Psychische Krankheit illustriert Booklet zur Diplomarbeit Sophia Nicoladoni Matrikelnummer: 0974028 Design: Grafik und Werbung Univ. Prof. Matthias Spaetgens Universität für angewandte Kunst Wien Sommersemester 2016 Betreuung: Univ. Prof. Matthias Spaetgens, Philipp Comarella, Paulus Dreibholz und Roland Pecher Inhalt 1 Einleitung 3 2 Psychische Krankheit in der heutigen Gesellschaft 4 2.1 Verbreitung Psychischer Krankheiten 4 2.1.1 Epidemiologie 4 2.1.2 Prävalenz 4 2.1.3 Inzidenz 4 2.2 Stigma: Psychische Krankheit 5 2.3 Das Stigma bekämpfen 6 3 Idee: Psychische Krankheit illustriert 7 3.1 Produkt 7 3.2 Nutzen des Produkts 7 3.3 Titel: Danke, gut. 8 3.4 Inhalt 8 3.5 Auswahl der psychischen Störungen und ihre illustrative Umsetzung 9 3.5.1 Demenz 10 3.5.2 Magersucht 10 3.5.3 Bulimie 10 3.5.4 Binge-Eating-Störung 10 3.5.5 Manie 11 3.5.6 Depression 11 3.5.7 Bipolare Störung 11 3.5.8 Schizophrenie 11 3.5.9 Spezifische Phobien 11 3.5.10 Soziale Phobie 11 1 3.5.11 Agoraphobie 12 3.5.12 Generalisierte Angststörung 12 3.5.13 Panikstörung 12 3.5.14 Zwangsstörung 13 3.5.15 Borderline Persönlichkeitsstörung 13 3.5.16 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung 13 3.5.17 Schlaflosigkeit 13 3.5.18 Somatoforme Schmerzstörung 13 3.5.19 Substanzsucht 14 3.5.20 Posttraumatische Belastungsstörung 14 3.5.21 ADS und ADHS 14 3.6 Zielgruppen und Ausblick 15 4 Quellenangabe 16 2 1Einleitung Psychische Krankheit ist heutzutage bei den meisten Menschen ein Tabuthema. Ich hatte in meinem Leben immer wieder mit Betroffenen zu tun, die teils offen, aber großteils zögerlich und unsicher mit ihrer Krankheit umgegangen sind. Immer wieder habe ich mitbekommen, wie das Stigma, das an psychischen Krankheiten haftet, die ohnehin schon unglückliche Situation erkrankter Personen verschlechtert. Hilfe und Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld oder/und professionelle Behandlung wird von vielen ungern in Anspruch genommen, da sie nicht als „verrückt“ abgestempelt werden wollen. Aus dem Wunsch heraus, das Problem zu verstehen und später vielleicht die Situation verbessern zu können, habe ich mich schon früh mit dem Thema Psychologie auseinandergesetzt. Neben meinem Studium an der Universität für angewandte Kunst studiere ich außerdem seit 2014 Psychologie. In meiner Diplomarbeit möchte ich beide Studien verbinden und mein psychologisches Wissen einbringen. Mein Anliegen ist es, die Situation von psychisch Erkrankten mithilfe meiner erlernten Fähigkeiten zu verbessern. Aufklärung ist in diesem Fall der erste Schritt in die richtige Richtung. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, ein Aufklärungsbuch über psychische Krankheiten zu kreieren. Dieses Buch soll psychische Erkrankungen sowohl textlich, aber hauptsächlich bildlich (mithilfe von Illustrationen) thematisieren und erklären. So nehme ich bei diesem Projekt sowohl die Rolle der Autorin als auch die der Illustratorin ein. 3 2 Psychische Krankheit in der heutigen Gesellschaft 2.1 Verbreitung Psychischer Krankheiten Eine genaue Aussage über die weltweite Häufigkeit von psychischen Krankheiten zu treffen ist schwierig. Für westliche Länder gibt es aber immerhin zahlreiche Studien, die die Frage zu beantworten versuchen, wie viele Menschen an einer oder mehreren psychischen Erkrankungen leiden. Bevor hier genauer auf dieses Thema eingegangen wird, müssen einige Begriffe und deren Definitionen geklärt werden. 2.1.1 Epidemiologie Der Begriff Epidemiologie beschreibt die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Häufigkeit und der Verteilung verschiedener Erkrankungen in der Bevölkerung beschäftigt. Auch Risikofaktoren (Ursachen und Folgen) dieser Krankheiten sind Themen der Epidemiologie. 2.1.2 Prävalenz Die Prävalenz gibt Auskunft über die Anzahl der zu einem bestimmten Zeitpunkt oder über einen bestimmten Zeitraum erkrankten Menschen. Oft werden zu diesem Zweck der Zeitraum eines Jahres oder einer durchschnittlichen Lebensspanne angegeben. 