Lungenentzündung (Pneumonie) Bei der Lungenentzündung handelt es sich um eine Entzündung des Lungengewebes, die auf eine Infektion mit Krankheitserregern zurückgeht. Sie kann akut oder chronisch verlaufen. Im Gegensatz zu den durch Krankheitserregern verursachten Lungenentzündungen, werden nichterregerbedingte Lungenentzündungen, die durch chemische oder physikalische Reize hervorgerufen werden, als Pneumonitis bezeichnet. In der Lunge findet der lebenswichtige Vorgang des Gasaustausches statt. Der Sauerstoff gelangt aus der Atemluft in das Blut, und umgekehrt gehen Abfallprodukte des Stoffwechsels, wie das Kohlendioxid, aus dem Blut in die Ausatemluft über und werden abgeatmet. Wenn durch eine Erkrankung der Lunge deren Funktion gestört ist, kann dies zu einer potenziell lebensbedrohlichen Situation führen. Einteilung der Pneumonie Nach der Lokalisation In Abhängigkeit davon, welche Teile des Lungengewebes betroffen sind, unterscheidet man zwischen interstitieller und alveolärer Pneumonie. Bei der interstitiellen Pneumonie ist das Gewebe betroffen, das die Lungenbläschen (Alveolen) umgibt. Die alveoläre Pneumonie betrifft die Lungenbläschen selbst. Nach der Ausdehnung Die lobäre Pneumonie, auch Lobärpneumonie genannt, betrifft einen gesamten Lungenlappen. Eine lobuläre Pneumonie spielt sich hingegen innerhalb eines Lungenläppchens ab. In diesem Falle gibt es einen oder mehrere Entzündungsherde, weshalb die lobuläre Pneumonie auch als Herdpneumonie bezeichnet wird. Nach dem klinischen Befund Lungenentzündungen können entsprechend den Symptomen und den verursachenden Krankheitserregern in typische und atypische Pneumonien unterteilt werden. Atypische Pneumonien sind selten. Nach dem Ort des Erwerbs Eine weitere Klassifizierung der Lungenentzündung richtet sich nach dem Ort, an dem sich der Erkrankte mit den Erregern angesteckt hat. Unterschieden wird zwischen - im Krankenhaus erworbenen Infektionen und außerhalb des Krankenhauses erworbenen Infektionen. Diese Einteilung ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil es sich bei Krankenhauserregern oftmals um Keime handelt, die widerstandsfähig (resistent) gegen verschiedene Medikamente, z.B. Antibiotika, sind. Häufigkeit Weltweit sterben jedes Jahr drei bis vier Millionen Menschen an Lungenentzündung. In Westeuropa sind Pneumonien die häufigste Todesursache unter allen Infektionskrankheiten. Besonders gefährdet sind Personen mit geschwächtem Immunsystem, alte Menschen und Kleinkinder. Schätzungen zufolge sind fünf Prozent aller Personen, die im Krankenhaus behandelt werden, an einer Lungenentzündung erkrankt. Ungefähr ein bis fünf Prozent aller Betroffenen haben wiederum ihre Erkrankung erst im Krankenhaus erworben. Ein Häufigkeitsgipfel wird vor allem für Virus- und Pneumokokkenpneumonie in den kalten Monaten beobachtet. Ursachen für Lungenentzündungen sind Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten. Erreger Virale und pilzbedingte Pneumonien treten vorwiegend bei Personen mit geschwächter Immunabwehr (z.B. nach Organtransplantation, Erkrankungen des Immunsystems wie AIDS) auf. Übertragungsweg Die Lunge verfügt über Abwehrmechanismen, die das Eindringen von Fremdstoffen oder Erregern verhindern können. Kleine Härchen, so genannte Zilien, sitzen auf der Oberfläche der Luftröhre und der großen Bronchien. Sie bewegen sich kontinuierlich und befördern auf diese Weise Schleim in Richtung Mundraum. Dadurch wird verhindert, dass Staubpartikel in die Lungenbläschen (Alveolen) gelangen und sich dort ablagern. Mit der Einatemluft gelangen daher nur kleinste Teilchen mit einer Größe von 0,3-5 μm in die Lungenbläschen. Wenn sie die Alveolen erreichen, werden sie im Normalfall vom Immunsystem zerstört. Funktionieren jedoch die