© Ingo Hoffmann - Fotolia.de Bestimmung von Perchlorat in Lebensmitteln Ionenchromatographie und Elektrospray-Tandem Massenspektrometrie S. Makart und D. Jensen D as Europäische Schnellwarnsystem warnt bei Bedarf vor PerchloratRückständen in Lebensmitteln. Die Ionenchromatographie, gekoppelt mit Elektrospray-Tandem Massenspektrometrie (IC-ESI-MS/MS) ermöglicht eine nachweisstarke Detektion von Perchlorat-Verunreinigungen in Lebensmitteln. Über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF, Rapid Alert System for Food and Feed) wurden in den letzten Jahren immer wieder Warnungen vor Perchlorat-Rückständen in Lebensmitteln veröffentlicht, beispielsweise in Tomaten und Grapefruits aus Spanien [1]. Dabei wurden Perchlorat-Gehalte zwischen 0,31 und 0,4 mg/kg (ppm) in Strauchtomaten, beziehungsweise 0,18 ppm in Grapefruits gefunden. Als mögliche Kontaminationsquellen bei Lebensmitteln kommen beispielsweise Düngemittel, Wasser oder Pestizide in Frage, denn Perchlorat kann in der Umwelt sowohl aus natürlichen wie aus anthropogenen Quellen stammen. Perchlorat und Gesundheit Perchlorat wird als gesundheitsschädlich betrachtet, da es die Aufnahme von Iodid in der Schilddrüse behindert und dadurch die Produktion von Schilddrüsenhormonen beeinflusst. Das „Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives“ (JECFA) evaluierte 2010 das mögliche Problem der Aufnahme von Perchlorat durch Trinkwas- ser und Lebensmittel. Dabei wurde eine vorläufige maximale Aufnahmemenge (PMTDI, Provisional Maximum Tolerable Daily Intake) von 0,01 mg/kg Körpergewicht etabliert [2]. Die geschätzten täglichen Aufnahmeraten durch Lebensmittel und Trinkwasser liegen deutlich unter dem PMTDI und werden nicht als gesundheitsgefährdend eingeschätzt. Gemäß einer ersten Risikoabschätzung durch das deutsche Tab. 1: Bedingungen der ionenchromatographischen Trennung von Perchlorat Säule: Dionex IonPac AS16 (2 x 250 mm) mit Vorsäule Injektionsvolumen: 100 µl Eluent: 45 mmol/l KOH mit RFIC-EG Flussrate: 0,3 ml/min Temperatur: 30 °C Suppressor: Thermo Scientific Dionex ASRS 300 Anion Self Regenerating Suppressor, 2mm, Externer Wasser-Modus Lösungsmittel: 150 μl/min Acetonitril, Zufuhr durch AXP-MS Pumpe nach Suppression und vor dem MS-Interface Detektion: Leitfähigkeit nach Suppression ESI-MS/MS WHITEPAPER ERSCHIENEN IN GIT LABOR-FACHZEITSCHRIFT 3/15 | S. 26–29 | WILEY-VCH VERLAG GMBH & CO. KGAA, GIT VERLAG, WEINHEIM | WWW.GIT-LABOR.DE Perchlorat wird als gesundheitsschädlich betrachtet, da es die Aufnahme von Iodid in der Schilddrüse behindert. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht bei den oben erwähnten Fällen im RASFF keine akute Gesundheitsgefährdung für die Verbraucher. Eine gesundheitliche Beeinflussung bei Kindern kann aber bei den Perchlorat-Konzentrationen von 0,4 ppm nicht ausgeschlossen werden. Es ist deshalb empfehlenswert Lebensmittel auf Perchlorat-Verunreinigungen zu untersuchen. Analytik Die Ionenchromatographie (IC), gekoppelt mit der Massenspektrometrie, bietet sich hier als Analysenmethode an. Die IC, als etablierte Technik zur Analyse ionischer Verunreinigungen, und die Massenspektrometrie (MS) mit der hohen Selektivität und Sensitivität ermöglichen die Bestimmung von Perchlorat im Spurenbereich auch in komplexen Lebensmittelproben. Die Kopplung wird durch die kontinuierliche elek- trolytische Erzeugung des Hydroxid-Eluenten in der gewünschten Konzentration vereinfacht. Bei der Suppressions-Reaktion im kontinuierlich regenerierten Membransuppressor wird der stark alkalische Eluent zu Wasser umgesetzt und ist damit kompatibel mit der MS-Detektion. Gleichzeitig werden die Analyt-Ionen in ihre korrespondierenden Säuren überführt, und Kationen kontinuierlich entfernt. Es erfolgt eine Vereinfachung der Eluent- und Probenzusammensetzung, die sich sowohl günstig auf den Langzeitbetrieb einer IC-MS-Kopplung auswirkt, als auch zur Vermeidung von sog. „Ion-Suppression“-Reaktionen im MS dient. Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS) ermöglicht eine selektivere Detektion von Perchlorat im Vergleich zur Leitfähigkeitsdetektion oder Detektion mit einem Single-Quadrupole MS, da der Übergang des Masse-zu-Ladung (m/z) Verhältnisses des Vorläufer-Ions des Analyten in ein spezifisches Fragment-Ion gemessen wird. Dies ermöglicht insbesondere auch eine spezifischere Detektion in komplexen Matrizes wie sie Lebensmittel darstellen [3]. Dieser Beitrag diskutiert eine schnelle und nachweisstarke IC-MS/MS Methode zur Bestimmung von Perchlorat in Säuglingsnahrung [4], die durch einfache Adaption der Probenvorbereitung auch für die Analyse weiterer Lebensmittel wie beispielsweise Früchte und Gemüse angewendet werden kann [3]. Anders als bei konventionellen Nachweisverfahren, die auf einer aufwendige Probenvorbereitung im Sinne einer Festphasenextraktion (SPE) und Anreicherung des Perchlorat beruhen, ist bei dem hier vorgestellten Verfahren nur eine einfache Probenvorbereitung erforderlich. Experimentelles Die Chromatographie wurde auf einem modularen Thermo Scientific Dionex ICS-3000 Ionenchromatographen durchgeführt. Die Trennung erfolgt an einer Thermo Scientific Dionex IonPac AS16 Anionenaustauschersäule, zur Erzeugung des Eluenten kommt die RFICTechnologie (Reagent-Free IC - Ionenchromatographie ohne manuelles Ansetzen der Eluenten) zum Einsatz. Die chromatographischen Bedingungen sind in Tabelle 1 aufgelistet. Zur massenspektrometrischen Detektion wird ein Thermo Scientific TSQ Quantum Access Triple-Quadrupol Massenspektrometer eingesetzt. Die Bedingungen sind in Tabelle 2 ersichtlich. Die massenspektrometrische Detektion wurde optimiert, um die Übergänge der in Tabelle 3 beschriebenen Ionenpaare - Vorläufer und Fragment - zu messen (Selected Reaction Monitoring SRM). Die Quantifizierung erfolgt auf dem Übergang 99 m/z zu 83 m/z, die Messung des SRM 101 m/z zu 85 m/z dient zur Bestätigung. Probenvorbereitung Abb. 1: SRM-Ionenchromatogramme eines Perchlorat-Standards bei einer Konzentration von 20 pg/ml Kommerziell erhältliche flüssige Babynahrung, gelöstes Babynahrungspulver und Milch wurden analysiert. Jeweils ein 4-ml-Aliquot der Babynahrung oder Milch wurden mit gleichem Volumen Ethanol (gekühlt auf 4 °C) und 0,4 ml Essigsäure (ϖ = 3 %) versetzt. Die Probe wurde mit 40 µl eines isotopmarkierten internen Standards (ISTD, β = 100 ng/ml) versetzt, geschüttelt und anschließend für 30 Minuten bei -5 °C bei 5.000 rpm zentrifugiert. Abb. 2: SRM-Ionenchromatogramme von Perchlorat in Säuglingsnahrung (linke Spalte) und Milchpulver (rechte Spalte) Der Überstand wurde membranfiltriert [4] und das Filtrat in einem 10-ml-Autosampler-Gefäß zur anschließenden IC-MS/MS Analytik vorgehalten. Der isotopmarkierte ISTD wird mit dem SRM 107 m/z zu 89 m/z gemessen. Der ISTD weist das gleiche chromatographische Verhalten wie der Analyt auf. Ergebnisse Mit der hier vorgestellten Methode wird die Detektion und Quantifizierung kleinster Konzentrationen von Perchlorat in Lebensmitteln ermöglicht. Abbildung 1 zeigt repräsentative SRM-Ionenchromatogramme eines 20 pg/ml Perchlorat-Standards. Selbst bei solch niedrigen KonzentratioTab. 2: Experimentelle Bedingungen mit dem TSQ Quantum Access MS Ion source polarity: Negative ion mode Spray voltage: 4000 V Sheath gas pressure: 40 arbitrary units Ion sweep gas pressure: 15 arbitrary units Auxiliary gas pressure: 5 arbitrary units Capillary temperature: 300 °C Collision gas pressure: 1.8 mTorr Scan Modus: Selected Reaction Monitoring (SRM) Tab. 3: Verwendete SRM Übergänge m/z 99 (35Cl16O4-) → m/z 83 (35Cl16O3-) primärer Übergang des Perchlorats (Quantifizierung) m/z 101 (37Cl16O4-) → m/z 85 (37Cl16O3-) sekundärer Übergang des Perchlorats (Bestätigung) m/z 107 (35Cl18O4-) → m/z 89 (35Cl18O3-) primärer Übergang des isotopmarkierten ISTD (quantitativ) nen werden noch ausreichend gut quantifizierbare Peaks erhalten. Die Detektionsgrenze wurde mit 5 pg/ml errechnet, bei einem Signal zu Rauschen Verhältnis von S/N > 10. Perchlorat wurde sowohl in Säuglingsnahrung als auch in Milchpulver nachgewiesen. Die gemessenen Werte lagen zwischen 1,05 und 4,64 ng/ml. Abbildung 2 zeigt die entsprechenden SRM-Ionenchromatogramme. Dabei ist auch ersichtlich, dass Perchlorat mit dieser Methode auch in komplexen Matrizes interferenzfrei detektiert und quantifiziert wird [4]. Literatur [1] RASFF Notification details – 2013.0371 and 2013.0469; http://ec.europa.eu/food/food/rapidalert/rasff_portal_database_en.htm [2] WHO Technical Report Series 959: Evaluation of Certain Contaminants in Food; Seven- Weitere Beiträge zum Thema: http://bit.ly/Lebensmittelanalytik ty-second report of the Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives, 2011 [3] El Aribi H. et al.: Anal. Chim. Acta 567: 3947 (2006) [4] Yang Ch. et al.: AN 533 Analysis of Perchlorate in Infant Formula by Ion Chromatography-Electrospray-Tandem Mass Spectrometry (IC-ESI-MS/MS); www.thermoscientific. com/dionex KONTAKT | Dr. Stefan Makart Dr. Detlef Jensen Thermo Fisher Scientific GmbH Dreieich [email protected] www.thermofisher.com Mehr Informationen: http://bit.ly/GIT-IC