138 9 Elektrizitätslehre 139 9.1.1 Kraftgesetz 9.1 Elektrostatik Zwischen geladenen Körpern wirken Kräfte: gleichnamige Ladungen stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an. beschreibt die Wechselwirkung zwischen Ladungen Stärke der Kraft (für punktförmige Ladungen): Einheit der Ladung: Coulomb [C] r Materie ist aus positiven und negativen Ladungsträgern aufgebaut: Protonen Elektronen Ladung +1.602*10-19 C Ladung -1.602*10-19 C F + q1 -F q1 F= F + • Reibung (z.B. Katzenfell und Kunststoffstab) • chemische Reaktionen (z.B. Batterie) • elektromagnetische Kräfte (z.B. Dynamo) Coulomb-Gesetz q2 q1, q2 : r: ε0 : F + q2 Ladungen Abstand Dielektrizitätskonstante (Influenzkonstante) Normalerweise ist die Zahl der Protonen und Elektronen gleich ⇒ Materie ist ungeladen (neutral) Laden von Materie geschieht durch Ladungstrennung, verursacht durch: q1q2 4πε 0 r 2 ε 0 = 8.85 *10 −12 As Vm Die Richtung der Kraft ist parallel zur Verbindungsachse: r F1 = r q1q2 r r2 r 4πε 0 r r mit r F1 r r1 r r r r = r1 − r2 r r r r2 140 141 Visualisierung des Felds durch „Feldlinien“ (Linien, die überall parallel zu den elektrischen Feldvektoren verlaufen). 9.1.2 Elektrisches Feld Die Coulomb-Wechselwirkung ist additiv: q3 q4 r F1 = q1 q2 q5 q1 Beispiel: Kraft auf Ladung q1 n ∑ i =1 r r r1 − ri 4πε 0 rr1 − rri 3 Feld eines Dipols (Einheit aus positiver und negativer Ladung) qi r r E (r ) Ladungen + - r r E (r ) Die Verteilung der Ladungen erzeugt ein elektrisches Feld die Kraft auf eine Ladung q ist dann: Eigenschaften: r r r r F ( r ) = qE ( r ) • je stärker das Feld, desto dichter die Feldlinien r r E (r ) ist ein Vektorfeld; für jeden Punkt im Raum ist ein • jede Feldlinie beginnt und endet in einer Ladung Vektor definiert. Eine Punktladung erzeugt das elektrische Feld: r r E (r ) = Betrag: r r 4πε 0 rr 3 q r r r E (r ) = E (r ) = r r E (r ) + q 4πε 0 r 2 nimmt mit dem Quadrat des Abstands ab! - r r E (r ) Beispiel: +Q + + + + + + Kondensator (parallele Platten) r E -Q außen (fast) feldfrei Stärke des elektrischen Felds: - Fläche A 1 Q - E= d ε0 A (unabhängig vom Plattenabstand d!) 142 143 Umkehrung der Integration: 9.1.3 Potential Bewegung einer Ladung in einem elektrischen Feld erfordert Arbeit: =− φ φ =− r r r r r W = Fds = − q E (r )ds ∫ ∫ s φ s (die aufgebrachte Kraft ist der Feldkraft entgegengesetzt) Hierbei wird eine potentielle Energie Epot=W erzeugt. Definition: elektrisches Potential r φ r r r r Das elektrische Feld ist der negative Gradient des elektrischen Potentials. Einheit des Felds: [V/m] Bemerkung: In einem Material mit frei beweglichen Ladungsträgern (z.B. Metall) ist die elektrische Feldstärke Null r φ ( r ) = − ∫ E ( r ) ds r r 0 ⇒ ein zusammenhängender Leiter (in welchem kein Strom fließt) hat an jedem Punkt das gleiche