2.1.3 Inzidenz Die Inzidenzrate gibt Auskunft über die Anzahl der Neuerkrankungen über einen bestimmten Zeitraum. Laut dem Deutschen Gesundheitssurvey (DEGS) erkranken aufs Jahr gerechnet rund ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands an mindestens einer psychischen Störung. Die Lebenszeitprävalenz (Prävalenz im Laufe einer durchschnittlichen Lebenspanne) liegt mit 43% höher. Auch bei anderen Ländern ergeben sich ähnliche Werte: In Brasilien liegt die Lebenszeitprävalenz bei 36%, in Kanada bei 37% und in der Schweiz bei 48%. Für einige der Betroffenen endet die Erkrankung im Tod: Bei rund 90% der Suizide war im Vorfeld eine diagnostizierbare psychische Störung festzustellen. 4 Wie dies zeigt, sind psychische Störungen ernstzunehmende Erkrankungen und betreffen einen großen Teil der Menschen. Umso beunruhigender ist die schlechte Versorgungssituation. Deutlich weniger als die Hälfte der Betroffenen haben aufgrund einer psychischen Erkrankung jemals Kontakt zum Medizinsystem. Generell wird geschätzt, dass in Industriestaaten nur ungefähr ein Drittel der Betroffenen eine Behandlung erhalten. Weiters ist der Anteil derjenigen, die tatsächlich eine adäquate Behandlung in Anspruch nehmen, erschreckend gering: In Deutschland beispielsweise beträgt dieser konservativ geschätzt rund 10%. Das Fehlen einer Behandlung führt in vielen Fällen zur Verschärfung und Chronifizierung der Krankheit. Das bedeutet einen starken Leidensdruck für Erkrankte und deren Angehörige. Nicht selten kann eine psychische Erkrankung auch zum Tod führen, entweder durch die körperliche Belastung (im Falle von beispielsweise Alkoholabhängigkeit oder Magersucht) oder durch Suizid. 2.2 Stigma: Psychische Krankheit Einer der Gründe, warum psychisch Kranke keine Hilfe oder Behandlung in Anspruch nehmen, ist das mit der Krankheit assoziierte Schamgefühl. Dieses resultiert aus dem Stigma, das nach wie vor an psychischen Erkrankungen haftet. Betroffene werden von anderen herabgesetzt oder ausgegrenzt. Außerdem und manchmal genau dadurch kommt es bei den Betroffenen zur Selbststigmatisierung. Die Folgen des Stigmas sind weitläufig und vielfältig: • Die Lebensqualität der Betroffenen wird geringer und das Selbstwertgefühl negativ beeinflusst. • Einerseits kann es zu Ausgrenzung, andererseits auch zum Rückzug von sozialen Kontakten kommen. • Betroffene haben geringere Chancen, z.B. am Arbeits- oder Wohnungsmarkt. • Offene Diskriminierung sowie sprachliche Diskriminierung erschweren den Alltag. • Die Stigmatisierung hat auch negative Auswirkungen auf eine Behandlung, indem sie z.B. eine geringere Bereitschaft zur Anerkennung der Diagnose und Behandlung auslöst. • Außerdem erschwert die Stigmatisierung das rechtzeitige Aufsuchen 5 professioneller Hilfe, was zur Chronifizierung und Verschärfung der Krankheit führen kann. Wie oben bereits erwähnt, ist auch die Nicht-Inanspruchnahme professioneller Hilfe eine Folge. • Damit gibt es in weiterer Folge auch erhöhte Kosten für die Krankenkassen. Ein Grund dafür besteht u.a. in der Tatsache, dass psychisch erkrankte Personen häufig zusätzlich physische Symptome zeigen und durch einen geschwächten Körper auch häufiger krank werden. 2.3 Das Stigma bekämpfen Die Frage, wie man dem an psychischen Krankheiten anhaftenden Stigma entgegenwirken kann, wurde erforscht und zumindest teilweise beantwortet. Es wurde festgestellt, dass die Akzeptanz bezüglich psychischen Erkrankungen mit größerer Familiarität mit der Krankheit wächst. Das bedeutet, dass Aufklärung über psychische Störungen sowie deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten eine wichtige Maßnahme gegen Stigmatisierung und deren Folgen darstellt. 