Recherche zu Rückständen von Perchlorat in Obst und Gemüse

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Frankenförder Forschungsgesellschaft mbH
Potsdamer Straße 18 a
14943 Luckenwalde
Recherche
zu Rückständen von Perchlorat in Obst und
Gemüse
Dezember 2013
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung............................................................................................................. 4
2
Informationen zu Perchlorat ................................................................................ 5
2.1
2.1.1
Chemische Eigenschaften ...................................................................... 5
2.1.2
Natürlicher Ursprung ............................................................................... 5
2.1.3
Anthropogener Ursprung ........................................................................ 6
2.2
Perchlorate in Lebensmitteln ......................................................................... 7
2.2.1
Aktuelle Funde von Perchloraten in Lebensmitteln ................................. 7
2.2.2
Mögliche Eintragspfade von Perchloraten in Lebensmittel ..................... 8
2.2.3
Höchstgehalte für Perchlorat in Lebensmitteln........................................ 9
2.3
3
Herkunft und Vorkommen .............................................................................. 5
Toxikologie und Umwelt ................................................................................ 9
2.3.1
Hemmung der Jodidaufnahme ................................................................ 9
2.3.2
Risikogruppen für verminderte Jodidaufnahme..................................... 10
Analytik .............................................................................................................. 11
3.1
Auswahl des Probenmaterials ..................................................................... 11
3.2
Nachweismethoden für Perchlorate............................................................. 11
3.3
Ablauf der Laboranalyse .............................................................................. 12
3.4
Schnelltests ................................................................................................. 13
3.4.1
Schnelltest auf Partikelbasis ................................................................. 13
3.4.2
Detektion mit Hilfe von optischen Sensoren.......................................... 15
3.4.3
Detektion mit Hilfe von Leitfähigkeitsmessungen .................................. 15
3.5
Beispiele für Labore, die Rückstandsanalysen durchführen können ........... 16
4
Fazit................................................................................................................... 17
5
Quellenverzeichnis ............................................................................................ 18
2
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Chemische Struktur des Perchlorat-Anions (Quelle: Wikipedia) .......... 5
Abbildung 2: Übersicht zu Perchloratbefunden aufgeschlüsselt nach
Erzeugnisobergruppe (Quelle: www.cvuas.de) ........................................................... 8
Abbildung 3: E.L.I.T.E. CH/PER - Sprengstoffschnelltest für Chlorate und
Perchlorate (Quelle: compositionX GmbH) ............................................................... 14
Abbildung 4: E.L.I.T.E. EL 100 – Sprengstoffschnelltest zum Nachweis von über 40
aromatischen, aliphatischen und anorganischen Sprengstoffarten (Quelle:
compositionX GmbH)................................................................................................ 14
Abbildung 5: Lab-on-a-Chip als Sensor zur Bestimmung des Perchloratgehaltes in
Grund- und Oberflächenwasser (Quelle: SERDP) .................................................... 16
Abbildung 6: Mikrochip-Design des Lab-on-a-Chip-Sensors (Quelle: SERDP) ...... 16
3
1 Einleitung
In jüngster Vergangenheit sorgten erhöhte Perchloratgehalte in Lebensmittelproben
aus Europa für Beunruhigung (MPA Eberswalde, 2013). Bei Eigenkontrollen der
Wirtschaft
und
Kontrollen
der
amtlichen
Lebensmittelüberwachung
wurden
Rückstände von Perchlorat in Obst- und Gemüseerzeugnissen nachgewiesen (BfR,
2013a). So stellte beispielsweise das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt
Stuttgart (CVUAS), in amtlichen Proben aus der Lebensmittelüberwachung,
überhöhte Perchloratgehalte in pflanzlichen Lebensmitteln fest (LUFA NRW, 2013;
Wolheim, 2013). Die nachgewiesenen Gehalte lagen zwischen 0,31 mg/kg und 0,40
mg/kg (synlab, 2013). Im März und April 2013 veröffentlichte das europäische
Schnellwarnsystem zu Lebensmitteln (RASFF), basierend auf den Ergebnissen des
CVUAS, eine Warnung vor Perchloratrückständen in Rispentomaten aus Spanien
(ÖKO-TEST, 2013; BVL, 2013).
