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UniBe | GIUB | WS 05/06 | Zusammenfassung Bodenkunde I
Vorlesung Bodenkunde 1, WS 05/06, bei Dr. Urs Vökt, UniBe,
3. Semester, Zusammenfassung
Themenübersicht / Inhaltsverzeichnis / Zusammenfassung
Werden Seitenzahlen angegeben, dann beziehen sich diese auf folgende Quelle:
Scheffer/Schachtschabel (2002). Lehrbuch der Bodenkunde. Spektrum Verlag
1. Einleitung
1.1 Böden als Naturkörper in Ökosystemen
1.2 Funktion von Böden in der Ökosphäre
1.3 Böden als offene und schützenswerte Systeme
→
Durchlesen S.1-5
2. Anorganische Komponenten der Böden – Minerale und Gesteine
2.1 Kreislauf der Gesteine →
→
→
Gesteine unterliegen nach der Kristallisation von Magma vielfältigen Veränderungen durch
Prozesse wie Verwitterung, Transport, Ablagerung, Diagenese, Metamorphose und
Anatexis, die sich zu einem Kreislauf zusammenschliessen.
In diesem Kreislauf sind die Böden eine bedeutsame Station: Sie sind einerseits das
Ergebnis der Gesteinsumwandlung und liefern andererseits Material für die Bildung neuer
Gesteine.
Daher sind Böden nicht ohne Gesteinskenntnis zu verstehen und klassifizieren, ebenso
wenig viele Gesteine nicht ohne Kenntnis der Böden. 2.2 Minerale
2.2.1 Allgemeines
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Die homogene Bestandteile der Gesteine sind die Minerale. Diese sind natürliche,
überwiegend anorganische und chemisch einheitliche Verbindungen, deren elementare
Bausteine meist in definierter, regelmässig-periodischer Weise angeordnet sind. Sie sind
kristallisiert.
Die kleinste geometrische Einheit nennt man Elementarzelle
Gesteinsbestand (Komponenten) der Erdkruste:
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Die Hälfte der Elemente entfällt massenmässig auf den Sauerstoff, ein weiteres Viertel auf
Silizium und der Rest sind Kationen
Die meisten Minerale bestehen aus mehr oder weniger dicht gepackten O 2--Ionen, deren
negative Ladung durch die meist viel kleineren Kationen neutralisiert werden
Kleine Kationen, wie Si4+ haben 4 O2--Ionen (Liganden) als nächste Nachbar (Kz = 4),
mittlere, wie Al3+ haben sechs (Kz = 6)und grosse, wie K+ auch 8 oder 12 (Kz = 8, 12)
Als Ligand treten ausser O2- das ebenso grosse Hydroxyl-Anion OH- und das S2--Anion
auf.
Die unterschiedliche Grösse der Ionen hat zur Folge, dass deren Volumenanteile an der
Lithosphäre deutlich von den Gewichtsanteilen abweichen
Die mittlere chemische Zusammensetzung der Lithospäre zeugt weiterhinf, dass
Verbindungen aus O und Si vorherrschen.
Als Ligand treten ausser O2- das ebenso grosse Hydroxyl-Anion OH- und das S2--Anion
auf.
Je nach Entstehung unterscheidet man zwischen primären und sekundären Mineralien:
→
→
Primäre Mineralien: entstehen unter erhöhtem Druck (und/oder Temperatur). Beispiele
sind: Quarz, Feldspäte, Glimmer, Amphibole, Pyroxene, Olivine
Sekundäre Mineralien: entstehen im Zuge der chemischen Verwitterung von primären
Mineralien unter atmosphärischem Druck und Temperatur. Beispiele sind: Tonminerale,
Hydroxide und Al-Hydroxide.
Die Mineralien werden nach ihrer chemischen Zusammensetzung in folgende Hauptgruppen
eingeteilt:
Name
Beispiele
Silikate
Oxide
Carbonate
Sulfide
alle Mineralien mit Si als Hauptbestandteil
Fe2O3; FeOOH; Al2O3; Al(OH)3
CaCO3; CaMg(CO3)2
FeS2; ZnS; PbS
2.2.2 Struktur der Silikate (S.8)
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Einige Erläuterungen zur Struktur um der Vielfalt und Eigenschaften, wie z.B.
Verwitterbarkeit, besser zu verstehen.
Grundbaustein ist das SiO4-Tetraeder. Hierbei wird das vierwertige Si-Atom von vier
grossen Sauerstoffionen eingeschlossen. Dadurch entsteht eine dichte Sauerstoffpackung,
die den Raum erfüllt und lediglich in den Lücken Kationen aufnimmt
Jeder SiO4-Tetraeder hat vier negative Ladungen und ist über Sauerstoffbrücken mit
weiteren SiO4-Tetraeder vernetzt.
Art und Ausmass der unterschiedlichen Vernetzung führt zu den verschieden
Silikatstrukturen. Dabei werden unterschieden: - Gerüstsilikate: 3D
- Blatt-, Schicht- oder Phyllosilikate: 2D
- Inselsilikate: 1D
Hieran beteiligen sich vor allem Al3+, Fe2+, Fe3+, Mg2+ und Ca2+, die im Verein mit den
Vernetzungsvarianten die chemische Vielfalt der Silikate hervorrufen.
Sowohl Struktur, wie auch Chemismus wirken sich deutlich auf die Verwitterbarkeit aus.
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2.2.3 Primäre (lithogene) Silikate (S.9)
Wichtige Vertreter (Überblick):
zu den Feldspäten:
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Die wichtigsten Feldspattypen sind: Orthoklas (Kaliumfeldspat), Albit (Natriumfeldpat),
Anorthit (Calciumfeldspat) = Alkalifeldspäte
→
Zwischen Albit und Anorthit besteht die lückenlose Mischungsreihe der Plagioklase (CaNa-Felpäte)
→
In basischen Magmatiten könne ausser Ca-reichen Plagioklasen auch Si-ärmere
Feldspatvertreter (Foide), wie Nephelin und Leucit auftreteten, die ebenfalls Gerüstsilikate
sind.
zu den Glimmer:
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Man nennt sie auch Dreischichtmineralen
→
Die Verknüpfung der dreischichtigen Baueinheit erfolgt beim Glimmer senkrecht durch
Kaliumionen, die in die zentralen Lücken der 6er-O-Ringe der äusseren Sauerstoffschicht
der Tetraeder eintauchen und so die Silikatschichten zusammenhalten
(Zwischenschichtkationen)
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2.2.4 Sekundäre Silikate (S. 13)
Allgemeines, Eigenschaften, Typen, Struktur:
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Die wichtigsten sekundären Silikate sind die Tonmineralien. Sie fehlen in Magmatiten und
Metamorphiten
Strukturell sind sie mit den Phyllosilikaten verwandt, jedoch von sehr geringer
Teilchengrösse (< 2µm) und verleihen daher Tongesteinen und tonigen Böden ihre
Plastizität, ihre Quellfähigkeit und ihr Vermögen, Ionen und Moleküle zu sorbieren (grosse
spezifische Oberflächen, permanent negativ geladen. Sie sind von geringer Kristallinität,
die zusammen mit der Schichtladung die Ursache für die hohe Reaktionsfähigkeit der
tonminerale in Böden ist.
Neben den strukturellen Gemeinsamkeiten mit den Glimmern treten folgende
Unterschiede auf:
- neben dem 2:1 Schichttyp (Illit, Vermiculit Smectit, Chlorit) gibt’s auch noch die 1:1- oder
Zweischichtminerale (Kaolinit, Halloysit, Serpentin)
- beim 2:1-Typ können auch kurze faserförmige Schichtstückchen auftreten (Palygorskit)
- Oktaeder- oder Tetraederschichten könne in variablen Anteilen auch zu Hohlkugeln
(Allophan) oder Röhren (Imogolit) verknüpft sein.
- Nach Ausprägung dieser Eigenschaften werden die Tonminerale eingeteilt
- weitere Typen und Infos dazu siehe Scheffer/Schachtschabel S. 15-17
Bildung und Umwandlung der Tonminerale:
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Unter den Schichtsilikaten sind die beiden Glimmer Muskovit und Biotit sowie die Chlorite
für die Tonmineralbildung am wichtigsten. Das Charakteristische dieser Umwandlung ist,
dass die Silikatschichten selbst – wenn auch nicht unverändert – erhalten bleiben.
Während die Besetzung im Zwischenschichtraum verändert wird.
Unterstützt durch mechanische Zerkleinerung werden vom Rand her K+-Ionen aus den
Glimmern herausgelöst und durch andere Kationen wie Ca2+ und Mg2+ ersetzt, die nicht
in die Vertiefungen hineingezogen werden und deshalb austauschbar bleiben.
Am Rand der Kristalle entstehen dadurch zunächst aufgeweitete, bei stärkerem K-Verlust
vollkommen aufgeweitete
Schichten.
Die Aufweitung wir dadurch
erleichtert oder sogar erst
ermöglicht, dass die
negative Schichtladung aboder die positive der
Kationen zunimmt
(Oxidation).
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Am Ende dieses Prozesses steht dann ein vollkommen K-freies und aufgeweitetes
Dreischichttonmineral, das je nach Ladungshöhe ein Vermiculit oder Smecit ist.
Welche Tonminerale sich unter gegebenen Bedingungen bilden, lässt sich aus dem pHWert und der Zusammensetzung der Lösung sowie den Löslichkeitsprodukten der
einzelnen Minerale mit Hilfe von Stabilitätsdiagrammen ableiten (seihe Kap. 4.3.2)
Die bei der Verwitterung vom Gestein zum Boden entstandenen oder aus ihm
stammenden Tonminerale können sich weiter umwandeln, weil sich bei fortschreitender
Verwitterung die Bedingungen gerichtet ändern (Versauerungszunahme mit Zeit,
Illitisierung, Desilizifizierung: Smecit → Kolinit → Gibbsit):
2.2.5 Oxide und Hydroxide (S.22)
→
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→
Minerale dieser Gruppe könenn sowohl primärer wie sekundärer Entstehung sein
Das mengemässig wichtigste primäre Oxid in Gesteinen und Böden ist der Quarz
Bei der Verwitterung von primären Silikaten durch Hydrolyse und Protolyse werden Fe, Mn
und Al Metallkationen freigesetzt und anschliessend in Anwesenheit von Sauerstoff
oxidiert. Die entstehenden Kationen hydrolisieren und bilden Oxide und Oxyhydroxide.
Diese Mineralien finden sich vor allem in den sehr feinen Fraktionen, sind sekundär
entstanden und deshalb in den meisten Böden und Sedimenten enthalten.
Beispiele (S.23-29):
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Siliciumoxide, wie Quarz (primärer und sekundärer), Opal, Silcrete
Aluminumoxide, wie Gibbsit (Oktaeder), Diaspor. Böhmit. Bilden sich durch langsame
Hydrolyse von freigesetztem Al aus Feldspäten, Glimmer, Tonmineralen
Eisenoxide (charakteristische Farben), wie Goethit (nadelförmig), Hämatit, Lepiodokrit
Die Mineralform und die Eigenschaften der Eisenoxide zeigen in vielfältiger Weise die
Bedingungen der Pedogenese an (Rückschlüsse). Da das Eisen in den primären
Mineralien (Biotit, Pyrobile, Olivin, Magnetit) meist zweiwertig ist, wird es von Sauerstoff in
Gegenwart von Wasser oxidiert und aus der silikatischen Bindung freigesetzt.
→ Die Eisenoxide müssen mit Buch eventuell noch etwas vertiefter betrachtet werden.
Titanoxide, wie Anatas, Rutil, Illmenit und Titanomagnetit
Das bei Verwitterung freigesetzte Ti enstammt primären, leicht verwitterbaren Silikaten
Manganoxide: Bei der Verwitterung Mn-haltiger Silikate (z.B. Biotit), wird das Mn2+ unter
aeroben Bedingungen überwiegend als schwarzbraunes bis schwarzgefärbtes,
schwerlösliches Mn(IV)-Oxid ausgefällt. Auftreten in Böden als Flecken,
Teilchenüberzügen, Konkretionen und Krusten wie Eisenoxide
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2.2.6 Carbonate, Sulfate, Sulfide und Phosphate
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Das häufigste Carbonat ist CaCO3, das als Calcit, seltener als Aragonit auftritt. Verbreitet
sind auch Carbonate mit mehreren Kationen, wie Dolomit und Ankerit. In Böden werden
Calcit un dOlomit meist vom Gestein ererbt (Auslösen, Ausscheiden in Poren, Spalten
etc.)
