Biotechnologie - ver.di Bayern

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BiotechnologieWirtschaftsfaktor und Technologiemotor der
nächsten Jahrzehnte
Roland Benz
School of Engineering and Science
Jacobs University Bremen
Campusring 1
28759 Bremen
Biotechnologie am Zeitstrahl
Pflanzenzüchtung durch Auslese ca.
3000 v. Chr.
ca. 4000 v. Chr. Verwendung von Hefe für alk. Getränke
16./17. Jahrhundert Hooke und Leuwenhoek bauen erste
Mikroskope und beschreiben höhere
Zellen und Bakterien
Edward Jenner wagt die erste Impfung (gegen Pocken) 1796
Friedrich Mischer isoliert als Erster die DNA 1868
Ochoa, Nirenberg, Mattei und Khorana
entschlüsseln den genetischen Code
den Begriff „Gen“ ein
1944 Avery, McLeod, McCarty entdecken
1953
die Vererbungseigenschaften der DNA
1962 Werner Arber entdeckt die Restriktionsenzyme
1966
Sanger, Maxam, Gilbert
DNA-Sequenzierung
Genentech Inc.:
Herstellung von Somatosin
Milchsäuregärungs-Bakterium
1909 Wilhelm L. Johannsen führt
Alexander Flemming entdeckt das Antibiotikum Penicillin 1928
James Watson und Francis Crick
veröffentlichen die Struktur der DNA
1857 Louis Pasteur entdeckt ein
1972 Paul Berg nutzt Restriktionsenzyme
1977
Erste Zulassung für ein
rekombinantes Medikament
1978 Genentech Inc.: Herstellung von Insulin
1982
1983 Erstmalige Erzeugung
transgener Pflanzen
Alec Jeffries: Genet. Fingerabdruck 1984
Kary B. Mullis: Polymerase-Kettenreaktion 1985
1986 Erster Freilandversuch
transgener Tabak
Start des Human Genom Projekts 1990
Entzifferung des menschlichen
Erbguts abgeschlossen
1997 Sequenzierung des Genoms
von E. coli
2003
2005 Sequenzierung des Genoms
der Reispflanze abgeschlossen
Entzifferung des Genoms zahlreicher weiterer
Organismen abgeschlossen 2014
2012 Sequenzierung des Genoms
einzelner Personen praktisch und finanziell
machbar
2014
Louis Pasteur
Robert Koch
Alexander Fleming
James D. Watson and Francis Crick
Arbeitsfeld Biotechnologie und Beispiele
Medizin
Lebensmittel
Diagnostik (z. B. PCR)
Medikamente (z. B. Insulin)
Impfstoffe (z. B. Hepatitis-Impfstoff)
Materialien für Geweberekonstruktion
(z. B. biochemische Schichten)
Vitamine (z. B. Vitamin C)
Enzyme (z. B. Pektinasen)
Aromen (z. B. Vanillin)
Landwirtschaft
Futterzusatzmittel
(z. B. Phytase)
Nachwachsende Rohstoffe
(z. B. Stärke)
Nahrungsmittel
Haushalt
Wasch- und Reinigungsmittel
(z. B. Proteasen)
Textilien (z. B. Cellulasen)
Geruchsstoppersprays
(z. B. Cyclodextrine)
Industrielle Biotechnologie
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Arbeitsfeld Biotechnologie in verschiedenen Bereichen
Krankenpflege
Nahrungsmittel
Pharmazie
Haushalt
Landwirtschaft
Textilien
Biozide
Verpackungsmaterial
Duftstoffe
Chemische
Synthesen
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Natürliche
Heilmittel
Arbeitsfeld Biotechnologie
Gliederung der Biotechnologie
Grüne Biotechnologie
Einsatz in der Landwirtschaft
Pflanzenbiotechnologie
Rote Biotechnologie
Einsatz in der Medizin und
Pharmazie, Medizinische
Biotechnologie
Weiße Biotechnologie
Einsatz in der Industrie
Industrielle Biotechnologie
Graue Biotechnologie
Einsatz in der Abfallwirtschaft
Braune Biotechnologie
Technische Biotechnologie
Umweltbiotechnologie
Blaue Biotechnologie
Biotechnologische Nutzung von
Meeresressourcen
Definition der Biotechnologie und Gentechnik
Was ist Biotechnologie?
