Ph4-Jg13ElektromagnetischeWellen.TEX . November Elektromagnetische Wellen Dorn-Bader S. 160 ff Auf dem Weg zu immer höheren Frequenzen ist aus dem elektromagnetischen Schwingkreis mit Spule und Kondensator eine offene Drahtschleife geworden. Was passiert, wenn man die Schleife immer weiter auseinanderbiegt? (vgl. Dorn-Bader S. 162 B1) Bringt man in die Nähe eines Hochfrequenzsenders einen leitenden Stab geeigneter Länge, so leuchtet das in der Mitte des Stabes eingebaute Lämpchen. Der Stab zeigt überraschenderweise eine Eigenfrequenz, wie wir sie vom Schwingkreis her kennen. Streicht man mit einer Feldindikatorlampe (= eine bis kurz unterhalb ihrer Zündung vorgespannte Glimmlampe) an dem zu elektrischen Schwingungen angeregten Stab entlang, so leuchtet sie an seinen Enden hell auf; d. h. an den beiden Enden des Stabs häufen sich Ladungen an. Dort entstehen in dauerndem Wechsel Plus- und Minuspole. Der stabförmige Schwinger wird Hertz-Dipol genannt. (Heinrich Hertz, 1857 bis 1894). Modellvorstellung: Sei die Elektronenladung im oberen Dipol maximal. Jetzt werden die Elektronen durch elektrische Kräfte nach unten zurückgezogen, die Ladungen gleichen sich wieder aus. Dabei entsteht nach Oersted um den Stab ein ringförmiges Magnetfeld. Während seines Aufbaus (Ḃ > 0) wirkt es dem Elektronenstrom entgegen. Sobald sich die Ladungen ausgeglichen haben, baut sich das Magnetfeld ab ( Ḃ < 0) und induziert ein elektrisches Wirbelfeld, das die Elektronen weiter nach unten treibt. Am unteren Ende entsteht eine negative Überschuss-Ladung. Während der Dipolschwingungen wandeln sich das elektrische und magnetische Feld periodisch ineinander um. Ersetzt man im Empfangsdipol das Glühlämpchen durch eine Gleichrichterdiode, so lassen sich auch in großen Entfernungen vom Sender Ströme im Empfangsdipol messen. Die Stromstärken sind überraschend groß. Anscheinend entsteht außer dem von den Dipolladungen ausgehenden Ph4-Jg13ElektromagnetischeWellen.TEX . November elektrostatischen Nahfeld noch ein in großem Abstand vom Dipol kräftig wirkendes Fernfeld (vgl. Faradays Idee!). Damit liegt der Gedanke nahe, dass sich hier elektrische und magnetische Felder wie Wellen ausbreiten. Bestätigungsversuche zum Wellencharakter Dorn-Bader Versuche S. 164 Ausbreitungsgeschwindigkeit Erinnerung an den Grundversuch zur Induktion: Bewegt man einen geraden Leiter der Länge d mit der Geschwindigkeit v senkrecht zu den Feldlinien eines ruhenden Magnetfeldes der Flussdichte B, so wird an seinen Enden die elektrische Spannung U = Bdv induziert. Dabei kommt es nur auf die Relativgeschwindigkeit zwischen Leiter und B-Feld an, d.h. wenn der Leiter ruht und das B-Feld sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie vorher der Leiter, aber in entgegengesetzter Richtung bewegt, so entsteht dieselbe Spannung U. Da im Leiter Elektronen verschoben werden, Bdv U = = Bv. Der Leiter, an dem muss ein elektrisches Feld bestehen mit der Feldstärke E = d d die Spannung U = Bdv abgenommen wird, ist nur ein Indikator für dieses elektrische Feld. Das elektrische Feld existiert auch dann, wenn der Leiter gar nicht vorhanden ist. Somit gilt: Ein mit der Geschwindigkeit v über einen Punkt hinwegziehendes Magnetfeld der Flussdichte B induziert dort ein elektrisches Feld der Feldstärke E = B · v. Eine magnetische Welle ist stets von einer elektrischen Welle begleitet. Man nennt das Ganze eine elektromagnetische Welle. Interessant ist, dass elektromagnetische Wellen weiterwandern, auch wenn der Sendedipol aufgehört hat zu schwingen. Die elektromagnetischen Wellen machen sich selbständig. Wie