Seminararbeit

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„Ausbildung zum Tiertrainer“
Veterinärmedizinische Universität Wien
Tiere als Therapie
Veterinärplatz 1
1210 Wien
K OMMISSAR R E X
F ILM ODER W IRKLICHKEIT ?
T R AIN ING
UND
E INS A TZ
VON
P OL IZ EID IE NS TH U N DE N
Petra Fizimayer
Wien, Dezember 2006
P. Fizimayer
Ich versichere,
 dass ich diese Hausarbeit selbstständig verfasst, andere als
die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und
mich keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.
 dass ich dieses Hausarbeitsthema bisher weder im In- noch im
Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.
 dass diese Arbeit mit der von den Gutachtern beurteilten
Arbeit übereinstimmt.
17. Dezember 2006
2
P. Fizimayer
Danksagung
Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die direkt oder indirekt zur Entstehung dieser
Seminararbeit in Form fachlicher oder anderweitiger Unterstützung beigetragen haben. Dem
Bundesministerium für Inneres, Frau Bundesministerin Lise Prokop und ihrem Team für die
Genehmigung
der
Zusammenarbeit
mit
dem
Bundesausbildungszentrum
für
Polizeidiensthundeführer, insbesondere mit dem Standort Bad Kreuzen.
Dabei
gilt
besonderer
Dank
Bundesausbilder
und
Fachbereichsleiter
2
(operatives
Ausbildungsmanagement) Herbert Schuster und seinem Stellvertreter Bundesausbilder Kurt
Dobetsberger, welche mich durch zahlreiche fachliche Anregungen und aufgrund ihrer
langjährigen Erfahrung als Diensthundeführer während der Gestaltung dieser Arbeit beraten
haben.
3
P. Fizimayer
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Vorwort
6
2 Einleitung
8
3 Die Geschichte des Diensthundewesens
9
4 Polizeidiensthundeführer
11
4.1 Voraussetzungen des Diensthundeführers
11
5 Diensthundewesen in Österreich
12
6 Vom Welpen zum Polizeidiensthund
13
6.1 Die Auswahl und Überprüfung der Welpen und Junghunde
7 Die Grundausbildung der Polizeidiensthunde
13
17
7.1 Die einsatzbezogene Führigkeit
18
7.2 Die Schutzdienstausbildung
18
7.2.1 Die Arbeit der Polizeidiensthunde mit Maulkorb
7.3 Die Spürhundeausbildung
19
20
7.3.1 Fährtenarbeit – Grundmodul
20
7.3.2 Fährtenarbeit – Spezialmodul
21
7.3.3 Stöbern nach Gegenständen
21
7.3.4 Stöbern nach abgängigen Personen
22
8 Die Spezialspürausbildungen der Diensthunde
22
8.1 Mikromengenkonditionierverfahren
23
8.2 Brandmittelspürhunde
26
8.3 Lawinenverschüttetenspürhunde
27
8.4 Leichen- und Blutspürhunde
28
8.5 Sprengstoffspürhunde
29
8.6 Suchtmittelspürhunde
30
8.7 Bargeldspürhunde
30
4
P. Fizimayer
9
10
8.8 Zugriffshunde
30
Lerntheorien und Trainingsmethoden
31
9.1 Klassische Konditionierung
31
9.2 Operante Konditionierung
31
Clickertraining
32
11 Targettraining
32
12 Clicker- und Targettraining mit Diensthunden
33
12.1 Clicker- und Targettraining für DH aus der Sicht des
33
BA FB 2 GrInsp Herbert Schuster
13
Resümee
37
Zu meiner Person
38
Literaturverzeichnis
39
Foto- und Abbildungsverzeichnis
40
Abkürzungsverzeichnis
41
5
P. Fizimayer
1
Vorwort
Da ich mich für die Ausbildung von Diensthunden schon immer interessiert habe, fand ich es für
passend meine Seminararbeit über Polizeidiensthundeausbildung im Allgemeinen, ihrem
anschließenden Diensteinsatz sowie über ihr Leben im normalen Alltag zu schreiben.
Im Zuge meines Praktikums bei einem Landesübungstages für Polizeidiensthundeführer in
Eisenstadt konnte ich einige Kontakte zu Polizeihundeführern knüpfen, die mir bei meiner
Seminararbeit sehr behilflich waren.
Mein Interesse im speziellen galt der Trainingsmethode die Polizeihundeführer anwenden sowie
dem Ausbildungsweg den ein Polizeidiensthund gehen muss.
Viele von uns kennen die Fernsehserie Kommissar Rex, einige sehen diesen Fernsehstar auch in
den von Polizeihundeführern geführten Hunden, die meist Schäferhunde sind. Ich möchte dieses
Bild nicht ganz verschwinden lassen, jedoch mit dieser Arbeit Aufklärung über Diensthunde im
Einsatz und Alltagsleben schaffen.
Wenn man jemanden die Frage stellt, wie seiner Ansicht nach das Idealbild eines modernen
Polizeihundes aussehen sollte, dann erhält man häufig die spontane Antwort: Einer wie
Kommissar Rex müsste es sein.
Die Polizei will natürlich auch den wohlerzogenen, umgänglichen, intelligenten und lieben
Partner, der trotz seiner beispielhaften Verträglichkeit mit dem Sozialpartner Mensch im
polizeilichen Einsatz mutig, hart und auch mal aggressiv „zur Sache“ gehen sollte.
Um es aber gleich vorwegzunehmen: Das Fernsehen kann es sich leisten, für eine ganz bestimmte
Filmszene mehrere Dreh- und Übungstage einzubauen, damit Rex dann auch alles genauso
macht, wie es sich der Regisseur vorstellt bzw. der Zuschauer es sich wünscht. Als Schutz-,
6
P. Fizimayer
Fährten-, Rettungs-, Sprengstoff- und Suchtmittelspürhund sorgt Rex für hohe Einschaltquoten,
ohne jemals eine derartige Ausbildung erhalten zu haben. Dem Zuschauer selbst fällt dies nicht
auf – für ihn besteht kein Zweifel: Kommissar Rex, ein Hund für alle Fälle.
Der echte Polizeihund sollte sich auf keinen Fall als „Schauspieler“ entpuppen. Die polizeiliche
Einsatzpraxis erfordert einen im hohen Maße verlässlichen vierbeinigen Partner.
Mit Erkenntnissen und Prinzipien moderner Verhaltensforschung versuchen Polizeidiensthundeausbilder genau dies zu erreichen.
7
P. Fizimayer
2
Einleitung
„Marc“ hatte den richtigen Riecher. Der Bargeldspürhund erschnüffelte die Beute der
rumänischen Tresorknackerbande welche während eines Fluchtversuchs in einem Plastiksack im
Boden vergraben wurde.
„Vierbeiner fand Verletzten auf der Autobahn.“ Der Polizeihund „Yves le Bosseur“ ist der Held
des Tages. Er fand einen auf der Autobahnbrücke unter den Leitschienen liegenden bewusstlosen
Bauarbeiter. Damit hatte der Hund diesem das Leben gerettet. Die Brücke geht an dieser Stelle 70
Meter in die Tiefe.
„Hunde rochen Wasserleiche.“ Am 7. September 2005 führte die Fährte einer abgängigen Person
die Polizisten zum Traunsee. Gefunden wurde der Tote dank des phänomenalen Geruchssinnes
der herbeigeholten Polizeidiensthunde. Diese witterten vom Boot aus in einem Umkreis von rund
zehn Metern minimalen Leichengeruch, der aus dem Wasser aufstieg.
Im Zuge der Fahndungsmaßnahmen nach dem Raubüberfall auf eine Bank am 24.10.2006
konnten Polizeidiensthunde einen großartigen Erfolg erzielen. Ein Diensthundeführer konnte mit
seinem Diensthund die beim Überfall verwendete Waffe auffinden, ein weiterer Diensthund
stöberte den Täter auf, der daraufhin vom Diensthundeführer festgenommen werden konnte und
der dritte Diensthund fand die in einem Versteck deponierte Beute.
Ein tragischer Mordfall ereignete sich im Jänner 2006 in Oberösterreich. Leichen- und
Blutspürhunde konnten Blut- und Leichen- bzw. Knochenteile der verstümmelten Frau auffinden.
Fünf Fälle, in denen Diensthunde die Exekutivbeamten erfolgreich bei der Arbeit unterstützten.
Sie erschnüffeln illegale Drogen, suchen nach flüchtigen, vermissten oder toten Menschen, helfen
beim Aufspüren von Verschütteten, werden für den Objekt- und Personenschutz eingesetzt und
spüren Sprengstoffe oder Brandmittelbeschleuniger auf. Dabei erzielen sie beachtliche Erfolge.
8
P. Fizimayer
3
Die Geschichte des Diensthundewesens
Die Geschichte des Diensthundewesens in Österreich begann vor über 100 Jahren. Kamillo
Windt, Vorstand des Erkennungsamtes der Wiener Polizei, hatte 1901 den Einsatz von Hunden
vorgeschlagen. In einem Schreiben des Zentralinspektorats vom 5. April 1902 hieß es, "dass die
Verwendung von Hunden als Begleithunde der Rayonsposten im unverbauten Gebiete Wiens im
Zentralinspektorate in Verhandlung ist und in dieser Richtung auch schon praktische Erfahrungen
gesammelt werden." Die "praktischen Erfahrungen" hatte damals ein Sicherheitswachebeamter
des Wachzimmers Josefsdorf auf dem Kahlenberg gesammelt. Dem Inspektor war im Frühjahr
