info 1|12 Ein Team für alle (Not)fälle Hirnschlag: alles ist anders Hausärzte und das Spital Ein Blick hinter die Kulissen der Notfallstation 20 Langenthal als Zentrum für Hirnschlagpatienten 29 Die Partnerschaftliche Zusammenarbeit bewährt sich 8 2 inhalt editorial 3 Neue Spitalfinanzierung Das Spitalwesen im Umbruch 5 Radiologie Diagnostik auf hohem Niveau 7 Notfallstation Ein Team für alle (Not)Fälle 8 WÜRDIGUNG Ein Dank an Erich Burri 11 Altersbetreuung Die dahlia oberaargau ag gedeiht prächtig 13 News Anlässe 15 Mammografie-Screening Frühdiagnose als Ziel der modernen Brustdiagnostik 17 Neurologie Mit einem Schlag ist alles anders 20 Medical Partner SRO gratuliert dem SCL 21 Augenheilkunde Geschärfter Blick dank Kunstlinse 23 Darmkrebs Effiziente Vorsorge als Zielsetzung 25 Spital / ärztliche Zuweiser Kommunikation als Vertrauensbasis 29 ärztlicher tipp Wenn jemand eine Reise tut ... 34 Titelbild Dr. Peter Schott, Leiter Notfallzentrum Impressum Herausgeber SRO AG, St. Urbanstrasse 67, 4901 Langenthal Tel. 062 916 31 31, Fax. 062 916 31 12 [email protected], www.sro.ch Projektleitung Dieter Widmer Projektkoordination Manuela Leuenberger Texte Brigitte Meier, Aarwangen Fotos Fotoatelier Spring GmbH, Oberburg www.fotospring.ch Plüss Werbeagentur AG, Langenthal www.pluess-ag.com Konzept/Grafik Plüss Werbeagentur AG, Langenthal www.pluess-ag.com Inserate Studio UF Partner AG, Langenthal www.studiouf.ch Druck Merkur Druck AG, Langenthal www.merkurdruck.ch SRO AG St. Urbanstrasse 67 4901 Langenthal Telefon 062 916 31 31 www.sro.ch Auflage 62'000 Exemplare (Postversand in über 100 Versorgungsgemeinden) Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ­s chriftlicher Genehmigung der SRO AG. 3 Herausforderung eines regionalen Spitalzentrums EDITORIAL selspital Bern diskutiert und therapiert. notfallnummern In unserem Adipositaszentrum werden Menschen mit krankhaftem Übergewicht Notfallarzt Region Oberaargau* fachübergreifend Bezirke Langenthal, Herzogenbuchsee, Huttwil abgeklärt und the- rapiert. Dank modernster Technologie 0900 57 67 47 (1.98 Fr. / Min.) können wir neu ein flächendeckendes Mammografie-Screening (Früherkennung Notfallarzt Bezirk Niederbipp* von Brustkrebs) anbieten. 032 633 23 36 Die erweiterte medizinische Grundver- Wir sind überzeugt, durch den Ausbau sorgung auf höchstem Niveau anzubieten der bisherigen Angebote und dem Be- Hausarztpraxis jura süd Niederbipp wird von der SRO AG als Selbstverständ- streben, neue Teilgebiete der Medizin (kleine Notfälle, tagsüber) lichkeit erwartet. Genau diese Grund- im Oberaargau anzubieten, unserem 032 633 71 71 versorgung aber verlangt enorm viel Auftrag und damit unseren Patientinnen Manpower und viele Vorhalteleistungen, und Patienten sowie unseren Hausärz- Notfallzentrum Spital Langenthal welche einerseits sehr kostenintensiv ten gerecht zu werden. Dadurch wird die 062 916 31 31 sind, andererseits aber eine hervorra- SRO AG nicht zuletzt auch im zunehmend gende Plattform für ausgewählte spezi- härter werdenden Wettbewerb zwischen Rettungsdienst alisierte Medizin bieten kann. Tagtäglich den einzelnen Spitälern unter der Prä- 144 arbeitet das SRO an der Optimierung der misse der seit diesem Jahr eingeführten Grundversorgung, der Prozesse und der neuen Spitalfinanzierung attraktiver. Kundenfreundlichkeit. Zudem hat sich Zahnärztlicher Notfalldienst 062 922 05 85 das SRO entschieden, geeignete Angebo- Dr. Thomas Kinsbergen te der spezialisierten Medizin zu fördern. Ärztlicher Direktor, Toxikologisches Institut Wir sind der Meinung, dadurch in der Be- Mitglied der Spitaldirektion (Vergiftungsnotfälle) völkerung und bei unseren Hausärzten an 145 Attraktivität zu gewinnen. Natürlich können nicht alle hochspezialisierten Ange- Polizei bote am SRO erbracht werden, nicht nur 117 wegen der nationalen Regelung «Hochspezialisierte Medizin in der Schweiz», Feuerwehr sondern auch aufgrund des gesunden 118 ärztlichen Verstandes. Die Patientensicherheit ist unser oberstes Gebot, in Rega zweiter Linie aber kommt für uns bereits 1414 der betriebswirtschafliche Aspekt zum Tragen. Sowohl die erweiterte Grundver- Notruf für alle Fälle sorgung wie auch spezialisierte medizini- Polizei, Feuer, Sanität sche Angebote werden durch Spezialis- 112 ten abgedeckt. Welche Leistungen am SRO verstehen wir nun als spezialisiertes medizinisches Angebot? Um nur einige zu nennen: Die bereits etablierte Wirbelsäulenorthopädie in Zusammenarbeit mit «DasRückenzentrum» Thun. Neu können akute Hirnschläge infolge von Hirngefässverstopfung durch Lyse (Auflösung) der Blutgerinnsel in Zusammenarbeit mit unserer Neurologie Oberaargau und dem Insel­spital Bern erfolgreich behandelt werden. Komplexe Krebserkrankungen werden im Rahmen von interdisziplinären Tumorboards ebenfalls zusammen mit dem In- * Falls Ihr Hausarzt nicht erreichbar ist. 5 Neue Spitalfinanzierung Das Spitalwesen im Umbruch Gegenwärtig sind die Spitäler in den Medien ein Dauer­thema. Nur, im Kanton Bern sollten die Auswirkungen des KVG wenig spürbar sein, weil die Spitäler seit einigen Jahren mit DRG abrechnen und das Nebeneinander von privaten und öffent­ lichen Spitälern Tradition hat. Ein Element der Veränderungen, die das Krankenversicherungs- Was bedeutet die neue Situation für die gesetz (KVG) auf den 1.1.2012 mit sich gebracht hat, ist, dass Patienten im SRO-Zentrumspital? nur noch Listenspitäler Leistungen der obligatorischen Kranken­ versicherung in Rechnung stellen dürfen. Dafür bezeichnet der Die Einführung der neuen Spitalfinanzierung bringt ver- Regierungsrat auf Grund von Kriterien jene Spitäler, die die Ver- schiedene Änderungen mit sich. Nach mehreren Rück- sorgungssicherheit der Bevölkerung mit Spitalleistungen garan- fragen von Privatpersonen und Hausärzten aus den tieren müssen. Dazu gehören sowohl öffentliche wie ausdrück- Nachbarkantonen hat sich die SRO AG entschlossen, lich auch private Spitäler. Ein weiteres Element des KVG ist die die einweisenden Ärzte und die Bevölkerung über die Einführung des Finanzierungssystems mittels Pauschalen, besser Situation zu informieren: bekannt unter dem Begriff DRG. Was bedeutet nun DRG (Diag- - Für SRO-Patienten mit Wohnsitz im Kanton Bern nosis Related Groups oder Diagnosebezogene Fallgruppen)? DRG ändert die neue Spitalfinanzierung nichts, da ausser ist nichts anderes als eine (für die Schweiz neue) Berechnung den Selbstbehalten sämtliche Kosten vom Kanton und der Kosten stationärer Spitalbehandlungen. Nicht mehr der von der Krankenversicherung übernommen werden. Pflegetag ist die Basis für die Rechnungsstellung, sondern die - In den Nachbarkantonen Aargau und Luzern ist die Diagnose (Art der Krankheit, z.B. Blinddarmentzündung), die Ne- Baserate wesentlich höher als im Kanton Bern. Das bendiagnosen (z.B. Bluthochdruck) und die Prozeduren (Art der führt dazu, dass das SRO-Zentrumspital Langenthal Behandlung, z.B. Entfernung des Blinddarms). Diese sowie das für gleiche Behandlungen tiefere Kosten als die Aar- Alter und das Geschlecht der Patienten werden nun als Rech- gauer und Luzerner Spitäler verrechnet. Die Wohn- nungsgrundlagen verwendet. Diese Daten werden in ein mit kantone und die Krankenversicherungen müssen Statistikdaten der Spitäler hinterlegtes System (Grouper) einge- dementsprechend weniger bezahlen. Allfällige Selbst­- geben, das dann ein sogenanntes Kostengewicht ermittelt. Es behalte bleiben vorbehalten. ist eine Zahl, in der die Intensität der Behandlung ausgedrückt - Für Patienten aus dem Nachbarkanton Solothurn hat wird, ausgehend von einer Durchschnittsbehandlung, die für die die SRO AG eine unkomplizierte Regelung getroffen, ganze Schweiz gilt. Als Beispiel ist die erwähnte Blinddarment- damit ihnen keine Nachteile erwachsen. Sie rechnet zündung, deren Kostengewicht 0,623 beträgt. die Spitalbehandlung in diesen Fällen mit der leicht Um die in Rechnung zu stellenden Kosten einer Behandlung zu tieferen Baserate des Kantons Solothurn ab. Solo- ermitteln, wird eine zusätzliche Grösse benötigt, nämlich die thurner Patienten können sich somit ohne Zusatzver- Baserate (Fallpreis). Diese Baserate ist ein Frankenbetrag, der sicherung und ohne Mehrkosten im SRO-Zentrumspital zwischen den Krankenkassen und den Spitälern ausgehandelt Langenthal behandeln lassen. Allfällige Selbstbehalte wird. Die Baserate widerspiegelt die durchschnittlichen Kosten bleiben vorbehalten. eines Spitals für eine stationäre Behandlung und beinhaltet - Patienten aus den übrigen Kantonen informieren wir sämtliche Kostenarten, die in einem Spital für die Behandlung gerne direkt über die geltende Regelung. Beat Straubhaar, Präsident diespitäler.be eines Patienten anfallen, insbesondere alle Personalkosten, Medikamente, Implantationsmaterial und auch die Kosten für die > 7 Diagnostik auf hohem Niveau Radiologie Dr. Kabilj Tairi ist seit November 2011 leitender Arzt Radiologie am SRO-Spital. Der 51-jährige Schweizer hat seine Wurzeln in Mazedonien. Dr. Kabilj Tairi, Leitender Arzt Radiologie Investitionen. Diese Baserate wird nun mit den ermittelten Kos- Im Gespräch mit Kabilj Tairi spürt man seine Faszination für tengewichten multipliziert. Das Resultat ergibt den Betrag, den die Radiologie. «Es ist wie ein multidisziplinärer Prozess, der die Versicherungen dem Spital zu bezahlen haben. Im Kanton beim Betrachten der Bilder und Details im Kopf abläuft. Als Bern gilt gegenwärtig eine Baserate von CHF 9 940.