können sich diese Wellen selbst erhalten? Der schottische Physiker James Clerk Maxwell fasste in seine berühmten Maxwellschen Gleichungen nicht nur die Aussage, dass wandernde magnetische Felder mitwandernde elektrische Felder erzeugen, sondern dass auch wandernde elektrische Felder wiederum magnetische Felder hervorrufen. Dabei darf sich keine der beiden Feldarten auf Kosten der anderen bereichern; jede muss gleich viel geben und nehmen. Veranschaulichung: Wandernder geladener Plattenkondensator (Dorn-Bader S. 165 B2) Die Energiedichten ρel des elektrischen und ρmag des magnetischen Feldes müssen stets gleich 1 1 groß sein. Aus ρel = ε 0 ε r E2 und ρmag = · B2 folgt mit ρel = ρmag und E = B · v für die 2 2µ0 µr 1 Geschwindigkeit der elektromagnetischen Welle v = c = √ . Im Vakuum ist ε r = 1 und ε 0 ε r µ0 µr m 1 ≈ 3 · 108 µr = 1. Somit ergibt sich c = √ ε 0 µ0 s Ph4-Jg13ElektromagnetischeWellen.TEX . November Merke: Der schwingende Dipol sendet eine elektromagnetische Welle aus. Die elektrischen und magnetischen Wechselfelder ihres Fernfeldes sind in Phase; sie bilden jeweils eine linear polarisierte Querwelle mit aufeinander senkrecht stehden Schwingungsebenen. Die Ausbrei1 tungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Welle beträgt: c = √ ε 0 ε r µ0 µr Elektromagnetische Wellen in Materie Der wesentlichste Unterschied zwischen mechanischen und elektromagnetischen Wellen besteht darin, dass die elektromagnetische Welle keinen Träger braucht. Elektromagnetische Wellen brei1 ten sich im Vakuum mit der Geschwindigkeit c0 = √ aus; in einem Stoff ist ihre Ausbreiε 0 µ0 1 c0 1 ·√ =√ . tungsgeschwindigkeit c = √ ε 0 µ0 ε r µr ε r µr Für die meisten Stoffe- mit Ausnahme der ferromagnetischen - ist die Permeabilitätszahl µr ≈ 1. Für die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in solchen Stoffen gilt somit c0 c= √ . εr Wasser hat die Dielektrizitätszahl ε r = 81. Mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit c wird auch die c anders. In Wasser gilt: cW = λW f und im Vakuum gilt c0 = λ0 f . Somit ist Wellenlänge λ = f cW λ = W . D.h. die Wellenlängen verhalten sich wie die Ausbreitungsgeschwindigkeiten. Daraus c0 λ0 λ0 λ0 . Der 464 MHz-Sender strahlt eine elektromafolgt: λW = √ . Mit ε r = 81 ergibt sich λW = εr 9 3 · 108 m ≈ 69 cm ab. Im Wasser kann man also eine Welle derselben gnetische Welle mit λ0 = 4,64 · 108 69 Frequenz mit der Wellenlänge λW = cm ≈ 7,6 cm erwarten. 9 Versuch Dorn-Bader Versuch 1, S. 168 Ph4-Jg13ElektromagnetischeWellen.TEX . November Mikrowellen Dorn-Bader S. 170-171 Die Eigenfrequenzen elektromagnetischer Schwingkreise liegen maximal bei einigen 100 MHz. die entsprechenden Wellenlängen sind in der Größenordnung von Dezimetern. Man spricht deshalb auch von Dezimeterwellen. In einer speziellen Vakuumröhre (Klystron) oder einer Gunn-Diode können Elektronenströme erzeugt werden, deren Ladungsdichte mit Frequenzen über 1 GHz periodisch wechselt. Zur Abstrahlung solcher Mikrowellen wird statt des Dipols ein Resonanzhohlraum benutzt. Ein sich an den Hohlraum anschließender Trichter strahlt die Zentimeterwellen als verhältnismäßig schmales Bündel ab. Der Empfänger besteht aus einer Hochfrequenzdiode, deren Länge gleich der halben Wellenlänge ist. Sie wirkt als Empfangsdipol und zugleich als Gleichrichter. Mikrowellen dringen durch Nichtleiter (Glas, Holz, Kunststoffe). Metall unterbricht den Wellenstrahl. Mikrowellen erfüllen das Reflexionsgesetz. Versuch Dorn-Bader Versuch V1 S. 170: Stehende Mikrowellen Versuch Dorn-Bader Versuch V2 S. 170/171: Polarisation von Mikrowellen