Schon seit Langem werden Perchloratbelastungen in den USA beobachtet (MPA
Eberswalde,
2013). Der
Stoff
wurde
bereits
vor
zehn
Jahren
von
US-
Wissenschaftlern in Trinkwasser und in Lebensmitteln untersucht und bewertet
(ÖKO-TEST, 2013). Die Aufnahme größerer Mengen an Perchloraten kann beim
Menschen, laut vorläufiger Bewertung des Bundesinstitutes für Risikobewertung
(BfR, 2013a), dazu führen, dass die Jodaufnahme in die Schilddrüse reversibel
gehemmt wird.
Die Ursache für das vereinzelte Auftreten des Stoffes in Lebensmitteln ist derzeit
noch unklar. Neben dem natürlichen Eintrag, z. B. über Staub, ziehen Experten die
Möglichkeit in Betracht, der Stoff könne auch über mit Perchlorat verunreinigte
Düngemittel in Obst und Gemüse gelangen. Aus diesen Gründen hat das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
die Überwachungsbehörden der Länder gebeten, bei ihren Kontrollen verstärkt auf
das Vorkommen von Perchlorat zu achten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen
zu ergreifen. Darüber hinaus wurde das BfR durch das BMELV beauftragt, eine
aktualisierte Risikobewertung zu Perchlorat in Lebensmitteln zu erstellen. Das BfR
hat in diesem Rahmen eine erste Beurteilungsgrundlage zur Verfügung gestellt, auf
4
deren Basis die Sicherheit der betreffenden Lebensmittel geprüft werden kann
(BMELV, 2013).
2 Informationen zu Perchlorat
2.1 Herkunft und Vorkommen
2.1.1 Chemische Eigenschaften
Perchlorate sind die anorganischen Salze der Perchlorsäure HCIO 4. Das PerchloratAnion CiO4- ist einfach negativ geladen und hat eine tetraedrische Symmetrie. Bei
Perchlorat handelt es sich um eine nichtflüchtige Verbindung, die sehr stabil in
Wasser ist. Abgesehen von Kaliumperchlorat, sind Perchlorate gut wasserlöslich.
Darüber hinaus sind Perchlorate Oxidationsmittel, die beim Erhitzen Sauerstoff
abgeben und eine brandfördernde Wirkung zeigen. Perchlorate werden durch die
Elektrolyse von Chloriden hergestellt (BfR, 2013a; Wikipedia, 2013). Perchlorate
können sowohl natürlichen als auch anthropogenen Ursprungs, d. h. verursacht
durch den Menschen, sein (Bergmann, 2007, BfR, 2013a; Gertsch et al., 2012; ÖKOTEST, 2013).
Abbildung 1: Chemische Struktur des Perchlorat-Anions (Quelle: Wikipedia)
2.1.2 Natürlicher Ursprung
Auf natürlichem Weg entstehen Perchlorate durch oxydative Vorgänge in der
Atmosphäre und lagern sich mit dem Staub auf der Erdoberfläche ab (BMELV, 2013;
5
ÖKO-TEST, 2013, MPA Eberswalde, 2013). In Gegenden mit regelmäßigen
Niederschlägen gelangen die Perchlorate in den Wasserkreislauf und werden dort
durch Mikroorganismen abgebaut (Wikipedia, 2013). In freigesetzter Form können
Perchlorate
das
Grund-
und
Oberflächenwasser
weitverbreiteter Wasserschadstoff
belasten
und
gelten
als
(MPA Eberswalde, 2013). In regenarmen
Gebieten (z. B. Wüsten) können sie sich dagegen anreichern, weil sie nicht im
Wasserkreislauf abgebaut werden (BMELV, 2013; Wikipedia, 2013; ÖKO-TEST,
2013; MPA Eberswalde).
In einigen Ländern kommen Perchlorate aus diesem Grund vermehrt in natürlichen
Minerallagerstätten vor (BfR, 2013a). Regionen mit perchlorathaltigen Ablagerungen
sind insbesondere im bolivianischen Hochland, in New Mexico, Kalifornien und Texas
nachgewiesen. Das größte natürliche Perchlorat-Reservoir befindet sich in der
chilenischen Atacama-Wüste. Bodenproben aus dieser Region enthielten bis zu
250 mg Perchlorat / kg Bodensubstrat (MPA Eberswalde, 2013). Der dort abgebaute
Chilesalpeter, der als Stickstoffdünger verwendet wird, kann mit Perchlorat
verunreinigt sein (ÖKO-TEST, 2013). Doch nicht immer konnten Dünger als Ursache
für Perchloratbelastungen in Lebensmitteln festgemacht werden, weshalb es weitere
Eintragspfade geben muss.
