Inter Medical Report Natürliche Hilfe bei Demenz Abkürzungen: Ginkgo verbessert Kognition und Verhalten n SKT (Syndrom Kurztest): arbeitet mit Bildern und Spielsteinen und misst so Leistung von Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Der SKT eignet sich zur Messung von Schweregrad und Verlauf bei leichter bis mittlerer Demenz. DÜSSELDORF – Dass Medikamente auf pflanzlicher Basis chemischen Arzneimitteln bezüglich Wirksamkeit keineswegs nachstehen müssen, zeigt die umfangreiche Datenlage für Ginkgobiloba-Spezialextrakt EGb 761®. Die GOTADAY-Studie bestätigt einmal mehr die Wirksamkeit des Pflanzenextrakts bei den häufigsten Demenzformen. n NPI (Neuropsychiatric Inventory): erfasst zehn unterschiedliche Verhaltensstörungen bei Demenz wie Unruhe, Agitation, Verwirrtheit oder Halluzinationen. In die multizentrische Studie, die unter der Leitung von Professor Dr. Ralf Ihl, Deutschland, durchgeführt wurde, waren 410 Patienten mit leichter bis mässiger Alzheimer-Demenz, vaskulärer- oder gemischter Demenz eingeschlossen. Alle Studienteilnehmer zeigten neuropsychiatrische Symptome, was insofern von Bedeutung ist, als das Vorliegen von Verhaltensstörungen eine grosse Belastung für die pflegenden Angehörigen darstellt. Aber nicht nur diesbezüglich orientierte sich die Studie sehr nah an der klinischen Realität. Auch die Tatsache, dass Patienten mit Alzheimer, vaskulärer- oder gemischter Demenz als Teilnehmer in Betracht kamen, widerspiegelt die klinische Relevanz der Studie. Anders als bei vielen anderen Untersuchungen zielte das Design der GOTADAYStudie bewusst auf möglichst freie Einschlusskriterien ab, um dem realen Therapiealltag besser gerecht zu werden. Auf Grund der hohen Sicherheit und guten Verträglichkeit ist ein solches Vorgehen bei einer Therapie mit Ginkgobiloba-Spezialextrakt EGb 761®* auch absolut vertretbar. Die Behandlungsdauer in der randomisierten, doppelblinden, kontrollierten, multizentrischen Studie betrug 24 Wochen, die Studienmedikation bestand aus einmal täglich 240 mg Ginkgobiloba-Spe- zialextrakt EGb 761® oder Placebo. Primäre Studienendpunkte waren die Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Verhal- betreuenden Angehörigen (NPI Distress Score), die Lebensqualität (DEMQOL) und die Wortflüssigkeit. Klare Überlegenheit auf der ganzen Linie Die Ergebnisse nach 24 Wochen: Mit Ginkgobiloba-Spezialextrakt behandelte Patienten verbesserten sich sowohl kognitiv (SKT: -1,4 Punkte; s. Abb. 1) als auch seitens Gleichwertigkeit seitens der Wirksamkeit Kürzlich sind neue internationale Guidelines zur biologischen Behandlung der Alzheimer Demenz und anderer Demenzformen erschienen. Sie wurden von einer Arbeitsgruppe der World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) erarbeitet und sind insofern hochinteressant, als sie Ginkgobiloba-Spezialextrakt EGb 761® als gleichwertig mit Standardantidementiva einstufen. Die Autoren betonen einleitend, dass ihnen beim Verfassen der Guidelines die praktische Umsetzbarkeit der wissenschaftlich basierten Empfehlungen besonders am Herzen gelegen hat. Die Guidelines sind daher sehr übersichtlich und prägnant dargestellt, mit ausschliesslichem Fokus auf die medikamentöse Therapie. Die Kernbotschaft: «Die für die symptomatische Therapie der