Golfticker Ausgabe 2 vom 06/2011

Werbung
Training +++
Golf spielen, sondern auch in unserem
gesamten Leben. Ohne Kraft kann nichts
auf dieser Welt bewegt werden. Man muss
diese Kräfte lernen zu verstehen, sie auf
eine geometrische “Bahn“ bringen und
zum richtigen Zeitpunkt fließend miteinander verschmelzen, um einen guten und
effektiven Golfschlag daraus entstehen zu
lassen. Ein Beispiel für eine Kraft die auch
beim Golfen eine Rolle spielt ist z.B. die
Schwerkraft. Sie wirkt auf unseren Körper und alle Dinge auf diesem Planeten
ein und hält uns am Boden oder bewirkt,
dass nicht befestigte Dinge nach unten
gezogen werden. Die geometrische Richtung, in die sie wirkt, ist in einer geraden
Linie nach unten zum Erdmittelpunkt.
Weitere Gesetze die im Golfschwung ihre
Anwendung finden, sind z.B. die newtonschen Gesetze, Hebelkräfte und einige andere. Darauf soll aber hier nicht bis
ins kleinste Detail eingegangen werden.
Der Punkt aber ist, dass Golfprofis diese
Gesetze ausnutzen und zu ihrem Vorteil
anwenden, während die Masse der Amateurspieler weiterhin versucht gegen diese Gesetze zu spielen und sich wundert,
warum der Schläger den man in die Luft
wirft nicht oben bleibt, sondern auf den
Boden zurückfällt.
In dieser Kolumne wird es darum
gehen, die Geometrie des Kreises und
die Rotationen der Physik die den Golfschwung bestimmen, zu verstehen. Sie
werden lernen diese Dinge und die dazu
benötigten Komponenten zu konzeptionisieren und in Ihrem Golfschwung anzuwenden. Die Vorstellung prägt die Bewegung.
Je besser Sie sich das Konzept des
Golfschwunges und die Idee von der Bewegung oder der Aktion die Sie machen
möchten, vorstellen können, je klarer das
Bild ist, desto leichter wird die Realisierung und die Umsetzung davon. Zwei
Sachen kann ich Ihnen allerdings nicht
abnehmen: Das Denken und das Üben.
Also packen Sie es an.
Lernen nach dem System
der einzig wahren Grundlage
der Golfbewegung
THEGOLFINGMACHINE
Text: Michael Wirth
W
ie in der ersten Ausgabe angekündigt, werde ich Ihnen
im Laufe der Zeit und Schritt
für Schritt die Erklärungen liefern die
Sie brauchen, um Ihre Golfbewegung zu
verstehen. Als Ergebnis können Sie Ihre
Bewegung auf- oder umbauen, Sie bekommen mehr Kontrolle über den Golfball und damit mehr Spaß und Freude am
Spiel.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Schwünge von Tiger
Woods, Ben Hogan, Jack Nicklaus, Charl
Schwartzel und weiteren Tour Pros so
gut funktionieren und Ihr Golfschwung
meistens leider nicht? Was sind die Geheimnisse der Profis? Drehen die Pros
die Hüften besser? Haben sie mehr Kraft
in den Armen und Beinen als die normal
sterblichen Amateur Golfer? Können sie
die Handgelenke besser winkeln? Hmm?
Noch dazu sehen die Schwünge der Profis alle unterschiedlich aus, funktionieren
aber trotzdem in etwa gleich gut. Also
was ist es, das die Schwünge der Golfgötter so unterschiedlich macht zu denen
Derjenigen, die Ihr Leben damit verbringen, die Bälle nur zu slicen, zu toppen und
im hohen Bogen wieder im nächsten Wasserhindernis oder Bunker zu versenken?
Alle Golfprofis haben eines gemeinsam: Sie beachten alle die Prinzipien und
die Gesetze der Geometrie und der Physik
und bauen darauf Ihren Golfschwung auf.
Diese Gesetze gelten aber nicht nur fürs
36
❶ linker Arm +
Schläger bilden
den Radius des
Schwungbogens
❷ linker Arm +
Schläger bilden
auch die Haupthebelanordnung um
damit Kraft auf den
Ball zu übertragen
Grundkonzepte:
Der Schläger schwingt und rotiert
auf einer schrägen Kreisbahn. Jeder
Kreis hat einen Mittelpunkt und einen
von dort ausgehenden Radius. Der Mittelpunkt des Kreises, um den der Schläger rotiert, ist das linke Schultergelenk.
Der Radius des Kreises wird vom linken
Arm, der linken Hand und dem Schläger gebildet. Diese Anordnung, beste06/2011 GOLF TICKER
+++
GOLF TICKER
+++
06/2011
hend aus linkem Arm und Schläger,
stellt gleichzeitig den Haupthebel der
Golf bewegung dar.
