Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Symptome der Depression Fortbildung 14.04.2016 Dr. Michaela Harzke Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Ablauf 1. Symptomatik 2. Diagnosestellung/Symptome 3. Symptom gestörter Schlaf 4. Das Burnout-Syndrom: Häufigkeit,Stressmodelle 5. Stress an der Arbeit 6. Prävention & Behandlung des Burnout-Syndroms Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel "Alice weckte mein Interesse, als sie von ihrem Arzt in Deutschland berichtete, der ihre Depression komplett geheilt hatte. Ich denke, dieser Mann könnte mir nützlich sein, wenn mein schwarzer Hund zurückkehrt. Momentan scheint er sich ein ganzes Stück entfernt zu haben - es ist solch eine Erleichterung. Alle Farben kehren zurück.« Winston Churchill, (1874 - 1965), britischer Premierminister, in einem Brief an seine Frau Depressives Syndrom Gestörte Funktionsbereiche ICD-10 • Psychische Symptome • Psychomotorische Symptome • Somatische Symptome Dauer: min. 2 Wochen Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Emil Kraepelin (1856-1927) 1891 Heidelberg 1903 München 1917 Gründer des Forschungsinstituts für Psychiatrie Psychiatrie, Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte, 1. Bd., 6. Auflage, 1899 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Hauptkriterien ≥ 2 ≥ 2 = 3 • gedrückte depressive Stimmung • Interessenverlust, Freudlosigkeit • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit + + + Σ= 4-5 Σ= 6-7 Σ= 8-10 und und Nebenkriterien • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit • Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven • Suizidgedanken / -handlungen Symptome und 2 Wochen • Schlafstörungen • Verminderter Appetit Algorithmus 2 Diagnose depressiver Episoden nach ICD-10 Schweregrad leichte mittelgradige schwere Depressive Episode Verlaufsaspekte monophasisch rezidivierend bipolar ICD-10 F 32.xx F 33.xx F 31.xx DGPPN : S3-Leitlinie 2009 Klinische Subtypen der Depression • • • • Psychotische Symptome Erhöhtes Suizidrisiko Erhöhtes Risiko für rezidivierenden Verlauf Alter bei Beginn und Familienvorgeschichte ähnlich wie bei der nicht psychotischen depressiven Störung Wahnsymptome: typischerweise kongruent zu typisch depressiven Denkinhalten – – – – – Versagen Schuld, Versündigung Krankheit Verarmung Nihilismus Maj et al (1990), APA 1994 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Klinische Subtypen der Depression Atypische Symptome • • • • • Aufhellbarkeit der Stimmung Signifikante Gewichtszunahme oder Appetitzunahme Hypersomnie Bleierne Lähmung Lange bestehendes Muster für Empfindlichkeit gegenüber zwischenmenschlichen Zurückweisungen, was zu einer ausgeprägten sozialen oder beruflichen Beeinträchtigung führt American Psychiatric Association (1994) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Subtyp der Depression ? Alter • Involutionsdepression (Emil Kraepelin 1910) • Unterform der unipolaren Depression (ICD-9) • Spätdepression: Erstmanifestation nach dem 45. Lebensjahr • Altersdepression: Erstmanifestation nach dem 60. Lebensjahr • Heute: Depression im Alter Lehrbuch für Psychiatrie, Kraepelin 1910; ICD-9, WHO 1982; ICD-10, WHO 1994 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Somatische Symptome korrelieren mit der Diagnose Depression Depressed Patients (%) 80 60 60 44 40 23 20 Increasing number of somatic symptoms are correlated with an increasing risk of depression 12 2 0 0-1 2-3 4-5 6-8 9+ Number of somatic symptoms N=1000 Kroenke K et al. Arch Fam Med. 1994;3:774-779 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Depression hat viele Gesichter Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen sind häufig die ersten Symptome die auftreten und die letzten die verschwinden Gestörter Schlaf Schlaf ist ein Zustand der äußeren Ruhe bei Menschen und Tieren Evolution: Erdrotation unveränderlicher Rhythmus, Pflanzen, Einzeller richten metabolischen Aktivität nach Sonnenstand. Informationsspeicherung? Regenerative Hypothese: Erholung, nicht alle Organfunktionen ausgeschaltet, Schlaf fördert Wundheilung, Wachstumshormon, Stoffwechselrate, nach Winterschlaf noch Erholungsschlaf Ontogenese: REM-Schlaf bei Neugeborenen, Schlafmangel führt zu Verhaltensstörungen bei Neugeborenen, warum brauchen Erwachsene auch REM-Schlaf’ Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Verteilung der Schlafdauer in der Bevölkerung (in Müller & Paterok, 2010) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Insomnie als Prädiktor für Depression (Baglioni et al.: J of Affective Disorders 2011) OR: 2.10 Wie sich selber schützen Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout = Zustand der totalen Erschöpfung Keine Krankheitskategorie Keine diagnostischen Leitlinien Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Herbert J. Freudenberger Beschreibt ca. 1974 erstmals Zustand des Ausgebranntseins bei Pflegenden in Einrichtungen für Drogenkranke Patienten in den USA. “a state of mental and physical exhaustion caused by one's professional life" Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout-Syndrom: Arbeitspsychologisches Konzept › Emotionale und körperliche Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit › Gleichgültige, negative und zynische Haltung gegenüber der Arbeit und Mitmenschen (Depersonalisation) › Überzeugung, beruflich versagt zu haben und überfordert zu sein (Nach Maslach und Jackson 1981) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout: Weitere Symptome Schlafstörungen Müdigkeit Reizbarkeit Freudlosigkeit Konzentrationsstörungen Schmerzsyndrome, z.B. Rückenschmerzen Kopfschmerzen Magen-Darmstörungen Lustlosigkeit Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout: längerfristige Folgen Herz-Kreislauferkrankungen Depressive Störungen Angststörungen Schädlicher Gebrauch von Alkohol, Tabak und/oder Beruhigungsmitteln Zunahme von Arbeitsunfällen Erhöhte Infektionsanfälligkeit (z.B. für Erkältungen) Vielfältige körperliche Funktionsstörungen Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (DGPPN Positionspapier Burnout 2012) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout-Prozess und Stress Stress Burnout Depressive Symptomatik Klinische Depression 1. Erste Warnzeichen 2. Reduziertes Engagement 3. Emotionale Reaktionen 4. Abnahme von kognitiven Fähigkeiten, Motivation, Kreativität und Differenzierungsfähigkeit 5. Abflachen des emotionalen u. sozialen Lebens u. kognitiver Interessen 6. Psychosomatische Reaktionen 7. Depression und Verzweiflung Nach Burisch 2005; Shirom et al. 2005 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel 12-Phasenmodell (Freudenberger & North 1992) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Stress im Arbeitsleben Mit psychischer Belastung verbundene Arbeitssituation.[1] (Illustration von Henry Holiday aus Lewis Carrolls „The Hunting of the Snark“) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Stress + Eustress - Dysstress Fordert heraus Orientierung Aktivierung Anpassung Erholung Chronische Überforderung Mangelnde Coping-Strategien - Kontrolle meist erhalten - Neue Projekte - Zu bewältigende Herausforderungen - Oftmals keine Kontrolle - Andauernde Konflikte - Mangelnde Gratifikation Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Berufliche Gratifikationskrisen (J. Siegrist 1996) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Eustress - Dysstress Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden Dysstress Dysstress Eustress Unterforderung Überforderung Beanspruchung (nach Margraf 2006) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Privat Beruflich Körperlich •Trennung •Heirat •Ehestreit •Geburt eines Kindes •Kinder verlassen das Elternhaus •Umzug •Schwangerschaft •Schwere Krankheit oder Verletzung •Tod des Ehepartners/eines Familienangehörigen •Änderung des Einkommens/ Geldsorgen •Unsicherheit/Wechsel/Verlust des Arbeitsplatzes •Streit mit Vorgesetzten •Ärger mit Kollegen (Mobbing) •Nacht-/Schichtarbeit •Zeitmangel/Termindruck, monotone Tätigkeit •Überforderung •Lärm, Hitze, Kälte •Reizüberflutung •giftige Substanzen (chemische Stressoren) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Generelles Adaptationsmodell Hoch Die Resistenz gegenüber Stress kann nur bis zu einem gewissen Punkt aufrecht erhalten werden Stress Resistenz Sofortige Reaktion auf den Stressor Adaptation gegenüber dem Stressor Stressor tritt auf Phase 1 Alarm-Reaktion (Ressourcenmobilisierung) (Selye 1936) Phase 2 Resistenz (Stressor wird bewältigt) Phase 3 Erschöpfung (Aufgebrauchte Ressourcen) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Psychobiologische Reaktionsmuster auf Stress Anstieg 0 normal Zeit Anstieg 0 krankhaft Zeit Anstieg 0 deutlich krankhaft Zeit Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (Gesundheitsförderung Schweiz: Job-Stress-Index 2014) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (Gesundheitsförderung Schweiz: Job-Stress-Index 2014) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (Gesundheitsförderung Schweiz: Job-Stress-Index 2014) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (SECO Stressstudie 2010) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (SECO Stressstudie 2010) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Ablauf 1. Das Burnout-Syndrom 2. Depression 3. Stressmodelle 4. Stress an der Arbeit 5. Prävention & Behandlung Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Stressreduktion: Betroffene Stressmanagement Prioritäten setzen Zeitmanagement Ausgleich in der Freizeit Hobbies Arbeit nicht als einzige Möglichkeit der Bestätigung Stabile Beziehungen Sport, Entspannungs- und Fitnessmethoden Genügend Schlaf Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Burnout und Sport Emotional Exhaustion t-test, p < .001 (Beck et al. 2011) 12 Wochen aerobes Ausdauerprogramm bei BurnoutBetroffenen Physical Fatigue t-test, p < .001 Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Stress und Yoga 3 Monate Yoga bei Frauen mit subjektiv hohem Stressniveau (Michalsen et al. 2012) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel (SECO Stressstudie 2010) Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel Unterstützungangebote S-Tool, das Stress-Barometer für Unternehmen: www.s-tool.ch Stressabbau und -prävention am Arbeitsplatz: www.stressnostress.ch Iradis: Betriebliche Gesundheitsförderung www.iradis.ch Universitäres Partnerspital der Med. Fakultät Basel