Inhaltsverzeichnis 1 Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen . . . . . . . . 3 1.1 Streng lineare Abhängigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1.1 Bestimmung der Federkonstante k einer Schraubenfeder . . . . . . 5 Nicht streng lineare Abhängigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2.1 Brechungsindex n von Flussspat in Abhängigkeit der Wellenlänge λ 7 Exponentielle Abhängigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.2 1.3 1.3.1 Schwächung von Gamma-Strahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.4 Abhängigkeiten nach einem Potenzgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.4.1 Planeten im Sonnensystem (3. Keplersches Gesetz) . . . . . . . . 12 3 1 Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen Lineare, nicht lineare und exponentielle Abhängigkeiten, Potenzgesetze Bei Messungen in Physik und Technik sind drei Abhängigkeiten zwischen Messgrößen häufig oder eine gute Näherung in Grenzfällen: Lineare, exponentielle und Abhängigkeiten nach einem Potenzgesetz. Wählt man zur graphischen Darstellung für lineare Abhängigkeiten linear geteiltes Papier (Millimeterpapier), für exponentielle Abhängigkeiten einfach logarithmisches Papier und für Potenzgesetze doppelt logarithmisches Papier, dann ergeben sich jeweils Geraden, deren Eigenschaft ‘Steigung’ einfach bestimmt werden kann. Die in einer Messung zu bestimmende physikalisch-technische Größe ist direkt oder indirekt in der Steigung dieser Geraden enthalten. Für nicht lineare Beziehungen bietet sich meist eine Darstellung auf linear geteiltem Papier an. Die Steigung der Tangente in einem Kurvenpunkt ist ein Maß für die Änderung der dargestellten physikalischen Abhängigkeit. Sie sollen lernen, (1) die gemessenen Messdaten graphisch aufzutragen, (2) eine geeignete Teilung der Papiervorlage auszuwählen, (3) durch aufgetragene Messwerte eine ‘beste Gerade’ zu legen, (4) die Steigung von Geraden unter Berücksichtigung ihrer SI-Einheiten zu bestimmen. Die Funktionen Ihres Taschenrechners erlauben die Bestimmung der besten Geraden (also insbesondere der Steigung) mit dem Verfahren nach Gauss. Damit können Sie die Ergebnisse Ihrer graphischen Darstellung überprüfen. Aber Vorsicht: Einheiten und Zehnerpotenzen liegen in Ihrer Hand. Die Nutzung Ihres Taschenrechners ist nur dann sinnvoll, wenn Sie begriffen haben, • welche mathematischen Manipulationen der Taschenrechner durchführt, • was die Ausdrücke, die der Taschenrechner liefert, bedeuten. Die Grundlagen der graphischen Darstellung zur Auswertung von Messdaten werden im Folgenden kurz allgemein vorgestellt und mit jeweils einem Beispiel illustriert. Die Beispiele für lineare und exponentielle Beziehungen sind dem ausführlichen Beispielkatalog entnommen. Schnellübersicht • Streng lineare Abhängigkeiten Mathematische Beschreibung: y ∼ x. Graphische Darstellung auf linear geteiltem Papier (Millimeterpapier). Beispiel: Bestimmung der Federkonstante k einer idealen Schraubenfeder. Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen • Nicht streng lineare Abhängigkeiten Mathematische Beschreibung: y hängt nicht-linear von x ab. Graphische Darstellung auf linear geteiltem Papier (Millimeterpapier). Beispiel: Brechungsindex n von Flussspat in Abhängigkeit der Wellenlänge λ. • Exponentielle Abhängigkeiten Mathematische Beschreibung: y ∼ ex . Graphische Darstellung auf einfach logarithmisch geteiltem Papier. Beispiel: Schwächung von Gamma-Strahlen. • Abhängigkeiten nach einem Potenzgesetz Mathematische Beschreibung: y ∼ xn . Graphische Darstellung auf doppelt logarithmisch geteiltem Papier. Beispiel: Planeten im Sonnensystem (3. Keplersches Gesetz). 