Nächtliche Unruhe - St.Galler Demenz

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Nächtliche Unruhe
Loretta Giacopuzzi Schätti
Leiterin Pflege Gerontopsychiatrie und COEUR
Kantonale Psychiatrische Dienste-Sektor Nord, Wil
1. St.Galler Demenz-Kongress, St.Gallen, den 27.11.2013
Referatinhalt
1. Einleitung
2. Der chronobiologische Rhythmus
3. Ursachen / Empfehlungen / Pflegeinterventionen
4. Medikamente
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1. Einleitung
Jeder Mensch ist ein Individuum und hat das
Anrecht, als solches behandelt zu werden.
Ein Mensch mit einer Demenz lebt in seiner eigenen
Welt, in der die Grenzen zwischen Tag und Nacht
oft verwischt sind.
Es gibt keine Patentrezepte zur «Behandlung» der
nächtlichen Unruhe.
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2. Der chronobiologische Rhythmus
Was ist Chronobiologie?
Wissenschaft über den Verlauf biologischer Funktionen
(z.B. Schlaf)
«Innere Uhr» synchronisiert 24-Stunden-Tag-NachtRhythmus und weitere kürzere Rhythmen (12 oder 6
Std.)
Zirkadiane Rhythmen = tagesperiodische Schwankungen
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2. Der chronobiologische Rhythmus
Zirkadiane Rhythmen…
… werden endogen ausgelöst
… Basis einer Vielzahl von physiologischen und
biologischen Verhaltensvariablen
… Charakterisiert durch Periode, Amplitude und Phase
Wichtigster Rhythmus: Tag-Nacht-Zyklus
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2. Der chronobiologische Rhythmus
Beeinflusste Körperfunktionen:
•
•
•
•
•
•
Körpertemperatur
Blutdruck
Konzentrationsleistung
Lungenfunktion
Hormonausschüttung
Subjektives Schmerzempfinden
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2. Der chronobiologische Rhythmus
Grösste Schlafbereitschaft zwischen 3 und 4 Uhr morgens
gleichzeitig
Körpertemperatur↓, Konzentrationsvermögen ↓
Kreislaufstabilität ↓ ,Befindlichkeitsgefühls ↓
Vorteil:
Überbrückung physiologischer und psychologischer Tiefs
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2. Der chronobiologische Rhythmus
Einflussfaktoren auf den Schlafrhythmus
• Lichtverhältnisse (tagsüber > 300 Lux)
• Soziale Kontakte
• Körperliche Aktivitäten
• Nahrungsaufnahme
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3. Ursachen→ Empfehlungen→
Pflegeinterventionen
Psychische Ursachen der Unruhe/Agitiertheit:
• Depression → Ausschluss, Behandlung
• Einsamkeit, Langeweile → Aktivierungsangebot
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3. Ursachen→ Empfehlungen→
Pflegeinterventionen
Physiologische Ursachen:
• Infektion (Harnwegsinfekt), Schmerzen, Verstopfung
→ Ausschluss, resp. Behandlung
• Tagesform
→ Beobachtung und indiv. Entscheidung
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3. Ursachen→ Empfehlungen→
Pflegeinterventionen
Sensorisches Reizniveau:
• Überstimulierung
→ Vermeidung von Lärm, Aufregung
• Unterstimulierung
→ Gemeinschaftsaktivitäten, Hörgeräte und Brillen,
helles Licht in Aufenthaltsräumen
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3. Ursachen→ Empfehlungen→
Pflegeinterventionen
Keine Tagesstruktur
 Regelmässige Essens-, Gymnastik-,
Aktivierungszeiten,
 tgl. Spaziergang (mind. 30 Min.) im Freien,
 Kein Tagesschlaf, ausser Mittagsschlaf max. 1 Std.
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3. Ursachen→ Empfehlungen→
Pflegeinterventionen
Abendrituale:
•
•
•
•
Bettmümpfeli (Essen/Trinken)
Geschichte erzählen
Lieder singen
Abendgebet
Nachtcafé
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4. Medikamente
Wichtigste Medikamentengruppen
• Hypnotika:
Klassische Benzodiazepine
Benzondiazepin-Analoga (Z-Substanzen)
• Antidepressiva
• Antipsychotika
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4. Medikamente
Hypnotika:
Klassische Bezodiazepine
− Valium, Seresta zur Sedierung, resp. Schlafregulation
− Temesta zur Sedierung, resp. Schlafanstoss
Nebenwirkungen
Überhangeffekte, Kumulation, kognitive Störungen,
Muskel-Relaxation → Sturzgefahr, Abhängigkeit
Vorsicht bei Menschen mit einer Demenz!
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4. Medikamente
Hypnotika:
Benzodiazepin-Analoga – sog. Z-Sustanzen
− Stilnox bei Einschlafstörungen
− Imovane (Zopiclon), Stilnox CR bei
Durchschlafstörungen
Nebenwirkungen
Wie Benzodiazepine, v.a. Sturzgefahr, aber weniger
ausgeprägt
Keine kognitiven Störungen und keine
Atemdepression!
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4. Medikamente
Antidepressiva
− schlafanstossend und sedierend (z.B. Saroten)
− schlafregulierend und sedierend (Surmontil, Trittico,
Remeron)
− nur schlafregulierend, nicht sedierend (Valdoxan)
− nicht sedierend, eher schlafstörend (Cipralex,
Sertralin, Cymbalta, Efexor)
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4. Medikamente
Antipsychotika
− schlafanstossend und sedierend (Leponex)
− schlafregulierend und sedierend (Zyprexa, Seroquel,
Risperdal)
− nur schlafregulierend - evtl. Lurasidon (neu, noch
wenig Erfahrung)
− nicht sedierend (z.B. Solian, Abilify)
Nebenwirkungen
ältere Antipsychotika: kognitive Störungen
Neuere Antipsychotika: Gewichtszunahme,
cardiovaskuläre NW
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Literaturangaben:
Lind S. (2003) Demenzkranke Menschen pflegen – Grundlagen,
Strategien, Konzepte. Verlag Hans Huber, Bern.
Schwarz G. (2009) Basiswissen: Umgang mit demenzkranken
Menschen. Psychiatrie Verlag, Bonn.
Zulley J. Schlaf und Schlafstörungen aus chronologischer Sicht.
Der Allgemeinarzt 13/1994
Needham I. et al. (2011) Lehrbuch Psychiatrische Pflege.
Verlag Hans Huber, Bern.
Hemmeter U. et al, Schlafstörungen im Alter, Schweizer Archiv
für Neurologie und Psychiatrie · 2011;162(03):108-118
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