Ein Hebel ist ein Mittel zur Kraftübertragung. Und genau darum geht es beim
Golfschwung. Ich möchte mit einer Hebelanordnung, die um einen bestimmten
Drehpunkt rotiert, die Kraft auf ein Objekt übertragen: den ruhenden Ball. Was
ist der alles entscheidende Moment bei
der Golfbewegung? Natürlich der Treffmoment – Impact.
und in Relation oder Abhängigkeit zu einer geometrischen Grundlinie bewegt.
Die Schräge dieser Ebene (s. geriffelte
Linien) kann sich ändern, jedoch nicht
die Basis-Grundlinie der Ebene.
ABB. 2
Impact:
Anordnungen Arme und Hände
❶ rechte Hand gebeugt;
Winkel zwischen Unterarm
und Handgelenk
❷ linker Arm und Schläger
in einer Linie
❸ linkes Handgelenk flach/plan
zum linken Arm
Beim Impact wird der Golfball durch
den Schlägerkopf in 1/2000 Sekunden in
seiner Auswirkung auf Länge, Höhe und
Richtung programmiert. Um also den
Golfball zu kontrollieren, muss man lernen den Golfschläger zu kontrollieren.
Der Golfschläger besteht aus 3 Elementen: Die Schlagfläche, dem Schlägerkopf,
und dem Schaft. Um den Golfschläger
zu kontrollieren, muss man lernen seine
HÄNDE zu kontrollieren, denn sie stellen
den einzigen Kontaktpunkt zum Schläger
dar. Wie also kontrollieren die Hände den
Schläger im System der Golfing Machine?
Der linke Handrücken kontrolliert die
Schlagfläche und somit die Richtung, die
der Ball nehmen wird. Die rechte Hand
kontrolliert den Schlägerkopf und ist
verantwortlich den Druck zu fühlen, der
auf den Ball übertragen wird. Der Schaft
schließlich wird auf einer schrägen Bahn
❶ schräge Ebene
❷ Basis Grundlinie
der schrägen Ebene
❸ Ball-Ziel-Linie
Aufbau eines Grundschlages:
Basic Motion Teil 1 (3)
Die Basic Motion dient am Anfang
hauptsächlich dazu, die benötigten Anordnungen der Arme und Hände zu lernen, um einen guten, unkompensierten
und wiederholbaren Impact produzieren zu können. Es ist ein Übungsschlag
auf den im Laufe der Zeit die gesamte
Golfbewegung aufgebaut wird. Die Basic Motion bildet das Fundament des
Golfschwunges und ist auch Bestandteil
jeden vollen Schwunges. Der Schläger bewegt sich im Rückschwung ungefähr 60
Zentimeter vom Ball weg und 60 Zentimeter nach dem Treffen durch den Ball
hindurch nach vorne. Im ersten Teil des
Lernprozesses spielen wir diesen Grundschlag komplett ohne Körperaktionen.
Das Gewicht des Körpers ist gleichmäßig zwischen links und rechts verteilt.
Der Körperschwerpunkt ist minimal
auf den Fersen. Die Hände werden auf
eine bestimmte Art am Schläger justiert
(s. Abbildung 2) und bleiben die ganze Zeit
über in derselben Stellung. Sie werden nur
passiv transportiert, genau wie die Hebelanordnung linker Arm und Schläger. Da
37
Training +++
ABB. 4
ABB. 5
ABB. 6
38
❶ der rechte Arm
ist noch nicht voll
gestreckt
❷ der linke Arm und
der Schläger befinden
sich in einer Linie
❸ das linke Handgelenk ist plan/flach
in Relation zum
linken Arm
der Ober- und Unterkörper aber in Teil 1
nichts machen (weder Rotationen noch
Gewichtsverlagerung), brauchen wir etwas was den Hebelarm und die passiven
Hände bewegt. Es bleibt nur noch ein Teil
in unserem System übrig: DER RECHTE
ARM. Er ist es, der den Hebel auf einer
schrägen Ebene GLEICHZEITIG nach
oben UND innen vom Ball wegbewegt.
Dabei zeigt das Ende des Schaftes in seiner Relation immer auf die Basis Grundlinie (s. Abbildung 5 + 6).
Im Abschwung ist es der rechte Arm,
der die Hebelanordnung wieder zum Ball
hinunter treibt und durch den Ball hindurchbewegt bis zum Finish. Das Ziel von
gutem Golf ist es, den Ball im Abschwung
zu treffen. Dabei muss gelernt werden,
dass der rechte Arm im Impact noch
“NICHT“ voll gestreckt ist!