4 Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 5 1.1 Streng lineare Abhängigkeiten Lineare Abhängigkeiten werden durch die Gleichung einer Geraden y = mx + a dargestellt, mit der Steigung m der Geraden und dem Ordinatenabschnitt a. Man trägt auf linear geteiltem Papier, i. Allg. Millimeterpapier, die gemessenen Wertepaare (xi /yi ) gegeneinander auf und legt durch die Messpunkte eine beste Gerade. Die Steigung einer Geraden erhält man aus einem Steigungsdreieck Δy (als Quotient aus Gegenkathete und Ankathete). m = tan α = Δx • Die Steigung ist nicht der mit dem Winkelmesser gemessene Winkel. • Die Steigung ändert sich bei einer Maßstabsänderung nicht, denn dabei bleibt das Verhältnis von Gegenkathete zu Ankathete erhalten. • Die SI-Einheiten sind Teil einer Messgröße – sie sind für die Bestimmung der Steigung zu berücksichtigen. 1.1.1 Bestimmung der Federkonstante k einer Schraubenfeder Zur Bestimmung der Federkonstante k einer Schraubenfeder hängt man einen Körper bekannter Masse M an eine vertikal aufgehängte Feder und misst die sich dadurch einstellende Verlängerung x der Feder aus ihrer statischen Ruhelage x = 0. Man erwartet nach dem Hookeschen Gesetz einen linearen Zusammenhang zwischen wirkender Kraft Fext und Auslenkung x der Feder gemäß Fext = kx. Die Ergebnisse einer Messung aus dem physikalischen Praktikum sind im Diagramm 1 aufgetragen. Eine beste Gerade ist eingezeichnet. Die Steigung der sich ergebenden Geraden ist gleich der Federkonstante k der Feder. Hinweise zu einer zweckmäßigen – arbeitssparenden – Vorgehensweise: (1) Im Versuch wird ein Körper der Masse M an die Feder gehängt und die Auslenkung der Feder x bestimmt, also die Auslenkung in Abhängigkeit von der Gewichtskraft auf die angehängte Masse gemessen. Das Hookesche Gesetz verknüpft aber die äußere Kraft (Gewichtskraft) als Ordinate mit der Auslenkung x als Abszisse. Darauf passt man zweckmäßigerweise die graphische Darstellung an, denn dann ist die Steigung der Geraden mG identisch mit der Federkonstante k. (2) Die äußere Kraft zur Dehnung der Feder ist die Gewichtskraft FG = M g. Die Masse des angehängten Körpers ist proportional zur Gewichtskraft, deshalb trägt man auf der Ordinate zweckmäßigerweise die Massen auf und führt die Fallbeschleunigung zur Umrechnung auf die Kraftwirkung erst am Ende ein. Zur Bestimmung der Steigung dieser Geraden wählt man zweckmäßigerweise ein möglichst großes Steigungsdreieck. Mit der Wahl Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen Punkt ‘2’: Punkt ‘1’: M2 = 1,450 kg M1 = 0 kg bzw. bzw. 6 F2 = 1,450 kg · 9,81 m s−2 F1 = 0 x2 = 0,460 m x1 = 0 m ergibt sich für die Steigung mit der Zwei-Punkte-Formel zu F2 − F1 (M2 − M1 )g 1,450 kg · 9,81 m s−2 = 30,9 N m−1 . = = x2 − x1 x2 − x1 0,460 m Die Steigung der Geraden ist nach der Beziehung Fext = kx gleich der Federkonstanten der untersuchten Feder, also lautet das Ergebnis mG = k = 30,9 N m−1 . Das Einbeziehen der SI-Einheiten liefert bei der Bestimmung der Gleichung automatisch die abgeleitete SI-Einheit für die Federkonstante mit. Eine ausführlichere Darstellung der ‘Bestimmung der Federkonstante k einer Schraubenfeder ’ mit aufgenommenen Messwerten und Details zur Auswertung findet sich unter den Beispielen zu ‘Lineare Abhängigkeiten’. Diagramm 1: Angehängte Masse M gegen die Auslenkung x aus der Ruhelage M g × 1400 1200 1000 800 600 400 Federkonstante einer Schraubenfeder 200 Wertepaare: M2 = 1450 g; M1 = 0 g; 0 × 100 200 300 x2 = 460 mm x1 = 0 mm 400 500 x mm Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 7 1.2 Nicht streng lineare Abhängigkeiten Messgrößen hängen zumeist nicht streng linear von einer zweiten unabhängigen Größe (z. B. der Temperatur) ab. Im Allgemeinen ist für eine graphische Darstellung weiterhin Millimeterpapier geeignet. Durch die aufgetragenen Messwerte legt man eine Ausgleichskurve. Diese Art der Darstellung erlaubt • Zwischenwerte im Diagramm abzulesen, • Änderungskoeffizienten als Tangentensteigung an die Messkurve zu bestimmen. 