2.1.3 Anthropogener Ursprung
Perchlorate gelangen auch durch technische Anwendungen in die Umwelt (synlab,
2013). Sie werden zum Beispiel als Oxidationsmittel, u. a. in der Pyrotechnik, in
Sprengstoffen, in Fackeln und als Raketentreibstoff für Feststoffraketen verwendet.
Perchlorat-Kartuschen werden außerdem genutzt, um im Notfall schnell Sauerstoff
produzieren zu können. Darüber hinaus werden sie als anorganische Düngemittel,
die in Europa nicht zugelassen sind, und als Bleichmittel verwendet. An dieser Stelle
ist auch noch zu erwähnen, dass Perchlorate die Jod-Aufnahme im menschlichen
Körper
hemmen
und
deshalb
als
Medikament
zur
Regulierung
der
Schilddrüsenfunktion eingesetzt werden (MPA Eberswalde, 2013; ifp, 2013;
Wikipedia, 2013).
6
Nach Bergmann (2007) konnte Perchlorat auch als Desinfektionsnebenprodukt der
Trinkwasserelektrolyse identifiziert werden. Bei diesem Verfahren werden aus
Chloridionen im Trinkwasser mittels anodischer Oxidation Aktivchlorspezies gebildet,
die eine stark desinfizierende Wirkung entfalten. Diese sogenannte In-lineDurchflusselektrolyse, die seit Jahrzehnten in der Trinkwasserhygienisierung
eingesetzt wird, verfügt über ein Potenzial zur Perchloratbildung. Insbesondere dann,
wenn radikalerzeugende Anoden verwendet werden. Zu diesen Anoden zählen
beispielsweise Diamantelektroden, an denen bevorzugt OH-Radikale gebildet
werden. Weitere Reaktionsprodukte sind Ozon und Wasserstoffperoxid. Es wird
vermutet, dass unter Beteiligung dieser hochreaktiven Radikale eine stufenweise
Oxidation vom Chlorid über Chlorat zum Perchlorat verläuft (Bergmann, 2007).
2.2 Perchlorate in Lebensmitteln
2.2.1 Aktuelle Funde von Perchloraten in Lebensmitteln
Normalerweise kommen Perchlorate in Lebensmitteln nicht vor. Wie es zur
Eintragung in die Lebensmittel kommt, ist derzeit noch nicht geklärt (ifp; 2013). Die
Funde von Perchloraten in Lebensmitteln sind zudem nicht auf bestimmte Regionen
oder Länder begrenzt (BMELV, 2013; ÖKO-TEST, 2013). Generell lassen sich
Perchlorate im Trinkwasser, in Milchprodukten und in vielen anderen Produkten
nachweisen (MPA Eberswalde). Darunter häufig in Tomaten, Kräutern, Blattsalaten,
Gurken, Zitrusfrüchten, Erdbeeren, Paprika, Zucchini, Bohnen, Kartoffeln, Karotten
und Fenchel (Institut Kirchhoff, 2013; MPA Eberswalde, 2013). Unauffällig bezüglich
Perchlorat blieben bislang Getreide, Hülsenfrüchte, Kernobst, Ölsaaten, Pilze und
Nüsse (BfR, 2013b).
Das CUVA Stuttgart (2013) hat bei seinen Analysen insgesamt 747 Proben Obst,
Gemüse und verarbeitete Erzeugnisse auf Perchlorat untersucht. Davon enthielten
183 Proben Perchlorat oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,002 mg / kg, darunter
16 Proben mit Gehalten über 0,1 mg / kg. 28 % der Proben von den konventionell
erzeugten Lebensmitteln wiesen Perchloratgehalte auf, von den ökologisch
erzeugten Lebensmitteln nur 11 % der Proben. Die Laboruntersuchungen zeigten
außerdem, dass am häufigsten Blattgemüse, wie Kräuter und Salate, und
7
Fruchtgemüse, wie Tomaten und Zucchini sowie Zitrusfrüchte betroffen waren. Die
Kontamination mit Perchlorat betrifft einerseits die Frucht, andererseits vorwiegend
die Fruchtoberfläche (Wolheim, 2013).
