Leipziger Blaue Hefte Forum für tierärztliche Expertise LBH: Proceedings Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren 17. - 19. Juni 2009 2 Leipziger Blaue Hefte Editoren: Dr. Jörg R. Aschenbach Prof. Dr. Gotthold Gäbel Prof. Dr. Arwid Daugschies Veterinär-Physiologisches Institut Veterinär-Physiologisches Institut Institut für Parasitologie Universität Leipzig Universität Leipzig Universität Leipzig Zitation dieses Heftes: LBH: Proceedings Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren ISBN: 978-3-86583-377-8 Gasteditoren dieses Heftes: Dr. Viktor Dyachenko Dr. Berit Bangoura Institut für Parasitologie Universität Leipzig Redaktionsleitung Dr. Jörg R. Aschenbach Veterinär-Physiologisches Institut Universität Leipzig An den Tierkliniken 7 04103 Leipzig Telefon: ++49 (341) 97 38060 Fax: ++49 (341) 97 38097 e-mail: [email protected] http://www.blaue-hefte.de Verlag Leipziger Universitätsverlag GmbH Druck MERKUR Druck und Kopierzentrum GmbH Gestaltung: Dr. Viktor Dyachenko Dr. Berit Bangoura Dr. Jörg R. Aschenbach © Die Autoren der Beiträge Lfd. Nr.: 5 Editorial Das Problem der Parasitenbekämpfung ist eigentlich kein solches mehr, sondern kann als gelöst betrachtet werden. So haben manche Optimisten vielleicht einmal gedacht und daraus gefolgert, dass man Parasiten in der Lehre und Forschung nicht mehr soviel Raum einräumen muss. Schaut man auf die Realitäten, so kann dies nur als krasse Fehleinschätzung gelten. Parasiten gehören nach wie vor zu den häufigen Infektionserregern beim Tier, manche werden eingeschleppt und drohen sich zu endemisieren. Ein Defizit im Arsenal der antiparasitären Maßnahmen besteht im Bereich der Impfung. Dies liegt nicht am fehlenden Bemühen, sondern ist in der Komplexität der Immunantwort gegen Parasiten begründet. Nur wenige wirklich neue Wirkstoffe gelangen als Antiparasitika zur Marktreife, was unsere Möglichkeiten zur Intervention, insbesondere mit Blick auf Resistenzentwicklungen, deutlich einschränkt. Innovative und integrative Konzepte sind weiterhin gefragt, um intelligent und effizient Parasiten bekämpfen zu können. Dazu gehört eine gute Grundlagenforschung mit den modernsten Werkzeugen, die uns die Wissenschaft heute bietet, ebenso wie ein an der Anwendung orientiertes Bemühen um konkrete Problemlösung. Die Breite in den Denkweisen und Forschungsansätzen und Offenheit für neue Erkenntnisse, aus welchem Bereich der parasitologischen Forschung auch immer, ermöglicht Vernetzungen von Wissen, die für moderne Problemlösung unabdingbar sind. Sie sind die Stärke der jährlichen Tagungen unserer Fachgruppe und ein Gut, das wir schätzen, pflegen und uns bewahren sollten. Leipzig, im Mai 2009 Prof. Dr. Arwid Daugschies Die Organisatoren bedanken sich herzlich für die großzügig gewährte Unterstützung dieser Tagung bei: Inhaltsverzeichnis Allgemeine Informationen zur Tagung 1 Programmübersicht 2 Tagungsprogramm 3 Posterliste 8 Hauptvortrag 1 13 Abstrakts der Vorträge V1 – V36 18 Hauptvortrag 2 74 Abstrakts der Vorträge V37 – V54 100 Abstrakts der Poster P1 – P17 127 Autorenindex 148 Die satzungsmäßige Aufgabe des Freundeskreises besteht in der Unterstützung und Beratung der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig in ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit zur Heilung erkrankter Tiere, zur Bewahrung von Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere sowie zur Sicherung der Gesundheit des Menschen. Besondere Anliegen sind die Ausbilung der Studierenden, die Fortbildung der Tierärzte und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wir wenden uns an Sie mit der Bitte, durch Ihre Mitgliedschaft die Tätigkeit des Freundeskreises ideell und finanziell zu unterstützen. http://www.vmf.uni-leipzig.de/ik/wfreundeskreis Bankverbindung: Konto Nr. 430 670 300, Dresdner Bank AG (BLZ 860 800 00) Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Allgemeine Informationen Allgemeine Informationen zur Tagung Die Tagung findet im Vorlesungssaal des Herbert-Gürtler-Hauses (An den Tierklinken 5, 04103 Leipzig) statt, das Tagungsbüro befindet sich im Seminarraum 1. Parkplätze: vor dem Fakultätsgelände, zwischen dem „Kohlrabizirkus“ und Herbert-Gürtler-Haus. Vorträge: Vortragsdauer: 10 Minuten, anschließend sind 5 Minuten für die Diskussion vorgesehen. Technik: Im Tagungsraum stehen ein IBM-kompatibler Rechner und ein Beamer zur Verfügung. Datenanlieferung: Bitte überspielen Sie Ihre Präsentation bis 09:00 Uhr am Vortragstag auf den Rechner im Seminarraum 3. Anbringen der Poster: Die Poster können am 17.06. ab 12.00 Uhr befestigt werden und sollten für die gesamte Dauer des Kongresses hängen bleiben. Befestigungsmaterial zum Anbringen der Poster wird im Posterraum zur Verfügung stehen. 1 Allgemeine Informationen Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Programmübersicht Mittwoch Uhrzeit 14.00 – 16.00 16.00 – 16.30 16.30 – 18.15 Thema Begrüßung Gastreferat: K. Pfister Vektorenübertragene Erkrankungen I Kaffeepause Vektorenübertragene Erkrankungen II Donnerstag Uhrzeit 09.00 – 10.30 10.30 – 11.00 11.00 – 12.45 12.45 – 14.00 14.00 – 15.45 15.45 – 16.15 16.15 – 17.30 Thema Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Kaffeepause Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung Mittagspause Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Kaffeepause Parasitosen bei Geflügel und Schwein Freitag Uhrzeit 09.00 – 10.30 10.30 – 11.00 11.00 – 13.00 13.00 – 14.15 14.15 – 16.15 2 Thema Gastreferat: K. Möhl Zoonosen I Kaffeepause Zoonosen II Heimtiere & Exoten Mittagspause Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie Verabschiedung Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Programm Tagungsprogramm Mittwoch, 17.06.2009 14.00 Tagungsbeginn Hörsaal, Herbert-Gürtler-Haus, An den Tierkliniken 5, 04103 Leipzig 14.00-14.15 Eröffnung und Begrüßung 14.15-15.00 H1 Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt K. Pfister, B. Beran, P. de Mendonça, P. Beelitz Vektorenübertragene Erkrankungen 15.00-15.15 V1 15.15-15.30 V2 15.30-15.45 V3 15.45-16.00 V4 16.00-16.30 Large scale monitoring of putative vectors of BTV-8 in Germany F. J. Conraths, B. Bauer, C. Bauer, H.-J. Bätza, M. Beer, P.-H. Clausen, M. Geier, J. Gethmann, E. Kiel, G. Liebisch, A. Liebisch, H. Mehlhorn, G. Schaub, D. Werner, B. Hoffmann Distribution and abundance of biting midges, the potential vectors of bluetongue disease, in Switzerland C. Kaufmann, F. Schaffner, A. Tschuor, A. Mathis Zur Wirtstierpräferenz von Gnitzen (Culicoides spp.): Bestimmung der Blutmahlzeiten mittels spezies-spezifischer Primer und Sequenzanalyse S. Bartsch, B. Bauer, P.-H. Clausen, S. Steuber Evaluierung gebräuchlicher und neuer Methoden zum Schutz von Bullen gegen Culicoides spp. und anderen hämatophagen Nematoceren am Beispiel der Besamungsstation von Schmergow, Brandenburg B. Bauer, A. Jandowsky, E. Schein, D. Mehlitz, P.-H. Clausen Kaffeepause 16.30-16.45 V5 16.45-17.00 V6 17.00-17.15 V7 17.15-17.30 V8 17.30-17.45 V9 17.45-18.00 V10 Insektizidbehandelte Netze zur Bekämpfung von tiermedizinisch bedeutenden Vektorenseuchen K. M. A. Rohrmann, N. Geerike, P.-H. Clausen, B. Bauer, D. Mehlitz, E. Schein, R. Mathis, W. Mauer, K. Frenzel, B. Rößler, K. J. Peters Arthropoden-übertragene Infektionen bei Hunden auf Kap Verde S. Götsch, M. Leschnik, G. Duscher, J. P. Burgstaller, A. Joachim Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland D. Ruffing, F. Marholdt, C. Silaghi, K. Pfister, P. Beelitz Hirschlausfliegen als Vektor tier- und humanpathogener Erreger? G. Duscher, M. L. Meli, H. Lutz, A. Joachim Prävalenz von Anaplasma phagocytophilum und Ko-infektionen mit Borrelia spp. in Schildzecken (Ixodes ricinus) im Raum Hannover C. Strube, V. Montenegro, S. Junge, C. Epe, T. Schnieder Canine Anaplasma phagocytophilum-Infektion: Molekulare Differenzierung beteiligter Stämme C. Silaghi, B. Kohn, F. Kunow, D. Galke, L. M. Friche Passos, C. Thiel, I. Nolte, K. Pfister 3 Programm 18.00-18.15 Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ V11 Emergence of Aedes japonicus in Central Europe F. Schaffner, C. Kaufmann, A. Mathis Kongressabend (Merial GmbH) Donnerstag, 18.06.2009 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Comparison of coprological and molecular techniques for the diagnosis of Anoplocephala perfoliata infection of the horse I. Chlastáková, E. Vavrouchová, Š. Bodeček, M. Kamler, B. Koudela Ergebnisse serologischer Untersuchungen im Zusammenhang mit dem ersten in Deutschland beschriebenen Fall boviner Besnoitiose G. Schares, W. Basso, H. Wilking, F. J. Conraths, M. Majzoub, A. Rostaher, J. Selmair, N. S. Gollnick Ein Ausbruch boviner Besnoitiose in Deutschland: Pathomorphologische Befunde M. Majzoub, W. Breuer, N. S. Gollnick, A. Rostaher, G. Schares, W. Hermanns Evaluation of the FAMACHA© anaemia scoring for detecting Haemonchus contortus infections in Swiss goat flocks M. C. Scheuerle, M. Mahling, K. Pfister Entwicklung eines Milch- und Serum-ELISAs zur Detektion der Infektion mit Teladorsagia circumcincta bei der Ziege I. Biedermann, R. Koopmann, G. von Samson-Himmelstjerna, J. Demeler Identifizierung von stark mit Magen- und Darmwürmern befallenen erstsömmrigen Kälbern anhand unabhängiger, nicht-invasiver Biomarker J. Demeler, N. Kleinschmidt, R. H. G. Müller, R. Koopmann, G. von SamsonHimmelstjerna 09.00-09.15 V12 09.15-09.30 V13 09.30-09.45 V14 09.45-10.00 V15 10.00-10.15 V16 10.15-10.30 V17 10.30-11.00 Kaffeepause Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung 11.00-11.15 V18 11.15-11.30 V19 11.30-11.45 V20 11.45-12.00 V21 12.00-12.15 V22 4 Untersuchungen von Tankmilchproben mittels ELISA zur Feststellung der Seroprävalenz des Rinderlungenwurmes im Norden Deutschlands A.-M. Klewer, C. Strube, A. B. Forbes, T. Schnieder Nachweis von Parafilaria bovicola in einem Galloway-Zuchtbetrieb in Bayern D. Hamel, K. Pfister Epidemiologische Erhebung des Endoparasitenbefalls bei Neuweltkameliden im Süddeutschen Raum C. Schlögl, S. Bork-Mimm, K. Pfister Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pyrantelembonat gegen kleine Strongyliden bei Pferden in Brandenburg J. Fischer, B. Hinney, K.-H. Zessin, G. v. Samson-Himmelstjerna, P.-H. Clausen Vorkommen und Verbreitung von Insektizidresistenzen bei Fliegen (Musca domestica L.) in Milchviehbetrieben Brandenburgs A. Jandowsky, E. Schein, P.-H. Clausen, K. Sievert, B. Bauer Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Programm Die Rolle von P-Glycoprotein in der Resistenzentwicklung des MagenDarm-Strongyliden Ostertagia ostertagi gegen Albendazol S. Pachnicke, W. Blackhall, D. Kerboeuf, A. van Zeveren, J. Vercruysse, G. von Samson-Himmelstjerna Bekämpfung der Stallkokzidiose durch Eimeria bovis und Eimeria zuernii beim Kalb mit Toltrazuril unter Feldbedingungen im Vergleich mit Diclazuril und einer unbehandelten Kontrollgruppe F. Rödder, H.-C. Mundt, A. Daugschies, H. Mengel 12.15-12.30 V23 12.30-12.45 V24 12.45-14.00 Mittagspause (Intervet Deutschland GmbH) Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Vorkommen von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei Hunden in Deutschland von September 2007 bis März 2009 D. Barutzki, R. Schaper Autochthone Infektion mit dem Augenwurm Thelazia callipaeda bei einem Hund in Süddeutschland J. Magnis, T. Nauke, P. Deplazes, M. Schnyder Ektoparasiten bei Hunden und Katzen in Albanien D. Xhaxhiu, I. Kusi, D. Rapti, M. Visser, M. Knaus, T. Lindner, S. Rehbein Allopurinol-Therapie bei importierten Hunden mit Leishmaniose in einem nicht endemischen Gebiet M. Helm, D. Schaarschmidt, W. Müller, F. Grimm, P. Deplazes Die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature und mature Nematodeninfektionen bei Hunden unter Labor- und Feldbedingungen. G. Altreuther, I. Schröder, A. Schimmel, S. Charles, T. Bach, K. J. Krieger1 Untersuchungen zur Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature Askaridenstadien (Toxocara canis und Toxascaris leonina) unter Laborbedingungen S. Wolken, G. Altreuther, I. Schröder, F. Kraemer, T. Schnieder, K. J. Krieger Larvizide und adultizide Behandlung von mit Angiostrongylus vasorum experimentell infizierten Hunden: diagnostischer, klinischer und pathologischer Verlauf M. Schnyder, P. Ossent, P. Webster, L. Kohler, J. Heine, P. Deplazes 14.00-14.15 V25 14.15-14.30 V26 14.30-14.45 V27 14.45-15.00 V28 15.00-15.15 V29 15.15-15.30 V30 15.30-15.45 V31 15.45-16.15 Kaffeepause Parasitosen bei Schwein und Geflügel Antigenspezifische Immunantwort gegen Isospora suis – in vitro V32 Untersuchungen zur Immunologie der Saugferkelkokzidiose 16.15-16.30 H. L. Worliczek, W. Gerner, A. Saalmüller, A. Joachim Serotypisierung von Toxoplasma gondii-Infektionen bei Hühnern und Puten mit Hilfe eines Peptid-Mikroarray-Verfahrens V33 16.30-16.45 P. Maksimov, W. Basso, A. Beckert, B. Bangoura, J. Zerweck, M. Schutkowski, F. J. Conraths, G. Schares 5 Programm Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ 16.45-17.00 V34 17.00-17.15 V35 17.15-17.30 V36 Einsatz von Kokzidioseimpfstoffen zur Bekämpfung von Kokzidiostatikaresistenzen I. Guillot, A. H. Foulmann, U. Löhren Experimentelle Untersuchungen zur oralen Immunisierung von Puten gegen Histomonose D. Liebhart, M. Windisch, M. Hess Evaluation Of Some Recombinant Anti-Eimeria Tenella-Antibody Fragments Developed In Feed Pea To Control Chicken Coccidiosis. R. E. Khalafalla, D. Jahn, V. Dyachenko, A. Daugschies Kongressabend (Bayer Animal Health GmbH) Freitag, 19.06.2009 09.00-09.45 H2 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Katharina Möhl, Karsten Fehlhaber, Martina Ludewig, Ernst Lücker Zoonosen 09.45-10.00 V37 10.00-10.15 V38 10.15-10.30 V39 10.30-11.00 Kaffeepause 11.00-11.15 V40 11.15-11.30 V41 11.30-11.45 V42 11.45-12.00 V43 6 Überblick über Trichinella-Infektionen bei Haus- und Wildtieren in der Schweiz C. F. Frey, M. E. Schuppers, N. Müller, K. Nöckler, A. Marinculić, E. Pozio, M. P. Ryser-Degiorgis, W. Zimmermann, U. Kihm, B. Gottstein Toxoplasma gondii: Potenzielle tierische Infektionsquellen in der Schweiz A. E. Berger-Schoch, C. F. Frey, D. Bernett, D. C. Herrmann, N. Müller, G. Schares, B. Gottstein Molekulare Charakterisierung von Toxoplasma gondii–Oozysten in Deutschland D. C. Herrmann, N. Pantchev, M. Globokar Vrhovec, D. Barutzki, H. Wilking, F. J. Conraths, G. Schares Echinococcose in Litauen M. Šarkūnas, R. Bružinskaitė, A. Marcinkutė, A. Mathis, P. Deplazes Epidemiologie der Echinococcose in Kirgistan I. Ziadinov, B. Mutunova, P. Torgerson, A. Mathis, P. Deplazes Pseudoskabies beim Menschen durch humanpathogene Grabmilben (Sarcoptes canis, Sarcoptes bovis und Trixacarus caviae) W. Beck Occurrence and molecular characterisation of Cryptosporidium parvum from European hedgehogs (Erinaceus europaeus). V. Dyachenko, Y. Kuhnert, S. Gawlowska, M. Etzold, R. Schmaeschke, A. Daugschies Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Programm Parasitosen bei Heimtieren und Exoten Alveoläre Echinokokkose bei einem Rotnackenwallaby (Macropus rufogriseus) M. Peters, J. Kilwinski, P. Wohlsein, F. J. Conraths Enzephalitozoonose: Pathohistologische Veränderungen bei Kaninchen mit klinischer Manifestation und mit latenter Infektion J. Csokai, A. Gruber, A. Joachim, F. Künzel Parasitenbefall bei Reptilien unter dem besonderen Fokus des Chamäleons S. Biallas, F. Mutschmann, A. Daugschies Bemerkungen zum Vorkommen und zur Pathologie von Soricimyxum fegati (Myxozoa) – einer warmblüterpathogenen Spezies in Deutschland F. Mutschmann 12.00-12.15 V44 12.15-12.30 V45 12.30-12.45 V46 12.45-13.00 V47 13.00-14.15 Mittagessen (Pfizer GmbH) Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie 14.15-14.30 V48 14.30-14.45 V49 14.45-15.00 V50 15.00-15.15 V51 15.15-15.30 V52 15.30-15.45 V53 15.45-16.00 V54 16.00-16.15 Erste in vitro-Isolierung von Besnoitia besnoiti aus einem chronisch infizierten Rind in Deutschland G. Schares, W. Basso, M. Majzoub, H. C. E. Cortes, A. Rostaher, J. Selmair, W. Hermanns, F. J. Conraths, N. S. Gollnick Untersuchungen zur Wanderfähigkeit infektiöser Ancylostoma caninum Larven in Gegenwart verschiedener Anthelminthika C. Welz, S. Streichan, T. Schnieder Anti-inflammatorische Wirkung als möglicher protektiver Mechanismus von Vakzinen am Beispiel einer Vakzine gegen den Malaria-Erreger Plasmodium chabaudi in der Maus J. Krücken, D. Delić, H. Pauen, A. Wojtalla, M. El-Khadragy, M. A. Dkhil, H. Mossmann, F. Wunderlich Charakterisierung der cir Multigenfamilie und ihre Bedeutung für die Sequestrierung bei Plasmodium chabaudi Malaria-Infektionen in der Maus P. Ebbinghaus, G. von Samson-Himmelstjerna, J. Krücken Transkriptionsunterschiede zwischen den präadulten hypobiotischen und den nicht hypobiotischen L5 des bovinen Rinderlungenwurms Dictyocaulus viviparus E.-M. Laabs, C. Strube, T. Schnieder Überprüfung neuronaler Rezeptoren bei parasitischen Nematoden und Caenorhabditis elegans auf ihre Beteiligung am Wirkmechanismus des Anthelminthikums Emodepsid. S. Miltsch, N. Krüger, J. Krücken, A. Harder, G. von Samson-Himmelstjerna Cryptosporidium parvum in vitro assay to assess disinfectants efficacy on coccidian oocysts M. Shahiduzzaman, V. Dyachenko, R. Schmäschke, A. Daugschies Verabschiedung 7 Programm Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Posterliste P1 Nachweis von Toxocara vitulorum in einem Mutterkuh-Betrieb in Bayern D. Hamel, R. G. Ebner, K. Pfister P2 Erster autochthoner Fall einer Dirofilaria (Nochtiella) repens Infektion bei einem Hund in Österreich – ein Fallbericht M. Löwenstein, E. Spallinger P3 Prävalenz von Tritrichomonas foetus in Kotproben von Katzen in Deutschland B. U. Klein, I. Langbein-Detsch, A. Heusinger P4 Untersuchung zur stadienspezifischen Transkriptionsrate des Latrophilin-ähnlichen Proteins 2 in Cooperia oncophora N. Krüger, C. Welz, G. von Samson-Himmelstjerna P5 Die Metaphylaxe der Saugferkelkokzidiose - Einfluss von Toltrazuril auf hämatologische Parameter und die Entwicklung von spezifischen Antikörpern bei Isospora suis Infektionen. M. Schlepers, B. Ruttkowski, A. Joachim, H. L. Worliczek P6 Vorkommen von Giardia spp. und Tritrichomonas (T.) foetus bei Katzen im Raum Berlin / Brandenburg N. Asisi, D. Hamel, K. Pfister, B. Kohn P7 Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts sowie Seroprävalenz der Toxoplasmose bei Katzen in Deutschland (2004–2006) M. Globokar, N. Pantchev, K. Failing, H. Zahner, C. Bauer P8 Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei Hunden in Deutschland (2004–2006) M. Globokar, N. Pantchev, K. Failing, H. Zahner, C. Bauer P9 Komplette Entwicklung von Isospora suis in der Zellkultur B. Ruttkowski, R. Peschke, A. Joachim, H. L. Worliczek P10 Molecular phylogeny of clonal trichomonad isolates inferred from nuclear small subunit rRNA gene sequences and ITS-1, 5.8S rRNA and ITS-2 sequences E. Grabensteiner, I. Bilic, M. Hess P11 Vektor-übertragene Importerkrankungen bei Hunden aus Südosteuropa C. Silaghi, D. Hamel, C. Thiel, A. Mihalkov, K. Pfister P12 Stadienspezifische Expression von sechs Kalziumabhängigen Proteinkinasen von Cryptosporidium parvum in vitro M. Etzold, A. Daugschies, V. Dyachenko 8 Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Programm P13 Effects of Curcumin (Diferuloylmethane) on Eimeria tenella Sporozoites in vitro. R. E. Khalafalla, M. Shahiduzzaman, A. Y. Desouky, U. Müller, V. Dyachenko, A. Daugschies P14 Einfluss unterschiedlicher Embryonierungsvarianten auf die Entwicklung von Spulwurmeiern in der Desinfektionsmittelprüfung F. Stöckel, R. Schmäschke P15 Synthetische Kieselsäuren versus Getreideschimmelkäfer – eine praktikable Bekämpfungsoption für die Geflügelhaltung? H. John, A. Daugschies, R. Schmäschke P16 Untersuchungen zu Endoparasiten in einem Pferdebestand J. Keidel P17 Putenfleisch als Verbraucherrisiko – eine potentielle Toxoplasma gondii-Infektionsquelle für den Menschen? B. Zöller, B. Bangoura, S. Pott, M. Köthe, M. Ludewig, R. Straubinger, K. Fehlhaber, A. Daugschies 9 Wissenschaftliche Beiträge Leipzig, 17.-19 Juni 2009 Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt Pfister et al. Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt Kurt Pfister*, Bernadett Beran, Philippe de Mendonça, Pamela Beelitz Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Veterinärwissenschaftliches Department, Ludwig-Maximilians-Universität München, Leopoldstr. 5, 80802 München * [email protected] Einleitung und Ziel der Arbeit Verschiedene Indizien und objektivierbare Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich in letzter Zeit im epidemiologischen Verhaltensmuster diverser Arthropoden und dadurch übertragener Infektionserreger gewisse Veränderungen manifestieren. Diese äußern sich in erster Linie durch vermehrt beobachtetes, bzw. wahrgenommenes Auftreten und eine sich kontinuierlich ausdehnende Verbreitung diverser Erreger. Beispielhaft dazu kann für europäischen Regionen das Aufkommen des Zeckenbefalls und der dadurch übertragenen FSME- und Borrelien - Infektionen genannt werden (Randolph 2004). Auf europäischer Ebene läuft im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogramms FP6 seit 2004 das Forschungsprojekt EDEN (www.eden-fp6project.net) mit dem Ziel, epidemiologische Charakteristika und Risikofaktoren für verschiedene „Emerging Diseases“ im Lichte der sich verändernden Umweltbedingungen zu erfassen und dadurch für entsprechende Prophylaxemaßnahmen verfügbar zu machen. 49 wissenschaftliche Gruppen aus 24 Ländern aus dem EU-Raum und den angrenzenden mediterranen Ländern beschäftigen sich mit oberster Priorität mit Fragen zur Epidemiologie und den Interaktionen zwischen Wirt-Erreger-Umwelt. Die bearbeiteten Themenbereiche umfassen u. a. die Leishmaniose, Zecken-übertragenen Erreger, Malaria, West - Nile Virus, u. a. Das Ziel der vorliegenden Präsentation besteht deshalb im Wesentlichen darin, in Anlehnung an das EDEN – Projekt einige derzeit besonders relevante Arthropoden und dadurch übertragene Erreger von „Emerging Diseases kurz mit Bezug auf die sich verändernde Umwelt, die Globalisierung und die Klimaveränderung zu beleuchten und kritisch wissenschaftlich, bzw. in veterinärmedizinischer Hinsicht zu interpretieren Einige Vektoren und Erreger Phlebotomus spp und Leishmaniose in Deutschland In erster Linie aufgrund von tierschützerischen und emotionellen Motiven werden jährlich viele Hunde aus mediterranen und anderen Regionen mit endemischem Vorkommen von Leishmaniose nach Deutschland importiert. Im Weiteren gibt es heutzutage eine beträchtliche Zahl von Hunden, die ihre Besitzer in den Urlaub und/oder auf Reisen in Gebiete begleiten, welche ein erhöhtes Infektionspotential für die Leishmaniose aufweisen. Seit ein paar Jahren wird in Deutschland in zunehmendem Maße über das autochthone Vorkommen der Leishmaniose bei Tieren berichtet, selbst aus der Humanmedizin wurde ein Fall als autochthone Leishmaniose dokumentiert. Die für eine mögliche Übertragung im Vordergrund stehenden und entsprechend benannten Gebiete umfassen die westlichen Teile Baden-Württembergs, das Saarland und diverse Regionen im Rheinland und Nordrhein-Westfalen (Gothe 1991, Bogdan et al. 2001, Naucke und Schmitt 2004). Die Interpretation „autochthones Vorkommen“ der Fälle beim Hund stützt sich in der Regel zusätzlich zur Diagnosestellung auf die Aussage der Besitzer, dass die betroffenen Tiere Deutschland nie verlassen haben. Im Wissen um die sehr lange und stark variierende Inkubationszeit von Leishmania spp. einerseits und die intrauterine Übertragungsmöglichkeit andererseits, ist solchen 13 Pfister et al. Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt Aussagen ganz besonders zurückhaltend und kritisch zu begegnen: Weitergehende eigene Untersuchungen bei einzelnen als autochthon klassierten Leishmaniose - Fällen haben die genaue Herkunft der Infektionen nicht eruieren lassen, bzw. blieben anamnestisch unklar (eig. Beobachtungen). Teilweise waren die diagnostischen Abklärungen nicht nachvollziehbar. Darüber hinaus blieb die gezielte Suche nach Vektoren in den entsprechenden Aufenthaltsorten, bzw. untersuchten Gebieten erfolglos, d. h. es konnten mittels adäquater spezifischer Fallen (CDC miniature light trap, John W. Hock Comany, Fainesville, Florida, USA) keine für die Übertragung von Leishmaniose kompetenten Vektoren nachgewiesen werden. Im Hinblick auf eine verbesserte Einschätzung und Bewertung der Kontaminationsgefahr für die Leishmaniose wurden in den beiden Sommerperioden 2007/08 in Gebieten mit geothermisch adäquaten Bedingungen für das Vorkommen von Phlebotomen großflächig Insektenfallen aufgestellt (Beran 2009 – Poster „Ausbreitung von Sandmücken in Südwestdeutschland und in Norditalien) und die gefangenen Insekten differenziert (Tabelle 1). Tabelle 1: Fangzahlen von Insekten in verschiedenen Gebieten Süd- und Westdeutschlands. Nr. Ort Standort der Falle Anzahl gefangener Psychodidae Bayern 1 Oberwiesenfeld Bauernhof städtisch 1612 2 Riem Tierstall Stadtrand 1423 3 Schwabing Pferdestall städtisch 1097 4 Hummersberg Pferdestall ländlich 318 5 Eckhof Pferdestall ländlich 504 Baden-Württemberg 6 Unterreitnau Bauernhof ländlich 1361 7 Schnetzenhausen Bauernhof ländlich 842 8 Laubegg Bauernhof ländlich 623 9 Weitenau Bauernhof ländlich 481 10 Welmlingen Bauernhof Dorfrand 256 11 Schliengen Bauernhof ländlich 413 12 Heuweiler Bauernhof ländlich 276 Saarland 13 Fürth Bauernhof ländlich 684 14 Hangard Bauernhof ländlich 722 15 Velsen Bauernhof ländlich 1937 ∑ = 12,549 Es konnten zu keinem Zeitpunkt in keiner der untersuchten Regionen Phlebotomen nachgewiesen werden. Auch wenn dieser Befund keine abschließenden Folgerungen zulässt, ist immerhin naheliegend, daraus zu schließen, dass sich bislang selbst in den in gewissen Berichten bereits als endemisch dargestellten Gebieten keine relevanten Phlebotomen - Populationen entwickelt, bzw. aufgebaut haben. Hingegen ist eine weitergehende Interpretation dieser Befunde dahingehend erlaubt, als dass es wissenschaftlich kaum angebracht ist, die oben genannten Gebiete deshalb bereits als für eine Übertragung gefährliche Gebiete zu bezeichnen. Diese Interpretation wird weiter gestützt durch die Tatsache, dass die Prävalenz von Leishmania spp in endemischen Gebieten zwar sehr variabel, aber mit Werten von bis zu 10.5 % (P. perniciosus) in Südsardinien (Bettini et al. 1986) relativ hoch liegt. Ob unter derartigen epidemiologischen Bedingungen die Voraussetzungen für eine Endemisierung in unseren Regionen vorhanden sind, bzw. ob das Potential für eine Endemisierung derzeit bei uns 14 Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt Pfister et al. überhaupt gegeben ist, kann nicht abschließend beantwortet werden, scheint aber doch sehr fragwürdig und eher unwahrscheinlich. Dazu kommt, dass aufgrund der klimatischen Bedingungen die Aktivität der Sandmücken, bzw. eine Übertragung in unseren süd-westdeutschen Regionen nur während sehr kurzer Zeit überhaupt möglich ist (Schmitt 2002). Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Tatsache, dass infolge der auftretenden klinischen Erscheinungen die große Mehrzahl der importierten, Leishmaniose - positiven Hunde auch therapiert wird (Bidoli, persönl. Mitteilung), was zusätzlich zur Verringerung des Übertragungspotentials führt, bzw. führen kann. Ebenso gilt es zu beachten, dass die Prävalenz der Leishmaniose bei den Hunden in endemischen Gebieten zwischen 12 und > 20% liegt, was in unserer deutschen Hundepopulation derzeit sicherlich nie zutrifft. Zecken und Zecken - übertragene Infektionen In vielen Gebieten Westeuropas wird heutzutage eine Zunahme der I. ricinus Zeckenpopulationen beobachtet. Für gewisse Regionen Europas gibt es Anhaltspunkte wonach die Zunahme der Zeckenzahl mit einem vermehrten Aufkommen von Wildwiederkäuern korreliert, da letztere als Wirtstiere sicherlich eine wichtige Rolle spielen (Beugnet 2008). Beobachtungen in Deutschland vermögen dies allerdings derzeit nicht zu bestätigen (de Mendonca, persönl. Mitteilung). Sehr eindeutig ist die Zunahme von FSME- und Borreliose - Erkrankungen in verschiedenen Regionen Ost- und Mitteleuropas (Randolph 2004). In diesem Rahmen werden beispielhaft für I. ricinus die FSME – Infektionen und für die Dermacentor reticulatus Zecke die Hundebabesiose kurz unter dem Gesichtspunkt der veränderten Umweltbedingungen beleuchtet. FSME – Infektionen Im Rahmen des EDEN-Projektes werden u. a. die Prävalenzen und die räumliche Entwicklungen des FSME - Vorkommens in den letzten 40 Jahren im Baltikum – bekannt als endemisches Gebiet eingehender untersucht. Eine statistische, auf Befragungen basierte Analyse zur markanten Zunahme der FSME – Inzidenz beim Menschen hat ergeben, dass verschiedene Faktoren dafür in Frage kommen. Unter anderem wurden Korrelationen mit den Parametern „Armut“ (r2 = 0.57) und „Ausgaben für Nahrung“ (r2 = 0.71), etc. festgestellt (Randolph 2008; Sumilo et al. 2007; 2008). Weitergehende Analysen dieser Befunde haben dann ergeben, dass die Zunahme der FSME – Fälle beim Menschen in diesen Ländern u. a. auf eine vermehrte Pilzsammelaktivität zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung in wirtschaftlich weniger begüterten Gesellschaftsklassen zurückzuführen ist (Sumilo et al. 2008). Da zugleich eine zeitliche Korrelation mit den durch den politischen Systemwechsel bedingten landwirtschaftlichen Veränderungen besteht, zeigt diese Analyse, wie oft voreilige Schlüsse bezüglich Klima gezogen werden, ohne dass irgendwelche Beweise für Klima-bedingte Veränderungen nachweisbar sind. Hundebabesiose Zu vielen Diskussionen, Mutmaßungen und teilweise fragwürdigen veterinärmedizinischen Interventionen gibt derzeit das Vorkommen und die Verbreitung von Dermacentor reticulatus, bzw. Babesia canis in Deutschland Anlass (Barutzki et al. 2007). Die ersten Beschreibungen über das Vorkommen von D. reticulatus in Deutschland datieren von 1924 (Vogel 1924). Auffallend ist, dass diese Zeckenspezies in den letzten Jahren in gewissen Gegenden Deutschlands deutlich vermehrt beobachtet wird. Obwohl keine entsprechenden Vergleichsuntersuchungen vorliegen, darf angenommen werden, dass sich diese Zeckenpopulationen lokal aufrecht erhalten und fortwährend weiter entwickelt haben, möglicherweise jedoch während längerer Zeit über andere Wirtstiere. Der Nachweis von autochthonen Fällen von Hundebabesiose in der Gegend von Berlin (Heile et al. 2006) zeigt, dass die in den jeweiligen 15 Pfister et al. Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt Gebieten vorhandenen D. reticulatus Zecken bei entsprechendem Eintrag von B. canis ohne weiteres in der Lage sind, die Babesien - Infektion zu propagieren und damit ein Infektionspotential für die entsprechend exponierte Hundepopulation darzustellen. Untersuchungen in der Region Leipzig haben ergeben, dass lokal ebenfalls beachtliche D. reticulatus – Populationen vorhanden sind (Hamel und Silaghi, persönl. Mitteilung). Aufgrund der verfügbaren Informationen dürfte in all diesen Gebieten die veränderte Landschaft, bzw. landwirtschaftliche Nutzung zu einer die Zeckenpopulationen fördernden Veränderung der Zeckenhabitate geführt haben. Im Saarland ist in den letzten Jahren ebenfalls eine deutliche Zunahme der autochthonen Hundebabesiose feststellbar (Mandl et al. 2008). Untersuchungen im Rahmen einer Doktorarbeit zeigen, dass lokal teilweise beträchtliche D. reticulatus - Populationen vorkommen. Die molekularbiologische Analyse der mit der Flaggen-Methode in entsprechenden Gegenden gesammelten Zecken ergibt in den untersuchten Zecken Prävalenzen von B. canis von bis zu 3,9% (Ruffing et al. 2009). Bedingt durch die geografische Nähe zur B. canis–endemischen französischen Nachbarschaft sind diese Werte nicht weiter erstaunlich. Es dürfte sich hier und in den weiter nördlich gelegenen Regionen von RheinlandPfalz vermutlich um die Folgen einer aufgrund ähnlicher Zeckenhabitate wie im benachbarten, als endemisch bekannten französischen Staatsgebiet, räumlich-geografisch langsam fortschreitenden Infektion handeln. Diese Beispiele machen deutlich, dass heutzutage vereinzelte Arthropoden und Arthropoden übertragene Erreger in unseren Breitengraden eine vergleichsweise deutliche Ausbreitungstendenz zeigen. Die Gründe sind jedoch vielfältiger Natur und ganz besonders auch auf die in neuester Zeit stark veränderte Land- und Landschaftsnutzung, bzw. die extensivere landwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen. Keine Anhaltspunkte ließen sich objektivieren für das Bestehen einer Übertragungskompetenz in Deutschland für die Leishmaniose. Daher ist derzeit in Deutschland nicht von einer erhöhten Gefahr für die Übertragung von autochthoner Leishmaniose zu rechnen. Hingegen ist unbestritten, dass in Regionen mit autochthonem Vorkommen von D. reticulatus Zecken nach einem entsprechenden externen Eintrag ein Babesioseherd entstehen und sich auch aufrechterhalten kann. Literatur: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 16 Barutzki D, Reule M, Scheunemann R, Heile C, Schein E (2007): Die Babesiose des Hundes: Eine autochthone Erkrankung in Deutschland. Dt Tierärzteblatt 3: 284-293. Bettini S, Gramiccia M, Gradoni L (1986). Leishmaniasis in Sardinia: II. Natural infection of Phlebotomus perniciosus Newstead, 1911, by Leishmania infantum Nicolle, 1908, in the province of Cagliari. Trans. R. Soc. Trop. Med. Hyg. 80, 458-459. Beugnet F (2008): Prevention of ticks and tick-borne pathogens. Ann Conf EVPC Bristol, 18 September, oral presentation. Bogdan C, Schönian G, Bañuls AL, Hide M, Pratlong F, Lorenz E, Röllinghoff M, Mertens R (2001): Visceral leishmaniasis in a German child who had never entered a known endemic area: case report and review of the literature. Brief Report, Clin Infect Dis. 32: 302-306. Gothe R (1991): Leishmaniosen des Hundes in Deutschland: Erregerfauna und –biologie, Epidemiologie, Klinik, Pathogenese, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Kleintierpraxis. 36 (2): 69-84. Heile C, Heydorn AO, Schein E (2006): Dermacentor reticulatus (Fabricius, 1794) – Verbreitung, Biologie und Vektor von Babesia canis in Deutschland. Berl Münch Tierärztl Wochenschr. 119: 330334. Mandl D, Beelitz P, Pfister K (2008): Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland. DVG-Tagung, Fachgruppe Arthropoden und dadurch übertragene Infektionen in einer sich verändernden (Um)welt 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Pfister et al. Parasitologie und parasitäre Krankheiten “Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren“, 09.-11.07.2008 in Celle. Naucke TJ, Schmitt C (2004): Is leishmaniasis becoming endemic in Germany? Int J Med Microbiol. 293 (37): 179-181. Randolph SE (2004): Evidence that climate change has caused „emergence“ of tick-borne diseases in Europe? Int J Med Microbiol. 293 (37): 5-15. Randolph SE (2008): Tick-borne encephalitis in Central and Eastern Europe: consequences of political transition. Microbes Infect. 10 (3): 209-216. Ruffing D, Marholdt F, Silaghi C, Pfister K, Beelitz P (2009): Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland. DVG-Tagung, Fachgruppe Parasitologie und parasitäre Krankheiten “Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren“, 17.-19.06.2009 in Leipzig. Schmitt C. (2002): Untersuchungen zur Biologie und Verbreitung von Phlebotomus (Transphlebotomus) mascittii Grassi 1908 (Diptera: Psychodidae) in Deutschland. Diss, Insitut für Medizinische Parasitologie, Universität Bonn. Sumilo D, Asokliene L, Bormane A, Vasilenko V, Golovljova I, Randolph SE (2007): Climate change cannot explain the upsurge of tick-borne encephalitis in the Baltics. PLoS ONE 2 (6): e500. Sumilo D, Bormane A, Asokliene L, Vasilenko V, Golovljova I, Avsic-Zupanc T, Hubalek Z, Randolph SE (2008): Socio-economic factors in the differential upsurge of tick-borne encephalitis in Central and Eastern Europe. Rev Med Virol. 18 (2): 81-95. Vogel R (1924): Dermacentor reticulatus F. in Württemberg. Zentralbl Bakteriol I. Abt. Orig. 93, 389. 17 V1 Vektorenübertragene Erkrankungen Large scale monitoring of putative vectors of BTV-8 in Germany Conraths, Franz J.*1, Bauer, Burkhard2, Bauer, Christian3, Bätza, H.-J.4, Beer, Martin1, Clausen, Peter-Henning2, Geier, Martin5, Gethmann, Jörn1, Kiel, Ellen6, Liebisch, Gabriele7, Liebisch, Arndt7, Mehlhorn, Heinz8, Schaub, Günter9, Werner, Doreen10, Hoffmann, Bernd1 1Friedrich-Loeffler-Institut, Insel Riems & Wusterhausen; 2Freie Universität Berlin; 3Justus-LiebigUniversität Gießen; 4Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Bonn; 5Universität Regensburg; 6Universität Oldenburg; 7Zecklab, Burgwedel; 8Universität Düsseldorf; 9Universität Bochum; 10Leibniz-Center for Agricultural Landscape Research, Müncheberg *[email protected] Culicoides spp. were monitored between April 2007 and May 2008 to identify the vectors of bluetongue disease virus (BTV) in Germany. Materials & Methods: Biting midges were caught using blacklight traps, identified to species group and tested for BTV genome by RT-PCR. Results: Culicoides spp. were detected over the entire monitoring period, although at low densities during winter months. High numbers (> 50,000) of biting midges were caught between May and November with a maximum in October 2007. In 585 (2.4%) out of 24,513 batches of biting midges BTV genome was detected. All BTV-positive pools of biting midges were shown to be infected with BTV serotype 8. Almost all batches with high BTV genome load (n=43) were classified as C. obsoletus group, indicating a prominent role for species of this group as vectors of BTV. Conclusions: Molecular characterization of positive pools suggests C. obsoletus sensu stricto as a relevant vector for BTV-8 transmission in Germany. 18 Vektorenübertragene Erkrankungen V2 Distribution and abundance of biting midges, the potential vectors of bluetongue disease, in Switzerland Christian Kaufmann1, Francis Schaffner1, Andreas Tschuor2, Alexander Mathis*1 1Institute of Parasitology; 2Department of Farm Animals, University of Zürich (Switzerland) *[email protected] Biting midges (Culicoides spp.) are tiny flies which, in Northern and Central Europe, used to be perceived as nuisance pests and as causative agents of allergic dermatitis particularly of horses. However, indigenous species proved to be highly efficient vectors for the recently introduced bluetongue virus serotype 8 (BTV-8). The aims of this project are to determine the distribution, abundance, and activity patterns of biting midges occurring in Switzerland (Kaufmann et al., 2009; Tschuor et al., 2009). Material and Methods: Insects were caught with UV-light traps once weekly at stations representing the 12 climatic regions of Switzerland throughout the whole year. In addition, catches were done at 5 stations in an alpine region of Switzerland at altitudes between 1300 and 2000 meters above sea level from the end of June to the end of October 2008. Midges were grouped under the stereomicroscope into Obsoletus complex, Pulicaris complex or other Culicoides spp. Results: Midges were caught at all stations, albeit in very different numbers. The highest monthly average was 10‘000 midges per night (Dittingen/BL); the third highest average was recorded for the highest station (Juf/GR, 2130 m). At stations below 1500 m, midges of the Obsoletus complex (98% in Dittingen) were predominant which in Central Europe are most likely considered to be responsible for the transmission of BTV. With increasing altitude, midges of the Pulicaris complex prevailed (91% in Juf). Catches on two neighbouring alps of similar altitude (approx. 2000 m) varied considerably. Conclusions: Most likely there are no midges-free zones in all of the agriculturally utilized areas (including the alpine summer pastures) of Switzerland, but the vector competence regarding BTV of the various midges needs to be urgently clarified. This work is supported by the Swiss Federal Veterinary Office (BVET). References: 1. Kaufmann, C., F. Schaffner, A. Mathis (2009): Monitoring von Gnitzen (Culicoides spp.), den potentiellen Vektoren des Blauzungenkrankheitsvirus‘, in den 12 Klimaregionen der Schweiz. Schweiz Arch Tierheilkd (in press). 2. Tschuor, A.C., C. Kaufmann, F. Schaffner, A. Mathis (2009): Vorkommen von Gnitzen (Culicoides spp.) auf drei Höhenstufen in einer alpinen Region der Schweiz. Schweiz Arch Tierheilkd (in press). 19 V3 Vektorenübertragene Erkrankungen Zur Wirtstierpräferenz von Gnitzen (Culicoides spp.): Bestimmung der Blutmahlzeiten mittels spezies-spezifischer Primer und Sequenzanalyse Stefanie Bartsch*1, Burkhard Bauer1, Peter-Henning Clausen1, Stephan Steuber2 Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Berlin 1 2 Bundesamt für *[email protected] Heimische Gnitzen gelten als potentielle Vektoren der Blauzungenkrankheit in Deutschland. Als Beitrag zur Aufklärung der Epidemiologie sollte mittels spezies-spezifischer Primer sowie Barcoding die Wirtstierpräferenz dieser Gnitzen ermittelt werden. Material & Methoden: Die Probennahme erfolgte mittels BioGents® Sentinel UV-Lichtfallen auf ausgewählten Höfen mit (1) Rindern, Pferden, Schweinen und Schafen (Seedorf, Brandenburg), (2) mit Rindern, Schafen, Mufflons, Rot- und Damwild (Paulinenaue, Brandenburg) sowie (3) auf einem Hof mit reiner Rinderhaltung (Rethem, Niedersachsen). Gefangene Gnitzen wurden zunächst im Labor den Komplexen C. obsoletus und C. pulicaris zugeordnet, um nachfolgend die DNS aus frisch gesogenen Weibchen zu extrahieren. Danach wurden die Proben mit Hilfe von universellen Cytochrom b (Cyt b) Primern auf Blutmahlzeiten von Vertebraten überprüft und anschließend Cyt b positive Proben mit spezies-spezifischen Primern auf verschiedene Wirtstiere untersucht. Cyt b positive Proben, die nicht zugeordnet werden konnten, wurden sequenziert und über einen Abgleich mit der Genbank (BarcodeAlignment) identifiziert. Ergebnisse: Von den insgesamt 232 untersuchten Proben testeten 163 (70,3 %) positiv auf Wirbeltierblut. Durch weitere Untersuchungen mit spezies-spezifischen Primern und Sequenzanalyse konnten folgende Tierarten als Wirtstiere nachgewiesen werden: Rind 98 Proben (60,1 %), Pferd 4 Proben (2,5 %), Schwein 11 Proben (6,8 %), Rotwild 3 Proben (1,8 %), Schaf eine Probe (0,6 %). Drei Proben enthielten sowohl DNS von Rot- als auch von Damwild (1,8 %). Als zusätzliche Wirtstierspezies von C. obsoletus und C. pulicaris konnte nur noch der Mensch in 40 Proben (24,5 %) durch Sequenzanalyse nachgewiesen werden. Lediglich drei Proben (1,8 %) konnten bisher nicht identifiziert werden. Schlussfolgerungen: Bei Gnitzen der beiden untersuchten Komplexe konnte trotz des sehr geringen Volumens der Blutmahlzeit (0,1 – 1 µg) die Wirtstierart durch spezies-spezifische Primer identifiziert werden. Die meisten Proben stammten von Rindern, nur wenige konnten, obwohl in unmittelbarer Nähe vorhanden, anderen Tierarten zugeordnet werden. Dies mag an einer hohen olfaktorischen Attraktivität, spärlicher Behaarung, der Körpergröße und dem vergleichbar geringen Abwehrverhalten von Rindern liegen. Überraschender Weise wurde in unserer Studie auf Höfen mit Schafhaltung kein Schaf als Wirtstier nachgewiesen. Dies könnte mit dem dichten Wollvlies der Tiere sowie der vergleichbar geringeren Emission von CO2, Aceton und Phenolverbindungen erklärt werden. An Pferden und Schweinen wurde ebenfalls Blut aufgenommen, allerdings zu einem deutlich geringeren Anteil. DNS von Wildtieren konnte, obwohl sie in großer Anzahl in Paulinenaue gehalten wurden, nur in wenigen Proben nachgewiesen werden. Unter dem Vorbehalt des begrenzten Probenumfanges in dieser Studie kann geschlossen werden, dass Nutztiere, - allen voran das Rind - bevorzugt als Wirtstiere fungieren. Neben dem Rind war bei extensiver Haltung (Paulinenaue) vor allem der Mensch ein weiterer wichtiger Wirt. 20 Vektorenübertragene Erkrankungen V3 Literatur: 1. Bartsch S, Bauer B, Wiemann A, Clausen P-H, Steuber S (2009): Feeding patterns of biting midges of the Culicoides obsoletus and Culicoides pulicaris groups on selected farms in Brandenburg, Germany. Parasitol Res (im Druck). 21 V4 Vektorenübertragene Erkrankungen Evaluierung gebräuchlicher und neuer Methoden zum Schutz von Bullen gegen Culicoides spp. und anderen hämatophagen Nematoceren am Beispiel der Besamungsstation von Schmergow, Brandenburg Burkhard Bauer*, Anabell Jandowsky, Eberhard Schein, Dieter Mehlitz, PeterHenning Clausen Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin *[email protected] In Europa sind palaearktische Gnitzen der Gattung Culicoides die wichtigsten Überträger des Virus der Blauzungenkrankheit (BTD). Die zurzeit durchgeführte Impfung schützt Hauswiederkäuer gegen die Übertragung von BTV- 8; gegen mögliche weitere Serotypen müssen aber zusätzliche spezifische Impfstoffe entwickelt werden. Neben der Vakzination ist daher die Entwicklung wirkungsvoller Methoden zur Vektorenbekämpfung notwendig, um eine Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Ein zurzeit häufig angewandtes und empfohlenes Verfahren besteht in der Behandlung gefährdeter Tierbestände mit Insektiziden (Pyrethroiden) zur Bekämpfung von Culicoides und anderen hämophagen Dipteren. Material & Methoden: Auf der Besamungsstation in Schmergow (Rinderproduktion Berlin Brandenburg GmbH, RBB) sollten wertvolle Zuchtbullen durch regelmäßige, sechswöchige Behandlungen mit 30mL 0.75igem Deltamethrin „pour on“ (Butox pour on®, Intervet) und dem einmaligen Einzug einer Permethrin-haltigen Ohrmarke (Auriplak®, Virbacen) gegen Stiche von Gnitzen geschützt werden. Zusätzlich kamen erstmals insektizidhaltige (100mg Deltamethrin/m2), 1,80 m hohe Netzzäune (25 Maschen/cm2)1,2 zum Einsatz, die den größten Teil der Anlage umgaben. Zur Bewertung der Kontrollmaßnahmen wurden von Juli bis einschließlich Dezember 2007 Culicoides und andere hämatophage Nematoceren mit zwei im Stallbereich aufgestellten UV-Lichtfallen (BioGents® Sentinel traps) gefangen. Die Fallen waren jeweils von der Abenddämmerung bis zum nächsten Morgen aktiviert. Bei der anschließenden Leerung wurden alle Insekten gezählt, bestimmt und Komplexen (Culicoides) oder Gattungen zugeordnet. Der Zustand jedes Insekts – gesogen oder nüchtern – wurde mit Hilfe einer Stereolupe beurteilt. Ergebnisse: Trotz aller eingesetzten Kontrollmaßnahmen (Permethrin-haltige Ohrmarken, insgesamt 9 Behandlungen mit Deltamethrin) gab es keine deutliche und nachhaltige Reduktion von Culicoides und anderen hämatophagen Nematoceren. Anfänglich wurde nach Ausbringung des insektizidbehandelten Netzes ein deutlicher Rückgang der Fänge auf unter 500 Gnitzen pro Nacht beobachtet, der sich allerdings nur als vorübergehend erwies. In den folgenden Tagen konnten bei günstigen Wetterbedingungen wieder mehrere tausend Exemplare gefangen werden. Generell überwogen die Gnitzen aus dem Pulicaris-Komplex (56.920). Gnitzen vom Obsoletus-Komplex bildeten nur 6% der Fänge. Auch führten die Behandlungen nicht zum angestrebten Schutz der Bullen gegen Stiche von Culicoides: trotz regelmäßiger Anwendungen von Pyrethroiden waren von den Gnitzen aus dem Obsoletus- oder dem Pulicaris-Komplex 35,3% bzw. 9,0% vollgesogen. Bei den gefangenen Aedes bzw. Anopheles spp. hatten jeweils mehr als 50% der Individuen Blut aufgenommen. Schlußfolgerungen: Die Behandlung mit Pyrethroiden hat eine Blutaufnahme der Zielinsekten nicht verhindert. Damit könnte es selbst bei behandelten Tieren zur Übertragung von BT kommen. Insektizidbehandelte Moskitonetze wurden bereits erfolgreich zur Bekämpfung human- und 22 Vektorenübertragene Erkrankungen V4 veterinärmedizinisch relevanter Vektoren eingesetzt1,2. Derzeit wird die Verwendung insektizidbehandelter Netze zur Bekämpfung von Culicoides in einem vom BMELV finanzierten Projekt erprobt. Erste Laborversuche ergaben vielversprechende Ergebnisse, müssen aber in weiteren Feldversuchen bestätigt werden. Die Annahme, dass Gnitzen generell ein vorzugsweise exophiles und exophages Verhalten haben, hat sich bei diesen Untersuchungen nicht bestätigt. In außerhalb der Stallungen aufgestellten Fallen wurden deutlich weniger Gnitzen gefangen. Vor diesem Hintergrund kann auch das Aufstallen besonders wertvoller Tiere keinen wirksamen Schutz gegen die Übertragung von Blauzunge darstellen, es sei denn die Stallungen wären durch Netze geschützt. Auf die Gefahr einer Resistenzentwicklung durch regelmäßigen Insektizid-Einsatz bei proliferativen Schadinsekten wird ausdrücklich hingewiesen. Literatur: 1. Bauer B, Gitau D, Oloo FP, Karanja SM (2006): Evaluation of a preliminary trial to protect zero-grazed dairy cattle with insecticide-treated mosquito netting in Western Kenya. Trop Anim Health Prod. 38: 29-34. 