Allgemeine Chemie (für Biologie und Ernährungslehre)

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Allgemeine Chemie
(für Biologie und Ernährungslehre)
in der Sekundarstufe II
(Fachoberschule, Fachgymnasium, Gymnasium)
Autor: L. Drews
Bilder-Quellen (z.T. nachbearb.): commons.wikimedia.org (Algarech + Van Flamm); UD-Bildschirmschoner; …, lsp: dre
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Inhaltsverzeichnis:
Seite
0. Vorbemerkungen ......................................................................................... 7
0.2. Teilgebiete der Chemie ........................................................................................... 10
0.3. Wozu braucht man heute Chemie? ........................................................................ 12
1. Stoffe - makroskopisch ............................................................................. 15
1.1. Stoffe und ihre Klassifikation ................................................................................. 16
Stoff-Klassen .............................................................................................................. 26
2. grundlegende physikalische Sachverhalte ............................................. 31
2.1. Kräfte zwischen den Teilchen ................................................................................ 35
2.2. Energie und Energie-Austausch ............................................................................ 37
2.3. Teilchen-Bewegung ................................................................................................ 40
3. Stoffe, Eigenschaften und zugehörige Arbeits-Methoden .................... 44
3.0.1. konstitutive Eigenschaften .............................................................................. 45
3.0.2. kolligative Eigenschaften ................................................................................ 46
3.0.3. kombinierte Eigenschaften .............................................................................. 47
3.1. bedeutsame Stoffeigenschaften ............................................................................ 48
3.1.1. Aggregatzustand .............................................................................................. 48
3.1.2. elektrische Leitfähigkeit................................................................................... 51
3.1.3. Viskosität und Oberflächenspannung ............................................................ 53
3.1.4. Masse und Volumen ......................................................................................... 56
3.1.x. Farbigkeit .......................................................................................................... 58
3.2. wichtige Arbeitsmethoden für und mit Stoffgemischen ....................................... 59
3.2.1. Dekantieren, Sichten und Filtern ..................................................................... 59
3.2.2. Destillieren ........................................................................................................ 60
3.2.3. Extrahieren ....................................................................................................... 63
3.2.3.x. Hochdruck-Extraktion .................................................................................. 63
Exkurs: überkritischer Zustand von Gasen ............................................................... 63
3.2.4. weitere Trenn-Verfahren .................................................................................. 64
3.2.4.x. Zentrifugieren .............................................................................................. 64
3.2.4.x. Magnet-Scheiden......................................................................................... 64
3.2.4.x. Sublimation .................................................................................................. 64
3.2.4.x. Flotation ....................................................................................................... 64
3.2.4.x. Adsorbtion ................................................................................................... 64
3.2.4.x. Absorption ................................................................................................... 65
3.2.4.x. Chromatographische Trennung ................................................................... 65
3.2.5. Lösen ................................................................................................................ 67
3.2.6. weitere Misch-Verfahren .................................................................................. 73
3.2.7. Kombination aus Trenn- und Misch-Verfahren .............................................. 73
4. Atombau und das Periodensystem der Elemente .................................. 74
4.1. Atom-Modelle – eine kurze Geschichte ................................................................. 74
erste Vorstellungen vom Bau der Welt ..................................................................... 74
Exkurs: DALTON’s Experimente zu den Massenverhältnissen bei chemischen
Reaktionen ............................................................................................................... 75
die DALTONsche Atom-Theorie ............................................................................... 76
das THOMSONsche Atom-Modell ............................................................................ 77
Exkurs: THOMSONs Versuche mit Vakuum-Röhren ................................................ 77
Exkurs: GOLDSTEINs Versuche mit Kanal-Strahl-Röhren ....................................... 79
Exkurs: BOLTZMANNs Theorien zur Thermodynamik ............................................. 79
das RUTHERFORDsche Atom-Modell ..................................................................... 80
Exkurs: RUTHERFORDs Experiment ....................................................................... 80
Exkurs: ASTONs Massen-Spektrometer .................................................................. 81
das BOHRsche Atom-Modell .................................................................................... 82
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Exkurs: Licht und Energie ......................................................................................... 85
das BOHR-SOMMERFELDsche Atom-Modell .......................................................... 89
die SCHRÖDINGER-Gleichung................................................................................ 90
das Wellen-mechanische Atom-Modell ..................................................................... 91
Orbital-Formen für ein idealisiertes Wasserstoff-Atom .............................................. 93
das Quanten-mechanische Atom-Modell .................................................................. 95
4.1.1. (neue) Stoff-bezogene Begriffe aus der Atom-Welt ....................................... 97
Exkurs: Atom-/Welt-Modelle der modernen Physik ................................................. 103
4.2. ein modernes und praktikables Atom-Modell für Chemiker ............................... 105
4.2.1. die Bildung von Ionen .................................................................................... 114
4.2.1.1. Ionen-Bildung bei Nebengruppen-Elementen ............................................ 116
4.3. das Periodensystem der Elemente ...................................................................... 118
4.3.1. Bau-Prinzipien des Periodensystems der Elemente .................................... 120
4.3.1. Gesetzmäßigkeiten und systhematische Zusammenhänge im PSE ........... 125
Atom-Größe ........................................................................................................... 126
Ionisierungs-Energien............................................................................................. 128
Wertigkeiten in Verbindungen................................................................................. 131
Elektronegativität (nach PAULING) ........................................................................ 137
Metall- und Nichtmetall-Charakter .......................................................................... 139
Säure- und Base-Charakter (der Oxide) ................................................................. 141
Schmelz- und Siede-Temperaturen ........................................................................ 143
4.4. chemische Bindung und Bindungs-Arten ........................................................... 148
4.4.1. Atom-Bindung ................................................................................................ 153
4.4.1.1. Element-Verbindungen mit kovalenter Bindung ......................................... 157
Exkurs: Theorie der Molekül-Orbitale ..................................................................... 159
4.4.1.2. anti-bindende Molekül-Orbitale .................................................................. 160
4.4.2. Ionen-Bindung (Ionen-Beziehung) ................................................................ 162
4.4.2.1. Verbindungen mit ionischer Bindung ......................................................... 165
4.4.3. Atom-Bindung mit teilweisen Ionen-Charakter (polare Atom-Bindung) ..... 167
4.4.3.1. Verbindungen mit polarer Atom-Bindung ( teilweisen Ionenbindung /
Atombindung mit teilweisen Ionen-Charakter) ........................................................ 171
4.4.4. Metall-Bindung ............................................................................................... 175
4.4.4.1. Element-Verbindungen mit Metall-Bindung ................................................ 176
4.4.5. koordinative Bindung ..................................................................................... 177
4.4.5.1. Verbindungen mit koordinativer Bindung ................................................... 179
5. chemische Reaktion ................................................................................ 185
5.0. erste allgemeine und wiederholende Betrachtungen ......................................... 185
Methode: Schrittfolge zum Aufstellen und Ausgleichen von chemischen Gleichungen
(Empfehlungen) ...................................................................................................... 189
5.1. Teilchen- und Stoß-Theorie der chemischen Reaktion ...................................... 194
5.1.1. die Stoß-Theorie ............................................................................................. 194
5.1.2. die Theorie des Übergangszustandes .......................................................... 198
5.1.3. der typische Reaktions-Ablauf ...................................................................... 200
5.2. die Thermodynamik chemischer Reaktionen ...................................................... 201
5.2.1. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen ...................................... 201
5.2.2. weiterführende Thermodynamik chemischer Reaktionen ........................... 205
5.3. die Kinetik chemischer Reaktionen ..................................................................... 209
5.3.1. einfache Kinetik chemischer Reaktionen ..................................................... 209
5.3.1. die Reaktions-Geschwindigkeit ..................................................................... 210
Methode der Anfangsgeschwindigkeit .................................................................... 214
5.3.1.1. Reaktionsordnung ..................................................................................... 216
5.3.1.2. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit gerichteter Reaktionen ........ 220
Konzentrations-Abhängigkeit .................................................................................. 220
Temperatur-Abhängigkeit ....................................................................................... 221
Druck-Abhängigkeit ................................................................................................ 223
5.3.2. das chemische Gleichgewicht ....................................................................... 225
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5.3.2.1. das Massenwirkungs-Gesetz ..................................................................... 226
5.3.2.2. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes .......... 226
Konzentrations-Abhängigkeit.................................................................................. 227
Temperatur-Abhängigkeit ....................................................................................... 228
Druck-Abhängigkeit ................................................................................................ 230
5.4. Arten chemischer Reaktionen .............................................................................. 234
5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang / Protolysen236
5.4.1.1. Säure- und Base-Begriffe / Säure-Base-Konzepte..................................... 239
Methode: Aufstellen von Neutralisations-Gleichungen............................................ 254
Exkurs: Regeln zum Aufstellen der Namen für Salze ............................................. 257
5.4.1.2. der pH-Wert ............................................................................................... 264
5.4.1.3. Puffer / Puffer-Lösungen............................................................................ 269
5.4.1.4. Bildung von (anorganischen) Salzen ......................................................... 271
5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang ......................... 272
5.4.2.1. klassische Betrachtung von Oxidation und Reduktion ............................... 272
Exkurs: die Phlogiston-Theorie ............................................................................... 273
5.4.2.2. die moderne Betrachtung von Oxidation und Reduktion ............................ 276
Methode: Aufstellen von Redox-Gleichungen ......................................................... 284
5.4.2.3.
Sonderfälle
der
Redox-Reaktionen
Disproportionierung
und
Komproportionierung .............................................................................................. 287
5.4.2.y. elektro-chemische Reaktionen (Elektro-Chemie) ....................................... 288
6. Stöchiometrie ........................................................................................... 291
Gesetz von den äquivalenten Proportionen (RICHTER; 1791) ............................... 291
Gesetz von den konstanten Proportionen (PROUST; 1794) ................................... 291
Gesetz von den multiplen Proportionen (DALTON; 1808) ...................................... 292
stöchiometrische Wertigkeit.................................................................................... 293
Methode: Ermitteln des Symboles bzw. der Formel für ein Element ....................... 294
Lern-Stoff / Regel: .................................................................................................. 294
Einige Nichtmetalle kommen in speziellen molekularen Strukturen vor (z.B. S8 od. P4).
In den meisten Fällen wird auf diese Angaben verzichtet, da sich die Moleküle in
chemischen Reaktionen, wie einzelne Atome verhalten. ........................................ 294
Methode: Aufstellen der Formel für eine (anorganische) Verbindung ..................... 295
Methode: Aufstellen der Formel für binäre Salze .................................................... 296
Gesetz von GAY-LUSSAC und HUMBOLDT (1808) .............................................. 296
Gesetze von GAY-LUSSAC und KELVIN () ........................................................... 296
BOYLE-MARIOTTEsches Gesetz () ....................................................................... 297
Gesetz von AVOGADRO (1811) ............................................................................ 297
Masse m [g, kg, u] .................................................................................................. 297
Gesetz von der Erhaltung der Masse (LOMONOSSOW, 1748) .............................. 298
Methode: Aufstellen einer chemischen Gleichung .................................................. 299
Methode: gravimetrische Analyse einer Verbindung ............................................... 300
Volumen V [l, cm3, m3, ml] ...................................................................................... 300
Dichte  [g/ml, kg/l] ................................................................................................. 300
Stoffmenge n [mol] ................................................................................................. 301
Molare Masse M [g/mol] ......................................................................................... 301
Exkurs: Bestimmung der LOSCHMIDTschen Zahl / AVOGADRO-Konstante ......... 302
Molares Volumen VM [l/mol] .................................................................................... 303
Konzentration c [mol/l, M] ....................................................................................... 303
Methode: Bestimmung der empirischen Formel und der Summen-Formel ............. 304
Titration .................................................................................................................... 305
Methode: Maßanalyse ............................................................................................ 309
Methode: Maßanalyse ............................................................................................ 309
Exkurs: Molekül-Hypothese von AVOGADRO ........................................................ 310
Beziehungen zwischen den wichtigen Größen der Stöchiometrie ....................... 313
6.x. stöchiometrische Größen der technischen Chemie ........................................... 314
Exkurs: Stöchiometrisches Rechnen a'la "Polytechnische Oberschule der DDR" ... 315
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7. Tabellen, Zusammenfassungen, Begriffsbestimmungen .................... 319
7.1. Nomenklatur (Namensgebung) ............................................................................ 319
Substitutive und radikalofunktionelle Nomenklatur der wichtigen funktionellen
Gruppen ................................................................................................................. 320
organische Stoffe und ihre Namen ......................................................................... 321
7.2. Namen diverser Chemikalien in verschiedenen Sprachen usw. ........................ 322
7.3. Begriffe und Begriffsbestimmungen, Definitionen ............................................. 324
Literatur und Quellen: ................................................................................. 330
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0. Vorbemerkungen
schulische Themen der allgemeinen Chemie, Realisierung der Lehrplaninhalte verschiedener Bildungsgänge; nicht erschöpfend und nicht immer alle Inhalte der Bildungsgänge betrachtet; Auswahl der Inhalte nach Bedeutung vorrangig für Biologie bzw. Ernährungslehre
Wiederholung, Neueinführung, Selbst-Studium, Anders-Betrachtung, Übung
deshalb systematisch unvollständig (Hinweise auf fehlende Gruppen im Einleitungstext zur
Stoffgruppe)
Gliederung so, wie Inhalte gebraucht werden (wenn keine Bedeutung für …, dann keine Aufnahme in die Gliederung (selten nur Querverweise oder Links)); Gliederungsebenen sind
chemisch orientiert aber doch didaktisch betont gewählt; praktische Verwendbarkeit und
Übersichtlichkeit (für unseren Zweck) geht vor abstrakter wissenschaftlicher Strenge, sonst
besteht auch die Gefahr der ellenlangen Gliederungen (1.4.2.1.2.1. Irgendwas). Leider klappt
das aber nicht immer. Kompromiß!!!
Stoffe bzw. Stoffgruppen, die auch Inhalt des Faches sind, werden nicht weiter betrachtet –
es sei denn, es gibt allgemeingültige Basisinhalte
einheitliches Niveau für ein gutes bis sehr gutes Grundwissen, bei alternativer Benutzung
von Schul-Lehrbücher, Internet-Plattformen usw. usf. muss man selbst einschätzen, ob das
dargebotene Niveau dem eigenen Zweck entspricht
Kursleiter der Zielkurse (Biologie bzw. Ernährungslehre) können den Umfang (mit)bestimmen (Themenvorgabe od. Reduktion des Skripts (siehe  Nutzungsbestimmungen /
Lizenz)
für Selbststudium und Nachschlagezwecke
das Lösen der Aufgaben ist bei Selbststudium zu empfehlen; zuerst Abgleich mit Gleichgesinnten und Gleichbetroffenen, günstig für Selbstkontrolle und selbstorganisiertes Lernen;
Kursleiter der Zielkurse (Biologie bzw. Ernährungslehre) werden sicher bereit sein, die Lösungen nachzukontrollieren bzw. im Streitfall zu schlichten
diverse Aufgaben, z.T. auch solche, die man in Klausuren oder anderen Leistungs-Kontrollen
erwarten könnte
einige Stoffgruppen (z.B. Kohlenhydrate) werden auf dem Minimal-Niveau (z.B. für Biologen)
betrachtet. Für die Ernährungslehre erfolgt eine ausführliche Betrachtung in einem speziellen
Skript (z.B.  (Skript:) Ernährungslehre).
Durch spezielle Zeichen an der Kapitel-Überschrift wird die Eignung für die einzelnen Interessenten angezeigt. Der Erdball steht für Allgemeinwissen bzw. Grundwissen für die Biologen wie die Ernährungswissenschaftler (Trophologen). Das DNS-Molekül steht für die Biologie und der Löffel – na dreimal dürfen Sie raten – natürlich für die Ernährungswissenschaft
(Trophologie). Im Kästchen neben dem Interessenbereich ist die konkrete Bedeutung angegeben. Ein + steht für sehr wichtig, ein – für eine geringere Bedeutung. Den Durchschnitt –
das Mittelmaß kennzeichnen wir mit dem –Zeichen.

▬

Manche Themen sind hier in der allgemeinen, organischen Chemie so knapp dargestellt,
dass sie für die Einzelwissenschaft völlig unzureichend sind. In solchen Fällen ist das Gebietssymbol dann durchgestrichen und die Bedeutungsmaße fehlen.
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Hier muss man sich in der speziellen Literatur der jeweiligen Wissenschaft genauer informieren. In speziellen Skripten zur Biologie und Ernährungslehre werden solche Sachverhalte
dann ausführlich dargestellt. Natürlich darf ein interessierter Leser die Kapitel auch durcharbeiten. Aber man sollte nicht dem Irrglauben aufsitzen, der knappe / oberflächliche Inhalt
würde dann auch für alle Fachfragen und Fachprobleme schon ausreichen.
auf eigentlich wichtige Sachverhalte, wie z.B. detaillierte Reaktionsmechanismen, wird hier
teilweise verzichtet, weil für den direkten Umgang in der Biologie oder Ernährungslehre solche Kenntnisse meist nicht gebraucht werden (ev. Hinweise auf weiterführende Literatur
oder Verweise, Stichwort z.B. für Lexika, Internet etc.)
So werden echte "Chemiker" sicher auch die Darstellung der verschiedenen Stoffe vermissen. Für die Herausbildung von verwertbaren Kenntnissen für die Ernährungslehre und die
Biologie spielen solche Vorgänge und Stoff-Kenntnisse eine untergeordnete Rolle. Der aufmerksame Leser wird viele Darstellung in Ausgangsstoffklassen finden. Dort sind dann auch
immer Links auf die dargestellte Stoffklasse angezeigt, obwohl dies didaktisch eigentlich
nicht immer sinnvoll ist. Aber dieses Skript will ja auch kein gewöhnliches Chemie-Büchlein
sein.
wo allgemeine Grundkenntnisse aus anderen Wissenschaften gebraucht werden, die von
grundlegender Bedeutung für das Verständnis eines Sachverhaltes sind, dann werden diese
meist als Exkurs näher erläutert. Die Sachverhalte sollen nicht nur einfach aufgezählt und
gepredigt, sondern auch verstanden werden. Die Auswahl erfolgt nach meinen LehrErfahrungen. Besonderer Wert wird auch auf solche Sachverhalte gelegt, die in der populären Literatur zu oberflächlich oder vielleicht auch falsch dargestellt werden. Das Skript soll es
auch ermöglichen ergänzende Aufgaben und Übungen zu ermöglichen, oder auch mal einen
– über das Maß hinausgehenden – Schüler-Vortrag od.ä. vorzubereiten.
Fachbegriffe und vor allem viele chemische Stoff-Namen sind echte Zungenbrecher. Wenn
man bei ihnen nicht weiss, wie sie in Silben zerlegt und wo betont werden muss, dann können sie zu echten Kommunikations-Hindernissen werden. Wir wollen hier eine neue Formatierung versuchen, um wenigstens ein wenig Abhilfe zu schaffen. Die Silben bzw. Wortstämme einzelner Fachwörter werden mit unterschiedlichen Farbtönen hinterlegt. Die besonders zu betonenden Silben – zumeist die vorletzte – werden nochmals extra eingefärbt.
Colorierung
5,7-Dichlorhexadecansäure
Aus Layout- und Aufwands-Gründen wird aber nicht jedes Fachwort und
auch nicht jede Wiederholung so gestaltet. Vielmehr sollen neu eingeführte
Wörter so charakterisiert werden und solche Begriffe, die lange nicht aufgetaucht sind oder nur selten benutzt werden. An Erfahrungen und Verbesserungs-Vorschlägen hinsichtlich dieser Formatierung bin ich immer interessiert.
Da ich erst in den neuen Texten ab der Version von 2012 mit dieser Formatierung anfange, werden ältere Text-Teile diese Formatierung erst nach ihrer
Überarbeitung erhalten. Ich verstehe die Formatierung auch als Hilfsmittel
und nicht als obligatorisches Mittel!
Sollten wichtige Stoffe oder Stoffgruppen mit allgemeinem Interesse fehlen, dann ist ein
Hinweis an die / den Autor(en) gewünscht.
Spezialwissen gehört aber in spezielle Literatur. Deren Autoren sind weitaus kompetenter.
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Definition(en): Chemie
Chemie ist die Wissenschaft, die sich mit den Stoffen, ihren Eigenschaften und Umwandlungen in andere Stoffe (chemischen Reaktionen) beschäftigt. (nach: PAULING)
Chemie ist die Physik der Elektronen-Hülle.
Beispiele für chemische Vorgänge in unserem Umfeld:
 Verbrennung von Holz
 Backen von Brot
 Laden und Entladen eines Akkus (Akkumulators)
 Rosten von Eisen
 Wärme-Bildung in unserem Körper
 Lösen von Zucker in Wasser
 Herstellung von Stahl
 Verkleben von zwei Teilen
 Herstellung von (Kunst-)Fasern für (Textil-)Stoffe und Kleidungsstücke
 Verchromen eines Schmuck-Stückes
 Leucht-Elemente moderner Flachbildschirme
 Färben von Textilien / Materialien (Farbe / Lacke)
 Oberflächen-Veredlung (Nano-Technologien)
 Plaste und Elaste
 Umwandlung von Nahrung in Energie und Körper-eigene Stoffe
 Entfernen von Flecken (z.B. aus Textilien)
 Desinfektion von Materialien, Medikamenten, Nahrungsmitteln, Verpackungen, …
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
0.2. Teilgebiete der Chemie
ES gibt eine Vielzahl von Teilgebieten, die sich aber z.T. nur schlecht voneinander abgrenzen lassen oder sich aus verschiedenen Herangehensweisen auch thematisch überlappen.
Es gibt auch vielfältige Berührungs-Bereiche zu anderen Naturwissenschaften. Die Einteilung in die Teilgebiete erfolgt nicht dogmatisch. Man ist eher an einer breiten Verknüpfung
des Wissens interessiert. Dafür spricht auch ein fortgeschrittenes Vorschriften-System zu
Standardisierungen, Schreibweisen und Notierungen, die fast durchgehend international gelten (z.B. IUPAC-Regeln).
Teilgebiet / Teilbereiche
allgemeine Chemie
wichtige Inhalte / Forschungsthemen
anorganische Chemie
Säuren, Basen Salze, …
Schwefel-Verbindungen, Stickstoff-Verbindungen, …
Halogene,
Chalkogene,
Alkali-Verbindungen,
Verbindungen, …
Bau und Eigenschaften der Stoffe, Verbindungen, Bindungen,
chemische Reaktionen, Reaktions-Typen
Erdalkali-
organische Chemie
Kohlenwasserstoffe, Aromaten
Sauerstoff-, Schwefel- und Stickstoff-Derivate, Kohlenhydrate,
Fette, Eiweiße, Farbstoffe, Plaste und Elaste, Makromoleküle,
Kunstfasern, …
(alle Cohlenstoff-Verbindungen, außer Oxide, Carbonate und
Carbide)
technische Chemie
Herstellung von Industrie-Chemikalien, Produktions-Verfahren und
–Technologien, Erdöl-Verarbeitung
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Teilgebiet / Teilbereiche
wichtige Inhalte / Forschungsthemen
Biochemie
chemische Vorgänge in Zellen und Lebewesen
chemische Vorgänge mit Enzymen usw.
Elektrochemie
Elektrolysen, Galvanisierung, …
Batterien, Akkumulatoren, Brennstoff-Zellen
Korrosions-Schutz
Katalysatorchemie
energetisch günstigere, effektivere und schnellere Produktion von
Chemie-Produkten, Vermeidung von Zersetzungen oder Verderb
Photochemie
Herstellung von Foto- und RÖNTGEN-Filmen, Foto-Papiere, FotoKatalysatoren, Farbstoffe
Kernchemie
Herstellung von radioaktiven Isotopen und Verbindungen, "nichtchemische" Stoff-Umwandlungen
Thermodynamik
chemische Reaktion und Energie (Energie-Aufnahme od. –
Abgabe), Energie-Umwandlungen
Möglichkeit und Unmöglichkeit von chemischen Reaktionen
Grenzen der nutzbaren Energien
Ordnung und Unordnung, Wahrscheinlichkeiten, Information
Reaktionskinetik
Geschwindigkeit und Ablauf (Elementar-Reaktionen) von chemischen Reaktionen
Komplex-Chemie
Ionen-Austauscher, Farbstoffe
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0.3. Wozu braucht man heute Chemie?
praktisch sind alle Bereiche des menschlichen Handelns von Chemie durchzogen
die meisten sind ohne Chemie nicht denkbar oder nur in elementaren Stufen (Niveau Urzeit
bis Antike (manches auch bis spätes Mittelalter)) durchführbar
die Chemie besitzt an sich ein schlechtes Image, jeder verbindet die Chemie-Unfälle oder
viele Katastrophen damit, aber nicht die Artikel, die jeder jeden Tag – auch sehr gerne –
nutzt, man denke an Kosmetika, Reinigungsmittel, Chemiefasern / Textilien, VerbundWerkstoffe
deshalb hält die Chemie sich eher zurück, wenn es um die Darstellung ihres Wirkens auf unsere heutige Lebenswelt geht
Wissenschaften und Bereiche genutzte chemische Kenntnisse, …
mit großen Chemie-Einflüssen Chemie wird gebraucht für …
Energie-Wirtschaft
Herstellung von Briketts, Benzin und Diesel, …
(Bio-)Ethanol, …
Kraftwerke, Solar-Zellen, …
Akkumulatoren, Batterien, Brennstoffzellen, …
Produktion / Herstellung / Ge- Lösungsmittel, Reinigungsmittel, …
winnung
Klebemittel, Klebstoffe, …
Lacke und Farben, …
Gleit- und Haft-Mittel, …
Biochemie
Wirkmechanismen von Stoffen, Entgiftung von Stoffen
im Körper, Enzyme, Biotechnologien
Was ist Leben?
Pharmazie
Wirkung von Stoffen
Toxikologie
Giftigkeit einzelner und kombinierter (!!!) Stoffe (Toxine),
Umweltgiftigkeit, Entgiftung, …
Ernährungslehre
Nährstoffe, Zusatzstoffe, Kontaminierungen, Umweltgifte, Nahrungs-Ergänzungsstoffe, Aromen, Geschmacksstoffe, Duftstoffe, …
Umweltschutz
Abgas-Reinigung,
Brandschutz
Medizin
Medikamente (Herstellung)
Implantate und Transplantate
Kommunikations-Technik
Flüssig-Kristalle, Silizium-Einkristalle für die ChipProduktion, Herstellung von Chips für elektronische Geräte usw. usf.
Batterien, Akkumulatoren, Brennstoff-Zellen, …
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Giftstoff-Entsorgung,
Bindemittel,
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Wissenschaften und Bereiche genutzte chemische Kenntnisse, …
mit großen Chemie-Einflüssen Chemie wird gebraucht für …
Handel
Verpackungen, Einkaufs-Tüten
Transport-Behälter, Lager- und Präsentations-Systeme,
Werbung, …
Haushalt
Reinigungs-Mittel,
Haushalts-Chemikalien,
FleckEntferner, …
Möbel, Tapeten, Wand- und Fußboden-Textilien, Gardinen, …
Geschirr, Gläser, Lager-Behälter, …
Spielzeug, …
Kosmetik
Gesunds-Artikel
Waschmittel, Cremes, Lotionen, Gele, …
Duftstoffe, Aromen, …
Färbemittel, Bleichmittel, …
Metallurgie
Werkstofftechnik
Legierungen, Veredlungen, Korrosions-Schutz, …
Kunststoffe, Verbund-Werkstoffe, …
Farben und Lacke
Wie man schon aus den vielfältigen Anwendungen in der obigen Tabelle erkennen kann, findet man kaum einen Lebensbereich von uns Menschen, in dem Chemie keine Rolle spielt
Aufgabe:
Finden Sie einen Bereich, in dem Chemie keine Rolle spielt! Diskutieren Sie
Ihren Vorschlag mit anderen Kursteilnehmern!
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Experiment für Zuhause
Dieser Versuch kann mit Haushaltsmitteln und auch zuhause durchgeführt werden!
Trotzdem bitte unbedingt die allgemeinen Regeln und Vorsichtsmaßnahmen beim Experimentieren beachten!
Labor-Experiment
Grundlagen / Prinzipien:
Materialien / Geräte:
Hinweise:
Vorbereitung:
Durchführung / Ablauf:
-
Zusatzuntersuchung:
Experiment mit Lebensmittel
Versuch möglichst in einer Küche, einem Küchenlabor od.ä. durchführen!!!
Bei diesen Experimenten darf im Normalfall auch probiert werden, was ja eigentlich in der
Chemie nicht erlaubt ist. Es sollten – um Verwechselungen auszuschließen – grundsätzlich
Haushalts-Geräte und –Gefäße (Gläser, Teller, Tassen usw. usf.) benutzt werden.
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1. Stoffe - makroskopisch
Einführungs-Experiment
Durchführung / Ablauf:
Untersuchen Sie die Zusammensetzung Brause-Pulver (Stoffgemisch! s.a.
Packungs-Angaben) durch verschiedene Trennungsmethoden! Neben den
vorgegebenen dürfen Sie auch eigene Verfahren anwenden! Ziel ist es, die
Komponenten einzeln vorliegen zu haben bzw. identifizieren zu können!
Notieren Sie vor, während und nach dem jeweiligen Versuch alle ihre Beobachtungen!
(Vor der Verwendung Packung gut durchschütteln!)
a) Rütteln (leicht eiern) auf einem großen Teller (ersatzweise: PETRISchale) und prüfen der Fraktionen unter dem Mikroskop und mit der
Finger-Anleck- und Schmeck-Methode!
b) Zugabe in ein Glas mit stehendem Wasser! Nicht rühren, später dann mit
dem Glas-Stab ganz vorsichtig und nur wenig rühren! Dekantieren Sie
nach der Beendigung der Blasenbildung und untersuchen Sie den Überstand und den Bodensatz getrennt auf Geschmack und ev. andere Eigenschaften!
nach: Q: WAGNER, Uni Bayreuth, Chemie-Didaktik
Besonders dieser Teil des Skriptes ( 1. Stoffe - makroskopisch) dient vorrangig zur Reaktivierung bekannten Wissens. Auf weiterführende Erklärungen wird hier weitgehend verzichtet.
Wir wollen hier vor allem die eventuell verlorengegangenen Begriffe und Schreibweise wiederholen, standardisieren und auf den neuesten (?) Stand bringen. Zugleich werden damit
auch die Schreibungen in diesem Skript vorgestellt.
Trotzdem gehen wir bei vielen Besprechungen auch auf die Grundlagen und die grundlegenden Sachverhalte ein. Hierbei soll vor allem das Grund-Verständnis für biologische und
trophologische Inhalte gelegt werden.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
1.1. Stoffe und ihre Klassifikation
Stoff
Definition(en): Stoff
Ein Stoff (auch: Substanz) ist ein Teil der Materie, der sich durch bestimmte charakteristische (Stoff-)Eigenschaften auszeichnet. Stoffe können rein – also nur aus einer Art bestehen ( Reinstoff) – oder aus mindestens zwei verschiedenen gemischt sein ( Gemische,
Gemenge)
In gesetzlichen Regelwerken wird der Begriff Stoff nur für Reinstoffe ( s.a. dessen Def.)
verwendet!
Mittel, wie z.B. Lösungs-Mittel, Dünge-Mittel, Putz-Mittel usw. usf. sind Gruppen von Stoffen
mit einem definierten Verwendungszweck. Diese beruhen i.A. auf einzelne ganz bestimmte
charakteristische Eigenschaften.
AggregatZustand
Farbe
Eisen
fest
dunkelgrau
schwach glänzend
1540 °C
SchmelzTemperatur
Siede2860 °C
Temperatur
Löslichkeit
in nein
Wasser
elektrische Leit- gut leitend
fähigkeit
Brennbarkeit
ja
Kochsalz
fest
kristallin
farblos (weiß)
Wasser
flüssig
Luft
gasförmig
farblos, klar
farblos,
unsichtbar
800 °C
0 °C
--
1465 °C
100 °C
-170 °C
ja, sehr gut
entfällt (ja)
nicht leitend
sehr
schwach nicht leitend
leitend
nein
nein
nein
sehr gering
Zur besseren Übersichtlichkeit und einer wissenschaftlichen Handhabbarkeit werden Stoffe
in Stoffklassen eingeteilt. Diese betonen ein oder mehrere Eigenschaften. Stoffklassen können sich überschneiden, je nachdem, welche Eigenschaften oder Kriterien zur Klassifizierung verwendet werden.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Wählen Sie 4 weitere Stoffe und erstellen sie eine ähnliche Tabelle, wie
oben! Tragen Sie die Eigenschaften der gewählten Stoffe ein!
2. Prüfen Sie ob in Ihren Tabellen bzw. auch in den Tabellen der Kursteilnehmer Stoffe mit identischen Eigenschaften vorkommen!
3. Suchen Sie nach Möglichkeiten / Eigenschaften die scheinbar gleichen Stoffe zu unterscheiden!
In der chemischen Praxis spielen die Begriffe Chemikalie und Gefahrstoff eine Rolle. Chemikalien sind einfach durch irgendwelche Regelwerke (z.B. Gesetze, DIN-Normen, Deutsche
Arzneibücher usw.) standardisierte Stoffe.
Besonders gefährliche Stoffe werden den Gefahrstoffen zugeordnet. Sie stellen zumeist Bedrohungen für die Gesundheit oder das Leben dar. Mit ihnen muss sehr sorgsam umgegangen werden. Spielereien oder Scherze sind mit ihnen in keinem Fall angebracht!
Definition(en): Chemikalien
Chemikalien sind (chemische) Stoffe, die in definierter / standardisierter Form in Laboren, im
Haushalt oder in der Industrie verwendet werden.
Definition(en): Gefahrstoff
Gefahrstoffe sind Stoffe von denen eine Bedrohung für Menschen oder andere Lebewesen
ausgehen. Sie sind durch definierte Symbole auf ihren Lager- und Transport-Behältern gekennzeichnet.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Probe
Eine Probe ist eine kleine – ev. quantitativ bestimmte (abgemessene) – Menge eines Stoffes.
Sie dient häufig als Material für Experimente.
In der Chemie – aber auch in anderen Wissenschaften und der Alltagswelt – wird der Begriff
Probe auch für eine Untersuchung(s-Vorschrift) benutzt. Wir kennen sie alle, die Geschmacks- oder Geruchs- Probe, die MOHRsche Probe (auf die Härte eines Stoffes), die
FEHLINGsche Probe (auf den Gehalt an bestimmten Zuckern), usw. usf.
besser den Begriff Stoff-Probe verwenden
Definition(en): (Stoff-)Probe
Eine Stoff-Probe ist eine abgegrenzte (abgemessene) Menge eines Stoffes.
Reinstoff
Reinstoffe sind Stoffe, die sich durch physikalische Verfahren nicht weiter in speziellere Stoffe zerlegen lassen. Nicht immer werden dabei alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Häufig bleibt
man auf dem Niveau von chemischen Trenn- oder Zerlegungs-Methoden hängen.
Reinstoffe haben unter definierten Bedingungen (Luftdruck, Temperatur) immer die gleichen,
charakteristischen Eigenschaften (z.B. Schmelz-Temperatur, Mischbarkeit mit Wasser, …).
Diese Eigenschaften sind auch für jede – noch so kleine Stoff-Probe – identisch. Eine Ausnahme bilden die Eigenschaften, die direkt von der Proben-Größe (Stoff-Menge) abhängig
sind (z.B. Masse, Volumen, (quantitative) Löslichkeit in Wasser, …).
Anhand der charakteristischen Eigenschaften lassen sich aus Stoff-Gemischen die einzelnen
Reinstoffe abtrennen. Dies nennt man auch entmischen. Zu den geeigneten Verfahren gehören z.B. das Dekantieren, Verdampfen, Filtern, Sieben, Zentrifugieren, (Heraus-)Lösen, Ausfällen usw. usf.
Reinstoffe besitzen viele charakteristische Eigenschaften. Sehr häufig wird die Schmelzoder Siede-Temperatur benutzt. Bei Reinstoffen finden wir fast ausschließlich Schmelz- bzw.
Siede-Punkte – also klar definierte Temperaturen – vor.
Treten bei Stoff-Proben dagegen Schmelz- oder Siede-Bereiche auf, dann ist das ein ziemlich sicherer Hinweis auf ein Stoff-Gemisch ( Stoffgemisch / Gemenge / Mischung).
Definition(en): Reinstoff
Ein Reinstoff ist ein Stoff (Materie), die einheitlich zusammengesetzt ist. Reinstoffe bestehen aus Elementen oder einer Art von Verbindung.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Element
Historisch gesehen ist ein Element ein chemisch nicht weiter zu teilender Stoff. Diese Art der
Charakterisierung geht auf BOYLE zurück, der sie 1661 formulierte. Da wir im Augenblick die
Stoffe nur makroskopisch betrachten, ist dies auch erst einmal unser einziger Zugang zum
Element-Begriff.
Zu den Zeiten der altgriechischen Philosophen kannte man nur vier Natur-Elemente: Feuer,
Wasser, Erde und Luft. Später (?) kamen nach und nach immer feinere Differenzierungen
dazu. Die alten Chinesen unterschieden z.B. Holz, Metall, Feuer, Erde und Wasser.
Schon im alten Griechenland gab man jedem
Element ein Zeichen. Mit der Kenntnis weiterer
Stoffe erhöhte sich auch die Zahl der Symbole.
Jede philosophische oder wissenschaftliche
Schule benutzte zudem andere oder abgewandelte Symbole.
altgriechische Zeichen für
Die Japaner verwendeten ebenfalls die vier "westlichen"
Elemente und fügten als fünftes Element noch die Leere /
den Äther hinzu.
1..Feuer, 2..Erde, 3..Wasser und 4..Luft
Seit DALTON (1766 – 1844) gehen wir davon
aus, dass Stoffe aus einzelnen oder verschiedenen elementaren Stoffen bestehen. Er formulierte
chinesische Schriftzeichen
zu Anfang des 19. Jahrhunderts seine Atomfür
Holz,
Metall,
Feuer, Erde und Wasser
Hypothese, die aussagte, dass alle Stoffe aus
Atomen (kleinsten unzerteilbaren Bausteinen)
bestehen. Die Art eines Stoffes wird dabei von
der Art der vorkommenden Atome bestimmte.
(Diese Vermutung hatten schon die alten Griechen geäußert (LEUKIPP (5. Jhd. v.u.Z.)). Sie
wurde später aber von der erstarkenden römischen Kirche entschieden bekämpft.). LEUKIPP
unterschied Leere und Materie. Die Leere sei
notwendig, da die Materie sonst keine Bewegungen ausführen könne.
BERZELIUS (1779 – 1848) führte 1814 eine
neue Art der chemischen Symbole ein. Jedes
Element bekam eine Abkürzung von einem oder
allchemistische Zeichen für
zwei Buchstaben. Der erste wurde immer groß
1..Zinn, 2..Blei, 3..Gold, 4..Schwefel,
geschrieben, ein ev. zweiter Buchstabe folgte
5..Quecksilber, 6..Silber und 7..Eisen
dann klein notiert.
Von BERZELIUS stammte auch die Vereinfachung, dass die Anzahl der Atome in einem Stoff
durch einen Index hinter dem Symbol gekennzeichnet werden. Diese Symbolik ist heute international verbindlich.
Als universelles Hilfsmittel zum Heraussuchen
von Element-Symbolen kann heute das Periodensystem der Elemente ( 3.3. das Periodensystem der Elemente) dienen.
Elemente werden z.B. in Metalle (z.B. Eisen, Blei Element-basierte Zeichen nach DALTON für
1..Wasserstoff, 2..Magnesium,
Silber), Halb-Metalle (z.B. Silicium, Germanium, Bor)
3..Sauerstoff, 4..Schwefel, 5..Ammoniak
und Nicht-Metalle (z.B. Schwefel, Sauerstoff, Helium)
und 6..Cohlendioxid
eingeteilt (s.a. Metall- und Nichtmetall-Charakter).
Q (alle): de.wikipedia.org (MaEr + Roland 1952)
木 金
火 土 水
Früher nannte man die Nichtmetalle auch Metalloide.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Symbol oder Formel?
Die chemischen Symbole sind die Kurzschreibweisen für die Atome von chemischen
Elementen. Das Symbol steht noch für zwei
weitere Informationen. Zum Einen kann ein
Symbol
einzelnes Atom, aber auch die Stoffmenge
von einem Mol (1 mol) gemeint sein.
Eine chemische Formel ist dadurch gekennzeichnet, dass sie neben den enthaltenen
Elementen auch Angaben zu den Verhältnissen dieser Elemente untereinander enthält.
2
Anzahl (Atome)
Eine Formel kann also im einfachsten Fall
aus einem Element-Symbol und einer Zahl
Formel
bestehen. Dies kennen wir von den ElementFormeln, wie z.B. bei Wasserstoff (H2),
Stickstoff (N2), Schwefel (S6) und Chlor (Cl2).
Die Anzahl der Atome, die ein Molekül (eine
stabile Gruppe von Atomen) bilden, wird als Index
2 1
direkt hinter dem Symbol gekennzeichnet.
die Eins bei Sauerstoff wird
Ein weiterer einfacher Fall ist die KombinatiFormel weggelassen
on von zwei Elementen. Ein bekanntes Beispiel hierfür könnte Natriumchlorid (Kochsalz,
NaCl) sein. Praktisch enthält es auch das
Zahlen-Verhältnis der beiden Elemente zueinander – es ist 1 : 1. In chemischen Formeln
Anzahl (Atome)
1 1
die Einsen bei Na und Cl werden weggelassen
werden die Einsen nicht mitgeschrieben.
Kommen Elemente in einem höheren VerFormel
hältnis vor, dann werden die Zahlen als Index
direkt hinter das Symbol notiert.
Das vielleicht bekannteste Beispiel für eine Formel ist die für Wasser – das berühmte H-2-O.
Mg
O
HO
Na Cl
Die ersten 20 Elemente (des Periodensystems der Elemente) gehören zum
Grundwissen der Chemie. Das Kennen der Namen und Symbole dieser Elemente ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!!
interessante Links:
www.code-knacker.de/alchemie.htm
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
diverse alchemistische Zeichen; alchemistisches Alphabet
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
deutscher / internationaler Name
Wasserstoff
Hydrogen
Sauerstoff
Oxygen / Oxigen
Cohlenstoff /
Kohlenstoff / Carbon
Stickstoff /
Nitrogen
Schwefel
Silber
Gold
Cupfer / Kupfer
Eisen
Quecksilber
Blei
Zinn
Bismut / Wismut
Iod /Jod
Stamm-Name
Symbol
Formel
Hydrogenium
H
H2
Oxygenium
O
O2
Carboneum
C
Nitrogenium
N
N2
Sulfur
Agentum
Aurum
Cuprum
Ferrum
Hydrargyrum
Plumbum
Stannum
Bismut
Iod
S
Ag
Au
Cu
Fe
Ag
Pb
Sn
Bi
I
( S8 )
Definition(en): Element (makroskopisch, historisch)
Ein Element ist ein Reinstoff, wenn er sich chemisch nicht weiter zerlegen lässt.
Stoffgemisch / Gemenge / Mischung
Ein Stoff-Gemisch ist eine Kombination von zwei oder mehreren Rein-Stoffen, die sich durch
physikalische Techniken voneinander trennen lassen. Üblicherweise lassen sich die Element-Verhältnisse / Einzelstoff-Mengen-Verhältnisse recht variabel kombinieren. Man spricht
davon, dass die Mischbarkeit in weiteren oder engeren Grenzen möglich ist.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
(Haupt-)
Bestandteil
≥ 50 %
fest
(Neben-)
standteil
≤ 50 %
Be-
fest
fest
flüssig
fest
gasförmig
flüssig
fest
flüssig
flüssig
flüssig
gasförmig
gasförmig
fest
gasförmig
fest + flüssig
gasförmig
flüssig
gasförmig
gasförmig
homogen
heterogen
(weder mit dem Auge oder unter dem
Licht-Mikroskop sind die verschiedenen
Bestandteile zu unterscheiden)
(mit dem Auge oder unter dem Mikroskop
sind die verschiedenen Bestandteile zu
unterscheiden)
Legierung
Bronze, Amalgam
Glas
Na-Ca-Silikat
Suspension
Gemenge
Schlamm
Creme, feste Emulsion
Butter
Schwamm
Schwamm, Bimsstein
Lösung
Kochsalz-Lösung
Lösung
Ethanol-Lösung
Lösung
Lösung
ChlorwasserstoffSelter (MineralLösung (Salzsäure)
wasser)
Boden
Emulsion
Margarine, Milch
Rauch
Zigaretten-Rauch
Schlagsahne, Ei-Schnee
Schaum
Seifen-Schaum
Aerosol / Nebel
Nebel
Gas
Luft, Abgase
Auch spezielle Stoff-Eigenschaften sind selten wirklich gleichmäßig und konstant über die
gesamte Mischung hinweg verteilt. Dies ergibt sich aus verschiedensten Mischfehlern. So
könnte z.B. eine Lösung nicht vollständig erfolgt sein, oder bei Feststoff-Mischungen setzen
sich z.B. die kleineren Teilchen eher unten ab.
Bei den meisten Gemischen kann man nur Schmelz- und Siede-Bereiche finden statt den für
Reinstoffen üblichen Schmelz- und Siede-Punkten.
Das Kriterium für die Homogenität aller Eigenschaften eines Stoffgemisches ist schwer zu
halten. Auch die Beispiel-Gruppen und Einzel-Beispiele sind nicht allgemeingültig.
In Lebensmitteln sind oft verschieden große Bestandteile miteinander vermischt. Man unterscheidet bei ihnen:


und

grob-disperse
fein-disperse
molekular-disperse
Systeme. Dispers bedeutet dabei, dass zwei oder mehr Stoffe fein ineinander verteilt sind,
ohne dass sie sich wirklich ineinander lösen. Es handelt sich eher um mehr oder weniger feine Mischungen, deren Einzel-Komponenten als abgegrenzte Einheiten noch vorhanden sind.
Diese abgrenzbaren Einheiten heißen Phasen.
Sie werden genauso klassifiziert wie die Aggregatzustände. Bei Phasen können auch zwei
Stoffe mit dem gleichen Aggregatzustand aufeinandertreffen ohne sich zumischen. Zwischen
diesen beiden Stoffen gibt es eine sogenannte Phasen-Grenze, an der die Stoffe mehr oder
weniger miteinander agieren.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wenn z.B. Öl und
Wasser zusammengegeben
werden,
dann bilden beide
Flüssigkeiten zwei –
ineinander unlösliche – Phasen. Die
Grenzfläche
zwischen Öl und Wasser ist eine Grenzfläche.
4-Phasen-Gemisch aus Metall (Nagel), Luft, Öl und Wasser
Im nebenstehenden
(mit dem Becherglas praktisch sogar 5-Phasen-System)
System
befinden
sich viele Phasen
mit den verschiedensten
PhasenGrenzen.
Durch kräftiges Vermischen können Öl und Wasser ineinander verteilt werden. Sie lösen sich
aber nicht ineinander, sondern bilden eine Emulsion.
Sehr gut ist das zu
erkennen
wenn
man sich die Emulsion unterm Mikroskop anschaut.
Die Emulsion ist ein
heterogenes
Gemisch, in dem beide
Komponenten als
eigenständige Phasen existieren. Nur
die Phasen-Grenze
ist auf die mikroskopische
Ebene
verschoben.
Besonders gut lassen sich die Phasen erkennen, wenn man sie mit speziellen Farbstoffen
anfärbt. Für die wässrige Phase bietet sich das polare Methylblau als Farbstoff an. Die ÖlPhase lässt sich sehr gut mit dem unpolaren Sudan-III anfärben.
Bilder vom Experiment
Bei grob-dispersen System finden wir Teilchen mit einer Größe über 1 µm (= 0,000.000.1 m =
0,000.1 mm) vor. Die Teilchen sind im Licht-Mikroskop sichtbar. Beim aufstreichen auf einen
Objekt-Träger oder eine andere glatte Oberfläche entsteht ein Eindruck von gewisser
Stumpfheit (raue Oberfläche, feines Schleifpapier).
Die fein-dispersen Systeme hinterlassen eher einen schlickigen Eindruck (feines PolierMittel). Mit Teilchen-Größen zwischen 1 und 100 nm (= 0,000.000.000.1 m = 0,000.000.1 mm =
0,000.1 µm) ist eine optische Trennung im Mikroskop nicht mehr möglich. Die Körnchen sind
maximal noch als kleine Pünktchen zu identifizieren. Die Trennung solcher Gemische ist z.B.
durch Absetzen (Sedimentation) oder Zentrifugieren möglich.
Einzelne Moleküle oder kleine Kristall-Strukturen sind in den molekular-dispersen Systemen
die größten Bestandteile. Die Teilchen sind unter 1 nm groß. Eine Trennung durch Schwerkräfte ( Zentrifugieren oder Sedimentieren) ist nicht mehr möglich.
Zusätzlich werden die Systeme auch nach ihren Verformungs- und Fließ-Eigenschaften
(rheologischen Merkmalen) unterteilt.
Die einzelnen Begriffs-Welten gehen dabei häufig ineinander über. Nicht immer ist eine absolute Zuordnung und Klassifizierung möglich.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
makro-rheologische Eigenschaften:
 viskos (zähflüssig)
 elastisch (Gummi-artig)
 plastisch (erstarte Flüssigkeit, Glas-Zustand)
mikro-rheologische Unterscheidung in:
 reine Flüssigkeit
 reine Schmelze
 Lösung
 kolloidale Suspension
 disperse Systeme
Definition(en): Gemenge / Gemisch
Ein Gemenge oder Gemisch besteht aus mindestens zwei verschiedenen Reinstoffen. Die
Mischung der beiden Reinstoffe ist dabei in verschiedenen (gleitenden) Verhältnissen möglich.
Gemische / Gemenge sind Stoffe, die sich durch physikalische Methoden in mindestens
zwei verschiedene Reinstoffe auftrennen lassen.
Verbindungen
sind (Rein-)Stoffe deren Baueinheiten aus mindestens zwei Atomen aufgebaut sind. Die
Atome sind relativ fest miteinander verknüpft. Häufig sind mehrere Elemente in einer Verbindung kombiniert. Man könnte Verbindungen auch als Stoffe definieren, bei denen zwischen
den Atomen (in einer typischer Form) eine oder mehrere Bindungen existieren.
Manchmal auch als (Rein-)Stoffe charakterisiert, die aus mehreren Elementen bestehen und
sich durch bestimmte (reproduzierbare) Eigenschaften unterscheiden lassen. Sie haben immer das gleiche Element-Verhältnis (im Gegensatz zu Gemischen, deren Element-Verhältnis
variabler ist).
man unterscheidet:
 molekulare Verbindungen (z.B. Wasser, Butan, Cohlendioxid, Zucker, Fette, Eiweiße,
DNS)
 ionische Verbindungen ( Salze)
 metallische Verbindungen ( Legierungen)
 Komplex-Verbindungen, koordinative Verbindungen, (selten: komplexe Verbindungen)
Die Art der Bindung zwischen den Atomen und den Stoff-Teilchen bestimmt ganz wesentlich
die Eigenschaften des Stoffes. Wenn z.B. keine geladenen Teilchen vorhanden sind, die
auch noch beweglich sein müssen, dann kann der betreffende Stoff kaum den elektrischen
Strom leiten.
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- 24 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Verbindungen erhalten in der Chemie zur Kurzschreibung sogenannte Formeln. Diese beinhalten mehrere direkte und indirekte Informationen:
1. sie zeigen die Elemente an,
die in der Verbindung enthalWasser (Molekül)
2
ten sind
HO
2. sie zeigen die Zahlenverhältnisse an, in denen die Elemente in der Verbindung enthalten sind (steht keine Zahl
als Index am Element, dann
bedeutet dies eine "1")
NaCl
Natriumchlorid / Kochsalz (BauEinheit)
C6H12O6
Glucose / (Haushalts-)Zucker (Molekül)
3. die Formeln stehen für ein Molekül oder eine Bau-Einheit
(z.B. bei Salzen)
4. die Formel steht für die Stoffmenge von 1 mol Teilchen
(Moleküle oder Bau-Einheiten)
Synthese
Element + Element
Verbindung
Analyse
Verbindung
Element + Element
Synthese
Element + Element
Verbindung
Analyse
Definition(en): Verbindung
Eine Verbindung ist ein Reinstoff, der aus mindestens zwei (miteinander verbundenen) Elementen besteht.
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- 25 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stoff-Klassen
gekennzeichnet durch z.B. ähnlichen / charakteristischen / gleichen Bau
Stoff-Klasse
Bau-Merkmale
charakteristische Merkmale
Beispiele
metallische
Stoffe
Metalle
bestehen aus AtomRümpfen
(MetallKationen) und frei
beweglichen Elektronen
(ElektronenWolke),
MetallKristall
Metall-Bindung
bestehen aus Atomen
häufig
molekularer
Bau, Molekül-Kristall
Atom-Bindung
bestehen aus Ionen
Ionen-Kristall
Ionen-Bindung
(Ionen-Beziehung )
gute elektrische Leitfähigkeit (Leiter 1.
Klasse)
fest (Ausnahme: Hg), (metallisch)
glänzende Oberfläche, duktil (plastisch
verformbar), nicht in Wasser löslich
(Ausnahmen: Alkali-Metalle), mittelhohe bis sehr hohe Schmelz- und Siedepunkte
keine oder geringe elektrische Leitfähigkeit (Nichtleiter), geringe bis sehr
geringe
Schmelzund
SiedeTemperaturen, vielfach gasförmig oder
flüssig
fest, nicht elektrisch leitfähig, die
Schmelzen sind elektrisch leitfähig,
kristallin, meist farblos und / oder
durchscheinend bis durchsichtig
spröde, hohe bis sehr hohe Schmelzpunkte
in Wasser löslich
alle C-Verbindungen mit Ausnahme
der Oxide, Carbonate, Hydrogencarbonate und Carbide
Eisen,
Natrium,
Aluminium, Gold,
Kupfer,
Silber,
Zink, Blei
saurer Geschmack, pH kleiner als 7,
ätzend, bilden mit Basen Salze
Schwefelsäure,
Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure),
Essig (Essigsäure), Cohlensäure,
Zitronensäure
Natronlauge (Natriumhydroxid),
Kalk-Wasser
(Calciumhydroxid)
,
AmmoniakLösung (SalmiakGeist)
nichtmetallische Stoffe
Nichtmetalle
(Metalloide)
salzartige
Stoffe
Salze
organische
Stoffe
Säuren
Basen
sind aus Cohlenstoff
und Wasserstoff aufgebaut,
Derivate
enthalten auch oder
ersatzweise Sauerstoff,
Stickstoff,
Schwefel, …
besitzen in Wasser
abspaltbare
Protonen / WasserstoffIonen
besitzen in
abspaltbare
xid-Ionen;
können in
Protonen /
stoff-Ionen
men
Wasser
Hydro-
seifiger Geschmack und FingerEindruck, ätzend, pH-Wert größer als 7
Wasser
Wasseraufneh-
Wasserstoff,
Schwefel, Sauerstoff, Chlor, Phosphor, Brom, Stickstoff
Kochsalz (Natriumchlorid),
Cupfer(II)-sulfat,
Soda
(Natriumcarbonat), QuarzSand
(Siliciumdioxid)
Ethanol, Benzen,
Essigsäure,
Haushaltszucker
(Saccharose),
PVC, Teflon
Manche Stoff-Klassen stellen Restmengen zu bestimmten anderen definierten Klassen dar.
Die Nichtmetalle (früher Metalloide) sind schon so eine Klasse. Noch deutlicher wird dies bei
den anorganischen Stoffen. Während die organischen Stoffe noch relativ sauber definiert
sind, kann man den anorganischen Stoffen nur alle restlichen Stoffe zuordnen. Ein gemeinsames Prinzip fehlt hier.
oder durch gleiche / charakteristische / ähnliche / typische Eigenschaften
manchmal wird auch die Bildung / Entstehung zum Klassifizierungs-Kriterium erhoben
es gibt antipode Gruppen, wie z.B. (elektrische) Leiter und Nicht-Leiter, häufig aber mehrere
innere Klassen oder Übergangsgruppen
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
weitere Beispiele: flüchtige und nicht-flüchtige Stoffe (auch semiquantitative Klassifizierung
möglich: sehr leicht, leicht, schwer, sehr schwer flüchtig)
Stoff-Klasse
charakteristische Merkmale
flüchtige Stoffe
niedrige Schmelz- und Siedepunkte (meist
schon unter 20 °C)
nicht oder nur schwer schmelzbar, Siedepunkte
werden oft gar nicht erreicht, da sie sich vorher
zersetzen
nicht-flüchtige
Stoffe
Fest-Stoffe
Schmelzpunkt oberhalb von 20 / 25 °C
Flüssigkeiten
Schmelzpunkt unterhalb von 20 / 25 °C
Siedepunkt oberhalb von 20 / 25 °C
Siedepunkt unterhalb von 20 / 25 °C
Gase
elektrische Leiter
elektrische Halbleiter
elektrische NichtLeiter
kristalline Stoffe
amorphe Stoffe
elektrisch leitfähig
Leitfähigkeit sinkt mit Temperatur
schwach elektrisch leitfähig
Leitfähigkeit steigt mit Temperatur
nicht elektrisch leitfähig
(Temperatur-unabhängig)
begrenzt von ebenen Flächen, regelmäßig
(streng geordnet) und gesetzmäßig aufgebaut,
haben Fern-Ordnung (Einflüsse auch auf entfernte Teilchen möglich), Gitter-Struktur
Teilchen sind regellos verteilt (es fehlt kristalline
Struktur), nur Nah-Ordnung (beeinflussen nur
ihre unmittelbaren Nachbarn)
(!!! viele als amorph bezeichnete Stoffe sind in
Wirklichkeit nur fein-kristallin (z.B. gemahlen
usw.)
Beispiele
Eisen, Kochsalz, Haushaltszucker, Kalkstein (Calciumcarbonat)
Wasser, Brom, Quecksilber
Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Helium
Eisen, Aluminium, Gold,
Cupfer
Silicium, Selen, Germanium
Schwefel, Sauerstoff, Wasser
Glas, Gummi, Thermoplaste
Schwefel, Phosphor
weiteres Klassifizierungs-Prinzip ist die Verwendung
Stoff-Klasse
charakteristische Merkmale
Beispiele
Farbstoffe
absorbieren, emmitieren oder reflektieren bestimmte LichtAnteile, haften an Oberflächen oder gehen gut in Lösung (es
können auch andere Lösungsmittel außer Wasser gemeint
sein)
reagieren charakteristisch mit anderen Stoffengruppen / Stoffen (meist unter Veränderung ihrer Farbe od. einer anderen gut
beobachtbaren Eigenschaft)
Methylblau,
Sudan-III,
AlizarinBlau,
Fuchsin,
Indigo, Lackmus
Unitest(-FarbstoffMischung),
Indikatoren
Lösungsmittel
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
ein und derselbe Stoff kann in einer Vielzahl von Stoff-Klassen vertreten sein
Beispiel: Kochsalz
Stoff-Klasse
Merkmale / Eigenschaften
(NaCl)
KlassenMerkmale
Begründung
Salz-artige
Stoffe
Salze
ist aus Natrium- und Chlorid-Ionen
aufgebaut, zwischen diesen besteht
Ionen-Beziehung, kristalliner Bau
gut löslich in Wasser und anderen polaren Lösungsmitteln, spöde, hohe
Schmelz- (801 °C) und Siede-Punkte
(1465 °C), Schmelze leitet den Strom
bei Zimmer-Temperatur fest (
Schmelz- (801 °C) und Siede-Punkt
(1465 °C) deutlich über 25 °C)
siehe vorne
die Merkmale von NaCl
stimmen mit den charakteristischen Merkmalen
der Klasse überein
siehe vorne
ist aus Natrium- und Chlorid-Ionen
aufgebaut
 besteht nicht aus
Cohlenstoff und Wasserstoff oder leitet
sich aus einer solchen Struktur ab
nicht organischer
Stoff
(s. dazu vorne)
die Merkmale von NaCl
stimmen mit den charakteristischen Merkmalen
der Klasse überein
passt nicht zu den organischen Stoffen und gehört damit zu den anorganischen
Feststoffe
anorganische
Stoffe
Lebensmittel
Kristall-Arten
regelmäßige Struktur
Gegensatz sind amorphe Körper mit unregelmäßigem Aufbau
Definition(en): Kristall
6 Kristall-Klassen
32 Kristall-Systeme
Aufgaben:
1. Sind die folgenden Stoffe Reinstoffe, Elemente, Verbindungen oder Gemenge? Begründen Sie Ihre Meinung ausführlich!
Meerwasser, Bier, Eisen, Zucker, Stahl-Beton, See-Sand, Erfrischungs-Getränk (z.B.
Cola), Quecksilber, Stahl,
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Überblick: Kristall-Arten
Merkmal / Kriterium
Bau
Skizze
Atom-Kristall
Molekül-Kristall
Metall-Kristall
Bauteile
Atome
Moleküle
(oben: unpolar
unten: polar)
Metall-Kationen
(Atom- Ionen (Kationen und AnioRümpfe) und frei-bewegliche nen)
Elektronen
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Ionen-Kristall
Übersicht über die Einteilung / Klassifizierung von Stoffe (einfache Version)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 30 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
2. grundlegende physikalische Sachverhalte
Teilchen
Wenn wir in der Chemie von Teilchen sprechen, dann sind vorrangig Objekte atomarer Größe gemeint. Wir unterscheiden monoatomare und polyatomare Teilchen. Die monoatomaren
Teilchen sind die Atome ( 3. Atombau und das Periodensystem der Elemente) selbst oder
ihren geladenen Äquivalente – die (atomaren oder monoatomaren) Ionen. Polyatomare Teilchen bestehen aus mehreren Atomen. Sie werden zumeist als Moleküle bezeichnet. Auch
Moleküle können geladen sein. Große und sehr große Moleküle – die dann Makro-Moleküle
genannt werden – werden nicht mehr zu den Teilchen gezählt.
Molekulare Teilchen werden i.A. als relativ bewegliche Objekte angesehen. Damit unterscheiden sie sich von Kristallen usw., in denen verschiedenste Teilchen relativ starr aneinander haften und sich nur geringfügig bewegen (können). In Kristallen bewegen sich die
Teilchen vorrangig an und auf ihren Gitter-Punkten. Eine Ausnahme stellen die freibeweglichen Elektronen (Elektronen-Gas) in Metall-Kristallen dar. Genaugenommen sind Elektronen Elementar-Teilchen. Die Elektronen – als Bauteile der Atome – könnten quasi als die
kleinsten Teilchen auf der atomaren Größen-Ebene betrachtet werden.
Interessant sind die Elementar-Teilchen aber auch chemisch. Bei Reaktionen können z.B.
Protonen (Wasserstoff-Ionen) oder Elektronen zwischen Stoffen ausgetauscht werden. Protonen stellen – genauso wie die Elektronen – hinsichtlich der Größe die untere Grenze der
Teilchen (in der Chemie) dar. Protonen sind aber im Vergleich zu den Elektronen rund 1000x
größer.
In die Welt der noch kleineren Materie-Bausteine – z.B. die der Quarks – dringen wir in der
Chemie nicht ein. Sie sind die Domäne der Physik. In chemischen Vorgängen spielen sie
überhaupt keine Rolle.
Vielfach werden die Teilchen relativ idealisiert betrachtet. So werden einatomige Teilchen als
Kugel-förmige Objekte mit oder ohne Ladung betrachtet. Sie haben über Kräfte Beziehungen
zu anderen Teilchen oder größeren Objekten (z.B. Kristallen, Feststoffen, …). Die idealisierten Teilchen besitzen als Ganzes eine Masse, eine Ausdehnung (Volumen), eine Ladung
usw. usf., je nach dem, was man für die konkreten Betrachtungen benötigt. Teilchen als
mehr oder weniger abgeschlossene Objekte sind also typische Modelle. In der Chemie gehören sie zu den wichtigsten Modell-Vorstellungen.
Definition(en): Teilchen
Teilchen sind Objekte atomarer Größe. Man unterscheidet Elementar-Teilchen, Atome, Ionen und Moleküle.
Kräfte
Eine Kraft ist eine gerichtete Einwirkung auf einen Körper (Teilchen, Stoffe, Gegenstände),
die eine Wirkung erzielt. So können Körper z.B. bewegt oder verformt werden. Durch die
Einwirkung der Kräfte wird (physikalische) Arbeit verrichtet oder der Energie-Gehalt des Körper bzw. seiner Umgebung geändert.
Heute unterscheiden die Physiker vier elementare Natur-Kräfte – auch Wechselwirkungen
genannt. Neben der elektromagnetischen Kraft gehören auch die starke Kern-Kraft, die
schwache Kern-Kraft und die Gravitations-Kraft dazu.
In der Chemie interessieren uns vor allem die elektromagentischen Kräfte. Hierzu gehören
z.B. die elektrostatischen Kräfte. Sie beruhen auf Ladungen und Ladungs-Verschiebungen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Die elektrostatischen Kräfte werden wir in Form der polaren Kräfte und der VAN-DERWAALS-Kräfte – aber auch in chemischen Bindungen – sehr häufig wiederfinden.
Definition(en): Kraft
Eine Kraft ist die Ursache für eine Wirkung an einem Objekt.
Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Kräften (z.B. elektromagnetische Kräfte, VANDER-WAALS-Kräfte, mechanische Kräfte, Gravitation, schwache und starke Kern-Kräfte, ).
Kräfte gehen – physikalisch gesehen –
von einem Punkt
aus und haben eine
Richtung (Vektor).
Deshalb
benutzt
man zumeist auch
einen Pfeil zur Darstellungen
einer
Kraft. Die Gerade
auf der der Kraft
liegt, ist die Wirkungs-Linie.
Die Größe der Kraft wird standardmäßig über die Pfeil-Länge (den Betrag des Vektors) ausgedrückt. Seltener deutet man die Kraft-Stärke schematisch durch die Pfeil-Dicke an.
Nach NEWTON steht jeder Kraft eine gleichgroße, aber genau entgegengesetzt gerichtete
Gegen-Kraft entgegen.
Haben verschiedene Kräfte
einen gemeinsamen Ursprung,
dann addieren sie sich. Bei
zwei Kräften kann man die
Summe graphisch durch die
Parallel-Verschiebung relativ
einfach ermitteln.
Greifen noch mehr Kräfte an, dann ist die einfachste Lösung die fortlaufende HintereinanderKonstruktion (mehrere Parallel-Verschiebungen) der Einzel-Kräfte. Die resultierende Kraft is,
derjenige Vektor, der sich zwischen dem Kräfte-Ursprung und dem konstruierten VektorenEnde (letzte Spitze) ergibt.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Dipole
Wenn sich in einem Molekül mindestens zwei
verschieden geladene Ladungs-Schwerpunkte
räumlich voneinander getrennt befinden, dann
sprechen wir von einem Dipol. Einfache Moleküle aus nur einer Atom-Art besitzen diese Eigenschaft nicht. In ihnen sind alle Ladungen
gleichmäßig – zumeist schon direkt im einzelnen Atom selbst – verteilt. Die möglichen Ladungs-Schwerpunkte liegen im Zentrum des
Atoms (im Atomkern) bzw. im räumlichen Zentrum des Moleküls. Nach außen sind keine
(dauerhaften und ausreichend großen) Ladungen feststellbar.
Molekül ohne …
und
mit Ladungen
(bzw. Ladungs-Schwerpunkten)
Molekül mit gleichmäßig
verteilten Elementar-Ladungen
Dipole (mit Schwerpunkten)
Beispiel-Moleküle: links: HCl; rechts: H2O
Bei mehr als zwei LadungsSchwerpunkten müssen noch bestimmte
räumliche
AnordnungsBedingungen erfüllt sein. Die Ladungen müssen eine gewisse Asymmetrie erzeugen. Dazu müssen die resultierenden (gemeinsamen, summativen)
Ladungs-Schwerpunkte
räumlich
voneinander getrennt sein.
Beim Wasser – mit dessen Formel
H2O – würde man vielleicht eine lineare Anordnung der Atome erwarten:
Dipol Wasser (H2O), "explodiert" in einem Tetrader
H2O:
(zwei Ecken werden von Elektronen-Wolken belegt)
H–O–H
???:
Die beiden Ladungs-Schwerpunkte
müssten dann übereinander fallen.
Aus der Praxis wissen wir aber, dass
Wasser ein ganz typischer Dipol ist.
Praktisch ist das Wasser-Molekül
tetraedrisch gebaut. Im Mittelpunkt
des gedachten Körpers (Tetraeder)
liegt das Sauerstoff-Atom. Zwei der
Ecken des Tetraeders sind mit Wasserstoff-Atomen belegt, die anderen
beiden Ecken werden von freien
Elektronen-Päarchen genutzt. Die
sich nun ergebenen LadungsSchwerpunkte sind deutlich voneinander getrennt – Wasser-Moleküle
sind Dipole.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Dipol (mit Ladungs-Schwerpunkten)
Beispiel-Molekül: ???
Dipole (mit Ladungs-Schwerpunkten)
Beispiel-Moleküle: NH3, ???
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Ähnlich verhält es sich mit Ammoniak (NH3). Hier ist es ein einzelnes freies Elektronen-Paar,
das eine Ecke des Tetraders ausmacht. In den anderen Ecken liegen die WasserstoffAtome. Das Stickstoff-Atom liegt im Zentrum des Tetraeders.
Die Ladungs-Schwerpunkte müssen
nicht von vollständigen Ladungen gebildet werden. Viel häufiger sind es
teilweise Ladungen (Partial-Ladungen), die zu Dipolen führen. Das
Wasser-Molekül ist ein typisches Beispiel für diese Situation. Die partiellen
Ladungen müssen aber eine gewisse
Größe überschreiten, damit sie nach
außen wirksam werden. Als Hilfs-Maß
keine Dipole bei Molekülen mit linearem
kann die Elektronegativität verwendet
oder planarem Bau, weil Ladungs-Schwerpunkte
werden. Deren Differenz (EN) muss
räumlich aufeinander fallen
nach pratischen Erfahrungswerten
Beispiel-Moleküle: CO2, BH3, BF3
größer als 0,5 sein. Dazu später genaue(untere Reihe: vereinfachte Darstellung)
res ( Elektronegativität (nach PAULING)).
Unter normalen Umständen haben die Moleküle keine
Vorzugs-Richtung. Jedes Teilchen bewegt sich relativ
frei im Raum. Lediglich die Ladungs-Schwerpunkte
der anderen Teilchen können einen Einfluss auf die
Ausrichtung oder Beweglichkeit der Teilchen haben.
Auch dazu später mehr ( 2.1. Kräfte zwischen den
Teilchen).
Legt man nun ein äußeres elektrisches Feld an, dann
richten sich die Dipole so aus, dass die Achse der
Ladungs-Schwerpunkte parallel zu den Feldlinien verläuft. Der negative Ladungs-Schwerpunkt zeigt zur
Kathode (positiv geladene Elektrode) und der positive
Schwerpunkt zur Anode (negativ geladene Elektrode).
Trotzdem besitzen die Dipole immer noch eine gewisse Beweglichkeit. Sie wackeln – schwingen – an den
Aufenthalts-Orten hin und her.
Dipole im Raum
(ohne äußeres elektrisches Feld)
Im Fall von Wasser nutzt man die Ausrichtung im elektromagentischen Feld z.B. in der häuslichen Mikrowelle. Dort werden die
Wasser-Dipole durch ein äußeres elektromagnetisches WechselFeld ständig hin und her bewegt (gedreht). Dadurch entsteht im
Lebensmittel Reibung und es wird schließlich heiß.
Dipole im elektrischen Feld
Definition(en): Dipol
Ein Dipol ist ein Objekt mit zwei entgegengesetzt geladenen, räumlich getrennten LadungsSchwerpunkten.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
2.1. Kräfte zwischen den Teilchen
Kohäsion
Kräfte zwischen den Teilchen eines Stoffes, sorgen für den inneren Zusammenhalt der Stoffe
sie gliedern sich in
 Bindungen (Atom-, polare Atom- und Ionen-Bindung (kovalente und polare Kräfte)
 zwischenmolekulare Kräfte
o unpolar (VAN-DER-WAALS-Kräfte (VDW-Kräfte, VdW-Kräfte))
o polar (ausgehend von Partial-Ladungen; z.B. Wasserstoff-Brücken-Bindung (WBB))
 mechanische Verwirkung (Verschlaufung, Verfilzung) von größeren Molekülen (MakroMolekülen)
polare Kräfte basieren auf geladenen Teilchen, wir untercheiden positive und negative
Ladungen, zwischen positiv und negativ geladenen Einzel-Teilchen (Ionen oder Elementar-Teilchen (Elektronen)) herrschen ausgeprägte starke elektrostatische Kräfte
VAN-DER-WAALS-Kräfte (VdW-Kräfte) werden auch als unpolare (apolare) Kräfte zwischen Teilchen beschrieben
auf Molekül-Ebene ist dies auch so, lokal auf
Atom-Ebene basieren die VAN-DERWAALS-Kräfte auf den elektrostatischen Anziehungs-Kräften zwischen einem AtomKern und den Elektronen des NachbarAtoms, die positiv geladenen Atom-Kerne
stellen eine relativ stabiles Raster dar
da die Elektronen sich ständig bewegen,
kommt es z.B. kurzfristig zu Anhäufungen
von negativen Ladungen auf der einen Seite
und positiven Ladungs-Schwerpunkten an
anderer Stelle
die entgegengesetzt geladenen LadungsSchwerpunkte ziehen entsprechend an –
was eben genau diese VAN-DER-WAALsKräften entspricht
an anderer Stelle stoßen sich vielleicht die
Elektronen-Häufungen (gleichartige negative
Ladungs-Schwerpunkte) von benachtbarten
Atomen ab; durch die ständige Bewegung
der Elektronen sind die Kräfte im Kleinen
sehr flüchtig und wechseln gewissermaßen
ständig ihre Position und Richtung, nach außen erscheinen sie (summativ) als neutrale
Kräfte
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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zwei Moment-Aufnahmen
von temporären Wechselwirkungen
zwischen den Ladungsträgern
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
sie sind praktisch auch wesentlich kleiner als (echte) polare Kräfte, abgeschätzt nur 1/10 so
groß wie polare Kräfte
die Stärke der VAN-DER-WAALS-Kräfte ist von der Anzahl der Ladungen, der Verteilung im
Raum, von der Polarisierbarkeit (Verschiebbarkeit der Ladungen) und von der wirksamen
Kontaktfläche (Molekül-Oberfläche) abhängig
Definition(en): Kohäsion
Kräfte die zwischen den Teilchen (z.B. Molekülen oder Atomen) eines Stoffes wirken, werden als Kohäsion bezeichnet
Adhäsion
Anhangs-Kraft, zwischen zwei (kondensierten) Phasen, die zueinander Kontakt haben
praktisch zwischen Feststoffen und / oder Flüssigkeiten, dabei sind alle denkbaren Kombinationen möglich
Kräfte an den Grenzflächen der Stoffe
Adhäsion basiert auf verschiedenen Effekten und Phänomenen, die einzeln oder im Komplex
wirken können
 mechanische Adhäsion (durch submikroskopische Verzahnungen, Rauigkeit, Poren,
Vertiefungen)
 spezifische Adhäsion (z.B. durch elektrostatische Kräfte (Pole, Dipole), chemische Affinitäten der Stoffe zueinander (verbunden mit Diffusions-Phänomenen))
 Oberflächen-Spannung und Fluidizität
 thermodynamische und energetische Effekte, stabile System-Zustände
Stoffe können sich anziehen oder auch
(scheinbar) abstoßen
bestimmt durch verschiedene Stoff- und
Phasen-Eigenschaften
an Phasen-Grenzen sind schwache Adhäsions-Kräfte oft mit einer großen OberflächenSpannung verbunden, da die KohäsionsKräfte – der an der Grenze liegenden Teilchen – nur auf die eigene Phase wirken (
4.1.3. Viskosität und Oberflächenspannung)
Adhäsion zwischen Glas und Wasser (links)
sowie zwischen Glas und Quecksilber (rechts)
Definition(en): Adhäsion
Kräfte die zwischen den Teilchen (z.B. Molekülen oder Atomen) verschiedener Stoffe wirken, werden als Adhäsion bezeichnet.
Adhäsion sind die Grenzflächen-Kräfte zwischen verschiedenen Phasen (Stoffen).
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
2.2. Energie und Energie-Austausch
Definition(en): Energie
Energie E ist die Fähigkeit eines Objektes (Körpers) Arbeit zu verrichten (also andere Objekte zu manipulieren)
weitere häufig verwendete Formel-Zeichen: W WW Q Eelektr. W h* Echem
Einheit(en): 1 J (JOULE; sprich: dschuhl)
1 J = 1 N * m = 1 kg * m2 / s2 = 1 W * s
1 J = 6,242 * 1018 eV = 6,242 * 106 MeV = 6,242 TeV
Definition(en): Temperatur
Die Temperatur T ist ein Maß für die durchschnittliche kinetische Energie (BewegungsEnergie) der Teilchen eines Stoffes / eines Systems.
weitere Formelzeichen:  (Theta; für T in °C)
Einheit(en): 1 K (KELVIN); 1 °C (Grad CELCIUS);
1 °F (Grad FAHRENHEIT); 1 °R (Grad RÈAUMUR)
1 K = 1 grd
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Besser vorstellbar ist die Teilchen-Bewegung im gasförmigen
Zustand. Hier können sich die Teilchen in alle Richtungen frei
bewegen.
In einem ersten (vereinfachten) Modell gehen wir davon aus,
dass alle Teilchen die gleiche Energie / BewegungsGeschwindigkeit haben. Weiterhin soll es zu keinen Kontakten
der Teilchen untereinander kommen. Bei einem ausreichend
verdünntem Gas könnte man sich das auch noch gut vorstellen.
Wie wir noch sehen werden erzeugt das Modell aus sich selbst heraus einen
Widerspruch, der ein deutliches Indiz dafür ist, dass wohl doch nicht alle Teilchen die gleiche Energie / Geschwindigkeit haben.
Haben die Teilchen eine geringe (Bewegungs-)Energie, dann
entspricht das einer geringen Temperatur. Dementsprechend
besitzen die Teilchen eines wärmeren Gases mehr Energie.
Physikalisch würden wir die höhere Temperatur anhand des
höheren Druckes beobachten. Die warmen (Energie-reicheren)
Teilchen stoßen mit größerer Kraft gegen die Außenwände.
Energie-Übertragung durch direkten Kontakt der Teilchen untereinander (Stöße) oder über Strahlungen oder Felder
Wir kombinieren nun ein kaltes Gas mit
einem warmen. Zuerst sind beide noch
durch eine Trennwand voneinander isoliert.
Im nächsten Schritt wird die trennende
Wand entfernt. Die Teilchen können sich
nun im gesamten Raum bewegen, was
sie dann auch sofort tun.
Zuerst werden nur einzelne Teilchen
ihren "angestammten" Raum verlassen.
Aber nach und nach werden es immer
mehr. Besonders die Energie-reichen
(warmen) Teilchen verteilen sich schneller im Raum, da sie sich ja mit der größeren Geschwindigkeit bewegen.
Nach einer bestimmten Zeit haben sich
die Energie-armen und –reichen Teilchen gleichmäßig im Raum verteilt.
Da unser Modell davon ausgegangen
ist, dass die Teilchen in einem Raum
immer die gleiche Energie haben müssen wir diese nun anpassen. Zehn
Energie-reiche und zehn Energie-arme
Teilchen ergeben zusammen 20 Teilchen mit einer mittleren Energie.
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links kalter und rechts warmer Bereich sind noch
räumlich getrennt
nach Entfernen der Trennwand können
sich die Teilchen im gesamten Bereich bewegen
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Dies ist aber eben nur eine ModellVorstellung. Die Anwesenheit von Energie-reichen und Energie-armen Teilchen
ist wesentlich realistischer und entspricht auch den praktischen Beobachtungen.
die ersten Teilchen bewegen sich in die jeweils
gegenüberliegenden Bereiche
gleichmäßig verteile Teilchen im Gesamt-Bereich
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
2.3. Teilchen-Bewegung
Wärme-Bewegung der Teilchen (BROWNsche Molekular-Bewegung)
Teilchen bewegen sich unregelmäßig, ändern ständig Richtung und Geschwindigkeit, scheinbar zufällig
beobachten und beschrieben zuerst von BROWN
z.B. bei Pollen auf der Wasser-Oberfläche
Wasser-Tröpfchen in einer Nebel-Kammer
ein Teil der Zusammenstöße und den damit verbundenen
Richtungs- und Geschwindigkeits-Änderungen geht von der
eigenen Teilchen-Art aus
bei reinen Stoffen erfolgen die Bewegungs-Änderungen nur
nach Teilchen-Kontakten
alle Teilchen eine Stoffes haben eine bestimmte durch- beobachtete Teilchen-Bewegung
z.B. in einer Nebelkammer
schnittliche Bewegungs-Energie, die als Temperatur ausgedrückt / gemessen wird
Bei der Temperatur von 20 °C bewegen sich die Teilchen des Quecksilbers so stark, dass deren Raum-Anspruch genau durch den SkalenStrich für 20 °C auf dem Thermometer angezeigt wird.
bei Stoffen mit großer Temperatur bewegen sich die Teilchen schneller / intensiver / stärker
die Teilchen eines kälteren Stoffes (gleiche Stoff-Art) bewegen sich langsamer
Bei Feststoffen findet die Bewegung hauptsächlich um die
Gitter-Punkte herum statt
durch Stoßen übertragen die Teilchen Energie auf die StoßPartner, die ändern darauf hin ihre Bewegungs-Richtung
und Geschwindigkeit
Weiterhin können auch direkte Energie-Zufuhren oder –
Entnahmen die Bewegungs-Energie der Teilchen beeinflussen
Ursache der BROWNschen
Molekular-Bewegung
Verteilung der Energie-Werte nach MAXWELL und BOLTZMANN
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
2,5
Teilchen-Anzahl
[%]
2
1,5
1
0,5
0
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
Teilchen-Geschwindigkeit [m/s]
Erläuterung des Diagramms: Berechnet wurde die Anzahl der Teilchen, die eine bestimmte
Energie besitzen (hier praktisch immer in Geschwindigkeits-Gruppen mit je 10 m/s Breite berechnet). Erfassung zu einem bestimmten Zeit-Punkt.
Teilchen mit einer Geschwindigkeit (Energie) von 0 m/s gibt es nicht (kaum). Mit steigender
Teilchen-Geschwindigkeit steigt auch die Teilchen-Anzahl, welche genau eine bestimmte
Geschwindigkeit () besitzen
bei einer bestimmten Geschwindigkeit beobachten wir eine maximale Zahl von Teilchen (hier
160 m/s), danach fällt die Anzahl der Teilchen mit immer höherer Geschwindigkeit (Energie),
es gibt auch Teilchen mit noch größerer Geschwindigkeit (theoretisch bis unendlich), deren
Anzahl nähert sich aber immer mehr der 0 an, sie stoßen praktisch sofort oder besonders
häufig mit anderen Teilchen zusammen, die gewöhnlich eine kleine Energie besitzen. Soe
kommt es schnell wieder zur Verringerung (Normalisierung) der Geschwindigkeit
die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt (hier!) bei rund 275 m/s (rechte und linke Fläche
unter der Kurve gleich groß)
Bei steigender Temperatur flachen
die
Kurven
der
BOLTZMANN-Verteilung immer
mehr ab.
Abhängigkeit der Teilchenzahlen mit einer bestimmten
Bewegungs-Geschwindigkeit von der Temperatur
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Q: de.wikipedia.org (Kai11)
es besteht auch eine Abhängigkeit
von der Teilchen-Masse
Abhängigkeit der Teilchenzahlen
mit einer bestimmten Bewegungs-Geschwindigkeit
von der Molekül-Art (Masse)
Q: de.wikipedia.org (Kai11)
Verteilung der Energie-Werte nach MAXWELL und BOLTZMANN
Diffusion
lat. von diffundere, was verstreuen, ausbreiten, ausgießen bedeutet
allg. durch Gradienten-Gefälle bedingt (Treibkräfte)
bedeutsamster Gradient sicher die Konzentration
auch andere Gradienten möglich, z.B. Temperatur, Dichte, Ladung, Partial-Drücke
Ursache liegt in der Wärme-Bewegung der Teilchen
für das einzelne Teilchen gibt es keine vorrangige Bewegungs-Richtung, insgesamt finden in
dem Raum, wo wenige (gelöste) Teilchen vorhanden sind, auch nur weniger Zusammenstöße mit anderen Teilchen statt, die Teilchen verbleiben in diesem Raum bzw. behalten ihre
Bewegung bei
Teilchen in einem Bereich mit höherer Konzentration bzw. einer höheren Dichte stoßen öfter
zusammen, damit verändern sie öfter ihre Richtung und verlassen so eher den Teilchendichteren Raum
in dem Bereich, wo die Teilchen eine höhere Geschwindigkeit haben (also eine höhere Temperatur repräsentieren) stoßen die Teilchen öfter und intensiver zusammen und übertragen
damit öfter Energie an ihre langsamen Stoß-Partner (mit weniger Energie)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Energie-arme Teilchen aus dem kälteren Raum nehmen eher Energie bei einem Stoß auf,
als das sie sie abgeben (die Chance ein Energie-ärmeres Teilchen zu treffen ist einfach geringer)
in einem Bereich mit Teilchen einer geringeren Energie bzw. einer kleineren Teilchen-Dichte
kommt es zu weniger Zusammenstößen, dementsprechend zu weniger EnergieÜbertragungen und Richtungs-Änderungen
bekannt und bestimmt schon häufig beobachtet ist das Phänomen beim Ausgleich eines
Temperatur-Gradienten
FICKsches Diffusions-Gesetz
Stoffmenge   Diffusionskoeffizient  Fläche  Konzentrationsgrad  Zeit
Definition(en): Diffusion
Temperatur-Ausgleich durch Diffusion
Materialien / Geräte:
einfaches Pflanzen-Öl (möglichst hellfarbig), Paprika-Pulver, Kühlschrank, Herd, Wärmefestes
Glas (ev. Thermo-Glas mit Doppelwand), ev. Thermometer
Hinweise:
im Labor kann auch Sudan-III als Farbstoff verwendet werden
Durchführung / Ablauf:
- Glas mit Öl befüllen, dass eine deutliche Schicht zu erkennen ist (Höhe mind. 1 cm) und in
den Kühlschrank stellen
- ungefähr die gleiche Menge mit etwas Paprika-Pulver oder Sudan-III erwärmen
- das warme Öl kurz stehen lassen, dass sich das Paprika-Pulver absetzen kann und dann
das warme Öl vorsichtig auf das kalte Öl schichten
-
mögliche Zusatzuntersuchungen:
- mit einem oder zwei kann die Temperatur der kalten oder beider Phasen verfolgt werden,
dabei aber unbedingt Bewegungen durch das Thermometer vermeiden, die Schichten des
Öls sollten etwas höher sein, als der Meß-Kopf des Thermometers
- die Temperatur kann gut über die Zeit aufgenommen und dann graphisch dargestellt werden
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3. Stoffe, Eigenschaften und zugehörige ArbeitsMethoden
Jeder (reine) Stoff ist durch eine einzigartige Kombination von Merkmalen und Eigenschaften
charakterisiert. Zwei (verschiedene) Stoffe unterscheiden sich immer mindestens in einer
Eigenschaft. Die spezielle Kombination der Eigenschaften eines Stoffes machen seine Identität (quasi seine Individualität) aus.
Stoffe sind auf der makroskopischen Ebene durch emernente Eigenschaften gekennzeichnet, die sich nicht direkt aus den submikroskopischen Eigenschaften ableiten lassen. Man
findet für Emergenz auch die Begriffe Fulguration oder Übersummativität.
Z.B. sind Atome durch eine sehr große – fast leere – Hülle gekennzeichnet. So ist z.B. bei
einem Eisen-Atom über 99 % des Atom-Volumens leer. Trotzdem kann man einen EisenBlock nicht einfach durchdringen. Er ist fest – fast so, als wäre alles gefüllt.
Der Philosoph LOCKE unterschied nach primären und sekundären Eigenschaften. Die
primären wohnen dem Objekt inne, während die sekundären durch unsere Wahrnehmung
bestimmt sind.
So glänzt Gold metallisch und ist leicht gelblich gefärbt. Dies sind primäre Eigenschaften des
Goldes. Die Faszination von Wert, Ruhm usw., die für uns heute von Gold ausgeht, ist nur
gefühlt. In einigen Urvölkern war Gold eher ein ungeliebtes Metall, weil es eben so weich und
biegsam war und auch höhere Temperaturen kaum stand halten konnte. Auch in unserer
Welt ändert sich der Wert von Gold sehr schnell, wenn es ums pure Überleben geht.
In anderen Betrachten werden empirische von logischen / subjektiven Eigenschaften abgegrenzt. Das geht aber im Wesentlichen auf die Einteilung von LOCKE zurück.
intensive Eigenschaften (bleiben auch nach dem Teilen der Stoff-Probe gleich) z.B.
Schmelz-Temperatur, Siede-Temperatur
extensive Eigenschaften sind von der Menge abhängig (verändern / teilen sich beim Teilen
der Stoff-Probe) z.B. Masse, Volumen
es gibt einige Eigenschaften die additiv sind, d.h. sie erhöhen sich mit der Menge bzw. bei
Gemischen mit dem jeweiligen Anteilen der Mischung
streng genommen ist nur die Masse wirklich additiv, je mehr sich die Komponenten einer Mischung unterscheiden, um so größer sind u.U. die Abweichungen von der Summe bzw. dem
Mittelwert (der Komponenten-Eigenschaften)
Wir unterscheiden physikalische, chemische und biologische (oft auch als "physiologische"
bezeichnet) Eigenschaften.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.0.1. konstitutive Eigenschaften
konstitutive Eigenschaften (entsp. prak. den intensiven E:) im weiten Sinne sind alle Eigenschaften, die von der Struktur eines Stoffes bestimmt wird (und nicht von der Menge der
Stoff-Probe)
im engeren Sinne meint man mit konstitutiv solche Eigenschaften, die bei isomeren oder ansonsten ähnlichen Stoffen mehr oder weniger stark variieren, die Ursachen für die Eigenschaften-Abweichungen ist dabei nur in der unterschiedlichen Struktur der Stoffe zu suchen
alternative hierzu sind die kolligativen Eigenschaften
Zu den physikalischen Eigenschaften von Stoffen zählen wir:
 Farbe (Emission und Absorption von Licht), Transparenz
 Glanz
 Dichte
 Aggregatzustand
 Schmelztemperatur (Schmelzpunkt, Erweichungspunkt, Erstarrungstemperatur, …)
 Siedetemperatur (Siedepunkt, Kochpunkt, Kondensationstemperatur, …)
 Schmelzenthalpie, Verdampfungsenthalpie
 Wärmeleitfähigkeit, (spezifische) Wärmekapazität
 Taupunkt
 elektrische Leitfähigkeit, spezifischer elektrischer Widerstand
 Oberflächenspannung
 Magnetisierbarkeit (Remanenz), magnetische Permeabilität (magnetische Leitfähigkeit)
 Viskosität, Fluidizität
 optische Aktivität
 Schallgeschwindigkeit
 Brechungsindex,
 kritische Temperatur, kritischer Druck, kritische Dichte
 Verformbarkeit
 Härte
 Sättigungsdampfdruck

