Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 Experimentalvortrag SS 1995 Andreas Wagner Bergstraße 12 35091 Cölbe Chemie in der Schule: www.chids.de .r'4 INHALTSVERZEICHNlS I) DEFINITION 1 II) GESCHI CHTE DER PIGMENTE 1 III) FARBE UND FARB METRIK 2 a) Allgemeines 2 b) Additive Farbmischung: 4 c) Subtraktive Farbmischung: 4 IV) FARB URS ACHE BEI ANORGANISC HEN PIGME NTEN 7 a) Allgemeines 7 b) Charge-Transfer-Übergänge (CT-Übergänge) 8 c) d-d- Übergänge 9 d) Übergänge vom Valenz- in das Leitun gsband 10 V) ALLG ENlEINE EIGENSCHAFTEN UND ANFORD ERUN GEN AN PIGMENTE 11 VI) EINTEILUNG ANORGAN ISCHER PIGMENTE 13 a) Weißpigmente J) Lithopo ne 2) Titandioxi d 14 J5 J6 b) Schwarzpigmente 19 c) Buntpigmente 21 VI) DURCHGEFÜHRTE VERSU CHE 24 VII) LITERATURVERZEICHNIS 25 Chemie in der Schule: www.chids.de I) DEFINITION Der Begriff Pigment stammt aus dem latainischen (pigmentum) und bedeutet übersetzt Malerfarbe. Nach DIN 55943 (Sept. 1984) und 55945 (Aug . 1983) ist ein Pigment ein im Anwendungsmedium praktisch unlösliches, anorganisches oder organisches, buntes oder unbuntes Farbmittel. Früher übliche Bezeichnungen wie Farbkörper oder Körperfarben für die Pigmente allgemein oder Erdpigmente oder Mineralpigmente für die anorganischen Pigmente sind abzulehnen . 11) GESCHICHTE DER PIGMENTE Natürliche anorganische Pigmente sind schon seit prähistorischen Zeiten bekannt: Eiszeitmenschen benutzten Pigmente wie Ocker, Manganbraun und verschiedene Tone für Höhlenzeichnungen. Um ca. 2000 v.Chr . stellte man bereits durch Brennen von natürlichem Ocker rote und violette Pigmente für Töpferwaren her. Ultramarin (Lapis lazuli) und künstlicher Lasurstein (Kupfer - Calciumsilicat) waren die ersten blauen, Grünerde und Malachit die ersten grünen Pigmente. Daneben wurden Antimonsulfid und Bleiglanz als schwarzes, Zinnober als rotes und gemahlenes Cobaltglas als blaues Pigment häufig verwendet. Plinius der Jüngere beschreibt außerdem Auripigment, Realgar, Massikot, Mennige, Grünspan, Bleiweiß und Farblacke mit Alaun. Die eigentliche Pigmentindustrie begann erst im 18. Jahrhundert mit der Entdeckung der Pigmente Berliner Blau, Cobaltblau, Scheeles Grün und Chromgelb. Im 19.Jahrhundert gelang die Herstellung des künstlichen Ultramarins, sowie verschiedener Cobalt-, Eisen- und Cadmium - Pigmente; im 20. Jahrhundert dann die Darstellung von Cadmiumrot, Manganblau, Molybdatrot und -orange, sowie des äußerst wichtigen Titandioxids. 40-10000 v .Chr. ca. 3000 v. Chr. ca. 2000 v. Chr. ca. 600 v. Chr. um Chr . Geb. ca. 25 n. Chr. 1704 1780 1802 1802 1809 1822 - 1828 1835 Ocker, Holzkohle und Kreide als erste Pigmente für Höhlenmalereien in Altamira (Nordspanien) verwendet Herstellung von Ruß in China Bleimennige Pb304, von Sumerern als Rotpigment genutzt Bleiantimonat Pb3(Sb04h, Neapelgelb Bleiweiß 2 PbC03 * Pb(OHh, von Römern als Anstrichpigment verwendet Grünspan Cu(CH3COOh * Cu(OHh, durch behandeln von Kupfer mit Weinessig herfiestellt Eisenblau Fe l I4[(Fe Il(CN)6b, zufälliges Fällungsprodukt von Diesbach in Berlin Rinmanns Grün ZnCo204, Thenards Blau CoAl204, Chromoxid Cr203 * nH20, ab 1925 industrielle Herstellung in größerem Maßstab Chromgelb PbCr04 * PbS04 Mischkristall künstlicher Ultramarin Na8AI6Si6024S2 Zinkweiß ZnO, Produktion im technischen Maßstab durch Oxidation von Zinkdampf Seite I Chemie in der Schule: www.chids.de Lithopone ZnS * BaS04 Titandioxid Ti02, technische Herstellung durch Schwefelsäureaufschluß von Ilmenit Produktion unterschiedlicher Eisenoxid-Pigmente Darstellung von Nickel- und Chromtitangelb durch Schanmann Interferenzfarben ausbildende Perlglanzpigmente durch Beschichtung von Glimmerplättchen mit Ti02 Bismutvanadat BiV04, neues Gelbpigment 1847 1916 1925 - 1951 1939 1963 1977 111) FARBE UND FARBMETRIK Al ALLGEMEINES Was ist so faszinierend an den Pigmenten, daß sich die Menschheit seit Jahrtausenden mehr oder weniger bewußt mit ihnen befaßt und sie nutzt? Es ist dies zweifelsohne die Farbe, die dem Menschen erlaubt , das Farbenspiel der Natur nachzuahmen und darzustellen. Schon J.W.V. Goethe hat in seiner Farbenlehre gesagt: "Farben sind Taten und Leiden des Lichtes" und um den Zusammenhang zwischen Farbe und Licht zu verdeutlichen, muß man sich das (weiße) Licht etwas