Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main I. Reale Außenwirtschaft und Handelspolitik 1. Das Ricardo-Modell der komperativen Kosten Smith konnte erklären, warum Länder Handel treiben, die bei einzelnen Produkten absolute Kostenvorteile haben. David Ricardo widmet sich der Frage, warum Länder Handel treiben, in denen ein land bei allen Produkten absolute Kostenvorteile hat. Annahmen: - Konstante Nachfrage: Alles wird abgesetzt - Ein-Faktor-Welt: Es existiert nur der Produktionsfaktor Arbeit - Unterschiede zwischen den Ländern bestehen in der Arbeitsproduktivität - Vollständige Konkurrenz auf der Anbeiterseite, Gewinne = 0 Beispiel zweier Länder: England und Portugal Produktionsmöglichkeiten der beiden Länder (Maximalwerte, wenn nur eines von beiden produziert wird): England Portugal Einheiten Wein 50 100 Einheiten Tuch 100 120 => Portugal kann von beiden mehr produzieren, allerdings ist der Nachteil von England bei Tuch geringer 1. Autarkiezustand Beide Länder müssen sich auf ihrer PMK bewegen: WE = 50 – 0,5 T ó TE = 100 – 2W WP = 100 – 0,83 T ó TP = 120 – 1,2 W Weinpreise ausgedrückt in Tuch: England W = 2 W/T Portugal W = 1,2 W/T 2. Aufnahme von Handel Preis auf Weltmarkt wird sich zwischen beiden Einfinden, z.B. W = 1,5 W/T ð Neue PMK für beide, die jeweils an den Extrempunkten ansetzt: England: Produziert nur Tuch TE = 100 – 1,5 W ó WE = 66,7 – 0,67 T Portugal: Produziert nur noch Wein: WP = 100 – 0,67 T ó TP = 150 – 1,5 W Empirie: Modell kaum nachvollziehbar, da - sehr viele Vereinfachungen (2 Güter, 2 Länder, 1 Produktionsfaktor) - Autarkiezustand als Vergleich fast nirgends vorhanden MacDougall-Test (1951): England vs. Amerika: Anteil auf Weltmarkt bei unterschiedlichen Produktivitäten und doppelt so hohem Lohnniveau in Amerika wie in England: Ergebnis: Anteil von Amerika war dann stärker, wenn Produktivität mehr als doppelt so hoch wie in England war. 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 1 von 1 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 2. Das Heckscher-Ohlin-Modell Annahmen: - 2 Länder, 2 Güter, 2 Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) - Produkte unterscheiden sich in Arbeits- und Kapitalintensität, eines ist Kapital-, das andere Arbeitsintensiver - Produktionsfaktoren sind auf K’ und L’ begrenzt - Unterschiedliche Faktorausstattung der beiden Länder - Ähnliche bzw. identische Technologie in beiden Ländern - Faktoren sind mobil und können kostenlos zwischen den Faktoren hin- und herbewegt werden - Konstante Skalenerträge Produktionskosten: C = wL + rK Isokostenkurve bei gegebenen Budget: K = C/r – (w/r)L Optimale Produktion des einzelnen Gutes ist im Tangentialpunkt der Indifferenzkurven mit der Isokostenkurve In diesem Punkt gilt: GPK/GPL = w/r Optimum in der Volkswirtschaft: Edgeworthbox der beiden Sektoren: Tangentialpunkte der PMKs ergeben die Transformationskurve der beiden Güter. Im Fall von Außenhandel können die Indifferenzkurven und Transformationskurven der beiden Länder aggregiert werden. Es entsteht ein neues Produktionsgleichgewicht und ein neues Preisverhältnis. Ergebnisse: 1. Rybczynski-Theorem: Bei steigendem Angebot eines Faktors wird verstärkt das Gut produziert, das diesen Faktor am stärksten in Anspruch nimmt. 2. Stolper-Samuelson-Theorem: Steigt der Preis eines Gutes, steigt auch der Preis für den Faktor, der zur Herstellung dieses Gutes reichlich benötigt wird. 3. Faktorpreisausgleichs-Theorem: Außenhandel im HOM haben einen Ausgleich der relativen Preise in beiden Ländern zur Folge. Nicht nur die Güterpreise, sondern auch die Preise der Produktionsfaktoren zwischen den beiden Ländern gleichen sich an. Kritik: - Annahme der vollständigen Mobilität der Produktionsfaktoren - Keine Transportkosten und Handelshemmnisse - Konstante Skalenerträge Empirie: Leontief-Pradoxon USA als kapitalreiches Land müssten vor allem Kapitalintensive Güter exportieren. Befund: es werden in erster Linie arbeitsintensive Güter exportiert. Erklärungsansatz: Unterschiedliche Technologien: Weitaus höhere Arbeitsproduktivität in USA als in anderen Ländern. 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 2 von 2 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 3. New Theory of Trade und internationale Fatormobilität Probleme der klassischen Theorie des Außenhandels: - Größter teil des Welthandels wird zwischen ähnlichen Ländern abgewickelt - Großer Teil besteht aus ähnlichen Gütern A. Neue Sicht des Außenhandels Betrachtung von - komperativen Vorteilen - Economies of Scale o Intern: Hängen von Unternehmensgröße ab o Extern: Hängen von Größe des Industriezweigs ab ð Abrücken von der Annahme der vollständigen Konkurrenz ð Betrachtung von Monopolen und Oligopolen Verhalten des Monopolisten: Nachfrage: Q = a – bP ó P = (a/b) – (1/b)*Q Erlös: E = P*Q = [(a/b) – (1/b)*Q]*Q = (a/b)*Q – (1/b)*Q² GE = a/b – (2/b)*Q Einsetzen von P = (a/b) – (1/b)*Q => GE = P – Q/b Grenzerlös = Grenzkosten GE = P – Q/b GK = k ð P = Q/b + k ð höherer Preis (hängt von der Preiselastizität der Nachfrage b ab) ð niedrigere Menge als bei vollständiger