Seminarzusammenfassung - Wiwi Uni-Frankfurt - Goethe

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Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“
Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
Lehrstuhl für öffentliche Finanzen
Johann Wolfgang von Goethe – Universität
Frankfurt am Main
I.
Reale Außenwirtschaft und Handelspolitik
1. Das Ricardo-Modell der komperativen Kosten
Smith konnte erklären, warum Länder Handel treiben, die bei einzelnen Produkten absolute
Kostenvorteile haben. David Ricardo widmet sich der Frage, warum Länder Handel treiben,
in denen ein land bei allen Produkten absolute Kostenvorteile hat.
Annahmen:
- Konstante Nachfrage: Alles wird abgesetzt
- Ein-Faktor-Welt: Es existiert nur der Produktionsfaktor Arbeit
- Unterschiede zwischen den Ländern bestehen in der Arbeitsproduktivität
- Vollständige Konkurrenz auf der Anbeiterseite, Gewinne = 0
Beispiel zweier Länder: England und Portugal
Produktionsmöglichkeiten der beiden Länder (Maximalwerte, wenn nur eines von beiden
produziert wird):
England Portugal
Einheiten Wein 50
100
Einheiten Tuch 100
120
=> Portugal kann von beiden mehr produzieren, allerdings ist der Nachteil von England bei
Tuch geringer
1. Autarkiezustand
Beide Länder müssen sich auf ihrer PMK bewegen:
WE = 50 – 0,5 T
ó
TE = 100 – 2W
WP = 100 – 0,83 T ó
TP = 120 – 1,2 W
Weinpreise ausgedrückt in Tuch:
England
W = 2 W/T
Portugal
W = 1,2 W/T
2. Aufnahme von Handel
Preis auf Weltmarkt wird sich zwischen beiden Einfinden, z.B. W = 1,5 W/T
ð Neue PMK für beide, die jeweils an den Extrempunkten ansetzt:
England: Produziert nur Tuch
TE = 100 – 1,5 W
ó
WE = 66,7 – 0,67 T
Portugal: Produziert nur noch Wein:
WP = 100 – 0,67 T ó
TP = 150 – 1,5 W
Empirie:
Modell kaum nachvollziehbar, da
- sehr viele Vereinfachungen (2 Güter, 2 Länder, 1 Produktionsfaktor)
- Autarkiezustand als Vergleich fast nirgends vorhanden
MacDougall-Test (1951):
England vs. Amerika: Anteil auf Weltmarkt bei unterschiedlichen Produktivitäten und doppelt
so hohem Lohnniveau in Amerika wie in England:
Ergebnis: Anteil von Amerika war dann stärker, wenn Produktivität mehr als doppelt so hoch
wie in England war.
18.03.02
Sascha Tünker
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2. Das Heckscher-Ohlin-Modell
Annahmen:
- 2 Länder, 2 Güter, 2 Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital)
- Produkte unterscheiden sich in Arbeits- und Kapitalintensität, eines ist Kapital-, das
andere Arbeitsintensiver
- Produktionsfaktoren sind auf K’ und L’ begrenzt
- Unterschiedliche Faktorausstattung der beiden Länder
- Ähnliche bzw. identische Technologie in beiden Ländern
- Faktoren sind mobil und können kostenlos zwischen den Faktoren hin- und herbewegt
werden
- Konstante Skalenerträge
Produktionskosten:
C = wL + rK
Isokostenkurve bei gegebenen Budget:
K = C/r – (w/r)L
Optimale Produktion des einzelnen Gutes ist im Tangentialpunkt der Indifferenzkurven mit
der Isokostenkurve
In diesem Punkt gilt: GPK/GPL = w/r
Optimum in der Volkswirtschaft: Edgeworthbox der beiden Sektoren: Tangentialpunkte der
PMKs ergeben die Transformationskurve der beiden Güter.
Im Fall von Außenhandel können die Indifferenzkurven und Transformationskurven der
beiden Länder aggregiert werden. Es entsteht ein neues Produktionsgleichgewicht und ein
neues Preisverhältnis.
Ergebnisse:
1. Rybczynski-Theorem: Bei steigendem Angebot eines Faktors wird verstärkt das Gut
produziert, das diesen Faktor am stärksten in Anspruch nimmt.
2. Stolper-Samuelson-Theorem: Steigt der Preis eines Gutes, steigt auch der Preis für den
Faktor, der zur Herstellung dieses Gutes reichlich benötigt wird.
3. Faktorpreisausgleichs-Theorem: Außenhandel im HOM haben einen Ausgleich der
relativen Preise in beiden Ländern zur Folge. Nicht nur die Güterpreise, sondern auch
die Preise der Produktionsfaktoren zwischen den beiden Ländern gleichen sich an.
Kritik:
- Annahme der vollständigen Mobilität der Produktionsfaktoren
- Keine Transportkosten und Handelshemmnisse
- Konstante Skalenerträge
Empirie: Leontief-Pradoxon
USA als kapitalreiches Land müssten vor allem Kapitalintensive Güter exportieren. Befund:
es werden in erster Linie arbeitsintensive Güter exportiert. Erklärungsansatz: Unterschiedliche
Technologien: Weitaus höhere Arbeitsproduktivität in USA als in anderen Ländern.
18.03.02
Sascha Tünker
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3. New Theory of Trade und internationale Fatormobilität
Probleme der klassischen Theorie des Außenhandels:
- Größter teil des Welthandels wird zwischen ähnlichen Ländern abgewickelt
- Großer Teil besteht aus ähnlichen Gütern
A. Neue Sicht des Außenhandels
Betrachtung von
- komperativen Vorteilen
- Economies of Scale
o Intern: Hängen von Unternehmensgröße ab
o Extern: Hängen von Größe des Industriezweigs ab
ð Abrücken von der Annahme der vollständigen Konkurrenz
ð Betrachtung von Monopolen und Oligopolen
Verhalten des Monopolisten:
Nachfrage: Q = a – bP ó P = (a/b) – (1/b)*Q
Erlös: E = P*Q = [(a/b) – (1/b)*Q]*Q = (a/b)*Q – (1/b)*Q²
GE = a/b – (2/b)*Q Einsetzen von P = (a/b) – (1/b)*Q => GE = P – Q/b
Grenzerlös = Grenzkosten
GE = P – Q/b
GK = k
ð P = Q/b + k
ð höherer Preis (hängt von der Preiselastizität der Nachfrage b ab)
ð niedrigere Menge als bei vollständiger Konkurrenz
ð Unternehmen erwirtschaftet Monopolgewinne
Verhalten in der Monopolistischen Konkurrenz:
Reine Monopole sind relativ selten, häufig findet man Oligopole vor.