2. Maia M, Bauer B, Mehlitz D, Clausen P-H, Abonuusum A, Osei S, Kruppa T, May J, Garms R (2005): Use of insecticide-treated nets to protect cattle against insects of veterinary and medical importance. BNI Report 04/05: 86-87. Die Studie wurde finanziell durch die Rinderproduktion Berlin Brandenburg GmbH (RBB) unterstützt. 23 V5 Vektorenübertragene Erkrankungen Insektizidbehandelte Netze zur Bekämpfung von tiermedizinisch bedeutenden Vektorenseuchen Karen M.A. Rohrmann*1 , Nicol Geerike1, Peter-H. Clausen*1 , Burkhard Bauer1 , Dieter Mehlitz1, Eberhard Schein1 , Raymond Mathis2 , Werner Mauer2 , Klaus Frenzel3 , Birgit Rößler4 , Kurt J. Peters4 1Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Cognis Deutschland GmbH, Monheim; 3Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.; 4Institut für Nutztierwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin *[email protected] Bluetongue, die ursprünglich aus Afrika kommende Virusinfektion der Wiederkäuer, trat nach einer schnellen Verbreitung über den Mittelmeerraum im Jahre 2006 erstmal auch in Deutschland auf. Das ubiquitäre Vorkommen effizienter Virusüberträger (Gnitzen, Culicoides spp.), in der Tendenz ansteigende Temperaturen, insbesondere milde Winter, begünstigen das Überleben von Gnitzen und erhöhen somit das Übertragungsrisiko. Maßnahmen zur Verhinderung der Virusausbreitung und weiterer Krankheitsausbrüche in den folgenden Jahren waren nur bedingt erfolgreich. Die durchgeführten Impfmaßnahmen und die zusätzlich empfohlene pour-on Behandlung mit Insektiziden bieten keinen ausreichenden Schutz. Ziel der Untersuchungen ist es, die Wirksamkeit insektizidbehandelter Netze gegen den Eintrag von Gnitzen sowie Lästlingsinsekten in Rinderhaltungen zu bewerten und ggf. durch Weiterentwicklung zu optimieren. Material & Methoden: Die mit Insektizid behandelten Netze wurden sowohl im Feld als auch im Labor getestet. Bei den Feldversuchen wurde einerseits auf zwei Milchviehbetrieben je ein Stall durch das mit Deltamethrin ausgerüstete Polyesternetz der Maschenweite 2 x 2 mm geschützt (Fenster und Tore). Andererseits wurden Kälbergruppen in „Iglus“ mit einem Lambda-Cyhalothrin-haltigen Polyesternetz der Maschenweite 1,6 x 1,7 mm umzäunt. Eine Versuchseinheit mit 5 Kälbern wurde vollständig (inklusive Dach), eine weitere 2 m hoch vernetzt. Ebenso wie bei den Milchviehanlagen gab es auch eine Kontrolleinheit ohne Netz, welche sich auf dem gleichen Gelände befand. Die Insektenfänge erfolgten mittels Biogents Sentinel UV-Lichtfallen®. Zur Überprüfung der biologischen Wirksamkeit des insektizidbehandelten Netzes wurden vor der Ausbringung und dann im vierwöchigen Abstand Netzproben auf den Betrieben entnommen. Im Labor wurden die Untersuchungen mit Hilfe der Testinsekten Musca domestica und Culicoides nubeculosus durchgeführt (bio-assay). Die Testung von M. domestica erfolgte in der FlyBox®. Diese Box war mit der entsprechenden Netzprobe ausgekleidet. Nach einer 10-sekündigen Exposition wurden die Paralyseraten in bestimmten Zeitabständen erhoben. Ein ähnliches Verfahren kam bei der Testung mit C. nubeculosus zum Einsatz. Für die Beurteilung der biologischen Wirksamkeit der Netze wurde der T-50-Wert (Zeitpunkt, an dem 50% der Testinsekten paralysiert sind) bestimmt. Ergebnisse: Die auf den Betrieben verwendeten Netze zeigten im bio-assay eine gute biologische Wirksamkeit über einen Zeitraum von 5 Monaten. Zum Ende der Untersuchungen ließ sich auf Grund von Verschmutzungen des Netzes bei beiden Testinsekten ein Anstieg des T 50 und damit ein scheinbarer Wirkungsverlust nachweisen. In weiterführenden Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine Erhöhung der Wirkstoffkonzentration und die Verwendung von Deltamethrin als Emulsion zu einem schnelleren Wirkungseintritt bei beiden Testspezies führte. Bei der Wirksamkeitsprüfung verschiedener Insektizide (Lambda-Cyhalothrin, Deltamethrin) zeigte der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin den schnellsten Wirkungseintritt und damit die beste biozide Wirksamkeit. 24 Vektorenübertragene Erkrankungen V5 Auf den Milchviehanlagen ergab die Ausbringung der Netze am Interventionsstall keine nachhaltige Reduktion der Fliegen- und Gnitzenzahlen. Auch wiesen die Kühe im Interventionsstall nicht weniger Abwehrbewegungen auf als die Kühe im Kontrollstall. Bei den geschützten Kälbereinheiten waren Trends zur Reduktion von Fliegen und Gnitzen sowohl in den vollständig als auch teilweise vernetzten Einheiten zu verzeichnen. Die in den geschützten Einheiten gehaltenen Kälber zeigten signifikant weniger Abwehrbewegungen. Die Intervention hatte keinen Einfluss auf den Deltamethringehalt im Tränkewasser oder in den untersuchten Sammelmilchproben. Unter den Netzen entnommene Bodenproben wiesen nur sehr geringe Belastungen mit Deltamethrin auf. Auffällig waren die relativ hohen Belastungen von Kotproben auf einem Kontrollbetrieb, die möglicherweise zeitlich korreliert mit einer topikalen Applikation von Deltamethrin der Tiere (nicht versuchsbedingt) zurückzuführen ist. Schlussfolgerungen: Verantwortlich für die noch nicht befriedigende Wirkung der Netze im Feld erscheinen eine nachgewiesene Resistenz bzw. Toleranz der Fliegenpopulationen auf den Milchviehanlagen gegenüber dem Pyrethroid Deltamethrin, die Zunahme der Verschmutzung der Netze zum Saisonende und die daraus resultierende Maskierung des Wirkstoffes sowie die für Gnitzen evtl. zu große Maschenweite. Die Untersuchungen in 2009 dienen der weiteren Optimierung der Netztechnologie. Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung. 25 V6 Vektorenübertragene Erkrankungen Arthropoden-übertragene Infektionen bei Hunden auf Kap Verde Sandra Götsch1*, Michael Leschnik2, Georg Duscher1, Jörg P. Burgstaller3, Anja Joachim1 1Institut für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Klinik für Interne Medizin und Seuchenlehre; 3Institut für Tierzucht und Genetik, Veterinärmedizinische Universität Wien, Veterinärplatz 1, A-1210 Wien (Österreich). *[email protected] Eine steigende Anzahl von Touristen reist mit den eigenen Hunden ins Urlaubsland oder ist bereit aus Tierschutzgründen streunende Hunde zurück nach Hause mitzunehmen. Eine Folge davon ist, dass mitteleuropäische Tierärzte zunehmend mit exotischen, nicht endemischen Infektionserregern beim Hund konfrontiert werden. Aktuelle Informationen über die Verbreitung der verschiedenen Erreger sind dazu unerlässlich. Ziel dieser Studie war es, das Auftreten einige der wichtigsten Arthropodenübertragenen Erreger (Protozoen [Hepatozoen und Babesien], Rickettsien [Ehrlichien und Anaplasmen], sowie Leishmania infantum) bei Hunden in Kap Verde zu untersuchen, sowie die Zeckenarten, die die dortigen Hunde befallen, zu bestimmen. Material & Methoden: In Praia, der Hauptstadt von Kap Verde, wurde im Rahmen einer Kastration oder veterinärmedizinischen Behandlung von 130 Hunden Vollblut und Serum entnommen, sowie von 127 Hunden Zecken abgesammelt und von 20 Hunden Feinnadelspirate von vergrößerten Lymphknoten gemacht. Bei vier Hunden mit klinischen Symptomen kaniner Leishmaniose (z.B. Gewichtsverlust, Alopezie, Onychogryphosis, Ulcera) wurde vor Ort ein anti-Leishmanien-Schnelltest durchgeführt. Neben Blutausstrichen zum Parasitennachweis wurden PCR-Untersuchungen aus Blutproben auf Hepatozoon canis, Anaplasma spp., Ehrlichia canis und Babesia canis durchgeführt; die Lymphknotenaspirate wurden mittels PCR auf Leishmania infantum untersucht. Babesia-canis-Antikörper wurden mittels IFAT im Serum detektiert. Ergebnisse : Bei 75,4 % der Hunde konnten Antikörper gegen B. canis festgestellt werden. Die PCR für H. canis war bei 63,9 %, für E. canis bei 26,9 %, für A. platys bei 7,7 % und für B. canis vogeli bei 0,8 % der Tiere positiv. B. canis konnte weiters bei einem Hund im Blutausstrich nachgewiesen werden, der in der PCR negativ war. Die Leishmanien-PCR der 20 Lymphknotenpunktate war in allen Fällen negativ. Die Ergebnisse der vier Tiere, bei denen ein Leishmanien-Schnelltest durchgeführt wurde, konnten mittels IFAT bestätigt werden. In zwei Fällen wurden niedrige positive Titer nachgewiesen. Von diesen Hunden stand kein Lymphknotenmaterial zur Verfügung, somit gelang kein Erregernachweis. Mischinfektionen waren häufig (23,1 %). Die Zecken (n = 1293) wurden als Rhipicephalus spp. bzw. R. sanguineus identifiziert. Schlussfolgerungen : Aufgrund der Ergebnisse wird eine endemische Verbreitung von B. canis, H. canis, E. canis, A. platys sowie deren Vektor R. sanguineus auf den kapverdischen Inseln angenommen, die in hoher Prävalenz vorkommen können. Der Import von kapverdischen Strassenhunden nach Mitteleuropa sollte aus diesem Grund kritisch betrachtet werden. S. Götsch erhielt ein Stipendium für wissenschaftliches Arbeiten im Ausland von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. 26 Vektorenübertragene Erkrankungen V7 Zur Verbreitung und Vorkommenshäufigkeit von Babesia canis und der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) im Saarland Daniela Ruffing*1, Fritz Marholdt2, Cornelia Silaghi1, Kurt Pfister1, Pamela Beelitz1 1Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Ludwig-Maximilians-Universität München; 2Tierklinik Wadgassen, Zum Lattersberg 2, 66787 Wadgassen *[email protected] Einleitung: In einer tierärztlichen Kleintierklinik in Wadgassen im Saarland wurden seit Anfang 2006 vermehrt Babesiose-Erkrankungen beim Hund, teilweise mit tödlichen Ausgang, registriert. Um abzuklären, ob es sich dabei um beispielsweise im benachbarten Frankreich erworbene oder mittlerweile autochthone Infektionen handelt, wurde untersucht, in wie weit die Zecken der Art Dermacentor reticulatus bereits in dieser Region vorkommen und mit Babesia canis infiziert sind. Material & Methoden: Für diese Untersuchung wurden zehn Gebiete in einem 15 x 10 km² messenden Areal südwestlich von Saarbrücken von Februar bis Dezember 2008 beflaggt. Die Flagggebiete wurden in Zusammenarbeit mit der Kleintierklinik Wadgassen festgelegt, indem Patientenbesitzer nach ihren „Spaziergehgewohnheiten“ befragt wurden, deren Hunde in den Jahren 2006 und 2007 an Babesiose erkrankt waren und in dieser Klinik behandelt wurden. Die in diese Studie einbezogenen Tiere (n=60) hatten das Saarland mindestens 6 Monate vor Krankheitsausbruch nicht verlassen. An den Fangorten wurden die Zusammensetzung der Vegetation, Fangzeit sowie die klimatischen Bedingungen dokumentiert. Die gesammelten Zecken wurden mittels real-time-PCR auf das Vorhandensein von Piroplasmen untersucht, Zielregion war das 18SrRNA-Gen. Positive Proben wurden mittels einer zweiten auf die IST1-Region abzielenden Multiplex-Real-Time-PCR weiter differenziert. Hunde, die 2008 in der Praxis vorgestellt wurden und an akuter Babesiose erkrankt waren (n=15), wurden sowohl mittels Giemsa-gefärbten Blutausstrich, als auch mittels PCR auf Piroplasmen untersucht. Ergebnisse: In allen zehn Gebieten wurden Zecken nachgewiesen, insgesamt 550, davon 408 Exemplare von D. reticulatus (216♀, 192♂), 21 von D. marginatus (12♀, 9♂) und 121 von Ixodes ricinus (42♀, 35 ♂, 34 Nymphen). Als B.-canis-positiv erwiesen sich 12 von bisher 307 untersuchten D.reticulatus-Zecken (3,9%), die Artdifferenzierung ergab bei allen positiven Zecken einen Befall mit B. canis canis. Schlussfolgerungen: Das Vorkommen von D. reticulatus im Saarland wurde an unterschiedlichen Standorten nachgewiesen. Die Fundorte variierten stark in ihrer Vegetation, von Flußauenlandschaften über verwilderte Weideflächen hin zu buschreichen Wiesen. Das saisonale Auftreten von Ixodes- und Dermacentor-Zecken unterscheidet sich deutlich. Adulte D.-reticulatus-Zecken traten bevorzugt in den Monaten Mai, Oktober und November auf, I.-ricinus-Zecken zeigten hingegen ein gehäuftes Auftreten im Juni. Es ist davon auszugehen, dass D.-reticulatus-Zecken mittlerweile im Gebiet südwestlich von Saarbrücken gehäuft auftreten und zu einem geringen Prozentsatz mit B. canis canis infiziert sind. 27 V8 Vektorenübertragene Erkrankungen Hirschlausfliegen als Vektor tier- und humanpathogener Erreger? Georg Duscher1*, Marina L. Meli2, Hans Lutz2, Anja Joachim1 1Institut für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Veterinärmedizinisches Labor, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich *[email protected] Blutsaugenden Insekten gelten aufgrund ihrer Ernährungsweise als mögliche Überträger verschiedenster Viren, Bakterien, Parasiten. Bis vor kurzem galten die Lausfliegen allgemein in unseren Breiten als ungefährliche „Lästlinge“ für Mensch und Tier, deren Stich zwar wenig schmerzhaft ist, aber Juckreiz verursacht. Neuere Studien (Dehio et al. 2004, Halos et al. 2004) identifizierten die Hirschlausfliege (neben der Pferdelausfliege und der Schaflausfliege) als Überträger von Bartonellen (Bartonella schönbuchensis). Diese können bei Hirschen und Rehen eitrige Hauterkrankungen auslösen. Derartige Erkrankungen beim Menschen nach einem Hirschlausfliegenstich wurden ebenfalls beschrieben. Zusätzlich wird eine Schädigung der Herzmuskulatur durch diese Bartonellen diskutiert (Hassler 2005). Neben den Bartonellen könnten die Lausfliegen für zahlreiche andere wildtierassozierten virale, bakterielle und parasitäre Erkrankungen in Frage kommen. Diesbezüglich wurden bisher wenig Untersuchungen durchführt und diese Insekten als potentielle Gefahrenquelle nicht in Betracht gezogen. Material & Methoden: Hirschlausfliegen von Wildtieren aus Österreich bzw. der Schweiz wurde mittels Realtime-PCR auf das Vorhandensein verschiedener human- bzw. tierpathogener Erreger untersucht. Ergebnisse : In den 82 Proben konnten keine FSME Viren nachgewiesen werden. Auch der Nachweis von Anaplasmen verlief negativ. Ein unspezifisches Screening auf Mykoplasmen ergab 15 positive Proben. 9 davon zeigten bei einer Mycoplasma wenyoni spezifischen PCR eine Amplifikation. Die Untersuchung auf Rickettsien brachte 7 positive Proben hervor. 2 Proben waren Borrelia s. l. positiv. Schlussfolgerungen : Diese Vorstudie hat gezeigt, dass Hirschlausfliegen für eine Reihe von Erregern (Mykoplasmen, Rickettsien, Borrelien) als Vektoren in Frage kommen könnten. Die epidemiologische Bedeutung dieser möglichen Überträger und ihre vektoriale Kompetenz müssen noch in weiteren Studien abgeklärt werden, z.B. mit Untersuchungen nüchterner Hirschlausfliegen. Literatur: 1. Dehio C, Sauder U, Hiestand, R. (2004): Isolation of Bartonella schoenbuchensis from Lipoptena cervi, a blood-sucking arthropod causing deer ked dermatitits. J Clin Microbiol. 42: 5320-5323. 2. Halos L, Jamal T, Maillard R, Girard B, Giullot J, Chomel B, Vayssier-Taussat M, Boulouis HJ (2004): Role of hippoboscidae flies as potential vectors of Bartonella spp. infecting wild and domestic ruminants. Appl Environ Microbiol 70:6302-6305. 3. Hassler D (2005): Bartonella schoenbuchensis und die Hirschlausfliege. Dtsch Med Wochenschr 130:13-14. 28 Vektorenübertragene Erkrankungen V9 Prävalenz von Anaplasma phagocytophilum und Ko-infektionen mit Borrelia spp. in Schildzecken (Ixodes ricinus) im Raum Hannover Christina Strube*1, Victor Montenegro2, Sonja Junge3, Christian Epe4, Thomas Schnieder 1 1Institut für Parasitologie, Tierärztliche Hochschule Hannover; 2derzeitige Adresse: Escuela Veterinaria, Universidad National de Costa Rica, Heredia (Costa Rica); 3derzeitige Adresse: Institut für Nutztiergenetik, Friedrich-Löffler-Institut, Mariensee; 4derzeitige Adresse: Novartis Centre de Recherche Santé Animale SA, St. Aubin (Schweiz) *[email protected] In Deutschland sind Schildzecken der Art Ixodes ricinus der wichtigste Vektor für verschiedene Spezies der Gattung Borrelia und Anaplasma phagocytophilum. Material & Methoden: An 12 unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet Hannovers wurden von März bis Oktober 2005 insgesamt 8802 Schildzecken mittels der Flag-Methode gefangen. Knapp 4000 Ixodes ricinus-Zecken wurden mit einer neu etablierten quantitativen real time PCR (qPCR) auf das Vorhandensein von DNA des B. burgdorferi sensu lato-Komplexes und B. spielmanii getestet, wobei in dieser gattungsspezifischen PCR das ITS2-Gen als Zielsequenz dient. Bei positiv detektierten Zecken schloss sich eine Bestimmung der Borrelienspezies anhand des rpoB-Gens (B. burgdorferi s.l.) bzw. ospA-Gens (B. spielmanii) mittels konventioneller PCR an. 2000 der untersuchten Zecken gingen in die nachfolgende Bestimmung der A. phagocytophilum-Infektionsrate ein. Hierbei wurde das 16S-rRNAbzw. msp-2 Gen mittels qPCR amplifiziert. Ergebnisse: Bei 23,1% der 3962 untersuchten Zecken konnte mittels der gattungsspezifischen qPCR eine Infektion mit Borrelia spp. nachgewiesen werden. Dabei wiesen adulte Zecken mit 32,9% eine wesentlich höhere Befallsrate als Nymphen (15,8%) auf. Die am häufigsten nachgewiesene Borrelienart war B. afzelii, gefolgt von B. garinii, B. valaisiana, B. spielmanii und B. burgdorferi s.s. Als monoinfiziert zeigten sich 72,0% der infizierten Zecken, Doppel- und Tripelinfektionen wurden bei 25,6% bzw. 2,4% diagnostiziert. Die Untersuchung auf A. phagocytophilum ergab eine Prävalenzrate von 3,2%. Auch mit diesen Erreger waren adulte Zecken häufiger infiziert als Nymphen (4,1% vs. 2,3%). Eine Mischinfektion von A. phagocytophilum und Borrelia spp. konnte bei 0,9% der Zecken nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Die ermittelte Borellia-Infektionsrate von 23,1% bei den untersuchten Zecken im Raum Hannover deckt sich mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen im Raum Hamburg, Hannover und Kassel. Ebenso ist die A. phagocytophilum-Befallshäufigkeit von 3,2% der Zecken mit den Ergebnissen anderer Studien vergleichbar. Da die Erreger beider Gattungen zwar transstadial, nicht aber transovariell übertragen werden, resultiert aus der Kumulation jeweils auch eine höhere Prävalenz in adulten Zecken im Vergleich zu Nymphen. Der Prozentsatz der Mischinfektionen mit Borellia spp. und A. phagocytophilum entspricht weitestgehend dem rechnerisch auf den jeweiligen Befallshäufigkeiten basierenden zu erwartenden Wert. 29 V10 Vektorenübertragene Erkrankungen Canine Anaplasma phagocytophilum-Infektion: Molekulare Differenzierung beteiligter Stämme Cornelia Silaghi*1, Barbara Kohn2, Farina Kunow2, Daniela Galke2, Lygia M. Friche Passos1,3, Claudia Thiel1, Ingo Nolte4, Kurt Pfister1 1Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München; 2Klinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 3Veterinary School, Minas Gerais (Brasilien), 4Klinik für Kleintiere, TiHo Hannover *[email protected] Das durch Zecken übertragene, obligat intrazelluläre Bakterium Anaplasma phagocytophilum ist der Erreger der Caninen Granulozytären Anaplasmose (CGA). Dumler et al. reklassifizierten 2001 die bis dahin separaten Spezies Ehrlichia phagocytophila, Ehrlichia equi und das Humane Granulozytäre Ehrlichiose (HGE) Agens in der neuen Spezies A. phagocytophilum aufgrund von Homologien des 16S rRNA-Gens. Zwischen verschiedenen geographischen Regionen und Wirtstierspezies herrscht jedoch große Heterogenität innerhalb der Spezies A. phagocytophilum. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die an caninen A. phagocytophilum-Infektionen in Deutschland beteiligten Stämme molekular zu differenzieren und mit Stämmen aus anderen Regionen und von anderen Wirtstierarten zu vergleichen. Als Studienmaterial dienten bisher Blutproben von 49 mit A. phagocytophilum infizierten Hunden aus den Jahren 2005 - 2008 und einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 121 nicht Anaplasmose verdächtigen Hunden (9-11/2008 und seit 03/2009). Die molekulare Detektion von A. phagocytophilum erfolgt mit real-time PCR, in positiven Proben wird im Anschluss ein Teil des 16S rRNA-Genes mittels nested PCR amplifiziert, das Produkt sequenziert und auf Polymorphismen analysiert. Des Weiteren werden die Proben auf proteinkodierende Gene (ankA, groESL, msp2) untersucht und die Amplifikate ebenfalls sequenziert. Von den 121 zufällig ausgewählten Hunden waren 3 A. phagocytophilum-positiv. Insgesamt konnten 45 auswertbare 16S rRNA-Gensequenzen gewonnen werden. Dabei ließen sich 8 unterschiedliche Sequenztypen feststellen. Der 16S rRNA-Typ, welcher in insgesamt 26 Hunden gefunden wurde, ist identisch mit einem, welcher in an CGA erkrankten Hunden in Schweden und in wirtsuchenden Zecken in einem Stadtpark in München gefunden wurde. Er wurde des Weiteren in Pferden mit Anaplasmose entdeckt und in Milzproben eines Rehs und eines Rothirsches. Ein weiterer Typ wurde in 16 Hunden entdeckt, dieser wurde ebenfalls in Blutproben eines Pferdes und von Igeln entdeckt. Das 16S rRNA-Gen ist allerdings ein konservierter Genomabschnitt, welcher die tatsächlich existierende Heterogenität von A. phagocytophilum nur bedingt wiedergibt. Die Auswertung der erhaltenen Genabschnitte des ankA-, msp2- und des groESL-Gens steht zur Zeit der Verfassung des Abstracts noch aus. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei der CGA in Deutschland unterschiedliche Stämme beteiligt sind. Diese scheinen nicht spezifisch an einen Wirt adaptiert zu sein. Ob ein Zusammenhang zwischen dem beteiligten Stamm und der Pathogenität und damit der klinischen Ausprägung bei den betroffenen Hunden besteht, wird in laufenden Studien untersucht. 30 Vektorenübertragene Erkrankungen V11 Emergence of Aedes japonicus in Central Europe Francis Schaffner, Christian Kaufmann, Alexander Mathis* Institute of Parasitology, University of Zürich (Switzerland) *[email protected] The East Asian bush mosquito Aedes (Finlaya) japonicus japonicus (Theobald) (=Ochlerotatus japonicus) is known as an invasive species. It was for the first time detected outside its native range in the United States in 1998, where it has spread to 22 states, including Hawaii, and also to parts of Canada. In Europe, few specimens of this mosquito were detected on a platform for imported used tyres in France in 2000, but the population was eliminated. Since 2002, this species seems to be established in Belgium but has so far only been observed on two neighbouring storages of used tyres. Aedes japonicus is a competent laboratory vector of several arboviruses, including Japanese encephalitis virus, and West Nile virus for which it is a good bridge vector candidate. A damaged mosquito specimen, resembling Ae. albopictus, the Asian tiger mosquito, was collected in the canton Aargau (located northern to the Alps) and was sent to our laboratory* in July 2008. Morphological identification revealed that it neither belonged to Ae. albopictus nor to any indigenous species known from Europe. Thus, a field investigation was implemented in order (1) to collect more specimens from this species and (2) to check if Ae. albopictus, which had been reported from the same area in 2007, has established. Material and Methods: Larval collections in potential breeding sites focused on small man-made containers like vases present at most cemeteries, rain water casks in gardens, catch basins, fountains, used tyres, but also natural breeding sites like tree holes, ponds and ditches if present were sampled. The surveyed area was gradually extended from positive sites in all directions until a crown of negative sites surrounding the distribution area (positive sites) was determined. Sites were defined as negative if there was at least one breeding site containing any mosquito larvae or five sites without such larvae. Some specific sites were particularly checked because of their possible role as introduction point (used tyre storage, international airport). Vases in cemeteries appeared to be particularly useful for assessing the presence and abundance of Ae. japonicus and the relative abundance of mosquito species occurring therein could be estimated by comparing the frequency of vases colonized by each species on the basis of a vase index (number of positive vases / total number of vases). Results: A total of 3,504 potential breeding sites were checked in municipalities of Switzerland (n=111), bordering France (n=3) and Germany (n=9), and 616 (17.6%) were positive for mosquito immature stages. Larvae from nine indigenous mosquito species were identified. In addition, Ae. japonicus was detected in 122 breeding vessels, mainly in vases (65.6%), fountains (9.8%), tyres (8.2%), catch basins (5.7%) and rain water casks (4.1%) originating from Switzerland (38 municipalities) and from 2 municipalities in Germany located across the Rhine river. The colonized area covers approximately 1,400 km2. The overall mean vase index of the classical container breeding species Culex pipiens was the highest (0.10). However, at sites where Ae. japonicus was present, it occurred more frequently than the other species (whose corresponding index values were significantly lower, p<0.01). No obvious way of introduction of Ae. japonicus could be identified as yet. One used tyre storage was found to be colonized by the species, but it was located at the border of the colonized area showing only a few larvae, and no import of used tyres was declared. All sites (n=5) examined in the vicinity of the international airport of Zurich, located at the border of the distribution area, remained negative. Finally, there is no indication that Ae. albopictus has established in Switzerland north of the Alps and the earlier identification (based on a photograph) of this species was erroneous. 31 V11 Vektorenübertragene Erkrankungen Conclusions: This is the first finding of proliferation and spread of an invasive mosquito in Central Europe. Further studies should monitor the rapidity of a probable spread as well as determine the bionomics of this species, in order to assess its vector potential for native and exotic pathogens in the local environment. This is particularly of relevance as Ae. japonicus is breeding in urbanized environments. Invasive as well as vector potential render this species a potential threat for animal and human health, and justify the implementation of preventive surveillance and control measures. * Reference laboratory for arachno-entomology for the Swiss federal veterinary office. 32 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik V12 Comparison of coprological and molecular techniques for the diagnosis of Anoplocephala perfoliata infection of the horse Ivana Chlastáková1, Eva Vavrouchová2, Štěpán Bodeček2, Martin Kamler1, Břetislav Koudela*1 1Department of Parasitology; 2Equine Clinic, University of Veterinary and Pharmaceutical Sciences Brno (Czech Republic) *[email protected] Anoplocephala perfoliata is the most common tapeworm parasite of horses and is incriminated as a significant cause of clinical disease. The sensitivities of common coprological diagnostic techniques for A. perfoliata infection vary considerably. The present work evaluated and compared the reliability of a recently described coprological FLOTAC technique as well as a modified flotation technique and traditional flotation technique with that of a PCR-based assay for diagnosis of A. perfoliata infection. Of 43 faecal samples collected from horses bred on a single farm, 19 (44%) resulted positive for the presence of A. perfoliata eggs using the FLOTAC technique. From the 19 FLOTAC positive samples the 18 samples (42%) by using a modified flotation technique and 7 samples (16%) examined by traditional flotation technique were also positive. All collected samples were also subjected to a PCR protocol specific for regions of A. perfoliata ITSs. Four out of the 19 FLOTAC positive samples and six out of the 24 FLOTAC negative samples were found positive by PCR. In this work, the PCR assay actually showed the unreliability for detecting of A. perfoliata eggs probably due to smaller sample size and also as a result of an irregular distribution of A. perfoliata eggs in the horse faeces. Nonetheless, the FLOTAC technique scored the highest number of positives compared to the other techniques and may have advantages compared to other methods that allows also estimating of the parasite burden. The results of the present work indicate that the FLOTAC technique as well as a modified flotation technique can be utilized as useful methods for the detection of A. perfoliata in faecal samples collected from naturally infected horses. The financial support of the grant project MSM 6215712403 is acknowledged. . 33 V13 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Ergebnisse serologischer Untersuchungen im Zusammenhang mit dem ersten in Deutschland beschriebenen Fall boviner Besnoitiose Gereon Schares*1, Walter Basso1,2,3, Hendrik Wilking1, Franz J. Conraths1, Monir Majzoub4, Ana Rostaher5, Josef Selmair6, Nicole S. Gollnick7 1Friedrich-Loeffler-Institut, 2Laboratorio Institut für Epidemiologie, Wusterhausen, de Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad Nacional de La Plata, 60 y 118 (1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET), Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Veterinärpathologie, Ludwig-Maximilians-Universität, München; 5Medizinische Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München; 6Inning am Holz; 7Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung, Ludwig-Maximilians-Universität, München *[email protected] Im August 2008 wurden in einem Fleischrinder haltenden Bestand in Bayern Tiere mit auffälligen Hautveränderungen beobachtet. Ein Tier wurde in die Klinik für Wiederkäuer der Ludwig-MaximiliansUniversität München eingeliefert. Mittels histologischer und serologischer Methoden sowie spezifischer DNA-Nachweisverfahren und -Sequenzierung wurde Besnoitiose diagnostiziert (Rostaher, A., R.S. Mueller, M. Majzoub, G. Schares, und N.S. Gollnick (2008): Bovine besnoitiosis in Germany, Vet. Dermatol., eingereicht). Material & Methoden: Anfang November 2008 wurde eine klinische und serologische Untersuchung aller zu diesem Zeitpunkt in dem betroffenen Bestand gehaltenen Rinder durchgeführt. Hierzu mussten die Tiere zunächst von sieben teilweise mehr als 100 km auseinanderliegenden Weidegebieten an den Hauptstandort der Herde verbracht werden. Insgesamt wurden 214 Tiere untersucht. Zwei WesternblotVerfahren (mit Tachyzoiten- oder Zystozoiten-Antigen) wurden eingesetzt, um Antiköper im Blutserum der Tiere nachzuweisen. Ergebnisse: Seropositivität wurde bei ≤ 6 Monate bzw. bei > 6 bis ≤ 12 Monate alten Tieren seltener als bei älteren Tieren beobachtet (28% bzw. 29%). 88% der über 12 Monate alten Tieren waren seropositiv. 63 Rinder zeigten klinische Erscheinungen (Zysten in den Augenbindehäuten oder in der VulvaSchleimhaut, verdickte Haut). 57 der Tiere mit klinischen Symptomen hatten Antikörper gegen B. besnoiti. Bei 13 Tieren waren die klinischen Erscheinungen verdächtig, aber nicht eindeutig. 8 dieser Tiere waren serologisch positiv und 5 negativ. 77 weitere Tiere waren serologisch positiv, ohne dass klinische Erscheinungen beobachtet werden konnten. Nur 60 der 214 Rinder waren weder klinisch auffällig noch serologisch positiv. Insgesamt lag die Seroprävalenz bei 66,4% (142/214). Die Prävalenz klinisch positiver Tiere erreichte 29,5% (63/214). Junge (≤ 12 Monate alte) männliche Tiere waren häufiger seropositiv als junge weibliche Tiere (Abb. 1). Unter den älteren Tieren (> 12 Monate) waren weibliche Tiere häufiger seropositiv (89%) als männliche Tiere (67%) (Abb. 1). In den von sieben verschiedenen Weidegebieten stammenden Tiergruppen wurden Seroprävalenzen zwischen 72% und 96% beobachtet. Schlussfolgerungen: Die Quelle, aus welcher die B. besnoiti-Infektion in den Bestand gelangte, ist unbekannt. Der Tierhalter unterhielt in der Vergangenheit Handelskontakte nach Frankreich und in andere Länder. Es ist daher denkbar, dass er oder einer seiner Handelspartner infizierte Tiere zugekauft hat. Da trotz der weit auseinander liegenden Weidegebiete eine relativ gleichmäßige Durchseuchung der Herde beobachtet wurde, kann vermuten werden, dass B. besnoiti-Infektionen mindestens seit einem Jahr, vermutlich schon länger im Bestand vorkamen und sich dort unbemerkt ausgebreitet hatten. Diese Vermutung stützt sich auch auf die Beobachtung, dass ein Tier im Jahr 2006 mit Symptomen einer 34 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik V13 Besnoitiose erkrankt war. Es besteht daher auch die Möglichkeit, dass infizierte Tiere aus dem betroffenen Bestand in andere Betriebe verbracht wurden und dass sich die Infektion in diesen Beständen ebenfalls ausbreiten kann. Weitere Untersuchungen zum Vorkommen B. besnoiti-infizierter Tiere in benachbarten Rinderhaltungen und in Rinderhaltungen in die Tiere in den vergangenen Jahren verbracht wurden, sind dringend erforderlich. Es sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Import infizierter Tiere aus endemischen Gebieten verhindern. W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. 35 V14 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Ein Ausbruch boviner Besnoitiose in Deutschland: Pathomorphologische Befunde Monir Majzoub*1, Wolfram Breuer1, Nicole S. Gollnick2, Ana Rostaher3, Gereon Schares4, Walter Hermanns1 1Institut für Tierpathologie; 2Klinik für Wiederkäuer; 3Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-MaximiliansUniversität München; 4Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Wusterhausen *[email protected] Besnoitia besnoiti wird als ätiologisches Agens der Besnoitiose beim Rind angesehen; es handelt sich um obligat intrazellulär lebende Kokzidien der Familie Sarcocystidae im Phylum Apicomplexa und ist eng mit Toxoplasma gondii und Neospora caninum verwandt. Bislang wurde die bovine Besnoitiose nur in Ländern Afrikas, des Nahen Ostens (Israel), Südeuropas (Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Türkei) und in Südamerika (Venezuela) beobachtet. Im Jahr 2008 ist die bovine Besnoitiose erstmals in Deutschland aufgetreten. Material und Methoden: Ein Charolais-Rind, 3,4 Jahre alt, weiblich, aus einem Bestand von 214 Tieren in Bayern kam mit Verdacht auf Besnoitiose zur Obduktion. Zur histopathologischen Untersuchung wurden Gewebeproben in 10%iger gepufferter Formaldehydlösung fixiert und sowohl in Paraffin als auch in Kunststoff eingebettet. Die Färbung der histologischen Schnitte erfolgte mit Hämalaun und Eosin (HE), nach Giemsa sowie mittels der PAS-Reaktion. Zur näheren Charakterisierung der Wirtszellen in den Zysten wurde eine immunhistochemische Untersuchung an Paraffinschnitten durchgeführt. Bei weiteren 70 Rindern wurden Bioptate der veränderten Haut entnommen und ebenfalls histologisch untersucht. Ergebnisse: Histologisch fanden sich in zahlreichen Lokalisationen (Haut, Sehnen, Membrana synovialis, Auge, Nasenseptum, Conchen, Tonsillen und Vestibulum vaginae) multiple Besnoitia-Zysten. In der Umgebung der Zysten war jeweils eine mittelgradige Zellinfiltration unter Beteiligung von eosinophilen Granulozyten, Makrophagen und einzelnen mehrkernigen Riesenzellen zu erkennen. Bei 15 der 70 Rinder (21%), von denen Haut-Bioptate entnommen worden waren, konnten ebenfalls Besnoitia-Zysten nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Der vorgestellte Fall zeigt, dass die Besnoitiose eine weitere Ländergrenze überschritten hat. Ob eine Ausbreitung in Deutschland bereits erfolgt ist, kann bislang nicht gesagt werden. Falls Insekten tatsächlich eine Rolle bei der Übertragung der bovinen Besnoitiose spielen, kann das Auftreten und die Ausbreitung der Erkrankung als Folge der Klimaerwärmung ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die exponierte Lage der Besnoitia-Zysten in der superfiziellen Dermis und in den Schleimhäuten schließt eine spontane Freisetzung von Bradyzoiten mit der Möglichkeit einer direkten Übertragung nicht aus. 36 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik V15 Evaluation of the FAMACHA© anaemia scoring for detecting Haemonchus contortus infections in Swiss goat flocks. Miriam C. Scheuerle1*, Monia Mahling2, Kurt Pfister1 Comparative Tropical Medicine and Parasitology, Ludwig-Maximilians-Universität, Munich; ² Statistical Consulting Unit, Department of Statistics, Ludwig-Maximilians-Universität, Munich. 1 *[email protected] Introduction: The FAMACHA©-method is a useful system developed for clinical evaluation of anaemia in small ruminants and thereby competent of indicating infections with blood-sucking Haemonchus sp in sub-Saharan Africa. Therefore, the method can be used to administer a Targeted Selective Treatment (TST) of Haemonchus sp infections. The present study aimed to evaluate the accuracy of the FAMACHA©-method in goat flocks in Switzerland. Previous studies verified the correlation of FAMACHA©-scores and the packed cell volume (PCV). Additionally, we investigated the correlation of FAMACHA©-scoring and faecal egg counts (FEC). Methods: The system determines the degree of anaemia by scoring the colour of the eye mucosa from category 1 (red = non-anaemic) to 5 (white = highly-anaemic), based on the FAMACHA©-colour-chart. Goats from six farms in Central Switzerland were scored for anaemia once a month, from May to October 2008. Simultaneously, PCV and FEC were individually ascertained. FEC, PCV and FAMACHA©scores were statistically compared to evaluate the efficacy of the FAMACHA©-method in detecting H. contortus infections. Results: The FAMACHA©-scoring and PCV correlated significantly in all months of the study. The FAMACHA©-scoring and FEC correlated significantly in four of the six of the study months. The sensitivity of the FAMACHA©-method in detecting anaemic goats was 86%, using the anaemia criteria cut-offs FAMACHA©-categories ≥3 and PCV <24%. The sensitivity of the method for detecting goats which needed an anthelmintic treatment was >76%, with a FAMACHA ≥3 and FEC >300 epg or >600 epg depending on the FEC of H. contortus as cut-offs for treatment. In addition, the use of FAMACHA categories ≥3, as an indicator for treatment, revealed that 64% of the animals were recommended for treatment. Therefore, when using FAMACHA© the proportion of treated animals of a flock will be considerably reduced compared to standard treatment schemes. Conclusion: These results indicate the suitability of FAMACHA© as a tool for the realisation of TST in goat flocks in our area under consideration of the obvious clinical signs of trichostrongylidosis and provided that H. contortus is adequately present. 37 V16 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Entwicklung eines Milch- und Serum-ELISAs zur Detektion der Infektion mit Teladorsagia circumcincta bei der Ziege Insa Biedermann*1, Regine Koopmann1, Georg von Samson-Himmelstjerna2, Janina Demeler2 Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst; 2Institut für Parasitologie, Tierärztliche Hochschule Hannover 1 *[email protected] Infektionen mit Magen-Darm-Strongyliden (MDS) sind bei kleinen Wiederkäuern zu einem erheblichen Teil Ursache für Erkrankungen und Leistungseinbußen und damit verbundenen wirtschaftlichen Verlusten. Die Entwicklung eines Milch-ELISAs für Ziegen bietet den Vorteil der vereinfachten Probennahme und -untersuchung und kann als kostengünstiges Monitoringtool zur Feststellung des Herden-/Einzeltierstatus dienen. Dies ist auch in Hinblick auf die Problematik der zunehmenden Anthelmintikaresistenzen und dem daraus resultierenden Bedarf an Alternativen zur klassischen „dose&move“-Entwurmung von Interesse. Material & Methoden: Die Versuchsgruppe in 2008 bestand aus acht kastrierten Bocklämmern, die parasitennaiv aufgezogen und einmal experimentell mit 30.000 infektiösen Larven von Teladorsagia circumcincta infiziert wurden. Eine gleichgroße Gruppe diente als Kontrollgruppe. Beiden Gruppen wurden ab dem 10.Tag p.i. zweimal wöchentlich Blut- und Kotproben entnommen, um den Verlauf der Infektion zu verfolgen. Die Kotproben wurden nach der Methode McMaster zur Bestimmung der Eiausscheidung (EpG) untersucht. Die Blutproben wurden zentrifugiert und das Serum bis zur weiteren Untersuchung eingefroren. Der Versuchszeitraum umfasste etwa 10 Wochen. Fünf infizierte Böckchen wurden zur Gewinnung von adulten Würmern getötet. Diese werden für die Beschichtung der ELISA-Platten benötigt. Die lyophilisierten Würmer wurden in PBS gelöst und mittels Tissue rupture zu einer homogenen Masse verarbeitet. Nach der Zentrifugation wurde in dem Überstand eine Proteinbestimmung durchgeführt. Um den Verlauf des Antikörpertiters auch in der Milch überprüfen zu können, wurde eine Gruppe von 16 weiblichen Lämmern parasitennaiv aufgezogen und im Herbst belegt. Ein Teil dieser Gruppe wird nach der Lammung infiziert. Bei beiden Gruppen werden ab Tag 14 p.i. Blut-, Milch- und Kotproben über einen Zeitraum von 2 Wochen täglich genommen, um ein enges Raster für den Verlauf des Antikörpertiters zu bekommen. Über weitere drei Wochen werden die Probennahmen 3mal wöchentlich durchgeführt. Neben dem Versuch zur künstlichen Infektion wurden bei der betriebseigenen 70köpfigen Milchziegenherde über die gesamte Weidesaison 2008 im 4-Wochen-Rhythmus von allen Einzeltieren Blut-, Milch-, und Kotproben genommen. Diese Proben dienen der späteren Validierung des Tests. Ergebnisse: Die Proteinbestimmung nach Bradford ergab 32 mg/ml aus den verarbeiteten adulten Würmern. Erste Durchläufe erfolgten mit unterschiedlichen Verdünnungen des Antigens und der Seren. Die Beschichtung der Platten erfolgte mit einer Verdünnungsreihe von 1:1500 bis 1:5000, die Seren wurden 1:500 bis 1:2000 verdünnt. Für die Negativ- und Positivkontrollen wurde bisher die Kombination 1:3200 Antigenverdünnung und 1:1000 Serumverdünnung verwendet. Dieses ergab für die Negativkontrolle bei 405nm nach 30 Minuten im Mittel einen Wert von 0,146 ± 0,023 OD und für die Positivkontrolle einen Mittelwert von 1,347 ± 0,034 OD. Als Positivkontrolle diente immer eine Probe von Tag 28 p.i. Diese Durchläufe lieferten erste Anhaltspunkte; die optimale Verdünnungskombination muß aber noch herausgearbeitet werden. Nach Abschluß der Probennahme bei den weiblichen 38 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik V16 Versuchsziegen sind weitere Durchläufe geplant, da dann auch eine vergleichende Belegung der Platten mit Milch und Serum möglich ist. Aufgrund der bisher vorliegenden Ergebnisse scheint die Entwicklung eines Serum- und Milch-ELISAs möglich. . 39 V17 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik Identifizierung von stark mit Magen- und Darmwürmern befallenen erstsömmrigen Kälbern anhand unabhängiger, nicht-invasiver Biomarker Janina Demeler1*, Nina Kleinschmidt2, Reinert H.G. Müller3, Regine Koopmann2, Georg von Samson-Himmelstjerna1 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover; 2Johann Heinrich von Thünen Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst; 3Forschungsinstitut für Bildverarbeitung, Umwelttechnik & Strömungsmechanik, Hamburg *[email protected] Befall mit Magen- und Darmwürmern (MDW) verursacht bei erstsömmrigen Rindern zum Teil Gewichtsbzw. Wachstumsverluste, die auch in nachfolgenden Weideperioden nicht wieder aufzuholen sind. In der Praxis werden momentan gesamte Herden entweder therapeutisch oder prophylaktisch behandelt. Dieser Ansatz wird unter Anderem aufgrund steigender Resistenzproblematiken als nicht nachhaltig betrachtet. Der Identifikation behandlungsbedürftiger Tiere kommt dementsprechend eine große Bedeutung zu. Material & Methoden: Von 2006 bis 2008 wurden auf dem Lehr- und Forschungsgut der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Ruthe sowie an der FAL Trenthorst Herden erstsömmriger Rinder während der gesamten Weidezeit im vierwöchigen Rhythmus untersucht. Dabei wurden individuell Kotproben parasitologisch untersucht (Eizahl pro Gramm; EPG) und das Gewicht (per Maßband) sowie ein BCSWert (Body Condition Score) ermittelt. Zusätzlich wurden einmal vor, während und nach der Weidesaison Blutproben gezogen und auf Antikörper gegen Ostertagia (ELISA) sowie den PepsinogenWert untersucht und das Gewicht aller Tiere durch eine Viehwaage ermittelt. In 2008 wurde in Ruthe außerdem ein neues Verfahren zur automatisierten Bestimmung des BCS mittels 3D-Kamera und eigens entwickelter Software eingesetzt. Dieses System zur automatisierten Bestimmung des BCS wurde in 2007 im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes (PARASOL) für Milchkühe entwickelt und in 2008 erstmals für erstsömmrige Kälber verwendet. Ergebnisse: Im Jahr 2006 konnten aufgrund des ungewöhnlich trockenen und heißen Sommers bei keiner der Herden Infektionen mit Magen- und Darmwürmern im EPG nachgewiesen werden. Auch im ELISA und Pepsinogen-Test waren bis kurz vor Ende der Weidesaison alle untersuchten Tiere negativ. Zwischen BCS und Gewichtsentwicklung konnte eine gute positive Korrelation nachgewiesen werden. In 2007 wurden in Ruthe ebenfalls nur geringgradige Infektionen festgestellt. Da diese erst gegen Ende der Weidesaison auftraten, konnten zwischen EPG und BCS bzw. Gewichtsentwicklung keine signifikante Korrelation ermittelt werden. In 2008 wurde der Versuch nur in Ruthe fortgesetzt und bereits im ersten Drittel der Weideperiode Infektionen mit MDW bei allen Tieren festgestellt. Zwischen BCS und Gewichtsentwicklung konnte wiederholt eine deutlich positive Korrelation nachgewiesen werden. Zwischen EPG und BCS bzw. Gewichtsentwicklung wurde hingegen eine negative Korrelation festgestellt. Entsprechend des früheren Auftretens von MDW-Infektionen waren die Tiere in 2008 sowohl im Ostertagia Serum-ELISA als auch im Pepsinogen-Test ab Mitte der Weisesaison positiv. Im Gegensatz zu der getesteten Milchviehherde fehlten allerdings in der Jungtierherde die Extremwerte für sehr dünne oder sehr dicke Kälber, was eine zuverlässige Kalibrierung der Software stark erschwerte. Grundsätzlich jedoch konnten Köperformen und die für die Bestimmung des BCS relevanten Knochpunkte bei allen Tieren korrekt identifiziert werden. Schlussfolgerungen: Die deutlich positive Korrelation zwischen BCS und Gewichtsentwicklung ermöglicht eine Kontrolle der Wachstumszunahme ohne den Aufwand einer transportablen Waage auf 40 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer - Diagnostik V17 der Weide. Die negative Korrelation zwischen BCS und EPG erlaubt es, behandlungsbedürftige Tiere ohne aufwendige parasitologische Untersuchung zu identifizieren. Nach Optimierung der entwickelten Software wäre dies auch automatisiert und ohne die Notwendigkeit des Einsatzes von geschultem Personal möglich. 