1.2.1 Brechungsindex n von Flussspat in Abhängigkeit der Wellenlänge λ Tabellenwerte für den Brechungsindex n von Flussspat (CaF2 ) sind im Wellenlängenbereich 190 nm ≤ λ ≤ 700 nm in Diagramm 2 aufgetragen. Diagramm 2: Brechzahl n in Abhängigkeit von der Wellenlänge des Lichts λ n 1,51 Brechzahl von Flussspat 1,50 Wertepaare: n2 = 1,4690; n1 = 1,4235; 1,49 λ2 = 200 mm λ1 = 500 mm 1,48 1,47 × 1,46 × 1,45 n(λ = 325 nm) = 1,450 1,44 1,43 × 1,42 100 200 300 400 500 600 700 800 λ mm Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 8 Ablesen eines Zwischenwerts n325 für die Wellenlänge λ = 325 nm: Brechungsindex: n(λ = 325 nm) = 1,450. dn für diese Wellenlänge: dλ Man legt an die n(λ)-Kurve bei λ = 325 nm eine Tangente, deren Steigung dem Koeffizienten dn entspricht. Auf der Tangente legt man zwei Punkte fest und bestimmt daraus mit der dλ Zwei-Punkte-Formel ihre Steigung. Bestimmung des Koeffizienten Punkt ‘2’: Punkt ‘1’: λ2 = 200 nm λ1 = 500 nm n2 = 1,4690 n1 = 1,4235 Daraus erhält man die Steigung n2 − n1 0,0455 Δn 1,4690 − 1,4235 = =− = −1,52 · 10−4 (nm)−1 . mG = = Δλ λ2 − λ1 (200 − 500) nm 300 nm Eine ausführlichere Darstellung des ‘Brechungsindex n von Flussspat in Abhängigkeit der Wellenlänge λ’ mit aufgenommenen Messwerten und Details zur Auswertung findet sich unter den Beispielen zu ‘Lineare Abhängigkeiten’. Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 9 1.3 Exponentielle Abhängigkeiten Exponentielle Abhängigkeiten werden durch eine Exponentialfunktion beschrieben, also y = y0 eax . Die physikalischen Größen y und y0 haben notwendigerweise die gleichen SI-Einheiten. Die e-Funktion ist frei von Einheiten. Deshalb hat im Exponent die Größe a die reziproke Einheit der Messgröße x. Die graphische Darstellung der Messwerte einer exponentiellen Beziehung auf einfach logarithmisch geteiltem Papier ergibt eine Gerade, deren Steigung einfach bestimmt werden kann. Begründung: Die obige Beziehung umgeschrieben ergibt y = eax . y0 Logarithmieren dieser Beziehung liefert y ln = ln eax = ax. y0 Trägt man also ln yy0i gegen xi auf, so entspricht dies der Gleichung einer Geraden, deren Steigung mG gleich dem Koeffizienten a der exponentiellen Beziehung ist. Ein Logarithmus ist für einen reinen Zahlenwert – also eine dimensionslose Größe – definiert. Deshalb steht in der Gleichung der Geraden eine dimensionslose, normierte Größe. Im vorliegenden Beispiel wird dies erreicht durch Division mit dem Vorfaktor y0 der Exponentialfunktion. Damit ist yy0i frei von physikalischen Einheiten und als dimensionslose Größe ein reiner Zahlenwert. Um den Rechenaufwand zu reduzieren, also sämtliche gemessenen yi -Wert durch y0 zu dividieren, formt man die Gleichung der Geraden – mit den Regeln der Logarithmenrechnung – um und erhält yi ln = ln yi − ln y0 = axi bzw. ln yi = axi + ln y0 . y0 Auf der rechten Seite der Gleichung erscheint mit ln y0 ein Zusatzterm. Dieser verschiebt die Gerade parallel in y-Richtung, aber an der Steigung der Geraden mG = a hat sich nichts geändert. Deshalb trägt man vereinfachend und arbeitssparend die Messergebnisse yi (unter Unterschlagung der Einheit) logarithmisch gegen xi (mit Einheiten) auf. Darstellungsmöglichkeit 1 Man berechnet (mit dem Taschenrechner) den