6 3 Idee: Psychische Krankheit illustriert 3.1 Produkt Mit dem soeben beschriebenen Hintergrund habe ich mich dazu entschlossen, ein Aufklärungsbuch über psychische Krankheiten zu gestalten. Das Thema soll darin mithilfe von Text und Illustration vermittelt werden. Dabei werden die Informationen möglichst klar und gut verständlich vermittelt. Historisch gesehen ist dieses Format auch inspiriert von der Enzyklopädie (Originaltitel: encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers) von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d‘Alembert. Durch das in der Mitte des 18. Jahrhunderts herausgegebene Werk wurde der damals aktuelle Stand des Wissens bezüglich der Künste, Handwerke und Wissenschaften einem breiteren Publikum näher gebracht. Die Enzyklopädie arbeitet sowohl mit Text als auch mit Illustration. Hinter dem Werk steht die Grundidee, das gesamte Wissen einer Zeit zu sammeln und der Welt zugänglich zu machen. Die Enzyklopädie ist charakteristisch für das Zeitalter der Aufklärung (18. Jahrhundert). Die Aufklärung wird als geistige und soziale Reformbewegung verstanden, für welche die Berufung auf die Vernunft, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften und der Kampf gegen Vorurteile kennzeichnend sind. Hier liegt eine wichtige Parallele zu meiner Arbeit: Ich möchte meine Arbeit dem Ziel widmen, Vorurteile mithilfe von Information zu bekämpfen. Diese Informationen werden, wie bei der Enzyklopädie, bildlich und textlich vermittelt. 3.2 Nutzen des Produkts Das Buch erklärt psychische Erkrankungen in Bildern und Worten. Die bildliche Komponente besteht aus Illustrationen, die die emotionale Ebene der Betrachter anspricht. In ihr liegt ein neuer, künstlerischer Zugang zur Thematik. Es handelt sich um einen Versuch, das Thema von einer anderen Seite verständlich zu machen, so Interesse zu wecken und Umsicht zu schaffen. Die zugehörigen Texte sind kompakt gefasst und informieren über Definition, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Häufigkeit der jeweiligen Krankheiten. 7 3.3 Titel: Danke, gut. Der Titel thematisiert das Stigma, das an psychischen Krankheiten haftet. Ich habe die übliche Erwiderung auf die häufige Frage nach dem persönlichen Befinden gewählt. „Danke, gut.“ ist die Antwort, die man sich im Allgemeinen auf die Frage „Wie geht’s?“ erwartet. Die Phrase zeigt das Nicht-Sprechen-Können oder -Wollen über das eigene Wohlbefinden, besonders das psychische. Der Untertitel ist deskriptiv und lautet „21 Krankheitsbilder der Psyche“. 3.4 Inhalt Die im Buch behandelte Auswahl der Krankheiten orientiert sich vorrangig an der aktuell gültigen Ausgabe der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD-10 (Version 2013). Der ICD-10 ist das international anerkannte Diagnoseklassifikationssystem, welches von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird. Das fünfte von insgesamt 22 Kapiteln widmet sich psychischen und Verhaltensstörungen und umfasst folgende Kapitel: • Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen • Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen • Affektive Störungen • Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen • Intelligenzstörung • Entwicklungsstörungen • Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend • Nicht näher bezeichnete psychische Störungen 8 Jedes der angeführten Kapitel ist wiederum in Unterkapitel eingeteilt, und diese teilweise ebenso. Das resultiert in mehr als hundert verschiedenen Kategorien. Dementsprechend musste ich für mein Projekt eine Auswahl treffen, da die Behandlung aller Arten von psychischen Störungen, die im ICD-10 aufgelistet sind, den Rahmen meiner Diplomarbeit gesprengt hätten. Um eine geeignete Auswahl zu treffen, habe ich mich auch mit dem zweiten anerkannten Klassifikationssystem für psychische Krankheiten beschäftigt. Gemeint ist hier der DSM-5, die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen). Dieser ist besonders in den USA in Verwendung und wird dort seit mehr als 50 Jahren von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben. Dieses Klassifikationssystem weicht in einigen Punkten von dem in Europa dominanten ICD-10 ab. Für mich waren besonders die Unterschiede im Bereiche der Essstörungen interessant. Im DSM-5 