mechanischen Abwehrmechanismen der Lungenwege nur noch eingeschränkt, beispielsweise bei bereits vorliegenden Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis, gelangen auch größere Fremdkörper in die Lungenbläschen, lagern sich dort ab und lösen Entzündungsreaktionen aus. Diese können sich je nach Abwehrlage des Betroffenen weiter ausbreiten. Die Erreger einer infektiösen Pneumonie gelangen in den meisten Fällen Lungenentzündung Die Lunge füllt sich mit Flüssigkeit und Zellabfall, was zu einer Behinderung des Gasabtausches führt. Atem- oder Herzinsuffizienz können die Folge sein. Flüssigkeit, Bakterien und Zellabfall Lungenbläschen (Alveolen) über die Atemluft in die Lunge, seltener über den Blutstrom aus einem anderen Infektionsherd. Die über die Luft in die Lunge gelangten Erreger stammen entweder aus dem eigenen Nasen-Rachenraum oder werden von anderen Kranken durch Husten oder Niesen übertragen. Risikofaktoren Einfluss darauf, welche Erreger eine Person befallen, hat vor allem der Immunstatus des Betroffenen. Er bestimmt, wie gut der Körper mit verschiedenen Erregern fertig wird. Eine Therapie mit Immunsuppressiva oder Zytostatika, beispielsweise nach einer Organtransplantation oder bei einer Krebserkrankung, schwächt das Immunsystem. Erkrankungen wie Blutkrebs (Leukämie), Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom), AIDS, Alkoholismus oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) haben ebenfalls eine schwächende Wirkung auf das Immunsystem. Die Betroffenen können dadurch an Pneumonien erkranken, die durch für die Krankheit ungewöhnliche Erreger verursacht werden. Beispiele sind Pilze wie Pneumozystis carinii oder Viren wie Zytomegalie-, Herpes- oder Varizella-Zosterviren. Außerdem kommen bei immungeschwächten Personen Infektionen mit atypischen Mykobakterien vor. Auch andere Grunderkrankungen können die Entstehung einer Lungenentzündung begünstigen. So kommt es bei bettlägerigen Personen oftmals zu einem Sekretstau in den unteren Lungenabschnitten. Diese werden schlecht belüftet und schlecht durchblutet, sodass sich leicht Keime ansiedeln können. Auch bei Lungentumoren (Bronchialkarzinom) kann es durch Einengung der Bronchialwege zur schlechten Belüftung von Lungenabschnitten kommen. Gelangt ein Fremdkörper in die Atemwege, besteht ebenfalls ein Risiko für die Entstehung einer Lungenentzündung. Der Fremdkörper verschließt einen der zuführenden Bronchialäste. Die Lungenbläschen werden nicht mehr belüftet und bieten Bakterien ideale Bedingungen, um sich dort anzusiedeln. Ein weiterer Risikofaktor für eine Lungenentzündung ist eine Pumpschwäche des linken Herzens (Linksherzinsuffizienz). Es kommt bei dieser Erkrankung zu einem Rückstau des Bluts in die Lunge. Der Blutdruck in den kleinen Gefäßen der Lunge steigt an und schädigt sie. In der Folge entsteht eine so genannte Stauungspneumonie bzw. eine Infarktpneumonie nach einem Herzinfarkt. Eine andere Ursache für eine Durchblutungsstörung der Lunge mit erhöhtem Risiko für Infektionen ist eine Embolie. Ein Blutpfropf, der sich an einer Stelle des Blutsystems (z.B. tiefe Beinvenen) gebildet hat, löst sich von dort und wird mit dem Blutstrom in die Lunge eingespült. Im Rahmen viraler Infektionen der Atemwege, z.B. mit Grippeviren, kann es leicht zu Zweitinfektionen (Sekundärinfektion) mit Bakterien kommen, da die Lungenwege bereits vorgeschädigt sind. Symptome Bakterielle und Virale Lungenentzündung unterscheiden sich hinsichtlich der auftretenden Beschwerden. Bakterielle Pneumonie Die typische bakterielle Lungenentzündung tritt meist während des Winters auf. Häufig beginnt sie mit einem halb- oder ganzstündigen Schüttelfrost, dem dann Fieber und Husten folgen. Die Betroffenen fühlen sich häufig sehr krank. Sie husten