41 V18 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung Untersuchungen von Tankmilchproben mittels ELISA zur Feststellung der Seroprävalenz des Rinderlungenwurmes im Norden Deutschlands Anne-Marie Klewer*1, Christina Strube1, Andrew B. Forbes2, Thomas Schnieder1 1Stiftung 2Merial, Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, D-30559 Hannover; 29 Avenue Tony Garnier, Lyon 69007 (Frankreich) *[email protected] Die Dictyocaulose, verursacht durch den Lungenwurm des Rindes, Dictyocaulus viviparus, ist weltweit eine der bedeutendsten Parasitosen in der Weidehaltung bei Rindern. Ein Befall mit Rinderlungenwürmern wird meist bei Kälbern sowie Jungrindern in ihrer ersten und zweiten Weidesaison diagnostiziert. Aber auch bei adulten Rindern wird der Lungenwurm verstärkt als Problem erkannt. In Milchviehherden kann eine Erkrankung mit dem Lungenwurm zu beträchtlichen Leistungseinbußen führen, wie zum Beispiel einer verminderten Milchleistung, einer verringerten Fruchtbarkeit bis hin zu Todesfällen. Das Ziel dieser Studie ist es, die Seroprävalenz der Dictyocaulose in Milchviehherden in einem nordwestlichen Gebiet Deutschlands einzuschätzen, um so epidemiologische Faktoren, welche das Vorkommen der Dictyocaulose in diesem Gebiet beeinflussen könnten, herauszufinden. Material und Methoden: In den Monaten Januar, September und November 2006 sowie 2008 wurden jeweils circa 900 Tankmilchproben von verschiedenen Betrieben aus einem nördlich gelegenen Gebiet des Landes Niedersachsen genommen. Diese Proben wurden mittels eines im Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelten Milch-ELISA untersucht. Als Antigen für diesen ELISA wurde das rekombinante Major Sperm Protein (MSP) von D. viviparus verwendet. Für diesen ELISA wurden Immobilizer™Amino-plates (NUNC) mit diesem rekombinanten Fusionsprotein beschichtet. Als Anti-Antikörper wurden Sheep Anti-Bovine IgG1-Antikörper verwendet, da sich die Verwendung dieses Konjugates zusammen mit den hier genannten Mikrotiterplatten als optimal für eine serologische Diagnostik von Lungenwurminfektionen erwiesen hat. Ergebnisse: Im Januar 2006 und 2008 waren 19,8 % beziehungsweise 12,79 % der getesteten Tankmilchproben positiv für Antikörper gegen D. viviparus. Die Tankmilchproben von September 2006 bzw. 2008 ergaben bei 37,2 % bzw. 6,85 % positive Antikörpertiter. Im November des Jahres 2006 zeigten 42,1 % der Herden positive Antikörpertiter, wohingegen im November 2008 nur 6,61 % der getesteten Proben positiv war. Schlussfolgerungen: Aufgrund der bisherigen Ergebnisse kann man hier von einer mittleren Seroprävalenz in diesem nördlichen Gebiet Deutschlands sprechen. Die abgenommene Anzahl positiv getesteter Tankmilchproben im Jahr 2008, vor allem in den Monaten September und November, kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen könnte sich die Witterung sowie die Temperatur für die Entwicklung der Lungenwürmer in der Umwelt geändert haben. Zum anderen ist nicht bekannt, ob sich das Bekämpfungsregime in den Milchviehbetrieben in den Jahren 2006 und 2007 sowie 2008 geändert hat. Ausblick: Zur weiteren Evaluierung des im Institut für Parasitologie entwickelten Milch-ELISA wird derzeit eine Jahresstudie mit 16 Milchviehbetrieben aus Niedersachsen sowie einem Milchviehbetrieb aus Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Davon waren im Jahr 2008 12 Betriebe serologisch positiv und 4 Betriebe serologisch negativ gegen Antikörper von D. viviparus. 42 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung V19 Nachweis von Parafilaria bovicola in einem Galloway-Zuchtbetrieb in Bayern Dietmar Hamel*, Kurt Pfister Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München *[email protected] Parfilaria bovicola ist ein Parasit des Unterhautbindegewebes bei Rindern. Die Parafilariose ist in Südeuropa bekannt und in Schweden vermutlich durch Tierimport etabliert worden; in Nord- und Zentraleuropa liegen nur vereinzelte Berichte vor, meist von Untersuchungen von Importtieren. Als Vektor dieser Filarienart gilt hier Musca autumnalis. Eine Reihe von Filarien, Setaria spp., Onchocerca spp., Stephanofilaria spp. und Parafilaria bovicola parasitieren bei Rindern und führen weltweit zu wirtschaftlichen Einbußen durch verminderte Qualität des Schlachtkörpers und des Leders. Material und Methoden: Im März 2009 wurden zwei Gewebsproben von etwa 2 x 1,5 x 1 cm Größe, die am Rumpf eines geschlachteten Galloway-Rindes entnommen wurden, sowie einige Teile dünner weißlicher Nematoden, in das Diagnostiklabor des Lehrstuhls für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie der Ludwig-Maximilians-Universität eingeschickt. Vorberichtlich nannte der Züchter grünliche Veränderungen von bis zu 15 cm Durchmesser an der Unterhaut. Diese Veränderungen fallen seit drei Jahren in unregelmäßigen Abständen bei Schlachtungen auf; der Bestand wird extensiv gehalten und wurde vor etwa 20 Jahren mit Galloway-Rindern aus Schottland aufgebaut. Ergebnisse: Es konnten ein vollständiger weiblicher Nematode und mehrere Teilstücke von bis zu 3 cm Länge identifiziert werden. Aufgrund der Morphologie der Exemplare bzw. Fragmente, der typischen Lokalisation und vorberichtlich genannten Veränderungen am Schlachtkörper und des jahreszeitlichen Auftretens sind diese als P. bovicola identifiziert worden. Schlussfolgerung: Die Parafilariose ist bisher in Südeuropa sowie Schweden beschrieben worden, in anderen Teilen Zentraleuropas meist im Rahmen von Untersuchungen von Importtieren. Der Fund von Parafilarien in einer Rinderherde in Bayern weist auf eine mögliche Etablierung von Parafilaria bovicola in Süddeutschland hin. 43 V20 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung Epidemiologische Erhebung des Endoparasitenbefalls bei Neuweltkameliden im Süddeutschen Raum Corina Schlögl*1, Sabine Bork-Mimm2, Kurt Pfister1 1Lehrstuhl für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Tierärztliche Fakultät, LudwigMaximilians-Universität München; 2Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Referat für Veterinärangelegenheiten, Stuttgart *[email protected] Die Haltung von Neuweltkameliden als exotische Haus- und Hobbytiere hat in Deutschland in den letzten Jahren stetig zugenommen. Grobe Schätzungen aus dem Jahr 2004 gehen von etwa 5000 Tieren aus (Rohbeck, 2006). Parallel dazu sind Daten zur Inzidenz von Endoparasiten, abgesehen von einer Studie in Südhessen (Rohbeck, 2006) bei dieser Tiergruppe in Deutschland rar und fehlen für den Süddeutschen Raum vollständig. Da Neuweltkameliden im Allgemeinen von den gleichen Endoparasitenarten wie große und kleine Wiederkäuer befallen werden, ist von einem hohen Infektionsrisiko auszugehen. Zudem reagieren Neuweltkameliden vergleichsweise empfindlich auf einen Befall mit Endoparasiten und zeigen z.T. schwere Erkrankungssymptome. Dies und die Tatsache, dass es nur wenige auf diese Tiergruppe spezialisierte Tierärzte in Deutschland und dem angrenzenden Ausland gibt, verdeutlicht in besonderem Maße die Notwendigkeit weitreichender Erhebungen zum Parasitenstatus dieser Tiergruppe. Ziel dieser Studie ist es daher, einen Überblick über die Endoparasitenfauna der in Süddeutschland gehaltenen Neuweltkameliden zu geben. Material und Methoden: Dazu wurden von März 2008 bis Februar 2009 einmal monatlich Kotproben der Tiere gewonnen und mit Hilfe etablierter parasitologischer Untersuchungsmethoden (Flotation, Sedimentation, Auswanderung nach Baermann-Wetzel) auf das Vorkommen von Parasiten untersucht. Zusätzlich wurden mittels eines Fragebogens Daten zu Haltungsformen, Bestandsgrößen und Entwurmungsschemata erhoben. Die folgenden Fragestellungen werden überprüft: Welche Endoparasiten treten bei Neuweltkameliden in Süddeutschland auf? Wie hoch ist die Prävalenz? Wie ist die saisonale Entwicklung der Eiausscheidung? Wie stellen sich die gängigen Entwurmungsschemata dar? Ergebnisse: Von derzeit 711 ausgewerteten Proben waren 98,7% positiv auf Magen-Darm-Parasiten. Hiervon waren 95,9% Eimeria spp.,51,1% Magen-Darm-Strongyliden, 11,8% Trichuris spp., 9,6% Capillaria spp., 0,4% Fasciola hepatica, 2,5% Dicrocoelium dentriticum sowie 0,7% Moniezia spp.. Lungenwurmlarven konnten nicht nachgewiesen werden. Die monatlichen Ausscheidungverläufe werden dargestellt. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen deutlich, dass der Befall mit Endoparasiten bei Neuweltkameliden in Süddeutschland ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem darstellt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind daher für Züchter und Halter von Neuweltkameliden sowie für nicht auf diese Tierart spezialisierte Tierärzte von großer Bedeutung, um Entwurmungsstrategien zu optimieren und die Prophylaxe zu verbessern. Rohbeck S (2006): Parasitosen des Verdauungstrakts und der Atemwege bei Neuweltkameliden: Untersuchungen zu ihrer Epidemiologie und Bekämpfung in einer mitteldeutschen Herde sowie zur Biologie von Eimeria macusaniensis. Vet. Med. Dissertation, Justus Liebig Universität, Gießen 44 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung V21 Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pyrantelembonat gegen kleine Strongyliden bei Pferden in Brandenburg Juliane Fischer*1, Barbara Hinney1, Karl-Hans Zessin Himmelstjerna 3 und Peter-Henning Clausen1 2, Georg v. Samson- 1Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Institut für Internationale Tiergesundheit, Freie Universität Berlin; 3 Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover *[email protected] In den USA, Australien und einigen europäischen Ländern wurden Resistenzen der kleinen Strongyliden der Pferde (Cyathostominae) gegen Pyrantelembonat (PYR) beschrieben. Aus Deutschland gibt es bisher noch keine Berichte über das Auftreten von Resistenzen dieser Parasiten gegen PYR. Im Herbst 2006 waren in einer Prävalenzstudie in Brandenburg Pferdebestände aufgefallen, die trotz häufiger anthelminthischer Behandlung eine hohe Strongyliden-Eiausscheidung aufwiesen. Im Herbst 2007 ist auf 23 dieser Betriebe eine Wirksamkeitsstudie mit Ivermectin durchgeführt worden. Es wurde eine nahezu 100%ige Wirksamkeit auf allen Betrieben festgestellt. Im Sommer 2008 wurde eine Folgestudie mit PYR durchgeführt. Material und Methoden: Ausgehend von der Hypothese, dass häufiges Entwurmen die Resistenzentwicklung fördert, wurden 21 pferdehaltende Betriebe mit überdurchschnittlich hoher Eiausscheidung ausgewählt, die sich aus sechs Betrieben mit häufiger Entwurmung (≥ 4mal/ Jahr) und 15 Betrieben mit seltener Entwurmung (≤ 2mal/Jahr) zusammensetzten. Der Pferdebestand dieser Betriebe wurde koproskopisch untersucht. Für jeden Betrieb wurde aus den Pferden mit mehr als 100 (bevorzugt 250) Strongylideneiern pro Gramm Kot (je Betrieb mindestens 9, höchstens 40 Tiere) per Zufallsauswahl je eine Behandlungs- und eine Kontrollgruppe gebildet. In den Behandlungsgruppen befanden sich insgesamt 220, in den Kontrollgruppen 198 Tiere. Die Pferde der Behandlungsgruppen erhielten 6,6 mg PYR/kg Körpergewicht (Banminth®, Fa. Pfizer) per os. Die Kontrollgruppen blieben unbehandelt. Zwei Wochen nach Behandlung erfolgte die koproskopische Untersuchung zur Durchführung des Eizahlreduktionstests (EZRT). Die mittlere Eizahlreduktion (EZR) wurde nach Coles et al. (1992) in modifizierter Form berechnet. Die Bestimmung der Konfidenzgrenzen erfolgte mittels Bootstrap-Verfahren nach Cabaret & Antoine (2008). Ergebnisse: Die EZR lag auf 16 Betrieben (76,2%) über 90% und auf fünf Betrieben (23,8%) unter 90%. Im Einzelnen betrugen die Werte auf diesen fünf Höfen: 89% (95%CL 66-100), 88% (95%CL 55-100), 87% (95%CL 48-100), 77% (95%CL 24-100) und 65% (95%CL 11-96). Auf dem letztgenannten Betrieb wurde der EZRT nach zehn Wochen wiederholt. Die EZR betrug danach 50% (95%CL 7- 80). Schlussfolgerungen: Auf der Mehrzahl der untersuchten Betriebe ist von einer guten Wirksamkeit von PYR gegen Cyathostominae auszugehen (EZR > 90%). Auf fünf Betrieben besteht allerdings der Verdacht einer Resistenz der Cyathostominae gegenüber PYR (EZR < 90%). Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sind weiterführende Untersuchungen erforderlich. Es wird empfohlen, im Rahmen eines Programms zur Kontrolle des Endoparasitenbefalls regelmäßig einen EZRT durchzuführen. 45 V21 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung Literatur: 1. Cabaret J, Antoine T (2008): http://wcentre.tours.infra.fr/sfpar/stat.htm. (als Hyperlink in: Demeler J, Van Zeveren AM, Kleinschmidt N, Vercruysse J, Hoglund J, Koopmann R, Cabaret J, Claerebout E, Areskog M, von Samson-Himmelstjerna G. 2009. Monitoring the efficacy of ivermectin and albendazole against gastro intestinal nematodes of cattle in Northern Europe. Vet Parasitol 160:109-115. 2. Coles GC, Bauer C, Borgsteede FH, Geerst S, Klei TR, Taylor MA, Waller PJ, (1992): World Association for the Advancement of Veterinary Parasitology (W.A.A.V.P.) methods for the detection of anthelmintic resistance in nematodes of veterinary importance. Vet Parasitol 44:35-44. Wir danken der Firma Pfizer GmbH für die finanzielle Unterstützung der Studie. 46 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung V22 Vorkommen und Verbreitung von Insektizidresistenzen bei Fliegen (Musca domestica L.) in Milchviehbetrieben Brandenburgs Anabell Jandowsky1, Eberhard Schein1, Peter-Henning Clausen1, Kai Sievert2, Burkhard Bauer*1 1Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin; 2Novartis Tiergesundheit AG, 4058 Basel, Switzerland *[email protected] Stallfliegen stellen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung ein großes Problem dar. Neben einer Leistungsminderung durch massive Belästigungen während der Sommermonate fungieren Musziden vor allem als Krankheitsüberträger [1]. Mehr als 100 Krankheitserreger sind aus Fliegen isoliert worden, von denen 65 gesichert übertragen wurden [2]. Unsachgemäßer und häufiger Gebrauch von den verfügbaren Insektiziden kann innerhalb weniger Fliegengenerationen zur Entwicklung von Resistenzen führen. Material & Methoden: Ziel der Arbeit war es, das Vorkommen und die Verbreitung von Resistenzen bei Musziden in Milchviehbetrieben im Bundesland Brandenburg zu dokumentieren, um betroffenen Betrieben eine individuelle und wirksame Beratung hinsichtlich zukünftiger Fliegenbekämpfung zu geben. Gleichzeitig wurde mit der „FlyBox®“ ein kürzlich entwickeltes Verfahren auf seine Eignung als mobiler Feldtest für die Diagnose von Resistenzen untersucht. Die Resistenzprüfungen fanden von Juni bis November 2008 auf 60 Milchviehbetrieben statt. Eine Überprüfung der Wirkung des Pyrethroids Deltamethrin als Kontaktinsektizid erfolgte mit Hilfe der „FlyBox®“, die innen mit einem insektizidbehandelten Netz ausgekleidet war. In Fütterungsversuchen wurden die Wirkstoffe Spinosad, Thiamethoxam und Imidacloprid auf ihre Wirksamkeit untersucht. Nach dieser Querschnittsuntersuchung wurden dann Fliegen aus 15 besonders auffälligen Betrieben eingefangen und im Labor nachgezüchtet, um ihre Empfindlichkeit unter kontrollierten Bedingungen mit etablierten Verfahren und einer Auswahl vorher nicht eingesetzter Wirkstoffe untersuchen zu können. Bei diesen Evaluierungen kamen mit dem elektronischen Pipettiersystem EDOS 5222 der Firma Eppendorf topikal appliziertes Lambda-Cyhalothrin als weiteres Pyrethroid, Imidacloprid und Thiamethoxam im modifizierten Fütterungsversuch sowie die Larvizide Cyromazin und Triflumuron zum Einsatz. Für alle Laboruntersuchungen wurden vorzugsweise Fliegen bzw. Stadien der F1-Generation in vergleichbarem physiologischen Zustand verwendet. Ergebnisse: Nach Deltamethrin-Exponierung in der„FlyBox®“ ergaben sich bei Feldpopulationen von 58 der 60 Betriebe entweder keine oder eine reduzierte Paralyse; gegenüber Thiamethoxam waren 9 von 60 Populationen auffällig; und bei 52 von 60 Fliegenpopulationen gab es abweichende Reaktionen gegenüber Imidacloprid. Lediglich Spinosad erwies sich noch als voll wirksam. Während die topikale Applikation von Lambda-Cyhalothrin bei dem sensiblen WHO-Stamm schon bei der „Discriminating Dose“ (DD) (2,5 ng a.i./Fliege) zu 100% Mortalität führte, betrug die maximale Mortalität lediglich 27% bei einer der nachgezüchteten Feldpopulationen. Erst die 1024fache DD (2560 ng a.i./Fliege) führte nach 48 Stunden bei 10 der 15 Feldpopulationen zu 100% Mortalität. Im modifizierten Fütterungsversuch mit Thiamethoxam und Imidacloprid waren bei einer Dauer über 48 Stunden 14 von 15 bzw. 3 von 15 Populationen zu 100% abgestorben. Die larvizide Wirkung von Cyromazin zeigte nach Einsatz der DD (0,75ppm) bei 12 von 15 Populationen volle Wirksamkeit. Für Triflumuron DD (2ppm) waren in 4 von 15 Populationen alle Fliegen gestorben. Schlussfolgerungen: Von den untersuchten Feldpopulationen erwiesen sich lediglich zwei von insgesamt 60 als voll empfänglich gegenüber Deltamethrin. Abweichungen wurden auch beim Einsatz 47 V22 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung von Thiamethoxam (9 von 60 Populationen) und bei 52 von 60 Fliegenpopulationen gegenüber Imidacloprid festgestellt. Diese Ergebnisse konnten im Labor mit etablierten Verfahren bestätigt werden. Lediglich Spinosad erwies sich noch als voll wirksam Zur Bekämpfung von M. domestica ist deshalb ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, bei dem neben einem strategischen Einsatz von Bioziden auch sanitäre Maßnahmen (Stallhygiene) eine wichtige Rolle spielen müssen. Die kontinuierliche Resistenzüberwachung sollte ein fester Bestandteil von Planung, Auswahl und ggf. auch Rotation der eingesetzten Biozide sein. Literatur: 1. Insecticide Resistance Action Committee (2005) www.irac-online.org. 2. Curtis C (1998): The medical importance of domestic flies and their control. Africa Health. 20(6): 14-15. Die Studie wurde finanziell von der Firma Novartis Tiergesundheit AG, 4058 Basel, Switzerland, unterstützt. 48 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung V23 Die Rolle von P-Glycoprotein in der Resistenzentwicklung des MagenDarm-Strongyliden Ostertagia ostertagi gegen Albendazol Stefan Pachnicke* 1, William Blackhall 1, Dominique Kerboeuf Zeveren3, Jozef Vercruysse 3, Georg von Samson-Himmelstjerna 1 2, Annelies van 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2 Station de Parasitologie, Institut National de la Recherché Agronomique, Nouzilly (Frankreich); 3 Laboratory of Parasitology, Faculty of Veterinary Medicine, Gent University, Gent (Belgien) *[email protected] Anthelmintikaresistenzen stellen weltweit ein wachsendes Problem mit bedeutsamer wirtschaftlicher Relevanz in der ökonomisch orientierten Nutztierhaltung dar. Verschiedene spezifische molekulare Mechanismen bedingen Resistenzen gegen die Hauptklassen der eingesetzten Substanzen durch Veränderung der Zielstrukturen, so in der Klasse der Benzimidazole durch Veränderungen des β-Tubulin isotyp I Genes. Zusätzlich wurden unspezifische Mechanismen beschrieben, die parallel durch Metabolisierung oder Abtransport der Anthelmintika effektiv zur Resistenzbildung beitragen können. Die P-Glycoproteine (Pgp) gehören in die Klasse der ABC-Transporter und eine Assoziation mit Resistenz gegen Benzimidazole wurde gezeigt. In der vorliegenden Arbeit sollte eine Beteiligung von Pgp in der Resistenzentwicklung gegen Albendazol bei O. ostertagi untersucht werden. Zwei Pgp-Gene wurden hinsichtlich ihres Transkriptionsprofiles, sowie populationsgenetischer Kriterien von Pgp-Allelevarianten vergleichend zwischen einem resistenzselektiertem und einem empfindlichen O. ostertagi Isolat analysiert. Beide Isolate wurden nach dem Selektionsprozess genomweit bezüglich ihrer genetischen Diversität charkterisiert. Material & Methoden: Ein initial sensibles O. ostertagi Isolat wurde in vivo in aufeinanderfolgenden Passagierungen durch sukzessive Erhöhungen anfänglich geringer subtherapeutischer Albendazol Dosierungen phänotypisch gegen Resistenz selektiert. Parallel wurde das sensible Ursprungsisolat als Referenz ohne Behandlung im Wirt mehrfach passagiert. Der erreichte Resistenzgrad wurde in vitro durch EggHatchTesting (EHT) nachvollzogen. Benzimidazol-Resistenz-assoziierte Single-Nucleotide Polymorphisms (SNP) wurden im β-Tubulin isotyp I Gen anhand gepoolter PCR-Produkte auf Populationsebene untersucht. Degenerierte- und Rapid Amplification of cDNA Ends (RACE)-PCR Techniken wurden zur Identifizierung und sequentiellen Erweiterung von Pgp-Genen in O. ostertagi genutzt. Durch Single Strand Conformation Polymorphism (SSCP)- und Chromatogram-Analysierungen wurden Allelvarianten der pgps zwischen dem selektierten und unselektierten Isolat vergleichend untersucht. Im Anschluß wurden Transkriptionsprofile der Pgp-Gene durch RealTime®-PCR über verschiedenen Entwicklungsstadien beider Isolate hinweg erstellt. In einer genomweiten Analyse wurde die genetische Diversität der Isolate durch Amplified Fragment Length Polymorphism - Untersuchungen beschrieben. Durch Markierung mit humanen monoklonalen Antikörpern (Pgp-mAb), die Oberflächen-Pgp binden, wurden durchflußzytometrische Untersuchungen mit O. ostertagi Eiern durchgeführt. Ergebnisse: Während der Selektion gegen Benzimidazolresistenz wurden Dosierungen bis 4,5mg Albendazole/kg KGW von dem selektierten O. ostertagi Isolat in vivo toleriert. Im Wurmzahlreduktionstest wurde bei einer Dosierung von 3mg Albendazol /kg KGW eine Reduktion der Wurmbürde von lediglich 83% im selektierten Isolat im Gegensatz zu 100% im unselektierten Isolat ermittelt. 49 V23 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung In vitro wurde im EHT des selektierten Isolates die diskriminierende Dosis für Benzimidazolresistenz mit 0,12µg/ml Thiabendazol überschritten, trotzdem konnten keine Resistenz-assoziierten SNPs nachgewiesen werden. Zwei verschiedene, putativ Pgp-homologe Gene wurden in O. ostertagi identifiziert, pgp-a und pgp-c. In der SSCP Analyse von pgp-a wurden im Vergleich zwischen dem resistenz-selektierten und dem nichtselektierten Isolat keine Verschiebungen von Allelfrequenzen und Abweichungen vom HardyWeinberg Gleichgewicht ermittelt. Auch in vergleichenden Chromatogram-Analysen zeigten sich beide Isolate hinsichtlich Pgp-Allelvarianten bzw. -Polymorphismen von pgp-a und pgp-c einheitlich. Die relative Quantifizierung der Transkriptionsraten beider Pgp-Gene zeigte ein gleichmäßiges und stabiles Muster über die untersuchten Entwicklungsstadien Eier, L3 und Adulte hinweg. Im Vergleich zwischen selektiertem und dem unselektierten Isolat konnte keine Aufregulierung in der Transkriptionsrate der Gene nachgewiesen werden. Bezüglich seiner genetischen Diversität, konnten für O. ostertagi Heterozygositäts-Werte vergleichbar mit denen, schon für andere parasitische Nematoden beschriebenen Werten, dargestellt werden. Ein selektionsbedingter genetischer Bottlenecking-Effekt konnte ausgeschlossen werden. Auf den Eiern von O. ostertagi konnte durch Markierung mit mAb Pgp auf der Schale nachgewiesen werden. Im Vergleich zwischen den beiden Isolaten, konnte ein deutlich erhöhtes Pgp-Niveau im selektierten Isolat gezeigt werden. Neben diesen quantitativen Unterschieden im Vorkommen von Pgp auf Parasiteneiern des selektierten Isolates, wurden durchflußzytometrisch zusätzlich auch qualitative Veränderungen erkennbar. Die Pgp-mAb-Signale wurden in verschiedenen heterogenen Bereichen in (Sub-)Populationen der untersuchten Eier beider Isolate detektiert. Im selektierten Isolat konnten jedoch Subpopulationen nachgewiesen werden, die im unselektierten Isolat, nicht identifiziert werden konnten. Schlussfolgerungen: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte die Empfindlichkeit für Albendazol in vivo durch Selektion in dem parasitischen Nematoden O. ostertagi erfolgreich herabgesetzt werden. Durch in vitro EHT konnte ein signifikanter Unterschied in der Sensibilität für Benzimidazole zwischen dem selektierten Isolat und dem unselektiertem Ursprungsisolat bestätigt werden. Da in den beschriebenen Benzimidazolresistenz-assoziierten SNPs keine Veränderungen nachgewiesen werden konnten, ist eine Beteiligung alternativer Resistenzmechanismen wahrscheinlich. Molekulargenetisch, wie auch in relativer Quantifizierung der Transkriptionsraten von pgp-a und pgp-c konnte keine Mitwirkung der untersuchten Pgps an der phänotypischen Resistenz geschlussfolgert werden. Trotzdem wurden in der vorliegenden Studie durchflußzytometrisch einige Hinweise für eine quantitative wie auch qualitative Beteiligung von Pgp in der Resistenzentwicklung des selektierten O. ostertagi Isolates gefunden. Eine genaue Klassifizierung der Pgp-Gene oder des Gens, die als Substrat für die (humanen) Pgp-mAb dienen können, sowie deren Konformation (aktiv oder passiv), würden eine detailliertere Darstellung der Pgp-Beteiligung am Resistenzgeschehen erlauben. Ebenfalls bedarf es weiterer Untersuchungen, um die vorliegenden Sequenzinformation der in O. ostertagi vorkommenden Pgp-Gene zu erweitern. Eine mögliche Resistenz-Assoziation mit anderen, bis dato in O. ostertagi unbeschriebenen Pgp-Genen würde so erkennbar. Die genetische Diversität von O. ostertagi zeigte sich vergleichbar mit der, anderer parasitischer Nematoden. Eine Reduktion der Heterozygosität durch die gezielte Selektion konnte im Vergleich zwischen selektiertem und unselektiertem Isolat nicht gezeigt werden. Der relativ hohe Grad an Heterozygosität in der Population steht in engem Zusammenhang mit dem Potential adaptiv auf Umweltveränderungen, wie beispielsweise Anthelmintikabehandlung zu reagieren. . 50 Parasitosen bei Pferd und Wiederkäuer – Epidemiologie und Bekämpfung V24 Bekämpfung der Stallkokzidiose durch Eimeria bovis und Eimeria zuernii beim Kalb mit Toltrazuril unter Feldbedingungen im Vergleich mit Diclazuril und einer unbehandelten Kontrollgruppe Franca Rödder*1, Hans-Christian Mundt2, Arwid Daugschies1, 3, Heidrun Mengel3 1Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig; 2Bayer Animal Health GmbH, Leverkusen; 3koVET, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig *[email protected] Die pathogenen, obligat intrazellulären Parasiten Eimeria bovis (E. bovis) und E. zuernii sind die Erreger der Stallkokzidiose beim Kalb. Ihre Entwicklung bedingt Schädigungen der Darmschleimhaut, die als klinische Folge profuse wässrige bis blutige Durchfälle verursachen, in schweren Fällen mit letalem Ausgang. Die Präpatenz beträgt etwa 17-24 Tage, die Patenz bis zu 13 Tage. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die Kontrolle natürlicher Infektionen mit E. bovis und/oder E. zuernii durch Toltrazuril (Baycox® Bovis 50 mg/ml) im Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe und einer Positivkontrolle (Diclazuril, Vecoxan® 2,5 mg/ml) unter Feldbedingungen zu prüfen. Material & Methoden: 164 Kälber wurden in eine multizentrische, verblindete, randomisierte Feldstudie in vier landwirtschaftlichen Betrieben eingeschlossen. Alle teilnehmenden Betriebe hatten eine bekannte Kokzidiosehistorie. Die Kälber wurden 14 Tage nach Einstallung in die kontaminierten Stallabteile den jeweiligen Gruppen zugeteilt und entsprechend behandelt: Gruppe A (57 Tiere): 15 mg/kg Körpergewicht (KG) Toltrazuril (Baycox® B Bovis 50 mg/ml); Gruppe B (54 Tiere): 1 mg/kg KG Diclazuril (Vecoxan® 2,5 mg/ml); Gruppe C (53 Tiere): unbehandelte Kontrolle. Die Studiendauer betrug 56 Tage, das entspricht einer Beobachtungsdauer von 42 Tagen nach der Behandlung. Hierdurch konnte auch die Nachhaltigkeit der Kokzidienkontrolle beurteilt werden. Der Gesundheitszustand der Kälber wurde täglich überwacht, Oozystenausscheidung und Kotkonsistenz wurden drei- bis viermal pro Woche bestimmt, das Körpergewicht wurde einmal wöchentlich ermittelt. Der Erfolg der Behandlung wurde primär anhand der Oozystenausscheidung von E. bovis und E. zuernii beurteilt (OpG). Ergebnisse: Infektionen mit E. bovis und/oder E. zuernii konnten in allen Betrieben nachgewiesen werden, Verlauf und Ausmaß waren in den vier Betrieben jedoch sehr unterschiedlich. Beide eingesetzten Antikokzidia führten zu einer Reduktion der Oozystenausscheidung in Intensität und Dauer. In Gruppe B (Diclazuril) stieg die Oozystenausscheidung in der zweiten Studienhälfte wieder an. In Gruppe A (Toltrazuril) waren sowohl die Dauer als auch die Höhe der Oozystenausscheidung nach der Behandlung signifikant geringer als in beiden anderen Gruppen. Schlussfolgerungen: Eine einmalige metaphylaktische Behandlung mit Toltrazuril 14 Tage nach Einstallung erwies sich in der vorliegenden Studie unter Feldbedingungen als wirkungsvoll und nachhaltig. 51 V25 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Vorkommen von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei Hunden in Deutschland von September 2007 bis März 2009 Dieter Barutzki*1, Roland Schaper2 1Tierärztliches Labor Freiburg, Postfach 100120, D 79120 Freiburg i.Br; 2Bayer Animal Health GmbH, D 51368 Leverkusen *[email protected] Angiostrongylus vasorum ist ein hochpathogener Nematode aus der Familie der Metastrongylidae, der die rechte Herzkammer und die Pulmonalarterie von Hunden und anderen Caniden befällt. Crenosoma vulpis siedelt in distalen Abschnitten des Bronchialbaumes und ist weniger pathogen. Beide Parasiten wurden in vielen Ländern Europas nachgewiesen und gelten als endemisch in umschriebenen, abgegrenzten Gebieten von England, Frankreich und Dänemark. Parasitologische Untersuchungen aus Deutschland ergaben bisher nur sporadische Funde. Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten, über mehrere Jahre dauernde Studie (Taubert et al. 2009) zeigen erstmals Daten, die ein regelmäßiges Auftreten beider Parasiten auch für Deutschland belegen. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, aktuelle Angaben über das Vorkommen und die geographische Verbreitung der beiden Lungenwurmarten in Deutschland zu erhalten. Material und Methoden: Zur Bestimmung der Prävalenz von A. vasorum und C. vulpis in Deutschland wurden im Zeitraum von September 2007 bis März 2009 die Kotproben von insgesamt 810 Hunden mit klinischen Anzeichen einer respiratorischen oder kardialen Erkrankung untersucht. In die Studie wurden ausschließlich Hunde eingeschlossen, bei denen ein Verdacht auf Befall mit Lungenwürmern bestand und Anzeichen für eine respiratorische und / oder kardiologische Erkrankung vorlagen mit klinischen Symptomen wie Husten, Dyspnoe, Depression, Hämorrhagien, Belastungsschwäche, Anorexie, Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfall, neurologische Symptome, subkutane Schwellungen und Räuspern. Von diesen Hunden wurden Kotproben an drei aufeinander folgenden Tagen entnommen und mittels Zink-Chlorid / Kochsalz Flotationsmethode (spez. Gew. 1,3) und dem Baermann-WetzelVerfahren untersucht. Die Wohnorte der Tierhalter und die Nachweise positiver Hunde wurden mit dem Programm RegioGraph 10 (GfK GeoMarketing, Bruchsal) auf Basis der Postleitzahlen georeferenziert und kartographisch dargestellt. Ergebnisse: Lungenwürmer wurden bei 105 (13 %) von 810 Hunden nachgewiesen. Infektionen mit A. vasorum wurden bei 60 (7,4 %) und mit C. vulpis bei 49 (6,0 %) Hunden festgestellt. Vier Tiere (0,5 %) waren mit beiden Spezies befallen. Die Befallshäufigkeit mit A. vasorum war regional unterschiedlich stark ausgeprägt und zeigte höchste Werte in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saarland, während in den übrigen Ländern nur vereinzelte positive Nachweise vorlagen (Abb. 1). Junge Hunde bis zum Alter von einem Jahr waren häufiger befallen als ältere Tiere, bei denen die Befallsextensität kaum variierte (Abb. 2). 52 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V25 Abb. 1: Geographische Verbreitung von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis bei Hunden in Deutschland 53 V25 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Abb. 2: Altersstruktur von Angiostrongylus vasorum und Crenosoma vulpis positiven Hunden Schlussfolgerungen: Diese überraschend hohen Befallshäufigkeiten von A. vasorum und C. vulpis bei Hunden zeigen an, dass beide Parasiten in Deutschland endemisch vorkommen. Regional unterschiedlich stark ausgeprägte Befallsraten sind für A. vasorum mit fokal begrenzten Endemiegebieten im Raum Kölner Bucht, Rhein-Maingebiet, Saarland und Oberrheintal, aber auch südlich von München und in Brandenburg westlich von Berlin abzuleiten. Demgegenüber scheint C. vulpis gleichmäßiger verteilt zu sein. Dieses regional unterschiedliche Vorkommen der beiden Arten entspricht den Beobachtungen in anderen Ländern mit endemisch etablierten Lungenwurminfektionen. Ob und inwieweit sich diese Verteilungsmuster in Zukunft ändern werden und eine Abhängigkeit der Prävalenz von klimatischen Faktoren und Abundanz der Zwischenwirte besteht, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse sollten Tierärzte bei Hunden mit respiratorischen oder kardialen Symptomen diese Parasiten in der Differentialdiagnose entsprechend berücksichtigen. Literatur: Taubert A, Pantchev N, Vrhovec MG, Bauer C, Hermosilla C (2009) Lungworm infections (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis, Aelurostrongylus abstrusus) in dogs and cats in Germany and Denmark in 2003–2007. Vet Parasitol 159: 175–180. 54 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V26 Autochthone Infektion mit dem Augenwurm Thelazia callipaeda bei einem Hund in Süddeutschland Johannes Magnis1, Torsten Nauke2, Peter Deplazes3, Manuela Schnyder3* 1Kleintierklinik Wisniewski, Iffezheim, Deutschland; 2Parasitus Ex e.V., Niederkassel-Rheidt, 3Institut für Parasitologie, Universität Zürich (Schweiz) *[email protected] Thelazia callipaeda (Ordnung Spirurida), ursprünglich als „Orient-Augenwurm“ bezeichnet, ist ein Parasit, über dessen autochthones Vorkommen mittlerweile bei Hunden, Katzen und Wölfen in verschiedenen Ländern Europas berichtet wurde. Ein erster Thelazia-Fall bei einem Hund wurde schon 1989 in Norditalien (Rossi & Bertaglia, 1989) ermittelt. In Süditalien betrug die Prävalenz 42% (Otranto et al., 2003), in Norditalien 23%. In angrenzenden Regionen in Frankreich (Bussiéras et al., 1996) und der Schweiz (Malacrida et al., 2008), sowie auch nördlich der Alpen in Deutschland (Hermosilla et al., 2004) wurde über Thelazia-Fälle bei Hunden berichtet, die eine Reiseanamnese nach Italien vorwiesen; es handelte sich somit um importierte Fälle. Mittlerweile weisen sowohl Südwest-Frankreich (Dorchies et al., 2007), als auch die Südschweiz (Malacrida et al., 2008) autochthone Fälle vor. Die Prävalenz in Regionen der Südschweiz liegt bei 6.2% bei Hunden und 11.1% bei Füchsen, wobei auch sporadische Fälle bei Katzen vorkamen. Als geeignetes Verbreitungsgebiet des Vektors und Zwischenwirtes Phortica variegata, einer Fruchtfliege mit zoophilem Verhalten, wurden mittels eines GARP-Modelles (Otranto et al., 2006) grosse Teile Mitteleuropas identifiziert. Fall: Wir berichten über den ersten vermutlich autochthonen Fall von T. callipaeda in Deutschland. Ein vier Jahre alter, männlicher Golden Retriever zeigte seit zwei Wochen einseitigen Augenausfluss. Trotz Gentamicin-haltiger Augensalbe konnte keine Besserung erzielt werden, der Augenausfluss wurde stärker. Zusätzlich zeigte er mittelgradigen Blepharospasmus, Epiphora und gerötete Konjunktiven am rechten Auge. Nach lokaler Instillation eines Lokalanästhetikums wurde das dritte Augenlid angehoben und fünf weissliche, fadenförmige Würmer kamen zum Vorschein. Die Nematoden wurden mechanisch entfernt und morphologisch als T. callipaeda identifiziert. Schlussfolgerungen: Da dieser Hund, bis auf zwei Tagesausflüge ins nahe gelegene Elsass, nicht im Ausland gewesen war, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine einheimische Übertragung von T. callipaeda. Die betroffene Region in Süddeutschland liegt auf ca. 120 m ü. NHN in einem Gebiet mit Getreide-, Spargel- und Früchte-Anbau, u.a. auch mit Erdbeeren, ähnlich wie in der Dordogne, wo die ersten autochthonen Fälle Frankreichs nachgewiesen wurden. Bei Vorkommen von Konjunktivitis bei Hunden und Katzen in Deutschland müssen somit nicht nur virale oder bakterielle, sondern auch parasitäre Ursachen in Betracht gezogen werden. Literatur: 1. Rossi L, Bertaglia PP (1989): Presence of Thelazia callipaeda Railliet & Henry, 1910, in Piedmont, Italy. Parassitologia 31:167-172. 2. Otranto D, Ferroglio E, Lia RP, Traversa D, Rossi L (2003): Current status and epidemiological observation of Thelazia callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) in dogs, cats and foxes in Italy: a "coincidence" or a parasitic disease of the Old Continent? Vet Parasitol 116:315-325. 3. Bussiéras J, Chermette R, Seillier A-M (1996): Quelques parasitoses canines exceptionelles en France. II - Un cas de conjonctivite parasitaire du chien, due à Thelazia sp. Prat. Méd. Chir. Animal Comp. 31 :83-85. 55 V26 4. 5. 6. 7. 56 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Malacrida F, Hegglin D, Bacciarini L, Otranto D, Nägeli F, Nägeli C, Bernasconi C, Scheu U, Balli A, Marenco M, Togni L, Deplazes P, Schnyder M (2008) : Occurrence and epidemiology of Thelazia callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) eye worm infection in dogs, cats and foxes in Switzerland. Vet Paras 157 :321-327. Hermosilla C, Herrmann B, Bauer C (2004): First case of Thelazia callipaeda infection in a dog in Germany. Vet Rec 154:568-569. Dorchies P, Chaudieu G, Siméon LA, Cazalot G, Cantacessi C, Otranto D (2007): First reports of autochthonous eyeworm infection by Thelazia callipaeda (Spirurida, Thelaziidae) in dogs and cat from France. Vet Paras 149:294-297. Otranto D, Brianti E, Cantacessi C, Lia RP, Màca J (2006): The zoophilic fruitfly Phortica variegata: morphology, ecology and biological niche. Med Vet Entomol 20:358-364. Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V27 Ektoparasiten bei Hunden und Katzen in Albanien Dashamir Xhaxhiu1, Ilir Kusi1, Dhimiter Rapti2, Martin Visser3, Martin Knaus3, Thomas Lindner4, Steffen Rehbein3* Klinika Veterinare, Rr. M. Kashen, Tirana (Albanien); 2 Agricultural University of Tirana, Faculty of Veterinary Medicine, Tirana (Albanien); 3 Kathrinenhof Research Center, Merial GmbH, Rohrdorf; 4 IDT Biologika GmbH, Dessau-Roßlau 1 *[email protected] Der Befall mit Ektoparasiten von 181 Hunden und 26 Katzen aus den Stadtrandgebieten von Tirana wurde durch Inspektion von Haut und Haarkleid, Auskämmen des Haarkleides und Aufarbeitung von Geschabseln von veränderten Hautarealen ermittelt. Die Untersuchung der Hunde erfolgte zu verschiedenen Zeitpunkten im Winter (Dezember – Februar, n=70), im Frühjahr (März – Mai, n=79) bzw. im Sommer (Juni – August, n=32), die der Katzen im Herbst (September – November). Bei 30 der 70 im Winterquartal vorgestellten Hunde wurde darüber hinaus eine Untersuchung auf einen Befall mit Ohrmilben durchgeführt. Bei den Hunden waren neun Arten von Ektoparasiten nachweisbar: Rhipicephalus sanguineus bei 23,8%, Ixodes ricinus bei 0,6%, Sarcoptes scabiei bei 4,4%, Otodectes cynotis bei 6,7%, Demodex canis bei 0,6%, Ctenocephalides canis bei 75,7%, Ct. felis bei 5,0%, Pulex irritans bei 8,3% und Trichodectes canis bei 6,6% der Tiere. Mischinfektionen mit zwei bzw. drei Arten wurden bei 38,1% der Hunde festgestellt. Flöhe waren die häufigsten Ektoparasiten bei Hunden (Prävalenz: 75,7%; Intensität (geometrisches Mittel): 3,96; 1-80 Flöhe pro Hund). Flohbefall war bei den Hunden im Winter, im Frühjahr und im Sommer mit ansteigender Prävalenz nachweisbar: 64,3%, 75,9% bzw. 100%. Zecken parasitierten auf 24,3% der Hunde (Intensität, 0,41; 1-331 Zecken pro Hund). Rhipicephalus sanguineus wurden bei 34,2% bzw. 50% der Hunde im Frühjahr und im Sommer nachgewiesen und fehlten im Winter, als I. ricinus auftrat. Die Prävalenzen der Infektion mit Rh. sanguineus, S. scabiei, Ct. felis, P. irritans und T. canis waren nicht unterschiedlich bei ≤6 und >6 Monate alten Hunden, allerdings waren die älteren Hunde signifikant (p<0,01) häufiger mit Ct. canis befallen. Ein geschlechterspezifischer Einfluß hinsichtlich der Infektionsraten mit diesen Parasitenarten war nicht nachweisbar. Bei den Katzen wurde nur eine Ektoparasitenart festgestellt, Ct. felis (Prävalenz: 100%; Intensität: 2,5; 19 Flöhe pro Katze). 57 V28 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Allopurinol-Therapie bei importierten Hunden mit Leishmaniose in einem nicht endemischen Gebiet Melanie Helm*1,2, Daniel Schaarschmidt2, Werner Müller2, Felix Grimm1, Peter Deplazes1 1Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich, 2Analytisches Labor ALOMED, Radolfzell *[email protected] Die canine Leishmaniose hat in den letzten Jahrzehnten durch die zunehmende Reiseaktivität und den Import von Hunden aus Südeuropa bei Hunden in Deutschland und der Schweiz an Bedeutung gewonnen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es kein Medikament, welches zu einer Parasiteneliminierung bei infizierten Hunden führt. Jedoch sind Medikamente verfügbar, welche gute Erfolge hinsichtlich klinischem Verlauf und Normalisierung labordiagnostischer Parameter erzielen. Verschiedene Studien zeigen aber auch, dass es zu klinischen Rückfällen nach einer Monotherapie kommen kann (Slappendel 1988; Riera et al. 1999; Manna et al. 2008a, Tabelle 1). Deshalb werden inzwischen öfters Glucantime® und Miltefosin (Imavido®, Milteforan®) in Kombination mit Allopurinol verwendet. Drei Behandlungsschemata für erkrankte Hunde haben sich dabei bewährt: Die beiden Kombinationstherapien (besonders im Endemiegebiet) und Allopurinol als Monotherapie (besonders außerhalb des Endemiegebietes). Tabelle 1: Übersicht über Behandlungsschemata in den letzten Jahren Hund Dosierung Dauer der Rückfälle/ Nebenwirkung e Therapie Todesfälle Glucantime® (G) und Allopurinol (A) Ferrer et al. 1995 25 G:100 s.c. mg/kg/Tag Denerolle & Bourdoiseau 1999 45 A:20 mg/kg/2x tgl. G:100 mg/kg/Tag s.c. Manna et al. 2008b 18 A:15 mg/kg/ 2x tgl. G:100 mg/kg/Tag s.c. A:10 mg/kg/ Tag bis zur kl. Heilung 9 Monate 1 Todesfall nicht berichtet bis zur kl. Heilung 8 Monate 5 Rückfälle nicht berichtet 30 Tage 30 Tage 7 Rückfälle keine 30 Tage 1 Jahr 8 Rückfälle 2 Todesfälle 2 3-12 Wochen 2-24 Monate 1 Rückfall nicht berichtet 4 Rückfälle 1 6 Monate Miltefosin (M) und Allopurinol (A) Manna et al. 2008c 28 M:2 mg/kg/Tag A:10 mg/kg/Tag Allopurinol Goethe et al. 1997 7 Cavaliero et al. 1999 Plevraki et al. 2006 10 10 mg- 15 mg/kg/2x tgl 10 mg/kg/Tag 40 10 mg/kg/ 2x tgl 58 keine Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V28 Ziel der vorliegenden Studie war es daher 31 Hunde unter Therapie mit Allopurinol hinsichtlich klinischer und labormedizinischer Veränderungen im Verlauf zu überwachen. Material & Methoden: Im Zeitraum von Mai 2006 bis Januar 2009 wurden von 161 Hunden Blutproben aufgrund eines klinischen und/oder anamnestischen Leishmaniose-Verdachtes deutscher und schweizer Tierarztpraxen im Labor ALOMED auf Antikörper (AK) gegen L. infantum mittels eines indirekten Immunfluoreszenztestes (IFAT) unter Verwendung von -L. infantum Objektträgern der Firma BIOMERIEUX (Genf) untersucht. 98 Hunde waren seropositiv. Bei allen Hunden wurden ein großes Blutbild, ein Chemogramm und ein mikroskopischer Nachweis/Ausschluss von Blutparasiten durchgeführt. Anamnese und klinische Symptomatik jedes Falles wurde von den Tierärzten in einem einheitlichen Fragebogen dokumentiert. Der ELISA der Firma AFOSA wurde am Institut für Parasitologie der Universität Zürich durchgeführt. In die Therapiestudie mit Allopurinol (10-15 mg/kg 2x täglich) konnten 31 Fälle mit Leishmaniose einbezogen werden, deren Diagnose aufgrund des Vorliegens folgender Kriterien als gesichert angesehen wurde: * Nachweis von L. infantum-DNA mittels PCR (18 Hunde) aus folgenden Probenmaterialien: EDTA-Blut (7), Synovia (4), Lymphknoten (3), Knochenmark (2), Milz (1), Haut (1), oder sofern kein Probenmaterial für den PCR-Nachweis vorlag * Positiver AK-Nachweis mit IFAT und ELISA und Vorliegen klinischer Leishmaniose-Symptome (8 Hunde), oder - bei fehlender Symptomatik - erhöhte Werte vom Serum-Gesamteiweiß (5 Hunde). Es handelte sich um 1-12 Jahre alte Hunde, importiert aus Spanien (17), Italien (7), Griechenland (3), Portugal (2) und Brasilien (1), ein Hund wurde als Reisebegleiter jährlich nach Italien mitgenommen. Die Fälle wurden anhand ihrer Klinik in 4 Gruppen eingeteilt: 12 Hunde zeigten Hautveränderungen (Alopezie, Ulzera, Hyperkeratosen, Lymphknotenschwellungen); 5 Hunde zeigten Lahmheit aufgrund von Arthritis oder Polyarthritiden. 5 Hunde litten unter Konditionsstörungen (Gewichtsverlust; Apathie) und 9 Hunde waren klinisch asymptomatisch, zeigten jedoch labormedizinische Auffälligkeiten. Die Therapie wurde über einen Zeitraum von 2-24 Monaten (Median: 11 Monate) durchgeführt und hinsichtlich der Änderung des klinischen Status und der Laborparameter über 2-36 Monate beobachtet. Ergebnisse: Bei allen Hunden mit Hautveränderungen verschwanden diese unter Therapie mit Allopurinol nach 1-5 Monaten. 4 der 5 Hunde mit Konditionsstörungen zeigten bereits nach 2 Monaten keine klinischen Symptome mehr. Bei allen 5 Hunden verschwand die Lahmheit nach 2-3 Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Antikörpertiter im Immunfluoreszenztest bei 23 Hunden innerhalb von 4-20 Monaten um mindestens zwei Titerstufen gefallen. Im ELISA sind bei 16 Hunden die Antikörpereinheiten um mindestens 30 % innerhalb von 4-36 Monaten gefallen. 25 Hunde zeigten blutchemisch ein erhöhtes Gesamteiweiß und ein niedriges Albumin. Unter Therapie lagen beide Parameter bei 14 Hunden innerhalb von 1-14 Monaten wieder im Referenzbereich. 18 Hunde zeigten zum Zeitpunkt der Diagnose eine Anämie, die bei 15 Hunden unter Therapie nach 1-8 Monaten (Median: 2 Monate) verschwand. In der gleichen Zeit verschwand eine diagnostizierte Leukopenie bei 8 Hunden. 8 Hunde zeigten eine Erhöhung der Nierenparameter. Bei 4 Hunden haben sich die erhöhten Nierenparameter unter Therapie nach 2-12 Monaten wieder normalisiert. 4 Hunde zeigen im Verlauf schlechtere Nierenwerte (2 von diesen wurden aufgrund der Niereninsuffizienz nach 20 bzw. 22 Monaten euthanasiert). Als einzige Nebenwirkung wurden bei 2 Hunden während der Therapie mit Allopurinol Xanthinkristalle im Urin festgestellt, die nach Beendigung der Therapie nach 10 Tagen nicht mehr nachweisbar waren. Bei 6 der 31 Hunde wurde die Therapie nach 4-19 Monaten beendet. Im weiterer Verlauf über bis jetzt 2-15 Monate konnte bei keinem Hund ein Rezidiv beobachtet werden. Schlussfolgerung: Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass von 22 Hunden mit klaren klinischen Symptomen 20 Hunde unter Therapie mit Allopurinol klinisch unauffällig geworden sind. Die beiden anderen Hunde wurden aufgrund ihrer bereits während der Erstuntersuchung diagnostizierten aber persistierenden Niereninsuffizienz euthanasiert. Von den 9 asymptomatischen Hunden normalisierte sich 59 V28 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung bei 7 das Albumin- Globulin- Verhältnis. Bis jetzt wurde noch bei keinem Hund, auch bis max. 15 Monate nach Beendigung der Therapie, ein Rückfall beobachtet. Die klinisch asymptomatischen Hunde wurden aufgrund eines routinemäßigen Importchecks noch vor Beginn einer eventuellen klinischen Symptomatik erkannt. Zusammenfassend zeigt die bisherige Therapie mit Allopurinol, in einem nicht endemischen Gebiet, eine durchaus überzeugende Wirkung, solange die Tiere noch nicht an einer Niereninsuffizienz leiden. Literatur: 1. Cavaliero T.et al. (1999) Clinical, serologic, and parasitologic follow-up after long-term Allopurinol therapy of dogs naturally infected with leishmania infantum, J Vet Intern Med; 13:330-334 2. Denerolle P. & Bourdoiseau G. (1999) Combination Allopurinol and Antimony treatment versus Antimony alone and Allopurinol alone in the treatment of canine leishmaniasis (96 Cases). J Vet Intern Med; 13:413-415 3. Ferrer et al. (1995) Serological diagnosis and treatment of canine leishmaniasis. Vet.Rec.136:514516 4. Goethe et al. (1997) Leishmaniose des Hundes in Deutschland: epidemiologische Fallanalyse und Alternative zur bisherigen kausalen Therapie, Tierärztliche Praxis; 25:68-73 5. Manna L. et al. (2008a) Leishmania DNA Quantification by Real-time PCR in naturally infected dogs treated with miltefosine. Ann.N.Y.Acad.Sci.1149: 358-360 6. Manna L. et al. (2008b) Real-time PCR assay in Leishmania-infected dogs treated with meglumine antimoniate and allopurinol, The Veterinary Journal; 177: 279-282 7. Manna L. et al. (2008c) Study of efficacy of miltefosine and allopurinol in dogs with leishmaniosis. The Veterinary Journal, doi:10.1016/j.tvjl.2008.08.009 8. Plevraki K.et al. (2006) Effects of Allopurinol treatment on the progression of chronic nephritis in canine leishmaniosis (Leishmania infantum). J Vet Intern Med; 20:228-233 9. Riera C. Valladares JE, Gallego M et al. (1999) Serological and parasitological follow-up in dogs experimentally infected with Leishmania infantum and treated with meglumine antimoniate. Veterinary Parasitologie 84: 33-47 10. Slappendel RJ. (1988) Canine Leishmaniasis. A review based on 95 cases in the Netherlands. Veterinary Quartely; 10: 1-16. 