Konkurrenz ð Unternehmen erwirtschaftet Monopolgewinne Verhalten in der Monopolistischen Konkurrenz: Reine Monopole sind relativ selten, häufig findet man Oligopole vor. - Firmen stellen differenzierte Produkte her, die Substitute zueinander sind - Nachfrage nach Produkten hängt von der Anzahl und dem Preis ähnlicher Produkte ab Annahmen: - Firmen setzen alle den gleichen Preis und - Mengen teilen sich paritätisch auf Formale Ergebnisse: P = DK = k + 1/bn > k ð je größer die Anzahl der Firmen, desto höher der Preis Ergebnisse: 1. Interindustrieller Handel: Austausch von unterschiedlichen Gütern zwischen Ländern, die unterschiedliche komperative Vorteile besitzen (Industrie –vs. Entwicklungsländer) 2. Intraindustrieller Handel: Austausch von ähnlichen Gütern, ist nicht mit komperativen Vorteilen, sondern mit Economies of Scale und differenzierten Produkten zu erklären (kein Land ist in der Lage, jeden Produkt in allen Variationen herzustellen) Messung des Intraindustriellen Handels: Grubel-Lloyd-Index: IIT = 100 – [|X – M| / (X + M)] * 100 Hoher Intraindustrieller Handel (X = M): IIT = 100 Kein Intraindustrieller Handel (X = 0 oder M = 0): IIT = 0 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 3 von 3 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main B. Internationale Faktormobilitäten Betrachtung der grenzüberschreitenden Bewegungen der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital ( i.d.R. politisch stärker Eingeschränkt als Güterhandel) Wanderung des Faktors Arbeit: Verhältnis der Entlohnung des Faktors Arbeit Ost- vs. Westeuropa ca. 1:2 ð Anreize zur Wanderung von Ost nach West ð Anstieg des Arbeitsangebots und höhere Arbeitslosigkeit ð Dämpfung des Lohnzuwachses ð Verschiebung der Funktionalen Einkommensverteilung von Arbeit zu Kapital ð Insgesamt Wohlfahrtserhöhend, aber zu Lasten der AN Kapitalbewegungen: = Erwerb und Veräußerung von inländischen (ausländischen) Forderungen und Vermögensgegenständen durch Ausländer (Inländer) => Verändern den Bestand der Forderungen und Verbindlichkeiten eines Landes gegenüber dem anderen Handel vs. Kapitalverkehr: Beim Handel werden Güter in ein anderes Land überführt, beim Kapitalverkehr verbleiben sie im Herkunftsland Krugman-Obstfeld: Internationale Kreditgeschäfte als intertemporaler Handel ð Realzins verknüpft Gegenwart und Zukunft ð Beispiel eines zweiperiodigen, intertemporalen Handelsmodells mit In- und Ausland i. Konsumenten beider Länder wählen höchstmögliche Indifferenzkurve ii. Sind durch intertemporale Budgetbeschränkungen eingeschränkt 1. Q – N = (1 + r ) (Nz – Qz) 2. für Ausland entsprechend gespiegelte Gleichung, wobei EXi = IMa vice versa Multinationale Firmen: - Zählen zu den Hauptakteuren der Globalisierungstendenzen - Haben in mehreren Ländern Produktionskapazitäten o Entstehung setzt Direktinvestitionen voraus § Realer Ressourcentransfer in das Investitionsland - Motive der Direktinvestitionen: Unvollkommenheiten auf den Faktormärkten o Deutschland 1997 – 1999: Nettozufluss an Mitteln OLI-Pradigma: 3 Gründe für Direktinvestitionen im Ausland: 1. Ownership Advantage: unternehmensspezifische Wettbewerbsvorteile des investierenden Unternehmen (gegenüber anderen Produzenten im Ausland) 2. Locational Advantage: Komperative Vorteile des Auslandes gegenüber dem Inland oder Handelshemmnisse für externe Produkte auf dem Auslandsmarkt 3. Internalization Advantage: Verwertung der komperativen Vorteile bzw. der Wettbewerbsvorteile durch die Firma intern 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 4 von 4 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 4. Traditionelle Handelspolitik und Politische Ökonomie des Handels Tariffäre Handelshemmnisse: Der Zoll Unterscheidung: - spezifischer Zoll: Mengenbezogen - ad valorem oder Wertzoll: Umsatzbezogen (Vorteil: Inflationsunabhängig) Zweck: - Finanzzoll - Schutzzoll Zolleffekt in kleinem Land: Wohlfahrtsverlust (Flächen b + d) Zolleffekt in großem Land: - Erhöhung des inländischen Preises - Ausweitung der inländischen Produktion - Verringerung der Importe - Sinken des Weltmarktpreises - Sinken des inländischen Preises o Wohlfahrtsverlust b + d kann durch Preiseffekt auf Weltmarkt aufgefangen werden (der Teil des Zolls, der von ausländischen Produzenten über niedrigeren Preis gezahlt wird, ist größer als Effizienzverluste) - Verbesserung der Terms of Trade Schutzeffekt des Zolls: - im kleinen Land ist Nominalzoll = Effektivzoll, wenn er nur auf Endprodukt erhoben wird. - Zölle auf Vorprodukte können Schutzwirkung vermindern oder sogar negativ werden lassen (gilt auch für großes Land) Optimalzoll im großen Land: Optimum (Maximum des Absoluten Wertes, nicht des Betrages) zwischen negativen Allokationseffekt und TOT-Effekt 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 5 von 5 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Nichttariffäre Handelshemmnisse Importpolitik: - Importquoten und Kontingente: Gleicher Effekt wie Zoll im kleinen und im großen Land, jedoch ohne Zolleinnahmen. Kann jedoch (zum Teil) durch Lizenzeinnahmen kompensiert