Bei den chemischen Eigenschaften kennen wir:
 Löslichkeit (in verschiedenen Lösungsmitteln / anderen Stoffen)
 Lösungs-Enthalphie
 Bildungsenthalpie, freie Bildungsenthalpie (nach GIBB's)
 Verbrennungsenthalpie
 Entropie
 Reaktivität (gegenüber anderen Stoffen, allgemein)
 Redoxpotential
 Säure- bzw. Base-Konstante
 Oxidationszahl
 stöchiometrische Wertigkeit
 molare Masse

Nur für lebende Systeme relevant sind die biologischen bzw. physiologischen Eigenschaften:
 Geruch
 Geschmack
 Resorbierbarkeit
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre

Die Werte für die einzelnen Größen sind charakteristisch und zumeist in Tabellen dokumentiert. Man nennt sie auch Stoffkonstanten.
Weiterhin kennen wir Eigenschaften von Stoff(prob)en bzw. eines Systems (Wirkgemeinschaft mehrerer Einzelkomponenten), die sich daraus ergeben, wie viel des Stoffes gerade
betrachtet werden:
3.0.2. kolligative Eigenschaften
kolligative Eigenschaften sind solche, die der Menge oder der Zusammensetzung (z.B.
einer Mischung) abhängig sind
Gegenstück zu konstitutiven Eigenschaften
auch Abhängig von der Mischung von Stoffen, z.T. auch von der Partikel-Art und –Mischung
(z.B. grobes und feines Mehl)
physikalisch:
 Masse
 Volumen
 Druck
 osmotischer Druck
 Temperatur
 (Dichte) (bei Veränderung der Körnigkeit etc.)
 (innere) Energie
 Entropie
 Magnetisierung
 Polarisation

chemisch:
 Konzentration (praktisch eigentlich eine phys. E.)
 Reaktivität, Aktivität (z.B. in Lösungen / Gemischen)
biologisch / physiologisch:
 Giftigkeit (Toxizität)
 Ökotoxidizität

Weil sie vom Zustand des Stoffes abhängig sind, bzw. seinen aktuellen Zustand bestimmen,
nennen wir sie Zustandsgrößen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 46 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.0.3. kombinierte Eigenschaften
praktisch eher sekundäre Eigenschaften, für den täglichen oder phänomenologischen Umgang sinnvoll, praktisch aus mehreren primären Eigenschaften kombiniert
häufig subjektiv oder vom Zeitgeist abhängig
Man kann die Stoffeigenschaften auch nach ihrer Beobachtbarkeit unterscheiden. Makroskopische Eigenschaften sind ohne vergrößernde Geräte direkt an der Stoffprobe meßoder beobachtbar. Dazu gehören Masse, Farbe, Aggregatzustand usw. Mit Hilfe von Mikroskopen usw. können wir noch weitere innere Eigenschaften erschließen. Sie werden wegen
der Notwendigkeit von "Mikroskop"-ähnlichen Geräten mikroskopische Eigenschaften genannt. In diese Kategorie fallen z.B. der Kristall-Bau oder die Isomerie.
Kommt bei der Erfassung eine Eigenschaft auf die Teilchen-Ebene, dann spricht man von
submikroskopischen Eigenschaften. Hierzu zählen wir z.B. die Bindungsstärke.
Je mehr man in den mikroskopischen bzw. submikroskopischen Bereich kommt, um so primärer werden die Eigenschaften.
Aufgaben:
1. Informieren Sie über solche Stoffeigenschaften, die Sie nicht kennen bzw.
erläutern können (Definition, Formelzeichen, Einheit(en), Umschreibung / Erläuterung, Beispiel(e))! (Prüfen Sie Ihre "Vorstellungen" in Partnerarbeit!)
Geruch
Umschreibung
Charakterisierung
geruchlos
süßlich
Obst-artig
reizend
stechend
charakteristisch
Beispiel(e)
holzig
modrig / faulig
Sandelholz
Faulgase
Luft
Chlorophorm
Ester
Ammoniak (Salmiak-Geist)
Schwefeldioxid
Schwefelwasserstoff
Geschmack
Umschreibung
Charakterisierung
geschmacklos
süß
salzig
bitter
sauer
seifig
umani
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Beispiel(e)
Stärke (Amylose, Amylopektin, Glycogen)
Cellulose (Zellstoff)
Saccharose (Zucker)
Natriumchlorid (Kochsalz)
Chinin
Magnesiumchlorid (Bittersalz)
Ethansäure (Essigsäure)
Natriumhydroxid (Natronlauge)
Glutamin, Glutaminsäure, Lakritz
- 47 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.1. bedeutsame Stoffeigenschaften
3.1.1. Aggregatzustand
auch Zustandsform
BROWNsche Molekularbewegung (Wärme-Bewegung der Teilchen)
Umwandlung der Aggregatzustände ist mit
Energie-Aufnahmen bzw. –Abgaben verbunden
für Übergang in den höheren Aggregatzustand wird Energie gebraucht
entsprechende Umkehrung beim Übergang
zu niedrigeren Aggregatzustand
Ausnutzung z.B. bei der FrostschutzBeregnung (z.B. bei Nachtfrösten in der Blüte-Zeit) beim Frieren eines Kilogramms
Wasser werden rund 330 kJ freigesetzt (an
die Umgebung (einschließlich der Pflanze
abgegeben)
Aggregatzustand
Bewegungs-Energie (Geschwindigkeit) der Teilchen
(mittlerer) Abstand zwischen den Teilchen
Kräfte zwischen den Teilchen
Temperatur
Dichte
Volumen-Verhältnisse
zugeführte Energie (Gesamt-Energie)
fest
flüssig
gasförmig
1
1,1
216
Derzeit sind noch zwei andere Aggregatzustände bekannt, die aber derzeit nur eine minimale Rolle in der Chemie
spielen. Die Fortsetzung der Reihe fest – flüssig – gasförmig endet beim Aggregatzustand Plasma. In einem
Plasma sind Atom-Kerne und –Hüllen voneinander getrennt, was nichts anderes heißt, als dass die Elektronen
neben den Atomkernen in einem gasförmigen Zustand schweben. Da alle Bestandteile eines Plasma's freibewegliche Ladungsträger sind, sind Plasmen elektrisch sehr aktiv. Das Leuchten von Plasma-Lampen, Nordlichtern und Blitzen kennt wohl jeder.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 48 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Das andere Ende der Aggregatzustands-Skala wird derzeit vom EINSTEIN-BOSE-Kondensat bestimmt. Dieser 5.
Aggregatzustand ist durch seine extreme Homogenität gekennzeichnet. Alle seine Bausteine – die Bosonen –
befinden sich im gleichen Quantenzustand. Sie bilden einen idealen Kristall, in dem die Elektronen sich ohne W iderstand frei bewegen können ( Supraleitfähigkeit).
Der Zustand wird erst erreicht, wenn sich Stoffe nur ganz kurz vor dem absoluten Nullpunkt der Temperatur befinden. In der derzeitigen Praxis sind das ungeführ 100 µK (= 0,0001 K).
Die Bedeutung der beiden "neuen" Aggregatzustände wird in der nächsten Zeit deutlich größer werden. Dies ist
schon dadurch gegeben, dass im Universum rund 99 % der sichtbaren Materie im Plasma-Zustand vorliegt.
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- 49 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Übersicht Aggregat-Zustände
fest
flüssig
Bau, Modell
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 50 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
gasförmig
3.1.2. elektrische Leitfähigkeit
Voraussetzung für die Fähigkeit eines Stoffes den Strom
zu leiten, sind frei bewegliche Ladungs-Träger. Das können zu Einen freie Elektronen sein, wie wir sie im Metall
vorfinden. Zum Anderen kommen frei bewegliche Ionen in
Frage. Diese gibt es in (wässrigen) Lösungen und in SalzSchmelzen.
als physikalische Größe hat die elektrische Leitfähigkeit
das Zeichen  (sigma)
Leiter 1. Ordnung
Metalle, freibewegliche
Überträger
Elektronen
als
Ladungs-
Leiter 2. Ordnung
Elektrolyte, Lösungen mit geladenen Teilchen
Ionen-Salz-Schmelzen
Ionen als Ladungs-Überträger
klassische Einteilung in Leiter und Nichtleiter (Isolatoren)
Leitfähigkeit bei Leitern >106 S/m; Nichtleiter haben eine
Leitfähigkeit <10-8 S/m
seit über 50 Jahren kennt man noch dazu die Halbleiter
und erst seit einigen Jahrzehnten die Supraleiter
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 51 -
Q: de.wikipedia.org (Honica + Zahnstein)
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Klassifizierung der Stoffe in:
Klasse
Supraleiter
elektrische Leit- Bemerkungen
Beispiele
fähigkeit
tritt erst unterhalb einer beunendlich
stimmten
auf
Sprung-Temperatur
dann: R=0
Leiter
> 106 S/m
Halbleiter
Nichtleiter
< 10-8 S/m
Isolator
elektrolytische
Leiter
Stoff
alle Metalle
Silicium, Germanium
Salz-Lösungen
Leitungswasser
elektrische
Leitfähigkeit
[1 / *cm]
elektrische
Leitfähigkeit
[S/m]
Grobeinteilung
Leiter
5
Silber
Cupfer
Gold
Aluminium
Natrium
Eisen
Quecksilber
6,7 * 10
5
6,0 *10
Germanium
Tellur
Silizium
Selen
Cupferoxid
2,0 * 10
Glas
Diamant
Polyethylen (PE)
Quarz
1,0 * 10
-16
1,0 * 10
-17
1,0 * 10
-17
1,0 * 10
6
61,4 * 10
6
58 * 10
6
44 * 10
6
36,6 * 10
6
21 * 10
6
10 * 10
6
1,0 * 10
5
4,0 *10
5
1,0 *10
Halbleiter
-2
1,45
0,005
-4
2,52 * 10
-5
2,0 *10
-6
1,0 * 10
-7
5,0 * 10
Isolator
-11
0,0001
elektrolytische Leiter
-6
Wasser (reinst)
Wasser (Leitungswasser)
Meer-Wasser
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
5 * 10
0,05
5
- 52 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.1.3. Viskosität und Oberflächenspannung
Viskosität (engl.: ) ist das Maß für die Zähflüssigkeit.
Die Intensität der zwischenmolekularen Anziehungskräfte (molekulare Haftung, Kohäsion, innere Reibung) bestimmt die Größe der Viskosität. Als zwischenmolekulare
Kräfte kommen die VAN-DER-WAALS-Kräfte und polare
Kräfte
(z.B.
Wasserstoff-Brücken
oder
IonenAnziehungen) in Frage. Im Allgemeinen sind polare Kräfte rund um den Faktor 10 stärker als kovalente Beziehungen. Bei entsprechender Molekülgröße und –struktur
können aber auch ohne weiteres ganz andere Verhältnisse auftreten (s. Tab. Viskosität). Schön zu sehen ist
der Effekt bei Decan, das mit seinen 10 CohlenstoffAtomen schon ungefähr die Viskosität von Wasser erreicht. Bei Wasser sind es polare Kräfte (WasserstoffBrücken-Bindungen), welche die Viskosität bestimmen.
Bei Decan wirken die Anziehungs-Kräfte (VDW-Kräfte)
hauptsächlich entlang des Ketten-förmigen Moleküls.
VAN-DER-WAALS-Kräfte zwischen unpolaren
Decan-Molekülen
Kräfte zwischen den Teilchen
einer Flüssigkeit
polare Kräfte zwischen
Wasser-Molekülen
Die früher gebräuchliche Einheit poise läßt sich leicht in das SI-Einheitensystem umsetzen. Ein poise (P) entspricht 0,1 Pa s (Pascal-Sekunden). In technischen Tabellenbüchern findet man häufig noch die Einheit cP
(centipoise). Die Werte sind dann wertgleich zu den Angaben in Pa s.
Weniger gebräuchlich ist der
Kehrwert der Viskosität, die
Fluidizität. Sie beschreibt die
Fließfähigkeit einer Flüssigkeit.
Die Viskosität der meisten
Flüssigkeiten nimmt mit der
Erhöhung der Temperatur
(extrem) ab.
Durch Zusätze – sogenannte Additive – versucht
man bei kritischen Anwendungen (z.B. Maschinenöle) die Viskosität konstant
zu halten. Die meisten Additive
sind
Polymere
(Polymerisationsprodukte)
mit Molekülmassen zwischen 10.000 und 20.000
u. Sie vernetzen die Flüssigkeit gewissermaßen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Temperatur-Abhängigkeit der Viskosität
Q: de.wikipedia.org (Prolineserver)
- 53 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Bei so großen Molekül-Massen spielt dann auch die Eigenbewegung (Bewegung der der Molekülbestandteile) kaum noch eine Rolle.
An der Oberfläche einer Flüssigkeit (/ eines Fluids) haben
die Teilchen weniger Umgebungspartner (s.a. obere
Abbildung). Dadurch konzentrieren sich ihre Anziehungskräfte auf andere Oberflächen-Teilchen und auf
solche, die unmittelbar in der nächsttieferen Ebene liegen. Die Beziehungen (Kohäsionskräfte) sind dadurch
deutlich größer, als in der Tiefe (im Flüssigkeitsinneren).
Der Effekt, der sich durch diese Kräfte ergibt, nennen
wir Oberflächenspannung.
Für viele Zwecke ist es notwendig, die Oberflächendie Oberflächenspannung von
spannung zu verringern. Dieses kann durch Zusatz von
Wasser trägt z.B. Wasserläufer
Detergenzien (z.B. Tenside und Seifen) erreicht werQ: de.wikipedia.org (Markus Gayda)
den.
Detergenzien
sind
Oberflächen-aktive
Substanzen, die sich
an den Grenzflächen
zwischen die Moleküle schieben und dort
die zwischenmolekularen Kräfte herabsetzen.
Gleichzeit
verstärken sie die
Kontaktmöglichkeiten
zwischen den Phasen, so dass fast solche Verhältnisse entstehen, wie in deren
Inneren.
Die Oberflächenspannung ist ebenfalls von
der Temperatur abhängig. Mit zunehTemperatur-Abhängigkeit
mender Temperatur
der Oberflächenspannung von Wasser
Q: de.wikipedia.org (Stan J. Klimas)
sinkt die Oberflächenspannung im Allgemeinen.
Dies ist vor allem der größeren Eigenbewegung der Teilchen und den damit steigenden Teilchenabständen geschuldet. In der Konsequenz sinken die Kohäsionskräfte zwischen den
Teilchen.
Aufgaben:
1. Interpretieren Sie die Temperatur-Abhängigkeit der Viskosität von Quecksilber!
2. Erstellen Sie ein Diagramm, in dem Sie die Viskosität in Abhängigkeit von
der Anzahl der Cohlenstoff-Atome für die folgenden Substanzen darstellen!
(Pentan = C5; Hexan = C6; Heptan = C7; Octan = C8; Nonan = C9;
Decan = C10)
Heben Sie sich das Diagramm für die Besprechung der Alkane und seiner
homologen Reihe auf!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 54 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stoff
Aceton (Propanon)
Benzen (Benzol)
Bitumen
Decan
Dodecan
Ethanol (Alkohol)
Ethansäure (Essig, Essigsäure)
Glas
Glycerol (Glycerin)
Heptan
Hexan
Methanol
Nonan
Octan
Pentan
Petroleum
Quecksilber
Tetrachlorkohlenstoff (Tetra)
Schmieröl, leicht
Schmieröl, schwer
Wasser
dynamische Viskosität
(20 °C) [Pa s]

0,316 (25 °C)
0,601 (25 °C)
7
14
10 – 10
0,920
1,520
1,200
(80 %ig) 2,310 (25 °C)
18
20
10 – 10
1,490
0,410
0,320
Oberflächenspannung
(gegen Luft, 20 °C) [mN / m]
23,50
28,87
22,30
27,60
63,40
18,40
22,60
0,711
0,538
0,224 (25 °C)
0,650
1,554
0,969
113,800 (15 °C)
660,600 (15 °C)
1,520 (5 °C)
1,297 (10 °C)
1,002
0,891 (25 °C)
16,00
480,00
26,80
72,75
67,90 (50 °C)
62,60 (80 °C)
Datenquellen: /14, de.wikipedia.org/
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 55 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.1.4. Masse und Volumen
Eigenschaften einer konkreten Stoff-Probe
Dispensierung (Portionierung) einer Flüssigkeit
Stoff od. Substanz
Ethanol (96 %ig)
Ethanol (70 %ig)
Glycerol (85 %ig)
Paraffin (dickflüssig)
Rizinus-Öl
Wasser
Zuckersirup
≈ Tropfen
für 1 g
65
56
24
50
40
20
18
≈ TropfenMasse [g]
≈ Tropfen
für 1 ml
0,5
≈ TropfenVolumen [ml]
Dichte 
[g/ml] (20 °C)
0,3
Das Verhältnis von Masse zu Volumen wird Dichte genannt. Sie beschreibt, wie schwer ein
Stoff ist, wieviel Raum er dabei einnimmt und wie eng die Teilchen dabei liegen.
Aufgaben;
1. Informieren Sie sich, wie man die Dichte eines Stoffes bestimmen kann!
2. Von welchen Faktoren ist die Dichte abhängig? Geben Sie zwei Faktoren an
und erläutern Sie die Zusammenhänge!
In der Chemie wird neben der Dichte eher mit der Konzentration c gearbeitet. Diese verbindet die Stoffmenge n (Teilchenzahl N) mit dem Volumen.
NA … AVOGADRO-Konstante (6,022 1023 mol-1)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 56 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Dichte wichtiger chemischer Stoffe
Name
Formel
Aceton
Ammoniak, 25%ig
NH3
Dichte
3
 [g/cm ]
0,79
0,91
Pb
0,7 – 0,74
0,88
11,35
Benzin
Benzen (Benzol)
Blei
Diamant (Cohlenstoff)
Diesel-Kraftstoff
C
3,5
0,84
Eis (Wasser)
Eisen
Erdöl
Ethanol (Trinkalkohol)
H2O
Fe
0,92
7,86
0,7 – 0,9
0,85
C2H5OH
Glas (Fenster-Glas)
2,4 – 2,6
Gummi
0,9 – 1,2
Gold
Au
Holz (Buche)
Holz (Eiche)
Holz (Fichte)
Name
Formel
Dichte
3
 [g/cm ]
Messing
Methanol
CH3OH
8,4
0,79
Natronlauge, 33%ig
NaOH
1,36
Papier
Platin
Porzellan
Pt
0,8 – 1,3
21,45
2,2 – 2,5
Quecksilber
Hg
13,55
Salpetersäure,
100%ig
Salpetersäure,
65%ig
HNO3
1,51
HNO3
1,39
Salzsäure, 100%ig
Salzsäure, 40%ig
Salzsäure, 37%ig
Schnee (pulvrig, Wasser)
Schwefelsäure,
96%ig
HCl
HCl
HCl
H2O
1,64
1,2
1,18
0,1
H2SO4
1,84
Silber
Silizium
Spiritus (Ethanol 96%)
Ag
Si
C2H5OH
10,49
2,33
0,83
Wasser, dest.
Wasser (Meerwasser)
H2O
1,0
1,02
19,3
0,7
0,9
0,5
Luft
N2,
O2,
CO2, …
0,001293
Kaliumhydroxid,
40%ig
Kork
Kupfer
KOH
1,4
Cu
0,2 – 0,3
8,93
Zement
Zink
Zinn
Zn
Sn
0,9 – 2,1
7,13
7,3
Werte mit Einheit g/cm3 sind identisch zu kg/l bzw. kg/dm3
für Gase werden häufig die Einheiten kg/m3 bzw. g/dm3 verwendet
die farblich hervorgehobenen Stoffe (Luft, Wasser) gelten als Referenz / Vergleichs-Wert für
semi-quantitative Beschreibungen
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 57 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.1.x. Farbigkeit
Spektren
Emission
Absorption
Fluoreszenz
Farbe und Komplementär-Farbe – Was sehen wir?
"farbige" Atom-Gruppen
\
_
C = O
/
CarbonylGruppe
_
_
- N = N -
Azo-Gruppe
|O|
//
- N
\
|O|
NitroGruppe
_
_
- N = O
|
|
- C = C – C = C –
|
|
NitrosoGruppe
aromatische
Strukturen
Farb-verstärkende / -vermehrende (auxochrome) Atom-Gruppen
H
_
- O - H
_/
- N
\
|O|
//
- C
- C
\
H
HydroxylGruppe
AminoGruppe
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
|O|
//
CarboxylGruppe
\
|O – H
Säure-Gruppe
- 58 -
|O|
||
- S – O – H
||
|O|
SulfonsäureGruppe
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.2. wichtige Arbeitsmethoden für und mit Stoffgemischen
3.2.1. Dekantieren, Sichten und Filtern
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 59 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.2.2. Destillieren
nur dann möglich, wenn ein Flüssigkeiten-Gemisch oder eine Lösung für die einzelnen Komponenten unterschiedliche Siedepunkte (KP, KP, Kochpunkt) besitzen.
niedriger siedende Komponente geht in einem höheren (molaren) Anteil in die Dampf-Phase
über, die zumeist kleineren Teilchen benötigen weniger Energie (entspricht der kleineren
Temperatur), um die flüssige Phase zu verlassen und sich in der Gas-Phase zu halten
manche Stoff-Gemische zeigen eine Anpassung der (molaren) Anteile an die jeweilige Siede-Temperatur. Sie können nicht vollständig getrennt werden. Man nennt sie azeotrope Gemische. Azeotrop bedeutet frei übersetzt so viel wie "unzersiedbar".
Ein typisches Azeotrop sind Alkohol-WasserGemische. Eine Mischung von 96 % Ethanol
und 4 % Wasser lässt sich Destillation nicht
Q: de.wikipedia.org ()
weiter trennen. Das Erreichen dieses Punktes kann man an einem Siedepunkt von 78,2
°C erkennen. Bei niedriger konzentrierten
Gemischen geht zuerst mehr Ethanol über
(aufkonzentrieren). Ausgehend von einer
höherkonzentrierten Lösung geht mehr
Wasser über (runterkonzentrieren).
weitere typische Beispiele für Destillationen
Herstellung von (echtem) destilliertem Wasser, Trennung der Erdöl-Bestandteile (Rektifikation), technische Zerlegung von Luft in die Einzelgase
In natürlichen Rohstoffen für eine Destillation (z.B. Weine) befinden sich noch viele andere
und z.T. sehr verschiedene Stoffe. Bei einer Destillation gehen nun zuerst niedrig siedende
Komponenten über. Dies sind z.B. Methanol (Methylalkohol) und Ethanal (Acetaldehyd).
Beide sind sehr giftig. Deshalb verwirft man den ersten Teil (Vorlauf) des Destillates. Praktisch sind das meist rund 15 %. Ähnlich verhält es sich mit dem letzten Teil (Nachlauf). Er
enthält die schwersiedenden, sogenannten Fusel-Öle. Sie sorgen z.B. für die Unverträglichkeit von Spirituosen ("Kopf", Magenschmerzen).
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 60 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Die beste Trennung erreicht man mit Hilfe der fraktionierten Destillation. Dabei werden in einer Anlage feine Temperatur-Unterschiede erzeugt, die sich auf einzelne Stufen oder Bereiche der Destillations-Kolonne auswirken. In diesen Einzel-Bereichen können sich dann genau die Stoffe aufkonzentrieren, deren Siedetemperatur in dem Bereich gerade unterschritten wird.
Die leichter siedenden Bestandteile des zu trennenden Stoff-Gemisches können in die kälteren Gefäßteile aufsteigen.
Eine der wichtigsten chemischtechnischen Trennverfahren ist
die fraktionierte Destillation
(Fraktionierung) von Erdöl. Dabei ist es das Ziel, möglichst
reine Gruppen von Substanzen
zu erhalten, die dann später gesondert weiterverarbeitet werden sollen.
Im unteren Bereich der Fraktionier-Kolonne wird das Roh-Öl
(vorher gereinigt) auf über 600
°C erwärmt. Die schon bei geringeren Temperaturen siedenden Substanzen gehen sofort in
die Gas- oder Dampf-Phase
Prinzip und Technik der fraktionierten Destillation
über und steigen nach oben.
Hier ist es dann etwas kälter.
Die ersten Substanzen kondensieren jetzt schon. Es sind solche, deren Siede-Temperatur
Q: de.wikipedia.org ()
gerade
unter
der
HeizTemperatur gelegen hat. Die
noch niedriger siedenden Substanzen steigen weiter auf und
der Vorgang wiederholt sich bei
jeder Temperatur-Stufe. Durch
einen geringfügigen Rückfluss
auf jeder Stufe sorgt man dafür,
dass sich die Stoffe in "Ruhe"
trennen können und nicht zu
viele mit zur nächsten Stufe
mitgerissen werden.
Der nicht verdampfbare Rest auf dem Grund der Fraktionier-Kolonne (Sumpf genannt) wird
in einer speziellen Kolonne ein weiteres Mal fraktioniert. Da man aber nicht noch höhere
Temperaturen einsetzen kann – dies würde die meisten Substanzen zerstören – verwendet
man ein Vakuum in der Kolonne. Dadurch gehen die Substanzen bei deutlich niedrigeren
Temperaturen in den gasförmigen Zustand übergehen und so getrennt werden.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 61 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Bei
der
LuftRektifikation wird das
Stoff-Gemisch Luft in
seine wesentlichen Bestandteile zerlegt.
Das Prinzip der Zerlegung mittels differenzierter
TemperaturBereiche wird auch hier
angewendet. Allerdings
geht man von flüssiger
Luft mit einer Temperatur von 20 K (-253 °C)
aus und lässt diese im
gewissen Sinne sich
immer weiter erwärmen.
Rektifikations-Kolonne zur Luft-Zerlegung
Q: de.wikipedia.org (Mordechai1)
Aufgaben und Übungen:
1. Vor Ihnen liegen Stoffgemische, welche jeweils die folgenden Stoffe enthalten:
a) Wasser, Salz
b) Öl, Wasser
c) Seesand, Zucker, Wasser
d) Öl, Benzin
e) Seesand, Zucker, Eisen (Pulver bzw. Feilspäne)
f)
Informieren Sie sich über die Eigenschaften der Einzelkomponenten!
Geben Sie Verfahren zum Trennen an, um letztendlich die EinzelKomponenten zu erhalten! Wenn nötigt, begründen Sie auch, in welcher
Reihenfolge Sie die Verfahren einsetzen wollen!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 62 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.2.3. Extrahieren
gehört zur Gruppe der Trenn- bzw. Scheide-Vorgänge
3.2.3.x. Hochdruck-Extraktion
physikalisch-chemisches Verfahren, beruht auf unterschiedlicher Löslichkeit eines Stoffes in
verschiedenen Medien
als Extraktions-Mittel wird überkritisches CO2-Gas verwendet, ab 500 bar hat es die gleichen
Lösungs-Eigenschaften, wie Hexan – einem weit verbreiteten, unpolaren, organischen Lösungsmittel
mit überkritischem CO2 lassen sich diverse Fett-lösliche (lipophile, hydrophobe) Stoffe extrahieren (herauslösen) z.B. Aromen, Fette, Coffein, Nikotin, Cholesterol, …
Vorteile: wirkt bakteriostatisch, toxikologisch weitgehend unbedenklich, Reaktions-träge,
nicht brennbar, begrenzt Umwelt-belastend (zumindestens biologisch abbaubar), leicht und
kostengünstig verfügbar, leichte Abtrennbarkeit von extrahierten / gelösten Stoffen,
praktisch genutzt für die Entfettung von Stärke, Entfernung von Cholesterol aus Ei-Pulver
und Butter, Reinigung von Enzym-Präparaten
besonders umfassender Einsatz bei der Destraktion (kombinierte Destillation und Extraktion)
von Coffein zur Erzeugung von Coffein-freiem bzw. –reduziertem Kaffee
Exkurs: überkritischer Zustand von Gasen
Normalerweise kann man Gas durch erhöhten Druck oder herabgesetzter Temperatur verflüssigen.
Bei den Gasen gibt es aber eine Stoffspezifische Temperatur oberhalb derer die Verflüssigung auch bei höchsten Drücken nicht
mehr möglich ist. Interessanterweise verhalten
sich die hochkomprimierten Gase wie Flüssigkeiten. Sie sind aber weiterhin im gasförmigen
Zustand.
Die Dichte ähnelt der, des verflüssigten Gases,
während z.B. die Viskosität, der des (gasförmigen) Gases entspricht.
für CO2 liegt die kritische Temperatur bei 31,15
°C und einem Druck von 7,375 MPa (73,75 bar)
schematisches Phasen-Diagramm für CO2
Q: de.wikipedia.org (Sponk)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.2.4. weitere Trenn-Verfahren
auch scheiden oder entmischen genannt
3.2.4.x. Zentrifugieren
beruht auf der unterschiedlichen Massen-Trägheit (scheinbar von Dichte der Teilchen (und
deren Masse) abhängig)
3.2.4.x. Magnet-Scheiden
ein ferro-magnetischer Stoff wird von nicht-magnetischen Stoffen mit Hilfe eines Magneten
getrennt
3.2.4.x. Sublimation
ein zur Sublimation fähiger Stoff kann durch Erhitzen von höher schmelzenden Feststoffen
getrennt werden, der vergaste Stoffe wird dann an anderer (kälterer) Stelle resublimiert
3.2.4.x. Flotation
setzt man bestimmten Stoff-Gemischen (z.B. Abwasser) Schaumbildner zu, dann können die
Schäume häufig bestimmte Feststoffe in sich aufnehmen. Die kleinen Partikel werden an den
Kontaktstellen von meist drei Schaum-Bläschen gehalten. Der Schaum lässt sich dann abschöpfen oder dekantieren. Nach dem Zerplatzen der Bläschen bleiben die flotierten Partikel
übrig
3.2.4.x. Adsorbtion
Anlagerung eines Stoffes (Adsorbenz) an der Oberfläche eines anderen (Adsorber) Stoffes
z.B. Gas-Filter-Patronen, Wasser-Entkalkung, Demineralisierung von Wasser (mit Kationenund Anionen-Tauscher), Brom an Aktivkohle,
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3.2.4.x. Absorption
Einlagerung eines (meist kleineren) Stoffes in das Innere (Volumen) eines anderen (Absorber) Stoffes
z.B. Zeolite, Kron-Ether
3.2.4.x. Chromatographische Trennung
Ausnutzung von Effekten der Filterung
(aufgrund unterschiedlicher TeilchenGrößen) und der Adsorbtion in und an bestimmte Materialien
kleine Teilchen / Stoffe können die Lücken
zwischen den Feststoffen in der
chromatographischen Säule / im Gel /
zwischen den Papier-Fasern (stationäre
Phase) besser passieren als größere; dadurch wandern kleinere schneller in der
Säule (mobile Phase)
werden einzelne Stoffe / Teilchen am
Säulen-Material / am Gel-Bildner / an den
Papier-Fasern adsorbiert (angelagert /
temporär gebunden), dann wandern diese
langsamer als solche, die nicht adsorbiert
wurden
beide Effekte laufen gleichzeitig ab; die
jeweilige
Trennungs-Geschwindigkeit
bzw. Reihenfolge ist immer vom konkreten
Säulen- / Gel- / Papier-Material und vom
Lösungsmittel (Lauf-Mittel) abhängig
es bilden sich dynamische Gleichgewichte zwischen Wanderung mit dem Lauf-Mittel und der
Rückwanderung (z.B. durch die Erdanziehungs-Kraft) und der Adsorption und der Desorption
des Stoffes am Säulen-Material
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
praktisch kann es deshalb passieren, dass bei bestimmten Kombinationen von SäulenMaterial und Lauf-Mittel ein großer Stoff schneller / höher wandert als ein kleiner, der ständig
vom Träger-Material festgehalten (adsorbiert) wird
wichtige Verfahren:
 Säulen-Chromatographie
 Dünnschicht-Chromatographie
 Gas-Chromatographie
 Gel-Chromatographie
im Labor und in der Produktion gibt es sehr vielgestaltige, feine und leistungsfähige Chromatographie-Systeme
ist eine eigene kleine "Wissenschaft", viel Erfahrung und Intuition notwendig, Empirismus
führt nur sehr schleppend zum Ziel der Trennung von zwei oder mehr Stoffen
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3.2.5. Lösen
Das Lösen eines Stoffes (Substanz, Solute od. Substrat genannt) in einem anderen (Lösungsmittel od. Solvens genannt) wird zumeist als physikalischer Vorgang betrachtet. Dies
ist nicht ganz exakt, aber eine sinnvolle Vereinfachung. Praktisch lassen sich bei vielen
Kombinationen von Lösungsmitteln und Substraten fast immer alle Merkmale einer chemischen Reaktion beobachten.
Es gibt auch rein physikalisches Lösen. Z.B. löst sich Methan sehr gut in Wasser, weil es
genau in die Lücken zwischen den Wasser-Molekülen passt. Zwischen dem unpolaren und
dem polaren dürfte eigentlich gar kein Lösen möglich sein. In Fall des Methans kommt zu
keinen Beziehungen zum Wasser. Mit Chemie hat dieses Lösen also nichts zu tun.
Voraussetzung für einen Lösungs-Vorgang ist das Vorhandensein eines passenden Lösungsmittels. Wasser ist sicher eines der am Meisten verwendeten Lösungsmittel, aber nicht
das Einzige. Sehr gute Lösungsmittel sind auch Benzin, Ethanol und Aceton.
Im Prinzip können flüssige Lösungsmittel sowohl feste, als auch flüssige oder gasförmige
Stoffe lösen. Auch die Lösung eines gasförmigen Stoffes in einem gasförmigen Lösungsmittel ist denkbar. Meist gehen wir aber von einem flüssigen Lösungsmittel und Wasser aus.
Dies gilt vor allem dann, wenn kein Lösungsmittel extra angegeben wurde. In solchen Fällen
ist immer Wasser als Lösungsmittel gemeint.
Abstrakt formuliert ist eine Lösung, die homogene Verteilung eines Stoffes in einem anderen.
Eine Abtrennung durch Filterung ist nicht mehr möglich. Der gelöste Stoff wird in seine
Grundbausteine zerlegt (Ionen-Kristalle in Ionen, Molekül-Kristalle / -Substanzen in Moleküle).
Handelt es sich um eine bloße Verteilung des einen Stoffes in dem anderen, dann sprechen
wir genauer von einer Dispersion. Lösungsmittel und Substanz gehen im Prinzip keine oder
nur sehr schwache Beziehungen ein. Die Verteilung beruht ausschließlich auf der Wirkung
der BROWNschen Teilchen-Bewegung (Wärme-Bewegung der Teilchen). Es handelt sich
also um einen rein physikalischen Vorgang (Diffusion).
Auch bei größeren Teilchen – ab 10-7 bis 10-4 cm
(0,001 – 1 µm; 10-9 – 10-6 m) scheint es oft so, als
würden sich diese im Lösungsmittel auflösen.
Beim genaueren Betrachten stellt man aber fest,
die Teilchen schwimmen nur noch im Lösungsmittel. Echte Beziehungen zwischen Lösungsmittel und gelöstem Stoff treten hier kaum auf. In
solchen Fällen sprechen wir von kolloidalen Lösungen. Dazu im Gegensatz stehen die echten
Lösungen, in denen wesentlich kleinere Teilchen
(< 10-7 cm, < 0,001 µm, < 10-9 m) wirkliche Beziehungen zum Lösungsmittel eingehen. Im Fall
Durchlicht bei einer echten Lösung
des Lösungsmittels Wasser sind die Beziehungen die polaren Anziehungs-Kräfte, welche dann
die typischen Hydrat-Hüllen um die gelösten Teilchen entstehen lassen.
Kolloidale und echte Lösungen lassen sich gut
über den THYNDALL-Effekt unterscheiden. Während in echten Lösungen ein Licht-Strahl die Lösung geradlinig durchdringt, werden in kolloidalen
Lösungen die Strahlen von den Teilchen abgelenkt und reflektiert. Der Beobachter sieht die Reflexionen dann als aufblitzende Licht-Effekte. Der
Effekt ist auch von Sonnen-Strahlen, die im Nebel sichtbar werden oder beim Aufleuchten von
THYNDAHL-Effekt
bei einer kolloidalen Lösung
Staub-Teilchen in der Luft, bekannt.
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Das chemische Lösen eines Stoffes (z.B. von Natrium) in Wasser beruht auf einer chemischen Reaktion. Es ändern sich der Stoff und die Teilchenarten. Aus Natrium wird letztendlich Natriumhydroxid, das in Wasser zunächst erst einmal in Form von Ionen (Natrium-Ionen
und Hydroxid-Ionen) vorliegt. Die Teilchen werden nach dem Umsetzen dann ebenfalls
durch Diffusion im gesamten Lösungsmittel-Raum verteilt. Bei einer gesamtheitlichen Betrachtung des Vorganges muß man den Vorrang auf den chemischen Vorgang legen. Es ist
eine chemische Reaktion. Andere Beispiele für chemische Lösungsvorgänge sind Fluor in
Wasser oder auch Ammoniak in Wasser.
Wir haben schon erläutert, dass sich das Lösen eines Stoffes aus physikalischen und
schwachen chemischen Vorgängen zusammensetzt. Die zu lösenden Teilchen gehen
schwache Beziehungen (physikalische Kräfte) und schwache Bindungen (z.B. WasserstoffBrücken-Bindungen) zum Lösungsmittel ein.
Am typischen Lösungsmittel Wasser wollen
wir dies hier genauer aufzeigen.
Das Lösungsmittel Wasser ist ein polarer
Stoff. D.h. seine Teilchen besitzen vollständige (ganze) oder teilweise Ladungen. Im
Fall des Wassers sind es partielle Ladungen.
σ
σ
_
Sie ergeben sich aus der unterschiedlichen
H – O|
H ◄ O|
Elektronegativität der beteiligten Atome.
|
▼
Wasserstoff hat nach PAULI eine ElektroneH
H σ
gativität von 2,1 und Sauerstoff von 3,5.
Somit zieht das Sauerstoff-Atom die Bindungselektronen-Päarchen stärker zu sich.
O∙∙H∙∙O∙∙H∙∙O∙∙H
Im Ergebnis finden wir am Sauerstoff-Atom
:
:
eine teilweise (partielle) negative Ladung. Die
H
H
Wasserstoff-Atome sind entsprechend teil:
:
weise positiv geladen.
O
O
Diese Ladungen treten mit den verschiedenen anderen polaren Objekten im ReaktiWasserstoff-Brücken-Bindung (WBB) (rot)
zwischen zwei Wasser-Molekülen
onsgefäß in Wechselwirkung. Wasser(Nachbar-Moleküle grau angedeutet)
Moleküle lagern sich an den Ladungen an,
umhüllen sie vollständig und brechen sie
dann letztendlich aus ihrem Stoff-Verband
heraus. Die hydratisierten (vom Wasser umhüllten) Teilchen können sich danach frei im Lösungsmittel bewegen.
Stoffe, die keine oder sehr wenig Polaritäten
(vollständige od. teilweise Ladungen) besitzen (z.B. Fette, Wachse, Benzin), lösen sich
nicht in Wasser. Für sie sind unpolare Lösungsmittel nötig. Typische Beispiele sind
Benzin, Petroleum, Benzen (Benzol), Ether
und Tetra(chlorkohlenstoff). Die LösungsVorgänge bei diesen Stoffen beruhen nicht
Lösung eines Ionen-Kristalls (unten rechts)
auf den elektrostatischen Kräften, sondern
auf den unpolaren VAN-DER-WAALSKräften.
Aufgaben:
1. Finden sie in der Abbildung die gelösten Teilchen und die HydrationsHüllen!
2. Warum fördern die Hydrations-Hüllen die Löslichkeit eines Stoffes? Begründen Sie Ihre Meinung!
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Angetrieben von den Stößen anderer gelöster Teilchen oder des Lösungsmittels bewegen
sie sich die gelösten Teilchen langsam zufällig durch das gesamte Medium. Letztendlich
kommt es dann zu einer gleichmäßigen Verteilung des einen in dem anderen Stoff (Substanz
in Lösungsmittel).
Als Eselsbrücke kann man sich merken: "Gleiches löst sich in Gleichem!" oder anders
"Gleich und Gleich gesellt sich gern." Für die altsprachigen Leser (und die Angeber): "similia similibus
solventur" (lat.: Ähnliches löst sich in Ähnlichem).
Neben reinen polaren oder unpolaren Lösungsmitteln gibt es auch solche, die beide Lösungs-Eigenschaften enthalten. Typische Beispiele sind Ethanol und Aceton. Sie lösen sowohl polare wie auch unpolare Stoffe. Sie werden auch Lösungs-Vermittler genannt.
Bisher haben wir die Lösungs-Vorgänge im Wesentlichen qualitativ betrachtet. Vielfach spielen aber auch quantitative Effekte eine Rolle.
Mit dem Einbringen der ersten Substanz in das Lösungsmittel, bzw. mit dem ersten Anlösen der Substanz
innerhalb des Lösungsmittels, entsteht eine sogenannte
ungesättigte Lösung. Das Lösungsmittel hat noch Kapazitäten, um weiteres Substrat aufzunehmen.
Mit der Zunahme der Substrat-Menge steigt auch die
Konzentration der Lösung immer weiter an.
Für jede Substanz gibt es aber eine maximale Menge,
die das Lösungsmittel aufnehmen kann. Ist der Punkt
der maximalen Lösung erreicht, sprechen wir von einer
gesättigten Lösung. Wird weitere Substanz dazugegeben, dann setzt sich diese auf dem Grund ab. Der Rückstand löst sich zwar auch wieder auf, dafür gehen aber
auch andere Teilchen als Niederschlag in den Rückstand über. Es herscht ein dynamisches Gleichgewicht
zwischen Lösen und Ausfällen.
Unter der Löslichkeit l verstehen wir die größtmögliche
Menge (Masse) eines Stoffes (Substanz, S), der sich in
einem anderen – dem Lösungsmittel (LsgM, LM) löst (in
einer definierten Masse (üblich 100 g = mLsgM)). Zumeist wird hier
von Wasser ausgegangen. Das Lösungsmittel muss
aber eigentlich immer mit notiert werden. Wurde kein
Lösungsmittel angegeben, dann geht man i.A. von Wasser als Lösungsmittel aus.
l
mS
mLsgM


g
 g[LsgM ] 


Aus dieser Löslichkeit leitet sich die – in der Praxis häufiger verwendete – Angabe in Masse-Prozent ab:
l% 
mS  100%
 l  100%
mLsgM
% 
od.
m% 
Dies ist auch die übliche Ausdrucksweise. Man sagt z.B. dieser oder jener Stoff ergibt maximal eine 30%ige Lösung. Was nichts anderes bedeutet, als das sich maximal 30 g der Substanz in 100 g Lösungsmittel gelöst haben.
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Löslichkeit l [g [Salz]/100 g [Wasser]]
-
-
Cl
+
Na
+
K
+
NH4
2+
Mg
2+
Ca
2+
Ba
2+
Cu
+
Ag
2+
Zn
2+
Hg
Br
35,8
34,4
29,7
54,3
74,5
37,5
70,6
0,00015
367,0
6,6
90,5
54,0
77,0
101,5
142,0
104,0
122,0
0,000014
447,0
0,6
-
-
I
184,0
144,3
172,0
148,0
204,0
170,0
0,000003
432,0
0,01
NO3
88,0
31,6
187,7
70,5
127,0
9,0
122,0
218,0
327,0
127,0
2-
SO4
19,4
11,1
75,4
26,7
0,2
0,00025
21,0
0,8
54,0
2-
CO3
21,6
112,0
100,0
0,18
0,0015
0,0017
0,0003
0,00006
Daten-Q: Tabellen und Formeln.-Volk u. Wissen Verl. 1980
Daneben kann die Löslichkeit auch als Volumen-basierte Größe ausgedrückt werden:
Volumen-Anteil (sprich: phi):
Zur semiquantitativen Benennung der Löslichkeit schlägt das Deutsche Arzneibuch Nr. 10
die folgenden Bereiche vor:
Benennung der
Löslichkeit
sehr leicht löslich
leicht löslich
löslich
wenig löslich
schwer löslich
sehr schwer löslich
praktisch unlöslich
notw. Volumenteile [ml]
Lösungsmittel für 1 Masseteil [g] Substanz (DAB 10)
<1
1 – 10
10 – 30
30 – 100
100 – 1.000
1.000 – 10.000
> 10.000
Löslichkeit [g/ml]
(Masse-Konzentration)
>1
1,0 – 0,1
0,1 – 0,3
0,3 – 0,01
0,01 – 0,001
0,001 – 0,000.1
< 0,00001
Die Zahlen-Verhältnisse der Teilchen in einer Lösung spiegelt der Molenbruch  (sprich: chi;
vereinfacht wird auch x verwendet) wieder:

nS
nS

nLsg nS  nLsgM
Das Mol-Prozent ist die resultierende Prozentgröße auf Teilchenzahlen-Ebene:
Mol % 
nS  100%
nLsg
Ein Molenbruch von 0,05 besagt, das 5 von 100 Teilchen z.B. von der gelöste Substanz
stammen. Für das Lösungsmittel wäre der Molenbruch dann dementsprechend 0,95.
In der Chemie wird besonders die Konzentration c eines Stoffes gerne als Maß verwendet.
c
nS
VLsg
[mol/l-1 = molar = M]
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Neben der Einheit Mol pro Liter findet man vielfach die verkürzte Angabe molar. Bei der
Schreibung hat sich eine verkleinerte (kleinere Schriftgröße) für das Zeichen (M) eingebürgert. Damit soll eine Verwechslung mit dem Präfix M (für: Mega = 106) vermieden werden.
Eine 1 M Lösung ist also 1 molar bzw. enthält 1 mol pro l. Diese spezielle Art der Konzentrations-Angabe wird Molarität genannt. Daneben gibt es noch die Normalität, bei der die aktiven Teilchen
(z.B. Protonen, Wasserstoff-Ionen) betrachtet werden. So ist z.B. eine 1M Schwefelsäure-Lösung 2N (2 normal),
weil beim Lösen der Schwefelsäure immer jeweils 2 Wasserstoff-Ionen (Protonen) freiwerden.
Eher selten wird die Molalität verwendet. Dabei werden die Anzahl Mole betrachtet, die in jeweils 1kg Lösungsmittel gelöst sind.
Die Konzentration eignet sich im Allgemeinen am Besten als Angabe von SubstanzLösungsmittel-Verteilungen, da chemische Reaktionen immer vom Kontakt der reagierenden
Teilchen abhängen. Bei geringer Konzentration ist die Chance für einen Kontakt deutlich geringer, als bei höherer Konzentration (mit entsprechend mehr gelösten Teilchen).
Die maximale Konzentration (Sättigungs-Konzentration, c s ) wird aber eher selten tabelliert.
Meistens findet man Tabellen mit der Löslichkeit, dem maximalen Volumen-Anteil oder der
Molarität.
Der Löse-Vorgang und auch die maximale Lösungsmenge sind von der Temperatur abhängig. Die Geschwindigkeit des Lösevorgangs unterliegt der RGT-Regel (VANT-HOFFschen
Regel). Danach erhöht sich die Geschwindigkeit ungefähr um das 2 bis 3fache, wenn die
Temperatur um 10 K (= 10 grd (veraltet!)) steigt. Selten werden auch Geschwindigkeitszuwächse um das 10fache registriert. Die Umkehrung der Regel gilt ebenfalls.
Etwas komplizierter verhält es sich mit der Temperatur-abhängigkeit der gelösten SubstanzMengen.
Zum Einen kann die Löslichkeit bei steigender Temperatur z.B. kleiner werden. Dies kann
man über die erhöhte Beweglichkeit der Teilchen und dem damit verbundenen häufigeren
Abreißen der Kräfte zwischen Lösungsmittel und Substanz erklären. In anderen Fällen kann
es aber auch zu einer verbesserten Löslichkeit bei höheren Temperaturen kommen, wenn
z.B. die Lösungsmittel-Teilchen weiter auseinanderrücken und so zusätzlichen Platz für neues Substrat schaffen.
Häufig spielt aber auch das eigentliche Reaktionsgeschehen des Lösungsvorgangs eine Rolle. Beim Lösen eines Stoffes sind zwei unterschiedliche energetische Einzelvorgänge beteiligt.
Zum Ersten wird Energie
für das Aufbrechen der
Bindungen
(GitterEnergie; z.B. die Ionenbeziehung in einem SalzKristall) benötigt. Zum
Zweiten wird bei der
Hydratisierung
Energie
frei. Die Bildung von Substanz-Lösungsmittel-Clustern bringt einen energetischen Vorteil, der mit
einer Verringerung der
inneren Energie verbunden ist.
Die Beträge der beiden
Vorgänge sind sehr unterschiedlich. Mal übersteigt die HydratisierungsEnergie die Energie zum
Aufbrechen der StoffbinTemperatur-Abhängigkeit der Löslichkeit (Solubility)
Q: de.wikipedia.org (Walkerma)
dungen.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Die Lösung ist am Ende wärmer, als das Lösungsmittel zu Anfang. Insgesamt handelt es
sich dann um einen exothermen Vorgang. Bei solchen Lösungsvorgängen wirkt eine äußere
Temperaturerhöhung kontraproduktiv. Die Menge an maximal lösbarer Substanz sinkt mit
steigender Temperatur. Zu Stoffen, die sich so verhalten, gehören: Natriumhydroxid oder
Cersulfat.
Beim Ammoniumnitrat ist sowohl das Aufbrechen der Substanz-Bindungen, als auch die
Hydratisierung ein endothermer Vorgang. Die Energie für den Lösungsvorgang wird dem Lösungsmittel entzogen – es kühlt sich ab. Hier ist eine Temperaturerhöhung förderlich. Mit zunehmender Temperatur steigt dann auch die Menge an der lösbaren Substanz.
Zu den Stoffen mit energetisch fast ausgeglichenen Teilreaktionen (Hydratisierung und Gitter-Zerlegung) zählt Natriumchlorid (Kochsalz). Die Menge Substanz für gesättigte Lösung ist
bei solchen Stoffen im Allgemeinen mit zunehmender Temperatur fast unverändert.
Eine scheinbare Ausnahme stellt das Natriumsulfat (Na2SO4, GLAUBER-Salz, Karlsbader
Salz) dar. Zuerst (0 – 32 °C) nimmt die Löslichkeit mit steigender Temperatur expotentiell zu.
Oberhalb von 32 °C kommt es dann zu einem langsamen Abfall der Löslichkeit. Um diesem
besonderen Effekt zu verstehen, muß sich genau ansehen, was gelöst wird. Im allgemeinen
Umgang mit Natriumsulfat wird meist einfach unterschlagen, dass dieses Salz KristallWasser besitzt. Richtig ist also eigentlich die folgende Formel für das (Wasser-haltige) Natriumsulfat Na2SO4 * 10 H2O. Diese Formel bedeutet, dass pro Baueinheit Na2SO4 – also zwei
Natrium-Ionen und einem Sufat-Ion – zehn Moleküle Wasser mit in die Kristall-Struktur eingebaut sind. Praktisch sind die Ionen schon im Kristall hydratisiert. Erwärmt man das reine
Wasser-haltige Natriumsulfat, dann schmilzt es überraschenderweise schon bei 32 °C (andere
Salze erst bei Temperaturen über 400 °C). Bei dieser Temperatur wird das Hydratations-Wasser im
Kristall-Verband beweglicher und das ganze Gebilde quasi flüssig. Es handelt sich also nicht
um eine echte Schmelze, sondern um einen Löse-Vorgang im eigenen Kristall-Wasser!
Aufgaben:
1.
2. Geben Sie jeweils ein Kristall Kaliumpermanganat (gleich groß) in Bechergläser mit unterschiedlich warmen Wasser (z.B. Zimmertemperatur und 80
°C)! Beobachten Sie die Gläser, ohne diese zu bewegen!
3. Informieren Sie sich, was eine übersättigte Lösung ist! Wie kann man sie
herstellen? Warum fallen die übermäßig gelösten Teilchen nicht aus?
Heraus-Lösen (Auswaschen)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
3.2.6. weitere Misch-Verfahren
homogenisieren:
… ist die Herstellung einer feinen, gleichgestaltigen (homogenen) Phase aus zwei oder mehr
ineinander mischbaren Stoffen (meist zumindest eine Flüssigkeit dabei)
suspendieren:
… ist die Herstellung einer feinen, gleichgestaltigen Verteilung eines oder mehrerer Feststoffe(s) in einer Flüssigkeit. Suspensionen sind i.A. instabil und es kommt zur Sedimentation
(Absetzen, Ausfallen) bzw. zum Aufsteigen des / der Feststoffe(s).
Eine Stabilisierung ist durch erneutes Durchmischen, Energiezufuhr (erhöhte TeilchenBeweglichkeit), aber auch Temperatur-Erniedrigung (Behinderung der Absetz-Bewegungen)
und durch Lösungs-Vermittler möglich. Je feiner die Feststoffe sind, umso stabiler sind die
meisten Suspensionen. Oft gibt es dann aber Probleme bei der Herstellung, weil die feinen
Feststoff-Teilchen die Oberflächenspannung nicht so leicht durchdringen können.
dispergieren:
.. ist die Herstellung einer feinen gleichgestaltigen Verteilung von zwei oder mehr Flüssigkeiten ineinander, die sich normalerweise nicht miteinander mischen / ineinander lösen. Üblicherweise setzen sich die Flüssigkeiten – entsprechend ihrer Dichte - übereinander ab und
bilden Phasen. Diese Schichten werden durch mechanisches Mischen in Tröpfchen umgewandelt. Die Tröpfchen bilden zum Umgebungs-Medium aber immer noch ein Zwei-PhasenSystem mit klaren Phasengrenzen. Beim gegenseitigen Berühren von stofflich gleichen Tropfen kommt es dann häufig zum Zusammenfließen (Aggregation). Am Ende liegen die ursprünglichen Phasen wieder getrennt vor (Koaleszenz).
Die bekanntesten Dispensionen im Lebensmittel-Bereich sind die Emulsionen, die aus Fetten und Wasser (od.ä.) hergestellt werden. Für die Mischung Öl und Wasser ergeben sich
zwei verschiedene Grundtypen der Emulsion. Für eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Typ)
wird weniger Wasser in das Öl eingemischt. Die resultierenden Tröpfchen bestehen dann
aus Wasser und sind von dem überschüssigen Fett umgeben. Bei Öl-in-Wasser-Emulsion
(O/W-Typ) sind die Tröpfchen entsprechend aus Öl und die Umgebung Wasser.
Beispiele: Kosmetika (Cremes), Pflegemittel (Zahlpasta), Kleber
Eine Stabilisierung ist durch erneutes Durchmischen, Energiezufuhr (erhöhte TeilchenBeweglichkeit), aber auch Temperatur-Erniedriegung (Behinderung der -Bewegungen) und
durch Lösungs-Vermittler (Emulgatoren) möglich. Je feiner die Verteilungen ineinander sind,
umso stabiler sind die meisten Dispensionen.
begasen:
… ist das feine Verteilen eines Gases in einer Flüssigkeit. Dies kann durch direktes (Ein)Drücken des Gases in die Flüssigkeit passieren oder auch durch Aufschlagen der Flüssigkeit.
z.B. bei der Herstellung Cohlensäure-haltiger Getränke
oder bei Herstellung von Schlagsahne
3.2.7. Kombination aus Trenn- und Misch-Verfahren
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4. Atombau und das Periodensystem der Elemente
4.1. Atom-Modelle – eine kurze Geschichte
Q: commons.wikimedia.org (Emichan)
In gut 3000 Jahren Naturwissenschaftsgeschichte hat sich unser Bild von den Atomen stark
verändert. Hier soll diese Entwicklung von der Antike bis zur Moderne im Schnell-Durchlauf
aufgezeigt werden. An den einzelnen Modellen wollen wir vor allem ihre Vorteile gegenüber
ihren Vorläufern klar stellen, aber auch aufzeigen, wo die Probleme in den neuen Modellen
stecken. Jedes Modell oder jede Theorie muß sich dann vor allem an der Praxis messen lassen. Stimmen Beobachtungen und Messungen nicht mit den theoretischen Aussagen und
Berechnungen überein, dann ist weiteres Forschen unumgänglich. Auch unser heutiges
Atom-Modell ist nicht fertig oder perfekt.
erste Vorstellungen vom Bau der Welt
Die ältesten bekannt gewordenen Atom-Konzepte stammen aus dem 6. Jhd. v. Chr. von den
Nyaya- und Vaisheshika-Philosophen. Sie postulierten die Bildung von Teilchen-Paaren, die
sich dann wiederum zu höheren Ordnungen von je drei Paaren zusammenschließen sollten.
Der Grieche LEUKIPP (5. Jhd. v. Chr.) behauptete als erster in der westlichen Welt, dass die
Stoffe aus kleinsten Teilchen bestehen. Die Teilchen sollten gewissermaßen die kleinstmögliche Version des jeweiligen Stoffes sein. Gold setzte sich aus kleinsten Gold-Teilchen zusammen, Schwefel aus Schwefel-Teilchen usw. usf. Den Begriff Atom postulierte
DEMOKRIT (Griechenland; etwa 460 – 371 v.u.Z.) und meinte damit einen kleinstes, unteilbares Teilchen (griech.: a-tomos = un-teilbar). Nach seiner Ansicht gab es nur Atome und
leeren Raum. Die verschiedenen Stoffe seien aus verschiedenen Arten von Atomen zusammengesetzt, die sich z.B. in der äußeren Form unterscheiden. Atome bewegen sich im
Raum, stoßen aneinander und können sich vereinigen oder auch wieder trennen. Aus den
Anziehungen und Abstoßungen und der Art der Atome sollten sich die Eigenschaften der
Stoffe erklären lassen.
Die Atom-Theorie von DEMOKRIT fand im religiösen GrieFeuer
Luft
chenland seiner Zeit keine Beachtung. Sein philosophischer
Gegner war EMPEDOKLES ((?) 495 – 435 v.Chr.), der die
Lehre der vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) begründete und verbreitete.
Erde
Wasser
Bis ins Mittelalter änderte sich an der Grundtheorie der vier
Grund-Elemente nichts.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Manchmal wurde ein fünftes Element (Holz oder auch Metall) mit in
die Theorie einbezogen. Aus dem
unstillbaren Wunsch der mittelalterlichen Fürsten und Könige nach
Gold entstanden die Vorläufer der
heutigen Chemie. Die Alchimisten
– wie sie sich selbst nannten – versuchten aus den verschiedensten
Stoffen und mit abenteuerlichen
Methoden Gold herzustellen. Nach
der 4- bzw. 5-Elemente-Theorie
sollte dies auch möglich sein. Gewissenhaft notierten die Alchimisten ihre Versuche und versuchten
sich auch an Erklärungen und Voraussagen für neue Experimente.
Aber irgendwie passte das alles
nicht zusammen.
Feuer
Luft
Tetraeder
(Tetrahedron))
Hexaeder
(Oktahedron)
Universum
Dodecaeder
(Dodecahedron)
Wasser
Erde
Icosaeder
(Icasohedron)
Würfel, Oktaeder
(Hexahedron))
Bilder-Q: de.wikipedia.org (Cyp)
?? BROWNsche Molekularbewegung / Nebelkammerversuche; Beobachtung von Pollen auf
einer unbewegten Wasser-Oberfläche
erste Untersuchungen, die auf eine Mikro-Strukturierung der Materie hindeuteten
Exkurs: DALTON’s Experimente zu den Massenverhältnissen bei chemischen Reaktionen
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
die DALTONsche Atom-Theorie
Anfang des 19. Jahrhunderts (1803) griff der englische Chemiker John DALTON (1766 –
1844) die Theorie von DEMOKRIT wieder auf. Aus seinen berühmten Experimenten zu den
Mengenverhältnissen bei chemischen Reaktionen schloss er, dass sich immer bestimmte
Zahlen von Atomen miteinander verbunden oder diese wieder freigegeben wurden. Bestimmte Stoffe konnten nicht weiter zerlegt werden – sie schienen aus einer Art von Atomen
zu bestehen.
DALTONs Atom-Theorie bestand aus vier Kernaussagen:
1. Stoffe bestehen aus kleinsten – nicht weiter teilbaren – Teilchen, den Atomen.
2. Die Atome eines Elementes sind durch gleiche Masse und gleiches Volumen gekennzeichnet. Die Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich in Masse
und Volumen.
3. Atome können durch chemische Reaktionen nicht geteilt, zerstört, erzeugt oder
vernichtet werden.
4. Bei chemischen Reaktionen werden die Atome der Ausgangsstoffe nur neu in den
Reaktionsprodukten angeordnet. Dies erfolgt in bestimmten Zahlenverhältnissen.
In weiteren Arbeiten entwickelte DALTON eine kinetische Gas-Theorie. Danach bewegen
sich die Gas-Teilchen (Atome) wie Kugeln in einem leeren Raum. Durch den Aufprall an den
Gefäßwänden entsteht der Gas-Druck.
Aus DALTONs Arbeiten wurden dann später das Gesetz von den konstanten Proportionen
durch PROUST (1794) sowie RICHTERs Gesetz von den äquivalenten Proportionen (1791)
abgeleitet. Das DALTONsche Gesetz von den multiplen Proportionen (1808) komplettierte
dann die Reihe der grundlegenden stöchiometrischen Gesetze ( 6. Stöchiometrie).
DALTON und viele nachfolgende Chemiker versuchten nun die Masse der Atome zu bestimmen. Da einzelne Atome nicht zugänglich bzw. die Atome nicht abzählbar waren, konnten sie die genaue (absolute) Atom-Masse nicht ermitteln. Was aber möglich war, war die die
Bestimmung der Atom-Massen-Verhältnisse zueinander. Dabei setzte man z.B. zwei Elemente miteinander um und erfasste die Stoff-Proben-Massen. Z.B. wurde zur Oxidation (damals noch Oxydation genannt) von 10 g Quecksilber rund 0,8 g Sauerstoff benötigt. In der Kenntnis / Annahme, dass Quecksilber und Sauerstoff im Verhältnis 1 : 1 im Quecksilberoxid vorkommen, konnte nun geschlossen werden, dass Quecksilber-Atome rund 12,5x schwerer
sind als Sauerstoff-Atome. Statt mit absoluten Atom-Massen konnte man nun zu mindestens
mit relative Atom-Massen arbeiten. Für Gase hatte Amedeo AVOGADRO (1776 – 1856)
schon 1811 ein Gesetz ( AVOGADRO-Gesetz, AVOGADRO-Prinzip, Satz von AVOGADRO) gefunden, mit dessen Hilfe deren relativen Atom-Massen bestimmbar waren. Er fand nämlich
heraus, dass die Quotienten der Produkte von Druck und Volumen zu Stoffmenge und Temperatur immer gleichgroß sind.