Potential ⇒ leitende Flächen sind „Äquipotentialflächen“ Dann gilt für die potentielle Energie: r r E pot ( r ) = q φ ( r ) 9.1.5 Kapazität In einem Plattenkondensator ist die Feldstärke: Die Potentialdifferenz zwischen zwei Orten heißt Spannung: r r r r r r r = φ ( r2 ) − φ ( r1 ) = − ∫ E ( r ) d s 2 U 12 r r 1 Einheit des Potentials (und der Spannung): Volt [V] 1 [V] = 1 [J/C] +Q + + + + + + r E d -Q - E= 1 Q ε0 A 144 Damit ist die Potentialdifferenz zwischen den Platten: r r r r φ2 − φ1 = − ∫ Eds = Ed = 2 r r 1 Q d ε0 A 145 Die Kapazität ist umso größer, je größer die Platten sind und je kleiner ihr Abstand. Umgekehrt gilt: die Spannung am Kondensator für gegebene Ladung ist: 1 Platte 2 hat gegenüber Platte 1 eine Spannung von U = 1 Q d ε0 A U= Q Qd = C ε0 A Die Spannung nimmt mit d zu! (das positive Vorzeichen gilt für eine positive Ladung) Energie eines Kondensators Definition: Kapazität eines Kondensators Aufzubringende Arbeit für Plattenabstand d: Q C= U 1 1 W = EQd = UQ 2 2 Die Kapazität ist das Verhältnis zwischen Ladung und angelegter Spannung. Einheit: Farad [F] ( ½EQ ist die Kraft zwischen den Platten; der Faktor ½ rührt daher, dass hier eine Platte das Feld erzeugt, während die andere als Testladung fungiert) 1 [F] = 1 [C/V] Die gespeicherte Energie ist damit: Die Kapazität des Plattenkondensators ist damit: C= Q A = ε0 U d 1 1 1 Q2 2 W = UQ = CU = 2 2 2C 146 147 9.1.6 Dielektrika Stoff aus Atomen mit fest gebundenen Elektronen: Materie im elektrischen Feld wird polarisiert. r E Metall + + + + - Atome bilden Dipole r E - r E + - frei bewegliche Elektronen resultierende Oberflächenladung elektrische Feldstärke ist im Inneren Null! + - + - + - + - + - + - + - + - + - + - + + + Für das Feld im Körper gilt: r 1 r Ei = E ε Dielektrikum + r E r E ε : (falls die Grenzfläche senkrecht zum Feld steht) Dielektrizitätszahl (dimensionslos) + Typische Werte von ε : Elektronen Atomkern + resultierende Oberflächenladung (schwächt das elektrische Feld ab!) Metalle schirmen elektrische Felder komplett ab! Atom im elektrischen Feld r E Elektronenwolke verschiebt sich ⇒ Atom bildet Dipol Glas Gummi Wasser 5-10 3 81 (18° C) 148 149 9.2 Ladungstransport Kondensator mit Dielektrikum +Q Feldstärke im Material -Q + + + + + + - E= 1 Q ε 0ε A Zeichen: I Einheit: Ampere [A] 1 [A] = 1 [C/s] Spannung zwischen den Platten damit 1 Q U = Ed = d ε 0ε A d Kapazität: Elektrischer Strom: pro Zeiteinheit transportierte Ladungsmenge 1 [C/s] = 6.24*1018 Elementarladungen pro Sekunde Ladungsträger - in Metallen und Halbleitern: Elektronen - in Elektrolyten: Ionen - in Gasentladungen: Elektronen und Ionen Q A C = = ε ε 0 = ε C0 U d Die Kapazität erhöht sich um die Dielektrizitätszahl des eingebrachten Materials! Für die Spannung bei gegebener Ladung gilt: U= Q