Anhydrit und Gips (Anhydrit und H2O) sind die Hauptbestandteile der Gipsgesteine. Gips
kommt in geringer Menge in vielen Sedimenten und Böden, insbesondere in
Trockengebieten, vor. Er bildet sich drüber hinaus als Oxidationsprodukt von Sulfiden.
Unter den Sulfiden sind die beiden Formen des Eisensulfids (FeS2) Pyrit und Markasit die
häufigsten Vertreter. Feinkörniges und daher schwarzes FeS2 ist in tonigen Sedimenten,
die sich unter anaeroben Bedingungen gebildet haben, aber auch in reduzierten Böden
weit verbreitet und färbt sie dunkel.
Das wichtigste Phosphatmineral, aus dem der Nährstoff Phosphat primär in Pedo- und
Biosphäre gelangt ist Apatit. Er ist sowohl magmatischer als auch pedogener Entstehung.
2.3 Gesteine
→
Gesteine sind feste oder lockere, natürliche Mineralgemenge der festen Erdkruste. Ihr
Mineralbestand muss über eine gewisse räumliche, geologisch bedeutsame, Erstreckung
gleichförmig sein. Das übergeordnete Einteilungskriterium der Gesteine ist ihre Genese.
Klassifizierungen auf tieferen Niveaus und Bezeichnungen der Gesteinsarten erfolgen
nach dem Mineralbestand, dem Chemismus, der Textur und Struktur, dem Bildungsort,
dem Fossilgehalt und der Typlokalität:
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2.3.1 Magmatite
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In beiden Gruppen (Plutonite, Vulkanite) werden die Gesteine nach ihrem chemischen
SiO2-Gehalt in saure, intermediäre, basische und ultrabasische Magmatite unterteilt. Vom
SiO2- Gehalt hängt im Wesentlichen der Mineralbestand ab, durch den die verschiedenen
Magmatite definiert werden.
Die einander entsprechenden Tiefen- und Ergussgesteine stimmen weitgehend in ihrer
chemischen Zusammensetzung überein, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer
Struktur.
In den Plutoniten führt die langsame Abkühlung zu relativ grobkörnigen Mineralen,
währedn bei der raschen Abkühlung bei den Vulkaniten eine glasige oder feinkristalline
Grundmasse entsteht, in die einzelne, gröbere Kristalle (Einsprengling) eingebettet sein
können (porphyrische Struktur).
An den Gesteinen der Erdkruste sind unter den Magmatiten die Granite und Granodiorite
zu 22 Vol-%, die Basalte und Gabbros zu etwa 43 Vol-% beteiligt. Der Rest entfällt auf
Sedimente und Metamorphite. An der Erdoberfläche sind die Magmatite jedoch nur in
geringem Umfang vertreten und häufig auf Gebirgslagen beschränkt (s. Kap 2.2.1).
Die Bezeichnung „sauer“ oder „basisch“ bezieht sich auf den Gehalt an Kieselsäure.
2.3.2 Sedimente und Sedimentite
Allgemeines:
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Die Entstehung der Sedimente basiert auf der Prozesssequenz Verwitterung → Abtragung
→ Transport → Ablagerung und geht häufig von der Bodenbildung aus.
Bestehen die Sedimente vorwiegend aus mechanisch transportiertem, weitgehend
unverändertem Gesteinsmaterial, so spricht man von klastischen Sedimenten. Je nach
Beweglichkeit der Körner im Transportmittel und der Länge des Transportwegs sind ihre
Korngrössen gemischt, d.h. unsortiert oder relativ einheitlich, d.h. sortiert.
Verdanken die Sedimente dagegen ihre Mineralzusammensetzung vorwiegend einer
Ausfällung aus der Lösung oder biologischen Vorgängen, so nennt man sie chemische
bzw. biogene Sedimente.
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Kennzeichnen lassen sich die Sedimente weiterhin durch das Transportmittel (glazigen,
äolisch) und den Ablagerungsort (terrestrisch, fluviatil, lakustrin, marin).
Alle Sedimentgesteine werden zunächst in lockerer Lagerung abgesetzt, können aber im
Laufe der Zeit durch Kittung und/oder Auflast überlagernder Sedimente durch den
Vorgang der Diagenese zu Sedimentiten verfestigt werden. Die Verkittung bewirken Tone,
Ca-Mg-Carbonate sowie Si- und Fe-Oxide, die aus entsprechend zusammen gesetzten
wässrigen Lösungen im Porenraum ausfallen.
In der Regel findet man mit zunehmendem geologischen Alter mehr und mehr verfestigte
Sedimentite; quartäre Sedimentgesteine sind daher vorwiegend (Locker)Sedimente,
meso- und paläozoische Ablagerungen dagegen Sedimentite.
Sedimente und Sedimentite machen nur ca. 8% der Erdkruste aus, etwa die Hälfte davon
sind Zongesteine, der Rest etwa zu gleichen Anteilen Carbonat- und Sandgesteine (s. Kap
2.2.1). Sedimente und Sedimentite bedecken jedoch 75% der Erdoberfläche und sind
daher sehr bedeutsam für die Böden (deshalb längeres Kapitel...)
Die vielen Arten der Sedimentgesteine (keine Ahnung wie wichtig):
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Kiese, Breccien, Konglomerate (Psephite): grobkörnig (> 2mm), Schutt (eckige
Komponenten) und Schotter (runde Komponenten), zeugen von hoher Transportkraftm in
Gebirgen nahe des Abtragungsorts un in Tälern (glazifluviatil). Schutt wird zu Breccie,
Schotter zu Konglomerat verfestigt.
Sande und Sandsteine (Psammite): Sedimente bzw. Sedimentite mit mehr als 50% der
Kornfraktion Sand (0.063...2mm). Bsp’s: Sandsteine (> 75% Quarz), Grauwacken
(Glimmer, Chlorite, Gesteinsbruchstücke, dunkelgrau), Arkosen (Kaolinit, Feldspäte) →
Bestimmungsdreieck, an Alkalifeldspat reiche Sandsteine mit tonigen Bindemittel führen
zu nährstoffreicheren Böden als silikatarme, quarzreiche Sandsteine.
Schluffe und Schluffsteine (Silte), Tone und Tonsteine (Pelite): In den Schluffsedimenten
dominiert die Kornfraktion 2...63µm. Das bekannteste und bodenkundlich weltweit
bedeutende Schluffsediment ist der Löss (siehe weiter unten). Tone sind plastische
Sedimente mit hohen Gehalten der Kornfraktion < 2µm, Schluffsedimente sind dagegen
nicht plastisch. Tone werden meistens unter ruhigen Sedimentationsbedingungen bei
geringer Transportkraft des Wassers gebildet. Aus Tongesteinen entstehen naturgemäss
tonige Böden (Pelosole)
Carbonatgesteine und Mergel: Carbonantgesteine sind Gesteine mit > 25% Ca- und CaMg-Carbonaten, vorwiegend als Calcit und Dolomit. Sie lassen sich nach dem
Carbonatgehalt unterteilen in Kalkgesteine mit > 75% und Mergel mit 25...75% Carbonat.
Beträgt der Dolomitgehalt > 50% (Mg-Gehalt > 6.6%) spricht man von Dolomiten. Bildung
oft biogen im Meer, deshalb Fossilien. Bei Bodenbildung aus Carbonatgesteinen werden
die Carbonate gelöst und weggeführt. Der nichtcarbonatische Lösungsrückstand
(Schichtsilikate und Quarz) bildet den Mineralbestand dieser Böden (Rendzina, Terra
fusca).
Quartäre Sedimente: Sehr bedeutsam für die Böden sind Lockersedimente, die während
und nach der quartären Vereisung entstanden sind. Weiter werden unterschieden:
- Löss: Ton, Sand- und Schluffreiches Material, das sich bei einsetzendem Regen,
nachlassendem Wind oder im Windschatten von Hügeln ablagerte, carbonathaltig, gelblich
gefärbt, Korngrössenmaximum zwischen 10 und 60µm, Schichtdicken von wenigen cm bis
mehrere 100m, Gürtel von F bis nach Südrussland und China. Unter den humiden
Klimabedingungen der Nacheiszeit setzte Bodenbildung ein. Dabei wurden die Carbonate
des Lösses in Mitteleuropa bis zu Tiefen von 1.5m ausgewaschen (Entkalkung) und der
hellgelbe Löss durch Eisenoxid- und Tonbildung in gelbbraunen Lösslehm umgewandelt
(Verbraunung). Es entwickelten sich Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit (Schwarzund Parabraunerden)
- Sande: verweht, sog. Flugsande als Decken- oder Hügelsysteme weltweit verbreitet
(Dünen)
- Auensedimente nennt man die Sedimente der Flusstäler, Watt die der Küsten
- Glazigene Sedimente wie Moränen, Flussterrassen und Sander, meist schlecht sortiert
und mit grossen Gesteinsblöcken gespickt.
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- Fliesserden und Frosterden sind Lockersedimente, die sich in Hanglagen (> 2 Grad) auf
gefrorenem Untergrund als wassergesättigter Brei bewegen. Häufig schluffreich.
Steinreiche Fliesserden werden als Solifluktionsschutt bezeichnet. Frosterden entstehen in
ebenem Gelände durch von Frostwechsel ausgelöste Kryoturbation.
2.3.3 Metamorphite
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Magmatische und sedimentäre Gesteine können durch hohen Druck. Hohe Temperatur
und durch Bewegung so stark verändert werden, dass aus ihnen zum Teil völlig
andersartige Gesteine entstehen, die man Metamorphite nennt.
Metamorphite aus Magmatiten erhalten den Namenszusatz Ortho., solche aus
Sedimentiten entsprechend Para-. Sie können je nach Ausgangsgestein und dem Grad
der Metamorphose sehr unterschiedliche chemische, vor allem aber mineralogische
Eigenschaften haben. Höhere Drücke und/oder Temperaturen entstehen entweder durch
hohe Auflasten mächtiger Gesteinspakete oder bei der Gebirgsbildung
(Regionalmetamorphose). Ausserdem können sich Gesteine beim Kontakt zu heissen
Magmenumwandeln (Kontaktmetamorphosen).
Schieferung ist ein charakteristisches Merkmal vieler Metamorphiten.
Weit verbreitet sind Gneise (> 20% Feldspäte), die ca. 20% der Erdkruste ausmachen.
Verbreitet sind auch die meist aus Tonen, Tonsteinen und Grauwacken hervorgegangenen
Phyllite und Glimmerschiefer (< 20% Feldspäte). Aus Si-armen Magmatiten (Basalt) gehen
Grünschiefer, Amphibolite und Eklogite hervor. Hochreine Kalksteine werden zu Marmor
und Quarzite entstehen aus Sanden und Sandsteinen.
Ihre grösste Verbreitung haben M. weltweit in den alten Festlandkernen (Kratone), die
später durch Erosion freigelegt oder von jüngeren Gesteinen bedeckt worden sind
(Grundgebirge oder Basements) .
2.3.4 Anthropogene Substrate
→
Der Mensch lagert vor allem in städtisch-industriellen Verdichtungsräumen natürlich
entstandenes Boden- oder Gesteinsmaterial um oder trägt technogenes Substrat auf. Aus
solchen anthropogenen Substraten oder auch Substratgemischen können sich ebenfalls
Böden entwickeln.
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Bei umgelagerten, natürlichen Substraten handelt es sich meist um Bodenabtrag von
Planierungen und um Bodenaushub von Baumassnahmen, Aufbringung in Form von
Wällen, Dämmen, Hügeln etc. Ebenfalls Gleisschotter.
Als künstliche, technogene Substrate werden Aufträge aus Materialien bezeichnet, die
vom Menschen geschaffen oder stark verändert wurden, wie Ziegel, Mörtel, Beton, Müll,
Klärschlamm etc.
2.3.5 Gesteinsbestimmung
→
Chemische Gesamtanalyse, Polarisationsmikroskopie von Dünnschliffen, Interpretation
der optischen, makroskopischen Eigenschaften
2.4 Verwitterung
Die Verwitterung ist neben der Humifizierung der wichtigste stoffverändernde Prozess der
Bodenbildung; er umfasst eine Vielzahl physikalischer, chemischer und biotischer Prozesse
2.4.1 Physikalische Verwitterung
2.4.2 Chemische Verwitterung
→
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Die Lösungsverwitterung (Auflösung durch Hydratation) ist bei der Bodenbildung aus Salzund Gipsgesteinen und bei salzhaltigen Böden von Bedeutung. Die Triebkraft der
Auflösung ist das Bestreben der Ionen an der Mineraloberfläche, sich in Gegenwart von
Wasser mit H2O-Molekülen zu umgeben.