genauer betrachten. Versuch 1) Spektrale Zerlegung von weißem Licht Materialien: optische Bank mit Lichtquelle Prisma Durchfuhrung: Mit Hilfe einer optischen Bank wird weißes Licht durch ein Prisma geleitet und auf die Wand projeziert . Man erkennt, daß dieses durch das Prisma aufgespalten wird und aus vielen verschiedenen Farbtönen zusammengesetzt ist. D I Lampe I I Prisma I Abb 1 spe ktrale Zerlegung von weißem Licht Seite 2 Chemie in der Schule: www.chids.de Betrachtet man die elektromagnetische Strahlung, die auf der Erde auftreten kann, so sieht man, daß sie verschieden hohe Energie besitzt, und das sie mit der Wellenlänge Lambda in Zusammenhang steht. Dabei gilt, je energiereicher die Strahlung, umso kürzer ist die Wellenlänge . Abh 2 elektromagnetische Strahlung aufder Erde Außerdem erkennt man, daß nur ein geringer Teil der gesamten, auf der Erde auftretenden Strahlung für den Menschen sichtbar ist. Dieses Licht besitzt Wellenlängen zwischen 400 und 800 nm. Dabei ist jeder Wellenlänge eine bestimmte Farbe zugeordnet. 800 rot 605 595 580 orange gelb 480 435 400 nm grün blau violett Ahh 3 Sichtbarer Spektralhereich des Lichtes Wenn man weißes Licht spektral zerlegen kann, so muß es auch möglich sein, aus geeignetem monochromatischem Licht (mit bestimmten Wellenlängen) wieder weißes Licht herzustellen. Dafur genügen Lichtquellen mit den drei Grundfarben rot, grün und blau, wenn ihre Strahlen mit gleicher Intensität gemischt werden. Aus praktischen Gründen (Farbtonbezeichnung) geht man im folgenden Beispiel besser von den Farbtönen orange , grün und violett aus. Seite 3 Chemie in der Schule: www.chids.de Prinzipiell können Farben auf zwei unterschiedlichen Wegen gemischt werden: Bl ADDITIVE FARBMISCHUNG: Sie tritt beim Mischen von .Farblichtern" auf, wenn monochromatisches Licht (z.B. aus verschiedenen Projektoren) auf eine Wand projeziert wird, Weiß entsteht durch additives Mischen der drei Urfarben oder von zwei komplementären Farben. Mischt man die Farben nicht in gleichen Anteilen, so erhält man alle Zwischentöne des Farbspektrums (prinzip des Farbfernsehers) . Orange + Grün Gelb Grün + Violett Blau Violett + Orange Rot Gelb + Violett Weiß A bb 4 additive Farbmischung cl SUBTRAKTIVE FARBMISCHUNG: Aus weißem Licht wird durch geeignete Farbfilter selektiv Licht mit einer bestimmten Wellenlänge herausgefiltert (absorbiert). Wird Z.B. orange herausgefiltert, bleiben violett und grün übrig, die sich zu blau ergänzen. Wird alles Licht absorbiert , so entsteht schwarz . Weiß Violett Orange + Grün Gelb Weiß Grün Violett + Orange Rot Weiß Orange Violett + Grün Blau Seite 4 Chemie in der Schule: www.chids.de Wenn zwei der drei Urfarben subtrahiert werden, bleibt jeweils die dritte Urfarbe übrig . Weiß (Orange + Grün) Violett Weiß (Violett + Orange) Grün Weiß (Violett + Grün) Orange Streng genommen ist die subtraktive Farbmischung nur dann gegeben, wenn in einen Strahlengang Filtergläser hintereinander geschaltet werden. Verallgemeinert spricht man aber stets dann von subtraktiver Farbmischung, wenn Strahlung durch Absorption verändert wird, also auch bei eingefärbtem Papier oder Z.B. bei Pigmenten. A bb 5 subtraktive Farb mischung Farben sind Empfindungen (Sinneseindrücke) des Menschen, die durch optische Reize ausgelöst werden. Voraussetzungen für die Farbwahrnehmung sind: a) Lichtquelle b) Der gefärbte, von der Lichtquelle beleuchtete Gegenstand c) Auge, Netzhaut, und Gehirn, in dem aus physiologischem Reiz eine Farbempfindung entsteht Im nächsten Versuch soll demonstriert werden, wie ein Farbstoff seine Komplementärfarbe absorbiert . Dazu kann der Versuchsautbau aus Versuch 1 übernommen werden. Seite 5 Chemie in der Schule: www.chids.de Versuch 2: Ein Farbstoff absorbiert seine Komplementärfarbe Materialien: optische Bank mit Lichtquelle und Prisma Blaufilter Sammellinse Durchfuhrung: Das weiße Licht wird durch einen Blaufilter (2) geleitet, der dem Prisma (1) nachgeschaltet wird , und auf die Wand projeziert. Der blaue Farbstoff filtert rote und gelbe Strahlung aus dem weißen Licht heraus, nur noch blaue und grüne Strahlung treten hindurch und sind im Spektrum zu erkennen (3). Nun wird eine Sammellinse (4) hinter den Farbfilter gesetzt. Die blaue und grüne Strahlung wird gebündelt und als einheitliche Farbempfindung (Mischfarbe) auf der Leinwand (5) wahrgenommen. 