spezialsprechstunde und behandlungsangebot für kinder und

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SPEZIALSPRECHSTUNDE UND BEHANDLUNGSANGEBOT FÜR KINDER UND
JUGENDLICHE MIT AUTISTISCHEN STÖRUNGEN
1.
2.
3.
4.
5.
Das Spektrum der autistischen Störungen
Diagnostik
Verhaltenstherapeutische Frühförderung
Die Gruppentherapie für Kinder mit Asperger Syndrom
Ausblick
Anmeldung für alle Angebote:
Zentrum für Kinder und Jugendpsychiatrie Zürich
Poliklinik
Autismus – Projekt
Dr. med. Ronnie Gundelfinger
Neumünsterallee 3
8032 Zürich
Telefon: 043 499 26 26
e-mail: [email protected]
Auskünfte zur Frühförderung:
Lic. phil. Nadja Studer
Neumünsterallee 3
8032 Zürich
Telefon: 043 499 26 26
e-mail: [email protected]
Auskünfte zur Gruppentherapie:
Lic. phil. Bettina Jenny
Neumünsterallee 3
8032 Zürich
Telefon: 043 499 26 26
e-mail: [email protected]
1.
Das Spektrum der autistischen Störungen
Das Störungsbild des frühkindlichen Autismus wurde 1943 von Leo Kanner in
Baltimore erstmals beschrieben. Nur ein Jahr später veröffentlichte Hans Asperger in
Wien seine Arbeit über Kinder mit autistischen Störungen. Fachleute sprechen heute
von einem autistischen Spektrum, weil sie der Meinung sind, dass die einzelnen
autistischen Störungsbilder (frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus und
Asperger Syndrom) nicht immer scharf voneinander abgegrenzt werden können.
Wenn bei einem Kind Beeinträchtigungen in den 3 Kerngebieten der autistischen
Störung (soziale Interaktion, verbale und nonverbale Kommunikation und
eingeschränktes, repetitives Spielverhalten) vorliegen und die Probleme vor dem 3.
Lebensjahr erkennbar waren, stellt man die Diagnose eines frühkindlichen Autismus.
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Sind die Beeinträchtigugen weniger gravierend, nicht in allen 3 Teilbereichen
vorhanden oder sind sie nach dem 3. Geburtstag aufgetreten, sprechen wir von
atypischem Autismus. Kinder mit Asperger Syndrom zeigen in den ersten 3
Lebensjahren keine gravierenden Auffälligkeiten in der sprachlichen und allgemeinen
Entwicklung.
Kinder mit frühkindlichem oder schwerem atypischen Autismus leiden an
ausgeprägten Beeinträchtigungen der verbalen und nonverbalen Kommunikation, der
sozialen Interaktion und der Spielentwicklung. Es gelingt ihnen nicht, mit ihrer
Umwelt in eine wirkliche Beziehung zu treten und ihre Umgebung als eine sinnvolle,
von Regeln bestimmte Welt zu erfahren. Zwei Drittel der betroffenen Kinder sind
schon im 1. Lebensjahr auffällig, während ein Drittel nach einer unauffälligen
Entwicklung im 1. Lebensjahr einen Entwicklungsstillstand zeigt oder schon
vorhandene kommunikative oder soziale Fähigkeiten wieder verliert. Ein grosser Teil
dieser Kinder muss das ganze Leben lang von Angehörigen oder in Institutionen
betreut werden. Damit verbunden sind für die Familien immense psychische
Belastungen und für die Gesellschaft grosse finanzielle Aufwendungen.
Neue Untersuchungen zeigen, dass autistische Störungen häufiger auftreten, als
bisher angenommen wurde. Ungefähr 1 auf 150 Kinder sind von einer solchen
tiefgreifenden Entwicklungsstörung betroffen. Bei etwa 70'000 jährlichen Geburten in
der Schweiz wären das ca. 450 neue Fälle pro Jahr. Davon sind etwa ein Drittel
Kinder mit klassischem frühkindlichen Autismus, während zwei Drittel auf die
anderen Formen des autistischen Spektrums entfallen (atypischer Autismus,
Asperger Syndrom).Es ist heute möglich, frühkindliche autistische Störungen im Alter
von 2-3 Jahren zuverlässig zu diagnostizieren.