Über die Löslichkeit von Salzen bei 20 Grad Celsius gibt folgende Tabelle Auskunft:
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Das „schöne“ vorangehende Bildli zeigt die Verwitterung eines Feldspats und die
gleichzeitige Neubildung von Kaolinit in den Lösungskavernen aus den ionaren und
molekularen Zersetzungsproukten. Vorgang: hydrolytische Spaltung.
à propos Schönheit, check out: http://www.sciencephoto.com/
2.4.3 Rolle der Biota
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Im belebten, durchwurzelten Bereich der Böden ist die Verwitterung meist intensiver als im
unbelebten. Dazu tragen insbesondere Pflanzenwurzeln und niedere Vertreter der
Bodenflora (Bakterien, Algen, Pilze) bei.
Die bei der biotischen Verwitterung ablaufenden Mechanismen sind im Prinzip die gleichen
wie die der chemischen Verwitterung. Die Hauptwirkung geht von biotisch produzierten
Säuren, z.B. während des Streuabbaus, aus. Das sind ausser Kohlensäure vor allem
niedermolekulare organische Säuren wie Oxal-, Wein-, Apfel- und Zitronensäure.
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In Böden sind die Kristalloberflächen primärer Silikaten häufig dicht mit Pilzhyphen,
Bakterien oder Algen bedeckt, so dass ein enger Kontakt zwischen Organismen und
Mineraloberflächen entsteht.
Aus 1kg Granitbruchstücken lösten sich innerhalb von 30 Tagen in Gegenwart einer
komplexen Bodenmikroflora 160mg Fe, 100mg Al und 220mg Mn, im sterilen Ansatz
dagegen nur 0,2mg Fe, 0,5mg Al und 10mg Mn.
2.4.4 Verwitterungsstabilität
→
Verwitterungsstabilität verschiedener Mineralien von 1mm Kristallen in Jahren:
→
Minerale sind thermodynamisch stabil, wenn sie bei gegebenem Druck- und
Temperaturbedingungen mit ihrer chemischen Umgebung im Gleichgewicht stehen. Auf
Böden ist diese Definition nur bedingt anwendbar, denn in der Natur wird das
Gleichgewicht zwischen Mineralen und Verwitterungslösung nur selten erreicht, da die
Verwitterungsprodukte ständig entzogen werden.
Mit der Zeit werden sich deshalb Fliessgleichgewichte einstellen, in denen sich die
mineralogische Zusammensetzung kontinuierlich den stofflichen Veränderungen anpasst.
Aus diesen Gründen schreitet die Verwitterung ständig weiter fort. Chemische
Verwitterungs- und Neubildungsprozesse in Böden sollten deshalb sowohl
thermodynamisch als auch kinetisch betrachtet werden.
Die Stabilität von Mineralen gegenüber chemischer Verwitterung korreliert mit der
Wasserlöslichkeit. Leicht lösliche Minerale wie Salze verwittern deshalb am schnellsten.
Stabilität von verschiedenen Faktoren abhängig (Strukturtyp, Chemismus etc.). Im
Allgemeinen steigt die Stabilität der verschiedenen Strukturtypen in der Reihenfolge Insel< Ketten- < Blatt- < Gerüstsilikate an, denn in gleicher Reihenfolge nimmt die Vernetzung
der SiO4-Tetraeder und daher der Anteil von Si-O-Si(Al)-Bindungen zu.
Eine qualitative Betrachtung der Verwitterungsstabilität ist mit Hilfe von
Stabilitätsdiagrammen möglich.
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3. Organische Substanz und Bodenbiologie
3.1 Organische Substanz
3.1.1 Definition und Einteilung
Zur organischen Substanz der Böden gehören alle in und auf dem Mineralboden befindlichen
abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe und deren organische Umwandlungsprodukte
(auch menschl. organische Abfallstoffe sind miteinbezogen). Lebende Organismen (das aus
Bodenflora und Bodenfauna bestehende Edaphon), sowie lebende Wurzeln gehören nicht zur
org. Substanz.
Nach dem Grad ihrer Umwandlung im Boden unterteilt man die org. Substanz des Bodens:
1) Streustoffe: Sind nur schwach umgewandelt, ihre morphologische Struktur ist sichtbar
(abgestorbene Pflanzenreste, Wurzeln und Organismen).  Nichthuminstoffe: Sie
enthalten Lipide (Fette), Polysacharide (Zucker), und Lignin. Turnover time (Verweilzeit)im
Boden ist kurz.
2) Huminstoffe: Stark umgewandelte, z.T. hochmolekulare Substanzen ohne makroskopisch
erkennbare Gewebestrukturen (gegen Mineralisierung stabilisiert  eine niedrige
Umsatzrate bzw. Turnover time lang.
3) Humus: Gesamtheit der organischen Substanz (jedenfalls in diesem Buch).
Der Humus ist mit dem Mineralkörper vermischt und bildet andererseits zusammen mit
Streustoff den Auflagehumus vieler Böden. Neben festen org. Substanzen treten im
Bodenwasser gelöste org. Substanzen auf (DOM=disolved organic matter).
Der Abbau organischer Substanz wird Zersetzung genannt, die Umwandlung in Huminstoffe
Humifizierung. Als Mineralisierung bezeichnet man einen vollständigen mikrobiellen Abbau
organischen Stoffen (CO2, H2O), bei dem auch die in den organischen Stoffen enthaltenen
Pflanzennährelemente freigesetzt werden (z.B. Mg, Fe, N, S). Der Kohlenstoffgehalt variiert
innerhalb einzelner Substanzklassen, Polysaccharide enthalten etwa 40% C, Lipide etwa 70% C
(Ø=50% C). Ausser den Nichtmetallen C, H, O, N, S und P enthält die organische Substanz der
Böden auch Metalle (entweder in austauschbarer Form (Ca, Mg) oder in Form von Komplexen
fest gebunden (Cu, Mn, Zn, Al, Fe).
3.1.2 Pflanzenreste und ihre Umwandlung während des Abbaus
Organische Ausgangsstoffe umfassen die Gesamtheit der Biomasse (durch Photosynthese
produziert), daneben Streu, abgestorbene Wurzeln, organische Ausscheidungsprodukte der
Wurzeln und Mikroorganismen, sowie abgestorbene Bodentiere.
Die Reste und Ausscheidungsprodukte von Pflanzen werden als Primärressourcen,
diejenigen von Mikroorganismen als Sekundärressourcen bezeichnet.
a) Pflanzenreste
Im Wesentlichen gelangen zwei verschiedene Gewebetypen zur Zersetzung:
parenchymatisches (dichtes Zellengewebe) Gewebe und verholztes Gewebe.
Parenchymatische Pflanzenzellen bestehen überwiegend aus Cellulose und Protein. Vertholze
Gewebe bilden den Holzteil (Xylem) und das Stützgewebe (Sklerenchym) von Stielen,
Blattepidermis, Blattrippen und Rinde. Verholzte Gewebe enthalten überwiegend Cellulose,
Hemicellulose und Lignin (auch: Lignocellulose).
Cellulose besteht aus Glucoseeinheiten, die linearpolymer über hydrolysierbare, glycosidische
Bindung miteinander verknüpft.
Die regelmässige Anordnung der Hydroxylgruppe entlang der Cellulosekette führt zur
Ausbildung von H-Brücken und damit zu der für pflanzliche Organismen charakteristischen
Fibrillenstruktur mit kristallinen Eigenschaften, die etwa 85% des Cellulosemoleküls ausmachen.
Hemicellulose und Pektiome unterscheiden sich von Cellulose durch den Aufbau aus
verschiedenen Zuckereinheiten, nämlich Pentosen, Hexosen, Hexuronsäuren und
Desoxyhexosen (Siehe Abbildung), mit Seitenkette und Verzweigung.
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Abb.: Bausteine der organischen Substanz (siehe auch Seite 52, Scheffer, Schachtschabel):
Zucjermonomere.
Die pfalnzlichen Hemicellulosen lassen sich im Boden analytisch kaum von mikrobiell
gebildeten Polysacchariden unterscheiden.
Lignin ist eine hochmolekulare, dreidimensionale Substanz aus Phenylpropaneinheiten, die in
verholzten Pflanzen das Gefüge der aus vorwiegend linear gebauten Polysacchariden
bestehenden Zellmembran ausfüllt und versteift.
Cutin bildet das makromolekulare Gerüst der pflanzlichen Cuticula, in das niedermolekulare
Wachse und Fette eingebettet sind. Letztere sind auch als Lipide bezecihnete Stoffgruppe
besteht aus einer Reihe verschiedener Substanzklassen, z.B. langkettige Kohlenwasserstoffe,
primäre und sekundäre Alkohole, Ketone, Triglyceride und Wachsester.
Ketone: (Ketone sind Oxidationsprodukte sekundärer Alkohole. Weil man sie von Alkanen ableiten kann, nennt man sie auch
Alkanone. Einfachstes Keton ist das Aceton (Propanon).
Abb.: Keraton
Abb.: Triglyceride:
Ein Triglycerid ist eine organische
chemische Verbindung aus einem Molekül
Glycerin und drei organischen
Säuremolekülen. Meist sind es drei
Fettsäuren, diese Triglyceride gehören dann
zur Klasse der Lipide.
Ähnlich dem Cutin hat auch das Suberin der Wurzeln eine Polyesterstruktur. Zusätzlich zu den
aliphatischen (mit in offenen Ketten angeordneten Kohlenstoffatomen) Komponenten, die
ähnlich wie beim Cutin aufgebaut sind, kommt noch eine Vielzahl von phenolischen
Komponenten.
Proteine gehören zu den häufigsten Zellinhaltsstoffen. Sie bestehen aus einer Gruppe von etwa
20 versch. Aminosäuren, die über Peptidbindung (Peptid= kurze Proteinkette aus Aminosäuren)
miteinander verknüpft sind. Auch die Stärke gehört als Speicherpolysaccharid zu den
Zellinhaltsstoffen. Sie ist aus Glucosemonomere aufgebaut (S. 52, Scheffer/ Schachtschabel).
 Die Anteile der einzelnen Inhaltsstoffe schwanken bei den verschiedenen Ausgangsstoffen
stark:
Die Zellwandbestandteile Cellulose, Hemicellulose und Lignin, sowie Lipide, Cutin/ Suberin und
Proteine sind mit mehr als 95% sowohl in oberirdischen Pflanzenteilen wie auch in Wurzeln am
bedeutendsten. Daneben enthalten Pflanzenrückstände eine Vielzahl von Phenolen, freien
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Zucker, Aminosäuren, Peptiden und Produkten des pflanzlichen Sekundärstoffwechsels, wie
Gerbstoffe und Harze, als Nebenbestandteile.
b) Mikrobielle Reste
Von Bedeutung hier v.a die als C- und Energiequellen dienenden Rückstände von Bakterien
und Pilzen als Sekundärressourcen von Bedeutung. Bakterienzellwände bestehen aus Murein
(einem Peptidoglycan), Lipiden und Lipopolysacchariden.
Die Zellwände enthalten Proteine, Chitin (Aminozuckerpolymer analog der Cellulose), Cellulose
und weitere Polysaccariden, die hohe Anteile von Mannose (Monosaccharid mit 6 Kohlenstoffatomen im
Molekül) und Glucose (Monosaccharid, auch Traubenzucker) aufweisen. Auch das Aussenskellet der
Arthropoden (=Gliederfüssler z.B. Spinnen, Krebse... unendlich viele (Artenreichster Tierstamm,
umfasst über eine Mio. Arten )) besteht aus Chitin.
3.1.2.2
Abbau- und Umwandlungsreaktionen im Boden
Das pflanzliche Streu bildet das Ausgangsmaterial stabiler organischer Substanzen im Boden.
Zuerst erfolgt eine schnelle Mineralisierung, die sich mit fortschreitender Humifizierung
zunehmend verlangsamt. Die Mineralisierung und Humifizierung der Streu erfolgt in mehreren
Phasen (Beteiligung von Bodenflora- und Faune bzw. deren Organismen).
c) Abbau der organischen Substanz durch das Edaphon
Nach dem Streufall beginnt der Abbau der Streu (Primärressource) durch die sog.
Primärzersetzer. Hydrolytische Aufspaltung der Makromoleküle, insbesondere der
Polysaccharide (Akteure, v.a. Pilze und unter dem Boden die Regenwürmer, aber auch weitere
Akteure der Makrofauna (Asseln, Dibterenlarven, Tausenfüssle u.a.). Daneben v.a. in sandigen
sauren Böden Enchyträen-, Collembolen- und Oribatiden- Arten. Abbaurate ist schneller, wenn
mechanische Zerkleinerung (Zernagen, Zerbeissen) vorangegangen ist. Aber nur 7-15% der
aufgenommenen Nahrung wird von den Saprophagen (von faulenden Stoffen lebendes Tier,
gegenteilig, SaprophytPflanze). Der Rest wird mitsamt den Faeces (Kot, Ausscheidungen)
mechanisch zerkleinert, mikrobiell infiziert und teilweise auch schon hydrolytisch gespalten.