werden o Einziges wirkungsvolles Schutzmittel bei unelastischem Auslandsangebot - Subventionen: Stützung des einheimischen Angebots und Verdrängung der ausländischen Anbieter o Umverteilung von Steuerzahler zu einheimischen Unternehmern o Eindeutig negativer Wohlfahrtseffekt: im großen Land noch stärker als im kleinen - Freiwillige Exportbeschränkungen: Gleicher Effekt wie Importquote, jedoch ohne Staatseinnahmen, daher negativer Wohlfahrtseffekt Exportpolitik: - Exportsubventionen: Absatzpreis im Inland ist um die Subvention höher als im Ausland o Verschlechterung der TOT o Preisanstieg im Inland § Eindeutiger Wohlfahrtsverlust - Exportbeschränkungen o Exportsteuern und Exportzölle § Erhöhen Preis des Ausfuhrgutes § Rückgang des Exportes (evtl. bessere inländische Versorgung) § Großes Exportland: Erhöhung des Weltmarktpreises, Staatseinnahmen und Verbesserung der TOT o Exportkontingente § Verringerung der Ausfuhr § Großes Exportland: Erhöhung des Weltmarktpreises (im In- und Ausland), höhere Produzentenrente im Inland Argumente pro Freihandel: - Effizienzsteigerung (optimale Allokation) Ausnahme: Steigende Skalenerträge!! - Intensiverer Wettbewerb o stärkerer Innovationsdruck Argumente pro Protektionismus: - (kurzfristige) Beschäftigungssicherung - Sicherung der Versorgung (Unabhängigkeit vom Weltmarkt), insbesondere bei militärischen Gütern - Zölle als Einnahmequelle des Staates (spielt insbesondere in Entwicklungsländern ohne ausgebildetes Steuersystem eine wichtige Rolle) 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 6 von 6 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 5. Strategische Handelspolitik Brander und Spencer – Modell Annahmen: - Internationale Duopol - Mengenwettbewerb (Cournot) der Unternehmen - Anzahl der Unternehmen ist fix - Vollständige Konkurrenz der Nachfrager - Ausschließliche Betrachtung der Firmengewinne - Umverteilung für Wohlfahrt irrelevant Herleitung der Reaktionsfunktionen: - lineare Funktion vom Angebot des ausländischen Unternehmens mit der Steigung – ½ - Formel siehe Folien - Schnittpunkt stellt Nash-GG dar - Optimal für inländische Firma wäre Stacklenberg-GG - Ansatz des Rent-Shiftings: Verschiebung der inländischen Angebotsfunktion mittels Subventionen, optimaler Schnittpunkt mit ausländischer Angebotsfunktion im Stacklenberg-GG Brander und Spencer als Gefangenendilemma am Beispiel Flugzeugmarkt Boeing / Airbus Bauen Nicht Bauen Bauen -5 / -5 100 / 0 Nicht Bauen 0 / 100 0/0 Beide haben Anreiz zu bauen, aber wenn beide bauen, machen beide Verluste. Mit 25 Subventionen: Boeing / Airbus Bauen Nicht Bauen Bauen -5 / 20 100 / 0 Nicht Bauen 0 / 125 0/0 Für Airbus immer positiver Erfolg, daher Bau sicher. ð kein Anreiz für Boeing mehr, in den Markt einzusteigen. Bertrand-Modell von Eaton und Grossman - Im homogenen Duopol: keine Lösung, bei Kostengleichheit Angebot zu Grenzkosten und Aufteilung des Marktes, bei Ungleichheit entsteht Monopol. - Im herterogenen Duopol: Optimum S wird erreicht, indem durch eine Exportsteuer der Wettbewerbsdruck abgefedert wird und der Bertrandwettlauf abgebrochen wird. o Ausländisches Unternehmen stellt sich auf höheren Preis ein und profitiert davon o Gewinn des ausländischen Unternehmens steigt o Im Inland bietet das Unternehmen zu Grenzkosten plus Steuern an, Gewinn = 0, aber hohe Steuereinnahmen 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 7 von 7 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main II. Monetäre Außenwirtschaft und Währungsunion 1. Zahlungsbilanz und Wechselkurs Zahlungsbilanz Leistungsbilanz Außenhandel (Handelsbilanz) Dienstleistungen (Dienstleistungsbilanz) Erwerbs- und Vermögenseinkommen Laufende Übertragungen (unentgeltliche Leistungen und Transferzahlungen) Vermögensübertragungen (einmalige Zahlungen) Kapitalbilanz: Dient der Gegenbuchung Saldo der Direktinvestitionen: Verbucht Investitionen im Ausland Wertpapieranlagen (oder: Portfolioinvestitionen) Finanzderivate: Verbuchung von Währungsswaps Kreditverkehr und sonstige Anlagen Veränderung der Währungsreserven (Währungsgold, Devisen und SZRs) Stat. Abweichungen Wichtige Formeln: Y – (C + I + G) = Y – A = X – M = AB ( Ist der Außenbeitrag AB positiv, übersteigt die Produktion Y die Inlandsnachfrage A) S = I + AB (Ersparnis setzt sich zusammen aus den Investitionen und den Ausleihungen ans Ausland) Wechselkurs Mengennotierung: e = 0,95 $/€ Preisnotierung: w = 2 DM/$ Beziehung: e = 1/w Wechselkurse ergibt sich durch Gleichgewicht am Devisenmarkt. Auswirkungen einer Abwertung der Inlandswährung auf Absatzmengen: Export: Abwertung der Währung kann positive, Aufwertung negative Auswirkungen auf Exporte haben. Höhe der Auswirkung hängt von der Elastizität der Nachfrage ab. Vollständig elastische Nachfrage: Großer Effekt bei Abwertung, durch sinkenden Preis im Ausland wird mehr abgesetzt Vollständig unelastisch: keine Veränderung, Wechselkursänderung wird durch Preisänderung im Absatzland kompensiert Import: Abwertung der Währung kann negative, Aufwertung positive Auswirkungen auf Importe haben. Höhe der Auswirkung hängt von