rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 01.03.2017, 20.15 - 21.00 Uhr Gesund essen – aber wie? Die Qualität unserer Lebensmittel Ein Film von Angelika Wörthmüller Unsere Supermärkte quellen über. Immer reichhaltiger, immer vielfältiger wird das Angebot an Lebensmitteln. Aber was tut der Gesundheit wirklich gut? Dass zu viel Fett und zu viel Zucker in der Ernährung Schaden anrichten können, ist längst bekannt. Aber welche Art von Kohlenhydraten ist vorteilhaft, welche eher bedenklich? Welche Eiweiße sind gut für den Körper und welche Fette? Der Film stellt Patienten vor, die durch eine Umstellung ihrer Ernährung Allergien, Hautausschläge und Reizdarmprobleme losgeworden sind. Heute, am Aschermittwoch, beginnt für viele Menschen die Fastenzeit. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Menschen, die fasten, stetig zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Forsa-Umfrage der DAK. Fast zwei von drei Befragten (59 Prozent) gaben an, schon mal einige Wochen auf bestimmte Lebensmittel oder Konsumgüter bewusst verzichtet zu haben. Vor fünf Jahren waren es noch 15 Prozent weniger gewesen. Über die Hälfte der befragten Frauen und Männer war der Ansicht, dass Fasten auch aus gesundheitlicher Sicht Sinn mache. Der Verzicht auf Alkohol und auf Süßigkeiten liegen auf Platz eins und zwei der Fasten-Hitliste. Rund zwei Drittel gaben dies jeweils an (67 und 66 Prozent). Mehr als jeder dritte Befragte möchte auf Fleisch verzichten (38 Prozent). 1 Sieben Wochen Verzicht – sie bieten die Chance für einen gesünderen Lebensstil. Heuschnupfen, Sonnenallergie, Asthma oder Rheuma: Immer wieder berichten Patienten, dass es ihnen seit einer radikalen Ernährungsumstellung gesundheitlich viel besser geht. Doch woran liegt das? Welche Nahrungsmittelbestandteile helfen uns, wacher, fitter und gesünder zu sein – und welche machen uns eher träge, unkonzentriert und behäbig? Nahrungsmittel kommen heutzutage kaum noch im Originalzustand auf den Tisch. Zu den häufigsten Produkten, die im Warenkorb von vielen Deutschen landen, gehören Fertiggerichte, Snacks, Fertigsoßen und Süßwaren. Ein erster Schritt in Richtung gesunde Ernährung: Statt zu industriell hergestellter Nahrung sollten wir wieder vermehrt zu natürlichen Lebensmitteln greifen. Denn Industrie-Nahrung enthält viele Stoffe nicht mehr oder in nicht mehr in ausreichendem Maße, beispielsweise Antioxidantien. Antioxidantien Antioxidantien – das sind Vitamine, Spurenelemente und sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide). Sie stecken vor allem in Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Wir brauchen sie, um uns vor freien Radikalen zu schützen – aggressive Sauerstoffmoleküle, die aus Umweltgiften und einem Übermaß an Stress entstehen. Zu viel davon schädigen unsere Zellen. Antioxidantien aus frischer Nahrung neutralisieren den Überschuss an freien Radikalen, indem sie sie unschädlich machen. Dieser Schutzmechanismus wirkt sich in allen Zellen unseres Körpers aus. Zudem haben Antioxidantien eine wichtige Funktion in den Blutgefäßen: Sie wirken Fetteinlagerungen in der Gefäßwand entgegen und schützen uns so vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Ein an der Berliner Charité entwickeltes Gerät, das auch in einigen Reformhäusern steht, prüft durch optische Messung der Haut, ob der Körper ausreichend mit Antioxidantien versorgt ist. Eine 10 als Ergebnis wäre optimal. Wer darunter liegt, kann mit frischer Kost nachhelfen. Die Sendung verrät ein paar wirksame Rezepte: Karotten-Ingwer-Suppe mit vielen Antioxidantien. Möhren werden mit Ingwer gekocht und durchpassiert. Alternativ dazu könnte man auch Brokkoli, Kürbis oder anderes Gemüse verwenden. Einfach ist auch das: Vollkornbrötchen