natürlichen Logarithmus der Messwerte yi und trägt diese Werte linear gegen die xi -Werte auf, legt eine beste Gerade durch die Messwerte und bestimmt die Steigung dieser Geraden. Darstellungsmöglichkeit 2 Man nutzt einfach logarithmisch geteiltes Papier und trägt den Numerus der Messwerte yi gegen die xi -Werte auf. Die Teilung des Papiers ‘besorgt’ hierbei die Umrechnung auf die Logarithmusfunktion. Hinweis zur logarithmischen Teilung: Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 10 Nach den Regeln der Logarithmenrechnung ist a a a ln = ln a − ln b oder lg = lg a − lg b. log = log a − log b oder b b b Das heißt aber, dass die Abstände auf der logarithmischen Skala für z. B. die folgenden Verhältnisse gleich sind: 10 8 6 4 2 log = log = log = log = log = log 2 − log 1 = log 2 = konst. 5 4 3 2 1 Für die Diagramme wird einfach logarithmisches Papier mit der Basis 10 verwendet. Die Logarithmusfunktion zur Basis 10 ist proportional zu der zur Basis e. Deshalb beweist eine Gerade eine exponentielle Abhängigkeit. Bei der numerischen Berechnung der Steigung der Geraden ist allerdings der natürliche Logarithmus (Basis e) zu nehmen. 1.3.1 Schwächung von Gamma-Strahlen Die Intensität einer Gamma-Strahlenquelle (Barium-133) im Abstand L von der Quelle wird als Zählrate (gemessen in ‘Impulsen pro Minute’ – ‘ipm’) in Abhängigkeit von der Dicke b einer Bleiabschirmung gemessen. Die Messanordnung ist in folgender Abbildung dargestellt. b I0 I ∼R Objekt γ-Quelle Absorber L = 1m Die Ergebnisse einer Messung der Zählraten bei Variation der Dicke b der Bleiabschirmung sind in der Abbildung auf einfach logarithmisch geteiltem Papier aufgetragen. Nach der oben beschriebenen Vorgehensweise sind die Messergebnisse – hier die Zählrate (unter Unterschlagung der Einheit) – logarithmisch gegen die Dicke b der Bleiabschirmung (mit Einheiten) aufgetragen. Eine beste Gerade ist eingezeichnet. Die Steigung mG dieser Geraden ist gleich dem Schwächungskoeffizienten μ der exponentiellen Beziehung. Nach der Theorie erwartet man für die Intensität I eine exponentielle Abhängigkeit von der Dicke b der Bleiabschirmung gemäß I = I0 e−µb . Dabei ist μ der Schwächungskoeffizient des Abschirmmaterials Blei. Aus dem eingezeichneten Steigungsdreieck bestimmt sich die Steigung mit der Zwei-PunkteFormel gemäß ln R2 − ln R1 mG = . b2 − b1 Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 11 Dazu sind zwei Wertepaare auf der Ausgleichsgeraden zu bestimmen, also z. B.: Punkt ‘2’: Punkt ‘1’: R2 = 4 600 (ipm) R1 = 48 (ipm) b2 = 0 cm b1 = 1,7 cm Damit wird mG = 8,43 − 3,87 ln 4 600 − ln 48 =− = −2,68 cm−1 . (0 − 1,7) cm 1,7 cm Mit der Identität mG = −μ = −2,68 cm−1 erhält man für den Schwächungskoeffizienten μ die positive Größe μ = 2,68 cm−1 . Diagramm 3: Zählrate R in Abhängigkeit von der Dicke b der Bleiabschirmung R 10000 Schwächung Strahlen × von Gamma- Wertepaare: R2 = 4600 ipm; R1 = 48 ipm; 1000 b2 = 0 cm b1 = 1,7 cm 100 × 10 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 b cm Eine ausführlichere Darstellung zur ‘Schwächung von Gamma-Strahlen’ mit aufgenommenen Messwerten und Details zur Auswertung findet sich unter den Beispielen zu ‘Exponentielle Abhängigkeiten’. Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 12 1.4 Abhängigkeiten nach einem Potenzgesetz Abhängigkeiten nach einem Potenzgesetz werden dargestellt durch eine Funktion der Form y = Konst · xn . Graphische Darstellung auf doppelt logarithmisch geteiltem Papier liefert eine Gerade. Begründung: Logarithmieren der obigen Beziehung liefert ln y = ln Konst + n · ln x. Trägt man also ln y gegen ln x auf, so erhält man die Gleichung einer Geraden, deren Steigung mG gleich dem Exponent n des Potenzgesetzes ist. Im Diagramm wird doppelt logarithmisches Papier mit der Basis 10 verwendet. Die Logarithmusfunktion zur Basis 10 ist proportional zu derjenigen zur Basis e. Die Steigung muss deshalb nicht umgerechnet werden. 