60 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V29 Die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature und mature Nematodeninfektionen bei Hunden unter Labor- und Feldbedingungen. Gertraut Altreuther*1, Iris Schröder1, Annette Schimmel1, Samuel Charles2, Thomas Bach1, Klemens J. Krieger1 1Bayer Animal Health GmbH, Leverkusen; 2Bayer HealthCare LLC, Animal Health Division, Kansas City (USA) *[email protected] Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) wurden als ein neues orales Anthelmintikum mit Fleischgeschmack für Hunde gegen Nematoden und Zestoden entwickelt. Die Präsentation gibt einen Überblick über die Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten gegen Nematoden, die in kontrollierten GCP „dose confirmation“ Studien (Laborstudien) und einer Feldstudie untersucht wurde. In den Laborstudien wurden die Tabletten in ihrer minimal empfohlenen Dosis von 1 mg Emodepsid plus 5 mg Praziquantel pro kg Körpergewicht eingesetzt. Die Wirksamkeit gegen Toxocara canis lag bei > 99% für das matur adulte Stadium, > 92% für das immatur adulte Stadium, > 98% für L4 Larven und > 94% für L3 Larven. Gegen Toxascaris leonina lag die Wirksamkeit bei > 95% gegen matur und immatur adulte Stadien sowie L4 Larven. Die Wirksamkeit gegen matur und immatur adulte Stadien von Trichuris vulpis war >99 % und die Wirksamkeit gegen matur und immatur adulte Stadien der Hakenwürmer Uncinaria stenocephala und Ancylostoma caninum war > 95 %. Eine kontrollierte, verblindete multizentrische Feldstudie wurde durchgeführt, um die klinische Verträglichkeit und Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten unter Feldbedingungen zu untersuchen. In der Studie, die in Deutschland, Frankreich, Portugal und der Slovakei durchgeführt wurde, wurden insgesamt 354 Hunde, die mit Nematoden und/oder Zestoden infiziert waren, mit Emodepsid plus Praziquantel Tabletten oder dem Kontrollprodukt Milbemycinoxim plus Praziquantel (Milbemax®) behandelt. Die untersuchten Nematodenspezies waren T. vulpis, T. canis, T. leonina, U. stenocephala und A. caninum. Die Reduktion der Nematodeneier nach der Behandlung betrug bei der Kotuntersuchung 99.9% für Emodepsid plus Praziquantel Tabletten und 99.6% für das Kontrollprodukt. Die Verabreichung der Emodepsid plus Praziquantel Tablette mit Fleischgeschmack wurde von den Tierärzten überwiegend als einfach bewertet. Sowohl in den Laborstudien als auch in der Feldstudie wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. Die für Emodepsid plus Praziquantel Tabletten durchgeführten Studien bestätigten eine hohe Wirksamkeit und Verträglichkeit unter Labor- und Feldbedingungen. Das breite Wirkspektrum schließt auch zahlreiche Entwicklungsstadien von Nematoden mit ein, so dass eine Wirksamkeit auf verschiedenen Ebenen des Entwicklungszyklus gegeben ist. Durch die Kombination von Emodepsid mit dem bewährten Praziquantel ist das Produkt auch gegen Bandwürmer wirksam. 61 V30 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Untersuchungen zur Wirksamkeit von Emodepsid plus Praziquantel Tabletten (Profender® Tabletten für Hunde) gegen immature Askaridenstadien (Toxocara canis und Toxascaris leonina) unter Laborbedingungen. Sonja Wolken*1, Gertraut Altreuther2, Iris Schröder2, Friederike Kraemer1, Thomas Schnieder1, Klemens J. Krieger2 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2Bayer Animal Health GmbH, Leverkusen *[email protected] Im März 2009 erfolgte die Markteinführung von Profender® Tabletten für Hunde, einem neuen Breitspektrumanthelmintikum mit der Wirkstoffkombination Emodepsid/Praziquantel. Neben der Eigenschaft eines Adultizids, weist Profender® auch eine hohe Wirksamkeit gegen larvale und unreife Stadien von verschiedenen Helminthen auf. Im Folgenden wird die Wirksamkeit von Profender® auf larvale und präadulte Stadien von T. canis und T. leonina anhand von vier GCPDosisbestätigungsstudien dargestellt. Studiendesign: Alle Studien wurden als placebo-kontrollierte, randomisierte und verblindete Laborstudien an experimentell infizierten Hunden durchgeführt. Den Empfehlungen der VICH Richtlinien 7 „ Efficacy of anthelmintics: general requirements” (Dezember 2000) und 19 „Efficacy of anthelmintics: Specific recommendations for canine (Juli 2001) sowie der „WAAVP guideline for evaluating the efficacy of anthelmintics for dogs and cats” (Jacobs et al. 1994) wurde entsprochen. Die Hunde (Beagle) wurden aus einer Labortierzucht bezogen und über 7 Tage an die Studieneinrichtung akklimatisiert. Während der Eingewöhnungsphase erfolgte eine dreimalige Kotuntersuchung, um eine Freiheit von patenten Nematodeninfektionen zu gewährleisten. Anschließend wurden die Hunde in einem Alter von 10-13 Wochen oral mit 500 T. canis bzw. T. leonina Eiern infiziert. Der Behandlungszeitpunkt wurde entsprechend der Zielpopulation (L3, L4, immatur Adulte) studienabhängig gewählt. Die Tabletten wurden in der minimal empfohlenen Dosierung von 1 mg Emodepsid und 5 mg Praziquantel pro kg Körpergewicht eingesetzt. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Zur Bestimmung der Wirksamkeit wurden die Hunde euthanasiert, die im Magendarmtrakt vorhandenen Nematodenstadien gezählt und differenziert und die prozentuale Wirksamkeit entsprechend folgender Formel berechnet: Wirksamkeit (%) = (N1-N2)/N1 x 100 N1 = geometrischer Mittelwert der Wurmzahlen in der Kontrollgruppe N2 = geometrischer Mittelwert der Wurmzahlen in der Behandlungsgruppe Behandlungs- und Sektionszeitpunkte sind zusammen mit den Ergebnissen in Tabelle 1 dargestellt. Vor der Infektion und vor der Behandlung wurden die Hunde einer klinischen Allgemeinuntersuchung unterzogen. Tägliche Gesundheitsbeobachtungen erfolgten durch das Pflegepersonal. Zur Feststellung möglicher Arzneimittelnebenwirkungen wurden die Hunde am Behandlungstag einmal vor, sowie ca. 0,5, 1, 2, 3, 4 und 8 Stunden nach Behandlung und zweimalig an den beiden auf die Behandlung folgenden Tagen untersucht. 62 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V30 Ergebnisse: In allen Studien zeigte die Kontrollgruppe eine adäquate Infektion (6 Hunde mit ≥ 5 Würmern). Die Wirksamkeit gegen dritte T. canis Larven betrug > 94%. Gegen L4 war eine Wirksamkeit von >95% bei T. leonina und von >98% bei T. canis gegeben. Auf immatur adulte Stadien hatten Emodepsid plus Praziquantel Tabletten eine Wirksamkeit von > 92% (T. canis) bzw. 100% (T. leonina). Tabelle 1: Studienübersicht Studiennummer Zielpopulation 1 T. leonina L4 1 T. leonina Immatur Adulte 2 T. leonina L4 3 T. canis L4 3 T. canis Immatur Adulte 4 T. canis L3 *Kontrollgruppe identisch Anzahl Hunde Behandlung/ Kontrolle 8/7* 8/7* 8/8 8/8 8/8 8/8 Tag der Behandlung/ Sektion 35 / 56 p.i. 51 / 56 p.i. 35 / 50 p.i. 21 / 26 p.i. 21 / 26 p.i. 5 / 35 p.i. Wirksamkeit p-Wert 95,8% 100% 99,6% 98,4% 92,1% 94,2% 0,0047 0,0044 0,0035 0,0045 0,0055 0,0065 In allen Untersuchungen zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Behandlungs- und Kontrollgruppe (Wilcoxon Rank Sum Test). Die Verträglichkeit der Emodepsid plus Praziquantel Tabletten war in allen Studien gut. Es konnten keine Arzneimittelnebenwirkungen beobachtet werden. Literatur: 1. Jacobs DE, Arakawa A, Courtney CH, Gemmell MA, McCall JW, Myers GH, Vanparijs O (1994): World Association for the Advancement of Veterinary Parasitology (W.A.A.V.P.) guidelines for evaluating the efficacy of anthelmintics in dogs and cats. Vet Parasitol 52:179-202 2. VICH Guideline 7: Efficacy of anthelmintics: general requirements. Veterinary International Cooperation on Harmonization, European Agency for the Evaluation of Medicinal Products, London, December 2000 3. VICH Guideline 19: Efficacy of anthelmintics: specific recommendations for canine. Veterinary International Cooperation on Harmonization, European Agency for the Evaluation of Medicinal Products, London, July 2001 . 63 V31 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung Larvizide und adultizide Behandlung von mit Angiostrongylus vasorum experimentell infizierten Hunden: diagnostischer, klinischer und pathologischer Verlauf Manuela Schnyder1*, Pete Ossent2, Pia Webster3, Lucia Kohler1, Josef Heine4, Peter Deplazes1 1Institut für Parasitologie; 2Institut für Veterinärpathologie, Universität Zürich (Schweiz); 3Faculty of Life Sciences, University of Copenhagen (Denmark), 4Bayer Animal Health GmbH, Monheim *[email protected] Angiostrongylus vasorum ist ein Blutparasit, der hauptsächlich im rechten Herz und den Pulmonalarterien vorzufinden ist und dessen Verbreitung europaweit, auch in der Schweiz und in Deutschland (Stäbler et al., 2005), bei Hunden und Füchsen dokumentiert ist. Nach Aufnahme von infektiösen Drittlarven (L3) in Nackt- und Gehäuseschnecken kann es bei Hunden zu schweren respiratorischen, aber auch hämatologischen und neurologischen Symptomen kommen. Im Rahmen von 3 experimentellen Studien wurden Daten zum Verlauf der Larvenausscheidung und zur Elimination von adulten Parasiten (Versuche 1 und 2) und Larvalstadien (Versuch 3) mit Imidacloprid (10 mg/kg KGW) / Moxidectin (2,5mg/kg KGW) spot on (Advocate®) gesammelt. Material & Methoden: Infektiöse L3 wurden mittels Verdauung von experimentell infizierten Süsswasserschnecken (Biomphalaria glabrata) isoliert. Die Infektionen mit 50-500 L3 erfolgten peroral (Versuch 1) oder intragastral (Versuche 2 und 3). Zur Überwachung wurden die Hunde regelmässig klinisch untersucht. Mittels Trichterverfahren wurden L1 im Kot nachgewiesen. Der Nachweis von adulten Parasiten erfolgte mittels retrograder Lungenspülung (Schnyder, nicht publiziert) nach Euthanasie und Sektion der betroffenen Organe. Ergebnisse Versuch 1: A. vasorum - Infektionen wurden bei jeweils 2 Hunden (Beagle) durch perorale Verabreichung von 50 oder 500 L3 initiiert. Die Präpatenz betrug 47-49 Tage. Alle 4 Hunde zeigten spätestens 56 Tage nach der Infektion (dpi) respiratorische Symptome. Die durchschnittliche Intensität der Larvenausscheidung 90-92 dpi lag zwischen 119-708 Larven pro Gramm Kot (LPG) bei den tief inokulierten und zwischen 640-7246 LPG bei den hoch inokulierten Hunden. Je ein tief und ein hoch inokulierter Hund wurde 97 dpi euthanasiert: der erste beherbergte 10, der zweite 170 adulte A. vasorum. Rund 80% der Lungen waren bei der makroskopischen Untersuchung verändert. Alle Lappen wiesen ausgedehnte, konfluierende, verdichtete Knoten und hämorrhagische Areale auf. Das dazwischenliegende belüftete Gewebe war größtenteils durch die Bildung von Hämosiderin gelblich verfärbt. Die Veränderungen wurden durch die histologische Untersuchung von Gewebe aus einem verdichteten Bereich der Lunge bestätigt: verschiedenen Anschnitte von A. vasorum waren von gemischtzelligen Entzündungszell-Infiltraten umgeben; funktionelle, lufthaltige Alveolen waren nicht mehr erkennbar. Die knotigen Verdichtungen bestanden vorwiegend aus lymphoplasmazellulären Infiltraten um kleinere Gefässe. Zahlreiche Gefässe waren thrombosiert und häufig rekanalisiert. Die Alverolärräume im belüfteten Bereich waren stark mit Entzündungszellen angefüllt. Je ein tief und ein hoch inokulierter Hund wurde 92 dpi behandelt. Ab 14 Tagen nach Behandlung konnten im Kot keine Larven mehr nachgewiesen werden. Bei der Sektion 166 dpi wurde bei dem hoch inokulierten Hund 1 adulter A. vasorum gewonnen, beim tief inokulierten waren keine adulten Parasiten vorzufinden. Die Lungen waren mit vereinzelten erhobenen, hell-beigen Knoten von ca. 1 cm Durchmesser 64 Parasitosen bei Hund und Katze – Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung V31 makroskopisch deutlich weniger betroffen, während jedoch histologisch Thrombi und Fibrose vorzufinden waren. Ergebnisse Versuch 2: Acht Hunde wurden mit 200 L3 inokuliert. Die Präpatenz betrug 48-51 Tage. Sechs Hunde wurden 88 dpi mit Advocate® behandelt, 2 Hunde verblieben unbehandelt. Die durchschnittliche Intensität der Larvenausscheidung während den 3 Tagen vor Behandlung lag zwischen 0,03-203 LPG. Nach der Behandlung sank bei 5 von 6 behandelten Hunden die Larvenausscheidung innerhalb von 9-15 Tagen auf 0, während die restlichen 3 Hunde (2 unbehandelte und 1 behandelter) weiterhin Larven ausschieden. Ergebnisse Versuch 3: Für eine randomisierte, verblindete Studie wurden insgesamt 24 Hunde mit 200 L3 inokuliert. In der Folge wurden 8 Hunde 4 dpi und 8 Hunde 32 dpi mit Advocate® behandelt, 8 Hunde stellten die unbehandelte Kontrollgruppe dar. Bei den Tieren der beiden behandelten Gruppen kam es zu keinem Zeitpunkt zur Larvenausscheidung, und es wurden auch keine adulten Parasiten nachgewiesen. Die Präpatenz in der Kontrollgruppe betrug 47-55 Tage, und bei der Sektion wurden im Durchschnitt 99 (SD 42,8) adulte A. vasorum vorgefunden. Die makroskopischen und histologischen Untersuchungen zeigten, dass je früher die Hunde behandelt wurden, desto geringer waren die Läsionen in den Lungen. So waren auf den Lungen der 4 dpi behandelten Hunde vereinzelte hell- bis dunkelrötliche Flecken, aber keine Anzeichen von Pneumonie vorzufinden. Die Lungen der 32 dpi behandelten Hunde wiesen hingegen mehrere, auf allen Lungenlobi verteilte, leicht verhärtete und erhobene Veränderungen auf, die z.T. konfluierend und gelblich verfärbt waren, als Hinweis auf stattgefundene Hämorrhagien. Anzeichen von Pneumonie und Thrombi waren regelmäßig vorhanden, während parasitäre Stadien bei 2 Hunden vorzufinden waren. Die Lungenlymphknoten dieser 16 Hunde waren nicht verändert. Im Gegensatz zu den behandelten Hunden waren die Lungenlymphknoten der unbehandelten Kontrollhunde vergrößert. Grössere Lungenbereiche waren verhärtet und von hell zu gelblich oder hämorrhagisch verfärbt. Histologisch waren eine hochgradige Pneumonie, zahlreiche Thrombi, sowie auch parasitäre Stadien ersichtlich. Schlussfolgerungen: Die mittels Trichterverfahren erhobenen Daten weisen auf eine Präpatenz von 47-53 Tage hin und belegen eine hohe Sensitivität beim täglichen diagnostischen Nachweis von A. vasorum L1 im Kot von befallenen Hunden. Je höher die Anzahl verabreichter L3, desto höher war i.d.R. die Anzahl ausgeschiedener L1 und nachgewiesener Adulte bei der Sektion. Die pathologischen Veränderungen der Lungen bei einer A. vasorum-Infektion sind hochgradig; durch anthelminthische Behandlung wird die Pneumonie reduziert, jedoch findet keine Wiederherstellung ad hoc des Lungengewebes statt. Die einmalige Anwendung von Advocate® zeigt eine hohe adultizide und larvizide Wirksamkeit. Da bei patenten Infektionen vereinzelt mit geringen Residualwurmbürden nach einmaliger Behandlung mit Advocate® zu rechnen ist, empfehlen wir eine zweimalige Behandlung im Abstand von 4 Wochen. Regelmässiger Einsatz von Advocate® in monatlichem Intervall hat eine prophylaktische Wirkung gegen klinisch manifeste Angiostrongylose. Die Studien wurden teilweise finanziell durch Bayer Animal Health GmbH, Monheim, Deutschland gefördert. Literatur: Staebler S, Ochs H, Steffen F, Naegeli F, Borel N, Sieber-Ruckstuhl N, Deplazes P (2005): Autochthone Infektionen mit Angiostrongylus vasorum bei Hunden in der Schweiz und Deutschland. Schweiz Arch Tierheilkd 147:121-127. 65 V32 Parasitosen bei Schwein und Geflügel Antigenspezifische Immunantwort gegen Isospora suis – in vitro Untersuchungen zur Immunologie der Saugferkelkokzidiose Hanna L. Worliczek*1, Wilhelm Gerner2, Armin Saalmüller2 , Anja Joachim1 1Institut für Parasitologie; 2Institut für Immunologie, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich) * [email protected] Isospora suis ist der Erreger der Saugferkelkokzidiose, einer weltweit verbreiteten Erkrankung mit großer ökonomischer Bedeutung für Ferkelzuchtbetriebe. Die Immunantwort auf diesen einzelligen Parasiten wurde bisher trotz seiner veterinärmedizinischen Bedeutung kaum untersucht. Material & Methoden: Um die sekundäre Immunantwort auf funktioneller Ebene zu charakterisieren, wurden Ferkel am dritten Lebenstag mit I. suis infiziert und im Alter von sechs Monaten reinfiziert. Anschließend wurden Lymphozyten aus Blut (PBMC), Milz und den mesenterialen Lymphknoten (MLN) isoliert und in vitro antigenspezifisch restimuliert. Reaktive Lymphozytenpopulationen wurden im IFN-γ ELISPOT nach Depletion verschiedener Subpopulationen (MACS-Sort) sowie in Proliferationsassays identifiziert. Ergebnisse: Eine Isospora-spezifische Produktion von IFN-γ konnte bei PBMC und Milzzellen nachgewiesen werden, wobei ausschließlich T-Zellen (CD3+) reagierten. Nach der Depletion von Subpopulationen im MACS-Sort konnten CD4+ T-Helferzellen und T-Zell-Rezeptor-γδ+ Zellen als wichtigste reaktive T-Zell-Subpopulationen identifiziert werden. Im Gegensatz dazu konnte ausschließlich in den MLN eine antigenspezifische Proliferation nachgewiesen werden. Hier zeigten die zytotoxischen T-Lymphozyten die stärkste Reaktion nach der Restimulation mit I. suis. Schlussfolgerung: Damit konnte erstmals eine antigenspezifische und T-Zell-abhängige sekundäre Immunantwort auf I.suis nachgewiesen werden. 66 Parasitosen bei Schwein und Geflügel V33 Serotypisierung von Toxoplasma gondii-Infektionen bei Hühnern und Puten mit Hilfe eines Peptid-Mikroarray-Verfahrens Pavlo Maksimov*1, Walter Basso1,2,3, Aline Beckert1, Berit Bangoura4, Johannes Zerweck5, Mike Schutkowski5, Franz J. Conraths1, Gereon Schares1 1Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Wusterhausen, 2Laboratorio de Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad Nacional de La Plata, 60 y 118 (1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET), Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Parasitologie, Tierärztliche Fakultät, Universität Leipzig; 5JPT Peptide Technologies GmbH, Berlin. * [email protected] Die Toxoplasmose ist eine der häufigsten parasitären Zoonosen und kommt weltweit vor. Toxoplasma gondii ist in der Lage, nahezu alle warmblütigen Tiere (Säugetiere und Vögel) und den Menschen zu infizieren. Der Parasit hat eine klonale Populationsstruktur. In Nordamerika und Europa dominieren die Klonotypen I, II, III. Aus klonalen Linien entstandene rekombinante Genotypen werden in der Natur nur selten beobachtet. Ob der Krankheitsverlauf einer humanen Toxoplasmose von der T. gondii-Linie beeinflusst wird, ist derzeit noch unklar. Die Mehrzahl der in Europa beim Menschen im Zusammenhang mit einer Toxoplasmose beobachteten T. gondii-Isolate ist dem Klonotyp II zuzuordnen. Allerdings zeichnet sich ab, dass Typ-I–Stämme, die in der Natur nur selten beobachtet werden, beim Menschen relativ häufig mit Erkrankungen in Verbindung stehen. Leider gibt es bislang in Deutschland weder beim Menschen noch beim Tier ausreichende Informationen über die Verbreitung bestimmter T. gondii-Genotypen. Zur indirekten Bestimmung des T. gondii-Genotyps, mit dem ein Tier oder ein Mensch infiziert ist, könnten Genotyp-spezifische polymorphe Peptide eingesetzt werden. Eine Reihe synthetischer Peptide wurde basierend auf bekannten Aminosäuresequenzen von Dichte-Granula(GRA)-, Rhoptrien(ROP)-, oder Oberflächen(SAG)-Antigenen von T. gondii entwickelt. Für die Untersuchung von Humanseren wurde die Serotypisierung mittels synthetischer Peptide bereits partiell validiert (Kong et al., 2003; Sousa et al., 2008). Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Entwicklung eines neuartigen Peptid-MikroarrayVerfahrens zur Serotypisierung bei T. gondii-infiziertem Geflügel (Puten, Hühner). Material und Methoden: Zur Herstellung der Peptid-Mikroarrays wurden Epitop-tragende synthetische Peptide hergestellt und auf Mikroarray-Slides aufgetragen (JPT Berlin). Diese Peptide zeichneten sich dadurch aus, dass sie zumindest teilweise Klonotyp-spezifische Sequenzen aufwiesen. Insgesamt wurden 107 Peptide im Mikroarray-Verfahren untersucht. 60 dieser Peptide waren bereits publiziert (Kong et al., 2003) und 47 neue, 8-15 Aminosäuren lange, von den T. gondii-Antigenen GRA5, GRA6, GRA7 und SAG2A abgeleitete Peptide wurden danach ausgewählt, ob sie eine α-helikale Struktur, hydrophile Aminosäuren oder Prolin-Reste beinhalteten. Durch experimentelle Infektionen von Hühnern und Puten mit Tachyzoiten wurden Klonotyp-spezifische Referenzseren hergestellt und für die Entwicklung der Peptid-Mikroarray-Verfahrens verwendet. Die Tiere wurden dazu mit unterschiedlichen Dosen von T. gondii-Tachyzoiten (Typ I: Rh-Stamm, Typ II: Me49-Stamm bzw. Typ III: NED-Stamm) infiziert. Für die Serotypisierung wurden Seren vor der Infektion, 2 Wochen nach der Infektion (bei Hühnern), 5 Wochen nach der Infektion (bei Puten) und 9 Wochen nach der Infektion eingesetzt. Antikörpertiter wurden mittels IFAT bestimmt. 67 V33 Parasitosen bei Schwein und Geflügel Ergebnisse: Das Peptid-Mikroarray-Verfahren wurde für Puten- und Hühner-Seren entwickelt und optimiert. Für beide Tierarten konnten Gruppen von Peptiden ermittelt werden, die eine Unterscheidung von Klonotyp-II von Klonotyp-I/III-Infektionen ermöglichten. Neben Klonotyp-spezifischen Peptidgruppen wurden auch solche ermittelt, die unabhängig von dem zur Infektion verwendeten Klonotyp erkannt wurden. Diese Peptide sind möglicherweise von allgemeinem diagnostischem Interesse. Schlussfolgerungen: Das Peptid-Mikroarray-Verfahren konnte zur Unterscheidung von Klonotyp-II- von Klonotyp-I/III-Infektionen bei Hühnern und Puten eingesetzt werden. Die Ermittlungen weiterer Klonotypspezifischer Peptide wird voraussichtlich auch die Unterscheidung von Typ-I- und Typ-III-Infektionen ermöglichen. Das Peptid-Mikroarray-Verfahren bietet die Voraussetzungen, um auch nach einer starken Ausweitung des Peptidpanels mit minimalen Serummengen Serotypisierungen durchführen zu können. Diese Studie wurde im Rahmen des Zoonoseverbundprojekts Toxonet 01 durchgeführt und wird vom BMBF gefördert (01 KI 0765). W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Literatur: 1. Kong J-T, Grigg ME, Uyetake L, Parmley S, Boothroyd JC (2003): Serotyping of Toxoplasma gondii infections in humans, using synthetic peptides. J. Infect. Dis. 187:1484–95. 2. Sousa, S., Ajzenberg, D., Vilanova, M., Costa, J., Dardé, M.-L. (2008): Usefulness of GRA6 derived synthetic polymorphic peptides in Toxoplasma gondii serotyping of worldwide human samples by an immunoenzymatic assay. Clin. Vaccine Immunol. 15:1380-6. 68 Parasitosen bei Schwein und Geflügel V34 Einsatz von Kokzidioseimpfstoffen zur Bekämpfung von Kokzidiostatikaresistenzen 1Isabelle 1Intervet Guillot*, 2Alain H. Foulmann, 3Ulrich Löhren Deutschland GmbH, Unterschleißheim; 2Tierarztpraxis Foulmann, Grabow; 3Wiesenhof, Visbek *[email protected] Kokzidiostatika werden traditionellerweise für die Vorbeuge der Kokzidiose bei Masthähnchen eingesetzt. Da die Kokzidien gegen diese chemischen Substanzen Resistenzen entwickelt haben, werden diese in Shuttle- bzw. Rotationsprogrammen verwendet. Wird eine Substanz längere Zeit nicht eingesetzt, verbessert sich die Resistenzlage der Feldkokzidien. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kokzidiostatika ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Deswegen ist es nur noch begrenzt möglich, den Kokzidiostatika die notwendigen Pausen zu geben. Die Kokzidioseimpfung stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die Wirksamkeit der Kokzidiostatika wiederzuerlangen. Der Impfstoff Paracox®-5 besteht aus 5 attenuierten Impfkokzidienstämmen, die gegen Kokzidiostatika vollkommen empfindlich sind. Der Impfstoff wird unter anderem bei Biohähnchen erfolgreich seit längerer Zeit eingesetzt. In der konventionellen Masthähnchenproduktion wird der Impfstoff aus Kostengründen nur in Rotationsverfahren in mit Kokzidien stark belasteten Betrieben verwendet. Aus Praktikabilitätsgründen erfolgt die Impfung meist als Spray auf die Küken direkt in der Brüterei unmittelbar nach dem Schlupf. Um die Aufnahme des Impfstoffes durch die Küken zu verbessern, wird der Lösung ein roter Lebensmittelfarbstoff zugesetzt. Durch den Einsatz eines Impfstoffes in 3 aufeinander folgenden Durchgängen werden die resistenten Feldkokzidien durch empfindliche Impfkokzidien ersetzt. Zusätzlich werden die noch vorhandenen Feldkokzidien verdrängt, da das Tier frühzeitig eine Immunität aufbaut, was die weitere Kokzidienvermehrung verhindert. Dieses Prinzip konnte anhand von Resistenztesten (durchgeführt am Institut für Parasitologie in Leipzig 2007 und 2008) vor und nach dem Einsatz des Impfstoffes nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieser Resistenzteste sind hier tabellarisch dargestellt. 69 V34 Parasitosen bei Schwein und Geflügel Tabelle 1: Ergebnisse eines Resistenztestes vor und nach der Impfung mit Paracox®-5 Kokzidiostatika Konz. ppm Tenella Stamm vor der Impfung Tenella Stamm Acervulina nach der Stamm nach Impfung der Impfung Salinomycin Natrium 60 RS RS S Monensin Natrium 100 R S S Narasin 70 R RS S Lasalocid Natrium 90 S S S Maduramicin Ammonium 5 R S S Halofuginon Bromid 3 R --- --- Robenidin 33 R S S Diclazuril 1 S S S Nicarbazin / Narasin 40 / 40 R S S Nicarbazin / Narasin 50 / 50 R: Resistent RS: Intermediär S S: Empfindlich (sensibel) S Für Betriebe mit starken Kokzidiostatika-Resistenzproblemen bringt der Einsatz eines Impfstoffes eine deutliche Verbesserung der Kokzidiosesituation. Zusätzlich ist die Resistenzlage nach 3 geimpften Durchgängen so verbessert, dass bei der Rückkehr zu den Kokzidiostatika mit einer guten Wirksamkeit sowie den damit einhergehenden guten Mastleistungen gerechnet werden kann. 70 Parasitosen bei Schwein und Geflügel V35 Experimentelle Untersuchungen zur oralen Immunisierung von Puten gegen Histomonose Dieter Liebhart, Manfred Windisch, Michael Hess* Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich) *[email protected] Seit dem behördlichen Verbot sämtlicher prophylaktischer und therapeutischer Substanzen gegen Histomonose (Synonyme: Schwarzkopfkrankheit, enzootische Typhlohepatitis) bei Wirtschaftsgeflügel innerhalb der Europäischen Union, ist in den Mitgliedsstaaten zurzeit keine effektive Bekämpfung der Krankheit möglich. In Studien, die alternative Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs gegen die Krankheit untersuchten, zeigten diese keine oder nur eingeschränkte Wirksamkeit. Gute prophylaktische Erfolge konnten jedoch mittels kloakaler Immunisierung bei Puten von Hess et al. (2008) und Bleyen et al. (2009) demonstriert werden. Weiters wurde aktuell gezeigt, dass die orale Infektion von Puten mit in vitro kultivierten Flagellaten ohne Zwischenwirt möglich ist (Liebhart & Hess, 2009), ein Ergebnis das in älteren Studien widersprüchlich diskutiert wurde. Aufbauend auf diesen Arbeiten wurde nun die Wirksamkeit eines attenuierten Histomonadenisolates als Impfstoff nach oraler Applikation bei Eintagsputenküken untersucht, die anschließend nicht oder zu verschiedenen Zeitpunkten mit virulenten Histomonaden infiziert wurden. Die orale Applikation eines Impfstoffes ist anzustreben, da diese den praktischen Einsatz zur Prophylaxe gegen Histomonose in Geflügelbetrieben wesentlich erleichtert. Um den Infektionsverlauf näher zu charakterisieren, wurden histomonadenspezifische Antikörper im Serum vakzinierter Puten bestimmt. Material & Methoden: 78 Puten wurden am 1. Lebenstag in 7 Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 und 2 bestanden aus jeweils 14 Tieren wovon 10 Puten mit attenuierten in vitro kultivierten Histomonaden oral mittels Kropfsonde vakziniert wurden. Der Challenge wurde anschließend mit virulenten Histomonaden 14 Tage (Gruppe 1) bzw. 28 Tage später (Gruppe 2) durchgeführt. 19 Puten der Gruppe 3 verblieben nach der Impfung am 1. Lebenstag ohne Challenge. Zum Zeitpunkt der Vakzinierung wie auch des Challenge wurden jeweils 5 von 7 Tieren mit virulenten Histomonaden als Positivkontrollgruppen infiziert: Gruppe 4 am 1. Lebenstag, Gruppe 5 14 Tage später und Gruppe 6 nach 28 Tagen. Vom 1. Lebenstag bis zum Versuchsende verblieben 10 Puten der Gruppe 7 als Negativkontrolltiere ohne Impfung oder Challenge. Alle Versuchstiere wurden in vivo täglich klinisch und nach dem Tod pathologisch untersucht. Regelmäßig wurde die Ausscheidung des Erregers im Kot bestimmt und im Abstand von 7 Tagen Blut sämtlicher Tiere entnommen. Das gewonnene Serum wurde mittels indirektem Sandwich-ELISA auf histomonadenspezifische Antikörper untersucht (Windisch & Hess, 2009). Ergebnisse: 10 Tiere der Gruppe 1 starben oder mussten aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes infolge von Histomonose euthanasiert werden, während 4 Puten dieser Gruppe keine Symptome der Krankheit zeigten. Kein Tier der Gruppe 2 erkrankte, und ebenso konnte klinisch kein negativer Einfluss der Vakzinierung bei Gruppe 3 festgestellt werden. Im Gegensatz dazu trat bei sämtlichen nicht geimpften Kontrolltieren (Gruppen 4 - 6) 100%ige Mortalität aufgrund von Histomonose auf. In Gruppe 7 waren keine Besonderheiten hinsichtlich des Gesundheitszustandes der Tiere zu erkennen. Der Todeszeitpunkt aller Tiere, die an Histomonose erkrankten, trat zwischen dem 10. und 27. Tag nach der Applikation des virulenten Histomonadenisolates ein. Die Diagnose Histomonose euthanasierter oder gestorbener Puten wurde anhand des Sektionbefundes bestätigt. Symptomlose Tiere, die zu definierten Zeitpunkten getötet wurden, zeigten bei der post mortem Untersuchung keine pathologischen 71 V35 Parasitosen bei Schwein und Geflügel Veränderungen. Im ELISA konnten erste positive IgG Antikörperspiegel gegen den Parasiten in den Seren vakzinierter Puten am Tag 21 nach der Impfung detektiert werden. Schlussfolgerung: Während Puten, die am 1. Lebenstag geimpft und 2 Wochen später mit virulenten Histomonaden infiziert wurden, keinen vollständigen Impfschutz aufwiesen, zeigten Putenküken, die 4 Wochen nach der Impfung einem Challenge ausgesetzt waren, keine klinischen Symptome von Histomonose. Parallel dazu ergibt die Antikörperbestimmung der geimpften Tiere ab der 3. Lebenswoche nach der Vakzinierung steigende Titer. Die spezifischen Antikörper konnten bei Puten ohne nachfolgendem Challenge bis zum Ende des Experiments in der 16. Lebenswoche nachgewiesen werden. Die orale Impfung von Putenküken am 1. Lebenstag gegen Histomonas meleagridis stellt, basierend auf den vorliegenden Ergebnissen, eine effektive Prophylaxe gegen die Histomonose dar. Literatur: 1. Hess M, Liebhart D, Grabensteiner E, Singh A (2008): Cloned Histomonas meleagridis passaged in vitro resulted in reduced pathogenicity and is capable of protecting turkeys from histomonosis. Vaccine 26:4187-4193. 2. Bleyen N, Ons E, De Gussem J, Goddeeris BM (2009): Passive immunization against Histomonas meleagridis does not protect turkeys from an experimental infection. Avian Pathol. 38:71-76. 3. Liebhart D, Hess M (2009): Oral infection of turkeys with in vitro cultured Histomonas meleagridis results in high mortality. Avian Pathol. (im Druck). 4. Windisch M, Hess M (2009): Establishing an indirect sandwich enzyme-linked-immunosorbentassay (ELISA) for the detection of antibodies against Histomonas meleagridis from experimentally infected specific pathogen-free chickens and turkeys. Vet Parasitol. 161:25-30. 72 Parasitosen bei Schwein und Geflügel V36 Evaluation of some recombinant anti-Eimeria tenella-antibody fragments developed in feed pea to control chicken coccidiosis. Reda E. Khalafalla1, Doreen Jahn2, Viktor Dyachenko1, Arwid Daugschies1 1Institute of Parasitology, University Leipzig; 2Novoplant GmbH Am Schwabeplan 1b, D-06466 Gatersleben, Germany [email protected] Coccidiosis is the most commercially relevant infectious disease in the chickens causing great economic losses. Increasing resistance of Eimeria species to the anticoccidials have forced the search for alternative methods of control. The use of plant based medications is a prospective alternative strategy to control coccidiosis.The present study evaluates the anticoccidial activity of some plant-based antiEimeria tenella antibody fragments expressed in pea plants. Both in vitro and in vivo infection assays including indirect immunofluorescence, in vivo antibody neutralization and cell culture invasion-inhibition assays were used to study the inhibitory effect of these antibody fragments on the infection rate of E. tenella sporozoites. Seven of nine antibody fragments showed reactivity with sporozoites of E. tenella in an indirect immunofluorescence test. Only two antibodies showed cross-reactivity with sporozoites of E. maxima, E. acervulina and E. brunetti; however the localization of specific fluorescence differed between species. No antibody binding was observed on merozoites. The suitability of these antibodies to alter the infectivity of E. tenella sporozoites to Madin Darby Bovine Kidney cells (MDBK) was examined in vitro and the invasion-inhibition rates were quantified by flow cytometry. The antibody neutralization assay was used in vivo to assess the inhibitory effect of these antibodies on the parasite reproduction. It appeared that the preparations of the antibody fragments may have contained cytotoxic compounds and thus invasion inhibition could not be unequally evaluated. However, in vivo neutralization assay clearly showed that the antibody fragments have an inhibitory effect on E. tenella sporozoites in experimental chickens with a different degree. Schlussfolgerungen: Die Daten aus diesen Untersuchungen sind die ersten Hinweise auf Interaktionen zwischen N-Versorgung und intestinalem Glukosetransport. Die physiologischen Grundlagen dieser Effekte sind bislang nicht geklärt. Verschiedene Faktoren wie Änderungen der intestinalen Proliferation, des Turnovers von Enterozyten oder kompensatorische intermediäre Effekte sind zu diskutieren. 73 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Katharina Möhl, Karsten Fehlhaber, Martina Ludewig, Ernst Lücker Institut für Lebensmittelhygiene, Universität Leipzig *[email protected] Lebensmittelassoziierte Parasiten können einerseits die Gesundheit des Verbrauchers gefährden oder schädigen, zum anderen können sie Veränderungen und Qualitätsmängel verursachen, die dazu führen, dass das Lebensmittel, auch ohne das Vorliegen einer konkreten Gesundheitsgefährdung, nicht mehr geeignet zum menschlichen Verzehr ist. In einigen Fällen reicht bereits die bloße Präsenz des Parasiten, um die Qualität eines Lebensmittels zu mindern oder ihm seine Verkehrs- und Verzehrsfähigkeit abzusprechen. Dass es hier auch Grenzfälle gibt, zeigen die Beispiele des „Croatian rotten cheese“ und des „Casu marzu“ welchen der gewünschte Befall durch die Käsefliege (Piophila casei, „Cheese skipper“) eine besondere Textur verleiht. Piophila casei ist üblicherweise als Lästling in der Lebensmittelproduktion bekannt. Die Weibchen legen ihre zylindrisch-ovalen Eier an konservierten Lebensmitteln (Fisch, Schinken, Käse) ab, von denen sich die Larven ernähren. Die orale Aufnahme des Parasiten kann darüber hinaus zu einer Myiasis führen (Scott 1964, Saleh & el Sibae 1993). Wasser und Nahrungsmittel stellen für viele Protozoen und Helminthen einen wichtigen Übertragungsweg dar und die Assoziation zwischen dem Verzehr von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft und dem Auftreten bestimmter Parasitosen des Menschen ist schon lange bekannt. Nachdem Owen und Paget 1835 das Auftreten von Trichinella Larven im Diaphragma des Menschen beschrieben, wurde 1859/60 der komplette Lebenszyklus von Trichinella spiralis sowie der Zusammenhang zwischen trichinösem Fleisch und Erkrankungen des Menschen von Virchow, Leukart und Zenker demonstriert. Seit dieser Zeit ist der Parasit als Verursacher schwerer humaner Erkrankungen bekannt und schon 1863 wurden in Deutschland erste Vorschriften zur Untersuchung von Fleisch auf Trichinellen erlassen. Das heutige Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP) Prinzip konnte so im Grundsatz erstmals realisiert werden. Indes reicht die Geschichte der Erkrankung viel weiter zurück, was durch Larvenfunde in ägyptischen Mumien gezeigt werden konnte. Trotz der langen und genauen Kenntnis lebensmittelassozierter parasitärer Zoonosen nimmt die Lebensmittelparasitologie eher eine Außenseiterposition innerhalb der Lebensmittelhygiene ein und nur wenige Nachweisverfahren sind bis heute Standardisierungs- und Validierungsverfahren, vergleichbar denen der Mikrobiologie, unterzogen worden. Gründe hierfür sind vor allem in den komplizierten Vermehrungszyklen vieler Parasiten und den Schwierigkeiten bei der Herstellung von Standardmaterialien zu suchen. So wird die Lebensmittelparasitologie weniger als eigenständige wissenschaftliche Disziplin angesehen, sondern eher als eine „Subdisziplin“, eingeordnet zwischen Mikrobiologie und Zoologie. Weiterhin wird der Formenkreis der parasitär bedingten Erkrankungen des Menschen oftmals in den Kontext der Tropenmedizin gestellt, was dazu führt, dass die Symptome dieser Parasitosen von Ärzten entweder gar nicht erkannt oder einer bakteriell bzw. viral bedingten Erkrankung zugeschrieben werden, da diese gegenüber den parasitären Erkrankungen im Hinblick auf die Volksgesundheit eine wesentlich höhere Bedeutung haben. Das führt in der Konsequenz zu einer, z.T. wohl erheblichen, Unterschätzung der tatsächlichen Erkrankungsfälle. Gerade die beschriebenen Probleme sollten zu einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber parasitären Zoonosen in der Produktion tierischer Lebensmittel führen, tatsächlich jedoch rücken diese Erkrankungen in den Industrienationen heute immer mehr aus dem Fokus des Interesses der Gesundheits- und Lebensmittelbehörden. Dies 74 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. geschieht vor allem mit dem Hinweis auf die hohen Hygiene- und Produktionsstandards in der Lebensmittelindustrie, die umfassende gesundheitliche Aufklärung der Konsumenten und die damit verbundenen sinkenden Infektionsraten bei einigen dieser Erkrankungen. Betrachtet man auf der anderen Seite die immer weiter zunehmende Globalisierung in der Lebensmittelproduktion, den expandierenden internationalen Reiseverkehr, die verstärkte Migration in die Industrienationen und damit auch verbunden die Etablierung neuer Verzehrsgewohnheiten, sowie den demographischen Wandel in der Bevölkerung, so ergeben sich unter Umständen neue Risiken in Bezug auf diese lebensmittelassoziierten Parasitosen. In die Betrachtung dieser Risiken muss vor allem die Vielzahl der Wege einbezogen werden, über die Parasiten in Lebensmittel gelangen können. So können lebensmittelliefernde Tiere zum einen als Zwischenwirt für Parasiten dienen, zum anderen kann eine sekundäre Kontamination auch über infiziertes Personal, verunreinigtes Wasser und andere belebte und unbelebte Vektoren erfolgen. Gerade Lebensmittel, welche traditionell roh verzehrt werden oder nur einer Behandlung unterzogen werden, welche gerade die enzystierten Parasiten nicht abzutöten vermag, dürfen in diesem Zusammenhang als besonders sensibel gelten. Weiterhin gibt es in den Industrienationen immer mehr ältere Menschen und immunsupprimierte Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, an lebensmittelassoziierten Parasitosen zu erkranken. Es gibt etwa 107 bekannte Parasitenspezies, die durch Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können (Orlandi et al. 2002). Im Folgenden soll auf einige der aus lebensmittelhygienischer Sicht besonders relevanten Parasiten näher eingegangen werden. Protozoen Cryptosporidium parvum Cryptosporidien sind Sporozoen der Klasse Coccidea des Stammes Alveolata, deren Sporozoiten enthaltende Oozysten vom infizierten Wirt fäkal ausgeschieden werden. Bis heute wurden 19 Spezies beschrieben. Eine genaue taxonomische Klassifikation des Erregers steht indes noch aus (Fayer 2009). Cryptosoridien wurden in den Fäzes von mehr als 40 Haustier-, Wildtier-, Heimtier- und Vogelspezies nachgewiesen, wobei es beim Nachweis in einigen Fällen offensichtlich zu Verwechslungen mit Isospora und Sarcocystis spp. Oozysten gekommen ist (Casemore 1990). Der Parasit zeigt eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und überlebt in Fäzes einige Wochen bis Monate (Schlundt et al. 2004). Die Oozysten sind widerstandsfähig gegenüber allen Desinfektionsmitteln, auch gegen Chlor. Lediglich durch Erhitzen auf über 60 °C für 30 min werden sie sicher abgetötet (RobertKoch Institut (RKI) 2004). Seit der Dokumentation der ersten humanen Erkrankungsfälle im Jahr 1977 werden Cryptosporidien als humanpathogen beschrieben. Während die meisten humanen Erkrankungsfälle sind mit einer C. parvum oder C. hominis Infektion assoziiert sind (Fayer et al. 2000, Carey et al. 2004), wurden in letzter Zeit auch durch C. cervine, C. felis und C. meleagridis ausgelöste Durchfallerkrankungen beim Menschen beschrieben (Xiao et al. 2001, Ong et al. 2002). C. parvum ist auch in Beständen lebensmittelliefernder Tiere, vor allem bei Rindern und Schafen, weit verbreitet. Schweine, Ziegen und Pferde sind ebenfalls häufig Träger des Parasiten (Casemore 1990). Besonders Jungtiere sind oft Ausscheider der infektiösen Oozysten (Schlundt et al. 2004). Insgesamt birgt C. parvum durch die weite Verbreitung in Nutztierbeständen ein hohes zoonotisches Potential. Heimtiere sind gelegentlich ebenfalls infiziert, scheinen aber für die Verbreitung des Parasiten keine Rolle zu spielen. Gleiches gilt für Vögel (Current & Reese 1986, Fayer & Ungar 1986, Casemore 1990). In den Fokus des Interesses rückte der Parasit in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts als er in den USA vermehrt mit schweren protrahierten Durchfallerkrankungen bei Personen mit erworbenem Immundefizienzsyndrom in Zusammenhang gebracht werden konnte. Jedoch erkranken auch gesunde Menschen (Current & Reese 1986, Fayer & Ungar 1986, Soave & Johnson, Jr. 1988, Casemore 1990). Neben den zoonotischen Übertragungswegen können Cryptosporidien auch durch fäkal-orale Schmierinfektion von Mensch zu 75 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Mensch oder indirekt durch Lebensmittel, Wasser oder Insekten übertragen werden (Current 1986, Fayer & Ungar 1986, Soave & Johnson, Jr. 1988, Casemore 1990). Die ID50 liegt bei 10-1.000 Oozysten (Robert-Koch Institut (RKI) 2004). Ausbrüche wurden meist mit der Aufnahme kontaminierten Wassers (Trink- oder Badewasser) oder seltener infizierter Lebensmittel in Verbindung gebracht (Fayer et al. 2000, Miller et al. 2006). Die ersten Fälle humaner Cryptosporidiose, welche auf verunreinigtes Trinkwasser zurückgeführt werden konnten, traten Mitte der 80er Jahre in den USA und in Großbritannien auf. Der bisher größte Ausbruch ereignete sich 1993 in Milwaukee, USA. Hier erkrankten von März bis April etwa 403.000 Menschen an wässrigen Durchfällen und in rund 600 Fällen konnten Cryptosporidien als Ursache der Erkrankung bestätigt werden. 104 HIV positive Personen starben an den Folgen der Erkrankung. Ursache für den Ausbruch war mit Cryptosporidien verunreinigtes Wasser aus dem Lake Michigan, welches in die öffentliche Wasserversorgung eingespeist wurde (Dawson, 2005). Die Zahl der bestätigten Ausbrüche, welche auf den Verzehr infizierter Nahrungsmittel zurückgeführt werden konnte, ist indes wesentlich geringer, was vor allem auf die lange Inkubationszeit (2-11 Tage) und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Dokumentation, sowie auf fehlende Nachweismethoden zurückzuführen ist. Generell ist wohl von einer großen Zahl unerkannter Fälle auszugehen (Orlandi et al. 2002, Schlundt et al. 2004). Lebensmittel, durch welche eine Infektion übertragen wurde, waren Milch (pasteurisierte Kuhmilch und rohe Ziegenmilch), Apfelwein, Hühnchensalat, gefrorene Kutteln und Rohwurst (Fayer et al. 2000, Millar et al. 2001). Verschiedene Studien ermittelten eine Prävalenz der Oozysten in humanen Stuhlproben von 1 bis 2 % in Europa, 0,6 bis 4,3 % in Nordamerika und 10 bis 20 % in verschiedenen Entwicklungs- und Schwellenländern (Schlundt et al. 2004). 