mit einem Rote Beete-MeerrettichAufstrich. Den Frischekick gibt die Kresse, die wiederum reich an Antioxidantien ist. Viele Vitamine und wertvolle Fettsäuren enthält die Joghurt-Speise. Etwas Agavensirup zum Süßen, ein Schuss Walnussöl für wertvolle Omega 3-Fettsäuren und einen kleiner Schuss Sanddorn mit ganz viel Vitamin C als Immunkick. Antioxidantien werden kontinuierlich verbraucht, so dass der Spiegel im Organismus schnell sinkt und zu jeder Mahlzeit aufgefüllt werden sollten. Wie das am besten geht? Morgens reichen ein paar Beeren und etwas Banane, auch Zitrusfrüchte zum Müsli oder Joghurt sind sinnvoll. Mittags gibt’s eine schöne Portion Salat zum warmen Essen, abends eine leckere Gemüsesuppe. Zwischendurch reicht ein frischer Apfel. 2 Nahrung wie unsere Vorfahren Als wir Menschen noch durch Wälder streiften, waren unsere Speisen von hoher Qualität: frisch und naturbelassen. Früchte, Pilze, Kräuter, Samen, Wurzeln und Blätter – eine Vielzahl verschiedenster Pflanzen. Hin und wieder gab es ein Stück Fleisch, je nachdem, wie erfolgreich die Jäger waren. Wie gut die Ernährung in der Steinzeit war, dazu hat man auch in der Berliner Charité geforscht. In seinem Buch, „Die Steinzeit steckt uns in den Knochen“ zeigt Prof. Detlev Ganten auf, wie wichtig die Orientierung an alten Prinzipien auch heute noch ist. Glaubt man dem Evolutionsmediziner, steckt die Steinzeit in Form unserer Gene noch immer in uns. Zivilisationskrankheiten plagen uns, weil unser Körper nicht für die Welt von heute gemacht ist. Rückenprobleme, Bandscheiben, Diabetes, kaputte Knie, Allergien, Bluthochdruck und sogar Migräne haben ihre Ursachen in unseren veränderten Lebensgewohnheiten. Millionen Jahre lebten unsere Vorfahren angepasst an ihre Welt. Die moderne Zivilisation dagegen ist gerade mal 100 Jahre alt. In evolutionären Dimensionen gemessen kommt das einem Wimpernschlag gleich, viel zu kurz, um uns an das heutige Leben anzupassen. Unsere Vorfahren liefen ihrer Nahrung noch hinterher. Bewegung und Ernährung harmonierten. Grassamen, Beeren, Nüsse, Früchte Fisch und Fleisch – davon ernährten sich unsere Vorfahren, und zwar selbst gesammelt und gejagt. Wenn es Jagdbeute gab, schlugen sie sich die Bäuche voll. Wenn nicht, hungerten sie tagelang. Darauf hat sich unser Verdauungsapparat im Lauf der Zeit eingestellt: auf Unregelmäßigkeit und Flexibilität, auf Hunger und darauf, ab und zu ein paar Mahlzeiten auslassen zu müssen. Heute ist es umgekehrt: Essen verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Prozessierte Lebensmittel Noch nicht seit der Steinzeit, aber immerhin seit etwa 10.000 Jahren nutzen wir Getreide. Ursprünglich verzehrten wir das volle Korn. Auch die alten Mühlen veränderten den Naturzustand nur wenig. Man backte das Brot aus frisch gemahlenem Mehl. Heute sieht das anders aus. 94 Prozent der Deutschen essen täglich Brot und Brötchen, doch oft stammen die aus maschineller Massenproduktion. Nur selten wird noch so gebacken wie einst – mit den drei Zutaten Mehl, Wasser, Salz und handgeknetet. Denn wird der Teig mit der Hand verarbeitet, geht es ohne chemische Teigverbesserungsmittel. Großbäckereien hingegen verwenden Emulgatoren und Stabilisatoren, um Knet-und Produkteigenschaften zu verbessern. Damit das Gebäck an Volumen gewinnt, werden Enzyme eingesetzt, die meist mithilfe von Schimmelpilzen gewonnen werden. Dass die Pilzkulturen Allergien auslösen können, ist bekannt – ob das auch die von ihnen produzierten Enzyme tun, ist wenig untersucht. Verkraftet unser Körper die Maschinenware wirklich genauso gut wie die handgearbeitete? Die Wissenschaft hat darauf eine eindeutige Antwort: Die Verdauungseigenschaften von den Teigen mit vielen Backhilfsmitteln sind Forschungen zufolge deutlich schwerer verdaulich. Zudem vermutet man, dass sie zu den Unverträglichkeiten verschiedenster Art beitragen. 