Informationen der Gemeinde Ebersbach-Musbach DIE ERDE Phys. Grundlagen Die Erde besitzt einen Radius von ca. 6.500 km und wird in Erdkern (ca. 3.500 km), Erdmantel (ca. 2.900 km) und Erdkruste (kontinentale Kruste < 100 km, ozeanische Kruste < 10 km) unterteilt. Die chemischen Hauptkomponenten sind vermutlich - da bislang überwiegend nur seismologisch ermittelt - im Erdkern das Eisen und im Erdmantel Silikate. Geophysiker gehen zunehmend davon aus, daß der Erdkern großenteils flüssig ist (Schmelze unter hohem Druck und hoher Temperatur) und einer andauernden Strömung unterliegt. Diese Strömung könnte sowohl für das Erdmagnetfeld als auch die Phänomene an der Erdkruste (Plattentektonik, Vulkanismus etc.) verantwortlich sein. Als Ursache dieser Strömung scheint der Zerfall radioaktiver Isotope als Wärmequelle am wahrscheinlichsten zu sein. Radioaktiver Zerfall ist auch die Hauptursache für die Temperatur im Erdmantel. Die überwiegenden Isotope, die für die radiogene Erwärmung verantwortlich sind, sind das Kalium-Isotop K 40, die UranIsotope U 235, U 238 und das Thorium-Isotop Th 232. Möglicherweise leistet auch ein Rest der sogenannten "Ursprungswärme" einen Beitrag zur Erdtemperatur. Hierunter wird Wärmeenergie verstanden, die bei der Erdentstehung durch Kontraktion freier Materie entstanden ist und im Erdinneren eingeschlossen wurde. Im Erdmantel findet eine Konvektion der unter Hitze und Druck plastisch gewordenen Gesteine statt, die somit einen Wärmetransport bewirken, obgleich sie selbst schlechte Wärmeleiter sind. Energiehaushalt Die Temperaturen im Erdinneren betragen nach Schätzungen über 5.000 °C. Der nach außen 2 gerichtete Wärmestrom weist an der Erdoberfläche mit einem Energiegehalt von ca. 0,06 W/m eine Energiedichte auf, die derzeit technisch nicht nutzbar ist. Die Geothermie nutzt durch Tiefbohrungen die Erdwärme selbst. Der Temperaturanstieg beträgt in der Regel ca. 30 °C pro 1.000 m (bezogen auf die obere Erdkruste). An geothermischen Anomalien werden ca. 100 °C Temperaturanstieg pro 1.000 m Tiefe erreicht, was diese Standorte für geothermische Kraftwerke besonders geeignet macht. In Deutschland sind Standorte mit entsprechend großen geothermischen Anomalien nicht bekannt, in anderen Ländern (z.B. Mexiko, Kenia, El Salvador) steuert die Geothermie über 30 % der gesamten Stromerzeugung bei. Bei der Nutzung von Aquiferen (wasserführenden Schichten im Untergrund) unterscheidet man heiße Aquifere (über 100 °C), warme Aquifere (40-100 °C) sowie niedrig temperierte Aquifere (unter 40 °C). Einzig die heißen Aquifere sind zur Produktion elektrischer Energie geeignet. GEOTHERMISCHE ANLAGEN Geothermische Anlagen nutzen die Erdwärme zu Heizzwecken oder bei entsprechender Vorlauftemperatur zur Erzeugung elektrischer Energie. Es wird einerseits unterschieden zwischen oberflächennaher Geothermie (bis etwa 400 m Tiefe) und Tiefengeothermie (ab etwa 400 m Tiefe) sowie andererseits zwischen hydrothermaler Geothermie (in Verbindung mit Aquiferen) und dem HotDry-Rock-Verfahren (HDR). Bislang werden max. 10 km tiefe Bohrungen eingebracht. Prinzipiell wird in einem Primärkreislauf die Wärmeenergie an die Oberfläche gebracht und dort über Wärmetauscher an Wärmeverbraucher abgegeben. In geothermisch "normalen" Regionen bilden sehr tief liegende Grundwasserleiter (geothermale Aquifere) das Potential für die Nutzung der Erdwärme. Bei der Nutzung ist die Zusammensetzung des Wassers zu beachten, insbesondere ob durch die Abkühlung Ausfällungen in der Anlage zu erwarten sind. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit das abgekühlte Wasser über eine zweite Bohrung in den Grundwasserleiter zurückzuführen (durch Staudruck oder Energiezufuhr), eine Einleitung in Oberflächengewässer dürfte genehmigungsrechtlich einen Ausnahmefall darstellen. Bei der Wasserrückführung ist zu untersuchen, inwieweit sie sich auf die Porosität bzw. Permeabilität des wasserführenden Gesteins auswirkt, da es auch hier zu Ausfällungen kommen kann, die den Ertrag an Thermalwasser begrenzen. Die Erkundung und Gewinnung von Erdwärme ist im Bundesberggesetz geregelt, ausgenommen hiervon sind die Verwertung der Wärme sowie die grundstücksbezogene Gewinnung von Erdwärme (z.B. Erdsonden zur Beheizung des auf dem Grundstück befindlichen Gebäudes mittels Wärmepumpe). Soweit das Grundwasser im Rahmen der geothermischen Energiegewinnung eine Rolle spielt, greift das Wasserrecht. HDR-KRAFTWERKE Die Nutzung durch das HDR-Verfahren (Hot-Dry-Rock) besteht in zwei Tiefbohrungen, deren Endpunkte durch hydraulisches Aufbrechen des zwischenliegenden Gesteins miteinander verbunden und wasserdurchlässig gemacht werden. Durch die eine Bohrung wird anschließend Wasser eingepreßt, welches durch das aufgebrochene Gestein zum Endpunkt der anderen Bohrung gelangt, auf dem Weg dorthin ausreichend Wärme aus dem heißen Gestein aufnimmt, so daß es als Heißwasser in der zweiten Bohrung aufsteigt und einem herkömmlichen Dampfkraftwerk als Frischdampf bzw. über einen Wärmetauscher als Wärmequelle zur Verfügung steht. Idealerweise nutzt man hierbei bereits bestehende Kluftsysteme im kristallinen Gestein, die mit zusätzlich initiierten Rissen zu einem geschlossenen Zirkulationssystem mit hoher Wasserdurchlässigkeit verbunden werden. Die erforderliche Pumpleistung ist insbesondere aufgrund des Strömungswiderstandes im Gestein zwischen den Bohrendpunkten enorm (bis 50 % der Bruttoleistung) und reduziert die Nettoleistung des Kraftwerks nennenswert. Der Gesamtwirkungsgrad der geothermischen Stromerzeugung liegt bei ca. 10 %, da die Vorlauftemperatur vergleichsweise niedrig bleibt. Wesentlich höhere Wirkungsgrade sind erzielbar, wenn die Wärme zu Heizzwecken genutzt werden kann. In Ausnahmefällen enthält das Tiefengestein erhebliche Anteile Wasser, so daß auf die zweite Tiefbohrung und das energieintensive Wasserpumpen verzichtet werden kann. Es reicht hier aus, das Gestein anzubohren und den entweichenden heißen Wasserdampf zu "ernten". Zu beachten sind die evtl. Emissionen, die von diesem Wasserdampf durch Begleitgase entstehen können. Geothermische Kraftwerke finden sich vor allem in USA, Mexiko, Philippinen und Japan. In Deutschland wird bislang nur die thermische Nutzung realisiert. Ein wirtschaftlicher Betrieb eines HDR-Kraftwerkes kann erst ab einer Leistung von ca. 25 MW th erwartet werden. WÄRMESPEICHERUNG Der Untergrundspeicherung von Wärme kommt zunehmende Bedeutung zu. Einerseits kann sie die zeitliche Divergenz zwischen verfügbarer Wärme und Wärmebedarf schließen, andererseits kann sie während der Wärmespeicherphase die Funktion der Kühlung/Klimatisierung von Gebäuden unterstützen, wodurch in vielen Fällen ein wirtschaftlicher Betrieb von entsprechenden Anlagen erreicht wird. Die Kombination von Wärme- und Kältespeicherung bzw. Heizung und Klimatisierung wirkt gleichzeitig einer "lokalen Erschöpfung" der Wärmequelle entgegen. Eine Speicherung ist möglich als Aquiferspeicher, einem Tiefenspeicher mit natürlicher Grundwasserführung, nach dem Förderbrunnen-Schluckbrunnen-Prinzip, als Hohlraumspeicher, wobei es sich in der Regel um mit Wasser gefüllte Hohlräume ehemaliger Nutzungen (z.B. Bergwerkstollen) handelt, oder als Erdsonden/Bohrlochspeicher, die mit einer Vielzahl von Erdsonden oder Bohrlöchern in direktem Kontakt zur Wärmequelle oder über Wärmetauscherflächen erschlossen werden. Künstlich angelegte Erdspeicher an der Oberfläche sind eher dem Nutzungsbereich von Wärmepumpen zuzuordnen. AKTUELLE ENTWICKLUNGEN Zur Zeit werden Verfüllmaterialien entwickelt, die nach dem Einbringen von Erdsonden oder Rohren verwendet werden, deren Wärmeleitfähigkeit von ca. 0,7 W/m/K auf ca. 1,5 W/m/K verbessert ist. Eine weitere Entwicklung bezieht sich auf die Konditionierung von Thermalwasser hinsichtlich Zusammensetzung (insbesondere Sauerstoffgehalt), Ionengehalt oder kritischer Temperaturen zur Optimierung des Gesamtsystems von Nutzung und Speicherung. Über den Fortgang dieser und weiterer Entwicklungen - soweit verfügbar - halten wir Sie in unseren aktuellen Meldungen auf dem neuesten Stand.