2 3 4 5 Abb 6 ein Farbstoff absorbiert seine Komplementärfarb e Das durch den Farbstoff nicht absorbierte Licht fällt durch den optischen Apparat des Auges (Cornea = Hornhaut, Linse und Glaskörper; im Versuch die Sammellinse) auf die Retina (Netzhaut; im Ver- such die Leinwand). Die Lichtintensität wird dabei durch die Iris geregelt, die als Blende fungiert . In die Netzhaut sind die für die Licht- und Farbwahrnehmung geeigneten Sinneszellen eingebettet. Die Stäbchen sind für Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich, die Zapfen für die Farbwahrnehmung. Durch photochemische Reaktionen (Rhodopsin wird durch Licht in Eiweiß und trans-Retinal gespalten) in den Zapfen entstehen Potentialdifferenzen, die als Impulse durch den Sehnerv zum Sehzentrum im Großhirn weitergeleitet werden und dort den Farbeindruck induzieren. Es gibt drei Arten von Zapfen, die jeweils unterschiedliche Empfindlichkeitsmaxima aufweisen. a) 575 nm b) 535 nm c) 404 nm Seite 6 Chemie in der Schule: www.chids.de Dadurch werden die drei Grundfarben rot, grün und blau erfaßt und die Möglichkeit gegeben, durch deren additive Farbmischung alle Farbtöne zu erzeugen . Allgemein gilt: Stoffe, die einen Teil des kontinuierlichen Spektrums absorbieren, erscheinen farbig. Die zu beobachtende Farbe ist die komplementäre zur absorbierten. IV) FARBURSACHE BEI ANORGANISCHEN PIGMENTEN Al ALLGEMEINES Als nächstes stellt sich die Frage, was passiert, wenn ein anorganisches Pigment Licht einer definierten Wellenlänge absorbiert und in seiner Komplementärfarbe erscheint. Dazu betrachten wir ein Energiediagramm: E Die Elektronen in einem Atom oder Molekül unterscheiden sich voneinander durch bestimmte Energieinhalte . Es sind dies Energiezust än-de, 1------ EI 1------ E2 die gequantelt sind. Diese Energiezustände können nach steigender Energie in einem Diagramm (Energieleiter) dargestellt werden. Abb 7 Energiediagramm Befindet sich ein Elektron auf der untersten Sprosse der Energieleiter, so kann es sein Niveau verlassen und in das nächst höhere springen, wenn es mit Licht von derselben Wellenlänge angeregt wird, die den Betrag dE ausmacht. Dadurch wird dieses Licht absorbiert, und der Körper erscheint farbig. Wird kein Licht absorbiert, erscheint der Körper weiß, bei vollständiger Absorption schwarz. , E=h*v',. ~E Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 7 Farbigkeit hängt von der Molekülstruktur und / oder von der Art des Gitters ab. Folgende Möglichkeiten der Lichtabsorption, die im Anschluß näher erläutert werden, sind dabei von besonderer Bedeutung: b) Charge- Transfer-übergänge c) d-d-übergänge d) übergänge vom Valenz- in das Leitungsband B) CHARGE-TRANSFER-ÜBERGÄNGE (CT-ÜBERGÄNGE) CT-Komplexe sind Elektronen-Donor-Acceptor-Komplexe, in denen negative Ladungen reversibel vom Donor-Molekül auf ein Acceptor-Molekül übergehen. Es wird dabei unterschieden in: 1) CT-Übergänge von Ligand aufMetall: (z.B. PBCrOJ Durch Absorption von blauem Teil des Lichtes wird Elektronendichte vom Sauerstoff auf Blei verschoben. Das Pigment erscheint in der Komplementärfarbe gelb. 2) CT-Übergänge von Metall aufMetall 1) Reaktion von F(jI - und FeJIJ - Salzen mit gelbem Blutlaugensalz) K + Fe 3+ + [Fell (CN)6t T II .. e~Ill -Fe-CN-Fe- I I Beide Verbindungen bestehen aus dem Hexacyanoferrat-Anion, bei den Kationen tritt einmal 2T , das Fe einmal das Fe 2+ auf Der Aufbau des Kristallgitters ist bei beiden sehr ähnlich. Im Ber- liner Blau können über C-N-Brücken Elektronen vom Fe2+ zum Fe3+ reversibel verschoben werden. Die benötigte Energie liegt im gelben Bereich des sichtbaren Lichtes, die Verbindung erscheint daher blau. Bei der anderen Verbindung ist dieser Übergang nicht möglich, da beide Eisenionen in derselben Oxidationsstufe vorliegen . Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 8 2) Pb 304 = Pb 2(Pb04) (Bleimennige) Mennige ist ein orangefarbenes gemischtvalentes Bleioxid. Dabei sind Ketten aus Pb(V0 6-Oktaedern mit Pb lI0 miteinander verknüpft. Somit können Elektronen reversibel von 3-Pyramiden Pb ll auf PB IV verschoben werden. Ein Farbvergleich der drei Bleioxide verdeutlicht diese Aussage. PblIO (gelborange) - Pb 3 lI11V0 4 (orange-rot) - Pb IV0 2 (schwarzbraun) cl D-D-ÜBERGÄNGE Die Farbe des blauen Cobalt-Aluminium-Spinells CoAh04 (Thenards-Blau) kommt durch das Ligandenfeld der das Cobalt tetraedrisch umgebenden 0 2- Ionen des Spinellgitters zustande (Abb 9). Durch dieses Ligandenfeld werden die gleichwertigen entarteten d-Aös vom Co 2+ aufgespalten (die auf den Achsen sind energieärmer, da eine geringere Abstoßung mit den Liganden erfolgt) Dadurch sind Elektronen übergänge zwischen den aufgespaltenen Energieniveaus infolge Lichtabsorption im Sichtbaren möglich (Bildung von High-Spin-Komplexen) (Abb 10).. G positives negatives Vorzeichen y z z y dxy dyz dxz A bb 8 die 5 3d-AO 's: Seite 9 Chemie in der Schule: www.chids.de dx2_y 2 dz2 zweiwertiges Metall (Me 2+) oktaedrisch von sauerstoffionen (0 2-) umgeben Abb 9 Koordinationszentrum in tetraedrischen Liganden/eid: ,h*v , = ~l == /* +• - +* -_ _ dxy,dyz,d xz ~t d .2 _ x 2d 2 y, z High-Spin-Komplex Abb 10 Aufspaltung im tetraedrischen Ligandenfeld: n) ÜBERGÄNGE VOM VALENZ- IN DAS LEITUNGSBAND (z.B.: WEIßPIGMENTE ODER CnS) Die vorliegenden Bandstrukturen fuhren bei Lichtabsorption (bei Weißpigmenten unterhalb 400 nm im Uv-Bereich, oberhalb nur Remission) zu direkten Elektronenübergängen vom Valenz- in das Leitungsband . .... leer Leitungsband (LB) .... .... Energielücke Valenzband (VB) gefüllt Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 10 V) ALLGEMEINE EIGENSCHAFTEN UND ANFORDERUNGEN AN PIGMENTE Al TEILCHENGRÖUE Versuch 3) Farbeindruck bei unterschiedlicher Korngröße Materialien: Chemikalien: CUS04 * 5H20 ( grobkörnig) 2 Reagenzgläser Mörser mit Pistill Pulvertrichter Durchfuhrung: Eine Probe des Kupfersulfates (dunkelblau) wird in ein Reagenzglas überfuhrt , eine zweite wird im Mörser fein zerrieben und ebenfalls in ein Reagenzglas gegeben. Der Vergleich der beiden Proben zeigt eine deutliche Aufhellung der Farbe bei dem feinen Pulver, die bis zu einem hellblau-weißlichen Farbeindruck fuhren kann. Neben dem Absorptionswellenlängenbereich und dem molaren Absorptionskoeffizienten, die den Farbton und die Farbstärke primär bestimmen, ist auch die Teilchengröße von entscheidender Imörsern I .. Wichtigkeit. Sie ist verantwortlich fur die Streuung des reflektierten Lichts . Beim zermahlen grobkörniger Substanzen hellt die Farbe auf, da durch vergrößerte Oberfläche des feinen Pulvers eine erhöhte Reflexion des Lichtes stattfindet. Desweiteren ist die Teilchengröße wichtig, um eine optimale Verteilung des Pigmentes im Bindemittel zu erreichen . Bl UNLÖSLICHKEIT 1M BINDEMITTEL cl CHEMISCHE RESISTENZ Um Eigenschaftsveränderungen im Farbton oder Glanz zu vermeiden, sollten Pigmente gegen Säuren (lndustrieklima) und gegen Salze (Seeklima) inert sein. D) WETTERSTABILlTÄT Beständigkeit gegen Sonne, Feuchtigkeit und Temperaturwechsel ist von Bedeutung bei Pigmenten, die fur Außenanstriche verwendet werden (Titandioxid, Eisenoxide) Seite 11 Chemie in der Schule: www.chids.de E) THERMISCHE ST ABILIT ÄT Pigmente, die für Lackierungen, bzw . bei der Keramikherstellung verwendet werden, müssen Einwirkungen von hohen Einbrenntemperaturen standhalten können . F) CHEMISCHE REINHEIT Pigmente sollten Phasenrein vorliegen . Verunreinigungen von Schwermetallen in Titandioxid fuhren zu Helligkeitsverlusten. Eisenoxidverunreinigungen bewirken eine Farbtonverschiebung von rot nach braun. Anatasanteile in Rutilpigmenten verringern die Wetterstabilität des jeweiligen Pigmentes. G) OPTISCHE EIGENSCHAITEN Farbton und Farbstärke bestimmen das Wesen der Buntpigmente, Helligkeit und Deckvermögen das der Weißpigmente. Das unterschiedliche Deckvermögen zweier Pigmente wird im nächsten Versuch demonstriert. Versuch 4) Deckvermögen von Pigmenten Materialien: 2 Holzplatten (10 * 10 cm) Chemikalien: 3g CaC0 3 3g Ti0 2 Edding-Stift (schwarz) 2 kl. Bechergläser Pinsel Glasstab Durchfuhrung: Zu Beginn zeichnet man mit dem Edding vier Quadrate auf die Holzplatten auf, von denen jeweils zwei schwarz ausgefullt werden (Schachbrettmuster). Anschließend rührt man jeweils drei Gramm der Weißpigmente in 50 ml Wasser ein, trägt mit dem Pinsel eine möglichst gleichmäßige Schicht auf die Holzplatten auf und läßt trocknen. Man erkennt, daß das Titandioxid wesentlich besser deckt als die Kreide , den schwarzen Untergrund also besser verschwinden läßt. Normalerweise müßte man die Pigmente stöchiometrisch in gleichen Molmengen einwiegen, doch läßt sich der Effekt auch so verdeutlichen, denn die Kreide deckt auch nach mehrmaligem überstreichen nicht so gut wie das Titandioxid. Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 12 An dieser Stelle müssen die Begriffe .Deckfähigkeit" und "Transparenz" erläutert werden. I) Deckvermögen: weißes Licht Fähigkeit eines Pigmentes, Helligkeitsunterschiede eines Untergrundes verdeckende Pigmentschicht über einem schwarzen und weißen Untergrund ist nahezu gleich . Je größer die schwarzer Untergrund weißer schwinden zu lassen, die Lichtreflexion Streuung des nicht absorbierten Lichtes, umso deckender das Pigment. weißes Licht -.~.. /:euun g / =ö'Jl ~~ ~ ~ weißer \ 2) Transparenz: \ Eigenschaft von Materialien, den Durch- transparente Pigrnentschicht laß von Licht zu gestatten. Die Streuung erfolgt im wesentlichen am Untergrund schwarzer Untergrund Abb 11 Deckfähigkei! und Transparenz VI) EINTEILUNG ANORGANISCHER PIGMENTE Typ Beispiel I Natürliche Pigmente 11 Synthetische Pigmente Ocker, Graphit a klassische Farbpigmente 1 Weißpigmente 2 Schwarzpigmente 3 Buntpigmente b Spezialpigmente 1 Glanzpigmente 2 Korrosionsschutzpigmente 3 Magnetpigmente 4 Leuchtpigmente Chemie in der Schule: www.chids.de Titandioxid, Lithopone, Zinkweiß, Ruß, Eisenoxidschwarz Eisenoxide, Ultramarin, Schwermetalloxide, -sulfide, -chromate Bronzen (Gold, Aluminium, Kupfer), Ti02-Glimmerpigmente, basisches Bleicarbonat, Perlmuttpigmente Bleimennige, Zinkphosphat, Zinkstaub magnetische Eisenoxide, Chromdioxid Zink- bzw. Erdalkalisulfide dotiert mit Schwermetallionen (Cu, Ag, Au, Mn) Seite 13 Im folgenden soll nur auf die klassischen Pigmente eingegangen werden, da ihre wirtschaftliche Bedeutung wesentlich größer ist als die der Spezial pigmente, Wirtschaftliche Bedeutung von Pigmenten Weltweit 1990 Produktion: ca. 4,7 Mio t Wert: ca . 18500 Mio DM Spezialpigmente Klassische Pigmente Menge 4,6 Mio t/a Wert 17000 Mjo DM Menge 1000000 t/a Wert 1500 Mio DM Von den klassischen Pigmenten besitzen die Weißpigmente einen Mengenanteil von rund 80%, die Buntpigmente ca . 12% und die Schwarzpigmente etwa 8%. In der Bundesrepublik wurden 1990 ca . 880000 t Pigmente produziert. Al WEIUPICMENTE Produktion 1-vichtiger Weißpigmente 196 7 und 1980 in 10001 Welt 1965 Welt 1980 1200 2015 Lithopone und ZnS 450 220 Zinkweiß 500 n..b. Bleiweiß n.b. 4 2150 2600 Titandioxid Summe Seite 14 Chemie in der Schule: www.chids.de 1) Lithopone Im nächsten Versuch soll eines der ältesten und heute immer noch genutzten Weißpigmente dargestellt werden. Versuch 5) Darstellung von Lithopone Materialien: Chemikalien: BaCh (lg in 50ml H 20) 2 Bechergläser (250ml) Magnetrührer / Rührfisch Na 2S (0,4g in 50 ml H 20) 3 Reagenzgläser ZnS04 * 7H20 (1,5g in 50 ml H20) Trichter mit Filter Durchfuhrung: Zuerst löst man in drei Reagenzgläsern die Ausgangssubstanzen (jeweils 0,005 mol) in 50 ml Wasser. Nun gibt man die Bariumchlorid-Lösung mit der Natriusulfid-L ösung in ein Bercherglas. Unter Rühren auf dem Magnetrührer wird langsam die Zinksulfatlösung hinzugegeben. Sofort fällt ein voluminöser weißer Niederschlag von Lithopone (Gemisch aus ZnS und BaS04) aus, der abfiltriert und getrocknet werden kann . Die Geruchsbelästigung durch das verwendete Sulfid ist bei den geringen Mengen an Ausgangssubstanz nur von untergeordneter Bedeutung. Reaktionsgleichung: 2 Ba 2+(aq) + S2-(aq) + Zn \aq) + sol(aq) ~ [ZnS + BaS04]..l.. (weiß) + 4(aq) (~znS)=30%) Die technische Darstellung von Lithopone verläuft folgendermaßen: 1) Darstellung von BaS : BaS04 + 4C ~ BaS + 4CO 2) Fällung des Pigmentes: BaS + ZnS04 ---) [ZnS + BaS04]..l.. (weiß) (~ZnS) = 30%) 3) hochprozentige Lithopone: ZnS04 + 3ZnCb + 4BaS ---) [4ZnS + BaS04]..l.. (weiß) + 3BaCh (~znS)=62%) 4) Calcination und Dotierung mit 0,05% Cobalt zur Erhaltung der Lichtechtheit Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 15 Mit zunehmendem ZnS-Gehalt nimmt die Deckfähigkeit zu . Aus diesem Grunde wird Lithopone in Siegelmarken gehandelt: Rotsiegel: 30% ZnS Grünsiegel: 40% ZnS Bronzesiegel: 50% ZnS Silbersiegel: 60% ZnS Deckanstriche auf