3 Wenn Getreide dagegen frisch gemahlen und als volles Korn mit allen Bestandteilen verbacken wird, hat es die höchste Nährstoffdichte. Vollkorn liefert besonders viele BVitamine wie B1 und B6. Unser Körper braucht es fürs Nervensystem, zur SerotoninBildung, für eine bessere Konzentration und Leistungsfähigkeit. Wieder natürlich zu backen wäre sinnvoll. Denn seit vielen Jahren weiß man, dass Teile der Bevölkerung einen Vitamin B-Mangel haben. Getreide ist nicht gleich Getreide Und wie sieht es mit den verschiedenen Getreidesorten aus? Lohnt es sich darauf zu achten, ob für unser Brot Weizen, Roggen oder eine andere Getreidesorte verwendet wurde? Wenn man eine Reihung vornehmen würde, welche Getreidesorten am günstigsten sind, dann steht der Hafer Ernährungswissenschaftlern zufolge an erster Stelle, gefolgt von Dinkel und Roggen, erst am Schluss folgt der Weizen. Schaut man in die Landwirtschaft, ist es genau umgekehrt. Weizenfelder, soweit das Auge reicht. Hafer und Dinkel sucht man indes vergeblich. Dabei ist Hafer ein sehr hochwertiges Getreide. Er enthält viele Vitamine, vor allem B-Vitamine. Darüber hinaus steckt er voller Omega 3-Fettsäuren. Überhaupt ist er das kalorienreichste, fetteste Getreide und enthält viele wertvolle Ballaststoffstoffe. Dinkel, Platz Nummer 2, enthält wenig Gluten und ist besonders eiweißreich. Beim Weizen gibt es große Unterschiede. Der traditionell hoch wachsende Weizen gilt als verträglicher, ist aber ist inzwischen eine Rarität. Fast überall wächst nur noch niedrig gezüchteter Weizen – kniehoch und mit besonders ertragreichen Ähren. Die Halme sind klein, damit das Getreide bei Regen und Sturm nicht umfällt und dann auf den Feldern verfault. Vor allem enthält der gezüchtete Weizen andere Nährstoffe, beispielsweise viel mehr Gliadin, das vermehrt zu Allergien und Unverträglichkeiten führen kann. Allergien und Unverträglichkeiten Immer mehr Menschen leiden heutzutage unter Allergien und Unverträglichkeiten; allein in den letzten 20 Jahren hat sich Betroffenheit für Heuschnupfen verdoppelt. Auch Akne, Schuppenflechte, Heuschnupfen, Sonnenallergie und Haarausfall sind häufiger geworden; die Liste möglicher Auswirkungen der Ernährung auf unsere immunologische Gesundheit ist lang. Bei einigen Betroffenen hat es sich als wirksam erwiesen, dass sie ihre Ernährung radikal geändert haben. Dazu gehört der Verzehr von Rohkost. Die Lebensmittel werden auf maximal 42 Grad erhitzt; das meiste wird kalt gegessen. Auf tierische Produkte sowie auf Weizen und Roggen wird komplett verzichtet. Dafür stehen eben naturbelassene Lebensmittel auf diesem Speiseplan ganz oben. Rohkost beflügelt die Darmflora Wer sich für diesen Weg entscheidet, muss geduldig sein. Oft dauert es Monate, bis endlich Besserung eintritt. Doch wie erklärt sich die heilende Wirkung frischer, roh verzehrter Kost bei Allergien? Offenbar besteht ein enger Zusammenhang mit der Darmflora. In der Schleimhaut des Dickdarms befinden sich Milliarden von Bakterien, das sogenannte Mikrobiom. Würde man alle Bakterien herausnehmen und auf eine Waage 4 legen, würden sie zwischen ein und zwei Kilo wiegen. Man schätzt, dass es mindestens tausend verschiedene Arten von Mikroorganismen gibt, vermutlich sind es sogar noch weitaus mehr. Die Erforschung des Mikrobioms steht noch am Anfang. Es scheint so zu sein, dass es für die Gesundheit von Vorteil ist, wenn möglichst viele verschiedene Arten von Bakterien im Darm wohnen. So haben Forscher festgestellt, dass stark übergewichtige Menschen eine geringere Anzahl von Bakterien haben als schlanke, gesunde Personen. Und auch