Q = C ε C0 Die Spannung erniedrigt sich um ε ! Die Ladungsträger unterliegen einer „Reibung“ im Material; ohne äußeres Feld bewegen sie sich (im Mittel) nicht. ⇒ Strom fließt nur zwischen Orten mit unterschiedlichem Potential (d.h. bei angelegter Spannung) Definition: Widerstand R Einheit Ohm [ Ω] Es gilt: I= U R 1 [Ω] = 1 [V / A] Ohm‘sches Gesetz 150 Der fließende Strom ist proportional zur angelegten Spannung und zum reziproken Widerstand. 151 9.2.1 Verschaltung von Widerständen Reihenschaltung: U1 U2 R1 R2 Schaltkreis zum Ohmschen Gesetz: R Widerstand Leitungen Für den gesamten Widerstand der Kette gilt (der Widerstand der Zuleitungen wird vernachlässigt): I - + R ges = R1 + R2 n Spannungsquelle (bei n Widerständen: R ges = ∑ Ri ) i =1 Definition: spezifischer Widerstand ρ Bei angelegter Spannung U fließt der Strom: Einheit [Ωm] I= Für einen homogenen Stab gilt: A R=ρ l A An den Widerständen fällt dabei die Spannung ab: R1 U R1 + R2 R2 U 2 = R2 I = U R1 + R2 U1 = R1 I = l ρ ist materialspezifisch, hängt aber von der Temperatur ab: Metalle: Halbleiter: ρ steigt mit T ρ sinkt mit T U U = R ges R1 + R2 Dabei gilt: U1 + U 2 = U 152 Parallelschaltung: R1 9.2.1 Elektrische Leistung I1 I I R2 153 Bewegt man eine Ladung Q zwischen zwei Orten mit Potentialunterschied U, so verändert sich die potentielle Energie der Ladung um ∆E pot = QU I2 Dieser Energieunterschied muss als Arbeit aufgewendet werden (oder wird freigesetzt). Geschieht dies in der Zeit t, so ergibt sich eine Leistung von 1 1 1 = + Rges R1 R2 hier gilt: (bei n Widerständen: n 1 1 =∑ Rges i =1 Ri P= W QU Q = = U = UI t t t ) Elektrische Leistung ist also Spannung mal Strom! Bei angelegter Spannung U fließt der Strom: I= Einheit Watt [W] U R ges Der Strom teilt sich auf die Widerstände auf (an beiden liegt die gleiche Spannung an): I1 = U R1 I2 = U R2 1 [W] = 1 [J/s] = 1 [VA] Beispiel: die an einen Widerstand angelegt Spannung U führt zu einem Strom I; die Leistung ist hier U U2 P = UI = U = = RI I = RI 2 R R Damit gilt für den Gesamtstrom: I = I1 + I 2 = U U 1 1 1 + =U( + ) =U R1 R 2 R1 R 2 R ges Die Leistung ist quadratisch im fließenden Strom bzw. in der angelegten Spannung! (die Leistung wird als Wärme an den Widerstand abgegeben) 154 155 9.3.1 Erzeugung von Magnetfeldern daraus folgt: • in einer Reihenschaltung wird der Widerstand mit dem Das Magnetfeld ist ein Vektorfeld höchsten Wert am stärksten erwärmt (da alle vom gleichen Strom durchflossen werden) Einheit: • in einer Parallelschaltung wird derjenige mit dem kleinsten Wert am stärksten erwärmt (da an allen die gleiche Spannung anliegt) Stromdurchflossene Leiter erzeugen ein Magnetfeld; dieses übt Kräfte auf andere stromdurchflossene Leiter aus. Dabei gilt: F I F r B antiparallele Ströme stoßen sich ab Es gilt: r B ∫ A Rand (Weg) Fläche A parallele Ströme ziehen sich an F I r j F I 1[T] = 1 [ Vs/m2] Tesla [T] Magnetfelder werden von elektrischen Strömen erzeugt el. Stromdichte 9.3 Elektromagnetismus r r B(r ) µ0 r r r r Bds = µ 0 j dA = µ 0 I ∫ A Das Wegintegral des Magnetfelds auf einem geschlossenen Weg ist gleich dem Integral der elektrische Stromdichte über die eingeschlossene Fläche (dies ergibt den gesamten durch diese Fläche fliessenden elektrischen Strom) : Induktionskonstante µ0 = 4π * 10-7 Vs Am I Zwischen zwei Leitern im Abstand von 1 m, in denen ein Strom von 1 A fließt, wirkt eine Kraft von 2*10-7 N pro 1 m Länge. (dies dient als die eigentliche Definition des Ampere!) Merke: das Magnetfeld ist „rechtshändig“ (in Richtung des Stroms gesehen umkreisen die Magnetfeldvektoren den Strom im Uhrzeigersinn) 156 Ist das Magnetfeld auf dem Weg überall gleich stark und parallel zum Weg ausgerichtet, ist das Wegintegral einfach die Multiplikation mit der Weglänge: ∫ r r Bds = B ds = BL ∫ A Beispiel: 157 Damit ergibt sich: BL = µ 0 NI ⇒ B = µ0 A gerader langer stromdurchflossener Draht I r B Windungszahl pro Länge Aus Symmetriegründen muss das Magnetfeld tangential auf Kreisen um den Draht liegen. Damit gilt ∫ r r B r r Bds = B 2π r = µ 0 I A ⇒ B= µ0 I 2π r Auf eine bewegte Ladung im Magnetfeld wirkt die Kraft: Im Inneren homogenes B-Feld, aussen Null lange Spule Weg für Integral r r r F = q v×B r B N Windungen auf Länge L ∫ r r Bds = BL ⊗ I ges = NI r B Kreisbahn: Zentripetalkraft = Lorentzkraft r ⊗ v e- A Gesamtstrom durch die vom Weg eingeschlossene Fläche: Lorentz-Kraft Beispiel: Elektron im Magnetfeld Dann gilt: I Strom durch den Draht 9.3.2 Kraftwirkung von Magnetfeldern Das Magnetfeld nimmt mit zunehmenden Abstand zum Draht ab (und zwar umgekehrt proportional: doppelter Abstand heisst halbes Magnetfeld). Beispiel: Magnetfeld in einer langen Spule N I L ⊗ r F r ⊗ ⇒ v2 m = evB r mv Bahnradius r= eB 158 Ströme sind bewegte Ladungen ⇒ auf stromdurchflossene Leiter im B-Feld wirken Kräfte r B I ⊗ r F L ⊗ ⊗ ⊗ Strom: Q I= t Bewegen sich die Ladungsträger mit Geschwindigkeit v durch den Leiter, durchlaufen sie die Länge L in der Zeit t=L/v F r elektrischem Feld e- ⊗ Fr ⊗ r r r E = v×B mit Bewegung im B-Feld „erzeugt“ E-Feld! r E r r r F = LI ×B ⊗ µ I µ L F = LIB = LI 0 = 0 I 2 2π r 2π r I (L=1m, I = 1A, r = 1m ⇒ r ⊗ v r B ⊗ Damit ist die Kraft zwischen zwei parallelen Leitern: F r r r F = −e v × B r r Kraftwirkung wie bei F = −e E Kraft: homogenes B-Feld F = QvB = LIB I r B ⊗ Bewegte Leiterschleife im B-Feld Die Kraft auf den Leiter ist dann: vektoriell: Umgekehrt gilt: Bewegung eines Leiters im Magnetfeld erzeugt einen Strom im Leiter ⇒ Q Q Qv I= = = t L/v L Damit gilt: 159 F = 2*10-7 N ) ⊗ r v ⊗ erzeugtes E-Feld ist überall gleich groß ⇒ der Potentialunterschied über die Leiterschleife ist Null inhomogenes B-Feld r B ⊗ ⊗ ⊗ ⊗ r⊗ ⊗ ⊗ E ⊗ stark ⊗ r v ⊗ schwach das erzeugte E-Feld ist ebenfalls inhomogen ⇒ führt zu Potentialunterschied über die Leiterschleife (Induktion) 160 Bei der Bewegung im inhomogenen Magnetfeld verändert sich der magnetische Fluß durch die Schleife. Je inhomogener das B-Feld, desto höher die induzierte Spannung, desto höher aber auch die Änderung des Magnetfeldflusses durch die Schleife. Allgemein: die in einer Leiterschleife induzierte Spannung ist proportional zur zeitliche Änderung des Magnetfeldflusses durch die Schleife. U 161 9.3.3 Induktionsgesetz Jede zeitliche Änderung des magnetischen Flusses durch eine Leiterschleife induziert eine Spannung (bei offener Schleife) oder einen Strom (bei geschlossener Schleife) Der induzierte Strom ist so gerichtet, dass das von ihm erzeugte Magnetfeld der Ursache entgegenwirkt. r r r r U = − ∫ Eds = ∫ B& dA A Lenz‘sche Regel A Der magnetische Fluss durch die Leiterschleife kann geändert werden durch: • Änderung des Magnetfelds • Änderung der Fläche der Schleife • Änderung des Winkels zwischen Fläche und Magnetfeld Fläche A Erinnerung: r j Stromdichte Beispiel: Dynamo Der Gesamtstrom durch eine Fläche A ist: I= ∫ r r rr j dA = j A = jA r B A für homogenes r j genauso: r r A r r zeitliche Ableitung: φ& = ∫ B& dA A rotierende Spule (Fläche A, n Windungen) rr BA = BA cos ωt Induzierte Spannung: Magnet U =n rfür r j A magnetischer Fluß durch eine Fläche φ = ∫ BdA Rotation: U(t) nωAB d rr ( BA) = −nBAω sin ωt dt Wechselspannung t − nωAB (Amplitude steigt mit der Frequenz) 162 163 Dividieren der Gleichungen ergibt: 9.3.4 Transformator r B(t ) Durch Spule 1 fließt ein Wechselstrom Spule 2 I1 = I 0 cos ωt U2 ~ U1 Spule 1 und erzeugt ein zeitabhängiges Magnetfeld. Spannungsverhältnis am Transformator U1 n1 = U 2 n2 Aufbau aus zwei Spulen: Das Spannungsverhältnis entspricht dem Verhältnis der Windungszahlen! Eine Wechselspannung kann also mit einem Transformator verstärkt oder abgeschwächt werden! Jetzt mit Anschluss eines Verbrauchers: r B (t ) In Spule 2 induziert dieses Magnetfeld eine Spannung U 2 = n2 d r r BdA = n2φ& ∫ dt A auch in Spule 1 wird eine Spannung induziert (Selbstinduktion): U1 = n1φ& (hier geht der gleiche magnetische Fluß ein; dies gilt, wenn die Spulen gleich groß sind und einen kleinen Abstand haben) Diese Spannung U1 muss aufgebracht werden, um den Strom I1 aufrechtzuerhalten (eine Spule wirkt bei Wechselstrom wie ein Widerstand). Damit gilt für die Spannungen am Transformator: U1 = n1φ& = n1φ0 sin ωt U 2 = n2φ& = n2φ0 sin ωt I2 Spule 2 R Abgesehen von (geringen) Verlusten muss die elektr. Leistung erhalten bleiben: ~ U1 I1 Spule 1 P1 = P2 U1I1 = U 2 I 2 Mit obigem Ergebnis also: I 2 U1 n1 = = I1 