der Elastizität des Angebots ab. Vollständig elastisches Angebot: Großer Effekt bei Abwertung, durch steigenden Preis im Inland wird weniger aus dem Ausland abgesetzt Vollständig unelastisch: keine Veränderung, Wechselkursänderung wird durch Preisänderung im Inland kompensiert 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 8 von 8 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Auswirkungen einer Abwertung auf Leistungsbilanz: Fall 1 2 3 Elastizität >1 =1 <1 Exportwert Steigt Steigt Steigt Importwert sinkt Konstant Steigt 4 =0 Konstant Steigt Reaktion der LB Verbesserung Verbesserung Normal: steigt, Anormal: sinkt Sinkt Erweiterung durch Marshall-Lerner: Annahmen: - Unendlich große Angebotselastizität - Ausgeglichene Zahlungsbilanz Ergebnis: - Verbesserung der Leistungsbilanz bei einer Abwertung, wenn Summe der Preiselastizitäten der Export- und Importnachfrage > 1 ist. Empirie: - Phänomen tritt mit einem time-lag auf. - Kurzfristig schlägt sich Wechselkurs nur auf Preise nieder - Erst in der langen Frist ändert sich die Menge (J-Kurven-Effekt) Devisenmarkt: - geschwungener Verlauf des Devisenangebots: Hängt von den Importwünschen des Auslandes ab, für die die Unternehmen ihre ausländische Währung in Inländische Umtauschen. Bei einer Abwertung steigt das Angebot erst an, um ab einem betsimmten Punkt wieder zu fallen. Hier hat eine Abwertung einen gegenteiligen Effekt. - Nachfrage ist von ausländischen Güterangebot und Wechselkurs abhängig; Wenn Güterangebot konstant, ist es eine konstant fallende Funktion des Wechselkurses - Grafik siehe Breuss 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 9 von 9 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 2. Makroökonomik offener Volkswirtschaften und Stabilisierungspolitik Mundell – Flemming – Modell (Makroökonomik offener Volkswirtschaften) ó Entspricht um Devisenmarkt erweitertem IS/LM – Modell Annahmen: - kleines Land - Preisniveaus im In- und Ausland konstant - Betrachtung der drei Märkte: Geld-, Güter- und Devisenmarkt IS-Kurve: Gleichgewicht zwischen Einkommen Y und Zinssatz i auf dem Gütermarkt. Realeinkommen setzt sich aus Konsum C, Investition I, Staatsausgaben G und den Nettoexporten (X-M) zusammen. By the way: - Staatsausgabenmultiplikator und - Steuermultiplikator siehe Mankiw LM-Kurve: - Gleichgewicht zwischen Realeinkommen Y und Zinssatz auf dem Geldmarkt. - Geldangebot ist als Exogene von der Zentralbank gegeben - Geldnachfrage hängt von der Nachfrage nach Transaktionskasse (hängt von Y ab) und den Opportunitätskosten der Geldhaltung ( Zinssatz i) ab. Steigt Y, wird mehr Transaktionskasse benötigt, so dass Geld aus WP abgezogen wird und der Zinssatz steigt Binnenmarkt-Gleichgewicht: Der Schnittpunkt der IS- mit der LM-Kurve stellen das Binnenmarkt-Gleichgewicht dar. Z-Kurve: Die Z-Kurve stellt das GG zwischen Realeinkommen Y und dem Zinssatz auf dem Devisenmarkt dar. Ein Gleichgewicht kommt dann zustande, wenn die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist; d.h., dass entweder alle Teilbilanzen ausgeglichen sind oder sich Defizite und Überschüsse der Leistungs- und Kapitalbilanz ausgleichen. - Überschüsse in der LB müssen also mit Nettokapitalabflüssen und Defizite mit Zuflüssen kompensiert werden - Saldo der Kapitalbilanz erhöht sich mit steigendem Zinssatz, da Anlagen aus dem Ausland zufließen - Z-Kurve stellt also eine steigende Funktion vom Zinssatz dar - Grad der Steigung hängt von Mobilität des Kapitals ab Vollständiges Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn sich alle drei Kurven in einem Punkt schneiden. Da alle drei Kurven Einfluss aufeinander haben, gibt es so lange Verschiebungen, bis das GG erreicht ist. Stabilisierungspolitik (Anwendung des Mundell- Flemmings- Modell) ó Verfolgung der Ziele des „Magischen Vierecks“: - hohe Beschäftigung - stabiles Preisniveau - außenwirtschaftlichen Gleichgewicht - stetiges Wirtschaftswachstum 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 10 von 10 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Hierbei sind enge Dependenzen zwischen den Drei Teilmärkten zu beachten. Exemplarisch: - Geldbasis des Geldmarktes setzt sich zusammen aus Währungsreserven (Devisenmarkt) und Wertpapieren (haben Einfluss auf Gütermarkt) - Exportüberschüsse auf Kapitalmarkt hat Einfluss auf Devisenmarkt – GG - Etc. Einflussmöglichkeiten: - Fiskalpolitik: Staatsausgaben G und Steuern T - Geldpolitik: Änderung der Geldmenge - Währungspolitik: Änderung des Wechselkurses, An- und Verkauf von Devisen Annahme: Z-Kurve flacher als LM-Kurve Expansive Geldpolitik bei festen Wechselkursen - Erhöhung Geldmenge (Rechtsverschiebung LM-Kurve) - Zinssatz i sinkt, BIP steigt - Kapitalabfluss an das Ausland, Exporte unverändert - LB- und somit auch ZB- Defizit - Auf Dauer nicht haltbar, Geldbasis sinkt - Geldmarkt strebt zurück in Ursprungszustand (Linksverschiebung LM- -Kurve) Expansive Fiskalpolitik bei festem Wechselkurs: - Y wird durch Erhöhung von G erweitert (Rechtsverschiebung der IS-Kurve) - Als Binnen - GG ergibt sich ein höherer Zins i - Zufluss an