So lassen sich gleichzeitig positive Effekte für Gesundheit und
Klimaschutz erreichen. Besonders mit dem Ausbau des Fuß- und Radverkehrs
sowie der Verbesserung eines rußfreien öffentlichen Nahverkehrs lassen sich
positive Wirkungen erzielen.
“Rußfrei fürs Klima“ heißt die seit 2009 bestehende Kampagne der Umwelt- und Verbraucherverbände Naturschutzbund Deutschland (NABU),
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Verkehrsclub
Deutschland (VCD) und Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die Kampagne zielt
darauf ab, die vorher kaum thematisierte, aber erhebliche Klimawirkung
von Dieselruß auf die politische Agenda zu setzen und öffentlich zu etablieren. Die erforderlichen politischen Entscheidungen sollen benannt und
ihre Umsetzung eingefordert werden. Mit dem Verbändebündnis wird eine
umfassende Medien- und Politikkompetenz zusammengefasst. Eine zusätzliche Stärke des Bündnisses liegt in der Präsenz auf lokaler und regionaler Ebene.
Weitere Presseinformationen, Hintergrundmaterialien und Termine unter
www.russfrei-fuers-klima.de
RUSSFREI FÜRS
KLIMA
D I E K O N TA K T P E R S O N E N D E R B E T E I L I G T E N O R G A N I S AT I O N E N
Dorothee Saar
Dietmar Oeliger
Dr. Werner Reh
Heiko Balsmeyer
Deutsche Umwelthilfe e.V.
NABU e.V.
BUND e.V.
Verkehrsclub Deutschland e.V.
Hackescher Markt 4
Charitéstraße 3
Am Köllnischen Park 1
Rudi-Dutschke-Str. 9
10178 Berlin
10117 Berlin
10179 Berlin
10969 Berlin
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Tel. 030 . 28 49 841613
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Tel. 030.28 03 5122
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Fax. 030.28 03 5110
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