Erst nach dem Treffmoment sind zum
ersten Mal beide Arme gestreckt und bleiben bis zum Finish so. Der rechte Arm ist
also für das Heben und Senken der Hebelanordnung zuständig. Schauen Sie sich
auf der Abbildung 5 den Weg des rechten
Armes im Aufschwung an. Das ist die erste Schlüsselbewegung für gutes Golf. Er
arbeitet nach innen und oben und transportiert dadurch die Hebelanordnung auf
einer Kreisbahn die schräge Ebene hinauf.
Der rechte Arm überträgt im Abschwung
seine Kraft durch Strecken auf einen
Druckpunkt in der rechten Hand. Dieser
Druckpunkt wiederum wirkt auf die Hebelanordnung des linken Armes und des
Schlägers. Die Hebelanordnung ihrerseits
überträgt diese Kraft auf den Ball, der darauf in einer bestimmten Auswirkung auf
Länge, Höhe und Richtung reagiert.
06/2011 GOLF TICKER
+++
Kommen wir nach dieser Einleitung
nun zur Praxis und schauen uns erste
Übungen dazu an. Die erste ist oben ja
schon abgebildet. Was Sie dafür brauchen
ist ein langer Stock mit einer Länge von
ca. 150 – 160 cm (dieser ist in jedem Baumarkt zu bekommen und entspricht ungefähr der Länge des linken Armes und
eines Eisen 9). Wir brauchen ihn, um Teil
1 der Basic Motion zu lernen. Sie wird als
reine Trockenübung geübt. Bauen Sie sich
bitte 2 Linien (wie auf den Abbildungen
4, 5, 6) am Boden auf. Die äußere Linie (es
kann auch eine gerade Teppichkante zuhause im Wohnzimmer sein) entspricht
der Basis-Grundlinie der schrägen Ebene. Die innere Linie entspricht der Standlinie, nach der man die Körperlinien
(Füße, Hüften und Schultern) parallel
zum Ziel ausrichtet.
Bewegen Sie jetzt die Stange wie auf
den Bildern gezeigt hin und her. Immer
und immer wieder. Bleiben Sie ruhig.
Vermeiden sie hektische und schnelle Bewegungen. Starten Sie in der Ansprechposition und achten darauf, dass Sie gut
ausbalanciert sind. Kein Körperteil, insbesondere Ihre HÄNDE und SCHULTERN, dürfen irgendeine Form von
Verspannungen aufweisen. Lernen Sie
mit Ihrem rechten Arm den PASSIVEN
linken Arm und die Stange um Ihr Rotationszentrum (linkes Schultergelenk) auf
die schräge Ebene zu bewegen. Anfänglich ist es nicht leicht, da wir alle früher
gelernt haben, den Schläger immer mit
einem steifen linken Arm oder mit der
Rotation des Oberkörpers vom Ball einzuleiten - und somit einen ziemlich flachen Rückschwung unterhalb der schrägen Ebene bekamen. Beobachten Sie, dass
GOLF TICKER
+++
06/2011
die Arbeit wirklich nur vom rechten Arm
gemacht wird. Er beugt sich leicht nach
innen-hinten-oben und streckt sich dann
nach unten-außen-vorne.
Die Hände sind die ganze Zeit über
absolut passiv und bleiben unverändert
am Stock justiert. Beobachten Sie, wie
die ruhigen und passiven Hände transportiert werden. Die Stange zeigt bei
ihrer Bewegung in der Verlängerung
immer auf die Basis-Grundlinie der
schrägen Ebene. Denken Sie daran: Es ist
eine kleine Bewegung ohne bewussten
Körpereinsatz. 60 Zentimeter vom Ball
weg und 60 Zentimeter durch den Ball
hindurch. Werden Sie im Laufe der Zeit
immer geschmeidiger und fließender in
Ihren Bewegungen und verknüpfen die-
se dann flüssig miteinander. Solange bis
Ihnen komplett klar ist was Sie zu tun
haben und Sie nicht mehr darüber nachdenken, was Sie machen müssen. Das ist
es, was wir erreichen wollen: Sie lernen
das Konzept hinter der Bewegung zu
verstehen. Anschließend lernen Sie die
Mechanik, die dazu führen wird, dass
die Dinge funktionieren. Ruhig und bewusst. Solange bis Sie wissen, dass es
stimmt. Dann wird die Bewegung mit
Gefühl und Balance kombiniert und koordiniert, und als einheitliche Bewegung
von der Ansprechposition bis in Finish
ausgeführt. Das heißt, nach dem System
der Golfing Machine lernt man das Gefühl aus der Mechanik und nicht die Mechanik aus dem Gefühl.
■
LESENSIEIM
NÄCHSTENHEFT
Basic Motion Teil 2: Körperpositionen Impact
Basic Motion Teil 3: Koordination der 3 Zonen
(Körper - Arme - Hände) in der Basic Motion und ihre
praktische Anwendung
Viel Spaß beim Üben,
Ihr Michael Wirth
www.michaelwirthgolf.de
39
Herunterladen