2.
Diagnostik und Beratung
Die Diagnose der autistischen Störungen ist eine klinische Diagnose. Sie beruht zum
Ersten auf der genauen Befragung von Eltern und anderen wichtigen
Bezugspersonen zur Entwicklung und dem aktuellen Verhalten des Kindes. Es ist
möglich, die Erfassung dieser Angaben durch standardisierte Instrumente wie
Fragebögen oder strukturierte Interviews zu vereinheitlichen. So wird gewährleistet,
dass alle wichtigen Aspekte erfasst werden. International wird das „Autism Diagnostic
Interview“ (ADI) am meisten verwendet. Auch wir setzen dieses Instrument ein.
Der zweite Teil der diagnostischen Arbeit besteht in der klinischen Untersuchung.
Hier macht sich die Fachperson ein eigenes Bild vom Verhalten des Kindes. Dazu
gehören freie Spielbeobachtungen und vorgegebene Aufgaben, zum Beispiel im
Rahmen eines Tests. Es gibt aber keinen Test, der das Vorliegen einer autistischen
Störung beweisen kann. Wir verwenden eine strukturierte Spiel- und
Verhaltensbeurteilung, die „Autism Diagnostic Observation Scale“ (ADOS), die
aktuell den internationalen Standard darstellt.
Mit der Abklärung soll geklärt werden, ob eine Störung des autistischen Spektrums
vorliegt und welche Diagnose den erfassten Auffälligkeiten am besten entspricht.
Diese Diagnose ist z.B. für eine Anmeldung bei der IV von grosser Bedeutung. Wir
interessieren uns aber nicht nur für die autistischen Symptome des Kindes, sondern
versuchen, es in seiner ganzen Entwicklung zu erfassen. Dazu gehören kognitive
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(geistige) Fähigkeiten, Selbstständigkeit im Alltag und seine emotionale
Befindlichkeit. Nur so können wir die Eltern bezüglich geeigneter Massnahmen
beraten.
Ein Kind mit einer schweren autistischen Störung sollte auch neuropädiatrisch und
genetisch untersucht werden.. Hier besteht eine Kooperation mit den Spezialisten
des Kinderspitals Zürich.
Wenn bei einem Kind eine autistische Störung diagnostiziert wird, stellen sich die
Eltern viele Fragen nach Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Prognose. Wir
sind bemüht, sie umfassend zu informieren. Zu diesem Zweck arbeiten wir auch eng
mit dem Elternverein Autismus Deutsche Schweiz (www.autismus.ch) zusammen,
der durch Broschüren, Weiterbildungsveranstaltungen und Elterngruppen betroffene
Familien unterstützt.
3.
Verhaltenstherapeutische Frühförderung
Unser Frühförderungsangebot richtet sich an die Zielgruppe der zwei- bis
fünfjährigen Kinder mit der Diagnose eines frühkindlichen oder atypischen Autismus.
Es handelt sich um frühe intensive verhaltenstherapeutische Intervention (FIVTI)
basierend auf der angewandten Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis). Es
wird durchgeführt von vier Psychologinnen (Entwicklungspsychologie, Klinische
Psychologie, Angewandte Psychologie) die (abgeschlossene oder laufende)
Weiterbildungen in folgenden Gebieten haben:
ƒ ABA (BCBA) inklusive Verbal Behavior und PECS,
ƒ TEACCH,
ƒ Videointeraktionstraining (AVIT),
ƒ Integrative Spielgruppe (IPG),
ƒ systemische Therapie und Beratung
Die Förderung bezieht sich zum einen auf den allgemeinen Entwicklungsrückstand in
den Bereichen praktische Alltagsfertigkeiten (wie sich anziehen oder Sauberkeit),
visuell-räumliche Fertigkeiten und Bewegungskoordination. Einen hohen Stellenwert
hat die Förderung des Sprachverständnisses und wo möglich der expressiven
Sprache, die durch die autistischen Symptome und die häufig vorliegende kognitive
Beeinträchtigung eingeschränkt sind.
Ausserdem werden die autismusspezifischen Defizite in der nonverbalen
Kommunikation und Interaktion angegangen. Ein weiteres Ziel ist die Abnahme des
repetitiven Verhaltens durch den Aufbau von Spielfertigkeiten und sinnvollen
Aktivitäten.