Sind Regenwürmer vorhanden, so geschieht durch die Bioturbation eine „Tieferlegung der
oberirdisch zerkleinerten Pflanzenreste. Beim Passieren des Darmtrakts des Regenwurms
werden die zerkleinerten Teilen z.T. umgebildeten organischen Stoffe in organo- mineralische
Verbindungen eingebunden. Auf diese Weise können Verbindungen der organischen Stoffe mit
anorganischen Bestandteilen entstehen, in denen die Huminstoffe gegen weitere Zersetzung
stabilisiert sind. Dabei kann der ganze Oberboden innerhalb weniger Jahre den Darm der
Würmer passieren.
In der nächsten Phase werden die zerkleinerten Pflanzen- und Tierreste sowie die Exkremente
der Bodentiere durch Sekundärzersetzer umgesetzt. Angehörige der Mesofauna, wie Milben,
und Colembolen spielen eine wichtige Rolle. Letztendlich wird die bereits modifizierte
organische Substanz von Pilzen und Bakterien mineralisiert, wobei die Zersetzer selbst
wiederum als Nahrung für Sekundärzersetzer dienen.
b) Der Weg des Kohlenstoffs während des Abbaus
Der Kohlenstofffluss kann im Zuge der Zersetzung pflanzlichem Streu verschiedene Wege
gehen, was als Partitionierung bezeichnet wird. Teile des Streu gehen, als so genannte
modifizierte Streu, in die Fraktion der stabilen organischen Substanz über (v.a. schwer
abbaubare Komponenten wie Lignin u.a.). Ein weiterer Weg des Kohlenstoffs in die stabile
Fraktion kann über gelöste organische Substanzen (DOM) führen, die entweder direkt aus der
Streuzersetzung oder indirekt aus der mikrobiellen Biomasse resultieren.
Neben den Pflanzenresten sind die Reste der Bodenmikroorganismen ein wichtiges
Ausgangsmaterial für stabile organische Substanzen.
Die Mineralisierung der org. Substanz zu CO2 erfolgt aus allen Kompartimenten, die höchsten
Raten stammen aus der Zersetzung frischer Streu und aus dem Umsatz der mikrobiellen
Biomasse. Während der Mineralisierung erfolgt gleichzeitig eine stetige Umwandlung der im
Boden verbleibenden organischen Substanz (Humifizierung). Die Umwandlungsprozesse in
Böden (Siehe Abb.) können in mikrobielle Resynthese, selektive Anreicherung und direkte
Umwandlung untergliedert werden.
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Abb.: Umwandlungs- und Stabilisierungsprozessen (Humifizierung) der organischen Substanz (OS) im
Boden; SA selektive Anreicherung, DU direkte Umwandlung, MR mikrobielle Resynthese.
Während dieser Umbauphase geht die ursprüngliche Anordnung der pflanzlichen und tierischen
Moleküle im Gewebeverband wie auch die ursprüngliche Molekülstruktur verloren.
Durch die Oxidationsprozesse erhöht sich die Kationenaustauschkapazität.
c) Abbau und Umwandlungsprozesse verschiedener Pflanzeninhaltsstoffe
Bereits kurz vor oder unmittelbar nach dem Absterben der Pflanzenorgane oder Tiere kommt es
zu ersten Umwandlungsprozessen, die in enzymatischen Reaktionen organismeneigener Stoffe
bestehen (Seneszenz). Hierbei werden im Zellinneren durch Hydrolyse- und
Oxidationsvorgänge polymere Verbindungen in Einzelbausteine zerlegt (z.B. Stärke in Glucose,
Eiweisse in Aminosäure). Chlorophyll wird in farblose Abbauprodukte um, während sich gelbe
Carotenoide anreichern und rote Anthocyane gebildet werden, die die herbstliche Verfärbung
der Blätter bewirken. Ausserdem wird ein grosser Teil der mineralischen Nährstoffe (K, Mg, Ca,
u.a.) feigesetzt und kann mit Niederschlagswasser ausgewaschen werden.
Gelangt die organische Substanz auf oder in den Boden, so erfolgt zunächst eine rasche
Mineralisierung unter Freisetzung von CO2, während der mineralisierte N zum grossen Teil in
die mikrobielle Biomasse eingebaut wird. Besonders schnell erfolgt der Abbau von Zucker,
Stärke, Proteinen, Hemicellulose oder Cellulose, allgemein der nichtverholzten Anteile.
Lignocellulose wird dagegen wesentlich langsamer abgebaut, wie auch bereits teilweise
humifiziertes Material, z.B. Torf, Stallmist oder Kompost. Unterwasserpflanzen benötigen kein
Stützgewebe, enthalten mithin keine Lignocellulose.
Polysaccharide (Cellulose, Hemicellulose) und Proteine dienen als C- und Energiequelle für die
Mikroorganismen und werden dabei vollständig metabolisiert.
Pflanzliche Polysdaccharide und Proteine unterliegen hauptsächlich einer mikrobiellen
Resynthese. Mikrobiell gebildete Polysaccharide und Proteine werden vermutlich durch Bindung
an die feinkörnige Minerale der Schluff- und Tonfraktion gegen weiteren Abbau stabilisiert. Der
Abbau des Lignin erfolgt dagegen wesentlich langsamer. Das Lignin dient nicht als C- oder
Energiequelle für Mikroorganismen. Voraussetzung für den Ligninabbau ist daher das
Vorhandensein einer C- und Energiequelle (z.B. Zucker, Cellulose), da die ligninabbauenden
Mikroorganismen, hauptsächlich Weissfäule- und Weichfäulepilze, mit Lignin als einziger CSeite 16/32
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Quelle nicht wachsen können. Der Ligninabbau erfolgt über einen ungerichteten Radikalmechanismus, der zu einer Spaltung von Bindungen in den Seitenketten und in den aromatischen Ringen führt. Dabei ist einerseits eine Freisetzung von CO2 zu beobachten, also eine
teilweise Mineralisierung, andererseits wird ein Teil des Ligninmakromoleküls nur in seiner
Struktur umgewandelt.
Die meisten Lipide und auch das Cutin werden im Vergleich zu Lignin und Cellulose relativ
rasch abgebaut, sodass es nicht zu einer selektiven Anreicherung dieser Substanzen kommt. Im
Bodenprofil steigt der Zersetzungsgrad meist von oben nach unten an. Allerdings ist zu
berücksichtigen, dass auch Wurzelstreu und Verlagerungsprozesse von partikulärer und
gelöster organischer Substanz die Zusammensetzung im Unterboden beeinflussen.
3.1.3 Stabilisierung der organischen Substanz
Die Abbauraten werden mit zunehmender Verweildauer im Boden immer langsamer, und es
erfolgt allmählich eine Stabilisierung der pflanzlichen und mikrobiellen Reste und ihrer
Umwandlungsprodukte in Form von Huminstoffen. Die Entprodukte der Humifizierung werden
nur noch sehr langsam mineralisiert. Pflanzliche und mikrobielle Reste und ihre
Umwandlungsprodukte werden durch verschiedene Mechanismen gegen weiteren mikrobiellen
Abbau gestützt.
3.1.3.1 Stabilisierung der durch strukturchemisch bedingte Eigenschaften (Rekalzitranz)
Bestimmte makromolekulare Komponenten von Pflanzen oder Mikroorganismen sind aufgrund
ihrer strukturchemisch bedingten Eigenschaften nur schwer mikrobiell abbau-bar. Vor allem
aromatische Pflanzeninhaltstoffe, insbesondere Lignin oder Pilzmelanine, kommen als Vorstufe
für stabile organische Substanzen im Boden. Darüber hinaus besteht ein beträchtlicher Teil der
organischen Substanz in Böden aus feinverteilter Holzkohle (black carbon, charred organc
carbon), die aus Vegetationsbränden stammt. Dieser pyrogene Kohlenstoff trägt vermutlich v.a.
zur organischen Substanz in besonders dunkelhumosen Böden bei (v.a. Schwarzerde).
Zusammenfassend: Was ist Organische Bodensubstanz?
Definition: Alle im und auf dem Boden befindlichen abgestorbenen und umgewandelten
pflanzlichen und tierischen Reste, z. B.:
• Streustoffe: Abgestorbene Blätter, Nadeln, Wurzeln, Pilzhyphen, Tierkörper
• Nichthuminstoffe: Kot, Holzkohle
• Huminstoffe: Umwandlungs- und Abbauprodukte
Bodenorganismen gehören nicht zur organischen Bodensubstanz: Maulwurf, Ziesel,
Blindschleiche, Schnecke, Regenwurm, Insektenlarve, Pantoffeltierchen, Pilze, Algen, Bakterien
Pflanzliches Ausgangsmaterial.
• Cellulose (=Zellulose): häufigste Biopolymer, kristalline Eigenschaften Bsp.: Zucker
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Wichtige Zuckermonomere in Böden
Hemicellulose / Lignin: zweithäufigstes Biopolymer hochmolekulare, dreidimensionale
Substanz in verholzten Pflanzen Bsp.: Conferyl-Alkohol (Vorstufe des Lignins)
• Lipide: Zellwandbestandteile von Pflanzen und Mirkoorganismen Bsp.: Blattwachse,
Zellmembran C26 n-Alkan.
Inerter (reaktionsträge oder reaktionsunfähig) Kohlenstoff z.B.
• Verkohlte Biomasse (=Charred Organic Matter, Char -Black Carbon)
• Russpartikel (Soot-Black Carbon)
• Kohle- und Russ-Staub aus industriellen Prozessen
Gelöste Substanz (definiert als <0.45 mm)
• DOM = Dissolved Organic Matter, besteht hauptsächlich aus
• DOC (Dissolved Organic Carbon) und DON (Dissolved Organic Nitrogen)
• DIC Dissolved Inorganic Carbon
2 Chemische Zusammensetzung organischer Bodensubstanz
Huminstoffe (keine definierte chemische Verbindung)
- Chemische Fraktionen: 3 “klassische“ Fraktionen (Humin-, Fulvosäure, Humin)
•
- Physikalische Fraktionen: Auftrennung nach Grösse und Dichte
C (50%) H, O, N, S, P
Gehalte organischer Kohlenstoff (%) im obersten Horizont:
Auflagehorizonte/ Hochmoore 50, Niedermoore 15, Anmoorgleye 7-15, Dauergrünland bis 15%,
Wald-, Ackerboden 2-5
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3
Abbauprozesse der organischen Substanz
- Mineralisierung: vollständiger mikrobiellar Abbau zu CO2 und H2O und Freisetzung von
Pflanzennährelementen wie Mg, Fe, N, P, S
- Humifizierung : Umwandlung in Huminstoffe = stark umgewandelte (hochmolekulare
Substanzen ohne makroskopisch erkennbare Gewebestruktur
4 Stabilisierung der organischen Substanz
Drei verschiedene Arten der Stabilisierung. Stabilisierung durch:
1. strukturchemische Eigenschaften (=Rekalzitranz)
vor allem aromatische Verbindungen: feinverteilte Holzkohle, Lignin (-reste), Pilzmelanine
2. Wechselwirkungen mit der Mineralphase
insb. < 2um Tonminerale / Eisenoxide + Org. Subs. = Ton- Humus- Assoziate (= organomineralische Verbindungen).
Bindungsmechanismen (Ionen-, Wasserstoffbrücken-, Dipol-Bindung, hydrophobe Wechselwirkungen).
Wasserstoffbrücken spielen eine besonders grosse Rolle bei der Bindung von grösseren
organischen Molekülen, die dann auch trotz der schwächeren und weniger weit reichenden
Einzelbindung sehr fest sein können.
Organische Moleküle mit hohem Dipolmoment (Molekül mit ungleicher Ladungsverteilung)
(z.B. Glycerin, Harnstoff, Pyridin) können an die Stelle von H2O-Molekülen in der Hydrathülle
der austauschbaren Kationen treten und so eine Ion-Dipol-Bindung (oft über O-Brücken)
eingehen. Diese Bindung ist umso bedeutender, je geringer der Wassergehalt des Systems ist.
Hydrophobe Wechselwirkungen zwischen hydrophoben Mineraloberflächen (z.B. Si-O-SiBindung) und hydrophoben Bestandteilen der Huminstoffe spielen vermutlich vor allem bei der
Umhüllung von Quarzkörner mit Huminstoffen eine Rolle.
