Parasitologie und parasitäre Krankheiten

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Leipziger
Blaue Hefte
Forum für tierärztliche Expertise
LBH: Proceedings
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie
und parasitäre Krankheiten“
Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von
Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren
17. - 19. Juni 2009
2
Leipziger Blaue Hefte
Editoren:
Dr. Jörg R. Aschenbach
Prof. Dr. Gotthold Gäbel
Prof. Dr. Arwid Daugschies
Veterinär-Physiologisches Institut Veterinär-Physiologisches Institut Institut für Parasitologie
Universität Leipzig
Universität Leipzig
Universität Leipzig
Zitation dieses Heftes:
LBH: Proceedings Tagung der DVG-Fachgruppe
„Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von
Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren
ISBN: 978-3-86583-377-8
Gasteditoren dieses Heftes:
Dr. Viktor Dyachenko
Dr. Berit Bangoura
Institut für Parasitologie
Universität Leipzig
Redaktionsleitung
Dr. Jörg R. Aschenbach
Veterinär-Physiologisches Institut
Universität Leipzig
An den Tierkliniken 7
04103 Leipzig
Telefon: ++49 (341) 97 38060
Fax:
++49 (341) 97 38097
e-mail: [email protected]
http://www.blaue-hefte.de
Verlag
Leipziger Universitätsverlag GmbH
Druck
MERKUR Druck und Kopierzentrum GmbH
Gestaltung: Dr. Viktor Dyachenko
Dr. Berit Bangoura
Dr. Jörg R. Aschenbach
© Die Autoren der Beiträge
Lfd. Nr.: 5
Editorial
Das Problem der Parasitenbekämpfung ist eigentlich kein solches mehr, sondern kann als gelöst
betrachtet werden. So haben manche Optimisten vielleicht einmal gedacht und daraus gefolgert, dass
man Parasiten in der Lehre und Forschung nicht mehr soviel Raum einräumen muss. Schaut man auf
die Realitäten, so kann dies nur als krasse Fehleinschätzung gelten. Parasiten gehören nach wie vor zu
den häufigen Infektionserregern beim Tier, manche werden eingeschleppt und drohen sich zu
endemisieren. Ein Defizit im Arsenal der antiparasitären Maßnahmen besteht im Bereich der Impfung.
Dies liegt nicht am fehlenden Bemühen, sondern ist in der Komplexität der Immunantwort gegen
Parasiten begründet. Nur wenige wirklich neue Wirkstoffe gelangen als Antiparasitika zur Marktreife, was
unsere Möglichkeiten zur Intervention, insbesondere mit Blick auf Resistenzentwicklungen, deutlich
einschränkt. Innovative und integrative Konzepte sind weiterhin gefragt, um intelligent und effizient
Parasiten bekämpfen zu können. Dazu gehört eine gute Grundlagenforschung mit den modernsten
Werkzeugen, die uns die Wissenschaft heute bietet, ebenso wie ein an der Anwendung orientiertes
Bemühen um konkrete Problemlösung. Die Breite in den Denkweisen und Forschungsansätzen und
Offenheit für neue Erkenntnisse, aus welchem Bereich der parasitologischen Forschung auch immer,
ermöglicht Vernetzungen von Wissen, die für moderne Problemlösung unabdingbar sind. Sie sind die
Stärke der jährlichen Tagungen unserer Fachgruppe und ein Gut, das wir schätzen, pflegen und uns
bewahren sollten.
Leipzig, im Mai 2009
Prof. Dr. Arwid Daugschies
Die Organisatoren bedanken sich herzlich für die großzügig gewährte
Unterstützung dieser Tagung bei:
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Informationen zur Tagung
1
Programmübersicht
2
Tagungsprogramm
3
Posterliste
8
Hauptvortrag 1
13
Abstrakts der Vorträge V1 – V36
18
Hauptvortrag 2
74
Abstrakts der Vorträge V37 – V54
100
Abstrakts der Poster P1 – P17
127
Autorenindex
148
Die satzungsmäßige Aufgabe des Freundeskreises besteht in der
Unterstützung und Beratung der Veterinärmedizinischen Fakultät der
Universität Leipzig in ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit zur Heilung
erkrankter Tiere, zur Bewahrung von Gesundheit und Wohlbefinden der
Tiere sowie zur Sicherung der Gesundheit des Menschen.
Besondere Anliegen sind die Ausbilung der Studierenden, die Fortbildung
der Tierärzte und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Wir wenden uns an Sie mit der Bitte,
durch Ihre Mitgliedschaft die Tätigkeit des Freundeskreises ideell und finanziell zu unterstützen.
http://www.vmf.uni-leipzig.de/ik/wfreundeskreis
Bankverbindung: Konto Nr. 430 670 300, Dresdner Bank AG (BLZ 860 800 00)
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Allgemeine Informationen
Allgemeine Informationen zur Tagung
Die Tagung findet im Vorlesungssaal des Herbert-Gürtler-Hauses (An den Tierklinken 5, 04103 Leipzig)
statt, das Tagungsbüro befindet sich im Seminarraum 1.
Parkplätze:
vor dem Fakultätsgelände, zwischen dem „Kohlrabizirkus“ und Herbert-Gürtler-Haus.
Vorträge:
Vortragsdauer: 10 Minuten, anschließend sind 5 Minuten für die Diskussion vorgesehen.
Technik: Im Tagungsraum stehen ein IBM-kompatibler Rechner und ein Beamer zur Verfügung.
Datenanlieferung: Bitte überspielen Sie Ihre Präsentation bis 09:00 Uhr am Vortragstag auf den
Rechner im Seminarraum 3.
Anbringen der Poster: Die Poster können am 17.06. ab 12.00 Uhr befestigt werden und sollten für die
gesamte Dauer des Kongresses hängen bleiben. Befestigungsmaterial zum Anbringen der Poster wird
im Posterraum zur Verfügung stehen.
1
Allgemeine Informationen
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Programmübersicht
Mittwoch
Uhrzeit
14.00 – 16.00
16.00 – 16.30
16.30 – 18.15
Thema
Begrüßung
Gastreferat: K. Pfister
Vektorenübertragene Erkrankungen I
Kaffeepause
Vektorenübertragene Erkrankungen II
Donnerstag
Uhrzeit
09.00 – 10.30
10.30 – 11.00
11.00 – 12.45
12.45 – 14.00
14.00 – 15.45
15.45 – 16.15
16.15 – 17.30
Thema
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Kaffeepause
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
Mittagspause
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Kaffeepause
Parasitosen bei Geflügel und Schwein
Freitag
Uhrzeit
09.00 – 10.30
10.30 – 11.00
11.00 – 13.00
13.00 – 14.15
14.15 – 16.15
2
Thema
Gastreferat: K. Möhl
Zoonosen I
Kaffeepause
Zoonosen II
Heimtiere & Exoten
Mittagspause
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
Verabschiedung
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Programm
Tagungsprogramm
Mittwoch, 17.06.2009
14.00
Tagungsbeginn
Hörsaal, Herbert-Gürtler-Haus, An den Tierkliniken 5, 04103 Leipzig
14.00-14.15
Eröffnung und Begrüßung
14.15-15.00
H1
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich
verändernden (Um)welt
K. Pfister, B. Beran, P. de Mendonça, P. Beelitz
Vektorenübertragene Erkrankungen
15.00-15.15
V1
15.15-15.30
V2
15.30-15.45
V3
15.45-16.00
V4
16.00-16.30
Large scale monitoring of putative vectors of BTV-8 in Germany
F. J. Conraths, B. Bauer, C. Bauer, H.-J. Bätza, M. Beer, P.-H. Clausen, M.
Geier, J. Gethmann, E. Kiel, G. Liebisch, A. Liebisch, H. Mehlhorn, G. Schaub,
D. Werner, B. Hoffmann
Distribution and abundance of biting midges, the potential vectors of
bluetongue disease, in Switzerland
C. Kaufmann, F. Schaffner, A. Tschuor, A. Mathis
Zur Wirtstierpräferenz von Gnitzen (Culicoides spp.): Bestimmung der
Blutmahlzeiten mittels spezies-spezifischer Primer und Sequenzanalyse
S. Bartsch, B. Bauer, P.-H. Clausen, S. Steuber
Evaluierung gebräuchlicher und neuer Methoden zum Schutz von Bullen
gegen Culicoides spp. und anderen hämatophagen Nematoceren am
Beispiel der Besamungsstation von Schmergow, Brandenburg
B. Bauer, A. Jandowsky, E. Schein, D. Mehlitz, P.-H. Clausen
Kaffeepause
16.30-16.45
V5
16.45-17.00
V6
17.00-17.15
V7
17.15-17.30
V8
17.30-17.45
V9
17.45-18.00
V10
Insektizidbehandelte Netze zur Bekämpfung von tiermedizinisch
bedeutenden Vektorenseuchen
K. M. A. Rohrmann, N. Geerike, P.-H. Clausen, B. Bauer, D. Mehlitz, E. Schein,
R. Mathis, W. Mauer, K. Frenzel, B. Rößler, K. J. Peters
Arthropoden-übertragene Infektionen bei Hunden auf Kap Verde
S. Götsch, M. Leschnik, G. Duscher, J. P. Burgstaller, A. Joachim
Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland
D. Ruffing, F. Marholdt, C. Silaghi, K. Pfister, P. Beelitz
Hirschlausfliegen als Vektor tier- und humanpathogener Erreger?
G. Duscher, M. L. Meli, H. Lutz, A. Joachim
Prävalenz von Anaplasma phagocytophilum und Ko-infektionen mit
Borrelia spp. in Schildzecken (Ixodes ricinus) im Raum Hannover
C. Strube, V. Montenegro, S. Junge, C. Epe, T. Schnieder
Canine Anaplasma phagocytophilum-Infektion: Molekulare
Differenzierung beteiligter Stämme
C. Silaghi, B. Kohn, F. Kunow, D. Galke, L. M. Friche Passos, C. Thiel, I. Nolte,
K. Pfister
3
Programm
18.00-18.15
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
V11
Emergence of Aedes japonicus in Central Europe
F. Schaffner, C. Kaufmann, A. Mathis
Kongressabend (Merial GmbH)
Donnerstag, 18.06.2009
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Comparison of coprological and molecular techniques for the diagnosis
of Anoplocephala perfoliata infection of the horse
I. Chlastáková, E. Vavrouchová, Š. Bodeček, M. Kamler, B. Koudela
Ergebnisse serologischer Untersuchungen im Zusammenhang mit dem
ersten in Deutschland beschriebenen Fall boviner Besnoitiose
G. Schares, W. Basso, H. Wilking, F. J. Conraths, M. Majzoub, A. Rostaher, J.
Selmair, N. S. Gollnick
Ein Ausbruch boviner Besnoitiose in Deutschland: Pathomorphologische
Befunde
M. Majzoub, W. Breuer, N. S. Gollnick, A. Rostaher, G. Schares, W. Hermanns
Evaluation of the FAMACHA© anaemia scoring for detecting Haemonchus
contortus infections in Swiss goat flocks
M. C. Scheuerle, M. Mahling, K. Pfister
Entwicklung eines Milch- und Serum-ELISAs zur Detektion der Infektion
mit Teladorsagia circumcincta bei der Ziege
I. Biedermann, R. Koopmann, G. von Samson-Himmelstjerna, J. Demeler
Identifizierung von stark mit Magen- und Darmwürmern befallenen
erstsömmrigen Kälbern anhand unabhängiger, nicht-invasiver Biomarker
J. Demeler, N. Kleinschmidt, R. H. G. Müller, R. Koopmann, G. von SamsonHimmelstjerna
09.00-09.15
V12
09.15-09.30
V13
09.30-09.45
V14
09.45-10.00
V15
10.00-10.15
V16
10.15-10.30
V17
10.30-11.00
Kaffeepause
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
11.00-11.15
V18
11.15-11.30
V19
11.30-11.45
V20
11.45-12.00
V21
12.00-12.15
V22
4
Untersuchungen von Tankmilchproben mittels ELISA zur Feststellung der
Seroprävalenz des Rinderlungenwurmes im Norden Deutschlands
A.-M. Klewer, C. Strube, A. B. Forbes, T. Schnieder
Nachweis von Parafilaria bovicola in einem Galloway-Zuchtbetrieb in
Bayern
D. Hamel, K. Pfister
Epidemiologische Erhebung des Endoparasitenbefalls bei
Neuweltkameliden im Süddeutschen Raum
C. Schlögl, S. Bork-Mimm, K. Pfister
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pyrantelembonat gegen kleine
Strongyliden bei Pferden in Brandenburg
J. Fischer, B. Hinney, K.-H. Zessin, G. v. Samson-Himmelstjerna, P.-H.
Clausen
Vorkommen und Verbreitung von Insektizidresistenzen bei Fliegen
(Musca domestica L.) in Milchviehbetrieben Brandenburgs
A. Jandowsky, E. Schein, P.-H. Clausen, K. Sievert, B. Bauer
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Programm
Die Rolle von P-Glycoprotein in der Resistenzentwicklung des MagenDarm-Strongyliden Ostertagia ostertagi gegen Albendazol
S. Pachnicke, W. Blackhall, D. Kerboeuf, A. van Zeveren, J. Vercruysse, G. von
Samson-Himmelstjerna
Bekämpfung der Stallkokzidiose durch Eimeria bovis und Eimeria zuernii
beim Kalb mit Toltrazuril unter Feldbedingungen im Vergleich mit
Diclazuril und einer unbehandelten Kontrollgruppe
F. Rödder, H.-C. Mundt, A. Daugschies, H. Mengel
12.15-12.30
V23
12.30-12.45
V24
12.45-14.00
Mittagspause (Intervet Deutschland GmbH)
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Vorkommen von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei
Hunden in Deutschland von September 2007 bis März 2009
D. Barutzki, R. Schaper
Autochthone Infektion mit dem Augenwurm Thelazia callipaeda bei einem
Hund in Süddeutschland
J. Magnis, T. Nauke, P. Deplazes, M. Schnyder
Ektoparasiten bei Hunden und Katzen in Albanien
D. Xhaxhiu, I. Kusi, D. Rapti, M. Visser, M. Knaus, T. Lindner, S. Rehbein
Allopurinol-Therapie bei importierten Hunden mit Leishmaniose in einem
nicht endemischen Gebiet
M. Helm, D. Schaarschmidt, W. Müller, F. Grimm, P. Deplazes
Die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender®
Tabletten für Hunde) gegen immature und mature Nematodeninfektionen
bei Hunden unter Labor- und Feldbedingungen.
G. Altreuther, I. Schröder, A. Schimmel, S. Charles, T. Bach, K. J. Krieger1
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel
Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature
Askaridenstadien (Toxocara canis und Toxascaris leonina) unter
Laborbedingungen
S. Wolken, G. Altreuther, I. Schröder, F. Kraemer, T. Schnieder, K. J. Krieger
Larvizide und adultizide Behandlung von mit Angiostrongylus vasorum
experimentell infizierten Hunden: diagnostischer, klinischer und
pathologischer Verlauf
M. Schnyder, P. Ossent, P. Webster, L. Kohler, J. Heine, P. Deplazes
14.00-14.15
V25
14.15-14.30
V26
14.30-14.45
V27
14.45-15.00
V28
15.00-15.15
V29
15.15-15.30
V30
15.30-15.45
V31
15.45-16.15
Kaffeepause
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
Antigenspezifische Immunantwort gegen Isospora suis – in vitro
V32 Untersuchungen zur Immunologie der Saugferkelkokzidiose
16.15-16.30
H. L. Worliczek, W. Gerner, A. Saalmüller, A. Joachim
Serotypisierung von Toxoplasma gondii-Infektionen bei Hühnern und
Puten mit Hilfe eines Peptid-Mikroarray-Verfahrens
V33
16.30-16.45
P. Maksimov, W. Basso, A. Beckert, B. Bangoura, J. Zerweck, M. Schutkowski,
F. J. Conraths, G. Schares
5
Programm
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
16.45-17.00
V34
17.00-17.15
V35
17.15-17.30
V36
Einsatz von Kokzidioseimpfstoffen zur Bekämpfung von
Kokzidiostatikaresistenzen
I. Guillot, A. H. Foulmann, U. Löhren
Experimentelle Untersuchungen zur oralen Immunisierung von Puten
gegen Histomonose
D. Liebhart, M. Windisch, M. Hess
Evaluation Of Some Recombinant Anti-Eimeria Tenella-Antibody
Fragments Developed In Feed Pea To Control Chicken Coccidiosis.
R. E. Khalafalla, D. Jahn, V. Dyachenko, A. Daugschies
Kongressabend (Bayer Animal Health GmbH)
Freitag, 19.06.2009
09.00-09.45
H2
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue
Herausforderungen
Katharina Möhl, Karsten Fehlhaber, Martina Ludewig, Ernst Lücker
Zoonosen
09.45-10.00
V37
10.00-10.15
V38
10.15-10.30
V39
10.30-11.00
Kaffeepause
11.00-11.15
V40
11.15-11.30
V41
11.30-11.45
V42
11.45-12.00
V43
6
Überblick über Trichinella-Infektionen bei Haus- und Wildtieren in der
Schweiz
C. F. Frey, M. E. Schuppers, N. Müller, K. Nöckler, A. Marinculić, E. Pozio, M.
P. Ryser-Degiorgis, W. Zimmermann, U. Kihm, B. Gottstein
Toxoplasma gondii: Potenzielle tierische Infektionsquellen in der Schweiz
A. E. Berger-Schoch, C. F. Frey, D. Bernett, D. C. Herrmann, N. Müller, G.
Schares, B. Gottstein
Molekulare Charakterisierung von Toxoplasma gondii–Oozysten in
Deutschland
D. C. Herrmann, N. Pantchev, M. Globokar Vrhovec, D. Barutzki, H. Wilking, F.
J. Conraths, G. Schares
Echinococcose in Litauen
M. Šarkūnas, R. Bružinskaitė, A. Marcinkutė, A. Mathis, P. Deplazes
Epidemiologie der Echinococcose in Kirgistan
I. Ziadinov, B. Mutunova, P. Torgerson, A. Mathis, P. Deplazes
Pseudoskabies beim Menschen durch humanpathogene Grabmilben
(Sarcoptes canis, Sarcoptes bovis und Trixacarus caviae)
W. Beck
Occurrence and molecular characterisation of Cryptosporidium parvum
from European hedgehogs (Erinaceus europaeus).
V. Dyachenko, Y. Kuhnert, S. Gawlowska, M. Etzold, R. Schmaeschke, A.
Daugschies
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Programm
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
Alveoläre Echinokokkose bei einem Rotnackenwallaby (Macropus
rufogriseus)
M. Peters, J. Kilwinski, P. Wohlsein, F. J. Conraths
Enzephalitozoonose: Pathohistologische Veränderungen bei Kaninchen
mit klinischer Manifestation und mit latenter Infektion
J. Csokai, A. Gruber, A. Joachim, F. Künzel
Parasitenbefall bei Reptilien unter dem besonderen Fokus des
Chamäleons
S. Biallas, F. Mutschmann, A. Daugschies
Bemerkungen zum Vorkommen und zur Pathologie von Soricimyxum
fegati (Myxozoa) – einer warmblüterpathogenen Spezies in Deutschland
F. Mutschmann
12.00-12.15
V44
12.15-12.30
V45
12.30-12.45
V46
12.45-13.00
V47
13.00-14.15
Mittagessen (Pfizer GmbH)
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
14.15-14.30
V48
14.30-14.45
V49
14.45-15.00
V50
15.00-15.15
V51
15.15-15.30
V52
15.30-15.45
V53
15.45-16.00
V54
16.00-16.15
Erste in vitro-Isolierung von Besnoitia besnoiti aus einem chronisch
infizierten Rind in Deutschland
G. Schares, W. Basso, M. Majzoub, H. C. E. Cortes, A. Rostaher, J. Selmair,
W. Hermanns, F. J. Conraths, N. S. Gollnick
Untersuchungen zur Wanderfähigkeit infektiöser Ancylostoma caninum
Larven in Gegenwart verschiedener Anthelminthika
C. Welz, S. Streichan, T. Schnieder
Anti-inflammatorische Wirkung als möglicher protektiver Mechanismus
von Vakzinen am Beispiel einer Vakzine gegen den Malaria-Erreger
Plasmodium chabaudi in der Maus
J. Krücken, D. Delić, H. Pauen, A. Wojtalla, M. El-Khadragy, M. A. Dkhil, H.
Mossmann, F. Wunderlich
Charakterisierung der cir Multigenfamilie und ihre Bedeutung für die
Sequestrierung bei Plasmodium chabaudi Malaria-Infektionen in der Maus
P. Ebbinghaus, G. von Samson-Himmelstjerna, J. Krücken
Transkriptionsunterschiede zwischen den präadulten hypobiotischen und
den nicht hypobiotischen L5 des bovinen Rinderlungenwurms
Dictyocaulus viviparus
E.-M. Laabs, C. Strube, T. Schnieder
Überprüfung neuronaler Rezeptoren bei parasitischen Nematoden und
Caenorhabditis elegans auf ihre Beteiligung am Wirkmechanismus des
Anthelminthikums Emodepsid.
S. Miltsch, N. Krüger, J. Krücken, A. Harder, G. von Samson-Himmelstjerna
Cryptosporidium parvum in vitro assay to assess disinfectants efficacy
on coccidian oocysts
M. Shahiduzzaman, V. Dyachenko, R. Schmäschke, A. Daugschies
Verabschiedung
7
Programm
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Posterliste
P1
Nachweis von Toxocara vitulorum in einem Mutterkuh-Betrieb in Bayern
D. Hamel, R. G. Ebner, K. Pfister
P2
Erster autochthoner Fall einer Dirofilaria (Nochtiella) repens Infektion bei einem Hund in
Österreich – ein Fallbericht
M. Löwenstein, E. Spallinger
P3
Prävalenz von Tritrichomonas foetus in Kotproben von Katzen in Deutschland
B. U. Klein, I. Langbein-Detsch, A. Heusinger
P4
Untersuchung zur stadienspezifischen Transkriptionsrate des Latrophilin-ähnlichen
Proteins 2 in Cooperia oncophora
N. Krüger, C. Welz, G. von Samson-Himmelstjerna
P5
Die Metaphylaxe der Saugferkelkokzidiose - Einfluss von Toltrazuril auf hämatologische
Parameter und die Entwicklung von spezifischen Antikörpern bei Isospora suis
Infektionen.
M. Schlepers, B. Ruttkowski, A. Joachim, H. L. Worliczek
P6
Vorkommen von Giardia spp. und Tritrichomonas (T.) foetus bei Katzen im Raum Berlin /
Brandenburg
N. Asisi, D. Hamel, K. Pfister, B. Kohn
P7
Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts sowie Seroprävalenz der
Toxoplasmose bei Katzen in Deutschland (2004–2006)
M. Globokar, N. Pantchev, K. Failing, H. Zahner, C. Bauer
P8
Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei Hunden in
Deutschland (2004–2006)
M. Globokar, N. Pantchev, K. Failing, H. Zahner, C. Bauer
P9
Komplette Entwicklung von Isospora suis in der Zellkultur
B. Ruttkowski, R. Peschke, A. Joachim, H. L. Worliczek
P10
Molecular phylogeny of clonal trichomonad isolates inferred from nuclear small subunit
rRNA gene sequences and ITS-1, 5.8S rRNA and ITS-2 sequences
E. Grabensteiner, I. Bilic, M. Hess
P11
Vektor-übertragene Importerkrankungen bei Hunden aus Südosteuropa
C. Silaghi, D. Hamel, C. Thiel, A. Mihalkov, K. Pfister
P12
Stadienspezifische Expression von sechs Kalziumabhängigen Proteinkinasen von
Cryptosporidium parvum in vitro
M. Etzold, A. Daugschies, V. Dyachenko
8
Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“
Programm
P13
Effects of Curcumin (Diferuloylmethane) on Eimeria tenella Sporozoites in vitro.
R. E. Khalafalla, M. Shahiduzzaman, A. Y. Desouky, U. Müller, V. Dyachenko, A. Daugschies
P14
Einfluss unterschiedlicher Embryonierungsvarianten auf die Entwicklung von
Spulwurmeiern in der Desinfektionsmittelprüfung
F. Stöckel, R. Schmäschke
P15
Synthetische Kieselsäuren versus Getreideschimmelkäfer – eine praktikable
Bekämpfungsoption für die Geflügelhaltung?
H. John, A. Daugschies, R. Schmäschke
P16
Untersuchungen zu Endoparasiten in einem Pferdebestand
J. Keidel
P17
Putenfleisch als Verbraucherrisiko – eine potentielle Toxoplasma gondii-Infektionsquelle
für den Menschen?
B. Zöller, B. Bangoura, S. Pott, M. Köthe, M. Ludewig, R. Straubinger, K. Fehlhaber, A.
Daugschies
9
Wissenschaftliche
Beiträge
Leipzig, 17.-19 Juni 2009
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt
Pfister et al.
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich
verändernden (Um)welt
Kurt Pfister*, Bernadett Beran, Philippe de Mendonça, Pamela Beelitz
Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Veterinärwissenschaftliches Department,
Ludwig-Maximilians-Universität München, Leopoldstr. 5, 80802 München
* [email protected]
Einleitung und Ziel der Arbeit
Verschiedene Indizien und objektivierbare Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich in letzter Zeit im
epidemiologischen Verhaltensmuster diverser Arthropoden und dadurch übertragener Infektionserreger
gewisse Veränderungen manifestieren. Diese äußern sich in erster Linie durch vermehrt beobachtetes,
bzw. wahrgenommenes Auftreten und eine sich kontinuierlich ausdehnende Verbreitung diverser
Erreger. Beispielhaft dazu kann für europäischen Regionen das Aufkommen des Zeckenbefalls und der
dadurch übertragenen FSME- und Borrelien - Infektionen genannt werden (Randolph 2004).
Auf europäischer Ebene läuft im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogramms FP6 seit 2004 das
Forschungsprojekt EDEN (www.eden-fp6project.net) mit dem Ziel, epidemiologische Charakteristika und
Risikofaktoren für verschiedene „Emerging Diseases“ im Lichte der sich verändernden
Umweltbedingungen zu erfassen und dadurch für entsprechende Prophylaxemaßnahmen verfügbar zu
machen. 49 wissenschaftliche Gruppen aus 24 Ländern aus dem EU-Raum und den angrenzenden
mediterranen Ländern beschäftigen sich mit oberster Priorität mit Fragen zur Epidemiologie und den
Interaktionen zwischen Wirt-Erreger-Umwelt. Die bearbeiteten Themenbereiche umfassen u. a. die
Leishmaniose, Zecken-übertragenen Erreger, Malaria, West - Nile Virus, u. a.
Das Ziel der vorliegenden Präsentation besteht deshalb im Wesentlichen darin, in Anlehnung an das
EDEN – Projekt einige derzeit besonders relevante Arthropoden und dadurch übertragene Erreger von
„Emerging Diseases kurz mit Bezug auf die sich verändernde Umwelt, die Globalisierung und die
Klimaveränderung zu beleuchten und kritisch wissenschaftlich, bzw. in veterinärmedizinischer Hinsicht
zu interpretieren
Einige Vektoren und Erreger
Phlebotomus spp und Leishmaniose in Deutschland
In erster Linie aufgrund von tierschützerischen und emotionellen Motiven werden jährlich viele Hunde
aus mediterranen und anderen Regionen mit endemischem Vorkommen von Leishmaniose nach
Deutschland importiert. Im Weiteren gibt es heutzutage eine beträchtliche Zahl von Hunden, die ihre
Besitzer in den Urlaub und/oder auf Reisen in Gebiete begleiten, welche ein erhöhtes Infektionspotential
für die Leishmaniose aufweisen.
Seit ein paar Jahren wird in Deutschland in zunehmendem Maße über das autochthone Vorkommen der
Leishmaniose bei Tieren berichtet, selbst aus der Humanmedizin wurde ein Fall als autochthone
Leishmaniose dokumentiert. Die für eine mögliche Übertragung im Vordergrund stehenden und
entsprechend benannten Gebiete umfassen die westlichen Teile Baden-Württembergs, das Saarland
und diverse Regionen im Rheinland und Nordrhein-Westfalen (Gothe 1991, Bogdan et al. 2001, Naucke
und Schmitt 2004). Die Interpretation „autochthones Vorkommen“ der Fälle beim Hund stützt sich in der
Regel zusätzlich zur Diagnosestellung auf die Aussage der Besitzer, dass die betroffenen Tiere
Deutschland nie verlassen haben. Im Wissen um die sehr lange und stark variierende Inkubationszeit
von Leishmania spp. einerseits und die intrauterine Übertragungsmöglichkeit andererseits, ist solchen
13
Pfister et al.
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt
Aussagen ganz besonders zurückhaltend und kritisch zu begegnen: Weitergehende eigene
Untersuchungen bei einzelnen als autochthon klassierten Leishmaniose - Fällen haben die genaue
Herkunft der Infektionen nicht eruieren lassen, bzw. blieben anamnestisch unklar (eig. Beobachtungen).
Teilweise waren die diagnostischen Abklärungen nicht nachvollziehbar. Darüber hinaus blieb die gezielte
Suche nach Vektoren in den entsprechenden Aufenthaltsorten, bzw. untersuchten Gebieten erfolglos, d.
h. es konnten mittels adäquater spezifischer Fallen (CDC miniature light trap, John W. Hock Comany,
Fainesville, Florida, USA) keine für die Übertragung von Leishmaniose kompetenten Vektoren
nachgewiesen werden.
Im Hinblick auf eine verbesserte Einschätzung und Bewertung der Kontaminationsgefahr für die
Leishmaniose wurden in den beiden Sommerperioden 2007/08 in Gebieten mit geothermisch adäquaten
Bedingungen für das Vorkommen von Phlebotomen großflächig Insektenfallen aufgestellt (Beran 2009 –
Poster „Ausbreitung von Sandmücken in Südwestdeutschland und in Norditalien) und die gefangenen
Insekten differenziert (Tabelle 1).
Tabelle 1: Fangzahlen von Insekten in verschiedenen Gebieten Süd- und Westdeutschlands.
Nr.
Ort
Standort der Falle
Anzahl gefangener
Psychodidae
Bayern
1
Oberwiesenfeld
Bauernhof
städtisch
1612
2
Riem
Tierstall
Stadtrand
1423
3
Schwabing
Pferdestall
städtisch
1097
4
Hummersberg
Pferdestall
ländlich
318
5
Eckhof
Pferdestall
ländlich
504
Baden-Württemberg
6
Unterreitnau
Bauernhof
ländlich
1361
7
Schnetzenhausen
Bauernhof
ländlich
842
8
Laubegg
Bauernhof
ländlich
623
9
Weitenau
Bauernhof
ländlich
481
10
Welmlingen
Bauernhof
Dorfrand
256
11
Schliengen
Bauernhof
ländlich
413
12
Heuweiler
Bauernhof
ländlich
276
Saarland
13
Fürth
Bauernhof
ländlich
684
14
Hangard
Bauernhof
ländlich
722
15
Velsen
Bauernhof
ländlich
1937
∑ = 12,549
Es konnten zu keinem Zeitpunkt in keiner der untersuchten Regionen Phlebotomen nachgewiesen
werden. Auch wenn dieser Befund keine abschließenden Folgerungen zulässt, ist immerhin
naheliegend, daraus zu schließen, dass sich bislang selbst in den in gewissen Berichten bereits als
endemisch dargestellten Gebieten keine relevanten Phlebotomen - Populationen entwickelt, bzw.
aufgebaut haben. Hingegen ist eine weitergehende Interpretation dieser Befunde dahingehend erlaubt,
als dass es wissenschaftlich kaum angebracht ist, die oben genannten Gebiete deshalb bereits als für
eine Übertragung gefährliche Gebiete zu bezeichnen. Diese Interpretation wird weiter gestützt durch die
Tatsache, dass die Prävalenz von Leishmania spp in endemischen Gebieten zwar sehr variabel, aber
mit Werten von bis zu 10.5 % (P. perniciosus) in Südsardinien (Bettini et al. 1986) relativ hoch liegt. Ob
unter derartigen epidemiologischen Bedingungen die Voraussetzungen für eine Endemisierung in
unseren Regionen vorhanden sind, bzw. ob das Potential für eine Endemisierung derzeit bei uns
14
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt
Pfister et al.
überhaupt gegeben ist, kann nicht abschließend beantwortet werden, scheint aber doch sehr fragwürdig
und eher unwahrscheinlich. Dazu kommt, dass aufgrund der klimatischen Bedingungen die Aktivität der
Sandmücken, bzw. eine Übertragung in unseren süd-westdeutschen Regionen nur während sehr kurzer
Zeit überhaupt möglich ist (Schmitt 2002).
Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Tatsache, dass infolge der auftretenden klinischen
Erscheinungen die große Mehrzahl der importierten, Leishmaniose - positiven Hunde auch therapiert
wird (Bidoli, persönl. Mitteilung), was zusätzlich zur Verringerung des Übertragungspotentials führt, bzw.
führen kann. Ebenso gilt es zu beachten, dass die Prävalenz der Leishmaniose bei den Hunden in
endemischen Gebieten zwischen 12 und > 20% liegt, was in unserer deutschen Hundepopulation derzeit
sicherlich nie zutrifft.
Zecken und Zecken - übertragene Infektionen
In vielen Gebieten Westeuropas wird heutzutage eine Zunahme der I. ricinus Zeckenpopulationen
beobachtet. Für gewisse Regionen Europas gibt es Anhaltspunkte wonach die Zunahme der Zeckenzahl
mit einem vermehrten Aufkommen von Wildwiederkäuern korreliert, da letztere als Wirtstiere sicherlich
eine wichtige Rolle spielen (Beugnet 2008). Beobachtungen in Deutschland vermögen dies allerdings
derzeit nicht zu bestätigen (de Mendonca, persönl. Mitteilung). Sehr eindeutig ist die Zunahme von
FSME- und Borreliose - Erkrankungen in verschiedenen Regionen Ost- und Mitteleuropas (Randolph
2004).
In diesem Rahmen werden beispielhaft für I. ricinus die FSME – Infektionen und für die Dermacentor
reticulatus Zecke die Hundebabesiose kurz unter dem Gesichtspunkt der veränderten
Umweltbedingungen beleuchtet.
FSME – Infektionen
Im Rahmen des EDEN-Projektes werden u. a. die Prävalenzen und die räumliche Entwicklungen des
FSME - Vorkommens in den letzten 40 Jahren im Baltikum – bekannt als endemisches Gebiet eingehender untersucht. Eine statistische, auf Befragungen basierte Analyse zur markanten Zunahme
der FSME – Inzidenz beim Menschen hat ergeben, dass verschiedene Faktoren dafür in Frage kommen.
Unter anderem wurden Korrelationen mit den Parametern „Armut“ (r2 = 0.57) und „Ausgaben für
Nahrung“ (r2 = 0.71), etc. festgestellt (Randolph 2008; Sumilo et al. 2007; 2008). Weitergehende
Analysen dieser Befunde haben dann ergeben, dass die Zunahme der FSME – Fälle beim Menschen in
diesen Ländern u. a. auf eine vermehrte Pilzsammelaktivität zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung in
wirtschaftlich weniger begüterten Gesellschaftsklassen zurückzuführen ist (Sumilo et al. 2008). Da
zugleich eine zeitliche Korrelation mit den durch den politischen Systemwechsel bedingten
landwirtschaftlichen Veränderungen besteht, zeigt diese Analyse, wie oft voreilige Schlüsse bezüglich
Klima gezogen werden, ohne dass irgendwelche Beweise für Klima-bedingte Veränderungen
nachweisbar sind.
Hundebabesiose
Zu vielen Diskussionen, Mutmaßungen und teilweise fragwürdigen veterinärmedizinischen
Interventionen gibt derzeit das Vorkommen und die Verbreitung von Dermacentor reticulatus, bzw.
Babesia canis in Deutschland Anlass (Barutzki et al. 2007). Die ersten Beschreibungen über das
Vorkommen von D. reticulatus in Deutschland datieren von 1924 (Vogel 1924). Auffallend ist, dass diese
Zeckenspezies in den letzten Jahren in gewissen Gegenden Deutschlands deutlich vermehrt beobachtet
wird. Obwohl keine entsprechenden Vergleichsuntersuchungen vorliegen, darf angenommen werden,
dass sich diese Zeckenpopulationen lokal aufrecht erhalten und fortwährend weiter entwickelt haben,
möglicherweise jedoch während längerer Zeit über andere Wirtstiere. Der Nachweis von autochthonen
Fällen von Hundebabesiose in der Gegend von Berlin (Heile et al. 2006) zeigt, dass die in den jeweiligen
15
Pfister et al.
Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt
Gebieten vorhandenen D. reticulatus Zecken bei entsprechendem Eintrag von B. canis ohne weiteres in
der Lage sind, die Babesien - Infektion zu propagieren und damit ein Infektionspotential für die
entsprechend exponierte Hundepopulation darzustellen. Untersuchungen in der Region Leipzig haben
ergeben, dass lokal ebenfalls beachtliche D. reticulatus – Populationen vorhanden sind (Hamel und
Silaghi, persönl. Mitteilung). Aufgrund der verfügbaren Informationen dürfte in all diesen Gebieten die
veränderte Landschaft, bzw. landwirtschaftliche Nutzung zu einer die Zeckenpopulationen fördernden
Veränderung der Zeckenhabitate geführt haben.
Im Saarland ist in den letzten Jahren ebenfalls eine deutliche Zunahme der autochthonen
Hundebabesiose feststellbar (Mandl et al. 2008). Untersuchungen im Rahmen einer Doktorarbeit zeigen,
dass lokal teilweise beträchtliche D. reticulatus - Populationen vorkommen. Die molekularbiologische
Analyse der mit der Flaggen-Methode in entsprechenden Gegenden gesammelten Zecken ergibt in den
untersuchten Zecken Prävalenzen von B. canis von bis zu 3,9% (Ruffing et al. 2009). Bedingt durch die
geografische Nähe zur B. canis–endemischen französischen Nachbarschaft sind diese Werte nicht
weiter erstaunlich. Es dürfte sich hier und in den weiter nördlich gelegenen Regionen von RheinlandPfalz vermutlich um die Folgen einer aufgrund ähnlicher Zeckenhabitate wie im benachbarten, als
endemisch bekannten französischen Staatsgebiet, räumlich-geografisch langsam fortschreitenden
Infektion handeln.
Diese Beispiele machen deutlich, dass heutzutage vereinzelte Arthropoden und Arthropoden übertragene Erreger in unseren Breitengraden eine vergleichsweise deutliche Ausbreitungstendenz
zeigen. Die Gründe sind jedoch vielfältiger Natur und ganz besonders auch auf die in neuester Zeit stark
veränderte Land- und Landschaftsnutzung, bzw. die extensivere landwirtschaftliche Nutzung
zurückzuführen. Keine Anhaltspunkte ließen sich objektivieren für das Bestehen einer
Übertragungskompetenz in Deutschland für die Leishmaniose. Daher ist derzeit in Deutschland nicht von
einer erhöhten Gefahr für die Übertragung von autochthoner Leishmaniose zu rechnen. Hingegen ist
unbestritten, dass in Regionen mit autochthonem Vorkommen von D. reticulatus Zecken nach einem
entsprechenden externen Eintrag ein Babesioseherd entstehen und sich auch aufrechterhalten kann.
Literatur:
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Ruffing D, Marholdt F, Silaghi C, Pfister K, Beelitz P (2009): Zur Verbreitung und
Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im
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Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren“, 17.-19.06.2009
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17
V1
Vektorenübertragene Erkrankungen
Large scale monitoring of putative vectors of BTV-8 in Germany
Conraths, Franz J.*1, Bauer, Burkhard2, Bauer, Christian3, Bätza, H.-J.4, Beer, Martin1,
Clausen, Peter-Henning2, Geier, Martin5, Gethmann, Jörn1, Kiel, Ellen6, Liebisch,
Gabriele7, Liebisch, Arndt7, Mehlhorn, Heinz8, Schaub, Günter9, Werner, Doreen10,
Hoffmann, Bernd1
1Friedrich-Loeffler-Institut,
Insel Riems & Wusterhausen; 2Freie Universität Berlin; 3Justus-LiebigUniversität Gießen; 4Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Bonn;
5Universität Regensburg; 6Universität Oldenburg;
7Zecklab, Burgwedel; 8Universität Düsseldorf;
9Universität Bochum; 10Leibniz-Center for Agricultural Landscape Research, Müncheberg
*[email protected]
Culicoides spp. were monitored between April 2007 and May 2008 to identify the vectors of bluetongue
disease virus (BTV) in Germany.
Materials & Methods: Biting midges were caught using blacklight traps, identified to species group and
tested for BTV genome by RT-PCR.
Results: Culicoides spp. were detected over the entire monitoring period, although at low densities
during winter months. High numbers (> 50,000) of biting midges were caught between May and
November with a maximum in October 2007. In 585 (2.4%) out of 24,513 batches of biting midges BTV
genome was detected. All BTV-positive pools of biting midges were shown to be infected with BTV
serotype 8. Almost all batches with high BTV genome load (n=43) were classified as C. obsoletus group,
indicating a prominent role for species of this group as vectors of BTV.
Conclusions: Molecular characterization of positive pools suggests C. obsoletus sensu stricto as a
relevant vector for BTV-8 transmission in Germany.
18
Vektorenübertragene Erkrankungen
V2
Distribution and abundance of biting midges, the potential vectors of
bluetongue disease, in Switzerland
Christian Kaufmann1, Francis Schaffner1, Andreas Tschuor2, Alexander Mathis*1
1Institute
of Parasitology; 2Department of Farm Animals, University of Zürich (Switzerland)
*[email protected]
Biting midges (Culicoides spp.) are tiny flies which, in Northern and Central Europe, used to be
perceived as nuisance pests and as causative agents of allergic dermatitis particularly of horses.
However, indigenous species proved to be highly efficient vectors for the recently introduced bluetongue
virus serotype 8 (BTV-8). The aims of this project are to determine the distribution, abundance, and
activity patterns of biting midges occurring in Switzerland (Kaufmann et al., 2009; Tschuor et al., 2009).
Material and Methods: Insects were caught with UV-light traps once weekly at stations representing the
12 climatic regions of Switzerland throughout the whole year. In addition, catches were done at 5
stations in an alpine region of Switzerland at altitudes between 1300 and 2000 meters above sea level
from the end of June to the end of October 2008. Midges were grouped under the stereomicroscope into
Obsoletus complex, Pulicaris complex or other Culicoides spp.
Results: Midges were caught at all stations, albeit in very different numbers. The highest monthly
average was 10‘000 midges per night (Dittingen/BL); the third highest average was recorded for the
highest station (Juf/GR, 2130 m). At stations below 1500 m, midges of the Obsoletus complex (98% in
Dittingen) were predominant which in Central Europe are most likely considered to be responsible for the
transmission of BTV. With increasing altitude, midges of the Pulicaris complex prevailed (91% in Juf).
Catches on two neighbouring alps of similar altitude (approx. 2000 m) varied considerably.
Conclusions: Most likely there are no midges-free zones in all of the agriculturally utilized areas
(including the alpine summer pastures) of Switzerland, but the vector competence regarding BTV of the
various midges needs to be urgently clarified.
This work is supported by the Swiss Federal Veterinary Office (BVET).
References:
1. Kaufmann, C., F. Schaffner, A. Mathis (2009): Monitoring von Gnitzen (Culicoides spp.), den
potentiellen Vektoren des Blauzungenkrankheitsvirus‘, in den 12 Klimaregionen der Schweiz. Schweiz
Arch Tierheilkd (in press).
2. Tschuor, A.C., C. Kaufmann, F. Schaffner, A. Mathis (2009): Vorkommen von Gnitzen (Culicoides
spp.) auf drei Höhenstufen in einer alpinen Region der Schweiz. Schweiz Arch Tierheilkd (in press).
19
V3
Vektorenübertragene Erkrankungen
Zur Wirtstierpräferenz von Gnitzen (Culicoides spp.): Bestimmung der
Blutmahlzeiten mittels spezies-spezifischer Primer und Sequenzanalyse
Stefanie Bartsch*1, Burkhard Bauer1, Peter-Henning Clausen1, Stephan Steuber2
Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin;
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Berlin
1
2
Bundesamt für
*[email protected]
Heimische Gnitzen gelten als potentielle Vektoren der Blauzungenkrankheit in Deutschland. Als Beitrag
zur Aufklärung der Epidemiologie sollte mittels spezies-spezifischer Primer sowie Barcoding die
Wirtstierpräferenz dieser Gnitzen ermittelt werden.
Material & Methoden: Die Probennahme erfolgte mittels BioGents® Sentinel UV-Lichtfallen auf
ausgewählten Höfen mit (1) Rindern, Pferden, Schweinen und Schafen (Seedorf, Brandenburg), (2) mit
Rindern, Schafen, Mufflons, Rot- und Damwild (Paulinenaue, Brandenburg) sowie (3) auf einem Hof mit
reiner Rinderhaltung (Rethem, Niedersachsen). Gefangene Gnitzen wurden zunächst im Labor den
Komplexen C. obsoletus und C. pulicaris zugeordnet, um nachfolgend die DNS aus frisch gesogenen
Weibchen zu extrahieren. Danach wurden die Proben mit Hilfe von universellen Cytochrom b (Cyt b)
Primern auf Blutmahlzeiten von Vertebraten überprüft und anschließend Cyt b positive Proben mit
spezies-spezifischen Primern auf verschiedene Wirtstiere untersucht. Cyt b positive Proben, die nicht
zugeordnet werden konnten, wurden sequenziert und über einen Abgleich mit der Genbank (BarcodeAlignment) identifiziert.
Ergebnisse: Von den insgesamt 232 untersuchten Proben testeten 163 (70,3 %) positiv auf
Wirbeltierblut. Durch weitere Untersuchungen mit spezies-spezifischen Primern und Sequenzanalyse
konnten folgende Tierarten als Wirtstiere nachgewiesen werden: Rind 98 Proben (60,1 %), Pferd 4
Proben (2,5 %), Schwein 11 Proben (6,8 %), Rotwild 3 Proben (1,8 %), Schaf eine Probe (0,6 %). Drei
Proben enthielten sowohl DNS von Rot- als auch von Damwild (1,8 %). Als zusätzliche Wirtstierspezies
von C. obsoletus und C. pulicaris konnte nur noch der Mensch in 40 Proben (24,5 %) durch
Sequenzanalyse nachgewiesen werden. Lediglich drei Proben (1,8 %) konnten bisher nicht identifiziert
werden.
Schlussfolgerungen: Bei Gnitzen der beiden untersuchten Komplexe konnte trotz des sehr geringen
Volumens der Blutmahlzeit (0,1 – 1 µg) die Wirtstierart durch spezies-spezifische Primer identifiziert
werden.
Die meisten Proben stammten von Rindern, nur wenige konnten, obwohl in unmittelbarer Nähe
vorhanden, anderen Tierarten zugeordnet werden. Dies mag an einer hohen olfaktorischen Attraktivität,
spärlicher Behaarung, der Körpergröße und dem vergleichbar geringen Abwehrverhalten von Rindern
liegen. Überraschender Weise wurde in unserer Studie auf Höfen mit Schafhaltung kein Schaf als
Wirtstier nachgewiesen. Dies könnte mit dem dichten Wollvlies der Tiere sowie der vergleichbar
geringeren Emission von CO2, Aceton und Phenolverbindungen erklärt werden. An Pferden und
Schweinen wurde ebenfalls Blut aufgenommen, allerdings zu einem deutlich geringeren Anteil. DNS von
Wildtieren konnte, obwohl sie in großer Anzahl in Paulinenaue gehalten wurden, nur in wenigen Proben
nachgewiesen werden.
Unter dem Vorbehalt des begrenzten Probenumfanges in dieser Studie kann geschlossen werden, dass
Nutztiere, - allen voran das Rind - bevorzugt als Wirtstiere fungieren. Neben dem Rind war bei
extensiver Haltung (Paulinenaue) vor allem der Mensch ein weiterer wichtiger Wirt.
20
Vektorenübertragene Erkrankungen
V3
Literatur:
1. Bartsch S, Bauer B, Wiemann A, Clausen P-H, Steuber S (2009): Feeding patterns of biting midges
of the Culicoides obsoletus and Culicoides pulicaris groups on selected farms in Brandenburg, Germany.
Parasitol Res (im Druck).
21
V4
Vektorenübertragene Erkrankungen
Evaluierung gebräuchlicher und neuer Methoden zum Schutz von Bullen
gegen Culicoides spp. und anderen hämatophagen Nematoceren am
Beispiel der Besamungsstation von Schmergow, Brandenburg
Burkhard Bauer*, Anabell Jandowsky, Eberhard Schein, Dieter Mehlitz, PeterHenning Clausen
Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin
*[email protected]
In Europa sind palaearktische Gnitzen der Gattung Culicoides die wichtigsten Überträger des Virus der
Blauzungenkrankheit (BTD). Die zurzeit durchgeführte Impfung schützt Hauswiederkäuer gegen die
Übertragung von BTV- 8; gegen mögliche weitere Serotypen müssen aber zusätzliche spezifische
Impfstoffe entwickelt werden. Neben der Vakzination ist daher die Entwicklung wirkungsvoller Methoden
zur Vektorenbekämpfung notwendig, um eine Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Ein
zurzeit häufig angewandtes und empfohlenes Verfahren besteht in der Behandlung gefährdeter
Tierbestände mit Insektiziden (Pyrethroiden) zur Bekämpfung von Culicoides und anderen hämophagen
Dipteren.
Material & Methoden: Auf der Besamungsstation in Schmergow (Rinderproduktion Berlin Brandenburg
GmbH, RBB) sollten wertvolle Zuchtbullen durch regelmäßige, sechswöchige Behandlungen mit 30mL
0.75igem Deltamethrin „pour on“ (Butox pour on®, Intervet) und dem einmaligen Einzug einer
Permethrin-haltigen Ohrmarke (Auriplak®, Virbacen) gegen Stiche von Gnitzen geschützt werden.
Zusätzlich kamen erstmals insektizidhaltige (100mg Deltamethrin/m2), 1,80 m hohe Netzzäune (25
Maschen/cm2)1,2 zum Einsatz, die den größten Teil der Anlage umgaben. Zur Bewertung der
Kontrollmaßnahmen wurden von Juli bis einschließlich Dezember 2007 Culicoides und andere
hämatophage Nematoceren mit zwei im Stallbereich aufgestellten UV-Lichtfallen (BioGents® Sentinel
traps) gefangen. Die Fallen waren jeweils von der Abenddämmerung bis zum nächsten Morgen aktiviert.
Bei der anschließenden Leerung wurden alle Insekten gezählt, bestimmt und Komplexen (Culicoides)
oder Gattungen zugeordnet. Der Zustand jedes Insekts – gesogen oder nüchtern – wurde mit Hilfe einer
Stereolupe beurteilt.
Ergebnisse: Trotz aller eingesetzten Kontrollmaßnahmen (Permethrin-haltige Ohrmarken, insgesamt 9
Behandlungen mit Deltamethrin) gab es keine deutliche und nachhaltige Reduktion von Culicoides und
anderen hämatophagen Nematoceren. Anfänglich wurde nach Ausbringung des insektizidbehandelten
Netzes ein deutlicher Rückgang der Fänge auf unter 500 Gnitzen pro Nacht beobachtet, der sich
allerdings nur als vorübergehend erwies. In den folgenden Tagen konnten bei günstigen
Wetterbedingungen wieder mehrere tausend Exemplare gefangen werden. Generell überwogen die
Gnitzen aus dem Pulicaris-Komplex (56.920). Gnitzen vom Obsoletus-Komplex bildeten nur 6% der
Fänge. Auch führten die Behandlungen nicht zum angestrebten Schutz der Bullen gegen Stiche von
Culicoides: trotz regelmäßiger Anwendungen von Pyrethroiden waren von den Gnitzen aus dem
Obsoletus- oder dem Pulicaris-Komplex 35,3% bzw. 9,0% vollgesogen. Bei den gefangenen Aedes bzw.
Anopheles spp. hatten jeweils mehr als 50% der Individuen Blut aufgenommen.
Schlußfolgerungen: Die Behandlung mit Pyrethroiden hat eine Blutaufnahme der Zielinsekten nicht
verhindert. Damit könnte es selbst bei behandelten Tieren zur Übertragung von BT kommen.
Insektizidbehandelte Moskitonetze wurden bereits erfolgreich zur Bekämpfung human- und
22
Vektorenübertragene Erkrankungen
V4
veterinärmedizinisch relevanter Vektoren eingesetzt1,2. Derzeit wird die Verwendung
insektizidbehandelter Netze zur Bekämpfung von Culicoides in einem vom BMELV finanzierten Projekt
erprobt. Erste Laborversuche ergaben vielversprechende Ergebnisse, müssen aber in weiteren
Feldversuchen bestätigt werden. Die Annahme, dass Gnitzen generell ein vorzugsweise exophiles und
exophages Verhalten haben, hat sich bei diesen Untersuchungen nicht bestätigt. In außerhalb der
Stallungen aufgestellten Fallen wurden deutlich weniger Gnitzen gefangen. Vor diesem Hintergrund
kann auch das Aufstallen besonders wertvoller Tiere keinen wirksamen Schutz gegen die Übertragung
von Blauzunge darstellen, es sei denn die Stallungen wären durch Netze geschützt. Auf die Gefahr einer
Resistenzentwicklung durch regelmäßigen Insektizid-Einsatz bei proliferativen Schadinsekten wird
ausdrücklich hingewiesen.
Literatur:
1. Bauer B, Gitau D, Oloo FP, Karanja SM (2006): Evaluation of a preliminary trial to protect zero-grazed dairy
cattle with insecticide-treated mosquito netting in Western Kenya. Trop Anim Health Prod. 38: 29-34.