1902 ein Hund zugelaufen. Von den Vorgesetzten geduldet, begleitete "Kuno" sein Herrchen auf
Fußstreifen. Fünf Jahre vor Kamillo Windt hatte der berühmte Kriminologe Hans Gross in einem
Beitrag im "Jahrbuch für die k.k. Gendarmerie" im Jahr 1896 den Einsatz von Hunden im
Exekutivdienst vorgeschlagen. Ende März 1907 übernahm der Kommandant des Wachzimmers
Ober-Sievering, Sicherheitswacheinspektor Karl Jarmer, einen drei Monate alten Schäferhund
“Wolf” zur polizeilichen Abrichtung. Kurze Zeit später wechselte ein weiterer Hund, der
Schäferhund "Lux", in das Wachzimmer Ober-Sievering. Am 4. Juli 1907 schenkte der Wiener
Friedrich Runge den Airedale-Terrier "Jim" der Wiener Polizei. "Jim" fiel am 6. Dezember 1907
einem "Dienstunfall" zum Opfer: Ein Förster des Stiftes Klosterneuburg erschoss den Terrier, als
er einem Reh nachjagte. Sein Nachfolger wurde die Deutsche Schäferhündin "Flora". "Wolf",
"Lux" und "Flora" wurden erst auf Grund eines Erlasses der Polizeidirektion vom 10. Jänner
1908 offiziell in den "Polizeidienst" übernommen. Zwei Sicherheitswachbeamte auf der Schmelz
und in Kagran erhielten im April 1908 die Erlaubnis, ihre privaten Schäferhunde auf
Streifengänge mitzunehmen. 1909 wurde der "k. u. k. österreichisch-ungarische Polizeihundeverein" gegründet, der ausgebildete Hunde der Gendarmerie und Sicherheitswache zur
Verfügung stellte. Im selben Jahr schenkte die Firma Johann Weiß in Margareten der Polizei drei
Schäferhunde. Ende 1909 beantragte die Polizeidirektion über die niederösterreichische
Statthalterei beim Ministerium des Inneren die Genehmigung für den Diensthundebetrieb. Mit
9
P. Fizimayer
Erlass vom 8. August 1909 erteilte das Ministerium die Bewilligung zur Verwendung von
Hunden und einen Kredit für den Betrieb. In den folgenden Jahren wurden weitere Hunde für den
Polizeidienst aufgenommen, darunter einige Dobermann-Hunde und eine Rottweiler-Hündin.
1911 hatten die Wiener Polizisten bereits 16 Hunde. Nicht alle Tiere erwiesen sich als geeignet,
manche starben bald. Bei der Gendarmerie wurden die ersten Hundestationen im Jahr 1910
eingerichtet, in Österreichisch-Schlesien. 1917 wurden die ersten Richtlinien für die Verwendung
von Diensthunden amtlich erlassen. 1936 bestanden zehn Gendarmeriediensthundestationen. Im
Oktober 1922 wurden aus wirtschaftlichen Gründen 18 der 24 Diensthunde der Wiener Polizei
"abgebaut". Drei Jahre später ordnete Polizeipräsident Dr. Johann Schober an, die
Diensthundestationen auszubauen. Die Polizei kaufte 15 Vierbeiner und bildete 23
Sicherheitswachebeamte zu Hundeführern aus. 1929 gab es bereits 40 Diensthunde in Wien.
Bereits in den 50er-Jahren bildete die Wiener Polizei die ersten Suchtmittelspürhunde aus. 1965
wurde beim Landesgendarmeriekommando für Niederösterreich eine zentrale Diensthundestation
errichtet, bei der mit Ausnahme der Lawinensuchhundekurse, die im alpinen Gelände abgehalten
werden, sämtliche Diensthundeführerkurse stattfanden und die Abrichtung zu Schutz- und
Begleit- sowie zu Fährtenhunden erfolgte. 1988 erfolgte die Ausbildung der ersten Zugriffshunde
beim
damaligen
Gendarmerieeinsatzkommando,
Verschüttetenspürhunde (TSH)
und
1995
Sondereinsatzhunde.
gab
es
1998/99
die
ersten
wurden
Trümmerdie
ersten
Geruchspurenidentifikationshunde ausgebildet und 1999 kamen die ersten Brandmittel-, sowie
Sprengstoffspürhunde hinzu.
[URL http://www.bmi.gv.at/oeffentlSicherheit/2004/07_08/artikel_1.asp (10.12.2006)]
10
P. Fizimayer
4
Polizeidiensthundeführer
Diensthundeführer müssen Idealisten sein, denn ein Hund lässt sich nicht einfach nach dem
Dienst abstellen. Um den geforderten Leistungsstandard zu halten, muss ein Hundeführer bereit
sein, zusätzlich zur dienstlichen Fortbildungszeit viel Freizeit in das Training mit dem Hund zu
investieren.
Die Diensthundeführer-Ausbildung beinhaltet:
 Kynologie, Verhaltenslehre der Hunde
 Einsatztaktik/Einsatztraining
 Waffengebrauchsgesetz 1969
 Veterinärmedizin-Basisunterricht
 Polizeibefugnis- und Entschädigungsgesetz
 Diensthundevorschrift und dazu sämtliche die Diensthundeausbildung betreffenden
Ausbildungsrichtlinien
4.1
Voraussetzungen des Diensthundeführers
Nach einer mindestens zweijährigen Erfahrung im exekutiven Außendienst (Zeit der
Grundausbildung für Exekutivbedienstete wird nicht eingerechnet) und einer vollen
Exekutivdiensttauglichkeit hat der Exekutivbedienstete die Möglichkeit ein persönliches
Ansuchen zu stellen. Bei positiver Absolvierung der Aus- und Fortbildung, Bereitschaft zur
Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und Möglichkeit einer artgerechten Unterbringung
des Diensthundes im Familienverband kann der Exekutivbedienstete Diensthundeführer werden.
[vgl Präsentation – Der Diensthund erstellt von Kurt Dobetsberger, Juni 2005]
11
P. Fizimayer
5
Diensthundewesen in Österreich
In Österreich stehen vorwiegend Deutsche, Belgische und Holländische Schäferhunde als
Polizeidiensthunde in Verwendung. Vereinzelt findet man auch Riesenschnauzer, Dobermänner
und Rottweiler im Exekutivdienst. Es gibt derzeit 381 fertig ausgebildete und 67 auszubildende
Polizeihunde.
Die Hunde werden im Bundesausbildungszentrum für PolizeidiensthundeführerInnen mit
Standorten im oberösterreichischen Bad Kreuzen und Wien-Strebersdorf ausgebildet.
Im Einsatz stehen Diensthunde bei präventiver und repressiver Verbrechensbekämpfung, zur
Durchführung von Such-, Hilfs- und Rettungsaktionen sowie beim Sicherheits- und
Ordnungsdienst.
In der Grundausbildung wird jeder Polizeidiensthund zum Begleit-, Schutz- und Stöberhund
ausgebildet. Nach Absolvierung dieser Grundausbildung kann der Hund zum Spezialisten in den
Bereichen Suchtmittel-, Brandmittel-, Blut- und Leichen-, Sprengstoff- oder Bargeldspürhund
sowie Lawinenverschütten-, Trümmerspürhund, Spezialfährtenspürhund ausgebildet werden.
Weiters stehen im Spürbereich sehr viele Zukunftsprojekte in der Erprobung wie zum Beispiel
Geruchsspurenvergleichshunde, Geruchsspurenidentifikationshunde, usw.
Jeder
dieser
Hunde
wird
nur
in
einem
Spezialgebiet
–
mit
Ausnahme
Lawinenverschüttetenspürhund – ausgebildet, um größtmögliche Einsatzeffizienz zu erreichen.
Im Unterschied zum „normalen“ Begleit- oder Schutzhund muss der Diensthund all diese
Leistungen im Einsatz unter ständig wechselnden Umweltbedingungen, zu jeder Tages- und
Nachtzeit unter allen erdenklichen Voraussetzungen stets zuverlässig erbringen. Die Ausbildung
eines solchen Hundes erfordert sowohl vom Hundeführer als auch vom Ausbildungspersonal ein
hohes Maß an Einsatzbereitschaft, Vielseitigkeit, Einfallsreichtum und vor allen Dingen großes
Wissen im Bereich der Kynologie um den Diensthund auf alle nur erdenklichen Situationen
vorzubereiten.
Derzeit gibt es in Österreich insgesamt 117 Suchtmittelspürhunde. Als Leichenspürhunde sind 20
Vierbeiner im Einsatz, zwölf davon sind für die Suche in Gewässern ausgebildet. Fünf
12
P. Fizimayer
Blutspürhunde und 48 Sprengstoffspürhunde versehen derzeit österreichweit ihren Dienst.
Brandmittelspürhunde gibt es 27, vier Hunde sind als Bargeld- und Dokumentenspürhunde im
Einsatz. Seit kurzem stehen auch sechs Spezialfährtenhunde bereit.
[vgl Unsere Hunde Dezember 2005]
6
Vom Welpen zum Polizeidiensthund
Der Erwerb von Welpen erfolgt ausschließlich von ausgesuchten Züchtern.
Bevor ein Welpe erworben wird erfolgt ein Ankaufstest. Hierbei werden die Gesundheit, die
Umwelttauglichkeit, das Verhalten in bestimmten Situationen sowie der Spieltrieb und das
Suchverhalten geprüft.
Grundsätzlich kommt im Alter von ca. 8 Wochen der angehende Diensthund in die Familie des
Diensthundeführers. Wichtig dabei ist die Sozialisierung des Welpen und Integration in den
Familienverband.
6.1
Die Auswahl und Überprüfung der Welpen
und Junghunde
Ein zukünftiger Polizeidiensthund benötigt folgende
Voraussetzungen:

absolute Gesundheit

ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb
Abb.1: Auswahl der Welpen beim
Züchter
13
P. Fizimayer

Mut und Durchsetzungsbereitschaft

ausgeprägtes Sozialverhalten

physische und psychische Belastbarkeit
Vorwiegend werden Welpen in den Diensthundestand übernommen, um einen möglichst
kontinuierlichen Ausbildungsaufbau gewährleisten zu können.
Bereits mit vier Monaten wird der Welpe erstmalig auf seine Tauglichkeit als Polizeidiensthund
überprüft. Hier wird vor allem sein

Verhalten gegenüber Personen

Verhalten gegenüber anderen Hunden

Verhalten auf verschiedenen Bodenbelägen

Verhalten in Räumen „hell-dunkel“

Verhalten bei ungewöhnlichen Geräuschen

Verhalten beim Hochheben und Tragen

Verhalten beim Beutespiel

Verhalten beim Heranrufen
Abb.2: „Exodus le Bosseur „
beurteilt.
Im Alter von acht Monaten werden zusätzlich

Verhalten bei Schussabgabe auf Distanz

Verhalten bei Ablenkungen durch Jogger, Radfahrer, Autos, etc.

Verhalten des Hundes beim Anlegen des Maulkorbes und anschließendem Spiel

Fährtenquadrat

Verhalten des Hundes beim Spiel und nachfolgendem Ablassen vom Spielgegenstand

Suchverhalten nach ausgelegtem Spielgegenstand im höhren Gras

Grundverknüpfungen bei der Unterordnung und Positionen Sitz, Platz und Steh

In Trieb setzen des Hundes aus der Ruhe

Anbiss am Junghundearm
14
P. Fizimayer

Ablass auf Kommando von der toten Beute

Einfache Sucharbeit nach Zivilpersonen mit Verbellen
überprüft.
Sind bei einem Junghund wesentliche Mängel in seiner Veranlagung erkennbar, scheidet er aus
dem Ausbildungsprogramm aus.
Eine weitere Überprüfung findet ab dem zwölften Lebensmonat statt.
Überprüft wird