- Grössere Huminstoffmoleküle: (vorwiegend an den äusseren Oberflächen der Tonminerale
gebunden, dabei sind mehrere Bindungsarten gleichzeitig wirksam. Auch austauschbare
Kationen der Tonminerale, insbesondere mehrwertige wie Ca2+ und Al3+, können die Festigkeit
der organo- mineralischen Verbindung beeinflussen. Die Adsorption einer Huminsäure an einen
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Smectit, der mit verschiedenen Kationen gesättigt ist steigt in der Reihenfolge Na+ < K+ < Ca2+
< Al3+ < Fe3+ an.
Komplexierung mit Na+ < K+ < Ca2+ < Al3+ < Fe3+  Gefügebildung
Die Bedeutung organo- mineralischer Verbindungen für den Boden liegt vor allem darin, dass
die organischen Stoffe Mineralpartikel aneinander binden und dadurch zur Gefügebildung
beitragen. Die Bindung an die Minerale der Tonfraktion macht die organischen Stoffe resistenter
gegen mikrobiellen Abbau. Die Kationenaustauscheigenschaften der Tonminerale werden durch
die Verbindung mit Huminstoffen offenbar kaum verändert.
3.1.3.3 Stabilisierung durch physikalische Trennung
Mikroaggregate = Polysaccharide + humifizierte org. Subs. + Minerale Jahrzehnte stabil
Makroaggregate =Mikroaggregate+ Wurzel + Pilzhyphen + Minerale  Jahre stabil
Ein dritter Weg der Stabilisierung leicht abbaubarer Substrate im Boden kann aus der
physikalischen Trennung von Substrat und Zersetzer resultieren, die damit den Abbau
unterbinden.
Meist handelt es sich dabei um bereits teilweise abgebaute Pflanzenreste, die im
Aggregatinnern eingeschlossen und für Mikroorganismen unzugänglich sind.  Die
Aggregierung des Bodens hat einen entscheidenden Einfluss auf die physikalische Trennung
zwischen Substrat und Zersetzern. Die Aggregierungs steuert die Verteilung und
Zusammensetzung der organischen Substanz und wird wiederum von der Bodenart und der
Aktivität der Bodenfauna bestimmt. Dies findet auf verschiedenen Ebenen ab. Teilchen der
Tonfraktion werden in Paketen von < 20 µm aggregiert, diese wiederum sind stabile
Mikroaggregate mit einer Grösse von 20...250 µm verbunden. Daraus bauen sich
Makroaggregate auf (>250 µm). Für die Aggregierungen sind wahrscheinlich Polysaccharide
verantwortlich.
3.1.3.4 Stickstoff, Schwefel und Phosphor
Stickstoff ist ein wichtiger bestandteil aller Himinstoffe. Der grösste Teil des Stickstoffs ist in
Form von Peptidgruppen gebunden, aber auch in Form freier Aminogruppen vorliegend.
Auch Schwefel ist in Huminstoffen stets enthalten. Bis zu 90% des Schwefels sind in
organischer Form gebunden, davon ~30-75% als Sulfatester und auch C-gebundener Schwefel
v.a. in Aminosäuren.
Phosphor kommt in Huminstoffen häufig vor. Mehr als 50% des Gesamt-Phosphor in den Böden
in Form von Phosphormonoester vorliegen.
3.1.4 Die org. Substanz des Bodens als Kompartiment im C-Kreislauf
Die organische Substanz hat einen entscheidenden Einfluss auf alle Bodenfunktionen und spielt
eine zentrale Rolle im globalen Kreislauf des Kohlenstoffs. Ca. 80% der terrestrischen
organischen Kohlenstoffvorräte, die am aktiven C-Kreislauf teilnehmen, sind in Böden
gebunden, nur etwa 20% in der Vegetation. Die Rückführung des gebunden C erfolgt über die
Bodenatmung in die Atmosphäre überwiegend durch mikrobielle Oxidationsprozesse.
3.1.4.1 Gehalte und Mengen der organischen Substanz
Die Gehalte der organischen Substanz (bzw. der Humusgehalt) variiert von Ort zu Ort und
saisonal (z.T.) relativ stark. Die höchste Konzentrationen und Umsätze der organischen
Substanz sind in den Oberböden zu finden. Die C-Gehalte sind im Unterboden, mit Ausnahme
der Schwarzerden, Kolluvisole, Auenböden, Podsole, Vertisole und Andosole, sehr viel
niedriger. Jüngere Inventurarbeiten zeigen, dass im Unterboden (B- und C-Horizonte) ebenfalls
grosse Mengen an organischer Substanz, allerdings in niedrigen Konzentrationen gespeichert
sind. Die Humusgehalte im Unterboden liegen zwischen 1 und 10 g kg-1. Streuhorizonte
dagegen haben Gehalte an organischer Substanz nahe zu 100%, ihre C-Gehalte liegen meist
zwischen 400...450 g kg-1.
Die Speicherung von organischem Kohlenstoff in Böden schwankt in einem weiten Bereich. Sie
wird u.a. vom Klima, der Vegetation, also dem organischen Input, dem Grundwasserstand, der
Durchwurzelungstiefe, und der Textur gesteuert. Globale Schätzungen ergeben, dass im ersten
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Meter von Böden etwa 1 500 Pg organischer Kohlenstoff; 1Pg = 1015 g) gespeichert sind, davon
100 Pg C in den ersten 30 cm. Bei Berücksichtigung der Bodentiefe von 0 –2 m kommt es zu
einer Summe von etwa 2400 Pg OC. Im Vergleich dazu beträgt der globale C- Vprrat in der
pflanzlichen Biomasse nur etwa 500 Pg C. Die Speicherung von organischem C in grosser
Bodentiefe ist bei Böden unter tropischen Savannen und immergrünem Regenwald besonders
hoch, aber auch in gemässigten Breiten. Veränderungen oder Umverteilung der C-Vorräte im
Boden sind somit für die globale C-Bilanz sehr wichtig. Der Speicherumfang ist dabei stark von
der Feinheit der Textur abhängig (je feiner, desto mehr).
3.1.4.2 Umsetzungsrate und Verweilzeit der organischen Substanz im Boden
Die Turnover time ist der Quotient aus Humusmenge des Bodens und järhlichem Input an
organischer Substanz.
Umsatzzeit (a)=
Menge an OS (kg m-2)
Jährliche Nettozufuhr (kg m-2 a-1)
Der jährliche Input organischer Substanz beträgt etwa 3- 5% der Vorräte; etwa in gleichem
Umfang wird C wieder an die Atmosphäre abgegeben.
3.1.4.3 Radiokohlenstoffalter der organischen Substanz
Über die Bestimmung des Radiokohlenstoffalters kann die Verweilzeit der organischen
Substanz in Böden abgeschätz werden. Das durch 14C- Datierungen bestimmte Alter der
organischen Substanz ist durch Zufuhr, Mineralisierung, Umwandlung und Verlagerung
organischer Substanz während der Pedogenese geprägt.
14
Horizont
C-Alter
(Jahre vor heute)
Auflagehorizonte
Rezent (relativ neu)
Ah-Horizonte
<500
Parabraunerde, Bt-Horizonte
2000...5000
Vertisole, 50 cm Tiefe
1000...4000
Vertisole, 150 cm Tiefe
3000...6000
Mollisole, Ah 80- 100 cm Tiefe
2600...3900
Abb.
14
C-Alter der organischen Substanz in verschiedenen Böden.
Mit zunehmender Tiefe steigt das Radiokohlenstoff auf Werte zwischen 2500...4000 Jahre vor
heute an. Die Altersunterschiede sind auf die unterschiedlichen Mineralisationsraten zurückzuführen (Podsole häufig jüngere 14C-Alter). Oft haben hierbei nicht die am schwersten löslichen
Humine, sondern die Huminsäuren das höchste 14C-Alter, ein Hinweis auf den grossen Anteil
junger, wenig zersetzter Pflanzenresten in der Huminfraktion und die hohe Abbauresistenz der
Huminsäuren. Besonders stabilisiert gegen Abbau ist die organische Substanz durch TonHumus- Koppelung. Die älteste organische Substanz befindet sich in der Feinschluff- und
Tonfraktion, z.B. bei Parabraunerden im Tonanreicherungshorizont.
3.1.4.4 13C-Isotopensignatur der organischen Substanz
Die Umsetzung und die Verweilzeit der organischen Substanz kann auch durch die Bestimmung
des 13C-Isotopensignals im Boden bestimmt werden. Dabei macht man sich zunutze, dass die
13
C-Signatur von C4-Pflanzen (z.B. Mais) sich deutlich von derjenigen von C3-Planzen
unterscheidet. In französischen Feldversuchen stieg der Anteil des 13C in der organischen
Bodensubstanz nach 23-jährigem Maisanbau um 5.5‰.
3.1.4.5 Modellierung des C-Umsatzes
Grundsätzlich und empirisch erwiesen gilt bei der Umsetzung der organischen Substanz, dass
die Umsatzrate in den verschiedenen Pools proportional zur Menge des vorhandenen Substrats
ist.
At=A0 e-kt
At und A0 sind die Mengen an organischem C in Pflanzenresten zum Zeitpunkt 0 und zur Zeit t,
k ist die Reaktionskonstante pro Zeiteinheit. Die organische Substanz befindet sich in diesen
Modellen in einer endlichen Zahl von Kompartimenten (oder Pools).
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Es gibt einen Austausch zwischen den Kompartimenten
wie auch mit der Umgebung. Häufig werden die
Umsatzraten durch Beziehungen mit der Bodenfeuchte,
der Temperatur, dem Tongehalt, dem pH-Wert und der NVerfügbarkeit beschrieben (Abb. Rechts: Anteil des in
den Boden inkorporierten C aus Mais in
Korngrössenfraktionen eines Bodens, der 23 Jahre
mit Mais kultiviert war. Das 13C-Signal aus dem
Mais (C4-Pflanze) konnte in den verschiedenen
Korngrössenfraktionen durch die Bestimmung des
Isotopenverhältnisses verfolgt werden.).
Meist werden drei Fraktionen, labil – intermediär – passiv, differenziert. Die labile Fraktion
wird sehr schnell, innerhalb von Monaten oder wenigen Jahren umgesetzt, macht aber nur etwa
1-5% der organische Substanz aus (v.a. kurzfristige Nährstoffversorgung im Boden). In
Ackerböden hat etwa die Hälfte der organischen Substanz eine mittlere Verweildauer von 1050% oder weniger, d.h. sie entspricht der intermediären Fraktion. Diese Fraktion ist vermutlich
für die Fruchtbarkeit der Böden verantwortlich. Die passive Fraktion hat mittlere Verweilzeiten im
Bereich von Hunderten bis Tausende von Jahren (relativ unbeeinflusste (Bewirtschaftung,
Umwelt)). Manche Modellansätze beinhalten ausserdem eine inerte Fraktion, die als nicht
abbaubar gesehen wird und daher konstant bleibt.
Die labile Fraktion enthält unzersetzte, leicht verfügbare Reste von Pflanzen und
Mikroorganismen.
Im intermediären Pool finden wir v.a. partiell zersetzte Pflanzenreste, in denen sich das
Lignin gegenüber den leicht abbaubaren Polysacchariden angereichert hat. Diese
Fraktion wird vermutlich durch Aggregierung gegenüber dem Abbau geschützt und ist
daher in aggregierten Böden von grosser Bedeutung.
Die Zusammensetzung der passiven Fraktion ist noch sehr wenig geklärt. Alllerdings
besteht die Annahme, dass organische Substanz mit sehr hohem Radiokohlenstoffalter, also langer Verweilzeit im Boden, vor allem im Hydrolyserückstand zu finden
sind.
3.1.5 Einfluss der Standortbedingungen auf die Humusumsetzung im Boden
3.1.5.1 Anlieferung organischer Substanz
Organische Stoffe werden dem Boden in Form von Bestandesabfall, Wurzeln und
Wurzelausscheidungen, Erntrückständen, abgestorbenem Edaphon und als organische Dünger
zugeführt. Die jährliche Streuerzeugung hängt vom Klima, vom Vegetationstyp sowie von den
Bodenverhältnissen ab. In tropischen Regenwäldern und in Steppen wird am meisten Streu in
die Böden eingetragen, während in Böden der borealen Nadelwälder aufgrund der ungünstigen
Standortverhältnisse die jährliche C- Akkumulation am höchsten ist. Einen grossen Einfluss auf
die Humusmasse von Böden und die Verteilung zwischen einzelnen Fraktionen haben Menge
und Qualität der Streu bzw. der Ernte- und Wurzelrückstände und damit auch die
landwirtschaftliche Fruchtfolge bzw. die Baumartenzusammensetzung.
Mitteleuropa: 3 t ha-1 a-1 Trockenmasse an Ernte- und Wurzelrückständen verbleiben im
Boden.