ausländischen Anlagen ist größer als LB Defizit - Überschuss in ZB - Erhöhung der Geldbasis und somit der Geldmenge (Rechtsverschiebung der LM – Kurve) - Neues GG auf der ursprünglichen Z-Kurve - Höheres Y, höherer Zinssatz i Wechselkurspolitik (feste Wechselkurse): Abwertung des Wechselkurses - Exporte steigen, Importe sinken (Rechtsverschiebung der IS – Kurve) - BIP Y steigt, Zinssatz steigt - Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GG-Zins bei ausgeglichener ZB (Z nach rechts) - Geldbasis steigt, Geldmenge steigt (Rechtsverschiebung LM – Kurve) - Sinkender Zins, steigendes BIP Y 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 11 von 11 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Expansive Geldpolitik bei flexiblen Wechselkursen - Erhöhung der Geldmenge (Rechtsverschiebung LM – Kurve) - Zinssatz i steigt, BIP Y steigt - Kapitalabfluss an das Ausland, Exporte (vorerst) unverändert - Währung wird abgewertet - Exporte steigen, Importe sinken (Rechtsverschiebung IS Kurve) - Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GG-Zins bei ausgeglichener ZB (Z nach rechts [unten]) - Neues GG mit geringfügig höherem Zinssatz, stark gestiegenen BIP Expansive Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen: - Y wird durch Erhöhung von G erweitert (Rechtsverschiebung der IS-Kurve) - Als Binnen - GG ergibt sich ein höherer Zins i - Zufluss an ausländischen Anlagen ist größer als LB Defizit - Inländische Währung wird aufgewertet - Rückgang der Exporte und Erhöhung der Importe - IS-Kurve geht wieder zurück - Höheres Defizit in LB muss durch höheren Zins kompensiert werden, um ZB wieder auszugleichen (ZZKurve nach oben) - Neues GG auf der ursprünglichen LM-Kurve, bei höherem Y und höherem i, insgesamt aber schwächerer Effekt als bei festen Wechselkursen Zinssenkung im Ausland: 1. fixe Wechselkurse: a. Zum Ausgleich der ZB niedrigerer Zins benötigt (Z nach unten) b. Bei gleichen Zins steigt Geldbasis (Verschiebung LM – Kurve nach oben) c. Höheres BIP, neidrigerer Zins 2. flexible Wechselkurse: a. Z nach unten b. KB – Überschuss, Aufwertung der Währung c. Exporte sinken, Importe steigen d. Linksverschiebung IS – Kurve e. [Z wieder etwas nach oben] f. Niedrigerer Zins, höheres BIP 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 12 von 12 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Wachstum im Ausland: 1. fixe Wechselkurse: a. IS nach rechts b. Höherer Zins c. Zuflüsse, Geldbasis dehnt sich aus d. LM nach Rechts e. Höheres BIP, etwas höherer Zins 2. flexible Wechselkurse a. IS nach rechts b. Zinsanstieg c. Aufwertung der Währung (Exporte sinken, Importe steigen) d. IS nach links e. Kein Nettoeffekt Annahme: Z-Kurve steiler als LM – Kurve: Expansive Fiskalpolitik bei festem Wechselkurs: - Y wird durch Erhöhung von G erweitert (Rechtsverschiebung der IS-Kurve) - Als GG ergibt sich ein höherer Zins i - Zufluss an ausländischen Anlagen ist kleiner als LB Defizit - ZB - Defizit - Verringerung der Geldbasis und somit der Geldmenge (Linksverschiebung der LM – Kurve) - Neues GG auf der ursprünglichen Z-Kurve - Höheres Y, höherer Zinssatz i; Zinsanstieg höher als bei flacher Z – Kurve, Ausweitung von Y geringer Expansive Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen: - Y wird durch Erhöhung von G erweitert (Rechtsverschiebung der IS-Kurve) - Als GG ergibt sich ein höherer Zins i - Zufluss an ausländischen Anlagen ist geringer als LB - Defizit - Inländische Währung wird abgewertet (Verschiebung der Z-Kurve nach unten) - Rückgang der Importe und Erhöhung der Exporte - IS-Kurve weitet sich weiter nach außen (Rechtsverschiebung) - Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GGZins bei ausgeglichener ZB (Z nach rechts [unten]) - Neues GG auf der ursprünglichen LM-Kurve, bei höherem Y und höherem i, insgesamt weitaus stärkerer Effekt als bei festen Wechselkursen und/oder bei flacher Z -Kurve 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 13 von 13 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 3. Makroökonomische Interdependenzen Zur Simulation dienen Mehr-Länder- oder Weltmodelle, die i.d.R. af dem 2 – Länder – Mundell – Flemming – Modell basieren. 2 – Länder – Mundell – Flemming – Modell: Annahmen: - flexible Preise (Einbeziehung AD/AS- Modell) - flexible Wechselkurse - Erwartete Inflation = 0 Ausgangslage: - Zwei Länder mit identischer Größe - Für beide Länder gilt: o Saldo der KB, LB und Budgetsaldo = 0 o Wechselkurs und Verbraucherpreisindex = 1 Wirkungen im AD/AS-Modell: AS: Positiver Zusammenhang zwischen Y und P: Phillipskurven-Effekt Y steigt; AL sinkt, Löhne steigen, Stückkosten steigen, Preise steigen AD: Negativer Zusammenhang zwischen Y und P: Keynes-Effekt: Y steigt, Reales Geldangebot nimmt ab, Zinsen steigen, Investitionen sinken, Produktion sinkt Expansive Fiskalpolitik im Inland: Inland: - Verschiebung IS nach rechts - Höheres Y und höherer Zinssatz - Überschuss in KB - Aufwertung der Inlandswährung, da Effekt in KB überwiegt - Exporte sinken, Importe steigen (IS wieder etwas nach links) - Z nach links (oben) - AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu höheren Preisen - M/p sinkt: LM nach links - Gesamteffekt: o Steigendes BIP o Steigende Zinsen o Steigende Preise o Aufwertung der inländischen Währung 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 14 von 14 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Ausland: - Erhöhte Nachfrage, steigende Preise und aufgewerteter Wechselkurs im Inland sorgen für einen Nachfrageschub im Ausland (Rechtsverschiebung IS) - Kapitalbilanzdefizit muss ebenfalls mit höherem Zins korrigiert werden (Z nach oben) - AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu höheren Preisen - M/p sinkt: LM nach links - Gesamteffekt (unterscheidet sich nur bei Währung vom Inland): o Steigendes BIP o Steigende Zinsen o Steigende Preise o Abwertung der inländischen Währung Expansive Geldpolitik im Inland: Inland: - Erhöhung der Geldmenge (LM nach rechts) - Zinsen sinken - Starkes Defizit in KB - Abwertung der Inlandswährung - Exporte steigen, Importe sinken - Niedrigerer Zins zum Ausgleich ZB benötigt (Z nach unten) - AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu höheren Preisen - LM nach links - Gesamteffekt o Steigendes BIP (stärker als bei expansiver Fiskalpolitik) o sinkende Zinsen o Steigende Preise o Abwertung der inländischen Währung Ausland: - Sinkende LB-Saldo (IS nach links) - Überschuss in KB - Niedrigerer GG-Zins zum Ausgleich ZB (Z nach unten) - AD/AS: Sinkendes Y führt zu sinkenden Preisen - M/p steigt - LM nach links - Gesamteffekt: o sinkendes BIP o sinkende Zinsen o Sinkende Preise o Aufwertung der ausländischen Währung 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 15 von 15 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Weltmodelle: - Konstruktion hängt vor allem von den Verflechtungen mit dem Ausland und der Größe des Landes ab - Wichtige Modellteile sind die großen Volkswirtschaften und die engen Handelspartner - Unwichtigere Länder werden in der Regel zu Blöcken aggregiert und als solche Modelliert - Nach einer Studie des Brookings Institute kommen die meisten existierenden Modelle zu ähnlichen Ergebnissen. Die auch im MFM strittige Frage der Übertragungseffekt von expansiver Geldpolitik auf das Ausland spiegeln sich auch in den Weltmodellen wieder. Teilweise wird eine positive, teilweise negative Wirkung auf das BIP im Ausland vorhergesagt Modell der DBB: - Einzeln betrachtete Länder: o Deutschland (Inland) o Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, GB (wichtigste Handelspartner) o Kanada, Japan, USA (große VWs und wichtige Handelspartner) - Aggregate: o Sonstige EU – Länder o Sonstige OECD – Länder o Übrige Länder 4. Monetäre Zahlungsbilanz und Wechselkurstheorie und Überschießen des Wechselkurses Grundlage: Kaufkraftparitätentheorie (Law of one Price) Die Reale Kaufkraft des Geldes soll über die verschiedenen Währungen hinweg identisch sein. Der Wechselkurs muss Preisunterschiede in den Ländern ausgleichen. Für die realen Preise eines Gutes i soll gelten: Pi = w*Pi*, wobei Pi der Inlandspreis, w der Wechselkurs und Pi* der Auslandspreis ist. Theorie stammt von Cassels (nach 1. Weltkrieg), lässt sich aber in ihrer Grundidee bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Aus heutiger Sicht ist sie mit Arbitragemöglichkeiten zu rechtfertigen. Jedoch ist es eher Langfristig zu sehen, da kurzfristige Schwankungen nicht ausgeschlossen werden können. In der Praxis nur bei wenigen Gütern, z.B. Gold, immer gewährleistet. Bei anderen Gütern sind starke Abweichungen erkennbar („Hamburger-Standard“) des Economist). Grund dafür sind fehlende Handelbarkeit, Steuern, Zölle, etc. Anhand dieser Theorie kann man die Bewertung einer Währung überprüfen. Man nimmt ein Land als Standard und errechnet mit den Werten des Basislandes und dem Wechselkurses den entsprechenden Inlandspreis. Liegt der tatsächliche Preis über dem errechneten, ist die Währung überbewertet, liegt er darunter, ist sie unterbewertet. Ein Vernünftiger Vergleich lässt sich nur mit einem Güterbündel vornehmen, dass über die Länder hinweg verglichen werden kann. So ist: P = Summe (Pi*Qi) P* = Summe (Pi**Qi*) und P = w*P* oder: w = P/P*. 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 16 von 16 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Relative Kaufkraftparität: Pt/Pt-1 = (wt*Pt*)/(wt-1 * Pt-1*) Daraus ergibt sich die Wachstumsrate w% = P% - P*% = Pt/Pt-1 – Pt*/Pt-1* Der relative Wechselkurs soll sich im Idealfall an den relativen Preisveränderungen orientieren. Empirische Tests konnten in der kurzen Frist weder die absolute noch die relative KKP belegen. Die Balassa – Samuelson – Hypothese führt die Differenzen zum großen Teil auf Produktivitätsunterschiede bei Handelbaren Gütern zurück. Diese sorgen für unterschiedliche Einkommensverhältnissen und dadurch auch zu unterschiedlichen Preisniveaus. Monetäre Zahlungsbilanztheorie Laut diesem Modell werden Überschüsse und Defizite in der Zahlungsbilanz unmittelbar monetär wirksam: Kapitalabflüsse verringern den Geldumlauf, Zuflüsse erhöhen ihn. Annahmen: - Betrachtet wird der ZB-Saldo, nicht