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of insecticide-treated nets to protect cattle against insects of veterinary and medical importance. BNI Report
04/05: 86-87.
Die Studie wurde finanziell durch die Rinderproduktion Berlin Brandenburg GmbH (RBB) unterstützt.
23
V5
Vektorenübertragene Erkrankungen
Insektizidbehandelte Netze zur Bekämpfung von tiermedizinisch
bedeutenden Vektorenseuchen
Karen M.A. Rohrmann*1 , Nicol Geerike1, Peter-H. Clausen*1 , Burkhard Bauer1 , Dieter
Mehlitz1, Eberhard Schein1 , Raymond Mathis2 , Werner Mauer2 , Klaus Frenzel3 ,
Birgit Rößler4 , Kurt J. Peters4
1Institut
für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Cognis Deutschland
GmbH, Monheim;
3Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.; 4Institut für Nutztierwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin
*[email protected]
Bluetongue, die ursprünglich aus Afrika kommende Virusinfektion der Wiederkäuer, trat nach einer
schnellen Verbreitung über den Mittelmeerraum im Jahre 2006 erstmal auch in Deutschland auf. Das
ubiquitäre Vorkommen effizienter Virusüberträger (Gnitzen, Culicoides spp.), in der Tendenz
ansteigende Temperaturen, insbesondere milde Winter, begünstigen das Überleben von Gnitzen und
erhöhen somit das Übertragungsrisiko. Maßnahmen zur Verhinderung der Virusausbreitung und weiterer
Krankheitsausbrüche in den folgenden Jahren waren nur bedingt erfolgreich. Die durchgeführten
Impfmaßnahmen und die zusätzlich empfohlene pour-on Behandlung mit Insektiziden bieten keinen
ausreichenden Schutz. Ziel der Untersuchungen ist es, die Wirksamkeit insektizidbehandelter Netze
gegen den Eintrag von Gnitzen sowie Lästlingsinsekten in Rinderhaltungen zu bewerten und ggf. durch
Weiterentwicklung zu optimieren.
Material & Methoden: Die mit Insektizid behandelten Netze wurden sowohl im Feld als auch im Labor
getestet. Bei den Feldversuchen wurde einerseits auf zwei Milchviehbetrieben je ein Stall durch das mit
Deltamethrin ausgerüstete Polyesternetz der Maschenweite 2 x 2 mm geschützt (Fenster und Tore).
Andererseits wurden Kälbergruppen in „Iglus“ mit einem Lambda-Cyhalothrin-haltigen Polyesternetz der
Maschenweite 1,6 x 1,7 mm umzäunt. Eine Versuchseinheit mit 5 Kälbern wurde vollständig (inklusive
Dach), eine weitere 2 m hoch vernetzt. Ebenso wie bei den Milchviehanlagen gab es auch eine
Kontrolleinheit ohne Netz, welche sich auf dem gleichen Gelände befand. Die Insektenfänge erfolgten
mittels Biogents Sentinel UV-Lichtfallen®. Zur Überprüfung der biologischen Wirksamkeit des
insektizidbehandelten Netzes wurden vor der Ausbringung und dann im vierwöchigen Abstand
Netzproben auf den Betrieben entnommen. Im Labor wurden die Untersuchungen mit Hilfe der
Testinsekten Musca domestica und Culicoides nubeculosus durchgeführt (bio-assay). Die Testung von
M. domestica erfolgte in der FlyBox®. Diese Box war mit der entsprechenden Netzprobe ausgekleidet.
Nach einer 10-sekündigen Exposition wurden die Paralyseraten in bestimmten Zeitabständen erhoben.
Ein ähnliches Verfahren kam bei der Testung mit C. nubeculosus zum Einsatz. Für die Beurteilung der
biologischen Wirksamkeit der Netze wurde der T-50-Wert (Zeitpunkt, an dem 50% der Testinsekten
paralysiert sind) bestimmt.
Ergebnisse: Die auf den Betrieben verwendeten Netze zeigten im bio-assay eine gute biologische
Wirksamkeit über einen Zeitraum von 5 Monaten. Zum Ende der Untersuchungen ließ sich auf Grund
von Verschmutzungen des Netzes bei beiden Testinsekten ein Anstieg des T 50 und damit ein
scheinbarer Wirkungsverlust nachweisen. In weiterführenden Untersuchungen konnte gezeigt werden,
dass eine Erhöhung der Wirkstoffkonzentration und die Verwendung von Deltamethrin als Emulsion zu
einem schnelleren Wirkungseintritt bei beiden Testspezies führte. Bei der Wirksamkeitsprüfung
verschiedener Insektizide (Lambda-Cyhalothrin, Deltamethrin) zeigte der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin
den schnellsten Wirkungseintritt und damit die beste biozide Wirksamkeit.
24
Vektorenübertragene Erkrankungen
V5
Auf den Milchviehanlagen ergab die Ausbringung der Netze am Interventionsstall keine nachhaltige
Reduktion der Fliegen- und Gnitzenzahlen. Auch wiesen die Kühe im Interventionsstall nicht weniger
Abwehrbewegungen auf als die Kühe im Kontrollstall. Bei den geschützten Kälbereinheiten waren
Trends zur Reduktion von Fliegen und Gnitzen sowohl in den vollständig als auch teilweise vernetzten
Einheiten zu verzeichnen. Die in den geschützten Einheiten gehaltenen Kälber zeigten signifikant
weniger Abwehrbewegungen.
Die Intervention hatte keinen Einfluss auf den Deltamethringehalt im Tränkewasser oder in den
untersuchten Sammelmilchproben. Unter den Netzen entnommene Bodenproben wiesen nur sehr
geringe Belastungen mit Deltamethrin auf. Auffällig waren die relativ hohen Belastungen von Kotproben
auf einem Kontrollbetrieb, die möglicherweise zeitlich korreliert mit einer topikalen Applikation von
Deltamethrin der Tiere (nicht versuchsbedingt) zurückzuführen ist.
Schlussfolgerungen: Verantwortlich für die noch nicht befriedigende Wirkung der Netze im Feld
erscheinen eine nachgewiesene Resistenz bzw. Toleranz der Fliegenpopulationen auf den
Milchviehanlagen gegenüber dem Pyrethroid Deltamethrin, die Zunahme der Verschmutzung der Netze
zum Saisonende und die daraus resultierende Maskierung des Wirkstoffes sowie die für Gnitzen evtl. zu
große Maschenweite. Die Untersuchungen in 2009 dienen der weiteren Optimierung der
Netztechnologie.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im
Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
25
V6
Vektorenübertragene Erkrankungen
Arthropoden-übertragene Infektionen bei Hunden auf Kap Verde
Sandra Götsch1*, Michael Leschnik2, Georg Duscher1, Jörg P. Burgstaller3, Anja
Joachim1
1Institut für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Klinik für Interne Medizin und
Seuchenlehre; 3Institut für Tierzucht und Genetik, Veterinärmedizinische Universität Wien, Veterinärplatz
1, A-1210 Wien (Österreich).
*[email protected]
Eine steigende Anzahl von Touristen reist mit den eigenen Hunden ins Urlaubsland oder ist bereit aus
Tierschutzgründen streunende Hunde zurück nach Hause mitzunehmen. Eine Folge davon ist, dass
mitteleuropäische Tierärzte zunehmend mit exotischen, nicht endemischen Infektionserregern beim
Hund konfrontiert werden. Aktuelle Informationen über die Verbreitung der verschiedenen Erreger sind
dazu unerlässlich. Ziel dieser Studie war es, das Auftreten einige der wichtigsten Arthropodenübertragenen Erreger (Protozoen [Hepatozoen und Babesien], Rickettsien [Ehrlichien und Anaplasmen],
sowie Leishmania infantum) bei Hunden in Kap Verde zu untersuchen, sowie die Zeckenarten, die die
dortigen Hunde befallen, zu bestimmen.
Material & Methoden: In Praia, der Hauptstadt von Kap Verde, wurde im Rahmen einer Kastration oder
veterinärmedizinischen Behandlung von 130 Hunden Vollblut und Serum entnommen, sowie von 127
Hunden Zecken abgesammelt und von 20 Hunden Feinnadelspirate von vergrößerten Lymphknoten
gemacht. Bei vier Hunden mit klinischen Symptomen kaniner Leishmaniose (z.B. Gewichtsverlust,
Alopezie, Onychogryphosis, Ulcera) wurde vor Ort ein anti-Leishmanien-Schnelltest durchgeführt. Neben
Blutausstrichen zum Parasitennachweis wurden PCR-Untersuchungen aus Blutproben auf Hepatozoon
canis, Anaplasma spp., Ehrlichia canis und Babesia canis durchgeführt; die Lymphknotenaspirate
wurden mittels PCR auf Leishmania infantum untersucht. Babesia-canis-Antikörper wurden mittels IFAT
im Serum detektiert.
Ergebnisse : Bei 75,4 % der Hunde konnten Antikörper gegen B. canis festgestellt werden. Die PCR für
H. canis war bei 63,9 %, für E. canis bei 26,9 %, für A. platys bei 7,7 % und für B. canis vogeli bei 0,8 %
der Tiere positiv. B. canis konnte weiters bei einem Hund im Blutausstrich nachgewiesen werden, der in
der PCR negativ war. Die Leishmanien-PCR der 20 Lymphknotenpunktate war in allen Fällen negativ.
Die Ergebnisse der vier Tiere, bei denen ein Leishmanien-Schnelltest durchgeführt wurde, konnten
mittels IFAT bestätigt werden. In zwei Fällen wurden niedrige positive Titer nachgewiesen. Von diesen
Hunden stand kein Lymphknotenmaterial zur Verfügung, somit gelang kein Erregernachweis.
Mischinfektionen waren häufig (23,1 %). Die Zecken (n = 1293) wurden als Rhipicephalus spp. bzw. R.
sanguineus identifiziert.
Schlussfolgerungen : Aufgrund der Ergebnisse wird eine endemische Verbreitung von B. canis, H.
canis, E. canis, A. platys sowie deren Vektor R. sanguineus auf den kapverdischen Inseln angenommen,
die in hoher Prävalenz vorkommen können. Der Import von kapverdischen Strassenhunden nach
Mitteleuropa sollte aus diesem Grund kritisch betrachtet werden.
S. Götsch erhielt ein Stipendium für wissenschaftliches Arbeiten im Ausland von der
Veterinärmedizinischen Universität Wien.
26
Vektorenübertragene Erkrankungen
V7
Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland
Daniela Ruffing*1, Fritz Marholdt2, Cornelia Silaghi1, Kurt Pfister1, Pamela Beelitz1
1Lehrstuhl
für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Ludwig-Maximilians-Universität
München; 2Tierklinik Wadgassen, Zum Lattersberg 2, 66787 Wadgassen
*[email protected]
Einleitung: In einer tierärztlichen Kleintierklinik in Wadgassen im Saarland wurden seit Anfang 2006
vermehrt Babesiose-Erkrankungen beim Hund, teilweise mit tödlichen Ausgang, registriert. Um
abzuklären, ob es sich dabei um beispielsweise im benachbarten Frankreich erworbene oder mittlerweile
autochthone Infektionen handelt, wurde untersucht, in wie weit die Zecken der Art Dermacentor
reticulatus bereits in dieser Region vorkommen und mit Babesia canis infiziert sind.
Material & Methoden: Für diese Untersuchung wurden zehn Gebiete in einem 15 x 10 km² messenden
Areal südwestlich von Saarbrücken von Februar bis Dezember 2008 beflaggt. Die Flagggebiete wurden
in Zusammenarbeit mit der Kleintierklinik Wadgassen festgelegt, indem Patientenbesitzer nach ihren
„Spaziergehgewohnheiten“ befragt wurden, deren Hunde in den Jahren 2006 und 2007 an Babesiose
erkrankt waren und in dieser Klinik behandelt wurden. Die in diese Studie einbezogenen Tiere (n=60)
hatten das Saarland mindestens 6 Monate vor Krankheitsausbruch nicht verlassen. An den Fangorten
wurden die Zusammensetzung der Vegetation, Fangzeit sowie die klimatischen Bedingungen
dokumentiert. Die gesammelten Zecken wurden mittels real-time-PCR auf das Vorhandensein von
Piroplasmen untersucht, Zielregion war das 18SrRNA-Gen. Positive Proben wurden mittels einer
zweiten auf die IST1-Region abzielenden Multiplex-Real-Time-PCR weiter differenziert. Hunde, die 2008
in der Praxis vorgestellt wurden und an akuter Babesiose erkrankt waren (n=15), wurden sowohl mittels
Giemsa-gefärbten Blutausstrich, als auch mittels PCR auf Piroplasmen untersucht.
Ergebnisse: In allen zehn Gebieten wurden Zecken nachgewiesen, insgesamt 550, davon 408
Exemplare von D. reticulatus (216♀, 192♂), 21 von D. marginatus (12♀, 9♂) und 121 von Ixodes
ricinus (42♀, 35 ♂, 34 Nymphen). Als B.-canis-positiv erwiesen sich 12 von bisher 307 untersuchten D.reticulatus-Zecken (3,9%), die Artdifferenzierung ergab bei allen positiven Zecken einen Befall mit B.
canis canis.
Schlussfolgerungen: Das Vorkommen von D. reticulatus im Saarland wurde an unterschiedlichen
Standorten nachgewiesen. Die Fundorte variierten stark in ihrer Vegetation, von Flußauenlandschaften
über verwilderte Weideflächen hin zu buschreichen Wiesen. Das saisonale Auftreten von Ixodes- und
Dermacentor-Zecken unterscheidet sich deutlich. Adulte D.-reticulatus-Zecken traten bevorzugt in den
Monaten Mai, Oktober und November auf, I.-ricinus-Zecken zeigten hingegen ein gehäuftes Auftreten im
Juni. Es ist davon auszugehen, dass D.-reticulatus-Zecken mittlerweile im Gebiet südwestlich von
Saarbrücken gehäuft auftreten und zu einem geringen Prozentsatz mit B. canis canis infiziert sind.
27
V8
Vektorenübertragene Erkrankungen
Hirschlausfliegen als Vektor tier- und humanpathogener Erreger?
Georg Duscher1*, Marina L. Meli2, Hans Lutz2, Anja Joachim1
1Institut
für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Veterinärmedizinisches Labor,
Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich
*[email protected]
Blutsaugenden Insekten gelten aufgrund ihrer Ernährungsweise als mögliche Überträger
verschiedenster Viren, Bakterien, Parasiten. Bis vor kurzem galten die Lausfliegen allgemein in unseren
Breiten als ungefährliche „Lästlinge“ für Mensch und Tier, deren Stich zwar wenig schmerzhaft ist, aber
Juckreiz verursacht. Neuere Studien (Dehio et al. 2004, Halos et al. 2004) identifizierten die
Hirschlausfliege (neben der Pferdelausfliege und der Schaflausfliege) als Überträger von Bartonellen
(Bartonella schönbuchensis). Diese können bei Hirschen und Rehen eitrige Hauterkrankungen auslösen.
Derartige Erkrankungen beim Menschen nach einem Hirschlausfliegenstich wurden ebenfalls
beschrieben. Zusätzlich wird eine Schädigung der Herzmuskulatur durch diese Bartonellen diskutiert
(Hassler 2005).
Neben den Bartonellen könnten die Lausfliegen für zahlreiche andere wildtierassozierten virale,
bakterielle und parasitäre Erkrankungen in Frage kommen. Diesbezüglich wurden bisher wenig
Untersuchungen durchführt und diese Insekten als potentielle Gefahrenquelle nicht in Betracht gezogen.
Material & Methoden: Hirschlausfliegen von Wildtieren aus Österreich bzw. der Schweiz wurde mittels
Realtime-PCR auf das Vorhandensein verschiedener human- bzw. tierpathogener Erreger untersucht.
Ergebnisse : In den 82 Proben konnten keine FSME Viren nachgewiesen werden. Auch der Nachweis
von Anaplasmen verlief negativ. Ein unspezifisches Screening auf Mykoplasmen ergab 15 positive
Proben. 9 davon zeigten bei einer Mycoplasma wenyoni spezifischen PCR eine Amplifikation. Die
Untersuchung auf Rickettsien brachte 7 positive Proben hervor. 2 Proben waren Borrelia s. l. positiv.
Schlussfolgerungen : Diese Vorstudie hat gezeigt, dass Hirschlausfliegen für eine Reihe von Erregern
(Mykoplasmen, Rickettsien, Borrelien) als Vektoren in Frage kommen könnten. Die epidemiologische
Bedeutung dieser möglichen Überträger und ihre vektoriale Kompetenz müssen noch in weiteren
Studien abgeklärt werden, z.B. mit Untersuchungen nüchterner Hirschlausfliegen.
Literatur:
1. Dehio C, Sauder U, Hiestand, R. (2004): Isolation of Bartonella schoenbuchensis from Lipoptena
cervi, a blood-sucking arthropod causing deer ked dermatitits. J Clin Microbiol. 42: 5320-5323.
2. Halos L, Jamal T, Maillard R, Girard B, Giullot J, Chomel B, Vayssier-Taussat M, Boulouis HJ (2004):
Role of hippoboscidae flies as potential vectors of Bartonella spp. infecting wild and domestic ruminants.
Appl Environ Microbiol 70:6302-6305.
3. Hassler D (2005): Bartonella schoenbuchensis und die Hirschlausfliege. Dtsch Med Wochenschr
130:13-14.
28
Vektorenübertragene Erkrankungen
V9
Prävalenz von Anaplasma phagocytophilum und Ko-infektionen mit
Borrelia spp. in Schildzecken (Ixodes ricinus) im Raum Hannover
Christina Strube*1, Victor Montenegro2, Sonja Junge3, Christian Epe4, Thomas
Schnieder 1
1Institut für Parasitologie, Tierärztliche Hochschule Hannover; 2derzeitige Adresse: Escuela Veterinaria,
Universidad National de Costa Rica, Heredia (Costa Rica); 3derzeitige Adresse: Institut für
Nutztiergenetik, Friedrich-Löffler-Institut, Mariensee; 4derzeitige Adresse: Novartis Centre de Recherche
Santé Animale SA, St. Aubin (Schweiz)
*[email protected]
In Deutschland sind Schildzecken der Art Ixodes ricinus der wichtigste Vektor für verschiedene Spezies
der Gattung Borrelia und Anaplasma phagocytophilum.
Material & Methoden: An 12 unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet Hannovers wurden von März bis
Oktober 2005 insgesamt 8802 Schildzecken mittels der Flag-Methode gefangen. Knapp 4000 Ixodes
ricinus-Zecken wurden mit einer neu etablierten quantitativen real time PCR (qPCR) auf das
Vorhandensein von DNA des B. burgdorferi sensu lato-Komplexes und B. spielmanii getestet, wobei in
dieser gattungsspezifischen PCR das ITS2-Gen als Zielsequenz dient. Bei positiv detektierten Zecken
schloss sich eine Bestimmung der Borrelienspezies anhand des rpoB-Gens (B. burgdorferi s.l.) bzw.
ospA-Gens (B. spielmanii) mittels konventioneller PCR an. 2000 der untersuchten Zecken gingen in die
nachfolgende Bestimmung der A. phagocytophilum-Infektionsrate ein. Hierbei wurde das 16S-rRNAbzw. msp-2 Gen mittels qPCR amplifiziert.
Ergebnisse: Bei 23,1% der 3962 untersuchten Zecken konnte mittels der gattungsspezifischen qPCR
eine Infektion mit Borrelia spp. nachgewiesen werden. Dabei wiesen adulte Zecken mit 32,9% eine
wesentlich höhere Befallsrate als Nymphen (15,8%) auf. Die am häufigsten nachgewiesene Borrelienart
war B. afzelii, gefolgt von B. garinii, B. valaisiana, B. spielmanii und B. burgdorferi s.s. Als monoinfiziert
zeigten sich 72,0% der infizierten Zecken, Doppel- und Tripelinfektionen wurden bei 25,6% bzw. 2,4%
diagnostiziert. Die Untersuchung auf A. phagocytophilum ergab eine Prävalenzrate von 3,2%. Auch mit
diesen Erreger waren adulte Zecken häufiger infiziert als Nymphen (4,1% vs. 2,3%). Eine Mischinfektion
von A. phagocytophilum und Borrelia spp. konnte bei 0,9% der Zecken nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen: Die ermittelte Borellia-Infektionsrate von 23,1% bei den untersuchten Zecken im
Raum Hannover deckt sich mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen im Raum Hamburg, Hannover
und Kassel. Ebenso ist die A. phagocytophilum-Befallshäufigkeit von 3,2% der Zecken mit den
Ergebnissen anderer Studien vergleichbar. Da die Erreger beider Gattungen zwar transstadial, nicht
aber transovariell übertragen werden, resultiert aus der Kumulation jeweils auch eine höhere Prävalenz
in adulten Zecken im Vergleich zu Nymphen. Der Prozentsatz der Mischinfektionen mit Borellia spp. und
A. phagocytophilum entspricht weitestgehend dem rechnerisch auf den jeweiligen Befallshäufigkeiten
basierenden zu erwartenden Wert.
29
V10
Vektorenübertragene Erkrankungen
Canine Anaplasma phagocytophilum-Infektion: Molekulare
Differenzierung beteiligter Stämme
Cornelia Silaghi*1, Barbara Kohn2, Farina Kunow2, Daniela Galke2, Lygia M. Friche
Passos1,3, Claudia Thiel1, Ingo Nolte4, Kurt Pfister1
1Lehrstuhl
für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München; 2Klinik für kleine
Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 3Veterinary School, Minas Gerais
(Brasilien), 4Klinik für Kleintiere, TiHo Hannover
*[email protected]
Das durch Zecken übertragene, obligat intrazelluläre Bakterium Anaplasma phagocytophilum ist der
Erreger der Caninen Granulozytären Anaplasmose (CGA). Dumler et al. reklassifizierten 2001 die bis
dahin separaten Spezies Ehrlichia phagocytophila, Ehrlichia equi und das Humane Granulozytäre
Ehrlichiose (HGE) Agens in der neuen Spezies A. phagocytophilum aufgrund von Homologien des 16S
rRNA-Gens. Zwischen verschiedenen geographischen Regionen und Wirtstierspezies herrscht jedoch
große Heterogenität innerhalb der Spezies A. phagocytophilum. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die
an caninen A. phagocytophilum-Infektionen in Deutschland beteiligten Stämme molekular zu
differenzieren und mit Stämmen aus anderen Regionen und von anderen Wirtstierarten zu vergleichen.
Als Studienmaterial dienten bisher Blutproben von 49 mit A. phagocytophilum infizierten Hunden aus den
Jahren 2005 - 2008 und einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 121 nicht Anaplasmose
verdächtigen Hunden (9-11/2008 und seit 03/2009). Die molekulare Detektion von A. phagocytophilum
erfolgt mit real-time PCR, in positiven Proben wird im Anschluss ein Teil des 16S rRNA-Genes mittels
nested PCR amplifiziert, das Produkt sequenziert und auf Polymorphismen analysiert. Des Weiteren
werden die Proben auf proteinkodierende Gene (ankA, groESL, msp2) untersucht und die Amplifikate
ebenfalls sequenziert. Von den 121 zufällig ausgewählten Hunden waren 3 A. phagocytophilum-positiv.
Insgesamt konnten 45 auswertbare 16S rRNA-Gensequenzen gewonnen werden. Dabei ließen sich 8
unterschiedliche Sequenztypen feststellen. Der 16S rRNA-Typ, welcher in insgesamt 26 Hunden
gefunden wurde, ist identisch mit einem, welcher in an CGA erkrankten Hunden in Schweden und in
wirtsuchenden Zecken in einem Stadtpark in München gefunden wurde. Er wurde des Weiteren in
Pferden mit Anaplasmose entdeckt und in Milzproben eines Rehs und eines Rothirsches. Ein weiterer
Typ wurde in 16 Hunden entdeckt, dieser wurde ebenfalls in Blutproben eines Pferdes und von Igeln
entdeckt. Das 16S rRNA-Gen ist allerdings ein konservierter Genomabschnitt, welcher die tatsächlich
existierende Heterogenität von A. phagocytophilum nur bedingt wiedergibt. Die Auswertung der
erhaltenen Genabschnitte des ankA-, msp2- und des groESL-Gens steht zur Zeit der Verfassung des
Abstracts noch aus.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei der CGA in Deutschland unterschiedliche Stämme
beteiligt sind. Diese scheinen nicht spezifisch an einen Wirt adaptiert zu sein. Ob ein Zusammenhang
zwischen dem beteiligten Stamm und der Pathogenität und damit der klinischen Ausprägung bei den
betroffenen Hunden besteht, wird in laufenden Studien untersucht.
30
Vektorenübertragene Erkrankungen
V11
Emergence of Aedes japonicus in Central Europe
Francis Schaffner, Christian Kaufmann, Alexander Mathis*
Institute of Parasitology, University of Zürich (Switzerland)
*[email protected]
The East Asian bush mosquito Aedes (Finlaya) japonicus japonicus (Theobald) (=Ochlerotatus
japonicus) is known as an invasive species. It was for the first time detected outside its native range in
the United States in 1998, where it has spread to 22 states, including Hawaii, and also to parts of
Canada. In Europe, few specimens of this mosquito were detected on a platform for imported used tyres
in France in 2000, but the population was eliminated. Since 2002, this species seems to be established
in Belgium but has so far only been observed on two neighbouring storages of used tyres. Aedes
japonicus is a competent laboratory vector of several arboviruses, including Japanese encephalitis virus,
and West Nile virus for which it is a good bridge vector candidate. A damaged mosquito specimen,
resembling Ae. albopictus, the Asian tiger mosquito, was collected in the canton Aargau (located
northern to the Alps) and was sent to our laboratory* in July 2008. Morphological identification revealed
that it neither belonged to Ae. albopictus nor to any indigenous species known from Europe. Thus, a field
investigation was implemented in order (1) to collect more specimens from this species and (2) to check
if Ae. albopictus, which had been reported from the same area in 2007, has established.
Material and Methods: Larval collections in potential breeding sites focused on small man-made
containers like vases present at most cemeteries, rain water casks in gardens, catch basins, fountains,
used tyres, but also natural breeding sites like tree holes, ponds and ditches if present were sampled.
The surveyed area was gradually extended from positive sites in all directions until a crown of negative
sites surrounding the distribution area (positive sites) was determined. Sites were defined as negative if
there was at least one breeding site containing any mosquito larvae or five sites without such larvae.
Some specific sites were particularly checked because of their possible role as introduction point (used
tyre storage, international airport). Vases in cemeteries appeared to be particularly useful for assessing
the presence and abundance of Ae. japonicus and the relative abundance of mosquito species occurring
therein could be estimated by comparing the frequency of vases colonized by each species on the basis
of a vase index (number of positive vases / total number of vases).
Results: A total of 3,504 potential breeding sites were checked in municipalities of Switzerland (n=111),
bordering France (n=3) and Germany (n=9), and 616 (17.6%) were positive for mosquito immature
stages. Larvae from nine indigenous mosquito species were identified. In addition, Ae. japonicus was
detected in 122 breeding vessels, mainly in vases (65.6%), fountains (9.8%), tyres (8.2%), catch basins
(5.7%) and rain water casks (4.1%) originating from Switzerland (38 municipalities) and from 2
municipalities in Germany located across the Rhine river. The colonized area covers approximately
1,400 km2. The overall mean vase index of the classical container breeding species Culex pipiens was
the highest (0.10). However, at sites where Ae. japonicus was present, it occurred more frequently than
the other species (whose corresponding index values were significantly lower, p<0.01). No obvious way
of introduction of Ae. japonicus could be identified as yet. One used tyre storage was found to be
colonized by the species, but it was located at the border of the colonized area showing only a few
larvae, and no import of used tyres was declared. All sites (n=5) examined in the vicinity of the
international airport of Zurich, located at the border of the distribution area, remained negative. Finally,
there is no indication that Ae. albopictus has established in Switzerland north of the Alps and the earlier
identification (based on a photograph) of this species was erroneous.
31
V11
Vektorenübertragene Erkrankungen
Conclusions: This is the first finding of proliferation and spread of an invasive mosquito in Central
Europe. Further studies should monitor the rapidity of a probable spread as well as determine the
bionomics of this species, in order to assess its vector potential for native and exotic pathogens in the
local environment. This is particularly of relevance as Ae. japonicus is breeding in urbanized
environments. Invasive as well as vector potential render this species a potential threat for animal and
human health, and justify the implementation of preventive surveillance and control measures.
* Reference laboratory for arachno-entomology for the Swiss federal veterinary office.
32
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
V12
Comparison of coprological and molecular techniques for the diagnosis
of Anoplocephala perfoliata infection of the horse
Ivana Chlastáková1, Eva Vavrouchová2, Štěpán Bodeček2, Martin Kamler1, Břetislav
Koudela*1
1Department
of Parasitology; 2Equine Clinic, University of Veterinary and Pharmaceutical Sciences Brno
(Czech Republic)
*[email protected]
Anoplocephala perfoliata is the most common tapeworm parasite of horses and is incriminated as a
significant cause of clinical disease. The sensitivities of common coprological diagnostic techniques for
A. perfoliata infection vary considerably. The present work evaluated and compared the reliability of a
recently described coprological FLOTAC technique as well as a modified flotation technique and
traditional flotation technique with that of a PCR-based assay for diagnosis of A. perfoliata infection. Of
43 faecal samples collected from horses bred on a single farm, 19 (44%) resulted positive for the
presence of A. perfoliata eggs using the FLOTAC technique. From the 19 FLOTAC positive samples the
18 samples (42%) by using a modified flotation technique and 7 samples (16%) examined by traditional
flotation technique were also positive. All collected samples were also subjected to a PCR protocol
specific for regions of A. perfoliata ITSs. Four out of the 19 FLOTAC positive samples and six out of the
24 FLOTAC negative samples were found positive by PCR. In this work, the PCR assay actually showed
the unreliability for detecting of A. perfoliata eggs probably due to smaller sample size and also as a
result of an irregular distribution of A. perfoliata eggs in the horse faeces. Nonetheless, the FLOTAC
technique scored the highest number of positives compared to the other techniques and may have
advantages compared to other methods that allows also estimating of the parasite burden. The results of
the present work indicate that the FLOTAC technique as well as a modified flotation technique can be
utilized as useful methods for the detection of A. perfoliata in faecal samples collected from naturally
infected horses.
The financial support of the grant project MSM 6215712403 is acknowledged.
.
33
V13
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Ergebnisse serologischer Untersuchungen im Zusammenhang mit dem
ersten in Deutschland beschriebenen Fall boviner Besnoitiose
Gereon Schares*1, Walter Basso1,2,3, Hendrik Wilking1, Franz J. Conraths1, Monir
Majzoub4, Ana Rostaher5, Josef Selmair6, Nicole S. Gollnick7
1Friedrich-Loeffler-Institut,
2Laboratorio
Institut
für
Epidemiologie,
Wusterhausen,
de
Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad Nacional de La Plata, 60 y 118
(1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET),
Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Veterinärpathologie, Ludwig-Maximilians-Universität, München;
5Medizinische Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München; 6Inning am Holz; 7Klinik für
Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung, Ludwig-Maximilians-Universität, München
*[email protected]
Im August 2008 wurden in einem Fleischrinder haltenden Bestand in Bayern Tiere mit auffälligen
Hautveränderungen beobachtet. Ein Tier wurde in die Klinik für Wiederkäuer der Ludwig-MaximiliansUniversität München eingeliefert. Mittels histologischer und serologischer Methoden sowie spezifischer
DNA-Nachweisverfahren und -Sequenzierung wurde Besnoitiose diagnostiziert (Rostaher, A., R.S.
Mueller, M. Majzoub, G. Schares, und N.S. Gollnick (2008): Bovine besnoitiosis in Germany, Vet.
Dermatol., eingereicht).
Material & Methoden: Anfang November 2008 wurde eine klinische und serologische Untersuchung
aller zu diesem Zeitpunkt in dem betroffenen Bestand gehaltenen Rinder durchgeführt. Hierzu mussten
die Tiere zunächst von sieben teilweise mehr als 100 km auseinanderliegenden Weidegebieten an den
Hauptstandort der Herde verbracht werden. Insgesamt wurden 214 Tiere untersucht. Zwei WesternblotVerfahren (mit Tachyzoiten- oder Zystozoiten-Antigen) wurden eingesetzt, um Antiköper im Blutserum
der Tiere nachzuweisen.
Ergebnisse: Seropositivität wurde bei ≤ 6 Monate bzw. bei > 6 bis ≤ 12 Monate alten Tieren seltener als
bei älteren Tieren beobachtet (28% bzw. 29%). 88% der über 12 Monate alten Tieren waren seropositiv.
63 Rinder zeigten klinische Erscheinungen (Zysten in den Augenbindehäuten oder in der VulvaSchleimhaut, verdickte Haut). 57 der Tiere mit klinischen Symptomen hatten Antikörper gegen B.
besnoiti. Bei 13 Tieren waren die klinischen Erscheinungen verdächtig, aber nicht eindeutig. 8 dieser
Tiere waren serologisch positiv und 5 negativ. 77 weitere Tiere waren serologisch positiv, ohne dass
klinische Erscheinungen beobachtet werden konnten. Nur 60 der 214 Rinder waren weder klinisch
auffällig noch serologisch positiv. Insgesamt lag die Seroprävalenz bei 66,4% (142/214). Die Prävalenz
klinisch positiver Tiere erreichte 29,5% (63/214). Junge (≤ 12 Monate alte) männliche Tiere waren
häufiger seropositiv als junge weibliche Tiere (Abb. 1). Unter den älteren Tieren (> 12 Monate) waren
weibliche Tiere häufiger seropositiv (89%) als männliche Tiere (67%) (Abb. 1). In den von sieben
verschiedenen Weidegebieten stammenden Tiergruppen wurden Seroprävalenzen zwischen 72% und
96% beobachtet.
Schlussfolgerungen: Die Quelle, aus welcher die B. besnoiti-Infektion in den Bestand gelangte, ist
unbekannt. Der Tierhalter unterhielt in der Vergangenheit Handelskontakte nach Frankreich und in
andere Länder. Es ist daher denkbar, dass er oder einer seiner Handelspartner infizierte Tiere zugekauft
hat. Da trotz der weit auseinander liegenden Weidegebiete eine relativ gleichmäßige Durchseuchung der
Herde beobachtet wurde, kann vermuten werden, dass B. besnoiti-Infektionen mindestens seit einem
Jahr, vermutlich schon länger im Bestand vorkamen und sich dort unbemerkt ausgebreitet hatten. Diese
Vermutung stützt sich auch auf die Beobachtung, dass ein Tier im Jahr 2006 mit Symptomen einer
34
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
V13
Besnoitiose erkrankt war. Es besteht daher auch die Möglichkeit, dass infizierte Tiere aus dem
betroffenen Bestand in andere Betriebe verbracht wurden und dass sich die Infektion in diesen
Beständen ebenfalls ausbreiten kann. Weitere Untersuchungen zum Vorkommen B. besnoiti-infizierter
Tiere in benachbarten Rinderhaltungen und in Rinderhaltungen in die Tiere in den vergangenen Jahren
verbracht wurden, sind dringend erforderlich. Es sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Import
infizierter Tiere aus endemischen Gebieten verhindern.
W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.
35
V14
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Ein Ausbruch boviner Besnoitiose in Deutschland: Pathomorphologische Befunde
Monir Majzoub*1, Wolfram Breuer1, Nicole S. Gollnick2, Ana Rostaher3, Gereon
Schares4, Walter Hermanns1
1Institut
für Tierpathologie; 2Klinik für Wiederkäuer; 3Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-MaximiliansUniversität München; 4Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für
Epidemiologie, Wusterhausen
*[email protected]
Besnoitia besnoiti wird als ätiologisches Agens der Besnoitiose beim Rind angesehen; es handelt sich
um obligat intrazellulär lebende Kokzidien der Familie Sarcocystidae im Phylum Apicomplexa und ist eng
mit Toxoplasma gondii und Neospora caninum verwandt. Bislang wurde die bovine Besnoitiose nur in
Ländern Afrikas, des Nahen Ostens (Israel), Südeuropas (Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Türkei)
und in Südamerika (Venezuela) beobachtet. Im Jahr 2008 ist die bovine Besnoitiose erstmals in
Deutschland aufgetreten.
Material und Methoden: Ein Charolais-Rind, 3,4 Jahre alt, weiblich, aus einem Bestand von 214 Tieren
in Bayern kam mit Verdacht auf Besnoitiose zur Obduktion. Zur histopathologischen Untersuchung
wurden Gewebeproben in 10%iger gepufferter Formaldehydlösung fixiert und sowohl in Paraffin als auch
in Kunststoff eingebettet. Die Färbung der histologischen Schnitte erfolgte mit Hämalaun und Eosin (HE),
nach Giemsa sowie mittels der PAS-Reaktion. Zur näheren Charakterisierung der Wirtszellen in den
Zysten wurde eine immunhistochemische Untersuchung an Paraffinschnitten durchgeführt. Bei weiteren
70 Rindern wurden Bioptate der veränderten Haut entnommen und ebenfalls histologisch untersucht.
Ergebnisse: Histologisch fanden sich in zahlreichen Lokalisationen (Haut, Sehnen, Membrana
synovialis, Auge, Nasenseptum, Conchen, Tonsillen und Vestibulum vaginae) multiple Besnoitia-Zysten.
In der Umgebung der Zysten war jeweils eine mittelgradige Zellinfiltration unter Beteiligung von
eosinophilen Granulozyten, Makrophagen und einzelnen mehrkernigen Riesenzellen zu erkennen. Bei
15 der 70 Rinder (21%), von denen Haut-Bioptate entnommen worden waren, konnten ebenfalls
Besnoitia-Zysten nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen: Der vorgestellte Fall zeigt, dass die Besnoitiose eine weitere Ländergrenze
überschritten hat. Ob eine Ausbreitung in Deutschland bereits erfolgt ist, kann bislang nicht gesagt
werden. Falls Insekten tatsächlich eine Rolle bei der Übertragung der bovinen Besnoitiose spielen, kann
das Auftreten und die Ausbreitung der Erkrankung als Folge der Klimaerwärmung ebenfalls nicht
ausgeschlossen werden. Die exponierte Lage der Besnoitia-Zysten in der superfiziellen Dermis und in
den Schleimhäuten schließt eine spontane Freisetzung von Bradyzoiten mit der Möglichkeit einer
direkten Übertragung nicht aus.
36
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
V15
Evaluation of the FAMACHA© anaemia scoring for detecting
Haemonchus contortus infections in Swiss goat flocks.
Miriam C. Scheuerle1*, Monia Mahling2, Kurt Pfister1
Comparative Tropical Medicine and Parasitology, Ludwig-Maximilians-Universität, Munich; ² Statistical
Consulting Unit, Department of Statistics, Ludwig-Maximilians-Universität, Munich.
1
*[email protected]
Introduction: The FAMACHA©-method is a useful system developed for clinical evaluation of anaemia
in small ruminants and thereby competent of indicating infections with blood-sucking Haemonchus sp in
sub-Saharan Africa. Therefore, the method can be used to administer a Targeted Selective Treatment
(TST) of Haemonchus sp infections. The present study aimed to evaluate the accuracy of the
FAMACHA©-method in goat flocks in Switzerland. Previous studies verified the correlation of
FAMACHA©-scores and the packed cell volume (PCV). Additionally, we investigated the correlation of
FAMACHA©-scoring and faecal egg counts (FEC).
Methods: The system determines the degree of anaemia by scoring the colour of the eye mucosa from
category 1 (red = non-anaemic) to 5 (white = highly-anaemic), based on the FAMACHA©-colour-chart.
Goats from six farms in Central Switzerland were scored for anaemia once a month, from May to
October 2008. Simultaneously, PCV and FEC were individually ascertained. FEC, PCV and FAMACHA©scores were statistically compared to evaluate the efficacy of the FAMACHA©-method in detecting H.
contortus infections.
Results: The FAMACHA©-scoring and PCV correlated significantly in all months of the study. The
FAMACHA©-scoring and FEC correlated significantly in four of the six of the study months. The
sensitivity of the FAMACHA©-method in detecting anaemic goats was 86%, using the anaemia criteria
cut-offs FAMACHA©-categories ≥3 and PCV <24%. The sensitivity of the method for detecting goats
which needed an anthelmintic treatment was >76%, with a FAMACHA ≥3 and FEC >300 epg or >600
epg depending on the FEC of H. contortus as cut-offs for treatment. In addition, the use of FAMACHA
categories ≥3, as an indicator for treatment, revealed that 64% of the animals were recommended for
treatment. Therefore, when using FAMACHA© the proportion of treated animals of a flock will be
considerably reduced compared to standard treatment schemes.
Conclusion: These results indicate the suitability of FAMACHA© as a tool for the realisation of TST in
goat flocks in our area under consideration of the obvious clinical signs of trichostrongylidosis and
provided that H. contortus is adequately present.
37
V16
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Entwicklung eines Milch- und Serum-ELISAs zur Detektion der Infektion
mit Teladorsagia circumcincta bei der Ziege
Insa Biedermann*1, Regine Koopmann1, Georg von Samson-Himmelstjerna2, Janina
Demeler2
Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst; 2Institut für Parasitologie, Tierärztliche Hochschule
Hannover
1
*[email protected]
Infektionen mit Magen-Darm-Strongyliden (MDS) sind bei kleinen Wiederkäuern zu einem erheblichen
Teil Ursache für Erkrankungen und Leistungseinbußen und damit verbundenen wirtschaftlichen
Verlusten. Die Entwicklung eines Milch-ELISAs für Ziegen bietet den Vorteil der vereinfachten
Probennahme und -untersuchung und kann als kostengünstiges Monitoringtool zur Feststellung des
Herden-/Einzeltierstatus dienen. Dies ist auch in Hinblick auf die Problematik der zunehmenden
Anthelmintikaresistenzen und dem daraus resultierenden Bedarf an Alternativen zur klassischen
„dose&move“-Entwurmung von Interesse.
Material & Methoden: Die Versuchsgruppe in 2008 bestand aus acht kastrierten Bocklämmern, die
parasitennaiv aufgezogen und einmal experimentell mit 30.000 infektiösen Larven von Teladorsagia
circumcincta infiziert wurden. Eine gleichgroße Gruppe diente als Kontrollgruppe. Beiden Gruppen
wurden ab dem 10.Tag p.i. zweimal wöchentlich Blut- und Kotproben entnommen, um den Verlauf der
Infektion zu verfolgen. Die Kotproben wurden nach der Methode McMaster zur Bestimmung der
Eiausscheidung (EpG) untersucht. Die Blutproben wurden zentrifugiert und das Serum bis zur weiteren
Untersuchung eingefroren. Der Versuchszeitraum umfasste etwa 10 Wochen.
Fünf infizierte Böckchen wurden zur Gewinnung von adulten Würmern getötet. Diese werden für die
Beschichtung der ELISA-Platten benötigt. Die lyophilisierten Würmer wurden in PBS gelöst und mittels
Tissue rupture zu einer homogenen Masse verarbeitet. Nach der Zentrifugation wurde in dem Überstand
eine Proteinbestimmung durchgeführt.
Um den Verlauf des Antikörpertiters auch in der Milch überprüfen zu können, wurde eine Gruppe von 16
weiblichen Lämmern parasitennaiv aufgezogen und im Herbst belegt. Ein Teil dieser Gruppe wird nach
der Lammung infiziert. Bei beiden Gruppen werden ab Tag 14 p.i. Blut-, Milch- und Kotproben über einen
Zeitraum von 2 Wochen täglich genommen, um ein enges Raster für den Verlauf des Antikörpertiters zu
bekommen. Über weitere drei Wochen werden die Probennahmen 3mal wöchentlich durchgeführt.
Neben dem Versuch zur künstlichen Infektion wurden bei der betriebseigenen 70köpfigen
Milchziegenherde über die gesamte Weidesaison 2008 im 4-Wochen-Rhythmus von allen Einzeltieren
Blut-, Milch-, und Kotproben genommen. Diese Proben dienen der späteren Validierung des Tests.
Ergebnisse: Die Proteinbestimmung nach Bradford ergab 32 mg/ml aus den verarbeiteten adulten
Würmern. Erste Durchläufe erfolgten mit unterschiedlichen Verdünnungen des Antigens und der Seren.
Die Beschichtung der Platten erfolgte mit einer Verdünnungsreihe von 1:1500 bis 1:5000, die Seren
wurden 1:500 bis 1:2000 verdünnt. Für die Negativ- und Positivkontrollen wurde bisher die Kombination
1:3200 Antigenverdünnung und 1:1000 Serumverdünnung verwendet. Dieses ergab für die
Negativkontrolle bei 405nm nach 30 Minuten im Mittel einen Wert von 0,146 ± 0,023 OD und für die
Positivkontrolle einen Mittelwert von 1,347 ± 0,034 OD. Als Positivkontrolle diente immer eine Probe von
Tag 28 p.i. Diese Durchläufe lieferten erste Anhaltspunkte; die optimale Verdünnungskombination muß
aber noch herausgearbeitet werden. Nach Abschluß der Probennahme bei den weiblichen
38
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
V16
Versuchsziegen sind weitere Durchläufe geplant, da dann auch eine vergleichende Belegung der Platten
mit Milch und Serum möglich ist. Aufgrund der bisher vorliegenden Ergebnisse scheint die Entwicklung
eines Serum- und Milch-ELISAs möglich.
.
39
V17
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
Identifizierung von stark mit Magen- und Darmwürmern befallenen
erstsömmrigen Kälbern anhand unabhängiger, nicht-invasiver Biomarker
Janina Demeler1*, Nina Kleinschmidt2, Reinert H.G. Müller3, Regine Koopmann2,
Georg von Samson-Himmelstjerna1
1Institut
für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover; 2Johann Heinrich von
Thünen Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst; 3Forschungsinstitut für Bildverarbeitung,
Umwelttechnik & Strömungsmechanik, Hamburg
*[email protected]
Befall mit Magen- und Darmwürmern (MDW) verursacht bei erstsömmrigen Rindern zum Teil Gewichtsbzw. Wachstumsverluste, die auch in nachfolgenden Weideperioden nicht wieder aufzuholen sind. In der
Praxis werden momentan gesamte Herden entweder therapeutisch oder prophylaktisch behandelt.
Dieser Ansatz wird unter Anderem aufgrund steigender Resistenzproblematiken als nicht nachhaltig
betrachtet. Der Identifikation behandlungsbedürftiger Tiere kommt dementsprechend eine große
Bedeutung zu.
Material & Methoden: Von 2006 bis 2008 wurden auf dem Lehr- und Forschungsgut der Tierärztlichen
Hochschule Hannover in Ruthe sowie an der FAL Trenthorst Herden erstsömmriger Rinder während der
gesamten Weidezeit im vierwöchigen Rhythmus untersucht. Dabei wurden individuell Kotproben
parasitologisch untersucht (Eizahl pro Gramm; EPG) und das Gewicht (per Maßband) sowie ein BCSWert (Body Condition Score) ermittelt. Zusätzlich wurden einmal vor, während und nach der
Weidesaison Blutproben gezogen und auf Antikörper gegen Ostertagia (ELISA) sowie den PepsinogenWert untersucht und das Gewicht aller Tiere durch eine Viehwaage ermittelt. In 2008 wurde in Ruthe
außerdem ein neues Verfahren zur automatisierten Bestimmung des BCS mittels 3D-Kamera und eigens
entwickelter Software eingesetzt. Dieses System zur automatisierten Bestimmung des BCS wurde in
2007 im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes (PARASOL) für Milchkühe entwickelt und in
2008 erstmals für erstsömmrige Kälber verwendet.
Ergebnisse: Im Jahr 2006 konnten aufgrund des ungewöhnlich trockenen und heißen Sommers bei
keiner der Herden Infektionen mit Magen- und Darmwürmern im EPG nachgewiesen werden. Auch im
ELISA und Pepsinogen-Test waren bis kurz vor Ende der Weidesaison alle untersuchten Tiere negativ.
Zwischen BCS und Gewichtsentwicklung konnte eine gute positive Korrelation nachgewiesen werden. In
2007 wurden in Ruthe ebenfalls nur geringgradige Infektionen festgestellt. Da diese erst gegen Ende der
Weidesaison auftraten, konnten zwischen EPG und BCS bzw. Gewichtsentwicklung keine signifikante
Korrelation ermittelt werden. In 2008 wurde der Versuch nur in Ruthe fortgesetzt und bereits im ersten
Drittel der Weideperiode Infektionen mit MDW bei allen Tieren festgestellt. Zwischen BCS und
Gewichtsentwicklung konnte wiederholt eine deutlich positive Korrelation nachgewiesen werden.
Zwischen EPG und BCS bzw. Gewichtsentwicklung wurde hingegen eine negative Korrelation
festgestellt. Entsprechend des früheren Auftretens von MDW-Infektionen waren die Tiere in 2008 sowohl
im Ostertagia Serum-ELISA als auch im Pepsinogen-Test ab Mitte der Weisesaison positiv.
Im Gegensatz zu der getesteten Milchviehherde fehlten allerdings in der Jungtierherde die Extremwerte
für sehr dünne oder sehr dicke Kälber, was eine zuverlässige Kalibrierung der Software stark
erschwerte. Grundsätzlich jedoch konnten Köperformen und die für die Bestimmung des BCS relevanten
Knochpunkte bei allen Tieren korrekt identifiziert werden.
Schlussfolgerungen: Die deutlich positive Korrelation zwischen BCS und Gewichtsentwicklung
ermöglicht eine Kontrolle der Wachstumszunahme ohne den Aufwand einer transportablen Waage auf
40
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik
V17
der Weide. Die negative Korrelation zwischen BCS und EPG erlaubt es, behandlungsbedürftige Tiere
ohne aufwendige parasitologische Untersuchung zu identifizieren. Nach Optimierung der entwickelten
Software wäre dies auch automatisiert und ohne die Notwendigkeit des Einsatzes von geschultem
Personal möglich.
41
V18
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
Untersuchungen von Tankmilchproben mittels ELISA zur Feststellung
der Seroprävalenz des Rinderlungenwurmes im Norden Deutschlands
Anne-Marie Klewer*1, Christina Strube1, Andrew B. Forbes2, Thomas Schnieder1
1Stiftung
2Merial,
Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, D-30559 Hannover;
29 Avenue Tony Garnier, Lyon 69007 (Frankreich)
*[email protected]
Die Dictyocaulose, verursacht durch den Lungenwurm des Rindes, Dictyocaulus viviparus, ist weltweit
eine der bedeutendsten Parasitosen in der Weidehaltung bei Rindern. Ein Befall mit
Rinderlungenwürmern wird meist bei Kälbern sowie Jungrindern in ihrer ersten und zweiten Weidesaison
diagnostiziert. Aber auch bei adulten Rindern wird der Lungenwurm verstärkt als Problem erkannt. In
Milchviehherden kann eine Erkrankung mit dem Lungenwurm zu beträchtlichen Leistungseinbußen
führen, wie zum Beispiel einer verminderten Milchleistung, einer verringerten Fruchtbarkeit bis hin zu
Todesfällen.
Das Ziel dieser Studie ist es, die Seroprävalenz der Dictyocaulose in Milchviehherden in einem
nordwestlichen Gebiet Deutschlands einzuschätzen, um so epidemiologische Faktoren, welche das
Vorkommen der Dictyocaulose in diesem Gebiet beeinflussen könnten, herauszufinden.
Material und Methoden: In den Monaten Januar, September und November 2006 sowie 2008 wurden
jeweils circa 900 Tankmilchproben von verschiedenen Betrieben aus einem nördlich gelegenen Gebiet
des Landes Niedersachsen genommen. Diese Proben wurden mittels eines im Institut für Parasitologie
der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelten Milch-ELISA untersucht. Als Antigen für diesen
ELISA wurde das rekombinante Major Sperm Protein (MSP) von D. viviparus verwendet. Für diesen
ELISA wurden Immobilizer™Amino-plates (NUNC) mit diesem rekombinanten Fusionsprotein
beschichtet. Als Anti-Antikörper wurden Sheep Anti-Bovine IgG1-Antikörper verwendet, da sich die
Verwendung dieses Konjugates zusammen mit den hier genannten Mikrotiterplatten als optimal für eine
serologische Diagnostik von Lungenwurminfektionen erwiesen hat.
Ergebnisse: Im Januar 2006 und 2008 waren 19,8 % beziehungsweise 12,79 % der getesteten
Tankmilchproben positiv für Antikörper gegen D. viviparus. Die Tankmilchproben von September 2006
bzw. 2008 ergaben bei 37,2 % bzw. 6,85 % positive Antikörpertiter. Im November des Jahres 2006
zeigten 42,1 % der Herden positive Antikörpertiter, wohingegen im November 2008 nur 6,61 % der
getesteten Proben positiv war.
Schlussfolgerungen: Aufgrund der bisherigen Ergebnisse kann man hier von einer mittleren
Seroprävalenz in diesem nördlichen Gebiet Deutschlands sprechen.
Die abgenommene Anzahl positiv getesteter Tankmilchproben im Jahr 2008, vor allem in den Monaten
September und November, kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen könnte sich die Witterung
sowie die Temperatur für die Entwicklung der Lungenwürmer in der Umwelt geändert haben. Zum
anderen ist nicht bekannt, ob sich das Bekämpfungsregime in den Milchviehbetrieben in den Jahren
2006 und 2007 sowie 2008 geändert hat.
Ausblick: Zur weiteren Evaluierung des im Institut für Parasitologie entwickelten Milch-ELISA wird
derzeit eine Jahresstudie mit 16 Milchviehbetrieben aus Niedersachsen sowie einem Milchviehbetrieb
aus Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Davon waren im Jahr 2008 12 Betriebe serologisch positiv und 4
Betriebe serologisch negativ gegen Antikörper von D. viviparus.