–. In unserem Radiologe muss man viele medizinische Sparten verstehen», Beispiel des Blinddarms kann das Spital nun der Versicherung erklärt er. den Betrag von CHF 6 193.– in Rechnung stellen. Nach seiner Einreise in die Schweiz war er von 1990 – 1996 Die Einführung der Fallpauschalen ist das eigentliche Instru- an der Klinik für Radio-Onkologie an der Universität Bern und ment, um mehr Wettbewerb unter den Spitälern zu erreichen von 1996 – 2004 am Institut für diagnostische Radiologie und – das zentrale Anliegen der KVG-Revision. Zwischen den Spi- Neuroradiologe am Inselspital Bern tätig. 2002 schloss er seine tälern sind teilweise grosse Kostenunterschiede zu verzeich- Promotion an der Universität Bern mit der Dissertation «Das nen. Die Versicherungen versuchen nun diese Kosten auf einen Spinaliom» (Hautkrebs) ab. Nach seinem Umzug bildete er sich schweizerischen Durchschnitt zu senken, was in vielen Spitälern in Deutschland an diversen Instituten und Spitälern intensiv unweigerlich zu Sparmassnahmen führt. So werden Spitäler ge- weiter. Jetzt wohnt der verheiratete Vater von zwei Kindern in zwungen ihr Leistungsangebot anzupassen: Angebote, die nicht Niederbipp und fühlt sich wohl an seiner neuen Arbeitsstelle kostendeckend sind, werden sie künftig nicht mehr anbieten bei der SRO AG in Langenthal: «Kollektiv und Teamgeist sind können oder Standorte mit einem geringen Patientenaufkom- mir wichtig, ebenso die persönliche Atmosphäre. Das fördert men müssen geschlossen werden. So verlangt es der Gesetzge- die Arbeitsqualität und die innere Zufriedenheit», sagt der ber! Der Wettbewerb erfolgt gegenwärtig über den Preis, dies in Facharzt, der sich gerne beim Musik hören entspannt. der Meinung, dass die Leistungen der Spitäler vergleichbar sind. Vorbeugung und Frühintervention werden zunehmend wichtig. Subventionen gibt es nicht mehr, ein Spital kann sich nicht mehr Dazu tragen die Fortschritte der bildgebenden Verfahren bei. darauf verlassen, dass ein Defizit durch den Staat gedeckt wird. Am Zentrumspital Langenthal besteht ein breites Leistungs- Obschon das KVG einschneidende Veränderungen vorsieht, spektrum an modernsten radiologischen Untersuchungstech- muss heute kein Patient befürchten, dass er deswegen schlech- niken und Behandlungsmethoden wie Computertomographie, ter behandelt wird oder ihm notwendige Leistungen vorent- Magnetresonanz, Röntgen, Ultraschall, Mammographie und halten werden. Der Kostendruck, dem die Spitäler unterliegen, bildgesteuerte Schmerztherapie. Gerade bei der CT-Untersu- führt jedoch dazu, dass Leistungen, die ärztlich oder pflegerisch chung von Kindern wird die «low dose»-Technik, eine Compu- nicht notwendig sind, nicht mehr angeboten werden. Die Zu- tertomographie mit geringer Strahlenbelastung angewendet. kunft wird aber zeigen, ob der Wettbewerbsdruck die Qualität Sowohl in der Früherkennung als auch in der Infarktdiagnostik der Spitalversorgung langfristig halten und ob die Kostensteige- gewinnt die Magnetresonanztomographie (MRI) an Bedeutung. rung gebrochen werden kann. Als einziges Diagnoseverfahren kann sie Funktion, Vitalität und Morphologie des Herzens innerhalb eines Untersuchungs- Beat Straubhaar Präsident diespitäler.be ganges abklären – ohne Eingriff und ionisierende Strahlung. Text: Brigitte Meier 8 Ein Team für alle (Not)Fälle Notfallstation An 365 Tagen rund um die Uhr bietet das Notfall­zentrum rasche Abklärung und Behandlung an. Während ihrer Spätschicht haben wir Bereichsleiterin Marianne Hiltbrunner und ihr eingespieltes Notfallteam begleitet. Heller Mondschein erleuchtet die bitterkalte Februarnacht. trifft», erklärt die diplomierte Pflegefachfrau mit Zusatzausbil- Ein Blumenarrangement beim Empfang weckt zarte Frühlings­ dung in Notfallpflege. «Entsprechend wird auch die Abklärung träume. Auf der Notfallstation der SRO AG, Spital Langenthal festgelegt. Letztendlich ist es unser Anliegen, dem Patienten ist es noch ruhig. Ein hohes Mass an Aufmerksamkeit und die bestmögliche Behandlung anzubieten und ihm Unsicherheit Konzentration ist in jedem Moment gefordert. Das ist das und Angst zu nehmen», bestätigt Dr. Peter Schott, ärztlicher Wesen der Notfallstation. Dort herrscht eine eigene Dynamik. Leiter des Notfallzentrums. Die Situation kann sich plötzlich verändern. So wie am Tag zuvor. «Kurz nach 20 Uhr brachte die Ambulanz fünf Personen Weshalb Wartezeiten? mit Rauchgasvergiftung, darunter auch Kinder. Sie mussten Sind die Formalitäten erledigt, werden Formulare und Kleb­ sofort mit Sauerstoff versorgt und überwacht werden», be- etiketten ausgedruckt. Damit werden beispielsweise die Blut- richtet Marianne Hiltbrunner, Bereichsleiterin im Notfallzent- proben fürs Labor beschriftet. «Nicht alle Patienten haben rum. Patienten zu stabilisieren gehört nebst der Abklärung, den Verständnis, wenn sie warten müssen», weiss Marianne Untersuchungen und der Diagnose zu den Aufgaben des Not- Hiltbrunner, die seit 15 Jahren auf dem Notfall arbeitet. Doch fallteams. Notfallpatienten müssen ständig überwacht werden. die Abläufe auf einer Notfallstation sind nicht planbar. Behand- Deshalb werden die meisten an Monitoren angeschlossen. lung und Untersuchung erfolgen nicht nach Eintrittszeit, son- Marianne Hiltbrunner kontrolliert die Werte, jede Handlung, dern nach Dringlichkeit und Schwere des Falles. Die Herausfor- jedes Untersuchungsergebnis wird in der Patientenakte ver- derung auf der Notfallstation besteht darin, mit bedachtsamem merkt oder darin abgelegt. Umgang die Balance zu finden zwischen raschem Retten und Etwas blass blickt ein Junge unter seiner Pudelmütze zu dem Leiden lindern. kuscheligen SRO-Plüschbären; dieser sitzt auf der Leuchttafel «Bis Laborwerte oder Röntgenbilder vorliegen dauert es rund über der Anmeldung der Notfallstation. Der kleine Patient hat eine Stunde. Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, sieht man, ob sich geschnitten und ein Küchentuch um seinen Finger gewi- es zusätzliche Abklärungen braucht und die Diagnostik erwei- ckelt. «Darf ich mal sehen? Tut es sehr weh?», fragt Marianne tert werden muss», erklärt Dr. Peter Schott. Wird ein Spezialist Hiltbrunner mit beruhigender Stimme in unverkennbarem Thur- zur Beurteilung beigezogen, beansprucht das zusätzlich Zeit. gauer Dialekt. Derweil nimmt Silvia Roth die Personalien einer Im Zentrum sind zwei Assistenzärzte für die Bereiche Medizin älteren Frau auf. Sie geht an Stöcken und klagt über Schmerzen (innere Krankheiten) und Chirurgie/Orthopädie unter Super­ am Rücken. vision des jeweilig verantwortlichen Kaderarztes zuständig, die je nach Schweregrad entscheiden wer, wie behandelt wird. Prioritäten setzen In der Regel wird der Patient spätestens nach 15 Minuten von «Für uns ist es wichtig, dass sich die Patienten wenn möglich einem Arzt begrüsst. Nach einem ersten Überblick verordnet vorher anmelden. Dann nehmen wir eine erste Triage vor: ist dieser die notwendigen Untersuchungen wie Röntgen und all- jemand schwer verletzt oder handelt es sich um eine leichtere fällige Medikamente. Erkrankung. Wenn wir schon Vorbereitungen treffen können, Einem fünfjährigen Patienten geht es schlecht. Er atmet schwer sind wir deutlich schneller wenn der Patient dann bei uns ein- und Hustenanfälle schütteln den kleinen Körper. Fest drückt er 9 Dr. Peter Schott, Leitender Arzt Notfallzentrum und Marianne Hiltbrunner, Bereichsleiterin Notfallzentrum seinen Bären als ein paar Tränen unter den geschwollen Augen- wechslungsreich, wann, wie viele Patienten auf der Notfallab- lidern hervorkullern. «Ich bin Marianne. Wenn wir Fieber und teilung eintreffen, an welchen Krankheiten oder Unfallfolgen Blutdruck gemessen haben, bekommst du ein Zauberpflaster sie leiden und welche Fachärzte einsatzbereit sein müssen», auf jede Hand», erklärt sie dem tapferen Bub. Gemeint ist eine erklärt Marianne Hiltbrunner. Insgesamt stehen acht Kojen mit Lokalanästhesie falls eine Infusion nötig wird. In einem Erstge- Möglichkeit der Doppelbelegung und Monitorüberwachung spräch mit der Mutter erfasst sie den momentanen Zustand. sowie ein separater Gipsraum zur Verfügung. In einem moder- Deren Sohn leidet an Anstrengungsasthma und inhaliert regel­ nen Schockraum mit einer umfassenden Infrastruktur werden mässig. Vor zwei Jahren ist er an einer Lungenentzündung er- lebensbedrohlich Erkrankte oder Verunfallte behandelt und krankt. Noch bevor die Ärztin kommt, macht Cornelia Kohler stabilisiert. «Für uns ist es wesentlich, dass die Kojen geräu- eine Blutentnahme – einen kleinen Picks in die Fingerbeere. Da- mig sind. Je nachdem wie schlecht der Zustand des Patienten bei tröstet die Medizinische Praxisassistentin den Jungen und ist, müssen Untersuchungen direkt am Bett gemacht werden. erklärt ihm behutsam, was sie gerade tut. In der Koje nebenan Wird beispielsweise ein Patient mit einem Kreislaufstillstand liegt eine weitere Patientin. Sie ist auf Glatteis ausgerutscht. eingeliefert, sind mehrere Leute absorbiert, um ihn wiederzu- «Ihre Schulter muss voraussichtlich geröntgt werden. Ich wer- beleben. Kurze Wege sind wichtig: Gerade bei der Behandlung de den Arzt fragen, was ich Ihnen gegen die Schmerzen geben von Schockraumpatienten ist es bedeutend, dass