der der Teilbilanzen - Langfristige Analyse unter der Annahme der Vollbeschäftigung - Betrachtung einer kleinen, offenen Volkswirtschaft mit festen Wechselkursen, Preis und Zinsniveau werden durch Weltmarkt bestimmt - KKP ist erfüllt - Stabile Geldnachfragefunktion Unter diesen Annahmen Betrachtung des Geldmarktes: Ms = m * B = m * (ZB + H); Geldangebot ist gleich Kreditschöpfungsmultiplikator mal Geldbasis, die sich in eine Inlands(WP) und Auslandskomponente (Devisen) aufgliedert. Geldnachfrage hängt vom Preisniveau und vom Zinssatz ab: Md = P * Ya * 1/ib Setzt man beide gleich, erhält man: m * (ZB + H) = P * Ya * 1/ib Aufgelöst nach ZB: ZB = P * Ya * 1/(ib * m) – H = w* P* * Ya * 1/(i*b * m) – H (letzteres bei gegebenen KKP) Bei gegebenen i*, P* muss sich aus den Variablen w, H, m und Y ein Gleichgewicht ergeben, damit ZB = 0 ist. Gibt es einen Schock bei einer der Variablen, passen sich die anderen an, damit das GG langfristig wieder erreicht wird. Bsp: Erhöht sich der Wechselkurs (Linksverschiebung der LM – Kurve) und die anderen Variablen bleiben gleich, ist ZB > 0. So wird sich langfristig der Bestand an Währungsreserven erhöhen, was wiederum zu einer Erhöhung der Geldbasis und somit zu einer Rückverschiebung der LM – Kurve in ihren Ursprungszustand bewirkt. 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 17 von 17 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Monetäre Wechselkurstheorie Standardwerkzeug der Außenwirtschaftstheorie, basiert auf monetärer ZB – Theorie Grundannahmen: - Geldmarktgleichgewicht im In- und Ausland - Gültigkeit der KKP - Vollständige Substituierbarkeit von Inlands- und Auslandsfinanzen Als Ergebnis liefert diese Theorie 1. den Zusammenhang zwischen Geldangebot und Wechselkurs: Ist das Preisniveau im Ausland gegeben, und das inländische Geldangebot bestimmt die Inlandspreise, dann muss der Wechselkurs auch durch das Geldangebot bestimmt werden, um KKP aufrecht zu erhalten 2. den Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Zinssatz: Zinssatzdifferenzen zwischen In- und Ausland können nur durch ein Risikoprämie begründet sein. Die Differenz des Zinssatzes muss einer erwarteten Abwertung entsprechen. Überschießen der Wechselkurse: Dornbusch – Modell Annahmen: - flexible Wechselkurse (vollständige Finanzmärkte) - kurzfristig fixe Preise (kurzfristig unvollständige Gütermärkte) - Ansonsten Annahmen wie zuvor Grafik siehe Seminararbeit oder Breuss Beispiel: Ausdehnung der Geldmenge - Verschiebung der LM – Kurve nach oben bzw. links - Folge: niedrigerer Zinssatz, Preise unverändert, da starr - Starker Devisenabfluss (Abwertung der Währung) - Abwertung führt zu weiteren Risikoabschlägen (Verschiebung der KB-Linie nach rechts) - Überschießen der Wechselkurse (neues Kapitalmarkt-GG), Ungleichgewicht auf dem Gütermarkt (bleibt kurzfristig erhalten) - Langfristig: Niedriger Wechselkurs führt zu Exporten o Wechselkurs steigt wieder o Stärkere Nachfrage führt zu steigenden Preisen 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 18 von 18 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 5. Weltwährungsordnung Goldstandard: - Goldumlaufwährung: Vollwertiges Gold als Zahlungsmittel - Goldbarrenwährung: Im Umlauf befindliches Notengeld ist zu 100 % durch Goldvorräte gedeckt. Banknoten verbriefen Herausgabeanspruch - Teildeckungssystem o Fiduziärsystem: Notenbank hält Sockelbetrag an Gold, um auf Anfrage Banknoten zu 100 % einzutauschen. o Proportionalitätssystem: Geldumlauf ist zu einem best. teil Goldgedeckt (Dt. Reichsbank: 1/3) Folge: - Wechselkurse können sich nur eingeschränkt gegeneinander verschieben, da ansonsten Goldarbitrage möglich wird. - Automatischer Zahlungsbilanzausgleich: Steigt der inländische Wechselkurs aufgrund starker Nachfrage aus dem Ausland, wird Gold abgehoben und im Ausland verkauft. Dadurch sinkt die Geldbasis, die Preise steigen und die Nachfrage geht zurück. Zwischenkriegszeit: - Allgemeine Rückkehr zum Goldstandard - Zwischen 22 und 30 stieg die Geldmenge stärker als Goldreserven - Vertrauen in die Währungen ging verloren - Einzelne Länder versuchten, die Währungsreserven anderer Länder in Gold umzutauschen - Protektionswettlauf verstärk WWK 1929 - Abwertungswettläufe, Goldstandard wurde nach und nach aufgehoben. Nachkriegszeit: Bretton Woods (IMF) - Gold und US-Dollar zur Deckung der nationalen Währungen US-Dollar wiederum Goldgedeckt Landeswährungen wurden nur noch in USD gelistet Schwankungsbreiten +- 1 % Zur Deckung von ZB- Problemen können beim IMF Ziehungsrechten als Kredite aufgenommen werden. Auch diese sind Gold bzw. USD-Gedeckt Endet 1971, da USA Einlösungspflicht nicht halten können Nach und nach wird Bindung an USD aufgegeben Europa: Block-Floating +- 2,25 % gg. ECU SZR werden nicht mehr Dollar, sondern durch einen Währungskorb gedeckt Mit Plaza-Louvre wird ein Zielzonen-System zwischen USD und Yen sowie zwischen USD und DM geschaffen. Nötige Interventionen werden koordiniert Symmetrisches Halten ausländischer Währungsreserven 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 19 von 19 