eventuell auffälliges Verhalten der Vormonate

Suchverhalten nach weggeworfenen Gegenständen mit längerer Suchdauer

Verhalten des freilaufenden Hundes beim Heranrufen

Positionen Sitz, Platz, Steh

Eigenfährte

Vorübung Bringen, Halten und Abgeben verschiedenster Gegenstände

In Trieb setzen des Hundes aus der Ruhe auf Zivilpersonen und abstellen

Anbiss am Schutzarm oder Schutzjacke auf Distanz

Belastung mit Softstock

Ablassen auf Kommando ohne körperliche Einwirkung

Sucharbeit an Zivilpersonen mit Verbellen im Gelände

Sucharbeit an Zivilpersonen mit Verbellen in Räumlichkeiten
Bevor der Hund mit ca. eineinhalb bis zwei Jahren den Grundlehrgang für Polizeidiensthunde
besuchen kann, wird er nochmals einer umfangreichen Überprüfung unterzogen.
15
P. Fizimayer
Die Bestandsaufnahme für den Grundausbildungslehrgang unterteilt sich in vier Bereiche:
1. Fährtenarbeit
 Ausarbeitung einer Eigenfährte
2. Stöbern
 Verweisen eines Gegenstandes
 Verbellen einer leicht versteckten Zivilperson im Objekt bzw. Gelände
3. Unterordnung
 Leinenführigkeit/Freifolge
 Sitz, Platz und Steh aus der Bewegung
 Herankommen
 Bringen
 Positionswechsel Hochheben
4. Schutzdienst
 Verbellen des Scheintäters
 Beißen/Ablassen
 Angriffsübung mit Umweltbelastung und Stockschlag
 Verfolgung des Scheintäters mit Schussabgabe
 Führigkeit und Kontrolle
[vgl Präsentation – Der Diensthund erstellt von BA RevInsp Kurt Dobetsberger, Juni 2005]
16
P. Fizimayer
7
Die Grundausbildung des Diensthundes
Diensthunde der Exekutive werden im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres aufgrund der
gesetzlichen Vorgaben ausgebildet. Die Dauer des Grundausbildungslehrganges erstreckt sich
über 15 Wochen. In diesem Zeitraum werden die bisher erworbenen Kenntnisse des Hundes in
den Bereichen Führigkeit, Schutzdienst und dem Spürbereich weiter verbessert.
Der Lehrgang endet mit einer Prüfung, die sich über mehrere Tage erstreckt.
Nach ca. einem Jahr Praxiserfahrung (Hunde sind mit ca. 3 Jahren psychisch und physisch
ausgereift) wird der Polizeidiensthund im Zuge eines 3-wöchigen Fortbildungslehrganges weiter
perfektioniert. Mit ca. fünf Jahren wird der Polizeidiensthund im Rahmen einer einwöchigen
Überprüfung auf seine Leistungs- und Einsatzfähigkeit überprüft.
Der Polizeidiensthund muss in der Lage sein, sämtliche ihm gestellte Aufgaben zu lösen.
In diesen Aufgabenbereich fallen z.B. das Erstöbern von verborgenen Rechtsbrechern, die
Abwehr von Angriffen auf den Polizeidiensthundeführer und seinen Kollegen bei
Demonstrationen, die Suche nach Abgängigen usw.
Für die Aus- und Fortbildung stehen dem Polizeidiensthundeführer monatlich je nach
Leistungsstand Ausbildungsstunden zur Verfügung, welche im Zuge koordinierter Landesübungstage verwendet werden.
Für die Aus- und Fortbildung ist der jeweilige Landesausbildungsleiter und seine
Landesausbilder verantwortlich.
Sie
unterstehen
fachlich
den
Bundesausbildern
des
Bundesausbildungszentrums
für
Polizeidiensthundeführer und daher direkt dem BM f. Inneres.
Das Team Polizeidiensthundeführer/Polizeidiensthund unterliegen somit einer permanenten
Leistungskontrolle.
17
P. Fizimayer
7.1
Die einsatzbezogene Führigkeit
Während private Hundeausbildung oft auf Hundeplätzen oder Wiesen geschieht, wird mit
Diensthunden vorwiegend dort trainiert, wo auch ein Einsatz ablaufen könnte. Also mitten im
Geschehen der Großstadt, in Firmenarealen, auf Bahnhöfen, in Häusern und Geschäftslokalen
usw. Die abverlangten Gehorsamsübungen müssen also auch unter extremster Ablenkung
zuverlässig ausgeführt werden. Er muss in jeder Einsatzlage kontrollierbar und steuerbar sein um
ihn gezielt einsetzen zu können.
Im Gegensatz zum Hundesport, wo absolute Exaktheit zählt, ist die Diensthundeausbildung eine
universelle und kreative. Für den Diensthund ist in erster Linie wichtig, dass er die verlangte
Übung unter allen Umständen ausführt. Geschwindigkeit und Genauigkeit kommen für ihn erst
an zweiter Stelle.
7.2
Die Schutzdienstausbildung
Die Schutzdienstausbildung des Polizeidiensthundes unterscheidet sich wesentlich von der des
Sportschutzhundes.
Polizeidiensthunde werden gezielt auf Menschen ausgebildet und unterliegen daher den strengen
Bestimmungen des Waffengebrauchsgesetzes 1969.
In der Schutzdienstausbildung wird der Diensthund oft den ungewöhnlichsten Belastungen und
Schwierigkeiten ausgesetzt, um ihn für den Ernstfall vorzubereiten. Nur so wird gewährleistet,
dass der Hund auch in extremen Situationen das erlernte Verhalten zuverlässig ausführt. Vor
18
P. Fizimayer
allem beim Einsatz ohne Maulkorb ist dies notwendig, um eine Gefährdung Unbeteiligter zu
verhindern.
[vgl Präsentation Maulkorbarbeit erstellt von BA GrInsp Schuster, Mai 2006]
Abb. 3: Schutzdienstausbildung – BA GrInsp Schuster mit „Bakko von Klivien“
7.2.1 Die Arbeit des Polizeidiensthundes mit Maulkorb
Grundsätze der Maulkorbarbeit
Die Maulkorbarbeit fordert die Hunde in physischer und psychischer Hinsicht stark. Hier ist die
Angewöhnung/Akzeptanz des Korbes die Basis zum Erfolg
(offener Maulkorb – ein Muss für Prägung und Angewöhnung).
Nur aus der optimalen Verknüpfung zwischen Maulkorb und
Solarplexus entsteht eine effektive Maulkorbarbeit. Aufgrund
der Verletzungsgefahr sollte die Maulkorbarbeit nur auf kurze
Distanz trainiert werden. Die Bestätigung erfolgt durch
Abb. 4: Maulkorbarbeit
Zurückweichen des Helfers.
Einsatzbereiche der Maulkorbarbeit
-
Großer polizeilicher Ordnungsdienst (Veranstaltungen, Demonstrationen)
-
Stöberarbeit nach abgängigen Personen oder Täterpersonen nach geringfügigen Straftaten
19
P. Fizimayer
-
Abschreckende Wirkung (aber auch Provokation!)
-
Erweiterte Drohmöglichkeit durch Ablegen des Korbes
-
Verhältnismäßiger Einsatz in „unkritischeren“ Situationen
-
Zurückdrängen von Personengruppen
-
Zusätzliche Sicherheit bei friedlichen Sucharbeiten
Die Maulkorbattacke kann den beißenden Schutzhund nie ersetzen!
7.3
Die Spürhundeausbildung
Die
Spezialspürhundeausbildung
im
Polizeidienst
unterscheidet
sich
durch
die
sicherheitspolizeilichen Aufgabenstellungen von den (mit Ausnahme von Lawinenverschüttetenspürhunde und Trümmerspürhunde) zivilen Suchausbildungen.
7.3.1 Fährtenarbeit – Grundmodul
Fährtensuchhunde orientieren sich vorwiegend anhand der Bodenveränderungen.
Eine Fährte setzt sich aus Individualgeruch des Verursachers (Hautschuppen, Schweißabsonderung, Schuhwerk, Kleidung, Kosmetika) und aus
Bodenverletzungsgerüchen (Mikroorganismen, zertretenes Gras,
Erdreich, etc.) zusammen. Durch das „Zertreten“ entsteht
Fäulnis und diesen Geruch nimmt der Hund wahr. Bei günstigen
Bedingungen kann eine Fährte über 24 Stunden und länger vom
Abb. 5: Fährtenarbeit – BA GrInsp
Schuster mit „Luky od Meszta“