einen anfangs rostbraunen, später meist gelb-grünlicher Auswurf ab. In vielen Fällen geht diesem Geschehen ein Infekt des oberen Hals- oder Rachenbereichs voraus. Bei einer Pneumokokkenpneumonie kommt es häufig zu einem steilen Fieberanstieg nicht selten bis zu 40° C. Die Atmung ist bei der bakteriellen Pneumonie oft eingeschränkt. Die Betroffenen atmen oberflächlich und schnell. Sie haben oft Schmerzen beim Einatmen, die durch eine begleitende Entzündung des Lungenfells entstehen. Atemnot führt oftmals zu atemsynchronem Nasenflügeln (Beben der Nasenflügel mit der Atmung). Vor allem bei sehr kleinen Kindern ist dies ein wichtiger diagnostischer Hinweis. Gelegentlich entsteht Sauerstoffmangel in den Lippen, der Zunge oder den Gliedmaßen (Finger, Zehen, Nase), die dann bläulich-violett erscheinen. Virale Pneumonie Virale Lungenentzündungen beginnen meist schleichender als bakterielle Pneumonien. Die Ausbildung des vollen Krankheitsbilds dauert meist mehrere Tage. Kopfund Gliederschmerzen stehen im Vordergrund. Schüttelfrost kommt selten vor. Der Husten ist lang anhaltend, quälend, und es wird meist kein Aus- Bakterielle Lungenentzündung In der Zellkultur des Auswurfs lassen sich Bakterien züchten, die vor der Behandlung auf eine eventuelle Antibiotikaresistenz getestet werden müssen. wurf produziert. Das Sputum ist eher klar und geruchlos. Die Körpertemperatur steigt oftmals nur langsam und selten über 38,5° C. Die Betroffenen leiden wesentlich seltener an akuter Atemnot. Außerdem kommt es nur selten zu Schmerzen bei der Einatmung. Diagnose Aussagen zu den Beschwerden sind ein erster Wegweiser zur Diagnose einer Lungenentzündung. Die kör- Virale Lungenentzündung der Grippevirus ist einer der vielen Viren, die eine Lungenentzündung auslösen können. perliche Untersuchung gibt Auskunft über den Zustand der Lunge. Das Abhören von Lunge und Herz steht dabei im Vordergrund. Hier lässt sich durch bestimmte Geräusche bereits der Verdacht auf eine Pneumonie erhärten. Bakteriologische Untersuchungen von Speichel und Blut schließen sich an, um eventuelle bakterielle Erreger zu identifizieren. Darüber hinaus wird ein Blutbild erstellt. Andere Erreger wie Viren oder Pilze können über eine entsprechende Erregerkultur nachgewiesen werden. Anhand eines Röntgenbilds können der Ort und die Ausdehnung einer bestehenden Pneumonie festgestellt werden. Therapie Allgemeine Maßnahmen Zur Schonung wird bei einer Lungenentzündung Bettruhe angeraten. Außerdem sollte viel Flüssigkeit in (Wasser oder Kräutertees) aufgenommen werden. Um die Atmung zu verbessern, sollten regelmäßige Atemübungen durchgeführt werden. Atemnot wird mit Sauerstoffgabe behandelt. Bei einem akuten Lungenversagen kann eine Beatmung notwendig werden. Medikamentöse Therapie kommt bei Pneumonien in Frage, die durch Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht sind. Verabreicht werden Antibiotika, Antipilzmittel oder Medikamente gegen Parasiten, die möglichst spezifisch gegen den jeweiligen Erreger wirken. Die virale Pneumonie kann in ihrem Verlauf medikamentös nicht beeinflusst werden. Oftmals ist es notwendig, eine Therapie zu beginnen, bevor der Erreger bekannt ist. Es werden zunächst Antibiotika verabreicht, die gegen viele der in Frage kommenden Keime wirken. Nachdem der Erreger bekannt ist, wird die Therapie dann umgestellt. Die typische Pneumokokkenpneumonie wird zunächst mit Penicillin behandelt. Die atypische Pneumonie (durch Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen verursacht) wird meist mit Makrolid-Antibiotika behandelt. Verlauf Bei einer Lungenentzündung (Pneumonie) kann es zu einer Vielzahl zu Komplikationen kommen. Diese können sich innerhalb der Lunge äußern (z.B. in Form einer Sepsis) oder außerhalb (z.B. als