Alzheimer-Demenz verfügbaren Substanzen – Donepezil, Galantamin, Memantin, Ginkgo biloba Spezialextrakt und Rivastigmin – zeigen alle fünf mässige Effekte bei einem Teil der Patienten über einen begrenzten Zeitraum (Level B)». Die Autoren unterstreichen, dass bislang keine einzige Studie vorliegt, die die Überlegenheit von Cholinesterase-Hemmern gegenüber Memantin oder Ginkgo biloba beziehungsweise vice versa zeigt. Die verfügbare Datenlage spricht lediglich für Unterschiede bezüglich des Nebenwirkungsprofils. Ginkgo biloba Extrakt und Memantin weisen insgesamt weniger Nebenwirkungen auf als Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. Ralf Ihl, Lutz Fröhlich, Bengt Winblad, Lon Schneider, Alistair Burns, Hans-Jürgen Möller & WFSBP Task Force, Guidelines for the Biological Treatment of Alzheimer’s disease and other dementias, The World Journal of Biological Psychiatry, 2011; 12: 2–32 tensaufälligkeiten gegenüber dem Ausgangsbefund gemessen anhand des SKT-Gesamtscores bzw. des NPIWerts. Sekundäre Endpunkte waren die Alltagskompetenz (ADL-IS), der klinische Gesamteindruck (ADCS-CGIC), der Pflegestress der der Verhaltensstörungen (NPI: -3,2 Punkte; s. Abb. 2). Hingegen kam es in der Placebogruppe zu einer Verschlechterung der kognitiven Leistung (SKT: +0,3 Punkte), die Verhaltenstörungen blieben unverändert. Bezüglich des Unterschieds Abb. 2: Neuropsychiatrische Symptome laut NPI Abb. 1: Kognitive Funktion laut SKT-Gesamtscore EGb 761® -2,0 -4,0 * Veränderung zum Ausgangswert Veränderung zum Ausgangswert * = p < 0,001 -1,5 -1,0 -0,5 0 0,5 1,0 -5,0 * Placebo zwischen den beiden Behandlungsarmen entsprachen die Resultate einem signifikanten Unterschied zu Gunsten des GinkgobilobaSpezialextraktes (p < 0,001). Auch hinsichtlich aller sekundären Endpunkte schnitt Ginkgobiloba-Spezialextrakt signifikant besser ab als Placebo. Besonders unterstreichen die Autoren die signifikant verbesserte Lebensqualität der Patienten, ein Parameter, der in kontrollierten, randomisierten Demenz-Studien bisher nicht untersucht wurde. Ginkgobiloba-Spezialextrakt war in der angewendeten Dosierung sicher und gut verträglich. Die Nebenwirkungsraten zwischen Verum und Placebo unterschieden sich nicht. Wie lässt sich die gute Wirksamkeit von Ginkgobiloba-Spezialextrakt auf die kognitiven Fähigkeiten und neuropsychiatrischen Symptome bei Patienten mit unterschiedlichen Formen der Demenz erklären? Restlos aufgeklärt ist der Wirkmechanismus noch nicht. Aktuelle Daten weisen aber darauf hin, dass der Pflanzenextrakt als polyvalenter Radikalfänger fungiert und so die Mitochondrien, die Kraftwerke der menschlichen Zelle, vor schädlichen Stoffwechselprodukten schützt (Eckert A et al., 2003; Abdel-Kader R et al., 2007). Dadurch wird der oxidative Stress in den Nervenzellen reduziert, und die für die Gehirnleistung so wichtige ATP-Produktion sowie die Enzyme der Atmungskette werden moduliert. Zudem scheint Ginkgobiloba-Spezialextrakt die Viskosität des Blutes zu reduzieren und so die Mikrozirkulation zu fördern (Költringer P et al., 1995). Ausserdem wird die Bildung von synaptotoxischen Aβ-Oligomeren inhibiert (Wu Y et al., 2006) EGb 761® Placebo ** * = p < 0,05 ** = p < 0,001 -3,0 -2,0 * -1,0 0 1,0 12 Wochen n ADL-IS (The Alzheimer‘s Disease