Spezialisten kann», erklärt Marianne Hiltbrunner. Sie ist permanent mit dem der Unfallmedizin, Intensivmedizin, Narkosemedizin zusam- Cordless unterwegs. Das Telefon klingelt erneut. «Man muss po- men mit Assistenzärzten und Pflegenden vor Ort sind», betont lyvalent einsetzbar sein, die Lage schnell erfassen, Prioritäten Dr. Peter Schott. setzen und beherzt handeln», sagt die erfahrene Notfallpflege- Die Erwartungen an die Notfallstation sind hoch. Die Begeg- fachfrau und kümmert sich wieder um den Fünfjährigen: «Wie nungen mit den Patienten kurz und intensiv. In jedem Moment, fühlst du dich im Moment? Sind die Schmerzen erträglich?» Die in jeder Handlung ist genau diese Intensität spürbar. Das fach- Art, wie sie auf die Patienten zugeht, mit ihnen spricht, sie be- spezifisch ausgebildete Team verfügt über Routine und aus- fragt, ihnen zuhört und sie beruhigt, beweist neben Fachkom- gezeichnete Sozialkompetenz. Gemeinsam wird ein hohes petenz und Engagement viel Einfühlungsvermögen. Mass an Qualität und Quantität geleistet. Nur so können die grossen Herausforderungen bewältigt werden. Der Umgang Wandbild von Claude Borer miteinander ist wertschätzend und der Teamgeist stimmt. Je- Ein grossformatiges Wandbild im Kinderzimmer auf der Not- mand bringt eine Schachtel Pralinen. Da greift jeder gern zu. fallstation muntert einen andern Bub auf. Die Beule auf sei- «Auf Süssigkeiten sind wir auch spezialisiert», sagt Marianne ner Stirne zeugt vom Sturz im Hallenbad. Er betrachtet die Hiltbrunner schmunzelnd. «Eine gute Stimmung ist besonders farbenfrohe Szenerie im Basler Zoo, die vom Künstler Claude wichtig, damit man Stresssituationen gemeinsam bewältigen Borer gemalt wurde. Die Frage von Marianne Hiltbrunner, ob kann. Wohlwissend dass solche Episoden für alle Beteiligten er bewusstlos war oder erbrechen musste, verneint er, klagt immer eine Belastung darstellen. Die Notfallstation ist offen jedoch über starke Kopfschmerzen. «Die Bandbreite reicht für alle, jedoch primär auf die schwerkranken Patienten ausge- vom Baby bis zum Greis. Für uns ist es spannend und sehr ab- richtet», betont Dr. Peter Schott. > 11 Ein Dank an Erich Burri WÜRDIGUNG Nach langer Krankheit verstarb Ende November 2011 der ehemalige Direktor des Spitals Langenthal. Während 19 Jahren leitete Erich Burri den Aufbau und die Weiterentwicklung der SRO AG. «Als Team mit Schnittstellen zu anderen Disziplinen müssen Anfang November 1990 trat Erich Burri Mehrere Jahre wirkte Erich Burri als wir miteinander kommunizieren, sonst funktionierts nicht. in die Dienste des Regionalspitals Lan- Stadtrat in Langenthal und wurde per Sobald der Rettungsdienst ausfährt, erhalten wir einen Ein- genthal ein. Er wirkte als umsichtiger Januar 2005 in den Gemeinderat ge- satzfax: «Wir sind mit Blaulicht unterwegs und holen ein Kind Direktor und setzte sich mit grossem wählt. Das neue politische Mandat mit Fieberkrampf». Dementsprechend können wir uns vorbe- Engagement für die Weiterentwicklung veranlasste ihn, beruflich etwas kürzer reiten und z.B. die Kinderkoje bereitstellen», erklärt Marianne des grössten Spitals im Oberaargau zu treten und die Gesamtverantwor- Hiltbrunner. Telefonisch werden weitere Informationen wie ein. An vorderster Front kämpfte er tung als Direktor abzugeben. In der Geschlecht, Alter und Zustand des Patienten, Art der Erkran- für den Zusammenschluss des Regio- Folge wirkte er noch bis Ende Septem- kung oder Verletzung mitgeteilt. «Je besser wir vorbereitet nalspitals Langenthal mit den Bezirks- ber 2009 als Leiter des Departements sind, desto schneller können wir reagieren und beispielsweise spitälern Herzogenbuchsee, Huttwil Betriebswirtschaft und Mitglied der Kaderärzte und Anästhesie informieren oder den Operations- und Niederbipp. Mit Stolz durfte er sich Spitaldirektion. Bald einmal machten raum reservieren», führt sie weiter aus. Der Patient wird vom im Jahre 2000 über die Gründung der sich jedoch Anzeichen seiner schwe- Rettungsdienst auf die Liege der Notfallaufnahme transferiert. Spital Region Oberaargau AG erfreuen. ren Krankheit bemerkbar. Im Herbst Liegt der Patient in der Notfallkoje übernimmt der Teamleader Die Zusammenführung von vier Be- 2009 musste er sich deshalb von sei- der Notfallaufnahme die Verantwortung. Der Rettungsdienst trieben mit unterschiedlichen Kultu- ner geliebten Arbeit zurückziehen. schildert dem verantwortlichen Arzt und der zuständigen Pfle- ren war keine leichte Aufgabe. Durch Für einige Monate übernahm er noch genden, was er angetroffen hat und welche Massnahmen ein- geschicktes und souveränes Agieren projektbezogene Arbeiten für das Spi- geleitet wurden. Diagnostik und Therapie werden fortgeführt. konnte Erich Burri den Zusammen- tal. Schliesslich musste er infolge des «Als Notfallbetrieb mit einem grossen Einzugsgebiet sind wir schluss der vier Betriebe gut vollziehen Krankheitsverlaufs auch diese Tätig- immer präsent. Manchmal kommen an einem gewöhnlichen und die Spitalversorgung im Oberaar- keit aufgeben. In den letzten Lebens- Tag 60 Patienten und an einer «Chilbi» nur zwei. Aber alle gau wunschgemäss stärken. monaten verliessen ihn seine Kräfte erwarten in erster Linie ärztliche Betreuung und Hilfe», sagt Seit der Gründung im Jahre 1999 bis zu zu­sehends und er verstarb am 23. No- Dr. Peter Schott. seinem Austritt leitete er auch die Ge- vember 2011 im Alter von 62 Jahren im Schichtwechsel: Anhand der Patientenakte erhalten die Kolle- schäftsführung der Stiftung SRO. Spital Langenthal. gen der Nachtschicht alle wichtigen Informationen zur Situation Erich Burri pflegte zu allen Mitarbeiten- Das Spital Region Oberaargau ist Erich jedes einzelnen Patienten. Auch die Patientin mit der schmerz- den des Spitals eine gute Beziehung Burri für seine Dienste zu grossem haften Entzündung darf heim und winkt lächelnd. Ursache und wurde als Direktor sehr geschätzt. Dank verpflichtet und wird ihm ein war ein Faden, welcher vom Arzt entfernt wurde. «In den meis- Er war massgeblich an der Weiterent- ehrendes Andenken bewahren. ten Fällen können unsere Patienten nach einer ambulanten wicklung der SRO AG beteiligt und ver- Behandlung rasch nachhause entlassen werden. Dann sind antwortlich, dass die SRO AG seit ihrer sie zufrieden und das gibt uns ein gutes Gefühl», konstatiert Gründung bei der kantonalen Gesund- Marianne Hiltbrunner. heitsdirektion als fortschrittliche SpiText: Brigitte Meier talunternehmung bekannt ist. Dieter Widmer, Stv. Direktor 13 Die dahlia oberaargau ag gedeiht prächtig Altersbetreuung Die dahlia oberaargau ag hat ihr erstes Jahr seit der Gründung erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Oberaargauischen Pflegeheim Wiedlisbach verfügt die Unternehmung bereits über einen vierten Standort. Eine Entwicklung, die alle Beteiligten sehr freut und mit grossem Vertrauen in die Zukunft blicken lässt. Dieter Widmer Stv. Direktor SRO AG VR-Präsident dahlia oberaargau ag Die dahlia oberaargau ag betreibt den ehemaligen SRO- Huttwil: Ein neuer Saal Geschäftsbereich «Wohnen und Pflege im Alter», den die Spital­ In Huttwil beansprucht die dahlia oberaargau ag einen grossen unternehmung SRO AG Ende 2010 ausgelagert hat. In Herzo- Teil des Gebäudes, in dem das Gesundheitszentrum der SRO genbuchsee, Huttwil und Niederbipp werden insgesamt 125 AG untergebracht ist. Die Zimmer sind neuzeitlich eingerich- ältere und pflegebedürftige Personen betreut. Derzeit laufen tet, was die Bewohnerinnen und Bewohner sehr schätzen. Um an allen drei Standorten verschiedene Planungen, um den Auf- die Bedürfnisse des Heimes noch besser erfüllen zu können, enthalt noch attraktiver und die Betreuung noch besser ge- werden im Frühling im Untergeschoss neben dem Restaurant stalten zu können. Für die Projekte zeichnet sich die SRO AG ein grosser Saal, Therapieräume und Büros eingerichtet. Das verantwortlich, da die Anlagen in Herzogenbuchsee, Huttwil gesamte Erdgeschoss wird künftig durch das Gesundheitszen- und Niederbipp unverändert ihr gehören. Die konkrete Ausge- trum, das Untergeschoss und die oberen Stockwerke durch staltung erfolgt aber in enger Zusammenarbeit mit der dahlia die dahlia oberaargau ag genutzt. oberaargau ag. Niederbipp: Bald im Hauptgebäude Herzogenbuchsee: Mehr Betten Die älteren und pflegebedürftigen Menschen in Niederbipp In Herzogenbuchsee sind die zu betreuenden Personen im werden im alten Spital betreut. Von aussen sieht das Gebäude PanoramaPark, im ehemaligen Akutspital, untergebracht. Die trotz seines Alters immer noch recht ansprechend aus, im In- Bettenbelegung ist sehr gut. Das Haus geniesst einen guten nern ist die Situation jedoch anders: Die Zimmer und die Ein- Ruf und die älteren Leute halten sich dort gerne auf. Eine Er- richtungen sind veraltet. Im Rahmen einer Umnutzung werden hebung im Rahmen der Altersplanung zeigt, dass in der Region drei Geschosse im Hauptgebäude (2., 3. und 4. Stock) frei und um Herzogenbuchsee zu wenig Betreuungs- und Pflegeplätze nutzbar für die dahlia oberaargau ag. Gegenwärtig läuft die angeboten werden. Planung für die Instandstellung der drei Stockwerke, so dass Die Gemeindepräsidentenkonferenz der Region Herzogen- gemütliche Zimmer und Aufenthaltsräume entstehen werden. buchsee entschied, dass die fehlenden Betten im Panorama- Die älteren Menschen, die sich in Niederbipp der dahlia