Diensthund ausgearbeitet werden. Gegenstände auf der Fährte
20
P. Fizimayer
(Diebsgut, Einbruchswerkzeug, verlorene Dinge, etc.) verweist der Diensthund passiv (daher also
keine Beeinträchtigung von Spurenträgern - DNA)
7.3.2 Fährtenarbeit – Spezialmodul
Polizeidiensthunde werden nach Bedarf auf Individualfährte ausgebildet, dh sie sind in der Lage,
Personen aufgrund ihres Individualgeruches aufzuspüren. Dafür ist es notwendig, dass sich der
Polizeidiensthund vor dem Einsatz an einem Geruchsträger der zu suchenden Person einriechen
kann.
[vgl Präsentation Fährtenarbeit, erstellt von BA GrInsp Kurt Dobetsberger, 2003]
7.3.3 Stöbern nach Gegenständen
Diensthunde sind in der Lage, Gegenstände zu erstöbern. Dieser Einsatzbereich dient dazu,
verlorene
oder
weggeworfene
Gegenstände
(z.B.
weggeworfenes
Einbruchswerkzeug,
Raubbeute, Tatwaffen, etc.) in unübersichtlichem Gelände und Objekten aufzufinden.
Bei der Gegenstandssuche konzentriert sich der Hund auf Gerüche, die nicht zum
milieuspezifischen Geruchsbild passen. Jede Örtlichkeit hat ihren eigenen Geruch. Jeder
Gegenstand, der von außen in ein solches Milieu eingebracht wird braucht einige Zeit, bis er den
Umgebungsgeruch angenommen hat. Bis zu diesem Zeitpunkt kann ihn der Diensthund aufgrund
seines „Fremdgeruches“ identifizieren. Zusätzlich erleichtert wird dem Hund seine Aufgabe,
wenn dem Gegensand durch Hautkontakt frischer menschlicher Geruch anhaftet.
Die Anzeige erfolgt passiv (in der Position „Platz“, also liegend). Der Diensthund berührt den
Gegenstand nicht. Somit werden keine DNA-Spuren oder sonstige Spuren vernichtet.
21
P. Fizimayer
7.3.4 Stöbern nach abgängigen Personen
Abgängige Personen werden vom Diensthund über deren Individualgeruch in der Umgebungsluft
bzw. über verursachte Bodenverletzungen etc. aufgestöbert. Der Hund benötigt hiezu keine
Geruchsträger (z.B. Kleidungsstücke) des/der Abgängigen. Im Gegensatz zu Rettungshunden
werden Diensthunde zumeist zur Suche nach Straftätern (Einbrechern usw.) eingesetzt. Der Hund
hat also nicht nur die Aufgabe die Person zu finden, sondern nach der Auffindung auch am
Auffindungsort zu stellen. Das Anzeigeverhalten (Verbellen) muss daher für sich allein schon
entsprechend einschüchternd sein, um den Täter an der Flucht zu hindern. Unternimmt die
gestellte Person trotzdem einen Fluchtversuch, hat der Diensthund diesen selbständig zu
vereiteln. Ein ruhig verharrender Täter jedoch darf nicht attackiert werden.
8
Die Spezialspürausbildung der Diensthunde
Nach
Absolvierung
der
Grundausbildung
können
besonders
geeignete
Hunde
für
Spezialausbildungen herangezogen werden.
Der Hund ist ein Nasentier, ein Makrosomat. Der hochentwickelte Geruchssinn ist bei Hunden
schon ab dem 4. Monat voll ausgebildet. Über die Nase erfährt der Hund alle für ihn notwendigen
Informationen seiner Umwelt. Er riecht etwa 100 Millionen mal besser als der Mensch. Die
Nasenschleimhaut eines Hundes hat, abhängig von Rasse und Schnauzenlänge, etwa 220
Millionen Riechzellen, der Mensch nur über knapp fünf Millionen. Dadurch ist der Hund in der
22
P. Fizimayer
Lage, konditionierte Gerüche – die der Mensch nicht mehr wahrnehmen kann – festzustellen und
dem Polizeidiensthundeführer anzuzeigen. Der Hund nimmt sogar Stoffe wahr, die in ihrer
Konzentration so gering sind, dass selbst technische Messgeräte passen müssen. Das große
Riechvermögen
macht
sich
die
Polizei
bei
der
Bekämpfung
der
verschiedensten
Kriminalitätsformen zu Nutze.
[vgl http://www.hundekosmos.de/biologie/diesinne/dergeruchssinn/index.html (10.12.06)]
Alle Spezialspürhunde der
Polizei
werden
im
Mikromengenkonditionierungsverfahren
grundkonditioniert. Dieses Verfahren wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kafka –
Geruchsforscher aus Deutschland – entwickelt.
Die Grundkonditionierung der Polizeidiensthunde dauert drei Tage und beinhaltet die möglichst
sterile Abspeicherung der vorgesehenen Gerüche in der Geruchsbibliothek des Hundes. Im
Anschluss erfolgt eine Rücküberprüfung durch Echtstoff.
Dabei ist wichtig, dass keine unerwünschten Nebengerüche mitkonditioniert werden, damit der
Polizeihund im Einsatz keine Falschanzeigen setzt.
8.1
SOKKS - Mikromengenkonditionierverfahren
Bis 1998 erfolgte die Ausbildung der österreichischen Polizeidiensthunde zum geruchlichen
Aufspüren von Sprengstoffen, Drogen, Brandbeschleuniger etc. objektbezogen meist an im
üblichen Gebrauch erhältlichen, mehr oder minder reinen und in hohen Dosen (Gramm bis
Kilogrammbereich) angebotenen Origninal-Aszervaten oder Duftstoffimitaten. Die Aussagen zur
Zusammensetzung des eigentlichen verhaltensbestimmenden Buketts blieben dabei weitgehend
im Hintergrund. Insbesondere blieb offen, ob die Verhaltensreaktionen überhaupt durch den Duft
der eigentlichen Wirkstoffe ausgelöst werden und nicht durch z.B. herstellungsbedingte
chemische Verunreinigungen, sonstige Zusätze oder die Verpackung selbst. Die Ausbildung
erfolgte demnach nicht nur an den quellenspezifischen Bestandteilen sondern, oft zum Nachteil
des Ausbildungsergebnisses, auch an den diesen beigemengten oder anhaftenden Bestandteilen.
23
P. Fizimayer
Dies führte zu ungewünschten, oft unrichtig als „Fehlverweisungen“ bezeichneten Anzeigen von
wirkstofffremden Materialien.
Die Ausbildung auf die einzelnen Stoffvariationen war des Weiteren zeitaufwendig und bei den
zur Ausbildung herangezogenen Probenmengen bis über den kg-Bereich nicht nur mit Risiken für
die Gesundheit und Sicherheit von Hund, Ausbilder und Umwelt verbunden sondern darüber
hinaus kostspielig in der sicheren Lagerung und Entsorgung. Hinzu kamen die Probleme, die sich
insbesondere aus der chemischen - und damit der geruchlichen - Instabilität des
Ausbildungsmaterials ergaben.
Ausgerichtet auf das Ziel die oben aufgezeigten Probleme bei der Hundeausbildung zu
bewältigen
wurde
gemeinsam
mit
dem
Bayerischen
Innenministerium
ein
neues
Ausbildungsverfahren entwickelt und erprobt. Es beruht im Prinzip darauf, dass statt der bisher
üblichen Echtstoffe nur noch die für die Reaktion verantwortlichen Wirkstoffe, also insbesondere
bei Sprengstoffen ausschließlich die Explosivstoffe und nicht die Phlegmatika, bzw. bei
Rauschgiften die Betäubungsmittel und nicht die „Verdünner“ zum Konditionieren eingesetzt
werden, und zwar in weit unterhalb den Gefährdungsgrenzen aber noch weit oberhalb der
tierischen Geruchsschwelle liegenden Pico- bzw. Mikrogramm Mengen. Das Verfahren, es wird
entsprechend der Anfangsbuchstaben der an der Erprobung beteiligten Personen als SOKKSMikromengen Konditionierverfahren bezeichnet, genießt inzwischen weltweites Interesse und
wird seither als Standart bei der Ausbildung der Polizeidiensthunde des Bundesministerium für
Inneres verwendet. Beim SOKKS-Material handelt es sich also nicht um Ersatzstoffe. Die