Daneben werden die Eltern durch regelmässige Gespräche begleitet, in denen ihre
persönliche Situation thematisiert wird und sie angeleitet werden, wie sie den
weiteren Alltag des Kindes gestalten können.
Unsere Methode basiert auf dem "UCLA Model of Applied Behavioral Analysis"
(„ABA nach Lovaas“). Bei Kindern, die zu Therapiebeginn über keine expressive
Sprache verfügen, führen wir ein Bilder-Kommunikationssystem, das "Picture
Exchange Communication System" (PECS) oder Gebärden gleich zu Beginn ein, um
von Beginn an die Kommunikation zu fördern. Für den Aufbau rezeptiver und
expressiver Sprache verwenden wir die Sprachprogramme von Eric Larsson
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(Language Matrix Curriculum). Zur Weiterentwicklung und Vervollständigung unseres
Therapieprogramms integrieren wir Elemente anderer Therapieansätze oder
entwickeln diese selbst, wobei wir verhaltenstherapeutischen Prinzipien folgen (z.B.
TEACCH, Video-/Livemodeling, Skripts, Social Stories etc.).
.
Die Therapiesitzungen setzen sich aus strukturierten Lerneinheiten, gemeinsamem
Spiel mit der Therapeutin und freier Spielzeit zusammen. Die Frühförderung oder
Therapie findet beim Kind zu Hause statt und ist mit ca. 35 Wochenstunden sehr
intensiv. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass diese hohe Intensität für den
Therapieerfolg entscheidend ist. Daher praktizieren wir einen Mediatoren-Ansatz, wie
er in den USA seit den 60er Jahren erfolgreich angewendet wird. Eine Psychologin
plant die Förderung individuell für jedes Kind, trainiert und leitet das Förderteam
eines Kindes, das aus den Eltern und drei bis vier meist Psychologie- oder
SonderpädagogikstudentInnen besteht. In dieser Intensität wird die Therapie in der
Regel bis zum Kindergarteneintritt durchgeführt. Danach kann sie in Abstimmung mit
dem Kindergarten/Schule weitergeführt werden.
Zur Kontrolle des Therapie-Erfolgs werden umfassende interne und externe
Voruntersuchungen und Verlaufskontrollen durchgeführt. Die Evaluation der ersten
vier Therapien nach zwei Jahren (2004-2006) zeigte bei allen Kindern Fortschritte,
jedoch in unterschiedlichem Ausmass. Allgemein profitierten die Kinder von der
kognitiven Förderung gut, die Förderung der Kommunikation und Interaktion erwies
sich jedoch als ungenügend. Diesen Bereichen haben wir uns vermehrt gewidmet
und werden sie auch in Zukunft ausbauen, was wir unter anderem mit dem Einbezug
des Kommunikationssystems PECS bereits begonnen haben. Weiter zeigte sich die
Wichtigkeit des Elterntrainings für den Alltag, das wir ebenfalls intensiver und
gezielter durchführen und laufend anpassen.
Seit 2004 stellen wir unsere Methode jeweils im Sommersemester in einem Seminar
an der Universität Zürich vor und bieten Vorträge an.
Weitere Angebote neben der intensiven Frühförderung:
o Vorträge/Weiterbildungen für Schulen und Institutionen
o Beratungen von Eltern und Schulen
o
o
Interventionen mit älteren Kindern oder Erwachsenen
Interventionen
bei
eingegrenzten
Fragestellungen:
z.B.
Kommunikationstraining,
Esstraining,
Toilettentraining,
Schlaftraining,
Sozialtraining, Umgang mit unerwünschten Verhaltensweisen (z.B.
Selbstverletzung)
o PECS-Einführungen
o Etc.
4.
Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche mit Asperger-Syndrom
Die betroffenen Jugendlichen sollen in den KOMPASS-Gruppen konkrete
Verhaltensskripts zur Bewältigung von Alltagssituationen, aber auch das dazu
gehörende soziale Verständnis erlernen. Wir versuchen, ihnen das soziale Wissen
und die sozialen Fertigkeiten, welche andere Kinder intuitiv über Erleben erlernen,
4
gezielt über die intellektuelle Erkenntnis beizubringen. Dabei arbeiten wir eng mit den
Eltern zusammen, damit die erlernten Fertigkeiten auch zu Hause geübt werden
können.