die Art der Darmflora entscheidet darüber, ob wir dick werden oder nicht. Tierexperimente haben gezeigt: Überträgt man Darmbakterien einer dicken Maus auf eine dünne, dann nimmt diese auch zu. Außerdem spielt das Mikrobiom eine bedeutende Rolle für unser Immunsystem. Darm-Bakterien helfen, Krankheiten abzuwehren. Sie spüren potenziell tödliche Mikroorganismen auf und vernichten sie. Und sie sorgen dafür, dass der Körper generell gut gegen Erkrankungen gewappnet ist. Heute vermuten Forscher sogar, dass die Immunabwehr im Darm eine Rolle bei der Entstehung von Multiple Sklerose, Parkinson und der Alzheimer-Demenz spielt. Evolutionsbiologisch ist es unser Körper gewohnt, Rohkost zu verdauen. Diese Verdauung fördert das Wachstum gesunder Bakterien in unserem Darm. Durch ungesunde Nahrung zerstören wir dieses Biotop, mit gesunder Ernährung bauen wir es auf. Wer so schafft seine Darmflora mit Hilfe gesunder Kost zu regenerieren, kann auf seine Allergien einen günstigen Effekt ausüben. Wo gibt es hochwertige Rohkost? Wie aber finden wir hochwertige rohe Kost? Wird Gemüse unter Planen oder im Gewächshaus angebaut statt unter freiem Himmel, verliert es an Nährstoffen – bis zu 25 Prozent. In Gewächshäusern warten zudem Krankheiten wie Pilzbefall, so dass die Pflanzen hier öfter gespritzt werden müssen. Besser ist deshalb Freiland-Ware, vorzugsweise aus der Region. Beim Lieblingsgemüse der Deutschen, den Tomaten, reicht der heimische Anbau indes nicht aus. Importware wird meist unreif geerntet. Die gesunden Lykopine – Pflanzenstoffe, welche die Tomaten so wertvoll machen – sind dadurch reduziert. Mehr Lykopine enthalten Dosentomaten oder Tomatenmark, denn dafür werden reife Früchte verwendet. Erhitzt kann der Körper die gesunden Lykopine sogar noch besser aufnehmen. Es müssen aber nicht immer Tomaten sein. Auch Kohlsorten aller Art sind hochwertige Lebensmittel und stammen normalerweise aus dem heimischen Freiland-Anbau. Brokkoli beispielsweise ist besonders reich ist an sekundären Pflanzenstoffen. Sie sollen das Krebswachstum behindern. Vollwertige Ernährung für eine stabile Gesundheit Eines wird oft vergessen: der Wert frischer Kräuter. Sie gehören zum Ernährungskonzept der Klinik Dr. Buchinger in Bad Pyrmont. Hierher kommen Patienten mit Rheuma, Übergewicht und Diabetes. Die Klinik hat einen eigenen Garten. Hier erfahren die Patienten, was heimische Kräuter zu bieten haben. Beispiel Brennnessel: Sie wirkt entwässernd, blutreinigend und entzündungshemmend. Die Zitronenmelisse ist dagegen gut bei Schlafstörungen und funktionellen Magen-Darm-Beschwerden. 5 Eine gesunde Ernährung die Grundvoraussetzung für eine stabile Gesundheit. Gesund, das heißt in der Klinik Dr. Buchinger vor allem: so frisch wie möglich. Deshalb kommen die Lebensmittel direkt aus dem Garten oder von einem speziellen Lieferanten, der täglich neue Bio-Ware bringt. Gekocht wird vegetarisch, es gibt viel Rohkost. Die Erfahrung der Klinik: Wenn das Essen appetitlich aussieht, sind viele Menschen bereit, alte Gewohnheiten aufzugeben und Geschmack neu zu entdecken. Blüten oder Sprossen bringen Abwechslung in den Speiseplan. Gesund leben im Alltag – aber wie? Wer nach dem Klinikalltag wieder nach Hause kommt, muss einen starken Willen haben, um die neuen Essgewohnheiten in den Alltag zu retten. Gerade am Anfang fällt das schwer. Erster Schritt: die heimischen Küchenschränke ausmisten und 405er Mehl, Fertigsoßen und Dosengerichte aussortieren. Auch Einkaufen will gelernt sein. Woher kommen Obst und Gemüse? Wann wurden sie geerntet? Wie lange liegen sie schon in den Regalen? Wichtig zu wissen: Wenn es ungekühlt ist, verliert Gemüse schnell an Nährstoffen. Ein gutes Indiz für die Frische ist daher das satte Grün der