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main EWS: - Gründung 1979 - ECU-Korb wird mit zunächst 9 Währungen erstellt - Festlegung bilateraler Leitkurse - Bandbreiten +- 2.25 % - Auf- bzw. Abwertungen im gegenseitigen Einvernehmen zulässig - Währungsreserven sollen beim Europäischen Fond für Währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) gehalten werden. - Kreditaufnahme beim EFWZ begrenzt möglich - 1992/1993: 1. und 2. Krise. Reaktion: Verbreiterung der Bandbreiten Funktion des ECU: - Bezugsgröße für Wechselkurssystem - Divergenzindikator: Konsultationen bei erreichen von 75 % des erlaubten Spielraumes - ZV der Notenbanken untereinander und mit dem Fonds für Währungspolitische Zusammenarbeit - Reservemittel der nat. Notenbanken - Recheneinheit im EU- Haushalt, des EWS und der europ. Investitionsbank 6. Wirtschafts- und Währungsunion Werner-Plan - Sah erstmals eine WWU vor - Ziele: o Aufhebung von Wettbewerbsverzerrungen o Verhinderung von strukturellen und regionalen Ungleichgewichten o Schaffung eines eigenständigen Währungsraumes § Fixierung der Wechselkurse § Gemeinschaftliche Zentralbank o Umsetzung stagnierte in 70ern aufgrund Uneinigkeit der Mitglieder o Erfolg: Errichtung der EWS EWS (europäisches Währungssystem) - System mit eigener Verrechnungswährung ECU o Korbwährung o Basis für Wechselkursfixierung +- 2,25 % o DM als Ankerwährung - Nach Währungsproblemen in F wurde Schwankungsbreite auf +- 15 % gelockert o Fast flexible Wechselkurse 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 20 von 20 Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main Dolores-Plan - Dreistufiges Projekt zur Verwirklichung der WWU o Liberalisierung Kapitalverkehr § Vollendung Binnenmarkt § Koordinierung Wirtschaftspolitik § Schaffung rechtlicher Grundlage für EU • Vertrag von Maastricht o Gründung eines Europäischen Zentralbankensystems § Erarbeitung von Konvergenzkriterien § Vorbereitung des ESZB und der EZB § Schaffung des EWI als Vorläufer de EZB § Vertrag von Amsterdam • Gesunde öffentliche Finanzlage • Sanktionen bei Überschreiten des Staatsdefizits o Einheitswährung mit eigenständiger Zentralbank, die die Geldpoitik steuert § A (Mai 1998): Teilnahme von 11 Ländern • Schaffung der ESZB und EZB § B (01.01.1999): Fixierung der Umrechnungskurse • Einführung des Euro als Buchgeld • Umstellung der Geld- und Devisenmärkte sowie der Börsen und Clearingsysteme • EZB übernimmt alleinige Verantwortung der Geldpolitik § C (0101.2002): Bargeldeinführung • Spätestens im Juli 2002 verlieren nationale Währungen ihren Status als gesetzliches Zahlungsmittel Kovergenzkriterien: Zweck: - Anpassungsdruck - Auswahl- bzw. Ausschlussfunktion - Sanktionierung von Fehlverhalten Kriterien: 1. Inflationsbegrenzung - maximal 1,5 % über dem Durchschnitt der besten 3 Länder 2. Defizit und Schulden - Staatsverschuldung maximal 60 % des BIP - Haushaltsdefizit maximal 3 % des BIP 3. Wechselkurs - Bandbreiten mussten die letzten 2 Jahre vor Einführung ohne Abwertung gehalten werden 4. Zinskriterium - Inlandszins nicht mehr als 2 % über dem Mittel der niedrigsten 3 Begründung der Kriterien: Laut Dormar ist der grenzwert der Staatsverschuldung langfristig: S = d /g Wobei d die Defizitquote und g die nominelle Wachstumsrate ist. Um die werte 3 % Defizit und 60 % Schulden zu rechtfertigen, bedarf es eines nominellen Wachstums von 5 %. 18.03.02 Sascha Tünker Seite 21 von 21 FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“ Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn Lehrstuhl für öffentliche Finanzen Johann Wolfgang von Goethe – Universität Frankfurt am Main 7. Internationale Politikkoordination Gründe für Koordination: - wachsende Interdependenzen o starke Handels –und Finanzverflechtungen o Spill-Over-Effekte der Wirtschaftspolitik o Externalitäten, z.B. Umweltschäden o Bekämpfung von Protektionismus (Zölle, Abwertungskämpfe) Hist. Entwicklung: 1944 Bretton Woods (Gold- und Devisenstandard) 1978 G7- Kooperation gegen Ölkartelle 1985 Gemeinsame Dollarstützung durch Plaza-Accord 1987 Reduzierung der außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte im Louvre-Accord 1998 Gemeinschaftliches Hilfspaket gegen Asienkrise seit 50 Jahren: GATT-Runden 1993 Gründung der WTO Arten der Koordination: - langfristige Verträge o gemeinsame Ziele im Hintergrund o Bsp: Bretton Woods, GATT - Ad hoc Koordination o Kurzfristige Reaktion auf Schocks o Bsp: Bonner Gipfel 1978, Louvre-Accord 1987 Koordinationsformen : - (reiner) Informationsaustausch - Ad-Hoc Entscheidungen - Abstimmung gemeinsamer Ziele - Mittelfristige Zielsetzung mit Kontrolle - Teilkooperation in bestimmten Zielgebieten - Vollkooperation in Politikbereichen Vorteile: - wohlfahrtssteigernd - Eindämmung des Protektionismus - Nebeneffekt: Bessere Verständigung Nachteile: - Vorteile schwer messbar - Unterschiedliche Intentionen können zu schlechten Kompromissen führen - Mittel und Maßnahmen oft nicht eindeutig - Hohes Fehlentscheidungsrisiko - Kosten der Koordination 18.03.02 Sascha Tünker FB 02 Wirtschaftswissenschaften Seite 22 von 22