25 bis 35 % der Bevölkerung in den Industrienationen und bis zu 65 % in den Entwicklungsländern sind seropositiv (Acha & Szyfres 2003). Der direkte oder indirekte Nachweis von C. parvum ist in Deutschland gem. § 7 Abs. 1 Nr. 10 IfSG meldepflichtig, soweit er auf eine akute Infektion hinweist. Darüber hinaus stellt das Gesundheitsamt gem. § 25 Abs. 1 IfSG ggf. eigene Ermittlungen an. Im Jahr 2007 wurden dem Robert-Koch-Institut insgesamt 1.459 Cryptosporidiosen gem. Referenzdefinition übermittelt; dies entspricht einer Zunahme um 21 % gegenüber dem Vorjahr und ist die höchste Zahl übermittelter Cryptosporidien-Erkrankungen seit 2002. Lediglich im Jahr 2001 waren es mit 1.475 Erkrankungen geringfügig mehr. Es muss hier allerdings angemerkt werden, dass sich über 200 der im Jahr 2001 gemeldeten Fälle im Rahmen eines Ausbruchs unter Bundeswehrsoldaten ereigneten. Die bundesweite Inzidenz der Cryptosporidiosen lag bei 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und damit mehr als 50 % über dem Median der Vorjahre. Die Häufigkeit der übermittelten Fälle unterlag auch im Jahr 2007 einer saisonalen Schwankung, mit einer deutlich erhöhten Zahl Erkrankter im Zeitraum von Juni bis November. Bei 1.420 übermittelten Erkrankungen lagen Angaben zum Infektionsland vor. Unter den 1.431 Nennungen entfielen – ähnlich wie in den Vorjahren − 84 % der Fälle auf Deutschland (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Die höchsten altersspezifischen Inzidenzen traten bei Kindern unter 10 Jahren auf. Besonders hoch waren sie bei den 1- bis 4-jährigen Kindern (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Neben dieser Risikogruppe erkranken vor allem ältere Personen und immunsupprimierte Menschen an einer Cryptosporidiose. Hoornstra & Hartog (2003) errechneten für die Niederlande, dass die mittlere Wahrscheinlichkeit durch den Konsum von Leitungswasser an Cryptosporidiose zu erkranken für gesunde Menschen bei 1,5 x 10-5 pro Jahr liegt. Auch das Risiko, durch kontaminierte Lebensmittel zu erkranken, ist für gesunde, erwachsene Personen als eher gering einzuschätzen, wenn die Richtlinien der „Guten Herstellungspraxis“ und der „Guten Hygienepraxis“ in der Produktion und im häuslichen Bereich eingehalten werden (Schlundt et al. 2004). Auf Produktionsebene können folgende Verfahren die Anzahl der infektösen Oozysten minimieren oder sie gänzlich eliminieren: Einstellung eines niedrigen pH-Wertes (< 7,5) Tiefkühlen (- 4 °C für mindestens eine Woche) (Bauer 2006) Erhitzung auf 55 °C für 30 Sekunden, 60 °C für 15 Sekunden oder 70 °C für 5 Sekunden (Schlundt et al. 2004) 76 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Personen, welche einer der oben beschriebenen Risikogruppen angehören, sollten rohe Lebensmittel pflanzlicher und tierischer Herkunft und Produkte, welche rohe Zutaten enthalten, grundsätzlich meiden. Toxoplasma gondii Die Toxoplasmose ist eine weltweit mit hoher Prävalenz verbreitete zoonotische Erkrankung. Sie wird durch den obligat intrazellulären Parasiten Toxoplasma gondii verursacht (Schlundt et al. 2004). Während die postnatale Infektion meist komplikationslos verläuft, stellen die pränatale Toxoplasmose sowie Infektionen bei immunsupprimierten Patienten häufig lebensbedrohliche Erkrankungen dar (Groß 2004). Die Seroprävalenz bei schwangeren Frauen liegt in Deutschland bei 26-54 % (Friese 1993, Roos et al. 1993), in Frankreich bei bis zu 90 % (Hurley 1983, Gilbert 2000). Die WHO erkannte die Bedeutung dieser Krankheit erstmals bei einem Expertentreffen 1968. Fast zwanzig Jahre später kam es zu einem weiteren Treffen, bei dem die Auswirkungen der Krankheit auf die öffentliche Gesundheit diskutiert wurden (World Health Organisation (WHO) 1988). Die Toxoplasmose zählt wegen ihrer geringen Wirtsund Zellspezifität weltweit sicherlich zu den häufigsten parasitären Infektionen. Neben der reaktivierten Toxoplasmose beim immunsupprimierten Patienten ist vor allem die Primärinfektion während der Schwangerschaft zu beachten, die unbehandelt bei etwa der Hälfte der Fälle zur konnatalen Infektion des Kindes führen kann. Verlässliche epidemiologische Daten zur Toxoplasmose in Deutschland liegen aufgrund fehlender gesetzlicher Vorgaben nicht vor (Groß 2004). Nach § 7 Abs. 3 IfSG besteht lediglich eine nichtnamentliche Meldepflicht bei konnatalen Infektionen. Diese Fälle werden direkt an das RKI gemeldet. Zur Meldung verpflichtet sind gemäß IfSG die Leiter der Einrichtungen, an denen die Erregerdiagnostik durchgeführt wurde. Demnach wurden dem Robert-Koch-Institut für das Jahr 2007 insgesamt 20 konnatale Toxoplasmose-Fälle gemeldet. Alle Fälle betrafen Lebendgeburten. Für 2 Fälle wurden Missbildungen angegeben: Hydrozephalus, Ikterus und Hepatomegalie in einem Fall, Chorioretinitis und intrazerebrale Verkalkungen in einem anderen Fall. Für einen weiteren Fall wurde ein Ikterus berichtet (Robert-Koch Institut (RKI) 2008). Trotz der Meldepflicht muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden und entsprechende Rechenmodelle (Janitschke 1993) gehen bei einer Zahl von 760.000 Geburten und einer Serokonversionsrate von 0,6 % von mindestens 4.560 Erstinfektionen während der Schwangerschaft aus. Aufgrund der Schätzung, dass ungefähr 50 % aller Erstinfektionen während der Schwangerschaft zu einer konnatalen Infektion des Kindes führen, kann von 2.280 Fällen einer pränatalen Infektion ausgegangen werden, von denen im Durchschnitt 10 % (228 Fälle) bei der Geburt klinische Symptome aufweisen. Noch dramatischer ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass mindestens 50 % der bei der Geburt klinisch asymptomatischen Kinder bis zum frühen Erwachsenenalter Spätschäden wie geistige Retardierung und Ausbildung einer Retinochorioditis entwickeln, wenn keine Therapie erfolgt (Koppe et al. 1986, Groß 2004). Bis zum heutigen Tag gibt es keine einheitlichen Vorschläge oder Programme zum Management dieser Krankheit. In Frankreich wurde 1978 zunächst ein Screening vor der Hochzeit vorgeschrieben, 1985 wurde es auf den Zeitpunkt des Schwangerschaftsbeginns festgelegt, und schließlich ist seit 1992 eine monatliche serologische Untersuchung während der Schwangerschaft vorgesehen (Binquet et al. 2002). In Österreich sind seit 1975 serologische Untersuchungen in jedem Trimester der Schwangerschaft vorzunehmen (Aspock 2003). Ein analoges Vorgehen wird auch in Italien praktiziert, während in Dänemark und Polen neonatale Screeningprogramme eingeführt wurden (Gilbert 2000). Wird im Rahmen dieser Screeningprogramme eine Toxoplasmose festgestellt, so können Patientinnen mittels einer kombinierten Therapie, bestehend aus Pyrimethamin und Sulfadizin, behandelt werden. Bei einer Sulfonamidallergie und in der Frühschwangerschaft (bis zur 16. Schwangerschaftswoche) kann anstelle von Sulfadizin Spiramycin gegeben werden (Groß 2004). Ein solches Programm ist ökonomisch vorteilhaft, wenn die Inzidenz der Toxoplasmainfektion mindestens 1-1,5 pro 1.000 Schwangere beträgt (Stray-Pedersen & Jenum 1992). Innerhalb seines Lebenszyklus macht Toxoplasma gondii eine Differenzierung zwischen Oozysten, Tachyzoiten und Bradyzoiten (Zysten) durch (Groß 1996). 77 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Foetus Tachyzoiten Mensch Zysten (Bradyzoiten) Schlachttiere Oozysten Vögel, Nager Katze Abb. 1: Lebenszyklus von Toxoplasma gondii (nach Groß 2004) (grau: natürlicher EndwirtZwischenwirtZyklus) Zysten (Bradyzoiten) Der Mensch infiziert sich vor allem durch Aufnahme von mit Oozysten kontaminierten Lebensmitteln oder durch Verzehr von unzureichend erhitztem zystenhaltigem Fleisch (Groß 2004). Eine MulticenterFallkontrollstudie hat in diesem Zusammenhang gezeigt, dass 30-63 % der humanen Infektionen in Belgien, Dänemark, Italien, Norwegen und der Schweiz auf den Verzehr von Rohfleischprodukten (Hackepeter, Rohwurst, Rohschinken) zurückzuführen sind (Cook et al. 2000). Darüber hinaus ist eine diaplazentare Übertragung von Tachyzoiten auf das ungeborene Kind möglich. In seltenen Fällen können Tachyzoiten auch durch unpasteurisierte Schafs- oder Ziegenmilch übertragen werden (Tenter et al. 2000). Sporulierte Oozysten weisen eine extrem hohe Umweltresistenz auf: die Überlebenszeit im Erdboden beträgt bis zu 18 Monaten, bei +4 °C sogar bis zu 5 Jahren (Tenter et al. 2000) und die oben bereits erwähnte Studie zeigte, dass 6-17 % der humanen Infektionen durch kontaminierte Erde verursacht sind. Die Bedeutung von rohem Fleisch als Infektionsquelle hängt wesentlich von der Durchseuchung des Schlachtviehs ab (Groß 2004). In Europa wird vor allem Schweinefleisch als Infektionsquelle für den Menschen eine große Bedeutung beigemessen (Groß 2004). Durch die Intensivierung der Schweinehaltung ist allerdings zu beobachten, dass die Prävalenz des Erregers in den Beständen z.T auf unter ein Prozent gesunken ist. Gleichzeitig sind vor allem Nutztiere in extensiver Haltung (Weide- und Freilandhaltung) durch den Kontakt mit kontaminiertem Boden einem erhöhten Infektionsdruck ausgesetzt. Dies belegen neuere Studien wie die von de Buhr et al. (2008). Die Autoren zeigten, dass im Zeitalter „Tier freundlicher“ Management-Systeme die Toxoplasma gondii Prävalenz in den Betrieben wieder merklich ansteigt. So wurden bei 4,1 % der untersuchten 4.999 Schweine Antikörper gegen T. gondii nachgewiesen. 3,9 % der untersuchten Mastschweine waren seropositiv und in fast 60 % der in acht Bundesländern untersuchten Betriebe wurden Schweine mit Antikörpern gegen T. gondii gefunden (de Buhr et al. 2008). Weiterhin sind in Deutschland 33 % der Schafe und 42 % der Ziegen seropositiv (Tenter et al. 2000). Auch Nutzgeflügel stellt einen wichtigen Zwischenwirt dar. So wiesen in Italien 12,5 % und in Polen 30 % der Freilandhühner einen positiven Toxolasma-gondii-Antikörper Titer auf (Dubey et al. 2008). Untersuchungen in Österreich ergaben Toxoplasma-gondii-Seroprävalenzen von 36,3 % (Dubey et al. 2005). Somit stellen bei einem stetig steigenden pro Kopf Verzehr von Geflügelfleisch und Geflügelfleischerzeugnissen vor allem thermisch nicht behandelte Produkte wie kurzgereifte Rohwürste und Rohschinken eine potentielle Infektionsquelle für den Verbraucher dar (Pott et al. 2008). Die Arbeitsgruppe „Molekulare Infektionsmedizin“ der Universität Leipzig arbeitet seit Juli 2007 an dem vom BMBF geförderten Toxonet 01-Projekt mit dem Thema „Etablierung einer Methode zum Nachweis von 78 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Toxoplasma gondii bei der Pute und Studien zur Tenazität“. Ziel des Leipziger Verbundes Toxonet 01, einem von sieben weiteren Forschungsverbünden im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms „Zoonotische Infektionskrankheiten“ des BMBF, ist es, das Infektionsrisiko für den Menschen nach Verzehr von Putenfleisch abzuschätzen und ggf. Strategien zum Schutz des Verbrauchers zu entwickeln bzw. Toxoplasma gondii effektiv aus der Lebensmittelkette zurückzudrängen. Die Vitalität von Zysten in Fleischprodukten hängt wesentlich von der Temperatur ab: bei 4° C können sie bis zu drei Wochen lang lebensfähig bleiben, wohingegen eine Lagerung bei -12 °C oder eine Erhitzung von über 67° C Zysten in der Regel innerhalb weniger Stunden abtötet. Bei der Verwendung von Salz muss beachtet werden, dass erst Konzentrationen ab 6 % NaCl zu einer Abtötung der Zysten im Muskel führen (Dubey 2000, Tenter et al. 2000). Neben Katzenkontakt, Gartenarbeit und Umgang mit bzw. Verzehr von rohem Fleisch wurden in der bereits erwähnten Fallkontrollstudie noch Reisen ins außereuropäische Ausland als Risikofaktoren für eine Toxoplasmoseinfektion identifiziert (Cook et al. 2000). Sarcocystis spp. Sarkosporidien sind intrazelluläre Protozoen, welche zu den zystenbildenden Kokzidien gehören. Anders als bei anderen Kokzidien umfasst der Entwicklungszyklus von Sarcocystis eine sexuelle Vermehrungsphase im Endwirt (Gametogonie) und einen asexuellen Vermehrungszyklus im Zwischenwirt (Schizigonie) (Fayer 2004). Die Erstbeschreibung von Sarcocystis erfolgte bereits 1843 durch Miescher. Die als „Mieschersche Schläuche“, „Psorospermienschläuche“ und „Raineysche Körperchen“ bezeichneten (Entzeroth 1981), in sich gewundenen weißen Zysten in der quergestreiften Muskulatur von Säugetieren konnten erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts durch elektronenmikroskopische Studien und anhand struktureller Merkmale den Protozoen zugeordnet werden (Senaud 1967). Ihr genauer Entwicklungszyklus ist 1970 aufgedeckt worden (Fayer 1970, Fayer 1972). Das Schwein spielt als Überträger der Sarkosporidien eine zentrale Rolle und kann Zwischenwirt für folgende drei Arten sein: Sarcocystis suihominis (Endwirt Mensch), Sarcocystis miescheriana (Endwirt Hund, Waschbär) und Sarcocystis porcifelis (Endwirt Katze). Bei den meisten mit Sarcocystis infizierten Tieren treten keine klinischen Symptome auf und die Diagnose erfolgt erst post mortem durch den Nachweis der Zysten in der Muskulatur (Daugschies 2006). Eine Studie zur Seroprävalenz des Erregers in Sauenzuchtbeständen, die im Jahre 2004 in Hessen durchgeführt wurde, zeigte, dass sich Antikörper gegen Sarkosporidien im Blutplasma von 29 % der untersuchten Sauen befinden, wobei in 72 % der untersuchten Bestände mindestens eine Sau positiv auf Antikörper gegen Sarkosporidien getestet wurde. Bei 23 % der Bestände erwies sich mindestens die Hälfte der untersuchten Tiere als seropositiv (Damriyasa et al. 2004). Eine Speziesbestimmung konnte indes nicht vorgenommen werden. Besonders Tiere mit permanentem oder teilweisem Weidegang können mit Sarkosporidien infiziert sein, wenn diese Weiden durch Abwasserschlämme kontaminiert sind (Daugschies 2006). Der Mensch infiziert sich mit der für ihn pathogenen Spezies S. suihominis durch die Aufnahme von rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch, wobei das Auftreten der Krankheitssymptome mit der Infektionsdosis korreliert (Fayer 2004). Während schwache Infektionen beim Menschen ohne klinische Symptome verlaufen, führt der Rohverzehr von Fleisch von stark mit S. suihominis infizierten Schweinen nach 6-12 Stunden zu Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden und Durchfall (Heydorn 1977). In 7 % der humanen Stuhlproben in Mitteleuropa konnten Sarcocystis-Sporozysten nachgewiesen werden, in außereuropäischen Ländern (Südostasien) ist die Prävalenz mit bis zu 23 % deutlich höher. Ob es sich dabei um die für Menschen pathogenen Spezies S. suihominis des Schweines oder S. hominis (S. bovihominis) des Rindes handelt, wurde bisher noch nicht untersucht (Daugschies 2006). Nach dem EU-Zoonosebericht 2006 wurden von keinem der Mitgliedsländer Sarkosporidiose-Fälle beim Menschen gemeldet (EFSA 2007). 2007 wurde über eine Fallhäufung in Niedersachsen nach dem Verzehr von rohem Schweinehackfleisch berichtet (Böhmler et al. 2008). Die involvierte 79 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Parasitenspezies konnte hier nicht näher bestimmt werden. Im Vergleich zu den beim Schaf vorkommenden Makrozysten (S. gigantea) handelt es sich bei der beim Schwein vorkommenden und für den Menschen pathogenen Spezies S. suihominis um Mikrozysten, die bei schwachem Befall der Muskulatur mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Erkannt wird die Infektion erst bei sehr starkem Zystenbefall von Fleisch oder Organen. In diesem Fall wird das Lebensmittel wegen der ekelerregenden Wirkung bzw. negativen Beeinflussung der Qualität bei der amtlichen Fleischuntersuchung beanstandet (Bätza et al. 2002). Sarkosporidien im Fleisch können durch geeignete Verfahren wirksam inaktiviert werden. Bei der Erhitzung des Fleisches muss im Kern eine Temperatur von mindestens 60 °C erreicht werden, um den Erreger sicher abzutöten. Auch das Tiefgefrieren (insbesondere von Hackfleisch) bei minus 20 °C über mindestens 3 Tage bietet einen wirksamen Schutz gegen eine SarkosporidienInfektion (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2008). Der Entwicklungszyklus von S. suihominis kann durch Unterbrechung der Infektkette zwischen dem Zwischenwirt (Schwein) und dem Endwirt (Mensch) wirksam beeinflusst werden. Zu diesem Zweck müssen alle hygienischen Maßnahmen darauf gerichtet sein, eine Infektion der Schweine durch die vom Menschen ausgeschiedenen Sporozysten zu verhindern (Installation hygienisch einwandfreier Toilettenanlagen, Vermeidung der Kontamination des Futters mit Fäkalien oder Abwasserschlämmen, Einhaltung der Klärschlammverordnung) (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2008). Nematoden Trichinella spp. Wie bereits in der Einleitung beschrieben, gelang in Deutschland die wissenschaftliche Aufklärung des Zusammenhangs zwischen Trichinella-infizierten Tieren, Fleischverzehr und Erkrankungen des Menschen (Gould 1971). Diese Erkenntnisse führten in Anbetracht verheerender Trichinella-Epidemien und sozialpolitischer Erwägungen unter Berücksichtigung des Verbraucherverhaltens (v. Ostertag 1904) zur Einführung der systematischen Untersuchung von Tieren, die Träger dieser Muskelparasiten sein können, allen voran den Schlachtschweinen (Lücker & Hartung 2006). Aus heutiger Sicht war die Einführung der Trichinellen-Untersuchung in die Fleischuntersuchung ein Meilenstein auf dem Weg zur modernen Fleischhygiene (Lücker & Bülte 1999). Die systematische und individuelle Untersuchung von Schlachtschweinen auf Trichinella kann historisch als die erstmalige Realisation des Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP) Prinzips in der Fleischhygiene gewertet werden (Lücker & Hartung 2006). Nach der allgemeinen Etablierung der TU im deutschen Recht erfolgte die Aufnahme dieses Prinzips in das gemeinschaftliche Recht (Lücker & Hartung 2006); in der Richtlinie 64/433/EWF wurde festgelegt, dass die vom amtlichen Tierarzt durchzuführenden systematischen Tätigkeiten im Rahmen der Fleischuntersuchung auch die Untersuchung „auf Trichinen bei frischem Fleisch von Schweinen und Pferden, ... einschließt“ (EWG 1964). Gleichzeitig wurden jedoch verschiedene Ausnahmeregelungen, wie z. B. die Möglichkeit zum Ersatz der TU durch eine Kältebehandlung, geschaffen (Art. 3, EWG 1964). Weiterhin war vorgesehen, dass der europäische Rat mit qualifizierter Mehrheit auf Vorschlag der Kommission beschließen sollte, welche Gebietsteile der Gemeinschaft von der Durchführung der TU abweichen können, sofern (1) „durch epidemiologische Untersuchungen Trichinenfreiheit nachgewiesen ist“ und (2) „die lebenden und die geschlachteten Tiere einem wirksamen Nachweis- und Überwachungsverfahren unterliegen“ (ebenda, Art. 6 Abs. 2). Bis zur Vorlage dieses Beschlusses, die zur Einführung des neuen Lebensmittelrechts am 01. Januar 2006 nicht erfolgte, konnten Mitgliedstaaten die TU bei frischem Schweinefleisch unterlassen, sofern es nur in ihrem Hoheitsgebiet vermarktet werden soll oder für andere Mitgliedsstaaten bestimmt ist, die ebenfalls Gebrauch von dieser Ausnahmeregelung machen (EWG 1993). Die Ausnahmeregelung gem. RL 92/120/EWG wurde von einer Reihe von Mitgliedsstaaten in z. T. großem Maß in Anspruch genommen, wie aus den Daten für 2003/2004 in Tabelle 1 ersichtlich. 80 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Tabelle 1: Schlachtungen von Hausschweinen und durchgeführte Untersuchungen auf Trichinella in den Europäischen Union im Jahr 2003 sowie Ergebnisse einer Befragung im Vereinigten Königreich im Jahr 2002 TU+2 Keine TU Keine TU (%) EU (15) Schlachtungen1 Davon TU2 Österreich 5.424.799 5.309.799 0 115.000 2,1 Belgien 11.233.957 10.226.408 0 1.007.549 9,0 4 Deutschland 45.372.925 45.372.925 1 0 0,0 Dänemark 22.499.058 22.375.420 0 123.638 0,5 Spanien 38.180.099 34.674.760 24 3.505.339 9,2 Finnland 2.289.630 2.274.923 2 14.707 0,6 Frankreich 26.540.698 145.673 0 26.395.025 99,5 Griechenland 2.189.462 340.632 0 1.848.830 84,4 Irland 2.872.100 3.605 0 2.868.495 99,9 Italien 13.576.249 4.944.981 0 8.631.268 63,6 Luxemburg 171.809 390 0 171.419 99,8 Niederlande 13.889.511 13.893.838 0 -4.327 0,0 Portugal 5.220.265 50 0 5.220.215 100,0 Schweden 3.304.939 3.283.114 0 21.825 0,7 7.647.748 1.228.520 0 6.419.228 83,9 VK (Survey2002)3 1 EUROSTAT 2005; 2 EFSA 2003; 3 Food Standards Agency 2003; 4 Anonym 2003 In Frankreich, Griechenland, Irland, Luxemburg und Portugal wurden im Jahr 2003 über 80 % der Schlachtschweine nicht auf Trichinella untersucht, was ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Verbraucher bedeutet (Lücker & Hartung 2006). So wurde in Spanien 2003 bei 24 Schlachtschweinen Trichinella diagnostiziert. Bei einer Fehlrate von ca. 9 % (3,5 Mio. nicht untersuchte Tiere) würde dies rein rechnerisch bedeuten, dass 2 bis 3 positive Tiere unentdeckt in die Lebensmittelkette gelangt waren (Lücker & Hartung 2006). Die Voraussetzungen für einen so genannten „Trichinella-non-endemic“ Status, welcher dem Prinzip eines Trichinella-freien Gebietes (Trichinella-free area, TFA) entspricht, wurden 1996 vom Scientific Veterinary Committee (SVC) festgelegt (s. Abb 2). Die nachfolgende Kommission, das Scientific Committe on Measures Relating to Veterinary Public Health (SCVPH) kam im Jahr 2001 allerdings zu dem Schluss, dass ein TFA-Status weder erzielt noch aufrechterhalten werden kann. Die wesentlichen Bedenken waren dabei: (1) das Problem der klaren Trennung zwischen endemischen und Trichinella-freien Gebieten, (2) die Unmöglichkeit einer Eradikation von Trichinella im sylvatischen Bereich und (3) die nur schwer und mit erheblichem finanziellen Aufwand durchführbaren jährlichen Untersuchungen wildlebender Indikator-Spezies, deren Ergebnisse dann mit einer zeitlichen Verzögerung vorlägen. Gleichzeitig stellte das SCVPH heraus, dass auf Ebene der Bestände (farms, holdings) ein Trichinella-freier Status durchaus möglich sei, wenn entsprechende Voraussetzungen erfüllt sind. Entgegen dieser Empfehlungen wurde bei der Neuregelung des Lebensmittelrechts, das in der Verordnung 854/2004/EG die Untersuchung auf Trichinellen zwar weiterhin vorschreibt, die Möglichkeit eingeräumt, „Betriebe und Gebiete amtlich als frei von Trichinen erklären zu lassen“ (EG 2004b). Zudem gingen in der Zwischenzeit Anträge bei der Europäische Kommission auf eine Neubewertung des TFA-Konzepts von Dänemark und dem Vereinigten Königreich 81 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Trichinella non-endemic status (Trichinella-free Areas, TFA) Kriterien für die Anerkennung: - klare Abgrenzung, < 3000 km2 - Keine klinischen Fälle bei Menschen (autochthone Fälle) seit mehr als 10 Jahren - Schweine und Pferde frei von Trichinellen seit mehr als 10 Jahren - Individuelle Identifizierung von Schlachtschweinen Abb. 2: Kriterien für die Anerkennung und Aufrechterhaltung von TFA gemäß SVC (1996) - Schweinezucht und -mast unter „Trichinella-freien“ Bedingungen - Sylvatischer Bereich: Nahezu Trichinella-frei (Füchse: < 0,1% etc.) Kriterien für die Aufrechterhaltung: - Zahl humaner Fälle (autochthon, importiert) - Ergebnisse konventioneller TU (ökologische Farmen, Wildschweine u.a.) - Ergebnisse der behördlichen Inspektionen Trichinella-freier Farmen - jeweils: jährliche Berichterstattung sowie ein Antrag von Zypern auf Anerkennung als TFA ein (EFSA 2005a). Im Juli 2007 wurde der Antrag von Dänemark durch die Europäische Kommission positiv beschieden und dem Königreich wurde, als bisher einzigem europäischem Land, ein vernachlässigbares Trichinellen-Risiko bei Hausschweinen zuerkannt (http://ec.europa.eu/food/food/biosafety/hygienelegislation/trichinella_en.htm). Die Aufgabe der Risikobewertung des TFA- und TFF-Konzepts fiel der neuen unabhängigen gemeinschaftlichen Behörde für die Risikobewertung von Lebensmitteln (European Food Safety Authority, EFSA) zu. Es ist jedoch fraglich, ob eine korrekte Bewertung der derzeitigen TrichinellaInzidenz bei Schlachtschweinen überhaupt möglich ist, wenn man sich die Fehlraten bei der TrichinellaUntersuchung in einigen Mitgliedsstaaten vor Augen führt. So galten Irland, Korsika und Sardinien lange als frei von Trichinella. Bereits im Jahre 2002 wurde jedoch das Auftreten von Trichinellen in Wildtieren (Irland) und freilebenden Schweinen (Sardinen, Korsika) diagnostiziert. In Sardinien erfolgte der Nachweis in den Schweinen indes erst nach dem Auftreten humaner Trichinellose-Fälle (Lücker & Hartung 2006). Als Ursache für die fehlerhafte Einordnung dieser Gebiete als TFAs wird die mangelnde Untersuchungstätigkeit in den entsprechenden Mitgliedsstaaten angeführt (EFSA 2005b). Die Seltenheit der derzeitig gemeldeten humanen Trichinellose-Fälle wird als Kriterium für die geringe Bedeutung dieser Erkrankung herangezogen (EFSA 2005a, 2005b). Darüber hinaus soll die Inzidenz humaner Trichinellose-Fälle auch zum zukünftigen Monitoring von TFA’s herangezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit einer nicht unerheblichen Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen ist jedoch hoch (Lücker & Hartung 2006). So wurden im Jahr 1969 in den Vereinigten Staaten 192 Fälle humaner Trichinellose gemeldet. Die tatsächliche Inzidenz lag jedoch, das ergaben Untersuchungen bei mehreren tausend Autopsien, bei etwa 4 % der Bevölkerung (Gould 1971). Die ursprünglich vom SCVPH gegen das Konzept Trichinella-freier Gebiete (TFA) geäußerten Bedenken bleiben auch heute noch im vollen Umfang bestehen. Es liegen keine neuen wissenschaftlichen Hinweise vor, dass Trichinella-freie Gebiete effektiv erzielt und mit hinreichender Sicherheit aufrechterhalten werden können. Die Fälle vermeintlich Trichinella-freier Gebiete unterstreichen sehr eindrücklich diesen Standpunkt. Während Trichinella-freie Gebiete auch weiterhin als nicht realisierbar zu erachten sind, kommt die EFSA in Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Ergebnis der SCVPH-Überlegungen für das TFFKonzept zu einer insgesamt positiven Einschätzung (EFSA 2005a). Allerdings wurde die Risikobewertung, gemäß der Fragestellung der Europäischen Kommission, strikt auf den Bereich der 82 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Futtermittelkette bis zur Schlachtung, diese selbst ausschließend, beschränkt und dabei vorausgesetzt, dass die Kriterien für einen TFF-Status (Tiere ausschließlich aus ebenfalls Trichinella-freien Farmen oder erst nach Quarantäne/serologischer Untersuchung eingestallt, jederzeit identifizierbar und ohne Zugang zu unkontrollierten Außenbereichen, Nagerkontrolle im Betrieb, ausschließliche Verfütterung GMP-zertifizierter oder erhitzter Futtermittel und Schutz derselben vor Schadnagern, Betriebshygiene, keine Müllkippen innerhalb eines Radius von 2 km) vollständig erfüllt werden. In einem anderen Fall hätte das humane Trichinella-Expositionsrisiko bei nicht sicher gegebenen TFF-Kriterien und nicht klar dargelegten Sicherungsmaßnahmen im Schlachtbereich nicht ohne die Auswertung weiterer Daten als vernachlässigbar gering bewertet werden können (Lücker & Hartung 2006). Dagegen ist das Konzept Trichinella-freier Farmen (TFF), da es keine geographische Abgrenzung erfordert und damit einfacher kontrollierbar ist, eher realisierbar. In Anbetracht der derzeitigen in vielen Mitgliedsstaaten vollzogenen Praxis, die Untersuchung auf Trichinella ersatzlos zu unterlassen, wäre eine gemeinschaftliche Ausnahmereglung nach dem TFF-Konzept durchaus begrüßenswert. Dennoch bleiben nicht unerhebliche Bedenken hinsichtlich der lückenlosen Aufrechterhaltung und Kontrolle des TFF-Status bestehen. Auch nur ein einmaliges Durchbrechen des TFF-Status könnte zu einer schweren Gefährdung der Gesundheit einer Vielzahl von Verbrauchern führen. Empfehlenswert wäre es dem zufolge, der Forderung nach mehr Daten für eine gründliche und sichere Risikobewertung nachzukommen. Schließlich muss sich die Sicherheit des TFF-Konzepts an der zu ersetzenden individuellen Trichinellenuntersuchung, als Critical Control Point des humanen TrichinellaExpositionsrisikos, messen lassen (Lücker & Hartung 2006). Anisakis simplex und Pseudoterranova Anisakiasis ist eine humane Erkrankung, welche durch die Aufnahme von infektösen Nematodenlarven (L3) der Familie Anisakidae verursacht wird (Sakanari & McKerrow 1989). Der Mensch ist im Vermehrungszyklus des Parasiten ein Fehlwirt und eine Weiterentwicklung von L3 zu L4 ist selten. Die Entwicklung bis zum Adultstadium ist nur in Einzelfällen nachgewiesen (Audicana et al. 2003). Endwirte des Parasiten sind aquatisch lebende Säugetiere wie Delphine und Seelöwen (Audicana & Kennedy 2008). Der erste Bericht über diese Erkrankung stammt aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und dokumentiert eosinophile intestinale Läsionen bei einem Patienten, der nach dem Verzehr von rohem Fisch über langanhaltende, starken abdominale Schmerzen klagte (Van Thiel 1962). Die Erkrankung ist fast immer mit dem Verzehr von rohen oder unzureichend erhitzten Fisch und Seafood wie Sushi, Sashimi, Ceviche und Lomi-Lomi aber auch Produkten wie Räucherlachs und Matjeshering assoziiert. Einige in der Fischverarbeitung gängige Behandlungsmethoden, wie das Kalträuchern sind nicht geeignet, den Parasiten abzutöten. Bei anderen Verarbeitungsmethoden wie dem Salzen, Marinieren, Säuern müssen bestimmte, produktspezifische Parameter eingehalten werden um eine sichere Abtötung der Parasiten zu gewährleisten (Audicana & Kennedy. 2008). Drei Arten der Familie Anisakidae werden mit humanen Erkrankungen in Verbindung gebracht: Anisakis- (sensu lato), Pseudoterranova- (= Phocanema) (sensu lato) und Contracaecum- (sensu lato) Spezies. Der Hauptanteil der Erkrankungen fällt dabei jedoch auf Anisakis und Pseudoterranova zurück (Sakanari & McKerrow 1989). AnisakisLarven verursachen 1 bis 12 Stunden nach der Aufnahme akute gastrointestinale Symptome wie Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe, die durch eine direkte Gewebeschädigung an der Darmwand verursacht werden. In der Folge kann es zur Ausbildung eosinophiler Granulome und Perforationen der Darmwand kommen (Smith & Wootten 1978, Oshima 1987). Eine sichere Abtötung des Parasiten im Gewebe kann nur durch Erhitzung auf über > 60 °C für eine Minute oder > 74 °C für mind. 15 Sekunden beim Kochen oder Räuchern oder durch Einfrieren bei ≤ -20 °C für 24 h gewährleistet werden. Die Europäische Union hat diese Maßnahmen zur Sicherung der Verbrauchergesundheit in die VO (EG) Nr. 853/2004 übernommen (EG 2004a). Fisch, der roh oder - wie Junghering (Matjes) - quasi roh verzehrt wird, Hering, Makrele, Sprotte, atlantischer und pazifischer freilebender Lachs, die kalt geräuchert werden und die Temperatur im Innern des Fisches während 83 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen dieses Vorgangs weniger als 60 °C beträgt, sowie marinierte und/oder gesalzene Heringe, wenn die gewählte Behandlung nicht ausreicht, um Nematodenlarven abzutöten, müssen über einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden einer Gefrierbehandlung bei einer Kerntemperatur von -20 °C oder weniger unterzogen werden. In den USA und Neuseeland durchgeführte Studien zur Tenazität von A. simplex und Pseudoterranova haben gezeigt, dass die Parasiten eine Temperatur von -20 °C für kurze Zeit überleben (Bier 1976, Deardorff et al. 1984, Wharton & Aalders 2002). Die FDA empfiehlt daher eine verlängerte Einfrierzeit (eine Woche bei -20 °C) oder die Anwendung von Temperaturen von ≤ -35 °C für 15 Stunden. Neben den beschriebenen gastrointestinalen Symptomen kann es nach dem Verzehr von parasitenhaltigem Fisch zu heftigen allergischen Reaktionen kommen (Audicana et al. 2002). Japanische Autoren beschrieben das Auftreten einer starken Nesselsucht mit anaphylaktoiden Symptomen in Verbindung mit durch A. simplex verursachten gastrointestinalen Symptomen ("gastroallergische Anisakiasis") (Kasuya et al. 1990). Heute zählt A. simplex zu den häufigsten Auslösern einer Lebensmittelallergie bei Erwachsenen (Audicana 2002, Audicana et al. 2003, Audicana & Kennedy 2008). Gleichzeitig wurde klar, dass bereits die Aufnahme von oder der direkte Kontakt mit abgestorbenen Parasitenlarven zu heftigen allergischen Reaktionen führen kann und dass dieses Krankheitsbild sehr viel häufiger auftritt als die Infektion selbst (Audicana & Kennedy 2008). Zwar müssen lt. Richtlinie VO (EG) Nr. 853/2004 Fische und Fischerzeugnisse während der Erzeugung und vor ihrer Vermarktung als Speisefisch einer Sichtkontrolle unterzogen werden, um sichtbare Parasiten festzustellen und zu entfernen, eine vollständige Entfernung aller Parasiten und Parasitenteile ist durch diese Maßnahme jedoch nicht zu gewährleisten. In Zukunft können vielleicht Tiere aus Aquakulturen, welchen offiziell die Freiheit von allergieauslösenden Parasiten bescheinigt wird, entsprechend zertifiziert werden (Audicana & Kennedy 2008). Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt besonders sensiblen Personen nur der völlige Verzicht auf Fisch- und Fischerzeugnisse (Audicana 2002, Audicana et al. 2003). Trematoden Alaria alata Der Duncker´sche Muskelegel (Distomum musculorum suis, Duncker, 1896, syn. Agamodistomum suis, Stiles, 1898) ist die Mesozerkarie der adulten Trematode Alaria alata (Goeze 1782), welche im Darm von verschiedenen Carnivoren (Hund, Katze, Fuchs, Wolf, Nerz u.a.) parasitiert. Der Lebenszyklus der Alaria-Spezies konnte erst Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig aufgeklärt werden. Auch die Rolle des Duncker´schen Muskelegels im Zusammenhang mit dem Zyklus von Alaria alata wurde erst zu diesem Zeitpunkt erkannt (Dollfus & Chabaud 1953, Stefanski & Tarczynski 1953). Während bei der Gattung Strigea ein obligatorischer (echter) 4-Wirte Zyklus vorliegt, handelt es sich beim Zyklus von Alaria um einen 3-Wirte-Zyklus mit einem eingeschobenen Mesozerkarien-Stadium zwischen dem Zerkarial- und dem Metazerkarial-Stadium der durch Einschaltung paratenischer Wirte (= Reservewirte) erheblich erweitert werden kann. Als Krankheitserreger haben die Metazerkarien und Adulten dieser Tramatodengattung keine große Bedeutung. Dagegen sind die durch Mesozerkarien in paratenischen Wirten, insbesondere bei Wildschweinen, verursachten Veränderungen ausgeprägter (Odening 1963, Hiepe 1985). Ljubaschenko & Petrov (1962) berichten über Schäden, die der Parasit bei den Endwirten (Füchse, Hunde und Polarfüchse) verursacht. Die Autoren unterscheiden dabei zwischen zwei verschiedenen Krankheitsbildern: die metazerkariale Alariose, die sich in einer Schädigung der Lunge, der Pleura und der bronchialen Lymphgefäßen manifestiert und einer durch adulte Parasiten hervorgerufenen Enteritis, welche zu generalisierten Intoxikationssymptomen führen kann (Ljubaschenko & Petrov 1962). Danijarow (1968) berichtet über hohe ökonomische Verluste in Pelztierfarmen, hervorgerufen durch den Befall der Tiere mit A. alata. Weiterhin wurden seit der experimentellen 84 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Infektion eines Primaten durch Odening (1961) diverse Infektionen beim Menschen diagnostiziert, die in ihrer Schwere und Symptomatik stark differierten (s. Tabelle 2). Tabelle 2: Fälle von larvaler Alariose beim Menschen Jahr Parasit Ort N Manifestation 1969 Alaria (?) Mesocercarien CA, USA 1 Auge 1972 Alaria Mesocercarien Ontario, Kanada 1 Auge 1975 Alaria americana Mesocercarien Alaria Mesocercarien Ontario, Kanada 1 LA, USA 1 Generalisiert (mit Todesfolge) Haut Alaria Mesocercarien CA, USA 1 Auge 1975 1988 1990 Infektionsweg und Vektor (?), (?) SchmierInfektion bei der Zubereitung von Froschschenkeln A (Froschschenkel) A (Wild, Waschbärfleisch (?)) A (Wild) oder Froschschenkel (MSI) A (Wild) oder Froschschenkel (MSI) A (Wildgans (?)) Autor Byers & Kimura, 1974, McDonald et al. 1994 Shea et al. 1973 Fernandes et al. 1976; Freeman et al. 1976 Beaver et al. 1977 McDonald et al. 1994 Alaria CA, 1 Auge McDonald et al. 1994 americana USA Mesocercarien 1993 Alaria Kanada 1 Resp. Trakt, Kramer et al. 1996 americana Auge Mesocercarien N: Fälle; (?): nicht bestätigt, unbekannt; MSI: Mögliche Schmier-Infektion; A: alimentär Hauptinfektionsquellen sind der Verzehr von unzureichend erhitztem, parasitenhaltigem Wildfleisch (paratenische Wirte) oder Froschschenkel (2. Zwischenwirt). Bisher liegen keine Berichte über in Deutschland aufgetretene Fälle einer larvalen Alariose vor, allerdings kann infolge des geringen Bekanntheitsgrades dieser Zoonose eine relevante Dunkelziffer nicht ausgeschlossen werden. Wie bei den meisten Trematodeninfektionen geht die Infektion mit A. alata mit einer Eosinophilie und einer IgE-Erhöhung einher (Löscher & v. Sonnenburg 2005). Somit ist bei einer entsprechenden Sensibilisierung und der wiederholten Aufnahme von parasitenhaltigem Material die Ausbildung einer generalisierten allergischen Reaktion möglich, deren Symptome je nach Schweregrad zum anaphylaktischen Schock mit vasomotorischem Kollaps, Blutdruckabfall, Tachykardie und Bewusstlosigkeit führen können (Bork 1985, Egger 2005). Weiterhin kann es durch Schmierinfektion zur Ausbildung einer unilateralen subakuten Neuroretinopathie als spezielle Form der humanen Alariose kommen. Die Erkrankung wird zum Formenkreis Ocular larva migrans (OLM) oder trematode endophtalmitis gezählt. Hierbei kommt es nach Einwanderung der Mesozerkarien ins Auge zu einer Entzündung und Schädigung der Retina, welche durch toxische Stoffe der Parasiten (Stoffwechselprodukte, Proteasen) und eosinophile Leukozyten ausgelöst wird. Ausdruck dieser Schädigung sind die sog. chorioretinalen Straßen (tracks). Man findet die Parasiten, welche bis zu drei Jahren im Auge überleben können, sowohl prä-, intra- als auch subretinal (Bialasiewicz 2000). Trotz 85 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen dieser, z. T. schweren, Erkrankungsfälle beim Menschen wurde dieser lebensmittelassoziierten parasitären Zoonosen in Westeuropa lange Zeit keine oder nur wenig Bedeutung beigemessen. Seit dem Jahr 2002 kam es in der Uckermark (Brandenburg) bei der Trichinellenuntersuchung von Schwarzwild regelmäßig zu Nachweisen des Duncker´schen Muskelegels (Große & Wüste 2004, Große & Wüste 2006), welche durch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) bestätigt wurden. In gleichen Jahr wiesen Jakšić et al. Alaria alata in 1,8 % von 210 untersuchten Wildschweinfleisch-Proben aus der Republik Kroatien nach (Jakšic et al. 2002). In seiner Stellungnahme Nr. 027/2007 vom 1. Juli 2007 spricht sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), mit Hinweis auf das zoonotische Potential des Erregers, dafür aus, dass Fleisch in welchem die Mesozerkarie des Saugwurms Alaria alata nachgewiesen wurde, aus Gründen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes als untauglich für den menschlichen Verzehr zu beurteilen ist. Eine abschließende Beurteilung einer gesundheitlichen Gefährdung der Verbraucher ist jedoch infolge mangelnder Kenntnisse über die Verteilung des Parasiten im Tierkörper und damit verbunden die Beurteilung der Eignung der zur Verfügung stehenden Nachweismethode nicht möglich. Gleichzeitig fehlen Untersuchungen über die Häufigkeit des Vorkommens des Parasiten in deutschen Wildtierbeständen (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2007, Möhl et al. 2009). Im Rahmen eines am Institut für Lebensmittelhygiene durchgeführten und mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Bundesinstituts für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Forschungsvorhabens sollen in diesem Zusammenhang geeignete Prädilektionsstellen für die Untersuchung auf Alaria alata festgelegt und gleichzeitig überprüft werden, in wieweit die zugelassenen Verfahren zur Untersuchung auf Trichinella (Magnetrührverfahren nach VO (EG) Nr. 2075/2005) geeignet sind, eine Infektion mit Alaria alata sicher nachzuweisen, bzw. eine entsprechende Modifikation dieser Verfahren zu entwickeln. Des Weiteren wird zur Klärung der Prävalenz des Erregers eine deutschlandweite Status-Quo-Erhebung in der Wildtierpopulation, insbesondere der Wildschweinpopulation, durchgeführt. Die Datenerhebung wird insbesondere in Regionen vorgenommen, in denen bereits erste DME-Befunde bei der Trichinellenuntersuchung aufgetreten sind. Weiterhin sollen die Tenazität der Mesozerkarien in verschiedenen Wirtsgeweben gegenüber chemischen und physikalischen Einflüssen untersucht und anhand der ermittelten phänotypischen Unterschiede auch eventuelle genotypische Varianzen ermittelt werden. Erste eigene Untersuchungsergebnisse bezüglich der Verteilung des Parasiten im Tierkörper deuten darauf hin, dass die bisher empfohlene Untersuchungsmethode (Magnetrührverfahren nach VO (EG) Nr. 2075/2005) nicht geeignet für den Nachweis der Mesozerkarien im Wirtsgewebe ist (Möhl et al. 2009). Cestoden Echinococcus multiocularis Die alveoläre Echinokokkose (AE), welche durch die Metacestode des Fuchsbandwurms (Echincoccus multiocularis) ausgelöst wird, ist eine besonders in der nördlichen Hemisphäre verbreitete Zoonose, die unbehandelt eine Letalitätsrate von bis zu 100 % aufweist (Deplazes & Eckert 2001). Moderne chirurgische und chemotherapeutische Behandlungsmethoden haben diese Letalitätsrate zwar erheblich gesenkt, dennoch sterben immer noch 10-14 % der Patienten an den Folgen der Erkrankung (Liesenfeld & Ignatius 2001). Die von den Endwirten ausgeschiedenen Parasiteneier sind sofort infektiös. Das Larvenstadium (Metacestode) befällt Nagetiere als Zwischenwirt (z. B. Feld-, Wühlmäuse, Bisamratten) oder auch den Menschen als Fehlwirt. Die Infektion der Endwirte erfolgt durch den Verzehr infizierter Nagetiere. Eine Infektion des Menschen durch Kontakt mit infizierten Nagetieren ist jedoch nicht möglich (RKI 2005). 86 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Das Metacestoden-Stadium, welches aus kleinen Vesikeln (Zysten) besteht, entwickelt sich in der Leber. Im Gegensatz zu den Zysten von E. granulosus, vermehren sich die Metacestoden von E. multiocularis über eine externe Zellsprossung und bilden wurzelartige Protrusionen aus, die das Wirtsgewebe progressiv durchsetzen (Deplazes & Eckert 2001). In Europa sind humane Infektionen eher eine Ausnahme, da sich der Bandwurm hauptsächlich in einem sylvatischen Zyklus vermehrt (Berke et al. 2008). Zwischen 1982 und 2000 wurden 559 verifizierte Fälle humaner alveolärer Echinokokkose in neun europäischen Ländern dokumentiert. 132 dieser Fälle entfielen auf Deutschland, bei 6 Fällen lag allerdings keine autochthone Infektion vor (Kern et al. 2003). Die Zahl der Erkrankungen blieb in den darauffolgenden Jahren weitgehend stabil (s. Abb. 3). Nach einer Untersuchung von Jorgensen et al. (2008) ist allerdings von einer erheblichen Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen auszugehen. Die Autoren geben an, dass 67 % der alveolären EchinokokkoseFälle in Deutschland in den Jahren 2003-2005 nicht durch die nationale Pflicht zur Meldung dieser Erkrankung erfasst worden sind. Die Gründe hierfür sind in der Unwissenheit vieler Pathologen bezüglich der bestehenden Meldepflicht aber auch in bürokratischen Hindernissen und den sehr detaillierten Fragebögen zu suchen. Weiterhin kommen die meisten Meldungen aus mikrobiologischen Laboratorien, woraus geschlossen werden kann, dass AE-Patienten, die nicht serologisch untersucht werden oder deren serologische Untersuchung negativ ausfällt, nicht in den Statistiken erscheinen (Jorgensen et al. 2008) * Beginn der gesetzlichen Meldepflicht Abb. 3: Neuerkrankungen an alveolärer Echinokokkose in Deutschland nach Diagnosejahr. Quelle RKI Neuere Studien zeigen, dass sich der Parasit immer stärker innerhalb der europäischen Population von Rotfüchsen (Vulpes vulpes) ausbreitet (Sreter et al. 2003). Hinzu kommt, dass sich der Rotfuchs mittlerweile zu einem typischen Hemerophilen entwickelt hat. Nach Untersuchungen von Romig (1999) sind 20 % aller im Stuttgarter Stadtgebiet untersuchten Füchse Träger des Parasiten. Obwohl sich die Datenlage zu Ausbreitung und Prävalenz von Echincoccus multiocularis in den letzten Jahren verbessert hat, ist eine Bewertung des Risikos für den Verbraucher, insbesondere im Bezug auf die alimentäre Exposition, bis heute nicht möglich (Kern et al. 2003). Dies liegt vor allem an der starken Fokussierung der Prävalenzen innerhalb der Fuchspopulationen und an der langen Inkubationszeit, welche 5-15 Jahre beträgt (Ammann & Eckert 1996). Die starke Fokussierung der Fälle zeigt sich beispielsweise in einigen Regionen Ostdeutschlands, wo in Gebieten mit einer durchschnittlichen Prävalenz des Erregers von 5 % in der Fuchspopulation „Hotspots“ mit einer Prävalenz von 25 % liegen (Tackmann et al. 1998). Die Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) bzw. kontaminiertes Wasser ist nicht geklärt. Alle bodennah wachsenden Nahrungsmittel, die möglicherweise mit dem Kot infizierter Endwirte kontaminiert sind, z. B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst, sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und insbesondere in Gebieten mit erhöhtem 87 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Infektionsrisiko möglichst gekocht oder getrocknet werden (Robert-Koch Institut (RKI) 2005). Die Frage, ob insbesondere der Verzehr von Beerenfrüchten ein erhöhtes Risiko für den Verbraucher birgt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Generell lassen sich Beerenfrüchte schlecht waschen und ihr Verzehr ist mit dem Auftreten verschiedener humaner Infektionen (z. B. Noroviruserkrankungen, Leptospirose) assoziiert. Weiterhin kann es gerade bei bestimmten Vertriebsformen, wie der Selbsternte durch den Verbraucher, zu einer Übertragung der infektiösen Eier kommen, wenn Tiere Zugang zu den Feldern haben. Der Zugang von Füchsen und Marderhunden zu bodennah wachsenden Obst- und Gemüsekulturen sollte durch eine entsprechende Umzäunung eingeschränkt oder vermieden werden (Robert-Koch Institut (RKI) 2005). Nach § 7 Abs. 3 IfSG ist der direkte oder indirekte Nachweis von Echinococcus sp. nichtnamentlich direkt an das Robert-Koch Institut zu melden. Eindeutige Ultraschallbefunde oder eindeutige Befunde mit anderen bildgebenden Verfahren sind auch ohne serologische Bestätigung meldepflichtig. Zur Meldung verpflichtet sind die Leiter der Einrichtungen, an denen die Erregerdiagnostik durchgeführt wurde (Robert-Koch Institut (RKI) 2005). Taenia solium und Taenia saginata Der Befall des Menschen mit Taenia spp. ist seit tausenden Jahren bekannt und gehört zu den ältesten dokumentierten Diagnosen in der Medizin. Die Notwendigkeit der Kontrolle dieser Erkrankung führte zur Implementierung von einer Reihe von Untersuchungsmaßnahmen, welche laut Fleischbeschaugesetz vom 29. Oktober 1940 im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung durchzuführen waren (FlBG 1940). Der Erfolg dieser Maßnahmen konnte allerdings erst ab der Einführung der Änderung der „Untersuchung und gesundheitspolizeilicher Behandlung der Schlachttiere und des Fleisches bei Schlachtungen im Inland“ am 1. August 1960 bemessen werden; diese Änderung erlaubte erstmals, befallene Tiere auf der Basis des Konzeptes der Schwach-/Starkfinnigkeit (Grenze: 10 Finnen, davor: mind. eine Finne pro Finnenschnitt) nach Brauchbarmachung für tauglich zu erklären (BGbl 1960). Vorher forderte der Gesetzgeber bei einem Befall mit „gesundheitsschädlichen Finnen“ (C. bovis und C. cellulosae), das gesamte Tier für untauglich zu erklären. In Anbetracht der zu erwartenden wirtschaftlichen Verluste steigerte diese, lebensmittelhygienisch sicher konsequente, Gesetzesvorgabe die Bereitschaft zu einer korrekten und intensiven Untersuchung nicht. 