06 JB LMÜ Teil 4a_4.indd - Untersuchungsämter-BW

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Jahresbericht 2005
79
Teil IV:
Spezielle
Untersuchungsbereiche
Themen:
Krankheitserregende Mikroorganismen
80
und mikrobiologische Besonderheiten
Mykotoxine
86
Marine und Süßwasser-Biotoxine
91
Pflanzenschutzmittel und Organische
96
Kontaminanten
Pharmakologisch wirksame Stoffe
104
Lebensmittelallergene
106
Gentechnik in Lebensmitteln
110
Bestrahlung von Lebensmitteln
116
Radiochemische Untersuchungen
117
Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten
120
Dioxine und dioxinähnliche PCB
120
Schwermetalle u. toxische Spurenelemente
124
Herstellungsbedingte Kontaminanten
125
Nitrat, Nitrit und Nitrosamine
125
PAKs
126
Acrylamid
127
Furan
128
Stabilisotopen-Analytik
130
80
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Krankheitserregende Mikroorganismen und
mikrobiologische Besonderheiten
Im Jahr 2005 wurden in den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Baden-Württemberg
21 818 Proben mikrobiologisch untersucht. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben den qualitativen
und quantitativen Nachweis von Verderbnis erregenden Keimen, von Indikatorkeimen für mangelnde
Hygiene und von Keimen, die eine Lebensmittel-Infektion oder -Intoxikation auslösen können, zum Ziel.
Aufgrund der Untersuchungen wurden 8,6 % der Planproben und 27,9 % aller Anlassproben beanstandet.
1 301 Proben (6,0 %) waren aufgrund des grobsinnlichen und mikrobiologischen Untersuchungsbefundes
„nicht mehr zum menschlichen Verzehr geeignet“ oder „im Genusswert gemindert“, 63 Proben
waren geeignet, beim Verzehr durch den Menschen aufgrund ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit
gesundheitliche Schäden hervorzurufen.
Salmonellen
Listeria monocytogenes
Bacillus cereus
Potenziell gesundheitsschädliche
Lebensmittel und lebensmittelbedingte Erkrankungsfälle
Im Zusammenhang mit lebensmittelbedingten Erkran-
Grafik:
Staphylococcus aureus
Art und
Anzahl der als
Clostridium perfringens
gesundheitsgefährdend
kungen wurden im Jahr 2005 insgesamt 407 Erkran-
beurteilten
kungsfälle (Erkrankung von 1 bis zu über 100 Personen)
Proben
mit 1 664 Lebensmittelproben bearbeitet.
Insgesamt wurden 63 Lebensmittelproben als gesundheitsschädlich beurteilt, weil Erreger von Lebensmittel-Infektionen (Salmonellen, Listeria monocytogenes)
oder Lebensmittel-Intoxikationserreger (Bacillus cereus,
39
12
Staphylococcus aureus, Clostridium perfringens) nachgewiesen wurden (siehe Grafik).
Darüber hinaus gab es Lebensmittel, die aufgrund anderer, nicht unmittelbar mikrobiologischer Ursachen (hohe
8
3
1
Histamin-Gehalte, scharfkantige, spitze Fremdkörper
etc.) als gesundheitsschädlich beurteilt werden mussten. Siehe hierzu im Kapitel III Produktgruppen.
Krankheitserreger
Krankheitserregende Mikroorganismen …
Jahresbericht 2005
81
Salmonellen-Untersuchung:
Kaum Veränderungen gegenüber dem Vorjahr
Eine Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen führt in der Regel 12 bis 36
Stunden nach dem Verzehr des Lebensmittels zu Symptomen wie Kopfschmerz, Unwohlsein, Erbrechen, Leibschmerzen, Fieber bis ca. 38 ° C
und Durchfall. Die Schwere der Erkrankung ist bei Kleinkindern und alten
Menschen am ausgeprägtesten.
Von 10 431 Untersuchungen auf Salmonellen verliefen 133 (= 1,3 %) positiv. Erwartungsgemäß wurden aus Geflügelfleisch am häufigsten Salmonellen nachgewiesen, und zwar in 37 Fällen (= 10,1 % aller Geflügelfleischproben). Dies ist gegenüber
dem Vorjahr (9,1 %) keine erhebliche Veränderung.