Der interdisziplinäre* Ansatz, biologische Systeme
zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse
praktisch anzuwenden.
* Hierzu zählen die Disziplinen
der klassischen und modernen
Biologie,
Chemie,
Physik,
Verfahrenstechnik,
Materialwissenschaften,
Informatik
etc.
Was ist Gentechnik?
Ein Teilgebiet der Biotechnologie:
alle Methoden und Verfahren
zur Isolierung,Veränderung
und Übertragung von
Erbmaterial.
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Definition der Gentechnik
Der genetische Code
4 Nukleoside
20 Aminosäuren
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Gentechnik ist möglich
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Methoden der Gentechnik:
Neukombination von DNA und Transformation von Bakterien
Einfügen des
neuen Fragments
Plasmid
Einschleusen in
die Wirtszelle
Neu kombiniertes
Plasmid
DNAFragment
Bakterium
Genom (DNA)
Genetische Grundinformation
Plasmid (DNA)
Genetische Zusatzinformation
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Auslese
Vermehrung
Klone
Sicherheitsstufen für gentechnische Arbeiten
Risikogruppen (WHO)
Sicherheitsstufen
Sicherheits- Beschreibung
stufe
Gentechnische Arbeiten, bei denen
nach dem Stand der Wissenschaft
Viren
Pilze
Bakterien
SicherheitsStufen/
Risikogruppen
Impfstämme
Masernvirus
Penicillium
Camemberti
Candida
E. coli K 12 Salmonellen
1
2
HBV, HIV
Pockenvirus
Histoplasma
–
MilzbrandBakterien
–
3
Zunehmendes Risiko
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
4
S1
nicht von einem Risiko
S2
von einem geringen Risiko
S3
von einem mäßigen Risiko
S4
von einem hohen Risiko
(oder begründeten Verdacht eines
hohen Risikos)
für Mensch und Umwelt
auszugehen ist.
Arbeitsfeld Grüne Biotechnologie
Die Produktivität der Landwirtschaft ist begrenzt und hält nicht Schritt mit
der Entwicklung der Bevölkerung
Das Potential der Produktivität der Agrarwirtschaft ist noch nicht ausgeschöpft
Nat Commun. Dec 17, 2013; 4: 2918.
L: linear; LUP/LLP: linear with upper/lower plateau
Arbeitsfeld Grüne Biotechnologie
Die Produktivität der Landwirtschaft ist begrenzt und hält nicht Schritt mit
der Entwicklung der Bevölkerung
Anwendungen der Pflanzenbiotechnologie
Proteine für die Human- und
Tiermedizin in Pflanzen
„Molecular Pharming“
z. B. Enzyme für die Diagnostik,
Impfstoffe, Blutproteine, therapeutische
Antikörper
Optimierte Nutzpflanzen für die
industrielle Stoffproduktion
z. B. veränderte Öl-/Fettsäurezusammensetzung, Verringerung des Ligninanteils in
Holz für die Papierindustrie, Bildung von
Biopolymeren oder Enzymen
Verbesserte Eigenschaften von
Pflanzen für den Abbau von
Umweltschadstoffen in belasteten
Böden
Verbesserte Inhaltsstoffe in
Futterpflanzen
Verbesserte Inhaltsstoffe in
Nahrungspflanzen
z. B. leichtere Verdaubarkeit, Erhöhung
des Anteils essenzieller Aminosäuren
z. B. gesündere Fettsäurezusammensetzung, geringeres Allergiepotenzial
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Beispiele für Transgene Pflanzen in der Anwendung
Herbizid-Resistenz
Wurzelbärtigkeit bei Zuckerrüben
BT-Mais
Einsatz gegen
Diabrotica virgifera virgifera LeConte (Western corn rootworm)
und gegen Ostrinia nubilalis (Maiszünsler).