- Firmen stellen differenzierte Produkte her, die Substitute zueinander sind
- Nachfrage nach Produkten hängt von der Anzahl und dem Preis ähnlicher Produkte ab
Annahmen:
- Firmen setzen alle den gleichen Preis und
- Mengen teilen sich paritätisch auf
Formale Ergebnisse:
P = DK = k + 1/bn > k
ð je größer die Anzahl der Firmen, desto höher der Preis
Ergebnisse:
1. Interindustrieller Handel: Austausch von unterschiedlichen Gütern zwischen Ländern,
die unterschiedliche komperative Vorteile besitzen (Industrie –vs.
Entwicklungsländer)
2. Intraindustrieller Handel: Austausch von ähnlichen Gütern, ist nicht mit komperativen
Vorteilen, sondern mit Economies of Scale und differenzierten Produkten zu erklären
(kein Land ist in der Lage, jeden Produkt in allen Variationen herzustellen)
Messung des Intraindustriellen Handels:
Grubel-Lloyd-Index: IIT = 100 – [|X – M| / (X + M)] * 100
Hoher Intraindustrieller Handel (X = M): IIT = 100
Kein Intraindustrieller Handel (X = 0 oder M = 0): IIT = 0
18.03.02
Sascha Tünker
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B. Internationale Faktormobilitäten
Betrachtung der grenzüberschreitenden Bewegungen der Produktionsfaktoren Arbeit und
Kapital ( i.d.R. politisch stärker Eingeschränkt als Güterhandel)
Wanderung des Faktors Arbeit:
Verhältnis der Entlohnung des Faktors Arbeit Ost- vs. Westeuropa ca. 1:2
ð Anreize zur Wanderung von Ost nach West
ð Anstieg des Arbeitsangebots und höhere Arbeitslosigkeit
ð Dämpfung des Lohnzuwachses
ð Verschiebung der Funktionalen Einkommensverteilung von Arbeit zu Kapital
ð Insgesamt Wohlfahrtserhöhend, aber zu Lasten der AN
Kapitalbewegungen:
= Erwerb und Veräußerung von inländischen (ausländischen) Forderungen und
Vermögensgegenständen durch Ausländer (Inländer)
=> Verändern den Bestand der Forderungen und Verbindlichkeiten eines Landes gegenüber
dem anderen
Handel vs. Kapitalverkehr:
Beim Handel werden Güter in ein anderes Land überführt, beim Kapitalverkehr verbleiben sie
im Herkunftsland
Krugman-Obstfeld:
Internationale Kreditgeschäfte als intertemporaler Handel
ð Realzins verknüpft Gegenwart und Zukunft
ð Beispiel eines zweiperiodigen, intertemporalen Handelsmodells mit In- und
Ausland
i. Konsumenten beider Länder wählen höchstmögliche Indifferenzkurve
ii. Sind durch intertemporale Budgetbeschränkungen eingeschränkt
1. Q – N = (1 + r ) (Nz – Qz)
2. für Ausland entsprechend gespiegelte Gleichung, wobei EXi =
IMa vice versa
Multinationale Firmen:
- Zählen zu den Hauptakteuren der Globalisierungstendenzen
- Haben in mehreren Ländern Produktionskapazitäten
o Entstehung setzt Direktinvestitionen voraus
§ Realer Ressourcentransfer in das Investitionsland
- Motive der Direktinvestitionen: Unvollkommenheiten auf den Faktormärkten
o Deutschland 1997 – 1999: Nettozufluss an Mitteln
OLI-Pradigma:
3 Gründe für Direktinvestitionen im Ausland:
1. Ownership Advantage: unternehmensspezifische Wettbewerbsvorteile des
investierenden Unternehmen (gegenüber anderen Produzenten im Ausland)
2. Locational Advantage: Komperative Vorteile des Auslandes gegenüber dem Inland
oder Handelshemmnisse für externe Produkte auf dem Auslandsmarkt
3. Internalization Advantage: Verwertung der komperativen Vorteile bzw. der
Wettbewerbsvorteile durch die Firma intern
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Sascha Tünker
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4. Traditionelle Handelspolitik und Politische Ökonomie des Handels
Tariffäre Handelshemmnisse: Der Zoll
Unterscheidung:
- spezifischer Zoll: Mengenbezogen
- ad valorem oder Wertzoll: Umsatzbezogen (Vorteil: Inflationsunabhängig)
Zweck:
- Finanzzoll
- Schutzzoll
Zolleffekt in kleinem Land: Wohlfahrtsverlust (Flächen b + d)
Zolleffekt in großem Land:
- Erhöhung des inländischen Preises
- Ausweitung der inländischen Produktion
- Verringerung der Importe
- Sinken des Weltmarktpreises
- Sinken des inländischen Preises
o Wohlfahrtsverlust b + d kann durch Preiseffekt auf Weltmarkt aufgefangen
werden (der Teil des Zolls, der von ausländischen Produzenten über
niedrigeren Preis gezahlt wird, ist größer als Effizienzverluste)
- Verbesserung der Terms of Trade
Schutzeffekt des Zolls:
- im kleinen Land ist Nominalzoll = Effektivzoll, wenn er nur auf Endprodukt erhoben
wird.