Abbildung 2: Übersicht zu Perchloratbefunden aufgeschlüsselt nach Erzeugnisobergruppe
(Quelle: www.cvuas.de)
2.2.2 Mögliche Eintragspfade von Perchloraten in Lebensmittel
Da Perchlorat sehr gut wasserlöslich ist, wird kontaminiertes Wasser, das zur
Bewässerung bzw. Beregnung eingesetzt wurde, als eine Eintragsquelle vermutet
(LUFA NRW, 2013; ÖKO-TEST, 2013). Da Perchlorate auf natürlichem Wege in der
Atmosphäre gebildet werden können, kommt auch die Ablagerung von auf diesem
Wege verunreinigtem Staub als Eintragsweg infrage (ifp, 2013). Ein Eintrag von
Perchlorat über die Wurzel in die Pflanze ist eine weitere Möglichkeit, die in Betracht
gezogen werden muss (Wolheim, 2013). Darüber hinaus wird auch über die
Eintragung von Perchloraten über verunreinigte Düngemittel diskutiert sowie eine
mögliche Bildung von Perchlorat durch die Verwendung chlorhaltiger Mittel, die zur
8
Desinfektion, zur Nacherntebehandlung oder zur Unkrautbekämpfung eingesetzt
werden (ifp, 2013; LUFA NRW, 2013). Vermutlich entstehen Perchlorate dabei
ungewollt durch chemische Umwandlung von Hypochloriten, die in großen Mengen
als Reinigungs- und Desinfektionsmittel eingesetzt werden (GALAB, 2013).
Lebensmittel mit überhöhten Perchloratgehalten sind wegen gesundheitlicher Risiken
nicht verkehrsfähig. Unabhängig davon, sind Erzeuger und Handel grundsätzlich
gefordert, entsprechend dem Minimierungsgebot für Fremdstoffe in Nahrungsmitteln,
die Ursachen zu ermitteln und abzustellen (Wolheim, 2013). Die ersten Ergebnisse
der Untersuchungen deuten auf die Anwendung von anorganischen, verunreinigten
Düngemitteln als möglichen Eintragspfad hin (Institut Kirchhoff).
2.2.3 Höchstgehalte für Perchlorat in Lebensmitteln
Im Rahmen einer Übergangsregelung hat die EU-Kommission im Juli 2013 folgende
Referenzwerte in Milligramm (mg) Perchlorat pro Kilogramm (kg) Lebensmittel
vorgeschlagen (BfR, 2013b):
für Zitrusfrüchte, Kernobst, Wurzel- und Knollengemüse, Tafeltrauben, Spinat,
Melonen und Wassermelonen 0,2 mg pro kg,
für
Blattgemüse
(außer
Spinat),
frische
Kräuter
und
Sellerie
im
Unterglasanbau 1,0 mg pro kg,
für alle anderen Obst- und Gemüseerzeugnisse 0,5 mg pro kg.
2.3 Toxikologie und Umwelt
2.3.1 Hemmung der Jodidaufnahme
Perchlorat ist wegen seiner hohen Löslichkeit und Mobilität im Grundwasser, wo es
durch relativ inertes Verhalten über längere Zeit persistiert, ein sensibles Thema.
Eine Aufnahme ist beim Menschen oral über das Trinkwasser, aber auch über die
Nahrung möglich (MPA Eberswalde). Die Aufnahme von Perchlorat führt zu einer
reversiblen Hemmung der Jodidaufnahme in die Schilddrüse und kann die
Schilddrüsenfunktion stören (BfR, 2013a; MPA, 2013). Der Effekt ist allerdings nur
9
von kurzer Dauer, da Perchlorat relativ schnell ausgeschieden wird und sich nicht im
Körper anreichert (ÖKO-TEST, 2013). Eine Hemmung der Jodidaufnahme kann zu
Veränderungen des Schilddrüsenhormonspiegels und damit zu weitreichenden
gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen (BfR, 2013a).
