PDF, 1.9 Mb - Integrales Flussgebietsmanagement

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www.rivermanagement.ch
Dr. Armin Peter
Biologe
Funktion
Leiter der Gruppe Revitalisierungsökologie
Abteilung Fischökologie und Evolution
Forschung und Lehre
Populationsdynamik von Fischen in Flüssen
Fischhabitate und Fischwanderungen
Revitalisierung von Fliessgewässern
Biodiversität in Flüssen und Bächen –
die Herausforderung, sie zu erhalten
und wiederherzustellen
Armin Peter, Maria Alp, Julian Junker, Christina Riedl, Denise Weibel
Eawag Aquatic Research
Zentrum für Ökologie, Evolution und Biogeochemie
6047 Kastanienbaum
e-mail:[email protected]
Flussrevitalisierungen: Synergien zwischen
Hochwasserschutz und Ökologie
Bern, 25. November 2010
Eawag: Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology
Übersicht
Generelle Aspekte
• Biodiversität
• Flussrevitalisierungen: Überblick, wo stehen wir ?
• Bedeutung Prozesse und Funktionen
Projektspezifische Aspekte
• Sense als Referenzgewässer: Resultate
• Resultate aus anderen Fliessgewässern
• Diskussion - Empfehlungen und Ausblick
Biologische Diversität ?
Variabilität der lebenden Organismen und
ökologischen Komplexe: Diversität inner-
halb der Arten, zwischen den Arten und den
Ökosystemen
• Artenvielfalt
• Genetische Vielfalt
• Habitatvielfalt
• Vielfalt der Funktionen
Quelle: UNO Convention on biological diversity
Goulding 1996: Überschwemmungswald Amazonas
Biodiversität: Wo stehen wir ?
Wandel der Biodiversität durch die Nutzung der Gewässer
zwischen 1900 und 2010 (Peter et al. 2010)
Alpenrhein um 1820
Bleuler 1826
Zirka 1850
19-30 Fischarten
Quelle: Gewässer- und
Fischökologisches Konzept
Alpenrhein 1997
Haidvogl & Kindle 2001
Alpenrhein heute
Abfischungskampagne 2005
11 Fischarten
+ Regenbogenforelle
Fazit
dramatischer
Artenrückgang
extrem niedrige
Fischbestände
Schweizerische Fliessgewässer im Überblick
• Morphologische Defizite
• extrem hoher Fragmentierungsgrad durch
Bau- und Kraftwerke
Fischwanderungen problematisch - Abwanderung
• Seitengewässer: weitgehend abgekoppelt
• stark reduzierte Auenflächen
Parlamentarische Initiative
«Schutz und Nutzung der Gewässer»
Ab 2011 Gesetzesergänzungen
Wendepunkt im Management der
Fliessgewässer
Bedrohte aquatische Ökosysteme: starke Gefährdung
der Süsswasserfauna: Bernhardt et al. 2005
Bedrohung der Biodiversität (Binnengewässer)
Vörösmarty et al. 2010 Science
Ziele bei Flussrevitalisierungen
Die Rückkehr eines Ökosystems zu ähnlichen Bedingungen, wie sie vor der Störung herrschten. Die
Wiederherstellung aquatischer Funktionen und dazugehörender physikalischer, chemischer und biologischer Eigenschaften. Revitalisierung ist ein ganz-
heitlicher Prozess, welcher nicht durch isolierte
Massnahmen einzelner Elemente erreicht wird.
Wiederherstellen der biologischen Vielfalt.
«National Research Council 1992»
Prozesse und Funktionen
bestimmen dynamische Eigenschaften
Physikalische, chemische und biologische Prozesse
eines Ökosystems bestimmen Funktionen und
Eigendynamik
Fischenich 2006
5 Kategorien der Funktionen:
- Systemdynamik
- Hydrologische Balance (hydrodyn. Prozesse)
- Sediment-Prozesse und Charakteristik
- Biologische Unterstützung
- Chemische Prozesse und Kreisläufe
Vergangenheit: Fokus: Wiederherstellen der Habitatdiversität
aus
Palmer 2009
Paradigma:
Wiederherstellung der Habitatsdiversität
fördert die Biodiversität (Palmer et al. 2010)
Resultat aus 78 publizierten Studien: Erfolge für Habitate,
nur 2 Fälle mit Erfolg für Biodiversität
• Erhöhung der Habitatsvielfalt allein soll nicht
Ziel der Aktivitäten sein
• Habitatsvielfalt plus dynamisches Abflussregime,
Geschiebetransport, Wasserqualität, ausreichende
Vernetzung, lokaler Artenpool und Einflüsse des
Umlands sind wichtig für den Revitalisierungserfolg.