- Zölle auf Vorprodukte können Schutzwirkung vermindern oder sogar negativ werden
lassen (gilt auch für großes Land)
Optimalzoll im großen Land: Optimum (Maximum des Absoluten Wertes, nicht des Betrages)
zwischen negativen Allokationseffekt und TOT-Effekt
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Sascha Tünker
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Nichttariffäre Handelshemmnisse
Importpolitik:
- Importquoten und Kontingente: Gleicher Effekt wie Zoll im kleinen und im großen
Land, jedoch ohne Zolleinnahmen. Kann jedoch (zum Teil) durch Lizenzeinnahmen
kompensiert werden
o Einziges wirkungsvolles Schutzmittel bei unelastischem Auslandsangebot
- Subventionen: Stützung des einheimischen Angebots und Verdrängung der
ausländischen Anbieter
o Umverteilung von Steuerzahler zu einheimischen Unternehmern
o Eindeutig negativer Wohlfahrtseffekt: im großen Land noch stärker als im
kleinen
- Freiwillige Exportbeschränkungen: Gleicher Effekt wie Importquote, jedoch ohne
Staatseinnahmen, daher negativer Wohlfahrtseffekt
Exportpolitik:
- Exportsubventionen: Absatzpreis im Inland ist um die Subvention höher als im
Ausland
o Verschlechterung der TOT
o Preisanstieg im Inland
§ Eindeutiger Wohlfahrtsverlust
- Exportbeschränkungen
o Exportsteuern und Exportzölle
§ Erhöhen Preis des Ausfuhrgutes
§ Rückgang des Exportes (evtl. bessere inländische Versorgung)
§ Großes Exportland: Erhöhung des Weltmarktpreises, Staatseinnahmen
und Verbesserung der TOT
o Exportkontingente
§ Verringerung der Ausfuhr
§ Großes Exportland: Erhöhung des Weltmarktpreises (im In- und
Ausland), höhere Produzentenrente im Inland
Argumente pro Freihandel:
- Effizienzsteigerung (optimale Allokation) Ausnahme: Steigende Skalenerträge!!
- Intensiverer Wettbewerb
o stärkerer Innovationsdruck
Argumente pro Protektionismus:
- (kurzfristige) Beschäftigungssicherung
- Sicherung der Versorgung (Unabhängigkeit vom Weltmarkt), insbesondere bei
militärischen Gütern
- Zölle als Einnahmequelle des Staates (spielt insbesondere in Entwicklungsländern
ohne ausgebildetes Steuersystem eine wichtige Rolle)
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Sascha Tünker
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5. Strategische Handelspolitik
Brander und Spencer – Modell
Annahmen:
- Internationale Duopol
- Mengenwettbewerb (Cournot) der Unternehmen
- Anzahl der Unternehmen ist fix
- Vollständige Konkurrenz der Nachfrager
- Ausschließliche Betrachtung der Firmengewinne
- Umverteilung für Wohlfahrt irrelevant
Herleitung der Reaktionsfunktionen:
- lineare Funktion vom Angebot des ausländischen Unternehmens mit der Steigung – ½
- Formel siehe Folien
- Schnittpunkt stellt Nash-GG dar
- Optimal für inländische Firma wäre Stacklenberg-GG
- Ansatz des Rent-Shiftings: Verschiebung der inländischen Angebotsfunktion mittels
Subventionen, optimaler Schnittpunkt mit ausländischer Angebotsfunktion im
Stacklenberg-GG
Brander und Spencer als Gefangenendilemma am Beispiel Flugzeugmarkt
Boeing / Airbus
Bauen
Nicht Bauen
Bauen
-5 / -5
100 / 0
Nicht Bauen
0 / 100
0/0
Beide haben Anreiz zu bauen, aber wenn beide bauen, machen beide Verluste.
Mit 25 Subventionen:
Boeing / Airbus
Bauen
Nicht Bauen
Bauen
-5 / 20
100 / 0
Nicht Bauen
0 / 125
0/0
Für Airbus immer positiver Erfolg, daher Bau sicher.
ð kein Anreiz für Boeing mehr, in den Markt einzusteigen.
Bertrand-Modell von Eaton und Grossman
- Im homogenen Duopol: keine Lösung, bei Kostengleichheit Angebot zu Grenzkosten
und Aufteilung des Marktes, bei Ungleichheit entsteht Monopol.
- Im herterogenen Duopol: Optimum S wird erreicht, indem durch eine Exportsteuer der
Wettbewerbsdruck abgefedert wird und der Bertrandwettlauf abgebrochen wird.
o Ausländisches Unternehmen stellt sich auf höheren Preis ein und profitiert
davon
o Gewinn des ausländischen Unternehmens steigt
o Im Inland bietet das Unternehmen zu Grenzkosten plus Steuern an, Gewinn =
0, aber hohe Steuereinnahmen
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Sascha Tünker
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II.
Monetäre Außenwirtschaft und Währungsunion
1. Zahlungsbilanz und Wechselkurs
Zahlungsbilanz
Leistungsbilanz
Außenhandel (Handelsbilanz)
Dienstleistungen (Dienstleistungsbilanz)
Erwerbs- und Vermögenseinkommen
Laufende Übertragungen (unentgeltliche Leistungen und Transferzahlungen)
Vermögensübertragungen (einmalige Zahlungen)
Kapitalbilanz: Dient der Gegenbuchung
Saldo der Direktinvestitionen: Verbucht Investitionen im Ausland
Wertpapieranlagen (oder: Portfolioinvestitionen)
Finanzderivate: Verbuchung von Währungsswaps
Kreditverkehr und sonstige Anlagen
Veränderung der Währungsreserven (Währungsgold, Devisen und SZRs)
Stat. Abweichungen
Wichtige Formeln:
Y – (C + I + G) = Y – A = X – M = AB
( Ist der Außenbeitrag AB positiv, übersteigt die Produktion Y die Inlandsnachfrage A)
S = I + AB
(Ersparnis setzt sich zusammen aus den Investitionen und den Ausleihungen ans Ausland)
Wechselkurs
Mengennotierung: e = 0,95 $/€
Preisnotierung: w = 2 DM/$
Beziehung: e = 1/w
Wechselkurse ergibt sich durch Gleichgewicht am Devisenmarkt.
Auswirkungen einer Abwertung der Inlandswährung auf Absatzmengen:
Export:
Abwertung der Währung kann positive, Aufwertung negative Auswirkungen auf Exporte
haben. Höhe der Auswirkung hängt von der Elastizität der Nachfrage ab.
Vollständig elastische Nachfrage: Großer Effekt bei Abwertung, durch sinkenden Preis im
Ausland wird mehr abgesetzt
Vollständig unelastisch: keine Veränderung, Wechselkursänderung wird durch Preisänderung
im Absatzland kompensiert
Import:
Abwertung der Währung kann negative, Aufwertung positive Auswirkungen auf Importe
haben. Höhe der Auswirkung hängt von der Elastizität des Angebots ab.