ober- Park erstellt werden sollen. Auf der Südseite des Hauptgebäu- aargau ag anvertrauen, dürfen sich auf schöne, gemütliche des werden zwei Neubauten mit je 40 Betten geplant, wobei Zimmer und Räume freuen. vorerst ein Haus gebaut werden und das zweite Gebäude später folgen soll. Die Planung ist mit der regionalen und der Wiedlisbach: Integration im Gange kantonalen Konzeption abgestimmt und sieht vor, dass der Die Gemeinden der Genossenschaft Oberaargauisches Pflege- Region Herzogenbuchsee ein höheres Bettenkontingent zu- heim Wiedlisbach entschieden letzten Herbst, sich künftig auf geteilt wird. Im Gebiet Bipperamt-Wangen a/A. besteht dem- die Bewirtschaftung der Liegenschaften und Anlagen zu kon- gegenüber ein Überangebot an Betten und wird dem Bedarf zentrieren und den Betrieb des Heimes in die dahlia oberaargau entsprechend reduziert. ag zu integrieren. Dadurch erhielt das Grossheim in Wiedlisbach eine Strategie mit einer zukunftsgerichteten Aufgabe. Seit Anfang 2012 wird die Integration des Betriebes Schritt für > 15 News Anlässe Erfahren Sie mehr über unser Angebot oder besuchen Sie uns am Tag der offenen Tür in Niederbipp. Faszinierende Medizin Im Vortragssaal der SRO AG Langenthal von 20 bis 21 Uhr 22. Mai 2012 Demenz - wenns schwierig und beschämend wird... Dr. Paul Hartman, Leitender Arzt Psychiatrie Auskunft erhalten Sie unter: Tel. 062 916 31 02 Die Führungscrew der dahlia oberaargau ag: Dieter Widmer, Verwaltungsrats­ präsident, Urs Lüthi, Delegierter des Verwaltungsrats und Markus Vögtlin, Direktor Niederbipper Vorträge Im Gesundheitszentrum Jura Süd, Niederbipp Von 19.30 bis 20.30 Uhr 21. Juni 2012 Schritt umgesetzt und soll bis Ende Jahr vollzogen sein. Bald <<Bewährtes>> und <<Neues>> in der Wirbel- wird die konzeptionelle und bauliche Planung für den Aufbau säulenchirurgie eines Dorfes für Menschen mit Demenz und Behinderungen in PD Dr. Ulrich Berlemann, Dr. Urs Iwan Zuberbühler, Wiedlisbach aufgenommen. Belegärzte, dasRückenzentrum Mehrere Standorte als Vorteil 20. September 2012 Die Zusammenfassung der vier Standorte für die Betreuung Krampfadern, Abklärungen und Therapie und Pflege vorwiegend älterer Menschen unter dem Dach der Markus Lüdi, Ärztlicher Leiter Gesundheitszentrum dahlia oberaargau ag erweist sich als Vorteil und ergibt Syn- Jura Süd ergieeffekte. So erbringt die SRO AG der dahlia oberaargau ag in wesentlichen Aufgabengebieten umfassende Dienstleistun- Auskunft erhalten Sie unter: gen, so u.a. in den Bereichen Finanz- und Rechnungswesen, Tel. 032 633 71 60 Informatik und Personalwesen. In diesen Dienstleistungspool wird jetzt auch der Standort Wiedlisbach integriert. Der anspruchsvolle Prozess erfordert gleichermassen Geschick, Sachverstand und Einfühlungsvermögen. Mit dem Eintritt von Wiedlisbach ergeben sich auch andere Zusammenarbeitsmög- Tag der offenen Tür lichkeiten. Ein Beispiel dazu aus dem Hausdienst: Die Wäsche- Im Gesundheitszentrum Jura Süd, Niederbipp rei in Herzogenbuchsee sah sich mit der Tatsache konfrontiert, Von 10 bis 16 Uhr dass die Waschmaschinen und Einrichtungen veraltet und 30. Juni 2012 kaum mehr leistungsfähig waren. Indem die Wäsche jetzt nach Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Wiedlisbach zur Reinigung gebracht wird, kann auf den Ersatz der Waschmaschinen in Herzogenbuchsee verzichtet werden. Die Wäscherei in Wiedlisbach vermag den zusätzlichen Auftrag zu verkraften und ist jetzt noch besser ausgelastet. Keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei. dahlia gut etabliert Die dahlia oberaargau ag hat sich in der Region gut etabliert. Offensichtlich ist die unternehmerische Innovation, die solide Geschäftstätigkeit und die Qualität der Pflege der dahlia oberaargau ag einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Die Verantwortlichen sind jedenfalls überzeugt, ein gutes Fundament für die Zukunft gelegt zu haben. Text: Dieter Widmer 17 Frühdiagnose als Ziel der modernen Brustdiagnostik Mammografie-Screening Ab 2013 soll auch im Kanton Bern ein systematisches Früherkennungs-Programm für Brustkrebs eingeführt werden. Verknüpft damit wird ein bernisches Krebsregister. <<Darauf haben wir sehnlichst gewartet. Die Prognose des Überlebens hängt vom Tumorstadium bei der Diagnosestellung ab>>, sagt Dr. Hanspeter Vogt, Chefarzt der Frauenklinik SRO. Dr. Hanspeter Vogt, Chefarzt Frauenklinik Die Früherkennung von Brustkrebs mit einem systematischen macht das Screening noch effektiver und erhöht die Treffer- Mammographie-Screening ist auch deshalb so wichtig, weil es quote, dadurch wird seltener falscher Alarm ausgelöst. «Heute keine Vorsorge gibt. In einem Intervall von zwei Jahren werden informiert der Computer den Radiologen, wenn etwas Auffälli- alle Bewohnerinnen zwischen 50 und 70 Jahren automatisch ges vorliegt. Dieser richtet sein Augenmerk gezielt dorthin. An- vom Kanton angeschrieben und zu einer Röntgenuntersu- schliessend betrachten zwei Fachärzte die Bilder unabhängig chung zur Früherkennung von Brustkrebs aufgeboten. Das Er- voneinander», erklärt Hanspeter Vogt. Zusammen mit einem krankungsrisiko nimmt mit dem Alter zu: 8 von 10 Frauen die weiteren erfahrenen Operateur macht er im SRO jährlich 50 an Brustkrebs erkranken sind über 50-jährig. In verschiedenen Brustkrebseingriffe. Je früher der Krebs diagnostiziert wird umso Kantonen sind politische Prozesse für Screening-Programme im kleiner ist der Tumor und desto besser ist die Heilungschance. Gange. In seiner Sitzung vom 28. März 2012 hat der Grosse Rat «Eine Früherkennung, bevor sich Metastasen gebildet haben, be- die Einführung eines Krebsregisters im Kanton Bern bewilligt. günstigt die brusterhaltende Operation und die Anwendung von Als einer der ersten Kantone in der Schweiz hat das Wallis das weniger invasiven Therapien», betont der Chefarzt. Mammographie-Screening eingeführt, welches inzwischen in allen Westschweizer Kantonen und interessanterweise im Berner Fehldiagnosen sind möglich Jura, fest verankert ist. Die Kantone St. Gallen und Graubünden Hanspeter Vogt bestätigt, dass ein Drittel der Frauen die sich haben das freiwillige Brustkrebs-Früherkennungs-Programm regelmässig mit Screening untersuchen lassen, einen verdäch- letztes Jahr eingeführt (Kasten Seite 19). tigen Befund bekommen, der sich in weiteren Abklärungen als harmlos entpuppt. «Die Mammografie entdeckt auch kleine SRO ist startbereit Knoten, die sich eventuell wieder zurückbilden. Das verursacht «Noch wissen wir nicht, in welchen Spitälern oder Röntgenins- unnötig Angst und Stress. Unter Umständen entstehen Eingriffe tituten das Screening durchgeführt wird. Die Evaluation erfolgt und Kosten, die nicht nötig sind. Dennoch ist die Mammografie von aussen. Das SRO Langenthal ist dem Brustzentrum Aare die wichtigste aber auch einzige verfügbare Methode zur Früh- angegliedert und erfüllt den geforderten Standard. Zu diesem erkennung», betont der Gynäkologe. Im Übrigen ist die Strahlen- Netzwerk gehören das Inselspital Bern, alle Regionalspitäler belastung bei einer Mammografie minim. des Kantons Bern, das Bürgerspital Solothurn und das Spital- Natürlich werden genetische Risikofaktoren oder wenn eine zentrum Visp/VS. In einer Charta verpflichtet man sich zu ein- Frau nie geboren oder gestillt hat, berücksichtigt. Trotzdem gibt heitlichen Qualitätsstandards betreffend Abklärung, Therapie es kein Medikament zur Prävention oder einen Lifestyle, der vor- und Nach­sorge. Eine Datenbank ist am Brustkrebstumorregister beugend wirkt. «Auch mit einem Screening lässt sich Brustkrebs Deutschland angeschlossen», erläutert Hanspeter Vogt. Die Un- nicht verhindern, aber es ermöglicht das Erkennen des Tumors tersuchungen erfolgen im Rahmen von Programmen, welche klar im prognostisch günstigen, klinisch unsichtbaren (nicht tastba- definierte Qualitätsanforderungen erfüllen müssen. Von einem ren) Stadium. Das heisst bei neun von zehn Frauen, die einen Radiologen wird beispielsweise verlangt, dass er eine bestimmte Tumor haben, wird dieser erkannt. Es ist auch nicht auszuschlies- Anzahl Mammografien gesehen hat. Das SRO verfügt über eine sen, dass sich nach einer Kontrolle ohne Befund kurz darauf ein computergestützte Bildanalyse zur präziseren Auswertung. Das Tumor bildet», gibt der Facharzt zu bedenken. > 19 Mammografie-Screening in der Schweiz (Stand: August 2011) Zurzeit gibt es in den Kantonen Freiburg, Genf, Graubünden, Jura, Neuenburg, St. Gallen, Thurgau, Waadt, Wallis und dem Berner Jura ein Screening-Programm. Im Rahmen dieser Screening-Programme werden alle Bewohnerinnen dieser Kantone zwischen dem 50. und dem 70. Lebensjahr alle zwei Jahre eingeladen, eine Mammografie durchführen zu lassen. Die Frauen entscheiden selbst, ob sie daran teilnehmen wollen oder nicht. Die Kosten für die Screening-Mammografien übernehmen die Krankenversicherer und die Kantone. MammografieUntersuchung Mehr Brustkrebsfälle und einem Krebsregister schafft (endlich) auch der Kanton Die Zahl der Brustkrebsfälle in der Schweiz steigt stetig an. Bern die Voraussetzungen für eine Brustkrebs-Vorsorge und Umgerechnet auf die Bevölkerung erkrankt jede zehnte Frau registriert systematisch Daten über Krebserkrankungen. einmal an Brustkrebs. Das sind im Durchschnitt über 5 000 neue Erkrankungen pro Jahr. «Es ist ein Phänomen, dass zusehends jüngere Frauen davon betroffen sind. Bei ihnen sind Mammografien schwierig zu interpretieren. Mit der Ultra- Krebsregister schalluntersuchung haben wir eine sehr gute Alternative, um zutreffende Diagnosen zu stellen. Eine weitere Methode ist Bern gehört zu den wenigen Kantonen, die noch kein das MRI. Die Tatsache, dass viele Frauen später gebären und Register mit Daten über Tumorerkrankungen und tumor- weniger stillen, beeinflusst den Schutz der Brust. Das erklärt, bedingte Todesfälle führen. Nun wird auch Bern ein weshalb Brustkrebs in afrikanischen Ländern selten ist, weil Krebsregister aufbauen und betreiben. Für die Jahre die Frauen viele Kinder haben, lang und vor allem häufig stil- 2012 bis 2018 beantragt die Kantonsregierung beim len. Grosse Risikofaktoren neben Rauchen sind Übergewicht Parlament dafür einen Kredit von 6,7 Millionen Franken. und mangelnde Bewegung. Darüber spricht man nicht, ganz Am 28. März 2012 hat der Grosse Rat den mehrjähri- im Gegensatz zu den Hormonen. Obschon Hormone weni- gen Verpflichtungskredit bewilligt und einem Krebs- ger verschrieben werden, steigt die Brustkrebsrate weltweit register für den Kanton Bern zugestimmt. Bereits in kontinuierlich an. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Novembersession 2011 hat der Grosse Rat einem Hormone sogar eine Schutzfunktion übernommen haben», Brustkrebs-Screening über acht Jahre zugestimmt und sagt Hanspeter Vogt. dafür 4,7 Millionen gesprochen. Mit dieser Zustimmung Seit einigen Jahren existieren in fast allen EU-Ländern und in verknüpfte der Rat die zwingende Einführung eines den USA freiwillige Screening-Programme. Mit Nachdruck for- bernischen Krebsregisters. Das Krebsregister soll nach dert auch die Frauenbewegung «Europa Donna» die flächende- der Genehmigung durch den Grossen Rat ab September ckende Einführung einer qualitätsgesicherten Mammographie. 2012 geführt werden. Das Mammographie-Screening- «Patterns of care» heisst eine aufsehenerregende Brustkrebs- Programm läuft von 2013 bis 2020. Schweizweit erfas- Studie, die 2009 in allen Medien publiziert wurde und auf- sen 14 kantonale Krebsregister die Daten aus 22 Kanto- zeigt, dass 30 % der Patientinnen nicht die optimale Therapie nen und Halbkantonen. Damit sind 81 % der gesamten erhalten oder nicht richtig behandelt werden. «Qualitative Bevölkerung abgedeckt. Unterschiede zwischen den Kantonen sowie Stadt und Land sind gross. Daraus resultiert, dass eine qualitativ hochwertige Behandlung nur in einem Brustkrebszentrum geboten wird», resümiert Hanspeter Vogt. Als eine Auswirkung der guten Diagnostik verzeichnet die Schweiz die geringste Mortalität Text: weltweit. Mit der Einführung eines Mammografie-Screenings Brigitte Meier 20 Mit einem Schlag ist alles anders Neurologie Unter der Federführung von Dr. Andreas Baumann und Dr. Peter Schott erarbeitet eine Fachgruppe ein neues Konzept der Schlaganfalltherapie am SRO in Langenthal. Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit und das gute Teamwork tragen massgebend dazu bei, dass Langenthal ein spezialisiertes Zentrum für Hirnschlagpatienten wird. Bei einem akuten Schlaganfall sollte man sofort ins Spital An einem Schlaganfall selber stirbt man nicht, aber meistens gehen. Oft kündigt sich ein Schlaganfall mit kurzzeitigen Sym- bleibt eine Langzeitbehinderung zurück. Umso wichtiger ist ptomen an. Vorboten können der vorübergehende Verlust der eine rasche Intervention, um eine Invalidität zu vermindern. Sprache, Schwäche eines Armes oder ein hängender Mund- «Bei der Eröffnung meiner neurologischen Praxis am Zent- winkel sein. Wenn solche Symptome auftreten, beginnt die rumspital Langenthal vor zwei Jahren habe ich gesagt, dass Zeituhr zu ticken, denn eine Lysetherapie ist nur innerhalb ich mich konsequent für den Schlaganfall in unserer Region von 4.5 Stunden nach Beginn der Symptome möglich. «Zeit einsetzen will. Prävention und Therapie sind mir ein besonde- ist Hirn», sagt Dr. Andreas Baumann, Facharzt für Neurologie. res Anliegen», betont der 40-jährige Neurologe Dr. Baumann. Im Spital muss initial unterschieden werden, ob es sich um Gemäss einem Beschluss der Schweizerischen Gesundheits- eine Hirnblutung oder eine Durchblutungsstörung (Schlagan- direktoren muss die gesamte Schweizer Bevölkerung mit der fall) handelt. Dazu wird vor jeder Therapie ein Schichtröntgen spezialisierten, komplexen Behandlung von Hirnschlägen ver- des Kopfes (Computertomographie oder Magnetresonanzto- sorgt werden. Das Kompetenzzentrum des Kantons Bern für mographie) durchgeführt. Ist eine Blutung ausgeschlossen, so Hirnschlagpatienten (Comprehensive Stroke Center) ist das kann eine Lyse durchgeführt werden, wenn bestimmte Vor- Inselspital. Neben insgesamt acht dieser hochspezialisierten aussetzungen erfüllt sind. Mit der Lyse wird ein Mittel in die Zentren entstehen primäre Behandlungszentren für Hirn- Vene gespritzt um ein Blutgerinnsel, welches die Gehirnge- schlagpatienten. Diese sogenannten Primary Stroke Centers fässe verstopft, aufzulösen. Damit wird versucht, das Gefäss sind die erste Anlaufstelle für Schlaganfalltherapie und betrei- wieder zu eröffnen. ben die initiale Diagnostik und Therapie. Zu beachten ist: Kleine Streifungen sind häufig Vorzeichen eines grösseren Schlaganfalls. Deshalb sollte die Ursache Vier Behandlungszentren im Kanton Bern unvermittelt abgeklärt werden. Die Neurologie Oberaargau Im Kanton Bern sollen neben dem Inselspital drei weitere am Zentrumspital Langenthal führt eine spezialisierte Schlag­ Behandlungszentren etabliert werden. Richtigerweise hat die anfallsprechstunde durch. Berner Regierung erkannt, wie wichtig ein Schlaganfallzentrum für die Region Oberaargau ist und hat mit der ab 1. Mai Wie ein Blitz aus heiterem Himmel! 2012 gültigen Spitalliste dem SRO den Leistungsauftrag für Jährlich erleiden in der Schweiz rund 16 000 Menschen einen die Behandlung «zerebrovaskulärer Störungen mit invasiver Schlaganfall oder eine Hirnblutung. Eine Hirnverletzung ge- Behandlung des Hirnschlags» erteilt. «Es ist eminent wichtig, schieht oft mitten im Leben und kann alle treffen. Mit dem dass die Zeit bis zu einem Schlaganfallzentrum tief ist. Eine Alter steigt die Häufigkeit von Schlaganfällen exponentiell an. Stärkung des Spitalstandorts Langenthal als Ansprechzent- Weltweit ist der Schlaganfall eine der drei häufigsten Todes- rum für Schlaganfalltherapie ist auch deshalb von Bedeutung, ursachen und die häufigste Ursache für eine bleibende Behin- damit Patienten aus dem Raum Huttwil nicht den Weg nach derung. Ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung verändern das Solothurn oder nach Aarau in Kauf nehmen müssen und Pati- Leben schlagartig. Die gravierenden Folgen treffen den inners- enten aus dem Luzerner Hinterland ebenso in Langenthal be- ten Kern des Menschen und erzwingen einen Neubeginn. handelt werden können», erklärt Dr. Andreas Baumann. Dr. Peter Schott und Dr. Andreas Baumann bei einer Besprechung 21 SRO gratuliert dem SCL Medical Partner Der Schlittschuhclub Langenthal hat gezeigt, was mit Disziplin, Leidenschaft und Willen zu erreichen ist und begeisterte mit seinen Leistungen die Region Oberaargau und die gesamte Eishockey-Schweiz. Untersuchung einer Patientin Mit der Lysetherapie können die meisten Patienten im SRO be- Gleich in der ersten Saison, in welcher das Spital Region Ober- handelt werden. Nur bei wenigen Patienten mit einem grossen aargau AG als neuer offizieller Medical Partner die Betreuung Gefässverschluss ist eine Verlegung ins Inselspital nötig. «Wir der gesamten 1. Mannschaft des SC Langenthal übernommen sind im Spital Langenthal daran, die Strukturen in Zusammen- hat, feiern die Gelb-Blauen den grössten Erfolg ihrer Clubge- arbeit mit dem Inselspital anzupassen. Einerseits wird neu die schichte. Darüber freut sich ganz besonders Dr. Markus Keller, Lysetherapie angeboten, damit erfüllt das Spital eines der Er- Mannschaftsarzt des neuen Schweizer Meisters. Der Sport- fordernisse als Primary Stroke Center. Andererseits wurde der mediziner ist Leitender Arzt am Spital SRO und bei ihm und ganze Behandlungsablauf gemäss den Leitlinien für die Akut- seinem erfahrenen Ärzteteam befinden sich die Spieler in bes- behandlung von Schlaganfallpatienten angepasst. Dank diesen ten Händen: Massnahmen, der Unterstützung all der involvierten Kräfte und «Die medizinische Betreuung des SC Langenthal durch unser nicht zuletzt der Bevölkerung, hat der Kanton Bern den Leis- speziell tungsauftrag dem Zentrumsspital Langenthal erteilt», freut sich Team sowie weiteren Ärzten der SRO AG hat sich bereits in Dr. Andreas Baumann. der ersten Saison der Zusammenarbeit gut etabliert. Wir freu- ausgebildetes Der SCL am jubeln (Bild: André Grossenbacher, SportGuide) orthopädisches/sportmedizinisches en uns auch aus der Sicht der betreuenden Ärzte über die erfolgreiche Saison des SCL, insbesondere weil wir nur wenige Konzept der Schlaganfalltherapie schwerwiegende Verletzungen behandeln mussten», erklärt Im Rahmen des Projektes «Konzipierung interdisziplinäre Markus Keller. Leider wurde dieses Bild getrübt durch die Behandlung von Schlaganfall-Patienten» hat sich im schwere Sprunggelenksverletzung des Topskorers, und dies Spital Langenthal eine Expertengruppe gebildet. Expo- nur gerade 30 Sekunden vor dem Erreichen des