Der Anbau von Leguminosen z.B. ist ein wirksames Mittel, den Humusgehalt der Böden
konstant zu halten und zusätzlich die Fruchtbarkeit der Böden zu steigern, weil neben C
auch reichlich N den Böden zugeführt wird.
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Ökosystem
Biomasse
-2
gCm
NettoStreuzuwachs eintrag
-2
-1
gCm
a
Boden
Corg Nt
-2
-2
G m gm
mikrobielle Masse
C
N
Umsatz C
-2
-2
C/N G m / g m / a
C-Akkumulation
-2
Gm a
-1
Tropischer
Regenwald
27000
1100
15300 760 20
2.4
Tropischer
710
50
/ 2 / 0.07
Monsunwald
21000
800
10600 940 11
Nb
Temperater
Laubwald
14000
600
7100 660
11
2.4
Temperater
368
110 / 14 / 0,30
Nadelwald
Nb
Nb
12700 780 16
8.4
Borealer
Nadelwald
9000
400
250
15500 1100 14 35 / 2.5 / 0.14
13.5
Savanne
1800
450
360
5400 320 17
60 / 8.7 / 0.17
Nb
Steppe
1400
300
667
10500 790 13
215 / 51 /
0.32
Nb
Kulturland
500
325
nb
7900 840
9
Nb / nb / nb
Nb
Halbwüste
350
45
nb
3300 260 13
Nb / nb / nb
Nb
Tundra
250
70
75
10800 1150 19
20 / 1 / 0.27
1.3
Vollwüste
100
1,5
nb
100
10 10
Nb / nb / nb
Nb
Häufige Menge, Verteilung und Umsetzung der organischen Substanz (Trockenmasse) in Ökosystemen
unterschiedlicher Klimaten.
Die Bodenatmung ist direkt mit der Nettoprimärproduktion gekoppelt. Je mehr organische
Substanz zugeführt wird, desto höher ist auch die Bodenatmung. Allerdings wird diese
Eigenschaft durch andere Faktoren beeinflusste, deren Organismen ausgesetzt sind.
 Der Humusgehalt eines Bodens wird also durch den Eintrag von Biomasse, deren
Zersetzungsrate und die Menge an bereits vorhandener organischer Substanz gesteuert.
3.1.5.2 Klima und Relief
Massgebliche Beeinflussung der organischen Substanz durch das Klima. Biomasseproduktion
und mikrobieller Abbau sind unter den Bedingungen des gemässigt-humiden Klimas sehr eng
mit der Temperatur korreliert. Trotzdem steigt der Humusgehalt nicht entsprechend der
Streuzufuhr, da der zunehmende Mikroorganismenbesatz mit einer höheren Abbaurate
verbunden ist, die dem entgegenwirkt. Die stimulierende Wirkung einer erhöhten Temperatur
kann durch den abbauhemmenden Einfluss höherer Niederschläge und die dadurch bedingten
anaeroben Verhältnisse sogar überdeckt werden.
 So haben die hohen Temperaturen in den Tropen nicht immer eine Verarmung an
organischer Substanz zur Folge, auch wenn das häufige Fehlen einer sichtbaren Braun- oder
Schwarzfärbung der Böden darauf hindeuten könnte (in indischen und afrikanischen Böden
wurde eine Zunahme des Humusgehaltes festgestellt, bei Niederschlagszuwachs).
In semiariden Steppengebieten kommen Schwarzerde besonders tiefgründig humose Böden mit
hoher Bioturbation vor. Günstiges Klima im Frühjahr und im Frühsommer bewirken einen
hohen Anfall eiweissreicher Gräser- und Kräuterstreu. Diese kann aber mit zunehmender
Trockenheit im Jahresverlauf nicht abgebaut werden, weil die mikrobielle Aktivität zeitweilig
wegen Wassermangel gehemmt wird. Vermutlich spielen aber auch Vegetationsbrände eine
Rolle bezüglich der schwarzen Färbung der Böden (enthalten pyrogenen Kohlenstoff, der zum
hohen Humusgehalt beiträgt).
Halbwüsten- und Wüstenböden weisen generell geringe Humusgehalte auf, da durch lange
Trockenheit kaum Vegetation entsteht.
Schon geringe Unterschieden können zu grösseren ungleichen Bodenentwicklungen führen
(z.B. Nordhang und Südhang Südhang höherer Bodentemperaturen fördern den stärkeren
Abbau, als Nordhang  mehr Humusgehalt im Nordhang). Dagegen kann es im Südhang zu
höheren Humusgehalten kommen, wenn die Organismentätigkeit durch die verstärkte
Verdunstung (Trockenheit) gehemmt wird (geringerer Humusabbau als im Nordhang). In
Hanglagen ist der humose Horizont von der Hangkuppe zum Hangfuss hin mächtiger (Erosion).
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3.1.5.3 Bodeneigenschaften
Die Mineralisierung wird durch einen häufigen Wechsel von Befeuchtung und Austrocknung
gefördert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Kohlenstoffverbindungen in den zerfallenden
Aggregaten den Mikroorganismen besser zugänglich sind und organische Stoffe durch
Desorption (=Fremdatome verlassen die Oberfläche eines Festkörpers) freigesetzt werden.
Säure Sandböden (z.B. Podsole) haben geringe Nährstoffgehalte, oder auch niedrige
Bodentemperaturen hemmen den Abbau und führen zu Humusakkumulation. Humusgehalt und
pH-Wert stehen nur in indirekter Beziehung zueinander: in stark sauren Waldböden kann eine
Humusakkumulation mässig zersetzter Pflanzenrückstände zu einem Auflagehumus stattfinden,
weil die anspruchslose Vegetation eine nährstoffarme und schwer zersetzbare Streu liefert.
Ø pH
Temp. Luft
Wasser No3-N Corg
Atmung
Celluloseabbau
-2
-2
-2
-2
-2
CaCl2 °C
lm
lm
gm
Kg m
G CO2 m
% Abbau
Podsol
3.4
9.5
134
84
0.8
28.4
2.7
4
(Wald)
Podsol
4.7
10.0
149
50
3.6
17.1
4.8
19
(Acker)
Podsol3.4
13.5
166
72
1.8
22.0
3.1
6
Gley
(Wald)
Übergangs 3.5
11.1
43
224
0.7
35.3
2.2
1
-moor
(Segge)
Mittlere bzw. summierte Standort- und Bodeneigenschaften bis zu einer Tiefe von 50 cm unter
Mineralbodenoberfläche von dystrophen (dys=fehl, troph=ernähren zu hoher Säuregehalt) Böden aus
weichselglazialen Sanden in Norddeutschland.
Tonreiche Böden haben unter gleichen klimatischen Bedingungen und bei gleicher C-Zufuhr oft
einen höheren Humusgehalt als Sand- oder Schluffböden (vermutlich durch Kombination
stabilisierender Prozesse durch direkte Interaktion mit der Festphase und Aggregierung).
Höhere Humusgehalte feinkörniger Böden erklären sich:
a) Aus der Fähigkeit von Tonmineralen, Aluminium- und Eisenoxiden, organische Stoffe zu
absorbieren und damit den mikrobiellen Abbau zu vermindern,
b) Dem höheren Gehalt an Aggregaten, in denen die eingeschlossenen
Kohlenstoffverbindungen vor der Zersetzung durch Mikroorg. Geschützt sind und
c) Den daher häufiger auftretenden anaeroben Bedingungen.
 Anreicherung von C und N nimmt in den feinen Fraktionen mit zunehmendem Ton und
Schluffgehalt ab.
Kalkzugabe zum Ackerboden:  pH-Erhöhung wirkt sich sowohl auf die Mineralisierung wie
auch die Streuproduktion (infolge höherer Erträge) aus, so dass sich beide Effekte ausgleichen.
3.1.5.4 Nutzungsform
In jedem Boden stellt sich zwischen Abbau und Anlieferung ein Gleichgewicht ein. Dieser
Zustand wird gestört, wenn die Nutzungsform verändert wird. Rodung und Inkulturnahme wirken
sich stark auf die Humusdynamik aus. Die Abnahme des OC-Gehaltes (OC org. Kohlenstoff
nimmt bei einem Eingriff den selben Lauf wie org. gebundenen Stickstoff) ist auf die
Kombinationswirkung von Erosionsverlusten, biochemischen Abbau der organischen Substanz
und Verdünnungseffekte durch Bearbeitung zurückzuführen.  Naturbelassene Böden
enthalten meistens mehr org. Subst. Je häufiger der lw- Eingriff, desto stärker sinkt der
Humusgehalt. Dabei wird v.a. die Mineralisierung bisher physikalisch geschützter organischer
Substanz aus Mikroaggregaten angeregt. Dieser durch intensive Belüftung und
Aggregatzerstörung verursachte Abbau kann vermindert werden, wenn anstelle des Pfluges
lockernde, nicht wendende Geräte bei der Bodenbearbeitung verwendet werden.
3.1.5.5 Düngung
Der Humusgehalt kann direkt durch Zufuhr organischer Stoffe als auch indirekt durch
anorganische Dünger beeinflusst werden, weil mit steigenden Erträgen auch die im Boden
verbleibenden Wurzeln- und Ernterückstände zunehmen (Siehe Seite 71, interessantes
Diagramm bezüglich des Humusgehalts in Bezug auf die Düngart vgl. Abb. 3.1-14).
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Durch die Spezialisierung der LW wird heute überwiegend Gülle ausgebracht und das Stroh
direkt eingearbeitet. Die zugelassenen Mengen an Gülle ergeben sich aus der Begrenzung der
Nährstofffrachten, insbesondere der N-Frachten, da es sonst zu einer Belastung des Sickerund Grundwassers mit Nitrat kommt.
Stroh hat ein sehr weites C/N-Verhältnis, sodass die Mikroorganismen der Böden zusätzlichen
Stickstoff für den Strohabbau benötigen. Je feuchter und wärmer der Boden ist, umso schneller
wird das Stroh abgebaut – vor allem, wenn es nach der Ernte möglichst bald gehäckselt flach in
den Boden eingearbeitet wird. Die humusmehrende Wirkung der Gülle liegt deutlich unter der
von Stallmist. Hier muss aber die getrennte Zufuhr von Stroh oder anderen Ernterückständen
berücksichtigt werden.
Klärschlämme und Biokomposte enthalten etwa 20-25% C in der Trockenmasse, meist
verbunden mit hohen Nährstoff-, besonders N-Gehalten. Der Humusgehalt von Böden wird
durch die entsprechende Kompostabgaben etwas stärker erhöht, als durch Stallmist, während
Klärschlammgaben eine geringere Humusakkumulation bewirken. Die anorganische Düngung
beeinflusst den Gehalt der Böden an organischer Substanz direkt über der Höhe der Einträge
und damit der Ernterückstände. Je höher bei vergleichbarer Fruchtfolge die Erträge durch
Düngung gesteigert werden, desto stärker wird der Humusgehalt der Böden angehoben.
Gemäss Tests wird die stärkste Humusanreicherung mit der N-Düngung erreicht.
3.1.5.6 Einfluss globaler Umweltveränderung
Heutige industrielle und verkehrsmässige Verhältnisse haben zu einer Erhöhung des CO2Gehalts der Atmosphäre geführt. Erhöhte CO2-Gehalte in der Atmosphäre sind zum Einen aus
der Verbrennung fossiler Brennstoffe und zum Anderen durch Humusabbau bei
Landnutzungsänderungen entstanden. Die Inkultutnahme, die Abholzung der Wälder und die
damit einhergehende Abnahme der Humusgehalte durch oxidativen Abbau haben also die
erhöhten CO2-Gehalte der Luft mit verursacht. Quellen- und Senkenfunktionen von Böden
werden somit stark durch menschliche Eingriffe geprägt. Durch die Verbrennung fossiler
Brennstoffe werden zur Zeit jährlich 5 Gt C, durch Waldrodung und Humusabbau hauptsächlich
in tropischen Gebieten weiter 2- 3 Gt C als CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, zusammen etwa
5-8 Gt (inbegriffen ist eine unbekannte CO2-Senke (missing sink  Vermutung: in den
Weltmehren oder in der Lebenden Biomasse).
CO2-C System (nach Rohner 2006):
Atmosphäre
Erhöhter CO2 -Eintrag
Angesichts der erhöhten Temperatur würde aber
mehr Humus abgebaut, wodurch es zu einer
weiteren Erhöhung der Co2-Freisetzung käme.
Führt zu erhöhter abfallender Streumenge im
Boden.