Putz, Holz, Metall Anwendungsgebiete: Authellmittel fur Gummiartikel Kunststoffärbung Fahrbahnmarkierungen und -begrenzungen 2) Titandioxid Das weitaus wichtigste Weißpigment ist das Titandioxid, welches nach zwei verschiedenen Verfahren dargestellt werden kann. I) Darstellung von Ti02 nach dem Sulfat-Verfahren Als Ausgangsmaterial dient bei diesem Verfahren natürlicher Ilmenit (FeTi0 3) , der einen Ti0 2 -Gehalt von etwa 55% besitzt. Dieser wird zusammen mit konz . Schwefelsäure bei 150De aufgeschlossen. Der Aufschlußkuchen wird in Wasser gelöst und vom Rückstand abgetrennt. In Lösung gebliebenes Fell kann mit Eisenschrott zu Fellreduziert werden . Nach dem Abkühlen kristallisiert Grünsalz (FeS04 * 7H 20) aus. Anschließend wird Titandioxid-Hydrat (Ti0 2 * xH20 ), eventuell nach Zusatz von Impfkeimen durch thermische Hydrolyse bei IOODe ausgefällt, bei rund 1000De calciniert und gemahlen . Arbeitsschritte bei Sulfat-Verfahren: - Aufschluß von Ilmenit mit H2S04 - Reduktion von Fe(III) zu Fe(II) - Abtrennung von FeS04 * 7 H20 (Grünsalz) - Hydrolyse des TiOS04 - Waschen - ealcinierung Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 16 2) Darstellung von Ti02 nach dem Chlorid- Verfahren Beim Chlorid-Verfahren dient als Ausgangsmaterial Rutilerz mit einem Ti0 2 - Gehalt von bis zu 96%. Rutil ist neben Brookit und Anatas die wichtigste Modifikation des Ti0 2 . Eine Wirbelbettchlorierung in Gegenwart von Chlor und Koks fuhrt zu rohem Titantetrachlorid. Dieses wird anschließend von Vanadium-Verbindungen gereinigt und destilliert. Das reine Titantetrachlorid wird dann in einem letzten Schritt mit Sauerstoff zu reinem Rutil und Chlor verbrannt. Dieses Verfahren ist gegenüber dem Sulfat-Verfahren bevorzugt, da das zurückgewonnene Chlor erneut zur Chlorierung genutzt werden kann . Ti0 2 + 2C + 2Ch TiCl4 + O 2 -4 -4 TiCl4 + 2Co Ti0 2 + 2Ch ......: Arbeitsschritte bei Chlorid- Verfahren: ' - Wirbelbettchlorierung von Rutilerz " - Entfernung von Vanadium - TiCl4-Destillation - TiCl4-Verbrennung zu Ti02 und CI2 ' vielseitige Verwendung aufgrund: - optischer Leistungsfähigkeit - chemischer Resistenz - thermischer Beständigkeit - Wetterbeständigkeit - toxikologischer Unbedenklichkeit Anwendungsgebiete: (64%) Lacke: Auto, Schiffe, Tapeten, (19%) Kunststoffe: PVC, PE, Polystyrol ( 8%) Papier: ( 4%) Baustoffe: Zement, Putze ( 4%) Email und Keramik ( I%) Sonstige: Kosmetik , Zahnpasta; Zigarettenpapier, Lebensmittel Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 17 Wie in den vorstehenden Anwendungsgebieten zu sehen, ist Titandioxid aufgrund seiner toxikologischen Unbedenklichkeit sogar in der Lebensmittelindustrie zugelassen. Aus diesem Grund soll im nächsten Versuch das Titan des Ti02 in der weißen Hülle einer Salami nachgewiesen werden. Diese Kunstdärme werden aus optischen Gründen mit Hilfe des Weißpigmentes aufgehellt. Versuch 6: Nachweis von Titan im Kunstdarm einer Salami Materialien: Chemikalien: H 2S04 (c = 2mol/I) Dreibein Drahtnetz K 2S 207 (0,5g) Porzellantiegel H 202 (c = 2,5 mol/I) Tiegelzange NRJ'-Lsg. (gesättigt) Reagenzgläser 0, 19 Wurstpelle Glasstab Bunsenbrenner Trichter mit Filterpapier Durchfuhrung: Die Wurstpelle wird kleingeschnitten und zusammen mit dem Kaliumdisulfat im Porzellantiegel 5-10 min lang so hoch erhitzt , daß (im optimalen Fall; hier nicht möglich, da Verunreinigungen durch organische Substanzen) ein klarer Schmelzfluß entsteht. Dabei ist die Temperatur mit dem Brenner so zu regeln , daß nur wenig S03 entweicht. Der Schmelzkuchen wird in wenig verdünnter Schwefelsäure aufgelöst. Das Gemisch wird abfiltriert und die erhaltene klare Lösung zum Nachweis des Titans verwendet. Dazu wird etwas der Lösung in einem Reagenzglas mit einigen Tropfen H 202 versetzt. Die Bildung einer gelb bis gelb-orangen Lösung, die durch Zugabe von gesättigter NRJ'-Lsg. wieder entfärbt wird, zeigt Titan an. Dieser Nachweis ist sehr empfindlich und zeigt schon 0,01 ug Ti/mI an. Gestört wird die Reaktion durch Chromat, sowie Vanadium und Molybdän , die wohl aber nicht in Lebensmitteln zu finden sein sollten. Reaktionsgleichung: Aufschluß: Ti0 2 + K2S20 7 Nachweis: ~ [TiO]S04 + K 2S0 4 [TiO]2+aq + H20 2 ~ [Ti(02)f+aq (orange-gelb) + H20 [Ti(02)]2+aq + 6Faq + H20 ~ [TiF6 taq (farblos) + OH- + H0 2H0 2- Chemie in der Schule: www.chids.de ~ OB" + 0,50 2 (Disproportionierungsreaktion) Seite 18 B) SCHWARZPIGMENTE Bei ihnen spielen Eisenschwarz (Fe30 4) und Manganschwarz eine kleinere Rolle von allen Schwarzpigmenten besitzen die Ruße bei Weitem die größte Bedeutung. Ihnen jedoch begegnet man ständig und überall. Ihre wichtigste Anwendung finden sie in der Gummi-, Lack- und Farbenindustrie, doch auch fast alle schwarz eingefärbten Kunststoffe basieren auf einer Einfärbung mit Ruß . Nicht nur wegen des Farbtons, sondern auch aufgrund der Beständigkeit und Abriebfestigkeit wird Ruß Autoreifen zugemischt. Ruß ist feinteiliger Kohlenstoff, der durch Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entsteht. Je nach Herstellungsverfahren wird unterschieden in: a) Verbrennungsruße : unvollständige Verbrennung von weniger wertvollen Ölen aus der Mineralölaufbereitung b) Spaltruße: vollständige thermische Zersetzung niedriger Kohlenwasserstoffen (Acetylen, Methan) Verbindung .Anwendungsgebiet .• .. ;><i::, ;: .... .;.:: ~ : , Magnetit (Fe304) \" -":-:":.< . . Baü~toff~ekor (Putze, Zem~nte), Lacke Manganschwarz Cobaltschwarz (CoO) Keramik und Glastechnik, Freskomalereien Ruße Füllstoffe in Gumrniindustrie, Kunststoffe, Lacke, Druckfarben, Papierindustrie Im nächsten Versuch soll ein Anwendungsgebiet der Ruße demonstriert werden , daß Einfarben eines Kunststoffes, hier Polystyrol. Mir standen Rußproben der Firma Degussa zur Verfugung, doch sollte der Versuch auch mit Graphit gelingen. Verzichtet man auf die Schwarzfärbung, so eignet sich jedes andere beliebige Buntpigment (zum Beispiel Thenards Blau). Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 19 Versuch 7) Einfärben eines Kunststoffes mit Ruß Materialien: Chemikalien : Styrol (I Oml) 2 Magnetrührer Thermometer Dibenzoylperoxid (I g) Stativmaterial Ruß (O,5g) 2 Bechergläser (500ml) Reagenzglas Durchfuhrung: In ein 97°C heißes Wasserbad stellt man ein Reagenzglas, in das zuvor das Styrol mit dem Starter und dem Ruß gegeben wurde. Wenn das Reaktionsgemisch die Temperatur des Wasserbades angenommen hat, beginnt die Reaktion (zu sehen an einer Gasentwicklung). Eingeleitet wird sie radikalisch, durch thermische Behandlung des Radikalstarters Dibenzoylperoxid, der zunächst homo lytisch getrennt und anschließend durch CO 2-Abgabe zu Phenylradikalen umgewandelt wird . Anschließend kann man das Reagenzglas von dem heißen in ein kaltes Wasserbad stellen, um das Polimerisat zu verfestigen. Man erhält einen festen (nach einiger Zeit kann das Reagenzglas gestürzt werden), in der Masse durchgefärbten Kunststoff (Polystyrol), in dem der Ruß gleichmäßig zwischen die Polymere verteilt wurde. ° ° < ~-ü-O-~-o Styrol - 2 ~g - Dibenzoylperoxid (Radikalstarter) 2 O· + 2C02 Phenylradikal erneuter H ~~ffCY6666 Polystyrol Abbruch : Dimerisation oder Disproportionierung Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 20 U.s .W. cl BUNTPIGMENTE Die Buntpigmente sind mit ca. 12% Anteil neben den Weißpigmenten die wichtigste Gruppe und aufgrund ihrer Farbigkeit wohl auch die interessanteste. In der nachfolgenden Tabelle sind die wichtigsten Buntpigmenteaufgefuhrt. Weltjahreskapazität to 1992 Pigment Oxide FeO(OH) des Eisens ] Fe304 CrZ0 3 Eisenoxidgelb Eisenoxidrot -. Eisenoxidschwarz . Chromoxidgrün .:' verschiedener Elemente (Mischphasenpigmente) Spinelltyp (Ti, Ni, Sb )Oz (Ti, Cr, sno, CoAh04 ....Nickeltitangelb Chromrutilgelb .Thenards Blau ] 10000 Chromate des Bleis Pb(Cr, S)04 Pb(Cr, S, MO)04 ] 64000 J 4000 Fez0 3 des Chroms Sulfide · 2~6~dei6:,J\ :·: .:,Molybdatrot: ·: . des Cadmiums . des Eisens 39000 ..". in Alumosilikat Cyanide 593000 .: "-'.,", " ', " ,-. ,:: ><:,. ,~ :. - . _ ,. -' .'.-..'" 'i Fern4rFen(CN)~i3Milriribla~ Verwendung von Buntpigmenten: Eisenoxide: Baustoffeinfärbungen, Farben, Lacke Chromoxide: Keramik und Email Bleichromate: Lacke, Tapeten, Malerfarbe, Fassadenfarbe Cadmiumsulfid: Kunststoffe, Malerfarbe Eisen-Blaupigmente: Automobillack, Buntpapier Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 21 12000 •• 9000 Wie man in der vorigen Tabelle sieht, sind die Eisenoxidpigmente von besonderer Bedeutung. Schon die Griechen verstanden es (500 v. Chr.), mit Hilfe der Eisenoxide ihre Vasen zu bemalen. Dabei nutzten sie die unterschiedliche Farbe von Hämatit und Magnetit, bzw. deren Umwandlung ineinander bei reduzierenden oder oxidierenden Brandbedingungen. Zuerst einmal wurden auf ein Tongefäß Figuren mit einem Tonschlicker gemalt. Tonschlicker ist das gleiche Material wie das Tongefäß selbst, jedoch besitzt er durch Mahlen eine viel geringere Komgröße. Anschließend wurde die Vase dreimal in verschiedener Athmosphäre gebrannt. 