wird hier die sogenannte Binge Eating Disorder aufgelistet, die im ICD keine Erwähnung findet. Dennoch wird sie immer wieder von Fachleuten als die häufigste Essstörung bezeichnet. Aus diesem Grund habe ich sie trotz mangelnder Erwähnung im ICD in mein Diplomprojekt eingeschlossen. Mit abgeschlossener Recherche bezüglich der Klassifikationssysteme und deren Kategorien, habe ich mich mit den Häufigkeiten der verschiedenen psychischen Erkrankungen beschäftigt und so eine Auswahl für mein Projekt getroffen. Im Buch sollen psychische Krankheiten beschrieben werden, die in westeuropäischen und nordamerikanischen Ländern relativ hohe Prävalenzraten aufzeigen. Diese Wahl habe ich getroffen, da mir aus diesen Ländern am meisten Daten zugänglich sind und dort der ICD-10 sowie der DSM-5 Anwendung finden. Ebenso wurzelt die Entscheidung teilweise aus kultureller und geografischer Nähe zu mir, der Autorin. 3.5 Auswahl der psychischen Störungen und ihre illustrative Umsetzung Im Folgenden liste ich die getroffene Auswahl auf. Zusätzlich sind hier kurze Erklärungen zu den Krankheiten angeführt, sowie Erläuterungen zu den illustrativen Umsetzungen im Buch. 9 Die so getroffene Auswahl lautet wie folgt: 3.5.1 Demenz Demenz ist ein Syndrom, das nachweislich durch eine das Gehirn betreffende Krankheit verursacht wird. Sie führt zu Hirnfunktionsstörungen in Bereichen wie Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Sprache und Urteilsvermögen. In der illustrativen Behandlung des Themas wird mithilfe stilistischer Mittel auf den Verlust der Gehirnfunktionen eingegangen. Das Bild wirkt, als würde es sich auflösen. 3.5.2 Magersucht Charakterisiert ist die Magersucht durch einen beabsichtigten Gewichtsverlust und die Angst der Betroffenen vor einem zu dicken oder schlaffen Körper. Auch der übermäßige Hang zur Kontrolle ist kennzeichnend. Letzteres wird in der Illustration thematisiert, die einen Essensplan für eine Woche darstellt. Gezeigt werden extrem kleine Portionen (z.B. eine Apfelspalte), die zu ganz bestimmten Zeiten vorgesehen sind. Die Motive sind mit sehr feinen Bleistiftstrichen gezeichnet. 3.5.3 Bulimie Bulimie ist durch wiederholte Heißhunger-Attacken und anschließendes Erbrechen gekennzeichnet. Die Betroffenen setzen sich übertrieben stark mit der Kontrolle ihres Körpergewichts auseinander und sorgen sich stark um Körperform und Gewicht. In der bildlichen Darstellung der Krankheit wird die Gestik thematisiert, mit der Erbrechen herbeigeführt wird. Das abgebildete Mädchen steckt sich zwei Finger in den Mund. Ihre Handhaltung erinnert dabei an das Imitieren einer Pistole. Dies symbolisiert die Schädigung des Körpers durch wiederholtes Erbrechen. 3.5.4 Binge-Eating-Störung Bei einer Binge-Eating-Störung kommt es immer wieder zu Heißhungeranfällen, bei denen Betroffene die Kontrolle über ihr Essverhalten verlieren. Dieser Kontrollverlust wird illustrativ mit einem relativ schlampig gezeichneten Berg an Essen veranschaulicht. 10 3.5.5 Manie Die Manie ist eine affektive Störung, die episodenweise verläuft. Bei einer manischen Episode ist die Stimmung gehoben und kann von Heiterkeit bis zu fast unkontrollierbarer Erregung reichen. Sie ist mit stark erhöhtem Antrieb verbunden, der zu Überaktivität führt. Die Darstellung der Manie zeigt eine farbenfrohe Maschinerie, die auf höchster Stufe arbeitet. Neben bunten Zahnrädern spucken die Auspuffrohre Dampfwolken aus, in denen verschieden gelaunte Gesichter zu sehen sind (verliebt, aggressiv, fröhlich). 3.5.6 Depression Depressionen führen bei Betroffenen zu gedrückter Stimmung und vermindern Antrieb und Aktivität. Die Illustration zum Thema Depression ist ein Kippbild: Sie zeigt einerseits jemand Depressiven in seinem Bett liegen, andererseits einen großen Totenkopf. Dieser symbolisiert die Selbstmordgedanken, die bei Depressionen häufig vorkommen. 