Vollständig elastisches Angebot: Großer Effekt bei Abwertung, durch steigenden Preis im
Inland wird weniger aus dem Ausland abgesetzt
Vollständig unelastisch: keine Veränderung, Wechselkursänderung wird durch Preisänderung
im Inland kompensiert
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Sascha Tünker
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Auswirkungen einer Abwertung auf Leistungsbilanz:
Fall
1
2
3
Elastizität
>1
=1
<1
Exportwert
Steigt
Steigt
Steigt
Importwert
sinkt
Konstant
Steigt
4
=0
Konstant
Steigt
Reaktion der LB
Verbesserung
Verbesserung
Normal: steigt,
Anormal: sinkt
Sinkt
Erweiterung durch Marshall-Lerner:
Annahmen:
- Unendlich große Angebotselastizität
- Ausgeglichene Zahlungsbilanz
Ergebnis:
- Verbesserung der Leistungsbilanz bei einer Abwertung, wenn Summe der
Preiselastizitäten der Export- und Importnachfrage > 1 ist.
Empirie:
- Phänomen tritt mit einem time-lag auf.
- Kurzfristig schlägt sich Wechselkurs nur auf Preise nieder
- Erst in der langen Frist ändert sich die Menge (J-Kurven-Effekt)
Devisenmarkt:
- geschwungener Verlauf des Devisenangebots: Hängt von den Importwünschen des
Auslandes ab, für die die Unternehmen ihre ausländische Währung in Inländische
Umtauschen. Bei einer Abwertung steigt das Angebot erst an, um ab einem
betsimmten Punkt wieder zu fallen. Hier hat eine Abwertung einen gegenteiligen
Effekt.
- Nachfrage ist von ausländischen Güterangebot und Wechselkurs abhängig; Wenn
Güterangebot konstant, ist es eine konstant fallende Funktion des Wechselkurses
- Grafik siehe Breuss
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2. Makroökonomik offener Volkswirtschaften und Stabilisierungspolitik
Mundell – Flemming – Modell (Makroökonomik offener Volkswirtschaften)
ó Entspricht um Devisenmarkt erweitertem IS/LM – Modell
Annahmen:
- kleines Land
- Preisniveaus im In- und Ausland konstant
- Betrachtung der drei Märkte: Geld-, Güter- und Devisenmarkt
IS-Kurve: Gleichgewicht zwischen Einkommen Y und Zinssatz i auf dem Gütermarkt.
Realeinkommen setzt sich aus Konsum C, Investition I, Staatsausgaben G und den
Nettoexporten (X-M) zusammen.
By the way:
- Staatsausgabenmultiplikator und
- Steuermultiplikator siehe Mankiw
LM-Kurve:
- Gleichgewicht zwischen Realeinkommen Y und Zinssatz auf dem Geldmarkt.
- Geldangebot ist als Exogene von der Zentralbank gegeben
- Geldnachfrage hängt von der Nachfrage nach Transaktionskasse (hängt von Y ab) und
den Opportunitätskosten der Geldhaltung ( Zinssatz i) ab. Steigt Y, wird mehr
Transaktionskasse benötigt, so dass Geld aus WP abgezogen wird und der Zinssatz
steigt
Binnenmarkt-Gleichgewicht:
Der Schnittpunkt der IS- mit der LM-Kurve stellen das Binnenmarkt-Gleichgewicht dar.
Z-Kurve:
Die Z-Kurve stellt das GG zwischen Realeinkommen Y und dem Zinssatz auf dem
Devisenmarkt dar. Ein Gleichgewicht kommt dann zustande, wenn die Zahlungsbilanz
ausgeglichen ist; d.h., dass entweder alle Teilbilanzen ausgeglichen sind oder sich Defizite
und Überschüsse der Leistungs- und Kapitalbilanz ausgleichen.
- Überschüsse in der LB müssen also mit Nettokapitalabflüssen und Defizite mit
Zuflüssen kompensiert werden
- Saldo der Kapitalbilanz erhöht sich mit steigendem Zinssatz, da Anlagen aus dem
Ausland zufließen
- Z-Kurve stellt also eine steigende Funktion vom Zinssatz dar
- Grad der Steigung hängt von Mobilität des Kapitals ab
Vollständiges Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn sich alle drei Kurven in einem Punkt
schneiden. Da alle drei Kurven Einfluss aufeinander haben, gibt es so lange Verschiebungen,
bis das GG erreicht ist.
Stabilisierungspolitik (Anwendung des Mundell- Flemmings- Modell)
ó Verfolgung der Ziele des „Magischen Vierecks“:
- hohe Beschäftigung
- stabiles Preisniveau
- außenwirtschaftlichen Gleichgewicht
- stetiges Wirtschaftswachstum
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Hierbei sind enge Dependenzen zwischen den Drei Teilmärkten zu beachten.
Exemplarisch:
- Geldbasis des Geldmarktes setzt sich zusammen aus Währungsreserven
(Devisenmarkt) und Wertpapieren (haben Einfluss auf Gütermarkt)
- Exportüberschüsse auf Kapitalmarkt hat Einfluss auf Devisenmarkt – GG
- Etc.