U 2 n2 Auch der Strom kann verstärkt oder abgeschwächt werden (und zwar umgekehrt proportional zur Spannung) 164 165 9.3.5 Elektrotechnische Anmerkungen Bemerkung: tatsächlicher Aufbau eines Transformators r B (t ) Im Haushalt: „230 V“ Wechselspannung, 50 Hz U(t) ~ U1 325 V U2 Spule 1 Amplitude: 325 V Spule 2 t -325 V Eisenkern: verstärkt und führt das B-Feld 20 ms Anwendung von Transformatoren: Stromtransport Erzeugt am ohmschen Verbraucher die gleiche Leistung wie eine Gleichspannung von 230 V: I P = UI Leitung mit Widerstand RL Generator P= Verbraucher ∫U (t ) I (t )dt = 0 1 τ τ ∫U 0 cos(ωt ) 0 U0 cos(ωt )dt R 2 U0 1 1 U 0 U eff 2 = cos (ωt )dt = = Rτ0 R 2 R 2 ∫ P2 PV = U L I = RL I 2 = RL 2 U ⇒ Verlust ist umgekehrt proportional zum Quadrat der Spannung; daher ist ein Transport bei hoher Spannung sehr vorteilhaft! 230 V U eff = 1 U 0 = 230V 2 U Kabel: schematisch: 380000 V τ τ τ Verlustleistung in der Leitung: 230 V 1 braun „Phase“ t „Null“ t „Erde“ t blau gelb/grün Transformator Transformator 166 Verbaucher werden mit „Phase“ und „Null“ verbunden; „Erde“ dient ausschließlich zum Schutz! 9.3.6 Wirbelstrom Die Bewegung eines ausgedehnten Leiters in einem inhomogenen Magnetfeld erzeugt Kreiströme Drehstrom: 3 Phasen r B Amplitude: 325 V U(t) 325 V 167 R S T induzierte Ströme r v I t Magnet -325 V max. Differenz: Die Ströme erzeugen Wärme ⇒ bei der Beweung wird Arbeit geleistet ⇒ zwischen Leiter und Magnet wirkt eine „Reibungskraft“ 3 * 325V = 562V U Kabel: braun „Phase R“ t Technisch wird diese Kraft in „Wirbelstrombremsen“ genutzt. „Phase S“ t 9.3.7 Selbstinduktion r Ein zeitabhängiger Strom durch eine B (t ) schwarz schwarz „Phase T“ t blau ~U „Null“ t „Erde“ t Spule erzeugt ein zeitabhängiges Magnetfeld; dieses erzeugt in der Spule eine Gegenspannung U L = nφ& gelb/grün φ ist proportional zum Strom: Drehstrom erlaubt höheren Strom und höhere Spannungen (wichtig für starke Verbraucher)! ( γ hängt von der Spule ab) φ = γI 168 U L = nγ I& = LI& ⇒ L: Induktivität Beispiel: lange Spule Selbstinduktion Einheit: Henry [H] = [Ωs] n l φ = BA = µ0 IA Hier ist 169 UC = weiterhin Q C Q& 1 U& C = = I C C und damit Beides eingesetzt in die Gleichung für die Spannungen: also n U = nφ& = nµ0 AI& = LI& l L = µ0 bzw. 1 I + LI&& = 0 C A 2 n l 9.3.8 Schwingkreis ⇒ Differentialgleichung für die Stromstärke im Schwingkreis 1 I&& = − I LC Schaltung aus Kondensator und Spule L C UC UL In einem geschlossenen Kreis addieren sich alle Teilspannungen zu Null: Vergleich mit harmonischem Oszillator Die Differentialgleichung lautet: &x& = − n ∑U i =1 Hier: UC +U L = 0 und damit auch: U& C + U& L = 0 Es ist U L = LI& und damit U& L = LI&& i =0 und hat die Lösung x(t ) = x0 cos(ωt ) D x m ω= ; D m Für den Schwingkreis lautet die Lösung also I (t ) = I 0 