Eine Studie von Greer et al. (2002) hat gezeigt, dass die niedrigste geprüfte Dosis
(0.007 mg / kg KG pro Tag) keine statistisch signifikante Hemmung der JodidAufnahme in die Schilddrüse bewirkte. Bei allen anderen Dosierungen war eine
statistisch signifikante und Dosis-abhängige Hemmung der Jodid-Aufnahme in die
Schilddrüse zu verzeichnen (ca. 16-18 %, 40-45 % und 67-69 % bei 0.02, 0.1 und
0.5 mg / kg Körpergewicht pro Tag). Fünfzehn Tage nach der letzten Exposition war
die Hemmung vollständig aufgehoben. Bei der höchsten geprüften Dosis (0.5 mg / kg
Körpergewicht pro Tag) war jedoch während der Behandlungsphase eine leichte,
statistisch signifikante Abnahme der TSH-Konzentration (Thyreoidea-stimulierendes
Hormon) in den morgens entnommenen Blutproben festzustellen.
2.3.2 Risikogruppen für verminderte Jodidaufnahme
Die Studie von Greer et al. (2002) wurde an gesunden, klinisch euthyreoten, d. h.
eine normale Schilddrüsenfunktion aufweisenden Erwachsenen, durchgeführt.
Entsprechende Untersuchungen für empfindlichere Subpopulationen liegen zurzeit
nicht
vor.
Hierzu
zählen
Personen
mit
bereits
bestehenden
Schilddrüsenerkrankungen, mit bestehendem Jodmangel sowie Kinder (BfR, 2013a).
Insbesondere bei Kindern kann durch den Verzehr von Lebensmitteln, die Perchlorat
in
erhöhten
Dosen
enthalten,
eine
gesundheitliche
Beeinflussung
nicht
ausgeschlossen werden (LUFA NRW, 2013). Eine weitere kritische Gruppe sind
Schwangere,
die
bereits
eine
manifeste
oder
subklinische
Schilddrüsenfunktionsstörung aufweisen (BfR, 2013a).
Nach Hampel et al. (2005) und Thamm et al. (2007) leidet etwa ein Drittel der
Bevölkerung
in
Unterversorgung.
Deutschland
Besonders
Schilddrüsenhormone
aber
an
für
einer
unterschiedlich
Föten
entscheidend
10
für
und
ein
bei
ausgeprägten
Jodid-
Kleinkindern
sind
normales Wachstum
und
Entwicklung des zentralen Nervensystems (MPA, 2013). Schilddrüsenhormone
spielen eine entscheidende Rolle bei der frühkindlichen Entwicklung, insbesondere
bei der Hirnentwicklung. Hierbei können auch vorübergehende Schwankungen zu
permanenten Effekten führen (BfR, 2013a).
3 Analytik
3.1 Auswahl des Probenmaterials
Am häufigsten werden Untersuchungen des Trinkwassers und von Bodenproben auf
Perchlorate vorgenommen. Es gibt aber auch einige Studien zum Auftreten von
Perchloraten in Lebensmitteln (Hepperle et al., 2013). Die Rückstände von
Perchloraten sind innerhalb eines Lebensmittels nicht gleich verteilt. Die einzelnen
Einheiten einer Frucht (Obst und Gemüse) können gegenüber der Expositionsquelle
unterschiedlich stark exponiert gewesen sein (z. B. bei teilweiser Abschirmung durch
Blattwerk). Gründe für die Variabilität können auch natürliche Unterschiede des
Pflanzenwuchses, der Fruchtgröße oder des Wassergehaltes sein oder durch die
Sortierung von Produkten unterschiedlicher Erzeuger verursacht werden. Die
Rückstandsanalysen werden in der Regel immer an so genannten Mischproben
durchgeführt. Bei Proben mit nicht essbarer Schale sollten sowohl die Schale als
auch das Fruchtfleisch untersucht werden. Die Beurteilung der Einhaltung
gesetzlicher Vorgaben, also z. B. der Einhaltung von Rückstandshöchstgehalten
oder Richtwerten, stützt sich auf die gemessene, gemittelte Konzentration,
wohingegen man bei der Risikobewertung immer den kritischsten realistischen Fall
zu berücksichtigen hat (BfR, 2013a). Darüber hinaus müssen bei der Beurteilung
auch die Verzehrgewohnheiten der Konsumenten mit einbezogen werden.
3.2 Nachweismethoden für Perchlorate
Der Nachweis von Perchloraten im kritischen ppb-Bereich erfordert ein aufwendiges
und
anspruchsvolles
Laborinstrumentarium
(Gertsch
et
al.,
2012).