1964 erfolgte die Übernahme des nationalen Rechts in das Europäische Recht (EWG 1964). Trotz der seit dieser Zeit stetig sinkenden Fallzahlen (s. Abb. 4) zeigt eine weiterhin bestehende Rest-Inzidenz des Parasiten in Tier und Mensch innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten, dass der parasitische Zyklus von Taenia spp. nicht endgültig durchbrochen werden konnte. Dafür sprechen neben den dokumentierten Fällen der C. bovis Cysticercose beim Rind auch immer wieder lokal gehäuft auftretende Fälle von C. cellulosae beim Schwein. Autochthone Fälle einer durch T. solium verursachten humanen Neurocysticercose sind innerhalb der EU eine Rarität, jedoch finden sich in Ländern mit hohem Einwanderungsaufkommen (Spanien, Frankreich) immer wieder Fälle dieser schweren und unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung innerhalb der entsprechenden Bevölkerungsgruppen. Die T. saginata Taeniose des Menschen ist auf der anderen Seite sicher kein schwerwiegendes Problem des öffentlichen Gesundheitswesens, zeigt aber deutlich, dass bis heute auch in den Industriestaaten signifikante Mängel bezüglich hygienischer Parameter in der Tierproduktion und im persönlichen Bereich bestehen, deren Folgen dann die Qualität der entsprechenden Lebensmittel beeinträchtigen und die Verbrauchergesundheit gefährden. Der Lebenszyklus der beschriebenen Bandwürmer wurde zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch Küchenmeister (1855) aufgeklärt. Er fand bei Experimenten mit verurteilten Sträflingen heraus, dass der Verzehr von Cysticercen-infiziertem Schweinefleisch zum Befall mit Bandwürmern bei den Testpersonen führt. Insgesamt wurden zwei verschiedene Lebenszyklen aufgedeckt: Taenia saginata, mit dem Menschen als Endwirt und dem Rind als Zwischenwirt („Rinderbandwurm“) Taenia solium, mit dem Menschen als Endwirt und dem Schwein als Zwischenwirt („Schweinebandwurm“) 88 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Es dauerte ein weiteres halbes Jahrhundert, bis Brumpt (1913) Gemeinsamkeiten zwischen dem Auftreten so genannter „Masern“ beim Schwein und der Ausbildung von Vesikeln im menschlichen Hirn beobachtete und so erstmals eine Besonderheit im Zyklus von T. solium beschrieb; neben der Infektion des Endwirtes (Mensch, Infektion über unzureichend erhitztes zystenhaltiges Schweinefleisch) bzw. Zwischenwirtes (Schwein, Infektion über die Aufnahme von T. solium Eiern, die vom Endwirt ausgeschieden werden), besteht hier die Gefahr einer Infektion oder Autoinfektion des Menschen über die Eier des Parasiten und die Möglichkeit der Ausbildung einer Neurocysticercose. Taenia saginata Cysticercus bovis ist das in der Muskulatur des Rindes parasitierende 2. Larvenstadium des Rinderbandwurms Taenia saginata; Endwirt dieser bis zu 30 m langen Cestoden ist der Mensch (Gracey et al. 1999), der täglich Millionen infektiöser Eier (1. Larvenstadium) mit seinem Stuhl ausscheidet. Die Eier, welche vom Zwischenwirt oral aufgenommen werden, können unter entsprechenden Bedingungen bis zu 7 Monate überleben (Urquhart et al. 1998). Die Absetzzeit in den für menschliche Fäkalien üblichen Klärverfahren garantiert nicht immer die Sedimentation der Bandwurmeier. Werden kontaminierte Abwässer auf Flächen verbracht, die später als Weideflächen für Rinder genutzt werden, schließt sich der Zyklus des Parasiten. Stark kontaminierte Weiden können zu so genannten „Zystizerkose-Stürmen“ führen (Lees 2002), die dann ausnahmsweise auch zu klinischen Erscheinungen bei den Rindern, ganz sicher aber zu hohen ökonomischen Verlusten infolge Fleischbeanstandungen führen (Conraths et al. 2004). Werden bei einem Tier mehr als 10 Finnen (Zysten) in den Anschnitten entdeckt (Starkfinnigkeit), so ist der gesamte Tierkörper als untauglich zu beurteilen, bei weniger als 11 Finnen (Schwachfinnigkeit) kann das Tier nach einer behördlich angeordneten Abtötung der Parasiten durch eine entsprechende Kältebehandlung in den Verkehr gebracht werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicher, dass durch Kältebehandlung brauchbar gemachtes Fleisch keiner separaten Kennzeichnungspflicht unterliegt. Die immer wieder geforderte Transparenz gegenüber dem Verbraucher ist in diesem Fall sicher nicht in ausreichendem Maße gegeben. Schätzungen zufolge sind etwa 2 % der europäischen Bevölkerung Träger des Rinderbandwurms (SCVPH 2003). Die Zahlen zur Prävalenz der Cysticercose des Rindes basieren innerhalb der Europäischen Union auf den Ergebnissen der amtlichen Fleischuntersuchung. Die Prävalenzdaten schwanken mit 0,01 bis 6,8 % innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten sehr stark, was wohl auch auf unterschiedliche Intensitäten und z. T. mangelnde Kenntnisse bei der Untersuchungstätigkeit zurückzuführen ist. Generell kann bei einem meist geringen Befall einzelner Tiere von einer erheblichen Unterschätzung der tatsächlichen Werte ausgegangen werden (SCVPH 2000a). Verschiedene Studien gehen von Zahlen aus, die bis zu 10mal höher liegen als die gemeldeten Daten (Geerts et al. 1981, van Knaapen & Buys 1985, Dorny et al. 2000). Allein in Deutschland wird die Erkrankung jährlich bei etwa 10.000 geschlachteten Rindern, mit unbekannter Dunkelziffer nachgewiesen. Die Abbildung 4 zeigt eindrucksvoll, wie stark die Zahlen der Beanstandung wegen „Finnigkeit“ nach Einführung der Untersuchungsmaßnahmen im Rahmen des Fleischbeschaugesetzes, bzw. nach dessen Änderung im Jahr 1960 gesunken sind. Fraglich ist allerdings, ob sich der starke Abfall der Befundzahlen, welcher seit Mitte der 90er Jahr des 20. Jahrhunderts zu beobachten ist, alleine durch verbesserte Tierhaltungssysteme und hygienischere Bedingungen erklären lässt oder ob diese Zahlen auf eine mangelhafte Untersuchung infolge ungenügender Kenntnisse des Untersuchungspersonals und einer verminderten Sensibilität gegenüber der Erkrankung hindeuten. Die Ergebnisse einer in Italien von Castoldi (1994) durchgeführten Studie haben gezeigt, dass eine Reduktion der Anschnitte einen scheinbaren Rückgang der Fälle mit sich bringt, welcher jedoch allein durch die einhergehende Reduktion der Sensitivität der Untersuchung begründet ist. 89 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen 16 80.000 12 -3 C. bovis (absolut) 100.000 C. bovis (10 ) Möhl et al 60.000 8 40.000 20.000 4 Anzahl Relativ (1/1000) 0 1960 0 1970 1980 1990 2000 Abb. 4: Beanstandungen bei der amtlichen FU wegen „Finnigkeit“: Rinder einschl. Kälber (absolut und relativ: tauglich n. Brauchbarmachung). Quelle: Stat. Bundesamt, Wiesbaden (1961 – 2009) 2010 Jahr Die geltenden fleischhygienerechtlichen Bestimmungen sehen eine systematische Untersuchung jedes geschlachteten Rindes auf Cysticercose durch Besichtigung der Muskeloberflächen und ein Anschneiden bestimmter Muskelpartien (Prädilektionsstellen) vor. Neuere Studien haben gezeigt, dass der Parasit sich weitaus heterogener in der Muskulatur der befallenen Tiere verteilt als bisher angenommen (Minozzo et al. 2002, Wanzala et al. 2002). Bemerkenswert ist, dass der Gesetzgeber diesen Umstand zum Anlass genommen hat, den in der Fleischhygiene-Verordnung bis 2005 vorgeschriebenen Unterzungenschnitt mit Einführung der VO (EG) Nr. 854/2004 aus dem Untersuchungsgang zu entfernen, da die Unterzungenmuskulatur nach einer von Minozzo et al. (2002) durchgeführten Studie nicht mehr als Prädilektionsstelle für Bandwurmfinnen angesehen werden kann. Die Logik, bei einer heterogen Verteilung die Zahl der zu untersuchenden Stellen zu reduzieren, erschließt sich dem Betrachter, auch in Anbetracht der bereits erwähnten Untersuchungsergebnisse von Castoldi (1994), allerdings nur schwer. In diesem Zusammenhang kam das Scientific Committee on Veterinary Measures Ralating to Public Health (SCVPH) in seinen Stellungnahmen bezüglich Zoonosen vom 12. April 2000 und bezüglich der Taeniose/Cysticercose bei Mensch und Tier vom 27-28 September 2000 zu der Auffassung, dass die bisherige Untersuchungstätigkeit im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung und die bisher innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten durchgeführten Datenerhebungen nicht ausreichen, um den Befall von Rindern mit Cysticercus bovis sicher zu erkennen bzw. eine Risikobewertung im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes zu erstellen (SCVPH 2000a, 2000b). Zur Verbesserung der Situation wurde die Richtlinie 2003/99/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern herausgegeben. Diese Richtlinie hat das Ziel Zoonosen, Zoonoseerreger und diesbezügliche Antibiotikaresistenzen ordnungsgemäß zu überwachen und lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in epidemiologischer Hinsicht gebührend zu untersuchen. Die Cysticercose wurde im Anhang I dieser Richtlinie der Liste B zugeordnet und wird, abhängig von der epidemiologischen Situation, in das europäische Monitoring einbezogen. Zur Verbesserung der Diagnostik sollen serologische und molekularbiologische Untersuchungstechniken dienen, die gegenüber der klassischen Fleischuntersuchung eine bis zu 10mal höhere Sensitivität aufweisen (Dorny et al. 2000, SCVPH 2000a). Neben der Bestimmung von im Blut zirkulierenden Antikörpern, die allerdings nichts über den aktuellen Stand der Infektion aussagen, und Serum Antigenen kann heute auch die spezifische DNA des Parasiten über molekularbiologische Verfahren 90 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. identifiziert werden. Nach dem Prinzip einer Risikoorientierten Fleischuntersuchung in Anh. I Abschn. IV Kap. IX der VO (EG) Nr. 854/2004 kann bei über sechs Monate alten Rindern ein Anschneiden der Kaumuskeln entfallen, sofern ein spezifischer serologischer Test bei diesen Tieren durchgeführt wurde. Eine solche Befreiung ist ebenfalls bei über sechs Monate alten Rindern möglich, die in einem amtlich als Cysticercose-frei bescheinigten Betrieb aufgezogen wurden (Klein et al. 2005). Generell kann festgehalten werden, dass die Qualität der Untersuchung durch den Einsatz serologischer und molekularbiologischer Methoden verbessert werden kann. Diese Tatsache sollte jedoch nicht zum Wegfall der klassischen visuellen Untersuchung der Muskulatur führen. Diskrepanzen bei den Ergebnissen der visuellen Untersuchung und der Bestimmung spezifischer Antikörper und Antigene machen dies deutlich (SCVPH 2000a). Vielmehr sollte das Personal in den Schlachtbetrieben entsprechend geschult und bezüglich der Problematik der Erkrankung und der Notwendigkeit einer entsprechenden persönlichen Hygiene aufgeklärt werden. Gleichzeitig müssen im humanen Bereich Ärzte gegenüber der Taeniose sensibilisiert werden und es sollten Anstrengungen zur Durchführung einer entsprechenden Surveillance humaner Fälle unternommen werden (SCVPH 2000a). Taenia solium Das Larvalstadium (L1) des Schweinebandwurms Taenia solium kann bei Aufnahme durch den Menschen zur Ausbildung einer Cysticercose führen (Garcia & Del Brutto 2000). Die interne Autoinfektion durch Regurgitation der Proglottiden wurde postuliert bislang aber nicht bewiesen (Garcia & Del Brutto 2000). Die klinische Manifestation der Erkrankung hängt vom den betroffenen Organen ab; außerhalb des ZNS verursacht die Cysticercose kaum Symptome, der Befall des ZNS (Neurocysticercose) oder des Auges (okuläre Cysticercose) führt in vielen Fällen zu einem komplizierten Verlauf (Garcia et al. 2003). Die Neurocysticercose ist in den Entwicklungsländern eine der Hauptursachen einer erworbenen Epilepsie (Commission on Tropical Diseases of the International League Against Epilepsy 1994). Sie kann weiterhin zu intracranialer Hypertonie, Hydrocephalus und der Ausbildung sogenannter Riesenzysten führen, die durch Druck auf die angrenzenden Areale des Gehirns Schlaganfälle verursachen können (Garcia et al. 2003). Die Erkrankung wird durch verstärkte Migration von Menschen aus endemischen Gebieten in zunehmenden Maße auch in den Industrieländern beobachtet (White 2000, Garcia et al. 2003, Willingham et al. 2008). Die Krankheit ist in Lateinamerika, großen Teilen Asiens und Afrikas und Teilen Ozeaniens verbreitet (Garcia et al. 2003). Das enge Zusammenleben mit den Haustieren in Verbindung mit schlechten hygienischen Bedingungen, einer nur mangelhaft ausgebauten Infrastruktur im Bereich Veterinary Public Health und das Fehlen einer systematisch durchgeführten Fleischuntersuchung sind in diesen Ländern die Hauptfaktoren für die Aufrechterhaltung der Infektionskette (Willingham et al. 2008). In Europa sind vor allem die Länder mit einem hohen Anteil von Migranten aus endemischen Gebieten betroffen; so stammen beispielsweise 10 % der spanischen Bevölkerung nicht aus Spanien. Auch in Portugal wird die Erkrankung hauptsächlich bei Personen im arbeitsfähigen Alter beobachtet, welche bereits bei Einwanderung Träger des Bandwurms waren. Es bestehen jedoch Hinweise, dass sich in kleinbäuerlichen Betrieben NordPortugals ein autochtoner Infektionszyklus etabliert hat (Willingham et al. 2008). Duong et al. (2006) berichten indes über einen autochtonen Fall von Cysticercose bei einem 48jährigen Franzosen, der das Land nie verlassen hat. Auffällig ist, dass die Taenia solium Cysticercose/Taeniose meist fokal auftritt; in der geographischen Verteilung zeigen sich so Gebiete mit einer hohen Prävalenz in direkter Nachbarschaft zu Gebieten mit sehr wenigen oder keinen Fällen (Willingham et al. 2008). Diese Fokussierung ist auch in Deutschland zu erkennen. Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden werden im Durchschnitt etwa 100 Schweine pro Jahr wegen Finnigkeit beanstandet. Es fallen jedoch zeitlich versetzte Häufungen im Infektionsgeschehen innerhalb der einzelnen Bundesländern auf, bei denen bis zu 10.000 Tiere betroffen sind (s. Abb 5). 91 Möhl et al Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen 300 100.000 Anzahl 250 200 1.000 150 100 100 -6 10.000 C. cellulosae (10 ) C. cellulosae (absolut) Relativ (1:1.000.000) Abb. 5: Beanstandungen bei der amtlichen FU wegen „Finnigkeit“: Hausschwein (absolut, untauglich und bed. taugl. bzw. TnBm) Quelle: Stat. Bundesamt, Wiesbaden (1961 – 2009) 50 10 1960 1970 1980 1990 2000 0 2010 Jahr Die Dynamik dieser stark fokussierten Ausbrüche ist bis heute nicht richtig verstanden (Willingham et al. 2008). Es scheint jedoch in vielen Fällen schwierig, Bandwurmträger innerhalb des Personals der Betriebe zu identifizieren. Die Gründe hierfür sind in der Unkenntnis der betroffenen Bandwurm-Träger über die bestehende Infektion, einem mangelnden Hygieneverständnis und in der Angst vor Stigmatisierung zu suchen. Auf der anderen Seite ist die Diagnose der Erkrankung oft problematisch. Generell ist die lichtmikroskopische Untersuchung verdächtiger humaner Stuhlproben die favorisierte diagnostische Methode. Diese morphologische Diagnose erfordert jedoch langjährige Erfahrung, besonders wenn es um die Identifikation der Bandwurm-Eier geht. Mittlerweile gelingt eine Artdifferenzierung von taeniiden Eiern mittels molekularbiologischer Techniken (PCR). Auch die Unterscheidung zwischen den Proglottiden von T. saginata und T.solium gelingt nur dem geübten Untersucher. Weiterhin nimmt die Zahl der ausgeschiedenen Proglottiden mit zunehmender Dauer der Infektion stark ab (SCVPH 2000a). Bei Vorliegen einer Cysticercose kann die Diagnose durch spezifische serologische Verfahren gesichert werden. Die diagnostische Sensitivität ist bei Vorliegen von vielen vitalen (noch nicht verkalkten) Cysticercen v. a. im ZNS sehr hoch. Bei wenigen Cysticercen und/oder einem hohem Verkalkungsgrad derselben sind bis zu einem Drittel der Patienten prätherapeutisch sero-negativ. Da ca. 10 % der Patienten nur im aufwendigeren Immunoblot serologisch positiv reagieren, wird der Immunoblot bei gezieltem Verdacht auf Cysticercose ohne Voruntersuchung mittels ELISA eingesetzt (Seitz & Maier 2001). Aufgrund der geringen Fallzahlen in Europa wird der Erkrankung innerhalb der amtlichen Fleischuntersuchung in den Schlachtbetrieben keine oder nur eine geringe Bedeutung zugemessen und die Diagnostik beschränkt sich auf eine adspektorische Untersuchung der freiliegenden Muskelflächen (SCVPH 2000a). Das Personal in den Betrieben ist in vielen Fällen offenbar nicht ausreichend geschult und die Sensibilität, auch vieler amtlicher Tierärzte, gegenüber der Erkrankung scheint gering zu sein. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die T. solium Taeniose/Cysticercose innerhalb der EU derzeit kein wirklich schwerwiegendes Problem für die Volksgesundheit darstellt. Die Schwerpunkte der Erkrankung liegen nach wie vor in den Entwicklungsländern. Es besteht jedoch vor dem Hintergrund des zunehmenden internationalen Handels mit Schweinen und Schweinefleisch, der stetig wachsenden Zahl von Migranten, die aus den Endemiegebieten in die Industriestaaten einreisen, und des Aufschwungs im internationalen Tourismus das Risiko einer Einschleppung des Parasiten. Zu geringe 92 Lebensmittelassoziierte parasitäre Zoonosen – alte Probleme und neue Herausforderungen Möhl et al. Kenntnisse in der Bevölkerung, der Tierärzte- und der Ärzteschaft über die Verbreitung und Ansteckungsgefahren der Erkrankung sowie eine nicht adäquate Fleischuntersuchung in nichtendemischen EU-Mitgliedsstaaten können schwerwiegende Konsequenzen haben. Dies wird deutlich anhand steigender Fallzahlen in den USA gezeigt, wo die T. solium Taeniose/Cysticercose in den letzten 20 Jahren wiedereingeschleppt wurde (SCVPH 2000a). Die aufgeführten Beispiele lebensmittelassoziierter parasitärer Zoonosen zeigen deutlich, dass die Kontrolle dieser Erkrankungen sich als eine Funktion aus Diagnostik, Erkrankungsschwere und Erkrankungshäufigkeit definiert. Generell ist die Beherrschung von Parasitosen im Bereich der Lebensmittelhygiene durch Definition Kritischer Kontrollpunkte (CCP’s) in Verbindung mit einer zuverlässigen und konsequenten Diagnostik, wie bei der Bekämpfung von Trichinella eindrucksvoll demonstriert, möglich und machbar. Bei anderen Erkrankungen, wie der Cysticercose des Rindes und des Schweines, werden die vorhandenen diagnostischen Möglichkeiten, auch aus wirtschaftlichen Gründen, die in diesem Bereich oftmals eine entscheidende Rolle spielen, nicht konsequent genutzt. Wirtschaftliche Gründe spielen auch immer dann eine Rolle, wenn die Zahl der infizierten lebensmittelliefernden Tiere hoch ist. Im Fall von Toxoplasma gondii sind diagnostische Maßnahmen innerhalb der Tierbestände derzeit wirtschaftlich nicht tragbar. Auf der anderen Seite wird in vielen EUMitgliedsstaaten, so auch in Deutschland, auf eine routinemäßige serologische Untersuchung in der Schwangerschaft bzw. auf neonatale Screeningprogramme verzichtet, da ein solches Programm erst dann ökonomisch vorteilhaft ist, wenn die Inzidenz der Toxoplasmainfektion mindestens 1-1,5 pro 1.000 Schwangere beträgt. Alternativ oder ergänzend zu den diagnostischen Verfahren können Behandlungsmethoden, die die Parasiten im Lebensmittel sicher abtöten, zur Brauchbarmachung und damit auch zur Minderung der wirtschaftlichen Verluste eingesetzt werden. Diese Behandlungsmethoden können jedoch die Verbrauchergesundheit nicht in allen Fällen (z. B. allergieauslösendes Potential von Anisakis und Pseudoterranova) ausreichend schützen. Weiterhin ist auch beim Vorhandensein von abgetöteten Parasiten im Lebensmittel dessen Genusswert möglicherweise erheblich beeinträchtigt. Es bleibt festzuhalten, dass die Qualität der Lebensmittel neben anderen Faktoren maßgeblich von der Qualität und Konsequenz im Bereich der Diagnostik abhängt. Wird bei einem Lebensmittel von den gängigen diagnostischen Verfahren abgewichen (z. B. Verzicht auf die Trichinellenuntersuchung) oder gelangt es nach erfolgter Brauchbarmachung in den Handel, so sollte dieses im Rahmen einer größtmöglichen Transparenz gegenüber dem Verbraucher entsprechend deklariert werden. Literatur 1. Acha PN, Szyfres B (2003): Zoonoses and communicable diseases common to man and Animal.Vol. I Bacterioses and Mycoses. Pan Amerivan Haelth Organisation, Washington 2. Ammann RW, Eckert J (1996): Cestodes. Echinococcus. Gastroenterol Clin North Am 25(3): 655-689 3. Anonym (1994): Relationship between epilepsy and tropical diseases. 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Schuppers2, Norbert Müller1, Karsten Nöckler3, Albert Marinculić4, Edoardo Pozio5, Marie Pierre Ryser-Degiorgis6, Werner Zimmermann7, Ulrich Kihm2, Bruno Gottstein1 1Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern (Schweiz); 2SAFOSO, Bremgartenstrasse 109A, 3012 Bern (Schweiz); 3Bundesinstitut für Risikobewertung, Diedersdorfer Weg 1, 12277 Berlin; 4Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Zagreb, Heinzelova 55t, 10000 Zagreb (Kroatien); 5Department of Infectious, Parasitic and Immunomediated Diseases, Istituto Superiore di Sanita, Viale Regina Elena 299, 00161 Rom (Italien); 6Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI), Institut für Tierpathologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern (Schweiz); 7Schweineklinik, Department für klinische Veterinärmedizin, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Länggassstrasse 122, 3012 Bern (Schweiz) *[email protected] Trichinella-Infektionen konnten seit mehreren Jahrzehnten bei Hausschweinen, Wildschweinen und Pferden in der Schweiz nicht nachgewiesen werden. Aus Füchsen (Vulpes vulpes) und Luchsen (Lynx lynx) wurde jedoch T. britovi immer wieder isoliert. Da die Trichinen-Untersuchung für Hausschweine kürzlich intensiviert worden ist und die letzte grosse Trichinella-Studie 10 Jahre zurück lag, führten wir eine Studie durch, um aktuelle Daten zum Vorkommen von Trichinella spp. in der Schweiz zu erhalten. Wir untersuchten (a) Rotfüchse und Luchse (den Fuchs als Hauptwirt und den Luchs als eine gute Indikatorspezies für T. britovi), (b) Wildschweine (Sus scrofa) (eine Infektionsquelle für den Menschen) und (c) Hausschweine aus verschiedenen Haltungsformen und Altersklassen, inklusive Weideschweine. Resultate: (a) Muskelproben von 1’298 Füchsen und von 55 Luchsen wurden mittels einer standardisierten künstlichen Verdauungsmethode untersucht. Trichinella britovi-Larven, spezifiziert mittels Multiplex-PCR, wurden in 21 (1.6%) Füchsen und in 15 (27.3%) Luchsen gefunden. (b & c) Muskelproben von 1‘458 Wildschweinen, 7’412 Zuchtschweinen, 9’973 konventionellen Mastschweinen und 2’779 Weideschweinen wurden mittels künstlicher Verdauung und serologischen Methoden untersucht. Trichinella-Larven konnten in keiner Probe nachgewiesen werden. Obwohl einige Fleischsaft-Proben im initialen E/S-Ag-ELISA Antikörper-positiv waren, konnte keine der HausschweineProben und nur 3 Proben von Wildschweinen mit dem Western blot als seropositiv bestätigt werden (Seroprävalenz bei Wildschweinen: 0.2%). Zusammenfassend zeigen die Resultate, dass T. britovi bei wildlebenden Karnivoren in der Schweiz vorkommt, und dass einige Wildschweine mit dem Parasiten in Kontakt gekommen sind. Die Resultate zeigen weiter ein vernachlässigbares Risiko für Trichinella-Infektion in der Hausschweinepopulation, dies unabhängig von der Haltungsform. 100 Zoonosen V38 Toxoplasma gondii: Potenzielle tierische Infektionsquellen in der Schweiz Andrea E. Berger-Schoch*1, Caroline F. Frey1, Daniel Bernett2, Daland Herrmann3, Norbert Müller1, Gereon Schares3 und Bruno Gottstein1 (1) Institut für Parasitologie, Universität Bern (Schweiz); (2) Bundesamt für Veterinärwesen, Bereich Monitoring, Bern (Schweiz); (3) Friedrich-Löffler-Institute, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Wusterhausen *[email protected] Die letzte epidemiologische Studie zur Prävalenz und Verbreitung von Toxoplasma gondii beim Tier in der Schweiz wurde 2000 durchgeführt. Das aktuelle Projekt soll 1.) Häufigkeit und Vorkommen von T.gondii in verschiedenen Nutztieren in der Schweiz ermitteln und einen Vergleich mit den Daten von 2000 ermöglichen, 2.) zusätzlich einen Vergleich des Einflusses der verschiedenen Haltungsformen (Freilandschweine, konventionelle Produktion und Wildschweine) auf die Häufigkeit von T.gondii in der Schweinemast ermöglichen, sowie 3.) die Häufigkeit von Toxoplasma-Oozysten im Kot von Katzen als wichtigem Endwirt untersuchen. Die gefunden Parasiten (T.gondii) wurden für die Schweiz erstmalig genotypisiert. Ziel des Projekts ist es, das aktuelle Infektionsrisiko durch T.gondii für die Schweizer Bevölkerung einschätzen zu können. Material & Methoden: Es wurden Fleischproben folgender drei Tierspezies untersucht: Boviden (Kälber, Rinder, Mastbullen, Kühe), Schafe (Lämmer, Mutterschafe) und Schweine (intensiv gehaltene Mastschweine, Mutterschweine, Freilandschweine, Wildschweine). Zusätzlich wurde Katzenkot auf Oozysten-Ausscheidung untersucht. Die Stichprobengrösse der einzelnen Gruppen wurde mit WinEpiscope 2.0 basierend auf den Sero- und PCR-Prävalenzen der Studie von 2000 berechnet. Die Fleischproben wurden direkt aus den Schlachthöfen der Schweiz (n=1080) bezogen. Katzenkotproben (>200) wurden einerseits in Tierheimen gesammelt oder stammten aus der RoutineDiagnostik des Instituts für Parasitologie Bern. Für den Nachweis von Toxoplasma-Antikörpern im Fleischsaft wurde ein P30-ELISA eingesetzt. Gleichzeitig wurden dazugehörende Fleischproben mittels real-time PCR (RT-PCR) auf Parasiten-DNA untersucht. Muskulatur von Tieren, die RT-PCR-positiv waren, wurde zusätzlich histologisch untersucht. Die Katzenkotproben wurden mittels Flotation auf T. gondii-ähnliche Oozysten überprüft. Positive Proben aus dem Katzenkot wurden mit Hilfe der RT-PCRMethode bestätigt. Die Genotypisierung aller positiver Proben basiert auf einer nested-PCR und RFLPAnalyse. Ergebnisse: Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2000 wurde bei den bisherigen Resultaten ein leichter, bei den Kälbern, Bullen, Kühen und Mastschweinen sogar ein signifikanter Anstieg der Seroprävalenz bei den untersuchten Schlachttierspezies festgestellt: bei den Boviden (von 22.25% auf 44.6%), beim Schaf (von 53% auf 57.5 %) und beim Schwein (von 14% auf 23.5%). Die Seroprävalenz bei den Weideschweinen betrug 12%, beim Wildschwein 7.3%. Die RT-PCR-positiven Resultate der Schlachttiere zeigten im Vergleich zur Probekampagne aus dem Jahr 2000 bei den Kälbern einen signifikanten Anstieg [>20%, P<0.00001], bei den Rindern einen Anstieg von 5.4%, bei den Schweinen von 2.25%, während bei den Schafen eine leichte Abnahme feststellbar war (von 6% auf 1.67%). Mit Ausnahme der Kälber waren die Unterschiede zwischen den Probekampagnen 2000 und 2008 nicht signifikant In 0.4% der Katzenkotproben wurden T. gondii Oozysten nachgewiesen. 101 V38 Zoonosen Schlussfolgerungen: Zusammenfassend zeigen die Resultate, dass T. gondii bei allen als Zwischenwirt untersuchten Spezies (Boviden, Schweine, Schafe) in der Schweiz vorkommt und die Seroprävalenz in den letzten 10 Jahren, bei den Kälbern, Bullen, Kühen und Mastschweinen sogar signifikant, zugenommen hat. Die bei den Katzen gefundene Prävalenz für die Oozysten-Exkretion ist mit 0.4% geringer als angenommen (1 – 2%; abgeleitet von früheren Studien). Sie bedeutet, dass bei den 1.35 Mio. in den Schweizer Haushalten lebenden Katzen an einem Stichtag ca. 5000 Katzen Oozysten ausscheiden. Die noch unvollständigen Resultate der Genotypisierung weisen vorläufig darauf hin, dass beim Tier in der Schweiz alle drei Genotypen (Genotyp I, II und III) vorkommen. 102 Zoonosen V39 Molekulare Charakterisierung von Toxoplasma gondii–Oozysten in Deutschland Daland C. Herrmann*1, Nikola Pantchev2, Majda Globokar Vrhovec2, Dieter Barutzki3, Hendrik Wilking1,Franz J. Conraths1, Gereon Schares1 1Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Seestrasse 55, D-16868 Wusterhausen; 2Vet Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories, D-71636 Ludwigsburg; 3Tierärztliches Labor Freiburg, Wendlinger Str. 34, D-79111 Freiburg i.Br. *[email protected] Toxoplasma gondii weist eine weltweite Verbreitung auf und kann eine Reihe von Wirbeltieren (vor allem Vögel und Säugetiere) und Menschen infizieren. T. gondii lässt eine klonale Populationsstruktur erkennen. Während in Nordamerika und Europa drei klonale Linien (Klonotyp I, II und III) dominieren, werden in Südamerika und Asien, neben den drei bekannten, auch atypische und andere Genotypen beobachtet. Obwohl eine sexuelle Phase Teil des Lebenszyklus ist, werden rekombinierte Genotypen nur sehr selten beobachtet. Es ist nicht ausreichend bekannt, ob bestimmte Klonotypen den Verlauf der beim Menschen auftretenden Toxoplasmosen beeinflussen können. In Europa ist die Mehrzahl der humanen Toxoplasmose-Fälle auf den Klonotyp II zurückzuführen. Informationen bezüglich der in Deutschland bei Menschen und Tieren verbreiteten T. gondii-Genotypen sind begrenzt. Material & Methoden: Zwei veterinärmedizinische Labors untersuchten im Zeitraum Juni 2007 bis Dezember 2008 Katzenkot auf Oozysten vom Toxoplasma-Typ; in positiven Proben wurde mittels PCR (Primer Tox4/5 und Tox 5/8) T. gondii nachgewiesen. T. gondi-positive Proben wurden mittels unabhängiger, nicht verbundener genetischer PCR-RFLP-Marker SAG2, SAG3, GRA6, BTUB, c22-8, c29-2, L358, PK1 und Apico genotypisiert. Weiterhin wurden IFN-γ KO Mäuse mit T. gondii Oozysten infiziert; resultierende Tachyzoiten wurden isoliert und in Zellkultur vermehrt. Zellkulturisolate mit unerwarteten Genotypisierungsergebnissen wurden kloniert. Ergebnisse: Die statistische Analyse der Proben ergab, dass die Mehrzahl der untersuchten T. gondiipositiven Proben aus bevölkerungsreichen Regionen (815,8±149 Einwohner pro km2) stammten und sowohl junge (<1 Jahr), als auch ältere Katzen (>7 Jahre) infektiöse Oozysten ausscheiden konnten. Der Anteil T. gondii-positiver Proben an der Zahl der eingesendeten Katzenproben, war im Zeitraum von Juli bis Dezember statistisch signifikant höher als der im Zeitraum von Januar bis Juni (p < 0,05). Die Mehrzahl der Isolate war vom Klonotyp II, aber auch Isolate des Klonotyps III und atypische, auf sexuelle Rekombination hinweisende Genotypen konnten identifiziert werden. Schlussfolgerung: Sowohl junge als auch ältere Katze stellen ein Risiko für Infektionen mit T. gondii dar. In Deutschland herrscht der T. gondii-Klonotyp II vor, aber auch andere Klonotypen treten auf. Ein erster Fund atypischer, auf sexuelle Rekombination hinweisender Genotypen bei natürlich infizierten Katzen in Deutschland zeigt, dass unter natürlichen Bedingungen in Deutschland durch sexuelle Rekombination entstandene neue T. gondii-Genotypen angetroffen werden können. Diese könnten andere Virulenz-Eigenschaften aufweisen als die überwiegend auftretenden T. gondii vom Klonotyp II. Dies ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. Diese Studie wurde im Rahmen des Zoonoseverbundprojekts Toxonet 01 durchgeführt und wird vom BMBF gefördert (01 KI 0765). 103 V40 Zoonosen Echinococcose in Litauen Mindaugas Šarkūnas1, Rasa Bružinskaitė1,3, Audronė Marcinkutė2, Alexander Mathis3, Peter Deplazes*3 1 Department of Infectious Diseases, Lithuanian Veterinary Academy, Kaunas (Litauen); 2Hospital of Tuberculosis and Infectious Diseases, Vilnius (Litauen); 3Institut für Parasitologie, Universität Zürich (Schweiz) *[email protected] Das Vorkommen der durch Echinococcus granulosus verursachten zystischen Echinococcose ist seit Jahrzehnten in Polen und den baltischen Staaten beschrieben; die letzten epidemiologischen Daten aus Litauen stammten allerdings aus den 1960er Jahren. Im vergangenen Jahrzehnt wurde die zystische Echinococcose in Litauen vermehrt als medizinisches Problem wahrgenommen (Marcinkutė et al. 2006), leider fehlten jedoch bisher epidemiologische Grundlagen für deren Bekämpfung. Zu einem neuen Bild der Verbreitung von E. multilocularis, dem Erreger der alveolären Echinococcose, haben intensive Forschungsbestrebungen in ganz Mitteleuropa in den Neunzigerjahren geführt. Dabei wurde eine Ausbreitung des Endemiegebietes nach Westen, Norden und Osten postuliert, und in verschiedenen Gebieten konnte eine Zunahme des Infektionsdruckes dokumentiert werden. Unlängst wurde E. multilocularis erstmalig in Polen und im Baltikum beschrieben (Malczewski et al. 1995; Moks et al. 2005). Von 1997 bis 2006 wurden 80 dokumentierte Fälle von alveolärer Echinococcose bei Menschen im “Hospital of Tuberculosis and Infectious Diseases” in Vilnius diagnostiziert (Bružinskaitė et al. 2007). Bei 18 (23%) dieser Patienten lagen bei der Diagnose bereits Metastasen in extrahepatischem Gewebe vor; die Sterberate bei diesen oft spät diagnostizierten Fällen war im Vergleich zur Schweiz oder zu Deutschland mit 15% sehr hoch. Ziel dieser Studie war, die epidemiologische Situation von Echinococcus spp. in Litauen zu untersuchen. Methoden: Zwischen 2005-2006 wurden 612 Schlachtschweine aus kleinen Familienbetrieben und 73 Tiere aus industriellen Mastbetrieben in einem regionalen Schlachthof im Südwesten Litauens morphologisch auf Echinococcus-Zysten oder Leberläsionen untersucht. Aus derselben Region untersuchten wir Kotproben von 240 Hunden aus 12 Dörfern auf Taeniiden-Eier mit der im Labor bereits etablierten modifizierten McMaster-Methode und mit der Flotations/Filtermethode (F/F-Methode) (Mathis et al. 1996). Die Art- und Stammdiagnose erfolgte genetisch mittels PCR/Sequenzierung mit DNA aus Metacestoden oder isolierten Taeniiden-Eiern (Trachsel et al. 2007). Die Prävalenz von E. multilocularis in möglichen Endwirten wurde anhand von 269 Rotfüchsen und 85 Marderhunden mit der Sedimentations- und Zähltechnik (Hofer et al. 2000) ermittelt. Resultate: Echinococcus granulosus-Zysten liessen sich in 81 der 612 (13,2%) Schweine aus Familienbetrieben und in 4,1% aus industriellen Mastbetrieben nachweisen. Schweine älter als ein Jahr waren signifikant häufiger infiziert als jüngere Tiere. Genetische Analysen von typischen E. granulosusZysten aus 7 Schweinen bestätigten in allen Fällen das Vorkommen des ‚Schweinestammes‘ von E. granulosus (G6/7). Zusätzlich wurde derselbe Genotyp in Isolaten aus Zysten von 2 Menschen und einer Kuh diagnostiziert. Bei atypischen kleineren Läsionen aus 3 Schweinen aus Familienbetrieben konnte genetisch E. multilocularis identifiziert werden. Die genetische Analyse der isolierten Taeniiden-Eier (F/FMethode) von 33 Hunden ergab in 26 Fällen (Prävalenz 10,8%) Infektionen mit Taenia, in 9 Fällen (3,8%) mit E. granulosus und in 2 Fällen (0,8%) mit E. multilocularis (Mischinfektionen: in 3 Fällen E. granulosus und Taenia spp., in einem Fall E. multilocularis und Taenia spp.). Bei 8 E. granulosusIsolaten aus Hunden wurde der ‚Schweinestamm‘ bestätigt. Mit der modifizierten McMaster-Methode konnten nur bei 12 der Hunde Taeniiden-Eier gefunden werden (8 Taenia spp., 3 E. granulosus, 1 E. 104 Zoonosen V40 multilocularis). Bei der Untersuchung von Wildkaniden erwiesen sich 158 (58,7%) der Rotfüchse und 7 (8,2%) der Marderhunde als mit E. multilocularis befallen. Schlussfolgerungen: Der ‚Schweinestamm‘ von E. granulosus ist hoch prävalent im Südwesten Litauens. Die Parasiten-Übertragung erfolgt besonders in den traditionellen, kleinen Familienbetrieben auf kleinstem Raum. Bei der vorliegenden epidemiologischen Situation sollten Bekämpfungsprogramme wirksam sein, die eine intensive Aufklärung der Tierhalter beinhalten (besonders über die Risiken der Hausschlachtung) und eine systematische Behandlung der Hunde über mehrere Jahre einschliessen. Die hohe Anzahl von Fällen alveolärer Echinococcose bei Menschen und die hohe Prävalenz in Füchsen und Marderhunden lassen den Schluss zu, dass heutzutage ganz Litauen als Endemiegebiet von E. multilocularis zu betrachten ist. Wohl lässt sich nicht ausschliessen, dass dieser Parasit in diesem Lande nicht bereits früher vorkam, doch wäre E. multilocularis in älteren Untersuchungen an Füchsen, in welchen andere Helminthen von ähnlicher Grösse wie E. multilocularis und E. granulosus identifiziert worden waren, wohl gefunden worden. Bedingt durch die lange Inkubationszeit der alveolären Echinococcose kann jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass ein grosser Infektionsdruck seit bereits mindestens 2 Jahrzehnten in Litauen vorhanden sein muss. Der Aufbau eines veterinär-parasitologischen Labors für die morphologische und molekulare Diagnostik in Litauen sowie der Technologietransfer wurden von der “Food and Agricultural Organization of the United Nations, FAO“, Project TCP/LIT/3001 (T) unterstützt; das SwissBalticNet (Gebert-Rüf-Stiftung) unterstützte die epidemiologischen Projekte und die Ausbildung junger ForscherInnen. Literatur: 1. Bružinskaitė R, Marcinkutė A, Strupas K, Sokolovas V, Deplazes P, Mathis A, Eddi C, Šarkūnas M (2007): Alveolar echinococcosis, Lithuania. Emerg Infect Dis. 13:1618-1619. 2. Bružinskaitė R, Šarkūnas M, Torgerson PR, Mathis A, Deplazes P (2009): Echinococcosis in pigs and intestinal Echinococcus spp. in dogs in south-western Lithuania. Vet Parasitol. 160:237-241. 3. Malczewski A, Rocki B, Ramisz A, Eckert J (1995): Echinococcus multilocularis (Cestoda), the causative agent of alveolar echinococcosis in humans: first record in Poland. J Parasitol. 81:318– 321. 4. Marcinkutė A, Bareišienė MV, Bružinskaitė R, Šarkūnas M, Tamakauskienė R, Vėlyvytė D (2006): Cystic echinococcosis in Lithuania. Lithuanian Gen Practit. 10:8-11. 5. Moks E, Saarma U, Valdmann H (2005): Echinococcus multilocularis in Estonia. Emerg Infect Dis. 11:1973–1974. 6. Hofer S, Gloor S, Muller U, Mathis A, Hegglin D, Deplazes P (2000): High prevalence of Echinococcus multilocularis in urban red foxes (Vulpes vulpes) and voles (Arvicola terrestris) in the city of Zürich, Switzerland. Parasitology. 120:135–142. 7. Trachsel D, Deplazes P, Mathis A (2007): Identification of taeniid eggs in the faeces from carnivores based on multiplex PCR using targets in mitochondrial DNA. Parasitology. 134:911–920. 8. Mathis A, Deplazes P, Eckert J (1996): An improved test system for PCR-based specific detection of Echinococcus multilocularis eggs. J Helminthol. 70:219-222. 105 V41 Zoonosen Epidemiologie der Echinococcose in Kirgistan Iskender Ziadinov1,2, Bermet Mutunova2, Paul Torgerson1, Alexander Mathis1, Peter Deplazes*1 1Institut für Parasitologie, Universität Zürich (Schweiz); 2Kyrgyz Veterinary Research Institute, Bishkek (Kyrgyzstan) *[email protected] Die Echinococcose ist eine an Bedeutung zunehmende Zoonose in Zentralasien. Die Zahl nachgewiesener Fälle von zystischer und alveolärer Echinococcose ist in Kirgistan in den letzten Jahren deutlich angestiegen. In einer Querschnittstudie in Kirgistan wurde die Epidemiologie von Echinococcus granulosus und E. multilocularis bei Hunden, Füchsen und Schafen in den Jahren 2005-2008 untersucht (Ziadinov et al. 2008; Torgerson et al. 2009). Material & Methoden: Kotproben von 466 Hunden und von 151 Füchsen aus 4 Dörfern und mehreren Landwirtschaftsbetrieben sowie 1‘081 Schafe aus einem Schlachthof in der Provinz Naryn in Süd-Ost Kirgistan wurden untersucht. Die diagnostische Entwurmung zum Nachweis intestinaler Helminthen erfolgte mit Arecolin. Zusätzlich wurden Kotproben mikroskopisch auf Taeniiden-Eier untersucht. Bei allen Proben mit Taeniiden-Eiern erfolgte mittels PCR (multiplex und ‚single target‘ PCR) eine Artidentifikation (E. granulosus, E. multilocularis, Taenia spp.). Zusätzlich wurden mittels Sequenzanalysen die Genotypen von E. granulosus bestimmt. Resultate: Total waren 83 (18%) der Hunde positiv für E. granulosus. Intestinale Infektionen waren bei 34 (7%) der Hunde nach Arecolinbehandlung nachweisbar. Durch PCR liessen sich bei insgesamt 68 (14%) der Tiere Eier von E. granulosus im Kot identifizieren. Drei Genotypen von E. granulosus, G1, G4 und der G6/7 Komplex wurden in diesen Hunden erfasst. Fünfzig Hunde (11%) waren positiv für E. multilocularis. Intestinale Infektionen waren bei 17 (3,6%) der Hunde vorhanden, E. multilocularis-Eier wurden in 42 (9%) der Hunde im Kot erfasst. Die Sensitivität der Arecolin-Methode betrug 38% für E. granulosus und 21% für E. multilocularis; für die PCR lagen die entsprechenden Werte bei 78% (CIs 5787%) bzw. 50% (Cis 29-72%) (Darmpassagen nach Koprophagie konnten nicht ausgeschlossen werden). Von 151 untersuchten Dünndärmen (Sedimentations- und Zählverfahren) von Füchsen waren 96 (63,6 %) positiv für E. multilocularis. Die Anzahl der adulten Parasiten lag zwischen 1-182‘400. Nur 12 (7,9%) der Füchse waren frei von intestinalen Helminthen. In 21 Tieren konnte nur eine Parasitenart gefunden werden; 118 Füchse waren mit zwei- oder mehreren Parasiten-Arten wie z.B. Toxocara canis, Toxascaris leonina, Acanthocephala spp., Taenia spp., Mesocestoides spp. und E. multilocularis infiziert. Aus 5 Tieren mit Taenia-Infektionen konnten durch Sequenzanalyse in 4 Fällen Taenia polyacantha und in einem Fall T. hydatigena diagnostiziert werden. Bei der Untersuchung der inneren Organe von 1‘081 Schafe liessen sich in 64% der Schafe E. granulosus-Zysten nachweisen. Die mittlere Abundanz betrug 5 Zysten pro Schaf, wobei jüngere Tiere signifikant weniger Zysten hatten als ältere Tiere. Die jüngeren Schafe zeigten im Vergleich zu älteren Individuen deutlich weniger Protoscolices pro Zyste. Die maximal gefundene Anzahl Protoscolices pro Zyste betrug 482 bei einem jungen Lamm (< 1Jahr), bei ≥ 6 Jahre alten Schafen 92‘000. Schlussfolgerung: Diese epidemiologischen Studien dienen der Planung von zukünftigen Bekämpfungsprogrammen wie auch der Grundausbildung von Parasitologinnen und Parasitologen in Kirgistan. Diese Arbeit sowie der Aufbau von zwei diagnostischen Labors wurde vom Schweizerischen Nationalsfonds (SCOPES) und vom National Institute of Health (USA) unterstützt. 106 Zoonosen V41 Literatur: 1. Ziadinov I, Mathis A, Trachsel D, Rysmukhambetova A, Abdyjaparov T, Kuttubaev O, Deplazes P, Torgerson PR (2008): Canine Echinococcosis in Kyrgyzstan: Using prevalence data adjusted for measurement error to develop transmission dynamics models. Int J Parasitol. 38:1179-1190. 2. Torgerson PR, Ziadinov I, Aknazarov D, Nurgaziev R, Deplazes P (2009): Modelling the age variation of larval protoscoleces of Echinococcus granulosus in sheep. Int J Parasitol. (im Druck). 107 V42 Zoonosen Pseudoskabies beim Menschen durch humanpathogene Grabmilben (Sarcoptes canis, Sarcoptes bovis und Trixacarus caviae) Wieland Beck* Pfizer GmbH Tiergesundheit Berlin *[email protected] Gelegentlich können Milben, deren definitive Wirte Tiere sind, auf das menschliche Integument übertragen werden und dort verschiedene Krankheitserscheinungen auslösen. In der tierärztlichen Praxis treten von Zeit zu Zeit Fälle auf, bei denen Tierpfleger, -halter und andere z.B. mit räudigen Tieren in Berührung gekommene Personen erythematöse bis skabioide Hautreaktionen zeigen. Die durch Räude- und andere Milben hervorgerufenen Hautkrankheiten gehören zu den bedeutsamen Ektoparasitosen der Haus- und Heimtiere. Gleichzeitig treten einige Vertreter dieser Arthropoden als Zoonoseerreger in Erscheinung. Erfahrungsgemäß sind Kinder, die bei der Betreuung kleiner Haus- und Heimtiere häufig einen sehr innigen Kontakt zu ihren Pfleglingen besitzen, einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche infektionsanfälliger sind und offensichtlich auch eher klinische Hautreaktionen zeigen als Erwachsene ist möglicherweise auf biochemische Veränderungen der Haut und ihrer Sekrete, den Haarwuchs und –wechsel, den altersabhängigen physiologischen Status der Person und die erworbene Fähigkeit zur allergischen Antwort auf parasitäre Metaboliten zurückzuführen. Demnach bildet sich im Alter eine entsprechende Immunkompetenz aus (Alexander 1984; Hiepe & Buchwalder 1992). Der Übergang von Milben vom Tier auf den Menschen ist häufig mit diagnostischen Problemen verbunden und bleibt daher manchmal unerkannt. Bei der Vorstellung des Patienten beim Hausarzt fallen meist nur die in der Regel wenig charakteristischen Hautveränderungen auf. Die häufig temporär-periodischen Milben sind auf der Haut des Menschen kaum nachweisbar. Die beim Tier typischen Grabgänge von permanent-stationären Sarkoptiden in der Haut sind beim Menschen nicht anzutreffen. Hautreaktionen werden deshalb nicht selten als Folge von Allergien, Dermatomykosen oder bakterielle Infektionen fehlinterpretiert. Der Verdacht auf eine parasitäre Genese ergibt sich oft erst nach erfolgloser symptomatischer Therapie oder nach Beibringung von Milben durch den Patienten selbst. Zur ätiologischen Abklärung ist neben einer gründlichen Anamnese (Sind Tiere im Umfeld vorhanden?) auch eine Vor-Ort-Besichtigung des Wohnbereiches oder beruflichen Umfeldes zu empfehlen (Beck & Pantchev 2009). Grabmilben: Nicht selten werden in der tierärztlichen Sprechstunde Hundebesitzer mit juckenden erythematösen Effloreszenzen bei ihren Tieren und sich selbst vorstellig. Neben der Untersuchung und Behandlung des Tieres kann der Veterinär über den Besitzer eine für die adäquate Diagnose wesentliche Information an den behandelnden Haus-/Hautarzt weitergeben. Erfahrungsgemäß können Dermatologen in solchen Fällen eine definitive Diagnose oft nicht stellen, weil ihnen wichtige Hinweise dafür nicht bekannt sind. Bei allen ätiologisch unklaren Dermatitiden des Menschen ist immer an die Möglichkeit einer Milbeninfestation zu denken und beim Patienten zu hinterfragen. Auch sollte immer die Frage nach dem Vorhandensein von Tieren im privaten, beruflichen oder sonstigem Umfeld gestellt werden. Skabioide Hautveränderungen bei einem Tierhalter müssen stets dazu Anlaß geben, dass sein Tier beim Tierarzt auf Ektoparasiten untersucht wird. Dies trägt auch zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung bei, etwa von Befall mit Flöhen. Grundsätzlich steht bei Sarcoptes-Befall die Therapie des Tierpatienten kausaltherapeutisch im Vordergrund, während beim Menschen bei entsprechender Indikation eine 108 Zoonosen V42 symptomatisch antiinflammatorische und juckreizlindernde Behandlung ausreicht. Die große Bedeutung von Sarcoptes scabiei als Überträger tierischer Räuden auf den Menschen wird in dermatologischen Kasuistiken immer wieder unterstrichen (Kutzer & Grünberg 1969; Charlesworth & Johnson 1974; Estes et al. 1983; Birk et al. 1999). Sarcoptes-Spezies wurden jedoch auch bei ca. 40 anderen Tierarten als Räudeerreger gefunden. Daher geht von diesen Tierspezies ein potenzielles Zoonoserisiko aus. Experimentelle Beobachtungen belegen, dass die Ansiedlung des an eine Tierspezies adaptierten Sarcoptes-Vertreters an einem Tier anderer Art bzw. am Menschen unter bestimmten Umständen möglich ist. Menschen, die mit an Sarcoptes-Räude erkrankten Tieren in Kontakt kommen, zeigen gelegentlich Hautveränderungen. Dabei entstehen etwa 2-6 mm große papulöse und papulovesikulöse Effloreszenzen, die infolge Juckreiz rasch aufgekratzt werden. Als Prädilektionsstellen gelten Arme, Hals und das Abdomen, also in erster Linie Kontaktstellen. Grabgänge werden bei der humanen Tierskabies nicht beobachtet. In der einschlägigen Literatur finden sich Berichte zur sog. Pseudoskabies des Menschen durch Sarcoptes-Varietäten von Hund, Schwein, Rind, Ziege, Gemse, Schaf, Pferd, Kamel, Dromedar, Tapir, Fuchs und Frettchen. Drei Fallberichte einer Pseudoskabies: Es werden drei Fälle einer Pseudoskabies beim Menschen in Folge einer Infestation mit Grabmilben vorgestellt. Eine Bäuerin erkrankte an stark juckenden, erythematösen Hautveränderungen im Extremitätenbereich. Die weitere Abklärung ergab, dass sie sich bei ihrem an Sarcoptes-Räude erkrankten Hofhund angesteckt hatte. Bei der Vor-Ort-Besichtigung zeigte sich, dass das Tier Kontakt zu mehreren Füchsen (Fuchsbau auf dem Hof) hatte. In einem anderen Fall beobachtete ein Landwirt heftig juckende, urtikarielle Hautreaktionen insbesondere an den Armen und Händen. Nachdem die Ätiologie zunächst unklar war, zeigte sich dass von den 70 Milchrindern im Stall des Erkrankten einige mit Sarcoptes bovis befallen waren. Vermutlich waren durch den engen Körperkontakt beim Melken Milben auf die Hautoberfläche des Landwirtes übergegangen. Trixacarus-caviae-Milben, die Erreger der Meerschweinchen-Räude, gelten ebenfalls als Zoonoseerreger (Dorrestein & Bronswijk 1979). Dies belegen auch die eigenen Beobachtungen in einem dritten Fall, in dem bei einer 30 Jahre alten Tierarzthelferin papulöse Effloreszenzen im Bereich der Gürtellinie, der Unterarme und Unterschenkel nach Kontakt mit einem durch Trixacarus caviae infestierten Meerschweinchen auftraten. Die weiteren Untersuchungen in diesem Fall ergaben, dass die Hautveränderungen definitiv durch den Übergang dieser Grabmilben auf das menschliche Integument hervorgerufen wurden. Diese Milben lösen eine der Veranlagung des Patienten und der Befallsintensität entsprechende Scheinräude aus. Wirtsfremde Sarcoptes-Spezies sind aber kaum in der Lage, sich am nicht adäquaten Organismus dauerhaft anzusiedeln und überleben dort in der Regel bis maximal 6 Tage. Die Milben bohren sich in das Stratum corneum ein, bleiben aber am Eingang sitzen, verschwinden nach kurzer Zeit wieder und hinterlassen unangenehm juckende Papeln, ohne Gänge zu graben. (Mumcuoglu & Rufli 1979). Literatur: 1. Alexander JO (1984): Arthropods and human skin, 1st ed. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 363-382. 2. Beck W, Pantchev N (Hrsg.)(2009): Parasitäre Zoonosen. 1. Aufl., Hannover, Schlütersche, 19-22. 3. Birk RW, Tebbe B, Schein E., Zouboulis CC, Orfanos CE (1999): Pseudoskabies durch Rotfuchs übertragen. Hautarzt. 50:127-130. 4. Charlesworth EN, Johnson J-L (1974): An epidemy of canine scabies in man. Arch Dermatol. 110:572-574. 5. Dorrestein GM, van Bronswijk JEMH (1979): Trixacarus caviae Fain, Hovell & Hyatt 1972 (Acari: Sarcoptidae) as a cause of mange in guinea-pigs and papular urticaria in man. Vet Parasitol. 5:389398. 109 V42 6. 7. 8. 9. 110 Zoonosen Estes SA, Kummel B, Arlian LG (1983): Experimental canine scabies in humans. J Amer Acad Dermatol. 9:397-401. Hiepe T, Buchwalder R (1992): Autochthone parasitäre Zoonosen – eine aktuelle Problematik. Teil 3: Durch Arthropoden bedingte Zoonosen. Zeitschr Ärztl Fortb. 86:147-156. Kutzer E, Grünberg W (1969): Zur Frage der Übertragung tierischer Sarcoptesräuden auf den Menschen. Berl Münch Tierärztl Wochenschr. 