Einflussmöglichkeiten:
- Fiskalpolitik: Staatsausgaben G und Steuern T
- Geldpolitik: Änderung der Geldmenge
- Währungspolitik: Änderung des Wechselkurses, An- und Verkauf von Devisen
Annahme: Z-Kurve flacher als LM-Kurve
Expansive Geldpolitik bei festen Wechselkursen
- Erhöhung Geldmenge (Rechtsverschiebung LM-Kurve)
- Zinssatz i sinkt, BIP steigt
- Kapitalabfluss an das Ausland, Exporte unverändert
- LB- und somit auch ZB- Defizit
- Auf Dauer nicht haltbar, Geldbasis sinkt
- Geldmarkt strebt zurück in Ursprungszustand
(Linksverschiebung LM- -Kurve)
Expansive Fiskalpolitik bei festem Wechselkurs:
- Y wird durch Erhöhung von G erweitert
(Rechtsverschiebung der IS-Kurve)
- Als Binnen - GG ergibt sich ein höherer Zins i
- Zufluss an ausländischen Anlagen ist größer als LB Defizit
- Überschuss in ZB
- Erhöhung der Geldbasis und somit der Geldmenge
(Rechtsverschiebung der LM – Kurve)
- Neues GG auf der ursprünglichen Z-Kurve
- Höheres Y, höherer Zinssatz i
Wechselkurspolitik (feste Wechselkurse): Abwertung des
Wechselkurses
- Exporte steigen, Importe sinken (Rechtsverschiebung der
IS – Kurve)
- BIP Y steigt, Zinssatz steigt
- Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GG-Zins bei
ausgeglichener ZB (Z nach rechts)
- Geldbasis steigt, Geldmenge steigt (Rechtsverschiebung
LM – Kurve)
- Sinkender Zins, steigendes BIP Y
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Expansive Geldpolitik bei flexiblen Wechselkursen
- Erhöhung der Geldmenge (Rechtsverschiebung LM –
Kurve)
- Zinssatz i steigt, BIP Y steigt
- Kapitalabfluss an das Ausland, Exporte (vorerst)
unverändert
- Währung wird abgewertet
- Exporte steigen, Importe sinken (Rechtsverschiebung IS Kurve)
- Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GG-Zins bei
ausgeglichener ZB (Z nach rechts [unten])
- Neues GG mit geringfügig höherem Zinssatz, stark
gestiegenen BIP
Expansive Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen:
- Y wird durch Erhöhung von G erweitert
(Rechtsverschiebung der IS-Kurve)
- Als Binnen - GG ergibt sich ein höherer Zins i
- Zufluss an ausländischen Anlagen ist größer als LB Defizit
- Inländische Währung wird aufgewertet
- Rückgang der Exporte und Erhöhung der Importe
- IS-Kurve geht wieder zurück
- Höheres Defizit in LB muss durch höheren Zins
kompensiert werden, um ZB wieder auszugleichen (ZZKurve nach oben)
- Neues GG auf der ursprünglichen LM-Kurve, bei höherem
Y und höherem i, insgesamt aber schwächerer Effekt als
bei festen Wechselkursen
Zinssenkung im Ausland:
1. fixe Wechselkurse:
a. Zum Ausgleich der ZB niedrigerer Zins benötigt (Z nach
unten)
b. Bei gleichen Zins steigt Geldbasis (Verschiebung LM –
Kurve nach oben)
c. Höheres BIP, neidrigerer Zins
2. flexible Wechselkurse:
a. Z nach unten
b. KB – Überschuss, Aufwertung der Währung
c. Exporte sinken, Importe steigen
d. Linksverschiebung IS – Kurve
e. [Z wieder etwas nach oben]
f. Niedrigerer Zins, höheres BIP
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Wachstum im Ausland:
1. fixe Wechselkurse:
a. IS nach rechts
b. Höherer Zins
c. Zuflüsse, Geldbasis dehnt sich aus
d. LM nach Rechts
e. Höheres BIP, etwas höherer Zins
2. flexible Wechselkurse
a. IS nach rechts
b. Zinsanstieg
c. Aufwertung der Währung (Exporte sinken,
Importe steigen)
d. IS nach links
e. Kein Nettoeffekt
Annahme: Z-Kurve steiler als LM – Kurve:
Expansive Fiskalpolitik bei festem Wechselkurs:
- Y wird durch Erhöhung von G erweitert
(Rechtsverschiebung der IS-Kurve)
- Als GG ergibt sich ein höherer Zins i
- Zufluss an ausländischen Anlagen ist kleiner als LB Defizit
- ZB - Defizit
- Verringerung der Geldbasis und somit der Geldmenge
(Linksverschiebung der LM – Kurve)
- Neues GG auf der ursprünglichen Z-Kurve
- Höheres Y, höherer Zinssatz i; Zinsanstieg höher als
bei flacher Z – Kurve, Ausweitung von Y geringer
Expansive Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen:
- Y wird durch Erhöhung von G erweitert
(Rechtsverschiebung der IS-Kurve)
- Als GG ergibt sich ein höherer Zins i
- Zufluss an ausländischen Anlagen ist geringer als LB
- Defizit
- Inländische Währung wird abgewertet (Verschiebung
der Z-Kurve nach unten)
- Rückgang der Importe und Erhöhung der Exporte
- IS-Kurve weitet sich weiter nach außen
(Rechtsverschiebung)
- Höherer LB-Saldo führt zu einem niedrigeren GGZins bei ausgeglichener ZB (Z nach rechts [unten])
- Neues GG auf der ursprünglichen LM-Kurve, bei
höherem Y und höherem i, insgesamt weitaus
stärkerer Effekt als bei festen Wechselkursen
und/oder bei flacher Z -Kurve
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3. Makroökonomische Interdependenzen
Zur Simulation dienen Mehr-Länder- oder Weltmodelle, die i.d.R. af dem 2 – Länder –
Mundell – Flemming – Modell basieren.