Activities of Daily Living International Scale): überprüft die Kompetenz des Patienten bezüglich verschiedener Alltagsfunktionen unter Berücksichtigung fremdanamnestischer Angaben n DEMQOL (Proxy Quality of Life Scale): erfasst die Lebensqualität von Patienten mit Demenz. und die Toxizität von Beta-Amyloid antagonisiert (Bastianetto S et al., 2000). Die klinische Wirksamkeit des Ginkgobiloba-Spezialextrakt bei Patienten mit Demenz konnte in etlichen Studien unter Beweis gestellt werden. Dabei kristallisierte sich immer klarer ein besonderer Nutzen für Patienten mit Verhaltensstörungen heraus. Von entscheidendem Vorteil gegenüber herkömmlichen Antidementiva ist die hervorragende Verträglichkeit und Anwendungssicherheit des standardisierten Pflanzenextraktes, der somit auch für die Langzeitbehandlung von Patienten mit Komorbiditäten sehr gut geeignet ist. Vor allem gibt es keinerlei Hinweise, dass der standardisierte Extrakt EGb 761® zu einer Erhöhung der Blutungsneigung oder Störung der Plättchenfunktion führt (Bal dit Sollier C et al., 2003; Köhler S et al., 2004; Halil M et al., 2005). Daten belegen eindeutig, dass es keine nachweisbaren Interaktionen zwischen EGb 761® und Thrombozytenfunktionshemmern sowie Vitamin-K-Antagonisten gibt (Jiang X et al., 2005; Wolf HRD, 2006; Gardener CD et al., 1984). 24 Wochen 2,0 Veränderung im SKT-Gesamtscore nach 24 Wochen (n = 410). Die mit Gingko biloba behandelten Patienten schnitten kognitiv signifikant besser ab. n NPI-Distress-Score: erfasst das Ausmass der Belastung der Pflegepersonen *Tebokan® 12 Wochen 24 Wochen n ADCS-CGIC (The Alzheimer’s Disease Cooperative Study Clinical Global Impression of Change): eine umfassende globale Bewertung des Patienten durch den Arzt unter Einbeziehung der Angaben der Betreuungsperson. Die mit Gingko biloba behandelten Patienten schnitten bei den Verhaltensstörungen signifikant besser ab (NPI-Gesamtscore nach 24 Wochen; n = 410). Ihl R. et al., Efficacy and Safety of a once-daily formulation of Ginkgo biloba extract Egb 761® in dementia with neuropsychiatric features: a randomized controlled trial, Int J Geriatr Psychiatry 2010, [Epub ahead of print] Tebokan®120: Z: 1 FT enthält: 120mg Ginkgo-biloba-Extrakt (EGb 761®) (DEV 35-67:1), quantifiziert auf 26,4–32,4mg Flavonglycoside und 6,48-7.92 mg Terpenlactone (Ginkgolide, Bilobalid) Auszugsmittel: Aceton 60% m/m. A: Symptomatische Behandlung von Einbussen der mentalen Leistungsfähigkeit. Adjuvans bei ausgeschöpftem Gehtraining bei Claudicatio intermittens. Bei Vertigo und Tinnitus. D: Morgens und abends 1 FT. KI: Überempfindlichkeit gegen Ginkgo-biloba-Extrakte. UEW: Sehr selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen. I: Eine Wechselwirkung mit Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, kann nicht ausgeschlossen werden. P: 90 und 120 FT. V: B. VF: Schwabe Pharma AG, Küssnacht a. R. Weitere Informationen siehe Arzneimittel-Kompendium der Schweiz. IMPRESSUM | Idee und Konzeption: INTER MEDICAL, Grosspeterstrasse 23, Postfach, 4002 Basel · Information: Schwabe Pharma AG · Objektleitung: Dr. med. Christine Mücke · Redaktion: Dr. Anita Kreilhuber, Winfried Powollik Layout & Produktion: Patrik Brunner · © Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages · MT 25/2011