42
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
V19
Nachweis von Parafilaria bovicola in einem Galloway-Zuchtbetrieb in
Bayern
Dietmar Hamel*, Kurt Pfister
Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München
*[email protected]
Parfilaria bovicola ist ein Parasit des Unterhautbindegewebes bei Rindern. Die Parafilariose ist in
Südeuropa bekannt und in Schweden vermutlich durch Tierimport etabliert worden; in Nord- und
Zentraleuropa liegen nur vereinzelte Berichte vor, meist von Untersuchungen von Importtieren. Als
Vektor dieser Filarienart gilt hier Musca autumnalis. Eine Reihe von Filarien, Setaria spp., Onchocerca
spp., Stephanofilaria spp. und Parafilaria bovicola parasitieren bei Rindern und führen weltweit zu
wirtschaftlichen Einbußen durch verminderte Qualität des Schlachtkörpers und des Leders.
Material und Methoden: Im März 2009 wurden zwei Gewebsproben von etwa 2 x 1,5 x 1 cm Größe, die
am Rumpf eines geschlachteten Galloway-Rindes entnommen wurden, sowie einige Teile dünner
weißlicher Nematoden, in das Diagnostiklabor des Lehrstuhls für Vergleichende Tropenmedizin und
Parasitologie der Ludwig-Maximilians-Universität eingeschickt. Vorberichtlich nannte der Züchter
grünliche Veränderungen von bis zu 15 cm Durchmesser an der Unterhaut. Diese Veränderungen fallen
seit drei Jahren in unregelmäßigen Abständen bei Schlachtungen auf; der Bestand wird extensiv
gehalten und wurde vor etwa 20 Jahren mit Galloway-Rindern aus Schottland aufgebaut.
Ergebnisse: Es konnten ein vollständiger weiblicher Nematode und mehrere Teilstücke von bis zu 3 cm
Länge identifiziert werden. Aufgrund der Morphologie der Exemplare bzw. Fragmente, der typischen
Lokalisation und vorberichtlich genannten Veränderungen am Schlachtkörper und des jahreszeitlichen
Auftretens sind diese als P. bovicola identifiziert worden.
Schlussfolgerung: Die Parafilariose ist bisher in Südeuropa sowie Schweden beschrieben worden, in
anderen Teilen Zentraleuropas meist im Rahmen von Untersuchungen von Importtieren. Der Fund von
Parafilarien in einer Rinderherde in Bayern weist auf eine mögliche Etablierung von Parafilaria bovicola
in Süddeutschland hin.
43
V20
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
Epidemiologische Erhebung des Endoparasitenbefalls bei
Neuweltkameliden im Süddeutschen Raum
Corina Schlögl*1, Sabine Bork-Mimm2, Kurt Pfister1
1Lehrstuhl
für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Tierärztliche Fakultät, LudwigMaximilians-Universität München; 2Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Referat für
Veterinärangelegenheiten, Stuttgart
*[email protected]
Die Haltung von Neuweltkameliden als exotische Haus- und Hobbytiere hat in Deutschland in den letzten
Jahren stetig zugenommen. Grobe Schätzungen aus dem Jahr 2004 gehen von etwa 5000 Tieren aus
(Rohbeck, 2006). Parallel dazu sind Daten zur Inzidenz von Endoparasiten, abgesehen von einer Studie
in Südhessen (Rohbeck, 2006) bei dieser Tiergruppe in Deutschland rar und fehlen für den
Süddeutschen Raum vollständig. Da Neuweltkameliden im Allgemeinen von den gleichen
Endoparasitenarten wie große und kleine Wiederkäuer befallen werden, ist von einem hohen
Infektionsrisiko auszugehen. Zudem reagieren Neuweltkameliden vergleichsweise empfindlich auf einen
Befall mit Endoparasiten und zeigen z.T. schwere Erkrankungssymptome. Dies und die Tatsache, dass
es nur wenige auf diese Tiergruppe spezialisierte Tierärzte in Deutschland und dem angrenzenden
Ausland gibt, verdeutlicht in besonderem Maße die Notwendigkeit weitreichender Erhebungen zum
Parasitenstatus dieser Tiergruppe. Ziel dieser Studie ist es daher, einen Überblick über die
Endoparasitenfauna der in Süddeutschland gehaltenen Neuweltkameliden zu geben.
Material und Methoden: Dazu wurden von März 2008 bis Februar 2009 einmal monatlich Kotproben
der Tiere gewonnen und mit Hilfe etablierter parasitologischer Untersuchungsmethoden (Flotation,
Sedimentation, Auswanderung nach Baermann-Wetzel) auf das Vorkommen von Parasiten untersucht.
Zusätzlich wurden mittels eines Fragebogens Daten zu Haltungsformen, Bestandsgrößen und
Entwurmungsschemata erhoben. Die folgenden Fragestellungen werden überprüft: Welche
Endoparasiten treten bei Neuweltkameliden in Süddeutschland auf? Wie hoch ist die Prävalenz? Wie ist
die saisonale Entwicklung der Eiausscheidung? Wie stellen sich die gängigen Entwurmungsschemata
dar?
Ergebnisse: Von derzeit 711 ausgewerteten Proben waren 98,7% positiv auf Magen-Darm-Parasiten.
Hiervon waren 95,9% Eimeria spp.,51,1% Magen-Darm-Strongyliden, 11,8% Trichuris spp., 9,6%
Capillaria spp., 0,4% Fasciola hepatica, 2,5% Dicrocoelium dentriticum sowie 0,7% Moniezia spp..
Lungenwurmlarven konnten nicht nachgewiesen werden. Die monatlichen Ausscheidungverläufe werden
dargestellt.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen deutlich, dass der Befall mit
Endoparasiten bei Neuweltkameliden in Süddeutschland ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem
darstellt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind daher für Züchter und Halter von Neuweltkameliden sowie
für nicht auf diese Tierart spezialisierte Tierärzte von großer Bedeutung, um Entwurmungsstrategien zu
optimieren und die Prophylaxe zu verbessern.
Rohbeck S (2006): Parasitosen des Verdauungstrakts und der Atemwege bei Neuweltkameliden:
Untersuchungen zu ihrer Epidemiologie und Bekämpfung in einer mitteldeutschen Herde sowie zur
Biologie von Eimeria macusaniensis. Vet. Med. Dissertation, Justus Liebig Universität, Gießen
44
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
V21
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pyrantelembonat gegen kleine
Strongyliden bei Pferden in Brandenburg
Juliane Fischer*1, Barbara Hinney1, Karl-Hans Zessin
Himmelstjerna 3 und Peter-Henning Clausen1
2,
Georg v. Samson-
1Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Institut für Internationale
Tiergesundheit, Freie Universität Berlin; 3 Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule
Hannover
*[email protected]
In den USA, Australien und einigen europäischen Ländern wurden Resistenzen der kleinen Strongyliden
der Pferde (Cyathostominae) gegen Pyrantelembonat (PYR) beschrieben. Aus Deutschland gibt es
bisher noch keine Berichte über das Auftreten von Resistenzen dieser Parasiten gegen PYR. Im Herbst
2006 waren in einer Prävalenzstudie in Brandenburg Pferdebestände aufgefallen, die trotz häufiger
anthelminthischer Behandlung eine hohe Strongyliden-Eiausscheidung aufwiesen. Im Herbst 2007 ist
auf 23 dieser Betriebe eine Wirksamkeitsstudie mit Ivermectin durchgeführt worden. Es wurde eine
nahezu 100%ige Wirksamkeit auf allen Betrieben festgestellt. Im Sommer 2008 wurde eine Folgestudie
mit PYR durchgeführt.
Material und Methoden: Ausgehend von der Hypothese, dass häufiges Entwurmen die
Resistenzentwicklung fördert, wurden 21 pferdehaltende Betriebe mit überdurchschnittlich hoher
Eiausscheidung ausgewählt, die sich aus sechs Betrieben mit häufiger Entwurmung (≥ 4mal/ Jahr) und
15 Betrieben mit seltener Entwurmung (≤ 2mal/Jahr) zusammensetzten. Der Pferdebestand dieser
Betriebe wurde koproskopisch untersucht. Für jeden Betrieb wurde aus den Pferden mit mehr als 100
(bevorzugt 250) Strongylideneiern pro Gramm Kot (je Betrieb mindestens 9, höchstens 40 Tiere) per
Zufallsauswahl je eine Behandlungs- und eine Kontrollgruppe gebildet. In den Behandlungsgruppen
befanden sich insgesamt 220, in den Kontrollgruppen 198 Tiere. Die Pferde der Behandlungsgruppen
erhielten 6,6 mg PYR/kg Körpergewicht (Banminth®, Fa. Pfizer) per os. Die Kontrollgruppen blieben
unbehandelt. Zwei Wochen nach Behandlung erfolgte die koproskopische Untersuchung zur
Durchführung des Eizahlreduktionstests (EZRT). Die mittlere Eizahlreduktion (EZR) wurde nach Coles et
al. (1992) in modifizierter Form berechnet. Die Bestimmung der Konfidenzgrenzen erfolgte mittels
Bootstrap-Verfahren nach Cabaret & Antoine (2008).
Ergebnisse: Die EZR lag auf 16 Betrieben (76,2%) über 90% und auf fünf Betrieben (23,8%) unter 90%.
Im Einzelnen betrugen die Werte auf diesen fünf Höfen: 89% (95%CL 66-100), 88% (95%CL 55-100),
87% (95%CL 48-100), 77% (95%CL 24-100) und 65% (95%CL 11-96). Auf dem letztgenannten Betrieb
wurde der EZRT nach zehn Wochen wiederholt. Die EZR betrug danach 50% (95%CL 7- 80).
Schlussfolgerungen: Auf der Mehrzahl der untersuchten Betriebe ist von einer guten Wirksamkeit von
PYR gegen Cyathostominae auszugehen (EZR > 90%). Auf fünf Betrieben besteht allerdings der
Verdacht einer Resistenz der Cyathostominae gegenüber PYR (EZR < 90%). Zur Bestätigung dieser
Ergebnisse sind weiterführende Untersuchungen erforderlich.
Es wird empfohlen, im Rahmen eines Programms zur Kontrolle des Endoparasitenbefalls regelmäßig
einen EZRT durchzuführen.
45
V21
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
Literatur:
1. Cabaret J, Antoine T (2008): http://wcentre.tours.infra.fr/sfpar/stat.htm. (als Hyperlink in: Demeler J,
Van Zeveren AM, Kleinschmidt N, Vercruysse J, Hoglund J, Koopmann R, Cabaret J, Claerebout E,
Areskog M, von Samson-Himmelstjerna G. 2009. Monitoring the efficacy of ivermectin and albendazole
against gastro intestinal nematodes of cattle in Northern Europe. Vet Parasitol 160:109-115.
2. Coles GC, Bauer C, Borgsteede FH, Geerst S, Klei TR, Taylor MA, Waller PJ, (1992): World
Association for the Advancement of Veterinary Parasitology (W.A.A.V.P.) methods for the detection of
anthelmintic resistance in nematodes of veterinary importance. Vet Parasitol 44:35-44.
Wir danken der Firma Pfizer GmbH für die finanzielle Unterstützung der Studie.
46
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
V22
Vorkommen und Verbreitung von Insektizidresistenzen bei Fliegen
(Musca domestica L.) in Milchviehbetrieben Brandenburgs
Anabell Jandowsky1, Eberhard Schein1, Peter-Henning Clausen1, Kai Sievert2,
Burkhard Bauer*1
1Institut
für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Novartis Tiergesundheit
AG, 4058 Basel, Switzerland
*[email protected]
Stallfliegen stellen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung ein großes Problem dar. Neben einer
Leistungsminderung durch massive Belästigungen während der Sommermonate fungieren Musziden vor
allem als Krankheitsüberträger [1]. Mehr als 100 Krankheitserreger sind aus Fliegen isoliert worden, von
denen 65 gesichert übertragen wurden [2]. Unsachgemäßer und häufiger Gebrauch von den
verfügbaren Insektiziden kann innerhalb weniger Fliegengenerationen zur Entwicklung von Resistenzen
führen.
Material & Methoden: Ziel der Arbeit war es, das Vorkommen und die Verbreitung von Resistenzen bei
Musziden in Milchviehbetrieben im Bundesland Brandenburg zu dokumentieren, um betroffenen
Betrieben eine individuelle und wirksame Beratung hinsichtlich zukünftiger Fliegenbekämpfung zu
geben. Gleichzeitig wurde mit der „FlyBox®“ ein kürzlich entwickeltes Verfahren auf seine Eignung als
mobiler Feldtest für die Diagnose von Resistenzen untersucht. Die Resistenzprüfungen fanden von Juni
bis November 2008 auf 60 Milchviehbetrieben statt. Eine Überprüfung der Wirkung des Pyrethroids
Deltamethrin als Kontaktinsektizid erfolgte mit Hilfe der „FlyBox®“, die innen mit einem
insektizidbehandelten Netz ausgekleidet war. In Fütterungsversuchen wurden die Wirkstoffe Spinosad,
Thiamethoxam und Imidacloprid auf ihre Wirksamkeit untersucht. Nach dieser Querschnittsuntersuchung
wurden dann Fliegen aus 15 besonders auffälligen Betrieben eingefangen und im Labor nachgezüchtet,
um ihre Empfindlichkeit unter kontrollierten Bedingungen mit etablierten Verfahren und einer Auswahl
vorher nicht eingesetzter Wirkstoffe untersuchen zu können. Bei diesen Evaluierungen kamen mit dem
elektronischen Pipettiersystem EDOS 5222 der Firma Eppendorf topikal appliziertes Lambda-Cyhalothrin
als weiteres Pyrethroid, Imidacloprid und Thiamethoxam im modifizierten Fütterungsversuch sowie die
Larvizide Cyromazin und Triflumuron zum Einsatz. Für alle Laboruntersuchungen wurden vorzugsweise
Fliegen bzw. Stadien der F1-Generation in vergleichbarem physiologischen Zustand verwendet.
Ergebnisse: Nach Deltamethrin-Exponierung in der„FlyBox®“ ergaben sich bei Feldpopulationen von 58
der 60 Betriebe entweder keine oder eine reduzierte Paralyse; gegenüber Thiamethoxam waren 9 von
60 Populationen auffällig; und bei 52 von 60 Fliegenpopulationen gab es abweichende Reaktionen
gegenüber Imidacloprid. Lediglich Spinosad erwies sich noch als voll wirksam.
Während die topikale Applikation von Lambda-Cyhalothrin bei dem sensiblen WHO-Stamm schon bei
der „Discriminating Dose“ (DD) (2,5 ng a.i./Fliege) zu 100% Mortalität führte, betrug die maximale
Mortalität lediglich 27% bei einer der nachgezüchteten Feldpopulationen. Erst die 1024fache DD (2560
ng a.i./Fliege) führte nach 48 Stunden bei 10 der 15 Feldpopulationen zu 100% Mortalität. Im
modifizierten Fütterungsversuch mit Thiamethoxam und Imidacloprid waren bei einer Dauer über 48
Stunden 14 von 15 bzw. 3 von 15 Populationen zu 100% abgestorben. Die larvizide Wirkung von
Cyromazin zeigte nach Einsatz der DD (0,75ppm) bei 12 von 15 Populationen volle Wirksamkeit. Für
Triflumuron DD (2ppm) waren in 4 von 15 Populationen alle Fliegen gestorben.
Schlussfolgerungen: Von den untersuchten Feldpopulationen erwiesen sich lediglich zwei von
insgesamt 60 als voll empfänglich gegenüber Deltamethrin. Abweichungen wurden auch beim Einsatz
47
V22
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
von Thiamethoxam (9 von 60 Populationen) und bei 52 von 60 Fliegenpopulationen gegenüber
Imidacloprid festgestellt. Diese Ergebnisse konnten im Labor mit etablierten Verfahren bestätigt werden.
Lediglich Spinosad erwies sich noch als voll wirksam Zur Bekämpfung von M. domestica ist deshalb ein
ganzheitlicher Ansatz erforderlich, bei dem neben einem strategischen Einsatz von Bioziden auch
sanitäre Maßnahmen (Stallhygiene) eine wichtige Rolle spielen müssen. Die kontinuierliche
Resistenzüberwachung sollte ein fester Bestandteil von Planung, Auswahl und ggf. auch Rotation der
eingesetzten Biozide sein.
Literatur:
1. Insecticide Resistance Action Committee (2005) www.irac-online.org.
2. Curtis C (1998): The medical importance of domestic flies and their control. Africa Health. 20(6): 14-15.
Die Studie wurde finanziell von der Firma Novartis Tiergesundheit AG, 4058 Basel, Switzerland,
unterstützt.
48
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
V23
Die Rolle von P-Glycoprotein in der Resistenzentwicklung des MagenDarm-Strongyliden Ostertagia ostertagi gegen Albendazol
Stefan Pachnicke* 1, William Blackhall 1, Dominique Kerboeuf
Zeveren3, Jozef Vercruysse 3, Georg von Samson-Himmelstjerna 1
2,
Annelies van
1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2 Station de Parasitologie, Institut
National de la Recherché Agronomique, Nouzilly (Frankreich); 3 Laboratory of Parasitology, Faculty of
Veterinary Medicine, Gent University, Gent (Belgien)
*[email protected]
Anthelmintikaresistenzen stellen weltweit ein wachsendes Problem mit bedeutsamer wirtschaftlicher
Relevanz in der ökonomisch orientierten Nutztierhaltung dar. Verschiedene spezifische molekulare
Mechanismen bedingen Resistenzen gegen die Hauptklassen der eingesetzten Substanzen durch
Veränderung der Zielstrukturen, so in der Klasse der Benzimidazole durch Veränderungen des β-Tubulin
isotyp I Genes. Zusätzlich wurden unspezifische Mechanismen beschrieben, die parallel durch
Metabolisierung oder Abtransport der Anthelmintika effektiv zur Resistenzbildung beitragen können. Die
P-Glycoproteine (Pgp) gehören in die Klasse der ABC-Transporter und eine Assoziation mit Resistenz
gegen Benzimidazole wurde gezeigt.
In der vorliegenden Arbeit sollte eine Beteiligung von Pgp in der Resistenzentwicklung gegen Albendazol
bei O. ostertagi untersucht werden. Zwei Pgp-Gene wurden hinsichtlich ihres Transkriptionsprofiles,
sowie populationsgenetischer Kriterien von Pgp-Allelevarianten vergleichend zwischen einem resistenzselektiertem und einem empfindlichen O. ostertagi Isolat analysiert. Beide Isolate wurden nach dem
Selektionsprozess genomweit bezüglich ihrer genetischen Diversität charkterisiert.
Material & Methoden: Ein initial sensibles O. ostertagi Isolat wurde in vivo in aufeinanderfolgenden
Passagierungen durch sukzessive Erhöhungen anfänglich geringer subtherapeutischer Albendazol
Dosierungen phänotypisch gegen Resistenz selektiert. Parallel wurde das sensible Ursprungsisolat als
Referenz ohne Behandlung im Wirt mehrfach passagiert. Der erreichte Resistenzgrad wurde in vitro
durch EggHatchTesting (EHT) nachvollzogen. Benzimidazol-Resistenz-assoziierte Single-Nucleotide
Polymorphisms (SNP) wurden im β-Tubulin isotyp I Gen anhand gepoolter PCR-Produkte auf
Populationsebene untersucht.
Degenerierte- und Rapid Amplification of cDNA Ends (RACE)-PCR Techniken wurden zur Identifizierung
und sequentiellen Erweiterung von Pgp-Genen in O. ostertagi genutzt. Durch Single Strand
Conformation Polymorphism (SSCP)- und Chromatogram-Analysierungen wurden Allelvarianten der
pgps zwischen dem selektierten und unselektierten Isolat vergleichend untersucht. Im Anschluß wurden
Transkriptionsprofile der Pgp-Gene durch RealTime®-PCR über verschiedenen Entwicklungsstadien
beider Isolate hinweg erstellt.
In einer genomweiten Analyse wurde die genetische Diversität der Isolate durch Amplified Fragment
Length Polymorphism - Untersuchungen beschrieben.
Durch Markierung mit humanen monoklonalen Antikörpern (Pgp-mAb), die Oberflächen-Pgp binden,
wurden durchflußzytometrische Untersuchungen mit O. ostertagi Eiern durchgeführt.
Ergebnisse: Während der Selektion gegen Benzimidazolresistenz wurden Dosierungen bis 4,5mg
Albendazole/kg KGW von dem selektierten O. ostertagi Isolat in vivo toleriert. Im
Wurmzahlreduktionstest wurde bei einer Dosierung von 3mg Albendazol /kg KGW eine Reduktion der
Wurmbürde von lediglich 83% im selektierten Isolat im Gegensatz zu 100% im unselektierten Isolat
ermittelt.
49
V23
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
In vitro wurde im EHT des selektierten Isolates die diskriminierende Dosis für Benzimidazolresistenz mit
0,12µg/ml Thiabendazol überschritten, trotzdem konnten keine Resistenz-assoziierten SNPs
nachgewiesen werden.
Zwei verschiedene, putativ Pgp-homologe Gene wurden in O. ostertagi identifiziert, pgp-a und pgp-c. In
der SSCP Analyse von pgp-a wurden im Vergleich zwischen dem resistenz-selektierten und dem
nichtselektierten Isolat keine Verschiebungen von Allelfrequenzen und Abweichungen vom HardyWeinberg Gleichgewicht ermittelt. Auch in vergleichenden Chromatogram-Analysen zeigten sich beide
Isolate hinsichtlich Pgp-Allelvarianten bzw. -Polymorphismen von pgp-a und pgp-c einheitlich.
Die relative Quantifizierung der Transkriptionsraten beider Pgp-Gene zeigte ein gleichmäßiges und
stabiles Muster über die untersuchten Entwicklungsstadien Eier, L3 und Adulte hinweg. Im Vergleich
zwischen selektiertem und dem unselektierten Isolat konnte keine Aufregulierung in der
Transkriptionsrate der Gene nachgewiesen werden.
Bezüglich seiner genetischen Diversität, konnten für O. ostertagi Heterozygositäts-Werte vergleichbar
mit denen, schon für andere parasitische Nematoden beschriebenen Werten, dargestellt werden. Ein
selektionsbedingter genetischer Bottlenecking-Effekt konnte ausgeschlossen werden.
Auf den Eiern von O. ostertagi konnte durch Markierung mit mAb Pgp auf der Schale nachgewiesen
werden. Im Vergleich zwischen den beiden Isolaten, konnte ein deutlich erhöhtes Pgp-Niveau im
selektierten Isolat gezeigt werden. Neben diesen quantitativen Unterschieden im Vorkommen von Pgp
auf Parasiteneiern des selektierten Isolates, wurden durchflußzytometrisch zusätzlich auch qualitative
Veränderungen erkennbar. Die Pgp-mAb-Signale wurden in verschiedenen heterogenen Bereichen in
(Sub-)Populationen der untersuchten Eier beider Isolate detektiert. Im selektierten Isolat konnten jedoch
Subpopulationen nachgewiesen werden, die im unselektierten Isolat, nicht identifiziert werden konnten.
Schlussfolgerungen: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte die Empfindlichkeit für Albendazol in
vivo durch Selektion in dem parasitischen Nematoden O. ostertagi erfolgreich herabgesetzt werden.
Durch in vitro EHT konnte ein signifikanter Unterschied in der Sensibilität für Benzimidazole zwischen
dem selektierten Isolat und dem unselektiertem Ursprungsisolat bestätigt werden. Da in den
beschriebenen Benzimidazolresistenz-assoziierten SNPs keine Veränderungen nachgewiesen werden
konnten, ist eine Beteiligung alternativer Resistenzmechanismen wahrscheinlich.
Molekulargenetisch, wie auch in relativer Quantifizierung der Transkriptionsraten von pgp-a und pgp-c
konnte keine Mitwirkung der untersuchten Pgps an der phänotypischen Resistenz geschlussfolgert
werden. Trotzdem wurden in der vorliegenden Studie durchflußzytometrisch einige Hinweise für eine
quantitative wie auch qualitative Beteiligung von Pgp in der Resistenzentwicklung des selektierten O.
ostertagi Isolates gefunden. Eine genaue Klassifizierung der Pgp-Gene oder des Gens, die als Substrat
für die (humanen) Pgp-mAb dienen können, sowie deren Konformation (aktiv oder passiv), würden eine
detailliertere Darstellung der Pgp-Beteiligung am Resistenzgeschehen erlauben. Ebenfalls bedarf es
weiterer Untersuchungen, um die vorliegenden Sequenzinformation der in O. ostertagi vorkommenden
Pgp-Gene zu erweitern. Eine mögliche Resistenz-Assoziation mit anderen, bis dato in O. ostertagi
unbeschriebenen Pgp-Genen würde so erkennbar.
Die genetische Diversität von O. ostertagi zeigte sich vergleichbar mit der, anderer parasitischer
Nematoden. Eine Reduktion der Heterozygosität durch die gezielte Selektion konnte im Vergleich
zwischen selektiertem und unselektiertem Isolat nicht gezeigt werden. Der relativ hohe Grad an
Heterozygosität in der Population steht in engem Zusammenhang mit dem Potential adaptiv auf
Umweltveränderungen, wie beispielsweise Anthelmintikabehandlung zu reagieren.
.
50
Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung
V24
Bekämpfung der Stallkokzidiose durch Eimeria bovis und Eimeria zuernii
beim Kalb mit Toltrazuril unter Feldbedingungen im Vergleich mit
Diclazuril und einer unbehandelten Kontrollgruppe
Franca Rödder*1, Hans-Christian Mundt2, Arwid Daugschies1, 3, Heidrun Mengel3
1Institut
für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig; 2Bayer Animal Health
GmbH, Leverkusen; 3koVET, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig
*[email protected]
Die pathogenen, obligat intrazellulären Parasiten Eimeria bovis (E. bovis) und E. zuernii sind die Erreger
der Stallkokzidiose beim Kalb. Ihre Entwicklung bedingt Schädigungen der Darmschleimhaut, die als
klinische Folge profuse wässrige bis blutige Durchfälle verursachen, in schweren Fällen mit letalem
Ausgang. Die Präpatenz beträgt etwa 17-24 Tage, die Patenz bis zu 13 Tage. Ziel der vorliegenden
Untersuchungen war es, die Kontrolle natürlicher Infektionen mit E. bovis und/oder E. zuernii durch
Toltrazuril (Baycox® Bovis 50 mg/ml) im Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe und einer
Positivkontrolle (Diclazuril, Vecoxan® 2,5 mg/ml) unter Feldbedingungen zu prüfen.
Material & Methoden: 164 Kälber wurden in eine multizentrische, verblindete, randomisierte Feldstudie
in vier landwirtschaftlichen Betrieben eingeschlossen. Alle teilnehmenden Betriebe hatten eine bekannte
Kokzidiosehistorie. Die Kälber wurden 14 Tage nach Einstallung in die kontaminierten Stallabteile den
jeweiligen Gruppen zugeteilt und entsprechend behandelt: Gruppe A (57 Tiere): 15 mg/kg Körpergewicht
(KG) Toltrazuril (Baycox® B Bovis 50 mg/ml); Gruppe B (54 Tiere): 1 mg/kg KG Diclazuril (Vecoxan® 2,5
mg/ml); Gruppe C (53 Tiere): unbehandelte Kontrolle. Die Studiendauer betrug 56 Tage, das entspricht
einer Beobachtungsdauer von 42 Tagen nach der Behandlung. Hierdurch konnte auch die Nachhaltigkeit
der Kokzidienkontrolle beurteilt werden. Der Gesundheitszustand der Kälber wurde täglich überwacht,
Oozystenausscheidung und Kotkonsistenz wurden drei- bis viermal pro Woche bestimmt, das
Körpergewicht wurde einmal wöchentlich ermittelt.
Der Erfolg der Behandlung wurde primär anhand der Oozystenausscheidung von E. bovis und E. zuernii
beurteilt (OpG).
Ergebnisse: Infektionen mit E. bovis und/oder E. zuernii konnten in allen Betrieben nachgewiesen
werden, Verlauf und Ausmaß waren in den vier Betrieben jedoch sehr unterschiedlich. Beide
eingesetzten Antikokzidia führten zu einer Reduktion der Oozystenausscheidung in Intensität und Dauer.
In Gruppe B (Diclazuril) stieg die Oozystenausscheidung in der zweiten Studienhälfte wieder an. In
Gruppe A (Toltrazuril) waren sowohl die Dauer als auch die Höhe der Oozystenausscheidung nach der
Behandlung signifikant geringer als in beiden anderen Gruppen.
Schlussfolgerungen: Eine einmalige metaphylaktische Behandlung mit Toltrazuril 14 Tage nach
Einstallung erwies sich in der vorliegenden Studie unter Feldbedingungen als wirkungsvoll und
nachhaltig.
51
V25
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Vorkommen von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei
Hunden in Deutschland von September 2007 bis März 2009
Dieter Barutzki*1, Roland Schaper2
1Tierärztliches
Labor Freiburg, Postfach 100120, D 79120 Freiburg i.Br; 2Bayer Animal Health GmbH, D
51368 Leverkusen
*[email protected]
Angiostrongylus vasorum ist ein hochpathogener Nematode aus der Familie der Metastrongylidae, der
die rechte Herzkammer und die Pulmonalarterie von Hunden und anderen Caniden befällt. Crenosoma
vulpis siedelt in distalen Abschnitten des Bronchialbaumes und ist weniger pathogen. Beide Parasiten
wurden in vielen Ländern Europas nachgewiesen und gelten als endemisch in umschriebenen,
abgegrenzten Gebieten von England, Frankreich und Dänemark. Parasitologische Untersuchungen aus
Deutschland ergaben bisher nur sporadische Funde. Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten, über
mehrere Jahre dauernde Studie (Taubert et al. 2009) zeigen erstmals Daten, die ein regelmäßiges
Auftreten beider Parasiten auch für Deutschland belegen. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war
es, aktuelle Angaben über das Vorkommen und die geographische Verbreitung der beiden
Lungenwurmarten in Deutschland zu erhalten.
Material und Methoden: Zur Bestimmung der Prävalenz von A. vasorum und C. vulpis in Deutschland
wurden im Zeitraum von September 2007 bis März 2009 die Kotproben von insgesamt 810 Hunden mit
klinischen Anzeichen einer respiratorischen oder kardialen Erkrankung untersucht. In die Studie wurden
ausschließlich Hunde eingeschlossen, bei denen ein Verdacht auf Befall mit Lungenwürmern bestand
und Anzeichen für eine respiratorische und / oder kardiologische Erkrankung vorlagen mit klinischen
Symptomen wie Husten, Dyspnoe, Depression, Hämorrhagien, Belastungsschwäche, Anorexie,
Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfall, neurologische Symptome, subkutane Schwellungen und
Räuspern. Von diesen Hunden wurden Kotproben an drei aufeinander folgenden Tagen entnommen und
mittels Zink-Chlorid / Kochsalz Flotationsmethode (spez. Gew. 1,3) und dem Baermann-WetzelVerfahren untersucht. Die Wohnorte der Tierhalter und die Nachweise positiver Hunde wurden mit dem
Programm RegioGraph 10 (GfK GeoMarketing, Bruchsal) auf Basis der Postleitzahlen georeferenziert
und kartographisch dargestellt.
Ergebnisse: Lungenwürmer wurden bei 105 (13 %) von 810 Hunden nachgewiesen. Infektionen mit A.
vasorum wurden bei 60 (7,4 %) und mit C. vulpis bei 49 (6,0 %) Hunden festgestellt. Vier Tiere (0,5 %)
waren mit beiden Spezies befallen. Die Befallshäufigkeit mit A. vasorum war regional unterschiedlich
stark ausgeprägt und zeigte höchste Werte in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern,
Rheinland-Pfalz und im Saarland, während in den übrigen Ländern nur vereinzelte positive Nachweise
vorlagen (Abb. 1). Junge Hunde bis zum Alter von einem Jahr waren häufiger befallen als ältere Tiere,
bei denen die Befallsextensität kaum variierte (Abb. 2).
52
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V25
Abb. 1: Geographische Verbreitung von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei Hunden in
Deutschland
53
V25
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Abb. 2: Altersstruktur von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis positiven Hunden
Schlussfolgerungen: Diese überraschend hohen Befallshäufigkeiten von A. vasorum und C. vulpis bei
Hunden zeigen an, dass beide Parasiten in Deutschland endemisch vorkommen. Regional
unterschiedlich stark ausgeprägte Befallsraten sind für A. vasorum mit fokal begrenzten
Endemiegebieten im Raum Kölner Bucht, Rhein-Maingebiet, Saarland und Oberrheintal, aber auch
südlich von München und in Brandenburg westlich von Berlin abzuleiten. Demgegenüber scheint C.
vulpis gleichmäßiger verteilt zu sein. Dieses regional unterschiedliche Vorkommen der beiden Arten
entspricht den Beobachtungen in anderen Ländern mit endemisch etablierten Lungenwurminfektionen.
Ob und inwieweit sich diese Verteilungsmuster in Zukunft ändern werden und eine Abhängigkeit der
Prävalenz von klimatischen Faktoren und Abundanz der Zwischenwirte besteht, kann derzeit noch nicht
beantwortet werden. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse sollten Tierärzte bei Hunden mit
respiratorischen oder kardialen Symptomen diese Parasiten in der Differentialdiagnose entsprechend
berücksichtigen.
Literatur:
Taubert A, Pantchev N, Vrhovec MG, Bauer C, Hermosilla C (2009) Lungworm infections
(Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis, Aelurostrongylus abstrusus) in dogs and cats in Germany
and Denmark in 2003–2007. Vet Parasitol 159: 175–180.
54
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V26
Autochthone Infektion mit dem Augenwurm Thelazia callipaeda bei
einem Hund in Süddeutschland
Johannes Magnis1, Torsten Nauke2, Peter Deplazes3, Manuela Schnyder3*
1Kleintierklinik
Wisniewski, Iffezheim, Deutschland; 2Parasitus Ex e.V., Niederkassel-Rheidt, 3Institut für
Parasitologie, Universität Zürich (Schweiz)
*[email protected]
Thelazia callipaeda (Ordnung Spirurida), ursprünglich als „Orient-Augenwurm“ bezeichnet, ist ein
Parasit, über dessen autochthones Vorkommen mittlerweile bei Hunden, Katzen und Wölfen in
verschiedenen Ländern Europas berichtet wurde. Ein erster Thelazia-Fall bei einem Hund wurde schon
1989 in Norditalien (Rossi & Bertaglia, 1989) ermittelt. In Süditalien betrug die Prävalenz 42% (Otranto et
al., 2003), in Norditalien 23%. In angrenzenden Regionen in Frankreich (Bussiéras et al., 1996) und der
Schweiz (Malacrida et al., 2008), sowie auch nördlich der Alpen in Deutschland (Hermosilla et al., 2004)
wurde über Thelazia-Fälle bei Hunden berichtet, die eine Reiseanamnese nach Italien vorwiesen; es
handelte sich somit um importierte Fälle. Mittlerweile weisen sowohl Südwest-Frankreich (Dorchies et
al., 2007), als auch die Südschweiz (Malacrida et al., 2008) autochthone Fälle vor. Die Prävalenz in
Regionen der Südschweiz liegt bei 6.2% bei Hunden und 11.1% bei Füchsen, wobei auch sporadische
Fälle bei Katzen vorkamen. Als geeignetes Verbreitungsgebiet des Vektors und Zwischenwirtes Phortica
variegata, einer Fruchtfliege mit zoophilem Verhalten, wurden mittels eines GARP-Modelles (Otranto et
al., 2006) grosse Teile Mitteleuropas identifiziert.
Fall: Wir berichten über den ersten vermutlich autochthonen Fall von T. callipaeda in Deutschland. Ein
vier Jahre alter, männlicher Golden Retriever zeigte seit zwei Wochen einseitigen Augenausfluss. Trotz
Gentamicin-haltiger Augensalbe konnte keine Besserung erzielt werden, der Augenausfluss wurde
stärker. Zusätzlich zeigte er mittelgradigen Blepharospasmus, Epiphora und gerötete Konjunktiven am
rechten Auge. Nach lokaler Instillation eines Lokalanästhetikums wurde das dritte Augenlid angehoben
und fünf weissliche, fadenförmige Würmer kamen zum Vorschein. Die Nematoden wurden mechanisch
entfernt und morphologisch als T. callipaeda identifiziert.
Schlussfolgerungen: Da dieser Hund, bis auf zwei Tagesausflüge ins nahe gelegene Elsass, nicht im
Ausland gewesen war, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine einheimische Übertragung
von T. callipaeda. Die betroffene Region in Süddeutschland liegt auf ca. 120 m ü. NHN in einem Gebiet
mit Getreide-, Spargel- und Früchte-Anbau, u.a. auch mit Erdbeeren, ähnlich wie in der Dordogne, wo
die ersten autochthonen Fälle Frankreichs nachgewiesen wurden. Bei Vorkommen von Konjunktivitis bei
Hunden und Katzen in Deutschland müssen somit nicht nur virale oder bakterielle, sondern auch
parasitäre Ursachen in Betracht gezogen werden.
Literatur:
1. Rossi L, Bertaglia PP (1989): Presence of Thelazia callipaeda Railliet & Henry, 1910, in Piedmont,
Italy. Parassitologia 31:167-172.
2. Otranto D, Ferroglio E, Lia RP, Traversa D, Rossi L (2003): Current status and epidemiological
observation of Thelazia callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) in dogs, cats and foxes in Italy: a
"coincidence" or a parasitic disease of the Old Continent? Vet Parasitol 116:315-325.
3. Bussiéras J, Chermette R, Seillier A-M (1996): Quelques parasitoses canines exceptionelles en
France. II - Un cas de conjonctivite parasitaire du chien, due à Thelazia sp. Prat. Méd. Chir. Animal
Comp. 31 :83-85.
55
V26
4.
5.
6.
7.
56
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Malacrida F, Hegglin D, Bacciarini L, Otranto D, Nägeli F, Nägeli C, Bernasconi C, Scheu U, Balli A,
Marenco M, Togni L, Deplazes P, Schnyder M (2008) : Occurrence and epidemiology of Thelazia
callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) eye worm infection in dogs, cats and foxes in Switzerland. Vet
Paras 157 :321-327.
Hermosilla C, Herrmann B, Bauer C (2004): First case of Thelazia callipaeda infection in a dog in
Germany. Vet Rec 154:568-569.
Dorchies P, Chaudieu G, Siméon LA, Cazalot G, Cantacessi C, Otranto D (2007): First reports of
autochthonous eyeworm infection by Thelazia callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) in dogs and cat
from France. Vet Paras 149:294-297.
Otranto D, Brianti E, Cantacessi C, Lia RP, Màca J (2006): The zoophilic fruitfly Phortica variegata:
morphology, ecology and biological niche. Med Vet Entomol 20:358-364.
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V27
Ektoparasiten bei Hunden und Katzen in Albanien
Dashamir Xhaxhiu1, Ilir Kusi1, Dhimiter Rapti2, Martin Visser3, Martin Knaus3, Thomas
Lindner4, Steffen Rehbein3*
Klinika Veterinare, Rr. M. Kashen, Tirana (Albanien); 2 Agricultural University of Tirana, Faculty of
Veterinary Medicine, Tirana (Albanien); 3 Kathrinenhof Research Center, Merial GmbH, Rohrdorf;
4 IDT Biologika GmbH, Dessau-Roßlau
1
*[email protected]
Der Befall mit Ektoparasiten von 181 Hunden und 26 Katzen aus den Stadtrandgebieten von Tirana
wurde durch Inspektion von Haut und Haarkleid, Auskämmen des Haarkleides und Aufarbeitung von
Geschabseln von veränderten Hautarealen ermittelt. Die Untersuchung der Hunde erfolgte zu
verschiedenen Zeitpunkten im Winter (Dezember – Februar, n=70), im Frühjahr (März – Mai, n=79) bzw.
im Sommer (Juni – August, n=32), die der Katzen im Herbst (September – November). Bei 30 der 70 im
Winterquartal vorgestellten Hunde wurde darüber hinaus eine Untersuchung auf einen Befall mit
Ohrmilben durchgeführt.
Bei den Hunden waren neun Arten von Ektoparasiten nachweisbar: Rhipicephalus sanguineus bei
23,8%, Ixodes ricinus bei 0,6%, Sarcoptes scabiei bei 4,4%, Otodectes cynotis bei 6,7%, Demodex canis
bei 0,6%, Ctenocephalides canis bei 75,7%, Ct. felis bei 5,0%, Pulex irritans bei 8,3% und Trichodectes
canis bei 6,6% der Tiere. Mischinfektionen mit zwei bzw. drei Arten wurden bei 38,1% der Hunde
festgestellt.
Flöhe waren die häufigsten Ektoparasiten bei Hunden (Prävalenz: 75,7%; Intensität (geometrisches
Mittel): 3,96; 1-80 Flöhe pro Hund). Flohbefall war bei den Hunden im Winter, im Frühjahr und im
Sommer mit ansteigender Prävalenz nachweisbar: 64,3%, 75,9% bzw. 100%. Zecken parasitierten auf
24,3% der Hunde (Intensität, 0,41; 1-331 Zecken pro Hund). Rhipicephalus sanguineus wurden bei
34,2% bzw. 50% der Hunde im Frühjahr und im Sommer nachgewiesen und fehlten im Winter, als
I. ricinus auftrat.
Die Prävalenzen der Infektion mit Rh. sanguineus, S. scabiei, Ct. felis, P. irritans und T. canis waren
nicht unterschiedlich bei ≤6 und >6 Monate alten Hunden, allerdings waren die älteren Hunde signifikant
(p<0,01) häufiger mit Ct. canis befallen. Ein geschlechterspezifischer Einfluß hinsichtlich der
Infektionsraten mit diesen Parasitenarten war nicht nachweisbar.
Bei den Katzen wurde nur eine Ektoparasitenart festgestellt, Ct. felis (Prävalenz: 100%; Intensität: 2,5; 19 Flöhe pro Katze).
57
V28
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Allopurinol-Therapie bei importierten Hunden mit Leishmaniose in einem
nicht endemischen Gebiet
Melanie Helm*1,2, Daniel Schaarschmidt2, Werner Müller2, Felix Grimm1, Peter
Deplazes1
1Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich, 2Analytisches Labor ALOMED,
Radolfzell
*[email protected]
Die canine Leishmaniose hat in den letzten Jahrzehnten durch die zunehmende Reiseaktivität und den
Import von Hunden aus Südeuropa bei Hunden in Deutschland und der Schweiz an Bedeutung
gewonnen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es kein Medikament, welches zu einer Parasiteneliminierung bei
infizierten Hunden führt. Jedoch sind Medikamente verfügbar, welche gute Erfolge hinsichtlich
klinischem Verlauf und Normalisierung labordiagnostischer Parameter erzielen. Verschiedene Studien
zeigen aber auch, dass es zu klinischen Rückfällen nach einer Monotherapie kommen kann (Slappendel
1988; Riera et al. 1999; Manna et al. 2008a, Tabelle 1). Deshalb werden inzwischen öfters Glucantime®
und Miltefosin (Imavido®, Milteforan®) in Kombination mit Allopurinol verwendet. Drei
Behandlungsschemata für erkrankte Hunde haben sich dabei bewährt: Die beiden
Kombinationstherapien (besonders im Endemiegebiet) und Allopurinol als Monotherapie (besonders
außerhalb des Endemiegebietes).
Tabelle 1: Übersicht über Behandlungsschemata in den letzten Jahren
Hund Dosierung
Dauer der Rückfälle/ Nebenwirkung
e
Therapie
Todesfälle
Glucantime® (G) und Allopurinol (A)
Ferrer et al. 1995
25
G:100
s.c.
mg/kg/Tag
Denerolle
&
Bourdoiseau 1999
45
A:20 mg/kg/2x tgl.
G:100
mg/kg/Tag
s.c.
Manna et al. 2008b
18
A:15 mg/kg/ 2x tgl.
G:100
mg/kg/Tag
s.c. A:10 mg/kg/ Tag
bis zur kl.
Heilung
9 Monate
1 Todesfall
nicht berichtet
bis zur kl.
Heilung
8 Monate
5
Rückfälle
nicht berichtet
30 Tage
30 Tage
7
Rückfälle
keine
30 Tage
1 Jahr
8
Rückfälle
2
Todesfälle
2
3-12
Wochen
2-24 Monate
1 Rückfall
nicht berichtet
4
Rückfälle
1
6 Monate
Miltefosin (M) und Allopurinol (A)
Manna et al. 2008c
28
M:2 mg/kg/Tag
A:10 mg/kg/Tag
Allopurinol
Goethe et al. 1997
7
Cavaliero et al.
1999
Plevraki et al. 2006
10
10 mg- 15 mg/kg/2x
tgl
10 mg/kg/Tag
40
10 mg/kg/ 2x tgl
58
keine
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V28
Ziel der vorliegenden Studie war es daher 31 Hunde unter Therapie mit Allopurinol hinsichtlich klinischer
und labormedizinischer Veränderungen im Verlauf zu überwachen.
Material & Methoden: Im Zeitraum von Mai 2006 bis Januar 2009 wurden von 161 Hunden Blutproben
aufgrund eines klinischen und/oder anamnestischen Leishmaniose-Verdachtes deutscher und schweizer
Tierarztpraxen im Labor ALOMED auf Antikörper (AK) gegen L. infantum mittels eines indirekten
Immunfluoreszenztestes (IFAT) unter Verwendung von -L. infantum Objektträgern der Firma
BIOMERIEUX (Genf) untersucht. 98 Hunde waren seropositiv. Bei allen Hunden wurden ein großes
Blutbild, ein Chemogramm und ein mikroskopischer Nachweis/Ausschluss von Blutparasiten
durchgeführt. Anamnese und klinische Symptomatik jedes Falles wurde von den Tierärzten in einem
einheitlichen Fragebogen dokumentiert. Der ELISA der Firma AFOSA wurde am Institut für Parasitologie
der Universität Zürich durchgeführt.
In die Therapiestudie mit Allopurinol (10-15 mg/kg 2x täglich) konnten 31 Fälle mit Leishmaniose
einbezogen werden, deren Diagnose aufgrund des Vorliegens folgender Kriterien als gesichert
angesehen wurde:
* Nachweis von L. infantum-DNA mittels PCR (18 Hunde) aus folgenden Probenmaterialien: EDTA-Blut
(7), Synovia (4), Lymphknoten (3), Knochenmark (2), Milz (1), Haut (1), oder sofern kein Probenmaterial
für den PCR-Nachweis vorlag
* Positiver AK-Nachweis mit IFAT und ELISA und Vorliegen klinischer Leishmaniose-Symptome (8
Hunde), oder - bei fehlender Symptomatik - erhöhte Werte vom Serum-Gesamteiweiß (5 Hunde).
Es handelte sich um 1-12 Jahre alte Hunde, importiert aus Spanien (17), Italien (7), Griechenland (3),
Portugal (2) und Brasilien (1), ein Hund wurde als Reisebegleiter jährlich nach Italien mitgenommen. Die
Fälle wurden anhand ihrer Klinik in 4 Gruppen eingeteilt: 12 Hunde zeigten Hautveränderungen
(Alopezie, Ulzera, Hyperkeratosen, Lymphknotenschwellungen); 5 Hunde zeigten Lahmheit aufgrund
von Arthritis oder Polyarthritiden. 5 Hunde litten unter Konditionsstörungen (Gewichtsverlust; Apathie)
und 9 Hunde waren klinisch asymptomatisch, zeigten jedoch labormedizinische Auffälligkeiten. Die
Therapie wurde über einen Zeitraum von 2-24 Monaten (Median: 11 Monate) durchgeführt und
hinsichtlich der Änderung des klinischen Status und der Laborparameter über 2-36 Monate beobachtet.
Ergebnisse: Bei allen Hunden mit Hautveränderungen verschwanden diese unter Therapie mit
Allopurinol nach 1-5 Monaten. 4 der 5 Hunde mit Konditionsstörungen zeigten bereits nach 2 Monaten
keine klinischen Symptome mehr. Bei allen 5 Hunden verschwand die Lahmheit nach 2-3 Monaten. Bis
zu diesem Zeitpunkt ist der Antikörpertiter im Immunfluoreszenztest bei 23 Hunden innerhalb von 4-20
Monaten um mindestens zwei Titerstufen gefallen. Im ELISA sind bei 16 Hunden die Antikörpereinheiten
um mindestens 30 % innerhalb von 4-36 Monaten gefallen. 25 Hunde zeigten blutchemisch ein erhöhtes
Gesamteiweiß und ein niedriges Albumin. Unter Therapie lagen beide Parameter bei 14 Hunden
innerhalb von 1-14 Monaten wieder im Referenzbereich. 18 Hunde zeigten zum Zeitpunkt der Diagnose
eine Anämie, die bei 15 Hunden unter Therapie nach 1-8 Monaten (Median: 2 Monate) verschwand. In
der gleichen Zeit verschwand eine diagnostizierte Leukopenie bei 8 Hunden. 8 Hunde zeigten eine
Erhöhung der Nierenparameter. Bei 4 Hunden haben sich die erhöhten Nierenparameter unter Therapie
nach 2-12 Monaten wieder normalisiert. 4 Hunde zeigen im Verlauf schlechtere Nierenwerte (2 von
diesen wurden aufgrund der Niereninsuffizienz nach 20 bzw. 22 Monaten euthanasiert). Als einzige
Nebenwirkung wurden bei 2 Hunden während der Therapie mit Allopurinol Xanthinkristalle im Urin
festgestellt, die nach Beendigung der Therapie nach 10 Tagen nicht mehr nachweisbar waren. Bei 6 der
31 Hunde wurde die Therapie nach 4-19 Monaten beendet. Im weiterer Verlauf über bis jetzt 2-15
Monate konnte bei keinem Hund ein Rezidiv beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass von 22 Hunden mit klaren klinischen
Symptomen 20 Hunde unter Therapie mit Allopurinol klinisch unauffällig geworden sind. Die beiden
anderen Hunde wurden aufgrund ihrer bereits während der Erstuntersuchung diagnostizierten aber
persistierenden Niereninsuffizienz euthanasiert. Von den 9 asymptomatischen Hunden normalisierte sich
59
V28
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
bei 7 das Albumin- Globulin- Verhältnis. Bis jetzt wurde noch bei keinem Hund, auch bis max. 15 Monate
nach Beendigung der Therapie, ein Rückfall beobachtet. Die klinisch asymptomatischen Hunde wurden
aufgrund eines routinemäßigen Importchecks noch vor Beginn einer eventuellen klinischen Symptomatik
erkannt. Zusammenfassend zeigt die bisherige Therapie mit Allopurinol, in einem nicht endemischen
Gebiet, eine durchaus überzeugende Wirkung, solange die Tiere noch nicht an einer Niereninsuffizienz
leiden.
Literatur:
1. Cavaliero T.et al. (1999) Clinical, serologic, and parasitologic follow-up after long-term Allopurinol
therapy of dogs naturally infected with leishmania infantum, J Vet Intern Med; 13:330-334
2. Denerolle P. & Bourdoiseau G. (1999) Combination Allopurinol and Antimony treatment versus
Antimony alone and Allopurinol alone in the treatment of canine leishmaniasis (96 Cases). J Vet
Intern Med; 13:413-415
3. Ferrer et al. (1995) Serological diagnosis and treatment of canine leishmaniasis. Vet.Rec.136:514516
4. Goethe et al. (1997) Leishmaniose des Hundes in Deutschland: epidemiologische Fallanalyse und
Alternative zur bisherigen kausalen Therapie, Tierärztliche Praxis; 25:68-73
5. Manna L. et al. (2008a) Leishmania DNA Quantification by Real-time PCR in naturally infected dogs
treated with miltefosine. Ann.N.Y.Acad.Sci.1149: 358-360
6. Manna L. et al. (2008b) Real-time PCR assay in Leishmania-infected dogs treated with meglumine
antimoniate and allopurinol, The Veterinary Journal; 177: 279-282
7. Manna L. et al. (2008c) Study of efficacy of miltefosine and allopurinol in dogs with leishmaniosis.
The Veterinary Journal, doi:10.1016/j.tvjl.2008.08.009
8. Plevraki K.et al. (2006) Effects of Allopurinol treatment on the progression of chronic nephritis in
canine leishmaniosis (Leishmania infantum). J Vet Intern Med; 20:228-233
9. Riera C. Valladares JE, Gallego M et al. (1999) Serological and parasitological follow-up in dogs
experimentally infected with Leishmania infantum and treated with meglumine antimoniate.
Veterinary Parasitologie 84: 33-47
10. Slappendel RJ. (1988) Canine Leishmaniasis. A review based on 95 cases in the Netherlands.
Veterinary Quartely; 10: 1-16.
60
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V29
Die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender®
Tabletten für Hunde) gegen immature und mature Nematodeninfektionen
bei Hunden unter Labor- und Feldbedingungen.
Gertraut Altreuther*1, Iris Schröder1, Annette Schimmel1, Samuel Charles2, Thomas
Bach1, Klemens J. Krieger1
1Bayer
Animal Health GmbH, Leverkusen; 2Bayer HealthCare LLC, Animal Health Division, Kansas City
(USA)
*[email protected]
Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) wurden als ein neues orales
Anthelmintikum mit Fleischgeschmack für Hunde gegen Nematoden und Zestoden entwickelt. Die
Präsentation gibt einen Überblick über die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten
gegen Nematoden, die in kontrollierten GCP „dose confirmation“ Studien (Laborstudien) und einer
Feldstudie untersucht wurde.
In den Laborstudien wurden die Tabletten in ihrer minimal empfohlenen Dosis von 1 mg Emodepsid plus
5 mg Praziquantel pro kg Körpergewicht eingesetzt. Die Wirksamkeit gegen Toxocara canis lag bei >
99% für das matur adulte Stadium, > 92% für das immatur adulte Stadium, > 98% für L4 Larven und >
94% für L3 Larven. Gegen Toxascaris leonina lag die Wirksamkeit bei > 95% gegen matur und immatur
adulte Stadien sowie L4 Larven. Die Wirksamkeit gegen matur und immatur adulte Stadien von Trichuris
vulpis war >99 % und die Wirksamkeit gegen matur und immatur adulte Stadien der Hakenwürmer
Uncinaria stenocephala und Ancylostoma caninum war > 95 %.