2 – Länder – Mundell – Flemming – Modell:
Annahmen:
- flexible Preise (Einbeziehung AD/AS- Modell)
- flexible Wechselkurse
- Erwartete Inflation = 0
Ausgangslage:
- Zwei Länder mit identischer Größe
- Für beide Länder gilt:
o Saldo der KB, LB und Budgetsaldo = 0
o Wechselkurs und Verbraucherpreisindex = 1
Wirkungen im AD/AS-Modell:
AS: Positiver Zusammenhang zwischen Y und P: Phillipskurven-Effekt
Y steigt; AL sinkt, Löhne steigen, Stückkosten steigen, Preise steigen
AD: Negativer Zusammenhang zwischen Y und P: Keynes-Effekt:
Y steigt, Reales Geldangebot nimmt ab, Zinsen steigen, Investitionen sinken, Produktion sinkt
Expansive Fiskalpolitik im Inland:
Inland:
- Verschiebung IS nach rechts
- Höheres Y und höherer Zinssatz
- Überschuss in KB
- Aufwertung der Inlandswährung, da Effekt in KB
überwiegt
- Exporte sinken, Importe steigen (IS wieder etwas
nach links)
- Z nach links (oben)
- AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu
höheren Preisen
- M/p sinkt: LM nach links
- Gesamteffekt:
o Steigendes BIP
o Steigende Zinsen
o Steigende Preise
o Aufwertung der inländischen Währung
18.03.02
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Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“
Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
Lehrstuhl für öffentliche Finanzen
Johann Wolfgang von Goethe – Universität
Frankfurt am Main
Ausland:
- Erhöhte Nachfrage, steigende Preise und
aufgewerteter Wechselkurs im Inland sorgen für
einen Nachfrageschub im Ausland
(Rechtsverschiebung IS)
- Kapitalbilanzdefizit muss ebenfalls mit höherem
Zins korrigiert werden (Z nach oben)
- AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu
höheren Preisen
- M/p sinkt: LM nach links
- Gesamteffekt (unterscheidet sich nur bei Währung
vom Inland):
o Steigendes BIP
o Steigende Zinsen
o Steigende Preise
o Abwertung der inländischen Währung
Expansive Geldpolitik im Inland:
Inland:
- Erhöhung der Geldmenge (LM nach rechts)
- Zinsen sinken
- Starkes Defizit in KB
- Abwertung der Inlandswährung
- Exporte steigen, Importe sinken
- Niedrigerer Zins zum Ausgleich ZB benötigt (Z
nach unten)
- AD/AS: höhere Nachfrage (AD/ Y) führt zu
höheren Preisen
- LM nach links
- Gesamteffekt
o Steigendes BIP (stärker als bei expansiver
Fiskalpolitik)
o sinkende Zinsen
o Steigende Preise
o Abwertung der inländischen Währung
Ausland:
- Sinkende LB-Saldo (IS nach links)
- Überschuss in KB
- Niedrigerer GG-Zins zum Ausgleich ZB (Z nach
unten)
- AD/AS: Sinkendes Y führt zu sinkenden Preisen
- M/p steigt
- LM nach links
- Gesamteffekt:
o sinkendes BIP
o sinkende Zinsen
o Sinkende Preise
o Aufwertung der ausländischen Währung
18.03.02
Sascha Tünker
FB 02 Wirtschaftswissenschaften
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Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“
Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
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Weltmodelle:
- Konstruktion hängt vor allem von den Verflechtungen mit dem Ausland und der
Größe des Landes ab
- Wichtige Modellteile sind die großen Volkswirtschaften und die engen Handelspartner
- Unwichtigere Länder werden in der Regel zu Blöcken aggregiert und als solche
Modelliert
- Nach einer Studie des Brookings Institute kommen die meisten existierenden Modelle
zu ähnlichen Ergebnissen. Die auch im MFM strittige Frage der Übertragungseffekt
von expansiver Geldpolitik auf das Ausland spiegeln sich auch in den Weltmodellen
wieder. Teilweise wird eine positive, teilweise negative Wirkung auf das BIP im
Ausland vorhergesagt
Modell der DBB:
- Einzeln betrachtete Länder:
o Deutschland (Inland)
o Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, GB (wichtigste Handelspartner)
o Kanada, Japan, USA (große VWs und wichtige Handelspartner)
- Aggregate:
o Sonstige EU – Länder
o Sonstige OECD – Länder
o Übrige Länder
4. Monetäre Zahlungsbilanz und Wechselkurstheorie und Überschießen des
Wechselkurses
Grundlage: Kaufkraftparitätentheorie (Law of one Price)
Die Reale Kaufkraft des Geldes soll über die verschiedenen Währungen hinweg identisch
sein. Der Wechselkurs muss Preisunterschiede in den Ländern ausgleichen.
Für die realen Preise eines Gutes i soll gelten: Pi = w*Pi*,
wobei Pi der Inlandspreis, w der Wechselkurs und Pi* der Auslandspreis ist.
Theorie stammt von Cassels (nach 1. Weltkrieg), lässt sich aber in ihrer Grundidee bis ins 16.
Jahrhundert zurückverfolgen. Aus heutiger Sicht ist sie mit Arbitragemöglichkeiten zu
rechtfertigen. Jedoch ist es eher Langfristig zu sehen, da kurzfristige Schwankungen nicht
ausgeschlossen werden können.
In der Praxis nur bei wenigen Gütern, z.B. Gold, immer gewährleistet. Bei anderen Gütern
sind starke Abweichungen erkennbar („Hamburger-Standard“) des Economist).
Grund dafür sind fehlende Handelbarkeit, Steuern, Zölle, etc.
Anhand dieser Theorie kann man die Bewertung einer Währung überprüfen. Man nimmt ein
Land als Standard und errechnet mit den Werten des Basislandes und dem Wechselkurses den
entsprechenden Inlandspreis. Liegt der tatsächliche Preis über dem errechneten, ist die
Währung überbewertet, liegt er darunter, ist sie unterbewertet.
Ein Vernünftiger Vergleich lässt sich nur mit einem Güterbündel vornehmen, dass über die
Länder hinweg verglichen werden kann. So ist:
P = Summe (Pi*Qi)
P* = Summe (Pi**Qi*) und
P = w*P* oder: w = P/P*.
18.03.02
Sascha Tünker
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Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“
Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
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Relative Kaufkraftparität:
Pt/Pt-1 = (wt*Pt*)/(wt-1 * Pt-1*)
Daraus ergibt sich die Wachstumsrate w% = P% - P*% = Pt/Pt-1 – Pt*/Pt-1*
Der relative Wechselkurs soll sich im Idealfall an den relativen Preisveränderungen
orientieren.
Empirische Tests konnten in der kurzen Frist weder die absolute noch die relative KKP
belegen.
Die Balassa – Samuelson – Hypothese führt die Differenzen zum großen Teil auf
Produktivitätsunterschiede bei Handelbaren Gütern zurück. Diese sorgen für unterschiedliche
Einkommensverhältnissen und dadurch auch zu unterschiedlichen Preisniveaus.
Monetäre Zahlungsbilanztheorie
Laut diesem Modell werden Überschüsse und Defizite in der Zahlungsbilanz unmittelbar
monetär wirksam: Kapitalabflüsse verringern den Geldumlauf, Zuflüsse erhöhen ihn.