82:311-314. Mumcuoglu Y, Rufli T (1979): Infestation des Menschen durch Sarcoptes scabiei var. bovis (Rinderräudemilbe). Hautarzt 30:423-426. Zoonosen V43 Occurrence and molecular characterisation of Cryptosporidium parvum from European hedgehogs (Erinaceus europaeus). Viktor Dyachenko*1, Yvonne Kuhnert1, Sandra Gawlowska1, Manja Etzold1, Nikola Panchev2, Ronald Schmaeschke1, Arwid Daugschies1. 1Institute of Parasitology, University of Leipzig; 2Vet Mad Labor, IDEXX, Ludwigsburg *[email protected] European hedgehog is often brought to hedgehog feeding stations for overwintering, in case of illness or abnormal behaviour. To determine the occurrence of C. parvum infections in and to estimate the zoonotical potential of shed oocysts the faecal samples from geographically distinct stations were examined by ELISA and staining techniques for presence of developmental antigen and oocysts, respectively. A part of positive samples were subjected to PCR-RFLP as well as sequencing on 18S rRNA, actin gene, 70 kDa heat shock protein gene (HSP70) and 60 kDa glycoprotein gene (GP60). Forty nine (24.5%) of total 200 submitted samples were positive for both antigen and oocysts. The age of infected animals ranged from 2 weeks till 2 years (median 3.5 month). While 35 (27.7%, n=126) samples were positive from newly found hedgehogs, 14 (18.9%, n=74) samples were positive from animals after several month stay on the station. Thirteen samples subjected to PCR-RFLP on 18S rRNA locus suggested C. parvum. The subtyping on GP60 locus revealed three different subtype families: IIa (n=1, IIaA19G1RI), IIc (n=5, IIcA5G3) and a new VIa subtype family (n=6, subtypes VIaA19R12, VIaA19R11, VIaA21R10, VIaA19R11, VIaA21R11, VIaA26R4). One sample was positive for both IIcA5G3 and VIaA22R11 subtypes. The multilocus sequence analysis (18S rRNA, Actin, HSP70) on 12 samples belonging to IIa, IIc and VIa subtype families proposed that VIa subtype is probably a hedgehog-specific C. parvum genotype. Hedgehogs shedding C. parvum oocysts have a potential infection risk for humans as well as anthroponotic nature of IIc subtype family should be reviewed. 111 V44 Parasitosen bei Heimtieren und Exoten Alveoläre Echinokokkose bei einem Rotnackenwallaby (Macropus rufogriseus) Peters, Martin1, Kilwinski, Jochen1, Wohlsein, Peter2, Conraths, Franz J.3* 1Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg; 2Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 3Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Wusterhausen *[email protected] Ein etwa 2,5 Jahre altes Rotnackenwallaby (Macropodus rufeogriseus), das privat in einem Außengehege gehalten wurde, starb unter den klinischen Symptomen einer schweren Gelbsucht und einer Umfangsvermehrung im abdominalen Bereich. Material & Methoden: Der Tierkörper wurde seziert und Proben veränderter Organe histologisch, immunhistologisch mit einem gegen Echinococcus multilocularis gerichteten Kaninchenserum (freundlicherweise von Prof. Gottstein, Bern, zur Verfügung gestellt), mittels PCR (Trachsel et al. 2007) und nested PCR (Dinkel et al. 1998) untersucht. Serum des verendeten Kängurus sowie weitere Wallaby-Seren wurden mit einem im Handel erhältlichen Westernblot (Echinococcus WB IgG, LDBIO Diagnostics, Lyon, France) nach Anpassung und Validierung des Tests für Wallaby-Seren auf Antikörper gegen Echinococcus spp. geprüft. Ergebnisse: Die Sektion des verendeten Rotnackenwallabys ergab, dass ein Ascites und multiple noduläre Läsionen in der Leber, dem Zwerchfell, dem Omentum, dem Mesenterium, der Milz, der Lunge sowie in den Leber- und thorakalen Lymphknoten vorlagen. Histologisch bestanden die Knoten aus überwiegend fertilem Larvalgewebe eines Zestoden, nekrotisch und granulomatös entzündlich verändertem Gewebe. Die Diagnose einer Infektion mit E. multilocularis wurde mit Hilfe der Immunohistologie, der PCR und Serologie bestätigt. Schlussfolgerungen: Das Rotnackenwallaby ist als Zwischenwirt für E. multilocularis empfänglich und kann das Krankheitsbild der alveolären Echinokokkose entwickeln. Literatur: 1. Trachsel D, Deplazes P, Mathis A. (2007): Identification of taeniid eggs in the faeces from carnivores based on multiplex PCR using targets in mitochondrial DNA. Parasitology 134:911-920. 2. Dinkel A, von Nickisch-Rosenegk M, Bilger B, Merli M, Lucius R, Romig T (1998): Detection of Echinococcus multilocularis in the definitive host: coprodiagnosis by PCR as an alternative to necropsy. J. Clin. Microbiol. 36:1871-1876. 112 Parasitosen bei Heimtieren und Exoten V45 Enzephalitozoonose: Pathohistologische Veränderungen bei Kaninchen mit klinischer Manifestation und mit latenter Infektion Jacqueline Csokai*1,2, Andrea Gruber3, Anja Joachim1, Frank Künzel2 1Institut für Parasitologie und Zoologie, Department für Pathobiologie; 2Klinik für Interne Medizin und Seuchenlehre, Klinisches Department für Kleintiere und Pferde; 3Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich *[email protected] Encephalitozoon (E.) cuniculi verursacht bei Kaninchen meist chronisch latente Infektionen. Bei Ausbruch der Erkrankung können neurologische, renale oder okuläre Symptome auftreten. In dieser Studie wurden die Verteilung und das Ausmaß der histologischen Veränderungen im Gehirn und in den Nieren natürlich infizierter Hauskaninchen mit und ohne klinischer Enzephalitozoonose bestimmt. Material & Methode: Bei 71 Hauskaninchen wurden eine histologische Untersuchung und eine Spezialfärbung (Ziehl Neelsen, Acid Fast Trichrome) zum Nachweis von Sporen im Gewebe durchgeführt. Das Ausmaß der Entzündung wurde histologisch in diskret, geringgradig, mäßig, mittelgradig und hochgradig eingeteilt. Zusätzlich wurde bei allen Tieren der Antikörpertiter bestimmt (indirekter Immunfluoreszenztest). Bei 33 dieser Kaninchen (Gruppe I) bestand der Verdacht einer Enzephalitozoonose aufgrund der klinischen Symptomatik (neurologische Symptome, Azotämie oder phakoklastische Uveitis). Die restlichen 38 Tiere (Gruppe II) verstarben aufgrund einer anderen Erkrankung oder wurden euthanasiert. Ergebnisse: Eine Infektion konnte mittels histologischer Untersuchung und Spezialfärbung bei 78,8 % der Kaninchen mit Verdacht einer klinischen Enzephalitozoonose (Gruppe I) und bei 57,9 % der nicht verdächtigen Kaninchen (Gruppe II) festgestellt werden. Eine Serokonversion zeigten 69,7 % der Tiere in Gruppe I und 50 % der Kaninchen in Gruppe II. Die Untersuchungen ergaben, dass bei einer durch E. cuniculi verursachten Enzephalitis in 77,5 % der Fälle Granulome nachzuweisen waren, welche bei diskreten bis hochgradigen Veränderungen im Gehirn auftraten. Bei leichtgradigen Enzephalitiden waren Granulome nicht immer und bei interstitiellen Nephritiden selten (12,5 %) auffindbar. Bei einer nicht eitrigen Enzephalitis waren meist mehrere Gehirnregionen betroffen. Während sich im Großhirn (97,5 %) und Hirnstamm (77,5 %) häufig Veränderungen fanden, waren Kleinhirn (55 %) und Vestibularkerne (37,5 %) seltener betroffen. Die meisten Kaninchen mit neurologischen Symptomen (n=15) hatten mäßige entzündliche Veränderungen im Gehirn (40 %). Auch bei Tieren ohne klinische Symptomatik (n=25) hatten 24 % der Kaninchen mittelgradige und 40 % hochgradige Veränderungen im Gehirn. Schlussfolgerungen: Die histologische Untersuchung in Kombination mit der Spezialfärbung ist sensitiver als die serologische Untersuchung für den Nachweis einer Infektion mit E. cuniculi. Bei entzündlichen Veränderungen im Gehirn sollte immer zusätzlich noch eine Spezialfärbung zum Nachweis von Sporen durchgeführt werden. Zwischen dem Schweregrad der Enzephalitis und dem Auftreten von neurologischen Symptomen gab es keinen Zusammenhang, deshalb ist der Schweregrad der histologischen Veränderungen nicht indikativ für E. cuniculi als Ursache der neurologischen Symptome. 113 V46 Parasitosen bei Heimtieren und Exoten Parasitenbefall bei Reptilien unter dem besonderen Fokus des Chamäleons Sandra Biallas1, Frank Mutschmann1, Arwid Daugschies2 1Exomed- Veterinärmedizinisches Institut für niedere Wirbeltiere und Exoten, Berlin; 2 Institut für Parasitologie, V eterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig *[email protected] Reptilien erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit in Deutschland. Chamäleons galten noch vor einigen Jahren als ungeeignet für die Haltung in menschlicher Obhut, da die Verluste bei Wildfängen extrem hoch waren. Heute zählen manche Arten zu den am häufigsten gehaltenen und erfolgreich nachgezüchteten Terrarientieren. Dennoch werden immer noch viele Chamäleons als Wildfänge importiert. Neben Technopathien sind parasitäre Infektionen die häufigsten Erkrankungen bei diesen Tieren. Ziel dieser Arbeit ist es, praktizierende Tierärzte sowie Tierhalter dieser speziellen Patienten über die Risiken parasitärer Infektionen, nicht nur bei Wildfängen, sondern auch bei Nachzuchten, zu informieren und die weit verbreitete Meinung zu eliminieren, dass Endoparasiten (speziell Kokzidien) zur physiologischen Darmflora von Chamäleons gehören. Material & Methoden: Es wurden im Untersuchungszeitraum 2007-2009 im Rahmen der bisherigen Studie insgesamt Kotproben von 154 Tieren sowie 37 Sektionstiere untersucht. Zum einen handelte es sich um Wildfänge und so genannte „Farmzuchten“ zum anderen um deutsche Nachzuchten. Kotproben wurden als Nativausstriche mikroskopisch untersucht. Von Praxispatienten und eingesandten Tieren wurden Blutausstriche angefertigt, mit Giemsa gefärbt und beurteilt. Tierkörper wurden seziert, die einzelnen Organe entnommen, auf Parasiten hin inspiziert und Proben für die Histologie gewonnen. Ergebnisse: Der zu sichtende Kot stammte von 154 nicht vorbehandelten Chamäleons aus deutschen Nachzuchten (DNZ) und 29 Chamäleons, welche als unbehandelte Wildfänge (WF) deklariert wurden. Von den bisher 154 untersuchten Kotproben wurden in 50 ( DNZ: 43; WF: 7) Proben Helminthen nachgewiesen. Hierbei wurden in 50 Proben (DNZ:42; WF: 8) Nematoden, in 5 Proben Trematoden (DNZ: 2; WF: 3) und in einer Probe eines Wildfanges Cestoden vorgefunden. In 18,2% (28 Proben) der Proben wurden Kokzidien nachgewiesen. Von diesen Proben waren aus DNZ 25 Proben und von WF 3 Proben positiv auf diese Erreger. Bei den Sektionen handelte es sich vorwiegend um Wildfänge. Diese dominierten mit einer Anzahl von 29 von insgesamt 37 sezierten Tieren. Hierbei waren 21,6 % (8 Tiere) der Wildfänge und 37,5 % (3 Tiere) der Nachzuchten mit Helminthen befallen. Kokzidien ließen sich in 3 Tierkörpern der Wildfänge und in einer Probe der DNZ nachweisen. Schlussfolgerungen: Unter den bei Chamäleons vorgefundenen Helminthen sind die Nematoden von besonderem veterinärmedizinischen Interesse, da ein Befall mit Nematoden wie auch mit Kokzidien sehr oft mehrere Jahre unerkannt bleibt und es dann zu plötzlichen Erkrankungserscheinungen kommen kann. Durch den über einen längeren Zeitraum verkannten Befall mit Endoparasiten werden andere vergesellschaftete Tiere infiziert und es kann schnell zu einer Durchseuchung des gesamten Bestandes kommen. Als Ergebnis ist zu verzeichnen, dass aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos in Gefangenschaft mehr Tiere mit Erregern befallen waren. In Bezug auf den Parasitenbefall sind Befallsintensitäten bei Nachzuchten durchaus mit denen der Wildfänge vergleichbar. Des Weiteren sollte aufgrund der hohen Mortalitätsrate und der Arterhaltung der Import von WF gestoppt oder zumindest die Transportbedingungen der Tiere verbessert werden. Weiterhin wäre zu empfehlen, zusätzlich schon im Exportland gewisse gesundheitliche Untersuchungen durchzuführen. 114 Parasitosen bei Heimtieren und Exoten V47 Bemerkungen zum Vorkommen und zur Pathologie von Soricimyxum fegati (Myxozoa) – einer warmblüterpathogenen Spezies in Deutschland Dr. Frank Mutschmann, Exomed, Erich- Kurz- Str. 7, 10319 Berlin *[email protected] Myxozoa sind mit mehr als 2200 beschriebenen Arten obligate Parasiten von Invertebraten und Vertebraten. Bislang sind als Wirbeltierwirte vornehmlich Fische bekannt, bei denen sie zum Teil Parasitosen von erheblicher ökonomischer und ökologischer Relevanz auslösen. Obwohl Myxozoa (Myxosporidien) auch bei Amphibien und Reptilien (Schildkröten: Emydidae) häufig nachzuweisen sind, ist die Kenntnis der durch sie bei diesen Wirten verursachten Krankheiten noch sehr gering. Sporadische Berichte über Infektionen des Menschen und eine zum Teil mehrmonatige Erregerausscheidung, vor allem bei Patienten mit Immunschwäche, gaben erste Hinweise auf eine mögliche Adaptation der Parasiten an homeotherme Wirte. In den letzten Jahren sind Myxosporidien auch als Parasiten von Vögeln (Anseriformes) nachgewiesen worden, ebenso Entwicklungsstadien im Gehirn von Maulwürfen (Talpa europaea). Untersuchungen von Spitzmäusen (Sorex araneus) aus dem Bialowieza Nationalpark (Polen) führten zur Beschreibung einer neuen Spezies: Soricimyxum fegati (Prunescu, Prunescu, Pucek & Lom, 2007). Sporenbildende Plasmodien dieser Erreger fanden sich ausschließlich in der Leber. Nachfolgende Erhebungen in Südböhmen (Dykova et. al., 2007) führten auch hier zum Nachweis der Parasiten, ausschließlich bei S. araneus. Andere Spitzmausarten waren nicht befallen. Genanalysen (SSU rRNA gene sequence) ergaben eine enge verwandtschaftliche Beziehung der neuen Spezies zu Myxidium- Arten, die in der Gallenblase von Fischen parasitieren. Material und Methoden: In der Zeit vom März bis August 2008 wurden insgesamt 48 Spitzmäuse (45 S. araneus, 3 Crocidura leucodon) untersucht. Die Tiere stammten sämtlich aus einem Areal am nordöstlichen Stadtrand Berlins, welches durch ein Siedlungsgebiet, Gärten, Felder und lockere Bewaldung gekennzeichnet ist. Es handelte sich ausschließlich um tot aufgefundene Tiere. Die Tiere wurden seziert, die inneren Organe entnommen und Nativausstriche bzw. Organquetschpräparate auf Myxosporidienbefall hin mikroskopisch untersucht. Gleichzeitig wurden Proben für die histologische Aufarbeitung fixiert und nach Standartmethoden aufgearbeitet (HE-Färbung, Färbung nach MayGrünwald-Giemsa). Ebenso wurden 5 Igel (Verkehrsopfer) sowie 115 Regenwürmer (Lumbricus terrestris, Eisenia foetida) seziert und untersucht. Ergebnisse: Bei 36 der 45 S. araneus (80%) konnten in Nativpräparaten der Leber als auch in histologischen Schnitten Myxosporidien nachgewiesen und der Spezies S. fegati zugeordnet werden. Die Infektionen waren durch Veränderungen der Gallengänge und relativ milde Entzündungsreaktionen gekennzeichnet. Weder bei den Feldspitzmäusen, noch bei den Igeln ließen sich Infektionen nachweisen. Die untersuchten Regenwürmer zeigten keinen Befall mit Myxozoa (Actinosporea), der eventuell Hinweise auf den möglichen Infektionsweg gegeben hätte. Schlussfolgerungen: Die Befunde gleichen den bisher publizierten Ergebnissen, wobei die Erregerprävalenz mit 80% der untersuchten Tiere deutlich über der in den vorangegangenen Studien (19 bzw. 41%) lag. Fragen zum Infektionsweg, der Wirtspezifität des Erregers, der Pathogenität und des Krankheitsverlaufes sind bisher ungelöst und bedürfen einer Klärung. Der Myxosporidien- Befall von insectivoren Säugern ist im Hinblick auf die Biologie der Myxozoa und ihrer Rolle als Pathogene generell von großem Interesse. 115 V47 Parasitosen bei Heimtieren und Exoten Literatur: 1. Dykova, I., T. Tyml, I. Fiala & J. Lom (2007): New data on Soricimyxum fegati (Myxozoa) including analysis of its phylogenetic position inferred from the SSU rRNA gene sequence. Folia Parasitologica 54: 272-276. 2. Prunescu, C-C., P. Prunescu, Z. Pucek & J. Lom (2007): The first finding of myxosporean development from plasmodia to spores in terrestrial mammals: Soricimyxum feagti gen. et sp. N. (Myxozoa) from Sorex araneus (Soricomorpha). Folia Parasitologica 54: 159-164. 116 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie V48 Erste in vitro-Isolierung von Besnoitia besnoiti aus einem chronisch infizierten Rind in Deutschland Gereon Schares*1, Walter Basso1,2,3, Monir Majzoub4, Helder C.E. Cortes5, Ana Rostaher6, Josef Selmair7, Walter Hermanns4, Franz J. Conraths1, Nicole S. Gollnick8 1Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Wusterhausen; 2Laboratorio de Inmunoparasitología, Facultad de Ciencias Veterinarias, Universidad Nacional de La Plata, 60 y 118 (1900) La Plata (Argentina); 3Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET), Buenos Aires (Argentina); 4Institut für Veterinärpathologie, LudwigMaximilians-Universität, München; 5Laboratório de Parasitologica, ICAM, Núcleo da Mitra, Universidade de Évora (Portugal); 6Medizinische Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München; 7Inning am Holz; 8Klinik für Wiederkäuer, Ludwig-Maximilians-Universität, München. *[email protected] Die bovine Besnoitiose wird durch den einzelligen Parasiten Besnoitia besnoiti verursacht, der eng mit Toxoplasma gondii und Neospora caninum verwandt ist. Infektionen mit B. besnoiti wurden bislang nur in Ländern Afrikas, des Nahen Ostens (Israel), Südwest-Asiens und Südeuropas (Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und Türkei) beobachtet. Im Zusammenhang mit einem in Deutschland beschriebenen Ausbruch boviner Besnoitiose konnte B. besnoiti erstmals auch in Deutschland in vitro isoliert werden. Material & Methoden: Zystozoiten wurden aus der Haut eines in Deutschland geborenen, infizierten Bullen gewonnen, intraperitonel (ip) in „γ-interferon knockout“ (GKO) Mäuse inokuliert oder auf Zellkulturen folgender Zelllinien gegeben: Vero, MARC-145, NA42/13, BHK21, KH-R. Aus den über Zellkulturen gewonnen Tachyzoiten wurden Nukleinsäuren extrahiert, die Sequenzen des 18Sribosomalen-RNA-Gens, der ITS-1-Region und des 5.8S-RNA-Gens ermittelt und mit bekannten Sequenzen verglichen. Ergebnisse: Der Vergleich der Sequenzen des 18S-ribosomalen-RNA-Gens, der ITS-1-Region und des 5.8S-RNA-Gens des neuen Isolats Bb-GER1 mit den für Isolate aus Portugal, Spanien, Israel oder SüdAfrika bekannten Sequenzen ergab eine 100%ige Identität. Zystozoiten waren für ip-infizierte GKOMäuse infektiös. Fünf Tage nach der Infektion wurden Tachyzoiten in der Bauchhöhle, in Milz, Leber und Lunge von GKO-Mäusen nachgewiesen. Die Parasiten konnten über 5 Passagen durch ip-Inokulationen in GKO-Mäusen vermehrt werden. Tachyzoiten, die durch Spülung der Bauchhöhle infizierter Mäuse gewonnen wurden, dienten zur Infektion der verschiedenen Zelllinien (Vero, MARC-145, NA42/13, BHK21, KH-R). Das beste Tachyzoiten-Wachstum wurde in BHK21-Zellen beobachtet. In geringerem Maße vermehrten sich die Tachyzoiten auch in MARC-145, NA42/13 und KH-R Zellen. Weitere vergleichende Untersuchungen mit aus Rinderhaut isolierten Zystozoiten zeigten optimales Wachstum in NA42/13-Zellen. In BHK21- und KH-R-Zellen war ebenfalls eine deutliche Parasitenvermehrung zu beobachten. Schlussfolgerungen: Unsere Erfahrungen im Zusammenhang mit dem in vitro-Wachstumsverhalten von Bb-GER1 unterscheiden sich teilweise von denen, die bei der Anzüchtung anderer Isolate gemacht wurden. Das bevorzugte Wachstum in bestimmten Zelllinien könnte für bestimmte B. besnoitia-Isolate charakteristisch sein. Eine mögliche Assoziation zwischen dem Wachstumsverhalten in Zellkulturen und Unterschieden in der Virulenz sollte untersucht werden. W. Basso erhielt ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. 117 V49 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie Untersuchungen zur Wanderfähigkeit infektiöser Ancylostoma caninum Larven in Gegenwart verschiedener Anthelminthika Claudia Welz*1, Sabine Streichan1, Thomas Schnieder1 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover *[email protected] Infektiöse Larven von Ancylostoma caninum können ihre Wirte nicht nur oral infizieren, sondern auch aktiv durch die Haut eindringen. In den hier vorgestellten Untersuchungen wurde ein als PERL-Kammer (perkutane Larvenmigrations-Kammer) bezeichnetes in vitro System verwendet, das die Wanderung der Larven durch die Haut eines Wirtes nachstellt. Es handelt sich dabei um modifizierte Franz-Zellen, die an die verwendeten geringen Volumina angepasst wurden. Infektiöse A. caninum Larven wurden in das obere Kompartiment der Kammer auf die als Barriere eingespannte Haut gegeben und über Nacht bei 37°C inkubiert. Am nächsten Tag wurde ausgezählt, wie viele Larven sich im oberen Kompartiment (nicht gewanderte) und im unteren Kompartiment befanden (gewanderte Larven). Mit Hilfe dieses Modells wurden die Anthelminthika Levamisol, Ivermectin, Pyrantel und Emodepsid auf ihren Einfluss auf die Migrationsrate der Larven untersucht. Die Larven wurden für 30 Minuten bei Raumtemperatur in verschiedenen Konzentrationen der Anthelminthika vorinkubiert, bevor sie auf die Haut gegeben wurden. Zum Vergleich wurde ein Larvenmigrationsinhibtionstest (LMIT) durchgeführt, bei dem die Larven durch ein Netzgewebe mit einer Maschenweite von 20 µm wanderten. Um die Versuche vergleichbar zu gestalten, wurde der LMIT ebenfalls nach einer Vorinkubation für 30 Minuten bei Raumtemperatur über Nacht bei 37°C durchgeführt. Die Versuche wurden im Dreifachansatz durchgeführt und jeweils zweimal wiederholt. Es zeigte sich, dass es sich bei den PERL-Kammern um ein sensitives und reproduzierbares Modell handelt, mit dem sich der Einfluss von Anthelminthika auf die Wanderrate von infektiösen A. caninum Larven untersuchen lässt. Dabei wird nicht nur die Beeinträchtigung der reinen Motilität der Larven bewertet, wie es beim LMIT der Fall ist, sondern vielmehr der Einfluss auf die Fähigkeit zum Durchdringen einer hochkomplexen biologischen Barriere. Nach unserem Verständnis repräsentiert dieses Eindringen in einen Wirt den Übergang zum parasitischen Leben. Damit steht mit dem PERLKammer-System nicht nur ein sensitiver Test für die Wirkung von Anthelminthika zur Verfügung, sondern auch eine gute Ausgangsbasis für weiterführende Untersuchungen an Larven, die bereits ein frühes Stadium des Parasitismus darstellen. 118 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie V50 Anti-inflammatorische Wirkung als möglicher protektiver Mechanismus von Vakzinen am Beispiel einer Vakzine gegen den Malaria-Erreger Plasmodium chabaudi in der Maus Jürgen Krücken1*, Denis Delić2, Heike Pauen2, Anna Wojtalla2, Manal El-Khadragy2, Mohamed A Dkhil2,3, Horst Mossmann4, Frank Wunderlich2 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, Hannover; für Molekulare Parasitologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; 3Zoology Department, College of Science, King Saud University, Riad (Saudi Arabien); 4Max Planck Institut für Immunbiologie, Freiburg 2Abteilung *[email protected] Neben der Induktion spezifischer T- und B-Zell vermittelter adaptiver Immunantworten ist möglicherweise auch die damit einhergehende Abschwächung unspezifischer Entzündungsantworten für die protektive Wirkung von Vakzinen von Bedeutung. Material & Methoden: Weibliche Balb/c Mäuse wurden mit Wirtszell Plasmamembranen aus parasitierten Erythrocyten vakziniert. Im Verlauf der Infektion wurden mittels Northern Blot und quantitativer RT-PCR die Expression proinflammatorischer Marker in der Leber zwischen vakzinierten und nicht-vakzinierten Tieren verglichen. Ergebnisse: Vakzinierung von Balb/c Mäusen führte zu einer Anhebung der Überlebensrate von 0 % auf 80 %. Gleichzeitig sank die maximale Parasitämie am Tag 8 nach Infektion (p.i.) von ca. 60 % auf 40 %. Trotz der immer noch hohen Parasitämie im peripheren Blut war die Entzündungsantwort in der Leber vakzinierter Mäuse deutlich attenuiert. In nicht-vakzinierten Kontrollmäusen kam es zu einer sehr starken, biphasischen Induktion von Entzündungsmarkern wie TNF, IL-1, IL-6 und induzierbarer NO Synthase mit Maxima an den Tagen 1 und 8 p.i. Vakzinierung der Mäuse resultierte in teilweise über 100fach niedrigerer Expression der untersuchten proinflammatorischen Marker. Im Gegensatz dazu wurde die Produktion des TH1 Cytokins IFNγ in der Leber durch Vakzinierung verstärkt. IFNγ ist wiederholt mit der Ausbildung protektiver Immunantworten während der akuten Phase einer P. chabaudi Infektion in Verbindung gebracht worden. Entzündungs- und akute Phase Antwort in der Leber sind bekannt dafür, daß sie zu einem massiven Verlust an Stoffwechselaktivität dieses Organs führen und insbesondere viele detoxifizierende Enzyme des Phase I und Phase II Xenobiotikastoffwechsels herunterregulieren. Die Expression vieler Enzyme dieser Detoxifizierungs-Stoffwechselwege wird durch verschiedene Liganden-gesteuerte Transkriptionsfaktoren aus der Familie der nukleären Rezeptoren reguliert. Sowohl Vakzinierung als auch Infektion haben einen deutlichen Einfluß auf die Expression der Rezeptoren CAR, FXR, PXR, VDR und RXR. Funktionelle Analysen zeigen jedoch, daß die Expression der Rezeptoren auf mRNA Niveau allein nicht den veränderten Stoffwechsel in der Leber zu erklären vermag. So wird CAR in nichtvakzinierten Mäusen induziert, die Expression des von CAR positiv regulierten Phase II Gens Sult2a1 wird jedoch drastisch reprimiert. Der CAR-Ligand TCPOBOP induziert in nicht infizierten Mäusen die Expression von Sult2a1 und reprimiert die Expression des Phase I Gens Cyp7a1. Bei maximaler Infektion können trotz erhöhter CAR Expression beide Effekte nicht mehr beobachtet werden, Sult2a1 wird durch TCPOBOP sogar reprimiert. Vakzinierung schwächt die Effekte der Infektion auf die Expression von Phase I und Phase II Genen ab und stellt die Expressionsinduktion nicht jedoch die Expressionsrepression durch TCPOBOP wieder her. 119 V50 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Daten zeigen eine erhebliche anti-inflammatorische Wirkung der verwendeten Vakzine während einer akuten, letal verlaufenden P. chabaudi Infektion. Die Induktion proinflammatorischer Marker bei nicht-vakzinierten Tieren ist mit der Entzündungsantwort während eines letalen septischen Schock vergleichbar. Dies läßt vermuten, daß die anti-inflammatorische Wirkung der Vakzine wesentlich zur Verbesserung der Überlebensrate beitragen kann. Generell scheint es sinnvoll, neben spezifischen Antworten des Immunsystems auf eine Vakzine auch Auswirkungen auf unspezifische Antworten zu untersuchen. Dabei sollten nicht nur unerwünschte Nebenwirkungen sondern auch ein mögliches positives Zusammenwirken mit adaptiven Immunantworten in Betracht gezogen werden. 120 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie V51 Charakterisierung der cir Multigenfamilie und ihre Bedeutung für die Sequestrierung bei Plasmodium chabaudi Malaria-Infektionen in der Maus Petra Ebbinghaus*, Georg von Samson-Himmelstjerna, Jürgen Krücken Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, 30559 Hannover *[email protected] Gewebetropismus von Parasiten und Variation von wichtigen Oberflächenantigenen sind essentielle Virulenzfaktoren bei parasitischen Protozoeninfektionen. Bei Malariaerregern der Gattung Plasmodium spielen variable Oberflächenproteine, die auf der Zelloberfläche parasitierter Erythrozyten exprimiert werden, eine entscheidende Rolle für Antigenvariation und Immunevasion. Diese Oberflächenantigene sind außerdem mit der Interaktion mit Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche von Endothelzellen des Wirts in Verbindung gebracht worden, so dass sie für die Sequestration später Trophozoiten und Schizonten an den Wänden postkapillärer Venuolen mitverantwortlich scheinen. Die größte Multigenfamilie im Plasmodium Genom bilden die Plasmodium interspersed repeat (pir) Gene. Sie sind im humanen Erreger P. vivax (vir), in P. knowlesi bei Affen sowie in den Nager-Malaria Spezies P.yoelii (yir), P. berghei (bir) und P. chabaudi (cir) zu finden. Die cir Multigenfamilie im Genom des Malariaerregers P. chabaudi eignet sich gut, um Zusammenhänge zwischen Antigenvariation und Sequestrierung in verschiedenen Geweben auf molekularer und zellulärer Ebene zu untersuchen und so unser Verständnis von in vivo Wirt/Parasit Interaktionen bei der Ausbildung protektiver Immunmechanismen gegen Malaria zu vertiefen. Die bereits seit etwa 30 Jahren andauernden, intensiven aber bisher vergeblichen Bemühungen zur Entwicklung einer Malaria Vakzine zeigen leider nur zu deutlich, dass unser Verständnis der schützenden Immunantworten bei Malaria Infektionen noch wesentlich verbessert werden muss. Material & Methoden: Alle bisher annotierten Sequenzdaten, putativer cir Gene wurden durch die Datenbank The Plasmodium Genome Resource (plasmodb.org) zusammengestellt. Zur Identifizierung einzelner Subfamilien wurden phylogenetische Analysen mittels maximum likelihood Abschätzungen durchgeführt. Weitere bioinformatische Analysen und experimentelle Versuche, wie RT-PCR, RACE (Rapid Amplification of either 5‘ and 3‘ cDNA ends) und genomische PCR dienten zur Generierung der vollständigen Genstruktur ausgesuchter cir Gene. Die Analyse der Änderungen des Transkriptionsprofils während der Infektion (Antigenvariation) erfolgt mittels Restriktions-Fragment-Längen-Polymorphismus (RFLP) der RT-PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) Produkte unter Verwendung Subfamilien-spezifischer Primer. Auf diese Weise wurde auch untersucht, ob die Expression bestimmter cir Antigene mit der Sequestrierung der Parasiten in bestimmten inneren Organen korreliert. Zur Zeit laufende Versuche zur Erzeugung von GFP-Luziferase transgenen P. chabaudi sollen die Analyse von Wirt/Parasit Interaktionen (Lokalisationsstudien) durch Visualisierung und Quantifizierung der Sequestrierung von P. chabaudi in der Maus mittels Fluoreszenzmikroskopie und Aktivitätsmessung der Luziferase im Luminometer ermöglichen. Ergebnisse: Die phylogenetischen Analysen der cir Gene von P. chabaudi identifizierten ebenfalls verschieden Subfamilien, die sich wahrscheinlich aufgrund ihrer Funktion und Lokalisation unterscheiden. Mit Hilfe der RT-PCR und Subfamilien-spezifischen Primer konnte ein erstes Repertoire an transkribierten cir Genen aus Parasiten amplifiziert werden. RACE-PCR und RT-PCR gaben Aufschluss über die Exon/Intron Struktur einiger cir Gene und zeigten, dass die cir wie die yir Gene aus 3 Exons mit ca. 15 bp, 750-800 bp (polymorph), 40-90 bp (konserviert) und zwei Introns (100-200 bp) 121 V51 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie bestehen. Desweiteren wurden die Subfamilien hinsichtlich einiger Charakteristika, wie Signalpeptid, Transmembrandomänen, und PEXEL Motiv untersucht. Zusätzlich konnten verschiedene Splicevarianten der cir Gene identifiziert werden. Die Expressionsanalyse zeigt, dass es während des Infektionsverlaufs zu deutlichen Änderungen im Expressionsprofil der cir Gene kommt. Eine ausschließliche Expression nur eines cir Gens in einem infizierten Wirt, wie dies von der Antigenvariation des VSG Oberflächenproteins bei afrikanischen Trypanosomen her bekannt ist, konnte für die cir Gene jedoch nicht beobachtet werden. Schlussfolgerungen: Die hier vorgestellten Arbeiten liefern eine wichtige Grundlage für die funktionale Analyse der cir Gene, die im Gegensatz zu den verwandten yir Genen aus P. yoelii noch kaum untersucht sind. Die Analyse der cir Antigenvariation am Modell P. chabaudi bietet gegenüber P. yoelii den Vorteil, dass Sequestrierung und Antigenvariation direkt miteinander korreliert werden können, da P. chabaudi eine deutlich stärkere Sequestrierung von Schizonten zeigt als P. yoelii. Im weiteren Verlauf des Projektes sind daher weitere Untersuchung zur Antigenvariation und Sequestrierung bei MalariaInfektionen mit GFP-Luziferase transgenen P. chabaudi vorgesehen. Das Projekt wird finanziell durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert (KR 2245/5-1). . 122 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie V52 Transkriptionsunterschiede zwischen den präadulten hypobiotischen und den nicht hypobiotischen L5 des bovinen Rinderlungenwurms Dictyocaulus viviparus Eva-Maria Laabs*1, Christina Strube1, Thomas Schnieder1 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover 1 *[email protected] Die Diktyokaulose, verursacht durch den Rinderlungenwurm Dictyocaulus viviparus, zählt zu den wichtigsten parasitären Weideerkrankungen des Rindes. Sie geht mit hohen wirtschaftlichen Verlusten einher, die sich auf die durch diesen Nematoden verursachte Bronchopneumonie mit teilweise tödlichem Ausgang zurückführen lassen. Trotz weitreichender Bekämpfungsmöglichkeiten verzeichnen Betriebe in Endemiegebieten immer noch deutliche Produktionseinbußen. Ursache hierfür ist, unter anderem, die Fähigkeit des Parasiten seine Entwicklung in kalten Wintermonaten zu unterbrechen und so sein Überleben zu sichern. Diese Entwicklungshemmung, genannt Hypobiose, betrifft das im Tier lebende 4. sowie das präadulte (5.) Stadium. Zur Identifizierung von Transkripten, spezifisch für hypobiotische und nicht hypobiotische Larvenstadien, wurde die Technik der Suppression Subtractive Hybridization (SSH) verwendet. Von den somit hergestellten subtrahierten Banken wurden jeweils 2016 Klone auf High Density Arrays gespottet und mittels Differential Screening unter Verwendung der jeweiligen subtrahierten und unsubtrahierten Sonde in ihrer Stadiumsspezifität bestätigt. Klone, die expressed sequence tags (EST) beinhalteten, und somit eindeutig als differentiell transkribiert erkannt wurden, wurden sequenziert und anschließend prozessiert und geclustert. Erhaltene Transkripte wurden weiterhin mit Hilfe von Gen Ontologie und Domäne/Motiv Suche ausgewertet und analysiert. Zudem erfolgte eine Zuordnung zu ensprechend vergleichbaren Wegen in anderen Organsimen. Schließlich wurden die sich ergebenen Proteine mit bereits veröffentlichten Sequenzen der verschiedenen Datenbanken (NCBI database, Nematoda database, Parasite genome WU-Blast2 and WormBase) verglichen. Die resultierenden Ergebnisse sollen präsentiert werden. 123 V53 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie Überprüfung neuronaler Rezeptoren bei parasitischen Nematoden und Caenorhabditis elegans auf ihre Beteiligung am Wirkmechanismus des Anthelminthikums Emodepsid. Sandra Miltsch*1, Nina Krüger1, Jürgen Krücken1, Achim Harder2, Georg von SamsonHimmelstjerna1 1Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2BayerHealthCare AG, BHC-AHCRD-PARA, Leverkusen. *[email protected] Auf Grund der steigenden Entwicklung von Anthelminthika Resistenzen bei parasitischen Nematoden wird die Identifikation neuer anthelminthischer Wirkstoffe immer wichtiger. Emodepsid gehört zu einer neuen anthelminthischen Wirkstoffklasse, den Cyclooktadepsipeptiden. Seine Wirksamkeit gegen Anthelminthika-resistente Nematodenpopulationen ist bereits bekannt, während sein Wirkmechanismus noch Gegenstand der Forschung ist. In den letzten Jahren konnten verschiedene putative Rezeptoren für Emodepsid untersucht werden. Der Calzium-aktivierte Kaliumkanal SLO-1 und der G-Protein gekoppelte Rezeptor Lathrophillin-1 scheinen wichtige Rollen im Wirkmechanismus von Emodepsid zu spielen. Ziel dieser Studie ist nun eine mögliche Beteiligung des γAminobuttersäure (GABA) Rezeptors am Emodepsid Wirkmechanismus zu überprüfen. Zusätzlich soll eine mögliche Wechselwirkung zwischen Emodepsid und dem bekannten Anthelmintikum Piperazin untersucht werden, sowie die Reaktion von Wildtyp Caenorhabditis elegans und unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten auf den Neurotransmitter GABA und den GABA-Agonist Muscimol. Material & Methoden: Caenorhabditis elegans Wildtyp Nematoden (Bristol N2) und unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten wurden in einem Bewegungsassay verschiedenen Konzentrationen von Emodepsid, Piperazin, GABA und Muscimol ausgesetzt. Caenorhabditis elegans wurde auf speziellen NGM- (nematode growth medium) Agarplatten gehalten. Für die Bewegungsassays wurde der Agar mit verschiedenen Konzentrationen des zu untersuchenden Wirkstoffes versetzt und C. elegans L4 Larvenstadien für 24 Stunden auf den Agarplatten inkubiert. Danach wurde ihre Bewegungsfähigkeit (Anzahl sinusoidaler Schlängel-Bewegungen pro Minute) im Vergleich zur Bewegungsfähigkeit der Nematoden auf Kontrollplatten ohne Wirkstoff untersucht. Die unterschiedliche Reaktion von Wildtyp- und Mutantenstämmen auf den jeweiligen Wirkstoff konnte so überprüft werden. Für später geplante Rescue-Experimente wurde die Sequenz des Toxocara canis unc-49 GABA Rezeptors mit Hilfe verschiedener PCR-Verfahren identifiziert. Ergebnisse: Im Emodepsid-Bewegungsassay zeigten die Wildtyp C. elegans eine signifikant geringere Bewegungsfähigkeit bei steigender Emodepsidkonzentration, als die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten. Zusätzlich wurde die Wirkung von Piperazin auf die Wildtyp C. elegans und die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten getestet. Obwohl vermutet wird, dass Piperazin eine GABA-agonistische Wirkung besitzt, hatte es sowohl auf die Wildtyp C. elegans als auch auf die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten den gleichen hemmenden Effekt. Vergleichende Versuche mit dem Neurotransmitter GABA führten erst bei sehr hoher Dosierung zu einer geringen Hemmung der C. elegans Wildtyp Nematoden, von der die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten nicht betroffen waren. Der GABA-Agonist Muscimol hingegen zeigte eine deutliche Wirkung auf die Wildtyp C. elegans, während die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten nicht beeinträchtigt wurden. 124 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie V53 Schlussfolgerung: Die bisherigen Resultate weisen daraufhin, dass der GABA Rezeptor am Emodepsid Wirkmechanismus beteiligt ist, da unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten durch Emodepsid signifikant geringer gehemmt werden als Wildtyp C. elegans. Es wurde daher die Sequenz des unc-49 GABA Rezeptors von T. canis identifiziert, um damit weiterführende Rescue Experimente durchführen zu können. Während Piperazin nach den bisherigen Resultaten keine GABA-agonistische Wirkung besitzt, zeigen die Versuche mit dem GABA-Agonist Muscimol, dass die unc-49 GABA Rezeptor knock-out Mutanten vollständig unempfindlich gegenüber der Muscimol-Wirkung sind. Die Studie wurde finanziell gefördert von der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung, GKF und der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG (HO 2512/1-1) Literatur: 1. Binder C, Simon A, Binder L, Hagemann T, Schulz M, Emons G, et al. (2004) Elevated concentrations of serum relaxin are associated with metastatic disease in breast cancer patients. Breast Cancer Res Treat. 87:157-166 125 V54 Infektionsmodelle und molekulare Parasitologie Cryptosporidium parvum in vitro assay to assess disinfectants efficacy on coccidian oocysts Md. Shahiduzzaman*, Viktor Dyachenko, Ronald Schmäschke, Arwid Daugschies Institute of Parasitology, University of Leipzig *[email protected] Cryptosporidium parvum is zoonotically potent coccidia. The oocysts are resistant to normal environmental condition and common disinfectants. Lack of potent drug and disinfectants as well as effective measures, coccidiosis is now a great challenge for animal and poultry industries, food and drinking water suppliers. The reproducibility and reliability of results is important for evaluation of disinfectants by a method. A combination of cell culture and quantitative real time PCR assay is established for evaluation of anticoccidial disinfectants (listed by German Veterinary Society- DVG) against C. parvum in vitro. C. parvum oocysts were treated with disinfectants, washed and oocysts were incubated with HCT-8 cell monolayer in presence of excystation medium for 3 h. Subsequently, unbound parasites were removed by washing with growing medium and the infected monolayer were further maintained in fresh growing medium for 48 h. Genomic DNA was extracted from each sample and performed qPCR targeting specific sequence of 70 kDa heat shock protein gene in order to quantify development of C. parvum in cell culture. Treatment of oocysts with the cresolic disinfectants demonstrated dose dependent reduction of viability of oocysts. More than 98% inactivations were recorded with at least 2% concentration of cresolic disinfectants after 2 h of treatment except Aldecoc® XD. Bleach at 6% solution showed 92,7 % inactivation of C. parvum oocysts. This cell culture model was compared with chicken model for E. tenella (previous reports). Inactivation was found to be higher in cell culture for C. parvum than chicken model for E. tenella. A minimum inactivation of 99.5% with less that 0.5 standard deviation of mean in this cell culture model is claimed as the threshold for certification of a product suitable for disinfection of coccidia. Application of the recommended concentration (4% for 2 h) approved by DVG (German veterinary society) for Neopredisan® and Aldecoc® TGE at least consistently exceeded the postulated threshold value of 99.5%. Thereafter, this cell culture model is considered as an alternative of chicken infectivity model for E. tenella for testing anticoccidial disinfectants. 126 Postersitzung P1 Nachweis von Toxocara vitulorum in einem Mutterkuh-Betrieb in Bayern D. Hamel¹, R. G. Ebner², K. Pfister¹ ¹Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München; ² Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Ebner / Würgau, Ingolstadt *[email protected] Toxocara vitulorum ist ein Dünndarmparasit von Rindern (Bos taurus), Wasserbüffeln (Bubalus bubalis) und Zebus (Bos indicus). Während dieser Spulwurm in den Tropen weit verbreitet ist, sind Funde in Europa eher selten. Die Toxocarose kann in Biobetrieben, die Extensivhaltung mit importierten Wasserbüffeln oder Zebus und geringem Einsatz von Anthelminthika betreiben, noch angetroffen werden. Material und Methoden: Im Februar wurde ein weißlicher Nematode aus einem Mutterkuhbetrieb in Bayern eingesandt. Auf dem Betrieb werden Murnau-Werdenfelser Rinder und Moor-Schafe gehalten. Auf einer benachbarten Weide werden vier Zwergzebus gehalten. Ergebnisse: Bei dem eingesandten Exemplar handelte es sich um einen etwa 28 cm langen weißlichen Spulwurm, der als Toxocara vitulorum identifiziert wurde. Eine nachfolgende Untersuchung von Kotproben 2 Kälbern aus diesem Bestand erbrachte keinen Nachweis von Toxocara-Eiern. Schlussfolgerung: Der Nachweis von Toxocara vitulorum bei Rindern ist in Deutschland ein seltener Befund. Eine koproskopische Untersuchung von Kotproben von Importtieren wie Wasserbüffel oder Zebus aus tropischen Ländern oder mit bekannten Vorkommen von Toxocara vitulorum mit Behandlung bei positivem Nachweis von Parasitenentwicklungsstadien sind zum Schutz vor einer Einschleppung indiziert. 127 P2 Postersitzung Erster autochthoner Fall einer Dirofilaria (Nochtiella) repens Infektion bei einem Hund in Österreich – ein Fallbericht Michael Löwenstein*1, Eva Spallinger2 1Institut für Parasitologie und Zoologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich); Zurndorf, (Österreich) 2Tierarztpraxis *[email protected] Die Dirofilariose des Hundes wird vor allem durch 2 Arten verursacht, Dirofilaria immitis ein Parasit des Herz-Kreislauf-Systems (kardiovaskuläre Dirofilariose) und Dirofilaria (Nochtiella) repens ein Parasit des subkutanen Gewebes (kutane Dirofilariose). Beide Parasiten wurden zwar immer wieder in Österreich nachgewiesen, jedoch handelte es sich bisher immer um „importierte Parasitosen“. (HINAIDY et al. 1987; LÖWENSTEIN et al. 1988). Bis heute wurde in Österreich kein autochtoner Dirofilaria (Nochtiella) repens Fall nachgewiesen. Vorbericht und Klink Bei einer Mischlingshündin (kastriert, geboren im November 1998) wurde im September 2007 bei einer Blutuntersuchung eine zu dieser Zeit unerklärbare Eosinophilie festgestellt (Eosinophile 11 % bzw. 0,7 G/l). Im Oktober 2007 wurde die Hündin neuerlich vorgestellt, wobei eine hochgradige Konjunktivitis mit einer deutlichen Rötung und einer deutlichen Schwellung des Unterlids beobachtet wurde. Auf Grund der Konjunktivitis erfolgte eine Therapie mit antibiotischen Augensalben worauf die Rötung innerhalb einer Woche zurück ging, wobei aber eine leichte Schwellung des Unterlids weiter bestehen blieb, die die Hündin aber in keiner Weise zu beeinträchtigten schien. Im Oktober 2007 erfolgte weiters eine routinemässige Entwurmung mit Milbemycinoxime (Milbemax®, Novartis Tiergesundheit , Basel, Schweiz). Im November 2007 konnte beim Herunterziehen des Unterlids ein konjunktivaler Knoten beobachtet werden, der von der Tierärztin eröffnet wurde. Beim Eröffnen des Knoten kam ein langer, weißer, nematodenartiger Wurm zum Vorschein der entfernt wurde. Nach der Entfernung des Nematoden kam es zu einer vollständigen Rückbildung der Schwellung und auch die Konjunktiven zeigten keinerlei Veränderungen mehr. Die Hündin lebte von November 1998 bis November 2000 in der Nähe von Tulln (NÖ). Seit November 2000 lebt die Hündin in Wien und in Zurndorf (Burgenland), ca. 8 km von der ungarischen Grenze entfernt, und hat während dieser Zeit Österreich nicht verlassen. Parasitologische Untersuchung Bei dem Wurm handelte es sich um einen graviden, weiblichen Nematoden mit einer Länge von 128 mm und einem Durchmesser von 635 µm. Die Vulva mündete im vorderen Teil des Körpers (2.200 µm vom Kopf entfernt) und der Uterus war mit Mikrofilarien und Eiern gefüllt. Die Körperoberfläche des Nematoden wies im mittleren Teil deutliche längsverlaufende kutikulare Strukturen auf, die im Rasterelektronenmikroskop besonders deutlich zu sehen waren und den Strukturen entsprachen, die WONG u. BRUMMER (1978) für Dirofilaria (Nochtiella) repens beschrieben haben. Die Länge und Breite von 2 Mikrofilarien wurde mit 270 x 7 und 290 x7 µm ermittelt. Die Mikrofilarien zeigten ein abgerundetes Vorderende und ein spitz auslaufendes, hakenförmig gebogenes Hinterende. Da uns der Nematode in Formalin überbracht worden ist, konnte keine PCR durchgeführt werden. Im März 2008 wurde Blut entnommen und ein Antigen-Test (FASTest®HW.Antigen, MegaCor GmbH Diagnostik, Hörbranz, Austria) auf Dirofilaria immitis-Antigen und ein modifizierter Knott-Test durchgeführt, die beide ein negatives Resultat erbrachten. Auf Grund der Morphologie des Nematoden 128 Postersitzung P2 und der Mikrofilarien konnte der Nematode eindeutig der Art Dirofilaria repens zugeordnet werden. Es handelt sich somit um den ersten autochtonen Dirofilaria repens Fall bei einem Hund in Österreich. Literatur 1. Hinaidy, H. K., Bacowsky, H., Hinterdorfer, F. (1987): Einschleppung der Hunde-Filarien Dirofilaria immitis und Dipetalonema reconditum nach Österreich. J.Vet.Med. B 34: 326 - 332. 2. Löwenstein, M., Meissel, H., Koller, J. (1988): Zum Dirofilaria-immitis-Befall beim Hund in Österreich. Wien.Tierarztl.Mschr. 75: 420 - 424. 3. Wong, M. M., Brummer, M. E. G. (1978): Cuticular morphology of five species of Dirofilaria: a scanning electron microscope study. J. Parasitol. 64: 108 - 114. 129 P3 Postersitzung Prävalenz von Tritrichomonas foetus in Kotproben von Katzen in Deutschland B.U. Klein, I. Langbein-Detsch, A. Heusinger* *[email protected] In unserem Labor (LABOKLIN GmbH & CoKG) wurden 135 Kotproben von Katzen (12/2008 bis 02/2009) mittels PCR auf Tritrichomonas foetus (T.f.) untersucht. Es handelte sich um Verdachtsfälle seitens der einsendenden Tierärzte. Die Katzen stammten überwiegend aus Deutschland, einige Proben kamen aus dem Ausland. 