Duftträger sind für die normal geübte menschliche Nase praktisch geruchsfrei.
Das Mikro-Mengen-Konditionierverfahren basiert letztlich in der praktischen Verwertung der in
langjähriger
Grundlagenforschung
zunächst
an
Insekten
gewonnenen
Ergebnisse
der
Geruchsforschung. (Insekten dienen wegen ihrer leichten Zucht und Haltung, ihrer funktionell
und experimentell relativ einfachen Zugänglichkeiten sowie der Objektivität der an ihnen
gefundenen Daten oft als Modelltiere: Nach elektro- und verhaltensphysiologischen
24
P. Fizimayer
Untersuchungen genügen bereits einige wenige Moleküle zur Erregung der in bestimmten
antennalen Strukturen befindlichen Geruchssinneszellen. Nur wenige hundert genügen schon zur
Auslösung eindeutiger – auch vielfach konditionierbarer – Verhaltensreaktionen).
Abgesehen von den methodisch bedingten Vereinfachungen zeigen die Hunde gegenüber dem
herkömmlichen Ausbildungsverfahren durchwegs intensiveres Suchverhalten. Statt sich auf
zeitraubende Vielzahl von Einzelausbildungen auf die verschiedenen Stoffkomponenten zu
konzentrieren, erlaubt das Verfahren eine intensivere Beschäftigung mit den Verhaltensweisen
der Polizeidiensthunde.
Herkömmliche Ausbildung und die Vorteile des Mikromengen Trainingsverfahrens
Unterschiedlich
zum
herkömmlichen
Ausbildungsverfahren
erfolgt
die Mikromengen-
konditionierung vornehmlich über
1. möglichst reinste Wirkstoffkomponenten (keine Imitate!), die in
2. extrem niedriger Reizkonzentration (pico-, nano-, mikrogramm)
3. auf für die Hundenase weitgehend geruchlich inerte und
4. die Ausbringungslagen nur geringfügig kontaminierende flexible (nicht bröselige)
Duftstoffträger aufgebracht sind.
Das Ausbildungsverfahren unterscheidet sich vom herkömmlichen im Wesentlichen nur durch
die Reinheit, Konzentration und physikalisch-chemische Stabilität der Reizquellen. Es bietet aber
gegenüber dem herkömmlichen Ausbildungsverfahren eine Reihe von Vorteilen:
25
P. Fizimayer
1. verbunden mit einer potentiell erhöhten Sensitivität auf die zu verweisenden Stoffe (Anzeige
von geringeren Stoffmengen)
2. entfallen ungewünschte “Fehlausbildungen” auf herstellungsbedingte Stoffverunreinigungen
und Beimengungen (Verpackung, Zusatzstoffe, die z.B. Phlegmatika bei Sprengstoffen,
chemische Zersetzungsprodukte),
3. lassen sich Gerüche konservieren und so langfristig als konstante Referenzquellen einsetzen.
(Das Mikromengenkonditionierungsverfahren ermöglicht somit erstmals eine reproduzierte
Ausbildung im Spürbereich) und die
4. üblicherweise an den Umgang mit dem Ausbildungsmaterial (Betäubungsmittel, Sprengstoffe
etc.) gebundenen Gefährdungen (Mensch, Tier, Umwelt, Verlust) und Kosten (spezielle
Lagerungen, Entsorgungen) sowie der umgangsbedingte „Papierkrieg“ weitestgehend
zurückdrängen.
5. Es kommt zur geringeren Kontamination der Ausbringungsorte
6. Zeitersparnis (keine getrennte Ausbildung auf Einzelstoffe)
[vgl Prof Dr Wolf A Kafka: SOKKS – MikroMengen-Konditionier-Verfahren – 07.05.06]
8.2
Brandmittelspürhunde
Der BMSH werden im Rahmen der kriminalpolizeilichen Ursachenforschung bei Brandstiftungen
als
Ermittlungshilfe
für
brandsachverständige
Ermittlungsbeamte verwendet (wenn die Brandursache
unklar ist oder wenn Verdacht auf Brandstiftung besteht).
Brandstiftungen werden häufig unter Nutzung von
Brandbeschleunigern begangen.
Abb. 6: Brandmittelspürhund im Einsatz
26
P. Fizimayer
Hunde können Duftgemische selektiv wahrnehmen, sie analysieren Teilkomponenten unabhängig
von ihrer Intensität. Duftinformationen werden im Gedächtnis sorgfältig gespeichert und später
wieder erkannt.
Die BMSH sind in der Lage, leicht entzündbare, brandunterstützende und brennbare
Mikromengen
von
Kohlenwasserstoffverbindungen
(d.h.
geringste
Reste
sämtlicher
Brandbeschleuniger wie z.B. Benzin oder Nitroverdünnung) am Brandort aufzuspüren und
punktgenau passiv anzuzeigen. Aufgrund der Verletzungsgefahr am Brandort und der
Erschwernis für die Brandermittler wird auf das passive Anzeigeverhalten sehr hoher Wert
gelegt.
Nach erfolgter Grundausbildung, werden die Brandmittelspürhunde im Zuge eines 8-wöchigen
Lehrganges praxisorientiert ausgebildet.
Unter praxisorientierter Ausbildung wird verstanden, dass die Hunde nach erfolgter
Grundkonditionierung an möglichst vielen verschiedenen Brandorten trainiert werden.
8.3
Lawinenverschüttetenspürhunde
LSH suchen verschüttete Menschen nach Lawinenunfällen. Sie zeigen durch Graben an. Beim
Einsatz des Lawinenverschüttetenspürhundes ist der Zeitfaktor wesentlich. Daher werden diese
Hunde auch speziell am Hubschrauber ausgebildet um stressfrei schnell zum Einsatzort gebracht
werden zu können.
Das Sozialverhalten der Hunde und die Bereitschaft der Zusammenarbeit mit Menschen stehen in
dieser Ausbildungssparte im Vordergrund.
27
P. Fizimayer
8.4
Leichen- und Blutspürhunde
Die Leichen- und Blutspürhunde suchen menschliche Leichen- oder Leichenteile aller
Verwesungsstadien (sowohl oberflächliche als auch bei Verbunkerung) und mit menschlichen
Körperausscheidungen (z.B. Blut) behaftete Gegenstände und Flächen. Darüber hinaus suchen
sie mit menschlichen Leichen oder/und Blut kontaminierte Stellen in Fahrzeugen (Leichen- oder
Leichenteiltransport) und menschliche Leichen- oder Leichenteile in Gewässern (Suche vom
Boot aus) – Wassserleichenspürhunde:
Abb. 7: Leichenspürhund – Suche im Gewässer
Der Polizeidiensthundeführer liegt mit seinem Hund auf einer speziellen Plattform am Bug des
Bootes – knapp über der Wasseroberfläche – und wird in langsamer Fahrt über das Suchgebiet
geführt. Die aufsteigenden Verwesungsgase des menschlichen Leichnams steigen an die
Wasseroberfläche. Sobald der Polizeidiensthund dies wahrgenommen hat, beginnt er durch seine
intensive Sucharbeit dies dem Diensthundeführer anzuzeigen. Dann wird das Boot zum Zentrum
der Geruchsaustrittsstelle gesteuert, wo der Polizeidiensthund durch intensives Kratzen im
28
P. Fizimayer
Wasser das Vorhandsein der Leiche anzeigt. Diese Stelle wird dann anschließend für die
konzentrierte Suche der Taucher markiert.
Hunde können noch Spuren von Leichen und Blut feststellen, wenn das Opfer schon längst
beiseite geschafft oder versteckt wurde.
Anzeige durch Graben, Kratzen, Verbellen, passive Anzeige in bestimmten Fällen.
8.5
Sprengstoffspürhunde
Mehrfache Versuche und Vergleiche mit technischen Geräten haben gezeigt, dass der Hund
Sprengstoff besser und schneller findet.
Sprengstoffspürhunde sind zum Auffinden von militärischem und gewerblichem Sprengstoff,
sprengkräftigen Zündmittel, unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV),
Selbstlaborate sowie Waffen und Munition ausgebildet.
Aufgrund der Sensibilität dieses Spezialspürbereiches erfolgt auch hier das Anzeigeverhalten