Blätter. Frisch kann jeder selbst Wildkräuter ernten wie Spitzwegerich oder Löwenzahn. Wildkräuter enthalten immunologische Wirksubstanzen und Vitamine. Löwenzahn beispielsweise weist viele Bitterstoffe auf und regt so die Gallensäfte und den Speichelfluss an. Damit verbessert er die Verdauung und die Verdaulichkeit von Speisen. Und er ist eine Vitamin C-Quelle. Damit gehört Löwenzahn zu den wertvollsten Wildkräutern, die wir hierzulande haben. Gemüse mit Bitterstoffen stehen bei uns Deutschen allerdings nicht so hoch im Kurs. Aus dem ursprünglich scharfen, bittereren Rucola haben wir eine milde Variante gezüchtet, die aber weniger gesunde Bitterstoffe enthält. Auch andere Obst- und Gemüsesorten sind bis zur Gefälligkeit kultiviert. Zwar ist die alte Sorte der bläulichen Möhren reicher an Nährstoffen, durchgesetzt hat sich aber die rötliche. Alte Apfelsorten wie der Gravensteiner sind gehaltvoller als unsere handelsüblichen Sorten. Doch ihr Äußeres ist „gestaltlich grob und wenig ansprechend“, so dass wir lieber zu hochgezüchteten Sorten wie Pink Lady oder Granny Smith greifen. Selbst die kernlose Weintraube ist kein echter Fortschritt, denn der Kern enthält viele gesunde Mikronährstoffe. Am besten wäre es, die Kerne zu zerbeißen, denn in ihnen befinden sich die wertvollen Flavonoide mit eben jenen für den Organismus so wichtigen Antioxidantien. Und wie sehr fördern Äpfel die Gesundheit? Das Max Rubner-Institut in Karlsruhe hat das genau geprüft. Ein Scheibchen frisch zerdrückter Apfel oder fertiger Apfelsaft aus Konzentrat – was schneidet besser ab? Je höher der Gehalt an hochwirksamen Polyphenolen, sekundäre Pflanzenstoffen also, umso stärker wird sich die Probe verfärben. Nach dem Test ist der frische Apfel der eindeutige Sieger. Je mehr Polyphenole ein Apfel enthält, umso besser wird er vertragen. Denn Polyphenole verhindern, dass die allergieauslösenden Eiweißstoffe vom Körper aufgenommen werden. Besonders hoch ist die Polyphenol-Konzentration in der Goldparmäne, der Alkmene oder dem Gravensteiner. In modernen Obstsorten sind die 6 Polyphenole dagegen oft „weggezüchtet“, da sie die Äpfel säuerlich machen und den Anschnitt schneller braun werden lassen. Deshalb schmecken die alten Sorten oft weniger süß. Und was können die gesunden Polyphenole im Körper bewirken? Schaffen sie es, unsere Zellen zu schützen, wenn diese Stress ausgesetzt sind? Die Karlsruher Forscher machten einen Versuch mit Probanden. Diese aßen große Mengen an Äpfeln, jeder ein Kilo. Vor und nach dem Apfelkonsum wurde Blut abgenommen. Beide Blutproben wurden einem radikalen Angriff ausgesetzt: mit aggressiven Sauerstoffmolekülen, die Blutzellen schädigen können. Im Blut, das vor dem Apfel-Essen abgenommen wurde, gab es Zellen mit beschädigtem Erbgut. Und nach dem Apfelessen? Da waren ausschließlich runde unversehrte Zellen mit gesundem Erbgut zu sehen. Heimische Äpfel sind also ein besonders hochwertiges Lebensmittel. Superfood - gleich super gut? Nicht nur Äpfel füllen aktuell die Obstregale. Chia, Goji und Moringa sind nur einige der Lebensmittel aus fernen Ländern, die aktuell als „Superfood“ vermarktet werden. Extrem gesund sollen sie sein, besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe werden ihnen zugeschrieben. Deshalb darf „Superfood“ auch gerne etwas mehr kosten – zu Recht? Das Max Rubner-Institut hat exotische Früchte mit heimischen Produkten verglichen, zum Beispiel die Aronia-Beere mit der Johannisbeere. Die Einschätzung der Forscher ist eindeutig: Heimische Beeren können in Sachen Antioxidantien- und Vitamingehalt mithalten. Auch ein Vergleich des Verbandes für Unabhängige Gesundheitsberatung ist eindeutig: Die kostspieligen Exoten sind weder vitaminreicher noch liefern