Anwendung der Pflanzenbiotechnologie:
Herbizidverwendung beim Zuckerrübenanbau
Chemische Stärkemodifikation und Amylopektinkartoffel
•Jodfärbung der Amyloplasten
•Verzweigtes Amylopektin
•Amylopektin
•Kartoffel
•Stärkemolekül (Ausschnitt)
•Verzweigung
•Konventionelle
•Kartoffel
•Verlängerung
•Lineare, helikale Amylose
•Jod lagert sich in
„Schlaufen“ des
Amylose-Moleküls ein.
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Transgene Pflanzen: Vom Labor bis zur Marktzulassung
Stufen der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen
Steigende Zahl der zu
untersuchenden
Faktoren
Umweltbeobachtung
10–15 Jahre
Anbau begleitendes
Monitoring
Freisetzung begleitende
Sicherheitsforschung
Experimentelle
Sicherheitsforschung
Genehmigung
Freisetzung
Labor/Gewächshaus
Genehmigung
Inverkehrbringen
Freilandversuche
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Ende der befristeten
Anbaugenehmigungen
Landwirtschaftlicher Anbau
Zeit
Anwendungen der Pflanzenbiotechnologie:
Pflanzenzellkulturen
NACHHALTIGE AGRARPRODUKTION MIT HILFE
DER BIOTECHNOLOGIE
>> Der Bedarf an Nahrungsmitteln wird in Zukunft stark steigen, ohne dass
eine entsprechende Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzfläche möglich ist.
Zur Lösung der daraus resultierenden sozialen und ökonomischen Probleme
bedarf es neuer, umweltfreundlicher und nachhaltiger Lösungen.
>> Biotechnologische Ansätze zur Ertragssteigerung durch die Entwicklung
optimal angepasster Pflanzen und biologisch abbaubarer
Pflanzenschutzmittel unterstützen die Lösung des Versorgungsproblems.
>> Maßgeschneiderte Futtermitteladditive auf biotechnologischer Basis in
landwirtschaftlicher Tierhaltung und Aquakultur verbessern die Nachhaltigkeit
der Erzeugung tierischer Nahrung.
>> Alternative Nahrungsquellen wie Mikroorganismen, Insekten und Algen
eröffnen interessante Perspektiven für die zukünftige Bereitstellung von
bezahlbarer Nahrung und „Functional Food“.
Quelle: DECHEMA e.V.
Rote Biotechnologie: Biofabrik Zelle
Polysomen
Fertigung
Mitochondrium
Kraftwerk
Endoplasmatisches
Reticulum
Werksstraße
Vesikel
Vorratsbehälter
Zellkern
Management
Pore
Werkstor
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Vergleich Prokaryoten/Eukaryoten
Bakterienzelle
Zellwand
Plasmamembran
Ribosom
Polysom
Cytoplasma
Tierzelle
Plasmamembran
Ribosom
Polysom
Cytoplasma
Mitochondrium
Golgiapparat
endoplasmatisches Reticulum
Kernmembran
Zellkern
Nucleolus
Genom
Plasmid
1 µm
die Zellen im Größenvergleich
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
10 µm
Schritte vom Isolat zum Produktionsstamm
(rote/weiße Biotechnologie)
Mutation
Fusion
Vorrat an 1011 Genen
(biologische Vielfalt)
Neukombination mit
einem Vektor
Chemikalien
oder Strahlen
Basenaustausch
Neukombination
Chromosomenkombination
Selektion auf gewünschte Eigenschaften
Überproduzent
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Zusatzgene
Arbeitsfeld Rote Biotechnologie:
Beispiel Antibiotikaforschung
Phasen der Impfstoffentwicklung
Grundlagenforschung
und Entwicklung
(2 bis 4 Jahre)
Klinische Prüfung
in drei Phasen
(5 bis 7 Jahre)
Identifikation der
Substanz als geeigneter
Wirkstoffkandidat
Sicherheit
Präklinik
Testsysteme,
Versuche an
Labortieren
Phase I
<100
freiwillige
Teilnehmer