passiv. Der Hund darf keinesfalls in seinen Fund hineinbeißen oder daran kratzen. Auch Bellen
könnte tödlich sein. Um daher eine vorzeitige Detonation von Sprengmitteln vermeiden zu
können, müssen die Sprengstoffspürhunde die Stelle passiv verweisen.
Hohe Nervenfestigkeit der Polizeidiensthunde ist von oberster Priorität.
Die Grundausbildung dauert 10 Wochen.
Die Diensthunde werden darauf trainiert, den
militärischen Sprengstoff Oktogen zu erschnüffeln.
Oktogen ist aufgrund seiner Molekularstruktur in fast
allen Sprengstoffen enthalten. Finden die Hunde
Oktogen,
so
finden
sie
auch
alle
anderen
gewerblichen und militärischen Sprengstoffe und
selbstgebastelte Sprengkörper.
29
Abb. 8: Sprengstoffsuche – BA RevInsp
Roman Schuller mit „Bakko von Klivien“
P. Fizimayer
8.6
Suchtmittelspürhunde
Die SMSH suchen nach allen aktuellen Suchtmitteln und auch
Ersatzstoffen in Objekten, Fahrzeugen sowie im Gelände.
Suchtmittelspürhunde werden auf alle gängigen Suchtmittel
konditioniert und auf den Geruch der „Leitsubstanz“ ausgebildet
(wie z.B. das ätherische Öl des Hanfs und nicht auf die
Abb. 9: Suchtmittelspürhund
Wirksubstanz Tetrahydrocannabinol). Die Anzeige erfolgte bis dato
sowohl aktiv als auch passiv.
Suchtmittelspürhunde müssen genauso wie Sprengstoffspürhunde sensibilisiert im Bezug auf das
Anzeigeverhalten werden.
8.7
Bargeldspürhunde
Sucht nach echten Euro-Banknoten – Verschlussakte des BM für Inneres
8.8
Zugriffshunde
Zugriffshunde beim Polizeieinsatzkommando – Verschlussakte des BM für Inneres
[vgl Präsentation Spezialspürhundeausbildung, erstellt von BA GrInsp Kurt Dobetsberger]
30
P. Fizimayer
9
Lerntheorien und Trainingsmethoden
Lernen ist ein komplizierter Vorgang, der biologischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist. Um
ein gesetztes Ziel zu erreichen, gibt es immer mehrere Möglichkeiten. Man kann die
Lernvorgänge optimieren und beschleunigen, indem man den Übungsaufbau geschickt plant und
die Funktionsweise des Hundegehirns berücksichtigt.
9.1
Klassische Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung kommt es auf die zeitliche Kopplung zweier Ereignisse an,
wobei eines der Ereignisse ein reflexartig gesteuertes Verhalten beim Hund auslösen muss. Im
Verlauf der Konditionierung erlangt das andere, früher neutrale Ereignis dieselbe Bedeutung und
löst dann selbst ebenfalls das Reflexverhalten aus.
Lob und Strafe werden hier nicht benötigt – der Zeitfaktor entscheidet über ein gelingen.
9.2
Operante Konditionierung
Bei der operanten Konditionierung, auch instrumentelle Konditionierung genannt, werden nicht
reflexartige, unbewusste Reaktionen verknüpft (wie bei der klassischen Konditionierung),
sondern zufällige oder bewusste, freiwillige Aktivitäten des Hundes belohnt – also willentlich
steuerbare Handlungen. Mittels operanter Konditionierung lernt der Hund also, ein bestimmtes
Verhalten zu zeigen, um dafür eine Belohung zu erhalten. Dabei wird die Eigenaktivität des
31
P. Fizimayer
Hundes erhöht. Das Lernen durch Ausprobieren, sozusagen an Erfolg und Irrtum, ist eine Form
operanter Konditionierung. Es werden positive oder negative Verstärker eingesetzt um die
Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass eine bestimmte Verhaltensweise in Zukunft häufiger oder
seltener gezeigt wird. Auch bei der operanten Konditionierung spielt der Zeitfaktor eine große
Rolle.
10
Clickertraining
Clickertraining ist eine Form der Ausbildung von Tieren und aus der modernen Hundeausbildung
mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Mit dem Clicker stehen einem unbegrenzte Möglichkeiten
offen.
Clickertraining ist operante Konditionierung mit einem klassisch konditionierten sekundären
Verstärker. Der ursprünglich bedeutungslose Ton des „Clicks“ wird durch eine direkt folgende
Belohnung (meistens Futter) konditioniert. Nach wenigen Wiederholungen von Click-Futter löst
das Click-Geräusch im Hund freudige Futtererwartung aus. Nun kann der Clicker beim weiteren
Training gezielt als Bestätigung für erwünschtes Verhalten eingesetzt werden. Der Clicker gibt
dem Hund präzise Mitteilung darüber, welches konkrete Verhalten bestärkt wird (ermöglicht also
punktgenaue Bestätigung).
11
Targettraining
„Targeting“ oder „Targettraining“ ist wie der Clicker ein Hilfsmittel beim Tiertraining. Das Tier
wird darauf konditioniert zum Beispiel das Ende eines Stabes (Target-Stick) mit der Nase zu
32
P. Fizimayer
berühren bzw. ihm zu folgen. Auch kann das Targettraining dazu dienen, den Hund zu einer
bestimmten Stelle hinzusenden.
12
Clicker- und Targettraining mit Diensthunden
Es mag weltweit durchaus noch sehr unterschiedlich praktizierte Ausbildungsmethoden im
Polizeihundewesen geben. Übereinstimmung jedoch dürfte in der Zielsetzung jeder Ausbildung
vorliegen: Am Ende einer jeden Ausbildung muss der in einem möglichst hohen Maß verlässliche
und gleichzeitig kontrollierbare Polizeihund stehen.
12.1 Clicker- und Targettraining für Diensthunde aus der Sicht des BAL
FBL2 GrInsp Herbert Schuster des BAZ für PolizeidiensthundeführerInnen Standort Bad Kreuzen
Das österreichische Polizeidiensthundewesen genießt international einen sehr hohen Stellenwert.
Das Anforderungsprofil an das Team PDH und PDHF ist sehr hoch.
Der Großteil der Polizeidiensthunde wurde bis vor kurzem nach den verschiedensten
herkömmlichen Ausbildungsmethodiken trainiert.
In meinen Aufgabenbereich im BAZ f Polizeidiensthunde – operatives Ausbildungsmanagement
– fällt auch die Erforschung sowie Umsetzung neuer Methodiken in der Diensthundeausbildung.
33
P. Fizimayer
Im Frühjahr 2006 hatte ich die Möglichkeit Petra Fizimayer, welche an einem praktischen
Erfahrungsaustausch bei einer Junghunde-Fortbildungsveranstaltung der Polizei Burgenland
teilnahm, kennen zu lernen.
Im Zuge eines Gespräches erklärte mir Frau Fizimayer ihre derzeitige Ausbildung zur
Tiertrainerin bei TAT an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Inhalt dieses Gespräches
war unter anderem auch das Clicker- und Targettraining.
„Clickertraining“, oft schon gehört aber bisher noch nicht so richtig dafür interessiert.
Vor allem das Targettraining beeindruckte mich von Beginn weg.
Das Anzeigeverhalten unserer Polizeidiensthunde sowohl beim Stöbern nach Gegenständen als
auch in sämtlichen Spezialspürbereichen ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Ausbildung.
Ich hatte das Glück, zu diesem Zeitpunkt einen Jungdepothund namens „Exodus le Bosseur“ zu
führen. Frau Fizimayer erklärte sich bereit, mich in die Ausbildung mit dem Clicker einzuführen.
„Exodus“ zeigte aufgrund des professionellen Trainings im Alter von 12 Wochen, nach nur 3
Tagestrainingseinheiten, ein perfektes Anzeigeverhalten an einem konkreten Gegenstand (z.B.