sie mehr Ballaststoffe oder Mineralien. Haltbarer als in unserem regionalen Gemüse oder Obst sind die Vitamine und Nährstoffe übrigens auch im Superfood nicht. Sie reagieren auf lange Transportwege oder auf Hitze ganz ähnlich wie die heimischen Gemüse: mit dem Verlust ihre wertvollen Inhaltstoffe. Fette Doch nicht nur Antioxidantien, Ballaststoffe und Mineralien zählen. Auch die Qualität der Fette spielt eine entscheidende Rolle. Welche müssen wir essen, um gesund zu bleiben? Das hat das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke untersucht. Probanden aßen über mehrere Wochen hinweg verschiedene Fette. Dann überprüfte man die Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Die Unterschiede waren frappierend: Eine Ernährung mit den falschen Fetten fördert Entzündung, eine mit den richtigen hemmt dagegen entzündliche Prozesse. Solche Prozesse sind die Ursache u. a. von Arteriosklerose und Rheuma. Besonders ungünstig sind sogenannte Transfettsäuren, enthalten in Frittiertem, aber auch in Blätterteig und Fettgebäck. Transfettsäuren haben eine negative Wirkung im Körper: Sie begünstigen Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch die Butter schnitt bei einer Reihe von Studien nicht gut ab. Ein großes Problem, denn Butter gilt in Deutschland als etwas Gutes. Erbsen oder Möhren beispielsweise sind fast immer mit Butter gemacht. Auf das morgendliche Brötchen gehört eine ordentliche Portion, ebenso an die Spaghetti. Selbst Tiefkühlkost und natürlich Kuchen oder Butterplätzchen enthalten reichlich davon. Kurzum – Butter ist hierzulande überall präsent. 7 Statt mit Butter sollten wir unseren Fettbedarf jedoch lieber mit „guten“ Pflanzenfetten decken, wie sie in Avocado oder Fisch enthalten sind. Diese Produkte sind reich an ungesättigten Fettsäuren, die für die Gesundheit von Herz und Hirn essentiell sind. Damit diese zentralen Organe funktionieren, brauchen wir vor allem Omega 3Fettsäuren und weniger Omega 6 –Fettsäuren. 1: 5 sollte das Verhältnis sein, bei vielen Deutschen liegt es aber bei 1:20. Qualitativ hochwertige Ölen enthalten viele wertvolle Omega 3-Fettsäuren, allen voran Leinöl. Aber auch Walnuss-, Oliven- und Rapsöl schneiden recht gut ab. Andere Öle, Sonnenblumenöl zum Beispiel, kommt in Tests nicht so gut weg, weil das Verhältnis von Omega 6- zu Omega 3- Fettsäuren ungünstiger ist. Tierische Lebensmittel Omega 3-Fettsäuren spielen auch bei tierischen Lebensmitteln eine Rolle. Doch Fleisch, Wurst und Käse enthalten vor allem gesättigte Fettsäuren. Sie sind pure Energie, wandern als Speicherfett ins Fettgewebe und damit direkt auf die Hüften. Außerdem begünstigen sie Schäden an den Blutgefäßen, indem sie den Cholesterinspiegel erhöhen, insbesondere den Gehalt an LDL-Cholesterin. Unsere Zellen können das Cholesterin, das tierische Fette mit sich bringen, nicht mehr vollständig aufnehmen. Der Überschuss führt zu Ablagerungen aus Fett, Thromben, Bindegewebe und Kalk und Entzündungen an den Gefäßwänden – und damit zur Arteriosklerose. Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Folgen. Vor allem im Fett von Schweinefleisch ist der Anteil der Arachidonsäure hoch – und zwar rund zehnmal höher als bei Rindfleisch. Sie löst im Organismus Entzündungen aus. Fleischlastige Ernährung, auch mit viel verarbeitetem Fleisch, beeinflusst entzündliche Gelenkerkrankungen deshalb oft ungünstig. Wer nicht komplett auf Fleisch verzichten möchte, sollte hochwertige Produkte verwenden. Untersuchungen zufolge hat die Ernährung der Tiere einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Fettsäuren im Fleisch: Tiere, die nicht mit Kraftfutter aufgezogen wurden, sondern frisches Gras fressen durften, wiesen eine deutlich günstigere Fettsäureverteilung