1.4.1 Planeten im Sonnensystem (3. Keplersches Gesetz) Dies sind zwar keine Daten aus dem Physik-Praktikum, sie dienen jedoch der Allgemeinbildung. Das 3. Keplersches Gesetz wurde von Johannes Kepler 1619 in ‘Harmonices mundi’ (‘Harmonie der Welt’) veröffentlicht. Die Quadrate der Umlaufzeiten TP zweier Planeten (unseres Sonnensystems) verhalten sich wie die Kuben ihrer großen Bahnhalbachsen RP . Also gilt die Proportionalität 3 ∼ TP2 . RP Die mathematische Behandlung liefert die Proportionalitätskonstante 3 MS RP = G 2 = konst., TP2 4π mit MS Masse des Zentralgestirns (für unser Planetensystem ist das die Sonne), G universelle Gravitationskonstante (experimentell bestimmt). • Die Konstante des 3. Keplerschen Gesetzes ist unabhängig von der Masse mP eines umlaufenden Planeten (oder Satelliten). Es geht nur die Masse MS des Zentralgestirns (für unser Planetensystem das der Sonne) ein. Die Konstante ist für sämtliche Planeten eines Sonnensystems oder sämtliche Monde eines individuellen Planeten mitsamt möglicher künstlicher Satelliten die gleiche. • Die Umlaufdauer hängt eindeutig vom Bahnradius ab. Bahnradius und Umlaufdauer sind einander eindeutig zugeordnet. Die Umlaufgeschwindigkeit ist eine Funktion des Bahnradius: vP = vP (RP ). Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 13 Zwei Satelliten auf der gleichen Umlaufbahn können sich auf dieser Bahn nie einholen (Bahnradius und Umlaufdauer liefern die gleiche Bahngeschwindigkeit!). Das vom Autoverkehr gewohnte Prinzip ‘Gas geben’ muss versagen. Zu Koppelmanövern von Raumstationen muss notwendigerweise die Bahn verlassen werden. Die Masse MS der Sonne bestimmt sich aus den astronomischen Beobachtungen des Bahnradius und der Umlaufzeit eines ihrer Planeten. Aus den Daten für den Planeten ‘Erde’ Erdbahnradius RSE = 150 · 106 km, Umlaufdauer TE = 1 y = 3,15 · 107 s erhält man für die Masse der Sonne MS = 3 3 4π 2 RE 4π 2 (1,50 · 1011 m) = G TE2 6,67 · 10−11 m3 kg−1 s−2 · (3,15 · 107 s)2 = 2,0 · 1030 kg und für das Verhältnis der Sonnenmasse zur Erdmasse MS 2,0 · 1030 kg ≈ 3 · 105 . ≈ ME 6,0 · 1024 kg Der Masse der Sonne (MS ) entsprechen etwa 3 · 105 Erdmassen (ME ). In der Abbildung sind die Daten für die Planeten unseres Sonnensystems auf doppelt logarithmischem Papier aufgetragen. Einem Bahnradius (genauer große Bahnhalbachse) ist eindeutig eine Umlaufdauer zugeordnet. Die Wahl einer ‘abhängigen’ und einer ‘unabhängigen’ Variablen ist willkürlich. Wie es das 3. Keplersche Gesetz verlangt, ergibt sich in dieser Darstellung eine Gerade, aus deren Steigung die Masse des Zentralgestirns – also der Sonne – bestimmt werden kann (vgl. Diagramm 4). Graphische Darstellungen und Auswertung von Messergebnissen 14 Diagramm 4: Bahnradius a (genauer große Bahnhalbachse in 1010 m) in Abhängigkeit der Umlaufdauer T (in 106 s) a 1000 Neptun Uranus Saturn 100 Jupiter 2 Mars Erde Venus 10 Merkur 3 T 1 10 100 1000 10000 Anmerkung: Pluto ist nach Beschluss der Internationale Astronomische Union (IAU) von der Liste der Planeten gestrichen. Pluto ist ein Zwergplanet und das prominenteste Objekt des Kuipergürtels. Er ist etwas kleiner als der Erdmond und bewegt sich auf einer stark elliptischen Bahn um die Sonne. Von seiner Entdeckung 1930 bis zur Neufassung des Begriffs Planet am 24. August 2006 durch die IAU galt er als der neunte und äußerste Planet des Sonnensystems.