Übungsbögen

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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 1 von 6
Vorbemerkung:
Diese Übungsbögen bereiten nur teilweise auf den Inhalt der Klausur vor. Einige Items dienen
lediglich dazu, mit dem Antwortformat vertraut zu machen. Dazu finden sich hier bereits
Aufgaben zum Inhalt beider Vorlesungen. Versuchen Sie zunächst die Aufgaben eigenständig
zu lösen und verwenden Sie erst dann das Lösungsblatt (letzte Seite). Sollte Ihnen nicht klar
sein, wie es zur Bewertung einzelner Antworten kommt, schauen Sie sich noch einmal genau
die jeweilige Aufgabenstellung an. Selbstverständlich werden in der Klausur auch diejenigen
Themen der Vorlesungen geprüft, welche in den Übungsbögen keine Berücksichtigung
finden.
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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 2 von 6
Aufgaben:
1. Es ist Prüfung. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, die Knie sind weich, meine Hände
sind feucht, und mein Pulsschlag ist erhöht. Ich habe Angst. Wie würde Cannon die
Zusammenhänge erklären? (Mehrere Antworten sind möglich).
‰ Die angstauslösende Situation führt durch unbewusst bleibende Mechanismen zu
körperlichen Reaktionen wie Schweißausbrüchen und Herzrasen. Diese körperlichen
Symptome werden von mir wahrgenommen und führen zum Gefühl der Angst.
‰ Die angstauslösende Situation führt durch unbewußt bleibende Mechanismen zu
körperlichen Reaktionen wie Schweißausbrüchen und Herzrasen. Diese körperlichen
Symptome sind aber viel zu unbestimmt, um ein spezifisches Gefühl auszulösen. Das
Gefühl entsteht vielmehr unabhängig durch eine kognitive Bewertung der Situation. Die
körperlichen Symptome können allenfalls das Gefühl intensivieren.
‰ Die angstauslösende Situation führt zur Aktivierung der Amygdala. Diese löst über die
Hypophyse eine Aktivierung des autonomen Nervensystems (ANS) aus. Das wiederum
führt zur Aktivierung der Schweißdrüsen, und nimmt Einfluss auf die Herzrate.
‰ Emotionen sind sozial konstruierte Reaktionsmuster. Ich habe Angst vor der Prüfung, weil
ich gesehen habe, daß andere auch Angst vor der Prüfung haben. Wenn es in unserem
Kulturkreis üblich wäre, lachend den Prüfungsraum zu betreten, würde ich das auch tun.
‰ Emotionen greifen auf ein Repertoire biologisch determinierter Reaktionskomponenten
zurück. Die Bewertung der Prüfungssituation führt zu einer Auswahl von Komponenten,
dem Reaktionspaket. Da Prüfungssituationen häufig sind, wird das dazu passende Paket
von Reaktionskomponenten als elementar (Angst) empfunden.
2. Plutchick ordnet 8 Elementaremotionen in einem Kreis an und definiert verschiedene Arten
von Mischemotionen. Welche der folgenden Kritiken treffen zu?
‰ Mischungen von Emotionen widersprechen dem Konzept von Elementaremotionen. Denn
damit eine Emotion als elementar beschrieben werden kann, darf sie gerade nicht aus
einer Mischung verschiedener Anteile bestehen.
‰ Das limbische System ist als die zentrale Schaltstelle für menschliche Emotion nicht
auseinanderdividierbar in verschiedene Subsysteme, die scharf voneinander zu trennen
wären. Deshalb ist das Konzept von Elementaremotionen physiologisch nicht haltbar.
‰ Die kreisförmige Anordnung, und die Einteilung der Dyaden in primäre, sekundäre, und
tertiäre Dyaden suggeriert eine in Wirklichkeit nicht gegebene Kenntnis über Ähnlichkeit
und Verschiedenheit der elementaren Emotionen.
‰ Bei „gemischten Gefühlen“ handelt es sich um die sozial vermittelte Überformung der
Darbietungsregeln elementarer Emotionen, nicht um die Mischung verschiedener
Emotionen.
‰ Die Züchtungen von Rattenstämmen, die besonders ängstlich sind, beweisen, daß
Bewertungen und dazugehörige „Reaktionspakete“ von Reaktionskomponenten sehr wohl
genetisch angelegt sein können.