Meistertitels. nenten von Intensivmedizin, Radiologie Physiothera- «Unmittelbar nach dem Unfall wurde der verletzte Spieler pie, Neurologie und Rettungsdienst haben regelmässig durch unser Team erfolgreich operiert und ist auf dem Weg getagt und in Zusammenarbeit mit der Neurologie des der Genesung, damit er wieder topfit in die neue Saison star- Inselspitals wurde die Behandlung des Schlaganfalls ten kann», erklärt der Sportmediziner. Bereits zu Beginn der im Zentrumspital Langenthal neu organisiert. Feder- Saison wurde ein Schlüsselbeinbruch operativ mit einer Platte führend im ganzen Prozess sind Dr. Andreas Baumann, und Schrauben stabilisiert, sodass dieser Spieler ab Januar Neurologe und Dr. Peter Schott, Leiter Notfallzentrum wieder beschwerdefrei voll einsatzfähig war. Ein anderer Spie- und Intensivstation. Beide Experten legen aber Wert ler musste den Spitzensport infolge einer Nacken-/Kopfverlet- darauf festzuhalten, dass die Umsetzung des ganzen zung beenden und wurde in dieser schwierigen Phase vom Konzeptes nur dank den Engagements einer Vielzahl SRO-Ärzteteam erfolgreich begleitet. Mehrere Hirnerschütte- von Mitarbeitern der SRO AG und der Unterstützung des rungen verliefen glimpflich. Viele kleinere Verletzungen und Schlaganfall-Teams des Inselspitals Bern möglich war. Beschwerden konnten direkt in der ambulanten Sprechstunde behandelt werden. Text: Text: Brigitte Meier Brigitte Meier 23 Geschärfter Blick dank Kunstlinse Augenheilkunde Die Linse des Auges ist vergleichbar mit der Objektivlinse einer Kamera und soll ein scharfes Bild auf der Netzhaut des Auges erzeugen. Der Graue Star (Katarakt) trübt die Augenlinse. Bei der Operation ersetzt Augenarzt Dr. Marcel Mathieu die getrübte Linse durch ein künstliches Linsenimplantat. Dr. Marcel Mathieu ist spezialisiert auf die Augenchirurgie inkl. als schmerzfrei empfunden. Sie dauert rund 30 Minuten», sagt Traumatologie und führt seit dreieinhalb Jahren eine Praxis an Marcel Mathieu, der unter dem Mikroskop mit mikrochirurgischen der Bahnhofstrasse 43 in Langenthal. Als Belegarzt am SRO-Spital Instrumenten operiert. Der minime Schnitt muss meistens nicht bietet er folgende Dienstleistungen an: ambulante Operationen genäht werden. Dadurch verkürzt sich die Heilungszeit. «Bei einer der vorderen Augenabschnitte (insbesondere Grauer Star), Lider- starken Linsentrübung ist eine Ultraschalluntersuchung indiziert, und Tränengangbehandlung, Lasereingriffe bei Nachstar und um eine Erkrankung der hinter der Linse gelegenen Augenab- Netzhauterkrankungen. schnitte auszuschliessen, insbesondere Netzhautablösung», sagt Dr. Marcel Mathieu bei einer Augen­ operation der 46-Jährige. Linsen aus Acrylat zeichnen sich durch eine hohe Grauschleier Verträglichkeit aus und sind in zahlreichen Varianten verfügbar. Oft ist die Linsentrübung beim Grauen Star (Katarakt) verschie- Trotzdem wird die optimale Sehschärfe häufig dennoch erst mit den ausgeprägt. «Hauptsymptom ist ein langsamer schmerz­ einer Brille erreicht. loser Sehverlust. Bei geringem Kontrast wird das Sehvermögen erschwert; Betroffene sehen die Welt «wie durch einen Nebel». Alterungsprozess als häufigste Ursache Oft ist die Blendungsempfindlichkeit erhöht. Gelegentlich werden Mit einem Anteil von 90 % ist der Altersstar durch den veränderten auch Doppelbilder wahrgenommen», erklärt Marcel Mathieu. Bei Stoffwechsel der Linse die häufigste Kataraktform. Der altersbe- Menschen, die an einer sehr fortgeschrittenen Katarakt erkrankt dingte Graue Star tritt meistens nach dem 60. Lebensjahr auf. Da- sind, erkennt man die graue Färbung hinter der Pupille, davon neben gibt es andere Formen, bei denen die Linsentrübung durch leitet sich die Bezeichnung Grauer Star ab. In medizinisch gut ver- chronische Augenerkrankungen oder Augenverletzungen, durch sorgten Ländern sieht man das heute nur noch selten. Das Wort Nebenwirkungen von Medikamenten (vor allem Cortison) oder Star bedeutete im Mittelalter «starr» und bezieht sich nicht auf Diabetes mellitus, entsteht. Virusinfekte in der Schwangerschaft, den Singvogel, sondern den starren Blick bei erblindeten Augen. beispielsweise Röteln, können die Augenerkrankung beim Neuge- Im Unterschied zum Grauen Star führt beim Grünen Star (Glau- borenen verursachen. kom) ein erhöhter Augeninnendruck zu Schäden am Sehnerv. Bis Während fünf Jahren war Marcel Mathieu als operativer Augenarzt auf den Namen haben die beiden Erkrankungen also gar nichts im Wallis tätig. Deshalb verbringt der vierfache Familienvater seine miteinander gemeinsam. «Der Überdruck entsteht oft durch eine Skiferien am liebsten auf der Riederalp: «Vor starken Ultraviolett- Störung des Abflusses des sogenannten Kammerwassers im Auge strahlen müssen die Augen mit einer geeigneten Sonnenbrille und führt dazu, dass der Sehnerv nicht mehr richtig durchblutet geschützt werden.» Aber nicht nur Sonnenlicht kann den vorde- wird. Unbehandelt führt diese Schädigung zum irreversiblen Seh- ren Augenabschnitt schädigen. Als Folge der Infrarotstrahlung ist verlust bis hin zur Erblindung», sagt der Facharzt, der für die Diag- früher der sogenannte «Glasbläserstar» bei Arbeitern an Hoch- nostik und Behandlung des Grünen Stars ebenfalls spezialisiert ist. öfen und bei Glasbläsern aufgetreten. Dank den Schutzbrillen ist diese Berufskrankheit selten geworden. Weltweit ist der Einsatz Modernste Operationstechnik von Kunststofflinsen bei Grauem Star die häufigste Operation «Durch die lokale Betäubung, welche heutzutage in der Regel überhaupt. Unbehandelt ist der Graue Star die häufigste Erblin- Text: mittels Tropfen durchgeführt wird, wird die ambulante Operation dungsursache in der Welt. Brigitte Meier 25 Effiziente Vorsorge als Zielsetzung Darmkrebs <<Das Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnose ist der wichtigste Prognosefaktor>>, betont PD Dr. Kaspar Truninger vom SRO-Spital. Weil die heutigen Methoden der Früherkennung ungenügend sind, hat der Gastroenterologe seine Forschung intensiviert und ein neuartiges Testverfahren zur frühzeitigen Erfassung von Darmkrebs entwickelt. Dr. Kaspar Truninger, Belegarzt und Leitender Arzt Gastroenterologie Darmkrebs ist nach Brustkrebs und Prostatakrebs der dritt­ gelung unterziehen. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung wird häufigste Tumor in industrialisierten Ländern. Allein in der Darmkrebs zuverlässig erkannt und allfällige Polypen können Schweiz erkranken jährlich rund 4 000 Menschen und beinahe fast immer gleichzeitig entfernt werden. die Hälfte stirbt daran. Die hohe Sterblichkeitsrate von über Gemäss internationalen Richtlinien sollten Männer und Frauen 40 % widerspiegelt die späte Diagnosestellung, da Patienten ab 50 Jahren mit der Vorsorge beginnen, vorher sind Polypen in einem noch heilbaren Tumorstadium und mit Polypen kaum selten, insbesondere wenn man keine Risikofaktoren hat. Zeit- Beschwerden haben und eine Vorsorgeuntersuchung als punkt und Intervall der Darmspiegelung werden bei familiärer unnötig erachten. Trotz Fortschritten in der medizinischen Belastung von Verwandtschaftsgrad und Erkrankungsalter Behandlung genügen die verfügbaren Methoden der Risikobe- bestimmt. Bei erstgradiger familiärer Belastung, wenn bei- urteilung und Früherkennung nicht. Umsomehr als 75 % der an spielsweise Geschwister oder Eltern betroffen sind, ist eine Darmkrebs erkrankten Personen keine bekannten Risikofak- Kontrolle im 5-Jahres-Rhythmus wichtig. toren aufweisen. Es ist heute anerkannt, dass Darmkrebs keine homogene Krankheit ist, sondern in Varianten vorkommt, 75 Prozent aller Darmkrebsfälle entwickeln die sich über unterschiedliche molekulare Wege entwickeln. sich ohne Risikofaktoren Neue molekularbiologische Erkenntnisse sollen helfen, Tests Obschon Personen mit familiärer Belastung für Darmkrebs für eine effiziente Früherkennung zu entwickeln. und chronischen Darmentzündungen ein erhöhtes Risiko tragen, bilden sie nur einen Viertel der Darmkrebspatienten. Früherkennung Dreiviertel der Fälle von Darmkrebs entwickeln sich trotzdem, Polypen sind gutartige Schleimhautgewächse, von denen ein also ohne die genannten Risikofaktoren. Die Häufigkeit von kleiner Teil ein erhöhtes Krebsrisiko in sich trägt. «Eine effi- Darmkrebs erhöht sich mit zunehmender Lebensdauer, d.h. ziente Früherkennung besteht darin, die Menschen mit noch bei Menschen ohne Risikofaktoren ist das Alter das grösste heilbarem Darmkrebs oder, noch besser, diejenigen mit Polypen Risiko. zu identifizieren», erklärt Kaspar Truninger. Am weitverbrei- Das Ziel einer effizienten Risikobeurteilung ist, Personen mit tetsten ist die Methode, unsichtbares Blut in einer Stuhlprobe Polypen effizient zu identifizieren und zur Darmspiegelung zu nachzuweisen. Der grosse Nachteil dieses Tests ist, dass die schicken, damit sich diejenigen ohne Polypen dieser Untersu- Sensitivität tatsächlich vorhandenen Krebs zu erkennen nur chung nicht unterziehen müssten. 