Salmonellen positiv
Geflügelfleisch
2001
2002
2003
2004
2005
15,5 %
14,7 %
17,6 %
9,1 %
10,1 %
Tabelle:
Anteil von rohen
Geflügelfleischproben mit positi-
Der Schneebesen war schuld!
Ungesunder Feinkostsalat
Rohe Eier in Speisen – immer ein
Risiko!
In einem Altenpflegeheim erkrankten
Ein Ehepaar erkrankte einen Tag nach-
seit Mitte August 2005 wiederholt
dem es in einer Gaststätte einen „Ita-
Nach dem Verzehr von Speisen in
Bewohner an den Symptomen einer
lienischen Salat“ bzw. einen „Nizza-
einer Gaststätte traten zahlreiche Er-
Salmonellenvergiftung. Über einen
salat“ gegessen hatte. Die hiervon
krankungsfälle mit den Symptomen
Zeitraum von ca. 4 Wochen waren ins-
in Kenntnis gesetzte Lebensmittel-
Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerz
gesamt 30 Personen erkrankt. Bei 18
überwachungsbehörde führte eine
und Fieber auf. Zwei Personen wur-
Personen konnten Salmonellen (Se-
Betriebskontrolle durch und entnahm
den stationär behandelt. Bei ihnen
rotyp Salmonella Enteritidis) im Stuhl
verschiedene Zutaten zur Feinkostsa-
wurden im Stuhl Salmonellen nachge-
nachgewiesen werden.
lat-Herstellung als Proben zur Untersu-
wiesen. Allen Erkrankten war gemein-
Wiederholte Untersuchungen aller
chung. Im Labor wurden gleich in 3 der
sam, dass Spätzle Bestandteil ihres
Lebensmittel-Rückstellproben aus
Salatzutaten Salmonellen (Salmonella
Essens in der Gaststätte war. Ein noch
der Altenheimküche ergaben immer
Enteritidis) nachgewiesen: in Karotten,
vorhandener Rest der Spätzle wurde
wieder den Nachweis von Salmonel-
Rotkohl und geschnittenem Käse. Da
zur Untersuchung eingeschickt. Mit-
len in den Quarkspeisen aus der „kal-
Feinkostsalate keinem keimabtöten-
hilfe der mikrobiologischen Untersu-
ten Küche“.
den Verfahren unterworfen werden,
chung wurden Salmonellen (Salmo-
Auf der Suche nach der Ursache der
überleben Salmonellen, die mit dem
nella Enteritidis) nachgewiesen. Wie
wiederholten Salmonellenkontamina-
Ausgangsmaterial eingebracht wer-
die Nachforschungen ergaben, waren
tionen wurden in der Küche die zur
den, den Herstellungsvorgang und
die Spätzle unter Verwendung roher
Herstellung der Quarkspeisen ver-
machen das Lebensmittel potenziell
Eier hergestellt und unsachgemäß (zu
wendeten Gerätschaften überprüft.
gesundheitsschädlich. Dass gleich in
lange) zwischengelagert worden.
Dabei fiel der Verdacht auf den defek-
drei verschiedenen Lebensmitteln zur
Vermutlich stammten die Salmonellen
ten Schneebesen einer Küchenma-
Salatherstellung Salmonellen nachge-
aus den zur Spätzle-Herstellung ver-
schine. In einem Hohlraum im Schaft,
wiesen wurden, kann als Hinweis auf
wendeten rohen Eiern.
der durch das Entfernen eines defek-
eine ungenügende Betriebshygiene
Der Fall macht deutlich, dass beim Ko-
ten Schneebesendrahtes entstanden
und / oder Personalhygiene gelten.
chen von Spätzle bisweilen die erreich-
war, befanden sich alte Speisereste.
Auch konnte ein Salmonellenaus-
ten Temperaturen nicht ausreichen,
Von diesem Bereich wurde eine Tup-
scheider unter den im Küchenbereich
um die über die rohen Eier eingebrach-
ferprobe entnommen. Die Untersu-
beschäftigten Personen nicht ausge-
ten Salmonellen mit Sicherheit abzutö-
chung dieser Probe verlief positiv: Es
schlossen werden, weshalb die Unter-
ten. Auch das erneute Aufwärmen vor
wurde Salmonella Enteritidis nachge-
suchung von Stuhlproben dieses Per-
dem Servieren vermag die Salmonel-
wiesen. Offenbar waren von diesem
sonenkreises zweckmäßig erschien.
len nicht mit Sicherheit abzutöten.