Eine kontrollierte, verblindete multizentrische Feldstudie wurde durchgeführt, um die klinische
Verträglichkeit und Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten unter Feldbedingungen zu
untersuchen. In der Studie, die in Deutschland, Frankreich, Portugal und der Slovakei durchgeführt
wurde, wurden insgesamt 354 Hunde, die mit Nematoden und/oder Zestoden infiziert waren, mit
Emodepsid plus Praziquantel Tabletten oder dem Kontrollprodukt Milbemycinoxim plus Praziquantel
(Milbemax®) behandelt. Die untersuchten Nematodenspezies waren T. vulpis, T. canis, T. leonina,
U. stenocephala und A. caninum. Die Reduktion der Nematodeneier nach der Behandlung betrug bei der
Kotuntersuchung 99.9% für Emodepsid plus Praziquantel Tabletten und 99.6% für das Kontrollprodukt.
Die Verabreichung der Emodepsid plus Praziquantel Tablette mit Fleischgeschmack wurde von den
Tierärzten überwiegend als einfach bewertet.
Sowohl in den Laborstudien als auch in der Feldstudie wurden keine Nebenwirkungen beobachtet.
Die für Emodepsid plus Praziquantel Tabletten durchgeführten Studien bestätigten eine hohe
Wirksamkeit und Verträglichkeit unter Labor- und Feldbedingungen. Das breite Wirkspektrum schließt
auch zahlreiche Entwicklungsstadien von Nematoden mit ein, so dass eine Wirksamkeit auf
verschiedenen Ebenen des Entwicklungszyklus gegeben ist. Durch die Kombination von Emodepsid mit
dem bewährten Praziquantel ist das Produkt auch gegen Bandwürmer wirksam.
61
V30
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel
Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature
Askaridenstadien (Toxocara canis und Toxascaris leonina) unter
Laborbedingungen.
Sonja Wolken*1, Gertraut Altreuther2, Iris Schröder2, Friederike Kraemer1, Thomas
Schnieder1, Klemens J. Krieger2
1Institut
für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2Bayer Animal Health GmbH,
Leverkusen
*[email protected]
Im März 2009 erfolgte die Markteinführung von Profender® Tabletten für Hunde, einem neuen
Breitspektrumanthelmintikum mit der Wirkstoffkombination Emodepsid/Praziquantel. Neben der
Eigenschaft eines Adultizids, weist Profender® auch eine hohe Wirksamkeit gegen larvale und unreife
Stadien von verschiedenen Helminthen auf. Im Folgenden wird die Wirksamkeit von Profender® auf
larvale und präadulte Stadien von T. canis und T. leonina anhand von vier GCPDosisbestätigungsstudien dargestellt.
Studiendesign: Alle Studien wurden als placebo-kontrollierte, randomisierte und verblindete
Laborstudien an experimentell infizierten Hunden durchgeführt. Den Empfehlungen der VICH Richtlinien
7 „ Efficacy of anthelmintics: general requirements” (Dezember 2000) und 19 „Efficacy of anthelmintics:
Specific recommendations for canine (Juli 2001) sowie der „WAAVP guideline for evaluating the efficacy
of anthelmintics for dogs and cats” (Jacobs et al. 1994) wurde entsprochen.
Die Hunde (Beagle) wurden aus einer Labortierzucht bezogen und über 7 Tage an die
Studieneinrichtung akklimatisiert. Während der Eingewöhnungsphase erfolgte eine dreimalige
Kotuntersuchung, um eine Freiheit von patenten Nematodeninfektionen zu gewährleisten. Anschließend
wurden die Hunde in einem Alter von 10-13 Wochen oral mit 500 T. canis bzw. T. leonina Eiern infiziert.
Der Behandlungszeitpunkt wurde entsprechend der Zielpopulation (L3, L4, immatur Adulte)
studienabhängig gewählt. Die Tabletten wurden in der minimal empfohlenen Dosierung von 1 mg
Emodepsid und 5 mg Praziquantel pro kg Körpergewicht eingesetzt. Die Kontrollgruppe erhielt ein
Placebo. Zur Bestimmung der Wirksamkeit wurden die Hunde euthanasiert, die im Magendarmtrakt
vorhandenen Nematodenstadien gezählt und differenziert und die prozentuale Wirksamkeit
entsprechend folgender Formel berechnet:
Wirksamkeit (%) = (N1-N2)/N1 x 100
N1 = geometrischer Mittelwert der Wurmzahlen in der Kontrollgruppe
N2 = geometrischer Mittelwert der Wurmzahlen in der Behandlungsgruppe
Behandlungs- und Sektionszeitpunkte sind zusammen mit den Ergebnissen in Tabelle 1 dargestellt. Vor
der Infektion und vor der Behandlung wurden die Hunde einer klinischen Allgemeinuntersuchung
unterzogen. Tägliche Gesundheitsbeobachtungen erfolgten durch das Pflegepersonal. Zur Feststellung
möglicher Arzneimittelnebenwirkungen wurden die Hunde am Behandlungstag einmal vor, sowie ca. 0,5,
1, 2, 3, 4 und 8 Stunden nach Behandlung und zweimalig an den beiden auf die Behandlung folgenden
Tagen untersucht.
62
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V30
Ergebnisse: In allen Studien zeigte die Kontrollgruppe eine adäquate Infektion (6 Hunde mit ≥ 5
Würmern). Die Wirksamkeit gegen dritte T. canis Larven betrug > 94%. Gegen L4 war eine Wirksamkeit
von >95% bei T. leonina und von >98% bei T. canis gegeben. Auf immatur adulte Stadien hatten
Emodepsid plus Praziquantel Tabletten eine Wirksamkeit von > 92% (T. canis) bzw. 100% (T. leonina).
Tabelle 1: Studienübersicht
Studiennummer
Zielpopulation
1 T. leonina
L4
1 T. leonina
Immatur Adulte
2 T. leonina
L4
3 T. canis
L4
3 T. canis
Immatur Adulte
4 T. canis
L3
*Kontrollgruppe identisch
Anzahl Hunde
Behandlung/
Kontrolle
8/7*
8/7*
8/8
8/8
8/8
8/8
Tag der
Behandlung/
Sektion
35 / 56 p.i.
51 / 56 p.i.
35 / 50 p.i.
21 / 26 p.i.
21 / 26 p.i.
5 / 35 p.i.
Wirksamkeit
p-Wert
95,8%
100%
99,6%
98,4%
92,1%
94,2%
0,0047
0,0044
0,0035
0,0045
0,0055
0,0065
In allen Untersuchungen zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Behandlungs- und
Kontrollgruppe (Wilcoxon Rank Sum Test).
Die Verträglichkeit der Emodepsid plus Praziquantel Tabletten war in allen Studien gut. Es konnten keine
Arzneimittelnebenwirkungen beobachtet werden.
Literatur:
1. Jacobs DE, Arakawa A, Courtney CH, Gemmell MA, McCall JW, Myers GH, Vanparijs O (1994):
World Association for the Advancement of Veterinary Parasitology (W.A.A.V.P.) guidelines for
evaluating the efficacy of anthelmintics in dogs and cats. Vet Parasitol 52:179-202
2. VICH Guideline 7: Efficacy of anthelmintics: general requirements. Veterinary International
Cooperation on Harmonization, European Agency for the Evaluation of Medicinal Products, London,
December 2000
3. VICH Guideline 19: Efficacy of anthelmintics: specific recommendations for canine. Veterinary
International Cooperation on Harmonization, European Agency for the Evaluation of Medicinal
Products, London, July 2001
.
63
V31
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
Larvizide und adultizide Behandlung von mit Angiostrongylus vasorum
experimentell infizierten Hunden: diagnostischer, klinischer und
pathologischer Verlauf
Manuela Schnyder1*, Pete Ossent2, Pia Webster3, Lucia Kohler1, Josef Heine4, Peter
Deplazes1
1Institut
für Parasitologie; 2Institut für Veterinärpathologie, Universität Zürich (Schweiz); 3Faculty of Life
Sciences, University of Copenhagen (Denmark), 4Bayer Animal Health GmbH, Monheim
*[email protected]
Angiostrongylus vasorum ist ein Blutparasit, der hauptsächlich im rechten Herz und den
Pulmonalarterien vorzufinden ist und dessen Verbreitung europaweit, auch in der Schweiz und in
Deutschland (Stäbler et al., 2005), bei Hunden und Füchsen dokumentiert ist. Nach Aufnahme von
infektiösen Drittlarven (L3) in Nackt- und Gehäuseschnecken kann es bei Hunden zu schweren
respiratorischen, aber auch hämatologischen und neurologischen Symptomen kommen. Im Rahmen von
3 experimentellen Studien wurden Daten zum Verlauf der Larvenausscheidung und zur Elimination von
adulten Parasiten (Versuche 1 und 2) und Larvalstadien (Versuch 3) mit Imidacloprid (10 mg/kg KGW) /
Moxidectin (2,5mg/kg KGW) spot on (Advocate®) gesammelt.
Material & Methoden: Infektiöse L3 wurden mittels Verdauung von experimentell infizierten
Süsswasserschnecken (Biomphalaria glabrata) isoliert. Die Infektionen mit 50-500 L3 erfolgten peroral
(Versuch 1) oder intragastral (Versuche 2 und 3). Zur Überwachung wurden die Hunde regelmässig
klinisch untersucht. Mittels Trichterverfahren wurden L1 im Kot nachgewiesen. Der Nachweis von
adulten Parasiten erfolgte mittels retrograder Lungenspülung (Schnyder, nicht publiziert) nach
Euthanasie und Sektion der betroffenen Organe.
Ergebnisse Versuch 1: A. vasorum - Infektionen wurden bei jeweils 2 Hunden (Beagle) durch perorale
Verabreichung von 50 oder 500 L3 initiiert. Die Präpatenz betrug 47-49 Tage. Alle 4 Hunde zeigten
spätestens 56 Tage nach der Infektion (dpi) respiratorische Symptome. Die durchschnittliche Intensität
der Larvenausscheidung 90-92 dpi lag zwischen 119-708 Larven pro Gramm Kot (LPG) bei den tief
inokulierten und zwischen 640-7246 LPG bei den hoch inokulierten Hunden. Je ein tief und ein hoch
inokulierter Hund wurde 97 dpi euthanasiert: der erste beherbergte 10, der zweite 170 adulte A.
vasorum. Rund 80% der Lungen waren bei der makroskopischen Untersuchung verändert. Alle Lappen
wiesen ausgedehnte, konfluierende, verdichtete Knoten und hämorrhagische Areale auf. Das
dazwischenliegende belüftete Gewebe war größtenteils durch die Bildung von Hämosiderin gelblich
verfärbt. Die Veränderungen wurden durch die histologische Untersuchung von Gewebe aus einem
verdichteten Bereich der Lunge bestätigt: verschiedenen Anschnitte von A. vasorum waren von
gemischtzelligen Entzündungszell-Infiltraten umgeben; funktionelle, lufthaltige Alveolen waren nicht mehr
erkennbar. Die knotigen Verdichtungen bestanden vorwiegend aus lymphoplasmazellulären Infiltraten
um kleinere Gefässe. Zahlreiche Gefässe waren thrombosiert und häufig rekanalisiert. Die
Alverolärräume im belüfteten Bereich waren stark mit Entzündungszellen angefüllt. Je ein tief und ein
hoch inokulierter Hund wurde 92 dpi behandelt. Ab 14 Tagen nach Behandlung konnten im Kot keine
Larven mehr nachgewiesen werden. Bei der Sektion 166 dpi wurde bei dem hoch inokulierten Hund 1
adulter A. vasorum gewonnen, beim tief inokulierten waren keine adulten Parasiten vorzufinden. Die
Lungen waren mit vereinzelten erhobenen, hell-beigen Knoten von ca. 1 cm Durchmesser
64
Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung
V31
makroskopisch deutlich weniger betroffen, während jedoch histologisch Thrombi und Fibrose
vorzufinden waren.
Ergebnisse Versuch 2: Acht Hunde wurden mit 200 L3 inokuliert. Die Präpatenz betrug 48-51 Tage.
Sechs Hunde wurden 88 dpi mit Advocate® behandelt, 2 Hunde verblieben unbehandelt. Die
durchschnittliche Intensität der Larvenausscheidung während den 3 Tagen vor Behandlung lag zwischen
0,03-203 LPG. Nach der Behandlung sank bei 5 von 6 behandelten Hunden die Larvenausscheidung
innerhalb von 9-15 Tagen auf 0, während die restlichen 3 Hunde (2 unbehandelte und 1 behandelter)
weiterhin Larven ausschieden.
Ergebnisse Versuch 3: Für eine randomisierte, verblindete Studie wurden insgesamt 24 Hunde mit 200
L3 inokuliert. In der Folge wurden 8 Hunde 4 dpi und 8 Hunde 32 dpi mit Advocate® behandelt, 8 Hunde
stellten die unbehandelte Kontrollgruppe dar. Bei den Tieren der beiden behandelten Gruppen kam es
zu keinem Zeitpunkt zur Larvenausscheidung, und es wurden auch keine adulten Parasiten
nachgewiesen. Die Präpatenz in der Kontrollgruppe betrug 47-55 Tage, und bei der Sektion wurden im
Durchschnitt 99 (SD 42,8) adulte A. vasorum vorgefunden. Die makroskopischen und histologischen
Untersuchungen zeigten, dass je früher die Hunde behandelt wurden, desto geringer waren die Läsionen
in den Lungen. So waren auf den Lungen der 4 dpi behandelten Hunde vereinzelte hell- bis
dunkelrötliche Flecken, aber keine Anzeichen von Pneumonie vorzufinden. Die Lungen der 32 dpi
behandelten Hunde wiesen hingegen mehrere, auf allen Lungenlobi verteilte, leicht verhärtete und
erhobene Veränderungen auf, die z.T. konfluierend und gelblich verfärbt waren, als Hinweis auf
stattgefundene Hämorrhagien. Anzeichen von Pneumonie und Thrombi waren regelmäßig vorhanden,
während parasitäre Stadien bei 2 Hunden vorzufinden waren. Die Lungenlymphknoten dieser 16 Hunde
waren nicht verändert. Im Gegensatz zu den behandelten Hunden waren die Lungenlymphknoten der
unbehandelten Kontrollhunde vergrößert. Grössere Lungenbereiche waren verhärtet und von hell zu
gelblich oder hämorrhagisch verfärbt. Histologisch waren eine hochgradige Pneumonie, zahlreiche
Thrombi, sowie auch parasitäre Stadien ersichtlich.
Schlussfolgerungen: Die mittels Trichterverfahren erhobenen Daten weisen auf eine Präpatenz von
47-53 Tage hin und belegen eine hohe Sensitivität beim täglichen diagnostischen Nachweis von A.
vasorum L1 im Kot von befallenen Hunden. Je höher die Anzahl verabreichter L3, desto höher war i.d.R.
die Anzahl ausgeschiedener L1 und nachgewiesener Adulte bei der Sektion. Die pathologischen
Veränderungen der Lungen bei einer A. vasorum-Infektion sind hochgradig; durch anthelminthische
Behandlung wird die Pneumonie reduziert, jedoch findet keine Wiederherstellung ad hoc des
Lungengewebes statt. Die einmalige Anwendung von Advocate® zeigt eine hohe adultizide und larvizide
Wirksamkeit. Da bei patenten Infektionen vereinzelt mit geringen Residualwurmbürden nach einmaliger
Behandlung mit Advocate® zu rechnen ist, empfehlen wir eine zweimalige Behandlung im Abstand von
4 Wochen. Regelmässiger Einsatz von Advocate® in monatlichem Intervall hat eine prophylaktische
Wirkung gegen klinisch manifeste Angiostrongylose.
Die Studien wurden teilweise finanziell durch Bayer Animal Health GmbH, Monheim, Deutschland
gefördert.
Literatur:
Staebler S, Ochs H, Steffen F, Naegeli F, Borel N, Sieber-Ruckstuhl N, Deplazes P (2005): Autochthone
Infektionen mit Angiostrongylus vasorum bei Hunden in der Schweiz und Deutschland. Schweiz Arch
Tierheilkd 147:121-127.
65
V32
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
Antigenspezifische Immunantwort gegen Isospora suis – in vitro
Untersuchungen zur Immunologie der Saugferkelkokzidiose
Hanna L. Worliczek*1, Wilhelm Gerner2, Armin Saalmüller2 , Anja Joachim1
1Institut
für Parasitologie; 2Institut für Immunologie, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische
Universität Wien (Österreich)
* [email protected]
Isospora suis ist der Erreger der Saugferkelkokzidiose, einer weltweit verbreiteten Erkrankung mit großer
ökonomischer Bedeutung für Ferkelzuchtbetriebe. Die Immunantwort auf diesen einzelligen Parasiten
wurde bisher trotz seiner veterinärmedizinischen Bedeutung kaum untersucht.
Material & Methoden: Um die sekundäre Immunantwort auf funktioneller Ebene zu charakterisieren,
wurden Ferkel am dritten Lebenstag mit I. suis infiziert und im Alter von sechs Monaten reinfiziert.
Anschließend wurden Lymphozyten aus Blut (PBMC), Milz und den mesenterialen Lymphknoten (MLN)
isoliert und in vitro antigenspezifisch restimuliert. Reaktive Lymphozytenpopulationen wurden im IFN-γ
ELISPOT nach Depletion verschiedener Subpopulationen (MACS-Sort) sowie in Proliferationsassays
identifiziert.
Ergebnisse: Eine Isospora-spezifische Produktion von IFN-γ konnte bei PBMC und Milzzellen
nachgewiesen werden, wobei ausschließlich T-Zellen (CD3+) reagierten. Nach der Depletion von
Subpopulationen im MACS-Sort konnten CD4+ T-Helferzellen und T-Zell-Rezeptor-γδ+ Zellen als
wichtigste reaktive T-Zell-Subpopulationen identifiziert werden. Im Gegensatz dazu konnte
ausschließlich in den MLN eine antigenspezifische Proliferation nachgewiesen werden. Hier zeigten die
zytotoxischen T-Lymphozyten die stärkste Reaktion nach der Restimulation mit I. suis.
Schlussfolgerung: Damit konnte erstmals eine antigenspezifische und T-Zell-abhängige sekundäre
Immunantwort auf I.suis nachgewiesen werden.
66
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
V33
Serotypisierung von Toxoplasma gondii-Infektionen bei Hühnern und
Puten mit Hilfe eines Peptid-Mikroarray-Verfahrens
Pavlo Maksimov*1, Walter Basso1,2,3, Aline Beckert1, Berit Bangoura4, Johannes
Zerweck5, Mike Schutkowski5, Franz J. Conraths1, Gereon Schares1
1Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie,
Wusterhausen, 2Laboratorio de Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad
Nacional de La Plata, 60 y 118 (1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones
Científicas y Técnicas (CONICET), Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Parasitologie, Tierärztliche
Fakultät, Universität Leipzig; 5JPT Peptide Technologies GmbH, Berlin.
* [email protected]
Die Toxoplasmose ist eine der häufigsten parasitären Zoonosen und kommt weltweit vor. Toxoplasma
gondii ist in der Lage, nahezu alle warmblütigen Tiere (Säugetiere und Vögel) und den Menschen zu
infizieren. Der Parasit hat eine klonale Populationsstruktur. In Nordamerika und Europa dominieren die
Klonotypen I, II, III. Aus klonalen Linien entstandene rekombinante Genotypen werden in der Natur nur
selten beobachtet.
Ob der Krankheitsverlauf einer humanen Toxoplasmose von der T. gondii-Linie beeinflusst wird, ist
derzeit noch unklar. Die Mehrzahl der in Europa beim Menschen im Zusammenhang mit einer
Toxoplasmose beobachteten T. gondii-Isolate ist dem Klonotyp II zuzuordnen. Allerdings zeichnet sich
ab, dass Typ-I–Stämme, die in der Natur nur selten beobachtet werden, beim Menschen relativ häufig
mit Erkrankungen in Verbindung stehen. Leider gibt es bislang in Deutschland weder beim Menschen
noch beim Tier ausreichende Informationen über die Verbreitung bestimmter T. gondii-Genotypen.
Zur indirekten Bestimmung des T. gondii-Genotyps, mit dem ein Tier oder ein Mensch infiziert ist,
könnten Genotyp-spezifische polymorphe Peptide eingesetzt werden. Eine Reihe synthetischer Peptide
wurde basierend auf bekannten Aminosäuresequenzen von Dichte-Granula(GRA)-, Rhoptrien(ROP)-,
oder Oberflächen(SAG)-Antigenen von T. gondii entwickelt. Für die Untersuchung von Humanseren
wurde die Serotypisierung mittels synthetischer Peptide bereits partiell validiert (Kong et al., 2003; Sousa
et al., 2008).
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Entwicklung eines neuartigen Peptid-MikroarrayVerfahrens zur Serotypisierung bei T. gondii-infiziertem Geflügel (Puten, Hühner).
Material und Methoden: Zur Herstellung der Peptid-Mikroarrays wurden Epitop-tragende synthetische
Peptide hergestellt und auf Mikroarray-Slides aufgetragen (JPT Berlin). Diese Peptide zeichneten sich
dadurch aus, dass sie zumindest teilweise Klonotyp-spezifische Sequenzen aufwiesen. Insgesamt
wurden 107 Peptide im Mikroarray-Verfahren untersucht. 60 dieser Peptide waren bereits publiziert
(Kong et al., 2003) und 47 neue, 8-15 Aminosäuren lange, von den T. gondii-Antigenen GRA5, GRA6,
GRA7 und SAG2A abgeleitete Peptide wurden danach ausgewählt, ob sie eine α-helikale Struktur,
hydrophile Aminosäuren oder Prolin-Reste beinhalteten.
Durch experimentelle Infektionen von Hühnern und Puten mit Tachyzoiten wurden Klonotyp-spezifische
Referenzseren hergestellt und für die Entwicklung der Peptid-Mikroarray-Verfahrens verwendet. Die
Tiere wurden dazu mit unterschiedlichen Dosen von T. gondii-Tachyzoiten (Typ I: Rh-Stamm, Typ II:
Me49-Stamm bzw. Typ III: NED-Stamm) infiziert. Für die Serotypisierung wurden Seren vor der
Infektion, 2 Wochen nach der Infektion (bei Hühnern), 5 Wochen nach der Infektion (bei Puten) und 9
Wochen nach der Infektion eingesetzt. Antikörpertiter wurden mittels IFAT bestimmt.
67
V33
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
Ergebnisse: Das Peptid-Mikroarray-Verfahren wurde für Puten- und Hühner-Seren entwickelt und
optimiert. Für beide Tierarten konnten Gruppen von Peptiden ermittelt werden, die eine Unterscheidung
von Klonotyp-II von Klonotyp-I/III-Infektionen ermöglichten. Neben Klonotyp-spezifischen Peptidgruppen
wurden auch solche ermittelt, die unabhängig von dem zur Infektion verwendeten Klonotyp erkannt
wurden. Diese Peptide sind möglicherweise von allgemeinem diagnostischem Interesse.
Schlussfolgerungen: Das Peptid-Mikroarray-Verfahren konnte zur Unterscheidung von Klonotyp-II- von
Klonotyp-I/III-Infektionen bei Hühnern und Puten eingesetzt werden. Die Ermittlungen weiterer Klonotypspezifischer Peptide wird voraussichtlich auch die Unterscheidung von Typ-I- und Typ-III-Infektionen
ermöglichen. Das Peptid-Mikroarray-Verfahren bietet die Voraussetzungen, um auch nach einer starken
Ausweitung des Peptidpanels mit minimalen Serummengen Serotypisierungen durchführen zu können.
Diese Studie wurde im Rahmen des Zoonoseverbundprojekts Toxonet 01 durchgeführt und wird vom
BMBF gefördert (01 KI 0765). W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Literatur:
1. Kong J-T, Grigg ME, Uyetake L, Parmley S, Boothroyd JC (2003): Serotyping of Toxoplasma gondii
infections in humans, using synthetic peptides. J. Infect. Dis. 187:1484–95.
2. Sousa, S., Ajzenberg, D., Vilanova, M., Costa, J., Dardé, M.-L. (2008): Usefulness of GRA6 derived
synthetic polymorphic peptides in Toxoplasma gondii serotyping of worldwide human samples by an
immunoenzymatic assay. Clin. Vaccine Immunol. 15:1380-6.
68
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
V34
Einsatz von Kokzidioseimpfstoffen zur Bekämpfung von
Kokzidiostatikaresistenzen
1Isabelle
1Intervet
Guillot*, 2Alain H. Foulmann, 3Ulrich Löhren
Deutschland GmbH, Unterschleißheim;
2Tierarztpraxis
Foulmann, Grabow;
3Wiesenhof,
Visbek
*[email protected]
Kokzidiostatika werden traditionellerweise für die Vorbeuge der Kokzidiose bei Masthähnchen
eingesetzt. Da die Kokzidien gegen diese chemischen Substanzen Resistenzen entwickelt haben,
werden diese in Shuttle- bzw. Rotationsprogrammen verwendet. Wird eine Substanz längere Zeit nicht
eingesetzt, verbessert sich die Resistenzlage der Feldkokzidien. Die Anzahl der zur Verfügung
stehenden Kokzidiostatika ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Deswegen ist es nur noch
begrenzt möglich, den Kokzidiostatika die notwendigen Pausen zu geben.
Die Kokzidioseimpfung stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die Wirksamkeit der Kokzidiostatika
wiederzuerlangen. Der Impfstoff Paracox®-5 besteht aus 5 attenuierten Impfkokzidienstämmen, die
gegen Kokzidiostatika vollkommen empfindlich sind. Der Impfstoff wird unter anderem bei Biohähnchen
erfolgreich seit längerer Zeit eingesetzt. In der konventionellen Masthähnchenproduktion wird der
Impfstoff aus Kostengründen nur in Rotationsverfahren in mit Kokzidien stark belasteten Betrieben
verwendet. Aus Praktikabilitätsgründen erfolgt die Impfung meist als Spray auf die Küken direkt in der
Brüterei unmittelbar nach dem Schlupf. Um die Aufnahme des Impfstoffes durch die Küken zu
verbessern, wird der Lösung ein roter Lebensmittelfarbstoff zugesetzt.
Durch den Einsatz eines Impfstoffes in 3 aufeinander folgenden Durchgängen werden die resistenten
Feldkokzidien durch empfindliche Impfkokzidien ersetzt. Zusätzlich werden die noch vorhandenen
Feldkokzidien verdrängt, da das Tier frühzeitig eine Immunität aufbaut, was die weitere
Kokzidienvermehrung verhindert.
Dieses Prinzip konnte anhand von Resistenztesten (durchgeführt am Institut für Parasitologie in Leipzig
2007 und 2008) vor und nach dem Einsatz des Impfstoffes nachgewiesen werden. Die Ergebnisse
dieser Resistenzteste sind hier tabellarisch dargestellt.
69
V34
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
Tabelle 1: Ergebnisse eines Resistenztestes vor und nach der Impfung mit Paracox®-5
Kokzidiostatika
Konz. ppm
Tenella Stamm
vor der Impfung
Tenella Stamm Acervulina
nach der
Stamm nach
Impfung
der Impfung
Salinomycin Natrium
60
RS
RS
S
Monensin Natrium
100
R
S
S
Narasin
70
R
RS
S
Lasalocid Natrium
90
S
S
S
Maduramicin Ammonium
5
R
S
S
Halofuginon Bromid
3
R
---
---
Robenidin
33
R
S
S
Diclazuril
1
S
S
S
Nicarbazin / Narasin
40 / 40
R
S
S
Nicarbazin / Narasin
50 / 50
R: Resistent
RS: Intermediär
S
S: Empfindlich (sensibel)
S
Für Betriebe mit starken Kokzidiostatika-Resistenzproblemen bringt der Einsatz eines Impfstoffes eine
deutliche Verbesserung der Kokzidiosesituation. Zusätzlich ist die Resistenzlage nach 3 geimpften
Durchgängen so verbessert, dass bei der Rückkehr zu den Kokzidiostatika mit einer guten Wirksamkeit
sowie den damit einhergehenden guten Mastleistungen gerechnet werden kann.
70
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
V35
Experimentelle Untersuchungen zur oralen Immunisierung von Puten
gegen Histomonose
Dieter Liebhart, Manfred Windisch, Michael Hess*
Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische, Department für Nutztiere und öffentliches
Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich)
*[email protected]
Seit dem behördlichen Verbot sämtlicher prophylaktischer und therapeutischer Substanzen gegen
Histomonose (Synonyme: Schwarzkopfkrankheit, enzootische Typhlohepatitis) bei Wirtschaftsgeflügel
innerhalb der Europäischen Union, ist in den Mitgliedsstaaten zurzeit keine effektive Bekämpfung der
Krankheit möglich. In Studien, die alternative Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs gegen die Krankheit
untersuchten, zeigten diese keine oder nur eingeschränkte Wirksamkeit. Gute prophylaktische Erfolge
konnten jedoch mittels kloakaler Immunisierung bei Puten von Hess et al. (2008) und Bleyen et al.
(2009) demonstriert werden. Weiters wurde aktuell gezeigt, dass die orale Infektion von Puten mit in vitro
kultivierten Flagellaten ohne Zwischenwirt möglich ist (Liebhart & Hess, 2009), ein Ergebnis das in
älteren Studien widersprüchlich diskutiert wurde. Aufbauend auf diesen Arbeiten wurde nun die
Wirksamkeit eines attenuierten Histomonadenisolates als Impfstoff nach oraler Applikation bei
Eintagsputenküken untersucht, die anschließend nicht oder zu verschiedenen Zeitpunkten mit virulenten
Histomonaden infiziert wurden. Die orale Applikation eines Impfstoffes ist anzustreben, da diese den
praktischen Einsatz zur Prophylaxe gegen Histomonose in Geflügelbetrieben wesentlich erleichtert. Um
den Infektionsverlauf näher zu charakterisieren, wurden histomonadenspezifische Antikörper im Serum
vakzinierter Puten bestimmt.
Material & Methoden: 78 Puten wurden am 1. Lebenstag in 7 Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 und 2
bestanden aus jeweils 14 Tieren wovon 10 Puten mit attenuierten in vitro kultivierten Histomonaden oral
mittels Kropfsonde vakziniert wurden. Der Challenge wurde anschließend mit virulenten Histomonaden
14 Tage (Gruppe 1) bzw. 28 Tage später (Gruppe 2) durchgeführt. 19 Puten der Gruppe 3 verblieben
nach der Impfung am 1. Lebenstag ohne Challenge. Zum Zeitpunkt der Vakzinierung wie auch des
Challenge wurden jeweils 5 von 7 Tieren mit virulenten Histomonaden als Positivkontrollgruppen infiziert:
Gruppe 4 am 1. Lebenstag, Gruppe 5 14 Tage später und Gruppe 6 nach 28 Tagen. Vom 1. Lebenstag
bis zum Versuchsende verblieben 10 Puten der Gruppe 7 als Negativkontrolltiere ohne Impfung oder
Challenge. Alle Versuchstiere wurden in vivo täglich klinisch und nach dem Tod pathologisch untersucht.
Regelmäßig wurde die Ausscheidung des Erregers im Kot bestimmt und im Abstand von 7 Tagen Blut
sämtlicher Tiere entnommen. Das gewonnene Serum wurde mittels indirektem Sandwich-ELISA auf
histomonadenspezifische Antikörper untersucht (Windisch & Hess, 2009).
Ergebnisse: 10 Tiere der Gruppe 1 starben oder mussten aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes
infolge von Histomonose euthanasiert werden, während 4 Puten dieser Gruppe keine Symptome der
Krankheit zeigten. Kein Tier der Gruppe 2 erkrankte, und ebenso konnte klinisch kein negativer Einfluss
der Vakzinierung bei Gruppe 3 festgestellt werden. Im Gegensatz dazu trat bei sämtlichen nicht
geimpften Kontrolltieren (Gruppen 4 - 6) 100%ige Mortalität aufgrund von Histomonose auf. In Gruppe 7
waren keine Besonderheiten hinsichtlich des Gesundheitszustandes der Tiere zu erkennen. Der
Todeszeitpunkt aller Tiere, die an Histomonose erkrankten, trat zwischen dem 10. und 27. Tag nach der
Applikation des virulenten Histomonadenisolates ein. Die Diagnose Histomonose euthanasierter oder
gestorbener Puten wurde anhand des Sektionbefundes bestätigt. Symptomlose Tiere, die zu definierten
Zeitpunkten getötet wurden, zeigten bei der post mortem Untersuchung keine pathologischen
71
V35
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
Veränderungen. Im ELISA konnten erste positive IgG Antikörperspiegel gegen den Parasiten in den
Seren vakzinierter Puten am Tag 21 nach der Impfung detektiert werden.
Schlussfolgerung: Während Puten, die am 1. Lebenstag geimpft und 2 Wochen später mit virulenten
Histomonaden infiziert wurden, keinen vollständigen Impfschutz aufwiesen, zeigten Putenküken, die 4
Wochen nach der Impfung einem Challenge ausgesetzt waren, keine klinischen Symptome von
Histomonose. Parallel dazu ergibt die Antikörperbestimmung der geimpften Tiere ab der 3.
Lebenswoche nach der Vakzinierung steigende Titer. Die spezifischen Antikörper konnten bei Puten
ohne nachfolgendem Challenge bis zum Ende des Experiments in der 16. Lebenswoche nachgewiesen
werden.
Die orale Impfung von Putenküken am 1. Lebenstag gegen Histomonas meleagridis stellt, basierend auf
den vorliegenden Ergebnissen, eine effektive Prophylaxe gegen die Histomonose dar.
Literatur:
1. Hess M, Liebhart D, Grabensteiner E, Singh A (2008): Cloned Histomonas meleagridis passaged in
vitro resulted in reduced pathogenicity and is capable of protecting turkeys from histomonosis.
Vaccine 26:4187-4193.
2. Bleyen N, Ons E, De Gussem J, Goddeeris BM (2009): Passive immunization against Histomonas
meleagridis does not protect turkeys from an experimental infection. Avian Pathol. 38:71-76.
3. Liebhart D, Hess M (2009): Oral infection of turkeys with in vitro cultured Histomonas meleagridis
results in high mortality. Avian Pathol. (im Druck).
4. Windisch M, Hess M (2009): Establishing an indirect sandwich enzyme-linked-immunosorbentassay (ELISA) for the detection of antibodies against Histomonas meleagridis from experimentally
infected specific pathogen-free chickens and turkeys. Vet Parasitol. 161:25-30.
72
Parasitosen bei Schwein und Geflügel
V36
Evaluation of some recombinant anti-Eimeria tenella-antibody fragments
developed in feed pea to control chicken coccidiosis.
Reda E. Khalafalla1, Doreen Jahn2, Viktor Dyachenko1, Arwid Daugschies1
1Institute
of Parasitology, University Leipzig; 2Novoplant GmbH Am Schwabeplan 1b, D-06466
Gatersleben, Germany
[email protected]
Coccidiosis is the most commercially relevant infectious disease in the chickens causing great economic
losses. Increasing resistance of Eimeria species to the anticoccidials have forced the search for
alternative methods of control. The use of plant based medications is a prospective alternative strategy
to control coccidiosis.The present study evaluates the anticoccidial activity of some plant-based antiEimeria tenella antibody fragments expressed in pea plants. Both in vitro and in vivo infection assays
including indirect immunofluorescence, in vivo antibody neutralization and cell culture invasion-inhibition
assays were used to study the inhibitory effect of these antibody fragments on the infection rate of E.
tenella sporozoites.
Seven of nine antibody fragments showed reactivity with sporozoites of E. tenella in an indirect
immunofluorescence test. Only two antibodies showed cross-reactivity with sporozoites of E. maxima, E.
acervulina and E. brunetti; however the localization of specific fluorescence differed between species. No
antibody binding was observed on merozoites.
The suitability of these antibodies to alter the infectivity of E. tenella sporozoites to Madin Darby Bovine
Kidney cells (MDBK) was examined in vitro and the invasion-inhibition rates were quantified by flow
cytometry. The antibody neutralization assay was used in vivo to assess the inhibitory effect of these
antibodies on the parasite reproduction.
It appeared that the preparations of the antibody fragments may have contained cytotoxic compounds
and thus invasion inhibition could not be unequally evaluated. However, in vivo neutralization assay
clearly showed that the antibody fragments have an inhibitory effect on E. tenella sporozoites in
experimental chickens with a different degree.
Schlussfolgerungen: Die Daten aus diesen Untersuchungen sind die ersten Hinweise auf Interaktionen
zwischen N-Versorgung und intestinalem Glukosetransport. Die physiologischen Grundlagen dieser
Effekte sind bislang nicht geklärt. Verschiedene Faktoren wie Änderungen der intestinalen Proliferation,
des Turnovers von Enterozyten oder kompensatorische intermediäre Effekte sind zu diskutieren.
73
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue
Herausforderungen
Katharina Möhl, Karsten Fehlhaber, Martina Ludewig, Ernst Lücker
Institut für Lebensmittelhygiene, Universität Leipzig
*[email protected]
Lebensmittelassoziierte Parasiten können einerseits die Gesundheit des Verbrauchers gefährden oder
schädigen, zum anderen können sie Veränderungen und Qualitätsmängel verursachen, die dazu führen,
dass das Lebensmittel, auch ohne das Vorliegen einer konkreten Gesundheitsgefährdung, nicht mehr
geeignet zum menschlichen Verzehr ist. In einigen Fällen reicht bereits die bloße Präsenz des Parasiten,
um die Qualität eines Lebensmittels zu mindern oder ihm seine Verkehrs- und Verzehrsfähigkeit
abzusprechen. Dass es hier auch Grenzfälle gibt, zeigen die Beispiele des „Croatian rotten cheese“ und
des „Casu marzu“ welchen der gewünschte Befall durch die Käsefliege (Piophila casei, „Cheese
skipper“) eine besondere Textur verleiht. Piophila casei ist üblicherweise als Lästling in der
Lebensmittelproduktion bekannt. Die Weibchen legen ihre zylindrisch-ovalen Eier an konservierten
Lebensmitteln (Fisch, Schinken, Käse) ab, von denen sich die Larven ernähren. Die orale Aufnahme des
Parasiten kann darüber hinaus zu einer Myiasis führen (Scott 1964, Saleh & el Sibae 1993).
Wasser und Nahrungsmittel stellen für viele Protozoen und Helminthen einen wichtigen
Übertragungsweg dar und die Assoziation zwischen dem Verzehr von Nahrungsmitteln tierischer
Herkunft und dem Auftreten bestimmter Parasitosen des Menschen ist schon lange bekannt. Nachdem
Owen und Paget 1835 das Auftreten von Trichinella Larven im Diaphragma des Menschen beschrieben,
wurde 1859/60 der komplette Lebenszyklus von Trichinella spiralis sowie der Zusammenhang zwischen
trichinösem Fleisch und Erkrankungen des Menschen von Virchow, Leukart und Zenker demonstriert.
Seit dieser Zeit ist der Parasit als Verursacher schwerer humaner Erkrankungen bekannt und schon
1863 wurden in Deutschland erste Vorschriften zur Untersuchung von Fleisch auf Trichinellen erlassen.
Das heutige Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP) Prinzip konnte so im Grundsatz
erstmals realisiert werden. Indes reicht die Geschichte der Erkrankung viel weiter zurück, was durch
Larvenfunde in ägyptischen Mumien gezeigt werden konnte.
Trotz der langen und genauen Kenntnis lebensmittelassozierter parasitärer Zoonosen nimmt die
Lebensmittelparasitologie eher eine Außenseiterposition innerhalb der Lebensmittelhygiene ein und nur
wenige Nachweisverfahren sind bis heute Standardisierungs- und Validierungsverfahren, vergleichbar
denen der Mikrobiologie, unterzogen worden. Gründe hierfür sind vor allem in den komplizierten
Vermehrungszyklen vieler Parasiten und den Schwierigkeiten bei der Herstellung von
Standardmaterialien zu suchen. So wird die Lebensmittelparasitologie weniger als eigenständige
wissenschaftliche Disziplin angesehen, sondern eher als eine „Subdisziplin“, eingeordnet zwischen
Mikrobiologie und Zoologie. Weiterhin wird der Formenkreis der parasitär bedingten Erkrankungen des
Menschen oftmals in den Kontext der Tropenmedizin gestellt, was dazu führt, dass die Symptome dieser
Parasitosen von Ärzten entweder gar nicht erkannt oder einer bakteriell bzw. viral bedingten Erkrankung
zugeschrieben werden, da diese gegenüber den parasitären Erkrankungen im Hinblick auf die
Volksgesundheit eine wesentlich höhere Bedeutung haben. Das führt in der Konsequenz zu einer, z.T.
wohl erheblichen, Unterschätzung der tatsächlichen Erkrankungsfälle. Gerade die beschriebenen
Probleme sollten zu einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber parasitären Zoonosen in der Produktion
tierischer Lebensmittel führen, tatsächlich jedoch rücken diese Erkrankungen in den Industrienationen
heute immer mehr aus dem Fokus des Interesses der Gesundheits- und Lebensmittelbehörden. Dies
74
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
geschieht vor allem mit dem Hinweis auf die hohen Hygiene- und Produktionsstandards in der
Lebensmittelindustrie, die umfassende gesundheitliche Aufklärung der Konsumenten und die damit
verbundenen sinkenden Infektionsraten bei einigen dieser Erkrankungen. Betrachtet man auf der
anderen Seite die immer weiter zunehmende Globalisierung in der Lebensmittelproduktion, den
expandierenden internationalen Reiseverkehr, die verstärkte Migration in die Industrienationen und damit
auch verbunden die Etablierung neuer Verzehrsgewohnheiten, sowie den demographischen Wandel in
der Bevölkerung, so ergeben sich unter Umständen neue Risiken in Bezug auf diese
lebensmittelassoziierten Parasitosen. In die Betrachtung dieser Risiken muss vor allem die Vielzahl der
Wege einbezogen werden, über die Parasiten in Lebensmittel gelangen können. So können
lebensmittelliefernde Tiere zum einen als Zwischenwirt für Parasiten dienen, zum anderen kann eine
sekundäre Kontamination auch über infiziertes Personal, verunreinigtes Wasser und andere belebte und
unbelebte Vektoren erfolgen. Gerade Lebensmittel, welche traditionell roh verzehrt werden oder nur
einer Behandlung unterzogen werden, welche gerade die enzystierten Parasiten nicht abzutöten
vermag, dürfen in diesem Zusammenhang als besonders sensibel gelten. Weiterhin gibt es in den
Industrienationen immer mehr ältere Menschen und immunsupprimierte Personen, bei denen ein
erhöhtes Risiko besteht, an lebensmittelassoziierten Parasitosen zu erkranken.
Es gibt etwa 107 bekannte Parasitenspezies, die durch Lebensmittel auf den Menschen übertragen
werden können (Orlandi et al. 2002). Im Folgenden soll auf einige der aus lebensmittelhygienischer Sicht
besonders relevanten Parasiten näher eingegangen werden.
Protozoen
Cryptosporidium parvum
Cryptosporidien sind Sporozoen der Klasse Coccidea des Stammes Alveolata, deren Sporozoiten
enthaltende Oozysten vom infizierten Wirt fäkal ausgeschieden werden. Bis heute wurden 19 Spezies
beschrieben. Eine genaue taxonomische Klassifikation des Erregers steht indes noch aus (Fayer 2009).
Cryptosoridien wurden in den Fäzes von mehr als 40 Haustier-, Wildtier-, Heimtier- und Vogelspezies
nachgewiesen, wobei es beim Nachweis in einigen Fällen offensichtlich zu Verwechslungen mit Isospora
und Sarcocystis spp. Oozysten gekommen ist (Casemore 1990). Der Parasit zeigt eine hohe
Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und überlebt in Fäzes einige Wochen bis Monate
(Schlundt et al. 2004). Die Oozysten sind widerstandsfähig gegenüber allen Desinfektionsmitteln, auch
gegen Chlor. Lediglich durch Erhitzen auf über 60 °C für 30 min werden sie sicher abgetötet (RobertKoch Institut (RKI) 2004).
Seit der Dokumentation der ersten humanen Erkrankungsfälle im Jahr 1977 werden Cryptosporidien als
humanpathogen beschrieben. Während die meisten humanen Erkrankungsfälle sind mit einer C. parvum
oder C. hominis Infektion assoziiert sind (Fayer et al. 2000, Carey et al. 2004), wurden in letzter Zeit
auch durch C. cervine, C. felis und C. meleagridis ausgelöste Durchfallerkrankungen beim Menschen
beschrieben (Xiao et al. 2001, Ong et al. 2002). C. parvum ist auch in Beständen lebensmittelliefernder
Tiere, vor allem bei Rindern und Schafen, weit verbreitet. Schweine, Ziegen und Pferde sind ebenfalls
häufig Träger des Parasiten (Casemore 1990). Besonders Jungtiere sind oft Ausscheider der infektiösen
Oozysten (Schlundt et al. 2004). Insgesamt birgt C. parvum durch die weite Verbreitung in
Nutztierbeständen ein hohes zoonotisches Potential. Heimtiere sind gelegentlich ebenfalls infiziert,
scheinen aber für die Verbreitung des Parasiten keine Rolle zu spielen. Gleiches gilt für Vögel (Current &
Reese 1986, Fayer & Ungar 1986, Casemore 1990). In den Fokus des Interesses rückte der Parasit in
den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts als er in den USA vermehrt mit schweren protrahierten
Durchfallerkrankungen bei Personen mit erworbenem Immundefizienzsyndrom in Zusammenhang
gebracht werden konnte. Jedoch erkranken auch gesunde Menschen (Current & Reese 1986, Fayer &
Ungar 1986, Soave & Johnson, Jr. 1988, Casemore 1990). Neben den zoonotischen
Übertragungswegen können Cryptosporidien auch durch fäkal-orale Schmierinfektion von Mensch zu
75
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Mensch oder indirekt durch Lebensmittel, Wasser oder Insekten übertragen werden (Current 1986,
Fayer & Ungar 1986, Soave & Johnson, Jr. 1988, Casemore 1990). Die ID50 liegt bei 10-1.000
Oozysten (Robert-Koch Institut (RKI) 2004). Ausbrüche wurden meist mit der Aufnahme kontaminierten
Wassers (Trink- oder Badewasser) oder seltener infizierter Lebensmittel in Verbindung gebracht (Fayer
et al. 2000, Miller et al. 2006). Die ersten Fälle humaner Cryptosporidiose, welche auf verunreinigtes
Trinkwasser zurückgeführt werden konnten, traten Mitte der 80er Jahre in den USA und in
Großbritannien auf. Der bisher größte Ausbruch ereignete sich 1993 in Milwaukee, USA. Hier erkrankten
von März bis April etwa 403.000 Menschen an wässrigen Durchfällen und in rund 600 Fällen konnten
Cryptosporidien als Ursache der Erkrankung bestätigt werden. 104 HIV positive Personen starben an
den Folgen der Erkrankung. Ursache für den Ausbruch war mit Cryptosporidien verunreinigtes Wasser
aus dem Lake Michigan, welches in die öffentliche Wasserversorgung eingespeist wurde (Dawson,
2005). Die Zahl der bestätigten Ausbrüche, welche auf den Verzehr infizierter Nahrungsmittel
zurückgeführt werden konnte, ist indes wesentlich geringer, was vor allem auf die lange Inkubationszeit
(2-11 Tage) und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Dokumentation, sowie auf fehlende
Nachweismethoden zurückzuführen ist. Generell ist wohl von einer großen Zahl unerkannter Fälle
auszugehen (Orlandi et al. 2002, Schlundt et al. 2004). Lebensmittel, durch welche eine Infektion
übertragen wurde, waren Milch (pasteurisierte Kuhmilch und rohe Ziegenmilch), Apfelwein,
Hühnchensalat, gefrorene Kutteln und Rohwurst (Fayer et al. 2000, Millar et al. 2001).
Verschiedene Studien ermittelten eine Prävalenz der Oozysten in humanen Stuhlproben von 1 bis 2 % in
Europa, 0,6 bis 4,3 % in Nordamerika und 10 bis 20 % in verschiedenen Entwicklungs- und
Schwellenländern (Schlundt et al. 2004). 25 bis 35 % der Bevölkerung in den Industrienationen und bis
zu 65 % in den Entwicklungsländern sind seropositiv (Acha & Szyfres 2003). Der direkte oder indirekte
Nachweis von C. parvum ist in Deutschland gem. § 7 Abs. 1 Nr. 10 IfSG meldepflichtig, soweit er auf
eine akute Infektion hinweist. Darüber hinaus stellt das Gesundheitsamt gem. § 25 Abs. 1 IfSG ggf.
eigene Ermittlungen an. Im Jahr 2007 wurden dem Robert-Koch-Institut insgesamt 1.459
Cryptosporidiosen gem. Referenzdefinition übermittelt; dies entspricht einer Zunahme um 21 %
gegenüber dem Vorjahr und ist die höchste Zahl übermittelter Cryptosporidien-Erkrankungen seit 2002.
Lediglich im Jahr 2001 waren es mit 1.475 Erkrankungen geringfügig mehr. Es muss hier allerdings
angemerkt werden, dass sich über 200 der im Jahr 2001 gemeldeten Fälle im Rahmen eines Ausbruchs
unter Bundeswehrsoldaten ereigneten. Die bundesweite Inzidenz der Cryptosporidiosen lag bei 1,8
Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und damit mehr als 50 % über dem Median der Vorjahre. Die
Häufigkeit der übermittelten Fälle unterlag auch im Jahr 2007 einer saisonalen Schwankung, mit einer
deutlich erhöhten Zahl Erkrankter im Zeitraum von Juni bis November. Bei 1.420 übermittelten
Erkrankungen lagen Angaben zum Infektionsland vor. Unter den 1.431 Nennungen entfielen – ähnlich
wie in den Vorjahren − 84 % der Fälle auf Deutschland (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Die höchsten
altersspezifischen Inzidenzen traten bei Kindern unter 10 Jahren auf. Besonders hoch waren sie bei den
1- bis 4-jährigen Kindern (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Neben dieser Risikogruppe erkranken vor
allem ältere Personen und immunsupprimierte Menschen an einer Cryptosporidiose. Hoornstra & Hartog
(2003) errechneten für die Niederlande, dass die mittlere Wahrscheinlichkeit durch den Konsum von
Leitungswasser an Cryptosporidiose zu erkranken für gesunde Menschen bei 1,5 x 10-5 pro Jahr liegt.
Auch das Risiko, durch kontaminierte Lebensmittel zu erkranken, ist für gesunde, erwachsene Personen
als eher gering einzuschätzen, wenn die Richtlinien der „Guten Herstellungspraxis“ und der „Guten
Hygienepraxis“ in der Produktion und im häuslichen Bereich eingehalten werden (Schlundt et al. 2004).
Auf Produktionsebene können folgende Verfahren die Anzahl der infektösen Oozysten minimieren oder
sie gänzlich eliminieren:
Einstellung eines niedrigen pH-Wertes (< 7,5)
Tiefkühlen (- 4 °C für mindestens eine Woche) (Bauer 2006)
Erhitzung auf 55 °C für 30 Sekunden, 60 °C für 15 Sekunden oder 70 °C für 5 Sekunden (Schlundt et al.
2004)
76
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Personen, welche einer der oben beschriebenen Risikogruppen angehören, sollten rohe Lebensmittel
pflanzlicher und tierischer Herkunft und Produkte, welche rohe Zutaten enthalten, grundsätzlich meiden.
Toxoplasma gondii
Die Toxoplasmose ist eine weltweit mit hoher Prävalenz verbreitete zoonotische Erkrankung. Sie wird
durch den obligat intrazellulären Parasiten Toxoplasma gondii verursacht (Schlundt et al. 2004).
Während die postnatale Infektion meist komplikationslos verläuft, stellen die pränatale Toxoplasmose
sowie Infektionen bei immunsupprimierten Patienten häufig lebensbedrohliche Erkrankungen dar (Groß
2004). Die Seroprävalenz bei schwangeren Frauen liegt in Deutschland bei 26-54 % (Friese 1993, Roos
et al. 1993), in Frankreich bei bis zu 90 % (Hurley 1983, Gilbert 2000). Die WHO erkannte die Bedeutung
dieser Krankheit erstmals bei einem Expertentreffen 1968. Fast zwanzig Jahre später kam es zu einem
weiteren Treffen, bei dem die Auswirkungen der Krankheit auf die öffentliche Gesundheit diskutiert
wurden (World Health Organisation (WHO) 1988). Die Toxoplasmose zählt wegen ihrer geringen Wirtsund Zellspezifität weltweit sicherlich zu den häufigsten parasitären Infektionen. Neben der reaktivierten
Toxoplasmose beim immunsupprimierten Patienten ist vor allem die Primärinfektion während der
Schwangerschaft zu beachten, die unbehandelt bei etwa der Hälfte der Fälle zur konnatalen Infektion
des Kindes führen kann. Verlässliche epidemiologische Daten zur Toxoplasmose in Deutschland liegen
aufgrund fehlender gesetzlicher Vorgaben nicht vor (Groß 2004). Nach § 7 Abs. 3 IfSG besteht lediglich
eine nichtnamentliche Meldepflicht bei konnatalen Infektionen. Diese Fälle werden direkt an das RKI
gemeldet. Zur Meldung verpflichtet sind gemäß IfSG die Leiter der Einrichtungen, an denen die
Erregerdiagnostik durchgeführt wurde. Demnach wurden dem Robert-Koch-Institut für das Jahr 2007
insgesamt 20 konnatale Toxoplasmose-Fälle gemeldet. Alle Fälle betrafen Lebendgeburten. Für 2 Fälle
wurden Missbildungen angegeben: Hydrozephalus, Ikterus und Hepatomegalie in einem Fall,
Chorioretinitis und intrazerebrale Verkalkungen in einem anderen Fall. Für einen weiteren Fall wurde ein
Ikterus berichtet (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Trotz der Meldepflicht muss von einer hohen
Dunkelziffer ausgegangen werden und entsprechende Rechenmodelle (Janitschke 1993) gehen bei
einer Zahl von 760.000 Geburten und einer Serokonversionsrate von 0,6 % von mindestens 4.560
Erstinfektionen während der Schwangerschaft aus. Aufgrund der Schätzung, dass ungefähr 50 % aller
Erstinfektionen während der Schwangerschaft zu einer konnatalen Infektion des Kindes führen, kann von
2.280 Fällen einer pränatalen Infektion ausgegangen werden, von denen im Durchschnitt 10 % (228
Fälle) bei der Geburt klinische Symptome aufweisen. Noch dramatischer ist in diesem Zusammenhang
die Tatsache, dass mindestens 50 % der bei der Geburt klinisch asymptomatischen Kinder bis zum
frühen Erwachsenenalter Spätschäden wie geistige Retardierung und Ausbildung einer Retinochorioditis
entwickeln, wenn keine Therapie erfolgt (Koppe et al. 1986, Groß 2004).