Boden
3.1.6 Bedeutung der organischen Substanz für Böden und Pflanzen
3.1.6.1 Organische Substanz als Reservoir und Filter für Nähr- und Schadstoffe
Das Nährstoffreservoir der organischen Substanz ist für das Pflanzenwachstum auf
ungedüngten Böden von entscheidender Bedeutung. Die organische Substanz hat eine
regulierende Funktion, bei der ein Überangebot an Nährstoffen gebunden werden kann, das
später langsam und nachhaltig wieder freigesetzt wird. Die in den Pflanzenresten oder
Huminstoffen gebundenen Nährstoffen werden nach mechanischer Zerkleinerung und
Primärzersetzung durch die Bodenfauna von den Mikroorganismen in pflanzenverfügbare Form
überführt. Gleichzeitig werden freigesetzte oder durch Düngung zugeführte Nährstoffe teilweise
wieder in organische Bindung in Huminstoffe überführt. Je höher nun die biologische Aktivität in
einem Boden ist, umso intensiver erfolgt die Nährstoffnachlieferung aus Humus. Dies gilt v.a. für
N, der in den meisten Böden zu über 95% in organischer Bindung vorliegt. Auch das
Adsorptionsvermögen der Huminstoffe ist für die Bindung vieler Nährstoffe, die in Form von
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Kationen im Boden vorliegen, von Bedeutung. Im Laufe des Humifizierungsprozesses nimmt die
KAK durch Oxidation und damit Einführung von Carboxylgruppen zu. Die mikrobiell gesteuerten
Prozesse sind der Umsetzung organischer Substanz eng mit der Bidnung oder Freisetzung von
klimarelevanten Spurengasen wie CH4, CO, H2, N2O und NO verknüpft. Die Prozesse in Böden
tragen zu den globalen Emissionen von NOx etwa 30%, von N2O etwa 70%, von NH3 etwa 20%
und von CH4 etwa 30% bei.
Auch für die Bindung von anorganischen Schadstoffen in Böden hat die organische Substanz
eine herausragende Bedeutung. Die Bindung von Schadstoffen an die organische Substanz
steuert ihre Bioverfügbarkeit und damit auch ihre Persistenz (Unveränderbarkeit). Dadurch wird
einerseits die unmittelbare Schadwirkung gegenüber Organismen verhindert, gleichzeitig auch
die Verlagerung in tiefere Bodenbereiche oder in das Grundwasser verringert.
3.1.6.2 Physiologische Wirkung
Zur organischen Substanz der Böden gehören auch zahlreiche Verbindungen mit
Wirkstoffcharakter. In Böden wurden u.a. Vitamine, Wuchsstoffe, Enzyme und Antibiotika
nachgewiesen. Diese Verbindungen haben in sehr geringen Dosen Wirkungen auf die Pflanzen
und Bodenorganismen. Säuren und niedermolekulare Phenole können v.a. in sauren Böden
wachstumshemmend wirken.
3.1.6.3 Bodenbiologische Wirkungen
Die organische Substanz ist die Lebensgrundlage der heterotrophen Bodenorganismen, so dass
bei gleichen Umweltfaktoren eine enge Beziehung zsichen Humusgehalt und biologischer
Aktivität besteht. Der Erhaltung wegen bedarf es einer ständigen Zufuhr org. Substanz. Hohe
Humusgehalte begünstigen das Wachstum saprophytischer (von faulenden pflanzl. Resten sich
ernährende Pflanze) Organismen und unterdrücken dadurch die Entwicklung von Parasiten
bzw. verhindern den Übergang von Saprophyten zu parasitärer Ernährung.
3.1.6.4 Physikalische Wirkung
Die organische Substanz hat eine positive Wirkung auf die Strukturstabilität von Böden. Sie
begünstigt die Bindung eines stabilen Aggregatgefüges, insbesondere in Braunerden,
Parabraunerden und Schwarzerden (diese Wirkung eher geringer in Oxisolen und Andosolen,
weil dort v.a. Oxide und Hydroxide stabilisiernd wirken). Humus besitz darüber hinaus eine hohe
Wasserspeicherkapazität; er vermag etwa 3- 5fache seines eigenen Gewichts an Wasser zu
speichern. Mulchdecken bewirken zudem eine Verringerung der Evapotranspiration und
erhöhen die Infiltration von Wasser.
Die Konsistenzgrenze der Böden werden durch Humus in Richtung höherer Wassergehalte
verschoben, so dass die Bodenbearbeitung in einem grösseren Feuchtbereich der Böden ohne
Gefügeschädigungen möglich ist.
Die Huminstoffe bewirken die dunkle Farbe im Oberboden und begünstigen damit in kühlen
Klimaten Erwärmung der Böden im Frühjahr (längere Vegetationszeit). Dieser Effekt kann
allerdings durch die mit steigendem Humusgehalt erhöhte Wasserverbindung und damit
Wärmekapazität überdeckt werden. Andererseits führt eine organische Auflage oder Mulch zu
einer Isolierung des Mineralbodens gegenüber Temperaturboden.
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3.2 Bodenbiologie
Die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen wird als Edaphon bezeichnet. Die
Bodenorganismen beeinflussen die Pedogenese direkt (z.B. durch Graben, Verarbeitung toter
org. Subst. Und vielfältige Stoffumsetzungen) oder indirekt (z.B. durch Fressen anderer
Bodenorganismen oder lebender Pflanzenwurzeln).
Permanente Bodenorganismen: alle Bodentiere, die sämtliche Lebensstadien im
Boden verbringen (z.B. Nematoden) als auch die Mikroorganismen.
Die temporären Bodentiere verbringen nur einen Teil ihres Lebens im Boden (z.B.
Insektenlarven), während
Die periodischen Bodentiere den Boden öfter verlassen und wieder aufsuchen
(bodenlebende Säugetiere, z.B. Wühlmäuse).
Bei den alternierenden Bodentieren wechseln sich ober- und unterirdische
Generationen ab (z.B. Eichengallwespe, Reblaus).
3.2.1 Einteilung und Beschreibung
Eine Einteilung des Edaphons in Mikro-, Meso-, Makro-, und Megafauna ist anhand der
Körpergrössen möglich.
Darüber hinaus bilden
Bakterien, Pilze, Algen und
Mikrofauna die Gemeinschaft
der Mikroorganismen (Edaphon
und lebende Wurzeln bilden die
Biomasse).
3.2.1.1 Mikroorganismen
Die Bakterien haben aufgrund
grosser Zahl und hohen
Diversität an Stoffwechselpotenzial eine grosse Bedeutung.
Bakterien besitzen keinen
Zellkern und werden allen
anderen Organismen mit
Zellkern (Eukaryoten) entgegen
gestellt. Die Bakterien sind
durch ihre Vielzahl und verschiedenartigsten Spezialisierungen zu umfangreichen
Stoffumsetzungen befähigt.
Rhizobium, Clostridium, Azotobacter oder z.B. Azospirillium können Luftstickstoff binden.
Nitrosomonas und Nitrobacter sind massgeblich für die Nitrifikation verantwortlich.
So können viele Bakterien im anaeroben
Boden Nitrat zu Nitrit, Lachgas und
atmosphärischem Stickstoff reduzeiren.
Methanogene Bakterien können anaeroben Böden Methan erzeugen.
Die Actinomyceten sind grampositive
Bakterien, die wie Pilze ein Mycel bilden.
Sie beteiligen sich an der Zersetzung
und Humifizierung und verleihen den
Böden den typischen Erdgeruch.
Pilze durchziehen den Boden mit ihren zylindrischen Hyphen und bilden sporentragende
Organe. Schimmelpilze (Gattungsname) sind wesentlich an der Zersetzung von Streu beteiligt.
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Mykorrhiza-Pilze leben in Symbiose mit höheren Pflanzen. Ectomykorrhizapilze bilden
Symbiosen mit den meisten Holzpflanzen der gemässigten und subarktischen Breiten, und
sorgen über ihr Mycelgeflecht für eine verbesserte Aufnahme von Nährstoffen.
Algen siedeln sich in den oberen Zentimetern der Böden an. Dort leben Grün-, Gelbgrün-, und
Kieselalgen. Diese Organismen sind als Erstbesiedler von Gesteinen und extremen Standorten
von Bedeutung, weil sie mit einfachen anorganischen Verbindungen als Nahrung auskommen
(chemoautotroph).
Die einzelligen Protozoen dominieren zahlenmässig innerhalb der Bodenfauna. Rhizopoden
(Wurzelfüssler mit Amöben und Schalamöben), Ciliaten (Wimpertierchen) und Flagellaten
(Geisseltiere) gehören zu dieser wichtigen Bodenorganismengruppe. Sie ernähren sich von
gelösten org. Stoffen, Detritus (feinste Teilchen org. Sub.) und von Bakterien (bakteriophag).
Die mehrzelligen Nematoden (Fadenwürmer) werden ebenfalls zur Mikrofauna gezählt (lang,
aber sehr dünn).
Viren, welche Bakterien und Actionomyceten befallen und von deren Stoffwechsel sie
abhängen, tragen zur Populationsdynamik dieser Organismen bei und spielen eine Rolle bei der
Verbreitung von Genen in der Bodenmikroflora.
3.2.1.1 Meso-, Makro-, und Megafauna
Mesofauna lebt in lufterfüllten Hohlräumen. Gleiches gilt für Makro-, und Megafauna, die sich
Hohlräume überwiegend selbst schafft. Die Aktivität von Ringelwürmer (Annelidae) ist
bodenbiologisch von hoher Bedeutung. Zu ihnen gehören die kleinen Enchytraen und die
Regenwürmer (Lumbricidae).
Die Gliederfüsser (Arthropoden) werden in vier grosse Gruppen unterteilt:
1. Zur Gruppe der Spinnentiere zählen die Milben und die Hornmilben
2. zu den Krebstieren gehören Asseln
3. während zu den Tausendfüsslern die Doppelfüssler zu rechnen sind.
4. Zur Gruppe der Insekten gehören u.a. die Springschwänze, Käfer, Zweiflügler
und Ameisen.
 Allesamt wichtige Streuzersetzer. Oft ist das juvenile Stadium (Larve) stärker im Boden aktiv,
als das der adulten Tiere.
Auch die Schnecken (Gastropoda) sind aktiv an der Pedogenese beteiligt und im Schlickwatt
der Küsten viele Muscheln, Krebse, Schnurwürmer und Meeresborstenwürmer. Von den
Wirbeltieren leben, zumindest zeitweilig, Maulwürfe und Nagetiere im Boden .
3.2.2 Untersuchungsmethoden
3.2.2.1 Mikroorgansimen
Schwierigkeit in der bodenmikrobiologischen Analytik extrem hohe Diversität der Bakterienund Pilzflora (ca. 500 unterschiedliche bakterielle Arten bei einer Bakterienzahl von 0.1 – 1 Mia
Bakterein pro Gramm). Durch die Analytik der Phospholipid-Fettsäuren in Bodenextrakten als
biochemische Marker für die Diversität der Bodenmikroflora ist ein kultivierungsunabhängiger
Zugang zur Erfassung der vorliegenden Vielfalt möglich (Schlussfolgerungen auf Ähnlichkeiten
und Zusammensetzung der Bodenmikroflora bezüglich der Kultivierung, anderereseits das
Vorhandensein von best. Organismengruppen).
Ein weiterer wichtiger Ansatz ist durch die molekulargenetische Analytik der phylogenetisch
bedeutende Gene für die ribosomalen Robonukleinsäuren gegeben.
Dieses Thema ist zu schwer um zu verstehen!
Es gibt die direkte Erfassung der Bodenmikroflora, bei der zur Gesamtzählung der DNSbindenden Fluoreszenzfarbstoff DAPI verwendet wird. Daneben die indirekte Erfassung der
Bodenmikroflora bzw. deren Leistung mit Standartverfahren von der Bodenmikroflora als
physiologische Einheit erfasst (nicht mehr strukturelle und funktionelle Erfassung, sondern
Leistung der BMf).
Im Gelände lässt sich die Menge an mikrobieller Biomasse grob aus Bodenart, Humusform und
–gehalt sowie pH eines Bodens ableiten.
Methoden:
1. Fumigation-Inkubation-Methode (FIM): MB des Bodens wird mit Chloroform
abgetötet und anschliessend mineralisiert. Die Menge des freiwerdenden CO 2
bildet die Grundlage zur Errechnung des Mikroorganismen- Kohlenstoffs.
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2. Fumigation-Extraktion-Methode (FEM): Nach der Chloroformzugabe wird der MBKohlenstoff direkt ermittelt.
3. Methode der substrat-indizierten Respiration (SIR): Boden wird mit Glukose
versetzt und die maximale Atmung in einem best. Zeitraum ermittelt.
