Training +++ Golf spielen, sondern auch in unserem gesamten Leben. Ohne Kraft kann nichts auf dieser Welt bewegt werden. Man muss diese Kräfte lernen zu verstehen, sie auf eine geometrische “Bahn“ bringen und zum richtigen Zeitpunkt fließend miteinander verschmelzen, um einen guten und effektiven Golfschlag daraus entstehen zu lassen. Ein Beispiel für eine Kraft die auch beim Golfen eine Rolle spielt ist z.B. die Schwerkraft. Sie wirkt auf unseren Körper und alle Dinge auf diesem Planeten ein und hält uns am Boden oder bewirkt, dass nicht befestigte Dinge nach unten gezogen werden. Die geometrische Richtung, in die sie wirkt, ist in einer geraden Linie nach unten zum Erdmittelpunkt. Weitere Gesetze die im Golfschwung ihre Anwendung finden, sind z.B. die newtonschen Gesetze, Hebelkräfte und einige andere. Darauf soll aber hier nicht bis ins kleinste Detail eingegangen werden. Der Punkt aber ist, dass Golfprofis diese Gesetze ausnutzen und zu ihrem Vorteil anwenden, während die Masse der Amateurspieler weiterhin versucht gegen diese Gesetze zu spielen und sich wundert, warum der Schläger den man in die Luft wirft nicht oben bleibt, sondern auf den Boden zurückfällt. In dieser Kolumne wird es darum gehen, die Geometrie des Kreises und die Rotationen der Physik die den Golfschwung bestimmen, zu verstehen. Sie werden lernen diese Dinge und die dazu benötigten Komponenten zu konzeptionisieren und in Ihrem Golfschwung anzuwenden. Die Vorstellung prägt die Bewegung. Je besser Sie sich das Konzept des Golfschwunges und die Idee von der Bewegung oder der Aktion die Sie machen möchten, vorstellen können, je klarer das Bild ist, desto leichter wird die Realisierung und die Umsetzung davon. Zwei Sachen kann ich Ihnen allerdings nicht abnehmen: Das Denken und das Üben. Also packen Sie es an. Lernen nach dem System der einzig wahren Grundlage der Golfbewegung THEGOLFINGMACHINE Text: Michael Wirth W ie in der ersten Ausgabe angekündigt, werde ich Ihnen im Laufe der Zeit und Schritt für Schritt die Erklärungen liefern die Sie brauchen, um Ihre Golfbewegung zu verstehen. Als Ergebnis können Sie Ihre Bewegung auf- oder umbauen, Sie bekommen mehr Kontrolle über den Golfball und damit mehr Spaß und Freude am Spiel. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Schwünge von Tiger Woods, Ben Hogan, Jack Nicklaus, Charl Schwartzel und weiteren Tour Pros so gut funktionieren und Ihr Golfschwung meistens leider nicht? Was sind die Geheimnisse der Profis? Drehen die Pros die Hüften besser? Haben sie mehr Kraft in den Armen und Beinen als die normal sterblichen Amateur Golfer? Können sie die Handgelenke besser winkeln? Hmm? Noch dazu sehen die Schwünge der Profis alle unterschiedlich aus, funktionieren aber trotzdem in etwa gleich gut. Also was ist es, das die Schwünge der Golfgötter so unterschiedlich macht zu denen Derjenigen, die Ihr Leben damit verbringen, die Bälle nur zu slicen, zu toppen und im hohen Bogen wieder im nächsten Wasserhindernis oder Bunker zu versenken? Alle Golfprofis haben eines gemeinsam: Sie beachten alle die Prinzipien und die Gesetze der Geometrie und der Physik und bauen darauf Ihren Golfschwung auf. Diese Gesetze gelten aber nicht nur fürs 36 ❶ linker Arm + Schläger bilden den Radius des Schwungbogens ❷ linker Arm + Schläger bilden auch die Haupthebelanordnung um damit Kraft auf den Ball zu übertragen Grundkonzepte: Der Schläger schwingt und rotiert auf einer schrägen Kreisbahn. Jeder Kreis hat einen Mittelpunkt und einen von dort ausgehenden Radius. Der Mittelpunkt des Kreises, um den der Schläger rotiert, ist das linke Schultergelenk. Der Radius des Kreises wird vom linken Arm, der linken Hand und dem Schläger gebildet. Diese Anordnung, beste06/2011 GOLF TICKER +++ GOLF TICKER +++ 06/2011 hend aus linkem Arm und Schläger, stellt