Projekt
«Integrales Flussgebietsmanagement»
Dynamische Lebensräume und
Hochwasserschutz
SENSE als Referenzgewässer
Sense
Breitenvariabilität
Sohle: Korngrösse
Sohlenstruktur
Verbauung Sohle
Ufer Breite + Besch.
Aue A Schlucht Aue B Uferverb. kanalisiert
Habitatsdiversität
SENSE
Daten
Masterarbeit
Herzog
Diversität
Makroinvertebraten
Dissertation Maria Alp
Bachflohkrebs Gammarus fossarum
Mit starker genetischer Differenzierung,
wenig Austausch zwischen den Subpopulationen,
geografische und genetische Trennung.
Eintagsfliege Baetis rhodani
Extrem geringe genetische Differenzierung
der Population,
gute Konnektivität in der Sense
Zusammenarbeit mit Anja Westram und Irene Keller
Groppen in der
Sense
22 Stellen
N = 462
Mikrosatelliten: 10
Master Arbeit
Julian Junker 2010
Resultat
Es gibt 3 genetische Cluster
• es gibt wenig Austausch zwischen den
Populationen
• Barrieren haben einen Effekt auf die Population
Dynamische Flussnetzwerke
«Network dynamics hypothesis»
aus Benda et al. 2004
Effekt von Einmündungen
• Wie beeinflussen die Seitenbäche die
Morphologie der Sense
Christina Riedl 2009
98 Seitengewässer ohne Mündungseffekt
50 Seitengewässer mit Mündungseffekt
66.2 %
33.8 %
Mündungseffekte treten hauptsächlich bei grösseren
Seitengewässern auf.
50 % der Seitenbäche weisen natürliche Barrieren auf
Fischdurchgängigkeit mit Rampen
Untersuchungen zur Durchgängigkeit von
Blockrampen (klassisch & unstrukturierte)
8 Rampen ( 3 – 13 % Gefälle)
> 3’000 Fische markiert, Dissertation Denise Weibel
Blockrampe Suhre
Wyna
Bilder D. Weibel
Resultate Rampenexperimente
• Bachforellen: gute Aufstiegsmöglichkeiten
• Aufstiegserfolg ist abhängig von der
Grösse der Bachforellen
• Alet: grosse Alet sind erfolgreicher
• Kein Erfolg für Groppe, Elritze und Gründling
• Für Groppen und Cypriniden sind weitere
Abklärungen nötig
Fazit: steile Blockrampen > 6 % sind ± funktionsfähig in
reinen Forellengewässern, jedoch problematisch für
Kleinfische und Cypriniden. Untersuchungen EPFL:
monotone Blockrampen erfüllen die Kriterien für
Aufwanderung bei Bachforellen nicht.
Revitalisierung von kleinen Bächen
Masterarbeit Christiane Rau
Untersuchung von 10 kleinen Fliessgewässern
3-5 Jahre nach erfolgter Revitalisierung
Scheidgraben NW
Fischarten revitalisiert: 4
-
kanalisiert: 1
Walenbrunnen UR
Fotos C. Rau
revitalisiert
kanalisiert
5 Fischarten
2 Fischarten
Diskussion - Empfehlungen
Holistischer Ansatz für Gewässerrevitalisierungen
• Morphologische Vielfalt ja, aber es braucht mehr
• Konnektivität ist ein Schlüsselelement –
die Wiederherstellung benötigt Jahrzehnte
• Dynamik: intakte Prozesse und Funktionen
• Seitengewässer sind entscheidend für die Diversität
• Monitoringprogramme sind wichtig
• Priorisierungen sind nötig – Kriterien ?
• Vorrangig: Erhalten der Biodiversität /conservation
Ausblick
• Längsvernetzung: zusätzliche Rampenexperimente (aufgelöste Rampen, Kleinfische
und Cypriniden, Link VAW)
• Fischabstieg an grossen Laufkraftwerken
VAW, VAR
• Synthesearbeiten Wasserbau-Ökologie
2011: Feedbacks erwünscht
[email protected]
• Projekt «Priorisierung von Revitalisierungen»
Eawag - BAFU
www.rivermanagement.ch
Besten Dank
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