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Sicherheit und
Immunantwort
Phase II
>100
freiwillige
Teilnehmer
Behördliche
Registrierung
und Zulassung
(1,5 Jahre)
Sicherheit,
Immunantwort
und Wirksamkeit
Phase III
>1.000
freiwillige
Teilnehmer
Die wichtigsten rekombinanten Medikamente
Substanz
Anwendung
Proteinwirkstoffe
Substanz
Anwendung
Therapeutische Antikörper
Erythropoietin
Anämie (Blutarmut)
Basiliximab
Verhinderung der
Abstoßungsreaktion nach
Nierentransplantationen
Faktor VIII
Hämophilie
(Bluterkrankheit)
Gewebeplasminogenaktivator (tPA)
Blutgerinnsel bei Herzinfarkt
Infliximab
Morbus Crohn
Rituximab
Non-Hodgkin-Lymphom
Humaninsulin
Diabetes mellitus Typ I
Trastuzumab
Brustkrebs
Interferon alpha
Viruserkrankungen,
Tumortherapie
Kolonien stimulierender
Faktor für Granulozyten
(G-CSF)
Leukämie,
Krebsbehandlung
Substanz
Anwendung
Interferon beta 1a,b
Multiple Sklerose
Hepatitis-B-Antigen
Vorbeugung gegen Hepatitis
Somatotropin
Hormonell bedingter
Kleinwuchs
Diphterietoxin
Vorbeugung von Lungeninfektionen bei Kindern
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Impfstoffe
Vorteile rekombinanter Medikamente
Neue Behandlungsstrategien
(z. B. monoklonale Antikörper)
Bessere Verfügbarkeit
(z. B. Erythropoietin)
Vermindertes Infektionsrisiko
(z. B. Faktor VIII)
Höhere Wirksamkeit und geringere Nebenwirkungen
(z. B. Gewebe-Plasminogenaktivator)
Umweltverträgliche und wirtschaftliche Produktion
(z. B. Insulin)
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Struktur und Wirkung von gentechnisch verändertem t-PA
NH2
NH2
COOH
COOH
Gewebe-Plasminogenaktivator
Rekombinanter
Gewebe-Plasminogenaktivator
• Wirkstoff löst Blutgerinnsel auf,
Verabreichung bei akutem Herzinfarkt
• Bessere Wirkung bei geringeren
Konzentrationen
• Kurze Verabreichungsdauer bei längerer
Verweilzeit im Körper
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Struktur und Wirkung von Trastuzumab
Normale Zelle
Tumorzelle
Molekülmodell von Trastuzumab
(ein monoklonaler Antikörper)
HER2-Gen
Genamplifikation
Überexpression
HER2-Protein
des HER2-Gens
(10- bis 100fach)
Zelloberfläche mit extrazellulären Regionen
des HER2-Proteins
Quelle: Roche
Trastuzumab
• Hemmung der Zellteilung
bindet selektiv an die
extrazelluläre Region
des HER2-Proteins
• Zerstörung der Krebszelle
durch das Immunsystem
Immunologischer Nachweis des Vogelgrippe-Erregers
H5N1
ELISA (Enzyme Linked Immuno-Sorbent Assay)
Zugabe der zu untersuchenden Probe
Mikrotiterplatte
(beschichtet mit anti-H5N1-Antikörper)
Bindung des
Virusproteins an
den oberflächengebundenen
Antikörper 1
Waschen
Entfernen
ungebundener
Proteine
Zugabe
eines enzymgekoppelten
Anti-H5N1Antikörpers 2
Bindung des
Antikörpers 2 an
das H5N1-Protein,
anschließend 1 x
Waschen
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Zugabe von
Farbreagenz
(farblos)
Farbreaktion
durch Enzym am
zweiten Antikörper
Aufbau und Wirkung von Neuraminidasehemmern
Grippevirus
1. Grippeviren gelangen in die Atemwege.
2. Sie heften sich mit Hilfe des
Hämagglutinins an die Schleimhautzellen an und dringen in diese ein.
Hämagglutinin
3. Die Viren nützen die Zellen zur
Vermehrung.
4. Der Neraminidasehemmer
blockiert die Neuraminidase,
die das Ablösen des Virus
von der Zelle ermöglicht.