gleichzeitig den Haupthebel der Golf bewegung dar. Ein Hebel ist ein Mittel zur Kraftübertragung. Und genau darum geht es beim Golfschwung. Ich möchte mit einer Hebelanordnung, die um einen bestimmten Drehpunkt rotiert, die Kraft auf ein Objekt übertragen: den ruhenden Ball. Was ist der alles entscheidende Moment bei der Golfbewegung? Natürlich der Treffmoment – Impact. und in Relation oder Abhängigkeit zu einer geometrischen Grundlinie bewegt. Die Schräge dieser Ebene (s. geriffelte Linien) kann sich ändern, jedoch nicht die Basis-Grundlinie der Ebene. ABB. 2 Impact: Anordnungen Arme und Hände ❶ rechte Hand gebeugt; Winkel zwischen Unterarm und Handgelenk ❷ linker Arm und Schläger in einer Linie ❸ linkes Handgelenk flach/plan zum linken Arm Beim Impact wird der Golfball durch den Schlägerkopf in 1/2000 Sekunden in seiner Auswirkung auf Länge, Höhe und Richtung programmiert. Um also den Golfball zu kontrollieren, muss man lernen den Golfschläger zu kontrollieren. Der Golfschläger besteht aus 3 Elementen: Die Schlagfläche, dem Schlägerkopf, und dem Schaft. Um den Golfschläger zu kontrollieren, muss man lernen seine HÄNDE zu kontrollieren, denn sie stellen den einzigen Kontaktpunkt zum Schläger dar. Wie also kontrollieren die Hände den Schläger im System der Golfing Machine? Der linke Handrücken kontrolliert die Schlagfläche und somit die Richtung, die der Ball nehmen wird. Die rechte Hand kontrolliert den Schlägerkopf und ist verantwortlich den Druck zu fühlen, der auf den Ball übertragen wird. Der Schaft schließlich wird auf einer schrägen Bahn ❶ schräge Ebene ❷ Basis Grundlinie der schrägen Ebene ❸ Ball-Ziel-Linie Aufbau eines Grundschlages: Basic Motion Teil 1 (3) Die Basic Motion dient am Anfang hauptsächlich dazu, die benötigten Anordnungen der Arme und Hände zu lernen, um einen guten, unkompensierten und wiederholbaren Impact produzieren zu können. Es ist ein Übungsschlag auf den im Laufe der Zeit die gesamte Golfbewegung aufgebaut wird. Die Basic Motion bildet das Fundament des Golfschwunges und ist auch Bestandteil jeden vollen Schwunges. Der Schläger bewegt sich im Rückschwung ungefähr 60 Zentimeter vom Ball weg und 60 Zentimeter nach dem Treffen durch den Ball hindurch nach vorne. Im ersten Teil des Lernprozesses spielen wir diesen Grundschlag komplett ohne Körperaktionen. Das Gewicht des Körpers ist gleichmäßig zwischen links und rechts verteilt. Der Körperschwerpunkt ist minimal auf den Fersen. Die Hände werden auf eine bestimmte Art am Schläger justiert (s. Abbildung 2) und bleiben die ganze Zeit über in derselben Stellung. Sie werden nur passiv transportiert, genau wie die Hebelanordnung linker Arm und Schläger. Da 37 Training +++ ABB. 4 ABB. 5 ABB. 6 38 ❶ der rechte Arm ist noch nicht voll gestreckt ❷ der linke Arm und der Schläger befinden sich in einer Linie ❸ das linke Handgelenk ist plan/flach in Relation zum linken Arm der Ober- und Unterkörper aber in Teil 1 nichts machen (weder Rotationen noch Gewichtsverlagerung), brauchen wir etwas was den Hebelarm und die passiven Hände bewegt. Es bleibt nur noch ein Teil in unserem System übrig: DER RECHTE ARM. Er ist es, der den Hebel auf einer schrägen Ebene GLEICHZEITIG nach oben UND innen vom Ball wegbewegt. Dabei zeigt das Ende des Schaftes in seiner Relation immer auf die Basis Grundlinie (s. Abbildung 5 + 6). Im Abschwung ist es der rechte Arm, der die Hebelanordnung wieder zum Ball hinunter treibt und durch den Ball hindurchbewegt bis zum Finish. Das Ziel von gutem Golf ist es, den Ball im Abschwung zu treffen. Dabei muss gelernt werden, dass der rechte Arm im Impact noch “NICHT“ voll gestreckt ist! Erst nach dem Treffmoment sind zum ersten Mal beide Arme gestreckt und bleiben bis zum Finish so. Der rechte Arm ist also für das Heben und Senken der Hebelanordnung