auf. Die Arachidonsäurewerte lagen niedriger, die entzündungsfördernde Komponente war geringer. Auch unser Milchkonsum stimmt bedenklich: Die Milch, die wir verzehren, stammt fast ausschließlich von trächtigen Tieren. Doch die haben einen veränderten Hormonhaushalt. So ist Wachstumshormon in der Milch enthalten, es soll ja den wachsenden Organismus fördern. Doch es stellt sich die Frage: Was macht ein Wachstumshormon im Erwachsenen, der eigentlich nicht mehr wachsen soll? Auch weil das noch ungeklärt ist, rät mancher Experte, sparsamer mit Milchprodukten umzugehen: ein paar Spritzer Milch in den Kaffee, zwei Esslöffel Joghurt zum Müsli und gelegentlich ein guter Käse – das sollte reichen. Die Alternative zu tierischem Eiweiß sind pflanzliche Quellen – aus den verschiedensten Getreidearten und aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Mungobohnen zum Beispiel. 8 Food Posts - ein neuer Zeitgeist oder vorübergehender Trend? In der digitalen Gesellschaft kommt die Motivation besser zu essen immer öfter aus dem Netz. Die aktuell veröffentlichte Ernährungsstudie „Iss was, Deutschland“ der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, hat jeder fünfte Erwachsene in Deutschland schon Fotos seiner Mahlzeiten ins Internet gestellt. Weitere 72 Prozent sehen sich die Essens-Bilder anderer Nutzer an. Diese so genannten Food Posts können zu einer gesünderen Ernährung beitragen: Jeder Siebte gibt an, sich gesünder zu ernähren, seitdem die Mahlzeiten im Netz geteilt werden. Und noch mehr Menschen, fast ein Fünftel der Befragten, motivieren die Postings anderer Nutzer dazu, sich gesünder zu ernähren. Vor allem Frauen lassen sich von den virtuellen Mahlzeiten beeinflussen: Drei von zehn Umfrageteilnehmerinnen spornen die Fotos anderer User an, bei den Männern sagen das nur acht Prozent. Was ist also gutes Essen? Eine hochwertige Mahlzeit könnte wie folgt aussehen: Petersilie und Tomaten, Babyspinat mit viel Zink und B-Vitamine, junge Mangoldblätter für Eisen und Vitamin A. Dazu kommen wertvolle Pflanzenstoffe aus frischen Beeren. Radieschensprossen liefern gesunde Senföle und Walnussöl die guten Omega 3-Fettsäuren. Gutes Essen ist das, was uns gut tut, was den Körper so nährt, dass er gesund bleiben kann. Gutes Essen sind Hülsenfrüchte, buntes Obst und Gemüse, weil sie unsere Darmflora anregen, sie bunt und vielfältig machen. Gutes Essen sind natürliche Produkte mit ganzen Früchten, Nüssen, Samen, mit Getreide, das eine gesunde Wirkung hat, so dass wir uns am Ende eines guten und gesunden Lebens erfreuen können. Noch nie war es so leicht, gutes Essen auf den Tisch zu bringen. Die Natur bietet alles, was ein gesunder Organismus braucht, von der Kindheit bis ins hohe Alter. Die Auswahl an frischen Nahrungsmitteln ist reich. Jetzt müssen wir nur noch zugreifen. Und: Essen sollte wieder mehr zelebriert werden – mit Ruhe und genüsslichem Kauen. Wichtig dabei: regelmäßig zu essen und eben nicht die ganze Zeit an Snacks zu kauen. Experten im Beitrag Dr. Andreas Buchinger Internist Klinik Dr. Otto Buchinger Forstweg 39 31812 Bad Pyrmont Tel.: +49 5281-166 0 Internet: http://www.buchinger.de Vera Spellerberg Ernährungsberaterin & Diplom Ökotrophologin Stolbergstr. 