cos(ωt ) ; ω= 1 LC Der Strom oszilliert; die Frequenz ist umso kleiner, je größer L oder C ist! 170 Für die Spannung an der Spule gilt: 171 9.3.9 Elektromagnetische Wellen U L = LI& = LI 0 (−ω sin(ωt )) = U 0 sin(ωt ) Auch die Spannung oszilliert, aber phasenverschoben gegenüber dem Strom: Jedes zeitabhängige Magnetfeld erzeugt ein elektrisches Feld. Genauso erzeugt ein zeitabhängiges elektrisches Feld ein Magetfeld. Herleitung: betrachten einen Kondensator I(t) r B I t E= r B r E A I U(t) Elektrisches Feld im Kondensator: r B t 1 Q ε0 A Zeitliche Ableitung: 1 Q& 1 E& = = I ε0 A ε0 A umgeformt: I = ε 0 AE& τ = 2π LC Ein Schwingkreis ist das elektromagnetische Analogon zum mechanischen harmonischen Oszillator! Annahme: der „Strom“ im Kondensator erzeugt das gleiche Magnetfeld wie der Strom in den Zuleitungen: ∫ r r Bds = µ 0 I = µ 0ε 0 AE& A Damit hat man einen direkten Zusammenhang zwischen dem Magnetfeld und der zeitlichen Änderung des elektrischen Felds. 172 Zusammenfassend: für die elektrischen und magnetischen Felder gilt: ∫ r r Bds = µ 0ε 0 AE& ∫ r r Eds = − AB& A 173 Für beliebig kleine ∆x wird dies: vereinfachte „Maxwell‘sche Gleichungen“ δE δB =− δx δt Analog gilt: A (gilt für homogene Felder und r E r r A ; B r A ) Weitere Vereinfachung der Gleichungen: das E-Feld zeige nur in eine Richtung und variiere senkrecht dazu in seiner Stärke Damit gilt auch δB δE = − µ0ε 0 δx δt δ 2E δ 2B =− 2 δtδx δt δ 2B δ 2E = − µ 0ε 0 δxδt δx 2 Hier gilt für das Ringintegral: r E1 ∫ r l E2 r r Eds = E 2 l − E1l Gleichsetzen ergibt: A = ( E 2 − E1 )l = ∆El Damit lautet die Gleichung ∆x Analog gilt: δ 2E δ 2B = − δtδx δx 2 δ 2B δ 2E = − µ0ε 0 2 δxδt δt ∆El = − AB& Integrationsweg 1 δ 2B δ 2B = δt 2 µ 0ε 0 δx 2 Die Fläche A des Integrationswegs ist gegeben durch: A = ∆xl Damit: ∆El = − ∆xlB& ⇒ ∆E = − B& ∆x und damit: δ 2E 1 δ 2E = δt 2 µ0ε 0 δx 2 (das negative Vorzeichen liegt an der relativen Ausrichtung der Vektoren) 174 Allgemein: Wellengleichung elektromagnetische Wellen 1 δ2 r δ2 r B ( x, t ) = B ( x, t ) µ 0ε 0 δx 2 δt 2 1 δ2 r δ2 r E ( x, t ) = E ( x, t ) µ0ε 0 δx 2 δt 2 Lösung: (für ebene Welle in x-Richtung) r r B ( x, t ) = B0 cos(kx − ωt ) r r E ( x, t ) = E0 cos(kx − ωt ) mit und ω k = Darstellung: 9.3.10 Erzeugung von elektromagnetischen Wellen Erzeugung fast immer durch schwingende Dipole („Antennen“) + r E r E r E ~U r r r r r E0 ⊥ B0 ; E0 , B0 ⊥ c r r E0 = c B0 - r E in großem Abstand fast ebene Wellenfronten λ /2 „Nahfeld“ „abgelöste Wellen: Fernfeld“ Antennen: Abstrahlung (und Empfang) sind optimal, wenn die Antennenlänge der halben Wellenlänge der Strahlung entspricht 1 µ0ε 0 r E r B Elektromagnetische Wellen sind transversal: die elektrischen und magnetischen Feldvektoren stehen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung! Antenne