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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 3 von 6
3. Graff, Squire, und Mandler zeigten 1984, daß sich Amnestiker je nach Instruktion mehr
oder weniger gut an Listen von Wortpaaren erinnern konnten. Welche der folgenden
Aussagen zu diesem Experiment treffen zu?
‰ Am besten konnten sich die Amnestiker an die Wortlisten erinnern, wenn man ihnen die
Lernsituation (Lernkontext) so deutlich wie möglich wieder vor Augen führte.
‰ Durch schrittweises Aneinanderreihen von gelernten Teilergebnissen („chaining“) konnte
die gesamte Sequenz am Ende fehlerfrei reproduziert werden.
‰ Wenn man den Amnestikern jeweils das erste Wort eines Wortpaares vorgab und sie dazu
ein weiteres Wort frei assoziieren sollten, war dies überzufällig häufig das zweite Wort
des Paars aus der Liste der gelernten Wortpaare.
‰ Nach einem Tag Pause kam es zur „spontanen Erholung“, obwohl in dieser Zeit kein CSUS-Paar geboten worden war.
‰ Mit diesem Experiment wird demonstriert, daß die Amnestiker neben dem geschädigten
expliziten Gedächtnis über ein offensichtlich ungeschädigtes implizites Gedächtnissystem
verfügten, das je nach Instruktion zur Leistung im Experiment beigetragen hat.
4. LeDoux wurde für das Feld der Emotionspsychologie gewonnen durch Experimente mit
split-brain Patienten. Darin wurde gezeigt, daß emotionale Inhalte von einer Hemisphäre in
die andere übertragen werden konnten. Welche der folgenden Aussagen treffen zu?
‰ Bei diesen Experimenten wurden Kopfhörer verwendet, mit denen auf dem einen Ohr ein
anderes Tonsignal (gesprochene Wortlisten) dargeboten wurde als auf dem anderen Ohr.
Die Aufgabe der Versuchsperson war es, die Wortliste auf dem rechten Ohr
nachzusprechen.
‰ Eine split-brain Patientin konnte sich zwar nicht mehr explizit daran erinnern, daß
LeDoux sie eines Tages mit einer Reißzwecke in der Hand begrüßt hatte, weigerte sich
aber noch Tage später, ihm noch einmal die Hand zu geben.
‰ Wurde ein visueller Reiz im linken Halbfeld gezeigt (= rechte Hemisphäre), dann konnten
die split-brain Patienten das Wort zwar nicht vorlesen, aber angeben, ob es ein positives
oder negatives Wort war.
‰ Nach einer Adrenalininjektion konnten die split-brain Patienten zwar ihre eigene
Erregung registrieren, konnten diese aber nicht situativ zuordnen.
‰ Nach dem Bearbeiten von gerontologischen Wortlisten gingen split-brain Patienten
deutlich langsamer als nach dem Bearbeiten von neutralen Wortlisten.
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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 4 von 6
5. Welche der folgenden Aussagen über das Konditionieren und Gegenkonditionieren treffen
zu?
‰ Gegenkonditionieren ist kein probates Mittel, sexuelle Gewalttäter zu behandeln, da die
Prägung der Gewalttäter auf bestimmte Auslöser (z.B. Kinder) durch das
Gegenkonditionieren noch verstärkt wird.
‰ Da die CS-US Kopplung nie vergessen wird, halten die Effekte einer
Gegenkonditionierung lange genug an, um die ursprüngliche Konditionierung effektiv zu
unterdrücken.
‰ Nach einer Pause ohne CS-Darbietung kommt es zur „spontanen Erholung“.
‰ Der Lernkontext spielt beim Konditionieren keine Rolle.
‰ Eine einmalige Darbietung des US (ohne CS) kann nach einer langen Phase der Löschung
(CS ohne US) ein erneutes Auftreten der CR bewirken.
6. Beim instrumentellen Konditionieren
‰ wird der Verstärker am besten 500 ms vor der Reaktion eingesetzt.
‰ müssen Verstärker und Reaktion zueinander paßfähig sein.
‰ können komplexe Bewegungsabläufe in Teilbewegungen zerlegt werden, die separat
gelernt werden.
‰ führt zufälliges Verstärken (unabhängig von der Reaktion) zum Verstärken von zufälligen
Bewegungen.
‰ wird ein neuer Reflex (Verbindung CS→CR) gelernt.