3.5.7 Bipolare Störung Die bipolar affektive Störung besteht aus manischen und depressiven Episoden. Bildlich wird die Störung durch zwei kontraststarke Farben (rot und blau) dargestellt. Dabei sind sowohl Manie als auch Depression als Portraits dargestellt. 3.5.8 Schizophrenie Schizophrenie wird durch psychotische Symptome wie Wahn und Halluzinationen charakterisiert. Die dazugehörige Illustration zeigt einen düsteren Wald. In den Baumkronen kann man bedrohlich aussehende Gesichter erkennen. 3.5.9 Spezifische Phobien Bei dieser Gruppe werden Angstzustände überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen. 11 Die Illustration zeigt verschiedene spezifische Phobien in Form von Warnschildern, auf denen sich die Objekte der Angst tummeln. Die verwendeten Farben Schwarz und Gelb fungieren als Warnfarben und vermitteln ein gewisses Gefühl von Gefahr. 3.5.10 Soziale Phobie Im Mittelpunkt der sozialen Phobie steht die Angst vor der prüfenden Betrachtung der eigenen Person durch andere. Die Angst besteht besonders bei kleineren Gruppen und kann in verschiedenen Situationen auftreten, aber auch auf spezifische Situationen beschränkt sein. Bildlich wird diese Angststörung durch die Abbildung einer finster aussehenden Jury dargestellt. Die vier Jurymitglieder haben keine menschlichen Köpfe, sondern jene aggressiver und gefährlicher Tiere. 3.5.11 Agoraphobie Die Agoraphobie ist charakterisiert durch Befürchtungen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten sowie sich in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu befinden. Illustriert wird die Agoraphobie in einem surrealistischen Stil: Beim Ansehen der Illustration wird man in die Situation des Agoraphobikers versetzt, der durch sein Fenster einen Blick auf die Außenwelt wirft. Direkt vor dem Fensterglas schwimmen Haie durch die Dunkelheit. Sie stellen die lauernde Gefahr dar, der der Phobiker beim Verlassen seines Hauses schutzlos ausgeliefert wäre. 3.5.12 Generalisierte Angststörung Diese Störung zeichnet sich durch generalisierte und anhaltende Angst, die nicht auf bestimmte Umstände beschränkt ist, aus. Die illustrative Umsetzung zeigt eine besorgte Person, die von Gewitterwolken umgeben ist. Diese symbolisieren die ständigen Sorgen, denen der oder die Betroffene nicht entkommen kann. Die Farbgebung ist dementsprechend düster und kalt. 3.5.13 Panikstörung Kennzeichnend für eine Panikstörung sind wiederkehrende, plötzlich auftretende Panikattacken, die von Betroffenen als lebensgefährlich erlebt werden. Sie gehört zu der Gruppe der Angststörungen. 12 Betroffene beschreiben Panikattacken oft mit dem Gefühl zu ertrinken. Die Illustration zeigt deshalb dieses Motiv. 3.5.14 Zwangsstörung Wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen kennzeichnen eine Zwangsstörung. Illustriert wird sie durch ein realistisch gezeichnetes Paar seifige Hände, denn Händewaschen ist ein übliches Ritual, das Betroffene oft mehrmals ausführen müssen. 3.5.15 Borderline Persönlichkeitsstörung Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch übermäßige Angst vorm Verlassenwerden, emotionale Instabilität und selbstdestruktives Verhalten. So zeigt die Illustration eine Hand, die eine fremde Hand ganz fest hält. Das zeigt die Angst der Person, alleine gelassen zu werden. Zusätzlich sieht man Narben von Selbstverletzungen an dem Arm der Betroffenen. 3.5.16 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung Diese Störung wird durch den übermäßigen Hang zu Kontrolle und Perfektionismus charakterisiert. Dementsprechend erzählt die Illustration die Geschichte einer Person, die am Versuch scheitert, eine perfekte Blume zu zeichnen. 3.5.17 Schlaflosigkeit Insomnie, also Schlaflosigkeit, zeichnet sich durch den mangelnden Schlaf Betroffener aus. Sie wird illustriert durch einen im Bett liegenden Mann, der von kleinen Fantasiewesen wachgehalten wird. 3.5.18 Somatoforme Schmerzstörung Eine anhaltende somatoforme Schmerzstörung äußert sich in andauernden, schweren Schmerzen, die durch eine körperliche Störung nicht hinreichend erklärt werden können. 