Annahmen:
- Betrachtet wird der ZB-Saldo, nicht der der Teilbilanzen
- Langfristige Analyse unter der Annahme der Vollbeschäftigung
- Betrachtung einer kleinen, offenen Volkswirtschaft mit festen Wechselkursen, Preis
und Zinsniveau werden durch Weltmarkt bestimmt
- KKP ist erfüllt
- Stabile Geldnachfragefunktion
Unter diesen Annahmen Betrachtung des Geldmarktes:
Ms = m * B = m * (ZB + H);
Geldangebot ist gleich Kreditschöpfungsmultiplikator mal Geldbasis, die sich in eine Inlands(WP) und Auslandskomponente (Devisen) aufgliedert.
Geldnachfrage hängt vom Preisniveau und vom Zinssatz ab:
Md = P * Ya * 1/ib
Setzt man beide gleich, erhält man:
m * (ZB + H) = P * Ya * 1/ib
Aufgelöst nach ZB:
ZB = P * Ya * 1/(ib * m) – H = w* P* * Ya * 1/(i*b * m) – H (letzteres bei gegebenen KKP)
Bei gegebenen i*, P* muss sich aus den Variablen w, H, m und Y ein Gleichgewicht ergeben,
damit ZB = 0 ist.
Gibt es einen Schock bei einer der Variablen, passen sich die anderen an, damit das GG
langfristig wieder erreicht wird. Bsp:
Erhöht sich der Wechselkurs (Linksverschiebung der LM – Kurve) und die anderen Variablen
bleiben gleich, ist ZB > 0. So wird sich langfristig der Bestand an Währungsreserven erhöhen,
was wiederum zu einer Erhöhung der Geldbasis und somit zu einer Rückverschiebung der LM
– Kurve in ihren Ursprungszustand bewirkt.
18.03.02
Sascha Tünker
FB 02 Wirtschaftswissenschaften
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Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
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Monetäre Wechselkurstheorie
Standardwerkzeug der Außenwirtschaftstheorie, basiert auf monetärer ZB – Theorie
Grundannahmen:
- Geldmarktgleichgewicht im In- und Ausland
- Gültigkeit der KKP
- Vollständige Substituierbarkeit von Inlands- und Auslandsfinanzen
Als Ergebnis liefert diese Theorie
1. den Zusammenhang zwischen Geldangebot und Wechselkurs:
Ist das Preisniveau im Ausland gegeben, und das inländische Geldangebot bestimmt
die Inlandspreise, dann muss der Wechselkurs auch durch das Geldangebot bestimmt
werden, um KKP aufrecht zu erhalten
2. den Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Zinssatz:
Zinssatzdifferenzen zwischen In- und Ausland können nur durch ein Risikoprämie
begründet sein. Die Differenz des Zinssatzes muss einer erwarteten Abwertung
entsprechen.
Überschießen der Wechselkurse: Dornbusch – Modell
Annahmen:
- flexible Wechselkurse (vollständige Finanzmärkte)
- kurzfristig fixe Preise (kurzfristig unvollständige Gütermärkte)
- Ansonsten Annahmen wie zuvor
Grafik siehe Seminararbeit oder Breuss
Beispiel: Ausdehnung der Geldmenge
- Verschiebung der LM – Kurve nach oben bzw.
links
- Folge: niedrigerer Zinssatz, Preise unverändert, da
starr
- Starker Devisenabfluss (Abwertung der Währung)
- Abwertung führt zu weiteren Risikoabschlägen
(Verschiebung der KB-Linie nach rechts)
- Überschießen der Wechselkurse (neues
Kapitalmarkt-GG), Ungleichgewicht auf dem
Gütermarkt (bleibt kurzfristig erhalten)
- Langfristig: Niedriger Wechselkurs führt zu
Exporten
o Wechselkurs steigt wieder
o Stärkere Nachfrage führt zu steigenden
Preisen
18.03.02
Sascha Tünker
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Seminar „Außenwirtschaft und Europäische Integration“
Bei: Prof. Dr. Paul Bernd Spahn
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5. Weltwährungsordnung
Goldstandard:
- Goldumlaufwährung: Vollwertiges Gold als Zahlungsmittel
- Goldbarrenwährung: Im Umlauf befindliches Notengeld ist zu 100 % durch
Goldvorräte gedeckt. Banknoten verbriefen Herausgabeanspruch
- Teildeckungssystem
o Fiduziärsystem: Notenbank hält Sockelbetrag an Gold, um auf Anfrage
Banknoten zu 100 % einzutauschen.
o Proportionalitätssystem: Geldumlauf ist zu einem best. teil Goldgedeckt (Dt.
Reichsbank: 1/3)
Folge:
- Wechselkurse können sich nur eingeschränkt gegeneinander verschieben, da ansonsten
Goldarbitrage möglich wird.
- Automatischer Zahlungsbilanzausgleich: Steigt der inländische Wechselkurs aufgrund
starker Nachfrage aus dem Ausland, wird Gold abgehoben und im Ausland verkauft.
Dadurch sinkt die Geldbasis, die Preise steigen und die Nachfrage geht zurück.
Zwischenkriegszeit:
- Allgemeine Rückkehr zum Goldstandard
- Zwischen 22 und 30 stieg die Geldmenge stärker als Goldreserven
- Vertrauen in die Währungen ging verloren
- Einzelne Länder versuchten, die Währungsreserven anderer Länder in Gold
umzutauschen
- Protektionswettlauf verstärk WWK 1929
- Abwertungswettläufe, Goldstandard wurde nach und nach aufgehoben.
Nachkriegszeit: Bretton Woods (IMF)
-
Gold und US-Dollar zur Deckung der nationalen Währungen
US-Dollar wiederum Goldgedeckt
Landeswährungen wurden nur noch in USD gelistet
Schwankungsbreiten +- 1 %
Zur Deckung von ZB- Problemen können beim IMF Ziehungsrechten als Kredite
aufgenommen werden. Auch diese sind Gold bzw. USD-Gedeckt
Endet 1971, da USA Einlösungspflicht nicht halten können
Nach und nach wird Bindung an USD aufgegeben
Europa: Block-Floating +- 2,25 % gg. ECU
SZR werden nicht mehr Dollar, sondern durch einen Währungskorb gedeckt
Mit Plaza-Louvre wird ein Zielzonen-System zwischen USD und Yen sowie zwischen
USD und DM geschaffen.
