2.5 Der erste Hauptsatz der Thermodynamik Wärmekapazität: Wird einer Substanz, wie zum Beispiel Wasser Energie in Form von Wärme zugeführt, dann steigt im Allgemeinen die Temperatur (Anders ist dies bei Phasenübergängen wie Schmelzen oder Verdampfen, die im nächsten Kapitel behandelt werden). Die für einen Temperaturanstieg nötige Wärmemenge ist proportional zu und proportional zur Masse m der vorhandenen Substanzmenge: Die Proportionalitätskonstante ist die sogenannte Wärmekapazität der Substanz. Merksatz: Unter der Wärmekapazität eines Stoffes versteht man diejenige Wärmemenge, die erforderlich ist, um 1kg des Stoffes um 1K bzw. 1°C zu erwärmen. (Als Einheit wurde früher die Kalorie als die Wärmemenge definiert, durch die 1g Wasser um 1°C erwärmt wird. Werden Verbrennungsenergien von Nahrungsmitteln in „Kalorien“ angegeben, so sind Kilokalorien gemeint: 1kcal=103cal. Heute wird die SI-Einheit Joule verwendet: 1cal=4,184J) Substanz Wasser Ethanol -1 -1 c in J∙K ∙kg 4190 2600 Holz Styropor Ziegel Eisen Gold 1700 1200 920 450 130 Phasenübergänge und latente Wärme: Wird einer Substanz bei konstantem Druck Wärme zugeführt, so steigt normalerweise ihre Temperatur. Manchmal kommt es aber trotz Wärmezuführ zu keiner Temperaturerhöhung, nämlich dann wenn ein Phasenübergang stattfindet. Solche Phasenübergänge sind zum Beispiel Schmelzen (festflüssig), Verdampfen, (flüssiggasförmig), und Sublimieren (festgasförmig). Um zum Beispiel einen festen Körper, wie einen Eiswürfel, in den flüssigen Zustand zu überführen, muss Energie aufgewandt werden. Diese ist notwendig, um die Bindungen der Eiskristalle und der Moleküle untereinander aufzubrechen. Die zugeführte Wärme steht somit nicht mehr zur Erhöhung der Temperatur zur Verfügung. Aus diesem Grund behält das Eis und auch das bereits geschmolzene Eiswasser während des Schmelzvorgangs die Temperatur bei, bis es vollständig geschmolzen ist. Erst dann führt eine „Erwärmung“, also die Zufuhr von Wärme wieder zur einer Temperaturänderung. © M. Brennscheidt Dieser Effekt wird zum Beispiel beim Kühlen von Cocktails eingesetzt. Diese behalten solange eine Temperatur von 0°C bis das Eis komplett geschmolzen ist. Vorausgesetzt dabei ist, dass der Cocktail mit dem Strohhalm gut umgerührt wird um für eine homogene Temperaturverteilung zu sorgen. Die für den Phasenübergang erforderliche Wärmemenge nennt man latente Wärme (latent = verborgen). Zum Schmelzen einer Substanz mit der Masse wird ohne Temperaturänderung die Wärmemenge benötigt. ist hier die (latente) Schmelzwärme der betreffenden Substanz. Für Wasser beträgt sie beim Druck von einer Atmosphäre 333,5kJ/kg. Der Übergang von der Flüssigkeit zur Gasphase erfordert die Wärmemenge: Hier ist die (latente) Verdampfungswärme. Ihr Wert für Wasser beim Druck von einer Atmosphäre ist . Wie man sieht, besitzt die Verdampfungswärme einen ca. siebenfach höheren Wert als die Schmelzwärme von Wasser. Es ist also 7 Mal mehr Energie (Wärme) erforderlich um Wasser zu verdampfen als zu schmelzen. Dies kann dadurch begründet werden, dass beim Verdampfen die einzelnen Bindungen zwischen den Molekülen vollständig „aufgebrochen“ werden müssen, wofür sehr viel Energie benötigt wird. Im folgenden Diagramm ist schließlich die Wärmemenge gegen die Temperatur aufgetragen. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass der Graph nicht maßstabsgetreu gezeichnet ist. Insbesondere die Steigung und die Einteilung der x-Achse entsprechen nicht realistischen Werten und wurden nur aus Anschauungsgründen derartig gewählt. © M. Brennscheidt Wiederholung: Energieerhaltungssatz der Mechanik Aus der Mechanik ist der Energieerhaltungssatz bekannt. Dieser besagt, dass in einem abgeschlossenen System die Summe aller Energien immer gleich bleibt. Die Gesamtenergie ist konstant. . Wird in einem abgeschlossenen System Arbeit verrichtet (z.B. Beschleunigungsarbeit, Hubarbeit oder Spannarbeit), so geht dabei keine Energie verloren. Die Energie wird dabei lediglich von einer Energieform in eine andere umgewandelt. Der Energieerhaltungssatz der Mechanik stößt an seine Grenzen wenn zum Beispiel zwei Autos inelastisch miteinander stoßen. Dabei geht kinetische Energie in Verformungsenergie des Autos und letztendlich in Wärme über. Diese Energieform wird im rein mechanischen Energieerhaltungssatz nicht berücksichtigt. Es macht deshalb bei inelastischen Stößen den Eindruck als würde Energie verloren gehen. Diese nur scheinbare Verletzung des Energieerhaltungssatzes behebt der erste Hauptsatz der Thermodynamik. Erster Hauptsatz der Thermodynamik: Wird ein Gas in einem Glaszylinder komprimiert, so erhöht sich im Gas die Temperatur . Um das Gas jedoch zu komprimieren ist mechanische Energie ( erforderlich, mit der der Kolben in den Glaszylinder gedrückt wird. Eine zweite Möglichkeit der Temperaturerhöhung, sowohl des Gases aber auch anderer beliebiger Körper, stellt der direkte Kontakt mit einem Körper höherer Temperatur dar. So kann das Gas im Glaszylinder zum Beispiel durch den indirekten Kontakt mit der Flamme eines Bunsenbrenners erhitzt werden. Im Alltag kann man die Übertragung von Wärmeenergie durch direkten Kontakt am Beispiel einer Sitzheizung im Auto verstehen, bei der die Wärme durch direkten Kontakt vom Sitz an den Körper übertragen wird. Da die Temperatur eines Gases direkt proportional zur mittleren kinetischen Energie der Gasteilchen ist, kann also durch mechanische Energie (Komprimierung, Reibung,…) und durch Zuführung von Wärme die kinetische Energie, die sog. innere Energie der Gasteilchen erhöht werden. Merksatz: Bei einem idealen Gas ist die Summe der kinetischen Energien aller Teilchen einer Gasmenge die sogenannte innere Energie der Gasmenge. © M. Brennscheidt Die innere Energie eines Körpers kann also durch Übertragung mechanischer Energie Wärmeenergie erhöht werden. Hieraus ergibt sich der erste Hauptsatz der Thermodynamik: oder Erster Hauptsatz der Thermodynamik Die Änderung der inneren Energie eines Körpers ist gleich der Summe der ausgetauschten mechanischen Energie und der ausgetauschten Wärmeenergie : In einem thermisch und mechanisch nach außen abgeschlossenen System ist die Änderung der inneren Energie gleich Null: Die gesamte innere Energie eines Systems bleibt erhalten: Der erste Hauptsatz der Thermodynamik ist also nicht anderes als eine Erweiterung des Energieerhaltungssatzes: „In einem thermisch und mechanisch abgeschlossenen System ist die Gesamtenergie konstant.“ © M. Brennscheidt