zuständig. Schauen Sie sich auf der Abbildung 5 den Weg des rechten Armes im Aufschwung an. Das ist die erste Schlüsselbewegung für gutes Golf. Er arbeitet nach innen und oben und transportiert dadurch die Hebelanordnung auf einer Kreisbahn die schräge Ebene hinauf. Der rechte Arm überträgt im Abschwung seine Kraft durch Strecken auf einen Druckpunkt in der rechten Hand. Dieser Druckpunkt wiederum wirkt auf die Hebelanordnung des linken Armes und des Schlägers. Die Hebelanordnung ihrerseits überträgt diese Kraft auf den Ball, der darauf in einer bestimmten Auswirkung auf Länge, Höhe und Richtung reagiert. 06/2011 GOLF TICKER +++ Kommen wir nach dieser Einleitung nun zur Praxis und schauen uns erste Übungen dazu an. Die erste ist oben ja schon abgebildet. Was Sie dafür brauchen ist ein langer Stock mit einer Länge von ca. 150 – 160 cm (dieser ist in jedem Baumarkt zu bekommen und entspricht ungefähr der Länge des linken Armes und eines Eisen 9). Wir brauchen ihn, um Teil 1 der Basic Motion zu lernen. Sie wird als reine Trockenübung geübt. Bauen Sie sich bitte 2 Linien (wie auf den Abbildungen 4, 5, 6) am Boden auf. Die äußere Linie (es kann auch eine gerade Teppichkante zuhause im Wohnzimmer sein) entspricht der Basis-Grundlinie der schrägen Ebene. Die innere Linie entspricht der Standlinie, nach der man die Körperlinien (Füße, Hüften und Schultern) parallel zum Ziel ausrichtet. Bewegen Sie jetzt die Stange wie auf den Bildern gezeigt hin und her. Immer und immer wieder. Bleiben Sie ruhig. Vermeiden sie hektische und schnelle Bewegungen. Starten Sie in der Ansprechposition und achten darauf, dass Sie gut ausbalanciert sind. Kein Körperteil, insbesondere Ihre HÄNDE und SCHULTERN, dürfen irgendeine Form von Verspannungen aufweisen. Lernen Sie mit Ihrem rechten Arm den PASSIVEN linken Arm und die Stange um Ihr Rotationszentrum (linkes Schultergelenk) auf die schräge Ebene zu bewegen. Anfänglich ist es nicht leicht, da wir alle früher gelernt haben, den Schläger immer mit einem steifen linken Arm oder mit der Rotation des Oberkörpers vom Ball einzuleiten - und somit einen ziemlich flachen Rückschwung unterhalb der schrägen Ebene bekamen. Beobachten Sie, dass GOLF TICKER +++ 06/2011 die Arbeit wirklich nur vom rechten Arm gemacht wird. Er beugt sich leicht nach innen-hinten-oben und streckt sich dann nach unten-außen-vorne. Die Hände sind die ganze Zeit über absolut passiv und bleiben unverändert am Stock justiert. Beobachten Sie, wie die ruhigen und passiven Hände transportiert werden. Die Stange zeigt bei ihrer Bewegung in der Verlängerung immer auf die Basis-Grundlinie der schrägen Ebene. Denken Sie daran: Es ist eine kleine Bewegung ohne bewussten Körpereinsatz. 60 Zentimeter vom Ball weg und 60 Zentimeter durch den Ball hindurch. Werden Sie im Laufe der Zeit immer geschmeidiger und fließender in Ihren Bewegungen und verknüpfen die- se dann flüssig miteinander. Solange bis Ihnen komplett klar ist was Sie zu tun haben und Sie nicht mehr darüber nachdenken, was Sie machen müssen. Das ist es, was wir erreichen wollen: Sie lernen das Konzept hinter der Bewegung zu verstehen. Anschließend lernen Sie die Mechanik, die dazu führen wird, dass die Dinge funktionieren. Ruhig und bewusst. Solange bis Sie wissen, dass es stimmt. Dann wird die Bewegung mit Gefühl und Balance kombiniert und koordiniert, und als einheitliche Bewegung von der Ansprechposition bis in Finish ausgeführt. Das heißt, nach dem System der Golfing Machine lernt man das Gefühl aus der Mechanik und nicht die Mechanik aus dem Gefühl. ■ LESENSIEIM NÄCHSTENHEFT Basic Motion Teil 2: Körperpositionen Impact Basic Motion Teil 3: Koordination der 3 Zonen (Körper - Arme - Hände) in der Basic Motion und ihre praktische Anwendung Viel Spaß beim Üben, Ihr Michael Wirth www.michaelwirthgolf.de 39