R .. allg. Gaskonstante (= 8,314 J/mol*K)
Die relative Stoffmengen-Masse (molare Masse) ergab sich über das Auswiegen einer bestimmten Gas-Volumens. Heute verwenden wir 22,4 l eines Gases dazu.
Aufgaben:
1. Wiederholen Sie die folgenden Gesetze! Geben Sie jeweils ein bis zwei Beispiele an!
a) Gesetz von den konstanten Proportionen
b) Gesetz von den multiplen Proportionen
c) Gesetz von den äquivalenten Proportionen
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1874 sagten STONEY und HELMHOLTZ ein kleines, negativ geladenes Elementar-Teilchen
voraus, welches sie Elektron (auch: Negatron) nannten. Das Elektron sollte für den elektrischen
Strom verantwortlich sein. Bis dahin nahm man im Wesentlichen an, dass der elektrische Strom eine Art
Flüssigkeit wäre.
Im Widerspruch zu DALTONs Theorie stand die Entdeckung der Radioaktivität durch Antoine
Henri BECQUEREL (1852 – 1908). Er stellte 1897 fest, dass sich Atome bei radioaktiven
Vorgängen umwandeln können. Die Radioaktivität selbst hatte er gerade ein Jahr zuvor entdeckt.
das THOMSONsche Atom-Modell
Der Brite Joseph John THOMSON (1856 – 1940) entdeckte bei Experimenten mit stromdurchflossenen Vakuumröhren, dass die Strahlen dieser Röhren aus kleinsten Teilchen bestehen. Dies war der experimentelle Nachweis der Elektronen.
Exkurs: THOMSONs Versuche mit Vakuum-Röhren
Kathoden-Strahl-Röhre
später wurde dann auch die BRAUNsche Röhre
benutzt. Dabei handelt es sich um eine modifizierte
bzw. weiterentwickelte Vakuum- bzw. KathodenStrahl-Röhre. Die Anode war als Fläche ausgeführt
und mit einem kleinen Loch versehen worden.
Durch dieses konnte nun ein winziger Teil der
Elektronen hindurchfliegen und dann auf einer
Leuchtschicht einen Fluoreszenz-Effekt hervorrufen.
Der Elektronen-Strahl konnte durch zusätzliche
Elektroden auch noch abgelenkt werden. (Die
BRAUNsche Röhre war der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Fernsehens. Die voluminösen Bildröhren der alten
Fernseher sind spezielle BRAUNsche Röhren.)
Grenzfall der COMPTON-Streuung für Photonen mit geringen Energien
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Die genaueren Messungen an den Vakuum-Röhren erschlossen dann auch die ersten bekanntgewordenen Eigenschaften der Elektronen.
Ihre Masse ist mit 0,91 * 10-27 g (= 0,0005 u) extrem
gering. Elektronen sind Objekte mit einer negativen
Elementar-Ladung. Als Ladung ermittelt man -1,6 * 1019
C (1 C = 1 A * s). Elementar-Ladungen – wie die eines Elektrons – sind nicht weiter teilbar.
Die THOMSONsche Vorstellung von einem Atom konnte man mit einem Rosinenkuchen bzw. einer Wassermelone (Rosinenkuchen- bzw. Plumpudding-Modell) vergleichen. Der positive und massebehaftete Teil entsprach
dem Teig des Kuchens bzw. dem Fruchtfleisch der Melone. Die Rosinen bzw. die Kerne sollten die negativen
THOMSONsches Atom-Modell
Elektronen sein. In der Atom-Masse (in Bedeutung von
Q: de.wikipedia.org (Night Ink)
Teig) stellte man sich die Elektronen locker und zufällig
verteilt vor.
Mit den gerade entdeckten Elektronen ließen sich nun auch andere Versuche (z.B. die KanalStrahl-Versuche von GOLDSTEIN) neu deuten. Die Kanal-Strahlen sollten danach aus positiv geladene Elementar-Teilchen – den Protonen – bestehen.
Die Untersuchungen an Kanal-Strahlen ermöglichten die Bestimmung einiger quantitativer
Eigenschaften der Protonen. Sie haben eine Masse von 1,67 *10-24 g (1,67 yg = 1 u) und eine positive Elementar-Ladung von 1,6 * 10-19 C (COULOMB).
Trotzdem war man zu dieser Zeit immer noch nicht von der Existenz von Atomen oder Elementar-Teilchen überzeugt.
In den nachfolgenden Jahren überschlugen sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das
Forscher-Ehepaar Marie und Pierre CURIE untersuchte das Element Uran. Dabei konnten
sie eine starke Radioaktivität nachweisen und auch die Umwandlung des Uran in ein anderes Element (eine andere Atom-Art).
Dem theoretischen Physiker Ludwig BOLTZMANN (1844 – 1906) gelang es 1900 unter Ausnutzung der Theorie der Atome bestimmte Eigenschaften (z.B. die molare Masse) von Gasen
und Kristallen zu berechnen. Er lieferte aber keine praktischen Beweise für seine Aussagen
und Berechnungen, so dass seine Ansichten sehr umstritten waren. Hinzu kam, dass er Erkenntnisse und Methoden der Wahrscheinlichkeits-Rechnung (Stochastik) mit einbrachte.
Die Stochastik war damals eine neue und wenig verstandene Disziplin der Mathematik. Die scheinbar unlogischen und sehr speziellen Aussagen der Wahrscheinlichkeits-Rechnung führten zu weiteren Verwirrungen in den wissenschaftlichen Ansichten dieser Zeit.
Im Jahr 1900 untersuchte der deutsche Physiker Max
PLANCK u.a. die Schwarzkörperstrahlung. Seine wichtigste Erkenntnis war dabei, dass die Energie immer in
bestimmten Portionen abgestrahlt oder absorbiert wurbeobachtetes Phänomen der
de. Diese Energie-Portionen nannte er Quanten (lat.:
BROWNschen Molekular-Bewegung
quantum .. Menge, Portion). PLANCK begründete damit die Quantenphysik (Quantenmechanik).
Albert EINSTEIN (1879 – 1855) beschäftigte sich 1905
mit der Erklärung der BROWNschen Molekularbewegung. Er führte dabei aus, dass die scheinbar willkürlichen Richtungsänderungen der beobachteten (relativ
großen) Teilchen durch Zusammenstöße mit kleinen
(unsichtbaren) Teilchen (z.B. Atomen) erklärbar sind.
Die beobachteten Phänomene bei der Molekularbewegung passten auch gut zu den Theorien von
Ursache der BROWNschen
Molekular-Bewegung
BOLTZMANN. Unklar blieb aber die Rolle der Elektronen. Auch die Phänomene der Radioaktivität konnten
noch nicht abschließend aufgeklärt werden.
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Exkurs: GOLDSTEINs Versuche mit Kanal-Strahl-Röhren
Wasserstoff-gefüllte Kathoden-Strahl-Röhre
mit Unterdruck (Vakuum)
beschleunigte Elektronen (Kathoden-Strahl)
schießen aus den Wasserstoff-Atomen die
Elektronen heraus. Der überbleibende Rest
(das Wasserstoff-Ion) ist positiv geladen und
wird in Richtung Kathode beschleunigt.
Diesmal sind in der Kathode Löcher, durch
die ein Teil des Ionen-Strahls hindurchgeht.
Die Wasserstoff-Ionen (heute wissen wir es sind
reine Protonen) fliegen gewissermaßen durch
Kanäle in der Kathode und können hinter der
Kathode untersucht werden.
Exkurs: BOLTZMANNs Theorien zur Thermodynamik
statistische Thermodynamik
erschütterte die damalige Weltanschauung, klärte über die Urkräfte auf, und entfernte übernatürliche Mächte aus den Erklärungen
S  k  log W
S .. Entropie (Maß für die Unordnung) k .. Proportionalitätsfaktor
W .. Anzahl möglicher Mikrozustände der Stoffprobe
andere (ursprüngliche) Schreibweise:
kB .. BOLTZMANN-Konstante (1,381*10-23 J/K)
S  k B  ln 
 .. Anzahl möglicher Mikrozustände der Stoffprobe
MAXWELL-BOLTZMANN-Verteilung für Stickstoff-Teilchen
bei verschiedenen Temperaturen
Q: de.wikipedi.org (Fred Stober)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
das RUTHERFORDsche Atom-Modell
Mit einem radioaktiven Teilchenstrahl wollte der britische Physiker Ernest RUTHERFORD
(1871 – 1937) die Atome einer sehr dünnen Gold-Folie untersuchen. Wenn die Atome massive Objekte (lt. dem Rosinenkuchen-Modell / THOMSONschen Atom-Modell) sind, dann müssten sie
den radioaktiven Teilchenstrahl eigentlich absorbieren. Eventuell wäre auch eine glatte (gedämpfte) Durchstrahlung denkbar. Bei seinen Versuchen stieß RUTHERFORD (1911) auf
ein seltsames Phänomen. Der Großteil der Strahlung ging glatt durch die Gold-Folie hindurch. Daneben zeichneten sich links und rechts neben dem Durchstrahl-Punkt weitere Einzelstrahlen mit geringer Intensität und mehr zufälliger Verteilung ab.
Exkurs: RUTHERFORDs Experiment
Als Strahlen-Quelle (1) benutzte RUTHERFORD radioaktives
Blei. Dieses strahlt -, - und
-Strahlen aus. Durch ein
elektrisches Feld hinter der
Austrittsöffnung werden die Strahlen zum negativen Pol
und die -Strahlen zum positiven Pol abgelenkt. Die Strahlen fliegen weitgehend
unverändert weiter. Für das
Experiment werden die Strahlen (3) benutzt. Sie werden innerhalb einer abgedunkelten Experimentier-Kammer
auf eine extrem dünne GoldQ: de.wikipedia.org (Sundance Raphael)
Folie (5) gelenkt.
Gold war zur der Zeit, das Metall, was man sehr dünn auswalzen und hämmern konnte. Die
Folie bestand aus ungefähr 1000 Atom-Schichten.
Die durchgelassenen oder gestreuten -Teilchen wurden dann
von einem Film-Material (4) aufgefangen, wo sie einen schwarzen Fleck hinterlassen. Das Film-Material wurde ringförmig um
die Gold-Folie (Aufstrahl-Punkt (6)) angebracht.
oben: Erwartung nach dem
THOMSON-Modell
unten: Erklärungsversuch
von RUTHERFORD
Q: de.wikipedia.org (Fastfission)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
RUTHERFORD folgerte nun, dass die Atome gar nicht
massiv seien. Scheinbar bestanden sie aus kleinen,
massiven Zentralpunkten, welche die Strahlung zu einem bestimmten Anteil ablenkten. Der Rest des Atoms
war einfach nur leerer Raum. Durch diesen konnte sich
die Strahlung ungehindert bewegen. Im Jahr 1906
konnte RUTHERFORD dann auch die Größenverhältnisse sehr genau ermitteln. Der Kern hat danach einen
Durchmesser von ungefähr 10-10 m (= 10 pm = 0,0001
µm). Die Hülle hat einen rund zehntausendmal größeren Radius (Unterschied: fünf Größenordnungen). Stellt man
sich einen Atomkern in Kirschkerngröße (d = 0,5 cm)
vor, dann wäre die Hülle so groß (d = 300 m), dass das
RUTHERFORDsches Atom-Modell
Rote Rathaus von Berlin gut darin Platz finden würde.
Q: de.wikipedia.org (Night Ink)
Das Volumen des Kerns ist somit nur rund ein
Billiardenstel (1/1015) der Hülle.
Hätte ein Atom z.B. eine Ausdehnung wie ein Schreibtisch, dann wäre der Atom-Kern (≈0,1
mm) noch kleiner als ein Druck-Punkt (≈0,2 mm)
Über seine Experimente konnte RUTHERFORD weiter ermitteln, dass der Kern positiv geladen ist und die Hülle die entgegengesetzte negative Ladung gleicher Größe besitzt. Die positiven Ladungen im Atomkern ordnete er den Protonen zu.
Ein Schüler von Joseph John THOMSEN – der englische Physiker Francis William ASTON
(1877 – 1945) entwickelte aus einer Kathodenstrahl-Röhre und einem zusätzlichen äußeren
magnetischen Feld ein sogenanntes Massen-Spektrometer. Die in der Kathodenstrahl-Röhre
verdampften Ionen der Stoff-Probe wurden im elektrischen Feld der Röhre beschleunigt. Der
Ionen-Strahl wurde dann durch das magnetische Feld abgelenkt. Leichte Ionen (Elemente /
Isotope) wurden relativ stark abgelenkt und trafen zuerst auf eine Photo-Platte (bzw. einen
anderen Detektor). Die schwereren Ionen landeten weiter hinten auf dem Nachweis-Mittel.
Mit Hilfe des Massenspektrometers konnte man nun Stoff-Gemisch untersuchen und deren
Atom-Zusammensetzung bestimmen. Daneben ließen sich die Massen der abgelenkten
Teilchen exakt berechnen.
Exkurs: ASTONs Massen-Spektrometer
THOMSONs Massenspektrometer (Nachbau)
Q: de.wikipedia.org (Jeff Dahl)
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Obwohl man nun festgestellt hatte, dass die Atome gar
nicht unteilbar sind, behielt man den Namen bei.
Im Modell von RUTHERFORD umkreisten die Elektronen den Atomkern. Dies war schon deshalb notwendig,
weil sonst die negativen Elektronen in den positiven
Kern stürzen würden (COULOMB-Kraft als Zentripetalkraft). Nur durch eine entsprechend schnelle Kreisbewegung und die daraus resultierende Zentrifugalkraft
ließ sich zu dieser Zeit der stabile Aufenthalt der Elektronen in der Hülle erklären. Mit den Bahnen konnte
man nun auch die Absorption bzw. die Emission (Abstrahlung) von Energie durch die Elektronen (Atome)
RUTHERFORDsches Atom-Modell
zu mindestens teilweise erklären. Nahmen die ElektroQ: de.wikipedia.org (Cburnett)
nen Energie von außen auf (Absorption), dann mussten
sie sich – bedingt durch die nun höhere Energie –
schneller und höher (weiter entfernt vom Kern) bewegen.
Nach einer Energieabgabe konnten sie eine Bahn dichter am Kern einnehmen. Zu dieser
Theorie standen aber die vollständigen / genauen Emisions- und Absorptions-Spektren der
Atome im Widerspruch (BALMER, LYMAN und andere). Sie zeigten je nach Atom immer nur
bestimmte Farb-Linien. Eine Farblinie steht dabei immer für eine bestimmte Energiemenge.
Auch die PLANCKschen Erkenntnisse von der Quantelung der Energie widersprachen dem
RUTHERFORDschen Atommodell mit den – frei in der gesamten Hülle beweglichen – Elektronen und wurden ebenfalls durch die Spektren gestützt.
das BOHRsche Atom-Modell
Im weiterentwickelten Atom-Modell (1913) von Niels
BOHR (1885 – 1963) durften sich die Elektronen nur
noch auf bestimmten Bahnen bewegen. So konnte er
die definierten Energiesprünge der Elektronen erklären.
Die Bahnen umgeben den Kern in definierten KugelOberfächen (Kugel-Hüllen). Die Elektronen befinden sich
nach BOHR auf sogenannten Schalen. Jede Schale
konnte eine bestimmte Anzahl von Elektronen aufnehmen. Wegen der energetischen Stabilität werden immer zuerst die inneren (Energie-ärmeren) Schalen besetzt. Die Atome streben zudem immer eine Vollbesetzung der Schale mit Elektronen an.
Der vollbesetzte Zustand ist immer besonders stabil.
Die Edelgase sind genau die Elemente, bei denen die
Atome mit vollbesetzten Außen-Schalen versehen sind.
Zur Berechnung der maximalen Anzahl Elektron
1
2
3
nen, die auf eine Schale
2
8
18
max. e
2
2
2
passen eignet sich die
2*1
2*2
2*3
Formel:
max. Gesamt-
Nmax [e ] = 2 n
2
Anzahl e
2
10
28
BOHRsches Atom-Modell
für das Wasserstoff-Atom
Q: de.wikipedia.org (JabberWok)
4
32
2*4
60
2
5
50
2*5
2
110
6
72
2*6
2
182
7
98
2*7
…
…
2
270
n … Schalen-Nummer / Haupt-Quantenzahl
N … Anzahl der Elektronen auf der Schale
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Mit den verschiedenen teilweise besetzten Außen-Schalen anderer Elemente ließen sich nun
auch viele charakteristische chemische Vorgänge
erklären.
BOHR definierte eine erste Quantenzahl – die
Haupt-Quantenzahl – als eine charakteristische
Eigenschaft von bewegten Elektronen in einer
Atom-Hülle.
Die
verschiedenen
HauptQuantenzahlen stehen für die unterschiedlichen
Haupt-Energieniveaus der Elektronen.
Mit der Haupt-Quantenzahl n lässt sich die Zuordnung der Elektronen zu Schalen tätigen.
Für n sind die Zahlen 1 bis 7 zugelassen. Die
entsprechend den Schalen K bis Q. Im Periodensystem der Elemente (Abk.: PSE) finden wir die
BOHRsches Atom-Modell
Schalen als Zeilen wieder. Die Zeilen-Nummer
für ein Chlor-Atom
entspricht den maximal besetzten Schalen. Alle
Q: commons.wikimedia.org (Sundance Raphael)
Elemente einer Zeile im PSE besitzen somit die
gleiche äußere Schale.
Ganz oben (Zeile 1 mit Wasserstoff und Helium) ist die Schale K repräsentiert. Dadrunter
folgen dann L, M usw. usf.
Für das Wasserstoff-Atom konnten die verschiedenen Schalen über die aufgezeichneten Linien-Spektren nachgewiesen werden.
Jede Linie im Linien-Spektrum entspricht nach der Formel:
E=h*
bzw.
E=h*f
λ .. Wellenlänge
f .. Frequenz
E .. Energie-Zustände des Elektrons
.. (ny) Wellenzahl
h .. PLANCKsches Wirk-Quantum
einem bestimmten Energie-Wert.
Nimmt ein Elektron eine bestimmte Energie-Menge auf, dann springt es von einer
inneren auf eine äußere Schale. Die Energie wird von dem Elektron absorbiert. Dabei
wird der anregenden Strahlung genau die
Spektral-Linie entzogen, die für die absorbierte Energie-Portion steht. Für jedes
Elektron sind nur wenige definierte Sprünge
möglich.
Im Ergebnis erhält man ein AbsorptionsSpektrum, in dem die absorbierten Linien
fehlen. Das Muster der fehlenden Linien ist
für jedes Element charakteristisch – es entspricht einem Fingerabdruck.
Da jedes Atom einen möglichst Energiearmen Zustand anstrebt, springt das angeregte Elektron irgendwann wieder zurück
auf eine innere (Energie-ärmere) Schale.
Dabei gibt es die überschüssige Energie ab. Die Menge entspricht genau der früher absorbierten Energie. Die überschüssige Energie wird als
Strahlung emittiert (abgegeben).
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Erklärung der Entstehung von RÖNTGENStrahlung mit dem Atom-Modell von BOHR
Q: commons.wikimedia.org (Cepheiden)
Absorptions-Spektrum (hier Natrium)
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Nun erscheinen im leeren
Spektrum genau die Linien,
die im Absorptions-Spektrum
fehlten.
Emissions-Spektrum (hier Natrium)
Absorptions- und EmissionSpektrum ergeben zusammen ein kontinuierliches
Spektrum.
Henry MOSELEY (1887 – 1915) fand 1913 heraus, dass die Elemente jeweils eigene – für
sie typische – Spektral-Linien für jeden einzelnen Elektronen-Übergang besaßen. Eigentlich
gleiche Schalen-Übergänge (z.B. erste Linie der K-Serie) unterschieden sich bei jedem Element. Er fand einen quadratischen Zusammenhang zur Kernladungs-Zahl des jeweiligen
Elements (MOSELEYsches Gesetz).
f .. Frequenz
c .. Lichtgeschwindigkeit
fR .. RYDBERG-Frequenz
Zeff .. effektive Kernladungszahl (= Z – S)
S .. Abschirmungs-Konstante
n .. Haupt-Quantenzahl (der Zustände)
Aufgrund dieses Zusammenhanges konnten einige Elemente – entgegen der steigenden
Atom-Masse – neu sortiert werden. Dies betraf z.B. Iod (126,9I) und Tellur (127,6Te). Durch die
– aus den Spektral-Linien abgeleiteten – Kernladungs-Zahlen ergab sich nun die Reihenfolge 52Te vor 53I.
Aufgaben:
1. Finden Sie weitere Umordnungen (nach den heute bekannten KernladungsZahlen), bei denen vom Ordnungs-Prinzip der steigenden Atom-Masse abgewichen wurde!
2. Wieviele Elektronen würden auf der 8. Schale des BOHRschen AtomModells Platz finden? Bis zu welcher Ordnungszahl könnte man damit
kommen?
U.U. wird die Energie in kleineren Portionen abgegeben, deren Summe entspricht aber genau dem Gesamt-Energie-Sprung.
Bei der Untersuchung von Strahlungen, die von einer mit Wasserstoff gefüllten HochenergieRöhre ausgingen, konnten verschiedene Gruppen Energie-Übergängen beobachtet werden.
Nun konnte man diese Linien-Serien definierten Energie-Sprüngen zwischen bestimmten
Schalen zuordnen.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Exkurs: Licht und Energie
Licht ist eine Form der elektromagnetischen Strahlung. Im gesamten Spektrum der elektromagnetischen Strahlung nimmt das sichtbare Licht nur einen sehr kleinen Bereich ein. Das
optische Spektrum umfasst die Farben des Regenbogens.
Die Wellenlängen ((lamda)) des Lichtes bewegen sich von 400 nm beim violetten Licht bis
fast 700 nm beim roten. Über die Beziehung:
c =  * f
; c .. Ausbreitungsgeschwindigkeit [Material- / Medien-abhängig]
8
(z.B. Lichtgeschwindigkeit im Vakuum = 2,998 * 10 m/s)
lässt sich eine Kopplung von Frequenz (f) und Wellenlänge herstellen. Das kurzwellige violette Licht hat eine relativ hohe Frequenz von 0,8 PHz (P = Peta = 1015). Im Gegensatz dazu
hat das langwellige rote Licht eine relativ kleinere Frequenz um die 0,4 PHz. Insgesamt ist es
nur ein schmales Frequenzband – welches aber für uns Menschen und die Natur von herausragender Bedeutung ist.
Q: de.wikipedia.org (Horst Frank + Phrood + Anony)
In der Physik stellt Licht eine dimorphistische Struktur dar. Zum Einen ist es Welle - nachweisbar z.B. mit Brechungsversuchen an optischen Gittern. Lichtstrahlen zeigen Beugungsmuster und Interferenzen – beides Zeichen für Wellen. Zum Anderen kann Licht auch Teilchen-Charakter haben. Wir sprechen dann von Photonen – den Lichtteilchen. Nachgewiesen
kann der Teilchen-Charakter mit dem äußeren lichtelektrischen Effekt (Herauslösung von Elektronen aus Metallen durch Licht). Ein weiterer Hinweis auf den Teilchencharakter des Lichtes ist der
COMPTON-Effekt (Beeinflussung freier Elektronen durch Photonen  Photonen und Elektronen verhalten
sich wie Teilchen).
Für die Biologie ist vornehmlich die im Licht enthaltene Energie interessant. Man kann diese
über:
E = h * f
; h .. PLANCKsches Wirkungsquantum = 6,626 * 10-34 J s
E = h *  ;  .. (sprich: nü) Wellzahl; auch für die Frequenz (f) verwendet
berechnen. Kurzwelliges / hochfrequentes Licht hat also eine höhere Energie als langwelliges / niederfrequentes.
Weißes Licht ist ein gleichmäßiges Gemisch aller Spektralfarben (kontinuierliches Spektrum). Nachfolgend vereinfacht auf fünf Farben des Regenbogens.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Die Energieauf- und –abgabe stellt
man sich an Atomen und dementsprechend in Molekülen / Stoffen ungefähr so vor:
Die Elektronen eines Atoms bewegen
sich auf Bahnen (Schale, besser Orbitalen) um den Kern. Die Energie des
Elektrons bestimmt den Abstand zum
Kern. Je höher die Energie, umso
weiter ist das Orbital vom Atomkern
entfernt.
Wird einem Atom Energie zugeführt,
dann können die Elektronen diese
Ausgangssituation
Bestrahlung der Elektronen
u.U. aufnehmen (absorbieren). Dabei
steigen sie vom Grundzustand auf
eine höhere Elektronenschale (angeregter Zustand).
Für jedes Elektron sind
nur bestimmte Sprünge
(zu anderen (definierten)
Schalen) zugelassen. Es
sind nicht etwa beliebige
kontinuierliches Spektrum
Zwischenwerte zulässig,
sondern immer nur bestimmte Vielfache eines
Quants.
Die Sprünge entsprechen praktisch bestimmten Lichtfrequenzen. Bei Absorptionen werden aus dem eingestrahlten Licht bestimmte Spektrallinien herausgefiltert – diese entsprechen genau den absorbierten
Energiequanten. Im restlichen Spektrum – das jetzt
speziell als Absorptions-Spektrum bezeichnet wird,
fehlen dann diese Lichtanteile.
Das angeregte Elektron ist nun bestrebt wieder seinen normalen Energiezustand zu erreichen. Dies geht
nur, wenn die überschüssige Energie abgestrahlt
(emittiert) wird.
Beim Emittieren der Energie werden wieder nur bestimmte Spektralfarblinien sichtbar – genau die Farben, die der abgestrahlten Energie entsprechen.
Absorbierte und emittierte Energie sind im Normalfall
gleich (Resonanz). Dies bedeutet, die Lichtfarbe
Absorption (hier des blauen Anteils)
(Lichtfrequenz, Wellenlänge) die ein Elektron usw.
absorbiert, wird auch wieder von ihm emittiert.
Die Spektrallinien sind für jedes Atom bzw. bestimmte
Atomgruppen charakteristisch.
Deshalb werden
die Spektrallinien
vielfach für qualitative Analysen
(z.B. FlammenAbsorptions-Spektrum (hier für Natrium)
färbung) benutzt.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Die Beobachtung der emittierten Strahlung ist relativ einfach zu bewerten, da die emittierten Farben den Energien entsprechen. Ev. treten auch Mischfarben auf
(additative Farbmischung).
Schwieriger ist die optische Bewertung von Absorptionsspektren. Die fehlenden Farbanteile bewirken eine Beobachtung der Komplementärfarbe (subtraktive Farbmischung).
Ein menschlicher Beobachter sieht bei AbsorptionsSpektren die Komplementärfarbe zu den absorbierten
Farbanteilen.
Typische Farb- und Komplementärfarbe-Paare sind: gelb
/ violett, purpur / grün sowie türkis / rot.
Unter bestimmten Umständen wird die Energie schrittEmmission (hier blaues Licht)
weise abgegeben (Fluoreszenz). Voraussetzung sind
definierte Orbitale zwischen dem angeregten Zustand
und dem Grundzustand.
Die resultierenden Spektralfarben sind wegen
der geringeren Energie
(für die kleineren Sprünge)
zum langwelligeren Licht
Emissions-Spektrum (hier von Natrium)
hin verschoben.
Die meisten Fluoreszenzen funktionieren mit ultraviolettem Licht (sehr energiereich). Dieses Licht
ist nicht sichtbar, da dessen Frequenzen höher
sind als die des violetten Lichtes (bzw. eine noch
kürzere Wellenlänge haben). Die absorbierte Energie
wird nicht in einer Portion abgegeben, dann würde auch wieder ultraviolettes Licht abgestrahlt
werden, sondern die Energie wird in kleineren
Portionen emittiert. Die abgestrahlten TeilEnergien entsprechen oft Frequenzen im sichtbaren Bereich (hier modellhaft). Der Stoff leuchtet
nach einer Anregung mit UV-Licht in sichtbaren
Farben. Dies Prinzip wird z.B. auch bei der
Fluoreszenz
Echtheitsprüfung von Geldscheinen mit dem
Geldscheintester genutzt. Dieser enthält eine
kleine UV-Leuchtstoffröhre.
Internet-Links:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Jedes Element zeigt bei einer entsprechenden Untersuchung jeweils nur bestimmte Linien
(Emissions-Spektrum).
Für das Wasserstoff-Atom sind die Linien und Linien-Gruppen besonders gut untersucht
Dabei treten in Abhängigkeit von der eingestrahlten Energie bestimmte Gruppen / Serien von
Linien auf:
 LYMAN-Serie (im UV-Bereich (ultraviolett))
 BALMER-Serie (im sichtbaren Bereich (Linien machen zusammen das blaue Leuchten einer
Wasserstoff-Flamme aus!))
 PASCHEN-Serie (im infraroten Bereich (IR-A))
 BRACKETT-Serie (im infraroten Bereich (IR-B))
 PFUND-Serie (im infraroten Bereich (IR-B))
Die Linien in den Spektren
lassen
sich
eindeutigen
Energie-Sprüngen zuordnen.
Kombiniert man die Serien,
dann erhält man ein Bild von
den möglichen EnergieNiveaus im WasserstoffAtom. Nur auf diesen Energie-Ebenen können sich die
Elektronen aufhalten. Die
dazwischenliegenden Bereichen scheinen tabu zu sein.
Die Energie-Niveaus entsprechen den Schalen im
BOHRschen Atom-Modell.
Für Elemente mit mehreren
oder vielen Elektronen in der
Atom-Hülle konnte das Wasserstoff-Modell nicht bestätigt werden. Seltsamerweise
zeigten sich für solche Elektronen, die eigentlich gleichartig sein sollten, energetische Unterschiede.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
mögliche Elektronen-Übergänge (Term-Schemata) für Wasserstoff
Q: de.wikipedia.org (Cepheiden)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Statt der wenigen theoretisch erwarteten Übergänge gab es wesentlich mehr praktisch beobachtete (Atom-Spektren).
Die Vorstellung der gemeinsamen Nutzung von Elektronen in gerichteten Bindungen (z.B.
der Atom-Bindung) konnte mit den Planeten-artig um den Atom-Kern kreisende Elektronen
ebenfalls nicht erklärt werden. Die Elektronen müssten dann quasi zwischen den BindungsPartnern im Raum schweben.
Die große Vielzahl von Linien konnte man nur erklären, wenn man noch mehr Schalen zuließ.
das BOHR-SOMMERFELDsche Atom-Modell
Mit dem deutschen Physiker Arnold
SOMMERFELD (1868 - 1951) entwickelte BOHR sein Atom-Modell weiter, um
die ungenügende Übereinstimmung des
alten Modells mit den Messwerten von
größeren (komplexeren) Atomen zu erklären. Im BOHR-SOMMERFELDschen
Atom-Modell (1915/1916) konnten bestimmte
Elektronen
elliptischexzentrische Bahnen einnehmen. Hiermit ließen sich verschiedene chemische
und physikalische Eigenschaften (z.B.:
Feinstruktur des Spektrums) deuten.
Auch heute ist gerade das BOHRBOHR-SOMMERFELDsches Atom-Modell
SOMMERFELDsche Atom-Modell dazu
Q: de.wikipedia.org (Cepheiden)
geeignet, die Zusammenstellung der
Elemente im Periodensystem recht gut
zu erklären.
Trotzdem gab es immer noch verschiedene – offensichtliche – Diskrepanzen zwischen Realität und Modell. Besonders die verschieden Symmetrien und Strukturen ließen sich nicht so
recht erklären.
Eine erste kleine Verbesserung des Modells zur Bewegung der
Elektronen ging von KIMBALL aus. Er postulierte AufenthaltsRäume für die Elektronen, in denen diese gewissermaßen verschmiert vorkommen sollten. Die Räume sollten dabei Kugeln
entsprechen. Dieses Atom-Modell wird deshalb häufig auch als
Kugelwolken-Modell (KIMBALLsches Kugelwolken-Modell) oder wegen
der postulierten räumlichen Anordnung der Wolken als Tetraeder-Modell bezeichnet.
SOMMERFELD führte zur feineren Differenzierung der Elektronen-Eigenschaften und –Bewegungen die Neben-Quantenzahl
Kugel-Wolken-Modell
ein. Die Neben-Quantenzahl l ist eine natürliche Zahl zwischen 0
von KIMBALL
und n-1. Die Neben-Quantenzahl bestimmt die Anzahl möglicher
Unter-Orbitale sowie deren räumliche Form.
Bei der Überprüfung des RUTHERFORDschen Atom-Modells durch Walther BOTHE und seinen Studenten Herbert BECKER fanden diese eine neuartige Energie-reiche Strahlung. Sie hatten Beryllium mit -Teilchen bestrahlt. Außer dem erwarteten Bor erhielten sie noch das Element Cohlenstoff. Die beobachtet Strahlung hatte
gewissen Parallelen zur -Strahlung, aber auch deutlich andere Eigenschaften (z.B. keine Ladung). Erst Jahre
später konnten die ungewöhnlichen Eigenschaften der "Beryllium-Strahlung" aufgeklärt werden. James CHADWICK (1891 - 1974) gelang der Nachweis, dass es sich bei der Strahlung um Teilchen handelte, die genauso
schwer wie Protonen waren. Sie verhielten sich aber elektrisch neutral. Er nannte die Teilchen deshalb Neutronen. 1935 bekam CHADWICK für seine Entdeckung den NOBEL-Preis für Physik.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
die SCHRÖDINGER-Gleichung
Für die Berechnung der Energie-Zustände und –Orbitale benutze SCHRÖDINGER eine –
später nach ihm benannte – sehr kompliziert zu berechnende – Gleichung (SCHRÖDINGERGleichung; SCHRÖDINGER-Funktion). Mit an der Entwicklung der Vorstellung über das Verhalten
der Elektronen im Atom war auch der Franzose Louis-Victor BROGLIE.
auf die Erklärung der Formelzeichen verzichten wir
hier, da diese Erklärungen wieder erklärt werden müssten, Interessenten nutzen wikipedia od. die Literatur
SCHRÖDINGER verwendete in seiner Gleichung insgesamt vier Quantenzahlen zur Beschreibung der Elektronen-Eigenschaften und Bewegungen. Aus den Berechnungen ergaben sich ganz konkrete Aufenthalts-Wahrscheinlichkeiten für die jeweils berechneten Elektronen im Atom-Hüllen-Raum (Wahrscheinlichkeits-Funktion).
Diese Aufenthalts-Wahrscheinlichkeiten entsprechen bildlich Wolken. Sie
wurden Orbitale genannt. Die Wolken
konnten die gleiche Kugel-förmige,
aber auch eine abweichende Form
haben. Die SCHRÖDINGERschen
Orbitale sind das gängige Hüllenmodell der Atome für die moderne Chemie.
Bestimmte Orbitale haben auch andere Formen, die deutlich von der
ineinander geschachtelte Orbitale
Kugel-Hüllen-Form abweichen – dazu
(s-Orbitale) von zwei Schalen (Atom-Kern: blau)
später mehr. Die gleichartigen bzw.
gleichförmigen Orbitale von unterschiedlichen Energie-Niveau (Elektronen-Schalen) kann man sich immer
ineinander geschachtelt vorstellen.
Mit den Orbitalen lassen sich Bindungen und ihre räumliche (sterische)
Anordnung klären.
Um weitere physikalische und chemische Merkmale von Atomen und Stoffen zu deuten, wurden die AtomModelle immer weiter entwickelt. Hier
verlassen wir aber eigentlich den Bereich der Chemie und kommen zur
Orbital-Modell (Orbitale; Beispiele)
reinen Physik.
Q: de.wikipedia.org (Benjah-bmm27)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Praktisch kommt es zur Aufspaltung der Schalen (HauptOrbitale) in feinere (Neben)Orbitale.
Die einzelnen Orbitale der
verschiedenen
HauptQuantenzahlen
überlappen
sich. Dies hat später Konsequenzen für die Belegung der
Orbitale mit Elektronen. Da
immer zuerst die Energieärmeren Orbitale besetzt werden (Energie-Prinzip), kann es
also passieren, dass zuerst
ein Orbital einer höheren
Haupt-Quantenzahl (z.B. 4s)
belegt wird, bevor das Energie-höhere Orbital einer kleineren
Haupt-Quantenzahl
(z.B. 3d) genutzt wird.
Mit dem neuen Atom-Modell
konnte man nun auch endlich
die ungewöhnliche IonenBildung vieler NebengruppenElemente erklären.
Darauf wollen wir hier aber nicht weiter eingehen, da in organischen Substanzen nur sehr
wenige Nebengruppen-Elemente vorkommen.
Für die organische Chemie sind Orbitale und ihre Formen aber für die Erklärung des Baus
und der auftretenden Bindungen in den Stoffen sehr wichtig.
Zwischen den verschiedenen Orbitalen können nun auch viel mehr Sprünge stattfinden. So
lassen sich dann auch die Unmengen von Linien in den Spektren für die einzelnen Elemente
erklären.
das Wellen-mechanische Atom-Modell
Zusammengefasst haben wir im SCHRÖDINGER-SOMMERFELD-BOHRschen Atom-Modell
– kurz als Wellen-mechanisches Atom-Modell bezeichnet – vier Elektronen-Eigenschaften
(Quantenzahlen), die jeweils verschiedene Aspekte der Elektronen-Bewegung in der AtomHülle beschreiben:
Haupt-Quantenzahl
Haupt-Energieniveaus
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n
Schale
1
K
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2
L
3
M
4
N
5
O
6
P
7
Q
…
…
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Neben-Quantenzahl
Neben-Energieniveaus
l
Orbital
Benennung
Orbital
Form
Magnet-Quantenzahl
(RichtungsQuantenzahl)
0
s
1
p
2
d
3
f
sharp
principal
diffuse
fundamental
s
Kugelförmig
4
g
p
d
Hantelförmig
gekreuztDoppelhantelförmig
m
Zustand
0

1

s
Zustand
-½

+½

2

3

5
h
…
…
…
f
Rosettenund Sternförmig
…
…
…
4

Richtung der NebenOrbitale
Spin-Quantenzahl
Eigendreh-Richtung
(Dreh-Impuls)
der
Elektronen
Die einzelnen Orbitale sind im Atom
ineinander
geschachtelt.
Beispielhaft ist dies in
der nebenstehenden Abbildung für
die d-Orbitale gezeigt. Die Orbitale
sind – bis auf die
Ausnahme dz2 gekreuzt Hantel-förmig. In Kombination aller Orbitale
ergibt sich dann
eher das Bild eines
Morgensterns.
Der – extrem kleine – Atom-Kern
liegt jeweils im Koordinaten-Ursprung.
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
einzelne und kombinierte d-Orbitale
Q: de.wikipedia.org (Sven)
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Orbital-Formen für ein idealisiertes Wasserstoff-Atom
erstellt mit Sciface MuPAD V.2.5
s-Orbitale (verschiedene Haupt-Quantenzahlen)
1s
2s
3s
p-Orbitale einer Haupt-Quantenzahl
px
py
pz
dxy
dyz
dxz
dx2-y2
dz2
d-Orbitale einer Haupt-Quantenzahl
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
f-Orbitale einer Haupt-Quantenzahl
fx
fy
fz
fx
fy
fz
fx
Der – extrem kleine – Atom-Kern liegt immer im Zentrum der Figuren!
interessante Links:
http://www.orbitals.com/orb/index.html (mit freiem Orbital-Viewer-Programm)
http://www.orbitals.com/orb/orbtable.htm (alle Orbital-Arten in einer Übersicht)
Aufgabe:
Beschreiben Sie die Form eines g- oder h-Orbitals!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
das Quanten-mechanische Atom-Modell
Werner HEISENBERG gelang es, aus den gemessenen
Spektren mathematisch-physikalische Zusammenhänge
herauszufiltern und in physikalischen Gesetzen zu formulieren. Heraus kam ein Formel-Konglomerat für Frequenz, Energie, Intensität und Polarisation.
Eine wichtige Erkenntnis von HEISENBERG war auch
Atom-Modell
das Feststellen eines prinzipiellen Mess-Problems beim
Q: de.wikipedia.org ()
Untersuchen von Elektronen. Während Physiker bei
großen Körpern mit ihren Messgeräten praktisch keine
Beeinflussung am Beobachtungsgegenstand hervorriefen, sah dass bei den extrem kleinen Elektronen ganz
anders aus.
Nehmen wir z.B. die Messung der Geschwindigkeit eines Autos. Beim sogenannten "Blitzen"
wird ein Laser-Strahl auf das Auto gerichtet und die Veränderung der Reflexion-Zeiten wird
zur Geschwindigkeits-Berechnung benutzt. Der Laser-Strahl ist energetisch so schwach,
dass die Geschwindigkeit nicht beeinflusst. Trifft die gleiche Energie aber ein einzelnes
Elektron, dann bewirkt dies eine deutliche Veränderung der Eigenschaften, z.B. eben auch
der Geschwindigkeit.
Somit ist nicht mehr sauber feststellbar, handelt es
sich um die originalen Eigenschaften des Elektrons
oder um die durch den "Mess-Strahl" beeinflussten.
Ähnlich sieht es aus, wenn man irgendeine energetische (Teilchen-lose) Methode anwendet. Die eingestrahlten Energien wirken auch immer auf die
Elektronen. Auch hier lässt sich nicht sauber zwischen echten und induzierten Eigenschaften unterscheiden. Mit verschieden Eigenschaften, die man
ev. gleichzeitig messen oder wissen will, verhält es
sich praktisch genauso. Die Physik hat dieses Problem z.B. bei der häufig gewünschten Bestimmung
von Position und Bewegung eines Elektrons. In dem
Schnitt durch zwei 20%-Orbitale (je
Augenblick, wo die Position eines Elektrons ermittelt
200 von 1.000 Elektronen-Positionen)
wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dabei
die Geschwindigkeit verändert wurde. Also kann die
Positions-Bestimmung nicht gleichzeitig auch zur
Bestimmung der Geschwindigkeit (des Impulses)
benutzt werden. Bei der umgedrehten Bestimmung
verhält es sich prinzipiell genauso. HEISENBERG
formulierte diese Unbestimmbarkeit als UnschärfeRelation (Unbestimmtheits-Relation).
Nun verstand man Elektronen nicht mehr als Objekte auf festen Bahnen sondern als Teilchen, die sich
mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeiten an bestimmten Stellen in der Hülle aufhalten. Erfasst man
die Positionen eines Elektrons über eine längere
Dauer (praktisch geht das nicht, als Ersatz werden einfach
sehr viele Elektronen vermessen), dann ergibt sich eine
Wolke solcher Aufenthaltsorte. In einigen Bereichen
Schnitt durch zwei 40%-Orbitale
dieser praktisch unendlich großen Wolke – die man
Orbital nennt - hält sich das Elektron mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wenn man z.B. eine Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit
von 50% ansetzt, dann erhält man einen Bereich –
einen Wolken-Ausschnitt – in der sich das Elektron
statistisch bei jeder zweiten Messung befindet.
Je größer man den Wahrscheinlichkeitswert wählt,
umso diffuser wird die Wolke. Dafür erfasst man
aber auch fast alle möglichen Orte und damit die
Gesamt-Größe und –Form des Orbitals.
Die
Verwendung
einer
100%igen
AufenthaltsWahrscheinlichkeit ist nicht möglich. Theoretisch könnte sich
von einem Atom auf der Erde ein Elektron auch auf dem Jupiter
befinden. Die Wahrscheinlichkeit ist aber super extrem gering –
mit anderen Worten super extrem unwahrscheinlich. Die Möglichkeit besteht aber und darf deshalb bei einer 100%igen Betrachtung nicht vernachlässigt werden.
Je kleiner die Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit gewählt wird, umso näher kommt man zu einer Fläche
und umso weniger Elektronen befinden sich genau
auf dieser Fläche. In den meisten Fällen benutzt
man
heute
als
Kompromiß
AufenthaltsWahrscheinlichkeiten um die 80 %. So kann man die
überwiegende Anzahl der Elektronen erfassen und
die Form und Begrenzungen ausreichend genau
charakterisieren. Weiterhin kommt es bei dieser
Wahrscheinlichkeit zu relativ wenigen Überlagerungen der einzelnen Orbitale.
In einem der weiteren Schritte der Entwicklung der
Atom-Modelle erkannte (CHADWICK) das Neutron
als neutrales Elementarteilchen im Atom-Kern. Mit
Neutronen ließ sich nun erklären, dass so viele positive Teilchen im Kern so harmonisch miteinander
zurechtkamen. Die Neutronen verstehen wir heute
als Kitt-Masse des Atom-Kerns. Sie halten die Protonen zusammen und bestimmen mit den Protonen
den wesentlichen Teil des Atomgewichts. Ein Proton
wiegt praktisch fast genau so viel, wie ein Proton –
also 1,67 * 10-24 g.
Die Anzahl der Protonen bestimmt die Kernladungszahl und damit die Element-Art. Atome mit der gleichen Kernladungszahl bilden ein Element.
Schnitt durch zwei 60%-Orbitale
Schnitt durch zwei 80%-Orbitale
Schnitt durch zwei 98%-Orbitale
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.1.1. (neue) Stoff-bezogene Begriffe aus der Atom-Welt
In den Kernen können aber unterschiedliche Anzahlen von Neutronen vorkommen. Da die
Neutronen genauso schwer wie Protonen sind, bestimmen sie die Atom-Masse ebenfalls mit.
Atom-Kerne eines Elements mit unterschiedlichen Neutronenzahlen sind also auch unterschiedlich schwer. Solche unterschiedlichen Atome nennen wir Isotope. Manche ProtonenNeutronen-Kombinationen sind instabil.
Sie zerfallen spontan unter Abstrahlung von kleineren Einheiten. Eine solche Einheit kann
z.B. ein Helium-Kern sein (-Teilchen). Wenn instabile Atomkerne zerfallen, dann kann also
radioaktive Strahlung entstehen. Meist zerfallen die radioaktiven Kerne in kleinere – aber
stabile – Atom-Kerne. So entstehen neue Elemente. Durch Beschuss mit Neutronen kann
man den Zerfall von Atom-Kernen forcieren.
Andere Kombinationen aus Protonen und Neutronen sind sehr stabil. Sie bilden die stabilen
oder langlebigen Isotope. Diese zerfallen erst in sehr langen Zeiteinheiten (Halbwertszeiten über
10
10 Jahre).
Beispielhaft soll hier die Nuklid-Karte für die kleinen – besonders für Lebewesen wichtigen –
Atome gezeigt werden:
Q: http://atom.kaeri.re.kr/ton/nuc6.html
In den nachfolgenden Jahrzehnten bis heute konzentriert man sich nun auf die Erforschung
der Elementarteilchen selbst. Wie sind sie aufgebaut und wie interagieren sie. Letztendlich
suchen die Physiker eine Weltformel (TOE, Theory of Everything, Theorie von Allem), mit der
sie die großen physikalischen Phänomene (Gravitation, Elektro-Magnetismus, Schwache
und starke Wechselwirkungen) gemeinschaftlich beschreiben können. Mit diesem hätten wir
dann auch mit großer Wahrscheinlichkeit ein endgültiges Atom-Modell.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben zur Nuklid-Karte:
1. Wieviele Isoptope sind für das Element Cohlenstoff bekannt?
2. Wieviele Isotope haben eine Atommasse von 12 u? Nennen Sie diese und
notieren Sie das Symbol einschließlich der Kernladungszahl und der Massenzahl!
3. Kann man Gold aus Nicht-Gold bzw. Nicht-Gold-Verbindungen herstellen?
Begründen Sie Ihre Meinung!
Element
Alle Atome mit gleicher Kernladungs-Zahl bilden ein Element. Es zählen also nur die Protonen im Atom-Kern. Sie müssen bzw. sind bei einem Element immer in der gleichen Anzahl
vorhanden (sein).
weiterhin kann ergänzend die bisher verwendete Definition benutzt werden:
Chemisch lassen sich Elemente nicht mehr in andere (einfachere) Stoffe zerlegen.
Ursprünglich stammt der Begriff von Robert BOYLE (1627 – 1697), der ein Element als einen Rein-Stoff definierte, der sich chemisch nicht mehr trennen lässt. Damit löste er 1661 die bis dahin geltende Vier-Elemente-Lehre
von Feuer, Wasser, Luft und Erde ab.
Definition(en): chemisches Element (submikroskopisch)
Atome mit der gleichen Kern-Ladungszahl (Anzahl Protonen im Atom-Kern) bilden ein chemisches Element.
Definition(en): chemisches Element (allgemeingültig)
Ein (chemisches) Element ist ein Rein-Stoff, der chemisch nicht weiter zu trennen ist und
nur aus Atomen mit der gleichen Kern-Ladungszahl (Anzahl Protonen im Atom-Kern) besteht.
Isotop
Isotope eines Elementes sind Atome mit gleicher Kernladungs-Zahl und verschiedenen Massenzahlen.
Chemisch sind praktisch keine Unterschiede in den Eigenschaften feststellbar. Isotope lassen sich somit chemisch auch nicht voneinander trennen.
Symbol-Schreibweise in der Chemie:
Nukleonen-Zahl
Protonen- od. Ordnungs-Zahl
(Kernladungs-Zahl)
24
12
Mg
Symbol
in der Natur kommen sehr viele Elemente als Isotopen-Gemisch vor. Nur wenige Elemente
bestehen nur aus einer Atom-Art. Dies sind z.B. Fluor, Natrium und Aluminium. Die Verteilung der einzelnen Isotope ist für jedes Element charakteristisch.
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- 98 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
da die Isotopen-Verteilung wie auch die Einzel-Mengen der Isotope in der Zeit veränderlich
sind, können durch Isotopen-Messung Aussagen z.B. zum Alter gemacht werden
Nukleonen-Zahl
Protonen- od. Ordnungs-Zahl
(Kernladungs-Zahl)
12
6
C
Symbol
Element
Wasserstoff
Cohlenstoff
14
6
C
Häufigkeit
[%]
99,986
0,014
10-17
Masse
[u]
1
2
3
12
C
C
14
C
98,89
1,11
0,00?
12
13
14
12,01
14
99,64
0,36
14
15
14,01
99,76
0,04
0,02
16
17
18
15,99
N
N
15
Sauerstoff
C
Nuklid
Isotop
1
H
2
H
D
3
H
T
13
Stickstoff
13
6
16
O
O
18
O
17
(durchschnittliche)
Atom-Masse [u]
1,008
molare Masse
[g/mol]
1,008
Beim Wasserstoff haben die Isotope / Nuklide spezielle Namen und einige von ihnen besitzen sogar eigene Formelzeichen
Name
Nuklid / Symbol
Isotop
1
leichter Wasserstoff
H
H
2
schwerer Wasserstoff
H
D
superschwerer
Wasser- 3H
T
stoff
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- 99 -
Benennung
Protium
Deuterium
Tritium
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Übernehmen Sie die nachfolgende Tabelle und ermitteln Sie die fehlenden
Einträge (s.a. Tabelle weiter oben)!
Element
Eisen
Chlor
Nuklid
Isotop
54
Fe
56
Fe
57
Fe
58
Fe
Häufigkeit
[%]
5,8
91,6
2,2
0,4
35
75,8
24,2
Cl
Cl
37
Silber
107
Ag
Ag
109
Schwefel
32
S
S
34
S
33
Masse
[u]
(durchschnittliche)
Atom-Masse [u]
molare Masse
[g/mol]
51,8
48,2
95,0
0,8
4,2
2. Prüfen Sie die berechneten molaren Massen mit Tabellen-Werte!
Definition(en): Isotop
Ein Isotop ist eine Atom-Art mit einer bestimmten Anzahl von Protonen und Neutronen im
Atom-Kern. Die Isotope eines Elementes besitzen immer die gleiche Anzahl Protonen, die
Anzahl der Neutronen ist für jedes Isotop charakteristisch.
Rein-Element
bestehen nur aus einer Art Atome (nur ein Nuklid (Isotop) bekannt)
z.B. Aluminium, Natrium, Fluor und Iod
in der Natur relativ selten
charakteristisch ist eine glatte Molare Masse / Atommasse
Definition(en): Rein-Element
Ein Rein-Element besteht nur aus einer Art von Atom-Kernen (immer gleiche Anzahl der
Protonen und der Neutronen). Rein-Elemente besitzten nur eine Isotopen-Art.
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- 100 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Misch-Element
bestehen aus mindestens zwei verschiedenen Isotopen, Die Atome unterscheiden sich also
in der Zahl der Neutronen im Kern. Für uns an den unterschiedlichen Nukleonen-Zahlen erkennbar.
charakteristisch ist eine gebrochene Molare Masse / Atommasse
Definition(en): Misch-Element
Elemente, die aus mehreren Isotopen bestehen sind Misch-Elemente.
Molekül
abgegrenztes Teilchen aus mehreren Atomen (Atom-Gruppe)
bei sehr großen Teilchenanzahlen sprechen wir auch von Makro-Molekülen, hier ist nicht
mehr die Einzelzahl der Atome abgezählt / definert, sondern meistens die Anzahl der Baueinheiten (z.B. -Glucose-Bausteine in der Cellulose)
Definition(en): Molekül
Ein Molekül ist eine abgegrenztes Teilchen atomarer Größe, dass durch eine bestimmte
Anzahl von verbundenen Atomen (mindestens zwei) charakterisiert ist.
Molekül-Ion
geladenes Molekül
Ladung oft wegen mesomerer Zustände (gleiche Formel mit verschiedenen (möglichen)
Strukturen) nicht direkt einem Atom zuzuordnen
chemische Schreibweise mittels eckigen Klammern um die Formel des Moleküls und Notierung der Ladung an die Klammer an die übliche Position
[Cu (H20)6]2+
Hexaaqua-Cupfer(II)-Komplex
Definition(en): Molekül-Ion
Molekül-Ionen sind geladene Teilchen atomarer Größe (Moleküle). In den meisten Fällen ist
die Ladung nicht auf ein spezielles Atom festgelegt. Die Ladung kann zeitweise auch an benachbarten Atomen lokalisiert sein.
Radikal
Atome oder Atom-Gruppen (auch Moleküle) mit ungepaarten (Außen-)Elektronen
chemisch ungesättigt und deshalb allgemein sehr reaktiv / instabil
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- 101 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Radikal
Radiale sind Teilchen atomarer Größe (Atome oder Moleküle), die mindestens ein
ungepaartes Elektron besitzen und deshalb sehr reaktiv sind.
Symbol-Schreibweise in der Chemie:
Cl•
ein einzelnes ungepaartes
Elektron
Symbol
•O•
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- 102 -
zwei ungepaarte
Elektronen
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Exkurs: Atom-/Welt-Modelle der modernen Physik
Atom-Physiker suchen nach ihrem eigenen "Gott". Dieser ist eine einzige Formel, mit der
man alles im Universum berechnen kann. Derzeit kennen die Physiker vier elementare Kräfte, die sie einzeln schon gut umreißen können, die:
 elektrische und elektromagnetische Kraft
 Gravitation
 schwache Kernkraft (schwache Wechselwirkung)
 starke Kernkraft (starke Wechselwirkung, Gluonen-Kraft, Farb-Kraft)
Mehrere dieser Kräfte können die Physiker schon mit gemeinsamen Formeln und Gleichungen zusammen betrachten. Eine oder zwei der Kräfte passen aber immer nicht in die Formeln hinein. Die alles umfassende Urkraft oder Weltformel fehlt ihnen noch.
Die Kräfte stellen sich uns als Felder dar. Jedes Feld hat seine eigene Teilchart als Überträger-Teilchen. So werden die elektrischen Kräfte durch Elektronen und die elektromagnetischen durch Photonen übertragen.
Die Gravitation hat die Gravitronen als Kraft-übertragende Teilchen. Sie durchdringen die
Massen und sorgen damit für Anziehungs-Kräfte. Gravitations- und elektromagnetische Kräfte bzw. Felder wirken über große Entfernungen. Sie sind uns bekannt und wir haben mehr
oder weniger konkrete Vorstellungen von ihnen. Die starke und die schwache Kernkraft liegen weit außerhalb der Vorstellungen eines typisch naturwissenschaftlich gebildeten Bürgers. Sie wirken innerhalb von Atomen.
Die Gluonen sind die Feld-Teilchen für die starke Kernkraft. Diese wirkt zwischen den Teilchen (Protonen und Neutronen) eines Atom-Kerns und sorgt für seine Stabilität. Auch die
Quarks innerhalb eines Elementar-Teilchens werden von ihnen verbunden.
Die Felder der schwachen und der starken Kernkraft heißen YANG-MILLS-Felder. Bei der
schwachen Kernkraft, die z.B. zwischen gleichartigen Quarks und Leptonen bestehen, wirken die W- und Z-Teilchen (W- u. Z-Bosonen) als verbindende Elemente im Feld.
Die starken Kern-Kräfte sind 1013x stärker als die schwachen Kernkräfte.
Für ein vollständiges Atom-Modell können wir mit den elektromagnetischen Kräften den Zusammenhalt des Atom-Kerns und der Atom-Hülle erklären. Der Zusammenhalt der Neutronen und Protonen im Kern wird über die schwache Kern-Kraft beschrieben.
Die elektromagnetischen Kräfte sind 1011x stärker als die schwachen Kern-Kräfte und somit
nur rund einhundertstel (10-2x) so stark, wie die starken Kern-Kräfte.
Protonen sind recht stabile Gebilde. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 1033
Jahren (Halbwertzeit 1031 – 1032 a). Irgendwann können sie sich in ein Neutron und ein Elektron umwandeln:
p+
n + e
Aber Physiker geben sich nicht mit dem breit akzeptierten und nutzbaren Modell von Elementarteilchen (Protonen, Neutronen, Elektronen, …) zufrieden. Sie wollen auch noch wissen, wie diese wohl im Inneren aufgebaut sind. Gegenwärtig geht die Physik von der Existenz von sogenannten Quarks und Leptonen aus (1. Generation der elementaren Bausteine der Materie). Jeweils drei Quarks bilden ein Elementarteilchen. Man kennt bzw. vermutet z.Z. drei
Paare von Quarks (einige konnten noch nicht experimentell nachgewiesen werden), die sich durch jeweils mindestens eine elementare Eigenschaft unterscheiden:
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- 103 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Das Proton besteht z.B. aus zwei up-Quarks (u) und einem
down-Quark (d). Sie sind durch starke Kern-Kräfte miteinander verbunden. Diese Kräfte werden von den Gluonen vermittelt, in denen die Quarks sozusagen schwimmen (dunkelgrauer Kreis).
Das ganze Gebilde hat einen Durchmesser von 1,7 * 10-15 m
(1,7 fm (Femtometer)). Die Masse des Protons (1,7 * 10-27 kg
(1,7 yg bzw. cg (beide: Yoktogramm))) wird zu 5% aus der Masse der Quarks und zu 95% aus der Bindungs-Energie zwischen Quarks und Gluonen sowie ender BewegungsEnergien gebildet.
Elektronen (Positronen, Elektron-Neutrinos und ElektronAntineutrinos) gehören zu den Leptonen.
Das Neutron besteht aus zwei down-Quarks und einem up-Quark.
Q: de.wikipedia.org (Arpad Horvath)
In den neuesten Theorien reduzieren die Teilchen- und theoretischen Physiker die Teilchen
allesamt auf kleine, fast punktförmige Energie-Pakete. Man stellt sie sich wie superkurze Saiten (Strings, Energie-Fäden) vor. Die Länge liegt an der Grenze dessen, was Physiker erfassen (allerdings nicht wirklich messen) können, der sogenannte PLANCK-Länge (0,01*10-33 m = 0,01
µµµµµmm (mit vielleicht vorstellbaren Einheiten-Vorsätzen ausgedrückt)). Sie schwingen jeweils in Abhängigkeit von ihrer Energie unterschiedlich und erwecken dadurch für uns den Eindruck eines bestimmten Teilchens. Der endgültige Nachweis für die String- und Superstring-Theorie
steht zwar noch aus, aber vieles spricht derzeit für diese physikalische Welt-Erklärung.
interessante Internet-Links:
http://www.marcoschwarz-online.de/physik/nukliddaten.htm (Programm zur Erzeugung von Nuklidkarten)
http://www.nndc.bnl.gov/nudat2/ (interaktive Nuklidkarte (engl.))
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.2. ein modernes und praktikables Atom-Modell für Chemiker
Für Chemiker wäre eigentlich ein Sammelsurium aus verschiedenen Modellen am Geeignetsten. Für die Erklärung von Strukturen und Bindungen benötigen wir aber meistens das
Wellenmechanische Atom-Modell. Viele Dinge kann man schon ganz gut mit einfacheren
Modellen (z.B. BOHRsches Atom-Modell) erklären. In solchen Fällen bleiben wir auch einfach bei den einfachen Modellen. Aber wenn es um die Raumstrukturen von Substanzen
oder die verschiedenen Bindungen geht, dann bleibt uns nur der Biss in den sauren Apfel.
Für chemische Zwecke brauchen wir kaum Wissen über die Atom-Kerne. Alle chemischen
Vorgänge (unserer Chemie-Begriffs-Bestimmung) spielen sich in der Atom-Hülle ab. Eigentlich
bräuchten wir auch nur die äußeren Schalen (Orbitale) bzw. die äußerste Schale, um die
verschiedenen chemischen Sachverhalte zu bearbeiten. Daneben benötigen wir ein AtomModell, um die verschiedenen Bindungen und die (abgeleiteten) Eigenschaften der Verbindungen zu erklären.
Insgesamt haben wir es also mit den Atom-Modellen von BOHR, SOMMERFELD und
SCHRÖDINGER zu tun. Wir machen hier eine einfache systematische Einführung, um auch
die Überspringer des Kapitels zur historischen Entwicklung der Atom-Modelle ( 3.1. AtomModelle – eine kurze Geschichte) nicht im Regen stehen zu lassen.
Atome bestehen aus einem Atom-Kern und einer Atom-Hülle. Die Atom-Hülle ist deutlich
(rund 10.000x) größer als der Atom-Kern. Die Bausteine eines Atoms sind die ElementarTeilchen Protonen, Neutronen und Elektronen.
Elementarteilchen
Symbol
Ladung
Ladung [C]
Durchmesser [m]
Masse [u]
Masse [g]
Ruhe-Energie [MeV]
Proton
p+
Neutron
n
1x +
±0
Elektron
e
1x –
positive ElementarLadung
neutral
keine Ladung
negative ElementarLadung
+1,602 * 10-19
1,7*10-15
0
1,7*10-15
-1,602 * 10-19
10-19
≈1
1,67 *10-24
938,3
≈1
1,67 *10-24
939,6
0,000544 = 1/1836
0,911*10-27
0,511
Im Atom-Kern befinden sich die Protonen und Neutronen. Die Anzahl der positiv geladenen
Protonen bestimmt die Element-Art. Neutronen kann man sich wie eine Art Klebstoff zwischen den Protonen vorstellen. Sie sind elektrisch neutral. Die Anzahl der Neutronen
schwankt bei den meisten Elementen. Dann haben wir es mit Isotopen (dieses Elementes)
zu tun. In der Chemie sind Isotope aber nicht relevant, da sie chemisch gleichartig reagieren
und somit auch nicht chemisch getrennt werden können. (Ausnahme sind einige "Schul-Chemie'en",
die die Radioaktivität traditionell mit einbeziehen.)
Da der Atom-Kern an chemischen Reaktionen nicht teilnimmt, wird auf den Bau und die Veränderungen des Atom-Kerns hier nicht weiter eingegangen.
Während der Kern relativ dicht ist, befinden sich im leeren Raum der Atom-Hülle nur Elektronen. Diese sind sehr klein und negativ geladen. In einem Atom kommen genauso viele Elektronen wie Protonen vor. Die Anzahl der Protonen bestimmt die Ordnungszahl eines Elementes. Derzeit sind rund 116 Elemente bekannt.
Weicht die Zahl der Elektronen von der Anzahl der Protonen ab, dann nennen wir das Objekt
Ion. Sind weniger Elektronen als Protonen vorhanden, dann handelt es sich um ein positives
Ion – auch Kation genannt. Überwiegen die Elektronen, dann handelt es sich um ein negatives Ion oder auch Anion. Je nach der Anzahl der überwiegenden oder fehlenden Ladungen
sprechen wir von ein- oder mehrfach geladenen Ionen. Kommen z.B. zwei zusätzliche Elektronen vor, dann sprechen wir von einem zweifach negativ geladenen Ion. Fehlen einem
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Atom dagegen drei Elektronen (im Vergleich zu den Protonen), dann handelt es sich jetzt um ein
dreifach positiv geladenes Ion. Man spricht auch von der Ladung des Ions.
Jedes Element hat ein Symbol, welches international verbindlich ist (chemische Zeichen-Sprache,
festgelegt durch IUPAC). Jedes Element-Symbol fängt mit einem Großbuchstaben an. Ev. folgen
dann noch ein oder zwei Kleinbuchstaben.
Das Element Magnesium hat z.B. das
Symbol Mg. Benötigt
(Summe der Protonen
man für bestimmte
und Neuronen)
Sachverhalte
InforNukleonenzahl
24
2+
Ladung des Ions
mationen über den
Kernladungszahl
12
Bau des Atom-Kerns,
(od. Protonenzahl
dann werden diese
od. Ordnungszahl)
Symbol
links an das Symbol
notiert.
Eine vorhandene Ladung wird rechts oben (als Exponent) an das Symbol notiert. Die Anzahl
der Ladungen wird vor der Ladungs-Art notiert. Eine einfache Ladung wird nur mit dem Ladungs-Symbol (+ oder -) angegeben. Die Schreibung 1+ wäre also falsch.
Mg
Die ersten 20 Elemente (des Periodensystems der Elemente) gehören zum
Grundwissen der Chemie. Das Kennen der Namen und Symbole dieser Elemente ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!!
Aufgaben:
1. Wenn sich bei einem Element die Anzahl der Elektronen im Atom ändern
kann, können sich dann auch die Anzahlen der Protonen und Neutronen für
dieses Element ändern? Begründen Sie Ihre Meinung!
2. Übernehmen Sie die nachfolgende Tabelle und füllen Sie die freien Zellen
aus!
Beispiel-Nr.
Element-Symbol
1
H
2
19
9
vollständiges Symbol
Ordnungszahl
Elektronen-Anzahl
Atom
Protonen-Anzahl
Ion
3
4
5
9
4
F
Be
6
2+
12
12
10
7
13
17