Neuraminidase
Schleimhautzelle
Neuraminidasehemmer
Aufbau eines
Neuraminidasehemmers
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Genomprojekte: Einzelschritte und Erkenntnisse
Forschungsgegenstand
Genome von Viren, Bakterien,
Pilzen, Tieren und Pflanzen
•
Bestimmung der Gesamtsequenz (Basenfolge)
•
Lokalisierung der Genorte
•
Erforschung der Genfunktionen
Entzifferung der Basenabfolge
eines Chromosoms
Chromosomen vereinzeln
Schneiden in große Fragmente
A1 A2
Schneiden in mittlere Fragmente
B1 B2
Erkenntnisse und Auswirkungen
Mittelgroßes Fragment kopieren
A1 A2
Verständnis von Erkrankungen des Menschen
•
Entwicklung neuer Ansätze in Vorbeugung,
Diagnostik und Therapie
Fragmente der
Serie A und B
überlappen sich.
Verständnis von Krankheitserregern
•
Entwicklung neuer Abwehrstrategien
Fragmentsammlungen A und B getrennt verwalten in „DNA-Bibliotheken“
a
b
d
e
B1
Verständnis von evolutionsbiologischen
Zusammenhängen
•
Fortschritte in der Grundlagenforschung
Kopie 1 an „A“ in kleinere Fragmente schneiden
Kopie 2 an „B“ in kleinere Fragmente schneiden
f
B2
b
a
Verständnis von Wild- und Kulturpflanzen
•
Umsetzung der Erkenntnisse in die
Pflanzenzüchtung
c
c
Bibliothek „A“
e
d
Bibliothek „B“
f
Die Basenabfolge eines Fragments aus einer Bibliothek wird bestimmt und
damit der überlappende Partner in der zweiten Bibliothek gesucht u. s. w.
GGGGTTAATT
a
b
ATTTGCCCGCGCGCGTTTAATTTAA
e
f
TTTAATTTAAGCGATGGATGGGGTT
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
c
BIOTECHNOLOGIE UND GESUNDHEIT (1)
>> Die Herausforderungen durch Infektionskrankheiten, Krebs,
degenerative Erkrankungen, Immundysfunktionen, metabolische und
psychische Störungen sind vielfältig, komplex und erfordern eine breit
angelegte, intensive biotechnologisch-medizinische Forschung.
>> Der Wandel der Medizin zu einer nachhaltigen, d.h. eher präventiven
Personalisierten Medizin, die eine möglichst lange gesunde
Lebensspanne zum Ziel hat, wird das jetzige Gesundheitssystem
grundlegend verändern.
>> Die Medizin wird zu einer quantitativen Disziplin, Computermodelle
werden wichtige Werkzeuge der biomedizinischen Grundlagenforschung,
Therapie und Arzneimittelentwicklung werden.
>> Die Biotechnologie wird wesentlich dazu beitragen, Prinzipien der
Bioökonomie im Gesundheitswesen umzusetzen. Sie wird noch intensiver
mit angrenzenden Disziplinen zusammenwirken müssen
Quelle: DECHEMA e.V.
BIOTECHNOLOGIE UND GESUNDHEIT (2)
>> Die Biotechnologie wird wesentliche, auch ökonomisch bedeutsame
Beiträge leisten, etwa durch die Bereitstellung komplexer Biomarker, durch
die effizientere Synthese von Pharmazeutika oder durch die
systembiologische Aufklärung komplexer Krankheitsmechanismen.
>> Die Synthetische Biologie wird in allen Bereichen wichtig werden. Sie
kann neuartige therapeutische Ansätze etwa in der Gen- und Zelltherapie
hervorbringen, neue Therapeutika gegen Infektionskrankheiten liefern und
effiziente Produktionsverfahren ermöglichen. Das Potential ist nicht einmal
ansatzweise abschätzbar.
>> Die Biotechnologie ist ein zugkräftiger Fortschrittsmotor für die Medizin.
Medikamente aus der biotechnologischen Forschung haben
lebensbedrohliche Krankheiten therapierbar, manche sogar heilbar werden
lassen. Die weltweiten Umsätze erreichen dreistellige Milliardenbeträge.