50 % beträgt. In der Vorstufe, also wenn Polypen bestehen, werden lediglich 10 bis 20 % erfasst. Das ist besser als nichts, Prävention aber weder verlässlich noch sensitiv, schon gar nicht für die Von einer Primärprävention spricht man, wenn die Krankheit Polypen. Entfernt man diese während einer Darmspiegelung, gar nicht erst entsteht. «Erste medikamentöse Ansätze sind ist das Risiko verschwindend klein, dass noch Darmkrebs vorhanden, aber noch nicht spruchreif. Interessanterweise entsteht. Doch eben, Polypen verursachen praktisch nie hat man herausgefunden, dass Personen, die regelmässig Symptome. Das bedeutet, alle Menschen ab 50 Jahren, auch Aspirin schlucken, etwa 30 bis 40 % weniger Darmkrebs ha- beschwerdefreie, müssten sich regelmässig einer Darmspie- ben. Aufgrund der Nebenwirkungen wird dieses Medikament > 27 Schlinge zur Entfernung von Polypen während der Darmspiegelung nicht empfohlen. Eine Sekundärprävention verhindert die Ent- 50 000 Franken. Auch hinsichtlich der knapper werdenden wicklung von Darmkrebs aus Vorstufen. In etwa vergleichbar Ressourcen muss man sich überlegen, ob man mehr Mittel mit Verkalkungen der Herzkranzgefässe, die nicht immer zu in die Prävention oder in die Therapie investieren will. Damit einem Herzinfarkt führen. Zurzeit gibt es keine Möglichkeit ab- könnten im Schweizer Gesundheitswesen jährlich Kosten in zuschätzen, welche Polypen weiterwachsen und sich bösartig dreistelliger Millionenhöhe eingespart werden», gibt Kaspar Text: entwickeln. Damit die Prophylaxe radikal ist, muss jeder Polyp Truninger zu bedenken. Brigitte Meier entfernt werden. Studien belegen, dass dadurch in bis zu 90 % die Entwicklung von Darmkrebs verhindert werden kann», erklärt der Spezialist. Die Frage, ob der einzelne Mensch der Entstehung von Polypen Stiftung COLON bringt neue Erkenntnisse bzw. Darmkrebs vorbeugen kann, beantwortet Kaspar Truninger folgendermassen: «Es gibt keine spezielle Verhaltensweise «Im Wesentlichen geht es darum, Personen mit Risiko für Darmkrebs früh zu zur Prävention von Darmkrebs. Allgemeine Empfehlungen wie erkennen und in Überwachungsprogramme aufzunehmen, um so das Ent- regelmässige Bewegung und ausgewogene Ernährung gelten stehen dieses bösartigen Tumors zu verhindern», betont Kaspar Truninger, auch hier. Rauchen ist allerdings ein klarer Risikofaktor für Gründer der Stiftung COLON. Zusammen mit Prof. Dr. Primo Schär, Moleku- Darmkrebs, ebenso Übergewicht.» largenetiker an der Universität Basel, und internationalen Wissenschaftlern Die molekularbiologischen Prozesse bei der Entstehung von erforscht er Mechanismen der genetischen und epigenetischen Stabilität, Darmkrebs sind komplex. Viele treten nicht nur bei Darm- welche bei der Entstehung von Darmkrebs eine entscheidende Rolle spielen. krebs, sondern auch mit dem normalen Alterungsprozess der Die Genetik beschäftigt sich mit der Struktur des Erbgutes, die Epigenetik mit Darmschleimhaut auf. Erstaunlicherweise konnte weltweit der Regulation der Aktivität des Erbgutes. «Um Veränderungen des normalen noch niemand zeigen, ob ein direkter Zusammenhang besteht Alterungsprozesses der Darmschleimhaut zu verstehen, haben wir epigene- zwischen den molekularbiologischen Veränderungen des tische Mechanismen des ganzen Erbgutes bei Menschen unterschiedlichen Alters­­prozesses und der zunehmenden Häufigkeit von Darm- Alters, mit und ohne Darmkrebs, untersucht. Dank dieser Analysen ist es uns krebs mit dem Älterwerden. Laborresultate zeigen, dass Rau- gelungen, zwischen epigenetischen Veränderungen des normalen Agings und chen und Übergewicht gewisse molekulare Veränderungen solchen, die zu Darmkrebs führen, zu unterscheiden. Basierend auf diesen beschleunigen, während Aspirin diese verzögert. Erkenntnissen haben wir einen neuen diagnostischen Test zur Früherkennung und Prävention der diversen Varianten von Darmkrebs entwickelt. In Ökonomische Überlegungen den nächsten Jahren wird das neue Testverfahren in einer grossen Studie Eine gute Prävention ist für das Schicksal jedes Einzelnen und überprüft, um herauszufinden, ob dieses in Stuhlproben oder gar im Blut am seine Prognose wichtig. Zudem ist sie ökonomisch von gröss- Zuverlässigsten ist», erläutert Kaspar Truninger. ter Bedeutung für die Gesellschaft. «Die Vorsorgekosten, um eine Erkrankung an Darmkrebs mit Todesfolge zu verhindern, Weitere Infos: www.stiftungcolon.ch belaufen sich auf 12 000 Franken. Allein im ersten Jahr kos- www.gastroenterologie-oberaargau.ch tet die Chemotherapie eines Patienten mit Darmkrebs bis zu 29 Kommunikation als Vertrauensbasis Spital / ärztliche Zuweiser Die reibungslose partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spitalärzten ist ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Behandlung der SRO-Patienten. Gegenseitiger Respekt sowie eine gute Kommunikation fördern eine vertrauensvolle offene Zusammenarbeit. v.l.n.r. Dr. Werner Mathys, Hausarzt Oensingen, Dr. Thomas Ruckstuhl, Hausarzt Lotzwil, Dr. Thomas Kinsbergen, Ärztlicher Direktor SRO AG «Natürlich wünschen wir uns, dass möglichst alle Patienten, Der Informationsfluss zwischen Spitalarzt – Hausarzt und die wir mit unserem medizinischen Leistungsangebot be- Hausarzt – Spitalarzt muss spielen. «Eine vollständige Doku- handeln können, im Spital SRO hospitalisiert werden. Dieser mentation über den Patienten erleichtert unsere Arbeit einer- Wunsch erfüllt sich jedoch nicht wenn wir einen Wunschzet- seits und vermeidet anderseits unnötige Untersuchungen», tel an die Hausärzte adressieren, sondern indem wir perma- betont Thomas Kinsbergen. Zunehmend an Bedeutung ge- nent an uns arbeiten und unsere Effizienz verbessern», sagt winnt der elektronische Datenaustausch, der massgeblich zu Dr. Thomas Kinsbergen, ärztlicher Direktor. Neben einer brei- einer Optimierung beitragen kann. Eine gute Kommunikation ten Palette an Behandlungen mit neusten Methoden und als Vertrauensbasis und persönliche Kontakte sind die wich- modernster Technik geht es auch darum, die Patienten als in- tigsten Voraussetzungen, dass ein Hausarzt seine Patienten dividuelle Menschen wahrzunehmen und ihnen das Gefühl zu ans Spital SRO überweist. geben: «Hier und jetzt bin ich für meinen Arzt am wichtigsten Als wertvollen Punkt zur Förderung der Zusammenarbeit be- auch wenn er noch andere Patienten zu betreuen hat». In die- trachtet Thomas Kinsbergen die direkt an die Notfallstation ser Hinsicht besitzt das SRO einen Vorteil gegenüber einem angegliederte hausärztliche Notfallpraxis. Das Langenthaler ganz grossen Haus, den es bewusst zu nutzen gilt. «Gefordert Modell vereint die Notfallversorgung des Spitals mit dem so- ist nicht allein die Ärzteschaft, sondern jeder einzelne Bereich genannten «Doktorposten». Entwickelt wurde das Konzept des SRO. Die beste oder die schlechteste Werbung für unser von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Hausärzten der Regi- Spital macht immer der Patient. Sei es in seinem persönlichen on und Ärzten der SRO AG, die den Notfalldienst alternierend Umfeld oder beim Hausarzt. Deshalb muss er mit sämtlichen übernehmen. Dienstleistungen von einer ausgezeichneten Pflege bis hin zu Eine weitere unkomplizierte Möglichkeit, sich zu begegnen einer überzeugenden Gastronomie zufrieden sein», erörtert und auszutauschen, bildet der Ärztliche Bezirksverein Ober- der ärztliche Direktor. Nach erfolgter stationärer oder ambu- aargau. Gemeinsam absolviert man Fortbildungen und die Teil­- lanter Behandlung im SRO werden die Patienten an den Haus- nehmerzahl an den regelmässigen Mitgliederversammlungen arzt rücküberwiesen. Nur in seltenen begründeten Fällen ist ist erfreulich. Neben den Hausärzten sind auch die Spitalärzte eine Nachbehandlung im Spital medizinisch indiziert. sehr gut vertreten, ebenso im Vereinsvorstand. Im Vergleich «Mit einer engen Zusammenarbeit wird das Vertrauen der Zu- mit anderen Regionen hat der Ärztliche Bezirksverein Ober- weisenden in unsere Spezialisten gefördert. Komplexe Fälle aargau einen hohen Stellenwert, auch in gesellschaftlicher werden gegenseitig abgesprochen, entsprechend behandelt Hinsicht. Ein weiterer Berührungspunkt ist das neu gegründete und postoperativ diskutiert», sagt der Chefarzt Chirurgie. Oft Ärztenetzwerk Oberaargau. Gegründet im Hinblick auf die werden telefonische Rücksprachen gemacht während der verschiedenen Versicherungsmodelle (Managed Care), setzt Patient hospitalisiert ist. «Eine direkte Erreichbarkeit der be- sich das Netzwerk ausdrücklich für eine kostenbewusste und teiligten Ärzte ist wichtig. In dringenden Fällen bin ich via qualitativ hoch stehende medizinische Betreuung der Patien- Sucher auch im Operationssaal erreichbar», versichert Thomas ten ein und verpflichtet sich zur Einhaltung hoher Qualitäts- Kinsbergen. standards. > 31 Hausarzt Dr. Thomas Ruckstuhl berichtet Spital / ärztliche Zuweiser Dr. Thomas Ruckstuhl hat eine Praxis für Allgemeinmedizin in Lotzwil. Der Facharzt FMH ist in Langenthal auf­ gewachsen und war mehrere Jahre als Assistenzarzt im Zentrumspital Langenthal tätig. Herr Dr. Ruckstuhl, was macht eine gute stattung oder gerade bei komplizierten Fällen einen Anruf, Zusammenarbeit aus? wenn etwas Entscheidendes passiert. Eine gute Kommunika- Ich habe eine nahe Beziehung zu diesem Haus, welches von tion ist unabdingbar. Beim Spitalaustritt gehe ich davon aus, verschiedenen Persönlichkeiten geprägt wurde. Auch heute dass der Patient für die Nachkontrolle rücküberwiesen wird ist eine gewisse Personalkonstanz wichtig, um die Kontinuität und ambulante Behandlungen nicht unnötigerweise im Spital zu gewährleisten. Viele Patienten identifizieren sich mit lang- gemacht werden. jährigen Ärzten und entwickeln zusätzliches