Handy).
Aufgrund
dieser
positiven
Ausbildungserfahrung
beschloss ich mich mit dem Clickertraining, mit positiver
Bestärkung und mit Calming Signals intensiver zu
beschäftigen.
Das war Frühjahr 2006. Mittlerweile habe ich wieder
einen Jungdepothund zur Aufzucht und verstehe diese
Ausbildungsmethodik immer besser.
Abb. 10: Anzeigeverhalten „Excalibur of
the Flying Porkies“ mit 10 Wochen
Auch dieser Hund – „Excalibur of the Flying Porkies“ –
will am liebsten den ganzen Tag nur „clickern“.
34
P. Fizimayer
Für mich gehören die Bereiche Clickertraining, Calming Signals, positive Verstärkung und alle
bisher erlernten Methodiken und selbst erfahrenen Möglichkeiten und Richtlinien der modernen
Hundeausbildung im richtigen Verhältnis vermischt untrennbar zusammen.
In der Junghundeausbildung liegt der größte Vorteil des Clickertrainings darin, einfache Übungen
mit positiver Arbeitsmotivation ohne Zwang mit punktgenauer Bestätigung zu lernen.
Dadurch werden positive Emotionen mitgelernt. Der Junghund lernt sich zu konzentrieren, also
auch aktiv in der Ausbildung mitzuarbeiten. Dies garantiert einen guten Bindungsaufbau
zwischen Polizeidiensthundeführer und Polizeidiensthund.
Weiters wird dadurch in den ersten 8 Wochen der Ausbildung (8 – 16 Woche) der Grundstein für
die Führigkeit und für die künftigen Sucharbeiten gelegt, ohne den Junghund zu überfordern.
Das Clickertraining steigert nachweislich die Konzentration, die Motivation und fördert massiv
die Kreativität des Junghundes.
Mit „nachweislich“ meine ich meine einjährige Erfahrung mit drei verschiedenen Hunden, denn
auch mein derzeitiger Diensthund „Luky od Meszta“ hat sehr viele Übungen schnell und sicher
über die Methodik des Clickertrainings gelernt.
Der Junghund fordert über den Clicker Belohnung ein und bemüht sich daher besonders Übungen
korrekt auszuführen und all das wird punktgenau bestätigt. Clickertraining ist somit eine der
wenigen Ausbildungsmöglichkeiten Junghunde von Beginn an positiv im mittleren Triebbereich
(bestes Lernverhalten) zu motivieren.
Clickertraining ist von Beginn der Trainingseinheiten – mit ca. 8 Wochen – in allen Bereichen
der Polizeidiensthundeausbildung einsetzbar.
Das Verständnis für das Clickertraining muss jedoch von speziell geschulten Ausbildern
vermittelt werden. Das Lesen eines Buches oder das abschauen von einer DVD oder einer
Videokassette ist meiner Meinung nach zu wenig.
35
P. Fizimayer
Wie in allen Bereichen der Hundeausbildung sollte man nicht versuchen das „Rad“ neu zu
erfinden, sondern nach erfolgter Schulung durch fachkompetente Ausbilder Erfahrung in der
praktischen Ausbildung suchen und diese an nachfolgende Hundeführer und Ausbilder
weitergeben.
Abb. 11: BA GrInsp Schuster und „Exodus le Bosseur“ beim
Clickertraining
36
P. Fizimayer
13
Resümee
Der Einsatz des Polizeidiensthundes unterliegt strengen gesetzlichen Reglementierungen. So ist
etwa der „scharfe Einsatz“ des Diensthundes im Waffengebrauchsgesetz geregelt und nur in
besonderen Fällen zulässig. Auch bei Durchsuchungen von Räumlichkeiten und privaten
Liegenschaften unterliegt der Diensthund genauso den gesetzlichen Bestimmungen wie seine
zweibeinigen Kollegen.
Alle Polizeidiensthunde sind regelmäßig im Außendienst im Einsatz. Neben Aufrechterhaltung
der Ordnung und Sicherheit bei Großveranstaltungen hat das präventive und repressive
Einschreiten im sicherheitspolizeilichen Bereich oberste Priorität. Eine wichtige repressive
Aufgabe stellt die Einsatzmöglichkeit der Diensthunde mit Spezialausbildung dar. Diese
vierbeinigen Spezialisten erleichtern den zweibeinigen ihre Aufgabe oft entscheidend. Viele
sicherheitspolizeiliche Erfolge von der Suchtgiftsicherstellung bis zur Brandaufklärung wären
ohne Polizeidiensthunde nicht oder nur mit wesentlichem Mehraufwand an Zeit, Personal und
Technologie möglich.
Ein gut ausgebildeter Diensthund ist ein absoluter Profi auf seinem Gebiet. Man darf aber als
Hundeführer und Ausbilder nie vergessen, dass es sich dabei um ein Lebewesen mit Gefühlen
und Bedürfnissen handelt. Genau so wie jeder andere Hund ist auch der Diensthund ein
Individuum. Folglich ist er individuell zu behandeln, auszubilden und zu führen. Die Harmonie
zwischen Hundeführer und Hund ist ein extrem wichtiger Faktor beim Training und im Einsatz.
Nur im Team mit einem guten Hundeführer kann ein Diensthund seine Stärken optimal zeigen
und sein Potenzial voll ausschöpfen.
Nur mit gegenseitigem Verständnis, Respekt und Liebe zueinander, kann der Hundeführer von
seinem Diensthund das Maximum an Leistung und Vertrauen erreichen. (Robert Gersbach)
37
P. Fizimayer
Zu meiner Person
Name: Petra Fizimayer
Geb. am: 17.12.1985
E-Mail: petra.fizimayer @gmx.at
Ich besuche laufend Fortbildungen, Seminare und Workshops im Bereich Tiertraining im In- und
Ausland um auf dem neuesten Stand des kynologischen Wissens zu sein. Die neueste
Fachliteratur zu kennen ist für mich selbstverständlich.
38
P. Fizimayer
Literaturverzeichnis
URL http://www.bmi.gv.at/oeffentlSicherheit/2004/07_08/artikel_1.asp (10.12.2006)
URL http://www.hundekosmos.de/biologie/diesinne/dergeruchssinn/index.html
Unsere Hunde Dezember 2005
Präsentation Der Diensthund erstellt von BA GrInsp Kurt DOBETSBERGER, Juni 2005
Präsentation Maulkorbarbeit erstellt von BA GrInsp Herbert SCHUSTER, Mai 2006
Präsentation Fährtenarbeit, erstellt von Kurt DOBETSBERGER, 2003
Präsentation Spezialspürhundeausbildung, erstellt von BA GrInsp Kurt DOBETSBERGER
Prof Dr Wolf A KAFKA: SOKKS – MikroMengen-Konditionier-Verfahren – 07.05.06
39
P. Fizimayer
Foto- und Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1
Auswahl der Welpen beim Züchter
Seite 13
Abbildung 2
„Exodus le Bosseur“
Seite 13
Abbildung 3
Schutzdienstausbildung – BA GrInsp Schuster
mit „Bakko von Klivnien“
Seite 17
Abbildung 4
Maulkorbarbeit
Seite 18
Abbildung 5
Fährtenarbeit – BA GrInsp Schuster mit „Luky od Meszta“
Seite 19
Abbildung 6
Brandmittelspürhund im Einsatz
Seite 24
Abbildung 7
Leichenspürhund – Suche im Gewässer
Seite 26
Abbildung 8
Sprengstoffsuche – BA RevInsp Roman Schuller
mit „Bakko von Klivien“
Seite 27
Abbildung 9
Suchtmittelspürhund
Seite 28
Abbildung 10
Anzeigeverhalten „Excalibur of the Flying Porkies“
mit 10 Wochen
Abbildung 11
Seite 32
BA GrInsp Schuster und „Exodus le Bosseur“ beim
Clickertraining
Seite 33
40
P. Fizimayer
Abkürzungsverzeichnis
BA
Bundesausbilder
BAZ
Bundesausbildungszentrum
BM
Bundesministerium
BMSH
Brandmittelspürhund
DH
Diensthund
FBL
Fachbereichsleiter
GrInsp
Gruppeninspektor
LBSH
Leichen- und Blutspürhund
PDH
Polizeidiensthund
PDHF
Polizeidiensthundeführer
RevInsp
Revierinspektor
SMSH
Suchtmittelspürhund
TAT
Verein „Tiere als Therapie“
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