4. Möglichkeit der Bestimmung von Enzymaktivitäten (Teilprozesse versch.
Stoffwechselkreisläufe betrachten)
Die Bodenatmung kann als Aktivitätsparameter über die Registrierung der CO2-Freisetzung pro
Flächeneinheit erfasst werden. Bei Labormessungen können wichtige ökologische Faktoren
(Temp., Feuchte, Redoxpotential etc.) simuliert werden, bei Feldmessungen muss man diese
miteinbeziehen.
3.2.2.2 Bodentiere und deren Aktivität
Die methodischen Probleme der Bodenzoologie sind in der Artenvielfalt, der Kleinheiten der
Organsimen, der z.T. morphologischen Merkmalsarmut, der aggregierten Verteilung im Boden,
der hochdifferenzierten Massendynamik und der ökophysiologischen Spezialisiertheit der
Bodentiere begründet. Makromorphologische Beobachtungen können direkt im Gelände
vorgenommen und beschrieben werden (Regenwurmgänge, Kotpartikel, Zerkleinerungsgrad,
Streu, Humusauflage, Horizontabgrenzungen etc.). Mikromorphologische Untersuchungen
erfordern eine exakte Probenahme sowie die Herstellung von Dünnschliffen, an denen z.B. der
Gewebezustand der Streu oder Verteilung der Kotpartikel im Boden studiert werden kann
(Kotballen sind wie Fingerabdrücke).
Frassaktivitäten:  Methode:
Litter-bag-Methode: natürliches Streu in definierten Beutel gepackt und der Abbau kann man
verfolgen. Beim Köder-Lamellentest wird eine pastöse Nahrungsmasse in Mikrobohrungen
eines Prüfrähmchens dem Frass ausgesetzt. Nach der Prüfzeit werden die offenen Bohrungen
ausgezählt.
3.2.3 Lebensbedingungen
Die Lebensweise der Bodenorganismen ist den jeweiligen Bodeneigenschaften angepasst.
Vorkommen und Verteilung hängt a) vom Nahrungsangebot, b) von der Grösse und Zahl der
Hohlräume und des Porenraums, c) von Luft-, Wasser-, und Wärmeangebot der Böden ab.
Lebensraum
Mikroflora und Mikrofauna leben aquatisch in der Bodenlösung (Haft-, wie Sickerwasser). Sie
sind vor allem im Oberboden angesiedelt, weil ihnen v.a. dort Nahrung geboten wird.
Lebensraum der Mesofauna sind überweigend die längerfristigen lufterfüllten, grösseren
Hohlräume des Bodens.
Makro-, und Megafauna schaffen i.d.R. ihre Wohnhöhlen selbst. Dabei leben innerhalb einzelner
Gruppen die kleineren Arten in der Streuauflage und im lockeren Oberboden, die grösseren
hingegen als Tiefgräber weiter unten, weil dort mehr mechanische Energie zur Schaffung von
Hohlräumen aufgewendet werden muss: Regenwürmer beispielsweise leben die 2-6cm kurzen
Arten epigäisch (oberrirdisch) in der Streuauflage, die 5- 18cm langen Arten endogäisch (unterirdisch) im humosen Oberboden, und die 15- 45 cm langen anözischen Arten im bis zu 6 m
tiefen Unterboden.
Nahrung und Nährelemente
Die meisten heterotroph lebenden Organismen dient dazu die fallende Streu und die tote bzw.
lebende organische Bodensubstanz. Die Organismen decken ihren Kohlenstoff- und
Energiebedarf durch den Abbau energiereicher organischer Stoffe zu energieärmeren. 
Funktionell müssen drei Trophiestufen unterschieden werden:
Saprophage, phytophage und mycophage Primärzersetzer leben von der toten bzw.
lebenden organischen Substanz.
Koprophage Sekundärzersetzer leben von den Verdauungsprodukten der Primärzersetzer.
Zoophage Räuber ernähren sich von anderen Bodentieren (Maulwurf, Spinnen).
Nahrungsaufnahme und Abbautätigkeit der Mikroorganismen werden durch die vorangehende
mechanische Zerkleinerung der Streu durch grosse Lebewesen sehr erleichtert. Das
Endergebnis der Nahrungsketten ist die Mineralisierung (z.B. Bildung von H 2O, CO2, SO42-, NO3, CH4).
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Nur wenige Bodenorganismen sind C- autotroph, d.h. sie können aus CO2 und H2O organische
Verbindungen aufbauen.
Die photoautotrophen Mikroorganismen erhalten die nötige Energie, genau wie die höheren
Pflanzen, aus dem Sonnenlicht und bauen ihre Zellsubstanz aus CO 2 auf.
Chemolithoautotrophe Bakterien (z.B. nitrifizierende Bakterien) gewinnen ihre Energie aus der
Oxidation von anorganischen Verbindungen und den Zellkohlenstoff aus CO 2 und H2O. Die auf
diesen Weise gebundene Theorie wird von anderen Organismen durch Umkehrung der
Prozesse (Atmung) wieder freigesetzt, sodass z.B. fakultativ anaeroben bzw. obligat anaeroben
Bakterien diese anorganischen Verbindungen als Elektronenakzeptoren und damit zur
Energiegewinnung zu Verfügung steht. Die Mehrzahl der Bakterien gedeiht optimal bei pHWerten zw. 6 und 8 und erreicht dann Anteile von bis zu 40% im Mikroorganismenbesatz der
Böden.
Wasser und Luft
Die meisten Bodenorganismen leben aerob. Sie benötigen molekularen Sauerstoff zur Atmung.
Das O2-Angebot ist eigentlich vom Sand bis zum Ton gewährleistet. Viele Mikroorganismen
können allerdings in Form ruhender Cysten (z.B. bei Bakterien), Sporen (Pilze) oder speziell
adaptierten vegetativen Zellformen Trocken- oder Nässeperioden oft jahrelang überstehen.
Anaerobe Organismengruppen können auch ohne Sauerstoff leben, entweder zeitweilig oder
vollständig (fakultativ- oder obligat anaerob). Zu diesen Gruppen zählen verschiedene
Bakterien, sowie Hefepilze, die zwar anaerob leben könne, aber zur Bildung und Keimung ihre
Sporen Sauerstoff benötigen.
Die grösseren Tiere sind ausschliesslich auf Sauerstoff angewiesen und können bei
stagnierender Bodennässe nicht leben (durch Luftmangel wegen Niederschlägen an die
Oberfläche)  so können Regenwürmer durch UV-Strahlung getötet werden.
Temperatur und Wärme
Das Temperaturoptimum der meisten Bodenorganismen liegt zw. 10 und 35°C. Oberhalb 80 °C
töten die Mehrzahl von Lebewesen. Die biochemische Aktivität in Böden nimmt im Allgemeinen
unabhängig von Klimabereich mit steigender Temperatur zu, wobei im Bereich zsichen 5 –30 °C
eine Zunahme um 10 °C die mikrobielle Aktivität um das 2-3fache ansteigen lässt. Viele
Arthropoden setzen im Winter ihren Gefrierpunkt durch einen hohen Glyveringehalt im Gewebe
herab und können somit in gefrorenen Bodenhorizonten überdauern. Regenwürmer und
Wirbeltiere suchen dagegen tiefere, frostfreie Horizonte auf.
Bodenorganismen als Lebensgemeinschaft
Die Zusammensetzung des Edaphon wird von den ökologischen Lebens- und
Habitatbedingungen bestimmt. Quantität und Qualität der Lebensgemeinschaften unterscheiden
sich in Abhängigkeit von Klima, Relief, Vegetation, Bodenform, Bodentiefe und Jahreszeit.
Wechselbeziehungen
Organismen könne sich gegenseitig beeinflussen lassen, fördern, hemmen oder sogar
vernichten. Beim Abbau der organischen Stoffe werden verschiedene Organismen in der
Nahrungskette gleichzeitig und/oder nacheinander aktiv. Viele Mikroorganismen sind auf
bestimmte Stoffgruppen spezialisiert; nach deren Verbrauch werden sie von anderen
Lebewesen abgelöst. Ein Ausfall spezieller Tierarten oder Organismengruppen kann die
Vorgänge in einem Ökosystem erheblich stören.
Rhizosphäre und Mykorrhiza
In der unmittelbaren Umgebung lebender Pflanzenwurzeln, in der Rhizosphäre, bildet sich eine
Lebensgemeinschaft mit höherer Besatzdichte und anderer Zusammensetzung als im
umgebenden Boden. Die Lebewesen in der Rhizosphäre konkurrieren einerseits mit der Pflanze
um Nährstoffe und Sauerstoff, können andererseits auch Nährstoffe freisetzen und den
Pflanzen zugängig machen. In vielen Böden weisen die humosen Oberbodenhorizonte einen
stärkeren Organismenbesatz auf als tiefer gelegene Horizonte, weil Nahrungsangebot (durch
stärkere Durchwurzelung) und Streuzufuhr höher sind. Enthalten tiefer liegende Horizonte mehr
Nahrung als höhere, kann der Organismenbesatz auch wieder ansteigen. So können mit Humus
angereicherte Bh-Horizonte von Podsolen höhere Bakterienzahlen als höher gelegene
humusarme Ae-Horizonte aufweisen. Die Feinwurzeln von über 90% der Blütenpflanzen leben
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in Symbiose mit Pilzen, der Mykorrhiza. Die von der Mykorrhiza ausstrahlenden Hyphen
(Pilzfäden) vergrössern entscheidend die Kontaktfläche mit dem Boden. Darüber hinaus
vermögen die Pilzfäden dank ihres im Vergleich zu Wurzelhaaren kleinen Durchmessers in
engen Poren vorzudringen und diese für die höhere Pflanze zu erschliessen. Diese
Pilzsymbiose kann daher die Stoff- und Wasseraufnahme durch die Wurzeln erheblich steigern.
Die Mykorrhiza wirkt als „Antistressfaktor“ für höhere Pflanzen, der sich besonders bei
erschwerter Wasser- und Nährsalzversorgung positiv auswirkt. Viele Waldbäume sind ohne die
Wurzeln völlig ummantelnde Ektomykorrhiza nicht lebensfähig, da diese nicht nur Nährstoffe
und Wasser für den Wirt aufnimmt, sondern auch vor bodenbürtigen Krankheitserregern schützt.
In Kulturböden ist die Endomykorrhiza weit verbreitet (erleichtern Phosphoraufnahme in Parmen und in stark phosphorfixierten Böden der Tropen und Subtropen). Die Mykhorrizen sind
auf die Wirzpflanzen angewiesen und entnehmen den Wurzeln Kohlenhydrate.
Organsimenbesatz europäischer Böden
Zahlenmässig dominieren stets die Mikroorganismen gegenüber grösseren Lebewesen.
(Tabelle 3.2-2 Buch Seite 92)
Die Angabe zur Masse der einzelnen Organismen relativ zu ihrer Atmungsleistungen (CO 2Ausstoss) geben einen genaueren Eindruck von ihrer Leistungsfähigkeit. Wie bei der Anzahl
dominieren auch bei der Masse i.d.R. die Mikroorganismen. Die Gesamt(frisch)masse lebender
Bodenorganismen kann 2.5 kg m-2 betragen, an dem die Mikroorganismen mit ca. 80% beteiligt
sind. Kleine Organismen atmen relativ stärker als grosse, sodass die Zersetzungsleistung der
Mikroorganismen sogar über 80% liegen kann.
 Die Bedeutung der Bodenorganismen ist in Böden unterschiedlicher Nutzung sehr
differenziert. In stärker belebten Mineralböden beträgt der Masseanteil der lebenden
Bodenorganismen an der geamten organischen Substanz 5-8%, ebenso wie der lebenden
Pflanzenwurzeln.
Siehe auch noch: http://hypersoil.uni-muenster.de/0/05/14.htm ,27.01.06 / Uni Münster
 Noch eine gute und zackige Homepage... 
4.
Bodenchemie
4.1 Sorption
4.1.1 Die sorbierende Oberfläche
4.1.2 System Sorbent - Sorbat
4.1.3 Ionensorption von Böden
4.1.4 Bestimmung der KAK
4.2 Bodenacidität
4.2.1 Wesen der Bodenacidität
4.2.2 H+-Ionen-Quellen
4.2.3 Puffersubstanzen und Pufferreaktionen
4.2.4 Boden-pH-Werte
4.2.5 Bestimmungsmethoden
4.3 Redoxreaktionen
4.3.1 Allgemeines
4.3.2 Eh-pH-Stabilitätsdiagramme
4.3.3 Redoxsysteme in Böden
4.3.4 Redoxpotentiale von Böden
4.3 5
5.
Bodenphysik
5.1 Körnung und Lagerung
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5.1.1 Entstehung der Körner
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