Volkswirtschaftliche Einsparungen durch verkürzte Krankheitsverläufe
hinzugerechnet, ist die moderne Biomedizin schon jetzt das Musterbeispiel
der "Bioökonomie".
Quelle: DECHEMA e.V.
Weiße Biotechnologie:
Rührkesselfermenter und Festbettreaktor
Festbettreaktor
Rührkesselfermenter
Sterile
Nährlösung
Rührwerk
L-Produkt
D-Substrat
Abluft
Sterilfilter
Enzym
Dampf
(Sterilisation)
TemperaturRegelung
Polarimeter
pHRegelung
Wärmetauscher
Hohlfasermodul
Heiz-/
Kühlwasser
D,L-Substrat
Heiz-/
Kühlwasser
Sterile Luft
Prozessrechner
Sterilfilter
Signalleitung
L-Aminosäure-Acylase
N-Acetyl-D,L-Methionin
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
L-Methionin + N-Acetyl-D-Methionin + Acetat
Weiße Biotechnologie: Rührkesselfermenter
Weiße Biotechnologie:
Fermentationsverfahren in der Übersicht
Kolonie
Stammkultur
Schüttelkultur
Rührkultur
Vorfermenter
Produktionsfermenter
Oberflächenverfahren
Submers-Verfahren
Kontinuierlicher Betrieb
Diskontinuierlicher Betrieb
Aufguss-Verfahren
30–60 %
frisches
Medium
Nährmedien
1x
30–60 %
verbrauchtes
Medium
Verbrauchtes
Medium
Mikroorganismen
Produkt
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Weiße Biotechnologie: Prozess des Bierbrauens
Gerste
und
Wasser
quellen
in Wasser
keimen
lassen
erhitzen
85–100 °C,
Ende der
Keimung
zermahlen
maischen,
vermischen mit
heißem Wasser
1 Liter Bier
Trennung
fester und
flüssiger
Bestandteile
Zugabe von
Hopfen
hergestellt aus:
- 1,3 g Hopfen
- 1,3 l Brauwasser
- 180 g Braugerste
- ca. 10 Milliarden Hefezellen
kochen der
flüssigen
Würze
Jede Hefezelle enthält
16 Chromosomen und
ca. 6.000–8.000 Gene
Zugabe von
Hefe
abfüllen
lagern
Überschüssige
Hefe
(Nahrungsmittel)
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
vergären von
Zucker zu
Alkohol
Sud
abkühlen
abfangen der
Hopfendolden
Weiße Biotechnologie:
Niedermolekulare Produkte der Biotechnologie (Beispiele)
Stoffgruppe
Chemikalie
Vitamine
Vitamin B12 (Cyanocobalamin)
Vitamin C (Ascorbinsäure)
Aminosäuren
L-Glutaminsäure
L-Lysin
Carbonsäuren
Zitronensäure
Milchsäure
Gluconsäure
Alkohole
Quelle: DECHEMA e.V.