Vertrauen. Neben gegenseitigem Respekt ist die persönliche und menschliche Wieso ist ein Regionalspital so wichtig? Komponente eine unabdingbare Voraussetzung. Also kolle- Ein Zentrumspital in der Region mit einem breiten und qualita- giale Ärzte, die Beziehungen pflegen und beispielsweise an tiv guten Behandlungsangebot sowohl in fachlicher wie auch Veranstaltungen des Ärztlichen Bezirksvereins Oberaargau in menschlicher Sicht ist für die Zuweiser, aber vor allem für (ABV) oder Anlässen des Ärztenetzwerks teilnehmen. Weitere die Oberaargauer Bevölkerung absolut wichtig. Besonders in Berührungspunkte sind die regelmässigen Spitalfortbildungen Notfallsituationen sind kurze Distanzen innerhalb der Wohn- und Begegnungen während dem hausärztlichen Notfalldienst gegend entscheidend. Indem sich die Patienten im SRO-Spital im SRO-Notfallzentrum. Als Hausärzte profitieren wir im Not- behandeln lassen, tragen sie nachhaltig zu dessen Entwick- falldienst neben der zeitlichen Entlastung auch von der Infra- lung und Erhaltung bei. struktur und Administration des SRO AG. Welche Erwartungen haben Sie als Zuweiser? Das fachliche Angebot, die Dienstleistungen und der Service müssen meinen Vorstellungen entsprechen. Dazu zählt die Kapazität, dass also ein Patient nicht wochenlang auf einen Termin warten muss, wenn er angemeldet ist. Auch wenn ich jemanden zur Beurteilung schicke, möchte ich raschmöglichst Bescheid, damit ich den Patienten in der Sprechstunde informieren kann. Was fördert das Vertrauen? Nur wenn ich selber Vertrauen habe in das SRO, kann ich überzeugend wirken auf meine Patienten, mit denen teilweise ein jahrelanges Vertrauensverhältnis besteht. Im Besonderen sind auch deren eigene Erfahrungen massgebend dafür, ob sie im SRO-Spital hospitalisiert werden wollen. Wenn ein Patient hospitalisiert wird, erwarte ich eine rechtzeitige Berichter- > 33 Hausarzt Dr. Werner Mathys berichtet Spital / ärztliche Zuweiser Im Zusammenhang mit seinen Erfahrungen klopften wir auch in der Praxis von Dr. Werner Mathys, Facharzt für Allgemeinmedizin, im solothurnischen Oensingen an: Herr Dr. Mathys, arbeiten Sie viel mit dem Zentrumspital Haben Sie Erwartungen bezüglich der Zusammenarbeit? Langenthal zusammen? Für mich ist es wichtig, dass ich mit dem behandelnden Arzt Zusehends kommen auch Berner Patienten von Niederbipp, Kontakt habe und ihn genau dokumentieren kann über den Oberbipp, Wiedlisbach oder Aarwangen in meine Praxis. eingewiesenen Patienten. Zudem möchte ich schon während Aufgrund des Hausärztemangels müssen die Leute weitere dem Spitalaufenthalt informiert werden, nicht erst wenn der Distanzen in Kauf nehmen. Ich denke, dass sich der Kontakt Patient entlassen wird. Generell ist es mir wichtig, dass be- mit Langenthal zukünftig intensivieren wird, da teilweise reits vorliegende Untersuchungen nicht nochmals gemacht auch Patienten aus Solothurner Gemeinden, beispielsweise werden. Das hat wohl kein Hausarzt gern. Auch sollten die Wolfwil, gerne in Langenthal hospitalisiert werden. Bevor die Patienten nicht mit vielen Medikamenten aus der Spitalapo- Notfallstation und die Akutabteilung des Spitals Niederbipp theke versorgt werden, sondern mit einem Rezept zum Haus- geschlossen wurden, habe ich regelmässig Patienten nach arzt geschickt werden. Niederbipp überwiesen. Welche Dienstleistungen beanspruchen Sie vorwiegend? In Langenthal brauche ich die Orthopädie, Chirurgie und spezifisch die Handchirurgie, da handchirurgische Notfälle häufig vorkommen. Auch für Spezialuntersuchungen wie MRI und Ultra­ schall überweise ich die Patienten nach Langenthal und bin mit dem gebotenen «Service» gut zufrieden. Die Notfallpraxis ist ein weiterer Berührungspunkt, seitdem eine Behandlung kantonsüberschreitend möglich ist. Der Psychiatriestützpunkt ist ein wichtiger Kontakt. Hier fehlt mir etwas die Übersicht, was, wie, wo angeboten wird. In Niederbipp beanspruche ich vor allem die Kleinchirurgie und schätze die Zusammenarbeit mit dem leitenden Arzt Markus Lüdi. Weitere Bereiche sind Gastroenterologie und Radiologie. Wie gut ist der persönliche Kontakt zu der Ärzteschaft? Grundsätzlich sind das Bürgerspital Solothurn und das Kantonsspital Olten meine Bezugsspitäler. Deshalb kenne ich die wenigsten SRO-Ärzte persönlich, weil wir wenig Kontakt haben. Aber wenn wir zusammenarbeiten, funktioniert das einwandfrei. Text und Interviews: Brigitte Meier 34 ÄRZTLICHER TIPP Wenn jemand eine Reise tut ... Fliegen ist der Anfang sehr vieler Reisen. man mehr als 4 – 5 Std. sitzt (Flug, Bus) Der Luftdruck in der Flugzeugkabine ent- bergen die Gefahr einer Beinvenenthrom- spricht etwa demjenigen auf 2 400 Meter bose. Vorbeugend wirken genügend Trin- über Meer – knapp der Höhe des Säntis. ken, Herumgehen und Muskelübungen Dort ist der Luftdruck ca. 25 % geringer (Waden) während der Reise, Kompressi- als bei uns, und so ist auch der Sauer- onsstrümpfe und evtl. Heparinspritzen stoffgehalt in der Luft reduziert. Als Folge bei Risikosituationen (Thrombosen und kann das Blut in den Lungen weniger Sau- Tumore in der Vorgeschichte, kürzlich erstoff aufnehmen und an die Organe grösseren Operationen oder Unfällen, weitergeben. Das Alter als solches ist kein Blutgerinnungsstörungen u.a.). Hinderungsgrund zum Fliegen. Begleiterkrankungen hingegen reduzieren die Flug- Dr. Jürg Naef, Facharzt für Allgemeine tauglichkeit. Vor allem schwere Herz- und Innere Medizin FMH Lungenerkrankungen (z. B. Herzschwäche, Herzogenbuchsee chronische/schwere Asthmabronchitis usw.) sind als kritisch zu betrachten. Als Faustregel gilt: wer ein Stockwerk ohne Probleme hinaufsteigen und 100 Meter REISEAPOTHEKE mühelos gehen kann, ist bezüglich Herz … so kann er was erzählen – sagt das und Lunge wahrscheinlich flugtauglich, Schmerz- und Fiebermittel (z.B. Paracetamol), Durchfall­ Sprichwort. wer bereits «am Boden» chronisch Sau- mittel (z.B. Bioflorin ®, Perenterol ®), Halsweh-Lutschtab- Noch nie war Reisen attraktiver als heute: erstoff benötigt nicht. Fluguntauglichkeit letten (z.B. Mebucain ®), evtl. Abführmittel, evtl. Schlafmit- die Fluggesellschaften unterbieten sich besteht u.a. auch bei akuter Nasenneben- tel (Hotelbett?), Sonnencreme, Insektenschutz, Cremen mit Schleuderpreisen und der Schweizer höhlen- und Mittelohrentzündung, nach gegen Prellungen und Sonnenbrand (z.B. Voltaren Gel ®), Franken befindet sich auf einem Höhen- frischen Bauchoperationen, kurz nach Verband- und Desinfektionsmaterial. Destinationsspezi- flug. Oft sind Ferien im fernen Ausland einem Herzinfarkt und in der Schwanger- fische Medikamente (z.B. Malariamittel) Eigene Dauer- günstiger als bei uns in der Schweiz. schaft nach der 36. Schwangerschafts- und Reservemedikamente genügend im Koffer und im So lockt viele von uns das Fernweh in alle woche. Bei weiteren Leiden und im Zwei- Handgepäck aufgeteilt mitführen. Teile unserer Erde, die dank den moder- felsfall weiss der Hausarzt Rat. Er kann Evtl. medizinische Dokumentation bei chronischen nen Transportmitteln immer kleiner wird. wenn nötig zuhanden des flugärztlichen Erkrankungen. Heute ist es problemlos möglich, innert Dienstes ein spezielles Formular (MEDIF- Stunden über tausende von Kilometern Formular) ausfüllen. in praktisch alle Länder zu fliegen. Hoch- «Auch eine Reise von tausend Meilen glanzreisekataloge lassen uns mit ihren fängt mit dem ersten Schritt an» soll La- Traumbildern das Wasser im Munde zu- otse bereits vor gut 2 500 Jahren gesagt sammenlaufen. Nebst den vielen jungen haben – es ist jedoch sinnvoll, den Reise- Generell: alle 10 Jahre: Starrkrampf und Diphterie Globetrottern (z.B. Auszeit bei Stellen- beginn etwas vorzuverschieben: Umsich- (meist kombiniert), evtl. Kinderlähmung, evtl. Zecken­ wechsel) gönnen sich auch immer mehr tige Reisevorbereitung bedeutet nicht nur enzephalitis (FSME) Senioren Ferien in entfernten Gebieten. Vorfreude und höheren Genuss am Reise- Empfohlen: Hepatitis A (evtl. B), Pneumokokken bei Mit diesen faszinierenden Möglichkeiten ziel, sondern auch mehr Sicherheit. Vor chronischen Erkrankungen muten wir jedoch unserem Körper nicht allem das sich Vertraut machen mit dem Je nach Destination: Gelbfieber, Typhus, Malariapro- gerade wenig zu: wir setzen ihn innert zu erwartenden Klima und der Biologie er- phylaxe und weitere nach lokalen Gegebenheiten kürzester Zeit einem teilweise drastischen lauben ein sichereres Reisen (übertragbare Wechselbad von physikalischen und kli- Krankheiten, Hygiene, Kleidung, Sonnen- matischen Bedingungen aus: Luftdruck schutz, Impfungen und Reiseapotheke). (Fliegen), Luftfeuchtigkeit, Ausserhalb von Europa und Nordamerika biologische Umgebung und Wechsel des sollen Nahrungsmittel nur gekocht oder Tagesrhythmus (Jetlag). geschält (Früchte) genossen werden, Flüs- Während der junge gesunde Körper prak- sigkeiten nur als gekaufte und verschlos- www.safetravel.org www.istm.org tisch alle Strapazen problemlos erträgt, sene Getränke oder ebenfalls abgekocht www.bag.admin.ch www.who.int/ith gelangt der ältere Organismus an Grenzen, getrunken werden (auch Zähneputzen): www.osir.ch insbesondere wenn das Altern durch vor- «boil it, peel it, cook it or forget it»; sehr ge- zeitige Organschädigungen erschwert ist. fährlich sind Eiswürfel. Reisen, bei denen Temperatur, IMPFUNGEN (Beratung beim Hausarzt) WEITERE INFORMATIONEN