11
17
3. Erstellen Sie eine Tabelle, aus der für die folgenden Isotope die Anzahlen
der Protonen, Neutronen und Elektronen ersichtlich sind!
1
H, 2H, 3H, 4He, 7Li, 12C, 13C, 14C, 16O, 19F, 35Cl, 79Br, 53I, 208Pb, D, T
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Aufbau-Prinzipien der Elektronen-Hülle:
Die genaue Lokalisierung der Elektronen in der Atom-Hülle ist wesentlich schwieriger als die
Zusammenballung von Protonen und Neutronen im Kern.
Mit Hilfe von vier charakteristische (Bewegungs-)Eigenschaften (Quantenzahlen, ModellKennzahlen) können wir heute die Anordnung der Elektronen in der Hülle relativ gut beschreiben. Die mathematische Basis dafür ist die SCHRÖDINGER-Gleichung. Dabei sollte man
allerdings auch im Hinterkopf behalten, dass die SCHRÖDINGER-Gleichung exakterweise
nur für das Wasserstoff-Atom gilt. Für Atome mit mehreren Elektronen müssen abgewandelte – noch weitaus kompliziertere – Gleichungen aufgestellt werden. In der Praxis reicht es
aber aus, die Erkenntnisse aus der SCHRÖDINGER-Gleichung einfach auf andere Atome zu
übertragen. Für die Chemie sind auftretende Abweichungen zwischen Gleichung (Theorie
und Modell) und Praxis nicht wirklich relevant.
In einem Atom unterscheiden sich die Elektronen immer mindestens hinsichtlich einer Quantenzahl. Manchmal werden die Merkmals-Kombination in der Form (n, l, m, s) angegeben.
Die Modell-Eigenschaften der Elektronen sind:
1. die Haupt-Quantenzahl n  bestimmt die Zuordnung zu einer Orbital-Gruppe (HauptOrbital) mit einer bestimmten Energie-Niveau-Spanne
2. die Neben-Quantenzahl l  bestimmt die Zuordnung zu einem Orbital mit einem bestimmten Energie-Niveau (und einer speziellen Form)
3. die Magnet-Quantenzahl m  bestimmt die Ausrichtung des Orbitals im Raum und damit
das Verhalten des Elektrons im Magnet-Feld (die Energie-Niveaus der Neben-Orbitale sind geringfügig differenziert, es gibt auch eine Beeinflussung der Orbital-Form)
und
4. die Spin-Quantenzahl s  bestimmt die Eigen-Rotations-Richtung (Spin) des Elektrons
Es gibt in einem Atom niemals zwei Elektronen, welche die gleiche Kombination der Quantenzahlen besitzen. In der Chemie benötigen wir die konkreten Quantenzahlen aber kaum.
Hier interessieren nur die resultierenden Energie-Niveaus, die Aufenthaltsorte und Bewegungen der Elektronen.
Seit PLANCK wissen wir, dass Elektronen immer nur bestimmte (gequantelte) Energie-Werte
beinhalten können. Sollen Elektronen Energie abgeben oder aufnehmen, dann können die
Zuwächse oder Abgaben immer nur Vielfache des PLANCKschen Wirkungs-Quantum sein.
Dies stellt die kleinstmögliche Energie-Stufe dar. Somit können sich die Elektronen immer
nur auf bestimmten Energie-Stufen, Zuständen oder –Ebenen befinden.
In der Hülle sind die Elektronen, wie wir aus dem BOHRschen Atom-Modell wissen in grobe
Gruppen eingeteilt, die wir Schalen nennen. Insgesamt gibt es sieben mögliche Schalen in
einem Atom. Sie werden mit den Großbuchstaben K, L, M, N usw. beschriftet. Jede Schale
hat eine maximal mögliche Menge an Elektronen, die auf ihr Platz finden.
Aus der Berechnung der SCHRÖDINGER-Gleichung ergeben sich für die
Elektronen keine Bahnen, auf denen sie
sich bewegen, sondern Aufenthaltswolken. Die Wollen erhält man, wenn man
über einen bestimmten Zeitraum die konkreten (berechneten) Aufenthaltsorte verfolgt. Dies könnte z.B für die Elektronen
der innersten Schale die rote Punkt-Wolke
in der nebenstehenden Abbildung sein.
Praktisch handelt sich natürlich um ein
ineinander geschachtelte Orbitale
entsprechendes räumliches Gebilde – al(s-Orbitale) von zwei Schalen (Atom-Kern: blau)
so eine Kugel-förmige Wolke.
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Die Orbitale als Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit bedeuten aber, dass sich die Elektronen nur
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in der beschriebenen oder beobachteten Wolke befinden. Praktisch kann sich ein Elektron auch dichter oder weiter entfernt zum Atom-Kern befinden. Die Wahrscheinlichkeit dafür geht aber gegen Null. Denkbar wäre es also auch, dass
sich ein Elektron eines beliebigen Atoms auf der Erde gerade irgendwo auf dem Jupiter befindet. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist knapp größer als Null, aber eben nicht Null.
In diesen Wolken, die Orbitale genannt werden, halten sich die Elektronen auf.
Vergleichbare Elektronen der nächsten Schale besitzen ein deutlich entferntes – aber gleichförmiges – Orbital weiter entfernt vom Atom-Kern. Zur Unterscheidung werden vor die Orbitale immer die Schalen-Nummern angegeben. Das 1s-Orbital ist also das s-Orbital der ersten Schale.
Das zuerst immer die Energie-ärmsten (inneren) Schalen besetzt werden, nennen wir das
Energie-Prinzip.
Die innerste Schale kann maximal Elektronen aufnehmen, die sich nur hinsichtlich ihres Spin
(Dreh-Impulses (Dreh-Richtung)) unterscheiden. Diese Erkenntnis wird nach ihrem Entdecker
als PAULI-Prinzip oder PAULI-Regel bezeichnet.
Ab der zweiten Schale gibt es verschieden
geformte Orbitale. Neben den Kugelförmigen s-Orbitalen kommen noch Hantel–
förmige p-Orbitale hinzu. Davon gibt es drei,
die jeweils in die drei Raum-Richtungen
Kugel-förmiges s-Orbital
ausgerichtet sind. Die Raum-Richtungen
sind natürlich relativ. Praktisch stehen die
Hanteln jeweils rechtwinklig aufeinander.
Jedes Orbital kann mit zwei Elektronen besetzt werden. Summiert man die Orbitale
einer Schale und berechnet man dann sozusagen den Mittelwert, dann erhält man genau die Kugel-Hülle der betreffenden Schale
Hantel-förmige p-Orbitale (px-, pz- und py-Orbital)
nach dem BOHRschen Atom-Modell.
Q: commons.wikimedia.org (Haade)
Die s- und die p-Orbitale der zweiten Schale
lassen also insgesamt acht Elektronen zu.
Als letztes Prinzip kommt noch eine Regel des Chemikers HUND hinzu. Die HUNDsche Regel besagt, dass die Orbitale zuerst immer einzeln besetzt werden. Erst wenn alle Orbitale
(Unterschalen) einzeln besetzt werden, dann erfolgt die Paarung mit Elektronen, die einen
entgegengesetzten Spin haben.Mit der dritten Schale kommen noch die d-Orbitale hinzu.
Diese liegen energetisch aber so ungünstig (hoch), dass sie zuerst einmal nicht verwendet
werden. Dazu später genaueres. Die Form der d-Orbitale ist gekreuzt-Doppel-Hantel-förmig.
d- und f-Orbitale
Q: commons.wikimedia.org (Haade)
Die letzte – praktisch relevante – Orbital-Art taucht ab der vierten Schale auf. Die sogenannten f-Orbitale werden als Rosetten-förmig beschrieben.
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Physiker kennen in der fünften Schale noch g- und in der
sechsten Schale noch h-Orbitale. Da die Schalen und
deren Orbitale in den höheren Lagen dicht beieinander
liegen und gewissermaßen miteinander verschmelzen,
werden diese physikalischen Details in der Chemie nicht
mehr betrachtet. Hinzu kommt außerdem, dass die Elemente mit diesen Orbitalen praktisch alle sehr kurzlebig
(weil radioaktiv) sind und somit kaum auswertbare Verbindungen bilden.
In der nebenstehenden Abbildung sind die Orbitale einer Schale immer in der gleichen Farbe gezeichnet. Wie man z.B. an den Orbitalen
der 4. Schale (4s, 4p, 4d und 4f) sieht, liegen
diese energetisch sehr weit auseinander. Da
z.B. das Energie-Niveau der 5s-Orbitale niedriger liegt, als das der 4d-Orbitale – wird entsprechend dem Energie-Prinzip – das 5sOrbital zuerst belegt.
Die konkrete Belegung der Orbitale ist für jedes Element charakteristisch. Man spricht
auch von der sogenannten ElektronenKonfiguration.
Neben den drei beschriebenen Prinzipien
(Energie-Prinzip, PAULI-Prinzip, HUNDsche Regel) bietet sich noch die nachfolgende Esels-Brücke
zur Erstellung einer Elektronen-Konfiguration
an.
Energie-Niveaus der Orbitale (prinzipiell)
Esels-Brücke für die Aufstellung
der Elektronen-Belegung eines
Atoms:
Aufbau:
1. man nehme ein Schach-Brett
2. schreibe von links unten nach
rechts oben (diagonal) die s-Orbital
(1s  8s)
3. nach oben folgen die p-, d- und fOrbitale (auf der gleichen Feld-Farbe)
Nutzung:
1. Lese-Start ist links unten
2. solange noch nicht genug Elektronen zusammen kommen fortsetzen
(doppelte Besetzung beachten):
2a. zuerst wird immer waagerecht
abgelesen
2b. wenn die Zeile zuende ist, wird in
der nächst höheren fortgesetzt
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5f
4f
6d
5d
4d
3d
6p
5p
4p
3p
2p
7p
8s
7s
6s
5s
4s
3s
2s
1s
Start
Lese-Richtung
Hintergrund:
Die Besetzungs-Reihenfolge wird durch die n+l-Regel
(MANDELUNG- od. auch KLECHKOWSKI-Regel) bestimmt.
Für n < n' gilt: Ist n+l ≤ n', dann werden zuerst die nzugehörigen Orbitale gefüllt.
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Betrachten wir einige konkrete Beispiele:
Ein Atom des Elementes Aluminium besitzt im
Kern 13 Protonen. Somit enthält die Hülle insgesamt ebenfalls 13 Elektronen.
Nach dem Energie-Prinzip werden immer zuerst
die Energie-ärmsten Zustände belegt. Die ersten
zwei Elektronen finden in der ersten Schale (K)
Platz. Diese Energie-ärmste Schale befindet sich
am dichtesten am Kern.
Jede Schale (nach dem BOHRschen AtomModell) besteht aus bestimmten Orbitalen (s, p, d
und f). Die erste Schale besteht nur aus dem sOrbital und bietet nur insgesamt zwei Elektronen
Platz.
Ein Quadrat ( ) steht immer für ein Orbital (eine
Unterschale). Beide Elektronen haben einen entgegengesetzten Spin (PAULI-Prinzip), was durch
die unterschiedliche Pfeil-Richtung angezeigt
wird ( ). Damit ist das Orbital voll ausgelastet.
Als Text-Schreibweise für die Elektronen-Konfiguration eines Atoms / Elements hat sich folgende Form durchgesetzt:
13Al:
1s2 …
(!noch unvollständig!)
Dabei steht die 1 für die Haupt-Quantenzahl – also die 1. Schale.
Mit dem Klein-Buchstaben (hier: s) wird die Orbital-Art angegeben. Diese ergibt sich ja aus
der Neben-Quantenzahl. Die 2 im Exponent beschreibt die Anzahl der Elektronen auf dem
genannten Orbital. Gesprochen wird die Elektronen-Konfiguration dann: eins-s-zwei.
Die nächsten Elektronen finden auf der zweiten Schale mögliche Aufenthaltsorte. Zwei Elektronen können sich auf den 2s-Orbital und sechs Elektronen auf dem 2p-Orbitalen aufhalten.
Bis hierhin lautet die Elektronen-Konfiguration:
13Al:
1s2 2s2 2p6 …
gesprochen: eins-s-zwei
zwei-s-zwei
(!noch immer unvollständig!)
zwei-p-sechs
Es verbleiben noch drei Elektronen für die äußerste Schale. Zwei davon besitzen das Energie-Niveau eines 3s-Orbitals. Das letzte verbleibende Elektron bewegt sich in einem 3pOrbital. Welches das ist und welchen Spin das Elektron hat (
oder
), unterliegt dem
Zufall. Häufig verwendet man dann auch eine neutrale Schreibweise (ohne Spin-Pfeil):
Die vollständige Elektronen-Konfiguration lautet also:
13Al:
1s2 2s2 2p6 3s2 3p1
Beachten Sie, dass hier die "1" für ein einzelnes Elektron mitgeschrieben wird!
Aus Bequemlichkeit nutzt man auch häufig eine verkürzte Notierung. Diese beschränkt sich
auf bedeutsamen äußeren Elektronen. Die chemisch eigentlich unveränderlichen und "stabilen" Zustände werden durch die darunter liegende Edelgas-Konfiguration beschrieben. Beim
Aluminium wäre das also Neon. Das Edelgas-Symbol wird zur sicheren Kennzeichnung als
Elektronen-Konfiguration in eckige Klammern geschrieben (Es ist nicht etwa Neon als Atom-Kern
oder Hülle enthalten!!! Das besagte Atom hat lediglich die Elektronen-Konfiguration von Neon und ev. noch ein
paar Elektronen mehr!):
13Al: [10Ne]
3s2 3p1
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Nicht genutzte Orbitale werden in der Elektronen-Konfiguration und auch in den Energieniveau-Schemata üblicherweise nicht mitgeschrieben.
Eine weitere mögliche Schreibweise der Elektronen-Konfiguration stammt von PAULING.
Seine Notierung der Elektronen in Kästchen mit Pfeilen haben wir schon teilweise benutzt.
Die einfache Form der PAULING-Schreibweise benutzt alle Orbital-Kästchen auf einer Zeile:
In der erweiterten Schreibung werden noch die unterschiedlich hohen Energie-Niveaus mit
eingebracht:
Beachten muss man bei der PAULING-Schreibung, dass die Unterschalen, die
zumindestens mit einem Elektron besetzt sind, vollständig mit all ihren Orbitalen geschrieben
wird. Bei unserem Beispiel Aluminium hört die Schreibung also nicht beim ersten 3p-Orbital
auf, sondern es werden alle drei 3p-Orbitale mit notiert..
Als nächstes Beispiel soll uns Stickstoff (7N) dienen. Bis zum 2s-Orbital verläuft die Elektronen-Besetzung nach den schon besprochenen Regeln.
Für das 3p-Orbital bleiben nun noch drei Elektronen. Grundsätzlich werden die einzelnen Unter-Orbitale (px, py und pz) zuerst einzeln besetzt
(HUNDsche Regel). Dies entspricht dem insgesamt Energie-ärmsten Zustand. Der Spin der
Elektronen ist zufällig und wird am Besten neutral angegeben.
Die Elektronen-Konfiguration lautet:
7N:
1s2 2s2 2p3
oder verkürzt:
7N:
[2He] 2p3
Die Schreibweisen nach PAULING sind auch schnell erstellt:
Erst wenn alle Orbitale einzeln besetzt sind, dann paaren sich die Elektronen auf den Orbitalen.
Beim Stickstoff ist dies nicht notwendig, da die drei Elektronen auf den drei Unter-Orbitalen
Platz finden.
Aber schon ab Sauerstoff müssen ein oder mehrere p-Orbitale doppelt besetzt werden.
Aufgabe:
Erstellen Sie die vollständige und ev. die verkürzte Elektronen-Konfiguration
für Sauerstoff in der Text- und in der PAULING-Schreibweise!
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Zum Schluß wählen wir noch ein Element mit sehr vielen Elektronen auf diversen Orbitalen –
72Ta (Tantal).
Da stoßen wir mit jeder vollständigen Schreibung der Elektronen-Konfiguration an die Grenzen der Übersichtlichkeit:
72Ta:
1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d10 4p6 5s2 4d10 5p6 6s2 4f14 5d3
Erst mit der verkürzten Schreibweise kommen wir zu einem akzeptablen Ergebnis. Als Basis
wird wieder das davorliegende Edelgas – also Xenon (Xe) - verwendet:
72Ta:
[54Xe] 6s2 4f14 5d3
Die wesentlichen (letzten) Elektronen-Schalen sind dabei gut sichtbar – und nur diese spielen für chemische Vorgänge eine Rolle.
U.U. werden bei höheren Elektronen-Zahlen die Orbitale nicht ganz so systematisch besetzt,
wie es aus dem "Schachbrett" hervorgeht. Da die einzelnen Schalen und Orbitale sehr dicht
beieinanderliegen, stabilisieren sich verschiedenste Sonderbesetzungen mit z.T. geringfügig
Energie-ärmeren Zuständen. Für unsere Zwecke reichen aber die systematischen Elektronen-Konfigurationen aus. Die feinen Unterschiede zu praktisch gemessenen Konfigurationen
sind schul-chemisch nicht von Bedeutung.
Auf einen speziellen Fall der Elektronen-Konfiguration werden wir später noch bei
Cohlenstoff eingehen. Bestimmte Orbitale verschmelzen u.U. miteinander und bilden neue
Formen. Den Vorgang der Verschmelzung von Orbitalen nennen wir Hybridisierung. Bei
Cohlenstoff kennen wir drei Formen der Hybridisierung: sp3, sp2 und sp. Die Hybridisierung
von Orbitalen erkennt man in der Schreibweise an direkt hintereinander geschrieben Orbitalen (hier: sp) und keiner Zwischenzahl (hier bei: s, sonst müßte ja eine 1 oder 2 dort stehen).
Aufgaben:
1. Stellen Sie die Elektronen-Konfiguration von 10Ne auf!
2. Ist die verkürzte Schreibweise für Elektronen-Konfiguration bei 13Al exakt?
Begründen Sie Ihre Meinung!
3. Stellen Sie die Elektronen-Konfigurationen für die folgenden Elemente oder
Isotope auf!
6C
8O
2He
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20Ca
17Cl
35Br
P
S
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Mn
Cd
28
Si
29
Si
30
Si
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Zusammenfassung Atombau:
Ein Atom besteht aus einem zentralen Atomkern und einer den Atomkern umgebenden
Atomhülle. Der Atomkern enthält positiv geladenen Protonen und ungeladene Neutronen.
Die Zahl der Protonen (Kernladungszahl) ist für jedes Element charakteristisch und entspricht der Ordnungszahl. Die Zahl der Neutronen kann variieren.
In der Hülle befinden sich die negativ geladenen Elektronen. Ein Atom besitzt genausoviele
Elektronen wie Protonen. Die Elektronen bewegen sich je nach Modell auf Schalen oder Orbitalen (Raumwolken).
Elektronen-Konfiguration / Besetzung der Schalen in der Atom-Hülle
Postulat:
Energie-Quantelung;
Die Energie ist keine kontinuierliche Größe, sondern wird immer in Stufen (Quantum) größer
oder kleiner.
Energie-Prinzip:
Zuerst werden immer die Energie-ärmeren Orbitale / Schalen besetzt!
PAULI-Prinzip:
Auf einem Orbital (mit gleicher Neben-Quantenzahl) finden maximal zwei Elektronen mit entgegengesetzten Spin (unterschiedlicher Spin-Quantenzahl) Platz.
HUNDsche Regel:
Energie-gleiche Orbitale (mit gleicher Neben-Quantenzahl) werden immer zuerst einfach
(und parallel) besetzt.
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4.2.1. die Bildung von Ionen
Für die Chemie muß ein Atom-Modell auch besonders die Ionen-Bildung erklären können.
Mit dem einfachen BOHRschen Atom-Modell gelingt das nicht. Bei der Unmenge von Elektronen, die sich auf den höheren Bahnen tummeln können, wären auch sehr hoch geladene
Ionen zu erwarten. Denn eigentlich bedeutet Ionen-Bildung ja die Aufnahme oder Abgabe
von Elektronen. Dieses macht aber nur Sinn, wenn insgesamt ein Energie-ärmerer Zustand
erreicht wird. Solche Energie-armen Zustände stellen z.B. die Edelgas-Konfigurationen dar.
Aufgefüllte oder geleerte Schalen – wie wir sie aus dem modernen Atom-Modell kennen –
würden diesem Anspruch schon eher gerecht werden.
Praktisch kommen aber bei den Elementen nur Ionen bis zu einer 4fachen Ladung und bei
den Oxidationszahlen nur Werte bis ±7 vor. Mit dem modernen Atom-Modell nach BOHR,
SOMMERFELDT und SCHRÖDINGER kommen wir zu Unter-Schalen, die maximal 14 Elektronen tragen. Damit sind dann kleinere Anzahlen von Elektronen-Aufnahmen oder-Abgaben
verbunden, was wiederum recht gut mit der Praxis übereinstimmt.
Nach der Oktett-Regel (1916) von KOSSEL und LEWIS reagieren Elemente miteinander, um
für sich selbst durch Aufnahme, Abgabe oder gemeinsame Nutzung von Elektronen eine
Edelgas-Konfiguration zu erreichen. Häufig wird diese Regel deshalb auch als EdelgasRegel bezeichnet.
Die gemeinsame Nutzung von Elektronen ist Bestandteil der Atom-Bindung. Dort findet der
Leser auch weitere Informationen ( 3.4.1. Atom-Bindung).
Hier wollen wir zuerst auf die Ionen-Bildung näher eingehen. Betrachten wir die IonenBildung bei einem Natrium-Atom. Die Elektronen-Konfiguration lautet:
11Na:
1s2 2s2 2p6 3s1
oder in der verkürzten Schreibweise:
11Na:
[10Ne] 3s1
Aus früheren Chemie-Tagen ist uns noch in Erinnerung, dass Natrium ein einwertiges positiv geladenes
Ion bildet. Dazu muss es ein Elektron abgeben:
-
Na+ + e
Na
Bei der Betrachtung des Energieniveau-Schemas von
Natrium sehen wir in der äußersten Schale 3s tatsächlich ein einzelnes Elektron. Durch die Abgabe dieses
Elektrons kann das Na-Atom eine stabile und auch
Energie-ärmere Edelgas-Konfiguration erreichen:
+
11Na :
[10Ne]
bzw. in der – in diesem Fall schöneren – ausführlichen
Form:
+
11Na :
1s2 2s2 2p6
Gut sichtbar wird im Energieniveau-Schemata auch, dass hier jetzt ein Energie-ärmerer Zustand erreicht wurde.
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Nehmen wir uns nun Chlor als ähnlich breitgetretenes Beispiel bei der Ionen-Bildung vor.
Die Elektronen-Konfiguration und das EnergieniveauSchemata sind schnell aufgestellt:
17Cl:
1s2 2s2 2p6 3s2 3p5
bzw. verkürzt:
17Cl:
[10Ne] 3s2 3p5
Das Chlor-Atom hat in seiner äußersten Schale eine
freie Position auf einem p-Unter-Orbital. Um eine stabile
Edelgas-Konfiguration zu erreichen, hat das Chlor-Atom
prinzipiell zwei Möglichkeiten.
Entweder gibt es sieben Elektronen ab oder es nimmt eins auf. Im ersten Fall würde es die
Edelgas-Konfiguration von Neon erreichen, im zweiten Fall die von Argon.
Um zu entscheiden, was die wohl günstigste Variante ist, muß man sich noch vergegenwärtigen, dass ja im Atom-Kern weiterhin die 17 Protonen einen starken Gegenpol bilden. Somit
wird wohl die Aufnahme eines Elektrons günstiger sein, als die Abgabe von sieben. Praktisch
ist es auch so.
-
-
Cl + e
Cl
Auch mit diesem Beispiel kommt die Oktett- bzw. Edelgas-Regel von KOSSEL und LEWIS zur Anwendung.
Die zugehörigen Elektronen-Konfigurationen lauten:
-
17Cl
:
1s2 2s2 2p6 3s2 3p6
bzw. verkürzt:
-
17Cl
:
oder: [10Ne] 3s2 3p6
[18Ar]
Aufgaben:
1. Stellen Sie in einer Tabelle die (vollständige) Elektronen-Konfiguration des
Atoms, die Gleichung für die Ionen-Bildung und die ElektronenKonfiguration des Ions für die nachfolgenden Elemente auf!
1H
12Mg
9F
19K
20Ca
13Al
16S
Br
Ne
2. Welche Ionen-Bildungen sind laut Elektronen-Konfiguration für Cohlenstoff
und Silicium denkbar? Begründen Sie Ihre Meinung! Prüfen Sie, wie praxisnah solche Ionen-Bildungen sind!
3. Welche atomaren Gebilde haben (unter normalen chemischen Bedingungen)
die Elektronen-Konfiguration [10Ne]? Erklären Sie, warum das so ist!
für die gehobene Anspruchsebene:
4. Geben Sie die Elektronen-Konfiguration für 118Sn an!
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4.2.1.1. Ionen-Bildung bei Nebengruppen-Elementen
Die Hauptgruppen-Elemente des PSE können wir also recht einfach behandeln. Etwas
schwieriger wird es nun, wenn man sich an die Nebengruppen-Elemente heranmacht. Viele
von ihnen bilden nicht nur eine Ionen-Art, sondern mehrere. Bei einigen Elementen sind sogar negative und positive Ionen bekannt. Das scheint auf den ersten Blick etwas schleierhaft.
Wenn man sich aber vergegenwärtigt, dass bei den größeren Haupt-Quantenzahlen sowohl
die Schalen (als Gesamtheit) als auch die Einzel-Orbitale sehr dicht beieinander liegen bzw.
sich überlappen, dann wird die "seltsame" Ionen-Bildung schon verständlicher.
Da können Paarungen von Elektronen mit unterschiedlichem Spin oder halb-besetzte HauptOrbitale den entscheidenden energetischen Vorteil bringen. Seit einiger Zeit weiss man
auch, dass bestimmte Symmetrien zusätzliche energetische Vorteile bringen. Letztendlich
müssen wir für unsere Zwecke eine Elektronen-Konfiguration finden, welche die spezielle
Ladung abbildet. Für "höhere" chemische Zwecke sind genauere Energie-Zustand-Analysen
notwendig.
Schauen wir uns hier das Eisen an. Eisen ist ein Element der VIII-Nebengruppe im Periodensystem der
Elemente. Von seinen 26 Elektronen müssen also einige auf d-Orbitalen zu finden sein. Die Belegung der
Orbitale nach unseren Regeln ergibt auch genau dieses Bild.
26Fe:
1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d6
26Fe: [18Ar]
4s2 3d6
Betrachtet
man
nun
dazu
die
ElektronenKonfigurationen für die zwei möglichen Ionen Fe2+ und
Fe3+, dann gibt es neue Effekte zu beobachten:
Fe
Fe2+ + 2 e
-
Fe
Fe3+ + 3 e
-
2+
26Fe : [18Ar]
4s1 3d5
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3+
26Fe : [18Ar]
- 116 -
4s0 3d5
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Beide Konfigurationen sehen plausibel aus, widersprechen aber dem Energie-Prinzip. Jedes
Mal wird – zu Gunsten eines halb-besetzten d-Orbitals – das 4s-Orbital nur halb oder gar
nicht belegt. Einen Grund haben wir dafür schon aufgezeigt. Die Orbitale liegen in diesen
Regionen energetisch und räumlich sehr dicht beieinander. Es kommt zur Verschmelzung
von Orbitalen (Hybridisierung). Diese sind dann besonders Energie-arm – also stabil.
Mit weiteren chemischen Kenntnissen kann man
obige Elektronen-Konfigurationen aber belegen.
Das dreiwertige Eisen ist instabiler und wandelt
sich bevorzugt in Fe2+ um. Das Fe2+-Ion ist sehr
häufig von sechs Liganten umlagert, was gut zu
den sechs ungepaarten Elektronen passt. Diese
"borgen" sich dann jeweils ein Elektron vom
Liganten.
Praktisch verschmelzen die fünf 3d-Orbitale mit dem einem
5
4s-Orbital zu sechs sd -Hybrid-Orbitalen. Alle Hybrid-Orbitale
haben das gleiche (hybridisierte) Energie-Niveau und sind
einzeln besetzt. Damit sind die Elektronen alle gleichartig, was
mit der beobachteten Symmetrie der Ionen bzw. ihrer komplexen Verbindungen sehr gut übereinstimmt.
symmetrischer Komplex
mit einem Fe2+-Zentral-Ion
und sechs Cyanid-Ionen als Liganden
Aufgaben:
1. Stellen Sie die Elektronen-Konfigurationen für die nachfolgenden Elemente
und ihr häufigstes / typisches Ion auf! (Versuchen Sie einen eventuellen
Energie-Gewinn durch Priorisierung der HUNDschen Regel vor das Energie-Prinzip zu beachten!)
Li
F
Mg
S
B
Al
Cl
Ca
Cu
Zn
Se
P
Ar
Be
K
2. Erstellen Sie eine Tabelle, aus der für die folgenden Isotope und deren typische Ionen die Anzahlen der Protonen, Neutronen und Elektronen ersichtlich sind!
1
H, 2H, 3H, 4He, 7Li, 12C, 13C, 14C, 16O, 19F, 35Cl, 79Br, 53I, 208Pb, D, T
interessante Links:
http://www.webelements.com diverse Tabellen und Übersichten rund um die Elemente und das PSE
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 117 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.3. das Periodensystem der Elemente
Erste Systematisierungsversuche für die verschiedenen Stoffe und Elemente gab es mit dem
Aufblühen der Allchemie. Besonders interessierten dabei die Elemente, weil sie als die "Ausgangsstoffe" der anderen Stoffe galten. Erste Erfolge konnte DÖBEREINER um 1829 mit
seiner Triaden-Lehre verzeichnen.
Diese Lehre postulierte
TriadenAtomBerechnung
AtomprozenDreier-Gruppen
von
Element
Masse
Masse
tualler
Elementen, wie z.B. LiFehler
realer
thium, Natrium und KaWert
lium oder Chlor, Brom
S
32,1
und Iod. Bei den Triaden wurden sehr ähnliim 19.
che physikalische und /
Se
Jhd. un79,0
-0,01%
oder chemische Eigenbekannt
schaften beobachtet.
Innerhalb einer Triade kann
die Atom-Masse ziemlich
genau über das arithmetische der beiden anderen
(äußeren) Elemente (der
Triade) bestimmt werden.
Te
127,6
Nach und nach gelang es die Elemente nach ihren Atom-Massen (damals noch Äquivalente genannt und noch nicht so exakt vermessen, wie heute) in eine Reihe (Tabelle) zu bringen. Die Forscher
DE CHANCOURTOIS (1852) und NEWLANDS (1864) stellten eine Wiederholung bestimmter chemischer und physikalischer Eigenschaften nach jeweils sieben Elementen fest.
NEWLANDS ordnete die Elemente entsprechend ihrer Masse und propagierte ein sogenanntes Oktaven-System (Wiederholung der Eigenschaften alle 8 Elemente). Dabei meinte er das
jeweils 8. Element als Wiederholer. Diese Logik klappte, weil die Edelgase noch nicht bekannt waren. Heute wissen wir, das immer acht aufeinanderfolgende Elemente als eine Oktave bzw. eine Periode. Das neunte Element ist dann gewissermaßen ein Wiederholer.
Ein neuartiges Ordnungs-System wurde 1869 vom russischen Chemiker Dimitri Iwanowitsch
MENDELEJEW (1834 – 1907) und unabhängig wenig später auch von Lothar MEYER (1830
– 1895) beschrieben. Insgesamt gebührt MENDELEJEW der größere Teil des Ruhms für die
Entwicklung seines genialen rechteckigen (zwei-dimensionalen) Periodensystems der Elemente
(PSE). MEYER blieb bei einer traditionellen ein-dimensionalen Element-Tabelle.
Aus verschiedenen Listen der Elemente mit aufsteigenden Atom-Gewichten (– die nun genauer
bekannt waren –) und den charakteristischen Element-Eigenschaften (Sauerstoff- und WasserstoffVerbindungen), wurde nun eine zwei-dimensionale Anordnung. Sie bezog sowohl die AtomGewichte als auch die sich wiederholende physikalische und chemische Eigenschaften in die
Systematisierung ein. Das ging sogar soweit, dass Elemente scheinbar in der falschen Reihenfolge standen, wenn man ausschließlich die Atom-Massen betrachten würde. So stellte
MENDELEJEW das Kalium mit seiner Atom-Masse von 39,1 hinter das schwerere Argon
(39,95). Das Kalium passte auf Grund seiner Eigenschaften einfach besser in die I. Hauptgruppe. Heute können wir die richtige Einordnung über die tatsächlich vorhandene ProtonenZahl nur bestätigen. Die größere Atommasse von Argon hat etwas mit der erhöhten Anzahl der Neutronen im
Atomkern zutun.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Reihe
I
X2O
II
XO
III
X2O3
IV
XO2
XH4
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
H
Li
Na
K
(Cu)
Rb
(Ag)
Cs
Be
Mg
Ca
Zn
Sr
Cd
Ba
B
Al
C
Si
Ti
Y
n
La
(Au)
Hg
Yb
Tl
Gruppe
V
X2O5
XH3
Zr
Sn
Ce
Pb
Th
VI
XO3
XH2
VII
X2O7
XH
N
P
V
As
Nb
Sb
? Di
O
S
Cr
Se
Mo
Te
F
Cl
Mn
Br
Ta
Wi
W
VIII
XO4
Fe, Co, Ni, Cu
Ru, Rh, Pd, Ag
J
Os, Ir, Pt, Au
U
MENDELEJEWs Anordnung der Elemente
Aufgaben:
1. Gibt es noch weitere Abweichungen vom Ordnungs-Prinzip der aufsteigenden Atom-Masse im PSE?
für die gehobene Anspruchsebene:
2. Berechnen Sie die Atom-Masse für die mittleren Elemente aus den oben genannten Triaden! Ermitteln Sie auch den prozentualen Fehler zum realen
Wert!
Ende des 19. Jhd. kannte man nur 63 Elemente. MENDELEJEWs Periodensystem diente
vorrangig (damals) zur Vorhersage noch unbekannter Elemente und Eigenschaften.
So existierte damals noch eine Lücke zwischen Silicium und Zinn. MENDELEJEW vermutete
hier ein weiteres Element, welches er Eka-Silicium nannte. Er sagte verschiedene Eigenschaften von Eka-Silicium voraus. Dazu gehörten Atom-Masse, Schmelzpunkt, Farbe und
einige chemische Eigenschaften. Als 1886 der deutsche Chemiker WINKLER ein neues
Element entdeckte, welches er Germanium nannte. Passte dieses sehr gut an die Stelle von
Eka-Silicium. Die vorhergesagten und gefundenen Eigenschaften stimmten ebenfalls recht
gut überein.
Element
Merkmal / Eigenschaft
Atom-Masse
3
Dichte [g/cm ]
3
molares Atom-Volumen [cm /g]
Aussehen
Verhalten beim Erhitzen
Herstellung
Formel des Oxids
3
Dichte des Oxids [g/cm ]
Formel des Chlorids
3
Dichte des Chlorids [g/cm ]
Siedepunkt des Chlorids [°C]
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Eka-Silicium
(Es)
Germanium
(Ge)
Fehler
(Abweichung in
Prozent)
72
5,5
13
dunkelgrau
schwer
schmelzbar
72,6
5,36
13,2
grau
sublimiert bei hohen Temperaturen, ohne zu schmelzen
aus dem Oxid reduzierbar
-0,8
+2,6
-1,5
aus dem Oxid
reduzierbar
EsO2
4,7
EsCl4
1,9
90
- 119 -
GeO2
4,7
GeCl4
1,887
86
0,0
+0,2
+4,7
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Zeit der Entdeckung
vor 1800
1800-1849 1850-1899 1900-1949 1950-1999
1
18
1
2
H
He
1.0079
2
13
14
15
16
17
4.0026
3
4
5
6
7
8
9
10
Li
Be
B
C
N
O
F
Ne
6.941 9.0122
11
10.811 12.011 14.007 15.999 18.998 20.180
12
Na Mg
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
K
Ca
Sc
Ti
V
Co
Ni
22.990 24.305
Cr Mn Fe
13
14
15
16
17
18
Al
Si
P
S
Cl
Ar
26.982 28.086 30.974 32.065 35.453 39.948
31
32
33
Cu Zn Ga Ge As
34
35
36
Se
Br
Kr
39.098 40.078 44.956 47.867 50.942 51.996 54.938 55.845 58.933 58.693 63.546 65.38 69.723 72.64 74.922 78.96 79.904 83.798
37
38
39
40
Rb
Sr
Y
Zr
41
42
85.468 87.62 88.906 91.224 92.906 95.96
55
56
Cs
Ba
57-71
132.91 137.33
87
88
Fr
Ra
-
-
La
La
La
150.36 150.36
-
44
45
46
47
48
Ru Rh Pd Ag Cd
49
50
51
52
53
54
In
Sn
Sb
Te
I
Xe
101.07 102.91 106.42 107.87 112.41 114.82 118.71 121.76 127.60 126.90 131.29
72
73
74
75
76
77
78
Hf
Ta
W
Re
Os
Ir
Pt
79
80
Au Hg
81
82
83
84
85
86
Tl
Pb
Bi
Po
At
Rn
-
-
-
69
70
71
178.49 180.95 183.84 186.21 190.23 192.22 195.08 196.97 200.59 204.38 207.2 208.98
89-103
104
105
Rf
Db Sg Bh Hs Mt Ds Rg
-
La
150.36 150.36 150.36
La
43
Nb Mo Tc
-
106
-
57
58
59
La
Ce
Pr
107
90
La Ac Th
150.36
-
109
110
111
-
-
-
-
-
60
61
62
63
64
65
66
67
Nd Pm Sm Eu Gd Tb Dy Ho
138.91 140.12 140.91 144.24
89
108
91
92
Pa
U
232.04 231.04 238.03
93
150.36 151.96 157.25 158.93 162.50 164.93 167.26 168.93 173.05 174.97
94
95
96
97
Np Pu Am Cm Bk
-
68
Er Tm Yb Lu
-
-
-
-
98
Cf
-
102
103
Es Fm Md No
99
Lr
-
100
-
101
-
-
-
Q: http://old.iupac.org/reports/periodic_table/index.html (leicht geänd.: dre)
4.3.1. Bau-Prinzipien des Periodensystems der Elemente
Heute wissen wir, dass der Atom-Bau die Grundlage des Ordnungs-Prinzips im PSE ist. Die
sich wiederholenden bzw. systematisch ändernden Eigenschaften sind nur abgeleitete
Merkmale.
Als primäres Ordnungs-Prinzip hatte sich ja schon früher die Atom-Masse bewährt. Das jeweils folgende Element besitzt ein Proton mehr im Atom-Kern. Trotzdem steigt die AtomMasse meist um mehrere Atom-Masse-Einheiten (atomare Massen-Einheit u; 1 u = 1,7 * 1027
kg), da neben dem zusätzlichen Proton üblicherweise auch ein oder mehrere Neutronen
mit in den Kern eingebaut sind. Je Proton und Neutron steigt das Atom-Gewicht um eine
Einheit (1 u), das zusätzliche Gewicht der Elektronen kann vernachlässigt werden, da es drei
Zehnerpotenzen kleiner ist
Zusätzliche Abweichungen ergeben sich aber auch dadurch, dass ein Element aus mehreren
Isotopen (Atome eines Elementes mit unterschiedlicher Neutronen-Zahl bzw. NukleonenZahl) zusammengesetzt sein kann. Desweiteren sind die jeweiligen prozentualen Anteile der
Isotope bei jedem Element verschieden, so dass sich hieraus nochmals Abweichungen ergeben.
RYDBERG führte 1897 eine Positions-Nummer für jedes Element ein und manifestierte damit die Reihenfolge. Er nannte diese Ordnungszahl. Als Formelzeichen verwenden wir heute
den Buchstaben Z.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
1913 gelang es MOSELEY mit Hilfe von RÖNTGEN-Spektren die Ordnungszahl der Elemente unabhängig vom PSE festzulegen. Er stellte auch den direkten Bezug zwischen der Ordnungszahl und der Protonen-Zahl her.
BOHR und CHADWICK konnten später die Ordnungszahl bzw. die dafür ursächliche Protonen-Zahl theoretisch bzw. praktisch beweisen.
Basierend auf seinem Atom-Modell unterteilte BOHR die Elemente im PSE in vier große
Gruppen / Typen:
Typ Bezeichnung
Merkmale
1
2
s- und p-Niveaus voll besetzt
alle außer das äußerste Niveau sind voll besetzt
3
Edelgase
Normal-Elemente
(Haupt-Elemente, repräsentative Elemente)
Übergangs-Elemente
4
innere Übergangs-Elemente
äußere Niveaus sind nicht voll
besetzt, die d-Niveaus werden
schrittweise aufgefüllt
äußere s- und p-Niveaus sind
gleich besetzt, Auffüllung erfolgt schrittweise im f-Niveau
hierzu gehören alle Nichtmetalle
alle sind Metalle
Die einzelnen Element-Typen sind durch
mehr oder weniger charakteristische
Merkmale gekennzeichnet.
Am deutlichsten wird dies vielleicht für
die Edelgase, die chemisch praktisch
nicht reagieren. Bei den ÜbergangsElementen, wie auch bei den inneren
Übergangs-Elementen, sind es besonders die Bildung von mehreren Arten von
Ionen, die eine Vielzahl von fein differenzierten chemischen Reaktionen einer
Lage der Element-Typen (-Gruppen) nach BOHR
Reaktions-Klasse (Redox-Reaktionen)
im Periodensystem der Elemente
zulassen.
Das Periodensystem der Elemente wird in Perioden und
Gruppen eingeteilt. Die Perioden entsprechen den Zeilen.
Aus dem Atombau wird die Zuordnung eines Elementes über
die mit Elektronen besetzten Schalen (BOHRsches Atom-Modell)
vorgenommen. Ein Element in der 3. Periode besteht aus
Atomen, welche die Elektronen-Schalen K, L und M besetzt
haben. Dies sind die drei inneren Schalen. Die AußenElektronen der Elemente der 3. Periode liegen somit immer
auf der dritten Schale.
Die Perioden werden entweder mit arabischen Zahlen oder
3. Periode (Periode 3)
mit den Schalen-Buchstaben aus dem BOHRschen Atomim Kurzperiodensystem
Modell gekennzeichnet.
Für viele Zwecke benötigt man nur die Normal-Elemente.
Werden nur sie in einem kleinen Periodensystem dargestellt, sprechen wir vom
Kurzperiodensystem.
Im sogenannten Langperiodensystem
werden zusätzlich noch die ÜbergangsElemente mit angezeigt. Der Name
kommt von der breiten oder besser länglichen Darstellung.
4. Periode (Periode 4) im Langperiodensystem
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Nach der Anzahl der Außen-Elektronen werden die Elemente
in Gruppen eingeordnet. Sie sind die Spalten im Periodensystem der Elemente. Zur Kennzeichnung werden hier römische Zahlen benutzt. Jedes Element in der V. Gruppe besitzt
also fünf Außen-Elektronen. Sie bestimmen das chemische
Verhalten. Hauptsächlich deswegen wurden die Elemente ja
auch von MENDELEJEW zu einer Einheit zusammengefasst.
Die charakteristischen Eigenschaften haben zu speziellen
Namen für die Gruppen geführt. Die Gruppe der Edelgase –
also die Elemente der VIII. (Haupt-)Gruppe – sind für viele
ein Begriff.
Hauptgruppe
I. Hauptgruppe
II. Hauptgruppe
III. Hauptgruppe
IV. Hauptgruppe
V. Hauptgruppe
VI. Hauptgruppe
VII. Hauptgruppe
VIII. Hauptgruppe
Kürzel
Ia
IIa
IIIa
IVa
Va
VIa
VIIa
VIIIa
Benennung
Alkali-Metalle
Erdalkali-Metalle
Bor-Gruppe
Cohlenstoff-Gruppe
Stickstoff-Gruppe
Sauerstoff-Gruppe (Chalkogene)
Halogene (Salzbildner)
Edelgase (Edelgas-Gruppe)
V. (Haupt-)Gruppe
im Kurzperiodensystem
typische(r) Vertreter
Na, K
Mg, Ca
Al
C, Si
N2, P
O2, S
Cl2, Br2
He, Ne
Nach dem erweiterten Atom-Modell nach BOHR-SOMMERFELD und SCHRÖDINGER befinden in den Gruppen des Kurzperiodensystems nur die mit s- und p-Außen-Elektronen.
Bei ihnen befinden sich die äußersten Elektronen also auf s- oder p-Orbitalen. Da auf den sund p-Orbitalen insgesamt maximal acht Elektronen Platz finden gilt hier die Oktett-Regel im
namentlichen Sinne. In den Kurzperioden finden wir somit auch nur acht Elemente.
Im Langperiodensystem tauchen zweimal Elemente z.B. mit sieben AußenElektronen auf. Handelt es sich um sogenannte
Normal-Elemente
(nach
BOHR), dann sprechen wir auch von
Hauptgruppen-Elemente. Sie stehen alle
in der siebenten Hauptgruppe. Zur sicheren Unterscheidung gibt man den Buchstaben a (od. A) hinter der GruppenNummer mit an.
Im den neuen IUPAC-Periodensystemen
VII. Nebengruppe (VIIb) und VII. Hauptgruppe (VIIa)
(IUPAC .. International Union of pure and applied
im Langperiodensystem der Elemente
Chemistry (Internationale Vereinigung für reine
und angewandte Chemie)) werden die Grup-
pen im Langperiodensystem von vorne
bis hinten (arabisch) durchnummeriert.
Leider geht dadurch der ursprüngliche Bau-Gedanke verloren. Da uns hier aber gerade der
Bezug von Atombau und Anordnung des Periodensystems interessiert, bleiben wir bei der
alten Beschriftung mit römischen Zahlen.
Trotz diverser Eigentümlichkeiten finden wir auch bei den Nebengruppen charakteristische
Eigenschaften. Sie sind allerdings nicht so markant, wie in den Hauptgruppen.
Während in den Hauptgruppen die Außen-Elektronen immer s- oder p-Elektronen sind, liegen die Außen-Elektronen der Nebengruppen-Elemente pro forma auf den d-Orbitalen.
Durch Verschmelzung (Hybridisierung) und spezielle Elektronen-Gruppierungen ( ) ergeben sich aber diverse Variabilitäten.
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- 122 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
In die Zählung der Außen-Elektronen gehen neben den wirklich außen liegenden dElektronen noch die s-Elektronen aus der energetisch darunterliegenden aber höherwertigen
(größeren Haupt-Quantenzahl) Schale ein. Bei den Nebengruppen-Elementen der 6. und 7. Periode befinden sich zwischen den d-Orbitalen und dem s-Orbital noch vollbesetzte f-Orbitale.
Die sind energetisch so stabil ( durch Vollbesetzung) und so weit innen, dass sie an chemischen Reaktionen nicht mehr teilnehmen.
Nebengruppen-Elemente besitzen oft mehrere chemische Wertigkeiten. Dies ergibt sich
durch eine schrittweise Einbeziehung der s- bzw. d-Orbitale in Bindungen und besondere
Effekte, die sich aus voll- oder halb-besetzten Haupt-Orbitalen ergeben.
Nebengruppen od. Übergangs-Metalle
Nebengruppe
Kürzel Benennung
I. Nebengruppe
Ib
Cupfer-Gruppe
II. Nebengruppe
IIb
Zink-Gruppe
III. Nebengruppe
IIIb
Scandium-Gruppe
IV. Nebengruppe
IVb
Titan-Gruppe
V. Nebengruppe
Vb
Vanadium-Gruppe
VI. Nebengruppe
VIb
Chrom-Gruppe
VII. Nebengruppe
VIIb
Mangan-Gruppe
VIII. Nebengruppe VIIIb
Eisen- und Platin-Metalle
typische(r) Vertreter
Cu, Ag, Au
Zn
Sc
Ti
V
Cr
Mn
Fe, Co, Ni
Für die Schul-Chemie spielen die Super-Nebengruppen – auch als Lanthaniden und Actiniden bezeichnet – kaum eine Rolle. In der technischen Nutzung sieht das heute ganz anders
aus. Diese Elemente werden auch als seltene Erden geführt. Ohne sie läuft in der modernen
Elektronik oder HiTech-Produktion nichts mehr.
Die Lanthaniden (Lanthanoide) sind die Elemente mit äußeren 6d-Orbitalen. Elemente mit
äußeren 7d-Orbitalen finden wir in der Gruppe der Actiniden (Actinoide) wieder.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Q: commons.wikimedia.org (Dr.cueppers et al; leicht geänd.: dre)
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- 124 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
4.3.1. Gesetzmäßigkeiten und systhematische Zusammenhänge im
PSE
Eine der Ausgangs-Bedingungen für die Erstellung des Periodensystems durch
MENDELEJEW war die Regelmäßigkeit bestimmter Eigenschaften innerhalb der Elemente.
Diese wollen wir uns hier noch einmal detailliert ansehen.
Im Allgemein werden die Edelgase bei den Betrachtungen ausgeklammert. Sie stellen einfach eine herausgehobene Gruppe dar.
innerhalb einer Periode verändern sich bestimmte
Element-Eigenschaften gesetzmäßig
in anderen Perioden wiederholen sich die Veränderungen der Element-Eigenschaften ähnlich
In den nachfolgen schematischen PSE-Abbildungen
kennzeichnen wir die quantitativen Veränderungen
durch Balken mit veränderlicher Dicke. Beachten Sie,
dass es sich nicht um Pfeile handelt. Die Dicke gibt
die relative Ausprägung der betrachteten Eigenschaft
wieder. Kleine Unregelmäßigkeiten werden dabei einfach übergangen, um die Grund-Prinzipien deutlich zu
machen.
Abnahme der Quantität
innerhalb der Periode (Zeile)
Zunahme der Quantität
innerhalb der Periode (Zeile)
Quantität verändert sich
nicht innerhalb der Periode (Zeile)
auch innerhalb einer Gruppe und
zu den nächsten Gruppen hin gibt
es solche Effekte
charakteristisch ist aber ein ähnliches chemisches Verhalten der
Elemente einer Gruppe
besonders deutlich bei den Hauptgruppen-Elementen
Abnahme in
der Gruppe
Zunahme in
der Gruppe
keine Veränderung
Aufgaben:
1. Geben Sie an, welchen Quantitäts-Balken Sie für die folgenden Sachverhalte nutzen würden! Begründen Sie Ihre Wahl!
a) Veränderung der Ordnungszahl innerhalb der Periode
b) Protonen-Anzahl eines Atoms des Elementes innerhalb der Gruppe
c) Anzahl der Außen-Elektronen innerhalb der Periode
d) Anzahl der Außen-Elektronen innerhalb einer beliebigen Gruppe
2. Prüfen Sie an, ob die Veränderungen für jede Periode / jede Gruppe gültig
sind!
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- 125 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Atom-Größe
Atom-Radius [pm]
HGr.
I
Per.
1H
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
2He
1
25
3Li
150
4Be
5B
6C
7N
8O
9F
10Ne
2
152
112
88
77
70
66
64
160
11Na
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
17Cl
18Ar
186
19K
160
20Ca
143
31Ga
117
32Ge
110
33As
104
34Se
99
35Br
190
36Kr
231
37Rb
197
38Sr
122
49In
123
50Sn
125
51Sb
116
52Te
53I
200
54Xe
244
55Cs
215
56Ba
136
81Tl
151
82Pb
145
83Bi
143
84Po
85At
220
86Rn
262
87Fr
217
170
175
155
88Ra
260
220
3
4
5
6
7
Daten-Q: /15, S. 27/, /17/, de.wikipedia.org
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wie man aus der vorstehenden Übersicht sehr gut ablesen
kann, nehmen in den Hauptgruppen die Atom-Radien von
oben nach unten (also mit steigender Ordnungs-Zahl) zu. Da
die Atome ja auch mit jeder höheren Periode auch eine zusätzliche – weiter außen liegende – Elektronen-Schale enthalten, erscheint das auch logisch.
Innerhalb der Perioden nimmt der Atom-Radius ab. Dies
kommt uns auf den ersten Blick doch etwas komisch vor.
Aber wegen der stärkeren Anziehung von immer mehr Ladungs-Trägern (Protonen im Kern und Elektronen in der Hülle) ist auch das erklärbar. Die Anziehungskraft, der immer
mehr vorhandenen Protonen auf das einzelne Elektron verstärkt sich immer mehr. Die Elektronen werden dadurch näher zum Kern gezogen. In der Konsequenz ergibt sich eine
kleinere Atom-Hülle, also auch ein kleiner Atom-Radius.
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- 127 -
Veränderung der Atom-Radien
im Kurzperiodensystem
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Ionisierungs-Energien
Die Ionisierungs-Energie ist die Energie, die benötigt wird, um ein (bestimmtes) Elektron aus
der Atom-Hülle eines Atoms zu entfernen (Das Elektron wird soweit vom Kern entfernt, bis
dieser praktisch keinen Einfluss mehr auf dessen Bewegung hat.)
Für Chemiker sind vor allem die Ionisierungs-Energien der Außen-Elektronen interessant, da
diese ja an den chemischen Reaktionen beteiligt sind.
Q: de.wikipedia.org (Sponk)
Nun wissen wir auch schon, dass gar nicht alle Atome so gerne Elektronen abgeben. Denken wir z.B. an das Chlor. Sie sind eher bestrebt, Elektronen aufzunehmen. Trotzdem sind
Physiker natürlich in der Lage aus jedem Atom ein Elektron zu entfernen – koste es (Energie) was es wolle.
Somit ist auch die 1. Ionisierungs-Energie – also die Entfernung eines / des ersten Elektrons aus der Hülle – für jedes
Atom ermittelbar. Das bietet uns die Möglichkeit die Ionisierungs-Energie über das gesamte Periodensystem zu verfolgen.
Innerhalb der Perioden nimmt die Ionisierungs-Energie immer mehr zu. Es wird immer schwieriger ein Elektron aus
dem Atom zu entfernen. Wir wissen ja auch schon, dass bei
den Atomen der höheren Gruppen eher die Tendenz zu verzeichnen ist, ein Elektron aufzunehmen, da ist sehr viel
Energie notwendig, um solchen Atomen ein Elektron zu entVeränderung der
reißen. Die Elemente der niederen Gruppen haben von sich
1. Ionisierungs-Energie
aus schon die Tendenz die wenigen Außen-Elektronen losim Kurzperiodensystem
zuwerden, um für sich eine energetisch günstigere Elektronen-Konfiguration zu erreichen.
In den höheren Perioden wird es immer einfacher, die weit von Kern entfernten Elektronen
aus der Hülle zu entfernen. Innerhalb der Gruppen wird die dafür benötigte Energie immer
kleiner werden. Also nimmt die Ionisierungs-Energie innerhalb der Gruppen immer ab.
Die Möglichkeit – ein Elektron aus der Hülle abzugeben – ist aber unter natürlichen Bedingungen (in der praktischen Chemie) nicht für jedes Atom realisierbar. Besonders die Elemente der VI. und VII. Hauptgruppe nehmen lieber Elektronen auf. Wenn man sich die Veränderung der Ionen-Radien im PSE anschauen will, dann muß man die wirkliche Ionen-Bildung
mit beachten.
Trotzdem ergeben sich Tendenzen, die für die Kationen- bzw. Anionen-Bildner gelten, als
auch solche die für beide Ionen-Arten unabhängig voneinander gelten. In jedem Fall nimmt
die Ionen-Größe (Radius) innerhalb der Periode für eine Ionen-Art immer ab. Innerhalb der
Gruppe gilt, dass die gleichartigen Ionen immer größer werden. Dies darf aber nicht darüber
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
hinwegtäuschen, dass viele Atome niemals Kationen bzw. andere keine Anionen bilden werden.
Ionen-Radius [pm]
HGr.
I
Per.
1H
1
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
2He
.
3Li
4Be
5B
6C
7N
8O
9F
10Ne
74 (+)
11Na
35 (2+)
12Mg
23 (3+)
13Al
16 (4+)
14Si
16 (3+)
15P
140 (2-)
16S
131 (-)
17Cl
18Ar
102 (+)
19K
72 (2+)
20Ca
53 (3+)
31Ga
40 (4+)
32Ge
44 (3+)
33As
184 (2-)
34Se
181 (-)
35Br
36Kr
138 (+)
37Rb
99 (2+)
38Sr
62 (3+)
49In
53 (4+)
50Sn
58 (3+)
51Sb
198 (2-)
52Te
195 (-)
53I
54Xe
149 (+)
55Cs
112 (2+)
56Ba
81 (3+)
81Tl
71 (4+)
82Pb
76 (3+)
83Bi
221 (2-)
84Po
216 (-)
85At
86Rn
170 (+)
87Fr
136 (2+)
88Ra
150 (+)
118 (2+)
102 (3+)
67 (6+)
180 (+)
143 (2+)
2
3
4
5
6
7
Daten-Q: /17/
Aufgaben:
1. Geben Sie für die die einfach ionisierten (-1 Elektron) Elemente der 2. Periode die Elektronen-Konfiguation in der PAULING-Schreibweise an!
2. Stellen Sie die Elektronen-Konfigurationen in der vollständigen TextSchreibweise für die einfach ionisierten Elemente der 3. Periode auf!
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Ionisierungs-Energien
OZ
Sym.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
H
He
Li
Be
B
C
N
O
F
Ne
Na
Mg
Al
Si
P
S
Cl
Ar
K
Ca
ElektronenKonfiguration
1
1s
2
1s
2
1
1s 2s
2
2
1s 2s
2
2
1
1s 2s 2p
2
2
2
1s 2s 2p
2
2
3
1s 2s 2p
2
2
4
1s 2s 2p
2
2
5
1s 2s 2p
2
2
6
1s 2s 2p
1
[10Ne] 3s
2
[10Ne] 3s
2
1
[10Ne] 3s 3p
2
2
[10Ne] 3s 3p
2
3
[10Ne] 3s 3p
2
4
[10Ne] 3s 3p
2
5
[10Ne] 3s 3p
2
6
[10Ne] 3s 3p
1
[18Ar] 4s
2
[18Ar] 4s
1.
14
25
5
9
8
11
15
14
17
22
5
8
6
8
11
10
13
16
4
6
2.
55
75
18
25
24
30
35
35
41
47
15
19
16
20
23
24
28
32
12
3.
122
154
38
48
47
55
63
64
72
80
28
34
30
35
40
41
46
51
… Ionisierungs-Energie [eV]
4.
5.
6.
7.
218
260
65
78
77
87
97
99
109
120
45
51
47
54
60
61
67
340
392
98
114
114
126
139
141
154
167
65
73
68
75
83
84
490
552
138
157
158
172
187
190
205
220
88
97
91
101
111
667
739
185
207
208
225
242
246
263
281
114
124
120
127
8.
9.
10.
871
954
238
264
166
285
303
309
329
348
144
155
151
1100
1190
300
328
332
349
380
379
399
434
176
189
1350
1460
367
399
407
433
459
453
494
501
211
1 eV = 1,6 * 10-19 J = 0,16 aJ
Aufgaben:
1. Berechnen Sie für Cohlenstoff, Aluminium, Chlor und Calcium alle Ionisierungs-Energie-Differenzen für benachbarte Ionisierungs-Energien!
2. Stellen Sie die Differenzen von Aufgabe 1 graphisch (gegen die Stufe) für
jedes Element einzeln dar!
2. Interpretieren Sie die Kurven-Verläufe bzw. die Energie-Differenzen!
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wertigkeiten in Verbindungen
stöchiometrische Wertigkeit
Die stöchiometrische Wertigkeit eines Elementes gibt an, mit wievielen Atomen eines anderen Elements es sich binden kann. Da man festgestellt hat, dass Wasserstoff mit einer Wertigkeit von "Eins" praktisch die kleinste Wertigkeit hat, wird Wasserstoff als Referenz betrachtet.
Die Wertigkeit beschreibt die mögliche Elektronen-Aufnahme oder -Abgabe für ein Atom, also praktisch die Ionen-Bildung. Dabei werden aber nur die absoluten Ladungen betrachtet.
Es interessiert nicht, ob die Elektronen aufgenommen oder abgegeben werden. Die Wertigkeit macht vielmehr eine Aussage darüber, wieviele Elektronen eines Atoms in Bindungen
eingehen. Praktisch wird auch eine Aussage darüber gemacht, wieviele Elektronen abgegeben oder aufgenommen werden müssen, um die nächst günstigste Edelgas-Konfiguration zu
erzielen.
Hauptgruppe
Atom
Ion
I
Li
II
Be
III
B
V
N
N3
VI
O
O2
VII
F
F
VIII
Ne
B3+
IV
C
4+
C , C4
Li+
Be2+
Elektronen-Aufnahme
od. -Abgabe
1
2
3
4
3
2
1
0
stöchiometrische
Wertigkeit
I
II
III
IV
III
II
I
Wenn wir also von der stöchiometrischen Wertigkeit sprechen meinen wir praktisch immer
die Wertigkeit gegenüber Wasserstoff ( Wertigkeit gegenüber Wasserstoff).
Im Prinzip könnte man natürlich bei jeder Verbindung eine spezielle Wertigkeit der Elemente
untereinander ausmachen. Das macht aber wissenschaftlich nur selten Sinn.
Ein besonderen Fall haben wir noch bei Sauerstoff. Die Verbrennung / Oxidation von Stoffen
/ Elementen ist eine der ältesten chemischen Interessen. Deshalb wird die Wertigkeit gegenüber Sauerstoff gesondert betrachtet ( Wertigkeit gegenüber Sauerstoff).
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Oxidationszahl
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(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
86
85
84
83
82
Tl
Pb
Bi
Po
At
Rn
81
56
55
54
53
52
51
In
Sn
Sb
Te
I
Xe
Cs
Ba
50
38
37
49
- 132 -
36
35
34
33
Ga
Ge
As
Se
Br
Kr
Rb
Sr
32
31
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
H
He
Li
Be
B
C
N
O
F
Ne
Na
Mg
Al
Si
P
S
Cl
Ar
K
Ca
1
2
Symbol
OZ
charakteristische (häufig vorkommende) Oxidationszahlen bei Hauptgruppen-Elementen
+7
+6
+5
+4
+3
+2
+1
±0
-1
-2
-3
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
80
79
78
77
76
75
74
Hf
Ta
W
Re
Os
Ir
Pt
Au
Hg
73
48
47
46
45
72
- 133 -
44
43
42
41
40
Y
Zr
Nb
Mo
Tc
Ru
Rh
Pd
Ag
Cd
30
29
28
39
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27
26
25
24
23
Sc
Ti
V
Cr
Mn
Fe
Co
Ni
Cu
Zn
21
22
Symbol
OZ
charakteristische (häufig vorkommende) Oxidationszahlen bei Nebengruppen-Elementen
+8
+7
+6
+5
+4
+3
+2
+1
±0
-1
-2
-3
Wertigkeit gegenüber Wasserstoff
Bei den Reaktionen der Elemente binden sich diese immer in festen ganzzahligen Verhältnissen ( ). Mit der Wertigkeit wird dieses Zahlen-Verhältnis für jede Element-Kombination
charakterisiert. Dabei hat man schon sehr frühzeitig festgestellt, dass Wasserstoff sich immer mit einer Wertigkeit von I (römische Eins) bindet. Deshalb wird diese Wertigkeit auch als
Basis benutzt. Trotzdem kann man für jede andere Element-Kombination völlig andere Wertigkeiten ermittel. Sehr häufig wird auch noch die Wertigkeit gegenüber Sauerstoff verwendet. Die Oxide waren ja schon bei den Alchemisten ein beliebter Forschungs-Gegenstand.
typisch ist eine Wertigkeit, die sich aus der kleinsten Elektronen-Differenz zum Erreichen einer vollen Valenz-Schale ergeben. Für die Elemente der Gruppen I bis III sind das die Abgabe von ein bis drei Außen-Elektronen. Somit entspricht deren Wertigkeit der HauptgruppenNummer. Bei den Elementen der Gruppen V bis VII ist die Aufnahme von Elektronen günstiger. Hier ist die Wertigkeit gegenüber Wasserstoff deshalb die Differenz aus acht und der
Gruppennummer. Die Halogene haben somit die Wertigkeit I, die Chalkogene die II und die
Elemente der Stickstoff-Gruppe die Wertigkeit III.
Die Elemente der IV. Hauptgruppe können sowohl Elektronen aufnehmen, als auch abgeben, um eine volle Schale zu erreichen. Bei ihnen ist die Wertigkeit IV.
Für die Edelgase entfällt die Aufstellung einer Wertigkeit, da sie nicht mit Wasserstoff reagieren.
In der 2. Periode lassen sich die Wertigkeiten sehr schön an den Wasserstoff-Verbindungen
zeigen:
Hauptgruppe
H-Verb.
Name d. Verb.
Wertigkeit
genüber H
I
LiH
II
BeH2
III
BH3
IV
CH4
V
NH3
VI
H2O
VII
HF
Lithiumhydrid
Beryliumhydrid
Borhydrid
Methan
Ammoniak
Wasser
Fluorwasserstoff
I
II
III
IV
III
II
I
ge-
VIII
Wiederholt man die Erarbeitung der Wertigkeit für die nächsten Perioden, dann findet man ein recht stabiles System. Die
Wertigkeit steigt bis zur IV. Hauptgruppe, um dann wieder bis
zur VII. Hauptgruppe abzunehmen.
Veränderung der Wertigkeit
zu Wasserstoff
im Kurzperiodensystem
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- 134 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Wertigkeit gegenüber Sauerstoff
hier eignet sich die 3. Periode besser zur Darstellung der Gesetzmäßigkeiten, in der zweiten
Periode gibt es einige Besonderheiten, die eine Erkennung der Gesetzmäßigkeiten etwas
erschweren
Hauptgruppe
höchstoxidierte Verb.
Name d. Verb.
I
Na2O
II
MgO
III
Al2O3
IV
SiO2
V
P2O5
VI
SO3
VII
Cl2O7
Natriumoxid
Magnesiumoxid
Aluminium(III)-oxid
Siliciumdioxid
Phosphorpentoxid
Schwefeltrioxid
Dichlorheptoxid
I
II
III
IV
V
VI
VII
Wertigkeit
gegenüber O
VIII
gegenüber Sauerstoff entspricht also die (größt-mögliche) Wertigkeit der HauptgruppenNummer (Sauerstoff besitzt hier als Bezugs-System die (stöchiometrische) Wertigkeit: II
(zwei)). Damit vermeidet man gebrochene Zahlen, wenn man z.B. Sauerstoff auf eine Wertigkeit von "Eins" setzen würde, bzw. veränderliche Wertigkeiten auch für Sauerstoff, wenn
man immer das einfachste ganzzahlige Verhältnis nutzen würde.
bei Elementen höherer Gruppen gibt es auch Oxide mit geringerer Wertigkeit. Sie können mit weiterem Sauerstoff später
noch weiter und höher oxidiert werden. maximal aber nur bis
zur oben aufgezeigten Wertigkeit gegenüber Sauerstoff.
Betrachten wir zuerst ein einfaches Beispiel – die Oxide des
Schwefel:
IV II
S
+
O2
SO2
Schwefeldioxid
VI II
SO2 + ½ O2
SO3
Schwefeltrioxid
Die höchste auftretende Wertigkeit ist die VI (sechs) beim
Schwefeltrioxid, welche genau der Hauptgruppen-Nummer
entspricht..
Chlor bildet noch wesentlich mehr verschiedene Oxide:
Veränderung der Wertigkeit
zu Sauerstoff
im Kurzperiodensystem
I II
Cl2
+ ½ O2
Cl2O
Dichlormonoxid
I II
Cl2O6 + ½ O2
II II
Cl2O2
Dichlordioxid
II II
Cl2O2 + ½ O2
III II
Cl2O3
Dichlortrioxid
III II
Cl2O3 + ½ O2
IV II
Cl2O4
Dichlortetraoxid
IV II
Cl2O4 + ½ O2
V II
Cl2O5
Dichlorpentoxid
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- 135 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
V II
Cl2O5 + ½ O2
VI II
Cl2O6
Dichlorhexoxid
VI II
Cl2O6 + ½ O2
VII II
Cl2O7
Dichlorheptoxid
Aufgaben:
1. Stellen Sie eine Tabelle mit den Oxiden der 2. Periode auf! Beachten Sie
dabei die gefundene Gesetzmäßigkeit aus der obigen Tabelle! Prüfen Sie mit
Hilfe Ihres Tabellen-Buches / Ihrer Formel-Sammlung, ob es die entsprechenden Oxide gibt?
2. Finden Sie die verschiedenen Oxide von Stickstoff! Geben Sie für jedes
Oxid an, wie groß die Wertigkeit des Stickstoffs hier jeweils ist!
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- 136 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Elektronegativität (nach PAULING)
Unter der Elektro-Negativität (Abk.: EN; Formel-Zeichen:  (chi)) versteht man das Maß für
die Fähigkeit eines Atoms Bindungs-Elektronen (in einer Bindung) zu sich zu ziehen. Diese Eigenschaft ist von den Ladungen innerhalb des Atoms (Anzahl der Protonen), der Größe des
Atoms und seiner Ionisierungs-Energie abhängig.
Die Elektronegativität nach Linus PAULING legt eine relative Skala an. Dabei erhält das
elektronegativste Element Fluor den willkürlichen Wert 4,0 (exakt 3,98 (Referenzwert)). Je
weniger die Elemente in Bindungen die Elektronen-Paare zu sich ziehen können, als umso
elektropositiver gelten die Elemente. Die Elektronegativität lässt sich mit Hilfe einer Formel,
die PAULING entwickelt hat, genau berechnen. In diese geht die Energie ein, die bei der
Trennung der Bindung gebraucht wird (Bindungsdissoziations-Energie). Als Referenzwert
dient – wie schon gesagt – das Element Fluor mit 3,98.
Die Elemente Cäsium und Franzium sind die elektropositivsten Elemente des PSE und besitzen den Wert 0,7.
Mit der Elektronegativität lässt sich die Art der Bindung zwischen zwei Atomen relativ einfach
charakterisieren. Berechnet wird dazu die absolute Differenz zwischen den Elektronegativitäten der beiden Bindungs-Atome.
 EN = 0
 kovalente Bindung (Atom-Bindung) bzw. Metall-Bindung
0 <  EN < 1,7
 EN ≥ 1,7
HGr.
Per.
I
II
1H
2,1
3Li
1,0
11Na
0,9
19K
0,8
37Rb
0,8
55Cs
0,7
87Fr
1
2
3
4
5
6
7
0,7
EN
 kovalente Bindung mit polarem Charakter (Atombindung mit IonenCharakter)
 polare Bindung (Ionen-Bindung, Ionen-Beziehung)
III
IV
V
VI
VII
VIII
2He
4Be
5B
6C
7N
8O
3,0
15P
2,1
33As
2,0
51Sb
1,9
83Bi
1,9
3,5
16S
2,5
34Se
2,4
52Te
2,1
84Po
2,0
1,5
2,0
2,5
12Mg
13Al
14Si
1,2
20Ca
1,0
38Sr
1,0
56Ba
0,9
88Ra
1,5
31Ga
1,6
49In
1,7
81Tl
1,8
1,8
32Ge
1,7
50Sn
1,8
82Pb
1,8
0,8 – 1,1
1,2 – 1,5
1,6 – 1,9
2,0 – 2,3
2,4 – 2,7
2,8 – 3,1
9F
3,2 – 3,6
10Ne
4,0
17Cl
3,0
35Br
2,8
53I
2,5
85At
2,2
3,7 – 3,9
18Ar
36Kr
54Xe
86Rn
4,0
Zusammengefasst kann man die folgenden Gruppen mit charakteristischen Elektronegativitäts-Werten finden:





Edelgase mit der EN = 0
Alkali-Metalle mit einer EN ≤ 1
alle anderen Metalle mit EN im Bereich von 1 bis 2,4
Halb-Metalle mit EN im Bereich von 1,8 bis 2,4
Nicht-Metalle mit einer EN ≥ 2,4 (bis max. 4,0)
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- 137 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Innerhalb der Hauptgruppen nimmt die Elektronegativität immer ab. Da die Atome immer größer werden, sinkt
der Einfluss des Atom-Kerns auf die weiter außen liegenden Elektronen immer mehr ab. Der Effekt ist bei
den höheren Gruppen wesentlich deutlicher als bei
niedrigen.
Betrachtet man die Perioden mit (relativ) ähnlichen
Atom-Größen, dann nimmt die Elektronegativität innerhalb der Periode immer zu. Wir haben ja schon bei den
Atom-Radien festgestellt, dass dies im Wesentlichen
mit der steigenden Ladung der Kerne zu tun hat.
Veränderung der Elektronegativität
Höhere Perioden zeigen – wegen der insgesamt größeim Kurzperiodensystem
ren Atome – einen kleineren Anstieg der Elektronegativität.
Wasserstoff nimmt eine Sonderstellung ein, wenn man es innerhalb der Gruppe oder Periode betrachtet. Betrachtet man es aber als Element auf einer Diagonalen von links oben nach
rechts unten, dann nimmt es einen der dort typischen mittleren Werte ein.
Die besprochenen Tendenzen gelten fast
uneingeschränkt auch für das gesamte
PSE. Lediglich im Bereich der VIII. und
der I. Nebengruppe (Spalten 8 -11) gibt es
einen lokalen Anstieg. Diese sind bedingt
durch Elektronen-Konfigurationen, denen
nur wenige Elektronen fehlen, um besonders Energie-günstige Konfigurationen
einzunehmen.
Andere Skalen der Elektronegativität (nach
Tendenzen der Elektronegativität
(nach PAULING) im LangperiodenSystem der Elemente
MULLIKEN, ALLRED und ROCHOW, ALLEN oder
SANDERSON), die zumeist stärker physika-
lische Grund-Werte (Ionisierungs-Energie,
Elektronen-Anziehungskräfte),
unterscheiden sich praktisch nur geringfügig.
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- 138 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Metall- und Nichtmetall-Charakter
Metall-Charakter
ist durch die Neigung des Atoms geprägt, (Außen-)Elektronen bevorzug abzugeben (elektropositiver Charakter)
zu den Metall-Eigenschaften zählen (phänomenologisch):
 fester Aggregatzustand (Ausnahme: Quecksilber, kristalline Struktur
 metallischer Glanz
 graue bis silberne Farbe (wenige Ausnahmen: Cupfer, Gold)
 gute Wärme-Leitfähigkeit
 sehr gute elektrische Leitfähigkeit
 Duktilität (plastische Verformbarkeit (plastische Verformung vor Bruch); früher Synonym: Schmiedbarkeit)
Metall-Charakter nimmt bei den HauptgruppenElementen innerhalb der Periode ab und innerhalb der
Gruppe zu (metallischstes Element ist Francium)
damit assoziiert: Base-Charakter des Elementes / der
Oxide ( Säure- und Base-Charakter (der Oxide))
Veränderung der Metall-Charakters
im Kurzperiodensystem
Nichtmetall-Charakter
ist die Neigung eines Atoms bevorzugt Elektronen abzugeben (elektronegativer Charakter)
typisch sind geringe oder fehlende elektrische Leitfähigkeit, geringe Wärme-Leitfähigkeit,
eher farbig und selten glänzend, eher flüssig oder gasförmig, amorph
damit assoziiert: Säure-Charakter des Elementes / der Oxide ( Säure- und Base-Charakter
(der Oxide))
Nichtmetall-Charakter nimmt innerhalb der Periode zu
und innerhalb der Gruppe ab (nicht-metallischtes Element ist Fluor)
Veränderung des
Nichtmetall-Charakters
im Kurzperiodensystem
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 139 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
HGr.
Per.
1
2
3
4
5
6
7
I
II
III
IV
V
VI
VII
1H
VIII
2He
3Li
4Be
5B
6C
7N
8O
9F
10Ne
11Na
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
17Cl
18Ar
19K
20Ca
31Ga
32Ge
33As
34Se
35Br
36Kr
37Rb
38Sr
49In
50Sn
51Sb
52Te
53I
54Xe
55Cs
56Ba
81Tl
82Pb
83Bi
84Po
85At
86Rn
87Fr
88Ra
Bor-Astat-Trennlinie
bei Einbeziehung der Halbmetalle als Übergangs-Klasse ergibt sich ein differenzierteres Bild
mit der gleichen Grundtendenz
HGr.
Per.
1
2
3
4
5
6
7
I
II
III
IV
V
VI
VII
1H
VIII
2He
3Li
4Be
5B
6C
7N
8O
9F
10Ne
11Na
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
17Cl
18Ar
19K
20Ca
31Ga
32Ge
33As
34Se
35Br
36Kr
37Rb
38Sr
49In
50Sn
51Sb
52Te
53I
54Xe
55Cs
56Ba
81Tl
82Pb
83Bi
84Po
85At
86Rn
87Fr
88Ra
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Bor-Astat-Trennlinie
- 140 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Säure- und Base-Charakter (der Oxide)
Lässt man die Oxide der verschiedenen Elemente mit Wasser reagieren, dann erhält man
saure, neutrale oder basische Lösungen.
HGr.
Per.
I
II
III
IV
V
VI
VII
1H
1
2
3
4
5
6
7
VIII
2He
3Li
4Be
5B
6C
7N
8O
9F
10Ne
11Na
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
17Cl
18Ar
19K
20Ca
31Ga
32Ge
33As
34Se
35Br
36Kr
37Rb
38Sr
49In
50Sn
51Sb
52Te
53I
54Xe
55Cs
56Ba
81Tl
82Pb
83Bi
84Po
85At
86Rn
87Fr
88Ra
Charakter des Oxides:
sauer
neutral
amphoter
basisch
Säure-Charakter der Oxide:
nimmt innerhalb der Periode zu
innerhalb der Gruppen nimmt der Säure-Charakter ab
stärkste saure "Oxide" sind die des Fluor, diese sind aber laut
Benennung-Regeln (IUPAC) als Sauerstofffluoride zu bezeichnen! bilden bei Kontakt mit Wasser sofort die giftige und
stark ätzende Fluorwasserstoffsäure (Flußsäure)
Nm
+
n O2
Nichtmetall
NmOx
Nichtmetalloxid
NmOx + H2O
HyNmOz
Nichtmetalloxid
Säure
HyNmOz + y H2O
y H3O+
Säure
Veränderung des SäureCharakter der Oxid im Kurzperiodensystem
+
Hydronium-Ion
-
NmOy
Säurerest-Ion
Beispiele:
2 F + ½ O2
OF2
OF2 + H2O
2 HF + O2
HF + H2O
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
-
H3O+ + F
- 141 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
S + O2
SO2
SO2 + H2O
H2SO3
schweflige Säure
-
2 H3O+ + SO32
H2SO3 + 2 H2O
S + 1½ O2
SO3
SO3 + H2O
H2SO4
Schwefelsäure
-
2 H3O+ + SO32
H2SO4 + 2 H2O
Base-Charakter der Oxide:
nimmt innerhalb der Periode ab
innerhalb der Gruppen nimmt der Säure-Charakter zu
stärkstes basisches Oxid ist Franciumoxid
M
+
O2
MOx
Metall
Metalloxid
MOx + n H2O
M(OH)y
Metalloxid
Metallhydroxid
-
M(OH)y
My+ + y OH
Metallhydroxid
Metall-Ion Hydroxid-Ion
Baserest-Ion
Veränderung des BaseCharakter der Oxid im Kurzperiodensystem
Beispiele:
Fr + O2
Fr2O + H2O
FrOH
Na + O2
Na2O + H2O
NaOH
Mg + O2
MgO + H2O
Mg(OH)2
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Fr2O
2 FrOH
-
Fr+ + OH
Na2O
2 NaOH
-
Na+ + OH
MgO
Mg(OH)2
-
Mg2+ + 2 OH
- 142 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Schmelz- und Siede-Temperaturen
innerhalb einer Gruppe zumeist eindeutige Tendenz zu beobachten, deren Richtung aber
scheinbar dreht
innerhalb einer Periode zeichnen sich aber keine eindeutigen Trends ab
Schmelz-Temperatur Fp [°C] (Flusspunkt, Erstarrungs-Temperatur)
HGr.
I
II
III
IV
V
VI
Per.
1H
1
2
3
4
5
6
7
3Li
180
11Na
98
19K
64
37Rb
39
55Cs
29
87Fr
4Be
5B
6C
7N
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
20Ca
31Ga
32Ge
33As
34Se
38Sr
49In
50Sn
51Sb
52Te
56Ba
81Tl
82Pb
83Bi
84Po
VIII
2He
9F
-220
17Cl
-101
35Br
-7
53I
114
85At
-270
10Ne
-249
18Ar
-189
36Kr
-157
54Xe
-112
86Rn
88Ra
T [°C]
>1000
> 800 – 1000
>600 – 800
>400 – 600
>250 – 400
> 100 – 250
> 50 – 100
> 0 – 50
>-150 – 0
-273 – -150
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
8O
VII
- 143 -
T [K]
>1273
>1073 – 1273
>873 – 1073
>673 – 873
>523 – 673
>373 – 523
>323 – 373
>273 – 323
>123 – 273
0 – 123
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Siede-Temperatur Kp [°C] (Kochpunkt, Kondensations-Temperatur)
HGr.
I
II
III
IV
V
VI
Per.
1H
1
2
3
4
5
6
7
3Li
1330
11Na
892
19K
760
37Rb
688
55Cs
690
87Fr
4Be
5B
6C
7N
8O
12Mg
13Al
14Si
15P
16S
20Ca
31Ga
32Ge
33As
34Se
38Sr
49In
50Sn
51Sb
52Te
56Ba
81Tl
82Pb
83Bi
84Po
VII
9F
-188
17Cl
-35
35Br
58
53I
183
85At
VIII
2He
-269
10Ne
-246
18Ar
-186
36Kr
-152
54Xe
-108
86Rn
88Ra
interessante Links:
http://www.webelements.com diverse Tabellen und Übersichten rund um das PSE
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 144 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Q: de.wikipedia.org (Dr.cueppers et al.; geänd. dre)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 145 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Aufgaben (für Wiederholungen, Übungen und z.B. zur Vorbereitung auf
Kontrollen)
1. Erläutern Sie den Aufbau des Periodensystems der Elemente! Welche Prinzipien wurden für den Aufbau benutzt?
2. Skizzieren Sie ein Atom (Modell nach BOHR) und benennen Sie die Teile!
3. Zeichen Sie in die folgenden Skizzen die Elektronen-Anordnung entsprechend dem BOHRschen Atom-Modell für die angegebenen Elemente ein!
10Ne
13Al
35Br
4. Erläutern Sie, was man in der Chemie unter der Oktett-Regel versteht!
5. Geben Sie für die folgenden Elemente die vollständige ElektronenKonfiguration in der Textschreibweise an!
a) 3Li
b) 12Mg
c) 13Al
d) 7N
e) 8O f) 36Kr
6. Wie lautet die Elektronen-Konfiguration für die folgenden Elemente in der
vollständigen PAULING-Schreibweise?
a) 14 Si
b) 35Br
c) 47Ag
7. Stellen Sie für die folgenden Elemente für jeweils ein Atom das Energieniveau-Schemata auf!
a) 1H
b) 4Be
c) 6C
d) 18Ar
8. Was versteht man unter einem Absorptions-Spektrum? Wie entsteht so
etwas? Erläutern Sie kurz!
9. Ein Mitschüler hat das nebenstehende Schema für das Chlorid-Ion
in seinem Hefter. Finden Sie mindestens 10 Fehler und berichtigen
Sie diese!
10. Von einem Experiment ist das folgende Spektrum liegen geblieben.
Um welche Art Spektrum handelt es
sich? Begründen Sie Ihre Meinung!
Wie könnte das Spektrum entstanden sein?
Q: en.wikipedia.org (Artem Karimov + JMPerez)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 146 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
11. Stellen Sie für die folgenden Elemente eine verkürzte ElektronenKonfiguration sowohl für das Atom als auch für das typische Ion auf!
Geben Sie die chemische Gleichung für die Ionen-Bildung mit an!
a) 3Li
b) 12Mg
c) 13Al
d) 8O
12. Was versteht man unter der Elektronegativität (nach PAULING)? Wie verändert
sich die Elektronegativität innerhalb des Periodensystems der Elemente?
für die gehobene Anspruchsebene:
?. Vergleichen Sie die Elektronen-Konfiguration der folgenden Stoffe! Erläutern Sie, warum diese so sein müssen!
12
C 14C
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 147 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.4. chemische Bindung und Bindungs-Arten
Eine der wichtigsten Grundfragen in der Chemie ist Klärung des inneren Zusammenhaltes
der verschiedenen Stoffe. Wieso verbinden sich Elemente zu – teilweise unterschiedlichen –
Stoffen. Wie hält diese Verknüpfung (/ Verbindung)? Warum können manche Verbindungen
leicht getrennt werden, während andere unverwüstlich erscheinen? Wie bilden sich die Verknüpfungen?
auf Grund verschiedener Stoff-Eigenschaften schließen die Chemiker heute auf verschiedene Arten von Bindungen. Besonders die Schmelz- und die Siede-Temperatur, aber auch die
Wasser-Löslichkeit oder die elektrische Leitfähigkeit werden zur phänomenologischen Unterscheidung verschiedener Bindungen herangezogen. Die unterschiedlichen StoffEigenschaften lassen auf verschiedene Bau-Typen schließen. Für vergleichende Betrachtungen hinsichtlich des Baus werden die Stoffe in den festen Zustand gebracht bzw. gedacht. Dabei entstehen zumeist sehr geordnete Systeme, die in Anlehnung an die typischen
Salz-Strukturen Kristalle genannt werden.
In der nachfolgenden mehrseitigen Tabelle sind die verschiedenen Bau-Typen von Stoffen
zusammengestellt. Beachten Sie aber unbedingt, dass zuerst zwar die gasförmigen und
flüssigen Zustände beschrieben werden, diese aber nicht repräsentativ für einen "Kristall"
sind. Da aber viele Stoffe bei Zimmer-Temperatur als Flüssigkeit oder Gas vorkommen, sind
diese Zustände mit aufgeführt. Prinzipiell kann man sich den entsprechenden Stoff mehr
oder weniger stark abgekühlt als Feststoff vorstellen oder auch herstellen.
Wegen der Übersichtlichkeit sind die Teilchen selbst nur zwei-dimensional und auch die Aufenthalts-Räume ist nur als Fläche dargestellt. Der "Raum" für den gasförmigen Zustand
müsste deutlich größer sein, wenn man gleiche Druck-Verhältnisse unterstellt.
Die verschiedenen Bau-Typen lassen sich nur durch einen unterschiedlichen inneren Bau
erklären. Da der Wechsel des Aggregatzustandes nicht den Stoff an sich ändert, müssen
viele Stoff-Eigenschaften aus dem Bau der Bau-Elemente oder deren Verknüpfungen untereinander resultieren. Die Verknüpfung von Atomen oder Ionen werden chemische Bindungen
genannt. Durch Bindungen entstehen neue Stoffe – Verbindungen genannt – mit neuen Eigenschaften. Eine gewisse Ausnahme davon können Stoffe sein, die nur aus einer Art Atome bestehen, aber molekular gebaut sind. Dies sind die molekular-vorkommende Elemente.
Derzeit postulierte Bindungs-Arten sind:





Atom-Bindung bzw. kovalente Bindung
Ionen-Bindung bzw. Ionen-Beziehung bzw. ionische (polare) Bindung
polare Atom-Bindung bzw. Atom-Bindung mit teilweisen Ionen-Charakter
Metall-Bindung
koordinative bzw. dative bzw. Komplex-Bindung
basieren auf verschiedenen Erklärungs-Modellen. Allgemein entstehen durch Bindungen
energetisch stabilere (Energie-ärmere) Zustände, als wenn die Bindungs-Elemente alleine
vorkommen würden. Dabei werden u.U. immer andere Atom-Eigenschaften in den Vordergrund gestellt. Durch diverse quantitative oder berechnete Atom-Eigenschaften werden die
verschiedenen Modell-Vorstellungen dann bestätigt.
Bindungen können gerichtet sein, wie wir es
z.B. bei der Atom-Bindung und der polaren
Atom-Bindung vorfinden. Hier gibt es eine ausgeprägte Bindungs-Achse, die zwischen den
Bindungs-Partnern existiert und von den beteiligten Orbitalen gebildet wird
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 148 -
Atom-Bindung (gerichtete Bindung)
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
"Koordination-Zahl" entspricht der Anzahl der
Bindungen, üblich sind 1 bis 4
es ergeben sich zumeist abgeschlossene Moleküle
polare Atom-Bindung (gerichtete Bindung)
Andere Bindungen sind ungerichtet. Beispiele
hierfür sind die Ionen-Bindung und die MetallBindung.
Teilchen (Ionen, Protonen oder Elektronen) sind
hier als Ganzes geladen, die Polarität strahlt in
alle Richtungen gleichmäßig aus
es ergeben sich drei-dimensionale unendliche
Strukturen  Kristalle
Koordinationszahl – also die Anzahl der unmittelbaren Nachbarn im Kristall – ist nicht primär
von der Ladung-Zahl abhängig, sondern von der
Polarität und der Größe beider Ionen, üblich
sind 6 und 8
Ionen-Bindung (ungerichtete Bindung)
mit Anziehungs- und Abstoßungs-Kräften,
Modell der Elektronegativität nach PAULI ist praktisches Hilfsmittel, um Art der Bindung zu
bestimmen
 EN = 0  kovalente Bindung bzw. Metall-Bindung
0 <  EN < 1,7  kovalente Bindung mit polarem Charakter
 EN ≥ 1,7  ionische (polare) Bindung
Aufgaben:
1. Vergleichen Sie in einer geeigneten Tabelle die gerichtete und die
ungerichtete Bindung!
2.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 149 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stoff-Art / KristallArt
im
Atom-Kristall
Molekül-Kristall
Atome oder ein-elementige
Moleküle
Sauerstoff (molekular)
Wasserstoff (molekular)
Stickstoff (molekular)
Iod (molekular)
Schwefel (molekular)
Phosphor (molekular)
VAN-DER-WAALS-Kräfte
sehr gering
mehr-elementige Moleküle
Ionen-Kristall
Metall-Kristall
gasförmigen
Zustand
typischer Bau
typische Vertreter
(bei Zimmertemperatur)
typische Vertreter
(nach Erhitzen)
Kräfte zwischen den
Teilchen
typische
Eigenschaften
 (nicht elektrisch leitfähig)
 nicht Wasser-löslich
 (sehr niedrige SchmelzTemperatur)
 sehr niedrige Siede-Temperatur
Chlorwasserstoff
Bromwasserstoff
Ammoniak
Wasser
elektrostatische und
VAN-DER-WAALS-Kräfte
gering
 (nicht elektrisch leitfähig)
 Wasser-löslich
 (niedrige
SchmelzTemperatur)
 niedrige Siede-Temperatur
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 150 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Stoff-Art / KristallArt
im
Atom-Kristall
Molekül-Kristall
Ionen-Kristall
Metall-Kristall
typischer Bau
Atome oder ein-elementige
Moleküle, freibeweglich
mehr-elementige Moleküle,
freibeweglich
freibewegliche Ionen (Kationen u. Anionen)
typische Vertreter
(bei Zimmertemperatur)
Brom (molekular)
Wasser
Kaliumnitrat
Natriumchlorid
Magnesiumbromid
Calciumhydroxid
freibewegliche
MetallIonen (/ -Kationen) und
freibewegliche Elektronen
(Elektronen-Gas)
Quecksilber
typische Vertreter
(nach Erhitzen)
Schwefel
Kräfte zwischen den
Teilchen
VAN-DER-WAALS-Kräfte
gering
typische
schaften
 nicht elektrisch leitfähig
flüssigen
Zustand
Eigen-
 nicht Wasser-löslich
 niedrige Schmelz-Temperatur
 niedrige Siede-Tempera
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
elektrostatische und
VAN-DER-WAALS-Kräfte
mittelstark
 nicht oder wenig elektrisch leitfähig
 Wasser-löslich
 niedrige Schmelz-Temperatur
 niedrige Siede-Temperatur
- 151 -
elektrostatische Kräfte
stark
Zinn
Blei
Eisen
elektrostatische Kräfte
stark
 elektrisch leitfähig
 elektrisch leitfähig
 Wasser-löslich
 hohe Schmelz-Temperatur
 sehr
hohe
SiedeTemperatur
 nicht Wasser-löslich
 hohe Schmelz-Tempe
 sehr
hohe
SiedeTemperatur
(c,p) 2009-2013 lsp: dre