Konzept
Für Kinder und Jugendliche mit Asperger Syndrom oder anderen Formen von HighFunctioning Autismus stellen sich im Alltag grosse Probleme. Sie besuchen zwar oft
Regelklassen und ihre Schwierigkeiten sind häufig nicht auf den ersten Blick
erkennbar. Trotzdem erfahren sie oft auf schmerzhafte Art, dass sie „anders“ sind.
Sie finden keine Freunde oder werden geplagt.
In der Gruppentherapie sollen sie sich und andere besser verstehen lernen. Unter
der Anleitung erfahrener Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten üben sie
das, was ihnen am schwersten fällt, den Umgang mit Gleichaltrigen.
Das Gruppentraining KOMPASS (Jenny, Goetschel, Isenschmid & Steinhausen,
2012) geht themenorientiert vor und konzentriert sich im Basistraining auf folgende
Themen: Emotionen, soziale Kommunikation (Small Talk), nonverbale
Kommunikation wie auch Förderung des Perspektivenwechsels und der Empathie.
Danach kann man noch am Fortgeschrittenen-Training teilnehmen, das sich auf
folgende Themen konzentriert: komplexe Kommunikation, komplexe Interaktionen &
Freundschaft und Perspektivenwechsel & soziale Normen.
KOMPASS soll den Jugendlichen helfen, sich und Andere besser zu verstehen. Es
soll den Jugendlichen eine bewusste, kontextabhängige Wahl aus verschiedenen
sozialen Verhaltens- und Kontaktalternativen ermöglichen. KOMPASS geht auf dem
Hintergrund von Forschungsbefunden davon aus, dass jede soziale Fertigkeit
bewusst gelernt und intellektuell nachvollzogen werden kann. Dabei werden die
Stärken von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Stärkung (ASS) genutzt und die
neuropsychologischen Besonderheiten berücksichtigt. Das Training ist stark
strukturiert. Die sozialen Fertigkeiten sowie das entsprechende Hintergrundwissen
werden auf Informationsblättern zusammengestellt und abgegeben. So verfügen die
Betroffenen, aber auch deren Eltern und Lehrpersonen/Ausbilder über eine Vorlage
für
das
zu
erlernende
Verhalten
sowie
über
die
notwendigen
Hintergrundinformationen.
Das KOMPASS-Projekt läuft seit April 2004. Die Veränderungen im Verlauf der
Gruppe werden mit verschiedenen Fragebogen erhoben. Zudem wird untersucht,
welche Veränderungen auch ein Jahr nach Gruppenende noch beobachtbar sind.
Rückmeldungen der betroffenen Jugendlichen, ihrer Eltern, aber auch von anderen
Bezugspersonen wie Lehrpersonen oder Ausbildner sind sehr ermutigend. Durch die
Gruppentherapie sind deutliche Veränderungen im Verhalten erkennbar, die sich
auch im Alltag generalisieren, und die Möglichkeiten zur sozialen Interaktion haben
sich klar verbessert.
5
5.
Finanzierung
Viele Projekte sind in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen in ihrer Existenz
gefährdet. Unser Frühförderungsprojekt wäre ohne grosszügige Spenden der
Baugarten Stiftung, der Vontobel-Stiftung, der Schwyzer-Riniker-Stiftung, der Stiftung
für das behinderte Kind, der Stiftung Pro Anima und eines durch die
Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich vermittelten anonymen Spenders sowie der
Unterstützung durch verschiedene Privatpersonen nicht möglich geworden. Ihnen gilt
unser herzlicher Dank! Um den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Autismus
Therapie Zentrums zu sichern, sind wir aber auch weiterhin auf Ihre Hilfe
angewiesen. Unser Förderverein Perspektiven- Autismus Therapie Zentrum Zürich
hat die Unterstützung des Autismus-Projektes zu einem besonderen Schwerpunkt
gemacht und nimmt Spenden gerne entgegen.
Perspektiven – ATZZ
c/o Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kanton Zürich
8032 Zürich
Kontonr. 322.257.100-01
IBAN CH3508390032225710001
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