Nötige Interventionen werden koordiniert
Symmetrisches Halten ausländischer Währungsreserven
18.03.02
Sascha Tünker
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EWS:
- Gründung 1979
- ECU-Korb wird mit zunächst 9 Währungen erstellt
- Festlegung bilateraler Leitkurse
- Bandbreiten +- 2.25 %
- Auf- bzw. Abwertungen im gegenseitigen Einvernehmen zulässig
- Währungsreserven sollen beim Europäischen Fond für Währungspolitische
Zusammenarbeit (EFWZ) gehalten werden.
- Kreditaufnahme beim EFWZ begrenzt möglich
- 1992/1993: 1. und 2. Krise. Reaktion: Verbreiterung der Bandbreiten
Funktion des ECU:
- Bezugsgröße für Wechselkurssystem
- Divergenzindikator: Konsultationen bei erreichen von 75 % des erlaubten Spielraumes
- ZV der Notenbanken untereinander und mit dem Fonds für Währungspolitische
Zusammenarbeit
- Reservemittel der nat. Notenbanken
- Recheneinheit im EU- Haushalt, des EWS und der europ. Investitionsbank
6. Wirtschafts- und Währungsunion
Werner-Plan
- Sah erstmals eine WWU vor
- Ziele:
o Aufhebung von Wettbewerbsverzerrungen
o Verhinderung von strukturellen und regionalen Ungleichgewichten
o Schaffung eines eigenständigen Währungsraumes
§ Fixierung der Wechselkurse
§ Gemeinschaftliche Zentralbank
o Umsetzung stagnierte in 70ern aufgrund Uneinigkeit der Mitglieder
o Erfolg: Errichtung der EWS
EWS (europäisches Währungssystem)
- System mit eigener Verrechnungswährung ECU
o Korbwährung
o Basis für Wechselkursfixierung +- 2,25 %
o DM als Ankerwährung
- Nach Währungsproblemen in F wurde Schwankungsbreite auf +- 15 % gelockert
o Fast flexible Wechselkurse
18.03.02
Sascha Tünker
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Dolores-Plan
- Dreistufiges Projekt zur Verwirklichung der WWU
o Liberalisierung Kapitalverkehr
§ Vollendung Binnenmarkt
§ Koordinierung Wirtschaftspolitik
§ Schaffung rechtlicher Grundlage für EU
• Vertrag von Maastricht
o Gründung eines Europäischen Zentralbankensystems
§ Erarbeitung von Konvergenzkriterien
§ Vorbereitung des ESZB und der EZB
§ Schaffung des EWI als Vorläufer de EZB
§ Vertrag von Amsterdam
• Gesunde öffentliche Finanzlage
• Sanktionen bei Überschreiten des Staatsdefizits
o Einheitswährung mit eigenständiger Zentralbank, die die Geldpoitik steuert
§ A (Mai 1998): Teilnahme von 11 Ländern
• Schaffung der ESZB und EZB
§ B (01.01.1999): Fixierung der Umrechnungskurse
• Einführung des Euro als Buchgeld
• Umstellung der Geld- und Devisenmärkte sowie der Börsen und
Clearingsysteme
• EZB übernimmt alleinige Verantwortung der Geldpolitik
§ C (0101.2002): Bargeldeinführung
• Spätestens im Juli 2002 verlieren nationale Währungen ihren
Status als gesetzliches Zahlungsmittel
Kovergenzkriterien:
Zweck:
- Anpassungsdruck
- Auswahl- bzw. Ausschlussfunktion
- Sanktionierung von Fehlverhalten
Kriterien:
1. Inflationsbegrenzung
- maximal 1,5 % über dem Durchschnitt der besten 3 Länder
2. Defizit und Schulden
- Staatsverschuldung maximal 60 % des BIP
- Haushaltsdefizit maximal 3 % des BIP
3. Wechselkurs
- Bandbreiten mussten die letzten 2 Jahre vor Einführung ohne Abwertung gehalten
werden
4. Zinskriterium
- Inlandszins nicht mehr als 2 % über dem Mittel der niedrigsten 3
Begründung der Kriterien:
Laut Dormar ist der grenzwert der Staatsverschuldung langfristig:
S = d /g
Wobei d die Defizitquote und g die nominelle Wachstumsrate ist.
Um die werte 3 % Defizit und 60 % Schulden zu rechtfertigen, bedarf es eines nominellen
Wachstums von 5 %.
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Sascha Tünker
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7. Internationale Politikkoordination
Gründe für Koordination:
- wachsende Interdependenzen
o starke Handels –und Finanzverflechtungen
o Spill-Over-Effekte der Wirtschaftspolitik
o Externalitäten, z.B. Umweltschäden
o Bekämpfung von Protektionismus (Zölle, Abwertungskämpfe)
Hist. Entwicklung:
1944 Bretton Woods (Gold- und Devisenstandard)
1978 G7- Kooperation gegen Ölkartelle
1985 Gemeinsame Dollarstützung durch Plaza-Accord
1987 Reduzierung der außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte im Louvre-Accord
1998 Gemeinschaftliches Hilfspaket gegen Asienkrise
seit 50 Jahren: GATT-Runden
1993 Gründung der WTO
Arten der Koordination:
- langfristige Verträge
o gemeinsame Ziele im Hintergrund
o Bsp: Bretton Woods, GATT
- Ad hoc Koordination
o Kurzfristige Reaktion auf Schocks
o Bsp: Bonner Gipfel 1978, Louvre-Accord 1987
Koordinationsformen :
- (reiner) Informationsaustausch
- Ad-Hoc Entscheidungen
- Abstimmung gemeinsamer Ziele
- Mittelfristige Zielsetzung mit Kontrolle
- Teilkooperation in bestimmten Zielgebieten
- Vollkooperation in Politikbereichen
Vorteile:
- wohlfahrtssteigernd
- Eindämmung des Protektionismus
- Nebeneffekt: Bessere Verständigung
Nachteile:
- Vorteile schwer messbar
- Unterschiedliche Intentionen können zu schlechten Kompromissen führen
- Mittel und Maßnahmen oft nicht eindeutig
- Hohes Fehlentscheidungsrisiko
- Kosten der Koordination
18.03.02
Sascha Tünker
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