Stoff-Art / KristallArt
im
Atom-Kristall
Molekül-Kristall
Ionen-Kristall
Metall-Kristall
typischer Bau
Atome oder ein-elementige
Moleküle
mehr-elementige Moleküle
Ionen (Kationen u. Anionen)
typische Vertreter
bei Zimmertemperatur
Kräfte
zwischen
den Teilchen
Phosphor
Iod
Metall-Ionen (/ -Kationen)
und freibewegliche Elektronen (Elektronen-Gas)
Aluminium
Eisen
Cupfer
elektrostatische Kräfte
stark
typische
Eigenschaften
 nicht elektrisch leitfähig
 nicht Wasser-löslich
 niedrige Schmelz-Temperatur
 niedrige
Siede-Temperatur
 plastisch
verformbar
(duktil)
zugehörige
Bindungs-Art
Atom-Bindung
festen
Zustand
(Kristall-Definitions-Zustand)
Natriumchlorid (Kochsalz)
Natriumhydroxid
VAN-DER-WAALS-Kräfte
gering
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
elektrostatische und
VAN-DER-WAALS-Kräfte
mittelstark
 nicht elektrisch leitfähig
 Wasser-löslich
 niedrige Schmelz-Temperatur
 niedrige
Siede-Temperatur
 eher nicht plastisch verformbar (eher spröde,
wenig duktil)
polare Atom-Bindung
- 152 -
elektrostatische Kräfte
stark
 nicht elektrisch leitfähig
 Wasser-löslich
 hohe
Schmelz-Temperatur
 sehr hohe Siede-Temperatur
 nicht plastisch verformbar
(spröde)
 elektrisch leitfähig
 nicht Wasser-löslich
 hohe
Schmelz-Temperatur
 sehr hohe Siede-Temperatur
 plastisch
verformbar
(duktil)

 löslich in flüssigen Metallen
oder
MetallSchmelzen
Ionen-Bindung
Metall-Bindung
(c,p) 2009-2013 lsp: dre

koordinative Bindung
4.4.1. Atom-Bindung
kovalente Bindung, Elektronen-Paar-Bindung, homöpolare Bindung
Ziel ist das Erreichen einer Edelgas-Konfiguration. Ermöglicht durch gemeinsame Nutzung
von Elektronen, Energie-armer / -ärmerer Zustand, keines der an der Bindung beteiligten
Atome kann die Bindungs-Elektronen vollständig für sich beanspruchen (Atome haben eine
zu geringe eigene Elektronegativität bzw. beide zueinander eine zu geringe Differenz der
Elektronegativität)
bei solchen Atomen möglich, die über einzelne Elektronen auf Neben-Orbitalen verfügen
(s.a. HUNDsche Regel (Elektronen-Konfiguration))
aus zwei einzeln besetzten Atom-Orbitalen der Atome werden doppelt besetzte MolekülOrbitale, diese stellen Energie-ärmere Zustände der Atom-Hülle dar und werden deshalb von
den Atomen bevorzugt
Treffen zwei Atome aufeinander, dann beeinflussen sich die Kerne und Elektronen immer
mehr. Bei einem sehr dichten Abstand kommt es zu massiven Abstoßungen der Kerne untereinander (s. a. u. Abb.: Situation A), wie auch der Elektronen untereinander. Entfernen
sich die Atome wieder etwas voneinander, dann tritt u.U. eine besonders Energie-arme Situation auf (Situation B). Im Fall von Wasserstoff hat scheinbar jedes Atom die bindenden
Elektronen für sich zur Verfügung. Die Abstoßung der Kerne ist bei diesem Abstand dazu
noch relativ gering. Die Wasserstoff-Atome können nun scheinbar eine stabile EdelgasKonfiguration (He) einnehmen und stabilisieren sich in dieser Situation. Somit liegt eine Bindung zwischen den Atomen vor. Nimmt der Abstand der Atome – z.B. durch Energie-Zufuhr
– wieder zu, dann verringern sich die Chancen für die gemeinsame Nutzung der Elektronen
(Situation C). Der Zustand wird energetisch ungünstiger und es liegt praktisch keine Bindung
mehr vor.
Beim weiteren Entfernen verringert sich die Chance der gemeinsamen bzw. teilweisen Nutzung des fremden Elektrons. Dies entspricht energetisch dann der Nicht-Bindung der beiden
Atome (Situation D).
BindungsEnergie [aJ]
100
80
60
40
H-H
20
0
0
50
100
150
200
250
300
-20
350
400
Abstand [pm]
-40
-60
-80
Situation:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
A
B
C
- 153 -
D
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Atom-Bindungen sind nur bei NichtmetallElementen bekannt. Es handelt sich ausschließlich um Element-Verbindungen. Diese bestehen jeweils nur aus einem einzigen
Element. Neben Wasserstoff tritt AtomBindung bei allen gasförmigen Elementen
auf. Bekannte Beispiele sind Sauerstoff,
Stickstoff, Fluor und Chlor. Hier sind es fast
ausschließlich zweiatomige (binäre) Moleküle (O2, N2, F2 und Cl2), die gebildet werden.
Sauerstoff bildet unter hochenergetischen
Bedingungen ein Molekül mit einer recht selten ternären Struktur – das Ozon (O3).
Brom – das ebenfalls zweiatomige Moleküle
Atom-Bindung (schematisch)
(Br2) bildet – ist die einzige ElementFlüssigkeit mit Atom-Bindung. Schwefel,
Phosphor und Iod bilden z.T. sehr hochatomige Moleküle.
Bei ihnen handelt es sich deshalb auch um feste Stoffe (Elemente).
Bei z.B. Cohlenstoff und Phosphor taucht noch ein weites Phänomen auf. Es gibt verschiedene stoffliche Darstellungen in der Natur. Cohlenstoff kann z.B. als Graphit aber auch als
Diamant vorkommen. Beim Element Phosphor kennen wir die weiße, rote, violette und
schwarze Form. Gibt es von einem Element verschiedene Formen, dann sprechen wir von
Modifikationen. Wenn sich die Eigenschaften der verschiedenen Modifikationen z.T. deutlich unterscheiden (weißer Phosphor z.B. giftig, roter nicht), dann müssen die Ursachen im
unterschiedlichen atomaren Bau zu suchen sein. Unterschiedliche Atom-Arten (also Isotope)
kommen dabei nicht in Frage und konnten als Ursache auch ausgeschlossen werden. Also
bleiben nur verschiedene Bindungen zwischen den Atomen als Erklärung übrig.
Elektronen-Schreibweise nach LEWIS (LEWIS-Formel, LEWIS-Struktur, ElektronenFormel)
konzentriert sich auf die Außen-Elektronen (Valenz-Elektronen), jedes Elektron wird als
Punkt geschrieben, man beginnt zuerst mit einzelnen Punkten ( ungepaarte Elektronen auf
Unter-Orbitalen)
in der Valenz(-Strich)-Schreibweise werden dann die Elektronen-Paare (-vor allem die bindenden -) als Strich geschrieben
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 154 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Zeichen
Beschreibung
Punkt(e)
X
Bedeutung
bindungsfähige(s) Atom-Orbitale
(reaktionsfähiges) Radikal
X
… 2 Außen-Elektr.
X
… 3 Außen-Elektr.
weitere Außen-Elektronen werden
zuerst einzeln und dann doppelt um
das Symbol herum geschrieben
X
… 4 Außen-Elektr.
zwei (gepaarte) Elektronen werden als anliegenden zusammengefasst  siehe nächste
Zeile
_
|X|
anliegende(r) (tren- nicht-bindungsfähige(s)
nende(r)) Strich(e)
Orbital(e)
.
.
•
X – X


Atom-
zwischenliegende(r) (bindendes) Molekül-Orbital
(verbindende(r))
Strich(e)
plus und minus
positive und negative Ladung
(wegen der Verwechslungsgefahr eines einfachen waagerechten Striches (nicht-bind.
AO bzw. bind. MO) mit einem (einfachen)
Minus-Zeichen werden die Ladungen eingekreist)
Beispiel
H
_
|Ne|
_
N
•
H – H
_
|Cl|
Warum Atome miteinander Verbindungen eingehen,
wird vielleicht klar, wenn man sich das EnergieniveauSchema einer solchen Bindung ansieht. Das gemeinsam genutzte Elektronen-Paar liegt energetisch günstiger (niedriger) als die einzeln besetzten AtomOrbitale. Wir sprechen in so einem Fall von einem
bindendes Elektronen-Paar auf einem gemeinsamen
Orbital (Bindungs-Orbital, -Orbital ( … sigma)). Die
beiden Atom-Orbitale (bei Wasserstoff 1s1) verschmelzen also zu einem Hantel-förmigen energetisch bevorzugten Molekül-Orbital.
Für die neu entstandenen Molekül-Orbitale gilt ebenfalls das PAULI-Prinzip. Die beiden bindenden Elektronen haben einen entgegengesetzten Spin.
In der LEWIS-Schreibung wird das bindende MolekülOrbital als Bindestrich zwischen den beiden Bindungs-Partnern dargestellt.
Bei der Bildung des (bindenden) Molekül-Orbitals entsteht parallel ein weiteres Molekül-Orbital. Dieses liegt energetisch höher – also ungünstiger. Wir sprechen hier von einem anti-bindenden Molekül-Orbital. Es ist gewissermaßen eine energetische Verbotszone für die Außen-Elektronen des Wasserstoffs. In anderen Atom-gebundenen
Molekülen können die anti-bindenden Molekül-Orbitale aber über die Raumstruktur mitbestimmen. Bei kovalenten
Bindungen sind hier keine Elektronen zu finden, so dass man diese Orbitale nicht beachten muss. Die antibindenden Orbitale stellen in Metallen die frei-beweglichen Elektronen. Diese werden in für die gute elektrische
Leitfähigkeit verantwortlich gemacht.
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Betrachten wir nun die Verhältnisse im
Chlor-Molekül. Mit seinen sieben Außen-Elektronen ist das Chlor-Atom
schon
kurz
vor
der
EdelgasKonfiguration (hier wäre es [18Ar]). Es fehlt
lediglich ein Elektron zur großen
Glückseligkeit ( Oktet-Regel). Einem
zweiten Chlor-Atom geht es genauso.
Beide vereinen nun ihre einzeln besetzten p-Orbitale zu einem doppelt
besetzten Molekül-Orbital. Dieses ist
energetisch gegenüber den einfachen
p-Orbitalen bevorzugt. Die anderen
Orbitale (der äußeren Schale (3s und
3p)) nehmen nicht an einer Bindung teil.
Exakterweise muß festgestellt werden, dass
auch die anderen Außen-Orbitale sich zu bindenden und anti-bindenden Orbitalen differenzieren. Da sich der energetische Vorteil des
einen mit dem energetischen Nachteil des anderen Orbitals ausgleichen, betrachten wir diese
als unveränderlich. Sie bringen keinen Bindungs-Effekt. Unter bestimmten Bedingungen
können auch sie noch Beziehungen zu anderen
Stoffen aufnehmen ( 0.3.4.5. koordinative
Bindung).
Praktisch entsteht nur ein gemeinsam
genutztes Elektronen-Paar, was dem
bindenden Molekül-Orbital entspricht.
In der LEWIS-Formel von Chlor taucht
deshalb auch nur ein Bindestrich zwischen den Chlor-Atomen auf. Die nichtbindenden Elektronen-Paare stellen wir
bei Bedarf als anliegende Striche dar.
Ähnlich, wie bei Chlor, sind auch die Bindungs-Verhältnisse im Brom-Molekül. Es ist das einzige flüssige Element, dessen Atome paarweise mit Atom-Bindung koordiniert sind. Als Basis
für das Bindungs-Orbital wird hier jeweils eines der 4p-Orbitale benutzt. Der flüssige Aggregatzustand lässt sich über die recht große Atom-Masse von 79,9 u erklären. Die Moleküle
sind relativ schwer (159,8 u), da aber zwischen den Molekülen keine sehr starken Anziehungskräfte wirken, ist es leicht aus der Flüssigkeit verdampfbar.
Iod ist ein Beispiel für eine feste Verbindung mit Atom-gebundener Struktur. Seine Atome
sind nochmals deutlich schwerer (126,9 u). Sie bilden Moleküle, bei denen jeweils ein 5pOrbital zum bindenden Molekül-Orbital zusammentreten.
Das zwischen den Einzel-Molekülen auch im Kristall-Gitter nur geringe Anziehungs-Kräfte
wirken, kann man u.a. daran erkennen, dass Iod schon bei relativ geringen Temperaturen
(186 °C) sublimiert – also direkt vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht.
Aufgaben
1. Stellen Sie für Brom ein vollständiges Energie-Niveau-Schemata für die
Einzel-Atome und das Molekül (wie oben für Chlor) auf!
2. Zeichnen Sie ein verkürztes Energie-Niveau-Schemata für die AußenElektronen von Iod in den Einzel-Atomen und im Molekül!
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Die Molekularität der gasförmigen Nichtmetalle gehört zum Grundwissen der
Chemie. Sie kann zwar jederzeit aus den Molekülorbital- und Energie-NiveauSchemata abgeleitet werden. Dies ist für die praktische Arbeit aber zu aufwendig. Die Kenntnis und Verwendung der entsprechenden Formeln (H2, N2, O2,
F2, Cl2, Br2) ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!!
bei festen Stoffen findet man ein Molekül-Gitter, sehr
große – ev. polymere – Molekül-Strukturen
gleichartige und gleichgerichtete Ausrichtung der Moleküle
Zusammenhalt über VAN-DER-WAALSsche Kräfte
abgeleitete Eigenschaften von Stoffen mit AtomBindung
molekulare Bau, meist gasförmig oder flüssig, selten
fest
relativ geringe Schmelz- und Siede-Temperaturen
elektrische Leitfähigkeit sehr gering (Nichtleiter)
löslich vorrangig in unpolaren Lösungsmitteln
eher geringe Löslichkeit in polaren Lösungsmitteln
geringe Wärme-Leitfähigkeit
geringe Festigkeit
Q: www.3dchem.com
4.4.1.1. Element-Verbindungen mit kovalenter Bindung
-Schwefel S8
natürlich vorkommende Form
ringförmige Moleküle
bei veränderten Temperaturen oder dem Umschmelzen
bilden sich auch andere Moleküle (z.B. S6)
bei einem Schmelzen und einem nachfolgenden schnellen
Abkühlen z.B. durch eingießen in Wasser entsteht ein
Schrauben-förmiges (helikales) Makro-Molekül
S8-Molekül (Cyclooctaschwefel)
Q: de.wikipedia.org (Benjah-bmm27)
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Phosphor
kommt in mehreren Modifikationen als weißer, schwarzer, roter und violetter Phosphor vor
unterscheiden sich sehr stark im Molekül-Bau und in ihren physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften
weißer Phosphor P4
Moleküle haben Tetraeder-Form, an jeder Ecke befindet
sich ein Phosphor-Atom
hochgiftig, weil sehr reaktiv ist und stark reduzierend
wirkt
schwarzer Phosphor
polymere Struktur
jeweils zwei Reihen von Phosphor-Atomen bilden Berg
bzw. Tal der wellenförmigen polymeren Struktur, liegen
immer abwechselnd in der einen oder anderen Reihen ,
Zickzack-artig mit jeweils einer Atom-Bindung verbunden, die dritte Bindung geht hinunter zum Tal bzw. hinauf zum Berg
ungiftig
Struktur von weißem Phosphor
Struktur von schwarzem Phosphor
roter Phosphor
Mischung aus verschiedenen Molekül-Strukturen
amorph ()
ungiftig
-Selen Se8
gibt es in den Modifikationen schwarz, grau und rot
Q:
Cohlenstoff
Die Modifikationen von Cohlenstoff (Graphit, Diamant und Fullerene) werden ausführlicher
im Skript zur organischen Chemie besprochen.
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Exkurs: Theorie der Molekül-Orbitale
Die Bildung von Molekül-Orbitalen aus Atom-Orbitalen folgt dem Regelwerk:
 Die Anzahl der neu gebildeten (kombinierten) Molekül-Orbitale ergibt sich aus der
Summe der beteiligten Atom-Orbitale.
 Die mittlere Energie der Molekül-Orbitale ist genauso groß, wie die mittlere Energie der
(ursprünglichen) Atom-Orbitale.
 Es kombinieren sich vorrangig solche Orbitale, die vergleichbare Energie-Zustände besitzen.
 Es gilt das Energie-Prinzip (Zuerst werden immer die Energie-ärmeren Orbitale besetzt.).
 Es gilt das PAULI-Prinzip (Es können höchstens zwei Elektronen auf einem Orbital angeordnet sein.
Beide haben einen entgegengesetzten Spin.).
 Es gilt die HUNDsche Regel (Orbitale des gleichen Energieniveaus werden zuerst einzeln und dann
gepaart besetzt.).
 Nur solche Atom-Orbitale, die sich überlappen, können Molekül-Orbitale ausbilden.
 Die Anzahl und die Intensität der Überlappung der Atom-Orbitale bestimmt die Festigkeit der Bindung (Stabilität der Molekül-Orbitale).
Halogen
F2
Cl2
Br2
I2
Kp [°C]
MolekülOberfläche
VdWKräfte
-188
-34
59
186
DipolKräfte
|
VdW-Kräfte .. VAN-DER-WAALS-Kräfte
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.4.1.2. anti-bindende Molekül-Orbitale
Da uns hier nur die Bindungen zwischen den Teilchen
interessieren, haben wir die anti-bindenden MolekülOrbitale – noch dazu da sie zumeist unbesetzt waren
– einfach weggelassen. Die anti-bindenden MolekülOrbitale können aber auch gut zur Erklärung von nicht
erfolgenden Bindungen zwischen zwei Atomen dienen.
Nehmen wir hier eines der einfachsten Beispiele, um
das Prinzip zu verdeutlichen. Eigentlich könnte Helium doch als Gas auch molekular vorkommen. Warum
kommt es hier nicht zur Ausbildung irgendeiner Bindung?
Wie beim Wasserstoff können wir hier leicht die beiden (bindendes und anti-bindendes) Molekül-Orbital
in einem Energieniveau-Schema einzeichnen. Beide
Orbitale sind mit Elektronen der 1s-Orbitale der Atome belegt. Der energetische Vorteil des bindenden
Molekül-Orbitals wird durch den gleichgroßen Nachteil des anti-bindenden aufgehoben.
Ein energetischer Vorteil entsteht dabei also nicht.
Damit gibt es für die Helium-Atome auch keinen
Grund in der Verbindung He2 zu bleiben.
bindendes Molekül-Orbital (grün)
(für das theoretische He2)
antibindendes Molekül-Orbital
(für das theoretische He2)
kombinierte Molekül-Orbitale
(für das theoretische He2)
Bindung
[pm]
74
142
199
228
267
1,43
2,00
2,28
2,67
BindungsEnergie
[kJ/mol]
436
159
242
193
151
O=O
S=S
120
1,21
497
-8,97*10-19 J (pro Molekül)
>N – N<
-N=NNN
146
125
110
945
-2,72*10-19 J (pro Molekül)
-6,97*10-19 J (pro Molekül)
-15,7*10-19 J (pro Molekül)
C–C
C=C
CC
154
134
120
H–H
F–F
Cl – Cl
Br – Br
I–I
Kern-Abstand
[Å]
1,10
-2,64*10-19 J (pro Molekül)
413
348
614
Daten-Q: /18, S. 78; 3, S. 155; 16, S. 44/
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Grenzen der LEWIS-Formeln


O :: O


_
_
O = O
z.B. Sauerstoff O2
Brauchbare und häufig verwendete Formeln sind:
Diese beschreibt aber alle Elektronen als gepaart. Beim Abgleich mit anderen
physikalischen Eigenschaften taucht aber ein Problem auf. Sauerstoff ist
paramagnetisch, was bedeutet, es besitzt ungepaarte Elektronen.
_
Etwas besser geeignet wäre danach eine Formel mit freien Elektronen. Die _
trägt aber nicht der beobachteten Bindungs-Art und -Stärke Rechnung.
O - O
In der Fach-Literatur wird als Kompromiß z.B. die folgende Formel angeboten:
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
|O – O|

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4.4.2. Ionen-Bindung (Ionen-Beziehung)
ionische (polare) Bindung
zu beachten ist, dass der Begriff polare Bindung nicht nur für Ionen-Bindung zutreffend ist,
sondern auch für eine – noch zu besprechende – Übergangs-Form zwischen Atom- und Ionen-Bindung ( 3.4.3. Atom-Bindung mit teilweisen Ionen-Charakter (polare AtomBindung)).
Atome sind bestrebt für ihre äußere Elektronen-Schale eine stabile Edelgas-Konfiguration zu
erreichen, diese ist besonders stabil – weil Energie-arm
dabei kommt es u.U. zur Ionen-Bildung
besonders ausgeprägt ist die Ionen-Bildung bei den Elementen der I. und II. sowie der VI.
und VII. Hauptgruppe.
Die Elemente der I. und II. Hauptgruppe bilden, wie die anderen Metalle auch, einfach oder
mehrfach positiv geladene Ionen (Kationen). Bei ihnen liegt also eine Tendenz vor, äußere
Elektronen abzugeben. Sie erreichen so am einfachsten eine Edelgas-Konfiguration. Es
handelt sich dabei um die Konfiguration, die dem Edelgas mit der nächstniederen Ordnungszahl entspricht.
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Abgabe
Na+
Na
+
-
e
Für das Natrium wäre dies die Neon-Konfiguration:
11Na:
[10Ne] 3s1
+
11Na : [10Ne]
+
e
-
Die Elemente der VI- bzw. VII. Hauptgruppe erreichen eine stabile Achterschale (EdelgasKonfiguration) durch Aufnahme von Elektronen.
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Aufnahme
Cl
+
-
-
e
Cl
Das bedeutet, dass immer die nächsthöhere Edelgas-Konfiguration erreicht wird. Beim Chlor
ist das Argon.
17Cl:
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[10Ne] 3s2 3p5
+
e
-
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-
17Cl
: [18Ar]
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Der jeweilige energetische Vorteil ist für die betroffenen Elemente besonders stark, so dass
eine starke Tendenz zur Ionen-Bildung vorliegt. In der Chemie merken wir dies meist daran,
dass diese Stoffe sehr reaktiv sind.
Die Bildung der beiden Ionen wird dadurch möglich, dass quasi gleichzeitig das NatriumAtom sein eines Außen-Elektron abgibt (doniert, spendet), während ein Chlor-Atom das
Elektron sofort aufnimmt (akzeptiert, einverleibt).
Na
Cl
+
e
Na+
Cl
-
+
-
e
Elektronen-Abgabe
Elektronen-Aufnahme
Die Teil-Gleichungen lassen sich zu einer Reaktions-Gleichung zusammenfassen:
--------------------------------------------------------------Na + Cl + e
Na+ + e +
-
Cl
Die auf beiden Seiten vorkommenden Elektronen können dann "gekürzt" werden:
--------------------------------------------------------------| Na + Cl
NaCl |
!!! chemische Gleichung noch nicht richtig!
Da Chlor nur molekular (zwei-atomig) vorkommt, müssen die Teil-Reaktionen doppelt ablaufen.
-
Na
2 Na+ + 2 e
Cl2 + 2 e
2 Cl
---------------------------------------------------------------2 Na + Cl2
2 NaCl
Elektronen-Abgabe
Elektronen-Aufnahme
Gesamt-Reaktion
Ob man die Teil-Gleichungen zuerst richtig stellt – also hinsichtlich der Elektronen-Zahl ausgleicht oder z.B. wegen der Molekularität eines Stoffes korrigiert –
oder ob man dies erst vor der Erstellung der Stoff-Gleichung tut, ist Geschmacks-Sache! Nur vergessen darf man es am Ende nicht!
Bei molekularen Stoffen darf übrigens auch mit (ganzzahligen) Brüchen bei der Stoffmenge
gearbeitet werden. Damit wäre auch die folgende Gleichung richtig:
---------------------------------------------------------------Na + ½ Cl2
NaCl
Gesamt-Reaktion
Diese Stoff-Gleichung hat zudem den Vorteil, dass sie direkt aus den Teil-Gleichungen abgeleitet werden kann. Man spart sich also das Extra-Schreiben von erweiterten TeilGleichungen.
Aufgaben:
1. Weisen Sie durch saubere mathematische Additionen und TermUmformungen der chemischen Teil-Gleichungen nach, dass die oben angegebene chemische Summen-Gleichung für die Bildung von Natriumchlorid
richtig ist! (Der Reaktionspfeil ist ein chemisches Gleichheitszeichen!)
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(ev. ist es eine Hilfe, die chemischen Gleichungen (z.B. Cl + e
-
-
Cl ) zuerst in typische Variablen-Gleichungen umzuwandeln, z.B.: a + b
= c
und diese dann später zurückzuübersetzen)
2. Stellen Sie die Reaktions-Schemas (Teil- und Gesamt-Reaktionen) für die nachfolgen Reaktionen auf!
a) Kalium + Chlor
b) Magnesium + Brom
c) Aluminium + Fluor
d) Eisen + Schwefel
e) Bildung von Lithiumoxid
Die gebildeten Ionen sind jetzt so stark geladen, dass sie sich mit entgegengesetzt geladenen Teilchen (Ionen) umgeben und von
gleichgeladenen Ionen abstoßen werden
durch (abwechselnde) regelmäßige Anordnung ergeben sich elektrostatisch stabile
Gebilde
Ionen-Kristalle / Ionen-Gitter
Ionen-Bindung (schematisch)
die Anziehungskräfte zwischen den Ionen
sind sehr stark, wir verzeichnen eine starke
Bindung zwischen den Teilchen
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Q: www.3dchem.com
4.4.2.1. Verbindungen mit ionischer Bindung
resultierende / abgeleitete / charakteristische Eigenschaften:
(sehr) hohe Schmelz- und Siede-Temperaturen, bei Zimmer-Temperatur immer Feststoffe
große Härte
allgemein sehr gut löslich in polaren Lösungsmitteln
im festen Zustand nicht elektrisch leitend
in der Schmelze oder in der Lösung dienen die Ionen als frei bewegliche Ladungs-Träger,
Schmelzen und Lösungen sind daher elektrisch leitend; Leitfähigkeit nimmt mit steigender
Temperatur zu (zum Vergleich: bei Metallen ab)
beim Stromfluss kommt es auch zur Elektrolyse, d.h.
wegen der starken Abstoßungs-Kräfte gleichgeladener Teilchen kommt es bei äußeren
Krafteinwirkungen zum spröden Bruch
die Anordnung der Ionen kann relativ unterschiedlich erfolgen
Man unterscheidet verschiedene Koordinationszahlen. Diese beschreiben die Anzahl der
entgegengesetzt geladenen Ionen mit denen sich ein (als zentral angesehenes) Ion umgibt.
Natriumchlorid (Kochsalz)
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4.4.3. Atom-Bindung mit teilweisen Ionen-Charakter (polare AtomBindung)
Manche Bindungen in Molekülen, wie
z.B. bei Chlorwasserstoff (HCl) oder
Wasser (H2O) können keine reinen
Atom-Bindungen sein, obwohl wir nach
unserem Molekül-Orbital-Modell eine
solche erwarten könnten. Für eine AtomBindung sprechen z.B. die niederen Siede-Temperaturen und dazu passend ein
flüssiger oder gasförmiger Aggregatzustand. Gegen eine Atom-Bindung sprechen einige andere beobachtbare Eigenschaften. So lösen sie sich (sehr) gut
in polaren Lösungsmitteln (z.B. Wasser)
und zeigen auch sonst sehr häufig polare
Eigenschaften.
Reine
Atomgebundene
Moleküle
sind
immer
unpolar. Läßt man von den genannten
Substanzen einen dünnen Strahl durch
ein elektrisches Feld fließen, dann wird
der Strahl abgelenkt.
Aus dem nebenstehenden EnergieNiveau-Schema ließe sich für Chlorwasserstoff eigentlich eine Atom-Bindung
ableiten.
Weitere Stoffe, in denen ebenfalls keine
reine Atom-Bindung vorliegt, sind beispielsweise Bromwasserstoff (HBr),
Ammoniak (NH3) und Schwefeldioxid
(SO2).
Dies bedeutet, dass der Stoff irgendwelche Ladungen oder Ladungs-Anteile enthalten muss.
Die Moleküle richten sich im Feld aus (Influenz) und werden alle zur stärkeren Seite hingezogen. Letztendlich wird der gesamte Stoff bewegt.
Alternativ versuchen wir nun die Bindung im Chlorwasserstoff als Ionen-Bindung zu erklären.
??? mögliche
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Abgabe
H+
H
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+
e
-
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
??? mögliche
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Aufnahme
Cl
+
e
-
-
Cl
Scheinbar funktioniert das Ionen-Modell ebenfalls zur Erklärung einer möglichen Bindung im
Chlorwasserstoff-Molekül.
Aber auch hier spricht die Praxis wieder z.T. dagegen, da z.B. der erwartete Ionen-Kristall
nicht entsteht. Somit können nicht wirklich Ionen in der Verbindung enthalten sein. Unsere
untersuchten Stoffe sind alle durchweg leicht verdampfbar – haben also einen eher geringen
Siedepunkt. Auch das passt nicht zu einer Ionen-Bindungen. Gut passen würde das IonenModell dagegen zur guten Löslichkeit in polaren Lösungsmitteln, wie z.B. Wasser.
Eine sinnvolle Lösung der "Widersprüche" ist eine neue Bindungs-Art, die sowohl Aspekte
einer Atom-Bindung enthält, wie auch solche einer polaren / ionischen Bindung.
Diese neue Bindungs-Art heißt polarisierte Atom-Bindung (polare Atom-Bindung) oder auch
Atom-Bindung mit teilweise Ionen-Charakter.
Die Bindungs-Partner verfügen nur über eine kleine Kraft, die Elektronen an sich zu binden
(geringere Elektronegativität). Keiner der beiden Bindungs-Atome ist so stark, die BindungsElektronen ganz auf seine Seite zu ziehen und ein echtes Ion zu bilden.
Ein Blick ins PSE zeigt für Wasserstoff eine
Elektronegativität von 2,1 und für Chlor von
3,0. Das Chlor ist also in dieser Verbindung
der elektro-negativere Partner.
Es kommt also nicht zur Ionen-Bildung, wie
es ja z.B. für Chlor gut möglich wäre. Stattdessen bilden die Bindungs-Partner eine
Atombindung, die zum elektro-negativen
Partner verlagert / verschoben ist.
Häufig benutzt man einen Bindungsstrich mit
veränderlicher Dicke (im Prinzip ein Dreieck), um die Verlagerung des / der bindenden Elektronen-Päarchen zum elektronegativeren Partner anzudeuten.
polare Atom-Bindung (schematisch)
H ◄ Cl
In der Konsequenz besitzt der elektro-negativere Partner mehr Elektronen als ihm zustehen,
aber noch nicht genug um ein echtes Ion zu bilden. Wir sprechen hier von einer teilweisen
od. partiellen Ladung. Als Symbol verwendet man den kleinen griechischen Buchstaben  (s
.. sigma). Die Ladungs-Richtung wird direkt hinter das Zeichen geschrieben. Der elektropositivere Bindungs-Partner verliert fast sein / seine Bindungs-Elektronen. Er wird dadurch
teilweise positiv geladen. Wir haben es hier dann mit einer positiven Partial-Ladung zu tun.

H ◄ Cl
Die Partial-Ladungen an einem Molekül werden "partiell positiv" bzw. "partiell negativ" oder
auch "sigma plus" bzw. "sigma minus" gelesen.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
ist die Differenz der EN <0,4 dann wird Molekül / Bindung als unpolar eingestuft
die Verschiebung der bindenden Elektronen-Paare ist so gering, dass sie praktisch keine
Rolle spielt
Über EN > 1,7, dann Ladungs-Trennung in Ionen
Molekül-Bau
Da die Elektronen / Elektronen-Paare alle eine gleichartige Ladung besitzen, kommt es zu
maximalen Abstoßungen. Diese fundamentale Erkenntnis / Regel verdanken wir dem britischen Chemiker Ronald James GILLESPIE (1924 - ). Er entwickelte das ElektronenpaarAbstoßungs-Modell (VSEPR-Modell, Valence Shell Electron Pair Repulsion Model)
Zahl der
Elektronen
-Paare
2
Anordnung /
Raum-Struktur
RaumWinkel
linear, Linie
180°
3
trigonal, planar, (gleichseitiges) Dreieck
120°
4
tetraedrisch,
Tetraeder
(Dreiecks-Pyramide)
109,5°
5
trigonal bipyramidal,
trigonale Bipyramide
6
oktaedrisch, Oktaeder
7
pentagonal bipyramidal,
pentagonale Bipyramide
Skizze(n)
90°, 120°
90°
72°, 90°
Bilder-Q: de.wikipedia.org (Benjah-bmm27)
freie Elektronen / Elektronen-Paare (F) stoßen benachbarte bindende (B) stärker ab als
gleichartige dies untereinander tun
F–F > F–B > B–B
daraus ergeben sich Abweichungen von den optimalen (theoretischen) Bindungs-Winkeln
um einige Grad (bis zu 6°)
von Mehrfach-Bindungen (Dreifach-Bindung (D), Zweifach-Bindung (Z)) gehen stärkere Abstoßungen aus, als von Einfach-Bindungen €; (vorrangig nur beim gleichen Element vergleichbar!)
D > Z > E
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
werden die resultierenden (Raum-)Winkel zwischen den Bindungen / freien Elektronen / Elektronen-Paaren größer als 120°, dann können sie vernachlässigt werden
Bindung
Atom-Gruppe
C - C
C – H
|
- C – H
|
|
_
- C – N<
|
P – H
H
= C<
H
S – H
|
_
- C – O |
≡
C
N
O
C
C
C
C
–
–
–
–
-
- H
F
H
H
Cl
Br
I
_
>C = O
- C ≡ N|
DipolMoment
µ [D]
0,0
0,2 – 0,4
0,31
0,4
0,4
0,63
0,7
0,9
1,05
1,4
1,4 – 1,6
1,5
1,5 – 2,0
1,5 – 2,0
1,8
2,5
Stoff
Aceton
Ammoniak
Benzen
Benzonitril
Bortrifluorid
Bromwasser
Chloroform
Chlorwasserstoff
Cohlendioxid
Cohlenmonoxid
Ethan
Ethanol
Fluorwasser
Iodwasserstoff
Methan
Methylchlorid
Nitrobenzen
Phosphorpentafluorid
Schwefelcohlenstoff
Schwefeldioxid
Schwefeltrioxid
Stickstofftrifluorid
Tetrachlormethan
Tetrafluormethan
Wasser
H3C-CO-CH3
NH3
C6H6
C6H5-C≡N
BF3
HBr
HCCl3
HCl
CO2
CO
H3C-CH3
H3C-CH2OH
HF
HI
CH4
H3CCl
C6H5-NO2
PF5
CS2
SO2
SO3
NF3
CCl4
CF4
H2O
DipolMoment
µ [D]
2,88
1,47
0
4,39
0
0,79
1,02
1,03
0
0,11
0
1,7
1,98
0,38
0
1,87
3,8
0
0
1,63
0,2
0
0
1,85
3,3
rote Einträge nur zum Vergleich
abgeleitete / resultierende Eigenschaften:
molekularer Bau,
häufig Dipole
meist gute Löslichkeit in Wasser (Wasser ist selbst auch ein Stoff
mit zwei polaren Atom-Bindungen)
relativ geringe Siede-Temperaturen, aber meist deutlich höher als
vergleichbare / ähnliche gleichatomige Moleküle (ohne PartialLadungen)
Dipol: Ammoniak
Dipolmomente nicht bei symmetrischen Molekülen wie CO2, BF3
CO2 ist ein lineares Molekül, die beiden außen liegenden negativen Partial-Ladungen haben ihren Ladungs-Schwerpunkt genau
im Cohlenstoff-Atomkern, dort hat auch das Cohlenstoff-Atom
seinen positiven Ladungs-Schwerpunkt (positive Partial-Ladung)
häufig gasförmig, bilden aber auch Cluster (Flüssigkeiten) oder
Kristalle (Feststoffe), vor allem Dipole
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kein Dipol: Cohlendioxid
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
BF3 ist planar-sternförmig, Ladungs-Schwerpunkte ähnlich
wie bei CO2, zentrales Bor-Atom hat positiven LadungsSchwerpunkt, die drei Fluor-Atome haben resultierenden
Schwerpunkt genau im Kern des zentralen Bor-Atoms
Borfluorid-Molekül
Q: www.zum.de
Ausgeprägt bei unsymmetrischen Molekülen wie H2O, NH3
Ammoniak-Molekül
Q: www.reciprocalnet.org (geänd. dre)
4.4.3.1. Verbindungen mit polarer Atom-Bindung ( teilweisen Ionenbindung / Atombindung mit teilweisen Ionen-Charakter)
Wasser
Biologisch, chemisch und trophologisch gesehen
ist Wasser wohl einer der wichtigsten Stoffe.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wasser-Moleküle (gasförmiges Wasser)
in verschiedenen Modell-Arten
Q: www.reciprocalnet.org (leicht geänd. dre)
Wasserstoff-Brücken-Bindung (WBB)
Wasser-Cluster (flüssiges Wasser)
Q: www.3dchem.com
Wasser-Kristall (festes Wasser (Eis))
Q: www.nyu.edu (leicht geänd. dre)
Halogenwasserstoffe (Wasserstoffhalogenide)
Halogenid
HF
HCl
HBr
HI
Kp
[°C]
19
-85
-67
-35
EN
1,9
0,9
0,7
0,4
Bindung
Moleküloberfläche
VdWKräfte
DipolKräfte
WBB
ionisch
polar
polar
unpolar
VdW-Kräfte .. VAN-DER-WAALS-Kräfte; WBB .. Wasserstoff-Brücken-Bindung
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 172 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Bindung
Kern-Abstand
[pm]
H–F
H – Cl
H – Br
H–I
H–C
H–S
H–O
H–N
[Å]
0,92
1,28
1,42
1,62
BindungsEnergie
[kJ/mol]
Dipol-Moment
[10-30 Cm]=[D]
6,47
3,60
2,60
1,4
1,33
2,27
5,04
4,37
109,2
413
97
463
C–H
C–O
C–S
C–F
C – Cl
C – Br
C–I
109,2
143
413
358
1,33
2,47
3,00
4,70
4,87
4,60
3,97
C=O
C=S
C=N
N=O
122
745
7,67
8,67
11,68
6,67
CO
1,13
HC  N
1,16
Daten-Q: /18, S. 78/
Molekül
betrachtete
Bindungs-Reihe
theoretischer
BindungsWinkel
experimentell
gefundene Bindungs-Winkel
105°
116°
100°
Formel
Name
H2O
Cl2O
F2O
Wasser
Dichlormonoxid
Difluormonoxid
H–O–H
Cl – O – Cl
F–O–F
H2S
NH3
CH4
Schwefelwasserstoff
Ammoniak
Methan
H–S–H
H–N–H
H–C–H
SCl2
PCl3
AsCl3
SbCl3
Schwefeldichlorid
Phosphortrichlorid
Arsentrichlorid
Antimontrichlorid
Cl – S – Cl
Cl – P – Cl
Cl – As – Cl
Cl – Sb – Cl
102°
101°
103°
104°
PF3
PBr3
PI3
Phosphortrifluorid
Phosphorbromid
Phosphoriodid
F–P–F
Br – P – Br
I–P–I
104°
100°
98°
92°20'
108°
Daten-Q: /18, S. 103/
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 173 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Formel
Name
Kern-Abstand r0
[nm]
H–F
H – Cl
H – Br
H–I
Fluorwasserstoff
Chlorwasserstof
Bromwasserstoff
Iodwasserstoff
-18
[Å]
0,92
1,28
1,42
1,62
theoretisches DipolMoment
er0 [D]
gemessenes
DipolMoment
µ [D]
IonenCharakter
µ/er0
[-]
ionischer
Charakter der
Bindung [%]
4,42
6,07
6,82
7,74
1,98
1,03
0,79
0,38
0,45
0,17
0,12
0,05
45
17
12
5
-18
-30
1 D (DEBYE) = 10 Fr * cm = 10 elektrostatische CGS-Einheiten = 3,334 * 10 Cm
(Fr … ; CGS … Zentimeter-Gramm-Sekunde-Einheitensystem; Cm … COLOUMB * Meter (Coloumbmeter))
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 174 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.4.4. Metall-Bindung
hohe Packungs-Dichten der Atom-Rümpfe,
Koordinations-Zahlen für die Metall-Ionen
liegen entweder bei 8 oder 12
zwei Anordnungen (Kristall-Gitter) mit Koordinations-Zahl 12 möglich:
 hexagonal dichteste Kugel-Packung
 kubisch dichteste Kugel-Packung
hexagonal dichteste Kugel-Packung
beim
 kubisch-raumzentrierten Gitter
Atome mit Koordinations-Zahl 8
hohe Koordinationszahlen deuten auf
ungerichtete Bindungs-Verhältnisse also
der Ionen-Bindung scheinbar sehr ähnlich
kubisch raumzentrierte Kugel-Packung
Lithium Koordinations-Zahl 14 (kubisch raumzentriert)
besteht aus positiv geladenen Metall-Ionen
(häufig auch als Atom-Rümpfe bezeichnet)
und delokalisierten / frei-beweglichen Elektronen, diese werden gewissermaßen von
den Metall-Ionen gemeinsam benutzt, daneben werden auch Metall-Atome gefunden,
die Elektronen bewegen sich in den Zwischenräumen zwischen den Metall-Ionen
und Atomen (Elektronen-Gas)
M
-
Mx+ + x e
Metall
Elektronen-Gas-Modell von RIECKE (1898)
Metall-Bindung (schematisch)
die Elektronen für die Gegen-Ladung im Kristall und für die elektrische Leitfähigkeit stammen
besonders aus nicht-bindenden Molekül-Orbitalen
sie bringen keinen energetischen Vorteil, ganz im Gegenteil, sie verringern den Gewinn aus
bindenden Molekül-Orbitalen sogar, die "Ablösung" aus dem Atom bringt also praktische
Vorteile
wie stark die Herauslösung der Elektronen aus den Atomen vonstatten gegangen ist, lässt
sich u.a. an der besseren oder schlechten elektrischen Leitfähigkeit erkennen. Metalle mit
einer guten elektrischen Leitfähigkeit müssen über mehr frei beweglichen Elektronen in vielBK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 175 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
leicht größeren Zwischenräumen verfügen. Da die Elektronen dann sehr frei in ihrer Bewegung sind, können sie dem angelegten elektrischen Feld besser in Richtung Plus-Pol folgen
(physikalische Strom-Richtung).
Beachten Sie dass der Strom in technischen Wissenschaften aus historischen Gründen immer von plus nach minus fließt (technische Strom-Richtung)!
4.4.4.1. Element-Verbindungen mit Metall-Bindung
abgeleitete / resultierende / charakteristische Eigenschaften
fester Aggregat-Zustand (Ausnahme: Quecksilber)
die freien Elektronen sind für die gute elektrische Leitfähigkeit und die gute WärmeLeitfähigkeit verantwortlich, sowohl im festen als auch im flüssigen (geschmolzenen) Zustand, Leitfähigkeit nimmt mit steigender Temperatur ab (zum Vergleich: bei Schmelzen und
Lösungen von ionischen Verbindungen nimmt Leitfähigkeit zu)
beim Anlegen eines elektrischen Feldes bleiben Metalle unverändert, es kommt nicht zur
Elektrolyse
unedle Metall reagieren mit Wasser, lösen sich aber im klassischen Sinne nicht darin
plastische Verformbarkeit – sie sind duktil
(besonders hoch bei kubisch dichtester Gitter-Anordnung)
metallischer Glanz
lassen sich legieren, verlieren dabei die
elektrischen Eigenschaften nicht
Schmelz-Temperatur mittel bis hoch
Löslichkeit nur in flüssigen Metallen oder
Metall-Schmelzen
in fast allen anderen Stoffen nicht löslich
große Dichte der meisten Metalle (Ausnahmen sind die kleinatomigen HauptgruppenMetalle der zweiten und dritten Periode
besondere Gruppe sind die Halb-Metalle
z.B. Silicium, Germanium
Gitter ähnelt eher dem Diamant, Bindung eher unpolare Atom-Bindung, relativ wenige freie
Elektronen, im Gitter gibt es (meist durch Verunreinigungen oder Dotierungen) Störstellen
(Atome mit zusätzlichen freien oder "fehlenden" Elektronen)
geringere elektrische Leitfähigkeit, beruht auf Stör-Stellen-Leitung, die elektrische Leitfähigkeit steigt aber bei höherer Temperatur, es nehmen die Stör-Stellen zu und damit sind mehr
Ladungsträger verfügbar
elektrische Leitfähigkeit wird teilweise über die nicht-bindenden (anti-bindenden) MolekülOrbitale erklärt, die Elektronen auf diesen Orbitalen sind gewissenmaßen frei – weil auf
energetisch ungünstigen Positionen – und können gut durch elektrische Felder beeinflusst
werden.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 176 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
4.4.5. koordinative Bindung
veraltet: dative Bindung
Bindungs-Elektronen stammen nur von einem Partner, Verwendung von nicht-bindenden
Atom-Orbitalen
kommt besonders bei Ionen vor, die selbst keine stabile Edelgas-Konfiguration erreichen
können, erst mit (freien) Elektronen-Paaren von anderen Stoffen werden stabile Schalen erreicht
Bau:
Zentral-Atom, Zentral-Teilchen, Zentral-Ion
umgeben von Liganden
kann zwischen neutralen Molekülen (z.B. NH3 und BF3) aber auch zwischen neutralen Molekülen und Ionen (zumeist Ionen der Nebengruppen-Elemente)
ein Partner fungiert als ElektronenDonator (Spender), der andere als
Elektronen-Akzeptor
(Aufnehmer);
man spricht auch von LEWIS-Säure
und LEWIS-Base
hexagonaler Komplex
(links Raum-Körper; rechts Bindungs-Linien
es entsteht kein Molekül-Orbital, sondern energetisches Gewinn durch energetisch günstige
Anordnung der Struktur-Elemente
teilweise gemeinsame Nutzung der Elektronen / Elektronen-Paare, ähnelt einer polaren
Atom-Bindung
z.B. Hexamincobalt(III)-Ion [Co(NH3)6]3+
_
3+
Co
+ NH3
Co3+ |NH3
Co3+ ∙∙∙ NH3
Das freie Elektronen-Päarchen (rot) des Stickstoff (aus dem Ammoniak) wird vom positiv
geladenen Cobalt-Ion angezogen. Es kommt quasi zu einer gemeinsamen Nutzung der
Elektronen. Mit fünf weiteren Stickstoff-Elektronen-Päarchen kann das Cobalt-Ion die
stabile Elektronen-Konfiguration von [36Kr] erreichen.
es bilden sich recht große Ionen
als Komplex beschrieben
übliche Schreibweise mit eckigen Klammern; Ladungen von Zentral-Teilchen und den Liganden werden zu Gesamt-Ladung zusammengefasst, oft ist eine Lokalisierung der Ladung
nicht möglich. es scheint so als wenn das gesamte Objekt geladen ist bzw. als wenn die Ladung innerhalb des Gesamt-Teilchens beweglich ist, es lassen sich theoretische Einzelzustände notieren, die mal die Ladung auf das eine Atom, mal auf ein anderes zuordnen
(mesomere Zustände), Gesamt-Ladung außerhalb der Klammer (die Einzel-Ladungen werden nicht mitgeschrieben)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 177 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Komplex
ZentralTeilchen
kationisch
Ligand(en)
bzw. Gegen-Ion
Name
[Cu(H2O)4]2+
[Cu(NH3)4]2+
CuCl2*2H2O
[Cu(H2O)2]Cl2
[CuCl2(H2O)2]
Cu2+
Cu2+
Cu2+
H2O
NH3
H2O; Cl
Tetraaquacupfer(II)-Ion
Tetraamincupfer(II)-Ion
Cupfer(II)-chlorid (mit Kristallwasser)
[Fe(H2O)6]3+
[Fe(H2O)5OH]2+
Fe3+
Fe3+
H2O
H2O, OH
Hexaaquaeisen(III)-Ion
Fe3+
CN
Fe3+
CN , K+
-
[Fe(CN)6]4
K4[Fe(CN)6]
-
Kaliumhexacyanoferrat
gelbes Blutlaugensalz
neutral
anionisch
Komplex-Reaktionen sind vorrangig Liganden-Austausch-Reaktionen
Metall-Komplexe bestehen im Allgemeinen aus Nebengruppen-Elementen (-Metalle)
bei ihnen werden die d-Orbitale mit Elektronen aufgefüllt, zusätzlich noch s-Orbital der höheren Haupt-Quantenzahl mit ein oder zwei Elektronen belegt
sowohl die d- als auch die s-Orbitale können sich an Bindungen beteiligen, energetisch sehr
dichte Lage ermöglich einfache Verschiebung / Neuanordnung der Elektronen auf den Orbitalen z.B. um sehr stabile halb-besetzte Energie-Niveaus zu erreichen (HUNDsche Regel als
Energie-Prinzip)
gleiches Prinzip bei den Lanthaniden und Actiniden, hier werden die nach und nach zu besetzenden f-Orbitale von s- und p-Orbitalen der nächsten Haupt-Quantenzahlen begleitet /
abgeschirmt
dadurch vielfach auch mehrere verschiedene Ionen oder Oxidations-Stufen möglich
resultierende / abgeleitete Eigenschaften
Verbindungen vielfach farbig, meist mehrere Farben in Abhängigkeit von der OxidationsStufe / Ionen-Ladung
koordinative Bindungs-Elektronen besonders gut anregbar  Farbigkeit
hier nur kurze Vorstellung einer Komplex-Ionen bzw. Komplexe, die in Biologie und Ernährungslehre eine Rolle spielen
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 178 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
nicht vollständig oder erschöpfend
4.4.5.1. Verbindungen mit koordinativer Bindung
Cupfer-Komplexe
Tetraaquacupfer(II)-Ion
Teraamincupfer(II)-Ion
Chelate
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 179 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
ausgewählte Bindungs-Arten im Vergleich
Merkmal / Kriterium
StärkeVerhältnisse
Atom-Bindung
VAN-DER-WAALSKräfte
◄
1
:
Dipol-Dipol-Kräfte
polare Atom-Bindung
◄
WasserstoffBrücken-Bindung
:
Ionen-Beziehung
◄
Ionen-Bindung
:
1 : 10
Bindungs-Stärke
Bindungs-Energie
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 180 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Metall-Bindung
◄
:
Atom-Bindung
Schmelz-Temperatur (Fp)
0°C
-218°C
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Wasser
Sauerstoff
- 181 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Siede-Temperatur (Kp)
1465°C
Natriumchlorid
186°C
Iod
59°C
-35°C
Wasser
20°C
Fluorwasserstoff
-67°C
Bromwasserstoff
-85°C
Chlorwasserstoff
Brom
Iodwasserstoff
-34°C
Chlor
-183°C
-188°C
Sauerstoff
Fluor
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
100°C
- 182 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Chlorwasserstoff- (Hyrogenchlorid) und Iod-Moleküle haben ungefähr die
gleiche Molekül-Oberfläche. Damit gelten sie als vergleichbare Moleküle.
Trotzdem unterscheiden sich die Siedepunkte deutlich. Erklären Sie dieses
Phänomen!
für die gehobene Anspruchsebene:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 183 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben (für Wiederholungen, Übungen und z.B. zur Vorbereitung auf
Kontrollen)
1.
2. Vergleichen Sie zwei selbstgewählte Arten der Bindung (außer koordinative)
miteinander!
2. Prüfen Sie, welche Art der Bindung in den folgenden Stoffen vorliegt! Begründen Sie Ihre Wahl! Geben Sie für Atom- oder Ionen-Bindungen passende Energieniveauschema oder Elektronen-Konfigurationen an! Für polare Atom-Bindungen geben Sie sowohl den Nachweis einer möglichen AtomBindung als auch den für eine mögliche Ionen-Bindung an!
a) H2
b) HBr
c) Al
d) Ar
e) KCl
3. Eine Stoff-Probe zeigt die folgenden Eigenschaften:
- beim Schlag mit einem Hammer auf die feste Probe kommt es zu einer
plastischen (bleibenden) Verformung
- die Stoff-Probe leitet den elektrischen Strom
Um welche Art von Stoffen handelt es sich bzw. welche Art Bindung liegt
wahrscheinlich in diesem Stoff vor? Begründen Sie Ihre Voraussage!
4. Durch welche beobachtbaren Eigenschaften zeichnen sich Stoffe mit AtomBindung aus? Erläutern Sie aus Bau- und Bindungs-Merkmalen heraus, warum dies so ist!
für die gehobene Anspruchsebene:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 184 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5. chemische Reaktion
5.0. erste allgemeine und wiederholende Betrachtungen
Physikalische und chemische Grundkenntnisse (z.B. Merkmale, Eigenschaften und Vorgänge) haben wir nun zur Genüge wiederholt oder auf das notwendige Level gebracht. Wenden
wir uns nun unserem eigentlichen Inhalt in der Chemie zu – den chemischen Reaktionen.
Chemie ist eben, wenn es knallt, pufft und stinkt.
Chemische Veränderungen haben die Menschen schon frühzeitig fasziniert.
Schon lange vor der hochentwickelten Feuerwerks-Kunst der Chinesen benutzten die
Menschen die verschiedensten chemischen
Reaktionen zur Herstellung von Materialien,
der Erzeugung von Wärme und Energie, der
Zubereitung von Nahrung und vielem anderen mehr.
Eine wichtige Epoche für die "Erkenntnis"
chemischer Reaktionen war die Allchemie im
Mittelalter. Hier begannen Forscher systematisch Stoffe und ihre Reaktionen miteinander zu untersuchen.
Die Abgrenzung zwischen Physik und Chemie ist eigentlich nicht so einfach, wie es auf den
ersten Blick scheint. Beide Wissenschaften beschäftigen sich u.a. mit Stoffen. Sie analysieren ihre Eigenschaften und Veränderung. In der Schule werden Änderungen an den Zuständen (fest, flüssig und gasförmig) im Allgemeinen der Physik zugeschrieben. Kommt es dagegen zu veränderten (neuen) Stoffen, dann sind wir eher im Gebiet der Chemie. Betrachtet
man z.B. radioaktive Vorgänge, dann tut sich ein kleines Problem auf. Durch Radioaktivität
kann es ebenfalls zur Bildung neuer Stoffe kommen. Der radioaktive Zerfall des Isotopes 14C
zeigt dies beispielhaft:
14
C
14
N + e
-
… Elektron-Antineutrino
+
böse Frage zwischendurch:
Welches elementare Teilchen muss sich hier umwandeln? Zeigen Sie dies u.a.
auch durch Hinzufügen der Kernladungszahlen in der Gleichung!
Definition(en): chemische Reaktion / chemischer Vorgang
Unter einer chemischen Reaktion versteht man einen Vorgang / Prozess, bei dem neue
Stoffe mit neuen Eigenschaften entstehen.
Trotzdem werden solche Vorgänge heute eher selten der Chemie zugerechnet. Traditionell
scheint es in einigen Bundesländern eine historische bedingte Zuordnung der Kernvorgänge
zur Chemie zu geben. Diesem Ansatz folgen wir hier nicht.
In der modernen Wissenschaft sieht man die Chemie als Physik der Elektronenhüllen. Chemische Veränderungen sind also immer mit Veränderungen der Elektronen-Hüllen und –
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 185 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Zuständen verbunden. Somit fallen die Kernreaktionen, Radioaktivität usw. aus dem chemischen Interesse heraus.
Der aufmerksame Leser wird nun gleich anmerken, dass ja auch die Ionen-Bildung oder die
Absorptions- und Emissions-Vorgänge Veränderung der Elektronen-Hüllen sind. Natürlich ist
das richtig. Hier sind wir im Grenzbereich zwischen Physik und Chemie. Meist verknüpft man
einfach die Merkmale "Veränderung der Elektronen-Hüllen" und "Veränderung der Stoffe",
dann kann man eine gut funktionierende Definition aufstellen.
Aufgaben:
1. Definieren Sie die Wissenschaft / den Begriff Chemie!
2. Vergleichen Sie Ihre Definition mit mindestens drei anderen aus Internet
und Literatur!
Aus traditioneller (allchemistischer) Sicht gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Arten von
chemischen Reaktionen. Manchmal gehr man sogar soweit, dass es sich um zwei verschiedene Arten der Chemie selbst handelt.
Die erste Art – von chemischen Reaktionen – mit denen sich die frühen Chemiker herumgeschlagen haben, sind die aufklärenden Untersuchungen gewesen. Man wollte einfach wissen, woraus der eine oder andere Stoff besteht und "was die Welt im Innersten zusammenhält" (GOETHE). Solche Reaktionen nennen wir Analysen.
Wenn man einfache, allgemeine Reaktions-Schemata für die Analysen angeben soll, dann
tauchen die folgenden bestimmt besonders häufig auf:
A
B + C
A
B + C + D
Der Stoff A wird durch irgendwelche Methoden (z.B. Erhitzung, Elektrolyse, Bestrahlung) in
mehrere Teile zerlegt. Dabei kann man davon ausgehen, dass diese Teile zu einem Großteil
die Bau-Bestandteile von A waren. Setzt man eine zweiten Stoff X zu, um A zu zerlegen /
zerstören, dann wären auch solche Schemata denkbar:
A + X
B + C
A + X
B + C + D
Natürlich lassen sich die Reihen auf noch mehr Stoffe erweitern.
Definition(en): Analyse
Chemische Vorgänge, bei denen ein (Rein-)Stoff in einfachere Verbindungen oder Elementen zerlegt wird, nennt man Analysen.
Die Analyse eines Stoffes ist die Aufklärung seiner Bestandteile.
Das Gegenstück zu den Analysen sind die Synthesen. Hier soll ein Stoff gezielt zusammengebaut werden. Das große Ziel der allchemistischen Synthesen sollte das Gold sein, was
sich aber als unrealisierbare Möglichkeit herausstellte.
Wenn wir nun unseren Stoff A bilden wollen, dann können wir zuerst einmal versuchen die
Analysen einfach umzudrehen:
B + C
A
B + C + D
A
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 186 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
oder:
B + C
A + X
B + C + D
A + X
In den meisten Fällen führt das auch zum Erfolg. Manchmal bedarf es anderer Reaktionen,
die sich aber nicht im Schema unterscheiden:
E + F
A
E + F + G
A
H + J
A + X
H + J + K
A + X
Definition(en): Synthese
Chemische Vorgänge, bei denen ein (Rein-)Stoff aus einfacheren Verbindungen oder Elementen gebildet wird, nennt man Synthesen.
Die Synthese eines Stoffes ist chemisch-technisch gesehen ein Verfahren zur Herstellung
dieses Stoffes.
In der Chemie gibt es ein verbindliches Vorschriften-System zur Darstellung von chemischen
Reaktionen. Das Mittel ist die chemische Gleichung, die bis auf einen oder zwei gerichtete
Pfeile – statt einem Gleichheits-Zeichen – genau auch dem Anspruch einer Gleichung erfüllen muß. Mit anderen Worten sachlich müssen die linke und die rechte Seite der chemischen
Gleichung auch wirklich gleich sein. Für den Chemiker heißt dies, dass z.B. auf beiden Seiten gleichviele Atome vorkommen müssen. Auch die Summe der Ladungen muß auf beiden
Seiten äquivalent sein.
Die Ausgangsstoffe (Edukte, Reaktanten) stehen üblicherweise auf der linken Seite der Gleichung. Über dem Reaktions-Pfeil, der die rechte Seite mit den Produkten abtrennt, können
die Reaktions-Bedingungen notiert werden:
Reaktionsbedingungen
Edukte
Produkte
Kann parallel zur Produkt-Bildung auch die Rückbildung der Edukte (Zerfall der Produkte)
beobachtet werden, dann unterscheidet man Hin- und Rück-Reaktion, die in einer gemeinsamen Reaktions-Gleichung notiert werden können:
Hinreaktion
Edukte
Produkte
Rückreaktion
Hinter den Produkten folgt oftmals noch eine Angabe zu Energie-Aufnahme oder –Abgabe:
Edukte
Produkte
; RH = x kJ/mol
Dazu werden wir gleich noch genauere Angaben machen.
Chemische Reaktionen zeigen verschiedene charakteristische Merkmale. Sie lassen sich so
zusammenfassen:
Merkmale einer chemischen Reaktion:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 187 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre




Stoffumwandlung
Energieumwandlungen /-Veränderungen
Veränderungen der Bindungen
Veränderungen der Teilchen und / oder ihrer Arten
Das Merkmal der Stoffumwandlung ist meist relativ leicht nachzuvollziehen. Im Verlauf einer chemischen Reaktion verändern sich die Stoffe. Da jeder Stoff mit charakteristischen Eigenschaften ausgestattet ist, können wir durch Vergleich der Eigenschaften der Ausgangsstoffe mit denen der Reaktionsprodukte Veränderungen erkennen.
2 Mg
+
fest
silberfarbend
glänzend
O2
2 MgO
gasförmig
farblos
geruchlos
fest, pulvrig
weiß
in W. lösl.
Mit Hilfe der neuen Eigenschaften (der entstehenden Stoffe) können wir auch oft die Art der
Reaktionsprodukte bestimmen.
Die offensichtlichsten Zeichen von Energie-Umwandlungen sind die häufig auftretenden
Energie-Abgaben. Bei Verbrennungen / Oxidationen – wie der vom Magnesium – treten helle
Licht-Erscheinungen oder / und Wärme-Abgaben auf.
Betrachten wir aber einmal den Verlauf der Reaktion (Vergasung von Kohle) von glühender Kohle mit Wasserdampf (Wassergas):
C + H2O
RH = 131 kJ / mol
CO + H2 ↑
Bei dieser Reaktion muss Energie zugefügt werden, damit die Reaktion läuft. Es reicht auch
nicht, wie bei vielen anderen Reaktionen ein bisschen Anwärmen, um die Reaktion zu starten, sondern hier ist ständiger Energie-Einsatz notwendig.
Den energetischen Verlauf einer chemischen Reaktion kann man in einem EnergieSchemata darstellen.
Die Ausgangsstoffe C und H2O haben
vor der Reaktion ein bestimmtes Energie-Niveau. Dieses ist weitaus größer als
0 kJ / mol. Es lässt sich nicht genau bestimmen. Der absolute Energie-Inhalt
eines Stoffes ist derzeit noch nicht zugänglich. Gut bestimmbar sind aber
Energie-Differenzen, wie z.B. die Bildungs-Energie (= Bildungs-Eenthalpien) eines Stoffes aus seine Elementen. Da die
Elemente nicht aus Elementen gebildet
werden können, wird deren BildungsEnthalpie auf 0 kJ / mol gesetzt. Damit
hat man eine gute relative Bezugsgröße.
Hier soll nochmals betont werden, dass eine Bildungs-Enthalphie von 0 kJ / mol nicht bedeutet,
dass der Stoff keine Energie besitzt. Die besitzt er
natürlich, aber wir können den genauen Wert
nicht bestimmen. Nur die Messung von Veränderungen sind derzeit physikalisch möglich. Deshalb
schreiben wir auch immer  H bzw.  E ( für
delta ... Differenz / Veränderung). Chemisch lassen sich Elemente nicht aus anderen "kleineren"
Teilchen bilden, deshalb ist die BindungsEnthalphie definitionsgemäß auf 0 kJ/mol gesetzt.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
einfaches Energie-Niveau-Schema einer Reaktion
mit (notwendiger) Energie-Aufnahme
- 188 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Schrittfolge zum Aufstellen und Ausgleichen von chemischen
Gleichungen (Empfehlungen)
Das Aufstellen und Ausgleichen von chemischen Reaktions-Gleichungen wird häufig als schwieriges
Problem in der Chemie betrachtet. Praktisch ist es eigentlich recht einfach, wenn man bestimmte Regeln und Arbeitsschritte beachtet. Die folgenden Arbeitsschritte führen in den meisten Fällen zum
Erfolg:
Beispiel:
Eisen(II,III)-oxid soll mit Hilfe von Aluminium zu Eisen reduziert werden.
1. Erfassen von Ausgangsstoffen und Reaktionsprodukten (bei Bedarf zuerst als Wortgleichung)! Die
Ausgangsstoffe werden auf der linken Seite, die Reaktionsprodukte auf der rechten Seite mit Plus
getrennt notiert. Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte sind durch einen Reaktionspfeil voneinander getrennt (der Doppelpfeil darf ebenfalls verwendet werden).
(solange eine Gleichung noch nicht fertiggestellt ist, sollten links und rechts senkrechte Striche als Kennzeichen
genutzt werden)
| Eisen(II,III)-oxid + Aluminium
Eisen |
2. Umwandeln der Stoffnamen in chemische Symbole bzw. Formeln! Verwenden Sie dazu –
zumindestens bis Sie sich sicher sind und weitesgehend fehlerfrei arbeiten - ein Tafelwerk!
| Fe3O4 + Al
Fe |
3. Ergänzen fehlender Elemente / Stoffe! Prüfen Sie, ob alle Elemente auf beiden Seiten vorkommen
oder, ob noch Stoff ergänzt werden müssen! Man kann sich die Elemente usw. immer gut unter
der (werdenden) Gleichung notieren (als eine Art Nebenrechnung (z.B. mit Bleistift)).
| Fe3O4 + Al
Fe
O
Al
Fe |
Fe
In diesem Fall brauchen wir auf der Produkte-Seite noch Al und O. Als mögliche Verbindung
kommt hier Aluminiumoxid in Frage (Die Oxidation von Aluminium würde auch gut zur erwähnten Reduktion passen).
| Fe3O4 + Al
Fe
O
Al
Fe + Al2O3 |
Fe
Al
O
4. Erfassen der Stoffmengen / Atom-Zahlen auf beiden Gleichungs-Seiten! Beachten Sie dabei sowohl die indizierten Mengen-Angaben, wie auch die Mengen-Angaben, die ev. schon vor einer
Formel stehen!
| Fe3O4 + Al
Fe
3
O
4
Al
1
Fe + Al2O3 |
Fe
1
Al
2
O
3
5. Ausgleichen der einzelnen Elemente über das "kleinste gemeinsame Vielfache"! Gehen Sie dabei
für jedes Element einzeln vor! Zuerst sollte man die Elemente ausgleichen, die auf der Ausgangsstoff-Seite besonders häufig vorkommen! An gerade ausgeglichene Elemente gebundene weitere
Elemente sollten dann gleich nachfolgend bearbeitet werden! (Bei anorganischen Reaktionen sollte man sich
immer zuerst an die "besonderen" Metall- und Nichtmetall-Elemente heranmachen, zum Schluss können dann die "gewöhnlichen" Elemente, wie Wasserstoff und Sauerstoff folgen! Bei organischen Reaktionen hat sich die Reihenfolge C – H – O –
weitere Elemente als recht praktisch herausgestellt.)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 189 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
| Fe3O4 + Al
Fe + Al2O3 |
1. Runde:
Fe
3
O
4
Al
1
Fe
1
Al
2
O
3
3
| Fe3O4 + Al
3 Fe + Al2O3 |
Hinweis!:
die 1 (vor Fe3O4) wird nicht
mitgeschrieben!
2. Runde:
Fe
3
O
4
Al
1
Fe
3
Al
2
O
3
2
| Fe3O4 + 2 Al
3 Fe + Al2O3 |
3. Runde:
Fe
3
O
4
Al
2
Fe
3
Al
2
O
3
12
| 3 Fe3O4 + 2 Al
3 Fe + 4 Al2O3 |
4. Runde:
Fe
9
O
12
Al
2
Fe
3
Al
8
O
12
Wenn alle Elemente 1x durch
sind, dann wieder von vorne
anfangen (zumindestens um
den Erfolg zu kontrollieren)!
9
| 3 Fe3O4 + 2 Al
9 Fe + 4 Al2O3 |
5. Runde:
Fe
9
O
12
Al
2
Fe
9
Al
8
O
12
8
| 3 Fe3O4 + 8 Al
9 Fe + 4 Al2O3 |
6. Runde:
Fe
9
O
12
Al
8
Fe
9
Al
8
O
12
keine Differenzen mehr  damit fertig:
3 Fe3O4 + 8 Al
9 Fe + 4 Al2O3
6. Kontrolle, ob z.B. auch Ladungen ausgeglichen! Die chemische Gleichung muss insgesamt dem
Anspruch einer mathematischen Gleichung genügen.
3 Fe3O4 + 8 Al
9 Fe + 4 Al2O3
0
0
keine Differenz  damit fertig:
3 Fe3O4 + 8 Al
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
9 Fe + 4 Al2O3
- 190 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Für einen effektiven Zusammenstoß müssen die Teilchen eine bestimmte Energie (Bewegungs-Energie) besitzen. Diese nennen wir Aktivierungs-Energie EA, weil sie quasi die Reaktion in Gang setzt. Nur mit ihr kann es zum Umbau der chemischen Bindungen kommen.
Eventuell muss den Ausgangsstoffen noch Energie zugeführt werden, damit genug Teilchen
eine ausreichende Energie besitzen. Erst dann können genügend effektive Zusammenstöße
im Stoffgemisch ausführen werden.
Wie wir schon gesehen haben gibt es
zwei mögliche Fälle. Entweder die Reaktion benötigt Energie, wie es z.B. in der
oben vorgestellten Reaktion der Fall ist.
Dann wird nicht der gesamte Teil der
zugeführten (Aktivierungs-)Energie wieder abgegeben. Die Reaktionsprodukte
haben letztendlich ein höheres EnergieNiveau als die Ausgangsstoffe. Eine Reaktion, die Energie für ihren Ablauf bindet ("verbraucht"), nennen wir endotherm.
Im zweiten Fall ist der Reaktionsverlauf
von einer größeren Energie-Abgabe begleitet (z.B. Licht, Wärme, elektrische
Energie). Diese Energie-Abgabe übersteigt auch die zugeführte Energie (zur
Aktivierung der Reaktion). In so einem
Fall nennen wir die Reaktion exotherm.
Exotherme Reaktionen erkennt man an
einfaches Energie-Niveau-Schema
einem Minus-Zeichen vor dem Energieeiner exothermen Reaktion
Betrag.
Insgesamt müssen wir uns aber immer
vergegenwärtigen, dass Energie nie neu
entsteht oder einfach so verschwindet.
Die Summe aller Energien ist immer konstant. Wir haben es immer nur mit EnergieUmwandlungen zu tun (Energie-Erhaltungssatz).
Die Veränderungen der Bindungen lassen sich am Aufbrechen von Bindungen ("Lösen der
Bindungen") und am Neuknüpfen solcher festmachen. In unserem Beispiel werden die Bindungen zwischen den Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen (des Wassers) aufgebrochen. Neue
Bindungen entstehen im molekularen Wasserstoff und im Cohlenmonoxid(-Molekül).
Auch die Bindungs-Arten ändern sich. Im Cohlenstoff finden wir eine Atom-Bindung. Die
Atome im Wasser sind über eine Atombindung mit teilweisen Ionen-Charakter (auch: polare
Atom-Bindung) verknüpft. In den Reaktionsprodukten finden wir ebenfalls eine Atom-Bindung
(Wasserstoff-Molekül) und eine polare Atombindung (Cohlenmonoxid). Diese ist hier aber weitaus
schwächer ausgebildet, als beim Wasser-Molekül.
Im gewissen Sinne hätten wir damit auch das letzte Merkmal der chemischen Reaktion – die
Veränderungen der Teilchen – mit abgehandelt. Die Teilchen bzw. ihre Arten haben sich
deutlich geändert. Aus einem Feststoff (Atom-Gitter) und einem Molekül entstehen zwei
neue Moleküle. Später werden wir auch noch sehen, dass sich auch die Art der Teilchen
(Atome bzw. Ionen) u.U. verändert.
Zur Unterscheidung von chemischen Reaktionen hat man diverse Möglichkeiten. Jede rückt
besondere Aspekte einer chemischen Reaktion (bzw. einer Gruppe von Reaktionen) in den
Vordergrund.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 191 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): exotherme Reaktion
Chemische Reaktionen, bei denen es insgesamt zu einer Energie-Abgabe kommt, nennen
wir exotherm.
Eine exotherme Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der mehr Energie abgegeben als
aufgenommen (z.B. zur Aktivierung) wird.
Definition(en): endotherme Reaktion
Chemische Reaktionen, bei denen es insgesamt zu einer Energie-Aufnahme kommt, nennen wir endotherm.
Eine endotherme Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der mehr Energie aufgenommen (einschließlich der Aktivierung) als abgegeben wird.
Die Vielzahl von verschiedensten chemischen Reaktionen schreien schon nach einer weitreichenden Klassifizierung. Einige Möglichkeiten haben wir gerade wiederholt bzw. kennengelernt. Solche Einteilungs-Möglichkeiten waren:
nach der Reaktions-Arten
 Synthesen (Bildungs-Reaktionen)
 Analysen (Zerlegungs- bzw. Spaltungs-Reaktionen)
 Kombinationen aus Analysen und Synthesen (Umwandlungen)
nach dem energetischen Verlauf
 endotherme Reaktionen (Reaktionen mit/unter Energie-Aufnahme)
 exotherme Reaktionen (Reaktionen mit /unter Energie-Abgabe)
Diejenigen, die sich schon mit organischer Chemie beschäftigt haben, kennen vielleicht noch
das Einteilungs-Prinzip nach dem Reaktions-Schema:
 Additions-Reaktionen
A + B
C
 Eleminierungs-Reaktionen
A
B + C
 Substitutions-Reaktionen
A + B
C + D
Bei geeigneter Differenzierung nach der Angriffs-Art (nukleophil, elektrophil, radikalisch) lassen sich mit diesem Prinzip auch schon erste Einblicke in das Wesen chemischer Reaktionen erhaschen. Für weiterführende Untersuchungen – vor allem im anorganischen Bereich –
bietet sich dagegen die Einteilung nach dem charakterisierendem Verlauf (Wesen der Reaktion) an. Man unterscheidet dann:
 Säure-Base-Reaktionen (Reaktionen mit Protonen-Übergang)
 Redox-Reaktionen (Reaktionen mit Elektronen-Übergang)
 photochemische Reaktionen (Licht-abhängige Reaktionen)
 Komplex-Reaktionen (Bildung, Umwandlung und Zerlegung von Komplexen)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 192 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Vorgang / Sachverhalt
Veränderungen /
Beobachtungen
Vorgangs-Art
Schmelzen von Eis
Übergang vom festen in den flüssigen
Aggregatzustand
Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand
Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand
physikalisch
Blitze und Donner
physikalisch
Abgabe von Licht in
bestimmter Farbe
physikalisch
Verdunsten von Wasser
Sieden von Wasser
Entladung der Atmosphäre
(bei einem Gewitter)
Leuchten eines Stoffes
(in der Flamme / nach dem Erhitzen)
physikalisch
physikalisch
Lösen von Salz in Wasser
Erhitzen von Salz
(bis zur Schmelze)
physikalisch/chemisch
physikalisch
Lösen von Zucker in Wasser
Erhitzen von Zucker
(bis zur Braunwerdung)
Erhitzen von Schwefel
(bis zur Braunwerdung)
physikalisch
chemisch
Bildung eines Amalgam
(Lösen eines Metalls in Quecksilber)
chemisch/physikalisch
Schmelzen von Kerzenwachs
Brennen einer Kerze
physikalisch
chemisch
Farbveränderung eines Indikators in
Anwesenheit z.B. einer Säure
chemisch
Bräunung von Fleisch beim Anbraten
chemisch
Grenzfall
chemisch
Grenzfall
Farbigwerden der Blätter im Herbst
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 193 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.1. Teilchen- und Stoß-Theorie der chemischen Reaktion
Die Entwicklung der Vorstellungen über das Wesen und den Ablauf von chemischen Reaktionen geht bis ins Mittelalter zurück.
5.1.1. die Stoß-Theorie
auch Kollisions-Hypothese
zumindestens bei Reaktionen mit zwei Stoffen, war schnell klar, dass es einen Kontakt der
beiden geben muss, damit die Reaktion vonstatten gehen kann
Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sind Stoffe, in denen sich die Teilchen relativ frei bewegen können. Dies trifft für Flüssigkeiten und Gase zu. Für die ersten Betrachtungen der
Stoß-Theorie reicht es auch aus, wenn nur die Teilchen eines Stoffes frei beweglich ist. Der
andere (Fest-)Stoff kann dann von den beweglichen Teilchen durch deren Eigenbewegung
erreicht werden. Reine Feststoff-Reaktionen sind sehr selten und können erst einmal als
Sonderfall betrachtet werden.
In Flüssigkeiten oder Gasen bewegen sich die Teilchen aufgrund der BROWNschen Molekular-Bewegung (Wärme-Bewegung der Teilchen,  2.2. Teilchen-Bewegung) mehr oder weniger zufällig im Raum.
monomolekulare Ausgangsstoff-Stuation
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, die Reaktionen, welche nur von einem Teilchen ausgehen, benötigen ebenfalls TeilchenKontakte. Dies wird uns aber erst klar, wenn wir auch etwas über die
notwendige Energie (Aktivierungs-Energie) für eine Reaktion wissen.
Davon "weiss" aber die ursprüngliche Stoß-Theorie noch nichts. Deshalb
ignorieren wir die Stoß-Situation in monmolekularen Fall einfach erst
einmal.
Praktisch benötigen die Teilchen eine bestimmte Energie, damit sie reagieren (zerfallen) können. Diese erhalten
sich durch Stöße von anderen.
bimolekulare Ausgangsstoff-Situation
Die Situation, dass sich die Teilchen von zwei reagierenden Stoffen treffen, ist quasi der Standard-Fall in der Chemie. Um zu reagieren, müssen
sich die beiden reagierenden Teilchen direkt treffen. Wie der Zusammenprall vonstatten geht ist nicht wirklich wichtig. Vielmehr spielt die Energie
des Zusammenstoßes eine Rolle. Aber das gehört hier noch nicht her.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 194 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
trimolekulare Reaktionen
Theoretisch kann man sich einen Zusammenstoß der Teilchen von drei
verschiedenen Stoffen natürlich genauso gut vorstellen, wie den von
zwei. In der Realität kommt eine solche Situation schon sehr selten vor.
Bei der genauen Untersuchung von Reaktionen – bei denen scheinbar
drei Teilchen miteinander reagieren haben gezeigt, dass es sich meist
um Reaktionen handelt, bei mehrschrittig ablaufen. D.h. zuerst reagieren
zwei Teilchen miteinander und dann reagiert das (Zwischen-)Produkt mit
dem dritten. Also sind es z.B. zwei bimolekulare Reaktionen hintereinander.
Wahrscheinlichkeit von Stößen in Abhängigkeit von der Teilchen-Anzahl
Unsere ersten klassifizierenden Betrachtungen gingen noch von idyllischen Situationen aus.
Die betreffenden Teilchen treffen sich einfach – und gut. Aber so einfach ist es gar nicht.
Wir schauen uns in der Folge nur den häufigsten Fall, eine chemische Reaktion zwischen
zwei verschiedenen Stoffen an. Die möglichen Zusammenstöße unterscheiden sich auch
hinsichtlich der Reaktions-Partner. Zwischen Teilchen der gleichen Art kommt es zu uneffektiven Stößen, da diese nicht miteinander reagieren können. Die Teilchen verschiedener Art
können effektive Stöße vollziehen, d.h. bei ihrem Zusammentreffen könnte es zu einer
chemischen Reaktion kommen.
Teilchen Grün
Teilchen Orange
2
2
3
3
4
4
verschiedene mögliche
Stöße insgesamt
mögliche effektive
Stöße
uneffektive Stöße
6
15
28
4
9
16
2
6
12
verschiedene Stöße
je Teilchen
effektive Stöße
je Teilchen
uneffektive Stöße
je Teilchen
3
5
7
2
3
4
1
2
3
Vernachlässigt man zuerst einmal den verfügbaren Raum und die benötigte Zeit, dann spielt
die Anzahl der Teilchen zumindestens für die Anzahl der möglichen Stoß-Kombinationen eine wichtige Rolle. Die Zahlen der effektiven und der uneffektiven Stöße je Teilchen steigen
linear mit der Teilchen-Anzahl. Der um ein Teilchen kleine Anzahl uneffektiver Stöße spielt
nachher bei x-Millionen Teilchen in einem Reaktions-Gefäß keine Rolle mehr.
Interessant wird das Ganze, wenn man von ungleichmäßigen Teilchen-Zahlen ausgeht.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 195 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Teilchen Grün
Teilchen Orange
2
2
4
2
6
2
verschiedene mögliche
Stöße insgesamt
mögliche effektive
Stöße
uneffektive Stöße
6
15
28
4
8
12
2
7
16
grün: 3 orange: 3
grün: 5 orange: 5
grün: 7 orange: 7
grün: 2 orange: 2
(=4)
grün: 1 orange: 1
(=2)
grün: 2 orange: 4
(=6)
grün: 3 orange: 1
(=4)
grün: 2 orange: 5
(=7)
grün: 5 orange: 1
(=6)
verschiedene Stöße
je Teilchen
effektive Stöße
je Teilchen
uneffektive Stöße
je Teilchen
Zwar steigen die effektiven und uneffektiven Stöße auch mit der Anzahl der variierten Teilchen, aber es kommt nicht mehr zu einem linearen Zusammenhang. Trotzdem wird der ungleichmäßige Einsatz der Stoffe – gerade im technischen Bereich – häufig verwendet. Man
nimmt einfach den billigeren Stoff und setzt ihn verstärkt ein, dann erhält man auch eine verstärkte Reaktion. Zwar nicht so stark, wie man es bei einer gleichmäßigen Steigerung beider
Teilchen-Arten erwarten könnte, aber in der Produktion spielen die Kosten oft eine sehr große Rolle.
Aus der praktischen Erfahrung weiss man, dass nicht alle effektiven Stöße zu einer chemischen Reaktion führen. Diesen Sachverhalt können wir mit der Stoß-Theorie nicht weiter klären.
Wahrscheinlichkeit von Stößen in Abhängigkeit vom verfügbaren Raum
Eben haben wir den verfügbaren Raum und die benötigte Zeit einfach ausgeklammert. Das
können wir natürlich nicht ewig machen. In den nächsten Variationen verwenden wir das
gleiche Volumen – hier ersatzweise die gleiche Fläche – und lassen die Teilchen auch nur
noch die gleiche Zeit miteinander interagieren.
2A + 2B
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
4A + 4B
6A + 6B
- 196 -
8A + 8B
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
10 A + 10 B
12 A + 12 B
14 A + 14 B
16 A + 16 B
Schon beim Betrachten der Abbildungen wird deutlich, dass sich die Chancen auf ein Zusammentreffen deutlich erhöhen, je mehr Teilchen im Raum zu finden sind ( Konzentration).
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 197 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.1.2. die Theorie des Übergangszustandes
Ob die effektiven Stöße dann wirklich zu einer Reaktion führen, hängt auch von der verfügbaren Energie der Teilchen ab. Haben die Teilchen z.B. zusammen nur eine sehr geringe
Energie, werden sie nicht reagieren, sondern sich wieder voneinander abstoßen (wie z.B.
Billardbälle). Haben sie dagegen die notwendige Energie, dann wird es zur Umwandlung
kommen. Diese Sachverhalte versucht die Theorie des Übergangszustandes (EYRINGTheorie, Transition State Theorie (TST)) zu erklären.
Wir gehen dabei wieder von einer allgemeinen chemischen Reaktion aus, die nach einem
bimolekularen Muster abläuft:
A + B
C + D
A und B müssen sich zuerst einmal treffen (Stoß-Theorie), bei ausreichendem Energie-Inhalt
bilden die reagierenden Teilchen so eine Art Zwischen-Gebilde (Übergangs-Objekt bzw. Teilchen) diese Zwischen-Objekte befinden sich im sogenannten Übergangszustand
das Zwischen-Teilchen befindet sich in einem sehr Energie-reichen Zustand. Diesen kennzeichnen wir durch ein kleines Sternchen im Exponenten. In einigen Schriftwerken wird auch eine
Raute (#) statt dem Sternchen benutzt.
A + B
AB*
aus diesem Zustand heraus gibt es zwei mögliche Auswege;
1. der Komplex bildet sich zu C und D um (reagiert also)
oder
2. der Komplex zerfällt wieder in die beiden Ausgangsstoffe A und B ohne zu reagieren
A + B
AB*
C + D
zusammengefasst ergibt das Formel-Bild:
A + B
AB*
C + D
Die Existenz des Übergangszustandes ist extrem kurzweilig. Erst in jüngster Zeit konnte man
durch Spezial-Methoden (Foto's mit RÖNTGEN- und Laser-Blitzen) den Übergangszustand
nachweisen
aus heutiger Sicht ist auch immer die entgegengesetzte Reaktion möglich, was dann als
chemisches Gleichungs-Konstrukt so aussehen würde
C + D
CD*
A + B
Mit der Annahme das AB* und CD* praktisch sowieso nur sehr kurzlebig sind und sie gewissermaßen eine ähnlichen bis gleichen Zustand darstellen; wahrscheinlich sind sie sogar
identisch
AB* = CD* = X*
kann man dann schreiben
A + B
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
X*
C + D
- 198 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
oder verkürzt:
A + B
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
C + D
- 199 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.1.3. der typische Reaktions-Ablauf
(Kombination der Stoß-Theorie mit der Theorie des Übergangs-Zustandes)
Für erste Betrachtungen gehen wir hinsichtlich des Ablaufes einer chemischen Reaktion von
der einfachen Stoß-Theorie aus. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes erinnern wir uns dann
an die Erkenntnisse aus der Theorie des Übergangszustandes und lassen den EnergieInhalt der Teilchen mit einfließen.
der einfache Zusammenstoß
Bedingt durch ihre innere Energie bewegen sich Teilchen und stoßen
konsequenterweise irgendwann man zusammen. Zur vereinfachten Betrachtung soll nur ein Teilchen (ein Sauerstoff-Molekül) eine Bewegung
ausführen, das andere beteiligte Teilchen (ein Cohlenstoff-Atom) liegt
an / auf einer Oberfläche.
Bewegt sich das Sauerstoff-Molekül langsam – hat es also nur einen
kleinen Energie-Betrag, dann führt der Zusammenstoß mit dem C-Atom
zu keiner Veränderung. Das O2-Molekül wird – quasi wie ein Gummiball
– einfach weggestoßen. Normalerweise kommt es auf Grund von Reibungen und Energie-Übertragungen zum Energie-Verlust beim zurückgestoßenen Teilchen.
Beide Teilchen bleiben unverändert. Es entsteht kein neuer Stoff. Somit
hat auch keine chemische Reaktion stattgefunden.
Da bei dem Zusammenstoß praktisch nichts chemisches passiert,
sprechen wir von einem uneffektiven Zusammenstoß.
der effektive Zusammenstoß
Anders verhält es sich, wenn der Zusammenstoff mit mehr Energie
verbunden ist. In unserem Beispiel bewegt sich das Sauerstoff-Molekül
dabei schneller. Der Zusammenstoß mit dem Cohlenstoff-Atom ist mit
soviel Energie verbunden, dass z.B. die Bindung im Sauerstoff-Molekül
aufgebrochen und die Elektronen der Sauerstoff- und des CohlenstoffAtoms neu anordnen werden. Es entstehen in der Folge neue Bindungen. Wir nennen solche Zusammenstöße dann auch effektiv.
Grundsätzlich kommt es nun zu einer Energie-Abgabe. In welcher
Form die Energie abgegeben wird, ist von diversen Umgebungsbedingungen abhängig. Ob der abgegebene Energie-Betrag größer oder
kleiner als der aufgenommene ist, hängt von den konkreten Stoffen ab.
Im Falle der Reaktion von Cohlenstoff mit Sauerstoff – also einer Oxidation – ist die Energie-Abgabe sogar sehr beachtlich (Verbrennung).
Das gebildete Reaktions-Produkt kann nun ev. mit einem Anteil der
Energie in Bewegung versetzt werden.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 200 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.2. die Thermodynamik chemischer Reaktionen
5.2.1. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen
Die (chemische) Thermodynamik beschäftigt sich mit den energetischen Veränderungen, die
während einer chemischen Reaktion auftreten. Dabei interessieren uns die Energien, die in
den Stoffen drin stecken sowie die Energie-Mengen, die bei Reaktionen aufgenommen oder
abgegeben werden.
Die Thermodynamik ist keine leichte Kost. Schon der Begriff Energie stellt uns vor große
Verständnis-Probleme. Wer hat sie schon mal gesehen oder beobachtet? Wir können lediglich ihre Wirkungen fühlen, beobachten und messen.
Energie ist neben Raum, Zeit und Information einer der zentralen Begriffe in der Physik (Naturwissenschaft). Hier ist es die Größe, die trotz aller Zeit-Abhängigkeiten der Naturgesetze
unverändert bleibt (eine Art Inhaltsgröße).
Definiert wir die Energie heute als abstrakte Größe zur Beschreibung von Veränderungen an
und in Systemen. Energie kann nur umgewandelt werden. Es werden viele verschiedene
Energieformen beschrieben, von denen:





potentielle Energie (Lage-Energie)
kinetische Energie (Bewegungs-Energie)
elektrische Energie
chemische Energie
thermische Energie (Wärme(-Energie))
zu den bedeuteten zählen.
Vereinfacht – und populärer verständlich – wird Energie als das bezeichnet, was es einem
System ermöglicht, Arbeit zu verrichten, Licht auszustrahlen, Wärme abzugeben, magentische Felder aufzubauen usw. usf.
Die diversen Energie-Unterschiede sind die Ursache vieler physikalischen Vorgänge. Es wird
immer ein Ausgleich der Energie-Differenzen (Potentiale, Gradienten) angestrebt.
Unter Normalbedingungen (300 K) ist z.B. die elektrische und die chemische Energie mit einer der höchsten (organisiertesten / geordnetesten) Energieformen. Bei jeder EnergieUmwandlung entsteht immer mehr oder weniger Wärme. Wie wir noch sehen werden, kann
aber die Wärme nicht wieder vollständig in eine andere Energie-Form umgewandelt werden.
Deswegen wird die Wärme auch als eine niedrige Form der Energie betrachtet. Letztendlich
wird nach unendlichen vielen Energie-Umwandlungen nur noch Wärme-Energie über bleiben, die dann völlig gleichmäßig im Universum verteilt ist (Tendenz-Richtung aller EnergieUmwandlungen). Mittlerweile werden auch andere Theorien diskutiert, die nicht vom WärmeTod des Universums ausgehen. Die theoretische Physik hat hier noch ein riesiges Spielfeld.
Als Formelzeichen verwenden wir für die Energie das E (seltener auch: W (Arbeit bzw. Wärme)). Die genormte SI-Einheit ist das JOULE (Zeichen: J; gesprochen: dschuhl) nach dem
Physiker James Prescott JOULE (1818 – 1889). Aus traditionellen Gründen kursieren und
halten sich noch verschiedene andere Einheiten. Den Biologen, Chemikern und Trophologen
liegt dabei besonders die Kalorie sehr nahe.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 201 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Umrechnungen und Namen weiterer Energie-Einheiten:
Zeichen
Nm
Ws
cal
ausgeschrieben
gesprochen
NEWTON
Meter
njutonmeter
WATT
Sekunde
wattsekunde
Umrechnung(en)
Zeichen
1 Nm = 1 J
erg
CALORIE
kalorie
1 cal = 4,187 J
ausgeschrieben
gesprochen
Umrechnung(en)
-6
1 erg = 0,1 *10 J
erg
1 Ws = 1 J
6
1 kWh = 3,6 * 10 J
eV
Elektronen
VOLT
elektronenvolt
1 eV = 1,6 * 10
-19
J
Dass Energie nicht geschaffen oder vernichtet werden kann, haben wir schon gesagt. In der
Physik wird dieser Sachverhalt durch den Energie-Erhaltungs-Satz beschrieben. Ganz anders als sonst üblich ist dieser Satz kein Gesetz. Der Energie-Erhaltungs-Satz (1. Hauptsatz
der Thermodynamik) ist derzeit nicht beweisbar. Er gilt aber als der wichtigste Grundsatz der
Naturwissenschaften. Bis heute ist aber noch kein einziger Verstoß gegen dieses QuasiGesetz beobachtet worden. Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand gilt es auch im gesamten Universum.
In einem Energie-Niveau-Schema
(s.a. Abb. rechts) werden die verschiedenen Energie-Niveaus der
reagierenden Stoffe sowie ev. Zwischen-Schritte / -Situationen dargestellt. Zu beachten ist dabei,
dass ein Energie-Niveau-Schema
niemals bei einer 0-Energie beginnt. Diesen Wert kann ein Stoff /
ein chemisches System niemals
erreichen oder besitzen. (Selbst in
der Physik ist das Erreichen einer 0Energie für einen Stoff etc. nicht möglich.)
Wir können somit auch praktisch
nicht die genaue Energie ermitteln,
die ein Stoff hat. Was aber möglich
ist – und von der Physik zur Perfektion gebracht wurde – ist die
Ermittlung
von
EnergieDifferenzen. Gibt ein Stoff Energie
ab oder nimmt er sie auf, dann
lässt sich das sehr genau feststellen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Energieniveau-Schema einer einfachen Reaktion
- 202 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Recht intuitiv ist das folgende einfache Modell einer Reaktion. Ein
Sportler hat auf seiner Seite einer
Mauer ein Reservoir an WurfObjekten (Äpfel, Bälle, …). Diese
stellen den umzuwandelnden Stoff
dar. Befinden sich die WurfObjekte auf der anderen Seite der
Mauer, dann sind sie in das Reaktions-Produkt umgewandelt (z.B.
sind die Äpfel jetzt matsch). Die
Höhe der Mauer stellt die Aktivierungs-Energie dar.
Wenn man davon ausgeht, dass
Modell einer einfachen Reaktion
der Werfer sich seine Kräfte gut
einteilt, dann wird er mal das eine
Wurf-Objekt gleich beim ersten Mal
hinüberwerfen. Für andere braucht
es mehrere Anläufe.
Die Spitze der Mauer ist der Scheide-Punkt (Übergangs-Zustand), über den nur die Objekte
mit der notwendigen Bewegungs-Energie kommen. Die schwächer geworfenen Objekte
kommen wieder in den Bereich der Ausgangsstoffe zurück.
Die Differenz der Elektronegativität zwischen den Atomen einer neu zu knüpfenden Bindung
liefert eine ungefähre annähernde Information über die Größe der Bildungs-Energie (Reaktions-Energie). Je größer die Differenz, umso größer ist auch die frei-werdende Energie. Kleine Elektronegativitäts-Differenzen deuten auf kleine Reaktions-Energien hin. Hierbei kommen sowohl Energie-Aufnahmen (endotherme Reaktionen) als auch Energie-Abgaben (exotherme
Reaktionen) in Frage.
Definition(en): Energie
Energie ist die physikalische Größe, die Veränderungen an Objekten (Vergrößern, Verkleinern) oder ihrem Verhalten (Bewegung, …) bewirkt.
Energie ist die physikalische Größe, die für die Verrichtung von Arbeit notwendig ist.
Definition(en): Enthalpie
Die (Reaktions-)Enthalpie (D H) ist die Energie-Menge, die bei einer chemischen Reaktion
anfällt oder gebraucht wird, wenn ausschließlich Wärme-Energie zugeführt oder abgegeben
wird. (Die chemische Reaktion muß so geführt werden, dass andere Energieformen konstant bleiben!)
Es werden je nach Reaktions-Art verschiedene spezielle Enthalpien besprochen (z.B. Bildungs- Enthalpie, Reaktions- Enthalpie, Dissoziations- Enthalpie, Lösungs- Enthalpie, …)
Die Enthalpie ist die Differenz der Wärme-Energie-Inhalte (H) zweier Zustände eines Vorgangs.
H
= H [Reaktionsprodukte] - H [Ausgangsstoffe]
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 203 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Bildungs-Enthalpie
Die Bildungs-Enthalpie ist die Enthalphie, die bei der Bildung einer Verbindung aus den
Elementen gebraucht oder freigesetzt wird.
(Elemente haben eine Bildungs-Enthalpie von 0 kJ/mol.)
Die Werte sind für Standard-Bedingungen tabelliert!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 204 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.2.2. weiterführende Thermodynamik chemischer Reaktionen
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 205 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Entropie
Entropie ist die physikalische (thermodynamische) Größe, die für beobachteten MakroZustand Aussagen über die möglichen Mikro-Zustände macht.
Die Entropie ist das Maß für die Unordnung.
Definition(en): freie Energie
Die freie Energie ist der Teil der Energie, die bei Energie-Umwandlungen in eine andere
Form umgewandelt werden kann.
Definition(en): Information
Information ist eine der Entropie entgegengesetzte physikalische / thermodynamische Größe.
Information ist Unwissenheit beim Empfänger.
Definition(en): exergonische Reaktion
Nimmt im Laufe einer Reaktion die freie Enthapie ab, dann heißt die Reaktion exergonisch.
Eine exergonische Reaktion ist durch die Abnahme der freien Enthalpie gekennzeichnet.
Definition(en): endergonische Reaktion
Nimmt im Laufe einer Reaktion die freie Enthapie zu, dann heißt die Reaktion endergonisch.
Eine endergonische Reaktion ist durch die Zunahme der freien Enthalpie gekennzeichnet.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 206 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
alternative Formulierungen der thermodynamischen Hauptsätze:
HS
0.
1.
2.
3.
Formulierung
Stehen zwei Systeme jeweils mit einem dritten im thermodynamischen Gleichgewicht,
so stehen sie auch untereinander im Gleichgewicht.
Die Energie eines abgeschlossenen Systems ist konstant.
Thermische Energie ist nicht in beliebigem Maße in andere Energiearten umwandelbar.
Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist unerreichbar.
Q: de.wikipedia.org
HS
0.
1.
2.
3.
Formulierung
Der Energieinhalt der Welt ist konstant.
Die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu.
Q: Rudolf CLAUSIUS
HS
0.
1.
Formulierung
Die verrichtete Arbeit ist gleich der Differenz aus der zugeführten und der abgebenen
Wärme-Energie.
2.
3.
Q:
HS
0.
1.
2.
Formulierung

Q  Qab T1  T2
W
 zu

Q zu
Q zu
T1
Energie lässt sich nur teilweise in Nicht-Wärme-Energie umwandeln. Es entsteht immer Abwärme bei der Umwandlung. Der Nutzungsgrad  einer Wärme-Maschine ist
immer kleiner 1.
3.
Q:
HS
0.
1.
Formulierung
Es kann kein Perpetuum mobile (1. Art) geben, dass mehr Energie bereitstellt als ihm
(insgesamt) Energie zugeführt wurde.
2.
3.
Q:
interessante Links:
zum Thema und Begriff "Energie": (Prof. LESCH in der Sendung "alpha-Centauri" (BR ))
http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-energie-2002-ID1208353667920.xml
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 207 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
für die gehobene Anspruchsebene:
x. MAXWELL ersann folgendes Modell, das im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik steht. In einem geteilten Raum befindet sich in der
Trennwand ein Fenster, dass von einem Dämon betätigt wird. Immer wenn
ein schnelles Teilchen ankommt, öffnet er das Fenster und lässt das Teilchen auf die andere Seite. Ähnlich, aber mit den langsamen Teilchen verfährt er, wenn sie von der anderen Seite kommen. Somit sammeln sich auf
der einen Seite die langsamen Teilchen und auf der anderen die schnelleren.
Thermodynamisch gesehen steigt die Temperatur auf der einen Seite.
Wo liegt der Fehler im MAXWELLschen Dämonen-Modell? Begründen Sie
Ihre Meinung!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 208 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.3. die Kinetik chemischer Reaktionen
5.3.1. einfache Kinetik chemischer Reaktionen
offensichtlich gibt es verschieden schnelle chemische Reaktionen
als Einteilungs-Kriterium wird die Halbwertszeit ½ benutzt (Erklärung zu der Größe folgt!)
sehr schnell sind (½0,000.000.000.1 – 1 s):
 Detonationen (Sprengstoff-Reaktionen)
 Fällungs-Reaktionen (½0,000.1 s)
 Neutralisationen (½0,000.000.1 – 0,000.000.000.1 s)
 Bildung von Wasserstoff-Brücken
schnelle Reaktionen sind (½1 s – 1 min):
 biochemische Reaktionen (½1 s)
 Redox-Reaktionen
als mäßig schnell betrachtet man (½1 – 100 min):
 technische Reaktionen (mit Katalysatoren und unter speziellen Bedingungen)
(½0,01 – 1 min)
mäßig langsam laufen z.B. ab (½1 -100 h):
 Hydrolyse von Fetten und Estern (½1 h)

langsam laufen z.B. ab (½1 – 100 d):
 Verderb von Lebensmittel
sehr langsam laufen z.B. ab (½1 – 1.000 a):
 Korrosion / Rosten von Metallen

extrem langsam (½10.000 – 1.000.000 a):
 geochemische Vorgänge (laufen in 10.000 bis 1.000.000 Jahren ab)
gewissermaßen gar nicht reagieren (½1.000.000 – 1.000.000.000 a):
 Wasserstoff und Iod (benötigen ein Zehntel des Alters des Universums)
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- 209 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.3.1. die Reaktions-Geschwindigkeit
wie wir bei der Stoß-Theorie schon gesehen haben, ist der Verlauf von chemischen Reaktionen von der Anzahl der verfügbaren Teilchen und deren Verteilung im Raum abhängig
als verbindende Größe von Teilchen-Anzahl und Raum hat sich die Konzentration c eingebürgert
c .. Konzentration [mol/l]
23
n .. Stoffmenge [mol] (1 mol = 6,022*10 Teilchen)
V .. Volumen [l]
Reaktionsgeschwindigkeit RG oder v, wegen Verwechslungsgefahr mit Volumen V hier mit
RG abgekürzt und als Formelzeichen verwendet
in Anlehnung an die Geschwindigkeit aus der Physik (
, Geschwindigkeit ist der Quotient aus
geschafftem Weg innerhalb einer bestimmten Zeit) ist die Reaktionsgeschwindigkeit durch:
RG .. Reaktionsgeschwindigkeit
c .. Konzentrationsänderung
t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung)
definiert, was in dem Sinne auch einem Schaffen / dem Umsatz an Stoff innerhalb einer bestimmten Zeit entspricht.
Alternativ kann man statt der Konzentration auch die Teilchenzahl einsetzen. Dabei darf aber
keine Volumen-Veränderung bei der Reaktion eintreten.
bei V=const.
RG .. Reaktionsgeschwindigkeit
n .. Änderung der Teilchenzahl
t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung)
V .. Volumen
Hat man es mit einer Reaktion zu tun, die z.B. ein Gas bildet bzw. aus dem Reaktions-Raum
entzieht, dann kann auch mit Volumenveränderungen bei der Ermittlung der ReaktionsGeschwindigkeit gearbeitet werden.
RG .. Reaktionsgeschwindigkeit
V .. Volumenänderung
t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung)
Mit diesen Formeln lässt sich die Durchschnitts-Geschwindigkeit für einen Zeitraum berechnen.
Graphisch entspricht die
DurchschnittsGeschwindigkeit der Steigung der Gerade (Sekante bezüglich der Kurve)
zwischen den beiden
Messpunkten.
Mathematisch ist die Berechnung von Geraden –
ihres Anstieges und des
Schnittpunktes auf der yAchse - ein relativ einfaches Verfahren.
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- 210 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
RG .. Reaktionsgeschwindigkeit
cx .. Konzentration zum Zeitpunkt x / am Meßpunkt x
tx .. Zeitpunkt x / Meßzeitpunkt x
Reaktionsgeschwindigkeit für den Umsatz der Ausgangsstoffe besitzt negatives Vorzeichen
(da c1 größer als c2 ist, ergibt sich negative Differenz)
Betrachtung für die Reaktionsprodukte
Bei der Betrachtung der Reaktions-Geschwindigkeit aus der Sicht der Reaktionsprodukte
muß aber beachtet werden, dass jetzt eine Zunahme der Konzentration auftritt und somit die
Reaktionsgeschwindigkeit einen positiven Wert erhält.
Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit (Durchschnitts-Geschwindigkeit)
Die Durchschnitts-Geschwindigkeit einer Reaktion beschreibt den gemittelten Stoff-Umsatz
innerhalb eines bestimmten Zeit-Abschnittes.
von der Durchschnitts-Geschwindigkeit zur Momentan-Geschwindigkeit
Durch Verkleinern der Zeitabschnitte gelangen wir zur theoretischen Situation, dass die Zeitdifferenz gleich Null wird:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Dadurch wird aus der Sekante eine Tangente.
Praktisch bedeutet dieses,
dass wir statt der Durchschnitts-Geschwindigkeit
nun
eine
MomentanGeschwindigkeit
genau
für den Berechnungszeitpunkt erhalten.
Die Momentan-Geschwindigkeit lässt sich nicht
messen – nur berechnen.
Unter Anwendung der
Regeln und Verfahren der
Differential-Rechnung
kommen wir zur Berechnungs-Formel:
Reaktions-Geschwindigkeits-Konstante k
Durch Experimente lässt sich feststellen, von welchen Faktoren die ReaktionsGeschwindigkeit abhängig ist. Neben den Umgebungs-Bedingungen, wie Temperatur,
Druck, Licht usw. interessieren vor allem die inneren System-Zusammenhänge. Aus den
oben besprochenen Sachverhalten können wir schon voraussagen, dass die eine oder andere chemische Reaktion auch von der Konzentration der Stoffe abhängig sein wird.
Bei unserer Beispiel-Reaktion:
A + B
C + D
wird man feststellen, dass die Reaktions-Geschwindigkeit sowohl von der Konzentration des
Stoffes A, wie auch von der des Stoffes B abhängig ist.
od. auch
od. auch
Die genaue Untersuchung ergibt auch die gemeinsame Abhängig von beiden Konzentrationen:
od. auch
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wie aus der Physik bekannt, suchen wir nun einen Proportionalitäts-Faktor, der die beiden
Seiten des Zusammenhanges zu einer Gleichung verbindet:
Dieser Faktor erhält traditionell zuerst einmal die Bezeichnung k und wird ev. durch eine
Stoff-spezifische bzw. Reaktions-spezifische Größe ersetzt.
Eine gemeinsame Abhängigkeit von den Teilchenzahlen von A und B können wir schon bei
Benutzen der Erkenntnisse aus der Stoß-Theorie ( 5.1.1. die Stoß-Theorie) schließen. Dort
haben wir die gegenseitige Beeinflussung mit einfachen Zahlenspielen darstellen können.
Der Faktor k ist mindestens abhängig vom Anteil geeigneter (z.B. heteromolekularer Zusammenstöße) und vom Anteil effektiver Stöße (Überschreitung der Aktivierungs-Energie).
Die Werte für k lassen sich tabellarisch erfassen. Dazu hat man sich bei den Umgebungsbedingungen hinsichtlich der Temperatur auf 25 °C (298 K) und einem (Luft-)Druck von 1 at
(1013,25 hPa = 1013 mmHg = 760 Torr = 760 mmWS = 1 bar) festgelegt. Man nennt diese
deshalb auch Standard-Bedingungen. Abweichende Werte müssen extra angegeben werden. Das ist z.B. für Reaktionen notwendig, die z.B. bei Zimmer-Temperatur praktisch gar
nicht ablaufen.
Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit (Momentan-Geschwindigkeit)
Die Momentan-Geschwindigkeit einer Reaktion ist der Stoffumsatz zu / in einem bestimmten
Zeitpunkt.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode der Anfangsgeschwindigkeit
Da die Verfolgung von Konzentrationen oder Stoffmengen bzw. Massen während einer
chemischen Reaktion problematisch ist – man würde einfach zu stark und zu häufig in das
Geschehen eingreifen – versucht man die Reaktion in ihrem Anfangs-Stadium zu beobachten.
Das hat den Vorteil, dass man vor dem Reaktionsablauf alle Stoff-Meßgrößen (Stoffmengen
usw.) in Ruhe bestimmen kann. Günstig ist auch das Fehlen von Reaktions-Produkten, die
schon durch ihre Anwesenheit (aber auch durch ev. Rück-Reaktionen) den ReaktionsVerlauf behindern würden.
Dann läßt man die Reaktion ablaufen. Nach einer bestimmten
Zeit unterbricht man dann die
Reaktion und vermisst neu. Da
zum Beginn einer Reaktion die
Veränderungen
besonders
deutlich sind, hat man hier auch
beste Meßbedingungen. Ein
weiterer Vorteil der fast gleichmäßige (lineare) Verlauf der
Reaktions-Geschwindigkeit in
der Anfangsphase der Reaktion. Zumindestens kann man
von einem linearen Verlauf
ausgehen, muss aber einen
gewissen Fehler akzeptieren.
Dadurch lassen sich einfachste
mathematische Methoden zur
Auswertung heranziehen.
Geht man von unterschiedlichen Ausgangs-Konzentrationen aus, dann kann man nach
und nach die Meßpunkte für die
Gesamt-Reaktion
ergänzen.
Statt also die Reaktion zu unterbrechen oder laufend zu verfolgen, startet man die Reaktion
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
für "jede" Konzentration einfach neu.
Durch Kombination aller Meß- und Berechnungs-Werte kommt man dann zu einem Diagramm, dass schon sehr exakt den gesamten Reaktions-Verlauf darstellt.
Halbwert-Zeit t½ bzw. ½
Definition(en): Halbwert-Zeit
Die Halbwertzeit ist die Zeit-Einheit, in der sich die Hälfte der Teilchen der Ausgangs-Stoffe
umgesetzt hat.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.3.1.1. Reaktionsordnung
Wenn man bestimmte chemische Reaktionen in ihren Gleichungen betrachtet und auf sie die
Stoß-Theorie anwendet, dann müssen scheinbar eine große Zahl von Teilchen gleichzeitig
miteinander zusammentreffen, um die Reaktion ablaufen zu lassen. Dies wird auch durch die
Berechnungen der Reaktions-Geschwindigkeit und der Geschwindigkeits-Konstanten suggeriert. Da gehen die Konzentrationen zur x-ten Potenz ein, wenn der Stoff mit mehr als einem
Mol in der Gleichung steht.
Nehmen wir kurz das Beispiel der Ammoniak-Synthese:
N2 + 3 H2
2 NH3
Es schaut so aus, als müsste sich ein Stickstoff-Molekül mit genau drei WasserstoffMolekülen treffen, um zwei Ammoniak-Moleküle zu bilden. Die Reaktion müsste entsprechend von allen Konzentrationen der gleichzeitig "zusammenstoßenden" Stoffe abhängig
sein. Die Reaktions-Geschwindigkeit ergäbe sich also nach der Formel:
Praktisch stellen sich aber ganz andere Verhältnisse heraus. Da liegt man mit der Formel:
weitaus besser. Scheinbar reichen schon die Kontakte von zwei Teilchen (Stickstoff und
Wasserstoff) aus, um die Reaktion kinetisch zu beschreiben.
Der Widerspruch lässt sich klären, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Reaktionen im Detail ganz anders ablaufen. Zuerst treffen sich die ersten Teilchen, reagieren zu einem Zwischen-Produkt, was dann mit dem nächsten Teilchen reagiert. Dieses Teilchen könnte das
Reaktions-Produkt sein oder wieder nur ein Zwischen-Produkt, was noch weiter reagieren
muss.
scheinbar komplizierte Reaktionen bestehen immer aus kleineren Teil-Reaktionen (Reaktions-Schritte, Elementar-Reaktionen)
nur einige (wenige) dieser Teilschritte bestimmen dann wirklich über die Geschwindigkeit der
Gesamt-Reaktion, und nur von den Konzentrationen der an diesen Teil-Reaktionen beteiligten Stoffe ist die Gesamt-Geschwindigkeit der Reaktion insgesamt wirklich abhängig, die anderen Teil-Reaktionen laufen meist nicht Zeit-kritisch ab.
z.B. wenn eine Reaktion unter Beteiligung von Wasser verläuft, dann ist / müsste diese Reaktion von der Menge des Wassers abhängig sein; spielt sich die Reaktion real in einer
wässrigen Lösung ab, dann ist Wasser praktisch immer vorhanden; seine Menge spielt dann
keine Rolle mehr
Definition(en): Reaktions-Ordnung
Die Reaktions-Ordnung beschreibt die Anzahl von Teilchen, die für den Ablauf einer Reaktion zusammenkommen müssen.
Definition(en): Molekularität einer Reaktion
Die Reaktions-Ordnung beschreibt die Anzahl von Teilchen / Molekülen, die für den Ablauf
des Geschwindigkeits-bestimmenden Schrittes einer Reaktion notwendig sind.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Reak. 0. Ord.
Reak. 1. Ord.
Reak. 2. Ord.
Reak. 3. Ord.
Reaktionsgeschwindigkeit
Konzentration
Reaktion 0. Ordnung
z.B. photochemische Reaktionen
A
B
Reaktions-Geschwindigkeit ist nicht von Konzentration des (Ausgangs-)Stoffes abhängig.
Reaktion 1. Ordnung
katalytische und radioaktive Zerfalls-Prozesse
monomolekulare Reaktion
A
A
B
B + C
Reaktions-Geschwindigkeit ist von Konzentration des Ausgangs-Stoffes abhängig.
Reaktion 2. Ordnung
häufigster Fall in der Chemie
bimolekularere Reaktion
A + B
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C
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
A + B
A + B
C + D
C + D + E
od. nur für A:
bzw. nur für B:
Reaktions-Geschwindigkeit ist von den Konzentrationen beider Ausgangs-Stoffe abhängig.
Reaktion 3. Ordnung
trimolekulare Reaktion
sehr selten
A
A
A
A
+
+
+
+
B
B
B
B
+
+
+
+
C
C
C
C
D
D + E
D + E + F
D + E + F + G
od.
bzw. für B:.
aber auch möglich
od.
od.
od.
Reaktions-Geschwindigkeit ist von den Konzentrationen aller drei Ausgangs-Stoffe abhängig.
Reaktionen höherer Ordnung
praktisch kaum möglich, meist verstecken sich dahinter mehrschrittige Reaktionen, die u.U.
noch nicht zerlegbar sind bzw. zeitlich so "ungünstig" ablaufen, dass sie schlecht in ihren Abläufen nachvollziehbar bzw. beobachtbar sind
z.B. bei der Kombination einer sehr langsamen mit einer sehr schnellen Teil-Reaktion
wenn die langsame Reaktion dann man wirklich abgelaufen ist, schließt sich unmittelbar sofort die schnelle an, das Zwischen-Produkt der sehr langsamen Reaktion ist nicht erfassbar,
weil es von der sehr schnellen gleich weiter umgesetzt wird
Gleichgewichte
mit Ausnahme photochemischer und radioaktiver Vorgänge sind die meisten chemischen
Reaktionen umkehrbar
es kann aber sein, dass die Rück-Reaktion so selten oder so energetisch ungünstig abläuft,
dass diese dann nicht mehr beobachtbar ist; auch sterische Sachverhalte können gegen ei-
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
ne Rück-Reaktion sprechen, z.B. wenn ein Reaktions-Produkt aus dem Reaktions-Gefäß
entweichen kann (z.B. ein gebildetes Gas), dann steht es u.U. nicht mehr für die RückReaktion zur Verfügung
H2CO3
H2O + CO2
in der geschlossen Selters-Flasche
H2CO3
H2O + CO2 
bei einer geöffneten Flasche; CO2 kann
entweichen und steht nicht mehr für die
Rückreaktion zur Verfügung
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.3.1.2. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit gerichteter Reaktionen
Gerichtete Reaktion – also Reaktionen ohne Rück-Reaktion – sind ein theoretisches Gebilde. Bis auf wenige Reaktion (z.B. photo-chemische Vorgänge) sind alle Reaktionen umkehrbar, d.h. es gibt auch eine Rück-Reaktion. In vielen Fällen spielt die Rück-Reaktion aber einfach keine Rolle – es scheint so, als wäre die Reaktion gerichtet. In den folgenden Betrachtungen gehen wir zuerst einmal von gerichteten Reaktionen aus, um uns die Grundzusammenhänge zu gegenwärtigen. Mit diesen Erkenntnisse können wir uns dann an die chemischen Gleichgewichte machen ( 5.3.2. das chemische Gleichgewicht bzw. 5.3.2.x. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes).
Konzentrations-Abhängigkeit
Zum Klären des Einflusses der Konzentration auf den Reaktions-Ablauf haben wir schon
verschiedene Aspekte kennengelernt. Die Stoß-Theorie hat uns gezeigt, dass die TeilchenAnzahl und das Verhältnis der Teilchen zueinander die Häufigkeit der effektiven Stöße beeinflusst. Diese Häufigkeit hat einen direkten Einfluss auf die Reaktions-Geschwindigkeit.
Deren Berechnung wiederum stellt ja auch einen proportionalen Zusammenhang von effektiven Stoff-Kontakten in einer Zeit-Einheit her:
Aber auch ohne tiefgreifende mathematische Berechnungen kann man sich aus den schon
beschriebenen Zusammenhängen und beobachteten Phänomenen ein gutes Regelwerk zusammenstellen.
A
+
B
C
+
D
Gibt man zu einer chemischen Reaktion mehr Ausgangsstoffe, dann werden sich auch mehr
Reaktionsprodukte bilden. Es können sich einfach mehr Teilchen treffen und dann auch umsetzen. Vor unseren Betrachtungen in der Stoß-Theorie wissen wir auch, dass auch schon
ausreicht, wenn man nur einen Stoff in der Konzentration / der Menge erhöht. Auch hierdurch steigt die Chance auf mehr Zusammenstöße mit anderen Teilchen und damit wiederum der Stoffumsatz.
Wirkung
Erhöhung der Konzentration
C
und

A

+
und /
oder
B
C
+
D

D

A
B
Zufuhr / Erhöhung der Konzentration
Ursache
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 220 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Auch über die Entnahme von C und / oder D lässt sich die Reaktions-Geschwindigkeit zugunsten des Umsatzes von A und B erhöhen. Dies passiert indirekt dadurch, dass die gebildeten Teilchen von C und D nicht behindernd zwischen den Teilchen der Ausgangsstoffe
herumliegen. Die Ausgangsstoffe können sich praktisch ungehindert treffen.
Wirkung
Erhöhung der Ausbeute
C

A
+

und
B
C

A
B
Erhöhung der relativen Konzentration
D
und
+


D
und

C
D
Verringerung der Konzentration // Entnahme
Folge
Ursache
Während die Zugabe von Ausgangsstoffen (bei ausreichend großen Reaktions-Gefäßen) kein praktisches Problem darstellt, muss man bei der Entnahme der Reaktionsprodukte zumeist irgendwelche Abtrenn-Verfahren anwenden. In vielen Reaktionen hilft die Natur der Sache
schon ausreichend mit. Man denke an Reaktionen, bei denen sich (aus Flüssigkeiten und / oder
Feststoffen) Gase bilden. Andere günstige Reaktionen laufen unter dem Absetzen eines Stoffes (Roheisen-Herstellung, Fällungs-Reaktionen) ab. Die technische Chemie hat hier die
verschiedensten Verfahren entwickelt, so dass kaum ein Stoff-Gemisch nicht effektiv getrennt werden kann. Selbst Gemische, die der Inbegriff von Nicht-Trennbarkeit sind (z.B. azeotrope Gemische, wie Ethanol und Wasser) lassen sich dann doch durch einen cleveren Trick auseinanderbringen (Zusatz eines Schlepp-Mittels).
Temperatur-Abhängigkeit
VAN'T-HOFFsche Regel / RGT-Regel (ReaktionsGeschwindigkeits-Temperatur-Regel)
Steigert man die Temperatur um 10 K (früher: 10 grd), dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit zumeist um das zwei- bis dreifache. In seltenen Fällen kann die Geschwindigkeit bis zum zehnfachen steigen.
alternativ: Steigt die Temperatur einer Reaktion um 10 K, dann drittelt bis halbiert sich zumeist die Reaktionszeit. In seltenen Fällen kann die Reaktionszeit auch nur noch ein Zehntel
betragen.
Q10-Wert: Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit bei Temperaturveränderung um 10 K
 RG T  T
Q10  
 RG T
10 K
 T


Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit-Temperatur-Regel (RGT-Regel)
VAN'T HOFFsche Regel
Erhöht man die Temperatur um 10 K (10 grd), dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit einer Reaktion (durchschnittlich) um das Zwei- bis Drei-fache. Selten kann die
Geschwindigkeits-Erhöhung auch bis zum Zehn-fachen betragen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 221 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Mit Hilfe eines Energie-Schemas
können wir den Reaktions-fördernden
Effekt einer Temperatur-Erhöhung
auch gut erklären.
Um die Temperatur-Erhöhung zu erreichen, muss den Ausgangsstoffen
Energie zugeführt worden sein. Dies
wird in einem erhöhten EnergieNiveau sichtbar. Das ursprüngliche
Energie-Niveau ist für StandardBedingungen (T=25 °C = 298 K;
p=101,325 kPa = 1 atm) festgelegt.
Durch den höheren Energie-Level
nach der Temperatur-Erhöhung haben nun mehr Teilchen die notwendige Aktivierungs-Energie (s.a. MAXWELL-BOLTZMANN-Diagramm

Wärme-Bewegung
der
Teilchen
(BROWNsche Molekular-Bewegung)),
um die Reaktion auszuführen. Mit anderen Worten für Cohlenstoff und
Sauerstoff ist es nun leichter über den
Berg zu kommen als vorher.
Mehr Teilchen, die reagieren können,
bedeuten eine größere ReaktionsGeschwindigkeit für sonst vergleichbare Bedingungen.
2,5
TeilchenAnzahl [%]
T=298K
T=398K
2
AktivierungsEnergie einer
Reaktion
1,5
1
0,5
0
0
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100
200
300
400
- 222 -
500
600 700 800 900 1000
Teilchen-Geschwindigkeit [m/s]
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Druck-Abhängigkeit
praktisch sind nur Reaktionen, die mit Volumen-Veränderungen verbunden sind, auch für die
Einflussnahme durch Druck empfindlich
dies trifft immer dann zu, wenn Gase gebildet oder aus Ausgangsstoff(e) verbraucht werden
bei Flüssigkeiten und Feststoffen bewirken Drücke kaum effektive Volumen-Veränderungen;
damit ändert sich auch die Konzentration nur geringfügig
in den meisten Betrachtungen kann man auch die Volumina von Flüssigkeiten und Feststoffen vernachlässigen, da diese im Vergleich zu Gas-Volumen minimal sind
Im Prinzip handelt es sich um eine Beeinflussung der Konzentration, da die Teilchen bei
Druck-Erhöhung einfach dichter liegen und damit die Chancen für Teilchen-Kontakte steigen
Vergleich der molaren Volumen
von Feststoffen, Flüssigkeiten
und Gasen (schematisch)
<
Feststoff
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
<<
Flüssigkeit
Gas
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stoff
Symbol /
Formel
Dichte
[kg/l]
Aluminium
Ammoniak (g)
Al
NH3
2,7
0,000.77
Blei
Pb
11,34
C
CO2
CO
0,001.98
0,001.25
Eisen
Fe
7,86
Gold
Au
19,3
Platin
Phosphor (weiß)
Pt
P
21,45
1,82
Sauerstoff
Stickstoff
Schwefel
O2
N2
S
0,001.43
0,001.25
2,06
H2O
H2
1,0
0,000.09
Zn
7,13
Cohlenstoff (Graphit)
Cohlen(stoff)dioxid
Cohlen(stoff)monoxid
Wasser
Wasserstoff
Zink
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molares
Volumen
[l/mol]
Molarität
[mol/l]
22,4
0,0446
22,4
22,4
0,0446
0,0446
22,4
22,4
0,0446
0,0446
22,4
0,0446
- 224 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.3.2. das chemische Gleichgewicht
Zu fast jeder chemischen Reaktion gibt es eine Rück-Reaktion. Aus den Produkten werden
wieder die Edukte. Da die Produkte, in dem Augenblick, wo sie neu gebildet wurden auch
wieder miteinander reagieren können, beginnt praktisch sofort nach der Produkt-Bildung
auch wieder die Rück-Bildung der Edukte.
Hinreaktion
Edukte
Produkte
Rückreaktion
Chemische Reaktionen sind im Allgemeinen umkehrbar, d.h. Hin- und die Rück-Reaktion
laufen gleichzeitig ab. Ausnahmen gibt es z.B. bei photochemischen Reaktionen.
Wie wir schon geseReaktion
A <===> B
hen haben, ist die Stoffmenge
Reaktions-GeschwinA
digkeit besonders von 100,00
B
der Konzentration der
Stoffe abhängig. Da
gleich zu Anfang der
Produkt-Bildung
nur
50,00
sehr wenige Produkte
vorhanden sind, wird
die
Rück-Reaktion
auch nur schleppend
anlaufen. Je mehr
0,00
dann aber von den
Zeit
Produkten da sind,
umso stärker ist auch
die Rück-Reaktion.
Irgendwann ist der
Reaktion
A <===> B
Punkt erreicht, in dem Reaktionsgeschwindigkeit
die Geschwindigkeiten
25
von Hin- und RückHinreaktion
Reaktion genau idenRückreaktion
20
tisch sind. Wir sprechen dann vom chemischen
Gleichge15
wicht. Dieses ist ein
dynamisches Gleich10
gewicht. Ständig werden
irgendwo
im
Reaktions-Gefäß neue
5
Produkte
gebildet,
während
woanders
0
Zeit
wieder Produkte die
Rück-Reaktion eingehen.
Betrachtet man die Konzentrationen der reagierenden Stoffe, dann erkennt man das chemische Gleichgewicht am waagerechten und parallelen Verlauf der Graphen zueinander. Auch
aus der Sicht der Konzentrationen ist das Gleichgewicht dynamisch. Zwar werden ständig
neue Teilchen gebildet, aber der Zerfall (aller Teilchen) der Reaktionsprodukte ist genauso
groß. Beide Konzentrationen ändern sich nicht, werden aber ständig durch neue / andere
Teilchen aufrechterhalten.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 225 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): chemisches Gleichgewicht
Das chemische Gleichgewicht ist der Zustand, bei dem sich äußerlich keine Veränderungen
der Stoff-Konzentrationen mehr feststellen lassen.
Das chemische Gleichgewicht ist die zeitliche Phase einer chemischen Reaktion, bei der
Hin- und Rück-Reaktion gleichstark ablaufen.
RG (Hinreaktion] = RG [Rückreaktion]
5.3.2.1. das Massenwirkungs-Gesetz
Cato Maximilian GULDBACH und Peter WAAGE
5.3.2.2. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes
Prinzip vom kleinsten Zwang / Prinzip von LE CHÂTELIER (1884)
1888 unabhängig auch von BRAUN gefunden
Definition(en): Prinzip von LE CHÂTELIER /
Prinzip des kleinsten Zwangs
Das Prinzip von LE CHÂTELIER besagt, dass ein chemisches Gleichgewicht bei äußeren
Einwirkungen (Temperatur, Konzentration, Druck) diesen so ausweicht, dass die Wirkungen
minimiert werden .
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Konzentrations-Abhängigkeit
A
+
B
C
+
D
Wirkung
Erhöhung der Konzentration
C

A
+

B
D

C
+
D
C
+
D

A
B
Zufuhr / Erhöhung der Konzentration
Ursache
Ursache
Verringerung / Erniedrigung der Konzentration
A
B

und /
oder
A
+

B

und

C
D
Verringerung / Erniedrigung der Konzentration
Wirkung
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Temperatur-Abhängigkeit
Bei der Bewertung des Einflusses einer Temperatur-Veränderung auf ein chemisches
Gleichgewicht müssen wir immer zwei Effekte beachten. Diese können sich verstärken aber
auch gegenseitig ausgleichen.
Der erste Effekt ist die allgemeine
Beschleunigung einer Reaktion mit
der Erhöhung der Temperatur. Diesen Effekt kennen wir schon unter
der Bezeichnung "RGT-Regel". Erhöht man die Temperatur um 10 K,
dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit durchschnittlich um
das Zwei- bis Drei-fache. Zu beachten ist aber, dass dieser Effekt sowohl für die Hin- als auch für die
Rück-Reaktion gilt. Beide werden
bei einer Temperatur-Erhöhung also
schneller und bei einer Erniedrigung
langsamer. Die Energie-Niveaus der
Ausgangs-Stoffe und der ReaktionsProdukte sind jeweils angehoben
bzw. gesenkt. Im nebenstehenden
Energie-Niveau-Schema ist dies für
eine Temperatur-Erhöhung um 100
K angedeutet.
Für Hin- und Rück-Reaktion sind die zu überwindenden Berge (Aktivierungs-Energien) deutlich kleiner geworden. Die Dynamik im Gleichgewicht wird somit wesentlich größer bzw. kleiner. Die Lage des Gleichgewichts aber bleibt gleich.
Die Anwendung der RGT-Regel ist vor allem dann interessant, wenn man eine größere oder
kleinere Dynamik wünscht. Wenn man z.B. die Reaktions-Produkte ständig aus dem Gleichgewicht entfernt, dann kann eine schnelle(re) Nachbildung im Sinne der Synthese-Planer
sein.
Der zweite Effekt betrifft die Wärme-Tönung der Reaktion. Ist in einem chemischen Gleichgewicht z.B. die Hin-Reaktion endotherm, dann muss (- wegen dem Energie-Erhaltungs-Satz
-) die Rück-Reaktion exotherm sein.
z.B.:
A
+
endotherm
B
C
+
D
exotherm
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Für eine endotherme Reaktion ist eine Temperatur-Erhöhung förderlich.
Wirkung
Erhöhung der Konzentration
C

z.B.:
A
+
D

endotherm
B
C
+
D
exotherm


A
B
Wärme-Zufuhr / Erhöhung der Temperatur
Ursache
Die exotherme Rück-Reaktion wird durch eine Temperatur-Erhöhung aber behindert. Die
Reaktions-Partner wollen eigentlich Energie loswerden, eine Temperatur-Erhöhung wirkt
diesem aber entgegen.
Ursache
Verringerung / Erniedrigung der Temperatur
A
B

und /
oder

z.B.:
A
+
endotherm
B
C
+
D
exotherm

und

C
D
Verringerung / Erniedrigung der Konzentration
Wirkung
Aufgaben:
1. Entwickeln Sie die Ursache-Wirkungs-Schemata für ein chemisches Gleichgewicht, bei dem die Hin-Reaktion exotherm ist!
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Druck-Abhängigkeit
Damit eine Druck-Veränderung überhaupt eine Wirkung in einem chemischen System hat,
muss dieses eine Volumen-Veränderung durchmachen. Praktisch haben wir das nur bei Reaktionen mit Gasen. Weiterhin müssen sich die Volumen von Ausgangs-Stoffen und Reaktions-Produkten unterscheiden.
Natürlich wirkt der Druck auch auf feste oder flüssige Stoffe. Nur ist hier die Wirkung – wegen der sehr geringen
Kompressibilität – extrem (vernachlässigbar) gering. Wir können im Normal-Fall die Druck-Abhängigkeit solcher
Reaktionen ignorieren.
Die Reaktion:
CO
+
H2O(g)
CO2
+
H2
kann durch Druck-Veränderungen nicht beeinflusst werden, da auf beiden Seiten der Gleichung gleich große Volumina stehen:
V:
CO
+
H2O(g)
CO2
+
H2
Bei Reaktionen mit unveränderlichen Volumen kommt es z.B. durch eine Druck-Erhöhung zu einer Konzentrations-Erhöhung im Gefäß. Das Volumen wird ja kleiner und die Stoffmenge bleibt gleich. Praktisch verändern sich
die Geschwindigkeiten für die Hin- und Rück-Reaktion, was wiederum nur die Dynamik des Gleichgewichtes beeinflusst, aber nicht seine Lage.
Ähnlich verhält es sich bei Gleichgewichten, in den Flüssigkeiten und / oder Feststoffe reagieren. Wir brauchen hier nur die Gas-Volumen betrachten, da die anderen Stoffe praktisch
nicht kompressibel sind.
V:
+
+
Beachten Sie bitte, dass die Andeutung der Größen-Verhältnisse bei den verschiedenen Aggregat-Zuständen nur
schematisch ist. In der Praxis haben Gase ein rund 200x größeres Volumen pro Mol als Flüssigkeiten und Feststoffe. Der Unterschied zwischen Feststoffen und Flüssigkeiten ist minimal und minimal!
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Ein schönes Beispiel für die Beeinflussbarkeit des Gleichgewichtes durch den Druck ist die
Ammoniak-Synthese:
V:
N2
+
3 H2
2 NH3
Die Ausgangs-Stoffe benötigen / beanspruchen das doppelte Volumen, wie die ReaktionsProdukte. Erhöht man nun z.B. den Druck so, dass die Ausgangs-Stoffe mit der Hälfte des
Volumens auskommen müssten, dann kann man sich gut vorstellen, dass die Teilchen (im
Gleichgewicht) lieber in dem Zustand sind, der genau diesen zwei Volumen-Einheiten entspricht. Und das ist das Reaktions-Produkt Ammoniak. Es ist einfach energetisch günstiger
in der "Ammoniak"-komprimierten Form zu existieren, als in der expandierten Form der Ausgangs-Stoffe, wo eine extreme Drängelei besteht.
V:
N2
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+
3 H2
2 NH3
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Ursache
Wirkung
Verringerung / Erniedrigung der Konzentration
A
B
Erhöhung der Konzentration
C
und /
oder

A

+


B
C


A
B
Zufuhr / Erhöhung der Konzentration
D

+
D
und

C
D
Verringerung / Erniedrigung der Konzentration
Ursache
Wirkung
Beispiele
Bildung von Phosgen aus Cohlenmonoxid und Chlor
CO + Cl2
COCl2
; RH= -109 kJ/mol
Umwandlung von Blei(II,III)-oxid in Blei(II)-oxid
2 Pb3O4
; RH= + kJ/mol
6 PbO + O2
Reaktion von Nickel mit Cohlenmonoxid
Ni + 4 CO
Ni(CO)4
; RH= ? kJ/mol
Reaktion von Schwefelwasserstoff mit Methan zu Cohlenstoffsulfid (gasförmig)
2 H2S + CH4
CS2 + 4 H2
; RH= ? kJ/mol
Methanol-Synthese aus Cohlenmonoxid und Wasserstoff
CO + 2 H2
CH3OH (g)
; RH= -91 kJ/mol
Synthese von Ethanol aus
CH2=CH2 + H2O (g)
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CH3-CH2OH (g)
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; RH= ? kJ/mol
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Aufgaben:
1. Die nachfolgenden chemischen Gleichgewichte sollen so geführt werden,
dass möglichst viele Reaktions-Produkte gebildet werden. Geben Sie an, mit
welchen Faktoren und wie genau (z.B.: zunehmend oder abnehmend; kleiner oder größer) Sie das chemische Gleichgewicht beeinflussen wollen! Begründen Sie Ihre Wahl!
a) Umwandlung von Distickstofftetraoxid in Stickstoffdioxid
N2O4
2 NO2 ; RH=57 kJ/mol
b) Cohlensäure-Gleichgewicht (z.B. in Getränke-Flaschen)
CO2 + H2O
H2CO3 ; RH= -x kJ/mol
c) vollständige Verbrennung von Methan zu Cohlendioxid und Wasser (gasförmig)
d) Brennen von Kalk: CaCO3
CaO + CO2 ; RH=179 kJ/mol
e) Herstellung von Schwefeltrioxid aus Schwefeldioxid (RH= -197 kJ/mol)
2. Die nachfolgenden chemischen Gleichgewichte sollen so geführt werden,
dass die Ausgangsstoffe sich nicht umsetzen (Verhinderung eines Verderbs,
…). Geben Sie an, mit welchen Faktoren und wie genau (z.B.: zunehmend
oder abnehmend; kleiner oder größer) Sie das chemische Gleichgewicht beeinflussen wollen! Begründen Sie Ihre Wahl!
a) Korrosion von Eisen (Rosten)
Fe + O2 + 2 H2O
Fe(OH)2 ; RH= -x kJ/mol
d) Zerlegung (Hydrolyse) eines (Nahrungs-)Fettes in Glycerol und (unangenehm riechende)
Fettsäuren
Fett + Wasser
Glycerol + 3 Fettsäuren ; RH= +x kJ/mol
c) Umwandlung von Glycerol in giftiges Acroleïn (beizender Fritten-Geruch (McDonaldsGeruch))
C3H8O3
C3H4O + 2 H2O ; RH= +x kJ/mol
d)
3. Durch welche Veränderungen in den Reaktions-Bedingungen können die
nachfolgenden chemischen Gleichgewichte beeinflusst werden? Für welche
Bedingungs-Veränderungen sind sie nicht empfindlich? Geben Sie immer
eine kurze Begründung an!
a) C + CO2
2 CO
; RH= +x kJ/mol
b) CO + H2O
CO2 + H2
c) CO + NO2
CO2 + NO
H2CO3
e) 2 NO + O2
2 NO2
f) CH4 + H2O
CO + 3 H2
h) CO2 + NO
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; RH= +x kJ/mol
; RH= +x kJ/mol
d) CO2 + H2O
g) 2 CH4 + O2 + 4 N2
; RH= +x kJ/mol
; RH= +x kJ/mol
; RH= +x kJ/mol
2 CO + 4 H2 + 4 N2
CO + NO2
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; RH= +x kJ/mol
; RH= +x kJ/mol
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5.4. Arten chemischer Reaktionen
Die Vielzahl bekannter chemischer Reaktion zwingt zur Systematisierung. Je nach Bewertungs-Kriterium gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Unterteilung. Eine sehr einfache
Möglichkeit wäre die Einteilung in anorganische und organische Reaktionen. In diesem Fall
würden wir nach der Art der reagierenden Stoffe unterscheiden. Schon die Reaktion von
Glucose (Traubenzucker) mit Sauerstoff würde uns in Schwierigkeiten bringen.
C6H12O6
Glucose
organisch
+
6 O2
+ Sauerstoff
anorganisch
6 CO2
+
6 H2O
Cohlendioxid + Wasser
anorganisch
anorganisch
Dominieren hier die drei anorganischen Stoffe ( anorganische Reaktion) oder das größere
Molekül Glucose ( organische Reaktion)?
Der eine oder andere Leser wird sich vielleicht noch daran erinnern, dass es sich bei der gegebenen Gleichung um die Zusammenfassung der Zellatmung geht. Also doch eine organische Reaktion, zumal sie in lebenden Zellen abläuft.. Doch da fällt uns ein, Glucose ist auch
einfach so brennbar. Die einfache Oxidation lässt sich auch einfach so realisieren. Dann wäre es doch eine anorganische Reaktion. Also hier kommen wir so nicht weiter!
Die Reaktions-Geschwindigkeit als Kriterium zur Charakterisierung von Reaktionen haben
wir beim Thema Kinetik dargestellt. Versucht man aber dabei Reaktionen einzuordnen, die
so ähnlich ablaufen, dann verstreuen die sich schnell mal über zwei bis drei Geschwindigkeits-Klassen. Also auch kein so gutes Kriterium.
Die Unterscheidung hinsichtlich der Energie-Aufnahme oder Abgabe haben wir bei der
Thermodynamik chemischer Reaktionen besprochen. Wir unterscheiden dabei endotherme
Reaktionen (mit Energie-Aufnahme) von exothermen Reaktionen (mit Energie-Abgabe). Mit der Beachtung von Energie-Übergängen kommen wir dem Wesen chemischer Reaktion auch
schon näher.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, das zugrundeliegende Reaktions-Schema zu bewerten.
Bei einer Addition reagieren zwei oder mehr Stoffe zu einem Produkt. Das Reaktions-Prinzip
kann mit der allgemeinen Gleichung:
A + B
C
beschrieben werden. Additionen sind typische Synthesen (Bildungs-Reaktionen). Verfolgt
man die ursprünglichen Atome oder Atom-Gruppen (A und B) weiter, dann ließe sich das
Reaktions-Schema auch so schreiben:
A + B
AB
Die Umkehrung einer Addition nennen wir Eliminierung. Bei ihnen bilden sich aus einem
Stoff mehrere kleinere.
C
A + B
od. auch:
AB
A + B
Eliminierungen gehören zur Klasse der Analysen (Zerlegungs-Reaktionen).
Bleibt noch eine Gruppe von Reaktionen, bei denen es zum Austausch von Atomen oder
Atom-Gruppen kommt. Solche Reaktionen nennen wir Substitutionen. Sie folgen dem
Reaktions-Schema:
D + E
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F + G
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Will man den Übergang des Atoms bzw. der Atom-Gruppe wieder genauer darstellen, könnte
man auch:
DH + E
D + EH
schreiben.
Chemiker suchen aber eher nach dem inneren / tieferen Wesen einer chemischen Reaktion.
Aus wissenschaftlicher Sicht bieten sich deshalb auch eher Unterscheidungen an, die das
genaue Reaktions-System einbeziehen.
Zu solchen Reaktions-Arten gehören die Säure-Base-Reaktionen ( 5.4.1. Säure-BaseReaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang). Zuerst sieht es zwar so aus, als würden
wir nur die reagierenden Stoffe / Stoff-Klassen betrachten – eben die Säuren und Basen.
Beim genaueren Hinsehen werden wir erkennen, dass es sich um eine spezielle ÜbergangsReaktion (Schema-Typ: Substitution) handelt. Desweiteren können verschiedene Stoffe in
Säure-Base-Reaktionen eingehen, die scheinbar gar nicht zu den Säuren oder Basen gehören.
Auf der gleichen Ebene der Einteilung finden wir auch die Redox-Reaktionen. Sie sind ebenfalls spezielle Übergangs-Reaktionen ( 5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang).
Definition(en): Addition (Additions-Reaktion)
Eine Addition ist eine chemische Reaktion, bei der zwei oder mehr Stoffe zu einem Reaktions-Produkt vereint werden.
Definition(en): Eleminierung (Eleminierungs-Reaktion)
Eine Eleminierung ist eine chemische Reaktion, bei der ein Stoff ein oder mehrere Bestandteile abspaltet.
Definition(en): Substitution (Substitutions-Reaktion)
Eine Substitution ist eine chemische Reaktion, bei der es zum Austausch von Atomen oder
Atom-Gruppen zwischen mindestens zwei Stoffen kommt.
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5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang /
Protolysen
Erkennung am Geschmack, namensgebend
älteste bekannte Säure ist die Essigsäure
ätzende Wirkung weiteres Säure-Merkmal
mit den pflanzlichen Säuren hatten die Menschen in der Frühzeit und im frühen Mittelalter
zuerst bewussten Kontakt
Apfelsäure, Zitronensäure, aber auch die Ameisensäure, die sowohl in Ameisen wie auch in
Brennnesseln vorkommt
erst mit Beginn des 14. Jhd. kamen anorganische Säuren dazu, schmecken nicht mehr ohne
Weiteres möglich, da diese Säuren i:A. ätzend wirken, schmecken noch in starker Verdünnung sauer (Sicherheitsvorschrift: bei anorganischen Säuren ist kein Geschmacks-Test erlaubt!!!)
Basen – früher Alkalien genannt – haben eher bitteren bis seifigen Geschmack und bei Berührung einen seifigen und mehr nachhaltigen ätzenden Eindruck (fühlen sich schlüpfrig an)
erste genutze Basen waren Soda und Pottasche (basische Salze) für Wasch-Zwecke
Basen und Säuren können sich gegenseitig neutralisieren, d.h. ihre charakteristischen Eigenschaften verschwinden, wobei Salze entstehen
später fand man Farbstoffe (zuerst Lackmus), die auf Säuren und Basen unterschiedlich reagierten und somit als Erkennungs- bzw. Anzeige-Substanz - sogenannte Indikatoren – dienen konnten
roter Lackmus (ein Pflanzen-Auszug) färbte sich mit Basen blau, blauer Lackmus mit Säuren
rot (BOYLE (1664))
Veränderungen an Farben waren den Handwerkern im Mittelalter bekannt, Nutzung zur Bleiche, Fixierung von Farbstoffen
Basen zur Verwendung bei der Herstellung von Seife
Köche kennen die Farbveränderungen von
Rot- oder auch Blaukraut (Rotkohl). Je
nach Säure-Gehalt verfärbt sich der Saft
von rot-violetten bis zum blauen Farbton.
Unter chemischen Bedingungen, kann man
noch mehr bzw. auch weniger Säure (sozusagen Antisäure  Base) hinzufügen.
Dann bilden sich noch extremere Verfärbungen. Rotkohl unter solch extremen Bedingungen würde uns aber nicht mehr
schmecken bzw. wäre sogar Gesundheitsgefährlich.
Die genaue Zuordnung der Farben zu den
(viel später definierten) sogenannten pHWerten findet det interessierte Leser im
Abschnitt 5.4.1.2. der pH-Wert.
Rotkohl-Saft bei verschiedenen pH-Werten (Säure-Gehalten)
Q: de.wikipedia.org (Supermartl)
Im Mittelalter gab es dann die ersten Versuche Stoffgruppen auf Grund ihrer chemischen Eigenschaften zu definieren.
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TACHENIUS (1660): Säuren sind Stoffe, die sauer schmecken, mit unedlen Metallen unter
Bildung eines Gases reagieren und mit Kalk aufschäumen. TACHENIUS war der
"Allchemisten-Name" von Otto TACKE, einem deutschen Arzt und Chemiker.
Der Base-Begriff geht ebenfalls auf TACHENIUS zurück. Unter Basen verstand er die (nichtflüchtigen) Stoffe, die mit (flüchtigen) Säuren Salze bildeten. Dabei bildeten die nichtflüchtigen Stoffe seiner Meinung nach die Grundlage (Basis) der Salze.
Begriff Base ab 1730, abgeleitet von "Basis", weil sie als Grundlage für die Herstellung von
Salzen betrachtete (umfasste immer noch Metallhydroxide, Metalloxide und Alkali- und Erdalkali-Carbonate)
LAVOISIER (1743 – 1794) nahm noch an, dass Säuren immer auf Nichtmetalloxiden und
Basen auf Metalloxiden basieren. Bei der Reaktion mit Wasser bildeten sie dann entweder
die Säure oder die Base. Dies war auch die gängige Methode zur Herstellung einer Säure
oder Base. Man verwendete einfach das passende Nichtmetall- bzw. Metall-Oxid und löste
es in Wasser. Auf LAVOISIER gehen aber auch Aussagen zurück, das der Sauerstoff der
Teil sei, der einen Stoff sauer machen würde.
Schwefelbioxyd + Wasser = Monothionische Säure
SO2
+
HO
=
HO,SO2
Schwefeldioxid + Wasser
schweflige Säure
historische Bezeichnung
und Schreibweise
heute übliche Schreibweise
Calciumoxid + Wasser = Calciumhydroxid
CaO
+
HO
=
CaO,HO
Calciumoxid + Wasser
Calciumhydroxid
DAVY (1811) konnte dann bei der Salzsäure nachweisen, dass der saure Charakter nicht
vom Sauerstoff kommen könne, da Salzsäure überhaupt kein Sauerstoff enthält
Stoffe zerlegten sich nach der damaligen Ansicht
in Radikale; man kannte noch keine Ionen
HCl = H + Cl
LIEBIG brachte dann den Wasserstoff ins Spiel. In allen Säuren konnte man Wasserstoff
nachweisen. Da aber wiederum eine Vielzahl von Stoffen bekannt war, die ebenfalls Wasserstoff enthielten, sie aber nicht sauer reagierten, konnte dies auch noch nicht der Weisheit
letzter Schluss sein.
Nach seiner Theorie waren Säuren Wasserstoff-haltige Stoffe, die sich mit Metallen zu Salzen umsetzen ließen. Bei der Reaktion wurde der Wasserstoff dann frei.
Mg + H2SO4
MgSO4 + H2 
Zn + HCl
ZnCl2 + H2 
im 19.Jhd. kamen dann sehr viele neue Indikatoren dazu, die auch andere Farbübergänge
zeigten. So ist z.B. Phenolphthaleïn bei Anwesenheit von Säuren farblos und bei Basen violett gefärbt. Durch Kombination mehrerer Indikatoren konnte man einen sogenannten Universal-Indikator entwickeln, der heute vor allem in einfachen Untersuchungen benutzt wird.
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Indikator
Farbe im sauren
Bereich
Alizaringelb
gelb
Methylorange
Methylrot
Phenolphthaleïn
rot
rot
farblos
Indikator
Farbe im sauren Bereich
pH-UmschlagBereich 1
Farbe im neutralen Bereich
pH-UmschlagBereich 2
Farbe im basischen Bereich
Bromthymolblau
rot
1,2 – 1,4
gelb
8,4 – 8,6
blau
Thymolblau
rot
1,2 – 1,4
gelb
6,6 – 6,9
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pH-UmschlagBereich
10,8 – 11,2
4,5 – 5,0
5,2 – 5,6
8,5 – 8,7
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Farbe im basischen Bereich
dunkel violett
ockergelb / orange
gelb
violett
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5.4.1.1. Säure- und Base-Begriffe / Säure-Base-Konzepte
5.4.1.1.1. Säuren und Basen nach ARRHENIUS
1884 elektrolytische Dissoziation
Dissoziation ist die Auftrennung von Stoffen in Ionen
alle Säuren und Basen sind in wässriger Lösung Elektrolyte – also Lösungen, die den elektrischen Strom leiten
Definition(en): Dissoziation
.
Definition(en): Elektrolyt
.
In der Schule haben die Meisten Säuren und Basen auf eine einfache Art kennengelernt.
So dissoziierten Säuren in wässriger Lösung in Wasserstoff-Ionen und Säure-Rest-Ionen:
-
Salzsäure:
HCl
H+ + Cl
Schwefelsäure:
H2SO4
2 H+ + SO42
-
Manchmal legte der Chemie-Lehrer noch Wert darauf, dass die Gleichung irgendwie deutlich
machte, dass es sich um einen Vorgang in wässriger Lösung handelte. Das indizierte (aq) für
"aquatisiert" sollte das dann kennzeichnen.
-
Salzsäure:
HCl (aq)
H+ (aq) + Cl (aq)
Schwefelsäure:
H2SO4 (aq)
2 H+ (aq) + SO42 (aq)
-
Als gemeinsames und sozusagen "saures" Merkmal wurden die Wasserstoff-Ionen (H+) herausgearbeitet.
Entsprechend wurde bei den Basen vorgegangen:
-
Natriumhydroxid:
NaOH
Na+ + OH
Magnesiumhydroxid:
Mg(OH)2
Mg2+ + 2 OH
-
und wenn es der Chemie-Lehrer wieder etwas genauer sehen wollte:
-
Natriumhydroxid:
NaOH (aq)
Na+ (aq) + OH (aq)
Magnesiumhydroxid:
Mg(OH)2 (aq)
Mg2+ (aq) + 2 OH (aq)
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-
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-
Bei den Basen kristallisierte sich das Hydroxid-Ion (OH ) als der basisch machende Bestandteil heraus.
Der schwedischer Chemiker Svante ARRHENIUS (1859 – 1927) entwickelte aus solchen
Betrachtungen seinen Säure- und Base-Begriff. Nach ARRHENIUS (1883) sind Säuren solche Stoffe, die in einer wässrigen Lösung ein Wasserstoff-Ion abspalten. Basen sind dagegen Stoffe, die in wässriger Lösung ein Hydroxid-Ion abspalten.
Definition(en): Säure (ARRHENIUS)
Säuren sind Stoffe, die in Wasser in Wasserstoff-Kationen (positiv geladene WasserstoffIonen) und Säurerest-Anionen (negativ geladene Säurerest-Ionen) dissoziieren.
Der saure Charakter geht von den Wasserstoff-Kationen aus.
Säuren sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Wasserstoff-Ionen abspalten.
Definition(en): Base (ARRHENIUS)
Basen sind Stoffe, die in Wasser in Metall-Kationen und Hydroxid-Anionen dissoziieren. Der
basische Charakter geht von den Hydroxid-Anionen aus.
Basen sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Hydroxid-Ionen abspalten.
Problematisch ist aber z.B. das Ammoniak. In Lösung zeigt uns der Indikator Unitest mit seiner blauen Farbe scheinbar die Hydroxid-Ionen (in Wirklichkeit nur die fehlenden Wasserstoff-Ionen)
an. Aber in der Formel für Ammoniak NH3 ist beim besten Willen kein Sauerstoff für das
Hydroxid-Ion zu finden.
Ammoniak:
NH3
-
NH3 (???) + OH (???)
Daneben bleiben bei ARRHENIUS noch weitere Fragen offen, z.B.: Warum geben die Säuren ihre Wasserstoff-Ionen überhaupt ab?
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klassische anorganische Säure mit ihren Säure-Rest-Ionen
Name
(trivial)
Chlorwasserstoffsäure
(Salzsäure)
salpetrige
Säure
Salpetersäure
schweflige
Säure
SummenFormel
HCl
HNO2
Struktur-Formel
_
H – Cl|
_
O = N – O - H
HNO3
H2SO3
Schwefelsäure
H2SO4
Kohlensäure
H2CO3
Phosphorsäure
H3PO4
Name des / der
Säure-Rests /-Reste
Chlorid-Ion
SummenFormel d.
S-R.
Cl
Nitrit-Ion
NO2
Nitrat-Ion
Hydrogensufit-Ion
Sulfit-Ion
Hydrogensulfat-Ion
Sulfat-Ion
Hydrogencarbonat-Ion
Carbonat-Ion
DihydrogenphosphatIon
Hydrogenphosphat-Ion
Phosphat-Ion
NO3
HSO3
2SO3
HSO4
2SO4
HCO3
2CO3
H2PO4
-
StrukturFormel d. SR.
_
|Cl|
_
_
_
O = N – O|
-
2-
HPO4
3PO4
weitere anorganische Säure mit ihren Säure-Rest-Ionen
Name
(trivial)
SummenFormel
Fluorwasserstoffsäure
Bromwasserstoffsäure
Iodwasserstoffsäure
Schwefelwasserstoffsäure
HF
StrukturFormel
_
H – F|
Name des Säure-Rests
Fluorid-Ion
SummenFormel d.
S-R.
F
_