Meningitis). Komplikationen in der Lunge Eine der schwerwiegendsten Komplikationen einer Lungenentzündung ist die respiratorische Insuffizienz. Hierbei ist die Atmung derart herabgesetzt, dass der Erkrankte nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen sowie Kohlendioxid abatmen kann. Ein schwerer Sauerstoffmangel ist die Folge. Eine weitere schwere Komplikation ist die Blutvergiftung (Sepsis). Die Bakterien verteilen sich über das Blut im ganzen Körper und verursachen ein Versagen verschiedener Organe (Herz, Nieren). Bei der Sepsis handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand. Infolge zu langer Bettruhe bei Pneumonie können sich Thrombosen bilden, die als Embolien mit dem Blutstrom verschleppt werden und im Gehirn oder auch in der Lunge selbst Blutgefäße verschließen. Bei schweren Entzündungen kann sich außerdem Flüssigkeit im Pleuraspalt ansammeln und zu einem Pleuraerguss führen. Ausgedehnte Ergüsse müssen entleert werden, wenn sie die Atmung behindern. Sammelt sich Eiter im Pleuraspalt an, kommt es zum so genannten Pleuraempyem. Verwachsungen zwischen den Pleurablättern können die Folge sein. In der Lunge kann sich außerdem eine Eiterhöhle bilden, die als Lungenabszess bezeichnet wird. Auch der chronische, also langwierige Verlauf, einer Pneumonie ist eine Komplikation. Hierbei kann es zur Aussackung der Bronchien, so genannte Bronchiektasen, kommen, die später weitere Komplikationen wie wiederkehrende Entzündungen oder Lungenblutungen hervorrufen. Durch häufige Entzündungen vernarbt das Lungengewebe. Es ist dann weniger dehnbar und in seiner Funktion eingeschränkt. Komplikationen außerhalb der Lunge Infolge einer infektiösen Pneumonie kann es zu Hirnhautentzündungen (Meningitis) und Eiteransammlungen im Gehirn, so genannten Hirnabszessen kommen. Außerdem sind entzündliche Veränderungen an Herz, Gelenken und Knochen zu befürchten. Am Herz nennt man dies bei Befall der inneren Herzauskleidung eine Endokarditis, bei Befall des Herzbeutels eine Perikarditis. Der Herzmuskel wird meist nicht befallen. An den Gelenken heißt die Entzündung Arthritis und am Knochen Osteomyelitis. Prognose Die Prognose der infektiösen Lungenentzündung hängt vom Erreger, dem Immunstatus des Erkrankten und der Effektivität der Therapie ab. Ein höheres Lebensalter sowie bestehende Herz- oder Lungenerkrankungen wirken sich ungünstig auf die Prognose aus. Die Sterblichkeit an der Pneumokokkenpneumonie ist trotz moderner Antibiotika nach wie vor hoch. Sie beträgt im Durchschnitt sechs bis acht Prozent, bei schweren Begleiterkrankungen bis zu 20 Prozent. Personen, die im Krankenhaus erkranken, haben oftmals eine schlechtere Prognose, da die Keime widerstandsfähig gegen die derzeit verfügbaren Medikamente sind. Etwa 50 Prozent der Betroffenen, die während einer intensivmedizinischen Behandlung an Pneumonie erkranken, versterben. Vorbeugen Zum Schutz vor einer Infektion sollte körperlicher Kontakt zu an Lungenentzündung erkrankten Personen vermieden werden. Gegen einige der Erreger existieren Schutzimpfungen. Die Impfung gegen Pneumokokken wird allen Personen ab dem 60. Lebensjahr, Kindern ab dem zweiten Lebensjahr, Jugendlichen und Erwachsenen empfohlen, für die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht. Risikofaktoren sind angeborene oder erworbene Immundefekte mit Restfunktion des Immunsystems (z.B. AIDS) sowie chronische Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, chronische Herz- und Lungenkrankheiten, Alkoholismus, Nierenerkrankungen, Milzentfernung, Sichelzellenanämie). In diesen Fällen kann auch die lebenslange Einnahme von Penicillin einen Schutz vor Lungenentzündungen bieten. Während der Wintermonate ist die Grippe-Schutzimpfung zu empfehlen. www.medicine-worldwide.de