13 In der bildlichen Darstellung der Störung werden die Schmerzen durch vom Kopf ausgehende Blitze gezeigt. 3.5.19 Substanzsucht Der umgangssprachliche Begriff Sucht meint üblicherweise das, was in Fachkreisen als Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen bekannt ist. Zu diesen Substanzen gehören beispielsweise Alkohol, Medikamente und Drogen. Diese Abhängigkeit entsteht durch übermäßigen Konsum der jeweiligen Substanz. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung, sowie Entzugserscheinungen bei Verringerung des Konsums. Die Illustration geht besonders auf den Faktor der psychotropen Substanzen ein. Sie beeinflussen die Psyche des Menschen, u.a. ihre Wahrnehmung. Bildlich wird dies durch die Verwendung von Bewegungsillusionen gezeigt. Die Illustration täuscht die Wahrnehmung der Betrachter und beeinflusst damit gewissermaßen ihre Psyche. 3.5.20 Posttraumatische Belastungsstörung Die Posttraumatische Belastungsstörung entsteht als eine verzögerte Reaktion auf ein besonders belastendes Ereignis mit außergewöhnlich bedrohlichem oder gar katastrophenähnlichen Ausmaß. Man kann sagen, dass Betroffene von ihrer Vergangenheit immer wieder heimgesucht werden. In der dazugehörigen Illustration wird dies durch eine Manifestation des Erlebten im Schatten des Betroffenen gezeigt. 3.5.21 ADS und ADHS Bei ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) und ADHS (AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung) handelt es sich um hyperkinetische Störungen. Diese sind durch einen Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen, charakterisiert. Bei ADHS ist zusätzlich zu dem Aufmerksamkeitsdefizit eine Hyperaktivitätsstörung vorhanden. In der Illustration wird die Aufmerksamkeitsschwäche durch ein nicht fertig gezeichnetes aufgeschlagenes Buch dargestellt. In angedeuteten Bildflächen erkennt man relativ junge Menschen, da ADS und ADHS schon in einem Alter von fünf Jahren auftreten kann. 14 3.6 Zielgruppen und Ausblick Für mein Diplom habe ich mich dazu entschieden, eine recht aufwändig gebundene Variante des Buchs zu produzieren. Es handelt sich gewissermaßen um eine Ausstellung in Buchform. Die Bilder werden großzügig präsentiert und mit einer japanischen Bindung zusammen gehalten. Die zugehörigen Texte befinden sich auf eingeschobenen Blättern, die bei Bedarf auch entfernt werden können. Diese Variante des Buches richtet sich an eine illustrationsund kunstinteressierte Zielgruppe, und kann für mich auch zur Bewerbung bei Verlagen und Agenturen dienen. Die Produktion des Buches mit einer solchen Bindung würde bei einer großen Stückzahl mit hohen Kosten verbunden sein. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen Ausblick auf eine zweite Variante der Arbeit geben, die an ein breiteres Publikum gerichtet sein soll. Es würde sich um eine weniger aufwändig gebundene Broschüre handeln, deren Format kleiner und damit handlicher wäre. Um sie in der Bevölkerung zu verbreiten, möchte ich mich in der Zukunft an einen Partner in der Gesundheitsbranche wenden. Dafür kommt einerseits das Bundesministerium für Gesundheit in Frage, andererseits Organisationen, die sich speziell mit psychischer Gesundheit auseinandersetzen. Ich denke, dass Pro Mente Austria ein geeigneter Partner für ein solches Projekt wäre. Pro Mente Austria (Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit) ist ein österreichischer Dachverband von 26 Organisationen, die Menschen mit psychischen und sozialen Problemen betreuen. Deshalb habe ich vor, mit ihnen in Kontakt zu treten und ihnen mein Projekt vorzustellen. 15 4Quellenangabe Angermeyer, M. & Dietrich, S. (2006). Public beliefs about and attitudes towards people with mental illness: a review of population studies. Acta Psychiatry Scandinavica, 113, 163-79. Jacobi, F., & Kessler-Scheil, S. (2013). Epidemiologie psychischer Störungen. Häufigkeit und Krankheitslast in Deutschland. Psychotherapeut, 58(2), 191-205. 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