Bis zum heutigen Tag gibt es keine einheitlichen Vorschläge oder Programme zum Management dieser
Krankheit. In Frankreich wurde 1978 zunächst ein Screening vor der Hochzeit vorgeschrieben, 1985
wurde es auf den Zeitpunkt des Schwangerschaftsbeginns festgelegt, und schließlich ist seit 1992 eine
monatliche serologische Untersuchung während der Schwangerschaft vorgesehen (Binquet et al. 2002).
In Österreich sind seit 1975 serologische Untersuchungen in jedem Trimester der Schwangerschaft
vorzunehmen (Aspock 2003). Ein analoges Vorgehen wird auch in Italien praktiziert, während in
Dänemark und Polen neonatale Screeningprogramme eingeführt wurden (Gilbert 2000). Wird im
Rahmen dieser Screeningprogramme eine Toxoplasmose festgestellt, so können Patientinnen mittels
einer kombinierten Therapie, bestehend aus Pyrimethamin und Sulfadizin, behandelt werden. Bei einer
Sulfonamidallergie und in der Frühschwangerschaft (bis zur 16. Schwangerschaftswoche) kann anstelle
von Sulfadizin Spiramycin gegeben werden (Groß 2004). Ein solches Programm ist ökonomisch
vorteilhaft, wenn die Inzidenz der Toxoplasmainfektion mindestens 1-1,5 pro 1.000 Schwangere beträgt
(Stray-Pedersen & Jenum 1992). Innerhalb seines Lebenszyklus macht Toxoplasma gondii eine
Differenzierung zwischen Oozysten, Tachyzoiten und Bradyzoiten (Zysten) durch (Groß 1996).
77
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Foetus
Tachyzoiten
Mensch
Zysten (Bradyzoiten)
Schlachttiere
Oozysten
Vögel, Nager
Katze
Abb. 1:
Lebenszyklus von
Toxoplasma gondii
(nach Groß 2004)
(grau: natürlicher
EndwirtZwischenwirtZyklus)
Zysten (Bradyzoiten)
Der Mensch infiziert sich vor allem durch Aufnahme von mit Oozysten kontaminierten Lebensmitteln
oder durch Verzehr von unzureichend erhitztem zystenhaltigem Fleisch (Groß 2004). Eine MulticenterFallkontrollstudie hat in diesem Zusammenhang gezeigt, dass 30-63 % der humanen Infektionen in
Belgien, Dänemark, Italien, Norwegen und der Schweiz auf den Verzehr von Rohfleischprodukten
(Hackepeter, Rohwurst, Rohschinken) zurückzuführen sind (Cook et al. 2000). Darüber hinaus ist eine
diaplazentare Übertragung von Tachyzoiten auf das ungeborene Kind möglich. In seltenen Fällen
können Tachyzoiten auch durch unpasteurisierte Schafs- oder Ziegenmilch übertragen werden (Tenter
et al. 2000). Sporulierte Oozysten weisen eine extrem hohe Umweltresistenz auf: die Überlebenszeit im
Erdboden beträgt bis zu 18 Monaten, bei +4 °C sogar bis zu 5 Jahren (Tenter et al. 2000) und die oben
bereits erwähnte Studie zeigte, dass 6-17 % der humanen Infektionen durch kontaminierte Erde
verursacht sind. Die Bedeutung von rohem Fleisch als Infektionsquelle hängt wesentlich von der
Durchseuchung des Schlachtviehs ab (Groß 2004). In Europa wird vor allem Schweinefleisch als
Infektionsquelle für den Menschen eine große Bedeutung beigemessen (Groß 2004). Durch die
Intensivierung der Schweinehaltung ist allerdings zu beobachten, dass die Prävalenz des Erregers in
den Beständen z.T auf unter ein Prozent gesunken ist. Gleichzeitig sind vor allem Nutztiere in extensiver
Haltung (Weide- und Freilandhaltung) durch den Kontakt mit kontaminiertem Boden einem erhöhten
Infektionsdruck ausgesetzt. Dies belegen neuere Studien wie die von de Buhr et al. (2008). Die Autoren
zeigten, dass im Zeitalter „Tier freundlicher“ Management-Systeme die Toxoplasma gondii Prävalenz in
den Betrieben wieder merklich ansteigt. So wurden bei 4,1 % der untersuchten 4.999 Schweine
Antikörper gegen T. gondii nachgewiesen. 3,9 % der untersuchten Mastschweine waren seropositiv und
in fast 60 % der in acht Bundesländern untersuchten Betriebe wurden Schweine mit Antikörpern gegen
T. gondii gefunden (de Buhr et al. 2008). Weiterhin sind in Deutschland 33 % der Schafe und 42 % der
Ziegen seropositiv (Tenter et al. 2000).
Auch Nutzgeflügel stellt einen wichtigen Zwischenwirt dar. So wiesen in Italien 12,5 % und in Polen 30 %
der Freilandhühner einen positiven Toxolasma-gondii-Antikörper Titer auf (Dubey et al. 2008).
Untersuchungen in Österreich ergaben Toxoplasma-gondii-Seroprävalenzen von 36,3 % (Dubey et al.
2005). Somit stellen bei einem stetig steigenden pro Kopf Verzehr von Geflügelfleisch und
Geflügelfleischerzeugnissen vor allem thermisch nicht behandelte Produkte wie kurzgereifte Rohwürste
und Rohschinken eine potentielle Infektionsquelle für den Verbraucher dar (Pott et al. 2008). Die
Arbeitsgruppe „Molekulare Infektionsmedizin“ der Universität Leipzig arbeitet seit Juli 2007 an dem vom
BMBF geförderten Toxonet 01-Projekt mit dem Thema „Etablierung einer Methode zum Nachweis von
78
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Toxoplasma gondii bei der Pute und Studien zur Tenazität“. Ziel des Leipziger Verbundes Toxonet 01,
einem von sieben weiteren Forschungsverbünden im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms
„Zoonotische Infektionskrankheiten“ des BMBF, ist es, das Infektionsrisiko für den Menschen nach
Verzehr von Putenfleisch abzuschätzen und ggf. Strategien zum Schutz des Verbrauchers zu entwickeln
bzw. Toxoplasma gondii effektiv aus der Lebensmittelkette zurückzudrängen.
Die Vitalität von Zysten in Fleischprodukten hängt wesentlich von der Temperatur ab: bei 4° C können
sie bis zu drei Wochen lang lebensfähig bleiben, wohingegen eine Lagerung bei -12 °C oder eine
Erhitzung von über 67° C Zysten in der Regel innerhalb weniger Stunden abtötet. Bei der Verwendung
von Salz muss beachtet werden, dass erst Konzentrationen ab 6 % NaCl zu einer Abtötung der Zysten
im Muskel führen (Dubey 2000, Tenter et al. 2000). Neben Katzenkontakt, Gartenarbeit und Umgang mit
bzw. Verzehr von rohem Fleisch wurden in der bereits erwähnten Fallkontrollstudie noch Reisen ins
außereuropäische Ausland als Risikofaktoren für eine Toxoplasmoseinfektion identifiziert (Cook et al.
2000).
Sarcocystis spp.
Sarkosporidien sind intrazelluläre Protozoen, welche zu den zystenbildenden Kokzidien gehören. Anders
als bei anderen Kokzidien umfasst der Entwicklungszyklus von Sarcocystis eine sexuelle
Vermehrungsphase im Endwirt (Gametogonie) und einen asexuellen Vermehrungszyklus im
Zwischenwirt (Schizigonie) (Fayer 2004). Die Erstbeschreibung von Sarcocystis erfolgte bereits 1843
durch Miescher. Die als „Mieschersche Schläuche“, „Psorospermienschläuche“ und „Raineysche
Körperchen“ bezeichneten (Entzeroth 1981), in sich gewundenen weißen Zysten in der quergestreiften
Muskulatur von Säugetieren konnten erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts durch
elektronenmikroskopische Studien und anhand struktureller Merkmale den Protozoen zugeordnet
werden (Senaud 1967). Ihr genauer Entwicklungszyklus ist 1970 aufgedeckt worden (Fayer 1970, Fayer
1972).
Das Schwein spielt als Überträger der Sarkosporidien eine zentrale Rolle und kann Zwischenwirt für
folgende drei Arten sein: Sarcocystis suihominis (Endwirt Mensch), Sarcocystis miescheriana (Endwirt
Hund, Waschbär) und Sarcocystis porcifelis (Endwirt Katze). Bei den meisten mit Sarcocystis infizierten
Tieren treten keine klinischen Symptome auf und die Diagnose erfolgt erst post mortem durch den
Nachweis der Zysten in der Muskulatur (Daugschies 2006). Eine Studie zur Seroprävalenz des Erregers
in Sauenzuchtbeständen, die im Jahre 2004 in Hessen durchgeführt wurde, zeigte, dass sich Antikörper
gegen Sarkosporidien im Blutplasma von 29 % der untersuchten Sauen befinden, wobei in 72 % der
untersuchten Bestände mindestens eine Sau positiv auf Antikörper gegen Sarkosporidien getestet
wurde. Bei 23 % der Bestände erwies sich mindestens die Hälfte der untersuchten Tiere als seropositiv
(Damriyasa et al. 2004). Eine Speziesbestimmung konnte indes nicht vorgenommen werden. Besonders
Tiere mit permanentem oder teilweisem Weidegang können mit Sarkosporidien infiziert sein, wenn diese
Weiden durch Abwasserschlämme kontaminiert sind (Daugschies 2006).
Der Mensch infiziert sich mit der für ihn pathogenen Spezies S. suihominis durch die Aufnahme von
rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch, wobei das Auftreten der Krankheitssymptome mit
der Infektionsdosis korreliert (Fayer 2004). Während schwache Infektionen beim Menschen ohne
klinische Symptome verlaufen, führt der Rohverzehr von Fleisch von stark mit S. suihominis infizierten
Schweinen nach 6-12 Stunden zu Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden und Durchfall (Heydorn
1977). In 7 % der humanen Stuhlproben in Mitteleuropa konnten Sarcocystis-Sporozysten nachgewiesen
werden, in außereuropäischen Ländern (Südostasien) ist die Prävalenz mit bis zu 23 % deutlich höher.
Ob es sich dabei um die für Menschen pathogenen Spezies S. suihominis des Schweines oder S.
hominis (S. bovihominis) des Rindes handelt, wurde bisher noch nicht untersucht (Daugschies 2006).
Nach dem EU-Zoonosebericht 2006 wurden von keinem der Mitgliedsländer Sarkosporidiose-Fälle beim
Menschen gemeldet (EFSA 2007). 2007 wurde über eine Fallhäufung in Niedersachsen nach dem
Verzehr von rohem Schweinehackfleisch berichtet (Böhmler et al. 2008). Die involvierte
79
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Parasitenspezies konnte hier nicht näher bestimmt werden. Im Vergleich zu den beim Schaf
vorkommenden Makrozysten (S. gigantea) handelt es sich bei der beim Schwein vorkommenden und für
den Menschen pathogenen Spezies S. suihominis um Mikrozysten, die bei schwachem Befall der
Muskulatur mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Erkannt wird die Infektion erst bei sehr starkem
Zystenbefall von Fleisch oder Organen. In diesem Fall wird das Lebensmittel wegen der ekelerregenden
Wirkung bzw. negativen Beeinflussung der Qualität bei der amtlichen Fleischuntersuchung beanstandet
(Bätza et al. 2002). Sarkosporidien im Fleisch können durch geeignete Verfahren wirksam inaktiviert
werden. Bei der Erhitzung des Fleisches muss im Kern eine Temperatur von mindestens 60 °C erreicht
werden, um den Erreger sicher abzutöten. Auch das Tiefgefrieren (insbesondere von Hackfleisch) bei
minus 20 °C über mindestens 3 Tage bietet einen wirksamen Schutz gegen eine SarkosporidienInfektion (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2008). Der Entwicklungszyklus von S. suihominis
kann durch Unterbrechung der Infektkette zwischen dem Zwischenwirt (Schwein) und dem Endwirt
(Mensch) wirksam beeinflusst werden. Zu diesem Zweck müssen alle hygienischen Maßnahmen darauf
gerichtet sein, eine Infektion der Schweine durch die vom Menschen ausgeschiedenen Sporozysten zu
verhindern (Installation hygienisch einwandfreier Toilettenanlagen, Vermeidung der Kontamination des
Futters mit Fäkalien oder Abwasserschlämmen, Einhaltung der Klärschlammverordnung) (Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR) 2008).
Nematoden
Trichinella spp.
Wie bereits in der Einleitung beschrieben, gelang in Deutschland die wissenschaftliche Aufklärung des
Zusammenhangs zwischen Trichinella-infizierten Tieren, Fleischverzehr und Erkrankungen des
Menschen (Gould 1971). Diese Erkenntnisse führten in Anbetracht verheerender Trichinella-Epidemien
und sozialpolitischer Erwägungen unter Berücksichtigung des Verbraucherverhaltens (v. Ostertag 1904)
zur Einführung der systematischen Untersuchung von Tieren, die Träger dieser Muskelparasiten sein
können, allen voran den Schlachtschweinen (Lücker & Hartung 2006). Aus heutiger Sicht war die
Einführung der Trichinellen-Untersuchung in die Fleischuntersuchung ein Meilenstein auf dem Weg zur
modernen Fleischhygiene (Lücker & Bülte 1999). Die systematische und individuelle Untersuchung von
Schlachtschweinen auf Trichinella kann historisch als die erstmalige Realisation des Hazard Analysis
and Critical Control Point (HACCP) Prinzips in der Fleischhygiene gewertet werden (Lücker & Hartung
2006).
Nach der allgemeinen Etablierung der TU im deutschen Recht erfolgte die Aufnahme dieses Prinzips in
das gemeinschaftliche Recht (Lücker & Hartung 2006); in der Richtlinie 64/433/EWF wurde festgelegt,
dass die vom amtlichen Tierarzt durchzuführenden systematischen Tätigkeiten im Rahmen der
Fleischuntersuchung auch die Untersuchung „auf Trichinen bei frischem Fleisch von Schweinen und
Pferden, ... einschließt“ (EWG 1964). Gleichzeitig wurden jedoch verschiedene Ausnahmeregelungen,
wie z. B. die Möglichkeit zum Ersatz der TU durch eine Kältebehandlung, geschaffen (Art. 3, EWG
1964). Weiterhin war vorgesehen, dass der europäische Rat mit qualifizierter Mehrheit auf Vorschlag der
Kommission beschließen sollte, welche Gebietsteile der Gemeinschaft von der Durchführung der TU
abweichen können, sofern (1) „durch epidemiologische Untersuchungen Trichinenfreiheit nachgewiesen
ist“ und (2) „die lebenden und die geschlachteten Tiere einem wirksamen Nachweis- und
Überwachungsverfahren unterliegen“ (ebenda, Art. 6 Abs. 2). Bis zur Vorlage dieses Beschlusses, die
zur Einführung des neuen Lebensmittelrechts am 01. Januar 2006 nicht erfolgte, konnten Mitgliedstaaten
die TU bei frischem Schweinefleisch unterlassen, sofern es nur in ihrem Hoheitsgebiet vermarktet
werden soll oder für andere Mitgliedsstaaten bestimmt ist, die ebenfalls Gebrauch von dieser
Ausnahmeregelung machen (EWG 1993). Die Ausnahmeregelung gem. RL 92/120/EWG wurde von
einer Reihe von Mitgliedsstaaten in z. T. großem Maß in Anspruch genommen, wie aus den Daten für
2003/2004 in Tabelle 1 ersichtlich.
80
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Tabelle 1: Schlachtungen von Hausschweinen und durchgeführte Untersuchungen auf Trichinella in den
Europäischen Union im Jahr 2003 sowie Ergebnisse einer Befragung im Vereinigten Königreich im Jahr
2002
TU+2
Keine TU
Keine TU (%)
EU (15)
Schlachtungen1 Davon TU2
Österreich
5.424.799
5.309.799
0
115.000
2,1
Belgien
11.233.957
10.226.408
0
1.007.549
9,0
4
Deutschland
45.372.925
45.372.925
1
0
0,0
Dänemark
22.499.058
22.375.420
0
123.638
0,5
Spanien
38.180.099
34.674.760
24
3.505.339
9,2
Finnland
2.289.630
2.274.923
2
14.707
0,6
Frankreich
26.540.698
145.673
0
26.395.025
99,5
Griechenland 2.189.462
340.632
0
1.848.830
84,4
Irland
2.872.100
3.605
0
2.868.495
99,9
Italien
13.576.249
4.944.981
0
8.631.268
63,6
Luxemburg
171.809
390
0
171.419
99,8
Niederlande
13.889.511
13.893.838
0
-4.327
0,0
Portugal
5.220.265
50
0
5.220.215
100,0
Schweden
3.304.939
3.283.114
0
21.825
0,7
7.647.748
1.228.520
0
6.419.228
83,9
VK
(Survey2002)3
1 EUROSTAT 2005; 2 EFSA 2003; 3 Food Standards Agency 2003; 4 Anonym 2003
In Frankreich, Griechenland, Irland, Luxemburg und Portugal wurden im Jahr 2003 über 80 % der
Schlachtschweine nicht auf Trichinella untersucht, was ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den
Verbraucher bedeutet (Lücker & Hartung 2006). So wurde in Spanien 2003 bei 24 Schlachtschweinen
Trichinella diagnostiziert. Bei einer Fehlrate von ca. 9 % (3,5 Mio. nicht untersuchte Tiere) würde dies
rein rechnerisch bedeuten, dass 2 bis 3 positive Tiere unentdeckt in die Lebensmittelkette gelangt waren
(Lücker & Hartung 2006).
Die Voraussetzungen für einen so genannten „Trichinella-non-endemic“ Status, welcher dem Prinzip
eines Trichinella-freien Gebietes (Trichinella-free area, TFA) entspricht, wurden 1996 vom Scientific
Veterinary Committee (SVC) festgelegt (s. Abb 2).
Die nachfolgende Kommission, das Scientific Committe on Measures Relating to Veterinary Public
Health (SCVPH) kam im Jahr 2001 allerdings zu dem Schluss, dass ein TFA-Status weder erzielt noch
aufrechterhalten werden kann. Die wesentlichen Bedenken waren dabei: (1) das Problem der klaren
Trennung zwischen endemischen und Trichinella-freien Gebieten, (2) die Unmöglichkeit einer
Eradikation von Trichinella im sylvatischen Bereich und (3) die nur schwer und mit erheblichem
finanziellen Aufwand durchführbaren jährlichen Untersuchungen wildlebender Indikator-Spezies, deren
Ergebnisse dann mit einer zeitlichen Verzögerung vorlägen. Gleichzeitig stellte das SCVPH heraus, dass
auf Ebene der Bestände (farms, holdings) ein Trichinella-freier Status durchaus möglich sei, wenn
entsprechende Voraussetzungen erfüllt sind. Entgegen dieser Empfehlungen wurde bei der Neuregelung
des Lebensmittelrechts, das in der Verordnung 854/2004/EG die Untersuchung auf Trichinellen zwar
weiterhin vorschreibt, die Möglichkeit eingeräumt, „Betriebe und Gebiete amtlich als frei von Trichinen
erklären zu lassen“ (EG 2004b). Zudem gingen in der Zwischenzeit Anträge bei der Europäische
Kommission auf eine Neubewertung des TFA-Konzepts von Dänemark und dem Vereinigten Königreich
81
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Trichinella non-endemic status (Trichinella-free Areas, TFA)
Kriterien für die Anerkennung:
- klare Abgrenzung, < 3000 km2
- Keine klinischen Fälle bei Menschen (autochthone Fälle) seit mehr als 10 Jahren
- Schweine und Pferde frei von Trichinellen seit mehr als 10 Jahren
- Individuelle Identifizierung von Schlachtschweinen
Abb. 2: Kriterien
für die
Anerkennung und
Aufrechterhaltung
von TFA gemäß
SVC (1996)
- Schweinezucht und -mast unter „Trichinella-freien“ Bedingungen
- Sylvatischer Bereich: Nahezu Trichinella-frei (Füchse: < 0,1% etc.)
Kriterien für die Aufrechterhaltung:
- Zahl humaner Fälle (autochthon, importiert)
- Ergebnisse konventioneller TU (ökologische Farmen, Wildschweine u.a.)
- Ergebnisse der behördlichen Inspektionen Trichinella-freier Farmen
- jeweils: jährliche Berichterstattung
sowie ein Antrag von Zypern auf Anerkennung als TFA ein (EFSA 2005a). Im Juli 2007 wurde der Antrag
von Dänemark durch die Europäische Kommission positiv beschieden und dem Königreich wurde, als
bisher einzigem europäischem Land, ein vernachlässigbares Trichinellen-Risiko bei Hausschweinen
zuerkannt (http://ec.europa.eu/food/food/biosafety/hygienelegislation/trichinella_en.htm).
Die Aufgabe der Risikobewertung des TFA- und TFF-Konzepts fiel der neuen unabhängigen
gemeinschaftlichen Behörde für die Risikobewertung von Lebensmitteln (European Food Safety
Authority, EFSA) zu. Es ist jedoch fraglich, ob eine korrekte Bewertung der derzeitigen TrichinellaInzidenz bei Schlachtschweinen überhaupt möglich ist, wenn man sich die Fehlraten bei der TrichinellaUntersuchung in einigen Mitgliedsstaaten vor Augen führt. So galten Irland, Korsika und Sardinien lange
als frei von Trichinella. Bereits im Jahre 2002 wurde jedoch das Auftreten von Trichinellen in Wildtieren
(Irland) und freilebenden Schweinen (Sardinen, Korsika) diagnostiziert. In Sardinien erfolgte der
Nachweis in den Schweinen indes erst nach dem Auftreten humaner Trichinellose-Fälle (Lücker &
Hartung 2006). Als Ursache für die fehlerhafte Einordnung dieser Gebiete als TFAs wird die mangelnde
Untersuchungstätigkeit in den entsprechenden Mitgliedsstaaten angeführt (EFSA 2005b).
Die Seltenheit der derzeitig gemeldeten humanen Trichinellose-Fälle wird als Kriterium für die geringe
Bedeutung dieser Erkrankung herangezogen (EFSA 2005a, 2005b). Darüber hinaus soll die Inzidenz
humaner Trichinellose-Fälle auch zum zukünftigen Monitoring von TFA’s herangezogen werden. Die
Wahrscheinlichkeit einer nicht unerheblichen Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen ist jedoch
hoch (Lücker & Hartung 2006). So wurden im Jahr 1969 in den Vereinigten Staaten 192 Fälle humaner
Trichinellose gemeldet. Die tatsächliche Inzidenz lag jedoch, das ergaben Untersuchungen bei mehreren
tausend Autopsien, bei etwa 4 % der Bevölkerung (Gould 1971). Die ursprünglich vom SCVPH gegen
das Konzept Trichinella-freier Gebiete (TFA) geäußerten Bedenken bleiben auch heute noch im vollen
Umfang bestehen. Es liegen keine neuen wissenschaftlichen Hinweise vor, dass Trichinella-freie
Gebiete effektiv erzielt und mit hinreichender Sicherheit aufrechterhalten werden können. Die Fälle
vermeintlich Trichinella-freier Gebiete unterstreichen sehr eindrücklich diesen Standpunkt.
Während Trichinella-freie Gebiete auch weiterhin als nicht realisierbar zu erachten sind, kommt die
EFSA in Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Ergebnis der SCVPH-Überlegungen für das TFFKonzept zu einer insgesamt positiven Einschätzung (EFSA 2005a). Allerdings wurde die
Risikobewertung, gemäß der Fragestellung der Europäischen Kommission, strikt auf den Bereich der
82
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Futtermittelkette bis zur Schlachtung, diese selbst ausschließend, beschränkt und dabei vorausgesetzt,
dass die Kriterien für einen TFF-Status (Tiere ausschließlich aus ebenfalls Trichinella-freien Farmen
oder erst nach Quarantäne/serologischer Untersuchung eingestallt, jederzeit identifizierbar und ohne
Zugang zu unkontrollierten Außenbereichen, Nagerkontrolle im Betrieb, ausschließliche Verfütterung
GMP-zertifizierter oder erhitzter Futtermittel und Schutz derselben vor Schadnagern, Betriebshygiene,
keine Müllkippen innerhalb eines Radius von 2 km) vollständig erfüllt werden. In einem anderen Fall
hätte das humane Trichinella-Expositionsrisiko bei nicht sicher gegebenen TFF-Kriterien und nicht klar
dargelegten Sicherungsmaßnahmen im Schlachtbereich nicht ohne die Auswertung weiterer Daten als
vernachlässigbar gering bewertet werden können (Lücker & Hartung 2006).
Dagegen ist das Konzept Trichinella-freier Farmen (TFF), da es keine geographische Abgrenzung
erfordert und damit einfacher kontrollierbar ist, eher realisierbar. In Anbetracht der derzeitigen in vielen
Mitgliedsstaaten vollzogenen Praxis, die Untersuchung auf Trichinella ersatzlos zu unterlassen, wäre
eine gemeinschaftliche Ausnahmereglung nach dem TFF-Konzept durchaus begrüßenswert. Dennoch
bleiben nicht unerhebliche Bedenken hinsichtlich der lückenlosen Aufrechterhaltung und Kontrolle des
TFF-Status bestehen. Auch nur ein einmaliges Durchbrechen des TFF-Status könnte zu einer schweren
Gefährdung der Gesundheit einer Vielzahl von Verbrauchern führen. Empfehlenswert wäre es dem
zufolge, der Forderung nach mehr Daten für eine gründliche und sichere Risikobewertung
nachzukommen. Schließlich muss sich die Sicherheit des TFF-Konzepts an der zu ersetzenden
individuellen Trichinellenuntersuchung, als Critical Control Point des humanen TrichinellaExpositionsrisikos, messen lassen (Lücker & Hartung 2006).
Anisakis simplex und Pseudoterranova
Anisakiasis ist eine humane Erkrankung, welche durch die Aufnahme von infektösen Nematodenlarven
(L3) der Familie Anisakidae verursacht wird (Sakanari & McKerrow 1989). Der Mensch ist im
Vermehrungszyklus des Parasiten ein Fehlwirt und eine Weiterentwicklung von L3 zu L4 ist selten. Die
Entwicklung bis zum Adultstadium ist nur in Einzelfällen nachgewiesen (Audicana et al. 2003). Endwirte
des Parasiten sind aquatisch lebende Säugetiere wie Delphine und Seelöwen (Audicana & Kennedy
2008). Der erste Bericht über diese Erkrankung stammt aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und
dokumentiert eosinophile intestinale Läsionen bei einem Patienten, der nach dem Verzehr von rohem
Fisch über langanhaltende, starken abdominale Schmerzen klagte (Van Thiel 1962). Die Erkrankung ist
fast immer mit dem Verzehr von rohen oder unzureichend erhitzten Fisch und Seafood wie Sushi,
Sashimi, Ceviche und Lomi-Lomi aber auch Produkten wie Räucherlachs und Matjeshering assoziiert.
Einige in der Fischverarbeitung gängige Behandlungsmethoden, wie das Kalträuchern sind nicht
geeignet, den Parasiten abzutöten. Bei anderen Verarbeitungsmethoden wie dem Salzen, Marinieren,
Säuern müssen bestimmte, produktspezifische Parameter eingehalten werden um eine sichere Abtötung
der Parasiten zu gewährleisten (Audicana & Kennedy. 2008). Drei Arten der Familie Anisakidae werden
mit humanen Erkrankungen in Verbindung gebracht: Anisakis- (sensu lato), Pseudoterranova- (=
Phocanema) (sensu lato) und Contracaecum- (sensu lato) Spezies. Der Hauptanteil der Erkrankungen
fällt dabei jedoch auf Anisakis und Pseudoterranova zurück (Sakanari & McKerrow 1989). AnisakisLarven verursachen 1 bis 12 Stunden nach der Aufnahme akute gastrointestinale Symptome wie
Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe, die durch eine direkte Gewebeschädigung an der
Darmwand verursacht werden. In der Folge kann es zur Ausbildung eosinophiler Granulome und
Perforationen der Darmwand kommen (Smith & Wootten 1978, Oshima 1987). Eine sichere Abtötung
des Parasiten im Gewebe kann nur durch Erhitzung auf über > 60 °C für eine Minute oder > 74 °C für
mind. 15 Sekunden beim Kochen oder Räuchern oder durch Einfrieren bei ≤ -20 °C für 24 h
gewährleistet werden. Die Europäische Union hat diese Maßnahmen zur Sicherung der
Verbrauchergesundheit in die VO (EG) Nr. 853/2004 übernommen (EG 2004a). Fisch, der roh oder - wie
Junghering (Matjes) - quasi roh verzehrt wird, Hering, Makrele, Sprotte, atlantischer und pazifischer
freilebender Lachs, die kalt geräuchert werden und die Temperatur im Innern des Fisches während
83
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
dieses Vorgangs weniger als 60 °C beträgt, sowie marinierte und/oder gesalzene Heringe, wenn die
gewählte Behandlung nicht ausreicht, um Nematodenlarven abzutöten, müssen über einen Zeitraum von
mindestens 24 Stunden einer Gefrierbehandlung bei einer Kerntemperatur von -20 °C oder weniger
unterzogen werden. In den USA und Neuseeland durchgeführte Studien zur Tenazität von A. simplex
und Pseudoterranova haben gezeigt, dass die Parasiten eine Temperatur von -20 °C für kurze Zeit
überleben (Bier 1976, Deardorff et al. 1984, Wharton & Aalders 2002). Die FDA empfiehlt daher eine
verlängerte Einfrierzeit (eine Woche bei -20 °C) oder die Anwendung von Temperaturen von ≤ -35 °C
für 15 Stunden.
Neben den beschriebenen gastrointestinalen Symptomen kann es nach dem Verzehr von
parasitenhaltigem Fisch zu heftigen allergischen Reaktionen kommen (Audicana et al. 2002).
Japanische Autoren beschrieben das Auftreten einer starken Nesselsucht mit anaphylaktoiden
Symptomen in Verbindung mit durch A. simplex verursachten gastrointestinalen Symptomen
("gastroallergische Anisakiasis") (Kasuya et al. 1990). Heute zählt A. simplex zu den häufigsten
Auslösern einer Lebensmittelallergie bei Erwachsenen (Audicana 2002, Audicana et al. 2003, Audicana
& Kennedy 2008). Gleichzeitig wurde klar, dass bereits die Aufnahme von oder der direkte Kontakt mit
abgestorbenen Parasitenlarven zu heftigen allergischen Reaktionen führen kann und dass dieses
Krankheitsbild sehr viel häufiger auftritt als die Infektion selbst (Audicana & Kennedy 2008). Zwar
müssen lt. Richtlinie VO (EG) Nr. 853/2004 Fische und Fischerzeugnisse während der Erzeugung und
vor ihrer Vermarktung als Speisefisch einer Sichtkontrolle unterzogen werden, um sichtbare Parasiten
festzustellen und zu entfernen, eine vollständige Entfernung aller Parasiten und Parasitenteile ist durch
diese Maßnahme jedoch nicht zu gewährleisten. In Zukunft können vielleicht Tiere aus Aquakulturen,
welchen offiziell die Freiheit von allergieauslösenden Parasiten bescheinigt wird, entsprechend zertifiziert
werden (Audicana & Kennedy 2008). Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt besonders sensiblen Personen nur
der völlige Verzicht auf Fisch- und Fischerzeugnisse (Audicana 2002, Audicana et al. 2003).
Trematoden
Alaria alata
Der Duncker´sche Muskelegel (Distomum musculorum suis, Duncker, 1896, syn. Agamodistomum
suis, Stiles, 1898) ist die Mesozerkarie der adulten Trematode Alaria alata (Goeze 1782), welche im
Darm von verschiedenen Carnivoren (Hund, Katze, Fuchs, Wolf, Nerz u.a.) parasitiert. Der Lebenszyklus
der Alaria-Spezies konnte erst Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig aufgeklärt werden. Auch die Rolle
des Duncker´schen Muskelegels im Zusammenhang mit dem Zyklus von Alaria alata wurde erst zu
diesem Zeitpunkt erkannt (Dollfus & Chabaud 1953, Stefanski & Tarczynski 1953). Während bei der
Gattung Strigea ein obligatorischer (echter) 4-Wirte Zyklus vorliegt, handelt es sich beim Zyklus von
Alaria um einen 3-Wirte-Zyklus mit einem eingeschobenen Mesozerkarien-Stadium zwischen dem
Zerkarial- und dem Metazerkarial-Stadium der durch Einschaltung paratenischer Wirte (= Reservewirte)
erheblich erweitert werden kann. Als Krankheitserreger haben die Metazerkarien und Adulten dieser
Tramatodengattung keine große Bedeutung. Dagegen sind die durch Mesozerkarien in paratenischen
Wirten, insbesondere bei Wildschweinen, verursachten Veränderungen ausgeprägter (Odening 1963,
Hiepe 1985). Ljubaschenko & Petrov (1962) berichten über Schäden, die der Parasit bei den Endwirten
(Füchse, Hunde und Polarfüchse) verursacht. Die Autoren unterscheiden dabei zwischen zwei
verschiedenen Krankheitsbildern: die metazerkariale Alariose, die sich in einer Schädigung der Lunge,
der Pleura und der bronchialen Lymphgefäßen manifestiert und einer durch adulte Parasiten
hervorgerufenen Enteritis, welche zu generalisierten Intoxikationssymptomen führen kann (Ljubaschenko
& Petrov 1962). Danijarow (1968) berichtet über hohe ökonomische Verluste in Pelztierfarmen,
hervorgerufen durch den Befall der Tiere mit A. alata. Weiterhin wurden seit der experimentellen
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Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Infektion eines Primaten durch Odening (1961) diverse Infektionen beim Menschen diagnostiziert, die in
ihrer Schwere und Symptomatik stark differierten (s. Tabelle 2).
Tabelle 2: Fälle von larvaler Alariose beim Menschen
Jahr
Parasit
Ort
N
Manifestation
1969
Alaria
(?)
Mesocercarien
CA,
USA
1
Auge
1972
Alaria
Mesocercarien
Ontario,
Kanada
1
Auge
1975
Alaria
americana
Mesocercarien
Alaria
Mesocercarien
Ontario,
Kanada
1
LA,
USA
1
Generalisiert
(mit
Todesfolge)
Haut
Alaria
Mesocercarien
CA,
USA
1
Auge
1975
1988
1990
Infektionsweg
und Vektor
(?), (?)
SchmierInfektion bei der
Zubereitung von
Froschschenkeln
A
(Froschschenkel)
A
(Wild,
Waschbärfleisch
(?))
A (Wild) oder
Froschschenkel
(MSI)
A (Wild) oder
Froschschenkel
(MSI)
A (Wildgans (?))
Autor
Byers & Kimura,
1974, McDonald et al.
1994
Shea et al. 1973
Fernandes et al.
1976; Freeman et al.
1976
Beaver et al. 1977
McDonald et al. 1994
Alaria
CA,
1 Auge
McDonald et al. 1994
americana
USA
Mesocercarien
1993 Alaria
Kanada 1 Resp. Trakt,
Kramer et al. 1996
americana
Auge
Mesocercarien
N: Fälle; (?): nicht bestätigt, unbekannt; MSI: Mögliche Schmier-Infektion; A: alimentär
Hauptinfektionsquellen sind der Verzehr von unzureichend erhitztem, parasitenhaltigem Wildfleisch
(paratenische Wirte) oder Froschschenkel (2. Zwischenwirt). Bisher liegen keine Berichte über in
Deutschland aufgetretene Fälle einer larvalen Alariose vor, allerdings kann infolge des geringen
Bekanntheitsgrades dieser Zoonose eine relevante Dunkelziffer nicht ausgeschlossen werden.
Wie bei den meisten Trematodeninfektionen geht die Infektion mit A. alata mit einer Eosinophilie und
einer IgE-Erhöhung einher (Löscher & v. Sonnenburg 2005). Somit ist bei einer entsprechenden
Sensibilisierung und der wiederholten Aufnahme von parasitenhaltigem Material die Ausbildung einer
generalisierten allergischen Reaktion möglich, deren Symptome je nach Schweregrad zum
anaphylaktischen Schock mit vasomotorischem Kollaps, Blutdruckabfall, Tachykardie und
Bewusstlosigkeit führen können (Bork 1985, Egger 2005). Weiterhin kann es durch Schmierinfektion zur
Ausbildung einer unilateralen subakuten Neuroretinopathie als spezielle Form der humanen Alariose
kommen. Die Erkrankung wird zum Formenkreis Ocular larva migrans (OLM) oder trematode
endophtalmitis gezählt. Hierbei kommt es nach Einwanderung der Mesozerkarien ins Auge zu einer
Entzündung und Schädigung der Retina, welche durch toxische Stoffe der Parasiten
(Stoffwechselprodukte, Proteasen) und eosinophile Leukozyten ausgelöst wird. Ausdruck dieser
Schädigung sind die sog. chorioretinalen Straßen (tracks). Man findet die Parasiten, welche bis zu drei
Jahren im Auge überleben können, sowohl prä-, intra- als auch subretinal (Bialasiewicz 2000). Trotz
85
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
dieser, z. T. schweren, Erkrankungsfälle beim Menschen wurde dieser lebensmittelassoziierten
parasitären Zoonosen in Westeuropa lange Zeit keine oder nur wenig Bedeutung beigemessen.
Seit dem Jahr 2002 kam es in der Uckermark (Brandenburg) bei der Trichinellenuntersuchung von
Schwarzwild regelmäßig zu Nachweisen des Duncker´schen Muskelegels (Große & Wüste 2004, Große
& Wüste 2006), welche durch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) bestätigt wurden. In gleichen
Jahr wiesen Jakšić et al. Alaria alata in 1,8 % von 210 untersuchten Wildschweinfleisch-Proben aus der
Republik Kroatien nach (Jakšic et al. 2002).
In seiner Stellungnahme Nr. 027/2007 vom 1. Juli 2007 spricht sich das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR), mit Hinweis auf das zoonotische Potential des Erregers, dafür aus, dass Fleisch
in welchem die Mesozerkarie des Saugwurms Alaria alata nachgewiesen wurde, aus Gründen des
gesundheitlichen Verbraucherschutzes als untauglich für den menschlichen Verzehr zu beurteilen ist.
Eine abschließende Beurteilung einer gesundheitlichen Gefährdung der Verbraucher ist jedoch infolge
mangelnder Kenntnisse über die Verteilung des Parasiten im Tierkörper und damit verbunden die
Beurteilung der Eignung der zur Verfügung stehenden Nachweismethode nicht möglich. Gleichzeitig
fehlen Untersuchungen über die Häufigkeit des Vorkommens des Parasiten in deutschen
Wildtierbeständen (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2007, Möhl et al. 2009).
Im Rahmen eines am Institut für Lebensmittelhygiene durchgeführten und mit Mitteln des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Bundesinstituts für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Forschungsvorhabens sollen in diesem
Zusammenhang geeignete Prädilektionsstellen für die Untersuchung auf Alaria alata festgelegt und
gleichzeitig überprüft werden, in wieweit die zugelassenen Verfahren zur Untersuchung auf Trichinella
(Magnetrührverfahren nach VO (EG) Nr. 2075/2005) geeignet sind, eine Infektion mit Alaria alata sicher
nachzuweisen, bzw. eine entsprechende Modifikation dieser Verfahren zu entwickeln. Des Weiteren wird
zur Klärung der Prävalenz des Erregers eine deutschlandweite Status-Quo-Erhebung in der
Wildtierpopulation, insbesondere der Wildschweinpopulation, durchgeführt. Die Datenerhebung wird
insbesondere in Regionen vorgenommen, in denen bereits erste DME-Befunde bei der
Trichinellenuntersuchung aufgetreten sind. Weiterhin sollen die Tenazität der Mesozerkarien in
verschiedenen Wirtsgeweben gegenüber chemischen und physikalischen Einflüssen untersucht und
anhand der ermittelten phänotypischen Unterschiede auch eventuelle genotypische Varianzen ermittelt
werden. Erste eigene Untersuchungsergebnisse bezüglich der Verteilung des Parasiten im Tierkörper
deuten darauf hin, dass die bisher empfohlene Untersuchungsmethode (Magnetrührverfahren nach VO
(EG) Nr. 2075/2005) nicht geeignet für den Nachweis der Mesozerkarien im Wirtsgewebe ist (Möhl et al.
2009).
Cestoden
Echinococcus multiocularis
Die alveoläre Echinokokkose (AE), welche durch die Metacestode des Fuchsbandwurms (Echincoccus
multiocularis) ausgelöst wird, ist eine besonders in der nördlichen Hemisphäre verbreitete Zoonose, die
unbehandelt eine Letalitätsrate von bis zu 100 % aufweist (Deplazes & Eckert 2001). Moderne
chirurgische und chemotherapeutische Behandlungsmethoden haben diese Letalitätsrate zwar erheblich
gesenkt, dennoch sterben immer noch 10-14 % der Patienten an den Folgen der Erkrankung (Liesenfeld
& Ignatius 2001). Die von den Endwirten ausgeschiedenen Parasiteneier sind sofort infektiös. Das
Larvenstadium (Metacestode) befällt Nagetiere als Zwischenwirt (z. B. Feld-, Wühlmäuse, Bisamratten)
oder auch den Menschen als Fehlwirt. Die Infektion der Endwirte erfolgt durch den Verzehr infizierter
Nagetiere. Eine Infektion des Menschen durch Kontakt mit infizierten Nagetieren ist jedoch nicht möglich
(RKI 2005).
86
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Das Metacestoden-Stadium, welches aus kleinen Vesikeln (Zysten) besteht, entwickelt sich in der Leber.
Im Gegensatz zu den Zysten von E. granulosus, vermehren sich die Metacestoden von E. multiocularis
über eine externe Zellsprossung und bilden wurzelartige Protrusionen aus, die das Wirtsgewebe
progressiv durchsetzen (Deplazes & Eckert 2001).
In Europa sind humane Infektionen eher eine Ausnahme, da sich der Bandwurm hauptsächlich in einem
sylvatischen Zyklus vermehrt (Berke et al. 2008). Zwischen 1982 und 2000 wurden 559 verifizierte Fälle
humaner alveolärer Echinokokkose in neun europäischen Ländern dokumentiert. 132 dieser Fälle
entfielen auf Deutschland, bei 6 Fällen lag allerdings keine autochthone Infektion vor (Kern et al. 2003).
Die Zahl der Erkrankungen blieb in den darauffolgenden Jahren weitgehend stabil (s. Abb. 3). Nach
einer Untersuchung von Jorgensen et al. (2008) ist allerdings von einer erheblichen Unterschätzung der
tatsächlichen Fallzahlen auszugehen. Die Autoren geben an, dass 67 % der alveolären EchinokokkoseFälle in Deutschland in den Jahren 2003-2005 nicht durch die nationale Pflicht zur Meldung dieser
Erkrankung erfasst worden sind. Die Gründe hierfür sind in der Unwissenheit vieler Pathologen
bezüglich der bestehenden Meldepflicht aber auch in bürokratischen Hindernissen und den sehr
detaillierten Fragebögen zu suchen. Weiterhin kommen die meisten Meldungen aus mikrobiologischen
Laboratorien, woraus geschlossen werden kann, dass AE-Patienten, die nicht serologisch untersucht
werden oder deren serologische Untersuchung negativ ausfällt, nicht in den Statistiken erscheinen
(Jorgensen et al. 2008)
* Beginn der gesetzlichen Meldepflicht
Abb. 3: Neuerkrankungen an alveolärer Echinokokkose in Deutschland nach Diagnosejahr. Quelle RKI
Neuere Studien zeigen, dass sich der Parasit immer stärker innerhalb der europäischen Population von
Rotfüchsen (Vulpes vulpes) ausbreitet (Sreter et al. 2003). Hinzu kommt, dass sich der Rotfuchs
mittlerweile zu einem typischen Hemerophilen entwickelt hat. Nach Untersuchungen von Romig (1999)
sind 20 % aller im Stuttgarter Stadtgebiet untersuchten Füchse Träger des Parasiten. Obwohl sich die
Datenlage zu Ausbreitung und Prävalenz von Echincoccus multiocularis in den letzten Jahren verbessert
hat, ist eine Bewertung des Risikos für den Verbraucher, insbesondere im Bezug auf die alimentäre
Exposition, bis heute nicht möglich (Kern et al. 2003). Dies liegt vor allem an der starken Fokussierung
der Prävalenzen innerhalb der Fuchspopulationen und an der langen Inkubationszeit, welche 5-15 Jahre
beträgt (Ammann & Eckert 1996). Die starke Fokussierung der Fälle zeigt sich beispielsweise in einigen
Regionen Ostdeutschlands, wo in Gebieten mit einer durchschnittlichen Prävalenz des Erregers von 5 %
in der Fuchspopulation „Hotspots“ mit einer Prävalenz von 25 % liegen (Tackmann et al. 1998). Die
Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) bzw.
kontaminiertes Wasser ist nicht geklärt. Alle bodennah wachsenden Nahrungsmittel, die möglicherweise
mit dem Kot infizierter Endwirte kontaminiert sind, z. B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst,
sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und insbesondere in Gebieten mit erhöhtem
87
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Infektionsrisiko möglichst gekocht oder getrocknet werden (Robert-Koch Institut (RKI) 2005). Die Frage,
ob insbesondere der Verzehr von Beerenfrüchten ein erhöhtes Risiko für den Verbraucher birgt, ist nicht
eindeutig zu beantworten. Generell lassen sich Beerenfrüchte schlecht waschen und ihr Verzehr ist mit
dem Auftreten verschiedener humaner Infektionen (z. B. Noroviruserkrankungen, Leptospirose)
assoziiert. Weiterhin kann es gerade bei bestimmten Vertriebsformen, wie der Selbsternte durch den
Verbraucher, zu einer Übertragung der infektiösen Eier kommen, wenn Tiere Zugang zu den Feldern
haben. Der Zugang von Füchsen und Marderhunden zu bodennah wachsenden Obst- und
Gemüsekulturen sollte durch eine entsprechende Umzäunung eingeschränkt oder vermieden werden
(Robert-Koch Institut (RKI) 2005). Nach § 7 Abs. 3 IfSG ist der direkte oder indirekte Nachweis von
Echinococcus sp. nichtnamentlich direkt an das Robert-Koch Institut zu melden. Eindeutige
Ultraschallbefunde oder eindeutige Befunde mit anderen bildgebenden Verfahren sind auch ohne
serologische Bestätigung meldepflichtig. Zur Meldung verpflichtet sind die Leiter der Einrichtungen, an
denen die Erregerdiagnostik durchgeführt wurde (Robert-Koch Institut (RKI) 2005).
Taenia solium und Taenia saginata
Der Befall des Menschen mit Taenia spp. ist seit tausenden Jahren bekannt und gehört zu den ältesten
dokumentierten Diagnosen in der Medizin. Die Notwendigkeit der Kontrolle dieser Erkrankung führte zur
Implementierung von einer Reihe von Untersuchungsmaßnahmen, welche laut Fleischbeschaugesetz
vom 29. Oktober 1940 im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung durchzuführen waren (FlBG
1940). Der Erfolg dieser Maßnahmen konnte allerdings erst ab der Einführung der Änderung der
„Untersuchung und gesundheitspolizeilicher Behandlung der Schlachttiere und des Fleisches bei
Schlachtungen im Inland“ am 1. August 1960 bemessen werden; diese Änderung erlaubte erstmals,
befallene Tiere auf der Basis des Konzeptes der Schwach-/Starkfinnigkeit (Grenze: 10 Finnen, davor:
mind. eine Finne pro Finnenschnitt) nach Brauchbarmachung für tauglich zu erklären (BGbl 1960).
Vorher forderte der Gesetzgeber bei einem Befall mit „gesundheitsschädlichen Finnen“ (C. bovis und C.
cellulosae), das gesamte Tier für untauglich zu erklären. In Anbetracht der zu erwartenden
wirtschaftlichen Verluste steigerte diese, lebensmittelhygienisch sicher konsequente, Gesetzesvorgabe
die Bereitschaft zu einer korrekten und intensiven Untersuchung nicht.
1964 erfolgte die Übernahme des nationalen Rechts in das Europäische Recht (EWG 1964). Trotz der
seit dieser Zeit stetig sinkenden Fallzahlen (s. Abb. 4) zeigt eine weiterhin bestehende Rest-Inzidenz des
Parasiten in Tier und Mensch innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten, dass der parasitische Zyklus von
Taenia spp. nicht endgültig durchbrochen werden konnte. Dafür sprechen neben den dokumentierten
Fällen der C. bovis Cysticercose beim Rind auch immer wieder lokal gehäuft auftretende Fälle von C.
cellulosae beim Schwein. Autochthone Fälle einer durch T. solium verursachten humanen
Neurocysticercose sind innerhalb der EU eine Rarität, jedoch finden sich in Ländern mit hohem
Einwanderungsaufkommen (Spanien, Frankreich) immer wieder Fälle dieser schweren und unter
Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung innerhalb der entsprechenden Bevölkerungsgruppen. Die T.
saginata Taeniose des Menschen ist auf der anderen Seite sicher kein schwerwiegendes Problem des
öffentlichen Gesundheitswesens, zeigt aber deutlich, dass bis heute auch in den Industriestaaten
signifikante Mängel bezüglich hygienischer Parameter in der Tierproduktion und im persönlichen Bereich
bestehen, deren Folgen dann die Qualität der entsprechenden Lebensmittel beeinträchtigen und die
Verbrauchergesundheit gefährden.
Der Lebenszyklus der beschriebenen Bandwürmer wurde zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch
Küchenmeister (1855) aufgeklärt. Er fand bei Experimenten mit verurteilten Sträflingen heraus, dass der
Verzehr von Cysticercen-infiziertem Schweinefleisch zum Befall mit Bandwürmern bei den Testpersonen
führt. Insgesamt wurden zwei verschiedene Lebenszyklen aufgedeckt:
Taenia saginata, mit dem Menschen als Endwirt und dem Rind als Zwischenwirt („Rinderbandwurm“)
Taenia solium, mit dem Menschen als Endwirt und dem Schwein als Zwischenwirt
(„Schweinebandwurm“)
88
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Es dauerte ein weiteres halbes Jahrhundert, bis Brumpt (1913) Gemeinsamkeiten zwischen dem
Auftreten so genannter „Masern“ beim Schwein und der Ausbildung von Vesikeln im menschlichen Hirn
beobachtete und so erstmals eine Besonderheit im Zyklus von T. solium beschrieb; neben der Infektion
des Endwirtes (Mensch, Infektion über unzureichend erhitztes zystenhaltiges Schweinefleisch) bzw.
Zwischenwirtes (Schwein, Infektion über die Aufnahme von T. solium Eiern, die vom Endwirt
ausgeschieden werden), besteht hier die Gefahr einer Infektion oder Autoinfektion des Menschen über
die Eier des Parasiten und die Möglichkeit der Ausbildung einer Neurocysticercose.
Taenia saginata
Cysticercus bovis ist das in der Muskulatur des Rindes parasitierende 2. Larvenstadium des
Rinderbandwurms Taenia saginata; Endwirt dieser bis zu 30 m langen Cestoden ist der Mensch (Gracey
et al. 1999), der täglich Millionen infektiöser Eier (1. Larvenstadium) mit seinem Stuhl ausscheidet. Die
Eier, welche vom Zwischenwirt oral aufgenommen werden, können unter entsprechenden Bedingungen
bis zu 7 Monate überleben (Urquhart et al. 1998). Die Absetzzeit in den für menschliche Fäkalien
üblichen Klärverfahren garantiert nicht immer die Sedimentation der Bandwurmeier. Werden
kontaminierte Abwässer auf Flächen verbracht, die später als Weideflächen für Rinder genutzt werden,
schließt sich der Zyklus des Parasiten. Stark kontaminierte Weiden können zu so genannten
„Zystizerkose-Stürmen“ führen (Lees 2002), die dann ausnahmsweise auch zu klinischen Erscheinungen
bei den Rindern, ganz sicher aber zu hohen ökonomischen Verlusten infolge Fleischbeanstandungen
führen (Conraths et al. 2004). Werden bei einem Tier mehr als 10 Finnen (Zysten) in den Anschnitten
entdeckt (Starkfinnigkeit), so ist der gesamte Tierkörper als untauglich zu beurteilen, bei weniger als 11
Finnen (Schwachfinnigkeit) kann das Tier nach einer behördlich angeordneten Abtötung der Parasiten
durch eine entsprechende Kältebehandlung in den Verkehr gebracht werden. Interessant ist in diesem
Zusammenhang sicher, dass durch Kältebehandlung brauchbar gemachtes Fleisch keiner separaten
Kennzeichnungspflicht unterliegt. Die immer wieder geforderte Transparenz gegenüber dem
Verbraucher ist in diesem Fall sicher nicht in ausreichendem Maße gegeben.