Ionenchromatographie, meistens verbunden mit Leitfähigkeitsmessungen, ist die
Methode der Wahl, um Perchlorate zu bestimmen. Die United States Environmental
Protection
Agency
(US
EPA)
bezieht
11
sich
bei
der
Bestimmung
des
Perchloratgehaltes in Trinkwasser auf die Labormethode Nr. 314.0, mit Stand vom
November 1999. Andere mögliche Methoden, um das Zielanion zu analysieren sind
Photometrie, Potentiometrie, Elektrophorese, Atomabsorptionsspektrometrie und die
Raman-Spektrometrie. In den letzten Jahren tendierten die Wissenschaftler zur
Entwicklung von miteinander verbundenen Methoden, die eine Ionen- oder
Flüssigchromatographie gekoppelt mit einer massenspektrometrischen Detektion
verwenden (Hepperle et al., 2013). Durch die Analyse der Isotopenverhältnisse kann
zwischen Perchlorat aus industrieller Herstellung und von natürlichem Ursprung
unterschieden werden (MPA Eberswalde).
Rückstände von Perchlorat in Frischgemüse und Frischobst lassen sich nicht mit der
zur Bestimmung vieler Pflanzenschutzmittelwirkstoffe bekannten QuEChERSMultimethode bestimmen und müssen daher mit speziellen Einzelmethoden
nachgewiesen werden (Institut Kirchhoff, MPA Eberswalde, synlab GmbH). Aus
diesem
Grund
wurde
eine
vom
CVUA
Stuttgart;
EU-Referenzlabor
für
Einzelmethoden in der Rückstandsanalytik, veröffentlichte Bestimmungsmethode als
Referenzmethode etabliert (Institut Kirchhoff, LUFA NRW). Es handelt sich hierbei
um
ein
Modul der QuPPe-Methode1,
d. h. um
eine
Schnellmethode
zur
Rückstandsanalyse zahlreicher hochpolarer Pestizide in Lebensmitteln pflanzlichen
Ursprungs durch Extraktion mit Methanol und LC-MS/MS Bestimmung. Bei der
Untersuchung handelt es sich um eine europaweit einheitliche Analysemethode
(ÖKO-Test, 2013). Mit dieser Methode lassen sich Perchlorat-Rückstände in allen
pflanzlichen Lebensmitteln sehr genau quantifizieren (LUFA NRW).
3.3 Ablauf der Laboranalyse
Das CVUAS analysierte zahlreiche Proben pflanzlichen Ursprungs auf Perchlorat
unter Anwendung der genannten QuPPe-Methode. Die zu untersuchenden frischen
Lebensmittel wurden zunächst zerkleinert und tiefgefroren bei -18 °C. Anschließend
wurden die Proben mit Trockeneis zermahlen und bei -18 °C gelagert. Darauf folgte
1
Testmethode: QuPPe-Method, LC-Method 1.3, EURL-SRM, Version 7, Year 2012 (Quick Method for the Analysis of Residues
of numerous Highly Polar Pesticides in Foods of Plant Origin involving Simultaneous Extraction with Methanol and LC-MS/MS
Determination)
12
eine einfache Extraktion mit Methanol, dem sich eine Filtration des Extraktes
anschloss. Die Extrakte wurden dann mittels LC-MS/MS ohne einen weiteren
Aufreinigungsschritt direkt analysiert. Die eigentliche Rückstandsanalyse erfolgte
über eine Flüssigchromatographie mit einem Agilent 1200 HPLC System (Agilent,
Waldbronn, Germany) und eine Triple-Quadrupol-Massenspektrometrie mit dem API
5500 Q-Trap (ABSCIEX, Darmstadt, Germany). Zur chromatographischen Trennung
der Substanzen wurde eine poröse graphitische Kohlenstoffsäule eingesetzt. Das
Perchlorat zeigte einen schmalen, aber gut ausgeprägten Peak nach einer
Verweilzeit von 12,2 Minuten. Die Nachweisgrenze wurde bei 0,002 mg / kg für Äpfel,
Gerste, Orangen und Tomaten-Mischproben angesetzt. Die Methode wurde für
Proben aus Äpfeln und Gerste validiert (Hepperle et al., 2013).
Am
Institut
Kirchhoff
wird
das
homogenisierte
Probenmaterial
mit
einem
isotopenmarkierten, internen Standard versetzt und mit angesäuertem Methanol
extrahiert. Nach Auftrennung mittels HPLC an einer Spezialphase wird das
Perchlorat
nach
Elektrospray-Ionisation
mittels
Massenspektrometrie
anhand
charakteristischer Zerfälle der Quasimolekülionen bestimmt. Die Quantifizierung an
der LC-MS/MS erfolgt dabei über einen vor der Extraktion zugegebenen
isotopenmarkierten, internen Standard (Institut Kirchhoff, synlab GmbH).