|F|
-
HBr
Bromid-Ion
Br
HI
Iodid-Ion
I
H2S
Hydrogensufid-Ion
Sulfid-Ion
HS
2S
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StrukturFormel d. SR.
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-
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klassische anorganische Basen / Laugen mit ihren Base-Rest-Ionen
Name
(trivial)
SummenFormel
StrukturFormel
Name des
Restes
Base-
Natriumhydroxid
Natronlauge (Ätznatron)
Kaliumhydroxid
Kalilauge
(Ätzkali)
Calciumhydroxid
Kalkwasser
(Ätzkalk, gelöschter
Kalk)
Bariumhydroxid
Barytwasser
Magnesiumhydroxid
NaOH
Natrium-Ion
SummenFormel d.
B.-R.
+
Na
KOH
Kalium-Ion
K
Ca(OH)2
Calcium-Ion
Ca
Ba(OH)2
Barium-Ion
Ba
Mg(OH)2
Magnesium-Ion
Mg
StrukturFormel d.
B.-R.
+
2+
2+
2+
Die oben angegebenen klassischen Säuren und Basen gehören zum Grundwissen der Chemie. Das Kennen der Namen und Symbole dieser Stoffe sowie
ev. Säure-Rest-Ionen ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!!
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5.4.1.1.2. Säuren und Basen nach CADY (Solvens-Theorie der Säuren und Basen)
CADY entdeckte 1928, dass auch einige flüssige Stoffe (z.B. ionische Lösungsmittel wie
Wasser) eine gewisse Eigen-Dissoziation zeigten, ein solcher Stoff wurde als Solvens bezeichnet
die Eigen-Dissoziation sollte durch Übertragung von geladenen Teilchen zwischen den
Solvens-Molekülen vonstatten gehen
nach der Art der wandernden Teilchen unterschied er kationo- und aniono-trope Lösungsmitteln unterschieden, bei kationotropen Lösungsmitteln gehen Kationen zwischen den SolvensTeilchen über, bei den anionotropen eben Anionen
Wasser (KP=100 °C) gehört nach CADY zu den kationotropen Stoffen
H2O
+
H2O
-
H3O+
+
OH
NH4+
+
NH2
genau so flüssiges Ammoniak (KP=-33 °C):
NH3
+
NH3
-
Zu den anionotropen Stoffen zählen z.B. Bromtrifluorid (KP=135 °C) und flüssiges Schwefeldioxid (KP=-10 °C):
-
BF3
+
BF3
BF2+
+
BF4
SO2
+
SO2
SO2+
+
SO32
-
CADY übertrug also das Säure-Base-Verständnis allgemein auf ionische Lösungsmittel
Definition(en): Säure (CADY), Solvosäure
Säuren sind Stoffe, die durch Dissoziation in einem Lösungsmittel oder durch Reaktion mit
dem Lösungsmittel die Menge der Lösungsmittel-eigenen Kationen erhöhen.
Definition(en): Base (CADY), Solvobase
Basen sind Stoffe, die durch Dissoziation in einem Lösungsmittel oder durch Reaktion mit
dem Lösungsmittel die Menge der Lösungsmittel-eigenen Anionen erhöhen.
Bei den Stoffen hängt ihre Zuordnung zu den Solvo-Säuren, –Basen oder –Salzen davon ab,
in welches Lösungsmittel sie gerade gegeben werden:
NH4Cl
+
Solvosalz
H2O
-
NH4+
+
OH
NH4+
+
Cl
NH3(fl)
NH4Cl
Solvosäure
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- 243 -
-
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5.4.1.1.3. Säuren und Basen nach BRÖNSTEDT (Protonen-Theorie der Säuren
und Basen)
Wegen der verschiedenen Widersprüche im Säure-Base-Begriff von ARRHENIUS entwickelte der dänische Chemiker Johannes Nicolaus BRÖNSTED (eigentlich BRØNSTED) die Säure-Base-Theorie weiter (1923).
BRÖNSTEDT konzentrierte sich mehr auf den zu charakterisierenden Stoff, als auf das Lösungsmittel. Weiterhin löste er das Säure-Base-Verhalten vom flüssigen Zustand. Die Charakterisierung erfolgt nur noch über die Fähigkeit Protonen (Wasserstoff-Ionen) aufzunehmen oder abzugeben.
Salzsäure:
Allgemein gilt:
oder:
-
H+ + Cl
Base
HCl
Säure
H+ + Base
Säure
Säure
Base + H+
Geben die Stoffe Protonen ab, dann sind sie Säuren, nehmen sie Protonen auf, dann sind
sie eben Basen. Da der Stoff, der als Säure fungiert bei der Protonen-Abspaltung (Protolyse)
einen Säure-Rest erzeugt, der gleich wieder das Proton aufnehmen kann – also als Base
fungiert – sind immer eine Säure und eine Base direkt miteinander "verbunden".
BRÖNSTEDT bezeichnete solche zusammenhängenden Säure-Base-Konstellationen als
korrespondierendes Säure-Base-Paar (auch: konjugiertes Säure-Base-Paar).
1924 entdeckten FAJANS und JOST, dass die Protonen nicht losgelöst (manchmal auch als
nackt bezeichnet) vorkommen. In Wasser werden sie sofort von partiell negativ geladenem
Sauerstoff angezogen und gebunden. Das dabei gebildete komplexe Ion wurde HydroniumIon (H3O+, selten auch: Hydroxonium-Ion) genannt.
H+ + H2O
H3O+
Nach BRÖNSTEDT ist auch diese Reaktion eine Säure-Base-Reaktion. Da die ProtonenAbgabe immer mit einer Protonen-Aufnahme verbunden ist, werden beide (Teil-)Reaktionen
immer gleich miteinander verbunden.
Heute wissen wir, das sich noch weitere Wasser-Moleküle mit dem Hydronium-Ion verbinden und immer größere
+
+
+
Ionen (Verklumpungen, Cluster) bilden. Sie werden auch als Oxonium-Ionen (H5O2 , H7O3 , H9O4 usw.; nach
IUPAC: Oxidanium) bezeichnet. Da aber nicht wirklich ein neuartiger chemischer Effekt dabei auftritt, belässt man
es bei den Hydronium-Ionen.
Insgesamt kommen wir dann z.B. zu folgender Gleichung:
Salzsäure:
-
H3O+ + Cl
HCl + H2O
Das teilweise negativ geladene Sauerstoff-Atom des Wasser-Moleküls wechselwirkt mit
dem teilweise positiv geladenen Wasserstoff-Atom des Chlorwasserstoff-Moleküls. Das
Wasserstoff-Atom bildet zeitweilig eine Brücke zwischen beiden Molekülen und wird dann
meistens zum Wasser-Molekül gezogen. Die Bindungs-Elektronen des Chlorwasserstoff
verbleiben beim Chlor, so dass insgesamt zwei Ionen entstehen – das negativ geladene
Chlorid-Ion und das positiv geladene Hydronium-Ion.
Das Hydronium-Ion und das Chlorid-Ion interagieren auch wieder miteinander und bilden
dann die Wasser- und Chlorwasserstoff-Moleküle zurück.
Schwefelsäure:
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H2SO4 + 2 H2O
- 244 -
-
2 H3O+ + SO42
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Aufgaben:
1. Schreiben Sie die Struktur-Gleichung für die Dissoziation des Chlorwasserstoffs ab und ergänzen Sie die fehlenden Elektronen-Paare (LEWISSchreibweise) z.B. mit Bleistift!
2. Stellen Sie für die Reaktion von Schwefelsäure und Wasser die StrukturGleichung auf!
Bei der Betrachtung der Basen entstehen Gleichungen, die anfänglich etwas verwirrend sind:
Natriumhydroxid:
-
Na+ + H2O + OH
NaOH + H2O
Beim ionischen Natriumhydroxid interagiert vor allem das Hydroxid-Ion aus dem KristallGitter mit dem teilweise positiv geladenen Wasserstoff-Atom aus dem Wasser-Molekül.
Das (Kristall-)Hydroxid-Ion entreißt dem Wasser-Molekül ein Wasserstoff-Ion und bildet
damit ein (neues) Wasser-Molekül. Vom ursprünglichen Wasser-Molekül bleibt ein (neugebildetes) Hydroxid-Ion übrig.
Magnesiumhydroxid:
-
Mg2+ + 2 OH
Mg(OH)2 + 2 H2O
+ 2 H2O
Wenn man sich aber das Reaktions-Verhalten genauer ansieht, dann ist Wasser was eingesetzt wird, nicht mit dem identisch, welches gebildet wird.
Der Ausgangsstoff Wasser reagiert mit den Hydroxid-Ionen aus der dissozierenden Base
und gibt an dieses ein Proton (Wasserstoff-Ion) ab. Das eingesetzte Wasser wird dabei zum
Hydroxid-Ion, welches unsere Lösung basisch macht.
-
Na+ + H2O + OH
NaOH + H2O
Nun bringt diese Schreibung aber keinen Vorteil, so dass man im Allgemeinen auf das
scheinbar zusätzliche Wasser verzichtet und bei der klassischen Schreibweise bleibt.
Schaut man aber genauer hin, dann stellen wir fest, dass nach BRÖNSTEDT nicht das Metall-Hydroxid die Base ist, sondern nur das enthaltene Hydroxid-Ion. Nur dieses hat die Fähigkeit ein Proton aufzunehmen.
Aber wir hatten ja noch das Ammoniak als Problem. Kann uns BRÖNSTED hier eine Lösung
anbieten? Beim Lösen von Ammoniak in Wasser erhalten wir nun auch endlichen einen
Stoff, der uns die Hydroxid-Ionen liefern kann.
Ammoniak:
-
NH4+ + OH
NH3 + H2O
Das partiell geladene Wasserstoff-Atom des Wassers wird besonders vom freien Elektronen-Päarchen des Stickstoff-Atoms aus dem Ammoniak-Molekül angezogen. Durch
die Übernahme des Wasserstoff-Ions auf das Ammoniak-Molekül entsteht das Ammonium-Ion und aus dem Wasser-Molekül wird ein Hydroxid-Ion.
Die Ionen können für sich wieder miteinander reagieren und die Ausgangs-Teilchen zurückbilden.
Somit ist die BRÖNSTED-Theorie der Säuren und Basen wirklich ein deutlicher Fortschritt.
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Definieren wir nun die Säuren und Basen nach BRÖNSTED (1923). Säuren sind demnach
Stoffe, die in wässrigen Lösungen ein oder mehrere Proton(en) (Wasserstoff-Ion(en)) abgeben (Protonen-Spender, Protonen-Donatoren (lat.: donore … abgegeben)). Basen sind Stoffe, die
in wässriger Lösung ein oder mehrere Proton(en) (Wasserstoff-Ion(en)) aufnehmen (Protonen-Empfänger, Protonen-Akzeptoren (lat.: accetare ... aufnehmen)).
Johannes Nicolaus BRÖNSTED lebte von 1879 bis 1947. Der britische Forscher Thomas
LOWRY definierte zeitgleich und unabhängig die Säuren und Basen wie BRÖNSTED. Sein
Wirken ist aber ein wenig in den Hintergrund der Geschichte gerutscht.
Da bei den Reaktionen ein oder mehrere Proton(en) von einem Stoff zum nächsten übertragen werden, sprechen wir von einer Reaktion mit Protonen-Übergang oder auch einer
protolytischen Reaktion. Die Protonen können für sich nicht frei existieren. Deshalb ist eine
Protonen-Abgabe immer mit einer Protonen-Aufnahme verbunden. Eigentlich müsste man
sogar sagen, eine Protonen-Aufnahme ist immer mit einer –Abgabe verbunden. Der aufnehmende Stoff besitzt quasi Saug-Eigenschaften für Protonen. Wenn diese nicht da wären,
würde der andere Stoff die Protonen nicht von sich aus abgeben.
Das können wir mit den Teil-Reaktionen auch gut darstellen:
-
HCl
H+ + Cl
Protonen-Abgabe
H2O + H+
H3O+
Protonen-Aufnahme
Aus logischen Gründen schreiben wir eigentlich immer zuerst die abgebende Teil-Reaktion,
damit wir eben etwas zum Übertragen erhalten, und dann als Zweites die aufnehmende.
Fasst man beide Teil-Reaktionen zusammen:
______________________________________________
HCl + H2O + H+
H+ + Cl + H3O+
dann kann man die auf beiden Seiten vorkommenden Wasserstoff-Ionen herauskürzen:
-
HCl + H2O
Cl
+ H3O+
Im Ergebnis erhalten wir die schon bekannte BRÖNSTEDsche Gleichung der Salzsäure.
Wir wollen uns die Teil-Reaktionen noch einmal genauer ansehen und die Stoffe in Stoffklassen nach BRÖNSTED einteilen. Salzsäure ist als Protonen-Donator eine Säure und
Wasser der Akzeptor, also die Base.
-
HCl
Säure
H+ + Cl
Protonen-Abgabe
H2O + H+
Base
H3O+
Protonen-Aufnahme
Da die Reaktionen aber im Gleichgewicht, also hin und zurück ablaufen können, müssen wir
auch die Chlorid- und die Hydronium-Ionen zuordnen. Da das Chlorid-Ion ein Proton aufnehmen kann, ist es eine Base. Läuft die Protonen-Aufnahme rückwärts, dann ist das
Hydronium-Ion ein Protonen-Donator, also eine Säure. In einer chemischen Reaktion treten
Säure und Base immer als Paar auf (S-B-Paar, SBP).
HCl
Säure
H2O + H+
Base
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-
H+ + Cl
Base
Protonenübergang
H3O+
Säure
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Protonen-Abgabe (Lösung)
Säure-Base-Paar
Protonen-Aufnahme
Säure-Base-Paar
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Eine Säure und die abgleitete Base bilden ein zusammengehörendes Paar – das
korrospondierende Säure-Base-Paar (korrosp. S-B-Paar, kSBP).
In BRÖNSTED-Gleichungen haben wir also zwei Säuren und zwei Basen, die insgesamt
auch zwei Paare bilden. Zusammengehörende Säure-Base-Paare erhalten die gleichen Indizes:
________________________________________
HCl
+
H2O
H3O++
Cl
Säure1
Base2
Säure2 Base1 korrespondierende S-BPaare
Gesprochen werden die Säure-Base-Paare dann z.B. Säure 2 und Base 1 (Reaktions-Produkte).
Betrachten wir nun – der Einfachheit halber – die Säure- und Basen-Paare für eine Base in
Kurzform nur mit kurzen Überschriften:
-
Na+ + OH
NaOH + H2O
+ H2O
Teilreaktionen:
-
Na+ + OH
NaOH
H2O
Säure1
-
OH + H+
Base2
-
H+ + OH
Base1
Protonenübergang
H2O
Säure2
Dissoziation / Lösung
Protonen-Abgabe
korrosp. S-B-Paar 1
Protonen-Aufnahme
korrosp. S-B-Paar 2
Zusammenfassung:
_______________________________________________
NaOH + H2O
Na+ + OH + H2O
Base2
Säure1
Base1
Säure2
Die Reaktionen bei den Basen sehen immer etwas undurchsichtig und kompliziert aus. Man
muss sich dabei aber vergegenwärtigen, dass immer zwei "Arten" von Wasser-Moleküle auftreten. Einmal tritt Wasser als Ausgangsstoff auf und wird in Protonen (Wasserstoff-Ionen) und
Hydroxid-Ionen zerlegt. Daneben entsteht "neues" Wasser als Reaktions-Produkt aus Protonen und dem herausgelösten Hydroxid-Ionen.
Definition(en): Säure (BRÖNSTED)
Säuren sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Protonen (Wasserstoff-Ionen) abspalten.
Definition(en): Base (BRÖNSTED)
Basen sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Protonen (Wasserstoff-Ionen) aufnehmen.
Definition(en): korrespondierendes Säure-Base-Paar
Ein korrespondierendes (auch: konjugiertes) Säure-Base-Paar sind eine Säure und eine
Base, die durch Protolyse ineinander übergehen können.
Die Säure wird durch die Abgabe eines Proton (Wasserstoff-Ions) zu einer Base. Die Base wird durch die Aufnahme des Protons zur dazugehörigen Säure.
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Im Allgemeinen ergibt sich nun folgendes Schema:
korrespondierendes Säure-Base-Paar 1
Säure1 + Base2
Base1 + Säure2
korrespondierendes Säure-Base-Paar 2
typische konjugierte Säure-Base-Paare
Anionen-Säure
HX
HX
+
z.B.:
HSO4 +
Neutralsäure
HX
HX
+
z.B.:
HCl
+
Kationen-Säure
HX+
HX+
+
z.B.:
NH4+ +
Anionen-Base
X
+
X
+
z.B.:
OH
+
Neutralbase
HX
+
HX
+
z.B.:
H2O
+
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-
H2O
H+
H3O+
+
+
X2
X2
H2O
H3O+
+
SO42
H2O
H+
H3O+
+
+
X
X
H2O
H3O+
+
Cl
H2O
H+
H3O+
+
+
X
X
H2O
H3O+
+
NH3
H+
H2O
H2X
H2X
+
OH
H2O
H2O
+
OH
H+
H2O
H2X+
H2X+
+
OH
H2O
H3O+
+
OH
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-
-
-
-
-
-
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Kationen-Base
HX+
+
H+
HX+
+
H2O
z.B.:
[Fe(OH)(H2O)5]2+ + H2O
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H2X2+
H2X2+
+
OH
-
[Fe(H2O)6 ]3+ + OH
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5.4.1.1.4. Autoprotolyse des Wassers
Dem aufmerksamen Leser ist nun sicher auch schon aufgefallen, dass Wasser mal als Säure und mal als Base diente. Wenn das so gehen soll, dann müsste Wasser auch mit sich
selbst reagieren können. Denn woher soll das eine Wasser-Molekül "wissen", was an der
gegenüberliegenden Seite des anderen Wasser (Reaktionspartner) für ein Rest angebunden
ist?
Probieren wir also mal die Reaktion von Wasser mit sich selbst:
H2O
+
H3O+
H2O
-
+
OH
Teilreaktionen:
H2O
Säure1
H2O + H+
Base2
-
H+ + OH
Base1
Protonenübergang
H3O+
Säure2
Protonen-Abgabe
korrosp. S-B-Paar 1
Protonen-Aufnahme
korrosp. S-B-Paar 2
Zusammenfassung:
________________________________________
H2O
+
H2O
H3O+ + OH
Säure1
Base2
Säure2
Base1
Die Reaktion von Wasser mit sich selbst nennen wir Autoprotolyse. Da Wasser sowohl als
Base als auch als Säure reagieren kann, ist ein sogenanntes Ampholyt ( amphis .. griech.: auf
beiden Seiten; lysis .. griech.: Auflösung).
Mit radioaktivem Wasser, welches Deuterium (2H) und O-18-Atome (18O) enthält, kann man
eine andere Wasser-Probe untersuchen. Dabei kann man nachweisen, dass es wirklich zu
ständigen Protonen-Übergängen zwischen den Wasser-Molekülen kommt. Nach kurzer Zeit
findet man nämlich Deuterium an normalen Sauerstoff-Atomen und an den O-18-Atomen die
einfachen Wasserstoff-Atome.
Das die Hydroxid- und die Hydronium-Ionen wirklich im Wasser vorkommen, kann man
durch eine Prüfung der elektrischen Leitfähigkeit testen. Wären die Wasser-Moleküle nur als
nach außen neutrale Teilchen vorhanden, dann müsste die Leitfähigkeit gleich null sein.
Praktisch messen wir aber eine Leitfähigkeit von 5 µS/m (S .. SIEMENS; andere Einheiten: 1/(Ω
-1
-1
-1
-1
m) = Ω m = A/(V m) = A V m ) auch in sehr reinem Wasser (demineralisiert bzw. destilliert). Dies ist
ein recht gutes Ergebnis für ionische Lösungen (Elektrolyte). Im Vergleich zu metallischen
Leitern (Leiter 1. Klasse) sind ionische Lösungen immer schlechter leitend (Leiter 2. Klasse).
Dies liegt vorrangig an den großen geladenen Teilchen (gelöste Ionen), die nun im elektrischen Feld wandern müssen. Im Metall können sich die winzigen Elektronen im fast leeren
Raum zwischen den Atom-Kernen natürlich wesentlich besser bewegen.
Im reinen Wasser kommt es bei rund 600.000.000 Molekülen ein einziges Mal zur Autoprotolyse. Die exakte Anzahl wird mit 555.600.000 Molekülen angegeben.
Das chemische Gleichgewicht ist also eindeutig in Richtung Ausgangs-Stoffe verlagert:
-
H3O+ + OH
H2O + H2O
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- 250 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Berechnen Sie exakt, wieviele Umsätze es bei einem Mol Wasser zu einem
Zeitpunkt geben müsste!
für die gehobene Anspruchsebene:
2. Wieviele Wasser-Moleküle liegen in einem Liter Wasser dissoziiert vor?
Die Autoprotolyse scheint eine relativ seltene Reaktion zu sein. Sie kann kaum als Ursache
für die vielen besonderen Eigenschaften des Wassers dienen. Einige dieser Eigenschaften
sind so besonders, dass man sie als Anomalien erfasst. Hier seien nur die ungewöhnlichen
Schmelz- und Siedepunkte des Wassers oder auch die Dichte-Anomalie bei -4 °C genannt.
Sie haben im Wesentlichen einen anderen Grund. Wasser bildet bei der "Reaktion" mit sich
selbst sogenannte Wasserstoff-Brücken aus. Dabei teilen sich zwei Wasser-Moleküle zeitweilig ein Wasserstoff-Atom. Dieses schwebt gewissermaßen zwischen den SauerstoffAtomen. Diese Brücken werden sehr häufig ausgebildet. Manchmal wird das WasserstoffAtom dann stärker vom fremden Sauerstoff-Atom angezogen und es bilden sich die
Hydronium- und Hydroxid-Ionen ( Autoprotolyse). Das Brücken-Wasserstoff-Atom kann
aber auch wieder zu seinem ursprünglichen Sauerstoff-Atom zurückwandern und es bilden
sich die beiden Wasser-Moleküle zurück. Im nächsten Augenblick interagiert dieses oder das
andere Wasserstoff-Atom mit einem anderen Wasser-Molekül. So bildet sich ein höchst dynamisches Netzwerk sich ständig neu verbindender Wasser-Moleküle.
Wasserstoff-Brücken-Bindung
Aufgaben:
1. Skizzieren Sie obige Gleichung in vollständiger LEWIS-Schreibweise!
für die gehobene Anspruchsebene:
2. Finden Sie weitere Anomalien des Wassers! Erläutern Sie diese jeweils
kurz!
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- 251 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.1.5. Neutralisation
Definition(en): Neutralisation (ARRHENIUS)
Eine Neutralisation ist die chemische Reaktion, bei der sich Wasserstoff-Ionen (einer Säure)
mit den Hydroxid-Ionen (einer Base) stöchiometrisch vereinen.
Dabei wird sowohl die saure als auch die basische Wirkung aufgehoben / neutralisiert.
HCl + NaOH
NaCl + H2O
Teilreaktionen:
-
Na+ + OH
NaOH
-
HCl
Säure1
-
OH + H+
Base2
Dissoziation / Lösung
H+ + Cl
Base1
Protonenübergang
H2O
Säure2
Protonen-Abgabe (#)
korrosp. S-B-Paar 1
Na+ + H2O
Säure2
Protonen-Aufnahme (#)
Protonen-Aufnahme
korrosp. S-B-Paar 2
bzw. mit dem Base-Rest:
-
Na+ + OH + H+
Base2
Zusammenfassung: (der Teilreaktionen mit #)
______________________________________________________________
HCl + Na+ + OH + H+
H+ + Cl + Na+ + H2O
Säure1
Base2
Base1
Säure2
nach dem Kürzen und Zusammenfassen der Ionen zu Stoffen:
HCl + NaOH
Säure1
Base2
NaCl + H2O
Base1
Säure2
und als allg. Schema:
Säure
Base
Salz
Wasser
Der Kern dieser Reaktion (einer phänomenologischen Säure und Base (nach ARRHENIUS)) ist die Addition von Hydroxid- und Wasserstoff-Ion:
-
OH
+ H+
H2O
Die Teilchen, die unsere Ausgangsstoffe phänomenologisch zu Säure und Base machten
löschen sich gegenseitig aus. Aus einen saurem und einem basischen Teilchen wird ein
neutrales. Wir sprechen hier deshalb von einer Neutralisation.
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- 252 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stellen wir uns die Protonen an Wasser gebunden vor, dann kommen wir zu unserer AutoProtolyse-Gleichung des Wassers zurück – nur in der umgedrehten Schreibweise:
-
OH + H3O+
Base2 Säure1
H2O + H2O
Säure2
Base1
Definition(en): Neutralisation (BRÖNSTED)
Neutralisationen sind chemische Reaktionen (Säure-Base-Reaktionen),
Hydronium-Ionen Protonen an Hydroxid-Ionen abgeben.
bei
denen
Das Gleichgewicht ist praktisch sehr stark zum Wasser hin verschoben. Die ungefähren Zahlen-Verhältnisse für die einzelnen Teilchen haben wir ja schon gekennzeichnet.
-
OH
+ H3O+
H2O + H2O
quantitative Betrachtung der Neutralisation
Nun kann man chemische Gleichungen als exakte quantitative Systeme betrachten. Dabei
sind zwei unterschiedliche Interpretationen / Les-Arten einer chemischen Gleichung zulässig.
Wenn wir bei der obigen Ausgangsgleichung bleiben, dann sind dies:
Ein Teilchen Chlorwasserstoff reagiert mit einer Baueinheit Natriumhydroxid zu
einer Baueinheit Natriumchlorid und einem Molekül Wasser.
bzw. (in der Stoffmengen-Betrachtung):
Ein Mol Chlorwasserstoff reagiert mit einem Mol Natriumhydroxid zu einem Mol
Natriumchlorid und einem Mol Wasser.
In beiden Fällen sind die Stoffmengen-Angaben – egal ob als
Teilchen-Anzahl oder als Stoffmenge – immer äquivalent zueinander. Das setzt sich über die Teil-Reaktionen bis zu den
Gesamt-Gleichungen fort, die jeweils ausgewählte Details
einer Reaktion darstellen.
Damit z.B. die Säure vollständig neutralisiert wird, müssen
alle Hydronium-Ionen mit einem Hydroxid-Ion reagieren können. Nur dann haben wir am Ende eine neutrale Situation.
Die Äquivalenz der verschiedenen Stoffmengen kann man
nun z.B. auch zur Berechnung von unbekannten Größen benutzen. Es gilt:
-
n [H3O+] = n [OH ]
Liegen z.B. in einer Probe 1.000.000 Hydronium-Ionen vor,
dann benötigt man genau 1.000.000 Hydroxid-Ionen zur
Neutralisation. Dabei ist es egal, wie konzentriert die EinzelLösungen sind. Ob sich die 1 Mill. Hydronium-Ionen in einem
oder z.B. zwei Liter verteilen, ist praktisch egal. Es wird nur
etwas länger dauern, bis die 1 Mill. Hydroxid-Ionen endlich
ihren Partner für eine Neutralisation finden werden.
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- 253 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Aufstellen von Neutralisations-Gleichungen
z.B. Neutralisation von Aluminiumhydroxid mit Schwefelsäure
Notieren der Wort-Gleichung (aus der Aufgabe heraus)
| Aluminiumhydroxid + Schwefelsäure
Wasser |
(wegen "Neutralisation")
Heraussuchen der Formeln für die Verbindungen ( Tabellen, ev. selbst Aufstellen)
| Al(OH)3 + H2SO4
H2O |
Aufstellen der einfachen Dissoziation-Gleichungen (um die Wertigkeit der Säure bzw. Base
zu ermitteln)
-
Al3+ + 3 OH
2 H+ + SO42
Al(OH)3
H2SO4
 3-wertige Base
 2-wertige Säure
Ermitteln der Faktoren für die Stoffe über das Kleinste gemeinsame Vielfache (KGV)
3
2*3
*
=
2
3*2
=
=
6 (KGV)
6
Benutzen der Faktoren für die Dissoziations-Gleichungen
2 Al(OH)3
3 H2SO4
-
2 Al3+ + 6 OH
6 H+ + 3 SO42
Zusammenfassen der beiden Dissoziations-Gleichungen
______________________________________________________________
2 Al(OH)3 + 3 H2SO4
2 Al3+ + 6 OH + 6 H+ + 3 SO42
"Durchführen" der Neutralisation (Zusammenfassen von Wasserstoff- und Hydroxid-Ionen)
-
6 OH
+ 6 H+
6 H2O
Ersetzen der neutralisierten Ionen durch das Wasser
2 Al(OH)3 + 3 H2SO4
-
2 Al3+ + 6 H2O + 3 SO42
fertig!
Al2(SO4)3 + 6 H2O
fertig!
ev. Aufstellen der Stoff-Gleichung:
2 Al(OH)3 + 3 H2SO4
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- 254 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Der Zusatz eines Indikators vereinfacht die Beobachtung und
das Finden des sogenannten Äquivalenz-Punktes. An diesem Punkt ist die Neutralisation vollständig.
Für genaue quantitative Untersuchungen benötigt man von
einer Lösung (Säure oder Base) genaue Inhaltsangaben. Mittels vorgefertigter Ampullen kann man sich im Labor definierte Lösungen mit Konzentration von z.B. 0,1 oder 1,0 mol/l
Säure bzw. Base herstellen.
Nehmen wir z.B. mal an in einer Wasserprobe befindet eine
unbekannte Menge Base. Von der Probe steht uns ein Liter
zur Verfügung. Wir wollen nun wissen, wie groß die Menge
(Stoffmenge od. Konzentration) an Hydroxid-Ionen in der
Probe ist.
Nun könnte man aus einem Gefäß mit einer genauen Maß-Einteilung (z.B. Standzylinder)
nach und nach etwas von einer definierten Säure in die Probe kippen. Damit wir den Äquivalenz-Punkt beobachten können, geben wir zur Probe einige Tropfen Indikator dazu. Nach
und nach wird sich durch das Hinzufügen der Säure, die Probe von blau nach grün verfärben. In dem Augenblick, wenn der Indikator in der Probe eine grüne Farbe annimmt, wird
das zugekippte Volumen der definierten Säure exakt erfasst. Nehmen wir an, wir hätten 127
ml einer 1 M-Lösung (1M = 1 mol/l) verbraucht, dann können wir über die Formel:
c .. Konzentration [mol/l]
n .. Stoffmenge [mol]
V .. Volumen [l]
sehr einfach die Stoffmenge für die eingesetzten Hydronium-Ionen berechnen:
Umstellen nach n
Anwenden auf einen Stoff
Einsetzen der bekannten Werte
Berechnen mit
Kürzen der Einheiten
Da definitionsgemäß die Äquivalenz erfüllt sein muss:
-
n [H3O+] = n [OH ]
können wir auf eine Konzentration der Hydroxid-Ionen von ebenfalls 0,127 mol schließen.
In der Praxis geht man allerdings etwas anders vor. Zum Einen möchte man die Untersuchung statistisch sichern. Da die Proben-Menge meist irgendwie begrenzt ist, bleibt nur eine
Teilung in kleine Proben. Soll z.B. eine 1-Liter-Probe in Teil-Proben a 200 ml geteilt werden,
dann sind praktisch nur 4 Proben nutzbar. Der Rest der 1-Liter-Probe ist selten noch genau
die 200 ml, die theoretisch übrigbleiben müssten. Da ist irgendwo ein Tropfen danebengegangen oder hängt noch in einem Gefäß, dem Trichter usw. Somit erhält man praktisch immer eine Teil-Probe weniger, als theoretisch möglich wäre.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Die Teilung der Probe ermöglicht es uns
auch einem zweiten Problem aus dem
Weg zu gehen, nämlich einer versehentlichen Total-Zerstörung des ProbenMaterials schon mit dem ersten MeßVorgang. Aus Erfahrung wissen wir,
dass der erste Versuch nicht immer
gleich auch der Beste ist. Geräte müssen sich erst warmlaufen, Laboranten
müssen sich auf neue Geräte und Proben-Mengen einstellen. Deshalb wird der
erste Versuch nur zur Orientierung genutzt. Je nachdem in viele Teil-Proben
man nun seine Haupt-Probe geteilt hat,
kann man nun noch drei- oder acht-mal
messen. Dies reicht dann auch für eine
einfache statistische Auswertung.
Am Ende darf man dann nur nicht vergessen, den Mittelwert noch mit dem
Proben-Teiler zu multiplizieren, damit
man das Rechen-Ergebnis zur HauptProbe passt.
Für die Messung verwendet man auch
wesentlich genaue Glas-Geräte, als z.B
Standzylinder. Für solche Maß-Analysen
werden zumeist sogenannte Büretten
genutzt.
Für unsere angenommene Probe von oben könnten die Meß-Ergebnisse ungefähr so ausgesehen haben:
Volumen der Probe:
Proben-Teiler:
Volumen der Teil-Proben:
Proben-Nr.
Meß-Ergebnis
1l
5
200 ml = 0,2 l
1 (Vor-Probe)
25,8 ml
Durchschnitt:
multipliziert mit Proben-Teiler  Ergebnis:
2
25,4 ml
3
25,3 ml
25,4 ml
4
25,5 ml
5
127 ml
Man könnte natürlich auch jede Probe die Stoffmenge einzeln berechnen und am Schluss
dann den Mittelwert und das Produkt berechnen. Die Erfahrung sagt, wenn man die Messwerte frühzeitig zusammenfasst (mittelt), dann reduziert sich der restliche Rechen-Aufwand
meist beträchtlich.
Eine etwas ausführlichere Darstellung der Methode ist auch noch mal im Kapitel Stöchiometrie zu finden ( 6. Stöchiometrie).
Bei mehrwertigen Säuren treten für die einzelnen Stufen eigenständige Neutralisationen auf.
Besonders gut kann man diese bei Titrationen beobachten, die mit technischen Mitteln verfolgt werden ( Titration).
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Eine Liter-Probe (KOH) wurde von einem Labor-Anfänger in 200 ml-TeilProben zerlegt und die folgenden Meßwerte aufgenommen:
35,2 ml; 32,2 ml; 32,0 ml; 32,1 ml; 29,1 ml
2.
Als Maß-Lösung kam eine 1 M HCl-Lösung zum Einsatz. Werten Sie die
Meßwerte exakt aus und geben Sie die Stoffmenge KOH an!
Exkurs: Regeln zum Aufstellen der Namen für Salze
1. zuerst wird der Name des Metalls aus dem Hydroxid (z.B. Magnesium) bzw. der basische
Teil einer nichtmetallischen Base (z.B. Ammonium) genannt
2. es folgt der Name des Säure-Restes
2a) Sauerstoff-freie Säure-Reste erhalten die Endung –id (z.B. –chlorid (Cl ))
2b) Sauerstoff-reiche Säure-Reste erhalten die Endung –at (z.B. –sulfat (SO42 ))
2c) Sauerstoff-ärmere Säure-Reste erhalten die Endung –it (z.B. sulfit (SO32 ))
2d) Wasserstoff im Säure-Rest (bei noch nicht vollständig dissoziierten Säuren) werden durch die
Zwischen-Silbe –hydrogen– gekennzeichnet (z.B. hydrogensulfat (HSO4 ))
bei Bedarf wird die Anzahl der Wasserstoff-Atome in Zahlwörtern vor die Zwischen-Silbe
hinzugefügt (z.B. zwei -di-; drei -tri-)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.1.6. Welche Reaktionen sind den nun genau Säure-Base-Reaktionen?
Für uns zählt hier natürlich das Säure-Base-Konzept von BRÖNSTEDT. Die Ansichten von
ARRHENIUS können hier natürlich mit einfließen. Bei einfachen (offensichtlichen) SäureBase-Reaktionen kann man dieses Konzept zur schnellen Abarbeitung einer Aufgabe oder
eines Problems benutzen. Universeller und wissenschaftlicher geht's mit BRÖNSTEDT.
Bei der Prüfung, ob eine Reaktion ein Säure-Base-System darstellt, kann man mit einigen
Vortests beginnen. Da spart man sich u.U. die aufwendige Suche nach den Teil-Reaktionen
und den Säure-Base-Paaren.
Vortests:
? Gibt es überhaupt Wasserstoff (, der zum Proton werden kann) in der Gleichung /
Reaktion?
Für eine Säure-Base-Reaktion ist Wasserstoff, der als Proton zwischen zwei Stoffen übertragen wird eine notwendige Voraussetzung (siehe Def.). Alle Reaktionen, die keinen Wasserstoff enthalten, fallen schon durch die Vorprüfung.
Fe + S
FeS
keine Säure-Base-Reaktion, da es überhaupt
keinen Wasserstoff in dieser Gleichung gibt (praktisch
ist es eine Redox-Reaktion)
? Findet die Reaktion im wässrigen Milieu statt?
Deutliche Zeichen hierfür sind die Aggregatszustand- bzw. Milieu-Angaben, die in den chemischen Gleichungen gemacht werden. Da könnte zum Ersten Wasser als Ausgangsstoff
oder Reaktionsprodukt auftauchen. Als zweite Möglichkeit bietet sich die Angabe von (aq) für
aquatisiert als Zusatzangabe an chemischen Formeln an. Eine weitere Stelle, wo man nach
Wasser suchen kann, ist der Reaktions-Pfeil. Steht da zum z.B. Wasser dran, dann kann
man von einer allgegenwärtigen Anwesenheit von Wasser ausgehen.
Reine Feststoff- oder Gas-Reaktionen (zu erkennen an (s) für solid bzw. (g) für gaesic) werden mit ziemlich großer Sicherheit keine Säure-Base-Vorgänge sein. Reaktionen mit flüssigen Stoffen (gekennzeichnet durch (f) für fluid) sind immer ein bisschen Säure-Baseverdächtig.
? Wandert der Wasserstoff zwischen den Ausgangsstoffen hin und her?
Gerade in organischen Stoffen kommt Wasserstoff in rauen Mengen vor. Trotzdem finden wir
hier relativ wenige S-B-Reaktionen. Wasserstoff ist hier Struktur-Element und in den meisten
Fällen in einer Atom-Bindungs-ähnlichen Situation gebunden. Die Polarität der CohlenstoffWasserstoff-Bindung ist so gering, dass eine Abspaltung eines Protons nur selten möglich
ist.
Man kann sich ev. merken, dass die Carbon-Säuren z.B. sehr typische Säuren sind. Alkohole können schwach sauer reagieren. In beiden Fällen gilt das besonders für kurzkettige / niedermolekulare Vertreter. Als mögliche Basen kommen z.B. viele organische StickstoffVerbindungen in Frage.
? Gibt es namentlich Säuren und / oder Basen, die miteinander reagieren?
Tauchen Säuren, Basen und / oder Salze bei den Stoffnamen auf, dann sollte man gründlich
weiter prüfen ( Haupttest). In vielen Fällen sind Säure-Base-Reaktionen so schnell zu erkennen. Besonders, wenn Säure und Base gemeinsam auf einer Seite oder getrennt auf
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
beiden Seiten der Reaktions-Gleichung auftauchen, dann ist eine S-B-Reaktion sehr wahrscheinlich.
Besonders gründlich muss man Reaktionen weiterprüfen, die z.B. Salze enthalten. Oft verstecken sich hier Säure-Base-Reaktionen z.B. hinter einer phänomenologischen FällungsReaktion.
? Ändern sich Oxidationszahlen während der Reaktion?
Warum dieser Sachverhalt sehr gut geeignet ist, eine Säure-Base-Reaktion auszuschließen,
werden wir erst im nächsten Kapitel kennen lernen. Hier sei erst einmal nur darauf hingewiesen, dass es sich bei Änderungen der Oxidationszahlen nicht um eine Säure-Base-Reaktion
handelt.
Haupttest(s):
? Sind es Protonen, die zwischen den Ausgangsstoffen ausgetauscht werden?
? Gibt es Protonen-Abgabe und –Aufnahme?
Haben die Vortests eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Säure-Base-Reaktion ergeben,
dann prüfen wir nun genau. Wir suchen zuerst einen Stoff, der Protonen abgeben könnte.
Ev. sollte man mehrere Stoffe prüfen. Was nicht passt oder funktioniert, wird dann weggestrichen.
Mit der Abgabe von Protonen ist zwangsläufig auch eine Aufnahme verbunden. Hier muss
u.U. etwas gründlicher gesucht werden. Wir haben ja schon bei den Basen gesehen, dass
die eigentliche Reaktion durch die IUPAC-Regeln zur Gleichungs-Schreibung untergeht
(Streichung von Wasser auf beiden Seiten der Reaktion, obwohl es sich um unterschiedliche Moleküle handelt).
Manchmal muß man also erst einmal z.B. Wasser hinzugeben (wir arbeiten ja schließlich im
wässrigen Mileu), um ein vollständiges Gleichungs-System konstruieren zu können.
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Aufgaben:
1. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Säure-Base-Reaktion handelt! Stellen Sie bei Säure-BaseReaktionen die Teil-Gleichung und die Gesamt-Gleichung / Säure-BaseGleichung auf! Beschriften Sie passend Säure, Base, Protonen-Aufnahme
und –Abgabe und die korrespondierenden Säure-Base-Paare!
Sollte es sich nicht um eine Säure-Base-Reaktion handeln, dann begründen
Sie Ihre Meinung!
a)
b)
c)
d)
e)
f)
H2SO4 + ZnO
H2SO4 + Ba(OH)2
2 Na + Cl2
NaOH + HBr
CaO + H2O
Ba(OH)2 + Na2SO4
ZnSO4 + H2O
BaSO4  + 2 H2O
2 NaCl
H2O + NaBr
Ca(OH) 2
BaSO4  + 2 NaOH
a)
b)
c)
d)
e)
Reaktion von Schwefelsäure mit Magnesiumoxid
Reaktion von Salzsäure mit Aluminiumhydroxid
Reaktion von Calciumoxid mit Wasser
Reaktion von Calciumcarbonat mit Salzsäure unter Bildung von Cohlendioxid
Calciumcarbonat (z.B. Kesselstein) wird unter Zugabe von Cohlendioxid als Calciumhydrogencarbonat in Wasser gelöst
2. Prüfen Sie für die folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um
eine Reaktion mit Protonen-Übergang handelt! Geben Sie das vollständige
Gleichungs-Gebilde mit allen Benennungen an!
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- 260 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.1.7. Weiterentwicklung der Säure-Base-Konzepte
Die Säure-Base-Konzepte wurden nach BRÖNSTED immer noch weiterentwickelt. Heute
kennen wir auch sogenannte LEWIS-Säuren und –Basen. Das Säure-Base-Konzept von
LEWIS kommt ohne Protonen-Übergänge aus und beruht auf den "urchemischen" Elektronen. Eine LEWIS-Säure ist ein Stoff, der Elektronen-Paare akzeptiert, also anlagert. LEWISSäuren sind somit immer elektrophil (Elektronen-liebend).
Stoffe, die Elektronen-Paare abgeben (donieren) können, sind LEWIS-Basen. Sie sind eher
elektrophob (Elektronen-feindlich).
Bei der Reaktion von LEWIS-Säuren und –Basen bilden sich zwischen den Partner zumeist
kovalente Bindungen (Atom-Bindungen (ev. polar)) aus. Das Säure-Base-Konzept von LEWIS spielt aber für biologische oder trophologische Inhalte praktisch keine Rolle. Es ist ein
Versuch in die "Chemie" der Bindungen tiefer einzudringen und das Wesen bestimmter Reaktionen tiefgehender zu erfassen.
5.4.1.1.8. die Stärke von Säuren und Basen
Die üblichen mineralischen Säuren (wie z.B. Salzsäure, Schwefelsäure,…) gelten als recht
starke Säuren. Anderen Säuren, die uns z.B. aus dem Lebensmittel-Bereich bekannt sind,
wie z.B. Essigsäure, Apfelsäure usw. usf., gelten eher als schwache Säuren.
Wir haben ja gesehen, dass eigentlich nur die Hydronium-Ionen für den Säure-Charakter
verantwortlich sind. Also werden sie wohl auch dafür verantwortlich sein, wie stark oder
schwach die eine oder andere Säure ist. Praktisch ist es einfach die Menge an gebildeten
Hydronium-Ionen, welche die Stärke einer Säure bestimmt. Gibt eine Säure viele HydroniumIonen ab, dann ist sie stark, kann sie nur wenige abgeben, ist sie dementsprechend
schwach.
Nun könnte man einwenden, dass man einfach mehr von der schwachen Säure nehmen
muss, und schon hat man durch die mehr gebildeten Hydronium-Ionen auch gleich eine starke Säure. Ganz so einfach ist es nicht. Zum Einen handelt es sich um Gleichgewichte, die
sich jeweils immer wieder neu einstellen und zum Anderen – und das ist besonders entscheidend – die Fähigkeit einer schwachen Säure, sich von seinen Hydronium-Ionen zu
trennen ist um 10er Potenzen geringer, als bei einer starken Säure. Mehr dazu auch im
nächsten Kapitel ( pH-Wert).
Salzsäure:
HCl
+ H2O
Essigsäure:
CH3-COOH + H2O
-
H3O+ + Cl
H3O+ + CH3-COO
-
Während also bei der Salzsäure das chemische Gleichgewicht zur Seite der ReaktionsProdukte verschoben ist, liegt es bei der Essigsäure auf der Seite der Ausgangsstoffe.
Starke Säuren dissoziieren (fast) vollständig, d.h. man findet kaum undissoziierte Teilchen
vor. Dagegen sind bei schwachen Säuren die weitaus größte Anzahl der Teilchen im
undissoziierten Zustand. Nur wenige sind mit Wasser in eine Protolyse eingegangen.
Als nächsten Einwand könnte man noch einbringen, dass man dann einfach mehrwertige
Säuren verwenden könnte. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Die Protolyse läuft ja bei
diesen Säuren mehrstufig ab. Für jede dieser Stufen stellt sich ein spezifisches Gleichgewicht ein. Meist ist die erste Protolyse-Stufe noch sehr stark ausgebildet. Die nachfolgenden
Stufen sind immer schwächer. Bei manchen Säuren sind die letzten Stufen dann so schwach
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
sauer, dass man sie schon den basischen Reaktionen zuordnen muss. Praktisch binden sie
Wasserstoff-Ionen und bewirken dadurch die Bildung von zusätzlichen Hydroxid-Ionen.
Schwefelsäure:
-
H3O+ + HSO4
H2SO4 + H2O
-
-
HSO4 + H2O
H3O+ + SO42
___________________________________________
-
2 H3O+ + SO42
H2SO4 + 2 H2O
Die Zwischenstufe (hier: Hydrogensulfat) fungiert als Ampholyt. Es kann also sowohl als Base reagieren (Rück-Reaktion der obersten Teil-Gleichung) als auch wie eine Säure (HinReaktion der zweiten Teil-Gleichung). Je nach Angebot an Ionen bzw. Molekülen stellt sich
das Gleichgewicht jeweils neu ein. Bei der Betrachtung der chemischen Gleichgewichte und
deren Beeinflussungs-Möglichkeiten haben wir ja auch schon gezeigt, dass es ohne weiteres
ausreicht, nur eine Teilchen-Art zu vermehren oder zu verringern. In jedem Fall stellt sich
das Gleichgewicht so ein, dass es der entsprechenden äußeren Beeinflussung ausweicht.
Werden also bestimmte Teilchen hinzugefügt, dann reagiert das Gleichgewicht so, dass
vermehrt diese Teilchen umgewandelt werden. Eine Verringerung würde die Nachbildung
verstärken.
Phosphorsäure:
-
H3O+ + H2PO4
H3PO4 + H2O
-
H2PO4
-
H3O+ + HPO42
+ H2O
-
-
HPO42 + H2O
H3O+ + PO43
___________________________________________
-
3 H3O+ + PO43
H3PO4 + 3 H2O
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- 262 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
HClO3
ClO3
H2SO3
HSO3
-
HF
H2CO3
HCO3
CH3-COOH
CH3-COO
[Fe(OH)(H2O)5]2+
SO32
-
H2PO4
HClO
-
HCO3
H2O2
-
-
-
HS
HPO42
ClO
NH3
H3SiO4
-
CO32
HO2
-
HS
HPO42
[Na(H2O)6]+
H2O
S2
PO43
[Na(OH)(H2O)5]
NH3
NH2-
-
OH
mittelstark
[Al(H2O)6]3+
HSO3
H2S
schwach
-
stark
stark
mittelstark
-
SO42
H2PO4[Fe(OH)(H2O)5]2+
NO2
F
HSO4
H3PO4
[Fe(H2O)6]3+
HNO2
NH4+
H4SiO4
schwach
sehr schwach
H3O+
HNO3
-
sehr schwach
-
Cl
HSO4
H2O
NO3
-
OH
-
O2
sehr
stark
HCl
H2SO4
strärker
als OH
sehr
stark
stärker
als
+
H3O
Relative Stärke von BRÖNSTED-Säure-BasePaaren
korrespondierende
Säure
Base
HClO4
ClO4
Daten-Q: /19, S. 204f/
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 263 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.2. der pH-Wert
In sauren Lösungen kann man für die Hydronium-Ionen Konzentrationen von 10-7 bis hoch
zu 100 mol/l messen. Bei Basen liegen die Konzentrationen der Hydronium -Ionen im Bereich
zwischen 10-7 und 10-14 mol/l. Solche Zahlen sind sehr unhandlich und intuitiv wenig vorstellbar. Zur Vereinfachung der Beschreibung von sauren, neutralen und basischen Lösungen
wird heute fast ausschließlich der pH-Wert genutzt. Seine Zahlen variieren üblicherweise
zwischen 0 und 14. Mit einem pH-Wert von 7 beschreiben wir neutrale Lösungen. Saure Lösungen haben einen pH-Wert zwischen 0 und 7. Lösungen mit einem pH-Wert im Bereich
von 7 bis 14 werden als basisch bezeichnet.
Der pH-Wert ist eine direkte Umschreibung der Konzentration der Hydronium-Ionen. Die Berechnungs-Formel lautet:
oder auch:
Definition(en): pH-Wert
Der pH-Wert (pondus Hydrogenius = Kraft des Wasserstoffs) ist der negative dekadische
Logarithmus der Aktivität (ersatzweise: Konzentration) der Wasserstoff-Ionen (HydroniumIonen).
Die Berechnung des Wasserstoff-Ionen-Konzentration erfolgt über die Umkehrfunktion:
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich, was der Logarithmus überhaupt ist! Wofür lässt er sich
sonst noch einsetzen bzw. wofür wird es noch gebraucht?
2. Lesen Sie ev. in der Bedienungsanleitung zu Ihrem Taschenrechner nach,
wie man damit den (dekadischen) Logarithmus berechnet!
3. Stellen Sie eine Tastenfolge zusammen, mit der Sie den negativen dekadischen Logarithmus von einer eingegebenen Zahl berechnen können!
4. Berechnen Sie die zugehörigen pH-Werte!
a) 0,001 mol/l
d) 0,0745 mol/l
b) 0,000.000.1 mol/l
e) 0,2 mol/l
c) 1,0*10-12 mol/l
f) 3,5*10-6 mol/l
5. Übernehmen Sie die Tabelle und berechnen Sie die fehlenden Werte in der
Tabelle!
c[H3O+] [mol/l]
pH
Anzahl Hydronium-Ionen in
einem Liter
Stoffmenge
der
Hydronium-Ionen
pro Liter [mol]
Verhältnis nichtdissoziierter zu dissoziierter
Wasser-Moleküle
7,0
1,0*10-5
0,0068
100.000.000
2,0*10-8
12,4
1 : 1.000.000.000
-9
4,5*10
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 264 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Konzentration der
Protonen [mol/l]
100 = 1
10-1 = 0,1
10-2 = 0,01
10-3 = 0,001
10-4 = 0,000.1
10-5 = 0,000.001
10-6 = 0,000.000.1
10-7
10-8
10-9
10-10
10-11
10-12
10-13
10-14
pHWert
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Säure / Stoff
typischer
pH-Wert
Bier
Blut
Butter
4,0 – 5,0
7,35 – 7,45
6,1 – 6,4
Frischmilch
Base / Stoff
typischer
pH-Wert
Darmsaft (Zwölffingerdarm)
8,3
Meerwasser
8,3
6,5
Harn
5,5 – 6,5
Kartoffeln
Käse
Kuh-Milch
5,6 – 6,0
4,8 – 6,4
6,3 – 6,6
Limonade
2,0 – 3,0
Magensaft
0,9 – 1,5
Orangen-Saft
3,0 – 4,0
Sauerkraut-Saft
Sauermilch
Selter-Wasser (CO2-ges.)
Speichel
3,4 – 3,6
4,4
3,8
6,7
Tomaten-Saft
4,0 – 4,4
Urin
4,8 – 8,4
Wein
Weinessig
2,8 – 3,8
2,3 – 2,6
Zitronensaft
2,0 – 2,5
Salmiak-Geist (Ammoniak-Lsg.)
Seifenlösung
Soda-Lösung
Trink-Wasser
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
pOHWert
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Interpretation / Farbe des UniverUmschreibung
sal-Indikators
extrem sauer
stark sauer
stark sauer
mäßig sauer
mäßig sauer
schwach sauer
schwach sauer
neutral
grün
schwach basisch
schwach basisch
mäßig basisch
mäßig basisch
stark basisch
stark basisch
extrem basisch
- 265 -
11,0 – 11,5
10,0 – 11,0
11,2 – 11,7
6,5 – 8,0
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
pHWert
Farbe des Rotkohl-Saftes
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
rot
rot-violett
violett
blau-violett
blau
blau-gün
grün
(grün-)gelb
Rotkohl-Saft bei verschiedenen pH-Werten
Q: de.wikipedia.org (Supermartl)
Aufgaben:
1. Skizzieren Sie sich eine pH-Skala vertikal (von oben nach unten)! Tragen
Sie in diese Skala die Stoffe aus der Säure/Base-Tabelle (vorherige Seite)
ein! Bei pH-Bereichen verwenden Sie den Mittelwert!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 266 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Herstellung von Rotkohl-Saft als einfacher Säure-Base-Indikator
Hinweise:
Säuren und Basen sind im Allgemeinen ätzend!
Materialien / Geräte:
frischer Rotkohl, Kochtopf, Filter mit Papier-Filter (z.B. Kaffee-Maschinen-Filter mit KaffeeFiltertüten)
Durchführung / Ablauf:
- Rotkohl fein schneiden
- mit Wasser einige Minuten aufkochen und dann abkühlen lassen
- den Sud dekantieren und dann filtern
- im Kühlschrank lagern
Prüfen des pH-Wertes von Haushaltschemikalien und Lebensmitteln mit Rotkohl-Saft
Hinweise:
Säuren und Basen sind im Allgemeinen ätzend! Haushaltschemikalien enthalten häufig recht
große Konzentrationen solcher Stoffe! Auf die Prüfung von Haushaltschemikalien, die als
ätzend oder gefährlich beschriftet sind, sollte unbedingt verzichtet werden!
Materialien / Geräte:
Rotkohl-Saft, kleine Gläser (für Lebensmittel) oder Plaste-Flaschen (für Haushaltschemikalien, aber zur Sicherheit keine Trink-Flaschen benutzen!!! Am besten sind klare und gründlich
ausgespülte Flaschen von Kosmetika geeignet!)
gut geeignete Probe-Materialien: Essig, Leitungs-Wasser, Abwasch-Wasser, (verdünnte) Lösungen von Waschmitteln und Reinigungs-Mitteln, Milch, Mineral-Wasser, Limonade, Cola,
Zitronensaft, Soda-Lösung, Backpulver-Lösung
Durchführung / Ablauf:
- Probe rund 1 cm hoch in ein Glas füllen
- ein bis zwei Tee-Löffel Rotkohlsaft dazugeben
- anhand der verfügbaren Farbtafeln pH-Wert bestimmen (es kommt auf den Farbton an,
nicht auf die Farbintensität)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 267 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.2.1. Ableitung des pH-Wertes über das Massenwirkungs-Gesetz
5.4.1.2.2. Berechnung des pH-Wertes von starken Säuren
5.4.1.2.3. Berechnung des pH-Wertes von starken Basen
5.4.1.2.4. Berechnung des pH-Wertes von schwachen Säuren
5.4.1.2.5. Berechnung des pH-Wertes von schwachen Basen
5.4.1.2.6. Berechnung des pH-Wertes von Salzen
5.4.1.2.7. der pOH-Wert
Definition(en): pOH-Wert
Der pOH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Aktivität (ersatzweise: Konzentration) der Hydroxid-Ionen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 268 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.3. Puffer / Puffer-Lösungen
Name
Perchlorsäure
Säure
HClO4
pKS
Chlorwasserstoffsäure
Schwefelsäure
HCl
H2SO4
-6
-3
Hydronium-Ion
Salpetersäure
Hydrogensulfat-Ion
Fluorwasserstoff
H3O+
HNO3
HSO4
HF
-1,74
-1,32
1,92
3,1
HSO4
H2O
NO3SO42
F
Schwefelwasserstoff
Ammonium-Ion
Hydrogencarbonat-Ion
H2S
NH4+
HCO3
7,06
9,21
10,4
HS
NH3
CO32
Hydrogenphosphat-Ion
Wasser
Hydroxid-Ion
HPO42
H2O
12,32
15,74
24
PO43
OH
O2
-9
-
-
OH
Bezeichnung
pKS
KS
sehr starke Säure
starke Säure
< -2
< -1
> 100
> 10
starke Base
sehr starke Base
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 269 -
Base
ClO4
pKB
-
Cl
-
-
-
pKB
KB
< -1
< -2
> 10
> 100
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
17
1,00*10
-
15,74
15,32
1,82*10
-16
4,79*10
-
14
1,00*10
12,19
6,46*10
12,08
8,32*10
11,88
10,9
10,63
1,26*10
-11
2,34*10
-11
2,82*10
10,55
5,00*10
10,3
5,62*10
9,25
5,62*10
9,15
7,09
7,08*10
-8
8,13*10
6,96
1,10*10
6,79
1,62*10
6,47
3,39*10
4,75
4,34
1,78*10
-5
4,57*10
CO32
HO2
S2
3,75
1,78*10
2,38
4,17*10
2,04
9,12*10
-
1,33
4,68*10
0
1
-1,74
-1,32
-1
0
H3O+
HNO3
HClO3
-2
1,81
H2SO3
-2
1,92
7,58*10
-4
7,94*10
-4
4,27*10
-3
2,12
3,10
3,37
-4
3,45
HSO4
H3PO4
[Fe(H2O)6]3+
HNO2
HF
-4
3,7
H2CO3
HCO3
-5
4,75
CH3-COOH
1,41*10
-7
1,23*10
-5
4,85
6,91
[Al(H2O)6]3+
CH3-COO
[Fe(OH)(H2O)5]2+
-8
7,04
-8
7,21
-8
7,53
H2PO4
HClO
-10
9,25
9,66
NH4+
H4SiO4
-11
10,25
-12
11,62
HCO3
H2O2
-12
11,96
HS
-13
12,67
-14
14
PO43
[Na(OH)(H2O)5]
OH
-1,74
1,00*10
NH2-
-9
1,00*10
-10
1,00*10
1,78*10
9,12*10
6,17*10
2,95*10
5,62*10
-10
2,19*10
5,62*10
2,40*10
1,10*10
2,14*10
1,00*10
1,82*10
1,00*10
1,00*10
ClO3
-
-
-
NO2
-
F
-
-
SO32
HSO3
H2S
-
-
-
HS
HPO42
-
ClO
NH3
-
H3SiO4
-
-
-16
15,74
HPO42
[Na(H2O)6]+
H2O
-23
23
NH3
-24
24
OH
-
-
HSO3
SO42
H2PO4[Fe(OH)(H2O)5]2+
-
-
O2
-14
-13
-13
-12
-11
-11
-10
-10
-7
-7
-7
-5
-4
-3
stark
2,00*10
NO3
-16
schwach
1
-17
mittelstark
5,50*10
1
2,09*10
-
HSO4
H2O
-20
sehr schwach
1,00*10
-
Cl
-3
-2
9
sehr
stark
stark
20
-3
3,55*10
mittelstark
1,00*10
3
1,00*10
HCl
H2SO4
-23
23
-6
1,20*10
schwach
KB
[mol/l]
6
1,00*10
1,55*10
sehr schwach
pKB
9
9
strärker
als OH
sehr
stark
stärker
als
+
H3O
Relative Stärke von BRÖNSTED-Säure-Base-Paaren
KS
pKS
korrespondierende
[mol/l]
Säure
Base
9
1,00*10
-9
HClO4
ClO4
Daten-Q: /19, S. 204f/
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 270 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.1.4. Bildung von (anorganischen) Salzen
Säure
+
Base
Salz
+
Wasser
Säure
+
Metall
Salz
+
Wasserstoff
Säure
+
Metalloxid
Salz
+
Wasser
Nichtmetall
+
Base
Salz
+
Wasser
Nichtmetalloxid
+
Base
Salz
+
Wasser
Nichtmetall
+
Metall
Salz
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 271 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang
Der Begriff Redox-Reaktion leitet sich aus der Kombination der Wortstämme von Reduktion
und Oxidation ab.
In der allchemistischen Lehre und bei den Chemikern des 18. und 19. Jahrhunderts waren
die Oxydationen und Reduktionen sehr intensiv betrachtet Vorgänge. Sie waren relativ gut
experimentell realisierbar und reproduzierbar. Solche Reaktionen, wie die Bildung und Zerlegung von Quecksilber-Oxyd fesselten ganze Chemiker-Generationen. Im gewissen Sinne
stellen die Oxydationen und Reduktionen die Basis-Reaktionen der empirischen Chemiker
dar. Später kamen dann Reaktionen mit anderen Elementen als Sauerstoff und Wasserstoff
dazu.
5.4.2.1. klassische Betrachtung von Oxidation und Reduktion
Die Oxidation (früher auch Oxydation) ist uns als Verbrennung sicher noch in Erinnerung. Kaum
jemand kann das Experiment vergessen, bei dem der Chemie-Lehrer ein Stück Magnesium
verbrannt hat. Auch der Hinweis. nicht direkt in die Flamme zu schauen, ist legendär. Aber
die gleißende Flamme hatte eine unüberwindliche Anziehungskraft.
Als chemische Gleichung ausgedrückt sieht die Reaktion dann so aus:
2 Mg + O2
2 MgO
silberfarbend
RH = - x kJ/mol
weiß
Das Reaktions-Produkt heißt Magnesiumoxid. Magnesium wurde mit anderen Worten oxidiert. Die ältere Schreibweise Oxydation statt Oxidation wird heute noch ab und zu für die Reaktion von Stoffen
mit Sauerstoff genutzt. In diesem Skript nutzen wir nur die moderne und weitergefasste Schreibweise Oxidation.
Dazu kommen wir später noch genauer.
Oxidation
┌────────────────────────────┐
│
▼
2 Mg + O2
2 MgO
RH = - x kJ/mol
Das Metalloxid könnte man nun lösen und so eine Base herstellen ( 5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang).
Aber was passiert mit dem Sauerstoff? Wie heißt die Reaktion aus seiner Sicht?
Ein anderes klassisches Beispiel aus der Schul-Chemie ist die Verbrennung von Schwefel zu
Schwefeldioxid. Dieses wurde dann z.B. in Wasser gelöst um eine Säure zu erhalten.
S + O2
gelb
SO2
RH = - x kJ/mol
weißer Nebel
Auch hier können wir die Oxidation als Reaktion deutlich erkennen:
Oxidation
┌─────────────────────────┐
│
▼
S + O2
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
SO2
RH = - x kJ/mol
- 272 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Exkurs: die Phlogiston-Theorie
auch Caloricum, Terra pinguis
war nach den allchemistischen Theorien des 17. und 18. Jhd. der Stoff, der beim Verbrennen
aus eines (anderen) Stoffes entweicht. Das Phlogiston sollte dem brennbaren Stoff innewohnen oder ihm beim Erwärmen zugeführt worden sein. Phlogiston sollte auch die Gärung sowie Fäulnis und Verwesung von Pflanzen und Tieren fördern.
Einige Stoffe, wie z.B. Schwefel und Kohle verbrannten fast ohne Rückstände. Das war für
die Vertreter der Phlogiston-Theorie ein Zeichen für viel enthaltenes Phlogiston in der Ursprungs-Substanz.
Schwefel
Schwefeloxid + Phlogiston
Andere Stoffe verbrannten unter Bildung eines erdigen Pulvers / Rückstandes. In diesen
Stoffen sollte vorher weniger Phlogiston enthalten gewesen sein.
Zink
Zinkoxid + Phlogiston
Metalle die langsamer oder gar nicht verbrannten wurden als edel bezeichnet und enthielten
nach der Theorie sehr wenig oder gar kein Phlogiston. Zu den bekannten edlen Metallen
zählte man damals vor allem Gold und Silber.
Eines der beliebtesten Beispiele der Allchemisten war die die Reaktion von flüssigem, silberglänzenden Quecksilber zu pulvrigen orangen Quecksilberoxid:
Quecksilber
Quecksilberoxid + Phlogiston
Hier konnte man auch schön die umgekehrte Reaktion beobachten:
Quecksilberoxid + Phlogiston
Quecksilber
Entsprechend sollten auch die anderen Reaktionen unter Verbrauch von Phlogiston – sozusagen umgekehrt – ablaufen:
Schwefeloxid + Phlogiston
Zinkoxid + Phlogiston
Schwefel
Zink
Erhitzte man edle Metalle, dann wurden diese durch Übergabe von Phlogiston (aus der Kohle) "wiederbelebt".
ausgearbeitet von Johann Joachim BECHER (1635 – 1682) und Georg Ernst STAHL (1659
– 1734)
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 273 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Stellen Sie die Gleichungen für die Verbrennung / Oxidation der folgenden
Stoffe auf!
a) Kohle (Cohlenstoff)
d) Eisen
b) Wasserstoff
e) Cohlenmonoxid
c) Phosphor (z.B. weißer)
f) Propan
2. Ermitteln Sie, ob es sich jeweils um endo- oder exotherme Reaktionen handelt!
Wie Sie sicher festgestellt haben, sind alle Oxidationen mehr oder weniger starke exotherme
Reaktionen. Die meisten sind sogar sehr stark exotherm, weshalb wir sie ja auch gerne für
Energie- bzw. Wärme-Gewinnung nutzen (z.B. Verbrennen von Kohle oder Propan).
Auch die Verbrennung von Eisen ist stark exotherm. Man darf sich bei der einfachen (langsamen) Oxidation (Rosten des Eisens) nicht täuschen lassen. Der Vorgang läuft so langsam
ab, dass es zu keiner deutlichen Erwärmung kommt. Die abgegebene Energie wird viel zu
schnell von der Umgebung aufgenommen.
Auch Reduktionen sind schon Gegenstand der Schul-Chemie gewesen. Einer der bekanntesten Reaktionen ist die Überleitung von Wasserstoff-Gas über schwarzem Cupfer(II)-oxid:
CuO + H2
schwarz
Cu + H2O
RH = + x kJ/mol
rötlich, glänzend
Aus dem oxidierten Cupfer wird elementares Cupfer. Eine Reduktion ist also eine umgekehrte Oxidation:
Reduktion
┌──────────────────────────┐
│
▼
CuO + H2
Cu + H2O
RH = + x kJ/mol
▲
│
└──────────────────────────┘
Oxidation
In einigen Fällen ist auch die Reduktion von schwarzem Cupfer(II)-oxid mit Cohlenstoff gezeigt worden:
CuO + C
schwarz schwarz
Cu + CO2
RH = + x kJ/mol
rötlich, glänzend
Auch in diesem Beispiel läßt sich die Reduktion als Umkehrung der Oxidation gut erkennen:
Reduktion
┌──────────────────────────┐
│
▼
CuO + C
Cu + CO2
RH = + x kJ/mol
▲
│
└──────────────────────────┘
Oxidation
In beiden Fällen sprechen wir von der Reduktion des Cupferoxids.
Aber zurück zu unsrem ersten Beispiel (CuO + H2). Was für eine Reaktion ist es für den
Wasserstoff?
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 274 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Schaut man sich das genauer an, dann sieht man hier:
<O>
+ H2
H2O
Das ist doch eine Oxidation. Der Wasserstoff wird durch den Sauerstoff aus dem Cupferoxid
oxidiert.
Oxidation
┌───────────────────────────┐
│
▼
<O>
+ H2
H2O
Zumindestens bei der Reduktion von Cupfer(II)-oxid mit Wasserstoff bzw. Cohlenstoff läuft
parallel auch eine Oxidation ab.
Egal welche Oxidation (oder Reduktion) wir untersuchen, es ist immer eine Reduktion (bzw.
Oxidation) dabei, die quasi gleichzeitig abläuft. Deshalb spricht man gemeinschaftlich von
Redox-Reaktion. In einer ersten Assoziation könnten wir nun schließen, dass RedoxReaktionen vielleicht Reaktionen mit Sauerstoff-Austausch sind.
Somit könnten wir auch eine klassischen Definitionen für Oxidation und Reduktion angeben:
Definition(en): Oxidation (Oxydation)
Eine Oxidation ist eine chemische Reaktion, bei der Sauerstoff aufgenommen / gebunden
wird.
Definition(en): Reduktion
Eine Reduktion ist eine chemische Reaktion, bei der aus einem Stoff Sauerstoff entzogen
wird.
Eine Reduktion ist die Umkehrung einer Oxidation.
Definition(en): Redox-Reaktion
Eine Redox-Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der Sauerstoff zwischen zwei Stoffen
ausgetauscht wird.
Redox-Reaktionen sind chemische Reaktionen, bei denen eine Oxidation und eine Reduktion gekoppelt ablaufen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 275 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.2.2. die moderne Betrachtung von Oxidation und Reduktion
Es gibt aber auch andere Reaktionen, die vergleichbar zu den oben besprochenen Vorgängen ablaufen, ohne dass aber Sauerstoff beteiligt ist:
z.B. die Verbrennung von Natrium in Chlor:
Natrium "brennt" mit heller gelber Flamme im Chlor-Gas.
2 Na + Cl2
silberfarbend grünlich
2 NaCl
farblos
RH = - x kJ/mol
Auch die Reaktion von Schwefel und Eisen (vielen vielleicht auch aus dem Anfangs-Unterricht Chemie
bekannt) gehört dazu:
Fe + S
grau gelb
FeS
grau
RH = - x kJ/mol
Beide Reaktionen haben recht viele Ähnlichkeiten mit den vorweg beschriebenen Oxidationen und Reduktionen. Es wäre nun eine zu klärenden Frage, ob es sich hier auch praktisch
um Oxidationen und Reduktionen handelt, obwohl eben kein Sauerstoff wandert. Es müsste
dann geklärt werden, was der Kern der Reaktion von Oxidation und Reduktion ist bzw. was
hier ev. wandert, wenn es nicht der Sauerstoff ist.
Ein erster Ansatz könnte die Erkenntnis sein, dass bei vielen der oben genannten Reaktionen, als Reaktions-Produkte kristalline, Salz-ähnliche Stoffe entstehen. Dies kann man zwar
nicht verallgemeinern, aber es treten zu mindestens polare Bindungen auf. Hier können wir
weiter nachhaken. Wenn Ionen entstehen, dann müssten Elektronen gewandert sein. Ein
solcher Sachverhalt würde ja auch konform zu unseren Betrachtungen zu den verschiedenen Bindungen sein ( 3.4.2. Ionen-Bindung (Ionen-Beziehung)). Dort hatten wir festgestellt,
dass einige Elemente ein sehr starkes Bestreben haben, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Wenn wir diesen Gedanken weiter spielen, dann könnten wir uns zu mindestens
behelfsmäßig und kurzzeitig vorstellen, alle Stoffe (außer den Elementen) würden aus Ionen
bestehen.
Solche oder ähnliche Gedanken könnten zu den Oxidationszahlen geführt haben. Die Oxidationszahlen sind ein theoretisches Modell, bei dem man sich die einzelnen Bestandteile
einer Verbindung entweder als "gedachte" Ionen oder als neutrale Atome (z.B. bei Elementen) vorstellt. Nicht-elementare Verbindungen werden immer so behandelt, als würden sie
aus Ionen bestehen. Oxidationszahlen (OZ) werden genau über das Element-Symbol geschrieben. Es werden arabische Ziffern benutzt (zur Erinnerung: römische Ziffern beschreiben die Wertigkeit!). Die scheinbare Ladung wird vor der Ziffer notiert. ( In einigen älteren Lehrbüchern werden
traditionell römische Zahlen für die Oxidationszahlen benutzt. Prüfen Sie einfach, wie der jeweilige Autor das
macht. Am Prinzip ändert sich dadurch gar nichts!)
erweiterte Symbol-Schreibweise in der Chemie:
Nukleonen-Zahl
Protonen- od. Ordnungs-Zahl
(Kernladungs-Zahl)
Oxidationszahl
+2
24
2+
1
12
Mg
Ladung
Anzahl (Atome)
eine Eins wird normalerweise weggelassen
Symbol
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 276 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Oxidationszahl
Die Oxidationszahl beschreibt modellhaft die Ladung eines Atoms in einem Molekül oder
einer Bau-Einheit, wenn man annimmt, das Molekül bzw. die Bau-Einheit wäre aus Ionen
aufgebaut.
Die Oxidationszahl ist die formale Ladung, die ein Atom innerhalb einer Verbindung (unter
Beachtung der Ladungszuordnung entsprechend der Elektronegativität) haben würde.
Die Vergabe der Oxidationszahlen erfolgt nach einfachen Regeln, die der Reihe nach abgearbeitet werden müssen! Es gibt also Regeln mit einem höheren Rang! Diese stehen zuerst
im Regelwerk:
Regel zur Festlegung von Oxidationszahlen:
1. Elemente erhalten die Oxidationszahl 0
2. bei einatomigen Ionen entspricht die Oxidationszahl der Ionen-Ladung
3. die Summe aller Oxidationszahlen einer Verbindung muß die Ladung des Ions
bzw. Teilchens (des Moleküls bzw. der Baueinheit) wiederspiegeln
4. Metalle haben in Verbindungen immer positive Oxidationszahlen
5. Wasserstoff in Verbindungen hat in der Regel die Oxidationszahl +1 (Ausnahme
Metall-Hydride: -1)
6. Sauerstoff in Verbindungen hat in der Regel die Oxidationszahl -2 (mögliche Ausnahme Peroxide: -1)
7. in organischen Verbindungen wird die Oxidationszahl immer für jedes CohlenstoffAtom einzeln ermittelt; die Summe der Oxidationszahlen der gebundenen Atome
(außer, die anderer C-Atome) muß 0 bzw. die lokale Ladung ergeben
Aufgaben:
1. Ermitteln Sie für die nachfolgenden Stoffe und Teilchen die Oxidationszahlen für jedes Element! Begründen Sie warum Sie die jeweilige Oxidationszahl gewählt haben bzw. welche Regel Sie angewandt haben!
-
Fe H2 N2 HCl NaCl MgSO4 H3PO4 H2PO4
-
CH3-CH2OH NO2 NO3
-
Al3+ HSO3
2. Bestimmen Sie die Oxidationszahlen in den folgenden Stoffen für jede
Atom-Art!
Al O2 MgO AlCl3
C CH4 H3C-CH2OH
(CH3-CH2-COO)2Mg
-
-
-
-
-
Na+ Br
OH
H3O+ SO32
NO2
HCO3
H2O2
H3C-COOH H3C-CH2-CH=CH-CH2-CHO Cl2CH-CH2Br
Nutzen wir nun die Oxidationszahlen zur weiteren Untersuchung unserer BeispielReaktionen:
0
0
2 Mg + O2
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
+2 -2
2 MgO
RH = - x kJ/mol
- 277 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Bei Magnesium hat sich die Oxidationszahl
während der Reaktion erhöht. Das war in der
klassischen Betrachtung die Oxidation. Die
Reduktion am Sauerstoff ist von einer Verkleinerung der Oxidationszahl begleitet. Betrachtet man für die Aufklärung der Bindungs-Verhältnisse die Differenz der Elektronegativität im Magnesiumoxid, dann können wir eine Ionen-Bindung feststellen. Somit lassen sich zwei Ionen-Bildungen als
Teil-Reaktionen aufstellen:
0
Vergrößerung der Oxidationszahl
Elektronen-Abgabe  Oxidation
+2
Mg
Mg
2+
0
+ 2e
-
Verringerung der Oxidationszahl
Elektronen-Aufnahme  Reduktion
-2
O + 2e
-
O
2-
Schauen wir als zweites Beispiel kurz die Reaktion von Natrium mit Chlor an.
0
0
+1 -1
2 Na + Cl2
RH = - x kJ/mol
2 NaCl
Für Natrium und Chlor ändert sich die Oxidationszahl jeweils um eine Stufe. Es handelt
sich also um einen Ein-ElektronenÜbergang. Das Aufstellen der TeilGleichungen für Oxidation und Reduktion ist
erst einmal nicht weiter kompliziert.
Hier ist schön zu erkennen, dass für eine
Oxidation nicht wirklich auch Sauerstoff gebraucht wird. Was notwendig ist, ist ein Stoff,
welcher Elektronen abgeben kann.
0
Vergrößerung der Oxidationszahl
Elektronen-Abgabe  Oxidation
+1
+
Na
Na
0
-
Cl + e
-
+ e
Verringerung der Oxidationszahl
Elektronen-Aufnahme  Reduktion
-1
-
Cl
Kommen wir aber noch einmal auf die Magnesium-Verbrennung zurück. Elektronen-Abgabe
(Oxidation) und Elektronen-Aufnahme (Reduktion) finden praktisch gleichzeitig statt. Sauerstoff kann und wird nur dann Oxid-Ionen bilden, wenn gleichzeitig das Magnesium die notwendigen Elektronen liefert. Das Magnesium gibt seine beiden Außen-Elektronen nicht ab,
wenn da nicht ein Stoff wäre, der nach diesen Elektronen lechzt. Oxidation und Reduktion
bedingen sich gleichermaßen. Deshalb spricht man eben auch von einer Redox-Reaktion.
Redox-Reaktionen werden auch als Reaktionen mit Elektronen-Übergang bezeichnet.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 278 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Elektronen-Übergänge
Die Elektronen-Übergänge beschreiben die während einer Redox-Reaktion wandernden
Elektronen.
Die Anzahl der abgegebenen Elektronen bei einem Atom entspricht dem Betrag der Differenz der Oxidationszahlen vor und nach der Reaktion.
Die Anzahl der insgesamt abgegebenen und aufgenommenen Elektronen ist gleich und entspricht den Elektronen-Übergängen.
Die Berechnung erfolgt am Einfachsten über das Kleinste gemeinsame Vielfache.
Definition(en): Oxidation
Eine Oxidation ist eine chemische Reaktion bei der ein Atom (aus einer Verbindung oder
eines Elementes) Elektronen aufnimmt.
Definition(en): Reduktion
Eine Reduktion ist eine chemische Reaktion bei der ein Atom (aus einer Verbindung oder
eines Elementes) Elektronen abgibt.
Definition(en): Redox-Reaktion
Eine Redox-Reakion ist eine chemische Reaktion bei der Elektronen von einem Element auf
ein anderes Element übertragen werden.
Redox-Reaktionen sind (chemische) Reaktionen mit einem Elektronen-Übergang.
Beachten wir nun noch die Molekularität des benutzten Sauerstoffs, dann erhalten wir:
0
-2
O2 + 4 e
-
-
2 O2
Reduktion
Die notwendigen vier Elektronen müssen von zwei Magnesium-Atomen stammen:
0
+2
2 Mg2+ + 4 e
2 Mg
-
Oxidation
Fasst man nun die Teil-Gleichungen zusammen, dann erhalten wir wieder unsere "klassische" Reaktions-Gleichung:
-
- 4 e (Oxidation)
Elektronen-Abgabe
┌────────────────────────────┐
│
▼
2 Mg + O2
2 MgO
Redox-Reaktion
│
▲
└───────────────────────┘
-
+ 4 e (Reduktion)
Elektronen-Aufnahme
Innerhalb der Gleichung werden durch die Seitenpfeile gleich noch die Teil-Reaktionen angedeutet.
Magnesium ist der Stoff, der die Elektronen abgibt, also selbst oxidiert wird. Einen solchen
Stoff nennen wir Reduktionsmittel. Entsprechend ist Sauerstoff das Oxidations-Mittel, also
der Stoff der selbst reduziert wird bzw. die Elektronen aufnimmt.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 279 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): Oxidations-Mittel
Ein Oxidations-Mittel ist ein Stoff (Atom oder Atom-Gruppe), der bei Elektronen aufnimmt.
Das Oxidations-Mittel ist der Stoff, der in einer Redox-Reaktion (selbst) reduziert wird.
Ein Oxidations-Mittel bewirkt bei einem anderen Stoff die Elektronen-Abgabe.
Das Oxidationsmittel ist der Stoff, dessen Oxidationszahl während der Reaktion kleiner wird.
Definition(en): Reduktions-Mittel
Ein Reduktions-Mittel ist ein Stoff (Atom oder Atom-Gruppe), der bei Elektronen abgibt.
Das Reduktions-Mittel ist der Stoff, der in einer Redox-Reaktion (selbst) oxidiert wird.
Ein Reduktions-Mittel bewirkt bei einem anderen Stoff die Elektronen-Aufnahme.
Das Reduktionsmittel ist der Stoff, dessen Oxidationszahl während der Reaktion größer
wird.
Oftmals werden die Oxidations- und Reduktions-Mittel auch gleich mit in der chemischen
Gleichung notiert:
-
- 4 e (Oxid.)
┌────────────────────────────┐
│
▼
2 Mg + O2
2 MgO
Redox-Reaktion
│
▲
└───────────────────────┘
RedM
OxM
-
+ 4 e (Red.)
Mit der Zuordnung oder Benennung von Magnesiumoxid müssen wir uns noch beschäftigen!
Eine Erklärung der chemischen Vorgänge ist über die Ionen-Bildung anhand der EnergieNiveau-Schemata möglich ( 3.2.1. Ionen-Bildung).
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Abgabe
(Oxidation)
Mg
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Mg2+
- 280 -
+
2e
-
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Ionen-Bildung
durch
Elektronen-Aufnahme
(Reduktion)
O
+
2e
-
-
O2
Für beide Atome ergeben sich Abgabe bzw. Aufnahme von zwei Elektronen die nächstmöglichen stabilen Edelgas-Konfigurationen. Diese entsprechen den Ionen dieser Elemente.
Aufgabe (für FREAKS):
Machen Sie Aussagen zur Größe der Magnesium- und der Oxid-Ionen (in Bezug zueinander)! Begründen Sie Ihre Meinung!
Sprechen wir nun über eins unserer Beispiele bei den klassischen Reduktionen:
CuO + H2
Cu + H2O
RH = + x kJ/mol
Die einzelnen – oben schon beschriebenen – Schritte werden jetzt nur noch als Überschriften angezeigt:
Festlegen der Oxidationszahlen:
+2 -2
0
0
CuO + H2
+1 -2
Cu + H2O
Aus der Veränderung der Oxidations-Zahlen können wir hier ebenfalls auf das vorliegen einer Redox-Reaktion schließen.
Heraussuchen der Teilreaktionen: (Atome, bei denen sich die Oxidationszahl ändert)
┌───────────────────────────┐
│
▼
CuO + H2
Cu + H2O
│
▲
└──────────────────────────┘
Aufstellen der Teil-Reaktionen (Reduktion + Oxidation)
0
+
H
H
-
+ e
0
+2
Cu2+ + 2 e
Vergrößerung der Oxidationszahl
Elektronen-Abgabe  Oxidation
+1
-
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Verringerung der Oxidationszahl
Elektronen-Aufnahme  Reduktion
Cu
- 281 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Herstellen der Stöchiometrie
Man erkennt sofort, dass ein abgegebenes Elektron nicht ausreicht, um Cupfer vollständig zu
reduzieren. Außerdem kommt Wasserstoff nicht einatomig vor. Also muss die OxidationsGleichung entsprechend angepasst (erweitert) werden:
2 H+ + 2 e
H2
-
Cu2+ + 2 e
-
Oxidation
Cu
Reduktion
Aufstellen der Redox-Gleichung (Zusammenfassung der Teil-Reaktionen)
____________________________________
Cu2+ + H2
Cu + 2 H+
Beschriftung der Oxidations- und Reduktionsmittel
Cu2+ + H2
OxM
RedM
Cu + 2 H+
Nun haben wir ja vor kurzem kennengelernt, dass chemische Reaktionen prinzipiell immer
umkehrbar sind und chemische Gleichgewichte bilden. Somit sollte auch die Gleichung
(Rück-Reaktion):
Cu + H2O
CuO + H2 
RH = - x kJ/mol
und die dazu passende Redox-Gleichung:
Cu + 2 H+
RedM OxM
Cu2+ + H2
gültig sein.
Tragen wir nun diese gerade ermittelten Reduktions- und Oxidationsmittel an die HinReaktion, dann erhalten für jedes Element sowohl ein Reduktionsmittel und ein Oxidationsmittel. So etwas nennen wir ein korrespondierendes Redox-Paar oder Redox-System. Um
unterschiedliche Redox-Paare in Gleichungen zu kennzeichnen, werden Indizes (z.B.: 1, 2,
…) benutzt. Damit erhalten wir eine Redox-Gleichung mit Kennzeichnung der Redoxpaare:
Cu2+ + H2
OxM1 RedM2
Cu + 2 H+
RedM1 OxM2
Zum Prüfen, ob es sich bei einer chemischen Reaktion wirklich um eine Redox-Reaktion
handelt, bzw. welcher Teil jetzt genau die Oxidation oder die Reduktion ist, hat sich in der
Chemie das Modell der Oxidationszahlen als sehr hilfreich herausgestellt.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 282 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Definition(en): korrespondierendes Redox-Paar / Redox-System
Ein korrespondierendes (auch: konjugiertes) Redox-Paar sind ein Reduktions-Mittel und eine Oxidations-Mittel, die durch einen Elektronen-Übergang ineinander übergehen.
Das Reduktions-Mittel wird durch Elektronen-Abgabe zum Oxidations-Mittel. EinOxidations-Mittel wird durch
Elektronen-Aufnahme zum Reduktions-Mittel.
Ein korrespondierendes Redox-Paar sind zwei Stoffe, die sich durch Elektronen-Übergang
ineinander umwandeln können.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 283 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Aufstellen von Redox-Gleichungen
z.B. Reaktion von Cupfer(II)-sulfat mit Zink unter Ausfällung von rotem CupferSchlamm
Notieren der Wort-Gleichung (aus der Aufgabe heraus)
| Cupfer(II)-sulfat + Zink
Cupfer |
Heraussuchen der Symbole / Formeln für die Stoffe ( Tabellen, ev. selbst Aufstellen)
Cu ↓ |
| CuSO4 + Zn
Ermitteln der Oxidationszahlen
+2 +6-2
±0
±0
Cu ↓ |
| CuSO4 + Zn
Aufstellen der Teil-Gleichungen (um die Elektronen-Abgaben und -Aufnahmen zu ermitteln)
-
Cu2+ + 2 e
 Elektronen-Aufnahme  Reduktion
Cu
 Ermitteln weiterer Stoffe / Möglichkeiten / Reaktionen mit ihren Symbolen / Formeln
(Zink ist unedel(er als Cupfer)  kann oxidiert werden
Zn2+
Zn
+ 2e
-
 Elektronen-Abgabe  Oxidation
Ermitteln der Faktoren für die Stoffe über das Kleinste gemeinsame Vielfache (KGV) 
Elektronen-Übergänge
2
1*2
*
=
2
1*2
=
=
2 (KGV)
2
Benutzen der Faktoren für die Teil-Gleichungen
-
Cu2+ + 2 e
Zn
2+
Zn
Cu
+ 2e
Zusammenfassen der beiden Teil-Gleichungen
________________________________________________
Cu2+ + 2 e + Zn
Cu + Zn2+ + 2 e
Raus-Kürzen von Stoffen / Teilchen, die auf beiden Seiten vorkommen (Redox-Gleichung)
Cu2+ + Zn
Cu + Zn2+
fertig!
ev. Aufstellen der Stoff-Gleichung:
CuSO4 + Zn
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
Cu ↓ + ZnSO4
- 284 -
fertig!
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben:
1. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Redox-Reaktion handelt! Stellen Sie bei Redox-Reaktionen
die Teil-Gleichung und die Gesamt-Gleichung / Redox-Gleichung auf! Beschriften Sie passend Oxidation, Reduktion, Elektronen-Aufnahme und –
Abgabe, die Oxidations- und Reduktions-Mittel und die Redox-Paare!
Sollte es sich nicht um eine Redox-Reaktion handeln, dann begründen Sie
Ihre Meinung!
Cu  + ZnSO4
2 NaCl
H2O + NaCl
Cu(NO3)2 + 2 NO2 + 2 H2O
2 MnCl2 + 5 Cl2  + 8 H2O + 2 KCl
a)
b)
c)
d)
e)
CuSO4 + Zn
2 Na + Cl2
NaOH + HCl
Cu + 4 HNO3
2 KMnO4 + 16 HCl
a)
b)
c)
d)
Reaktion von Schwefelsäure mit Magnesiumoxid
Reaktion von Salzsäure mit Zink
Reaktion von Kaliumpermanganat mit Salzsäure unter Freisetzung von Chlor
Reaktion von Schwefel mit Kaliumnitrat unter Bildung von Stickstoffmonoxid
2. Prüfen Sie für die folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich um RedoxReaktionen handelt! Geben Sie das vollständige Gleichungs-Gebilde mit allen Benennungen an!
für die gehobene Anspruchsebene:
1. Untersuchen Sie bei der folgenden chemischen Reaktion, ob es sich um eine RedoxReaktion handelt!
OF2 + H2O
2 HF + O2
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 285 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Reinigung von Silber-Besteck (fast ohne Putzen)
Materialien / Geräte:
Aluminium-Folie, (schwarz) beschlagenes Silber-Besteck, Kochsalz
Durchführung / Ablauf:
- in eine Plaste-Schale Wasser (am besten lauwarm) einfüllen, so dass das Besteck gut darin liegen kann
- einige Esslöffel Kochsalz zugeben
- Silber-Besteck (locker) in Alu-Folie einwickeln (eine Schicht reicht aus)
- die Packungen in das Salzwasser legen
- einige Stunden warten, ev. zwischenzeitlich prüfen, ob das Besteck schon sauber ist
- ev. nachpolieren
Hinweise:
Materialien / Geräte:
Durchführung / Ablauf:
-
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 286 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.2.3. Sonderfälle der Redox-Reaktionen - Disproportionierung und
Komproportionierung
Disproportionierung (Dismutation)
ein Stoff dient gleichzeitig als Reduktions- und als Oxidations-Mittel
±0
+1 -2+1
+1 -1
Cl2 + 2 NaOH
+1 +1 -2
+1 -2
NaCl + NaClO + H2O
Natriumhypochlorit
+5
-1
4 KClO3
+7
KCl + 3 KClO4
Kaliumchlorat
Kaliumchlorid Kaliumperchlorat
Komproportionierung
ein Element kommt in zwei verschiedenen Oxidations-Stufen vor, nach einer RedoxReaktion besitzt das Element ein mittleres Oxidations-Niveau, es wird also sowohl oxidiert
als auch reduziert
+2-1
+1 -2
+1-1
OF2 + H2O
+6
2 HF + O2
-2
H2SO4 + H2S
+5
IO
3-
-1
-
+ 5I
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
±0
±0
S + H2O
±0
+ 6 H3O+
I2 + 9 H2O
- 287 -
(Iodometrie)
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.4.2.y. elektro-chemische Reaktionen (Elektro-Chemie)
GALVANIsche Elemente
Lokal-Elemente
elektro-chemische Spannungs-Reihe
Korrosion / Rosten
Rosten
gefördert noch zusätzlich in Salz-haltiger Luft oder bei Kontakt mit Salz-haltigen Lösungen
(z.B. bei Auto's durch auf die Straßen ausgebrachte Auftausalze). gelöste Salze erhöhen zusätzlich die Leitfähigkeit im Elektrolyt des Lokal-Elementes
besondere Formen der Korrosion
Auf Aluminium bildet sich eine dünne, feste, stumpf wirkende und zusammenhängende OxidSchicht. Diese verhindert den weiteren Zutritt von Sauerstoff. Es handelt sich praktisch um
eine natürliche Schutz-Schicht. Durch technische (elektrochemische) Verfahren kann die Bildung der Schicht beschleunigt werden und die Schicht-Stärke noch etwas vergrößert werden. Außerdem lassen sich bestimmte Farbstoff mit in die Oxid-Schicht integrieren. Dieses
Korrosions-Schutz-Verfahren wird ELOXAL-Verfahren (elektrisch oxidiertes Aluminium) genannt.
ähnliche Oxid-Schichten bei Zink, Nickel und Chrom bekannt
Passivierung
Auf Cupfer setzt sich – vor allem in der freien Natur – eine grüne Schicht (Patina) ab. Eigentlich ist Cupfer schon ein sehr edles Metall, so dass kaum Korrosion auftritt. Die Patina
schützt noch zusätzlich. Sie besteht im Wesentlichen aus CuSO4 * Cu(OH)2. Die PatinaSalze sind vorrangig basisch. Patina ist giftig. Patiniertes Cupfer-Geschirr darf nicht für die
Zubereitung von Lebensmitteln benutzt werden. Auch bei der Verwendung von sauberen
Cupfer-kesseln usw. für die Essens-Zubereitung muss mit Vorsicht gearbeitet werden (besser den Spezialisten überlassen).
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 288 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Früchte in Blech-Dose
Weiss-Blech eigentlich ein sehr stabiles (korrosions-unempfindliches System) besteht aus
Eisenblech mit einem schützenden Zinn-Überzug
problematisch ist die Entstehung von Lokal-Elementen, wenn schützende Zinn-Schicht einreißt, z.B. bei eingebeulten oder Knick-Dosen
besonders kritisch wenn der Doseninhalt Säuren (z.B. Fruchtsäuren) enthält
es bilden sich herb und schal schmeckende Eisen-Salze, diese sind z.T. recht giftig
Korrosions-Schutz
Farben / nicht-metallische Schutz
Öl, Leinöl mit Mennige (Pb3O4)
metallische Schutz-Schichten / Schutz-Elektroden
kathodischer Korrosions-Schutz; bei Rohr-Leitungen, Schiffen, Heiz-Kesseln, unterirdischen
Tank-Behältern
Feuer-Verzinkung
15 µm dicke Zink-Schicht (Eisen-Zink-Legierung); da Zink eine schützende Oxid-Schicht an
seiner Oberfläche bildet, wird die Korrosion des Eisens verhindert. bei durchdringender Beschädigung der Zink-Schicht kommt es zu Ausbildung von Lokal-Elementen, die unter Auflösung des Zink's noch eine längere Zeit schützend wirken
Batterien
Akkumulatoren (Akku's)
Elektrolysen
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 289 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Wiederholungs- und Übungs-Aufgaben (z.B. zur Vorbereitung einer
Leistungs-Kontrolle
1. Stellen Sie die Säure-Base-Reaktionen den Redox-Reaktionen in einem
Vergleich gegenüber!
2. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Säure-Base- oder eine Redox-Reaktion handelt! Stellen Sie
die Teil-Gleichungen und die Gesamt-Gleichung auf! Beschriften Sie passend Stoffe (z.B. Säure oder Oxidationsmittel), Teilchen-Aufnahme und –
Abgabe und die Stoff-Paare!
Einige der vorgegeben "Gleichungen" sind noch nicht ausgeglichen! Korrigieren Sie diese!
Sollte es sich nicht um eine der genannten Reaktionen handeln, dann begründen Sie Ihre Meinung!
a)
b)
c)
d)
d)
e)
f)
g)
h)
i)
j)
k)
l)
m)
n)
o)
p)
q)
3.
2 Na + Br2
2 NaBr
KOH + HBr
H2O + KBr
2 K + Cl2
2 KCl
H2SO4 + Mg(OH)2
MgSO4 + 2 H2O
Cu + 4 HNO3
Cu(NO3)2 + 2 NO2 + 2 H2O
CuSO4 + Fe
Cu  + Fe2(SO4)3
NaOH + HBr
H2O + NaBr
Al(OH)3 + Na2SO4
Al2(SO4)3 + NaOH
H2SO4 + Fe2O3
Fe2(SO4)3 + H2O
MgO + H2O
Mg(OH) 2
2 KMnO4 + 16 HCl
2 MnCl2 + 5 Cl2  + 8 H2O + 2 KCl
Reaktion von Salzsäure mit Magnesiumoxid
Reaktion von verdünnter Salpetersäure mit Zink
Reaktion von Salpetersäure mit Magnesiumoxid
Reaktion von Phosphorsäure mit Aluminiumhydroxid
Reaktion von Kaliumpermanganat mit Salzsäure unter Freisetzung von Chlor
Reaktion von Calciumcarbonat mit Essigsäure unter Bildung von Cohlendioxid
Calciumcarbonat (z.B. Kesselstein) wird unter Zugabe von Cohlendioxid als Calciumhydrogencarbonat in Wasser gelöst
r) Reaktion von Schwefel mit Kaliumnitrat unter Bildung von Stickstoffmonoxid
s) Reaktion von Bariumoxid mit Wasser
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- 290 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
6. Stöchiometrie
SI-Einheitensystem (Système international d'unités)
elementare physikalische Größen und einem aufeinander abgestimmten Umrechnungs- und
Kombinations-System
Basis-Größen sind Länge [m], Zeit [s], Masse [kg], Stoffmenge [mol], Stromstärke [A], (thermodynamische) Temperatur [K] und Lichtstärke [cd]
von griech. stoicheion = Grundstoff und metron "Maß"
"stöchiometrisch" bedeutet im chemischen Fach-Jargon so viel wie "im richtigen Maß" / "im
richtigen Verhältnis"
Definition(en): Stöchiometrie
Die Stöchiometrie ist ein mathematisches System, zur Ermittlung von quantitativen Aussagen über den Verlauf von chemischen Reaktionen.
alternative Einheiten-Systeme (cgs–System .. Centimeter-Gramm-Sekunde-EinheitenSystem, wird historisch zur Definition bestimmter Einheiten benutzt, praktisch durch SI abgelöst); in der Stöchiometrie aber nicht angewendet
nichtmetrische Systeme aus dem englisch/amerikanischen Sprachbereich werden immer
weniger benutzt
meist halten sich die Systeme nur in alten Wissenschaftler-Schulen oder in Spezialbereichen
Gesetz von den äquivalenten Proportionen (RICHTER; 1791)
Die Verhältnisse der Massen zweier Elemente, die sich zu verschiedenen Verbindungen
vereinigen, stehen zueinander im Verhältnis einfacher ganzer (natürlicher) Zahlen.
Verbinden sich Elemente zu verschiedenen Verbindungen, dann stehen die Massen im
Verhältnis von ganzen natürlichen Zahlen zueinander.
chemische Elemente vereinigen sich immer in bestimmten Verhältnis-Massen (ÄquivalenzMassen), die Verhältnisse sind immer ganzzahlig
RICHTER hat bei seinen Betrachtungen die Atom-Theorie außen vor gelassen
er betrachtete nur die Massen, diese waren meßtechnisch schon sehr genau erfassbar.
Das RICHTERsche Gesetz (1791) gilt als historischer Ausgangspunkt für die Stöchiometrie
("Stöchyometrie und Meßkunst chymischer Elemente").
Beispiel(e):
Gesetz von den konstanten Proportionen (PROUST; 1794)
Das Verhältnis der Massen von Elementen die sich zu einer (bestimmten) Verbindung vereinigen, ist konstant.
Verbinden sich zwei oder mehr Elemente miteinander, dann erfolgt dies in einem konstanten Verhältnis der Massen.
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- 291 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Konsequenz für Gemische / Gemenge, da sich bei ihnen die Mengen-Verhältnisse ändern
können, handelt es sich nicht um reine chemische Verbindungen.
in Gemischen sind die Verhältnisse global als auch lokal variabel
VersuchsZiel-Masse
Quecksilber
[g]
0,5
1
1,5
2
5
10
Einwaage
Masse
Quecksilber
[g]
0,5003
0,9996
1,4964
1,9966
5,0440
10,0179
Einwaage
Masse
Quecksilberoxid
[g]
0,5402
1,0793
1,6158
2,1559
5,4463
10,8170
berechnete
Masse
Sauerstoff
[g]
0,0399
0,0797
0,1194
0,1593
0,4023
0,7991
MassenVerhältnis
Hg : O
12,53884 : 1
12,53203 : 1
12,53266 : 1
12,53358 : 1
12,53790 : 1
12,53647 : 1
12,53692 : 1
Beispiel(e):
Element 1 Element 2 Element 3
(E1)
(E2)
(E3)
Verbindung
Wasserstoff
Wasserstoff
Wasserstoff
Wasserstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Cohlenstoff
Cohlenstoff
Schwefel
Calcium
Wasser
Methan
Benzen
Schwefelwasserstoff
Calciumoxid (Branntkalk)
Natrium
Chlor
Natriumchlorid
mE1 : mE2
(: mE3)
m%E1 ; m%E2
(; m%E3)
1:8
1:3
1 : 12
2:5
39% ; 61%
Aus dem Gesetz der konstanten Proportionen erweitert. DALTON formulierte es im Jahre
1791.
die Massen-Anteile der Elemente sind in verschiedenen Verbindungen dieser Elemente stehen immer in ganzzahligen Verhältnissen
Dieses Gesetz stützte die von DALTON aufgestellte – und sehr umstrittene – AtomHypothese.
Gesetz von den multiplen Proportionen (DALTON; 1808)
Bilden zwei Elemente miteinander mehrere Verbindungen, so stehen die Massenverhältnisse, mit denen die Elemente in diesen Verbindungen auftreten, zueinander im Verhältnis
kleiner ganzer Zahlen.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 292 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Beispiel(e):
Massen-Verh.
mE1 : mE2
1 : 0,57
1 : 1,14
1 : 1,71
1 : 2,28
1 : 2,85
f1 • mE1 : mE2 • f2
f1 • mE1 : mE2 • f2
Schwefedioxid
Massen-Verh.
mE1 : mE2
1 : 1,0
Sauerstoff
Schwefeltrioxid
1 : 1,5
Element 1
(E1)
Blei
Blei
Blei
Element 2
(E2)
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Verbindung
Element 1
(E1)
Phosphor
Element 2
(E2)
Sauerstoff
Verbindung
Phosphor
Sauerstoff
Phosphor
Sauerstoff
Element 1
(E1)
Wasserstoff
Wasserstoff
Element 2
(E2)
Sauerstoff
Sauerstoff
Element 1
(E1)
Stickstoff
Stickstoff
Stickstoff
Stickstoff
Stickstoff
Element 2
(E2)
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Verbindung
Element 1
(E1)
Schwefel
Element 2
(E2)
Sauerstoff
Verbindung
Schwefel
Distickstoffmonoxid (N2O)
Stickstoffmonoxid (NO)
Distickstofftrioxid (N2O3)
Stickstoffdioxid (NO2)
Distickstoffpentoxid (N2O5)
Blei(II)-oxid
Blei(II,IV)-oxid (Mennige)
Blei(IV)-oxid
Phosphor(III)-oxid
(Diphosphortrioxid)
Phosphor(V)-oxid
(Diphosphorpentoxid)
Phosphor(VII)-oxid
(Diphosphorheptoxid)
Verbindung
Wasser
Wasserstoffperoxid
1 : 0,57 * 1
1 : 0,57 * 2
1 : 0,57 * 3
1 : 0,57 * 4
1 : 0,57 * 5
1 : 0,5 * 2
1:1
1 : 0,5 * 3
2:3
Massen-Verh.
mE1 : mE2
13 : 1
39 : 1
6,5 : 1
f1 • mE1 : mE2 • f2
Massen-Verh.
mE1 : mE2
:1
f1 • mE1 : mE2 • f2
:1
2 *13 : 5
:1
2 * 13 : 7
Massen-Verh.
mE1 : mE2
1:
1:
f1 • mE1 : mE2 • f2
1 * 13 : 1
3 *13 : 4
1 * 13 : 2
2 * 13 : 3
1:*2
1:*3
stöchiometrische Wertigkeit
Definition(en): stöchiometrische Wertigkeit
Die stöchiometrische Wertigkeit (eines Elementes) gibt an, wieviele Wasserstoff-Atome ein
Atom des Elementes binden bzw. in einer Verbindung ersetzen kann.
Die Wertigkeit wird immer als römische Zahl direkt über das chemische Symbol geschrieben.
Wasserstoff ist immer einwertig. Sauerstoff ist immer zweiwertig.
I
H
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
II
O
- 293 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Bezugsgröße ist Wasserstoff, da für Wasserstoff-Atome kein Fall bekannt ist, dass mehr als
eines dieser Atome / Elemente gebunden wird; Wasserstoff ist in Verbindungen somit immer
(stöchiometrisch) einwertig
für Elemente der I. bis IV. Gruppe gilt:
höchstmögliche Wertigkeit (gegenüber Wasserstoff) = Gruppen-Nummer aus PSE
für Elemente der V. bis VII. Gruppe gilt:
höchstmögliche Wertigkeit (gegenüber Wasserstoff) = 8 - Gruppen-Nummer aus PSE
übliche Schreibung in chemischen Formeln, Namen und Gleichungen als römische Zahl
III
Eisen(III)-chlorid
I
FeCl3
reine Elemente haben keine Wertigkeit
stöchiometrische Wertigkeit kann sich innerhalb von Reaktionen ändern
häufig auch Wertigkeit gegenüber Sauerstoff und auch anderen Nichtmetallen (außer Wasserstoff) betrachtet:
höchstmögliche Wertigkeit ist hier Gruppennummer aus dem PSE (außer Edelgase)
Methode: Ermitteln des Symboles bzw. der Formel für ein Element
Lern-Stoff / Regel:
Alle gasförmigen Elemente (außer die Edelgase) kommen molekular vor, d.h. immer zwei
Atome bilden ein Molekül.
Einige Nichtmetalle kommen in speziellen molekularen Strukturen vor (z.B. S 8 od. P4). In den meisten Fällen wird
auf diese Angaben verzichtet, da sich die Moleküle in chemischen Reaktionen, wie einzelne Atome verhalten.
z.B. Ermitteln des Symboles bzw. der Formel für Sauerstoff
raussuchen des Symbols aus dem PSE
Sauerstoff