7. Welche der folgenden Aussagen zum impliziten Lernen treffen zu?
‰ Da explizites und implizites Gedächtnis getrennt sind, kann ich etwas entweder nur
explizit oder nur implizit lernen, aber nicht beides.
‰ Implizites und explizites Wissen kooperieren so eng miteinander, daß es (außer bei
läsionsgeschädigten Patienten) schwer fällt, ein rein implizites Lernen nachzuweisen.
‰ Implizites Lernen beschreibt den Vorgang, daß eine zunächst explizit gelernte Fähigkeit
(z.B. Autofahren) durch massive Übung so automatisiert wird, daß sie schließlich ohne
Aufmerksamkeitszuwendung beiläufig ausgeübt werden kann und dabei unbewußt bleibt.
‰ In Experimenten zum impliziten Lernen führt ein Multiple-Choice Test auf explizites
Wissen, bei dem z.B. nach dem Sequenzenlernen abgefragt werden kann, ob die
eingegebene Sequenz eine Regelmäßigkeit aufgewiesen hat oder nicht, zu einer hohen
Rate von positiven, im Sinne dieses Tests als "Bewusstheit nachweisend" zu
interpretierenden Antworten.
‰ Die Unterscheidung von implizitem und explizitem Lernen läßt sich im Rahmen des
Behaviorismus nicht treffen, da das mentale Konzept des Bewußtseins abgelehnt wird.
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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 5 von 6
8. Die Gedächtniskurve nach Ebbinghaus
‰ zeigt unter logarithmischer Darstellung der Zeitachse bei linearer Auftragung des
Ersparnismaßes einen annähernd linearen Verlauf.
‰ folgt in etwa einem Potenzgesetz mit positivem Exponenten.
‰ findet sich nicht nur bei Vergessensverläufen, sondern (gespiegelt) auch bei
Lernvorgängen.
‰ folgt einer linearen Differentialgleichung erster Ordnung.
‰ gilt für explizite wie für implizite Gedächtnisinhalte.
9. Welche der folgenden Aussagen zum visuellen Kurzzeitgedächtnis nach Sperling (1960)
(„ikonisches Gedächtnis“) treffen zu?
‰ Der Teilberichtsvorteil verschwindet bei Inter-Stimulus-Intervallen (ISIs) > 1000 ms.
‰ Das ikonische Gedächtnis ist sehr anfällig gegenüber Störreizen.
‰ Die Kapazität des ikonischen Gedächtnisses ist hoch.
‰ Bei diesem Experiment wird die Aufmerksamkeit der Versuchsperson nachträglich auf
eine Teilmenge des inzwischen nicht mehr eingeblendeten Stimulusmaterials gelenkt.
‰ Ralph Norman Haber hält das ikonische Gedächtnis für einen zentralen Baustein künftiger
Gedächtnismodelle.
10. Bei der Ausbreitung von Aktivierung zwischen Gedächtnisknoten gelten welche der
folgenden Aussagen?
‰ Wenn ein Zielfaktum mit vielen, nicht miteinander verbundenen Nebenfakten verbunden
ist, erhöht das wegen der stärkeren Vernetzung die Abrufleistung.
‰ Gesetzmäßigkeiten der Aktivierungsausbreitung gelten für im Labor gelerntes Wissen wie
für Alltagswissen.
‰ Die Ausbreitung von Aktivierung kann zu Reaktionszeitverkürzungen, aber auch zu
Reaktionszeitverlängerungen führen, und sie kann nicht willentlich unterdrückt werden.
‰ Bei Primingstudien führt das Darbieten eines für die Aufgabe irrelevanten Primes, der
aber eine Assoziation zum aufgabenrelevanten Target hat, zu einer Verkürzung der
Reaktionszeit.
‰ Schädliche Effekte multipler Assoziationen können sich auch in verlängerten Lernzeiten
zeigen.
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Klausur Emotion, Lernen, Gedächtnis, Dezember 2006, Seite 6 von 6
Lösungen:
1. f,r,f,f,f
2. f,f,r,f,f
3. f,f,r,f,r
4. f,f,r,f,f
5. f,f,r,f,r
6. f,r,r,r,f
7. f,r,f,r,r
8. f,f,r,f,r
9. r,r,r,r,f
10. f,r,r,r,r
(f: falsch/r: richtig)
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