5 R 12103 Berlin Tel.: 030 - 258187 12 9 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.panoramaklinikberlin.de/team.html Prof. Dr. Franz-Xaver Kleber Facharzt für Kardiologie Cardio Centrum Berlin Lindencorso Unter den Linden 21 10117 Berlin Internet: www.fxkleber.de, www.cardio-centrum.de Prof. Dr. rer. nat. Claus Leitzmann i. R. Ernährungswissenschaftler für Vollwerternährung Ehemals Universität Gießen E-Mail: [email protected] Prof. Dr. med. Detlev Ganten Molekulare und Evolutionäre Medizin Charité Berlin Charitéplatz 1, 10117 Berlin Tel.: 030 - 4 50 57 21 01 E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Bernhard Watzl Institutsleiter Max Rubner-Institut Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Haid-und-Neu-Str. 9, 76131 Karlsruhe Tel.: 0721 - 6625 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.mri.bund.de/ Franziska Rutscher Ökotrophologin Ökodorf Brodowin GmbH & Co. Vertriebs KG Weißensee 1, 16230 Chorin OT Brodowin Tel.: 03334 - 81813-12 E-Mail: [email protected] Internet: www.brodowin.de Dr. Yael Adler Fachärztin für Dermatologie und Ernährungsmedizinerin Dermatologie-Praxis Richard-Strauß-Straße 27, 14193 Berlin Tel.: 030 – 880 018 54 http://dradler-berlin.de Prof. Dr. med. A. F. H. Pfeiffer 10 Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke Abt. Klinische Ernährung Arthur-Scheunert-Allee 114-116 14558 Nuthetal Tel.: 033 200 - 88-2771 E-Mail: [email protected] Internet: www.dife.de Weiterführende Adressen Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE e. V. Godesberger Allee 18, 53175 Bonn Tel.: 0228 - 3776-600 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.dge.de AID-Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. Heilsbachstraße 16 , 53123 Bonn Tel.: 0228 – 849 9-0 Internet: http://www.aid.de/ E-Mail: [email protected] Gastro Liga e.V. Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten v. Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel Friedrich-List-Str. 13, 35398 Gießen Tel.: 0641 - 97 48 10 http://www.gastro-liga.de Institut für alternative und nachhaltige Ernährung Am Lohacker 2, 35444 Biebertal/Gießen Tel.: 06409 – 337 47 77 E-Mail: [email protected] Internet: www.ifane.org Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin Postfach 06 02 50, 10052 Berlin Tel.: 030 – 206 143 -0 E-Mail: [email protected] Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU) Hauptstadtbüro Glatzer Straße 5 10247 Berlin Tel.: 030 – 200 507 99 Internet: www.vebu.de 11 Weiterführende Links DAK-Studie – wie viel fasten wir Deutschen? https://www.dak.de/dak/bundes-themen/Fasten_2016-1763080.html Für die TK-Ernährungsstudie "Iss was, Deutschland." befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im September 2016 im Auftrag der TK einen bevölkerungsrepräsentativen Querschnitt der Erwachsenen in Deutschland zu ihrem Ernährungsverhalten. https://www.tk.de/tk/themen/gesundheit/ernaehrungsstudie-2017/932276 Europäisches Informationszentrum für Lebensmittel – EUFIC. Führer zum Thema Lebensmittelsicherheit und -qualität, für eine gesunde und ausgewogene Ernährung und ein gesundes Leben. http://www.eufic.org Infos des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel zu gesättigten Fettsäuren http://www.eufic.org/article/de/artid/Gesaettigte-Fettsaeuren-Naehe-betrachtet/ Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat für einige Superfoods eine Empfehlung für die maximale Tagesdosis festgelegt. http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/996 Die Verbraucherzentrale NRW hat sich auf ihrer Seite „lebensmittelklarheit.de“ u.a. mit der Frage um solide Forschung in Sachen Superfood beschäftigt und Fakten zusammengetragen: http://www.lebensmittelklarheit.de/kurzmeldungen/superfoodhype-um-exotische-fruechte-und-samen Buchtipps Die Steinzeit steckt uns in den Knochen: Gesundheit als Erbe der Evolution Detlef Ganten Verlag: Piper Taschenbuch (2011) ISBN-13: 978-3-49226-398-6; Taschenbuch: 10,99 Euro Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit Dr. Anne Katharina Zschocke Verlag: Knaur Menssana (2014) ISBN-13: 978-3-42665-753-9, Preis: 19,99 Euro RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Kristina Henss Christine Salminger Raiko Thal Constanze Löffler 01.03.2017 12