Geschwindigkeit der Welle: c= 175 = 299792458 lopt = m s r c Werte: λ 2 = c 2f f = 250 MHz ⇒ λ=1.2 m, lopt = 0.6 m f = 2400 MHz ⇒ λ=0.125 m, lopt = 6.25 cm (Sender in der Vorlesung) f = 300 kHz ⇒ λ=1000 m, lopt = 500 m (Radio, Mittelwelle) f = 1800 MHz (Handy) ⇒ λ=16.6 cm, lopt = 8.4 cm 176 177 9.3.11 Polarisationsfilter Experimentelle Anmerkung: Von einer Antene erzeugte elektromagnetische Wellen sind „polarisiert“: das E-Feld zeigt nur in eine Richtung (parallel zur Antenne; das B-Feld steht senkrecht dazu) Nachweis des elektrischen Felds einer Welle: Antenne Glimmlampe, zündet bei 90 V r E Polarisationsfilter absorbieren oder reflektieren Wellen abhängig von der E-Feld-Richtung 5 cm Leuchtende Lampe zeigt, dass das elektrische Feld stärker ist als: 90V V E= = 1800 5cm m Beispiel: Metall-Rost Metalloberflächen „schließen E-Felder kurz“; parallel zur Oberfläche ist die E-Feldstärke Null ⇒ el.magn. Wellen werden reflektiert Nachweis des magnetischen Felds einer Welle: Voraussetzung: gute Leitfähigkeit in Richtung des E-Felds Drahtschleife Glühbirne r B Rost d gute Leitfähigkeit in Richtung der Stäbe; keine senkrecht dazu! Die Änderung des magnetische Felds induziert einen Strom in der Schleife; dieser wird durch die leuchtende Birne angezeigt r E Metallstäbe r E E-Feld der Welle: wird reflektiert wird durchgelassen ⇒ hinter dem Polarisationsfilter ist die Welle senkrecht zu den Stäben polarisiert. 178 179 9.3.13 Energietransport durch el.magn. Wellen 9.3.12 Optik mit Radiowellen Metallflächen können als Spiegel eingesetzt werden Energiedichte eines elektromagnetischen Felds: 1 2 ρ E = (ε 0 E 2 + 1 µ0 B2 ) Einheit: [J/m3] Normaler Dipol: Abstrahlung in fast alle Richtungen Dipol mit Reflektor: gerichtete Abstrahlung („Parabolantenne“) Bei einer Welle gilt: ε0E 2 = 1 µ0 B2 (gleicher Anteil der Energie im E- und B-Feld!) rr Reflektion an Ebene: stehende Welle Spiegel E-Feld Welle Überlagerung zwischen einlaufender und auslaufender Welle λ /2 An der Oberfläche ist das Feld immer Null: Schwingungsknoten Vor dem Spiegel treten in regelmässigen Abständen Bereiche auf, wo die Feldstärke Null ist! also ρ E = ε 0 E 2 = ε 0 E0 2 cos 2 (k r ) Räumlich gemittelt: ρE = Damit: 1 1 ε 0 E 2 dV = ε 0 E0 2 VV 2 1 2 ∫ ρ E = ε 0 E0 2 = 1 1 2 B0 2 µ0 Energiedichte einer el.mag. Welle Die Welle bewegt sich mit Geschwindigkeit c; der Energiefluß ist damit: 1 2 φE = cρ E = cε 0 E0 2 = 1 c 2 B0 2 µ0 Einheit: [J/m2s Die von der elektromagnetischen Welle transportierte Energie ist proportional zum Quadrat der Feldstärke! 180 9.3.14 Spektrum elektromagnetischer Wellen Die nachweisbare Strahlung erstreckt sich über mehr als 20 Größenordnungen in der Frequenz! http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Electromagnetic_spectrum_c.svg