3.4 Schnelltests
3.4.1 Schnelltest auf Partikelbasis
Als Schnelltest für Polizei und Militär bietet die Firma Field Forensics Inc. das
Produkt E.L.I.T.E.™-EL100 zum Nachweis von Sprengstoffen an. In Deutschland
wird das genannte Produkt von der Firma compositionX GmbH, mit Sitz in Vettweiß,
vertrieben.
Laut
partikelbasierten
Hersteller
Test
zur
handelt
Detektion
es
sich
von
bei
dem
aromatischen,
Produkt
um
aliphatischen
einen
und
anorganischen Sprengstoffen. Mit dem Test-Kit lassen sich über 40 Sprengstoffarten
in jeglicher Mischung und in kleinsten Mengen (d. h. auch im Nanogrammbereich)
nachweisen. Bereits nach wenigen Sekunden ist ein Ergebnis sichtbar; bei geringer
Fehlalarmrate und bei hoher Sensitivität. Der Schnelltest zeichnet sich durch
13
folgende
Eigenschaften
Handhabung
und
mit
aus:
ohne
einer
Vorbereitungszeit
langen
Lagerfähigkeit
einsetzbar,
in
einem
einfache
weiten
Temperaturspektrum. Als Ergänzung zum beschriebenen Test-Kit kann für den
Nachweis von Chloraten und Perchloraten der zusätzliche Teststift E.L.I.T.E.™CH/PER eingesetzt werden. Für letztgenannten Teststift steht aber die Zulassung
durch deutsche Behörden noch aus.
Abbildung 3: E.L.I.T.E. CH/PER - Sprengstoffschnelltest für Chlorate und Perchlorate
(Quelle: compositionX GmbH)
Abbildung 4: E.L.I.T.E. EL 100 – Sprengstoffschnelltest zum Nachweis von über 40
aromatischen, aliphatischen und anorganischen Sprengstoffarten (Quelle: compositionX
GmbH)
14
3.4.2 Detektion mit Hilfe von optischen Sensoren
An der Universität von Cincinnati (Connick, W.) wurde ein tragbarer, optischer
Anionen-Sensor entwickelt, der in Gegenwart von Anionen ein Lichtsignal erzeugt
und eine schnelle vor Ort Bestimmung von Perchlorat ermöglicht. Der Sensor, der
sich durch seine hohe Selektivität auszeichnet, kann Perchlorat in Lösungen, wie
zum Beispiel in Milch, Oberflächen- und Grundwasser, nachweisen. Ein Nachweis ist
auch in anderen wässrigen Lösungen, die zusätzlich Phosphate, Sulfate, Nitrate,
Carbonate, Chloride, Bromide, Iodide und Fluoride enthalten, möglich. Der Sensor
ermöglicht eine eindeutige Erfassung bis zu einem Grenzwert von 0,1 ppb. Laut
Erfinder handelt es sich um ein günstiges Sensormaterial. Darüber hinaus enthält
das Gerät keine aufwendige Elektronik und es sind auch keine zusätzlichen
Laboranalysen notwendig. Weil der Sensor eine Farbantwort produziert, kann er
ähnlich
wie
pH-Wert-Papier verwendet
werden.
Es handelt sich
bei der
angesprochenen Methode um ein kolorimetrisches-Lumineszenz-Verfahren.
3.4.3 Detektion mit Hilfe von Leitfähigkeitsmessungen
Gertsch et al. (2012) haben einen „Lab-on-a-Chip“-Sensor entwickelt, um Perchlorate
in Grund- und Oberflächenwasser zu überwachen. Hierbei handelt es sich um ein
Gerät,
das
Leitfähigkeitsmessungen
durchführt
und
einen
zwitterionischen,
oberflächenaktiven Stoff verwendet, um Perchlorate selektiv aus der Probe
herauszulösen und zu bestimmen. Mit Hilfe dieses Messverfahrens, das auf einer
Mikrochip-basierten Kapillarelektrophorese beruht, können Perchloratgehalte bis zu
einem Wert von 3,4±1,8 ppb in der Standardlösung und bis zu 5,6±1,7 ppb in
Trinkwasser nachgewiesen werden. Die Methodik reduziert nachweislich die
Analysedauer und den Reagenzienverbrauch.