Bioethanol
Weiße Biotechnologie:
Die Verfahren der Vitamin-B2-Synthese
•Klassische Methode:
•Chemischer Prozess
Glukose
•Moderne Methode:
•Biotechnologischer Prozess
Biomasse
K-Arabonat
Ribonolacton
Ca-Arabonat
Ribose
Ca-Ribonat
Ribitylxylidin
Vitamin B2
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Vitamin B2
• Vorteile
• Deutlich
gesteigerte
Produktionsmenge
• 40 % weniger
Produktionskosten
• 30 % weniger CO2Ausstoß
• 60 % weniger
Rohstoffverbrauch
• 95 % weniger
Abfallprodukte
Weiße Biotechnologie:
Anwendungen mikrobieller Polymere
Polymeranreicherung
Polymer-Granula
Polymer-Moleküle
in Form von Körnchen
(Granula)
Medizin
Biologisch resorbierbares Nahtmaterial
Bakterien
Landwirtschaft
Mulchfolien
isolieren
reinigen
Gebrauchsgüter
Kompostierbare
Tragetüten
Automobil
Elektro
Bauwesen
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Weiße Biotechnologie:
Enzyme in der Lebensmittelherstellung
Biotechnologisch hergestellte Enzyme (Beispiele)
Enzym
Wirkung
Anwendung
β-Galactosidase
Wandelt den Zucker Lactose in
Lactulose um
Zuckerspezialitäten für den Pharma-,
Lebensmittel- und Tierfuttersektor
Aminopeptidasen
Spalten einzelne Aminosäuren
von bestimmten Proteinen ab
Änderung des Aromaprofils von Käse,
Fleisch und Gewürzen
Cellulasen
Spalten das pflanzliche
Polysaccharid Zellulose
Getränke- und Spirituosenherstellung (z. B. Herauslösen von Gerbsäure aus Traubenschalen)
Glucose-Isomerase
Wandelt Traubenzucker (Glukose)
in Fruchtzucker (Fruktose) um
Herstellung von Fruktosesirup
als Süßmittel für Limonade und Colagetränke
Hexoseoxydase (HOX)
Wandelt eine Vielzahl von Zuckern
(z. B. D-Glukose, D-Galaktose
Maltose, Laktose) in Laktone und
Wasserstoffperoxid um
z. B. Backindustrie (Steigerung der Teigstabilität,
Volumenvergrößerung bei Brot)
Amylasen
Spaltung des pflanzlichen
Polysaccharids Stärke
Gegen Flecken von Kartoffelbrei, Schokolade
oder Pudding, Herstellung von Glukose-Sirup
Pektinesterasen
Spalten eine bestimmte Bindung in der
pflanzlichen Gerüstsubstanz Pektin
z. B. in der Saftherstellung zur Entfernung
von Trübstoffen oder zur Erhöhung der Saftausbeute
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Weiße Biotechnologie:
Industrielle Nutzung nachwachsender Rohstoffe
>> Neuartige Reaktorkonzepte wie z.B. Biofilmreaktoren, eine durch
Miniaturisierung und Parallelisierung beschleunigte Prozessentwicklung und die
integrierte interdisziplinäre Entwicklung von Biokatalysatoren, Reaktionstechnik
und Produktaufarbeitung werden maßgeblich zum Erfolg biotechnologischer
Konzepte in der Bioökonomie beitragen.
>> Für eine zukünftige biobasierte Wirtschaft (Bioökonomie) müssen die
Methoden und Technologien der industriellen Biotechnologie unter
Berücksichtigung von ökologischen und ökonomischen Faktoren konsequent
weiterentwickelt und in bestehende Produktionsverfahren integriert werden.
Quelle: DECHEMA e.V.
Graue Biotechnologie:
Prinzipien der Abwasserreinigung
Biologische Stufe der Kläranlage Bremen-Seehausen (1.000.000 EW)
Graue Biotechnologie:
Prinzipien der Abwasserreinigung
Kläranlage Bremen-Farge (160.000 Einwohnergleichwerte (EW))
Graue Biotechnologie:
Prinzipien der Abwasserreinigung: Biologische Stufe
Belüftetes Klärbecken (biologische Stufe)
Graue Biotechnologie:
Prinzipien der Abwasserreinigung: Nachklärbecken
Graue Biotechnologie:
Anaerobe Fermentation von Klärschlamm in Bremen-Seehausen zur
Gewinnung von Biogas
Faultürme für die anaerobe Fermentation von Primär- und Sekundärschlamm in
Bremen-Seehausen (Gesamtvolumen 32.000 m3).
Graue Biotechnologie:
Anaerobe Fermentation von Biomasse und Fakalien zur Gewinnung von
Biogas
Beispiel für eine ländliche Biogasanlage auf einem Bauernhof
Graue Biotechnologie:
Gewinnung von Bioäthanol aus Biomasse (Zuckerrohr, Mais, Weizen,
Reis)
Bioäthanol Anlage in Burlington, Iowa
Graue Biotechnologie:
Gewinnung von Bioäthanol aus Biomasse (Zuckerrohr)
Bioäthanol Anlage in Sertãozinho , Brasilien
ENERGIETRÄGER AUS BIOMASSE
>> Die energetische Biomassenutzung spielt bereits heute eine wichtige
Rolle im Zusammenspiel mit anderen regenerativen Energiequellen. Die
Biomasse-basierte Energieproduktion kann bedarfsgerecht liefern, sie
kann durch die Integration in regionale, geschlossene Kreisläufe
ausgesprochen nachhaltig Gestaltet werden und stellt einen ökologisch
wie ökonomisch wertvollen Faktor im Energiemix dar.
