Pferde in der Landschaftspflege: Futterpräferenzen auf extensiven Grünlandstandorten Zusammenfassung: (alle im Text genannten Werte sind Mittelwerte aller Tiere und Beobachtungen) In der Arbeit wurden zehn Shetlandponystuten auf drei verschiedenen Grünlandstandorten („Waldweide“, „Brachweide“ und „Buschweide“) gehalten. Sie wurden auf ihre Futterpräferenzen bezüglich Gräsern, Kräutern, Büschen und Bäumen untersucht. Hierfür wurden Direktbeobachtungen durchgeführt, wobei mittels Scan sampling die Verhaltensweisen der Tiere festgehalten wurden. Die Beobachtungen wurden mit Hilfe einer „Schlüsselkamera“ ergänzt. Mit dieser Kamera wurde die Maulspalte der Tiere gefilmt. Durch die Aufzeichnungen konnte das aufgenommene Futter der Tiere festgehalten werden. Zusätzlich wurden vereinzelt präferierte Pflanzen dokumentiert und der Verbuschungsgrad auf zwei Standorten gemessen. Weiterhin wurden die Körpergewichte vor und nach jedem Standort gemessen, um eine Aussage bezüglich der Futterverwertung geben zu können. Alle Pferde zeigten deutliche Präferenzen von Gräsern („Waldweide“: 52,16%; „Brachweide“: 56,53%; „Buschweide“: 93,62%) bzw. Gräsern und Kräutern („Waldweide“: 94,04%; „Brachweide“: 100%; „Buschweide“: 100%). Gemieden wurden Büsche und Bäume, die erst dann gefressen wurden, wenn das Nahrungsangebot an Gräsern gering war. Dies konnte ausschließlich auf der „Waldweide“ beobachtet werden (Futteraufnahme von Baumund Buschmaterial: 5,96%). Jedoch zeigten sich beim Fressen von Büschen und Bäumen starke tierindividuelle Unterschiede. So konnten einige Tiere bei den Direktbeobachtungen sowie bei den Beobachtungen durch die Kamera mehrmals beim Fressen von Büschen und Bäumen beobachtet werden, während bei anderen Tieren dieses Verhalten kein einziges Mal beobachtet werden konnte. Bei dem Fressen von Büschen und Bäumen wurde die Hasel deutlich bevorzugt, hier konnten mehrere Tiere beim Fressen ganzer Zweige beobachtet werden. Weitere Büsche von denen einzelne Blätter gefressen wurden waren z. B. der Eingrifflige Weißdorn, die Schlehe sowie junge Triebe von den Bäumen Esche, Hainbuche, Buche und Eiche. Auffällig zeigte sich das unterschiedliche Verhalten bei der Aktivität Fressen auf den Standorten. Auf der „Waldweide“ zeigte sich deutlich häufiger die Aktivität „Stehen mit Fressen“ (36,48%, „Bewegen mit Fressen“ 5,93%), während auf den Standorten Brachweide und Buschweide nahezu ausschließlich das typische Grasen in langsamer Fortbewegung und somit „Bewegen mit Fressen“ beobachtet werden konnte („Brachweide“: 38,59%, „Stehen mit Fressen“ 2,22%; „Buschweide“: 64,63%, „Stehen mit Fressen“ 0,97%). Die Standorte „Brachweide und „Buschweide“ unterscheiden sich somit signifikant (p 0,05) von dem Standort „Waldweide“. Insgesamt war die Zeit, die die Pferde mit Fressen verbrachten auf der Buschweide deutlich höher (65,60%) als auf den anderen Standorten („Waldweide“: 42,41%; „Brachweide“: 40,81%). Die Körpergewichtsentwicklung der Tiere zeigte nach der Beweidung der Waldweide nur geringe Veränderungen, während auf den beiden anderen Standorten durch ein reiches Nahrungsangebot an Gräsern eine deutliche Zunahme des Körpergewichtes zu erkennen war. Hierbei wurden tägliche Zunahmen bis zu 390 g (Mittelwert aller Tiere auf der „Brachweide“) erreicht. Eine regelmäßige Tierkontrolle ist hier besonders anzuraten, um ein Entstehen der Fettleibigkeit mit ihren möglichen gesundheitlichen Folgen durch entsprechende Maßnahmen zu verhindern. Aufgrund ihrer starken Präferenzen von Gräsern und Kräutern und dem relativ geringen Verbiss von Büschen und Bäumen lässt sich schließen, dass eine Eindämmung von Gehölzen mit Pferden nur bedingt zu realisieren ist. Bei begrenztem Futterangebot an präferierten Pflanzen und artenreichem Aufwuchs an Büschen und Bäumen zeigen die Tiere jedoch einen Verbiss an jungen Trieben von Laubbäumen, sowie einen deutlichen Verbiss an jungen Haselsträuchern. Bei den Ergebnissen muss berücksichtigt werden, dass tierindividuelle Faktoren beim Fressverhalten eine große Rolle spielen. Weitere Untersuchungen von Ponys oder Pferden auf heterogenen Standorten, insbesondere auf Standorten mit einem Aufwuchs unterschiedlicher Baum- und Buscharten sind anzuraten um gesicherte Ergebnisse zu bekommen.