Schätzungen zufolge sind etwa 2 % der europäischen Bevölkerung Träger des Rinderbandwurms
(SCVPH 2003). Die Zahlen zur Prävalenz der Cysticercose des Rindes basieren innerhalb der
Europäischen Union auf den Ergebnissen der amtlichen Fleischuntersuchung. Die Prävalenzdaten
schwanken mit 0,01 bis 6,8 % innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten sehr stark, was wohl auch auf
unterschiedliche Intensitäten und z. T. mangelnde Kenntnisse bei der Untersuchungstätigkeit
zurückzuführen ist. Generell kann bei einem meist geringen Befall einzelner Tiere von einer erheblichen
Unterschätzung der tatsächlichen Werte ausgegangen werden (SCVPH 2000a). Verschiedene Studien
gehen von Zahlen aus, die bis zu 10mal höher liegen als die gemeldeten Daten (Geerts et al. 1981, van
Knaapen & Buys 1985, Dorny et al. 2000). Allein in Deutschland wird die Erkrankung jährlich bei etwa
10.000 geschlachteten Rindern, mit unbekannter Dunkelziffer nachgewiesen. Die Abbildung 4 zeigt
eindrucksvoll, wie stark die Zahlen der Beanstandung wegen „Finnigkeit“ nach Einführung der
Untersuchungsmaßnahmen im Rahmen des Fleischbeschaugesetzes, bzw. nach dessen Änderung im
Jahr 1960 gesunken sind. Fraglich ist allerdings, ob sich der starke Abfall der Befundzahlen, welcher seit
Mitte der 90er Jahr des 20. Jahrhunderts zu beobachten ist, alleine durch verbesserte
Tierhaltungssysteme und hygienischere Bedingungen erklären lässt oder ob diese Zahlen auf eine
mangelhafte Untersuchung infolge ungenügender Kenntnisse des Untersuchungspersonals und einer
verminderten Sensibilität gegenüber der Erkrankung hindeuten. Die Ergebnisse einer in Italien von
Castoldi (1994) durchgeführten Studie haben gezeigt, dass eine Reduktion der Anschnitte einen
scheinbaren Rückgang der Fälle mit sich bringt, welcher jedoch allein durch die einhergehende
Reduktion der Sensitivität der Untersuchung begründet ist.
89
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
16
80.000
12
-3
C. bovis (absolut)
100.000
C. bovis (10 )
Möhl et al
60.000
8
40.000
20.000
4
Anzahl
Relativ (1/1000)
0
1960
0
1970
1980
1990
2000
Abb. 4:
Beanstandungen bei
der amtlichen FU
wegen „Finnigkeit“:
Rinder einschl. Kälber
(absolut und relativ:
tauglich n.
Brauchbarmachung).
Quelle: Stat.
Bundesamt,
Wiesbaden (1961 –
2009)
2010
Jahr
Die geltenden fleischhygienerechtlichen Bestimmungen sehen eine systematische Untersuchung jedes
geschlachteten Rindes auf Cysticercose durch Besichtigung der Muskeloberflächen und ein
Anschneiden bestimmter Muskelpartien (Prädilektionsstellen) vor. Neuere Studien haben gezeigt, dass
der Parasit sich weitaus heterogener in der Muskulatur der befallenen Tiere verteilt als bisher
angenommen (Minozzo et al. 2002, Wanzala et al. 2002). Bemerkenswert ist, dass der Gesetzgeber
diesen Umstand zum Anlass genommen hat, den in der Fleischhygiene-Verordnung bis 2005
vorgeschriebenen Unterzungenschnitt mit Einführung der VO (EG) Nr. 854/2004 aus dem
Untersuchungsgang zu entfernen, da die Unterzungenmuskulatur nach einer von Minozzo et al. (2002)
durchgeführten Studie nicht mehr als Prädilektionsstelle für Bandwurmfinnen angesehen werden kann.
Die Logik, bei einer heterogen Verteilung die Zahl der zu untersuchenden Stellen zu reduzieren,
erschließt sich dem Betrachter, auch in Anbetracht der bereits erwähnten Untersuchungsergebnisse von
Castoldi (1994), allerdings nur schwer.
In diesem Zusammenhang kam das Scientific Committee on Veterinary Measures Ralating to Public
Health (SCVPH) in seinen Stellungnahmen bezüglich Zoonosen vom 12. April 2000 und bezüglich der
Taeniose/Cysticercose bei Mensch und Tier vom 27-28 September 2000 zu der Auffassung, dass die
bisherige Untersuchungstätigkeit im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung und die bisher
innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten durchgeführten Datenerhebungen nicht ausreichen, um den
Befall von Rindern mit Cysticercus bovis sicher zu erkennen bzw. eine Risikobewertung im Sinne des
gesundheitlichen Verbraucherschutzes zu erstellen (SCVPH 2000a, 2000b). Zur Verbesserung der
Situation wurde die Richtlinie 2003/99/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur
Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern herausgegeben. Diese Richtlinie hat das Ziel
Zoonosen, Zoonoseerreger und diesbezügliche Antibiotikaresistenzen ordnungsgemäß zu überwachen
und lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in epidemiologischer Hinsicht gebührend zu
untersuchen. Die Cysticercose wurde im Anhang I dieser Richtlinie der Liste B zugeordnet und wird,
abhängig von der epidemiologischen Situation, in das europäische Monitoring einbezogen. Zur
Verbesserung der Diagnostik sollen serologische und molekularbiologische Untersuchungstechniken
dienen, die gegenüber der klassischen Fleischuntersuchung eine bis zu 10mal höhere Sensitivität
aufweisen (Dorny et al. 2000, SCVPH 2000a). Neben der Bestimmung von im Blut zirkulierenden
Antikörpern, die allerdings nichts über den aktuellen Stand der Infektion aussagen, und Serum
Antigenen kann heute auch die spezifische DNA des Parasiten über molekularbiologische Verfahren
90
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
identifiziert werden. Nach dem Prinzip einer Risikoorientierten Fleischuntersuchung in Anh. I Abschn. IV
Kap. IX der VO (EG) Nr. 854/2004 kann bei über sechs Monate alten Rindern ein Anschneiden der
Kaumuskeln entfallen, sofern ein spezifischer serologischer Test bei diesen Tieren durchgeführt wurde.
Eine solche Befreiung ist ebenfalls bei über sechs Monate alten Rindern möglich, die in einem amtlich
als Cysticercose-frei bescheinigten Betrieb aufgezogen wurden (Klein et al. 2005).
Generell kann festgehalten werden, dass die Qualität der Untersuchung durch den Einsatz serologischer
und molekularbiologischer Methoden verbessert werden kann. Diese Tatsache sollte jedoch nicht zum
Wegfall der klassischen visuellen Untersuchung der Muskulatur führen. Diskrepanzen bei den
Ergebnissen der visuellen Untersuchung und der Bestimmung spezifischer Antikörper und Antigene
machen dies deutlich (SCVPH 2000a). Vielmehr sollte das Personal in den Schlachtbetrieben
entsprechend geschult und bezüglich der Problematik der Erkrankung und der Notwendigkeit einer
entsprechenden persönlichen Hygiene aufgeklärt werden. Gleichzeitig müssen im humanen Bereich
Ärzte gegenüber der Taeniose sensibilisiert werden und es sollten Anstrengungen zur Durchführung
einer entsprechenden Surveillance humaner Fälle unternommen werden (SCVPH 2000a).
Taenia solium
Das Larvalstadium (L1) des Schweinebandwurms Taenia solium kann bei Aufnahme durch den
Menschen zur Ausbildung einer Cysticercose führen (Garcia & Del Brutto 2000). Die interne
Autoinfektion durch Regurgitation der Proglottiden wurde postuliert bislang aber nicht bewiesen (Garcia
& Del Brutto 2000). Die klinische Manifestation der Erkrankung hängt vom den betroffenen Organen ab;
außerhalb des ZNS verursacht die Cysticercose kaum Symptome, der Befall des ZNS
(Neurocysticercose) oder des Auges (okuläre Cysticercose) führt in vielen Fällen zu einem komplizierten
Verlauf (Garcia et al. 2003). Die Neurocysticercose ist in den Entwicklungsländern eine der
Hauptursachen einer erworbenen Epilepsie (Commission on Tropical Diseases of the International
League Against Epilepsy 1994). Sie kann weiterhin zu intracranialer Hypertonie, Hydrocephalus und der
Ausbildung sogenannter Riesenzysten führen, die durch Druck auf die angrenzenden Areale des
Gehirns Schlaganfälle verursachen können (Garcia et al. 2003). Die Erkrankung wird durch verstärkte
Migration von Menschen aus endemischen Gebieten in zunehmenden Maße auch in den
Industrieländern beobachtet (White 2000, Garcia et al. 2003, Willingham et al. 2008). Die Krankheit ist in
Lateinamerika, großen Teilen Asiens und Afrikas und Teilen Ozeaniens verbreitet (Garcia et al. 2003).
Das enge Zusammenleben mit den Haustieren in Verbindung mit schlechten hygienischen Bedingungen,
einer nur mangelhaft ausgebauten Infrastruktur im Bereich Veterinary Public Health und das Fehlen
einer systematisch durchgeführten Fleischuntersuchung sind in diesen Ländern die Hauptfaktoren für die
Aufrechterhaltung der Infektionskette (Willingham et al. 2008). In Europa sind vor allem die Länder mit
einem hohen Anteil von Migranten aus endemischen Gebieten betroffen; so stammen beispielsweise
10 % der spanischen Bevölkerung nicht aus Spanien. Auch in Portugal wird die Erkrankung
hauptsächlich bei Personen im arbeitsfähigen Alter beobachtet, welche bereits bei Einwanderung Träger
des Bandwurms waren. Es bestehen jedoch Hinweise, dass sich in kleinbäuerlichen Betrieben NordPortugals ein autochtoner Infektionszyklus etabliert hat (Willingham et al. 2008). Duong et al. (2006)
berichten indes über einen autochtonen Fall von Cysticercose bei einem 48jährigen Franzosen, der das
Land nie verlassen hat. Auffällig ist, dass die Taenia solium Cysticercose/Taeniose meist fokal auftritt; in
der geographischen Verteilung zeigen sich so Gebiete mit einer hohen Prävalenz in direkter
Nachbarschaft zu Gebieten mit sehr wenigen oder keinen Fällen (Willingham et al. 2008). Diese
Fokussierung ist auch in Deutschland zu erkennen. Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts in
Wiesbaden werden im Durchschnitt etwa 100 Schweine pro Jahr wegen Finnigkeit beanstandet. Es
fallen jedoch zeitlich versetzte Häufungen im Infektionsgeschehen innerhalb der einzelnen
Bundesländern auf, bei denen bis zu 10.000 Tiere betroffen sind (s. Abb 5).
91
Möhl et al
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
300
100.000
Anzahl
250
200
1.000
150
100
100
-6
10.000
C. cellulosae (10 )
C. cellulosae (absolut)
Relativ (1:1.000.000)
Abb. 5:
Beanstandungen bei
der amtlichen FU
wegen „Finnigkeit“:
Hausschwein
(absolut, untauglich
und bed. taugl. bzw.
TnBm) Quelle:
Stat. Bundesamt,
Wiesbaden (1961 –
2009)
50
10
1960
1970
1980
1990
2000
0
2010
Jahr
Die Dynamik dieser stark fokussierten Ausbrüche ist bis heute nicht richtig verstanden (Willingham et al.
2008). Es scheint jedoch in vielen Fällen schwierig, Bandwurmträger innerhalb des Personals der
Betriebe zu identifizieren. Die Gründe hierfür sind in der Unkenntnis der betroffenen Bandwurm-Träger
über die bestehende Infektion, einem mangelnden Hygieneverständnis und in der Angst vor
Stigmatisierung zu suchen. Auf der anderen Seite ist die Diagnose der Erkrankung oft problematisch.
Generell ist die lichtmikroskopische Untersuchung verdächtiger humaner Stuhlproben die favorisierte
diagnostische Methode. Diese morphologische Diagnose erfordert jedoch langjährige Erfahrung,
besonders wenn es um die Identifikation der Bandwurm-Eier geht. Mittlerweile gelingt eine
Artdifferenzierung von taeniiden Eiern mittels molekularbiologischer Techniken (PCR). Auch die
Unterscheidung zwischen den Proglottiden von T. saginata und T.solium gelingt nur dem geübten
Untersucher. Weiterhin nimmt die Zahl der ausgeschiedenen Proglottiden mit zunehmender Dauer der
Infektion stark ab (SCVPH 2000a). Bei Vorliegen einer Cysticercose kann die Diagnose durch
spezifische serologische Verfahren gesichert werden. Die diagnostische Sensitivität ist bei Vorliegen von
vielen vitalen (noch nicht verkalkten) Cysticercen v. a. im ZNS sehr hoch. Bei wenigen Cysticercen
und/oder einem hohem Verkalkungsgrad derselben sind bis zu einem Drittel der Patienten
prätherapeutisch sero-negativ. Da ca. 10 % der Patienten nur im aufwendigeren Immunoblot serologisch
positiv reagieren, wird der Immunoblot bei gezieltem Verdacht auf Cysticercose ohne Voruntersuchung
mittels ELISA eingesetzt (Seitz & Maier 2001).
Aufgrund der geringen Fallzahlen in Europa wird der Erkrankung innerhalb der amtlichen
Fleischuntersuchung in den Schlachtbetrieben keine oder nur eine geringe Bedeutung zugemessen und
die Diagnostik beschränkt sich auf eine adspektorische Untersuchung der freiliegenden Muskelflächen
(SCVPH 2000a). Das Personal in den Betrieben ist in vielen Fällen offenbar nicht ausreichend geschult
und die Sensibilität, auch vieler amtlicher Tierärzte, gegenüber der Erkrankung scheint gering zu sein.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die T. solium Taeniose/Cysticercose innerhalb der
EU derzeit kein wirklich schwerwiegendes Problem für die Volksgesundheit darstellt. Die Schwerpunkte
der Erkrankung liegen nach wie vor in den Entwicklungsländern. Es besteht jedoch vor dem Hintergrund
des zunehmenden internationalen Handels mit Schweinen und Schweinefleisch, der stetig wachsenden
Zahl von Migranten, die aus den Endemiegebieten in die Industriestaaten einreisen, und des
Aufschwungs im internationalen Tourismus das Risiko einer Einschleppung des Parasiten. Zu geringe
92
Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen
Möhl et al.
Kenntnisse in der Bevölkerung, der Tierärzte- und der Ärzteschaft über die Verbreitung und
Ansteckungsgefahren der Erkrankung sowie eine nicht adäquate Fleischuntersuchung in nichtendemischen EU-Mitgliedsstaaten können schwerwiegende Konsequenzen haben. Dies wird deutlich
anhand steigender Fallzahlen in den USA gezeigt, wo die T. solium Taeniose/Cysticercose in den letzten
20 Jahren wiedereingeschleppt wurde (SCVPH 2000a).
Die aufgeführten Beispiele lebensmittelassoziierter parasitärer Zoonosen zeigen deutlich, dass die
Kontrolle dieser Erkrankungen sich als eine Funktion aus Diagnostik, Erkrankungsschwere und
Erkrankungshäufigkeit definiert. Generell ist die Beherrschung von Parasitosen im Bereich der
Lebensmittelhygiene durch Definition Kritischer Kontrollpunkte (CCP’s) in Verbindung mit einer
zuverlässigen und konsequenten Diagnostik, wie bei der Bekämpfung von Trichinella eindrucksvoll
demonstriert, möglich und machbar. Bei anderen Erkrankungen, wie der Cysticercose des Rindes und
des Schweines, werden die vorhandenen diagnostischen Möglichkeiten, auch aus wirtschaftlichen
Gründen, die in diesem Bereich oftmals eine entscheidende Rolle spielen, nicht konsequent genutzt.
Wirtschaftliche Gründe spielen auch immer dann eine Rolle, wenn die Zahl der infizierten
lebensmittelliefernden Tiere hoch ist. Im Fall von Toxoplasma gondii sind diagnostische Maßnahmen
innerhalb der Tierbestände derzeit wirtschaftlich nicht tragbar. Auf der anderen Seite wird in vielen EUMitgliedsstaaten, so auch in Deutschland, auf eine routinemäßige serologische Untersuchung in der
Schwangerschaft bzw. auf neonatale Screeningprogramme verzichtet, da ein solches Programm erst
dann ökonomisch vorteilhaft ist, wenn die Inzidenz der Toxoplasmainfektion mindestens 1-1,5 pro 1.000
Schwangere beträgt.
Alternativ oder ergänzend zu den diagnostischen Verfahren können Behandlungsmethoden, die die
Parasiten im Lebensmittel sicher abtöten, zur Brauchbarmachung und damit auch zur Minderung der
wirtschaftlichen Verluste eingesetzt werden. Diese Behandlungsmethoden können jedoch die
Verbrauchergesundheit nicht in allen Fällen (z. B. allergieauslösendes Potential von Anisakis und
Pseudoterranova) ausreichend schützen. Weiterhin ist auch beim Vorhandensein von abgetöteten
Parasiten im Lebensmittel dessen Genusswert möglicherweise erheblich beeinträchtigt.
Es bleibt festzuhalten, dass die Qualität der Lebensmittel neben anderen Faktoren maßgeblich von der
Qualität und Konsequenz im Bereich der Diagnostik abhängt. Wird bei einem Lebensmittel von den
gängigen diagnostischen Verfahren abgewichen (z. B. Verzicht auf die Trichinellenuntersuchung) oder
gelangt es nach erfolgter Brauchbarmachung in den Handel, so sollte dieses im Rahmen einer
größtmöglichen Transparenz gegenüber dem Verbraucher entsprechend deklariert werden.
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99
V37
Zoonosen
Überblick über Trichinella-Infektionen bei Haus- und Wildtieren in der
Schweiz
Caroline F. Frey*1, Manon E. Schuppers2, Norbert Müller1, Karsten Nöckler3, Albert
Marinculić4, Edoardo Pozio5, Marie Pierre Ryser-Degiorgis6, Werner Zimmermann7,
Ulrich Kihm2, Bruno Gottstein1
1Institut
für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern
(Schweiz); 2SAFOSO, Bremgartenstrasse 109A, 3012 Bern (Schweiz); 3Bundesinstitut für
Risikobewertung, Diedersdorfer Weg 1, 12277 Berlin; 4Veterinärmedizinische Fakultät, Universität
Zagreb, Heinzelova 55t, 10000 Zagreb (Kroatien); 5Department of Infectious, Parasitic and
Immunomediated Diseases, Istituto Superiore di Sanita, Viale Regina Elena 299, 00161 Rom (Italien);
6Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI), Institut für Tierpathologie, Vetsuisse Fakultät, Universität
Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern (Schweiz); 7Schweineklinik, Department für klinische
Veterinärmedizin, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern (Schweiz)
*[email protected]
Trichinella-Infektionen konnten seit mehreren Jahrzehnten bei Hausschweinen, Wildschweinen und
Pferden in der Schweiz nicht nachgewiesen werden. Aus Füchsen (Vulpes vulpes) und Luchsen (Lynx
lynx) wurde jedoch T. britovi immer wieder isoliert. Da die Trichinen-Untersuchung für Hausschweine
kürzlich intensiviert worden ist und die letzte grosse Trichinella-Studie 10 Jahre zurück lag, führten wir
eine Studie durch, um aktuelle Daten zum Vorkommen von Trichinella spp. in der Schweiz zu erhalten.
Wir untersuchten (a) Rotfüchse und Luchse (den Fuchs als Hauptwirt und den Luchs als eine gute
Indikatorspezies für T. britovi), (b) Wildschweine (Sus scrofa) (eine Infektionsquelle für den Menschen)
und (c) Hausschweine aus verschiedenen Haltungsformen und Altersklassen, inklusive Weideschweine.
Resultate: (a) Muskelproben von 1’298 Füchsen und von 55 Luchsen wurden mittels einer
standardisierten künstlichen Verdauungsmethode untersucht. Trichinella britovi-Larven, spezifiziert
mittels Multiplex-PCR, wurden in 21 (1.6%) Füchsen und in 15 (27.3%) Luchsen gefunden. (b & c)
Muskelproben von 1‘458 Wildschweinen, 7’412 Zuchtschweinen, 9’973 konventionellen Mastschweinen
und 2’779 Weideschweinen wurden mittels künstlicher Verdauung und serologischen Methoden
untersucht. Trichinella-Larven konnten in keiner Probe nachgewiesen werden. Obwohl einige
Fleischsaft-Proben im initialen E/S-Ag-ELISA Antikörper-positiv waren, konnte keine der HausschweineProben und nur 3 Proben von Wildschweinen mit dem Western blot als seropositiv bestätigt werden
(Seroprävalenz bei Wildschweinen: 0.2%).
Zusammenfassend zeigen die Resultate, dass T. britovi bei wildlebenden Karnivoren in der Schweiz
vorkommt, und dass einige Wildschweine mit dem Parasiten in Kontakt gekommen sind. Die Resultate
zeigen weiter ein vernachlässigbares Risiko für Trichinella-Infektion in der Hausschweinepopulation, dies
unabhängig von der Haltungsform.
100
Zoonosen
V38
Toxoplasma gondii: Potenzielle tierische Infektionsquellen in der
Schweiz
Andrea E. Berger-Schoch*1, Caroline F. Frey1, Daniel Bernett2, Daland Herrmann3,
Norbert Müller1, Gereon Schares3 und Bruno Gottstein1
(1) Institut für Parasitologie, Universität Bern (Schweiz); (2) Bundesamt für Veterinärwesen, Bereich
Monitoring, Bern (Schweiz); (3) Friedrich-Löffler-Institute, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit,
Wusterhausen
*[email protected]
Die letzte epidemiologische Studie zur Prävalenz und Verbreitung von Toxoplasma gondii beim Tier in
der Schweiz wurde 2000 durchgeführt. Das aktuelle Projekt soll 1.) Häufigkeit und Vorkommen von
T.gondii in verschiedenen Nutztieren in der Schweiz ermitteln und einen Vergleich mit den Daten von
2000 ermöglichen, 2.) zusätzlich einen Vergleich des Einflusses der verschiedenen Haltungsformen
(Freilandschweine, konventionelle Produktion und Wildschweine) auf die Häufigkeit von T.gondii in der
Schweinemast ermöglichen, sowie 3.) die Häufigkeit von Toxoplasma-Oozysten im Kot von Katzen als
wichtigem Endwirt untersuchen. Die gefunden Parasiten (T.gondii) wurden für die Schweiz erstmalig
genotypisiert. Ziel des Projekts ist es, das aktuelle Infektionsrisiko durch T.gondii für die Schweizer
Bevölkerung einschätzen zu können.
Material & Methoden: Es wurden Fleischproben folgender drei Tierspezies untersucht: Boviden (Kälber,
Rinder, Mastbullen, Kühe), Schafe (Lämmer, Mutterschafe) und Schweine (intensiv gehaltene
Mastschweine, Mutterschweine, Freilandschweine, Wildschweine). Zusätzlich wurde Katzenkot auf
Oozysten-Ausscheidung untersucht. Die Stichprobengrösse der einzelnen Gruppen wurde mit
WinEpiscope 2.0 basierend auf den Sero- und PCR-Prävalenzen der Studie von 2000 berechnet.
Die Fleischproben wurden direkt aus den Schlachthöfen der Schweiz (n=1080) bezogen.
Katzenkotproben (>200) wurden einerseits in Tierheimen gesammelt oder stammten aus der RoutineDiagnostik des Instituts für Parasitologie Bern. Für den Nachweis von Toxoplasma-Antikörpern im
Fleischsaft wurde ein P30-ELISA eingesetzt. Gleichzeitig wurden dazugehörende Fleischproben mittels
real-time PCR (RT-PCR) auf Parasiten-DNA untersucht. Muskulatur von Tieren, die RT-PCR-positiv
waren, wurde zusätzlich histologisch untersucht. Die Katzenkotproben wurden mittels Flotation auf T.
gondii-ähnliche Oozysten überprüft. Positive Proben aus dem Katzenkot wurden mit Hilfe der RT-PCRMethode bestätigt. Die Genotypisierung aller positiver Proben basiert auf einer nested-PCR und RFLPAnalyse.
Ergebnisse: Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2000 wurde bei den bisherigen Resultaten ein
leichter, bei den Kälbern, Bullen, Kühen und Mastschweinen sogar ein signifikanter Anstieg der
Seroprävalenz bei den untersuchten Schlachttierspezies festgestellt: bei den Boviden (von 22.25% auf
44.6%), beim Schaf (von 53% auf 57.5 %) und beim Schwein (von 14% auf 23.5%). Die Seroprävalenz
bei den Weideschweinen betrug 12%, beim Wildschwein 7.3%.
Die RT-PCR-positiven Resultate der Schlachttiere zeigten im Vergleich zur Probekampagne aus dem
Jahr 2000 bei den Kälbern einen signifikanten Anstieg [>20%, P<0.00001], bei den Rindern einen
Anstieg von 5.4%, bei den Schweinen von 2.25%, während bei den Schafen eine leichte Abnahme
feststellbar war (von 6% auf 1.67%). Mit Ausnahme der Kälber waren die Unterschiede zwischen den
Probekampagnen 2000 und 2008 nicht signifikant
In 0.4% der Katzenkotproben wurden T. gondii Oozysten nachgewiesen.
101
V38
Zoonosen
Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigen die Resultate, dass T. gondii bei allen als
Zwischenwirt untersuchten Spezies (Boviden, Schweine, Schafe) in der Schweiz vorkommt und die
Seroprävalenz in den letzten 10 Jahren, bei den Kälbern, Bullen, Kühen und Mastschweinen sogar
signifikant, zugenommen hat. Die bei den Katzen gefundene Prävalenz für die Oozysten-Exkretion ist mit
0.4% geringer als angenommen (1 – 2%; abgeleitet von früheren Studien). Sie bedeutet, dass bei den
1.35 Mio. in den Schweizer Haushalten lebenden Katzen an einem Stichtag ca. 5000 Katzen Oozysten
ausscheiden.
Die noch unvollständigen Resultate der Genotypisierung weisen vorläufig darauf hin, dass beim Tier in
der Schweiz alle drei Genotypen (Genotyp I, II und III) vorkommen.
102
Zoonosen
V39
Molekulare Charakterisierung von Toxoplasma gondii–Oozysten in
Deutschland
Daland C. Herrmann*1, Nikola Pantchev2, Majda Globokar Vrhovec2, Dieter Barutzki3,
Hendrik Wilking1,Franz J. Conraths1, Gereon Schares1
1Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie,
Seestrasse 55, D-16868 Wusterhausen; 2Vet Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories,
D-71636 Ludwigsburg; 3Tierärztliches Labor Freiburg, Wendlinger Str. 34, D-79111 Freiburg i.Br.
*[email protected]
Toxoplasma gondii weist eine weltweite Verbreitung auf und kann eine Reihe von Wirbeltieren (vor allem
Vögel und Säugetiere) und Menschen infizieren. T. gondii lässt eine klonale Populationsstruktur
erkennen. Während in Nordamerika und Europa drei klonale Linien (Klonotyp I, II und III) dominieren,
werden in Südamerika und Asien, neben den drei bekannten, auch atypische und andere Genotypen
beobachtet. Obwohl eine sexuelle Phase Teil des Lebenszyklus ist, werden rekombinierte Genotypen
nur sehr selten beobachtet. Es ist nicht ausreichend bekannt, ob bestimmte Klonotypen den Verlauf der
beim Menschen auftretenden Toxoplasmosen beeinflussen können. In Europa ist die Mehrzahl der
humanen Toxoplasmose-Fälle auf den Klonotyp II zurückzuführen. Informationen bezüglich der in
Deutschland bei Menschen und Tieren verbreiteten T. gondii-Genotypen sind begrenzt.
Material & Methoden: Zwei veterinärmedizinische Labors untersuchten im Zeitraum Juni 2007 bis
Dezember 2008 Katzenkot auf Oozysten vom Toxoplasma-Typ; in positiven Proben wurde mittels PCR
(Primer Tox4/5 und Tox 5/8) T. gondii nachgewiesen. T. gondi-positive Proben wurden mittels
unabhängiger, nicht verbundener genetischer PCR-RFLP-Marker SAG2, SAG3, GRA6, BTUB, c22-8,
c29-2, L358, PK1 und Apico genotypisiert. Weiterhin wurden IFN-γ KO Mäuse mit T. gondii Oozysten
infiziert; resultierende Tachyzoiten wurden isoliert und in Zellkultur vermehrt. Zellkulturisolate mit
unerwarteten Genotypisierungsergebnissen wurden kloniert.
Ergebnisse: Die statistische Analyse der Proben ergab, dass die Mehrzahl der untersuchten T. gondiipositiven Proben aus bevölkerungsreichen Regionen (815,8±149 Einwohner pro km2) stammten und
sowohl junge (<1 Jahr), als auch ältere Katzen (>7 Jahre) infektiöse Oozysten ausscheiden konnten. Der
Anteil T. gondii-positiver Proben an der Zahl der eingesendeten Katzenproben, war im Zeitraum von Juli
bis Dezember statistisch signifikant höher als der im Zeitraum von Januar bis Juni (p < 0,05). Die
Mehrzahl der Isolate war vom Klonotyp II, aber auch Isolate des Klonotyps III und atypische, auf sexuelle
Rekombination hinweisende Genotypen konnten identifiziert werden.
Schlussfolgerung: Sowohl junge als auch ältere Katze stellen ein Risiko für Infektionen mit T. gondii
dar. In Deutschland herrscht der T. gondii-Klonotyp II vor, aber auch andere Klonotypen treten auf. Ein
erster Fund atypischer, auf sexuelle Rekombination hinweisender Genotypen bei natürlich infizierten
Katzen in Deutschland zeigt, dass unter natürlichen Bedingungen in Deutschland durch sexuelle
Rekombination entstandene neue T. gondii-Genotypen angetroffen werden können. Diese könnten
andere Virulenz-Eigenschaften aufweisen als die überwiegend auftretenden T. gondii vom Klonotyp II.
Dies ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Diese Studie wurde im Rahmen des Zoonoseverbundprojekts Toxonet 01 durchgeführt und wird vom
BMBF gefördert (01 KI 0765).
103
V40
Zoonosen
Echinococcose in Litauen
Mindaugas Šarkūnas1, Rasa Bružinskaitė1,3, Audronė Marcinkutė2, Alexander Mathis3,
Peter Deplazes*3
1
Department of Infectious Diseases, Lithuanian Veterinary Academy, Kaunas (Litauen); 2Hospital of
Tuberculosis and Infectious Diseases, Vilnius (Litauen); 3Institut für Parasitologie, Universität Zürich
(Schweiz)
*[email protected]
Das Vorkommen der durch Echinococcus granulosus verursachten zystischen Echinococcose ist seit
Jahrzehnten in Polen und den baltischen Staaten beschrieben; die letzten epidemiologischen Daten aus
Litauen stammten allerdings aus den 1960er Jahren. Im vergangenen Jahrzehnt wurde die zystische
Echinococcose in Litauen vermehrt als medizinisches Problem wahrgenommen (Marcinkutė et al. 2006),
leider fehlten jedoch bisher epidemiologische Grundlagen für deren Bekämpfung. Zu einem neuen Bild
der Verbreitung von E. multilocularis, dem Erreger der alveolären Echinococcose, haben intensive
Forschungsbestrebungen in ganz Mitteleuropa in den Neunzigerjahren geführt. Dabei wurde eine
Ausbreitung des Endemiegebietes nach Westen, Norden und Osten postuliert, und in verschiedenen
Gebieten konnte eine Zunahme des Infektionsdruckes dokumentiert werden. Unlängst wurde E.
multilocularis erstmalig in Polen und im Baltikum beschrieben (Malczewski et al. 1995; Moks et al. 2005).
Von 1997 bis 2006 wurden 80 dokumentierte Fälle von alveolärer Echinococcose bei Menschen im
“Hospital of Tuberculosis and Infectious Diseases” in Vilnius diagnostiziert (Bružinskaitė et al. 2007). Bei
18 (23%) dieser Patienten lagen bei der Diagnose bereits Metastasen in extrahepatischem Gewebe vor;
die Sterberate bei diesen oft spät diagnostizierten Fällen war im Vergleich zur Schweiz oder zu
Deutschland mit 15% sehr hoch. Ziel dieser Studie war, die epidemiologische Situation von
Echinococcus spp. in Litauen zu untersuchen.
Methoden: Zwischen 2005-2006 wurden 612 Schlachtschweine aus kleinen Familienbetrieben und 73
Tiere aus industriellen Mastbetrieben in einem regionalen Schlachthof im Südwesten Litauens
morphologisch auf Echinococcus-Zysten oder Leberläsionen untersucht. Aus derselben Region
untersuchten wir Kotproben von 240 Hunden aus 12 Dörfern auf Taeniiden-Eier mit der im Labor bereits
etablierten modifizierten McMaster-Methode und mit der Flotations/Filtermethode (F/F-Methode) (Mathis
et al. 1996). Die Art- und Stammdiagnose erfolgte genetisch mittels PCR/Sequenzierung mit DNA aus
Metacestoden oder isolierten Taeniiden-Eiern (Trachsel et al. 2007). Die Prävalenz von E. multilocularis
in möglichen Endwirten wurde anhand von 269 Rotfüchsen und 85 Marderhunden mit der
Sedimentations- und Zähltechnik (Hofer et al. 2000) ermittelt.
Resultate: Echinococcus granulosus-Zysten liessen sich in 81 der 612 (13,2%) Schweine aus
Familienbetrieben und in 4,1% aus industriellen Mastbetrieben nachweisen. Schweine älter als ein Jahr
waren signifikant häufiger infiziert als jüngere Tiere. Genetische Analysen von typischen E. granulosusZysten aus 7 Schweinen bestätigten in allen Fällen das Vorkommen des ‚Schweinestammes‘ von E.
granulosus (G6/7). Zusätzlich wurde derselbe Genotyp in Isolaten aus Zysten von 2 Menschen und einer
Kuh diagnostiziert. Bei atypischen kleineren Läsionen aus 3 Schweinen aus Familienbetrieben konnte
genetisch E. multilocularis identifiziert werden. Die genetische Analyse der isolierten Taeniiden-Eier (F/FMethode) von 33 Hunden ergab in 26 Fällen (Prävalenz 10,8%) Infektionen mit Taenia, in 9 Fällen
(3,8%) mit E. granulosus und in 2 Fällen (0,8%) mit E. multilocularis (Mischinfektionen: in 3 Fällen E.
granulosus und Taenia spp., in einem Fall E. multilocularis und Taenia spp.). Bei 8 E. granulosusIsolaten aus Hunden wurde der ‚Schweinestamm‘ bestätigt. Mit der modifizierten McMaster-Methode
konnten nur bei 12 der Hunde Taeniiden-Eier gefunden werden (8 Taenia spp., 3 E. granulosus, 1 E.
104
Zoonosen
V40
multilocularis). Bei der Untersuchung von Wildkaniden erwiesen sich 158 (58,7%) der Rotfüchse und 7
(8,2%) der Marderhunde als mit E. multilocularis befallen.
Schlussfolgerungen: Der ‚Schweinestamm‘ von E. granulosus ist hoch prävalent im Südwesten
Litauens. Die Parasiten-Übertragung erfolgt besonders in den traditionellen, kleinen Familienbetrieben
auf kleinstem Raum. Bei der vorliegenden epidemiologischen Situation sollten Bekämpfungsprogramme
wirksam sein, die eine intensive Aufklärung der Tierhalter beinhalten (besonders über die Risiken der
Hausschlachtung) und eine systematische Behandlung der Hunde über mehrere Jahre einschliessen.
Die hohe Anzahl von Fällen alveolärer Echinococcose bei Menschen und die hohe Prävalenz in Füchsen
und Marderhunden lassen den Schluss zu, dass heutzutage ganz Litauen als Endemiegebiet von E.
multilocularis zu betrachten ist. Wohl lässt sich nicht ausschliessen, dass dieser Parasit in diesem Lande
nicht bereits früher vorkam, doch wäre E. multilocularis in älteren Untersuchungen an Füchsen, in
welchen andere Helminthen von ähnlicher Grösse wie E. multilocularis und E. granulosus identifiziert
worden waren, wohl gefunden worden. Bedingt durch die lange Inkubationszeit der alveolären
Echinococcose kann jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass ein grosser
Infektionsdruck seit bereits mindestens 2 Jahrzehnten in Litauen vorhanden sein muss.
Der Aufbau eines veterinär-parasitologischen Labors für die morphologische und molekulare Diagnostik
in Litauen sowie der Technologietransfer wurden von der “Food and Agricultural Organization of the
United Nations, FAO“, Project TCP/LIT/3001 (T) unterstützt; das SwissBalticNet (Gebert-Rüf-Stiftung)
unterstützte die epidemiologischen Projekte und die Ausbildung junger ForscherInnen.
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105
V41
Zoonosen
Epidemiologie der Echinococcose in Kirgistan
Iskender Ziadinov1,2, Bermet Mutunova2, Paul Torgerson1, Alexander Mathis1, Peter
Deplazes*1
1Institut
für Parasitologie, Universität Zürich (Schweiz); 2Kyrgyz Veterinary Research Institute, Bishkek
(Kyrgyzstan)
*[email protected]
Die Echinococcose ist eine an Bedeutung zunehmende Zoonose in Zentralasien. Die Zahl
nachgewiesener Fälle von zystischer und alveolärer Echinococcose ist in Kirgistan in den letzten Jahren
deutlich angestiegen. In einer Querschnittstudie in Kirgistan wurde die Epidemiologie von Echinococcus
granulosus und E. multilocularis bei Hunden, Füchsen und Schafen in den Jahren 2005-2008 untersucht
(Ziadinov et al. 2008; Torgerson et al. 2009).
Material & Methoden: Kotproben von 466 Hunden und von 151 Füchsen aus 4 Dörfern und mehreren
Landwirtschaftsbetrieben sowie 1‘081 Schafe aus einem Schlachthof in der Provinz Naryn in Süd-Ost
Kirgistan wurden untersucht. Die diagnostische Entwurmung zum Nachweis intestinaler Helminthen
erfolgte mit Arecolin. Zusätzlich wurden Kotproben mikroskopisch auf Taeniiden-Eier untersucht. Bei
allen Proben mit Taeniiden-Eiern erfolgte mittels PCR (multiplex und ‚single target‘ PCR) eine Artidentifikation (E. granulosus, E. multilocularis, Taenia spp.). Zusätzlich wurden mittels Sequenzanalysen
die Genotypen von E. granulosus bestimmt.
Resultate: Total waren 83 (18%) der Hunde positiv für E. granulosus. Intestinale Infektionen waren bei
34 (7%) der Hunde nach Arecolinbehandlung nachweisbar. Durch PCR liessen sich bei insgesamt 68
(14%) der Tiere Eier von E. granulosus im Kot identifizieren. Drei Genotypen von E. granulosus, G1, G4
und der G6/7 Komplex wurden in diesen Hunden erfasst. Fünfzig Hunde (11%) waren positiv für E.
multilocularis. Intestinale Infektionen waren bei 17 (3,6%) der Hunde vorhanden, E. multilocularis-Eier
wurden in 42 (9%) der Hunde im Kot erfasst. Die Sensitivität der Arecolin-Methode betrug 38% für E.
granulosus und 21% für E. multilocularis; für die PCR lagen die entsprechenden Werte bei 78% (CIs 5787%) bzw. 50% (Cis 29-72%) (Darmpassagen nach Koprophagie konnten nicht ausgeschlossen
werden). Von 151 untersuchten Dünndärmen (Sedimentations- und Zählverfahren) von Füchsen waren
96 (63,6 %) positiv für E. multilocularis. Die Anzahl der adulten Parasiten lag zwischen 1-182‘400. Nur
12 (7,9%) der Füchse waren frei von intestinalen Helminthen. In 21 Tieren konnte nur eine Parasitenart
gefunden werden; 118 Füchse waren mit zwei- oder mehreren Parasiten-Arten wie z.B. Toxocara canis,
Toxascaris leonina, Acanthocephala spp., Taenia spp., Mesocestoides spp. und E. multilocularis infiziert.
Aus 5 Tieren mit Taenia-Infektionen konnten durch Sequenzanalyse in 4 Fällen Taenia polyacantha und
in einem Fall T. hydatigena diagnostiziert werden. Bei der Untersuchung der inneren Organe von 1‘081
Schafe liessen sich in 64% der Schafe E. granulosus-Zysten nachweisen. Die mittlere Abundanz betrug
5 Zysten pro Schaf, wobei jüngere Tiere signifikant weniger Zysten hatten als ältere Tiere. Die jüngeren
Schafe zeigten im Vergleich zu älteren Individuen deutlich weniger Protoscolices pro Zyste. Die maximal
gefundene Anzahl Protoscolices pro Zyste betrug 482 bei einem jungen Lamm (< 1Jahr), bei ≥ 6 Jahre
alten Schafen 92‘000.
Schlussfolgerung: Diese epidemiologischen Studien dienen der Planung von zukünftigen
Bekämpfungsprogrammen wie auch der Grundausbildung von Parasitologinnen und Parasitologen in
Kirgistan.
Diese Arbeit sowie der Aufbau von zwei diagnostischen Labors wurde vom Schweizerischen
Nationalsfonds (SCOPES) und vom National Institute of Health (USA) unterstützt.
106
Zoonosen
V41
Literatur:
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107
V42
Zoonosen
Pseudoskabies beim Menschen durch humanpathogene Grabmilben
(Sarcoptes canis, Sarcoptes bovis und Trixacarus caviae)
Wieland Beck*
Pfizer GmbH Tiergesundheit Berlin
*[email protected]
Gelegentlich können Milben, deren definitive Wirte Tiere sind, auf das menschliche Integument
übertragen werden und dort verschiedene Krankheitserscheinungen auslösen. In der tierärztlichen
Praxis treten von Zeit zu Zeit Fälle auf, bei denen Tierpfleger, -halter und andere z.B. mit räudigen
Tieren in Berührung gekommene Personen erythematöse bis skabioide Hautreaktionen zeigen. Die
durch Räude- und andere Milben hervorgerufenen Hautkrankheiten gehören zu den bedeutsamen
Ektoparasitosen der Haus- und Heimtiere. Gleichzeitig treten einige Vertreter dieser Arthropoden als
Zoonoseerreger in Erscheinung. Erfahrungsgemäß sind Kinder, die bei der Betreuung kleiner Haus- und
Heimtiere häufig einen sehr innigen Kontakt zu ihren Pfleglingen besitzen, einem höheren
Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche infektionsanfälliger sind und
offensichtlich auch eher klinische Hautreaktionen zeigen als Erwachsene ist möglicherweise auf
biochemische Veränderungen der Haut und ihrer Sekrete, den Haarwuchs und –wechsel, den
altersabhängigen physiologischen Status der Person und die erworbene Fähigkeit zur allergischen
Antwort auf parasitäre Metaboliten zurückzuführen. Demnach bildet sich im Alter eine entsprechende
Immunkompetenz aus (Alexander 1984; Hiepe & Buchwalder 1992). Der Übergang von Milben vom Tier
auf den Menschen ist häufig mit diagnostischen Problemen verbunden und bleibt daher manchmal
unerkannt. Bei der Vorstellung des Patienten beim Hausarzt fallen meist nur die in der Regel wenig
charakteristischen Hautveränderungen auf. Die häufig temporär-periodischen Milben sind auf der Haut
des Menschen kaum nachweisbar. Die beim Tier typischen Grabgänge von permanent-stationären
Sarkoptiden in der Haut sind beim Menschen nicht anzutreffen. Hautreaktionen werden deshalb nicht
selten als Folge von Allergien, Dermatomykosen oder bakterielle Infektionen fehlinterpretiert. Der
Verdacht auf eine parasitäre Genese ergibt sich oft erst nach erfolgloser symptomatischer Therapie oder
nach Beibringung von Milben durch den Patienten selbst. Zur ätiologischen Abklärung ist neben einer
gründlichen Anamnese (Sind Tiere im Umfeld vorhanden?) auch eine Vor-Ort-Besichtigung des
Wohnbereiches oder beruflichen Umfeldes zu empfehlen (Beck & Pantchev 2009).
Grabmilben:
Nicht selten werden in der tierärztlichen Sprechstunde Hundebesitzer mit juckenden erythematösen
Effloreszenzen bei ihren Tieren und sich selbst vorstellig. Neben der Untersuchung und Behandlung des
Tieres kann der Veterinär über den Besitzer eine für die adäquate Diagnose wesentliche Information an
den behandelnden Haus-/Hautarzt weitergeben. Erfahrungsgemäß können Dermatologen in solchen
Fällen eine definitive Diagnose oft nicht stellen, weil ihnen wichtige Hinweise dafür nicht bekannt sind.
Bei allen ätiologisch unklaren Dermatitiden des Menschen ist immer an die Möglichkeit einer
Milbeninfestation zu denken und beim Patienten zu hinterfragen. Auch sollte immer die Frage nach dem
Vorhandensein von Tieren im privaten, beruflichen oder sonstigem Umfeld gestellt werden. Skabioide
Hautveränderungen bei einem Tierhalter müssen stets dazu Anlaß geben, dass sein Tier beim Tierarzt
auf Ektoparasiten untersucht wird. Dies trägt auch zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung bei, etwa
von Befall mit Flöhen. Grundsätzlich steht bei Sarcoptes-Befall die Therapie des Tierpatienten
kausaltherapeutisch im Vordergrund, während beim Menschen bei entsprechender Indikation eine
108
Zoonosen
V42
symptomatisch antiinflammatorische und juckreizlindernde Behandlung ausreicht. Die große Bedeutung
von Sarcoptes scabiei als Überträger tierischer Räuden auf den Menschen wird in dermatologischen
Kasuistiken immer wieder unterstrichen (Kutzer & Grünberg 1969; Charlesworth & Johnson 1974; Estes
et al. 1983; Birk et al. 1999). Sarcoptes-Spezies wurden jedoch auch bei ca. 40 anderen Tierarten als
Räudeerreger gefunden. Daher geht von diesen Tierspezies ein potenzielles Zoonoserisiko aus.
Experimentelle Beobachtungen belegen, dass die Ansiedlung des an eine Tierspezies adaptierten
Sarcoptes-Vertreters an einem Tier anderer Art bzw. am Menschen unter bestimmten Umständen
möglich ist. Menschen, die mit an Sarcoptes-Räude erkrankten Tieren in Kontakt kommen, zeigen
gelegentlich Hautveränderungen. Dabei entstehen etwa 2-6 mm große papulöse und papulovesikulöse
Effloreszenzen, die infolge Juckreiz rasch aufgekratzt werden. Als Prädilektionsstellen gelten Arme, Hals
und das Abdomen, also in erster Linie Kontaktstellen. Grabgänge werden bei der humanen Tierskabies
nicht beobachtet. In der einschlägigen Literatur finden sich Berichte zur sog. Pseudoskabies des
Menschen durch Sarcoptes-Varietäten von Hund, Schwein, Rind, Ziege, Gemse, Schaf, Pferd, Kamel,
Dromedar, Tapir, Fuchs und Frettchen.
Drei Fallberichte einer Pseudoskabies:
Es werden drei Fälle einer Pseudoskabies beim Menschen in Folge einer Infestation mit Grabmilben
vorgestellt. Eine Bäuerin erkrankte an stark juckenden, erythematösen Hautveränderungen im
Extremitätenbereich. Die weitere Abklärung ergab, dass sie sich bei ihrem an Sarcoptes-Räude
erkrankten Hofhund angesteckt hatte. Bei der Vor-Ort-Besichtigung zeigte sich, dass das Tier Kontakt zu
mehreren Füchsen (Fuchsbau auf dem Hof) hatte. In einem anderen Fall beobachtete ein Landwirt heftig
juckende, urtikarielle Hautreaktionen insbesondere an den Armen und Händen. Nachdem die Ätiologie
zunächst unklar war, zeigte sich dass von den 70 Milchrindern im Stall des Erkrankten einige mit
Sarcoptes bovis befallen waren. Vermutlich waren durch den engen Körperkontakt beim Melken Milben
auf die Hautoberfläche des Landwirtes übergegangen. Trixacarus-caviae-Milben, die Erreger der
Meerschweinchen-Räude, gelten ebenfalls als Zoonoseerreger (Dorrestein & Bronswijk 1979). Dies
belegen auch die eigenen Beobachtungen in einem dritten Fall, in dem bei einer 30 Jahre alten
Tierarzthelferin papulöse Effloreszenzen im Bereich der Gürtellinie, der Unterarme und Unterschenkel
nach Kontakt mit einem durch Trixacarus caviae infestierten Meerschweinchen auftraten. Die weiteren
Untersuchungen in diesem Fall ergaben, dass die Hautveränderungen definitiv durch den Übergang
dieser Grabmilben auf das menschliche Integument hervorgerufen wurden. Diese Milben lösen eine der
Veranlagung des Patienten und der Befallsintensität entsprechende Scheinräude aus. Wirtsfremde
Sarcoptes-Spezies sind aber kaum in der Lage, sich am nicht adäquaten Organismus dauerhaft
anzusiedeln und überleben dort in der Regel bis maximal 6 Tage. Die Milben bohren sich in das Stratum
corneum ein, bleiben aber am Eingang sitzen, verschwinden nach kurzer Zeit wieder und hinterlassen
unangenehm juckende Papeln, ohne Gänge zu graben. (Mumcuoglu & Rufli 1979).
Literatur:
1. Alexander JO (1984): Arthropods and human skin, 1st ed. Springer, Berlin, Heidelberg, New York,
363-382.
2. Beck W, Pantchev N (Hrsg.)(2009): Parasitäre Zoonosen. 1. Aufl., Hannover, Schlütersche, 19-22.
3. Birk RW, Tebbe B, Schein E., Zouboulis CC, Orfanos CE (1999): Pseudoskabies durch Rotfuchs
übertragen. Hautarzt. 50:127-130.
4. Charlesworth EN, Johnson J-L (1974): An epidemy of canine scabies in man. Arch Dermatol.
110:572-574.
5. Dorrestein GM, van Bronswijk JEMH (1979): Trixacarus caviae Fain, Hovell & Hyatt 1972 (Acari:
Sarcoptidae) as a cause of mange in guinea-pigs and papular urticaria in man. Vet Parasitol. 5:389398.
109
V42
6.
7.
8.
9.
110
Zoonosen
Estes SA, Kummel B, Arlian LG (1983): Experimental canine scabies in humans. J Amer Acad
Dermatol. 9:397-401.
Hiepe T, Buchwalder R (1992): Autochthone parasitäre Zoonosen – eine aktuelle Problematik. Teil
3: Durch Arthropoden bedingte Zoonosen. Zeitschr Ärztl Fortb. 86:147-156.
Kutzer E, Grünberg W (1969): Zur Frage der Übertragung tierischer Sarcoptesräuden auf den
Menschen. Berl Münch Tierärztl Wochenschr. 82:311-314.
Mumcuoglu Y, Rufli T (1979): Infestation des Menschen durch Sarcoptes scabiei var. bovis
(Rinderräudemilbe). Hautarzt 30:423-426.
Zoonosen
V43
Occurrence and molecular characterisation of Cryptosporidium parvum
from European hedgehogs (Erinaceus europaeus).
Viktor Dyachenko*1, Yvonne Kuhnert1, Sandra Gawlowska1, Manja Etzold1, Nikola
Panchev2, Ronald Schmaeschke1, Arwid Daugschies1.
1Institute
of Parasitology, University of Leipzig; 2Vet Mad Labor, IDEXX, Ludwigsburg
*[email protected]
European hedgehog is often brought to hedgehog feeding stations for overwintering, in case of illness or
abnormal behaviour. To determine the occurrence of C. parvum infections in and to estimate the
zoonotical potential of shed oocysts the faecal samples from geographically distinct stations were
examined by ELISA and staining techniques for presence of developmental antigen and oocysts,
respectively. A part of positive samples were subjected to PCR-RFLP as well as sequencing on 18S
rRNA, actin gene, 70 kDa heat shock protein gene (HSP70) and 60 kDa glycoprotein gene (GP60).
Forty nine (24.5%) of total 200 submitted samples were positive for both antigen and oocysts. The age of
infected animals ranged from 2 weeks till 2 years (median 3.5 month). While 35 (27.7%, n=126) samples
were positive from newly found hedgehogs, 14 (18.9%, n=74) samples were positive from animals after
several month stay on the station.
Thirteen samples subjected to PCR-RFLP on 18S rRNA locus suggested C. parvum. The subtyping on
GP60 locus revealed three different subtype families: IIa (n=1, IIaA19G1RI), IIc (n=5, IIcA5G3) and a
new VIa subtype family (n=6, subtypes VIaA19R12, VIaA19R11, VIaA21R10, VIaA19R11, VIaA21R11,
VIaA26R4). One sample was positive for both IIcA5G3 and VIaA22R11 subtypes. The multilocus
sequence analysis (18S rRNA, Actin, HSP70) on 12 samples belonging to IIa, IIc and VIa subtype
families proposed that VIa subtype is probably a hedgehog-specific C. parvum genotype. Hedgehogs
shedding C. parvum oocysts have a potential infection risk for humans as well as anthroponotic nature of
IIc subtype family should be reviewed.