>> Zur technologischen Weiterentwicklung der Herstellung von BioEnergieträgern bedarf es fachlich fundierter, regionalspezifischer
Studien, die bisher nicht in ausreichender Qualität vorhanden sind.
>> Die Prozesse verlangen nach innovativer Stamm- und
Prozessentwicklung, um ökonomische und ökologische Vorgaben
einzuhalten. Die verwendeten Mikroorganismen dürfen keine Bedenken
hinsichtlich einer unkontrollierten Verbreitung in der Umwelt hervorrufen,
die Prozesse müssen hinsichtlich der Substratnutzung flexibel und
besser steuerbar sein.
Quelle: DECHEMA e. V.
Marine (Blaue) Biotechnologie
Innovationen aus dem Meer
Definition:
„die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf
lebende Meeres-Organismen, Teile von ihnen, ihre
Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Veränderung von
lebender oder nicht-lebender Materie, zur Erweiterung des
Wissens, zur Herstellung von Gütern, und zur
Bereitstellung von Dienstleistungen"
Quelle: OECD
Produkte

Umsatz weltweit > 4 Milliarden US$





Medikamente
Werkzeuge für die Forschung
Lebensmittel / Moderne Aquakultur
Kosmetik
Bio-Kraftstoffe?
Medikamente

Aintivirale Verbindung Acyclovir aus dem
Schwamm Cryptothetya crypta
Quelle: Gerd Klöck, HS-Bremen
Werkzeuge für die Forschung

DNA Polymerasen für die PCR (PFU aus Pyrococcus
furiosis)
Quelle: Gerd Klöck, HS-Bremen
Lebensmittel / Moderne Aquakultur

Impfstoffe für Zuchtlachse ersetzen Antibiotika
Kosmetik

Resilience(c), Estee Lauder

Extrakt aus der Koralle Pseudopterogorgia elisabethae
30 ml kosten 68 €
Quelle: Gerd Klöck, HS-Bremen
Weitere Anwendungen der marinen (Blauen)
Biotechnologie
Antibiotika
Virostatika
z. B. Wirkstoffe aus
Cyanobakterium
z. B. Herpesmittel
aus Schwämmen
Lyngbya majuscula
Krebsmedikamente
Lebensmittelzusatzstoffe
z. B. Leukämie-Wirkstoff aus
dem Mittelmeerschwamm
z. B. -Carotin aus der
australischen Meeresalge
Ircinia fasciculata
Dunaliella salina
Zusatzstoffe
für Kosmetika
Robuste
Industrie-Enzyme
z. B. Schwamm-Collagen
z. B. aus „hitzeliebenden“
(thermophilen) Bakterien
Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
NEUE TECHNOLOGIEN IN DER BIOTECHNOLOGIE
>> Die Biotechnologie wandelt sich zu einer Ingenieurdisziplin, die in
der Lage ist, biologische Produktionssysteme gezielt zu
konstruieren und maßgeschneiderte Produkte und Therapeutika
herzustellen.
>> Grundlage dafür sind die erstaunlichen Möglichkeiten der
Bioanalytik und Molekularbiologie, welche wiederum den immensen
Fortschritten der Computer- Mikrosystem- und Sensortechnologie
zu verdanken sind.
>> Neue Erkenntnisse bedürfen zunehmend der Analyse gewaltiger
Datenmengen.
>> Die DNA-Synthese wird zur entscheidenden Triebkraft hinter der
Synthetischen Biologie und ihren vielen möglichen Anwendungen.
Das Potential ist kaum abschätzbar.
Quelle: DECHEMA e.V.
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