1. Brennphase: brennen bei 800°C in oxidierender Atmosphäre. Das im Ton enthaltene Hämatit (Fe2ü 3) bleibt rot. 2. Brennphase: brennen bei 945°C unter reduzierenden Bedingungen über nassem Reisig. Bei diesem Brand entsteht Kohlenmonoxid, das Hämatit wird zu schwarzem Magnetit (Fe3ü4) reduziert. Nach dem Brand ist das gesamte Tongefäß schwarz gefärbt. 3. Brennphase: Eine reoxidierende Phase schließt den Brandzyklus ab. Das Gefäß wird zu Hämatit reoxidiert, der versinterter Malschlicker jedoch (die Figuren) bleibt schwarz. Im nächsten Versuch soll das Eisen des Hämatits (Fe2ü3) im Ton nachgewiesen werden. Versuch 8) Eisen-Nachweis im Ton Materialien: Reagenzglas Chemikalien: Tonscherben (Blumentopf) Pipette HCI (konz.) ~SCN-Lsg Durchfuhrung: Man bringt einige Tonscherben in ein Reagenzglas mit konz. HCl und läßt einige Zeit (am besten über Nacht) stehen. Dann zieht man mit der Pipette den klaren Überstand ab und versetzt mit wenig NI-LSCN-Lsg..Eine blutrote Färbung zeigt Eisen an. Reaktionsgleichung: Fe2ü 3 + 6H:;OT ---7 2Fe 3 + [FeC1 4f + 4SCNChemie in der Schule: www.chids.de + 9H zü ---7 (in HCI als Chloroferrate vorliegend [FeCI4L [FeCI6 t [Fe(NCS)4f (blutrot) + 4Cr Seite 22 ) Im letzten Versuch sollen zwei Buntpigmente dargestellt werden . Es sind dies das hochdeckende Chromgelb und Chromorange, die trotz der Giftwirkung heute noch ihre Anwendung als Außenanstrich finden, jedoch zunehmend durch Bismutvanadat, einem brillanten, hochlichtechten Lackpigment ersetzt werden. Allgemein ist die Tendenz festzustellen, daß physiologisch bedenkliche Schwermetallpigmente durch ungiftige ersetzt werden. Versuch 9) Darstellung von Chromgelb und Chromorange Materialien: Reagenzgläser Chemikalien: Pb(N03)2 (1,6g in 25ml H 20) ReagenzglaskIamrner K2Cr04 (1g in 25 m1 H 20) Bunsenbrenner NaOH (c = 2moVl) NaOH (konz.) Durchfuhrung: Man stelle sich eine Lösung aus Bleinitrat in Wasser her und gebe zu dieser eine Lösung von Kaliumchromat. Sofort fällt ein gelber Niederschlag von Bleichromat (Chromgelb) aus. Man schüttelt etwas auf und gibt die Hälfte dieser Lösung in ein zweites Reagenzglas. In dieses gibt man etwas 2 molare Natronlauge, die die Fällung des Chromorange bewirkt (kann durch Erhitzen beschleunigt werden) . Dieses basische Bleichromat ist im NaOH-Überschuß wieder löslich. Die gelbe Färbung der Lösung stammt von Chromat-Ionen. Reaktionsgleichung: 1) Darstellung von Chromgelb: Pb(N0 3h + K2Cr04 ~ PbCrOA· (gelb) + 2KN0 3 2) Darstellung von Chromorange: 2PbCr04 + 2NaOH ~ PbCr04 * Pb(OHh-i- (orange) + Na 2Cr04 im NaOH-Überschuß löslich: PbCr04 * Pb(OHh + 60ff ~ 2[Pb(OHhf + CrO/- (gelb) Da alle Reaktionen in Lösung stattfinden, müßten alle Stoffe als aquatisierte Ionen dargestellt werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist in diesem Falle darauf verzichtet worden. Anzumerken ist noch die Giftigkeit einiger Stoffe, über die sich vor Durchfuhrung aller Versuche zu informieren ist!!! Chemie in der Schule: www.chids.de Seite 23 VII) LITERATURVERZEICHNIS [1] Kittel, H. : Pigmente; 3 Aufl.; Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 1960 [2] Gutmann/Hengge: Anorganische Chemie; 5 Aufl.; Weinheim, Basel, Cambridge, New York: VCH 1993 [3] Büchner: Industrielle anorganische Chernie; 2 Aufl.; Weinheim, Basel, Cambridge, New York: VCH 1986 [4] Winnacker/Küchler: Chemische Technologie (Band 2: Anorganische Technologie 11); 3 Aufl.; Carl Hauser Verlag: München 1970 [5] Fonds der chemischen Industrie: Farbstoffe und Pigmente (Textheft zur Folienserie); aktualisierte Neuauflage der Erstausgabe von 1985 ~ Frankfurt 1993 [6] Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie ; 4 Aufl., Band 18; Weinheim : Verlag Chemie 1979 [7] Neumüller, Otto Albrecht: Römpps Chemie Lexikon; Band 4 M-PK~ 8 Aufl. 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