111
V44
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
Alveoläre Echinokokkose bei einem Rotnackenwallaby (Macropus
rufogriseus)
Peters, Martin1, Kilwinski, Jochen1, Wohlsein, Peter2, Conraths, Franz J.3*
1Staatliches
Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg; 2Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover; 3Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Wusterhausen
*[email protected]
Ein etwa 2,5 Jahre altes Rotnackenwallaby (Macropodus rufeogriseus), das privat in einem
Außengehege gehalten wurde, starb unter den klinischen Symptomen einer schweren Gelbsucht und
einer Umfangsvermehrung im abdominalen Bereich.
Material & Methoden: Der Tierkörper wurde seziert und Proben veränderter Organe histologisch,
immunhistologisch mit einem gegen Echinococcus multilocularis gerichteten Kaninchenserum
(freundlicherweise von Prof. Gottstein, Bern, zur Verfügung gestellt), mittels PCR (Trachsel et al. 2007)
und nested PCR (Dinkel et al. 1998) untersucht. Serum des verendeten Kängurus sowie weitere
Wallaby-Seren wurden mit einem im Handel erhältlichen Westernblot (Echinococcus WB IgG, LDBIO
Diagnostics, Lyon, France) nach Anpassung und Validierung des Tests für Wallaby-Seren auf Antikörper
gegen Echinococcus spp. geprüft.
Ergebnisse: Die Sektion des verendeten Rotnackenwallabys ergab, dass ein Ascites und multiple
noduläre Läsionen in der Leber, dem Zwerchfell, dem Omentum, dem Mesenterium, der Milz, der Lunge
sowie in den Leber- und thorakalen Lymphknoten vorlagen. Histologisch bestanden die Knoten aus
überwiegend fertilem Larvalgewebe eines Zestoden, nekrotisch und granulomatös entzündlich
verändertem Gewebe. Die Diagnose einer Infektion mit E. multilocularis wurde mit Hilfe der
Immunohistologie, der PCR und Serologie bestätigt.
Schlussfolgerungen: Das Rotnackenwallaby ist als Zwischenwirt für E. multilocularis empfänglich und
kann das Krankheitsbild der alveolären Echinokokkose entwickeln.
Literatur:
1. Trachsel D, Deplazes P, Mathis A. (2007): Identification of taeniid eggs in the faeces from
carnivores based on multiplex PCR using targets in mitochondrial DNA. Parasitology 134:911-920.
2. Dinkel A, von Nickisch-Rosenegk M, Bilger B, Merli M, Lucius R, Romig T (1998): Detection of
Echinococcus multilocularis in the definitive host: coprodiagnosis by PCR as an alternative to
necropsy. J. Clin. Microbiol. 36:1871-1876.
112
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
V45
Enzephalitozoonose: Pathohistologische Veränderungen bei Kaninchen
mit klinischer Manifestation und mit latenter Infektion
Jacqueline Csokai*1,2, Andrea Gruber3, Anja Joachim1, Frank Künzel2
1Institut
für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Klinik für Interne Medizin und
Seuchenlehre, Klinisches Department für Kleintiere und Pferde; 3Institut für Pathologie und Gerichtliche
Veterinärmedizin, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
*[email protected]
Encephalitozoon (E.) cuniculi verursacht bei Kaninchen meist chronisch latente Infektionen. Bei
Ausbruch der Erkrankung können neurologische, renale oder okuläre Symptome auftreten. In dieser
Studie wurden die Verteilung und das Ausmaß der histologischen Veränderungen im Gehirn und in den
Nieren natürlich infizierter Hauskaninchen mit und ohne klinischer Enzephalitozoonose bestimmt.
Material & Methode: Bei 71 Hauskaninchen wurden eine histologische Untersuchung und eine
Spezialfärbung (Ziehl Neelsen, Acid Fast Trichrome) zum Nachweis von Sporen im Gewebe
durchgeführt. Das Ausmaß der Entzündung wurde histologisch in diskret, geringgradig, mäßig,
mittelgradig und hochgradig eingeteilt. Zusätzlich wurde bei allen Tieren der Antikörpertiter bestimmt
(indirekter Immunfluoreszenztest). Bei 33 dieser Kaninchen (Gruppe I) bestand der Verdacht einer
Enzephalitozoonose aufgrund der klinischen Symptomatik (neurologische Symptome, Azotämie oder
phakoklastische Uveitis). Die restlichen 38 Tiere (Gruppe II) verstarben aufgrund einer anderen
Erkrankung oder wurden euthanasiert.
Ergebnisse: Eine Infektion konnte mittels histologischer Untersuchung und Spezialfärbung bei 78,8 %
der Kaninchen mit Verdacht einer klinischen Enzephalitozoonose (Gruppe I) und bei 57,9 % der nicht
verdächtigen Kaninchen (Gruppe II) festgestellt werden. Eine Serokonversion zeigten 69,7 % der Tiere
in Gruppe I und 50 % der Kaninchen in Gruppe II. Die Untersuchungen ergaben, dass bei einer durch E.
cuniculi verursachten Enzephalitis in 77,5 % der Fälle Granulome nachzuweisen waren, welche bei
diskreten bis hochgradigen Veränderungen im Gehirn auftraten. Bei leichtgradigen Enzephalitiden waren
Granulome nicht immer und bei interstitiellen Nephritiden selten (12,5 %) auffindbar. Bei einer nicht
eitrigen Enzephalitis waren meist mehrere Gehirnregionen betroffen. Während sich im Großhirn (97,5 %)
und Hirnstamm (77,5 %) häufig Veränderungen fanden, waren Kleinhirn (55 %) und Vestibularkerne
(37,5 %) seltener betroffen. Die meisten Kaninchen mit neurologischen Symptomen (n=15) hatten
mäßige entzündliche Veränderungen im Gehirn (40 %). Auch bei Tieren ohne klinische Symptomatik
(n=25) hatten 24 % der Kaninchen mittelgradige und 40 % hochgradige Veränderungen im Gehirn.
Schlussfolgerungen: Die histologische Untersuchung in Kombination mit der Spezialfärbung ist
sensitiver als die serologische Untersuchung für den Nachweis einer Infektion mit E. cuniculi. Bei
entzündlichen Veränderungen im Gehirn sollte immer zusätzlich noch eine Spezialfärbung zum
Nachweis von Sporen durchgeführt werden. Zwischen dem Schweregrad der Enzephalitis und dem
Auftreten von neurologischen Symptomen gab es keinen Zusammenhang, deshalb ist der Schweregrad
der histologischen Veränderungen nicht indikativ für E. cuniculi als Ursache der neurologischen
Symptome.
113
V46
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
Parasitenbefall bei Reptilien unter dem besonderen Fokus des
Chamäleons
Sandra Biallas1, Frank Mutschmann1, Arwid Daugschies2
1Exomed-
Veterinärmedizinisches Institut für niedere Wirbeltiere und Exoten, Berlin; 2 Institut für Parasitologie,
V eterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
*[email protected]
Reptilien erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit in Deutschland. Chamäleons galten
noch vor einigen Jahren als ungeeignet für die Haltung in menschlicher Obhut, da die Verluste bei
Wildfängen extrem hoch waren. Heute zählen manche Arten zu den am häufigsten gehaltenen und
erfolgreich nachgezüchteten Terrarientieren. Dennoch werden immer noch viele Chamäleons als
Wildfänge importiert. Neben Technopathien sind parasitäre Infektionen die häufigsten Erkrankungen bei
diesen Tieren. Ziel dieser Arbeit ist es, praktizierende Tierärzte sowie Tierhalter dieser speziellen
Patienten über die Risiken parasitärer Infektionen, nicht nur bei Wildfängen, sondern auch bei
Nachzuchten, zu informieren und die weit verbreitete Meinung zu eliminieren, dass Endoparasiten
(speziell Kokzidien) zur physiologischen Darmflora von Chamäleons gehören.
Material & Methoden: Es wurden im Untersuchungszeitraum 2007-2009 im Rahmen der bisherigen
Studie insgesamt Kotproben von 154 Tieren sowie 37 Sektionstiere untersucht. Zum einen handelte es
sich um Wildfänge und so genannte „Farmzuchten“ zum anderen um deutsche Nachzuchten. Kotproben
wurden als Nativausstriche mikroskopisch untersucht. Von Praxispatienten und eingesandten Tieren
wurden Blutausstriche angefertigt, mit Giemsa gefärbt und beurteilt. Tierkörper wurden seziert, die
einzelnen Organe entnommen, auf Parasiten hin inspiziert und Proben für die Histologie gewonnen.
Ergebnisse: Der zu sichtende Kot stammte von 154 nicht vorbehandelten Chamäleons aus deutschen
Nachzuchten (DNZ) und 29 Chamäleons, welche als unbehandelte Wildfänge (WF) deklariert wurden.
Von den bisher 154 untersuchten Kotproben wurden in 50 ( DNZ: 43; WF: 7) Proben Helminthen
nachgewiesen. Hierbei wurden in 50 Proben (DNZ:42; WF: 8) Nematoden, in 5 Proben Trematoden
(DNZ: 2; WF: 3) und in einer Probe eines Wildfanges Cestoden vorgefunden. In 18,2% (28 Proben) der
Proben wurden Kokzidien nachgewiesen. Von diesen Proben waren aus DNZ 25 Proben und von WF 3
Proben positiv auf diese Erreger. Bei den Sektionen handelte es sich vorwiegend um Wildfänge. Diese
dominierten mit einer Anzahl von 29 von insgesamt 37 sezierten Tieren. Hierbei waren 21,6 % (8 Tiere)
der Wildfänge und 37,5 % (3 Tiere) der Nachzuchten mit Helminthen befallen. Kokzidien ließen sich in 3
Tierkörpern der Wildfänge und in einer Probe der DNZ nachweisen.
Schlussfolgerungen: Unter den bei Chamäleons vorgefundenen Helminthen sind die Nematoden von
besonderem veterinärmedizinischen Interesse, da ein Befall mit Nematoden wie auch mit Kokzidien sehr
oft mehrere Jahre unerkannt bleibt und es dann zu plötzlichen Erkrankungserscheinungen kommen
kann. Durch den über einen längeren Zeitraum verkannten Befall mit Endoparasiten werden andere
vergesellschaftete Tiere infiziert und es kann schnell zu einer Durchseuchung des gesamten Bestandes
kommen. Als Ergebnis ist zu verzeichnen, dass aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos in
Gefangenschaft mehr Tiere mit Erregern befallen waren.
In Bezug auf den Parasitenbefall sind Befallsintensitäten bei Nachzuchten durchaus mit denen der
Wildfänge vergleichbar. Des Weiteren sollte aufgrund der hohen Mortalitätsrate und der Arterhaltung der
Import von WF gestoppt oder zumindest die Transportbedingungen der Tiere verbessert werden.
Weiterhin wäre zu empfehlen, zusätzlich schon im Exportland gewisse gesundheitliche Untersuchungen
durchzuführen.
114
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
V47
Bemerkungen zum Vorkommen und zur Pathologie von Soricimyxum
fegati (Myxozoa) – einer warmblüterpathogenen Spezies in Deutschland
Dr. Frank Mutschmann,
Exomed, Erich- Kurz- Str. 7, 10319 Berlin
*[email protected]
Myxozoa sind mit mehr als 2200 beschriebenen Arten obligate Parasiten von Invertebraten und
Vertebraten. Bislang sind als Wirbeltierwirte vornehmlich Fische bekannt, bei denen sie zum Teil
Parasitosen von erheblicher ökonomischer und ökologischer Relevanz auslösen. Obwohl Myxozoa
(Myxosporidien) auch bei Amphibien und Reptilien (Schildkröten: Emydidae) häufig nachzuweisen sind,
ist die Kenntnis der durch sie bei diesen Wirten verursachten Krankheiten noch sehr gering.
Sporadische Berichte über Infektionen des Menschen und eine zum Teil mehrmonatige
Erregerausscheidung, vor allem bei Patienten mit Immunschwäche, gaben erste Hinweise auf eine
mögliche Adaptation der Parasiten an homeotherme Wirte. In den letzten Jahren sind Myxosporidien
auch als Parasiten von Vögeln (Anseriformes) nachgewiesen worden, ebenso Entwicklungsstadien im
Gehirn von Maulwürfen (Talpa europaea). Untersuchungen von Spitzmäusen (Sorex araneus) aus dem
Bialowieza Nationalpark (Polen) führten zur Beschreibung einer neuen Spezies: Soricimyxum fegati
(Prunescu, Prunescu, Pucek & Lom, 2007). Sporenbildende Plasmodien dieser Erreger fanden sich
ausschließlich in der Leber. Nachfolgende Erhebungen in Südböhmen (Dykova et. al., 2007) führten
auch hier zum Nachweis der Parasiten, ausschließlich bei S. araneus. Andere Spitzmausarten waren
nicht befallen. Genanalysen (SSU rRNA gene sequence) ergaben eine enge verwandtschaftliche
Beziehung der neuen Spezies zu Myxidium- Arten, die in der Gallenblase von Fischen parasitieren.
Material und Methoden: In der Zeit vom März bis August 2008 wurden insgesamt 48 Spitzmäuse (45 S.
araneus, 3 Crocidura leucodon) untersucht. Die Tiere stammten sämtlich aus einem Areal am
nordöstlichen Stadtrand Berlins, welches durch ein Siedlungsgebiet, Gärten, Felder und lockere
Bewaldung gekennzeichnet ist. Es handelte sich ausschließlich um tot aufgefundene Tiere. Die Tiere
wurden seziert, die inneren Organe entnommen und Nativausstriche bzw. Organquetschpräparate auf
Myxosporidienbefall hin mikroskopisch untersucht. Gleichzeitig wurden Proben für die histologische
Aufarbeitung fixiert und nach Standartmethoden aufgearbeitet (HE-Färbung, Färbung nach MayGrünwald-Giemsa). Ebenso wurden 5 Igel (Verkehrsopfer) sowie 115 Regenwürmer (Lumbricus
terrestris, Eisenia foetida) seziert und untersucht.
Ergebnisse: Bei 36 der 45 S. araneus (80%) konnten in Nativpräparaten der Leber als auch in
histologischen Schnitten Myxosporidien nachgewiesen und der Spezies S. fegati zugeordnet werden.
Die Infektionen waren durch Veränderungen der Gallengänge und relativ milde Entzündungsreaktionen
gekennzeichnet. Weder bei den Feldspitzmäusen, noch bei den Igeln ließen sich Infektionen
nachweisen. Die untersuchten Regenwürmer zeigten keinen Befall mit Myxozoa (Actinosporea), der
eventuell Hinweise auf den möglichen Infektionsweg gegeben hätte.
Schlussfolgerungen: Die Befunde gleichen den bisher publizierten Ergebnissen, wobei die
Erregerprävalenz mit 80% der untersuchten Tiere deutlich über der in den vorangegangenen Studien (19
bzw. 41%) lag.
Fragen zum Infektionsweg, der Wirtspezifität des Erregers, der Pathogenität und des
Krankheitsverlaufes sind bisher ungelöst und bedürfen einer Klärung. Der Myxosporidien- Befall von
insectivoren Säugern ist im Hinblick auf die Biologie der Myxozoa und ihrer Rolle als Pathogene generell
von großem Interesse.
115
V47
Parasitosen bei Heimtieren und Exoten
Literatur:
1. Dykova, I., T. Tyml, I. Fiala & J. Lom (2007): New data on Soricimyxum fegati (Myxozoa)
including
analysis of its phylogenetic position inferred from the SSU rRNA gene sequence.
Folia Parasitologica 54: 272-276.
2. Prunescu, C-C., P. Prunescu, Z. Pucek & J. Lom (2007): The first finding of myxosporean
development from plasmodia to spores in terrestrial mammals: Soricimyxum feagti gen. et sp. N.
(Myxozoa) from Sorex araneus (Soricomorpha). Folia Parasitologica 54: 159-164.
116
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
V48
Erste in vitro-Isolierung von Besnoitia besnoiti aus einem chronisch
infizierten Rind in Deutschland
Gereon Schares*1, Walter Basso1,2,3, Monir Majzoub4, Helder C.E. Cortes5, Ana
Rostaher6, Josef Selmair7, Walter Hermanns4, Franz J. Conraths1, Nicole S. Gollnick8
1Friedrich-Loeffler-Institut,
Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie,
Wusterhausen; 2Laboratorio de Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad
Nacional de La Plata, 60 y 118 (1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones
Científicas y Técnicas (CONICET), Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Veterinärpathologie, LudwigMaximilians-Universität, München; 5Laboratório de Parasitologica, ICAM, Núcleo da Mitra, Universidade
de Évora (Portugal); 6Medizinische Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München; 7Inning am
Holz; 8Klinik für Wiederkäuer, Ludwig-Maximilians-Universität, München.
*[email protected]
Die bovine Besnoitiose wird durch den einzelligen Parasiten Besnoitia besnoiti verursacht, der eng mit
Toxoplasma gondii und Neospora caninum verwandt ist. Infektionen mit B. besnoiti wurden bislang nur in
Ländern Afrikas, des Nahen Ostens (Israel), Südwest-Asiens und Südeuropas (Spanien, Portugal,
Frankreich, Italien und Türkei) beobachtet. Im Zusammenhang mit einem in Deutschland beschriebenen
Ausbruch boviner Besnoitiose konnte B. besnoiti erstmals auch in Deutschland in vitro isoliert werden.
Material & Methoden: Zystozoiten wurden aus der Haut eines in Deutschland geborenen, infizierten
Bullen gewonnen, intraperitonel (ip) in „γ-interferon knockout“ (GKO) Mäuse inokuliert oder auf
Zellkulturen folgender Zelllinien gegeben: Vero, MARC-145, NA42/13, BHK21, KH-R. Aus den über
Zellkulturen gewonnen Tachyzoiten wurden Nukleinsäuren extrahiert, die Sequenzen des 18Sribosomalen-RNA-Gens, der ITS-1-Region und des 5.8S-RNA-Gens ermittelt und mit bekannten
Sequenzen verglichen.
Ergebnisse: Der Vergleich der Sequenzen des 18S-ribosomalen-RNA-Gens, der ITS-1-Region und des
5.8S-RNA-Gens des neuen Isolats Bb-GER1 mit den für Isolate aus Portugal, Spanien, Israel oder SüdAfrika bekannten Sequenzen ergab eine 100%ige Identität. Zystozoiten waren für ip-infizierte GKOMäuse infektiös. Fünf Tage nach der Infektion wurden Tachyzoiten in der Bauchhöhle, in Milz, Leber und
Lunge von GKO-Mäusen nachgewiesen. Die Parasiten konnten über 5 Passagen durch ip-Inokulationen
in GKO-Mäusen vermehrt werden. Tachyzoiten, die durch Spülung der Bauchhöhle infizierter Mäuse
gewonnen wurden, dienten zur Infektion der verschiedenen Zelllinien (Vero, MARC-145, NA42/13,
BHK21, KH-R). Das beste Tachyzoiten-Wachstum wurde in BHK21-Zellen beobachtet. In geringerem
Maße vermehrten sich die Tachyzoiten auch in MARC-145, NA42/13 und KH-R Zellen. Weitere
vergleichende Untersuchungen mit aus Rinderhaut isolierten Zystozoiten zeigten optimales Wachstum in
NA42/13-Zellen. In BHK21- und KH-R-Zellen war ebenfalls eine deutliche Parasitenvermehrung zu
beobachten.
Schlussfolgerungen: Unsere Erfahrungen im Zusammenhang mit dem in vitro-Wachstumsverhalten
von Bb-GER1 unterscheiden sich teilweise von denen, die bei der Anzüchtung anderer Isolate gemacht
wurden. Das bevorzugte Wachstum in bestimmten Zelllinien könnte für bestimmte B. besnoitia-Isolate
charakteristisch sein. Eine mögliche Assoziation zwischen dem Wachstumsverhalten in Zellkulturen und
Unterschieden in der Virulenz sollte untersucht werden.
W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.
117
V49
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
Untersuchungen zur Wanderfähigkeit infektiöser Ancylostoma caninum
Larven in Gegenwart verschiedener Anthelminthika
Claudia Welz*1, Sabine Streichan1, Thomas Schnieder1
1Institut
für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
*[email protected]
Infektiöse Larven von Ancylostoma caninum können ihre Wirte nicht nur oral infizieren, sondern auch
aktiv durch die Haut eindringen. In den hier vorgestellten Untersuchungen wurde ein als PERL-Kammer
(perkutane Larvenmigrations-Kammer) bezeichnetes in vitro System verwendet, das die Wanderung der
Larven durch die Haut eines Wirtes nachstellt. Es handelt sich dabei um modifizierte Franz-Zellen, die an
die verwendeten geringen Volumina angepasst wurden. Infektiöse A. caninum Larven wurden in das
obere Kompartiment der Kammer auf die als Barriere eingespannte Haut gegeben und über Nacht bei
37°C inkubiert. Am nächsten Tag wurde ausgezählt, wie viele Larven sich im oberen Kompartiment
(nicht gewanderte) und im unteren Kompartiment befanden (gewanderte Larven). Mit Hilfe dieses
Modells wurden die Anthelminthika Levamisol, Ivermectin, Pyrantel und Emodepsid auf ihren Einfluss
auf die Migrationsrate der Larven untersucht. Die Larven wurden für 30 Minuten bei Raumtemperatur in
verschiedenen Konzentrationen der Anthelminthika vorinkubiert, bevor sie auf die Haut gegeben wurden.
Zum Vergleich wurde ein Larvenmigrationsinhibtionstest (LMIT) durchgeführt, bei dem die Larven durch
ein Netzgewebe mit einer Maschenweite von 20 µm wanderten. Um die Versuche vergleichbar zu
gestalten, wurde der LMIT ebenfalls nach einer Vorinkubation für 30 Minuten bei Raumtemperatur über
Nacht bei 37°C durchgeführt. Die Versuche wurden im Dreifachansatz durchgeführt und jeweils zweimal
wiederholt. Es zeigte sich, dass es sich bei den PERL-Kammern um ein sensitives und reproduzierbares
Modell handelt, mit dem sich der Einfluss von Anthelminthika auf die Wanderrate von infektiösen A.
caninum Larven untersuchen lässt. Dabei wird nicht nur die Beeinträchtigung der reinen Motilität der
Larven bewertet, wie es beim LMIT der Fall ist, sondern vielmehr der Einfluss auf die Fähigkeit zum
Durchdringen einer hochkomplexen biologischen Barriere. Nach unserem Verständnis repräsentiert
dieses Eindringen in einen Wirt den Übergang zum parasitischen Leben. Damit steht mit dem PERLKammer-System nicht nur ein sensitiver Test für die Wirkung von Anthelminthika zur Verfügung, sondern
auch eine gute Ausgangsbasis für weiterführende Untersuchungen an Larven, die bereits ein frühes
Stadium des Parasitismus darstellen.
118
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
V50
Anti-inflammatorische Wirkung als möglicher protektiver Mechanismus
von Vakzinen am Beispiel einer Vakzine gegen den Malaria-Erreger
Plasmodium chabaudi in der Maus
Jürgen Krücken1*, Denis Delić2, Heike Pauen2, Anna Wojtalla2, Manal El-Khadragy2,
Mohamed A Dkhil2,3, Horst Mossmann4, Frank Wunderlich2
1Institut
für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, Hannover;
für Molekulare Parasitologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; 3Zoology Department,
College of Science, King Saud University, Riad (Saudi Arabien); 4Max Planck Institut für Immunbiologie,
Freiburg
2Abteilung
*[email protected]
Neben der Induktion spezifischer T- und B-Zell vermittelter adaptiver Immunantworten ist möglicherweise
auch die damit einhergehende Abschwächung unspezifischer Entzündungsantworten für die protektive
Wirkung von Vakzinen von Bedeutung.
Material & Methoden: Weibliche Balb/c Mäuse wurden mit Wirtszell Plasmamembranen aus
parasitierten Erythrocyten vakziniert. Im Verlauf der Infektion wurden mittels Northern Blot und
quantitativer RT-PCR die Expression proinflammatorischer Marker in der Leber zwischen vakzinierten
und nicht-vakzinierten Tieren verglichen.
Ergebnisse: Vakzinierung von Balb/c Mäusen führte zu einer Anhebung der Überlebensrate von 0 %
auf 80 %. Gleichzeitig sank die maximale Parasitämie am Tag 8 nach Infektion (p.i.) von ca. 60 % auf 40
%. Trotz der immer noch hohen Parasitämie im peripheren Blut war die Entzündungsantwort in der
Leber vakzinierter Mäuse deutlich attenuiert. In nicht-vakzinierten Kontrollmäusen kam es zu einer sehr
starken, biphasischen Induktion von Entzündungsmarkern wie TNF, IL-1, IL-6 und induzierbarer NO
Synthase mit Maxima an den Tagen 1 und 8 p.i. Vakzinierung der Mäuse resultierte in teilweise über
100fach niedrigerer Expression der untersuchten proinflammatorischen Marker. Im Gegensatz dazu
wurde die Produktion des TH1 Cytokins IFNγ in der Leber durch Vakzinierung verstärkt. IFNγ ist
wiederholt mit der Ausbildung protektiver Immunantworten während der akuten Phase einer P. chabaudi
Infektion in Verbindung gebracht worden.
Entzündungs- und akute Phase Antwort in der Leber sind bekannt dafür, daß sie zu einem massiven
Verlust an Stoffwechselaktivität dieses Organs führen und insbesondere viele detoxifizierende Enzyme
des Phase I und Phase II Xenobiotikastoffwechsels herunterregulieren. Die Expression vieler Enzyme
dieser Detoxifizierungs-Stoffwechselwege wird durch verschiedene Liganden-gesteuerte
Transkriptionsfaktoren aus der Familie der nukleären Rezeptoren reguliert. Sowohl Vakzinierung als
auch Infektion haben einen deutlichen Einfluß auf die Expression der Rezeptoren CAR, FXR, PXR, VDR
und RXR. Funktionelle Analysen zeigen jedoch, daß die Expression der Rezeptoren auf mRNA Niveau
allein nicht den veränderten Stoffwechsel in der Leber zu erklären vermag. So wird CAR in nichtvakzinierten Mäusen induziert, die Expression des von CAR positiv regulierten Phase II Gens Sult2a1
wird jedoch drastisch reprimiert. Der CAR-Ligand TCPOBOP induziert in nicht infizierten Mäusen die
Expression von Sult2a1 und reprimiert die Expression des Phase I Gens Cyp7a1. Bei maximaler
Infektion können trotz erhöhter CAR Expression beide Effekte nicht mehr beobachtet werden, Sult2a1
wird durch TCPOBOP sogar reprimiert. Vakzinierung schwächt die Effekte der Infektion auf die
Expression von Phase I und Phase II Genen ab und stellt die Expressionsinduktion nicht jedoch die
Expressionsrepression durch TCPOBOP wieder her.
119
V50
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Daten zeigen eine erhebliche anti-inflammatorische Wirkung der
verwendeten Vakzine während einer akuten, letal verlaufenden P. chabaudi Infektion. Die Induktion
proinflammatorischer Marker bei nicht-vakzinierten Tieren ist mit der Entzündungsantwort während eines
letalen septischen Schock vergleichbar. Dies läßt vermuten, daß die anti-inflammatorische Wirkung der
Vakzine wesentlich zur Verbesserung der Überlebensrate beitragen kann. Generell scheint es sinnvoll,
neben spezifischen Antworten des Immunsystems auf eine Vakzine auch Auswirkungen auf
unspezifische Antworten zu untersuchen. Dabei sollten nicht nur unerwünschte Nebenwirkungen
sondern auch ein mögliches positives Zusammenwirken mit adaptiven Immunantworten in Betracht
gezogen werden.
120
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
V51
Charakterisierung der cir Multigenfamilie und ihre Bedeutung für die
Sequestrierung bei Plasmodium chabaudi Malaria-Infektionen in der
Maus
Petra Ebbinghaus*, Georg von Samson-Himmelstjerna, Jürgen Krücken
Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, 30559 Hannover
*[email protected]
Gewebetropismus von Parasiten und Variation von wichtigen Oberflächenantigenen sind essentielle
Virulenzfaktoren bei parasitischen Protozoeninfektionen. Bei Malariaerregern der Gattung Plasmodium
spielen variable Oberflächenproteine, die auf der Zelloberfläche parasitierter Erythrozyten exprimiert
werden, eine entscheidende Rolle für Antigenvariation und Immunevasion. Diese Oberflächenantigene
sind außerdem mit der Interaktion mit Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche von Endothelzellen des
Wirts in Verbindung gebracht worden, so dass sie für die Sequestration später Trophozoiten und
Schizonten an den Wänden postkapillärer Venuolen mitverantwortlich scheinen. Die größte
Multigenfamilie im Plasmodium Genom bilden die Plasmodium interspersed repeat (pir) Gene. Sie sind
im humanen Erreger P. vivax (vir), in P. knowlesi bei Affen sowie in den Nager-Malaria Spezies P.yoelii
(yir), P. berghei (bir) und P. chabaudi (cir) zu finden. Die cir Multigenfamilie im Genom des
Malariaerregers P. chabaudi eignet sich gut, um Zusammenhänge zwischen Antigenvariation und
Sequestrierung in verschiedenen Geweben auf molekularer und zellulärer Ebene zu untersuchen und so
unser Verständnis von in vivo Wirt/Parasit Interaktionen bei der Ausbildung protektiver
Immunmechanismen gegen Malaria zu vertiefen. Die bereits seit etwa 30 Jahren andauernden,
intensiven aber bisher vergeblichen Bemühungen zur Entwicklung einer Malaria Vakzine zeigen leider
nur zu deutlich, dass unser Verständnis der schützenden Immunantworten bei Malaria Infektionen noch
wesentlich verbessert werden muss.
Material & Methoden: Alle bisher annotierten Sequenzdaten, putativer cir Gene wurden durch die
Datenbank The Plasmodium Genome Resource (plasmodb.org) zusammengestellt. Zur Identifizierung
einzelner Subfamilien wurden phylogenetische Analysen mittels maximum likelihood Abschätzungen
durchgeführt. Weitere bioinformatische Analysen und experimentelle Versuche, wie RT-PCR, RACE
(Rapid Amplification of either 5‘ and 3‘ cDNA ends) und genomische PCR dienten zur Generierung der
vollständigen Genstruktur ausgesuchter cir Gene. Die Analyse der Änderungen des Transkriptionsprofils
während der Infektion (Antigenvariation) erfolgt mittels Restriktions-Fragment-Längen-Polymorphismus
(RFLP) der RT-PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) Produkte unter Verwendung
Subfamilien-spezifischer Primer. Auf diese Weise wurde auch untersucht, ob die Expression bestimmter
cir Antigene mit der Sequestrierung der Parasiten in bestimmten inneren Organen korreliert. Zur Zeit
laufende Versuche zur Erzeugung von GFP-Luziferase transgenen P. chabaudi sollen die Analyse von
Wirt/Parasit Interaktionen (Lokalisationsstudien) durch Visualisierung und Quantifizierung der
Sequestrierung von P. chabaudi in der Maus mittels Fluoreszenzmikroskopie und Aktivitätsmessung der
Luziferase im Luminometer ermöglichen.
Ergebnisse: Die phylogenetischen Analysen der cir Gene von P. chabaudi identifizierten ebenfalls
verschieden Subfamilien, die sich wahrscheinlich aufgrund ihrer Funktion und Lokalisation
unterscheiden. Mit Hilfe der RT-PCR und Subfamilien-spezifischen Primer konnte ein erstes Repertoire
an transkribierten cir Genen aus Parasiten amplifiziert werden. RACE-PCR und RT-PCR gaben
Aufschluss über die Exon/Intron Struktur einiger cir Gene und zeigten, dass die cir wie die yir Gene aus
3 Exons mit ca. 15 bp, 750-800 bp (polymorph), 40-90 bp (konserviert) und zwei Introns (100-200 bp)
121
V51
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
bestehen. Desweiteren wurden die Subfamilien hinsichtlich einiger Charakteristika, wie Signalpeptid,
Transmembrandomänen, und PEXEL Motiv untersucht. Zusätzlich konnten verschiedene
Splicevarianten der cir Gene identifiziert werden. Die Expressionsanalyse zeigt, dass es während des
Infektionsverlaufs zu deutlichen Änderungen im Expressionsprofil der cir Gene kommt. Eine
ausschließliche Expression nur eines cir Gens in einem infizierten Wirt, wie dies von der Antigenvariation
des VSG Oberflächenproteins bei afrikanischen Trypanosomen her bekannt ist, konnte für die cir Gene
jedoch nicht beobachtet werden.
Schlussfolgerungen: Die hier vorgestellten Arbeiten liefern eine wichtige Grundlage für die funktionale
Analyse der cir Gene, die im Gegensatz zu den verwandten yir Genen aus P. yoelii noch kaum
untersucht sind. Die Analyse der cir Antigenvariation am Modell P. chabaudi bietet gegenüber P. yoelii
den Vorteil, dass Sequestrierung und Antigenvariation direkt miteinander korreliert werden können, da P.
chabaudi eine deutlich stärkere Sequestrierung von Schizonten zeigt als P. yoelii. Im weiteren Verlauf
des Projektes sind daher weitere Untersuchung zur Antigenvariation und Sequestrierung bei MalariaInfektionen mit GFP-Luziferase transgenen P. chabaudi vorgesehen.
Das Projekt wird finanziell durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert (KR 2245/5-1).
.
122
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
V52
Transkriptionsunterschiede zwischen den präadulten hypobiotischen
und den nicht hypobiotischen L5 des bovinen Rinderlungenwurms
Dictyocaulus viviparus
Eva-Maria Laabs*1, Christina Strube1, Thomas Schnieder1
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover
1
*[email protected]
Die Diktyokaulose, verursacht durch den Rinderlungenwurm Dictyocaulus viviparus, zählt zu den
wichtigsten parasitären Weideerkrankungen des Rindes. Sie geht mit hohen wirtschaftlichen Verlusten
einher, die sich auf die durch diesen Nematoden verursachte Bronchopneumonie mit teilweise tödlichem
Ausgang zurückführen lassen. Trotz weitreichender Bekämpfungsmöglichkeiten verzeichnen Betriebe in
Endemiegebieten immer noch deutliche Produktionseinbußen. Ursache hierfür ist, unter anderem, die
Fähigkeit des Parasiten seine Entwicklung in kalten Wintermonaten zu unterbrechen und so sein
Überleben zu sichern. Diese Entwicklungshemmung, genannt Hypobiose, betrifft das im Tier lebende 4.
sowie das präadulte (5.) Stadium. Zur Identifizierung von Transkripten, spezifisch für hypobiotische und
nicht hypobiotische Larvenstadien, wurde die Technik der Suppression Subtractive Hybridization (SSH)
verwendet. Von den somit hergestellten subtrahierten Banken wurden jeweils 2016 Klone auf High
Density Arrays gespottet und mittels Differential Screening unter Verwendung der jeweiligen
subtrahierten und unsubtrahierten Sonde in ihrer Stadiumsspezifität bestätigt. Klone, die expressed
sequence tags (EST) beinhalteten, und somit eindeutig als differentiell transkribiert erkannt wurden,
wurden sequenziert und anschließend prozessiert und geclustert. Erhaltene Transkripte wurden
weiterhin mit Hilfe von Gen Ontologie und Domäne/Motiv Suche ausgewertet und analysiert. Zudem
erfolgte eine Zuordnung zu ensprechend vergleichbaren Wegen in anderen Organsimen. Schließlich
wurden die sich ergebenen Proteine mit bereits veröffentlichten Sequenzen der verschiedenen
Datenbanken (NCBI database, Nematoda database, Parasite genome WU-Blast2 and WormBase)
verglichen. Die resultierenden Ergebnisse sollen präsentiert werden.
123
V53
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
Überprüfung neuronaler Rezeptoren bei parasitischen Nematoden und
Caenorhabditis elegans auf ihre Beteiligung am Wirkmechanismus des
Anthelminthikums Emodepsid.
Sandra Miltsch*1, Nina Krüger1, Jürgen Krücken1, Achim Harder2, Georg von SamsonHimmelstjerna1
1Institut
für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2BayerHealthCare AG, BHC-AHCRD-PARA, Leverkusen.
*[email protected]
Auf Grund der steigenden Entwicklung von Anthelminthika Resistenzen bei parasitischen Nematoden
wird die Identifikation neuer anthelminthischer Wirkstoffe immer wichtiger.
Emodepsid gehört zu einer neuen anthelminthischen Wirkstoffklasse, den Cyclooktadepsipeptiden.
Seine Wirksamkeit gegen Anthelminthika-resistente Nematodenpopulationen ist bereits bekannt,
während sein Wirkmechanismus noch Gegenstand der Forschung ist. In den letzten Jahren konnten
verschiedene putative Rezeptoren für Emodepsid untersucht werden. Der Calzium-aktivierte
Kaliumkanal SLO-1 und der G-Protein gekoppelte Rezeptor Lathrophillin-1 scheinen wichtige Rollen im
Wirkmechanismus von Emodepsid zu spielen. Ziel dieser Studie ist nun eine mögliche Beteiligung des γAminobuttersäure (GABA) Rezeptors am Emodepsid Wirkmechanismus zu überprüfen. Zusätzlich soll
eine mögliche Wechselwirkung zwischen Emodepsid und dem bekannten Anthelmintikum Piperazin
untersucht werden, sowie die Reaktion von Wildtyp Caenorhabditis elegans und unc-49 GABA Rezeptor
knock-out Mutanten auf den Neurotransmitter GABA und den GABA-Agonist Muscimol.
Material & Methoden: Caenorhabditis elegans Wildtyp Nematoden (Bristol N2) und unc-49 GABA
Rezeptor knock-out Mutanten wurden in einem Bewegungsassay verschiedenen Konzentrationen von
Emodepsid, Piperazin, GABA und Muscimol ausgesetzt. Caenorhabditis elegans wurde auf speziellen
NGM- (nematode growth medium) Agarplatten gehalten. Für die Bewegungsassays wurde der Agar mit
verschiedenen Konzentrationen des zu untersuchenden Wirkstoffes versetzt und C. elegans L4
Larvenstadien für 24 Stunden auf den Agarplatten inkubiert. Danach wurde ihre Bewegungsfähigkeit
(Anzahl sinusoidaler Schlängel-Bewegungen pro Minute) im Vergleich zur Bewegungsfähigkeit der
Nematoden auf Kontrollplatten ohne Wirkstoff untersucht.
Die unterschiedliche Reaktion von Wildtyp- und Mutantenstämmen auf den jeweiligen Wirkstoff konnte
so überprüft werden.
Für später geplante Rescue-Experimente wurde die Sequenz des Toxocara canis unc-49 GABA
Rezeptors mit Hilfe verschiedener PCR-Verfahren identifiziert.
Ergebnisse: Im Emodepsid-Bewegungsassay zeigten die Wildtyp C. elegans eine signifikant geringere
Bewegungsfähigkeit bei steigender Emodepsidkonzentration, als die unc-49 GABA Rezeptor knock-out
Mutanten.
Zusätzlich wurde die Wirkung von Piperazin auf die Wildtyp C. elegans und die unc-49 GABA Rezeptor
knock-out Mutanten getestet. Obwohl vermutet wird, dass Piperazin eine GABA-agonistische Wirkung
besitzt, hatte es sowohl auf die Wildtyp C. elegans als auch auf die unc-49 GABA Rezeptor knock-out
Mutanten den gleichen hemmenden Effekt. Vergleichende Versuche mit dem Neurotransmitter GABA
führten erst bei sehr hoher Dosierung zu einer geringen Hemmung der C. elegans Wildtyp Nematoden,
von der die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten nicht betroffen waren.
Der GABA-Agonist Muscimol hingegen zeigte eine deutliche Wirkung auf die Wildtyp C. elegans,
während die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten nicht beeinträchtigt wurden.
124
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
V53
Schlussfolgerung: Die bisherigen Resultate weisen daraufhin, dass der GABA Rezeptor am
Emodepsid Wirkmechanismus beteiligt ist, da unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten durch
Emodepsid signifikant geringer gehemmt werden als Wildtyp C. elegans. Es wurde daher die Sequenz
des unc-49 GABA Rezeptors von T. canis identifiziert, um damit weiterführende Rescue Experimente
durchführen zu können.
Während Piperazin nach den bisherigen Resultaten keine GABA-agonistische Wirkung besitzt, zeigen
die Versuche mit dem GABA-Agonist Muscimol, dass die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten
vollständig unempfindlich gegenüber der Muscimol-Wirkung sind.
Die Studie wurde finanziell gefördert von der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung, GKF
und der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG (HO 2512/1-1)
Literatur:
1. Binder C, Simon A, Binder L, Hagemann T, Schulz M, Emons G, et al. (2004) Elevated
concentrations of serum relaxin are associated with metastatic disease in breast cancer patients.
Breast Cancer Res Treat. 87:157-166
125
V54
Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie
Cryptosporidium parvum in vitro assay to assess disinfectants efficacy
on coccidian oocysts
Md. Shahiduzzaman*, Viktor Dyachenko, Ronald Schmäschke, Arwid Daugschies
Institute of Parasitology, University of Leipzig
*[email protected]
Cryptosporidium parvum is zoonotically potent coccidia. The oocysts are resistant to normal
environmental condition and common disinfectants. Lack of potent drug and disinfectants as well as
effective measures, coccidiosis is now a great challenge for animal and poultry industries, food and
drinking water suppliers. The reproducibility and reliability of results is important for evaluation of
disinfectants by a method.
A combination of cell culture and quantitative real time PCR assay is established for evaluation of
anticoccidial disinfectants (listed by German Veterinary Society- DVG) against C. parvum in vitro. C.
parvum oocysts were treated with disinfectants, washed and oocysts were incubated with HCT-8 cell
monolayer in presence of excystation medium for 3 h. Subsequently, unbound parasites were removed
by washing with growing medium and the infected monolayer were further maintained in fresh growing
medium for 48 h. Genomic DNA was extracted from each sample and performed qPCR targeting specific
sequence of 70 kDa heat shock protein gene in order to quantify development of C. parvum in cell
culture.
Treatment of oocysts with the cresolic disinfectants demonstrated dose dependent reduction of viability
of oocysts. More than 98% inactivations were recorded with at least 2% concentration of cresolic
disinfectants after 2 h of treatment except Aldecoc® XD. Bleach at 6% solution showed 92,7 %
inactivation of C. parvum oocysts. This cell culture model was compared with chicken model for E.
tenella (previous reports). Inactivation was found to be higher in cell culture for C. parvum than chicken
model for E. tenella. A minimum inactivation of 99.5% with less that 0.5 standard deviation of mean in
this cell culture model is claimed as the threshold for certification of a product suitable for disinfection of
coccidia. Application of the recommended concentration (4% for 2 h) approved by DVG (German
veterinary society) for Neopredisan® and Aldecoc® TGE at least consistently exceeded the postulated
threshold value of 99.5%. Thereafter, this cell culture model is considered as an alternative of chicken
infectivity model for E. tenella for testing anticoccidial disinfectants.
126
Postersitzung
P1
Nachweis von Toxocara vitulorum in einem Mutterkuh-Betrieb in Bayern
D. Hamel¹, R. G. Ebner², K. Pfister¹
¹Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München; ² Tierärztliche
Gemeinschaftspraxis Ebner / Würgau, Ingolstadt
*[email protected]
Toxocara vitulorum ist ein Dünndarmparasit von Rindern (Bos taurus), Wasserbüffeln (Bubalus bubalis)
und Zebus (Bos indicus). Während dieser Spulwurm in den Tropen weit verbreitet ist, sind Funde in
Europa eher selten. Die Toxocarose kann in Biobetrieben, die Extensivhaltung mit importierten
Wasserbüffeln oder Zebus und geringem Einsatz von Anthelminthika betreiben, noch angetroffen
werden.
Material und Methoden: Im Februar wurde ein weißlicher Nematode aus einem Mutterkuhbetrieb in
Bayern eingesandt. Auf dem Betrieb werden Murnau-Werdenfelser Rinder und Moor-Schafe gehalten.
Auf einer benachbarten Weide werden vier Zwergzebus gehalten.
Ergebnisse: Bei dem eingesandten Exemplar handelte es sich um einen etwa 28 cm langen weißlichen
Spulwurm, der als Toxocara vitulorum identifiziert wurde. Eine nachfolgende Untersuchung von
Kotproben 2 Kälbern aus diesem Bestand erbrachte keinen Nachweis von Toxocara-Eiern.
Schlussfolgerung: Der Nachweis von Toxocara vitulorum bei Rindern ist in Deutschland ein seltener
Befund. Eine koproskopische Untersuchung von Kotproben von Importtieren wie Wasserbüffel oder
Zebus aus tropischen Ländern oder mit bekannten Vorkommen von Toxocara vitulorum mit Behandlung
bei positivem Nachweis von Parasitenentwicklungsstadien sind zum Schutz vor einer Einschleppung
indiziert.
127
P2
Postersitzung
Erster autochthoner Fall einer Dirofilaria (Nochtiella) repens Infektion bei
einem Hund in Österreich – ein Fallbericht
Michael Löwenstein*1, Eva Spallinger2
1Institut
für Parasitologie und Zoologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich);
Zurndorf, (Österreich)
2Tierarztpraxis
*[email protected]
Die Dirofilariose des Hundes wird vor allem durch 2 Arten verursacht, Dirofilaria immitis ein Parasit des
Herz-Kreislauf-Systems (kardiovaskuläre Dirofilariose) und Dirofilaria (Nochtiella) repens ein Parasit des
subkutanen Gewebes (kutane Dirofilariose). Beide Parasiten wurden zwar immer wieder in Österreich
nachgewiesen, jedoch handelte es sich bisher immer um „importierte Parasitosen“. (HINAIDY et al.
1987; LÖWENSTEIN et al. 1988). Bis heute wurde in Österreich kein autochtoner Dirofilaria (Nochtiella)
repens Fall nachgewiesen.
Vorbericht und Klink
Bei einer Mischlingshündin (kastriert, geboren im November 1998) wurde im September 2007 bei einer
Blutuntersuchung eine zu dieser Zeit unerklärbare Eosinophilie festgestellt (Eosinophile 11 % bzw. 0,7
G/l). Im Oktober 2007 wurde die Hündin neuerlich vorgestellt, wobei eine hochgradige Konjunktivitis mit
einer deutlichen Rötung und einer deutlichen Schwellung des Unterlids beobachtet wurde. Auf Grund der
Konjunktivitis erfolgte eine Therapie mit antibiotischen Augensalben worauf die Rötung innerhalb einer
Woche zurück ging, wobei aber eine leichte Schwellung des Unterlids weiter bestehen blieb, die die
Hündin aber in keiner Weise zu beeinträchtigten schien. Im Oktober 2007 erfolgte weiters eine
routinemässige Entwurmung mit Milbemycinoxime (Milbemax®, Novartis Tiergesundheit , Basel,
Schweiz). Im November 2007 konnte beim Herunterziehen des Unterlids ein konjunktivaler Knoten
beobachtet werden, der von der Tierärztin eröffnet wurde. Beim Eröffnen des Knoten kam ein langer,
weißer, nematodenartiger Wurm zum Vorschein der entfernt wurde. Nach der Entfernung des
Nematoden kam es zu einer vollständigen Rückbildung der Schwellung und auch die Konjunktiven
zeigten keinerlei Veränderungen mehr.
Die Hündin lebte von November 1998 bis November 2000 in der Nähe von Tulln (NÖ). Seit November
2000 lebt die Hündin in Wien und in Zurndorf (Burgenland), ca. 8 km von der ungarischen Grenze
entfernt, und hat während dieser Zeit Österreich nicht verlassen.
Parasitologische Untersuchung
Bei dem Wurm handelte es sich um einen graviden, weiblichen Nematoden mit einer Länge von 128 mm
und einem Durchmesser von 635 µm. Die Vulva mündete im vorderen Teil des Körpers (2.200 µm vom
Kopf entfernt) und der Uterus war mit Mikrofilarien und Eiern gefüllt. Die Körperoberfläche des
Nematoden wies im mittleren Teil deutliche längsverlaufende kutikulare Strukturen auf, die im
Rasterelektronenmikroskop besonders deutlich zu sehen waren und den Strukturen entsprachen, die
WONG u. BRUMMER (1978) für Dirofilaria (Nochtiella) repens beschrieben haben.
Die Länge und Breite von 2 Mikrofilarien wurde mit 270 x 7 und 290 x7 µm ermittelt. Die Mikrofilarien
zeigten ein abgerundetes Vorderende und ein spitz auslaufendes, hakenförmig gebogenes Hinterende.
Da uns der Nematode in Formalin überbracht worden ist, konnte keine PCR durchgeführt werden.
Im März 2008 wurde Blut entnommen und ein Antigen-Test (FASTest®HW.Antigen, MegaCor GmbH
Diagnostik, Hörbranz, Austria) auf Dirofilaria immitis-Antigen und ein modifizierter Knott-Test
durchgeführt, die beide ein negatives Resultat erbrachten. Auf Grund der Morphologie des Nematoden
128
Postersitzung
P2
und der Mikrofilarien konnte der Nematode eindeutig der Art Dirofilaria repens zugeordnet werden. Es
handelt sich somit um den ersten autochtonen Dirofilaria repens Fall bei einem Hund in Österreich.
Literatur
1. Hinaidy, H. K., Bacowsky, H., Hinterdorfer, F. (1987): Einschleppung der Hunde-Filarien Dirofilaria
immitis und Dipetalonema reconditum nach Österreich. J.Vet.Med. B 34: 326 - 332.
2. Löwenstein, M., Meissel, H., Koller, J. (1988): Zum Dirofilaria-immitis-Befall beim Hund in
Österreich. Wien.Tierarztl.Mschr. 75: 420 - 424.
3. Wong, M. M., Brummer, M. E. G. (1978): Cuticular morphology of five species of Dirofilaria: a
scanning electron microscope study. J. Parasitol. 64: 108 - 114.
129
P3
Postersitzung
Prävalenz von Tritrichomonas foetus in Kotproben von Katzen in
Deutschland
B.U. Klein, I. Langbein-Detsch, A. Heusinger*
*[email protected]
In unserem Labor (LABOKLIN GmbH & CoKG) wurden 135 Kotproben von Katzen (12/2008 bis
02/2009) mittels PCR auf Tritrichomonas foetus (T.f.) untersucht. Es handelte sich um Verdachtsfälle
seitens der einsendenden Tierärzte. Die Katzen stammten überwiegend aus Deutschland, einige Proben
kamen aus dem Ausland. 19 Katzen (14%) zeigten einen positiven Befund. Das Signalement und die
Haltungsbedingungen der positiven Tiere wurde, soweit möglich, recherchiert. Der überwiegende Teil
dieser Tiere war 1 Jahr oder jünger. Es waren fast ausschließlich Rassekatzen betroffen. Viele Tiere
lebten in Zuchten, Tierheimen oder zumindest in einem Mehrkatzenhaushalt.
Zusätzlich wurden weitere 210 Kotproben von Katzen (12/2008 bis 02/2009) mittels PCR auf T.f.
untersucht. Diese Proben stammten aus Einsendungen zur Durchfalldiagnostik und wurden aufgrund der
schleimig-blutigen Beschaffenheit der Faeces von uns zur Untersuchung auf T.f. ausgewählt. Weitere
Daten wurden zu diesen Katzen nicht erhoben. Von diesen 210 Tieren reagierten 5,7% in der
speziesübergreifenden Trichomonaden-PCR positiv und 3,3% in der T.f.-spezifischen PCR.
Die Daten zeigen, dass T.f. als möglicher Durchfallerreger bei Katzen auch in Deutschland regelmäßig in
die Differentialdiagnose miteinbezogen werden sollte. Selbst bei Tieren mit schleimig-blutigen Faeces
als einziges Auswahlkriterium konnte T.f. bei fast 6% der Patienten als möglicher Durchfallerreger
nachgewiesen werden.
130
Postersitzung
P4
Untersuchung zur stadienspezifischen Transkriptionsrate des
Latrophilin-ähnlichen Proteins 2 in Cooperia oncophora
Nina Krüger*1, Claudia Welz1, Georg von Samson-Himmelstjerna*1
1
Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
*[email protected]
Bei über 40% der derzeit erhältlichen verschreibungspflichtigen Pharmazeutika stellen G-proteingekoppelte Rezeptoren (GPCRs) das Zielprotein dar. Obwohl es sich bei den meisten Zielproteinen für
Anthelminthika um Ionenkanäle handelt, werden GPCRs ebenfalls als mögliche Bindungspartner
diskutiert. Für die neue anthelminthisch aktive Substanz Emodepsid wurde nachgewiesen, dass ihre
Wirkung auf die Pharynxpumprate in dem freilebenden Nematoden Caenorhabditis elegans unter
anderem über das Latrophilin-ähnliche Protein 1 (LAT-1) vermittelt wird. Außerdem wird das Latrophilinähnliche Protein 2 (LAT-2) als mögliches Zielprotein von Emodepsid diskutiert, seine Beteiligung am
Wirkmechanismus konnte jedoch bislang nicht experimentell bestätigt werden. Die Effektivität von
Emodepsid ist in den Larvenstadien I-III reduziert. Ziel dieser Untersuchung war es den orthologen
Rezeptor des C. elegans LAT-2 in dem Rindernematoden Cooperia oncophora zu identifizieren und
mittels quantitativer real-time PCR die Transkriptionsrate des Rezeptors in verschiedenen
Entwicklungsstadien zu bestimmen.