O
prüfen, ob Lern-Regel zutrifft, WENN ja DANN eine "2" als Index SONST fertig
Sauerstoff entspricht der Regel

O2
z.B. Ermitteln des Symboles bzw. der Formel für Eisen
raussuchen des Symbols aus dem PSE
Eisen 
Fe
prüfen, ob Lern-Regel zutrifft, WENN ja DANN eine "2" als Index SONST fertig
Eisen entspricht NICHT der Regel
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 294 -

Fe
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Aufstellen der Formel für eine (anorganische) Verbindung
z.B. Aufstellen der Formel für Aluminiumoxid (Aluminium(III)-oxid)
zuordnen der im Namen enthaltenen Element-Namen, Vorsilben (Präfixe) oder Endungen
(Suffixe):
Aluminium + oxid  Sauerstoff
raussuchen der Symbole für die enthaltenen Elemente
Aluminium
Al
Sauerstoff
O
feststellen / ermitteln der Wertigkeiten ( Tabellen, PSE (höchste mögliche Wertigkeit  GruppenNummer), …)
III
Al
II
O
ermitteln des Kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Wertigkeiten
3
*
2
=
6
ermitteln des Faktors für die Element-Wertigkeit
2*3
=
3*2
=
6
notieren der Faktoren als Indizes an die Symbole (eine "1" entfällt hier!)
Al2O3
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 295 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Aufstellen der Formel für binäre Salze
z.B. Aufstellen der Formel für Aluminiumchlorid (Aluminium(III)-chlorid)
zuordnen der im Namen enthaltenen Element-Namen, Vorsilben (Präfixe) oder Endungen
(Suffixe):
Aluminium + chlorid  Chlor
merken der ev. angegebenen Wertigkeit
Aluminium  III
raussuchen der Symbole für die enthaltenen Elemente
Aluminium
Al
Chlor
Cl
feststellen / ermitteln der Ionen-Wertigkeiten ( gemerkte Wertigkeit, Tabellen, PSE(höchste
mögliche Ionen-Wertigkeit ist 4; ), Anzahl der Elektronen, die aufgenommen oder abgegeben
werden, um eine Edelgas-Konfiguration / Achter-Schale zu erreichen, …) (!!! Notierung kann
als arabische Zahl mit entsprechendem Vorzeichen (Elektronen-Abgabe (+) und –Aufnahme
(-)) erfolgen (entspricht sachlich der Oxidationszahl)
(bestimmte Elemente erreichen die höchste Ionen-Wertigkeit nur selten oder niemals: Sn und Pb meist nur +2,
Nebengruppen-Elemente)
+3
Al
-1
Cl
ermitteln des Kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Wertigkeiten
3
*
1
=
3
ermitteln des Faktors für die Element-Wertigkeit
1*3
=
3*1
=
3
notieren der Faktoren als Indizes an die Symbole (eine "1" entfällt hier!)
AlCl3
Gesetz von GAY-LUSSAC und HUMBOLDT (1808)
Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur stehen die Volumen von miteinander reagierenden Gasen im Verhältnis einfacher ganzer Zahlen zueinander.
Beispiel(e):
Gesetze von GAY-LUSSAC und KELVIN ()
??? Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur stehen die Volumen von miteinander reagierenden Gasen im Verhältnis einfacher ganzer Zahlen zueinander.
Beispiel(e):
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 296 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
BOYLE-MARIOTTEsches Gesetz ()
Druck und Volumen einer Gas-Probe sind bei konstanter Temperatur umgekehrt proportional zueinander.
p1 * V1 = p2 * V2
 = konst.
Gesetz von AVOGADRO (1811)
Zwei Gase beinhalten bei gleichem Volumen, gleichem Druck und gleicher Temperatur immer die gleiche Teilchen-Anzahl.
Die molare Gaskonstante hat für alle Gase denselben Wert. VM = 22,4 l/mol
Gleichgroße Gas-Volumen enthalten bei gleichgroßer Temperatur und gleichgroßem Druck
immer gleichviele kleinste Teilchen.
VM gilt nur bei 1013,25 hPa und 0 °C und ist auch sehr geringfügig Stoff-abhängig
mit hinreichender Genauigkeit kann es die Konstante aber auch für abweichende Bedingungen benutzt werden.
abgeleitet aus den Gas-Gesetzen von GAY-LUSSAC und BOYLE-MARIOTTE
entsteht das allgemeine Gas-Gesetz (allgemeine Zustands-Gleichung für (ideale) Gase):
zur Bestimmung der relativen Atom-Massen benutzt; Genauigkeit liegt bei ±0,2%
Berechnung der (allgemeinen) molaren Gas-Konstante R möglich
praktisch für alle Gase gleich, deshalb auch als allgemeine molare Gas-Konstante bezeichnet
Beispiel(e):
Masse m [g, kg, u]
u atomare Massen-Einheit 1 u = 1,661 * 10-27 kg = 931,5 MeV/c2 (c … Lichtgeschwindigkeit
im Vakuum (300.000.000 m/s = 300.000 km/s = 1.080.000.000 km/h))
früher amu (atomic mass unit)
im amerikanischen Einflussbereich (und dort besonders in Biologie und Biochemie) ist auch Da für
DALTON gebräuchlich (1 Da = 1 u), in Deutschland ist Da weder gesetzlich noch Normgerecht
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- 297 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
atomare Massen-Einheit u wird aus historischen und praktischen Gründen (es sind keine
Zehner-Potenzen notwendig) benutzt; sehr verbreitet
definiert ist die atomare Masseneinheit als 1/12 des Atom-Gewichtes des Isotops 12C
Masse-Definition nach dem SI ()
kg  Ur-Kilogramm in Paris (sowie 7 weiteren Referenz-Massen auf der Welt (1x auch in
Deutschland))
Gesetz von der Erhaltung der Masse (LOMONOSSOW, 1748)
Bei einer chemischen Reaktion verändert sich die (gesamte) Masse der reagierenden Stoffe
nicht.
Die Masse der Ausgangsstoffe ist genau so groß, wie die der Reaktionsprodukte.
Bei chemischen Vorgängen bleibt die Gesamtmasse der beteiligten Stoffe (Ausgangs-Stoffe
und Reaktions-Produkte) konstant / erhalten.
präzisierte Fassung unter Beachtung der EINSTEIN-Formel (1905: E = m • c2):
Bei chemischen Vorgängen bleiben die Gesamt-Energie und die Gesamt-Masse der beteiligten Stoffe (Ausgangs-Stoffe und Reaktions-Produkte) konstant.
LOMONOSSOW erhitzte (glühte) Blei mit Luft in einem abgeschlossenen Gefäß, trotz StoffUmwandlung zu Bleioxid blieb Masse des Gefäßes unverändert
LAVOISIER experimentierte mit Quecksilber und Quecksilberoxid (1774) und fand unabhängig das gleiche Ergebnis
2g
3 kg
40 g
18 g
42 kg
14 t
Wasserstoff
Wasserstoff
Calcium
Wasser
Stickstoff
Stickstoff
36 t Wasser
29 g Silberoxid
+
+
+
+
+
+
16 g
24 kg
16 g
44 g
9 kg
3t
Sauerstoff
Sauerstoff
Sauerstoff
Cohlendioxid
Wasserstoff
Wasserstoff
4 t Wasserstoff
27 g Silber
18 g
27 kg
56 g
62 g
51 kg
17 t
+
+
+
+
Wasser
Wasser
Calciumoxid
Cohlensäure
Ammoniak
Ammoniak
32 t Sauerstoff
2 g Sauerstoff
hierauf beruht Grund-Formel für das stöchiometrische Rechnen, dazu später genauer
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- 298 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Aufstellen einer chemischen Gleichung
z.B. Aufstellen der Gleichung für die Reaktion von
1. aufstellen einer Wortgleichung aus den gegebenen Informationen (!!! Verwenden der regulären Symbole + und
!)
2. raussuchen der Symbole und Formeln für die Stoffe (z.B. PSE, Tabellen, alt.: Formeln
selbst aufstellen!)
3. prüfen, ob auf beiden Seiten auch alle Elemente vorkommen; WENN ja DANN weiter bei
4. SONST mögliche Nebenprodukte od. Ausgangsstoffe ermitteln UND zurück zu 2.
4. notieren der Elemente und zählen, wieviele Atome auf jeder Seite vorhanden sind
5. für jedes Element
(bei organischen Stoffen allg. beste Reihenfolge: C, H, O, N, S, …)
(bei anorganischen Stoffen empfohlene Reihenfolge: Metalle, besondere Nichtmetalle, Wasserstoff, Sauerstoff, …)
prüfen, ob auf beiden Seiten der Gleichung die gleiche Anzahl Atome vorhanden ist;
WENN ja DANN weiter bei 6. SONST ausgleichen der Zahlen über das KGV  die Faktoren werden vor das Symbol / die Formel geschrieben (!!! Indizes dürfen nicht mehr verändert werden!)
6. kontrollieren, ob nach Korrekturen immer noch alle Elemente auf beiden Seiten gleichverteilt sind; WENN ja DANN fertig SONST zurück zu 3.
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- 299 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: gravimetrische Analyse einer Verbindung
z.B. Bestimmung der Masse und des Masse-Anteils für Barium in einer Stoff-Probe
Bariumchlorid
ermittelt: Einwaage der Stoff-Probe m[BaCl2] = 21,84 mg
gesucht: Massen-Anteil [Ba]
lösen der Stoff-Probe (hier in verd. Schwefelsäure)  ausfällen von Bariumsulfat:
BaCl2 + H2SO4
BaSO4  + 2 HCl
ermittelt: Einwaage (BaSO4) nach abfiltern und trocknen m[BaSO4] = 24,47 g



Volumen V [l, cm3, m3, ml]
Dichte  [g/ml, kg/l]
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 300 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Stoffmenge n [mol]
weitere SI-Größe (SI-Basiseinheit) ist die Stoffmenge n [mol]
definiert als die Teilchen-Anzahl, die sich in 12 g 12C befinden
praktisch sind das 6,022 * 1023 Teilchen einer Sorte (Zahl ist AVOGADRO-Konstante bzw.
LOSCHMIDTsche Zahl (6,02205 * 1023)
LOSCHMIDT (1821 – 1895, österreichischer Physiker) fand 1865 heraus, wieviele Teilchen
in einer bestimmten Volumen-Einheit eines Gases zu finden sind (zuerst mit 4,5 * 1023 bestimmt, später dann korrigiert)
die Sorte der betrachteten Teilchen muss spezifiziert werden
z.B. enthält 1 mol O2-Moleküle genau 2 mol O-Atome
1 mol CO2-Moleküle enthalten genau 3 mol Atome (1 mol C-Atome und 2 mol O-Atome)
1 mol Bau-Einheiten / Formel-Einheiten bei Salzen oder Metallen: 1 mol Natrium-ChloridIonen-Bau-Einheit
bzw. 1 mol Aluminium-Atome
Stoffmenge lässt sich heute auf verschiedene unabhängige Methoden bestimmen
die AVOGADRO-Zahl ist eine Natur-Konstante
Definition(en): Stoffmenge
Die Stoffmenge n sind die Gruppen zu je 6,022(05) *1023 Teilchen (Moleküle oder BauEinheiten), die in einer Stoff-Probe enthalten sind. Eine Gruppen wird Mol genannt (Zeichen:
mol).
N … Teilchen-Anzahl
NA = 6,022 * 1023… AVOGADRO-Konstante
Molare Masse M [g/mol]
mn
m  M n
M 
oder auch
oder auch
nm
n
1
m
m
M
M
m
n
ist wegen der Einbeziehung der AVOGADRO-Konstante (Zahlen-mäßig) genauso groß, wie
die Atom-Masse in atomaren Massen-Einheiten [u]
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 301 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Exkurs:
Bestimmung
Konstante
der
LOSCHMIDTschen
Zahl
/
AVOGADRO-
Heute kennt die Chemie mehrere unabhängige Verfahren, um die AVOGADRO-Konstante (/
die LOSCHMIDTsche Zahl) zu bestimmen.
Methode: RÖNTGEN-Struktur-Analyse
ermittelt: Kantenlänge eines NaCl-Kristalls aus 4 Formel-Einheiten a = 5,63 * 10-8 cm
gesucht: Teilchenzahl NA
bekannt: Dichte
V4 .. Volumen von 4 Formel-Einheiten
V1 .. Volumen einer Formel-Einheit
Methode: radioaktiver Zerfall
bekannt: 1g Radium strahlt -Teilchen aus (-Teilchen entsprechen Helium-Kernen  freies
Helium)
jedes -Teilchen erzeugt auf einer Bildplatte od. einem Zinksulfid-Schirm einen
Licht-Effekt Z=13,8 * 1010 s-1
errmittelt: gebildetes Volumen Helium in einem Jahr V=0,158 cm3
gesucht: Teilchenzahl NA
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- 302 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Molares Volumen VM [l/mol]
VM 
V
n
besonders bei Gasen benutzt, da relativ einheitlich 22,4 l/mol (exakt 22,41 l/mol)
Bedingungen 1013,25 hPa bzw. mbar und 273,15 K bzw. 0 °C
bei anderen Stoffen über die Dichte und / oder Molare Masse berechenbar
VM 
m
M

 n 
Konzentration c [mol/l, M]
Massen-Anteil
in [%] Massen-Prozent
Volumen-Anteil
in [%] Volumen-Prozent (typisch bei Alkohol-Angaben auf bestimmten Getränke-Flaschen)
unbestimmt: [ppm, ppb]
[ppm] part per million (Teil(e) pro Million)
[ppb] part per billion (Teil(e) pro Milliarde) (! Achtung unterschiedliche Bedeutung von Billion
im englischen und deutschen Sprachgebrauch beachten!)
kann aber auch bei Unkenntnis der Teilchenzahlen für Masse- und Volumen-Verhältnisse
benutzt werden (!Vorsicht: Verwechslungs- und Missbrauchs-Gefahr!)
MAK-Wert
maximale Arbeitsplatz-Konzentration
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- 303 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Methode: Bestimmung der empirischen Formel und der Summen-Formel
Die empirische Formel stellt die Zusammensetzung einer Verbindung aus den verschiedenen Elementen mittels des kleinstmöglichen Zahlen-Verhältnisses dar. Die empirische Formel fällt immer dann an, wenn ausschließlich die elementare Zusammensetzung und die
Massen-Verhältnisse bekannt sind (z.B. Elementar-Analyse einer organischen Verbindung).
Bei Benzen (Benzol, C6H6) würde man mittels Elementar-Analyse das Massen-Verhältnis C
: H = 12 : 1 [g] ermitteln. Über die Verhältnis-Gleichung:
von der wir nur die ersten beiden Indizes (für C und H) brauchen, lässt sich nun das Stoffmengen-Verhältnis berechnen:
1 .. C
2 .. H
Es ergibt sich also ein Stoffmengen-Verhältnis von 1 : 1, was dann der empirischen Formel:
C1H1
entsprechen würde. Unter Anwendung der Schreibregeln für Formel bliebe dann:
CH
n
SummenFormel
? möglich
über. Zur Bestimmung der wirklichen Indizes in der SummenFormel müssen noch andere
Methoden herangezogen werden. Klar ist aber schon mal,
dass die Summen-Formel dem
Muster CnHn folgen muss. Eine
erste Möglichkeit wäre das systematische Ausprobieren mit
der Probe, ob zu einer Summen-Formel eine passende
Struktur-Formel aufstellbar ist:
1
2
3
4
5
6
7
8
…
C1H1
C2H2
C3H3
C4H4
C5H5
C6H6
C7H7
C8H8
…
nein
ja
nein
theor. ja
ja
ja
ja
ja
ja
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- 304 -
Beispiele:
Ethin
Cyclobutadien
Pentinen
Benzen, Hexadienin, …
…
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Titration
franz.: titre = Gehalt
Definition(en): Titration
Die Titration ist Volumen-orientiertes Verfahren zur Bestimmung des Gehalts einer Probe
unter Ausnutzung der stöchiometrischen Äquivalenz. Zur Ermittlung des ÄquivalenzPunktes wird eine beobachtbare Reaktions-Eigenschaft (z.B. pH-Wert, Leitfähigkeit, FarbVeränderungen, …) genutzt.
Betrachten wir als Beispiel eine Säure-Base-Titration:
Gegeben ist eine Probe mit einer unbekannten Konzentration an Natriumhydroxid. Das
Proben-Fläschchen enthält genau 500 ml. Gesucht ist die Konzentration der Salzsäure
in dieser Probe.
Als Reaktion zur Bestimmung des Natriumhydroxids bietet sich eine Neutralisation mit Salzsäure an:
NaOH + HCl
NaCl + H2O
Der Äquivalenz-Punkt dieser Reaktion lässt sich über den pH-Wert ermittel, da die anfangs
saure Probe zunehmend mit saurer Salzsäure neutralisiert wird. Der erwartete ÄquivalenzPunkt liegt bei pH=7. Die Verfolgung der Neutralisation ist z.B. über einen Indikator möglich.
Für Titrationen verwendet man gerne den Indikator Phenolphthalein, der im sauren Milieu
farblos ist und bei basischen pH-Werten ins Fuchsin-Violett umschlägt. (Unitest zeigt immer
nur schwache / weiche Farbübergänge, weil es ein Gemisch aus verschiedenen Indikatoren
ist. Ob dann schon der exakte Farbton für Neutralität (pH=7) erreicht ist, ist u.U. schwer zu
erkennen bzw. subjektiv (vom Beobachter abhängig.)
Eine weitere Notwendigkeit für eine Titration ist das Vorhandensein einer (reichlich) stabilen
und Stoffmengen-mäßig definierten Lösung (Maßlösung). Dies ist für Salzsäure (Chlorwasserstoff-Säure der Fall. So gibt es z.B. Ampullen, aus denen man sich eine 0,1 molare (0,1 M
= 0,1 mol/l) oder 1 molare (1 M = 1 mol/l) Lösung herstellen kann. Welche der Lösungen
besser geeignet ist kann man über einen Vortest herausbekommen. Für stark saure Lösungen (sehr kleiner pH-Wert) verwendet man eher die 1 molare Lösung. Für schwach saure
Lösungen – mit deutlich weniger Hydronium-Ionen (pH-Wert zwischen 4 und 7) – eignet sich
die 0,1 molare Salzsäure-Lösung meist besser.
Da unsere Probe nur einen schwach basischen Charakter hat, entscheiden wir uns für die
0,1 molare Salzsäure.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Prinzipiell wird bei einer Titration der nebenstehende Aufbau benutzt. In einem Becherglas oder einem ERLENMEYER-Kolben befindet sich die Proben-Lösung. Die Bürette
über dem Proben-Gefäß ist mit der Maßlösung gefüllt.
Entweder man merkt sich die aktuelle Volumen-Anzeige der Bürette oder man lässt solange etwas von der Maßlösung in ein Abfall-Gefäß laufen, bis die 0-Marke erreicht
ist. Wichtig ist nur, dass wir später den Volumen-Verbrauch exakt bestimmen können.
In das Proben-Gefäß muss nun die Probe
eingefüllt werden. Dazu könnte man natürlich gleich die ganze Menge nehmen. Sollte
bei der folgenden Titration allerdings etwas
schief gehen, dann wäre auch die gesamte
Probe verdorben und man müsste sich eine
neue besorgen, wenn das überhaupt noch
möglich ist.
Besser – und viel exakter – ist eine Aufteilung der Original-Probe in mehrere kleine
Einzel-Proben. Diese können dann einzeln
untersucht werden.
Geht hierbei mal etwas daneben, dann sind
da ja noch andere (Einzel-)Proben, die vermessen werden können.
In Laboren nutzt man z.B. häufig folgende
Teilung. Aus der Original Probe werden 5
Teile hergestellt. Die erste Einzel-Probe wird
für einen Test-Lauf genutzt. Den ermittelten
Wert verwendet man nicht weiter – dazu
enthält er einfach zu viele Fehler-Quellen.
Als Orientierungs-Wert ist aber gut genug.
Die nächsten 3 (Einzel-)Proben werden für
exakte Messungen benutzt. Die letzte TeilMenge benutzt man nicht mehr, da nicht
mehr garantieren werden kann, dass es sich
exakt um ein Fünftel handelt. Da braucht nur
noch irgendwo ein Tröpfchen im ProbenGefäß hängen bleiben und schon wird unser
Messwert nicht mehr exakt sein.
Als nächstes wird die Verfolgung der Reaktion organisiert. Wir geben in unserem Fall
den Indikator Phenolphthalein zu. Weitere
Möglichkeiten zum Verfolgen einer SäureBase-Titration zeigen wir später noch auf.
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- 306 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, startet die Mess-Phase. Man lässt
langsam von der Maßlösung zutropfen und
beobachtet die Indikator-Farbe. Die Zugabe
der Maßlösung sollte unter ständigem Rühren erfolgen. Dazu werden heute im Labor
spezielle Magnet-Rührgeräte genutzt. Das
gute alte Umschwenken erfüllt seine Aufgabe aber genauso gut. Kurz vor dem Äquivalenz-Punkt tritt an der Eintropf-Stelle schon
mal lokal der Farb-Umschlag auf. Ab nun
muss noch vorsichtiger titriert werden. Jeder
folgende Tropfen kann schon zu viel sein.
Wenn die der Farb-Umschlag vollständig
erfolgt ist – und auch nach dem Umrühren
erhalten bleibt, dann ließt man an der Bürette ab. Wenn nicht beim 0-Punkt abgefangen
wurde, muss nun noch die Differenz berechnet werden. Ansonsten ist der abgelesene
Wert das sogenannte verbrauchte Volumen.
Sollte man einen Tropfen übertitriert haben,
dann zieht man noch das Volumen von diesem Tropfen (0,3 ml) ab.
Mit den nächsten (zwei) Einzel-Proben wird
der Meßvorgang nun wiederholt.
Auf diese Weise erhält man drei auswertbare Meßwerte von denen man zuerst einmal
den Durchschnitt berechnet.
gemessen:
1VHCl=26,4 ml
2VHCl=27,1 ml
3VHCl=25,9 ml
Berechnen des Durchschnitts:
Nun folgt die eigentliche Berechnung der
Proben-Konzentration. Zuerst korrigieren wir
die Teilung der Probe:
Hätten wir die gesamte Proben-Menge in einem Versuch titriert, dann hätten wir 132,33 ml
der 0,1 molaren Salzsäure verbraucht.
Für die Neutralisation gilt im Äquivalenz-Punkt die Gleichheit / Ausgeglichenheit von Hydroxid- und Hydronium-Ionen:
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- 307 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Über die allgemeingültige Formel:
für die Konzentration kommen wir an die handhabbare Größe Volumen. Nach der Stoffgröße n umgestellt ergibt sich:
Mit dieser Formel ersetzen wir jeweils die Stoffmenge der Hydronium- und der HydroxidIonen in der Äquivalenz-Gleichung:
und stellen nach der gesuchten Größe Hydroxid-Ionen-Konzentration (cOH-) um:
Da die rechts stehenden Größen alle bekannt sind, können wir mit dem Einsetzten, Kürzen
und Berechnen fortfahren:
Als Ergebnissatz können wir nun formulieren:
Die Natriumhydroxid-Lösung hatte eine Konzentration von 0,0265 mol/l.
Neben einem Indikator kann man auch eine direkte Verfolgung des pH-Wertes realisieren.
Dazu werden spezielle Glas-Elektroden genutzt, deren Spannungs-Potential das Ergebnis
der Hydronium-Ionen-Konzentration ist. Im Mess-Gerät wird das Spannungs-Potential dann
sofort in einen konkreten pH-Wert umgerechnet.
(Beachten Sie aber, dass diese Mess-Methode eine Eichung des Gerätes voraussetzt!
Für die nachfolgenden Diagramme gehen wir von definierten Lösungen aus, um den KurvenVerlauf auch nachvollziehbar zu machen. Wir titrieren jeweils eine 1 M Salzsäure-Lösung mit
einer 1 M Natriumhydroxid-Lösung. Dadurch neutralisiert jede zugegebene Volumen-Einheit
eine gleichgroße Volumen-Einheit der Ausgangs-Lösung.
Auch andere physikalische Größen lassen sich zur Verfolgung der Neutralisation nutzen. Üblich sind die Leitfähigkeit und die Temperatur. Die Temperatur setzt allerdings sehr feine
Mess-Techniken voraus, diese können wir im normalen Labor kaum erfüllen.
Eine sehr exakte Bestimmung des Neutralitäts-Punktes ist durch die Verfolgung der elektrischen Leitfähigkeit gegeben. Hydronium- und Hydroxid-Ionen sind im Lösungsmittel Wasser
nur temporär existierende Ionen. Praktisch springt die Ladung über die Wasserstoff-BrückenBindungen zwischen den Wasser-Molekülen bzw. den Hydroxid- und Hydronium-Ionen hinweg. Die Wasser-basierten Ionen wandern also fast gar nicht, sondern reichen einfach die
Ladung nur weiter. Dadurch wird die Leitfähigkeit im Wesentlichen von der Menge an Hydroxid- und / oder Hydronium-Ionen bestimmt. je höher deren Konzentration, umso besser leitet
die Lösung den elektrischen Strom. Die anderen Ionen – wie z.B. Natrium- oder ChloridIonen sind relativ große, beständige, geladene Objekte, die im elektrischen Feld nur langsam
wandern können. Sie tragen deshalb nur in einem geringen Maße zur Leitfähigkeit einer Lösung bei.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Im Neutralisations-Punkt ist die Menge an Hydroxid- und Hydronium-Ionen am Geringsten
und damit auch die Leitfähigkeit der Lösung am Kleinsten. Sobald eine der Ionen im Überschuß vorkommt – also die Lösung basisch oder sauer ist – steigt die Leitfähigkeit stark an.
Methode: Maßanalyse
Bestimmung des Säure-Gehaltes einer Probe
Methode: Maßanalyse
Bestimmung des Base-Gehaltes einer Probe
Titration schwacher Säuren oder Basen
Titration mehrwertiger Säuren oder Basen
Bisher haben wir so getan, als würde eine mehrwertige Säure (z.B. Schwefelsäure oder
Phosphorsäure) oder Base (z.B. Magnesiumhydroxid od. Aluminiumhydroxid) zwar in mehreren Einzel-Reaktionen zerfallen, aber dies im Wesentlichen alles gleich hintereinander weg
ablaufen. Bei der Titration einer entsprechenden Säure oder Base mit einer einwertigen Base oder Säure tauchen mehrere klar erkennbare Neutralisationspunkte auf. Diese lassen
sich nur erklären, wenn man von der unterschiedlichen Stärke der einzelnen korrespondierenden Säure-Basen-Paare einer Dissoziations-Stufe ausgeht.
Die einzelnen Dissoziations-Stufen laufen quasi hintereinander ab. Erst wenn eine Stufe
weitgehend abgeschlossen ist, beginnt die nächste Stufe.
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Exkurs: Molekül-Hypothese von AVOGADRO
AVOGADRO wollte prüfen, ob die damals (bis 1811) allgemein vertretende Position, dass
die kleinsten normal existierenden Teilchen immer (einzelne) Atome sind. Mit anderen Worten, wollte AVOGADRO wissen, ob Gase aus einzelnen Atomen bestehen.
Wären Wasserstoff und Chlor einatomige Gase, dann müsste bei der Reaktion von beiden
ein halb so großes End-Volumen über bleiben. Das setzt natürlich die Gültigkeit des Gesetzes von AVOGADRO voraus:
???:
1 VT Wasserstoff + 1 VT Chlor
???:
1 VT Chlorwasserstoff(-Gas)
+
In der Praxis findet man aber:
!!!:
1 VT Wasserstoff + 1 VT Chlor
2 VT Chlorwasserstoff(-Gas)
Dies lässt nur den Schluss zu, dass auch die Gase Wasserstoff und Chlor schon als zweiatomige Teilchen vorkommen.
!!!:
+
AVOGADRO benannte die scheinbar vorhandenen Atom-Paare Moleküle (molecula, lat.:
kleine Masse). Heute verstehen wir unter Molekülen alle mehratomigen Teilchen, die sich
relativ frei bewegen können und für abgeschlossen existieren.
Anhand weiterer Untersuchungen bei anderen Reaktionen konnte die Molekül-Hypothese
von AVOGADRO bestätigt werden. Heute wissen wir – auch durch andere physikalische und
chemische Untersuchungen – dass die üblichen gasförmigen Elemente molekular vorkommen. Eine Ausnahme bilden die Edelgase.
Aufgaben:
1. Prüfen Sie, ob man auch für die Reaktionen von:
a) Wasserstoff mit Stickstoff zu Ammoniak
b) Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser
c) Stickstoff mit Sauerstoff zu Distickstoffteraoxid (theoretische Reaktion)
die Molekularität der Ausgangsstoffe nachweisen kann!
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 310 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
für chemische Reaktion:
AS
RP
mAS  mRP
(Prinzip von der Erhaltung der Masse (physikalisch nicht
ganz exakt!, aber mehr als hinreichend genau) LOMONOSSOW / LAVOISIER)
bei größeren Formeln für die reagierenden Stoffe wird alternativ auch die folgende Schreibweise genutzt:
m[ AS ]  m[ RP ]
Die Stoffe werden also nicht als Index geschrieben sondern in eckigen Klammern hinter das
Formelzeichen
unter Verwendung von:
m  M n
M AS  n AS  M RP  nRP
durch Umstellen kann man:
M AS  n AS
1
M RP  n RP
m AS
1
m RP
erhalten, die sich durch Gleichsetzung über die Verhältniszahl 1 wieder kombinieren lassen:
m AS M AS  n AS

m RP M RP  n RP
für chemische Reaktionen mit mehreren Ausgangsstoffen oder Reaktionsprodukten gilt der
Zusammenhang prinzipiell ersteinmal nur für die Summen der Einzel-Massen und die Summen der Produkte von Stoffmenge und molarer Masse
Unter Beachtung des Gesetzes der konstanten ??? Proportionen gilt der Zusammenhang
auch für einzelne Stoffe (Bei der Kombination der Formeln wäre dann allerdings nicht die
Verhältniszahl 1 anzuwenden, sondern die praktische Verhältniszahl zwischen z.B. den
Massen eines Ausgangsstoffes zu einem ausgewählten Reaktionsprodukt)
AS1 + AS2
RP1 + RP2 + RP3
es gilt immer noch:
mAS  mRP
mit:
mAS1  mAS 2  mRP1  mRP2  mRP3
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- 311 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
in einem Modell-Beispiel sein folgende Masse aktiv:
6kg[ AS1]  4kg[ AS 2]  5kg[ RP1]  2kg[ RP 2]  3kg[ RP 3]
also:
10kg  10kg
für alle Stoffe gilt
m AS1  m AS 2
( M AS1  n AS1 )  ( M AS 2  n AS 2 )

m RP1  m RP 2  m RP3 ( M RP1  n RP1 )  ( M RP 2  n RP 2 )  ( M RP3  n RP3 )
betrachtet man dagegen z.B. nur AS2 und RP1 dann ergibt sich:
m AS 2 4kg 4


m RP1 5kg 5
dementsprechend gilt auch:
4 M AS 2  n AS 2

5 M RP1  n RP1
und kombiniert wieder:
m AS 2 M AS 2  n AS 2

m RP1 M RP1  n RP1
was genau unserer abgeleiteten Haupt-Formel entspricht.
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- 312 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Beziehungen zwischen den wichtigen Größen der Stöchiometrie
Beispiel-Gleichung:
Volumen V



molares
Volumen VM
Dichte ρ
1,2 .. XX, YY od. ZZ
Konzentration c
1 M = 1 mol/l
(Gase: = 22,4 l/mol)
Masse m



molare
Masse M

Stoffmenge n


StoffmengenVerhältnis

AVOGADROKonstante NA
(= 6,022 • 10
23
mol)

Teilchen-Anzahl N
1,2 .. XX, YY od. ZZ
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- 313 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews

Stoffmenge n
6.x. stöchiometrische Größen der technischen Chemie
bzw. in der chemischen Reaktions-Technik
Ausgangs-Schema
|[A]| A + |[B]| B
|[C]| C + |[D]| D
 .. Verhältniszahl
Verhältniszahl 
modern / lt. DIN: stöchiometrische Zahl
Umsatz
Ausbeute
Selektivität
Ausbeute = Umsatz * Selektivität

BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 314 -
(c,p) 2009-2013 lern-soft-projekt: drews
Exkurs: Stöchiometrisches Rechnen a'la "Polytechnische Oberschule
der DDR"
Es geht immer auch anders! Auch beim stöchiometrischen Rechnen gibt es mehrere Verfahren. Alle basieren auf dem gleichen Formel-Konstrukt! Beim “DDR“-Verfahren (ich nenne es
einfach mal so, weil ich es dort kennengelernt habe! ) werden nur die Positionen der EinzelBestandteile "umgestellt" und diese gewissermaßen am Objekt der chemischen Gleichung
bzw. intuitiv verwendet.
Aber gehen wir schrittweise vor. Unsere Aufgabe soll folgendermaßen heißen:
Berechnen Sie, welche Masse Zink man für die Herstellung von 12 kg Zinkchlorid benötigt, wenn Zink mit Salzsäure umgesetzt wird!
Auch hier wird zuerst immer die chemische Gleichung aufgestellt:
Zn
+
2 HCl
ZnCl2
+
H2
Dann erfasst man die gegebenen und gesuchten Größen:
geg.:
m [ZnCl2] = 12 kg
ges.:
m [Zn]
Im nächsten Schritt schreibt man die gegebenen und gesuchten Massen über die Gleichung
an die betreffenden Stoffe:
m [Zn]
Zn
+
12 kg
ZnCl2
2 HCl
+
H2
Unter die Gleichung kommen jeweils die Produkte aus Stoffmenge (direkt aus der Gleichung
entnommen) und der Molaren Masse (aus dem Tafelwerk od. berechnet):
m [Zn]
1 Zn
+
2 HCl
1 mol* 65,37 g/mol
12 kg
1 ZnCl2 +
H2
1 mol* 136,27 g/mol
Durch Entfernen der chemischen Gleichung und das Setzen von Bruchstrichen kommen wir
zur Rechenformel:
entspricht der Formel:
m[ Zn]
1mol  65,37
g
mol
12kg

1mol  136,27
m As
m RP

n AS  M AS n RP  M RP
g
mol
Dann wird die Formel nach dem gesuchten Wert umgestellt. Vorher darf noch gekürzt werden: (Dann spart man sich noch jede Menge Schreib- und Rechen-Aufwand. Hier schleppen wir zum Aufzeigen
aber alle Werte mit!)
m[ Zn] 
g
mol
g
1mol  136,27
mol
12kg  1mol  65,37
Jetzt kommen wir um das Kürzen nicht mehr herum. Wir können die 1mol sowie die Einheit
g/mol wegstreichen:
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
- 315 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
m[ Zn] 
12kg  65,37
136,27
Das Ganze noch schnell in den Taschenrechner getippt und die Einheit überprüft (ob diese
zur gesuchten Größe passt):
m[ Zn]  5,7565kg
Als Lösung bieten wir dann z.B. den Antwortsatz:
Wenn Zink und Salzsäure umgesetzt wird, dann benötigt man zur Herstellung von 12
kg Zinkchlorid rund 5,76 kg Zink.
Mit dem Molaren Volumen (VM) statt den Molaren Massen (M) funktioniert es genauso.
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Aufgaben (für Wiederholungen, Übungen und z.B. zur Vorbereitung auf
Kontrollen)
1. Finden Sie die Fehler! Korrigieren Sie die Gleichungen! Stellen Sie dann
die Wortgleichungen auf!
a) Al OH
Al
+
OH
b) H2 SO4
HSO4
c) Na H PO4
d)
e) HNO3
+
f)
CO2
g) CH4
+
h) CH3 - CH - COOH
Al3+
+
Ba CO3
+
SO32-
Ca OH
CH3-
H2O
+
OH-
H2O
2. Stellen Sie die Gleichungen (Gesamtgleichung, Teilgleichungen (Reaktionsschritte, Ionenschreibweise, …)) auf! Bestimmen Sie jeweils den Reaktionstyp!
a)
b)
c)
d)
e)
Lösen von Kaliumdihydrogenphosphat in Wasser!
Reaktion von Silbernitrat mit Magnesiumbromid (Silberbromid ist in Wasser schwerlöslich)
Reaktion von Essigsäure- mit Natriumhydroxid-Lösung
Bildung von Bariumsulfat aus Kaliumhydrogensulfat und Bariumnitrat in wässriger Lösung
Verbrennung von Ethan
3. Eisen(II,III)-oxid wird mit Aluminium zur Reaktion gebracht (Aluminothermisches Schweißen).
a) Welche Masse Eisenoxid wird zur Herstellung von 0,84 kg Eisen benötigt!
b) Welche Masse Eisenoxid muss man verwenden, wenn die Ausbeute 85%
beträgt! (Restliches Eisen verbleibt in der Schlacke!)
4. Vor dem Kochen an einem Propanherd wiegt die 10-Liter-Propanflasche
5,7 kg (bei 20 °C).
BK_SekII_allgChem_BioEL.docx
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
5.
a) Welche Masse und welches Volumen Propan wurde verbraucht, wenn die
Flasche nachher noch 5,6 kg (bei 25 °C) wiegt?
b) Wie viel Gramm und Milliliter Cohlendioxid entstehen?
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(c,p) 2009-2013 lsp: dre
7. Tabellen, Zusammenfassungen, Begriffsbestimmungen
7.1. Nomenklatur (Namensgebung)
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- 319 -
(c,p) 2009-2013 lsp: dre
Substitutive und radikalofunktionelle Nomenklatur der wichtigen funktionellen Gruppen
(nach fallender Priorität)
Stoff-Klasse
Funktionelle
Gruppe
Präfix
Suffixe
typische Vertreter /
Stoffgruppen
Carbonsäuren
-COOH
-(C)OOH
Carboxy-
-carbonsäure
-säure
Alkansäuren (Carbonsäuren) (inkl. Fettsäuren)
Aminosäuren
Cyanide
Sulfone
Sulfonsäuren
Cyanate
Thiocyanate
Aldehyde
-CN
R'-SO2- R''
-SO3H
-OCN
-SCN
-CHO
-(C)HO
Ketone
>CO
>(C)O
Oxo-
Alkohole, Phenole
-OH
Hydroxy-
Thiole
(primäre) Amine
Ether
-SH
-NH2
R'-O-R''
MercaptoAminoAlkyloxy-
-cyanid
Sulfo-
FormylOxo-
-sulfonsäure
-cyanat
-thiocyanat
-carbaldehyd
-al
-on
-keton
-ol
-alkohol
Alkylthio-
Nitrile
(org.) Phosphate
R'-S-R''
>NH
>N-NO2
-F
-Cl
-Br
-I
-CN
-PO4H2
Diphosphate
Triphosphate
-PO4H-PO4H2
-(PO4H-)2-PO4H2
Alkanone (Ketone)
Kohlenhydrate (Saccharide)
Alkanole (Alkohole)
Kohlenhydrate (Saccharide)
-thiol
-amin
-ether
Sulfide
(sekundäre) Amine
(tertiäre) Amine
Nitroverbindungen
Halogenverbindungen
Alkylhalogenide
Akanale (Aldehyde)
Kohlenhydrate (Saccharide)
Kohlenhydrate (Saccharide)
[RingStrukturen
+
ab
Disacch.]
-sulfid
-amin
-amin
NitroFluorChlorBromIod-
-fluorid
-chlorid
-bromid
-iodid
Phospho-
-phosphat
DiphoasphoTriphospho-
-diphosphat
-triphosphat
AMP
Nucleotide
Nucleïnsäuren
ADP
ATP
(C) bedeutet, dass das C-Atom zum Stamm der Verbindung gezählt wird (und nicht zum Substituenten)
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organische Stoffe und ihre Namen
Gebrauchsname
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exakter
Name
IUPAC- Trivialname
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weitere
Namen
oder Abkürzungen
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7.2. Namen diverser Chemikalien in verschiedenen Sprachen usw.
regulärer Name
IUPAC-Name
engl. Benennung
Trivialname(n),
Bezeichnung im
Bereich
der
Kosmetika, …
Formel
Bemerkungen
Kalium-NatriumTartratTetrahydrat
Tartarated soda,
Salt of seignette
SEIGNETTESalz;
Tartarus
natronatus,
Natrokali
tartaricum, Kalium
tartaricum
natronatum
KNaC4H4O6 * 4
H2O
E 337
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7.3. Begriffe und Begriffsbestimmungen, Definitionen
Ziffern und
Zeichen
A
Aktiniden
sind die Elemente mit den Ordnungs-Zahlen ab 90. Ihre Atome
sind durch Außen-Elektronen auf 5f-Orbitalen gekennzeichnet.
B
Bindigkeit
beschreibt die Anzahl der Elektronen-Paare, die ein Atom mit
Partner-Atomen bildet
Bindungs-Enthalpie
ist die Energie-Menge, die bei der Bildung eines Moleküls / AtomPaares aus den Einzel-Atomen (benötigt oder) freigesetzt wird.
Bildungs-Wärme
älterer Ausdruck für die Bildungs-Enthalpie
C
Carbenium-Ion
ist ein sp3-hybridisiertes C-Atom mit einer positiven Ladung. Es fehlt gewissermaßen das Bindungs-Elektron für die 4. Bindung.
H
|
R – C - R

D
Deuterium
ist ein Isotop des (Elementes) Wasserstoff(s). Es besitzt im AtomKern neben dem Proton noch ein Neutron
Das Symbol lautet: D, was 2H entspricht.
Dipol
ist ein Molekül (od. vergleichbares chemisches Objekt), das zwei
entgegengesetzt geladene Laduungs-Schwerpunkte enthält, die
nicht deckungsgleich sind.
Dipol-DipolWechselwirkungen
DissoziationEnthalpie
sind polare Anziehungskräfte, die zwischen Dipolen wirken.
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ist die Energie-Menge, die benötigt wird, um Moleküle / AtomPaare in einzelne Atome aufzuspalten
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E
Elektronegativität
(allgemein)
ist das Maß für die effektive Kern-Ladung eines Atoms.
Elektronegativität
(nach PAULING)
ist ein Modell-Maß für die Fähigkeit eines Atoms Elektronen zu
sich zu ziehen
(willkürliche Grenzen: max.: EN [Fluor] = 4,0; (kleinste bekante EN: [Cäsium] =
0,7))
ElektronenpaarAbstoßungs-Theorie
ist die Theorie, die sich mit der räumlichen Anordnung von bindenden und nicht-bindenden Elektronen-Paaren beschäftigt und
damit Aussagen über die Teilchen-Geometrie macht
Element
ist ein Stoff, der ausschließlich aus Atomen mit der gleichen Protonen-Anzahl besteht
Die Protonen-Zahl definiert die Ordnungs-Zahl eines Elementes. Elemente lassen sich chemisch nicht weiter zerlegen.
Energie-Prinzip
Jedes System (z.B. auch ein Elektron) strebt immer den Energieärmsten Zustand an. In diesem Zustand ist das System am stabilsten.
F
G
H
HauptgruppenElemente
sind die Elemente, die ihre Außen-Elektronen nur auf s- oder pOrbitalen haben.
HUNDsche Regel
Bei der Besetzung Energie-gleicher Orbitale werden diese zuerst
einzeln (und parallel) belegt. Erst wenn alle energetisch gleichen
orbitale einfach besetzt sind kommt es zur Paarung mit Elektronen
(, die den entgegengesetzten Spin haben müssen).
Hydratation
ist die Bildung von mehr oder weniger stabilen Hüllen aus Wasser-Molekülen (vornehmlich) um geladene Teilchen (Ionen).
Hydratations-
ist die Energie-Menge, die bei der Bildung einer Hydrat-Hülle (be-
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Enthalpie
nötigt oder) freigesetzt wird.
I
Influenz
ist die Entstehung unterschiedlicher Ladungs-Verteilungen (auf
Teilchen-Ebene) durch die äußere Einwirkung eines elektrischen
Feldes. Influenz setzt die Anwesenheit von Dipolen voraus.
Ionisierungs-Energie
ist die Energie, die notwendig ist um ein bestimmtes bzw.
soundsoviele Elektronen aus der Elektronen –Hülle zu entfernen.
1. Ionisierungs-Energie: ist die Energie, die notwendig ist um ein äußerstes
Elektron (Außen-Elektron) aus der Atom-Hülle zu entfernen.
Isoptope
sind (vollständige) Atome eines Elementes, die sich von anderen
Atomen des gleichen Elementes durch die Anzahl der Neutronen
im Atom-Kern unterscheiden
J
K
L
Lanthaniden
sind die Elemente mit den Ordnungs-Zahlen 58 bis 71. Ihre Atome
sind durch Außen-Elektronen auf 4f-Orbitalen gekennzeichnet.
Lösungs-Enthalpie
ist die Energie-Menge, die beim Lösen eines Stoffes in einem bestimmten Lösungsmittel benötigt oder freigesetzt wird.
M
Moleküle
sind einzelne, abgeschlossene und stabile Teilchen, die aus mindestens zwei Atomen bestehen. Die Atome werden durch AtomBindung und/oder durch polare Atom-Bindung zusammengehalten.
N
NebengruppenBK_SekII_allgChem_BioEL.docx
sind solche Elemente, deren Außen-Elektronen auf d-Orbitalen
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Elemente
liegen
Nukleonen-Zahl
ist die Summe der Anzahlen von Protonen und Neutronen in einem Atom-Kern
Nuklid
ist eine (Atom-)Kern-Art, die durch eine bestimmte Anzahl an Protonen und Neutronen charakterisiert ist
O
Orbital
ist die Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit eines Elektrons innerhalb
der Elektronen-Hülle (negative Ladungs-Wolke)
P
Partial-Ladung
(partielle Ladung)
 Teil-Ladung
PAULI-Prinzip
besagt, dass auf einem Orbital (mit gleicher Neben-Quantenzahl) maximal zwei Elektronen mit entgegengesetzten Spin (unterschiedlicher Spin-Quantenzahl) Platz finden.
PAULI-Verbot
in der Atom-Hülle eines Atoms dürfen zwei Elektronen niemals in
allen vier Quanten-Zahlen übereinstimmen. Sie müssen sich immer in
mindestens einer Quanten-Zahl unterscheiden.
Q
R
Reagenz
das kleinere oder das bewegliche von zwei an einer Reaktion beteiligten Stoffe (größere oder feste werden  Substrat genannt)
S
Salze
sind Feststoff, die aus Ionen aufgebaut sind.
Substrat
das größere von zwei oder mehreren an einer Reaktion beteiligten
Stoffe (andere (kleinere) werden  Reagenz genannt)
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bei Enzym-Reaktionen ist das Substrat der zu bearbeitende Stoff
T
Teil-Ladung
(Partial-Ladung)
sind nur Anteile einer vollständigen Ladung. Sie werden mit dem
Zeichen  (griech.: s .. sigma) und der Ladungs-Richtung (plus
oder minus) gekennzeichnet
U
V
W
Wasserstoff-BrückenBindung (WBB)
beruhen auf Dipol-Dipol-Wechselwirkungen zwischen polarisierten
Wasserstoff-Atomen und anderen polarisierten Atomen. Zumeist
treten WBB zwischen intermolekular auf.
Wärmetönung
ist der historisch / umgangssprachliche Ausdruck für die Reaktions-Enthalpie
X
Y
Z
Ä-Ü
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:
ISBN
/A/
Wikipedia
http://de.wikipedia.org
Die originalen sowie detailliertere bibliographische Angaben zu den meisten Literaturquellen
sind im Internet unter http://dnb.ddb.de zu finden.
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Abbildungen und Skizzen entstammen den folgende ClipArt-Sammlungen:
/A/
29.000 Mega ClipArts; NBG EDV Handels- und Verlags AG; 1997
/B/
andere Quellen sind direkt angegeben.
Alle anderen Abbildungen sind geistiges Eigentum:
/I/
lern-soft-projekt: drews (c,p) 2006-2013 lsp: dre
verwendete freie Software:
Programm
Inkscape
CmapTools
ChemSketch
Hersteller:
inkscape.org (www.inkscape.org)
Institute for Human and Maschine Cognition (www.ihmc.us)
ACD Labs (Advanced Chemistry Development, Inc.) (www.acdlabs.com)
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