15
Abbildung 5: Lab-on-a-Chip als Sensor zur Bestimmung des Perchloratgehaltes in Grundund Oberflächenwasser (Quelle: SERDP)
Abbildung 6: Mikrochip-Design des Lab-on-a-Chip-Sensors (Quelle: SERDP)
3.5 Beispiele für Labore, die Rückstandsanalysen durchführen können
GALAB Laboratories, Geesthacht
MPA, Eberswalde
Institut Kirchhoff Berlin GmbH, Berlin
ifp Institut für Produktqualität GmbH, Berlin
synlab Umweltinstitut GmbH, Stuttgart
synlab Services GmbH, Augsburg
Labore der LUFA
16
4 Fazit
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nicht abschließend geklärt, wie Perchlorat in
Lebensmittel gelangen kann und welche gefährlichen Eigenschaften das Perchlorat
besitzt (BfR, 2013a). Perchlorate sind derzeit weder als Pflanzenschutzmittel- noch
Biozid-Wirkstoffe zugelassen oder genehmigt (BfR, 2013a). Perchlorat ist daher nicht
in der Rückstands-Verordnung (EG) Nr. 396/2005 geregelt, so dass für Perchlorat in
Lebensmitteln kein gesetzlicher Rückstandshöchstgehalt festgelegt ist (LUFA NRW).
Lebensmittel, die in den Verkauf gelangen, dürfen jedoch kein gesundheitliches
Risiko für den Verbraucher darstellen (BfR, 2013a). Das BfR empfiehlt, die für die
Bewertung von Pflanzenschutzmittelrückständen üblichen Verfahren (EFSA-PRIMoModell) anzuwenden, solange die Auswertung der Eintragspfade noch nicht
abgeschlossen ist (BfR, 2013a). Zur toxikologischen Beurteilung greift das BfR im
Moment auf Bewertungen der National Academy of Sciences (NAS), des Joint
FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA) und der United States
Environmental Protection Agency (US EPA) zurück. Das BfR empfiehlt deshalb, bei
der gesundheitlichen Risikobewertung, den von der JECFA abgeleiteten PMTDIGrenzwert (PMTDI = provisional maximum tolerable daily intake / vorläufige
maximale tägliche Aufnahmemenge) von 0.01 mg / kg Körpergewicht und Tag als
Basis für eine akute Risikobewertung zu verwenden (BfR, 2013a). Sofern die
Ausschöpfung
des
PMTDI
unter
Beeinträchtigung
von
Verbrauchern
ausgeschlossen.
Liegt
sie
über
100 %
liegt,
durch
100 %,
ist
eine
gesundheitliche
Perchlorat-Rückstände
kann
eine
praktisch
Beeinträchtigung
nicht
ausgeschlossen werden. Die EPA (US Environmental Protection Agency) hat
außerdem eine „Interim Drinking Water Health Advisory“ von 15 µg / l Trinkwasser
aufgestellt bei gleichzeitig existierenden Bestrebungen, diesen Wert weiter zu senken
(MPA Eberswalde). Generell ist eine Betrachtung der möglichen Beeinträchtigung
nach langfristiger Exposition auf Basis von Einzelfunden nicht geeignet, da diese
kein repräsentatives Bild der durchschnittlichen Gehalte in Lebensmitteln liefern (BfR,
2013a). Darüber hinaus empfiehlt das BfR, durch geeignete Maßnahmen den Eintrag
von Perchlorat in Nahrungsmittel zu reduzieren (BfR, 2013b). Dazu soll einerseits der
Perchloratgehalt in Düngemitteln durch ein Monitoringprogramm überwacht werden.
17
Andererseits soll überprüft werden, ob eine mögliche illegale Anwendung von
Perchlorat bei der Desinfektion von Lebensmitteln stattgefunden hat (BfR, 2013b).
5 Quellenverzeichnis
ANALYTIK NEWS, Meldung vom 25.07.2013: Kontamination von pflanzlichen
Lebensmitteln mit Perchlorat. (http://www.analytik-news.de/Fachartikel/2013/38.html)
Bergmann, H., Rollin, J., Czichos, C., Römer, D. (2007): Perchloratanalyse in der
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