Moderne Operationsverstärkertypen Betrachtet man den Operationsverstärker aus systemtheoretischer Sicht als spannungsgesteuerte Spannungsquelle so drängt sich die Konsequenz auf, auch die drei anderen Varianten gesteuerter Quellen als idealisierte Bauelemente einzuführen. Mit der rasanten Steigerung des Integrationsgrades analoger integrierter Schaltkreise in den letzten Jahren werden auch von den Herstellern zunehmend solch ideale Verstärkertypen angeboten. Eine Systematisierung auf der Basis gesteuerter Quellen führt zur Einteilung entsprechend Tabelle 1. Die Namen dieser Verstärkertypen zeigen bereits, dass sie wichtige Baugruppen der Elektronik darstellen, die bisher diskret realisiert werden mussten. Ihre Verfügbarkeit als ideale Bausteine ermöglicht völlig neue Schaltungskonzepte. Da sich diese Operationsverstärkertypen in ihren wichtigsten Eigenschaften stark unterscheiden, muss dies auch in den Schaltsymbolen zum Ausdruck kommen. Tabelle 1 Operationsverstärkertypen Gesteuerte Quelle Verstärkertyp Spannungsgesteuerte Spannungsverstärker Spannungsquelle Stromgesteuerte Spannungs-Strom-Wandler Spannungsquelle Transadmittanzverstärker Spannungsgesteuerte Strom-Spannungs-Wandler Stromquelle Transimpedanzverstärker Stromgesteuerte Stromquelle Stromverstärker Kurzbezeichnung VV-OPV VC-OPV CV-OPV CC-OPV Bild 1 Schaltsymbole und Kleinsignalersatzschaltungen der Operationsverstärkertypen a) VV-OPV, b) VC-OPV, c) CV-OPV, d) CC-OPV Eigenschaften der Operationsverstärkertypen: • • • OPV mit Spannungsausgang besitzen einen niederohmigen Ausgang, der als Spannungsquelle wirkt. OPV mit Stromausgang besitzen einen hochohmigen Ausgang, der als Stromquelle wirkt. OPV mit Spannungseingang besitzen zwei hochohmige Eingänge. Sie werden durch die Differenzeingangsspannung UD gesteuert. Die Eingangsströme gehen im Idealfall gegen null. • OPV mit Stromeingang besitzen einen niederohmigen N-Eingang (invertierend) und werden durch den Strom IN gesteuert. Die zwischen beiden Eingängen liegende Differenzspannung UD resultiert aus dem Eingangswiderstand re der Schaltung, der im Idealfall gegen null geht. Diese Operationsverstärker gibt es in zwei Varianten. Der Typ I (CV-I-OPV, CC-I-OPV) besitzt einen hochohmigen P-Eingang (nichtinvertierend), so dass der Strom IP gegen null geht. Beim Typ II (CV-II-OPV,CC-II-OPV) führen beide Eingänge der gleichen Strom (IP = IN). Ein zwischen dem P-Eingang und dem N-Eingang liegender Spannungsfolger bestimmt die Größe des Stromes IN (bzw. beim Typ I auch IP) im Zusammenspiel mit der äußeren Beschaltung des CV-OPV durch sein Bestreben, beide Eingänge auf das gleiche Potenzial (UD = 0) zu bringen. Das Konzept des altbewährten VV-OPV geht von einem Verstärker mit möglichst großer Spannungsverstärkung (VD → ∞) aus und erfordert zur Realisierung einer Schaltung mit endlicher Spannungsverstärkung eine externe Gegenkopplung des OPV. Beim VC-OPV, auch Spannungs-Strom-Wandler oder Steilheitsverstärker genannt, ist dieses Prinzip schwieriger zu realisieren. Deshalb besitzen die VC-OPVs eine Möglichkeit zur Einstellung einer definierten Übertragungssteilheit SD. Meist geschieht dies durch Einspeisen eines entsprechenden Steuerstroms in einen zusätzlichen Steuereingang. Dadurch können diese OPVs ohne ein zusätzliches Rückkoppelnetzwerk genutzt werden. Die schaltungstechnische Anwendung vereinfacht sich erheblich. Ein typisches Beispiel ist der LM 13600 der Firma National Semiconductor. Die Stromverstärker-OPVs (CC-OPV) verfügen immer über eine fest vorgegebene Stromverstärkung KI. Deren Werte sind gewöhnlich nicht größer als 8. CV-OPVs besitzen eine den CC-OPVs vergleichbare Eingangsstufe, einen internen StromSpannungs-Wandler mit nachfolgendem Spannungsverstärker. Durch diese Kombination lassen sich extrem hohe Übertragungswiderstände ZT erzielen. Die Schaltungen all dieser modernen Operationsverstärkertypen sind meist in zwei oder drei Teilschaltungen untergliedert wodurch diese Exemplare multivalent einsetzbar sind. Beispiele: • OPA660: Besteht aus einem CC-OPV (hier Diamond-Transistor genannt) und einem CV-OPV die extern verbunden werden können. • OPA622: Enthält die teilweise Verkopplung eines CC-OPV (Diamond- Transistor), eines CV-OPV (Output-Buffer) und eines VC-OPV (Feed-Back-Buffer). • LT1228: Kopplung eines VC-OPV und eines VV-OPV. Zwischen beiden erfolgt die Strom-Spannungs-Wandlung an einem externen Widerstand. Diese modernen OPV-Typen zeichnen sich weiterhin durch Schaltungskonzepte aus, die zu hohen oberen Grenzfrequenzen der Verstärker führen. Weitere Informationen siehe Reinhold: Elektronische Schaltungstechnik. Hanser Verlag, S.144