19 Katzen (14%) zeigten einen positiven Befund. Das Signalement und die Haltungsbedingungen der positiven Tiere wurde, soweit möglich, recherchiert. Der überwiegende Teil dieser Tiere war 1 Jahr oder jünger. Es waren fast ausschließlich Rassekatzen betroffen. Viele Tiere lebten in Zuchten, Tierheimen oder zumindest in einem Mehrkatzenhaushalt. Zusätzlich wurden weitere 210 Kotproben von Katzen (12/2008 bis 02/2009) mittels PCR auf T.f. untersucht. Diese Proben stammten aus Einsendungen zur Durchfalldiagnostik und wurden aufgrund der schleimig-blutigen Beschaffenheit der Faeces von uns zur Untersuchung auf T.f. ausgewählt. Weitere Daten wurden zu diesen Katzen nicht erhoben. Von diesen 210 Tieren reagierten 5,7% in der speziesübergreifenden Trichomonaden-PCR positiv und 3,3% in der T.f.-spezifischen PCR. Die Daten zeigen, dass T.f. als möglicher Durchfallerreger bei Katzen auch in Deutschland regelmäßig in die Differentialdiagnose miteinbezogen werden sollte. Selbst bei Tieren mit schleimig-blutigen Faeces als einziges Auswahlkriterium konnte T.f. bei fast 6% der Patienten als möglicher Durchfallerreger nachgewiesen werden. 130 Postersitzung P4 Untersuchung zur stadienspezifischen Transkriptionsrate des Latrophilin-ähnlichen Proteins 2 in Cooperia oncophora Nina Krüger*1, Claudia Welz1, Georg von Samson-Himmelstjerna*1 1 Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover *[email protected] Bei über 40% der derzeit erhältlichen verschreibungspflichtigen Pharmazeutika stellen G-proteingekoppelte Rezeptoren (GPCRs) das Zielprotein dar. Obwohl es sich bei den meisten Zielproteinen für Anthelminthika um Ionenkanäle handelt, werden GPCRs ebenfalls als mögliche Bindungspartner diskutiert. Für die neue anthelminthisch aktive Substanz Emodepsid wurde nachgewiesen, dass ihre Wirkung auf die Pharynxpumprate in dem freilebenden Nematoden Caenorhabditis elegans unter anderem über das Latrophilin-ähnliche Protein 1 (LAT-1) vermittelt wird. Außerdem wird das Latrophilinähnliche Protein 2 (LAT-2) als mögliches Zielprotein von Emodepsid diskutiert, seine Beteiligung am Wirkmechanismus konnte jedoch bislang nicht experimentell bestätigt werden. Die Effektivität von Emodepsid ist in den Larvenstadien I-III reduziert. Ziel dieser Untersuchung war es den orthologen Rezeptor des C. elegans LAT-2 in dem Rindernematoden Cooperia oncophora zu identifizieren und mittels quantitativer real-time PCR die Transkriptionsrate des Rezeptors in verschiedenen Entwicklungsstadien zu bestimmen. Material & Methoden: Für die RNA Isolierung (Trizol® Reagenz, Invitrogen) wurden jeweils 5000 Eier, LI/LII und LIII eingesetzt, sowie jeweils 10 adulte männliche und weibliche Würmer. cDNA wurde aus jeweils 1 µg RNA (RevertAid™ First strand cDNA synthesis kit, Fermentas) unter Verwendung von random hexamer Primern hergestellt. Für die quantitative real-time PCR wurde der Brilliant® II SYBR® Green QPCR Master Mix und das Mx3005P® QPCR System (Stratagene) verwendet. Es wurden für die Amplifikation Intron umspannende Primer ausgewählt. Drei unabhängig transkribierte cDNA-Proben eines jeden Entwicklungsstadiums wurden jeweils in Duplikaten untersucht und die Experimente einmal wiederholt. Um eine Quantifizierung zu ermöglichen wurden Glyceraldehyd-3-Phosphat Dehydrogenase, ß-Tubulin, 60 S acidic ribosomal protein und 18 S rRNA als mögliche Referenzgene eingesetzt. Für die Analyse der ermittelten Daten wurde eine modifizierte 2-ΔΔCt Methode angewendet (qBase, Gent). Ergebnisse: Mittels der quantitativen real-time PCR konnte zunächst festgestellt werden, dass alle vier eingesetzten möglichen Referenzgene als solche im Vergleich von Transkriptionsraten über verschiedene Entwicklungsstadien von C. oncophora zu verwenden sind, wobei ß-Tubulin die stabilste Transkription aufwies. Für lat-2 wurde keine differentielle Transkription innerhalb der fünf untersuchten Stadien ermittelt. Schlussfolgerungen: C. oncophora lat-2 wird über die fünf Entwicklungsstadien stabil transkribiert und könnte daher ebenfalls als Referenzgen für quantitative real-time PCR Experimente eingesetzte werden. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da die verschiedenen Entwicklungsstadien vom Ei bis zum adulten Wurm biologisch sehr verschieden sein können, da sie unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt sind und dies eine spezielle Anpassung erfordert, die sich auch auf den Expressionsgrad von Proteinen auswirken kann. 131 P5 Postersitzung Die Metaphylaxe der Saugferkelkokzidiose - Einfluss von Toltrazuril auf hämatologische Parameter und die Entwicklung von spezifischen Antikörpern bei Isospora suis Infektionen. Marjolijn Schlepers1,2, Bärbel Ruttkowski2, Anja Joachim2, Hanna L. Worliczek*2 1Fakultät für Veterinärmedizin, Universität Utrecht (Niederlande); 2Institut für Parasitologie, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich) *[email protected] Toltrazuril (Baycox® 5%) ist der einzige derzeit zugelassene Wirkstoff zur Bekämpfung von I. suisInfektionen bei Saugferkeln. Durch den metaphylaktischen Einsatz werden die Oozystenausscheidung und der durch die Infektion verursachte katarrhalische Durchfall weitgehend unterbunden. In dieser Studie sollte untersucht werden, ob die Behandlung mit Toltrazuril auch einen Einfluss auf hämatologische Parameter und die Bildung von Isospora-spezifischen Antikörpern hat. Material & Methoden: Sechzehn Ferkel wurden am dritten Lebenstag (LT) mit je1000 Oozysten infiziert. An LT 5 wurde die Hälfte der Tiere mit Baycox® 5% behandelt. Von LT 7-20 wurde der Kot täglich auf Oozystenausscheidung und Durchfall untersucht. An den LT 7, 14, 21 und 28 wurden den Tieren Blutproben entnommen und weißes und rotes Blutbild untersucht sowie ein Indirekter Immunfluoreszenzantikörpertest (IIFAT) durchgeführt. Als Antigen wurden I. suis Merozoiten eingesetzt. Ergebnisse: Die unbehandelten Tiere entwickelten Durchfall und zeigten Oozystenausscheidung, die behandelten Tiere nicht. Der spezifische Antikörpertiter war bei behandelten Tieren an LT 21 und 28 signifikant niedriger als bei unbehandelten Tieren, wobei in präkolostralen Seren gar keine Antikörper und im Kolostrum selbst sehr hohe Konzentrationen an Antikörpern festgestellt werden konnten. Weder im weißen noch im roten Blutbild konnten signifikante Unterschiede zwischen behandelten und unbehandelten Tieren beobachtet werden. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Toltrazuril keinen Einfluss auf das Blutbild Isospora-infizierter Ferkel in den ersten vier Lebenswochen hat. Die spezifischen Antikörpertiter in den ersten beiden Lebenswochen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Das dürfte auf die Aufnahme maternaler Antikörper mit dem Kolostrum zurückzuführen sein. In behandelten Tieren fällt der Titer mit der dritten Lebenswoche ab, vermutlich weil maternale Antikörper abgebaut aber noch keine eigenen Antikörper gebildet werden. Im Gegensatz dazu bleibt der Titer bei unbehandelten Tieren bis zur vierten Lebenswoche auf dem gleichen Niveau. Durch den intensiven Kontakt mit Vermehrungsstadien von I. suis dürfte es hier schließlich zur Produktion körpereigener Antikörper kommen. Weder maternale noch selbst gebildete Antikörper bieten Ferkeln in diesem Alter einen Schutz vor der Infektion, trotz deutlich ausgeprägtem Antikörpertiter erkrankten alle unbehandelten Tiere nach der Inokulation mit I. suis. 132 Postersitzung P6 Vorkommen von Giardia spp. und Tritrichomonas (T.) foetus bei Katzen im Raum Berlin / Brandenburg Nadia Asisi*1, Dietmar Hamel2, Kurt Pfister2, Barbara Kohn1 1Klinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, FU Berlin; 2Institut für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München, Deutschland. [email protected] Ziel der Studie war es, bei Katzen mit und ohne Durchfall die Befallshäufigkeit mit Giardia spp. und T. foetus zu ermitteln. Patienten & Methoden: Bei 41 gesunden und 107 Katzen, die wegen verschiedener Erkrankungen zwischen Februar 2008 und April 2009 in der Kleintierklinik vorgestellt wurden, wurde eine parasitologische Kotuntersuchung durchgeführt. Folgende Verfahren kamen zur Anwendung: Flotationsmethode, MIFC-Anreicherungsverfahren, Anreicherung von T. foetus (InPouchTF™Kulturmedium), ELISA-Koproantigentest auf Giardia spp.. Anhand eines Fragebogens wurden Daten zu Herkunft, Haltung, Fütterung, Impf- und Entwurmungsstatus sowie Gesundheitszustand erhoben. Ergebnisse: Bei 8 Katzen mit und nur bei einer ohne Diarrhoe wurden Giardia spp. bzw. T. foetus nachgewiesen (Tab. 1). Der Durchfall war bei allen 8 betroffenen Katzen chronisch. Die 5 T. foetuspositiven Katzen waren Zucht- bzw. Rassekatzen im Alter von 7 Mon. (1), 10 Mon. (2) und 3 bzw. 8 Jahren. Je ein Partnertier von 2 T. foetus-positiven Katzen litt ebenfalls an Durchfall, der Erregernachweis mittels InPouchTF™ -Kulturmedium war jedoch negativ. Die 4 Giardia-positiven Katzen waren 6 und 7 Mon. und 2 bzw. 3 Jahre alt. Zwei dieser Katzen stammten aus Mehrkatzenhaushalten, bei den Partnerkatzen konnten keine Giardia spp. nachgewiesen werden. Bei 3 Katzen mit Folgeuntersuchungen war der Giardia-ELISA-Test nach Therapie negativ. Drei der 5 T. foetus-positiven Katzen wurden mit Ronidazol therapiert, 2 waren danach symptomfrei, eine verstarb aufgrund einer anderen Erkrankung. Die beiden Partnerkatzen von T. foetus-positiven Tieren wurden ebenfalls mit Ronidazol therapiert, auch sie waren danach symptomfrei. Insgesamt 7 Katzen waren mit Cystoisospora (2), Toxocara cati (4) bzw. Toxascaris leonina (1) infiziert. Keine Katze war mit mehreren Erregern infiziert. Von den 16 parasitologisch positiven Katzen waren 15 Wohnungskatzen und nur eine Freigänger (Alter 0,5–11 Jahre, Median 1,8 J.). Von 146 Katzen waren 32 laut Besitzerangaben nie entwurmt worden (von 2 Findlingskatzen keine Angabe). Die 5 helminthologisch positiven Katzen waren zuletzt vor etwa 3, 6 bzw. 12 Mon. entwurmt worden. Tab. 1: Ergebnisse der parasitologischen Kotuntersuchungen von 148 Katzen (24 Freigänger, 124 Wohnungskatzen, Alter 0,5-13 Jahre; Median 4,6 J.) Gruppe Mit Durchfall (n=54 / 36,5 %) Ohne Durchfall (n=94 / 63,5%) Giardia spp. Nachweis 3 (5,5 %) T. foetus Nachweis 5 (9 %) Andere Endoparasiten 3 (5,5 %) Gesamt positiv 11 (20,4 %) 1 (1 %) 0 4 (4 %) 5 (5 %) 133 P6 Postersitzung Schlussfolgerungen: Insbesondere bei an Durchfall erkrankten, aber auch bei symptomlosen Katzen, sollte eine Parasitose immer in Betracht gezogen werden, auch wenn es sich um Wohnungskatzen handelt. Neben den bereits bekannten Erregern sollte T. foetus künftig ins Untersuchungsspektrum miteinbezogen werden. Laut Literatur weist die Anreicherung mittels InPouchTF™-Kulturmedium im Vergleich zum Direktnachweis eine deutlich höhere Sensitivität auf, PCR-Untersuchungen des Kotes erwiesen sich als sensitivste Methode und sind in Arbeit. 134 Postersitzung P7 Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts sowie Seroprävalenz der Toxoplasmose bei Katzen in Deutschland (2004–2006) Majda Globokar1*, Nikola Pantchev1, Klaus Failing2, Horst Zahner3, Christian Bauer3 1Vet Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories, 71636 Ludwigsburg; 2AG Biomathematik und Datenverarbeitung, Justus-Liebig-Universität Gießen, 35392 Gießen; 3Institut für Parasitologie, JustusLiebig-Universität Gießen, 35392 Gießen *[email protected] Diese Querschnittsstudie diente dem Ziel, aktuelle Daten über die Häufigkeit des Vorkommens von Endoparasitosen bei Katzen in Deutschland zu liefern. Dazu wurden Untersuchungsbefunde von Kotund Blutproben, die dem Vet Med Labor von Tierärzt(innen) in den Jahren 2004–2006 zugesandt worden waren, ausgewertet. Mittels ZnCl2-NaCl-Flotationsverfahren wurden Toxocara-Eier in 4,8 % (95 %-Konfidenzintervall: 4,6–5,1 %), Oozysten von Isospora spp. (I. felis, I. rivolta) in 3,8 % (3,6–4,0 %), Capillaria spp.-Eier in 0,5 % (0,5–0,6 %), Toxoplasma gondii-ähnliche Oozysten in 0,4 % (0,3–0,4 %), Taeniiden-Eier in 0,2 % (0,2– 0,3 %), Hakenwurmeier und Sarcocystis-Sporozysten in je 0,1% (0,1–0,2 %) sowie Toxascaris-Eier in 0,04 % (0,02–0,07 %) der Kotproben (n = 26.491) nachgewiesen. Giardia- oder Cryptosporidiumspezifische Koproantigene wurden mittels Kopro-ELISA (ProSpecT® Giardia Microplate Assay, n = 26.092 Proben; ProSpecT® Cryptosporidium Microplate Assay, n = 624 Proben) in 15,4 % (15,0–15,8 %) bzw. 8,3 % (6,3–10,9 %) der Proben festgestellt. Larven von Aelurostrongylus abstrusus waren mittels Baermann-Trichterverfahren in 2,6 % (0,1–7,5 %) von 114 Kotproben zu finden. Weniger als 0,1 % aller eingesandten Kotproben enthielten Proglottiden von Taenia spp., Mesocestoides spp., Dipylidium caninum oder Diplopylidium/Joyeuxiella spp. Die mit dem indirekten Immunfluoreszenz-Antikörper-Test ermittelte Seroprävalenz von Toxoplasma gondii-spezifischen IgM-Antikörpern (Titer ≥ 1:16) und IgG-Antikörpern (Titer ≥ 1:64) betrug 6,2 % (5,3– 7,2 %; n = 2.616 Seren) bzw. 38,3 % (26,7–39,9 %; n = 3.693 Seren). 135 P8 Postersitzung Prävalenz von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei Hunden in Deutschland (2004–2006) Majda Globokar1*, Nikola Pantchev1, Klaus Failing2, Horst Zahner3, Christian Bauer3 1Vet Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories, 71636 Ludwigsburg; 2AG Biomathematik und Datenverarbeitung, Justus-Liebig-Universität Gießen, 35392 Gießen; 3Institut für Parasitologie, JustusLiebig-Universität Gießen, 35392 Gießen *[email protected] Diese Querschnittsstudie diente dem Ziel, aktuelle Daten über die Häufigkeit des Vorkommens von Parasitosen des Verdauungs- und Atmungstrakts bei Hunden in Deutschland zu liefern. Dazu wurden Untersuchungsbefunde von Kotproben, die dem Vet Med Labor von Tierärzt(innen) in den Jahren 2004– 2006 zugesandt worden waren, ausgewertet. Mittels ZnCl2-NaCl-Flotationsverfahren wurden Toxocara-Eier in 4,6 % (95 %-Konfidenzintervall: 4,4–4,8 %), Oozysten von Isospora spp. (I. canis, I. burrowsi/ohioensis) in 4,5 % (4,3–4,7 %), Hakenwurmeier in 1,3 % (1,2–1,4 %), Eier von Trichuris vulpis in 0,9 % (0,8–1,0 %), Eier von Toxascaris leonina und Capillaria spp. in je 0,6 % (0,5–0,7 %), Taeniiden-Eier in 0,27 % (0,2–0,3 %), Neospora caninumähnliche Oozysten in 0,13 % (0,1–0,2 %), Sarcocystis-Sporozysten in 0,06 % (0,04–0,08 %) sowie Strongyloides-Eier in < 0,01 % aller Kotproben (n = 53.693) nachgewiesen. Giardia- oder Cryptosporidium-spezifische Koproantigene wurden mittels Kopro-ELISA (ProSpecT® Giardia Microplate Assay, n = 53.534 Proben; ProSpecT® Cryptosporidium Microplate Assay, n = 1.554 Proben) in 22,8 % (22,4–23,1 %) bzw. 10,0 % (8,5–11,6 %) der Proben festgestellt. Mittels Baermann-Trichterverfahren waren Crenosoma vulpis-Larven in 2,2 % (1,1–3,8 %) und Angiostrongylus vasorum-Larven in 1,0 % (0,3–2,3 %) von 509 Proben nachzuweisen. In weniger als 0,01 % aller eingesandten Kotproben wurden makroskopisch Proglottiden von Taenia spp., Mesocestoides spp. oder Diplopylidium/Joyeuxiella spp. gefunden. 136 Postersitzung P9 Komplette Entwicklung von Isospora suis in der Zellkultur Bärbel Ruttkowski*, Roman Peschke, Anja Joachim, Hanna L. Worliczek Institut für Parasitologie, Department für Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (Österreich) *[email protected] Isospora suis, der Erreger der Saugferkelkozidiose, wurde bislang vor allem in epidemiologischen Feldstudien oder im Tiermodell nach experimentellen Infektionen in vivo untersucht. Für Forschung ohne den Einsatz von Tierversuchen steht bislang kein geeignetes und reproduzierbares Zellkulturmodell mit Zellen des natürlichen Wirtes z. B. für Wirkstofftestungen und Untersuchungen von Wirt-ParasitInteraktionen auf zellulärer Ebene sowie zur Produktion von Antigen zur Verfügung. Material & Methoden: Als Wirtszellen wurden intestinale Schweineepithelzellen (IPEC-1; intestinal porcine epithelial cells) verwendet. Die Zellen wurden in DMEM-Medium mit 5% fötalem Kälberserum kultiviert. Für in vitro Infektionen wurden die Wirtszellen sowohl in Vollmedium als auch in serumreduziertem Medium (0,25%) ausgesät und mit Sporozoiten von I. suis infiziert. Der Infektionsverlauf wurde täglich mikroskopisch kontrolliert und der Zellkulturüberstand abgenommen und weiter untersucht, sobald freie parasitäre Stadien gefunden wurden. Ergebnisse: In beiden verwendeten Medien konnten intrazellulär Merozoiten nachgewiesen werden. Auf Grund des schnellen Wachstums der Wirtszellen im Vollmedium konnte hier aber keine weitere Entwicklung beobachtet werden. In serumreduziertem Medium konnten ab Tag 11 nach der Infektion Oozysten – sowohl intrazelluläre unreife Stadien in der Kultur als auch unsporulierte Stadien mit deutlich ausgeprägtem Sporonten im Kulturüberstand – gefunden werden. Schlussfolgerungen: Der komplette Entwicklungszyklus von I. suis konnte erstmals in der Zellkultur dargestellt und somit eine Grundlage für in vitro Untersuchungen der Saugferkelkokzidiose geschaffen werden. 137 P10 Postersitzung Molecular phylogeny of clonal trichomonad isolates inferred from nuclear small subunit rRNA gene sequences and ITS-1, 5.8S rRNA and ITS-2 sequences Elvira Grabensteiner, Ivana Bilic, Michael Hess* Department for Farm Animals and Veterinary Public Health, Clinic for Avian, Reptile and Fish Medicine, University of Veterinary Medicine Vienna, Veterinärplatz 1, A - 1210 Vienna (Austria) *[email protected] Trichomonas gallinae is a flagellated protozoon and the etiological agent of avian trichomonosis (Locke & James 1962; Stabler 1954). Despite its importance, especially in columbiformes and falconiformes, only a few molecular studies have yet been performed in order to investigate the degree of genetic diversity and cross-transmissibility between different isolates of this parasite. Materials and Methods: A total of 63 clonal trichomonad isolates were obtained out of 17 birds belonging to five different bird species. Establishment of clonal cultures and in vitro propagation were performed by an already established procedure (Hess et al. 2006). All of the protozoal strains were isolated between the years 2005 and 2008 out of the oropharynx from three racing pigeons (Columbia livia forma domestica), one feral pigeon (Columbia livia), two Eurasian collared-doves (Streptopelia decaocto), eight budgerigars (Melopsittacus undulatus), one canary bird (Serinus canaria forma domestica) and one bearded vulture (Gypaetus barbatus) as well as out of the caecal contents from one chicken (Gallus gallus domesticus). With the exception of the bearded vulture which originated from the Czech Republic, all other birds were from Austria. All of the birds displayed clinical signs of trichomonosis and were bred and kept in captivity with the exception of the feral pigeon and the two Eurasian collared-doves which were wild birds. Out of each 63 clonal cultures DNA was extracted and two different regions, 18S rRNA gene and ITS1-5.8S-ITS2 region were amplified by PCR. The generated products were sequenced in both directions. Subsequent analyses of obtained sequences included BLAST search algorithm, multiple nucleotide alignments and phylogenetic analyses using Clustal X and PHYLIP (package version 3.68) software. Results: Employing the BLAST search algorithm all sequences were identified as trichomonad specific sequences. Multiple nucleotide alignments of parts of the 18S rRNA gene and the complete ITS1-5.8SITS2 region from all 63 isolates demonstrated that many sequences were identical. Most of the identical sequences originated from clonal isolates generated out of the same bird or bird species. Yet, in two cases, in racing pigeons nos. 231 and 8855, respectively, two different sequence types were identified among clones generated from the same bird. Finally, a total of 8 different 18S rRNA and 6 different ITS15.8S-ITS2 sequence types were identified. In addition to the above mentioned sequences a concatenated sequence including the complete ITS1-5.8S-ITS2 region and the 18S rRNA gene was manually generated for all isolates. Multiple nucleotide alignments of such sequences identified 9 different sequence types. Only different sequence types were used in subsequent analyses. Newly identified trichomonad sequences were compared to already available homologous sequences of Trichomonas gallinae, Trichomonas vaginalis, Trichomonas canistomae and Trichomonas tenax. Similarity matrices calculated for the 18S rRNA gene demonstrated that all except one isolate showed highest homology to already available T. gallinae sequences. Exceptionally, one isolate from a bearded vulture (no. 9361) showed highest homology to T. vaginalis. Contrary to this, the similarity matrices calculated for the ITS1-5.8S-ITS2 region demonstrated that not all of the new sequences showed the highest homology to already available T. gallinae sequences. Remarkably, the isolates from racing 138 Postersitzung P10 pigeons nos. 7859 (clones 1 and 2) and 231 (clone 3) displayed the highest homology (97.3%) to T. tenax; clone 1 from racing pigeon no. 231 that showed highest (88.6%) homology to T. canistomae; and isolate from bearded vulture 9361 that showed highest (96.3%) homology to T. vaginalis. Phylogenetic analyses were performed with the 18S rRNA gene, the ITS1-5.8S-ITS2 gene region sequences obtained during this study and the concatenated sequences of the two loci. All three phylogenetic trees generated with the neighbour-joining method displayed the same distribution of the isolates into three major clades: T. gallinae-like isolates, T. tenax-like isolates and T. vaginalis-like isolates. Most of the sequences identified in the present study clustered together with other available T. gallinae sequences. However, isolates from racing pigeons 231 (clone 3) and 7895 grouped together with T. tenax, while the isolate from the bearded vulture clustered with T. vaginalis. The only isolate that did not cluster in any of the three clades was clone 1 from racing pigeon 231. Best tree separation supported with high bootstrap values was obtained when the concatenated sequences were used for analysis. In addition, phlogenetic analyses using maximum likelihood and maximum parsimony were performed with all three alignments. Trees generated with these methods demonstrated generally the same features supporting the distribution of all isolates in three distinct clades. Conclusions: A total of 63 clonal trichomonad cultures were successfully obtained from birds displaying an infection with T. gallinae. Sequence analyses of the 18S rRNA gene, the complete ITS1-5.8S-ITS2 region and the concatenated sequences of both loci from 63 clonal trichomonad isolates showed that even though many isolates were identical the ones displaying differences revealed a high degree of sequence divergence. In two cases isolates generated from the same bird displayed sequence divergence, indicating a possible mixed infection and the advantage of clonal cultures. Sequences of most of the isolates were highly homologous to already available T. gallinae sequences. Contrary to this, some isolates displayed higher homologies to T. tenax or T. vaginalis. This feature was clearly demonstrated in phylogenetic trees where separation of isolates in three distinct clades was observed. Literature: 1. Hess M, Kolbe T, Grabensteiner E, Prosl H (2006): Clonal cultures of Histomonas meleagridis, Tetratrichomonas gallinarum and a Blastocystis sp. established through micromanipulation. Parasitology 133: 547-54. 2. Locke LN and James P. (1962) Trichomonad canker in the Inca dove, Scardafella inca (Lesson). J Parasitol 1962; 48: 497 3. Stabler RM (1954) Trichomonas gallinae: a review. Exp Parasitol. 3(4):368-402. 139 P11 Postersitzung Vektor-übertragene Importerkrankungen bei Hunden aus Südosteuropa Cornelia Silaghi*, Dietmar Hamel, Claudia Thiel, Andrea Mihalkov, Kurt Pfister Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, LMU München *[email protected] Reise- und Importerkrankungen des Hundes spielen in der Kleintiermedizin eine wachsende Rolle. Die wichtigsten vektor-übertragenen parasitären und bakteriellen Erkrankungen, die unter den Begriff „Reiseund Importerkrankungen“ fallen, sind die Canine Babesiose, Leishmaniose, Dirofilariose, Hepatozoonose und die Canine Monocytäre Ehrlichiose. Während zur epidemiologischen Situation im westlichen Mittelmeerraum mit Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Frankreich viele Studien vorliegen, fehlen aktuelle Angaben zu Ländern Südosteuropas – Ungarn, Rumänien, Bulgarien – und des Balkans – Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien. Im Rahmen dieser Studie werden Blutproben von Hunden aus Südosteuropa und dem Balkan auf die Erreger der Leishmaniose, Caninen Babesiose, Hepatozoonose, Caninen Monocytäteren Ehrlichiose, Caninen Granulozytären Anaplasmose und Dirofilariose mit serologischen – Blutausstrich, IFAT, ELISA – und molekularbiologischen Methoden – PCR, Sequenzierung von PCR-Produkten – untersucht. Die Proben werden vor allem über Tierschutzorganisationen erhalten, die EDTA-Blut der von ihnen importierten Hunde an das Routinediagnostiklabor des Lehrstuhls für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie senden. Bisher wurden insgesamt 96 Proben untersucht, welche aus Rumänien (43), Ungarn (43), Bosnien-Herzogowina (2), Serbien (2), der Slowakei (2), Kenia (1), Kroatien (1), Tunesien (1) und der Türkei (1) stammten. In den Blutausstrichen konnten keine Blutparasiten entdeckt werden. Serologisch konnten Antikörper auf Babesia canis (21/96), Leishmania spp. (6/96) und Ehrlichia canis (4/96) nachgewiesen werden. Der DiroCheck-ELISA war in 3 Fällen positiv, in 2 dieser Blutproben wurden auch Mikrofilarien im Knott-Test entdeckt,. In den bisher molekularbiologisch auf E. canis, Leishmania spp. oder Hepatozoon canis untersuchten Proben (n=49) konnte keine DNA dieser Erreger nachgewiesen werden. Eine Probe enthielt DNA von A. phagocytophilum. Von 96 untersuchten Proben waren 10 positiv auf B. canis DNA, während weitere 41 sehr schwach positiv waren. Diese Ergebnisse werden derzeit mittels Sequenzierung und weiterer PCRs überprüft. Diese ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass besonders die Canine Babesiose eine Rolle als Importinfektion bei Hunden aus Südosteuropa spielt. Viele Infektionen scheinen aber sehr schwach oder subklinisch vorzuliegen. 140 Postersitzung P12 Stadienspezifische Expression von sechs Kalziumabhängigen Proteinkinasen von Cryptosporidium parvum in vitro Manja Etzold*, Arwid Daugschies, Viktor Dyachenko ¹Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig *[email protected] Cryptosporidium spp. werden den Apikomplexa zugeordnet. Diese Erreger besitzen zoonotisches Potential und verursachen meist intestinale aber auch respiratorische Infektionen, wobei ein breites Spektrum an Wirten empfänglich ist. Im Genom von Cryptosporidium parvum können sieben Kalziumabhängige Proteinkinasen (CDPKs) und vier CDPK - ähnliche Proteinkinasen (CRKs) nachgewiesen werden. Neben Apikomplexa sind solche Kinasen auch in Pflanzen und Algen bekannt. Basierend auf phylogenetischen und strukturellen Analysen wurden sechs CDPKs mit klassischer Domänenstruktur für nähere Untersuchungen zur stadienspezifischen Expression ausgewählt. Die kodierenden Sequenzen folgender CDKPs cgd3_920, cgd5_820, cgd4_3330, cgd2_1300, cgd2_1060 und cgd7_1840 wurden aus der CryptoDB.org Datenbank entnommen. Material und Methoden: Zellkulturen mit menschlichen ileozäkalen Adenokarzinomzellen (HCT-8) wurden mit den Sporozoiten aus 4 x 105 frisch exzystierten Oozysten von C. parvum in 6 Well Platten infiziert und anschließend die Gesamt - RNA zu den Zeitpunkten 3 h, 21 h, 27 h, 43 h und 51 h isoliert. Der Nachweis von Transkripten erfolgte dann durch Reverse Transkription, 3’RACE-PCR und anschließender nested PCR. Ebenso wurde RNA aus Sporozoiten frisch exzystierter Oozysten von C. parvum untersucht. Ein spezifischer Antikörper für cgd3_920 wurde durch die Immunisierung von Kaninchen gewonnen und im Immunoblot eingesetzt. Ergebnisse: Es konnten Transkripte aller sechs ausgewählten CDPKs in Sporozoiten sowie in infizierten HCT-8 Zellen zu den Zeitpunkten 21 h, 43 h und 51 h nach der Infektion nachgewiesen werden. Im Immunoblot reagierte der für cgd3_920 spezifische Antikörper stark mit einem Antigen von 56 kDa in Proteinextrakten der Sporozoiten. In infizierten HCT-8 Zellen konnten keine Reaktionen des Antikörpers beobachtet werden. Schlussfolgerungen: Alle ausgewählten CDPKs werden in Sporozoiten transkribiert. Zu den Zeitpunkten 21 h, 48 h und 51 h nach der Infektion liegen Transkripte aller sechs ausgewählten Kinasen vor, was auf eine wichtige Funktion dieser Kinasen im Entwicklungszyklus von Cryptosporidium parvum hinweist. Im Immunoblot konnte ein Protein mit einem Molekulargewicht von 56 kDa nachgewiesen werden, was dem kalkulierten Molekulargewicht von 55.72 kDa für cgd3_920 entspricht. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine spezifische Reaktion des Antikörpers. Die CDPK, für welche cgd3_920 kodiert, wird in Sporozoiten transkribiert und translatiert. 141 P13 Postersitzung Effects of curcumin (Diferuloylmethane) on Eimeria tenella sporozoites in vitro. Reda E. Khalafalla *1,2, Md. Shahiduzzaman1, A. Y. Desouky2, Uwe Müller3, Viktor Dyachenko1, Arwid Daugschies1 1Institute of Parasitology, Faculty of Veterinary Medicine, University Leipzig; 2Parasitology Dep., Fac. Vet. Medicine, Kafrelsheikh University, Kafrelsheikh (Egypt); 3Institute of Immunology, Faculty of Veterinary Medicine, University Leipzig. *[email protected] The negative effects of coccidiosis on poultry health and productivity and increasing problems related to drug resistance have stimulated the search for novel and alternative methods of control. The present study evaluates the anticoccidial activity of curcumin, the main constituent of turmeric. Its effects were evaluated on Eimeria tenella sporozoites, including morphological alterations, sporozoite viability and infectivity to Madin Darby Bovine Kidney cells (MDBK). Morphological alterations of the sporozoites were recorded as deformation due to swelling and cell membrane corrugations. Curcumin at concentrations of 25, 50, 100, 200 and 400 µM showed considerable effects on sporozoite morphology and viability in a dose dependent manner after incubation over 3, 6, 18 and 24 h while lower curcumin concentrations (6.25 and 12.5 µM) were not harmful. In comparison to the untreated control, sporozoite infectivity was reduced at curcumin concentrations of 100 µM and 200 µM in a dose dependant manner by 41.64 and 72.81%, respectively. Negative effects of curcumin on MDBK cells were not seen at these concentrations; however, curcumin at concentrations of 1800, 600, and 400 µM were toxic to MDBK cells and affected their proliferation. In conclusion, curcumin exhibited a marked inhibitory effect in vitro on E.tenella sporozoites inducing morphological changes and reducing their viability and infectivity. 142 Postersitzung P14 Einfluss unterschiedlicher Embryonierungsvarianten auf die Entwicklung von Spulwurmeiern in der Desinfektionsmittelprüfung Frank Stöckel*, Ronald Schmäschke Institut für Parasitologie, Universität Leipzig *[email protected] Im Rahmen der DVG-Prüfung chemischer Desinfektionsmittel gegen Helmintheneier, welche an nicht embryonierten Eiern des Schweinespulwurms (Ascaris suum) erfolgt, ist im Anschluss an die Desinfektion die 21-tägige Embryonierung der Askarideneier in Zellkulturplatten vorgeschrieben, in denen sie jeden zweiten Tag mittels einer Pasteurpipette belüftet werden müssen. Um zu überprüfen, ob die Sauerstoffzufuhr oder die Art der Aufbewahrung während der Embryonierung einen Einfluss auf die Embryonierungsrate hat, wurden verschiedene Embryonierungsvarianten miteinander verglichen. Material & Methoden: Die Spulwurmeier wurden in einem Standzylinder mit Neopredisan ® 135-1 in zwei verschiedenen Konzentrationen (1,5 und 2 %) und fünf unterschiedlichen Einwirkzeiten (15, 30, 45, 60 und 75 Minuten) desinfiziert. Nach Ablauf der Einwirkzeit wurde die Suspension zum Stopp der Desinfektionsmittelwirkung in 1,5 l Schraubdeckelgläser überführt und mittels Aqua fontis verdünnt und nach 24stündiger Sedimentation acht verschiedenen Embryonierungsarten zugeführt. Jeweils ca. 50.000 Eier wurden in 30 ml Wasser suspendiert und in 6-well-Zellkulturplatten bzw. in 50 ml Zellkulturflaschen überführt. Die Kavitäten der Platten wurden jeden zweiten Tag entweder durch dreimaliges Zusammendrücken einer Pasteurpipette, Belüften mittels einer Membranpumpe für 10 Sekunden bzw. fünf Minuten oder überhaupt nicht belüftet. Die Zellkulturflaschen wurden für 10 Sekunden bzw. 5 Minuten mittels einer Membranpumpe belüftet oder wurden ohne Belüftung stehend oder liegend gelagert. Zur Ermittlung der jeweiligen Embryonierungsrate für die belüfteten Versuchsansätze diente eine mittels Pasteurpipette belüftete unbehandelte Kontrolle, für die Versuchsansätze ohne Belüftung wurde eine ebenfalls unbelüftete Kontrolle verwendet. Jeder Versuchsansatz wurde sechsmal wiederholt. Zur Auswertung wurden jeweils 300 Eier ausgezählt. Ergebnisse: Die Mittelwerte der verschiedenen Embryonierungsraten sind für die Versuche mit 1,5 %igem Neopredisan ® 135-1 in Tabelle 1 und für die Versuche mit 2 % in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 1: Embryonierungsraten Neopredisan®-1,5 % Einwirkzeit 15 min Embryonierungsvariante Platte / Pasteurpipette Platte / 10 Sek. Platte / 5 min Flasche / 10 Sek. Flasche / 5 min Platte ohne Belüftung Flasche stehend ohne Belüftung Flasche liegend ohne Belüftung Kontrolle ohne Belüftung Kontrolle / Pasteurpipette 75,57 % 74,99 % 75,53 % 77,68 % 73,74 % 72,57 % 73,88 % 76,31 % 97,06 % 96,22 % 30 min 45 min 60 min 75 min 48,48 % 48,10 % 49,95 % 50,27 % 49,45 % 47,01 % 46,65 % 48,97 % 96,56 % 95,89 % 15,05 % 16,32 % 15,81 % 13,87 % 12,17 % 14,57 % 12,48 % 14,23 % 96,33 % 96,72 % 3,29 % 2,48 % 2,14 % 1,50 % 1,67 % 2,19 % 1,85 % 1,96 % 97,33 % 96,78 % 0,70 % 0,58 % 0,75 % 0,69 % 0,35 % 0,87 % 0,23 % 0,69 % 96,83 % 96,94 % 143 P14 Postersitzung Tabelle 2: Embryonierungsraten Neopredisan®-2 % Einwirkzeit 15 min Embryonierungsvariante Platte / Pasteurpipette Platte / 10 Sek. Platte/5 min Flasche / 10 Sek. Flasche / 5 min Platte ohne Belüftung Flasche stehend ohne Belüftung Flasche liegend ohne Belüftung Kontrolle ohne Belüftung Kontrolle / Pasteurpipette 25,82 % 25,99 % 23,31 % 28,68 % 28,40 % 25,97 % 27,91 % 30,23 % 97,89 % 97,56 % 30 min 45 min 60 min 75 min 6,40 % 7,48 % 3,18 % 5,39 % 7,82 % 5,31 % 6,93 % 8,16 % 97,72 % 98,39 % 0,80 % 0,91 % 1,14 % 0,57 % 1,71 % 2,24 % 1,67 % 2,24 % 98,06 % 98,33 % 0,40 % 0,34 % 0,11 % 0,11 % 0,28 % 0,23 % 0,29 % 0,34 % 97,67 % 98,28 % 0,17 % 0,46 % 0% 0,12 % 0,06 % 0,17 % 0% 0,35 % 97,94 % 98 % Schlussfolgerung: Aufgrund des relativ niedrigen Sauerstoffbedarfs der Spulwurmeier während ihrer Entwicklung scheint die Art der Belüftung bzw. Aufbewahrung keinen deutlichen Einfluss auf die Embryonierungsrate zu haben, so das eine aktive Belüftung der Askarideneier entfallen kann. 144 Postersitzung P15 Synthetische Kieselsäuren versus Getreideschimmelkäfer – eine praktikable Bekämpfungsoption für die Geflügelhaltung? Holger John, Arwid Daugschies, Ronald Schmäschke Institut für Parasitologie, Universität Leipzig *[email protected] Die Bekämpfung des Getreideschimmelkäfers Alphitobius diaperinus als Material- und Hygieneschädling in Geflügelställen erweist sich in der Praxis häufig als problematisch. Verantwortlich hierfür sind v.a. dessen Lebensweise und die vorherrschenden Haltungssysteme der Nutzgeflügelproduktion. Auch eine Resistenzentwicklung gegenüber verschiedenen Insektiziden wurde für diesen Käfer bereits beschrieben. Da A. diaperinus die Einstreu von Mastgeflügelställen besiedelt, erscheint der Einsatz von Kieselsäurepräparaten in diesem Substrat denkbar. Vorliegende Untersuchungen sollten die Praktikabilität dieser Applikationsform, relevante Dosierungen sowie den wirksamkeitsmodulierenden Einfluss von verschiedenen Umweltfaktoren ermitteln. Im Gemisch mit Einstreumaterial (Hobelspäne) erwiesen sich Dosierungen von 3 % synthetischer Kieselsäure (INDISPRON P406; Evonik Industries) bezogen auf die verwendete Einstreumenge als zufriedenstellend wirksam, allerdings nur in trockener Umgebung. Der Wirkmechanismus von Silikaten bedingt einen deutlichen Verlust der Akuttoxizität, sobald der Getreideschimmelkäfer die Möglichkeit zur Wasseraufnahme erhält. Dosierungen von 0,5 % bzw. 1 % Kieselsäure sind bei gleichzeitiger Flüssigkeitszufuhr für adulte Käfer nicht mehr letal, vermögen den Fortpflanzungserfolg aber deutlich zu reduzieren. Die Käfer sind zwar zur Eiablage befähigt, schlüpfende Larven zeigen sich jedoch empfindlich gegenüber dem eingesetzten Präparat und verenden, ohne ein metamorphosenahes Alter erreicht zu haben. Über die Versuchsdauer von vier Wochen hinweg konnte eine nennenswerte Vermehrung unterdrückt werden. In einer simulierten Stallumgebung gelang mit Hilfe der verwendeten Kieselsäuredosierungen keine vollständige Käferelimination, jedoch eine deutliche Reduzierung der Adulti gegenüber den Kontrollgruppen. Larven als Zeichen einer erfolgreichen Vermehrung wurden nicht beobachtet. Im Rahmen der integrierten Schädlingsbekämpfung könnten Kieselsäurepräparate einen wertvollen Beitrag zur Kontrolle von A. diaperinus leisten, der Erfolg ihres Einsatzes dürfte allerdings stark vom Betriebsmanagement und dem verwendetem Geflügelhaltungssystem abhängen. Broilermastbetriebe mit relativ kurzem Produktionszyklus bieten sich für die überprüfte Einstreuapplikation an, wobei Feldversuche hierzu noch ausstehen. 145 P16 Postersitzung Untersuchungen zu Endoparasiten in einem Pferdebestand Judith Keidel* koVET, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig *[email protected] In einem Pensionsstall mit 11 Pensionsboxen wurden seit dem Frühjahr 2006 Untersuchungen zum Endoparasitenbefall der eingestellten Pferde durchgeführt. Die Pferde waren im Sommer (Mai bis Oktober) täglich auf der Weide, im Winter wurden sie tagsüber in Gruppen von zwei bis fünf Tieren auf Paddocks gehalten. Von Weiden und Paddocks wurde regelmäßig alle zwei bis drei Tage der Kot entfernt. Nachts waren die Tiere in Einzelboxen aufgestallt. Während der dreijährigen Beobachtungszeit waren in dem Pensionsstall 23 verschiedene Pferde in einem Alter zwischen 4 und 33 Jahren untergebracht (15 Warmblüter, 3 Vollblüter, 3 Ponys, 1 Araber, 1 Quarter Horse). Bis Ende 2006 wurden die Pferde weitgehend unabhängig voneinander ein- bis dreimal jährlich entwurmt, dabei kamen unterschiedliche Präparate zum Einsatz. Bei der ersten Untersuchung im April 2006 waren die Kotproben aller Pferde (N= 11) positiv hinsichtlich Magen-Darm-Strongyliden-Eier (kombiniertes Sedimentations-Flotations-Verfahren). Ab dem Frühjahr 2007 wurde der ganze Pferdebestand einmal im Jahr zur gleichen Zeit mit Ivermectin behandelt. Zudem wurde die Tiere alle 8 bis 12 Wochen parasitologisch untersucht (Sedimentations-Flotations-Verfahren) und zusätzlich die Eizahl pro Gramm Kot (EpG) bestimmt. Alle neu eingestellten Pferde wurden ebenfalls mit Ivermectin behandelt und der Erfolg der Behandlung mit einer Nachuntersuchung zwei bis vier Wochen später kontrolliert. Es wurde initial bei allen MDS-positiven Pferden eine Larvenkultur angesetzt, dabei wurden ausschließlich Larven von kleinen Strongyliden gefunden. Über den gesamten Zeitraum wurden bei allen parasitologischen Untersuchungen außer den Eiern von Magen-Darm-Strongyliden lediglich bei zwei Pferden einzelne Strongyloides-Eier und ebenfalls bei zwei Pferden vereinzelt Spulwurmeier gefunden. Ein altes Pferd (33 Jahre) hatte zudem über einen längeren Zeitraum Eimeria-leuckarti-Oozysten ausgeschieden. Bei der quantitativen Untersuchung mit dem McMaster-Verfahren wurde lediglich in einem Fall bei einem schon länger im Bestand stehenden Pferd ein EpG > 200 festgestellt. Der Anteil der MDS-positiven Tiere (Sedimentations-Flotations-Verfahren) lag bei den Untersuchungen in den Jahren 2007, 2008 und 2009 zwischen 0 und 57%. Diese Ergebnisse zeigen, dass es in einem Pferdebestand mit niedrigem Wurmrisiko (kleine Tierzahl, keine Jungtiere, regelmäßige Weidehygiene) möglich ist, mit einem relativ geringen Einsatz von Anthelminthika die Ausscheidung der Eier von kleinen Strongyliden auf einem geringen Niveau zu halten. 146 Postersitzung P17 Putenfleisch als Verbraucherrisiko – eine potentielle Toxoplasma gondiiInfektionsquelle für den Menschen? B. Zöller1, B. Bangoura1*, S. Pott2, M. Koethe3, M. Ludewig2, R. K. Straubinger4, K. Fehlhaber2, A. Daugschies1 1Institut für Parasitologie, 2Institut für Lebensmittelhygiene, 3Institut für Immunologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig, 4Lehrstuhl für Bakteriologie und Mykologie, Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München *[email protected] Toxoplasma gondii (T. gondii) wird häufig in nicht oder nicht ausreichend thermisch behandelten Fleischprodukten nachgewiesen. Aufgrund des hohen Verbrauchs von Putenfleisch und Putenfleischprodukten prüfen wir im Rahmen des vom BMBF geförderten TOXONET01Forschungsverbundes das Risiko des Verbrauchers, sich über Putenfleisch oder ungenügend thermisch behandelte Putenfleischprodukte mit T. gondii zu infizieren. Um die Empfänglichkeit von Puten gegenüber T. gondii zu ermitteln, wurden Untersuchungen zur Gewebezystenverteilung in 14 verschiedenen Organen einschließlich der essbaren Gewebe (Brust-, Oberschenkel- und Unterschenkelmuskulatur, Leber und Herz) durchgeführt. Puten (n=50) wurden experimentell mit drei verschiedenen T. gondii-Stämmen (alle Typ II Genotypen: ein Feldstamm, zur Verfügung gestellt vom Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien (VUW), Stamm DX und Stamm ME49) infiziert. Die Applikationsart variierte, 18 Puten wurden oral mit Oozysten und 32 parenteral (intravenös, intramuskulär oder mittels einer Kombination von beidem) mit Tachyzoiten inokuliert. Hierdurch sollte der Einfluss des Infektionsweges auf die Zystenverteilung geklärt werden. Die verschiedenen Gewebe wurden nach Homogenisierung und DNA-Isolierung mithilfe einer nested PCR auf T. gondii-DNA untersucht. In jeder Applikationsart und mit jedem untersuchten Stamm konnten Puten erfolgreich infiziert werden, wobei hohe Infektionsdosen von bis zu 500.000 Oozysten bzw. bis zu 30 Mio. Tachyzoiten je Tier toleriert wurden. Es konnten keine klinischen Erkrankungen im Zusammenhang mit der Toxoplasmose beobachtet werden. Die verschiedenen Stämme schienen für die Zysteninduktion bei Puten nicht gleich gut geeignet zu sein. Die anteilig meisten T. gondii-positiven Gewebe wurden nach Infektion mit dem Stamm ME49 bzw. dem Feldstamm (VUW) gefunden. In essbaren Geweben wurden wiederholt Gewebezysten induziert. Demzufolge ist ein potentielles Verbraucherrisiko durch T. gondii -haltiges Putenfleisch, Putenrohwurst und andere nicht ausreichend thermisch behandelte Putenfleischprodukte nicht auszuschließen. 147 Autorenindex Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen Autorenindex D Daugschies, A. A Altreuther, G. Asisi, N. V29, V30 P6 B Bach, T. Bangoura, B. Bartsch, S. Barutzki, D. Basso, W. Bätza, H.-J. Bauer, B. Bauer, C. Beck, W. Beckert, A. Beelitz, P. Beer, M. Beran, B. Berger-Schoch, A. E. Bernett, D. Biallas, S. Biedermann, I. Bilic, I. Blackhall, W. Bodeček, Š. Bork-Mimm, S. Breuer, W. Bružinskaitė, R. Burgstaller, J. P. V29 V33, P17 V3 V25, V39 V13, V33, V48 V1 V1, V3, V4, V5, V22 V1, P7, P8 V42 V33 H1, V7 V1 H1 V38 V38 V46 V16 P10 V23 V12 V20 V14 V40 V6 Conraths, F. J. Cortes, H. C. E. Csokai, J. 148 Desouky, A. Y. Dkhil, M. A. Duscher, G. Dyachenko, V. E Ebbinghaus, P. Ebner, R. G. El-Khadagry, M. Epe, C. Etzold, M. V51 P1 V50 V9 V43, P12 F Failing, K. Fehlhaber, K. Fischer, J. Forbes, A. B. Foulmann, A. H. Frenzel, K. Frey, C. F. Friche Passos, L. M. P7, P8 H2, P17 V21 V18 V34 V5 V37, V38 V10 G C Charles, S. Chlastáková, I. Clausen, P.-H. De Mendonça, P. Delić, D. Demeler, J. Deplazes, P. V24, V36, V43, V46, V54, P12, P13, P15, P17 H1 V50 V16, V17 V26, V28, V31, V40, V41 P13 V50 V6, V8 V36, V43, V54, P12, P13 V29 V12 V1, V3, V4, V5, V21, V22 V1, V13, V33, V39, V44, V48 V48 V45 Galke, D. Gawlowska, S. Geerike, N. Geier, M. Gerner, W. Gethmann, J. Globokar-Vrhovec, M. Gollnick, N. S. Götsch, S. V10 V43 V5 V1 V32 V1 V39, P7, P8 V13, V14, V48 V6 Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen Gottstein, B. Grabensteiner, E. Grimm, F. Gruber, A. Guillot, I. V37, V38 P10 V28 V45 V34 H Hamel, D. Harder, A. Heine, J. Helm, M. Hermanns, W. Herrmann, D. C. Hess, M. Heusinger, A. Hinney, B. Hoffmann, B. V19, P1, P6, P11 V53 V31 V28 V14, V48 V38, V39 V35, P10 P3 V21 V1 J Jahn, D. Jandowsky, A. Joachim, A. John, H. Junge, S. V36 V4, V22 V6, V8, V32, V45, P5, P9 P15 V9 K Kamler, M. Kaufmann, C. Keidel, J. Kerboeuf, D. Khalafalla, R. E. Kiel, E. Kihm, U. Kilwinski, J. Klein, B. U. Kleinschmidt, N. Klewer, A. M. Knaus, M. Koethe, M. Kohler, L. Kohn, B. V12 V2, V11 P16 V23 V36, P13 V1 V37 V44 P3 V17 V18 V27 P17 V31 V10, P6 Koopmann, R. Koudela, B. Kraemer, F. Krieger, K. J. Krücken, J. Krüger, N. Kuhnert, Y. Kunow, F. Künzel, F. Kusi, I. Autorenindex V16, V17 V12 V30 V29, V30 V50, V51, V53 V53, P4 V43 V10 V45 V27 L Laabs, E. M. Langbein-Detsch, I. Leschnik, M. Liebhardt, D. Liebisch, A. Liebisch, G. Lindner, T. Löhren, U. Löwenstein, M. Lücker, E. Ludewig, M. Lutz, H. V52 P3 V6 V35 V1 V1 V27 V34 P2 H2 H2, P17 V8 M Magnis, J. Mahling, M. Majzoub, M. Maksimov, P. Marcinkutė, A. Marholdt, F. Marinculić, A. Mathis, A. Mathis, R. Mauer, W. Mehlhorn, H. Mehlitz, D. Meli, M. L: Mengel, H. Mihalkov, A. V26 V15 V13, V14, V48 V33 V40 V7 V37 V2, V11, V40, V41 V5 V5 V1 V4, V5 V8 V24 P11 149 Autorenindex Miltsch, S. Möhl, K. Montenegro, V. Mossmann, H. Müller, N. Müller, R. H. G. Müller, U. Müller, W. Mundt, H.-C. Mutschmann, F. Mutunova, B. Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen V53 H2 V9 V50 V37, V38 V17 P13 V28 V24 V46, V47 V41 N Nauke, T. Nöckler, K. Nolte, I. V26 V37 V10 O Ossent, P. V31 P Pachnicke, S. Pantchev, N. Pauen, H. Peschke, R. Peters, K. J. Peters, M. Pfister, K. Pott, S. Pozio, E. V23 V39, P7, P8 V50 P9 V5 V44 H1, V7, V10, V15, V19, V20, P1, P6, P11 P17 V37 R Rapti, D. Rehbein, S. Rödder, F. Rohrmann, K. M. A. Rößler, B. Rostaher, A. Ruffing, D. 150 V27 V27 V24 V5 V5 V13, V14, V48 V7 Ruttkowski, B. Ryser-Degiorgis, P. P5, P9 V37 S Saalmüller, A. Šarkūnas, M. Schaarschmidt, D. Schaffner, F. Schaper, R. Schares, G. Schaub, G. Schein, E. Scheuerle, M. C. Schimmel, A. Schlepers, M. Schlögl, C. Schmäschke, R. Schnieder, T. Schnyder, M. Schröder, I. Schuppers, M. E. Schutkowski, M. Selmair, J. Shahiduzzaman, M. Sievert, K. Silaghi, C. Spallinger, E. Steuber, S. Stöckel, F. Straubinger, R. K. Streichan, S. Strube, C. V32 V40 V28 V2, V11 V25 V13, V14, V33, V38, V39, V48 V1 V4, V5, V22 V15 V29 P5 V20 V43, V54, P14, P15 V9, V18, V30, V49, V52 V26, V31 V29, V30 V37 V33 V13, V48 V54, P13 V22 V7, V10, P11 P2 V3 P14 P17 V49 V9, V18, V52 T Thiel, C. Torgerson, P. Tschuor, A. V10, P11 V41 V2 Tagung der DVG-Fachgruppe: Parasitologie und parasitäre Erkrankungen Autorenindex V van Zeveren, A. Vavrouchová, E. Vercruysse, J. Visser, M. von SamsonHimmelstjerna, G. V23 V12 V23 V27 V16, V17, V21, V23, V51, V53, P4 W Webster, P. Welz, C. Werner, D. Wilking, H. Windisch, M. Wohlsein, P. Wojtalla, A. Wolken, S. Worliczek, H. L. Wunderlich, F. V31 V49, P4 V1 V13, V39 V35 V44 V50 V30 V32, P5, P9 V50 X Xhaxhiu, D. V27 Z Zahner, H. Zerweck, J. Zessin, K. H. Ziadinov, I. Zimmermann, W. Zöller, B. P7, P8 V33 V21 V41 V37 P17 151 _________________________________________________________________________________ Notizen Notizen _________________________________________________________________________________ Notizen