Material & Methoden: Für die RNA Isolierung (Trizol® Reagenz, Invitrogen) wurden jeweils 5000 Eier,
LI/LII und LIII eingesetzt, sowie jeweils 10 adulte männliche und weibliche Würmer. cDNA wurde aus
jeweils 1 µg RNA (RevertAid™ First strand cDNA synthesis kit, Fermentas) unter Verwendung von
random hexamer Primern hergestellt. Für die quantitative real-time PCR wurde der Brilliant® II SYBR®
Green QPCR Master Mix und das Mx3005P® QPCR System (Stratagene) verwendet. Es wurden für die
Amplifikation Intron umspannende Primer ausgewählt. Drei unabhängig transkribierte cDNA-Proben
eines jeden Entwicklungsstadiums wurden jeweils in Duplikaten untersucht und die Experimente einmal
wiederholt. Um eine Quantifizierung zu ermöglichen wurden Glyceraldehyd-3-Phosphat Dehydrogenase,
ß-Tubulin, 60 S acidic ribosomal protein und 18 S rRNA als mögliche Referenzgene eingesetzt. Für die
Analyse der ermittelten Daten wurde eine modifizierte 2-ΔΔCt Methode angewendet (qBase, Gent).
Ergebnisse: Mittels der quantitativen real-time PCR konnte zunächst festgestellt werden, dass alle vier
eingesetzten möglichen Referenzgene als solche im Vergleich von Transkriptionsraten über
verschiedene Entwicklungsstadien von C. oncophora zu verwenden sind, wobei ß-Tubulin die stabilste
Transkription aufwies. Für lat-2 wurde keine differentielle Transkription innerhalb der fünf untersuchten
Stadien ermittelt.
Schlussfolgerungen: C. oncophora lat-2 wird über die fünf Entwicklungsstadien stabil transkribiert und
könnte daher ebenfalls als Referenzgen für quantitative real-time PCR Experimente eingesetzte werden.
Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da die verschiedenen Entwicklungsstadien vom Ei bis zum
adulten Wurm biologisch sehr verschieden sein können, da sie unterschiedlichen Umweltbedingungen
ausgesetzt sind und dies eine spezielle Anpassung erfordert, die sich auch auf den Expressionsgrad von
Proteinen auswirken kann.
131
P5
Postersitzung
Die Metaphylaxe der Saugferkelkokzidiose - Einfluss von Toltrazuril auf
hämatologische Parameter und die Entwicklung von spezifischen
Antikörpern bei Isospora suis Infektionen.
Marjolijn Schlepers1,2, Bärbel Ruttkowski2, Anja Joachim2, Hanna L. Worliczek*2
1Fakultät
für Veterinärmedizin, Universität Utrecht (Niederlande); 2Institut für Parasitologie, Department
für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich)
*[email protected]
Toltrazuril (Baycox® 5%) ist der einzige derzeit zugelassene Wirkstoff zur Bekämpfung von I. suisInfektionen bei Saugferkeln. Durch den metaphylaktischen Einsatz werden die Oozystenausscheidung
und der durch die Infektion verursachte katarrhalische Durchfall weitgehend unterbunden. In dieser
Studie sollte untersucht werden, ob die Behandlung mit Toltrazuril auch einen Einfluss auf
hämatologische Parameter und die Bildung von Isospora-spezifischen Antikörpern hat.
Material & Methoden: Sechzehn Ferkel wurden am dritten Lebenstag (LT) mit je1000 Oozysten infiziert.
An LT 5 wurde die Hälfte der Tiere mit Baycox® 5% behandelt. Von LT 7-20 wurde der Kot täglich auf
Oozystenausscheidung und Durchfall untersucht. An den LT 7, 14, 21 und 28 wurden den Tieren
Blutproben entnommen und weißes und rotes Blutbild untersucht sowie ein Indirekter
Immunfluoreszenzantikörpertest (IIFAT) durchgeführt. Als Antigen wurden I. suis Merozoiten eingesetzt.
Ergebnisse: Die unbehandelten Tiere entwickelten Durchfall und zeigten Oozystenausscheidung, die
behandelten Tiere nicht. Der spezifische Antikörpertiter war bei behandelten Tieren an LT 21 und 28
signifikant niedriger als bei unbehandelten Tieren, wobei in präkolostralen Seren gar keine Antikörper
und im Kolostrum selbst sehr hohe Konzentrationen an Antikörpern festgestellt werden konnten. Weder
im weißen noch im roten Blutbild konnten signifikante Unterschiede zwischen behandelten und
unbehandelten Tieren beobachtet werden.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Toltrazuril keinen Einfluss auf
das Blutbild Isospora-infizierter Ferkel in den ersten vier Lebenswochen hat. Die spezifischen
Antikörpertiter in den ersten beiden Lebenswochen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Das dürfte
auf die Aufnahme maternaler Antikörper mit dem Kolostrum zurückzuführen sein. In behandelten Tieren
fällt der Titer mit der dritten Lebenswoche ab, vermutlich weil maternale Antikörper abgebaut aber noch
keine eigenen Antikörper gebildet werden. Im Gegensatz dazu bleibt der Titer bei unbehandelten Tieren
bis zur vierten Lebenswoche auf dem gleichen Niveau. Durch den intensiven Kontakt mit
Vermehrungsstadien von I. suis dürfte es hier schließlich zur Produktion körpereigener Antikörper
kommen. Weder maternale noch selbst gebildete Antikörper bieten Ferkeln in diesem Alter einen Schutz
vor der Infektion, trotz deutlich ausgeprägtem Antikörpertiter erkrankten alle unbehandelten Tiere nach
der Inokulation mit I. suis.
132
Postersitzung
P6
Vorkommen von Giardia spp. und Tritrichomonas (T.) foetus bei Katzen
im Raum Berlin / Brandenburg
Nadia Asisi*1, Dietmar Hamel2, Kurt Pfister2, Barbara Kohn1
1Klinik
für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, FU Berlin; 2Institut für Vergleichende
Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München, Deutschland.
[email protected]
Ziel der Studie war es, bei Katzen mit und ohne Durchfall die Befallshäufigkeit mit Giardia spp. und T.
foetus zu ermitteln.
Patienten & Methoden: Bei 41 gesunden und 107 Katzen, die wegen verschiedener Erkrankungen
zwischen Februar 2008 und April 2009 in der Kleintierklinik vorgestellt wurden, wurde eine
parasitologische Kotuntersuchung durchgeführt. Folgende Verfahren kamen zur Anwendung:
Flotationsmethode, MIFC-Anreicherungsverfahren, Anreicherung von T. foetus (InPouchTF™Kulturmedium), ELISA-Koproantigentest auf Giardia spp.. Anhand eines Fragebogens wurden Daten zu
Herkunft, Haltung, Fütterung, Impf- und Entwurmungsstatus sowie Gesundheitszustand erhoben.
Ergebnisse: Bei 8 Katzen mit und nur bei einer ohne Diarrhoe wurden Giardia spp. bzw. T. foetus
nachgewiesen (Tab. 1). Der Durchfall war bei allen 8 betroffenen Katzen chronisch. Die 5 T. foetuspositiven Katzen waren Zucht- bzw. Rassekatzen im Alter von 7 Mon. (1), 10 Mon. (2) und 3 bzw. 8
Jahren. Je ein Partnertier von 2 T. foetus-positiven Katzen litt ebenfalls an Durchfall, der
Erregernachweis mittels InPouchTF™ -Kulturmedium war jedoch negativ. Die 4 Giardia-positiven Katzen
waren 6 und 7 Mon. und 2 bzw. 3 Jahre alt. Zwei dieser Katzen stammten aus Mehrkatzenhaushalten,
bei den Partnerkatzen konnten keine Giardia spp. nachgewiesen werden. Bei 3 Katzen mit
Folgeuntersuchungen war der Giardia-ELISA-Test nach Therapie negativ. Drei der 5 T. foetus-positiven
Katzen wurden mit Ronidazol therapiert, 2 waren danach symptomfrei, eine verstarb aufgrund einer
anderen Erkrankung. Die beiden Partnerkatzen von T. foetus-positiven Tieren wurden ebenfalls mit
Ronidazol therapiert, auch sie waren danach symptomfrei.
Insgesamt 7 Katzen waren mit Cystoisospora (2), Toxocara cati (4) bzw. Toxascaris leonina (1) infiziert.
Keine Katze war mit mehreren Erregern infiziert. Von den 16 parasitologisch positiven Katzen waren 15
Wohnungskatzen und nur eine Freigänger (Alter 0,5–11 Jahre, Median 1,8 J.). Von 146 Katzen waren 32
laut Besitzerangaben nie entwurmt worden (von 2 Findlingskatzen keine Angabe). Die 5
helminthologisch positiven Katzen waren zuletzt vor etwa 3, 6 bzw. 12 Mon. entwurmt worden.
Tab. 1: Ergebnisse der parasitologischen Kotuntersuchungen von 148 Katzen (24 Freigänger, 124
Wohnungskatzen, Alter 0,5-13 Jahre; Median 4,6 J.)
Gruppe
Mit Durchfall
(n=54 / 36,5 %)
Ohne Durchfall
(n=94 / 63,5%)
Giardia
spp.
Nachweis
3 (5,5 %)
T.
foetus
Nachweis
5 (9 %)
Andere Endoparasiten
3 (5,5 %)
Gesamt positiv
11 (20,4 %)
1 (1 %)
0
4 (4 %)
5 (5 %)
133
P6
Postersitzung
Schlussfolgerungen: Insbesondere bei an Durchfall erkrankten, aber auch bei symptomlosen Katzen,
sollte eine Parasitose immer in Betracht gezogen werden, auch wenn es sich um Wohnungskatzen
handelt. Neben den bereits bekannten Erregern sollte T. foetus künftig ins Untersuchungsspektrum
miteinbezogen werden. Laut Literatur weist die Anreicherung mittels InPouchTF™-Kulturmedium im
Vergleich zum Direktnachweis eine deutlich höhere Sensitivität auf, PCR-Untersuchungen des Kotes
erwiesen sich als sensitivste Methode und sind in Arbeit.
134
Postersitzung
P7
Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts sowie
Seroprävalenz der Toxoplasmose bei Katzen in Deutschland (2004–2006)
Majda Globokar1*, Nikola Pantchev1, Klaus Failing2, Horst Zahner3, Christian Bauer3
1Vet
Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories, 71636 Ludwigsburg; 2AG Biomathematik und
Datenverarbeitung, Justus-Liebig-Universität Gießen, 35392 Gießen; 3Institut für Parasitologie, JustusLiebig-Universität Gießen, 35392 Gießen
*[email protected]
Diese Querschnittsstudie diente dem Ziel, aktuelle Daten über die Häufigkeit des Vorkommens von
Endoparasitosen bei Katzen in Deutschland zu liefern. Dazu wurden Untersuchungsbefunde von Kotund Blutproben, die dem Vet Med Labor von Tierärzt(innen) in den Jahren 2004–2006 zugesandt
worden waren, ausgewertet.
Mittels ZnCl2-NaCl-Flotationsverfahren wurden Toxocara-Eier in 4,8 % (95 %-Konfidenzintervall: 4,6–5,1
%), Oozysten von Isospora spp. (I. felis, I. rivolta) in 3,8 % (3,6–4,0 %), Capillaria spp.-Eier in 0,5 %
(0,5–0,6 %), Toxoplasma gondii-ähnliche Oozysten in 0,4 % (0,3–0,4 %), Taeniiden-Eier in 0,2 % (0,2–
0,3 %), Hakenwurmeier und Sarcocystis-Sporozysten in je 0,1% (0,1–0,2 %) sowie Toxascaris-Eier in
0,04 % (0,02–0,07 %) der Kotproben (n = 26.491) nachgewiesen. Giardia- oder Cryptosporidiumspezifische Koproantigene wurden mittels Kopro-ELISA (ProSpecT® Giardia Microplate Assay, n =
26.092 Proben; ProSpecT® Cryptosporidium Microplate Assay, n = 624 Proben) in 15,4 % (15,0–15,8
%) bzw. 8,3 % (6,3–10,9 %) der Proben festgestellt. Larven von Aelurostrongylus abstrusus waren
mittels Baermann-Trichterverfahren in 2,6 % (0,1–7,5 %) von 114 Kotproben zu finden. Weniger als 0,1
% aller eingesandten Kotproben enthielten Proglottiden von Taenia spp., Mesocestoides spp., Dipylidium
caninum oder Diplopylidium/Joyeuxiella spp.
Die mit dem indirekten Immunfluoreszenz-Antikörper-Test ermittelte Seroprävalenz von Toxoplasma
gondii-spezifischen IgM-Antikörpern (Titer ≥ 1:16) und IgG-Antikörpern (Titer ≥ 1:64) betrug 6,2 % (5,3–
7,2 %; n = 2.616 Seren) bzw. 38,3 % (26,7–39,9 %; n = 3.693 Seren).
135
P8
Postersitzung
Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei
Hunden in Deutschland (2004–2006)
Majda Globokar1*, Nikola Pantchev1, Klaus Failing2, Horst Zahner3, Christian Bauer3
1Vet
Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories, 71636 Ludwigsburg; 2AG Biomathematik und
Datenverarbeitung, Justus-Liebig-Universität Gießen, 35392 Gießen; 3Institut für Parasitologie, JustusLiebig-Universität Gießen, 35392 Gießen
*[email protected]
Diese Querschnittsstudie diente dem Ziel, aktuelle Daten über die Häufigkeit des Vorkommens von
Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei Hunden in Deutschland zu liefern. Dazu wurden
Untersuchungsbefunde von Kotproben, die dem Vet Med Labor von Tierärzt(innen) in den Jahren 2004–
2006 zugesandt worden waren, ausgewertet.
Mittels ZnCl2-NaCl-Flotationsverfahren wurden Toxocara-Eier in 4,6 % (95 %-Konfidenzintervall: 4,4–4,8
%), Oozysten von Isospora spp. (I. canis, I. burrowsi/ohioensis) in 4,5 % (4,3–4,7 %), Hakenwurmeier in
1,3 % (1,2–1,4 %), Eier von Trichuris vulpis in 0,9 % (0,8–1,0 %), Eier von Toxascaris leonina und
Capillaria spp. in je 0,6 % (0,5–0,7 %), Taeniiden-Eier in 0,27 % (0,2–0,3 %), Neospora caninumähnliche Oozysten in 0,13 % (0,1–0,2 %), Sarcocystis-Sporozysten in 0,06 % (0,04–0,08 %) sowie
Strongyloides-Eier in < 0,01 % aller Kotproben (n = 53.693) nachgewiesen. Giardia- oder
Cryptosporidium-spezifische Koproantigene wurden mittels Kopro-ELISA (ProSpecT® Giardia Microplate
Assay, n = 53.534 Proben; ProSpecT® Cryptosporidium Microplate Assay, n = 1.554 Proben) in 22,8 %
(22,4–23,1 %) bzw. 10,0 % (8,5–11,6 %) der Proben festgestellt. Mittels Baermann-Trichterverfahren
waren Crenosoma vulpis-Larven in 2,2 % (1,1–3,8 %) und Angiostrongylus vasorum-Larven in 1,0 %
(0,3–2,3 %) von 509 Proben nachzuweisen. In weniger als 0,01 % aller eingesandten Kotproben wurden
makroskopisch Proglottiden von Taenia spp., Mesocestoides spp. oder Diplopylidium/Joyeuxiella spp.
gefunden.
136
Postersitzung
P9
Komplette Entwicklung von Isospora suis in der Zellkultur
Bärbel Ruttkowski*, Roman Peschke, Anja Joachim, Hanna L. Worliczek
Institut für Parasitologie, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien
(Österreich)
*[email protected]
Isospora suis, der Erreger der Saugferkelkozidiose, wurde bislang vor allem in epidemiologischen
Feldstudien oder im Tiermodell nach experimentellen Infektionen in vivo untersucht. Für Forschung ohne
den Einsatz von Tierversuchen steht bislang kein geeignetes und reproduzierbares Zellkulturmodell mit
Zellen des natürlichen Wirtes z. B. für Wirkstofftestungen und Untersuchungen von Wirt-ParasitInteraktionen auf zellulärer Ebene sowie zur Produktion von Antigen zur Verfügung.
Material & Methoden: Als Wirtszellen wurden intestinale Schweineepithelzellen (IPEC-1; intestinal
porcine epithelial cells) verwendet. Die Zellen wurden in DMEM-Medium mit 5% fötalem Kälberserum
kultiviert. Für in vitro Infektionen wurden die Wirtszellen sowohl in Vollmedium als auch in
serumreduziertem Medium (0,25%) ausgesät und mit Sporozoiten von I. suis infiziert. Der
Infektionsverlauf wurde täglich mikroskopisch kontrolliert und der Zellkulturüberstand abgenommen und
weiter untersucht, sobald freie parasitäre Stadien gefunden wurden.
Ergebnisse: In beiden verwendeten Medien konnten intrazellulär Merozoiten nachgewiesen werden. Auf
Grund des schnellen Wachstums der Wirtszellen im Vollmedium konnte hier aber keine weitere
Entwicklung beobachtet werden. In serumreduziertem Medium konnten ab Tag 11 nach der Infektion
Oozysten – sowohl intrazelluläre unreife Stadien in der Kultur als auch unsporulierte Stadien mit deutlich
ausgeprägtem Sporonten im Kulturüberstand – gefunden werden.
Schlussfolgerungen: Der komplette Entwicklungszyklus von I. suis konnte erstmals in der Zellkultur
dargestellt und somit eine Grundlage für in vitro Untersuchungen der Saugferkelkokzidiose geschaffen
werden.
137
P10
Postersitzung
Molecular phylogeny of clonal trichomonad isolates inferred from
nuclear small subunit rRNA gene sequences and ITS-1, 5.8S rRNA and
ITS-2 sequences
Elvira Grabensteiner, Ivana Bilic, Michael Hess*
Department for Farm Animals and Veterinary Public Health, Clinic for Avian, Reptile and Fish Medicine,
University of Veterinary Medicine Vienna, Veterinärplatz 1, A - 1210 Vienna (Austria)
*[email protected]
Trichomonas gallinae is a flagellated protozoon and the etiological agent of avian trichomonosis (Locke
& James 1962; Stabler 1954). Despite its importance, especially in columbiformes and falconiformes,
only a few molecular studies have yet been performed in order to investigate the degree of genetic
diversity and cross-transmissibility between different isolates of this parasite.
Materials and Methods: A total of 63 clonal trichomonad isolates were obtained out of 17 birds
belonging to five different bird species. Establishment of clonal cultures and in vitro propagation were
performed by an already established procedure (Hess et al. 2006). All of the protozoal strains were
isolated between the years 2005 and 2008 out of the oropharynx from three racing pigeons (Columbia
livia forma domestica), one feral pigeon (Columbia livia), two Eurasian collared-doves (Streptopelia
decaocto), eight budgerigars (Melopsittacus undulatus), one canary bird (Serinus canaria forma
domestica) and one bearded vulture (Gypaetus barbatus) as well as out of the caecal contents from one
chicken (Gallus gallus domesticus). With the exception of the bearded vulture which originated from the
Czech Republic, all other birds were from Austria. All of the birds displayed clinical signs of
trichomonosis and were bred and kept in captivity with the exception of the feral pigeon and the two
Eurasian collared-doves which were wild birds. Out of each 63 clonal cultures DNA was extracted and
two different regions, 18S rRNA gene and ITS1-5.8S-ITS2 region were amplified by PCR. The generated
products were sequenced in both directions. Subsequent analyses of obtained sequences included
BLAST search algorithm, multiple nucleotide alignments and phylogenetic analyses using Clustal X and
PHYLIP (package version 3.68) software.
Results: Employing the BLAST search algorithm all sequences were identified as trichomonad specific
sequences. Multiple nucleotide alignments of parts of the 18S rRNA gene and the complete ITS1-5.8SITS2 region from all 63 isolates demonstrated that many sequences were identical. Most of the identical
sequences originated from clonal isolates generated out of the same bird or bird species. Yet, in two
cases, in racing pigeons nos. 231 and 8855, respectively, two different sequence types were identified
among clones generated from the same bird. Finally, a total of 8 different 18S rRNA and 6 different ITS15.8S-ITS2 sequence types were identified. In addition to the above mentioned sequences a
concatenated sequence including the complete ITS1-5.8S-ITS2 region and the 18S rRNA gene was
manually generated for all isolates. Multiple nucleotide alignments of such sequences identified 9
different sequence types. Only different sequence types were used in subsequent analyses. Newly
identified trichomonad sequences were compared to already available homologous sequences of
Trichomonas gallinae, Trichomonas vaginalis, Trichomonas canistomae and Trichomonas tenax.
Similarity matrices calculated for the 18S rRNA gene demonstrated that all except one isolate showed
highest homology to already available T. gallinae sequences. Exceptionally, one isolate from a bearded
vulture (no. 9361) showed highest homology to T. vaginalis. Contrary to this, the similarity matrices
calculated for the ITS1-5.8S-ITS2 region demonstrated that not all of the new sequences showed the
highest homology to already available T. gallinae sequences. Remarkably, the isolates from racing
138
Postersitzung
P10
pigeons nos. 7859 (clones 1 and 2) and 231 (clone 3) displayed the highest homology (97.3%) to T.
tenax; clone 1 from racing pigeon no. 231 that showed highest (88.6%) homology to T. canistomae; and
isolate from bearded vulture 9361 that showed highest (96.3%) homology to T. vaginalis.
Phylogenetic analyses were performed with the 18S rRNA gene, the ITS1-5.8S-ITS2 gene region
sequences obtained during this study and the concatenated sequences of the two loci. All three
phylogenetic trees generated with the neighbour-joining method displayed the same distribution of the
isolates into three major clades: T. gallinae-like isolates, T. tenax-like isolates and T. vaginalis-like
isolates. Most of the sequences identified in the present study clustered together with other available T.
gallinae sequences. However, isolates from racing pigeons 231 (clone 3) and 7895 grouped together
with T. tenax, while the isolate from the bearded vulture clustered with T. vaginalis. The only isolate that
did not cluster in any of the three clades was clone 1 from racing pigeon 231. Best tree separation
supported with high bootstrap values was obtained when the concatenated sequences were used for
analysis. In addition, phlogenetic analyses using maximum likelihood and maximum parsimony were
performed with all three alignments. Trees generated with these methods demonstrated generally the
same features supporting the distribution of all isolates in three distinct clades.
Conclusions: A total of 63 clonal trichomonad cultures were successfully obtained from birds displaying
an infection with T. gallinae. Sequence analyses of the 18S rRNA gene, the complete ITS1-5.8S-ITS2
region and the concatenated sequences of both loci from 63 clonal trichomonad isolates showed that
even though many isolates were identical the ones displaying differences revealed a high degree of
sequence divergence. In two cases isolates generated from the same bird displayed sequence
divergence, indicating a possible mixed infection and the advantage of clonal cultures. Sequences of
most of the isolates were highly homologous to already available T. gallinae sequences. Contrary to this,
some isolates displayed higher homologies to T. tenax or T. vaginalis. This feature was clearly
demonstrated in phylogenetic trees where separation of isolates in three distinct clades was observed.
Literature:
1. Hess M, Kolbe T, Grabensteiner E, Prosl H (2006): Clonal cultures of Histomonas meleagridis,
Tetratrichomonas gallinarum and a Blastocystis sp. established through micromanipulation.
Parasitology 133: 547-54.
2. Locke LN and James P. (1962) Trichomonad canker in the Inca dove, Scardafella inca (Lesson). J
Parasitol 1962; 48: 497
3. Stabler RM (1954) Trichomonas gallinae: a review. Exp Parasitol. 3(4):368-402.
139
P11
Postersitzung
Vektor-übertragene Importerkrankungen bei Hunden aus Südosteuropa
Cornelia Silaghi*, Dietmar Hamel, Claudia Thiel, Andrea Mihalkov, Kurt Pfister
Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München
*[email protected]
Reise- und Importerkrankungen des Hundes spielen in der Kleintiermedizin eine wachsende Rolle. Die
wichtigsten vektor-übertragenen parasitären und bakteriellen Erkrankungen, die unter den Begriff „Reiseund Importerkrankungen“ fallen, sind die Canine Babesiose, Leishmaniose, Dirofilariose, Hepatozoonose
und die Canine Monocytäre Ehrlichiose. Während zur epidemiologischen Situation im westlichen
Mittelmeerraum mit Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Frankreich viele Studien vorliegen, fehlen
aktuelle Angaben zu Ländern Südosteuropas – Ungarn, Rumänien, Bulgarien – und des Balkans –
Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien.
Im Rahmen dieser Studie werden Blutproben von Hunden aus Südosteuropa und dem Balkan auf die
Erreger der Leishmaniose, Caninen Babesiose, Hepatozoonose, Caninen Monocytäteren Ehrlichiose,
Caninen Granulozytären Anaplasmose und Dirofilariose mit serologischen – Blutausstrich, IFAT, ELISA
– und molekularbiologischen Methoden – PCR, Sequenzierung von PCR-Produkten – untersucht.
Die Proben werden vor allem über Tierschutzorganisationen erhalten, die EDTA-Blut der von ihnen
importierten Hunde an das Routinediagnostiklabor des Lehrstuhls für Vergleichende Tropenmedizin und
Parasitologie senden. Bisher wurden insgesamt 96 Proben untersucht, welche aus Rumänien (43),
Ungarn (43), Bosnien-Herzogowina (2), Serbien (2), der Slowakei (2), Kenia (1), Kroatien (1), Tunesien
(1) und der Türkei (1) stammten.
In den Blutausstrichen konnten keine Blutparasiten entdeckt werden. Serologisch konnten Antikörper auf
Babesia canis (21/96), Leishmania spp. (6/96) und Ehrlichia canis (4/96) nachgewiesen werden. Der
DiroCheck-ELISA war in 3 Fällen positiv, in 2 dieser Blutproben wurden auch Mikrofilarien im Knott-Test
entdeckt,. In den bisher molekularbiologisch auf E. canis, Leishmania spp. oder Hepatozoon canis
untersuchten Proben (n=49) konnte keine DNA dieser Erreger nachgewiesen werden. Eine Probe
enthielt DNA von A. phagocytophilum.
Von 96 untersuchten Proben waren 10 positiv auf B. canis DNA, während weitere 41 sehr schwach
positiv waren. Diese Ergebnisse werden derzeit mittels Sequenzierung und weiterer PCRs überprüft.
Diese ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass besonders die Canine Babesiose eine Rolle als
Importinfektion bei Hunden aus Südosteuropa spielt. Viele Infektionen scheinen aber sehr schwach oder
subklinisch vorzuliegen.
140
Postersitzung
P12
Stadienspezifische Expression von sechs Kalziumabhängigen
Proteinkinasen von Cryptosporidium parvum in vitro
Manja Etzold*, Arwid Daugschies, Viktor Dyachenko
¹Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
*[email protected]
Cryptosporidium spp. werden den Apikomplexa zugeordnet. Diese Erreger besitzen zoonotisches
Potential und verursachen meist intestinale aber auch respiratorische Infektionen, wobei ein breites
Spektrum an Wirten empfänglich ist. Im Genom von Cryptosporidium parvum können sieben
Kalziumabhängige Proteinkinasen (CDPKs) und vier CDPK - ähnliche Proteinkinasen (CRKs)
nachgewiesen werden. Neben Apikomplexa sind solche Kinasen auch in Pflanzen und Algen bekannt.
Basierend auf phylogenetischen und strukturellen Analysen wurden sechs CDPKs mit klassischer
Domänenstruktur für nähere Untersuchungen zur stadienspezifischen Expression ausgewählt.
Die kodierenden Sequenzen folgender CDKPs cgd3_920, cgd5_820, cgd4_3330, cgd2_1300,
cgd2_1060 und cgd7_1840 wurden aus der CryptoDB.org Datenbank entnommen.
Material und Methoden: Zellkulturen mit menschlichen ileozäkalen Adenokarzinomzellen (HCT-8)
wurden mit den Sporozoiten aus 4 x 105 frisch exzystierten Oozysten von C. parvum in 6 Well Platten
infiziert und anschließend die Gesamt - RNA zu den Zeitpunkten 3 h, 21 h, 27 h, 43 h und 51 h isoliert.
Der Nachweis von Transkripten erfolgte dann durch Reverse Transkription, 3’RACE-PCR und
anschließender nested PCR. Ebenso wurde RNA aus Sporozoiten frisch exzystierter Oozysten von
C. parvum untersucht. Ein spezifischer Antikörper für cgd3_920 wurde durch die Immunisierung von
Kaninchen gewonnen und im Immunoblot eingesetzt.
Ergebnisse: Es konnten Transkripte aller sechs ausgewählten CDPKs in Sporozoiten sowie in
infizierten HCT-8 Zellen zu den Zeitpunkten 21 h, 43 h und 51 h nach der Infektion nachgewiesen
werden. Im Immunoblot reagierte der für cgd3_920 spezifische Antikörper stark mit einem Antigen von
56 kDa in Proteinextrakten der Sporozoiten. In infizierten HCT-8 Zellen konnten keine Reaktionen des
Antikörpers beobachtet werden.
Schlussfolgerungen: Alle ausgewählten CDPKs werden in Sporozoiten transkribiert. Zu den
Zeitpunkten 21 h, 48 h und 51 h nach der Infektion liegen Transkripte aller sechs ausgewählten Kinasen
vor, was auf eine wichtige Funktion dieser Kinasen im Entwicklungszyklus von Cryptosporidium parvum
hinweist. Im Immunoblot konnte ein Protein mit einem Molekulargewicht von 56 kDa nachgewiesen
werden, was dem kalkulierten Molekulargewicht von 55.72 kDa für cgd3_920 entspricht. Es handelt sich
sehr wahrscheinlich um eine spezifische Reaktion des Antikörpers. Die CDPK, für welche cgd3_920
kodiert, wird in Sporozoiten transkribiert und translatiert.
141
P13
Postersitzung
Effects of curcumin (Diferuloylmethane) on Eimeria tenella sporozoites
in vitro.
Reda E. Khalafalla *1,2, Md. Shahiduzzaman1, A. Y. Desouky2, Uwe Müller3, Viktor
Dyachenko1, Arwid Daugschies1
1Institute
of Parasitology, Faculty of Veterinary Medicine, University Leipzig; 2Parasitology Dep., Fac.
Vet. Medicine, Kafrelsheikh University, Kafrelsheikh (Egypt); 3Institute of Immunology, Faculty of
Veterinary Medicine, University Leipzig.
*[email protected]
The negative effects of coccidiosis on poultry health and productivity and increasing problems related to
drug resistance have stimulated the search for novel and alternative methods of control. The present
study evaluates the anticoccidial activity of curcumin, the main constituent of turmeric. Its effects were
evaluated on Eimeria tenella sporozoites, including morphological alterations, sporozoite viability and
infectivity to Madin Darby Bovine Kidney cells (MDBK). Morphological alterations of the sporozoites were
recorded as deformation due to swelling and cell membrane corrugations.
Curcumin at concentrations of 25, 50, 100, 200 and 400 µM showed considerable effects on sporozoite
morphology and viability in a dose dependent manner after incubation over 3, 6, 18 and 24 h while lower
curcumin concentrations (6.25 and 12.5 µM) were not harmful. In comparison to the untreated control,
sporozoite infectivity was reduced at curcumin concentrations of 100 µM and 200 µM in a dose
dependant manner by 41.64 and 72.81%, respectively. Negative effects of curcumin on MDBK cells were
not seen at these concentrations; however, curcumin at concentrations of 1800, 600, and 400 µM were
toxic to MDBK cells and affected their proliferation. In conclusion, curcumin exhibited a marked inhibitory
effect in vitro on E.tenella sporozoites inducing morphological changes and reducing their viability and
infectivity.
142
Postersitzung
P14
Einfluss unterschiedlicher Embryonierungsvarianten auf die
Entwicklung von Spulwurmeiern in der Desinfektionsmittelprüfung
Frank Stöckel*, Ronald Schmäschke
Institut für Parasitologie, Universität Leipzig
*[email protected]
Im Rahmen der DVG-Prüfung chemischer Desinfektionsmittel gegen Helmintheneier, welche an nicht
embryonierten Eiern des Schweinespulwurms (Ascaris suum) erfolgt, ist im Anschluss an die
Desinfektion die 21-tägige Embryonierung der Askarideneier in Zellkulturplatten vorgeschrieben, in
denen sie jeden zweiten Tag mittels einer Pasteurpipette belüftet werden müssen.
Um zu überprüfen, ob die Sauerstoffzufuhr oder die Art der Aufbewahrung während der Embryonierung
einen Einfluss auf die Embryonierungsrate hat, wurden verschiedene Embryonierungsvarianten
miteinander verglichen.
Material & Methoden: Die Spulwurmeier wurden in einem Standzylinder mit Neopredisan ® 135-1 in
zwei verschiedenen Konzentrationen (1,5 und 2 %) und fünf unterschiedlichen Einwirkzeiten (15, 30, 45,
60 und 75 Minuten) desinfiziert. Nach Ablauf der Einwirkzeit wurde die Suspension zum Stopp der
Desinfektionsmittelwirkung in 1,5 l Schraubdeckelgläser überführt und mittels Aqua fontis verdünnt und
nach 24stündiger Sedimentation acht verschiedenen Embryonierungsarten zugeführt. Jeweils ca. 50.000
Eier wurden in 30 ml Wasser suspendiert und in 6-well-Zellkulturplatten bzw. in 50 ml Zellkulturflaschen
überführt. Die Kavitäten der Platten wurden jeden zweiten Tag entweder durch dreimaliges
Zusammendrücken einer Pasteurpipette, Belüften mittels einer Membranpumpe für 10 Sekunden bzw.
fünf Minuten oder überhaupt nicht belüftet. Die Zellkulturflaschen wurden für 10 Sekunden bzw. 5
Minuten mittels einer Membranpumpe belüftet oder wurden ohne Belüftung stehend oder liegend
gelagert. Zur Ermittlung der jeweiligen Embryonierungsrate für die belüfteten Versuchsansätze diente
eine mittels Pasteurpipette belüftete unbehandelte Kontrolle, für die Versuchsansätze ohne Belüftung
wurde eine ebenfalls unbelüftete Kontrolle verwendet. Jeder Versuchsansatz wurde sechsmal
wiederholt. Zur Auswertung wurden jeweils 300 Eier ausgezählt.
Ergebnisse: Die Mittelwerte der verschiedenen Embryonierungsraten sind für die Versuche mit 1,5
%igem Neopredisan ® 135-1 in Tabelle 1 und für die Versuche mit 2 % in Tabelle 2 zusammengefasst.
Tabelle 1: Embryonierungsraten Neopredisan®-1,5 %
Einwirkzeit
15 min
Embryonierungsvariante
Platte / Pasteurpipette
Platte / 10 Sek.
Platte / 5 min
Flasche / 10 Sek.
Flasche / 5 min
Platte ohne Belüftung
Flasche stehend ohne Belüftung
Flasche liegend ohne Belüftung
Kontrolle ohne Belüftung
Kontrolle / Pasteurpipette
75,57 %
74,99 %
75,53 %
77,68 %
73,74 %
72,57 %
73,88 %
76,31 %
97,06 %
96,22 %
30 min
45 min
60 min
75 min
48,48 %
48,10 %
49,95 %
50,27 %
49,45 %
47,01 %
46,65 %
48,97 %
96,56 %
95,89 %
15,05 %
16,32 %
15,81 %
13,87 %
12,17 %
14,57 %
12,48 %
14,23 %
96,33 %
96,72 %
3,29 %
2,48 %
2,14 %
1,50 %
1,67 %
2,19 %
1,85 %
1,96 %
97,33 %
96,78 %
0,70 %
0,58 %
0,75 %
0,69 %
0,35 %
0,87 %
0,23 %
0,69 %
96,83 %
96,94 %
143
P14
Postersitzung
Tabelle 2: Embryonierungsraten Neopredisan®-2 %
Einwirkzeit
15 min
Embryonierungsvariante
Platte / Pasteurpipette
Platte / 10 Sek.
Platte/5 min
Flasche / 10 Sek.
Flasche / 5 min
Platte ohne Belüftung
Flasche stehend ohne Belüftung
Flasche liegend ohne Belüftung
Kontrolle ohne Belüftung
Kontrolle / Pasteurpipette
25,82 %
25,99 %
23,31 %
28,68 %
28,40 %
25,97 %
27,91 %
30,23 %
97,89 %
97,56 %
30 min
45 min
60 min
75 min
6,40 %
7,48 %
3,18 %
5,39 %
7,82 %
5,31 %
6,93 %
8,16 %
97,72 %
98,39 %
0,80 %
0,91 %
1,14 %
0,57 %
1,71 %
2,24 %
1,67 %
2,24 %
98,06 %
98,33 %
0,40 %
0,34 %
0,11 %
0,11 %
0,28 %
0,23 %
0,29 %
0,34 %
97,67 %
98,28 %
0,17 %
0,46 %
0%
0,12 %
0,06 %
0,17 %
0%
0,35 %
97,94 %
98 %
Schlussfolgerung: Aufgrund des relativ niedrigen Sauerstoffbedarfs der Spulwurmeier während ihrer
Entwicklung scheint die Art der Belüftung bzw. Aufbewahrung keinen deutlichen Einfluss auf die
Embryonierungsrate zu haben, so das eine aktive Belüftung der Askarideneier entfallen kann.
144
Postersitzung
P15
Synthetische Kieselsäuren versus Getreideschimmelkäfer – eine
praktikable Bekämpfungsoption für die Geflügelhaltung?
Holger John, Arwid Daugschies, Ronald Schmäschke
Institut für Parasitologie, Universität Leipzig
*[email protected]
Die Bekämpfung des Getreideschimmelkäfers Alphitobius diaperinus als Material- und Hygieneschädling
in Geflügelställen erweist sich in der Praxis häufig als problematisch. Verantwortlich hierfür sind v.a.
dessen Lebensweise und die vorherrschenden Haltungssysteme der Nutzgeflügelproduktion. Auch eine
Resistenzentwicklung gegenüber verschiedenen Insektiziden wurde für diesen Käfer bereits
beschrieben.
Da A. diaperinus die Einstreu von Mastgeflügelställen besiedelt, erscheint der Einsatz von
Kieselsäurepräparaten in diesem Substrat denkbar. Vorliegende Untersuchungen sollten die
Praktikabilität dieser Applikationsform, relevante Dosierungen sowie den wirksamkeitsmodulierenden
Einfluss von verschiedenen Umweltfaktoren ermitteln.
Im Gemisch mit Einstreumaterial (Hobelspäne) erwiesen sich Dosierungen von 3 % synthetischer
Kieselsäure (INDISPRON P406; Evonik Industries) bezogen auf die verwendete Einstreumenge als
zufriedenstellend wirksam, allerdings nur in trockener Umgebung. Der Wirkmechanismus von Silikaten
bedingt einen deutlichen Verlust der Akuttoxizität, sobald der Getreideschimmelkäfer die Möglichkeit zur
Wasseraufnahme erhält.
Dosierungen von 0,5 % bzw. 1 % Kieselsäure sind bei gleichzeitiger Flüssigkeitszufuhr für adulte Käfer
nicht mehr letal, vermögen den Fortpflanzungserfolg aber deutlich zu reduzieren. Die Käfer sind zwar zur
Eiablage befähigt, schlüpfende Larven zeigen sich jedoch empfindlich gegenüber dem eingesetzten
Präparat und verenden, ohne ein metamorphosenahes Alter erreicht zu haben. Über die Versuchsdauer
von vier Wochen hinweg konnte eine nennenswerte Vermehrung unterdrückt werden.
In einer simulierten Stallumgebung gelang mit Hilfe der verwendeten Kieselsäuredosierungen keine
vollständige Käferelimination, jedoch eine deutliche Reduzierung der Adulti gegenüber den
Kontrollgruppen. Larven als Zeichen einer erfolgreichen Vermehrung wurden nicht beobachtet.
Im Rahmen der integrierten Schädlingsbekämpfung könnten Kieselsäurepräparate einen wertvollen
Beitrag zur Kontrolle von A. diaperinus leisten, der Erfolg ihres Einsatzes dürfte allerdings stark vom
Betriebsmanagement und dem verwendetem Geflügelhaltungssystem abhängen. Broilermastbetriebe
mit relativ kurzem Produktionszyklus bieten sich für die überprüfte Einstreuapplikation an, wobei
Feldversuche hierzu noch ausstehen.
145
P16
Postersitzung
Untersuchungen zu Endoparasiten in einem Pferdebestand
Judith Keidel*
koVET, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig
*[email protected]
In einem Pensionsstall mit 11 Pensionsboxen wurden seit dem Frühjahr 2006 Untersuchungen zum
Endoparasitenbefall der eingestellten Pferde durchgeführt. Die Pferde waren im Sommer (Mai bis
Oktober) täglich auf der Weide, im Winter wurden sie tagsüber in Gruppen von zwei bis fünf Tieren auf
Paddocks gehalten. Von Weiden und Paddocks wurde regelmäßig alle zwei bis drei Tage der Kot
entfernt. Nachts waren die Tiere in Einzelboxen aufgestallt. Während der dreijährigen Beobachtungszeit
waren in dem Pensionsstall 23 verschiedene Pferde in einem Alter zwischen 4 und 33 Jahren
untergebracht (15 Warmblüter, 3 Vollblüter, 3 Ponys, 1 Araber, 1 Quarter Horse). Bis Ende 2006 wurden
die Pferde weitgehend unabhängig voneinander ein- bis dreimal jährlich entwurmt, dabei kamen
unterschiedliche Präparate zum Einsatz.
Bei der ersten Untersuchung im April 2006 waren die Kotproben aller Pferde (N= 11) positiv hinsichtlich
Magen-Darm-Strongyliden-Eier (kombiniertes Sedimentations-Flotations-Verfahren). Ab dem Frühjahr
2007 wurde der ganze Pferdebestand einmal im Jahr zur gleichen Zeit mit Ivermectin behandelt. Zudem
wurde die Tiere alle 8 bis 12 Wochen parasitologisch untersucht (Sedimentations-Flotations-Verfahren)
und zusätzlich die Eizahl pro Gramm Kot (EpG) bestimmt. Alle neu eingestellten Pferde wurden
ebenfalls mit Ivermectin behandelt und der Erfolg der Behandlung mit einer Nachuntersuchung zwei bis
vier Wochen später kontrolliert.
Es wurde initial bei allen MDS-positiven Pferden eine Larvenkultur angesetzt, dabei wurden
ausschließlich Larven von kleinen Strongyliden gefunden. Über den gesamten Zeitraum wurden bei allen
parasitologischen Untersuchungen außer den Eiern von Magen-Darm-Strongyliden lediglich bei zwei
Pferden einzelne Strongyloides-Eier und ebenfalls bei zwei Pferden vereinzelt Spulwurmeier gefunden.
Ein altes Pferd (33 Jahre) hatte zudem über einen längeren Zeitraum Eimeria-leuckarti-Oozysten
ausgeschieden. Bei der quantitativen Untersuchung mit dem McMaster-Verfahren wurde lediglich in
einem Fall bei einem schon länger im Bestand stehenden Pferd ein EpG > 200 festgestellt. Der Anteil
der MDS-positiven Tiere (Sedimentations-Flotations-Verfahren) lag bei den Untersuchungen in den
Jahren 2007, 2008 und 2009 zwischen 0 und 57%.
Diese Ergebnisse zeigen, dass es in einem Pferdebestand mit niedrigem Wurmrisiko (kleine Tierzahl,
keine Jungtiere, regelmäßige Weidehygiene) möglich ist, mit einem relativ geringen Einsatz von
Anthelminthika die Ausscheidung der Eier von kleinen Strongyliden auf einem geringen Niveau zu
halten.
146
Postersitzung
P17
Putenfleisch als Verbraucherrisiko – eine potentielle Toxoplasma gondiiInfektionsquelle für den Menschen?
B. Zöller1, B. Bangoura1*, S. Pott2, M. Koethe3, M. Ludewig2, R. K. Straubinger4, K.
Fehlhaber2, A. Daugschies1
1Institut
für Parasitologie, 2Institut für Lebensmittelhygiene, 3Institut für Immunologie,
Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig, 4Lehrstuhl für Bakteriologie und Mykologie,
Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München
*[email protected]
Toxoplasma gondii (T. gondii) wird häufig in nicht oder nicht ausreichend thermisch behandelten
Fleischprodukten nachgewiesen. Aufgrund des hohen Verbrauchs von Putenfleisch und
Putenfleischprodukten prüfen wir im Rahmen des vom BMBF geförderten TOXONET01Forschungsverbundes das Risiko des Verbrauchers, sich über Putenfleisch oder ungenügend thermisch
behandelte Putenfleischprodukte mit T. gondii zu infizieren. Um die Empfänglichkeit von Puten
gegenüber T. gondii zu ermitteln, wurden Untersuchungen zur Gewebezystenverteilung in 14
verschiedenen Organen einschließlich
der essbaren Gewebe (Brust-, Oberschenkel- und
Unterschenkelmuskulatur, Leber und Herz) durchgeführt.
Puten (n=50) wurden experimentell mit drei verschiedenen T. gondii-Stämmen (alle Typ II Genotypen:
ein Feldstamm, zur Verfügung gestellt vom Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität
Wien (VUW), Stamm DX und Stamm ME49) infiziert. Die Applikationsart variierte, 18 Puten wurden oral
mit Oozysten und 32 parenteral (intravenös, intramuskulär oder mittels einer Kombination von beidem)
mit Tachyzoiten inokuliert. Hierdurch sollte der Einfluss des Infektionsweges auf die Zystenverteilung
geklärt werden. Die verschiedenen Gewebe wurden nach Homogenisierung und DNA-Isolierung mithilfe
einer nested PCR auf T. gondii-DNA untersucht.
In jeder Applikationsart und mit jedem untersuchten Stamm konnten Puten erfolgreich infiziert werden,
wobei hohe Infektionsdosen von bis zu 500.000 Oozysten bzw. bis zu 30 Mio. Tachyzoiten je Tier
toleriert wurden. Es konnten keine klinischen Erkrankungen im Zusammenhang mit der Toxoplasmose
beobachtet werden. Die verschiedenen Stämme schienen für die Zysteninduktion bei Puten nicht gleich
gut geeignet zu sein. Die anteilig meisten T. gondii-positiven Gewebe wurden nach Infektion mit dem
Stamm ME49 bzw. dem Feldstamm (VUW) gefunden.
In essbaren Geweben wurden wiederholt Gewebezysten induziert. Demzufolge ist ein potentielles
Verbraucherrisiko durch T. gondii -haltiges Putenfleisch, Putenrohwurst und andere nicht ausreichend
thermisch behandelte Putenfleischprodukte nicht auszuschließen.
147
Autorenindex
Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen
Autorenindex
D
Daugschies, A.
A
Altreuther, G.
Asisi, N.
V29, V30
P6
B
Bach, T.
Bangoura, B.
Bartsch, S.
Barutzki, D.
Basso, W.
Bätza, H.-J.
Bauer, B.
Bauer, C.
Beck, W.
Beckert, A.
Beelitz, P.
Beer, M.
Beran, B.
Berger-Schoch, A. E.
Bernett, D.
Biallas, S.
Biedermann, I.
Bilic, I.
Blackhall, W.
Bodeček, Š.
Bork-Mimm, S.
Breuer, W.
Bružinskaitė, R.
Burgstaller, J. P.
V29
V33, P17
V3
V25, V39
V13, V33, V48
V1
V1, V3, V4, V5, V22
V1, P7, P8
V42
V33
H1, V7
V1
H1
V38
V38
V46
V16
P10
V23
V12
V20
V14
V40
V6
Conraths, F. J.
Cortes, H. C. E.
Csokai, J.
148
Desouky, A. Y.
Dkhil, M. A.
Duscher, G.
Dyachenko, V.
E
Ebbinghaus, P.
Ebner, R. G.
El-Khadagry, M.
Epe, C.
Etzold, M.
V51
P1
V50
V9
V43, P12
F
Failing, K.
Fehlhaber, K.
Fischer, J.
Forbes, A. B.
Foulmann, A. H.
Frenzel, K.
Frey, C. F.
Friche Passos, L. M.
P7, P8
H2, P17
V21
V18
V34
V5
V37, V38
V10
G
C
Charles, S.
Chlastáková, I.
Clausen, P.-H.
De Mendonça, P.
Delić, D.
Demeler, J.
Deplazes, P.
V24, V36, V43, V46,
V54, P12, P13, P15,
P17
H1
V50
V16, V17
V26, V28, V31, V40,
V41
P13
V50
V6, V8
V36, V43, V54, P12,
P13
V29
V12
V1, V3, V4, V5, V21,
V22
V1, V13, V33, V39,
V44, V48
V48
V45
Galke, D.
Gawlowska, S.
Geerike, N.
Geier, M.
Gerner, W.
Gethmann, J.
Globokar-Vrhovec, M.
Gollnick, N. S.
Götsch, S.
V10
V43
V5
V1
V32
V1
V39, P7, P8
V13, V14, V48
V6
Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen
Gottstein, B.
Grabensteiner, E.
Grimm, F.
Gruber, A.
Guillot, I.
V37, V38
P10
V28
V45
V34
H
Hamel, D.
Harder, A.
Heine, J.
Helm, M.
Hermanns, W.
Herrmann, D. C.
Hess, M.
Heusinger, A.
Hinney, B.
Hoffmann, B.
V19, P1, P6, P11
V53
V31
V28
V14, V48
V38, V39
V35, P10
P3
V21
V1
J
Jahn, D.
Jandowsky, A.
Joachim, A.
John, H.
Junge, S.
V36
V4, V22
V6, V8, V32, V45,
P5, P9
P15
V9
K
Kamler, M.
Kaufmann, C.
Keidel, J.
Kerboeuf, D.
Khalafalla, R. E.
Kiel, E.
Kihm, U.
Kilwinski, J.
Klein, B. U.
Kleinschmidt, N.
Klewer, A. M.
Knaus, M.
Koethe, M.
Kohler, L.
Kohn, B.
V12
V2, V11
P16
V23
V36, P13
V1
V37
V44
P3
V17
V18
V27
P17
V31
V10, P6
Koopmann, R.
Koudela, B.
Kraemer, F.
Krieger, K. J.
Krücken, J.
Krüger, N.
Kuhnert, Y.
Kunow, F.
Künzel, F.
Kusi, I.
Autorenindex
V16, V17
V12
V30
V29, V30
V50, V51, V53
V53, P4
V43
V10
V45
V27
L
Laabs, E. M.
Langbein-Detsch, I.
Leschnik, M.
Liebhardt, D.
Liebisch, A.
Liebisch, G.
Lindner, T.
Löhren, U.
Löwenstein, M.
Lücker, E.
Ludewig, M.
Lutz, H.
V52
P3
V6
V35
V1
V1
V27
V34
P2
H2
H2, P17
V8
M
Magnis, J.
Mahling, M.
Majzoub, M.
Maksimov, P.
Marcinkutė, A.
Marholdt, F.
Marinculić, A.
Mathis, A.
Mathis, R.
Mauer, W.
Mehlhorn, H.
Mehlitz, D.
Meli, M. L:
Mengel, H.
Mihalkov, A.
V26
V15
V13, V14, V48
V33
V40
V7
V37
V2, V11, V40, V41
V5
V5
V1
V4, V5
V8
V24
P11
149
Autorenindex
Miltsch, S.
Möhl, K.
Montenegro, V.
Mossmann, H.
Müller, N.
Müller, R. H. G.
Müller, U.
Müller, W.
Mundt, H.-C.
Mutschmann, F.
Mutunova, B.
Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen
V53
H2
V9
V50
V37, V38
V17
P13
V28
V24
V46, V47
V41
N
Nauke, T.
Nöckler, K.
Nolte, I.
V26
V37
V10
O
Ossent, P.
V31
P
Pachnicke, S.
Pantchev, N.
Pauen, H.
Peschke, R.
Peters, K. J.
Peters, M.
Pfister, K.
Pott, S.
Pozio, E.
V23
V39, P7, P8
V50
P9
V5
V44
H1, V7, V10, V15,
V19, V20, P1, P6,
P11
P17
V37
R
Rapti, D.
Rehbein, S.
Rödder, F.
Rohrmann, K. M. A.
Rößler, B.
Rostaher, A.
Ruffing, D.
150
V27
V27
V24
V5
V5
V13, V14, V48
V7
Ruttkowski, B.
Ryser-Degiorgis, P.
P5, P9
V37
S
Saalmüller, A.
Šarkūnas, M.
Schaarschmidt, D.
Schaffner, F.
Schaper, R.
Schares, G.
Schaub, G.
Schein, E.
Scheuerle, M. C.
Schimmel, A.
Schlepers, M.
Schlögl, C.
Schmäschke, R.
Schnieder, T.
Schnyder, M.
Schröder, I.
Schuppers, M. E.
Schutkowski, M.
Selmair, J.
Shahiduzzaman, M.
Sievert, K.
Silaghi, C.
Spallinger, E.
Steuber, S.
Stöckel, F.
Straubinger, R. K.
Streichan, S.
Strube, C.
V32
V40
V28
V2, V11
V25
V13, V14, V33, V38,
V39, V48
V1
V4, V5, V22
V15
V29
P5
V20
V43, V54, P14, P15
V9, V18, V30, V49,
V52
V26, V31
V29, V30
V37
V33
V13, V48
V54, P13
V22
V7, V10, P11
P2
V3
P14
P17
V49
V9, V18, V52
T
Thiel, C.
Torgerson, P.
Tschuor, A.
V10, P11
V41
V2
Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen
Autorenindex
V
van Zeveren, A.
Vavrouchová, E.
Vercruysse, J.
Visser, M.
von
SamsonHimmelstjerna, G.
V23
V12
V23
V27
V16, V17, V21, V23,
V51, V53, P4
W
Webster, P.
Welz, C.
Werner, D.
Wilking, H.
Windisch, M.
Wohlsein, P.
Wojtalla, A.
Wolken, S.
Worliczek, H. L.
Wunderlich, F.
V31
V49, P4
V1
V13, V39
V35
V44
V50
V30
V32, P5, P9
V50
X
Xhaxhiu, D.
V27
Z
Zahner, H.
Zerweck, J.
Zessin, K. H.
Ziadinov, I.
Zimmermann, W.
Zöller, B.
P7, P8
V33
V21
V41
V37
P17
151
_________________________________________________________________________________ Notizen
Notizen
_________________________________________________________________________________ Notizen
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