Schneebesen, der sich aufgrund der
Beschädigung nicht mehr gründlich
reinigen ließ, immer wieder die Quarkspeisen mit Salmonellen kontaminiert
worden.
ven Salmonellenbefunden
in den Jahren
2001 bis 2005
Lebensmittelüberwachung BW
82
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Listerien-Untersuchung – Räucherfisch immer noch auffällig
Listerien sind in der Umwelt weit verbreitet. Sie sind typische Erdkeime, kommen aber
auch in Abwasser und anderen Feuchtbiotopen vor. Der Nachweis von Listerien in Lebensmittelbetrieben ist ein Hinweis auf mangelnde Betriebshygiene. Listeria monocytogenes
ist der Erreger der bei Menschen und Tieren vorkommenden Erkrankung Listeriose. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit
geschwächter Immunabwehr. Gemäß Artikel 3 Abs. 1 in Verbindung mit
Anhang 1, Kapitel 1 Nr. 1.2. und 1.3. der VO (EG) Nr. 2073 / 2005 dürfen in
den Verkehr gebrachte Lebensmittel während der Haltbarkeitsdauer
nicht mehr als 100 KbE Listeria monocytogenes pro Gramm enthalten. Die Lebensmittel gelten als nicht sicher im Sinne von Artikel 14
Abs. 2b der VO (EG) Nr. 178 / 2002, wenn dieser Grenzwert überschritten wird.
Bei 9 686 untersuchten Proben
verpackten Brühwürsten. Im Zusammenhang damit dürf-
waren Listerien 393 mal (4,1 %)
ten auch die häufigen Listerien-Befunde in Feinkostsalaten
nachweisbar. Dabei handelte es
stehen. Fast alle der betroffenen Feinkostsalate enthielten
sich in 157 Fällen (1,6 % der Pro-
Brühwurstbrät. Die Vermutung liegt nahe, dass zumindest
ben) um Listeria monocytogenes.
in einigen dieser Fälle Brühwurstbrät die Kontaminations-
Die Listeria-monocytogenes-Nachweis-
quelle war.
rate lag damit auf dem gleichen Niveau wie im
Vorjahr (2004: 1,6 % der Proben).
Die meisten positiven Befunde gab es wieder bei Fischerzeugnissen, wobei vor allen vakuumverpackte Fischwaren wie geräucherte Forellenfilets, Räucherlachs und
Graved Lachs auffällig waren. Dabei konzentrierten sich
Erzeugnisse mit höheren Listeriengehalten auf wenige
Hersteller. Dies lässt auf Mängel in der Betriebs- und Produktionshygiene der betroffenen Hersteller schließen.
Viele positive Nachweise von Listeria monocytogenes gab
es auch bei streichfähigen Rohwürsten, insbesondere bei
Zwiebelmettwürsten und Teewürsten, die nur unvollständig und schnell gereift waren. In sachgerecht hergestellten
und gereiften Rohwürsten hingegen finden Listerien durch
die vorhandenen Hürden (Säuerung, aw-Wert-Absenkung,
Natriumnitrit-Zusatz) keine ausreichenden Lebensbedingungen.
Dagegen sind die Lebensbedingungen für Listerien bei
Brühwürsten in Vakuumpackungen hervorragend. Das
Wachstum von Listerien wird im sauerstoffarmen Milieu
der Fertigpackung nicht gehemmt. Dies stellt einen Vorteil
gegenüber der obligat aeroben Konkurrenzflora dar und
erklärt die zahlreichen Listerien-Nachweise bei vakuumTabelle:
Am häufigsten mit
Listeria monocytogenes kontaminierte Lebensmittel 2005
Lebensmittel
Listeria monocytogenes positiv (Anzahl Proben)
Fisch und Fischerzeugnisse, v. a. vakuumverpackter Räucherfisch
61
Frischfleisch (ohne Geflügel)
19
Stabilisierte Fleischerzeugnisse, v. a. Zwiebelmettwurst, Teewurst
17
Erhitzte Fleischerzeugnisse, v. a. verpackter Brühwurstaufschnitt
12
Feinkostsalate
11
Hackfleisch, Hackfleischerzeugnisse, roh
9
Geflügelfleisch, roh
6
Milch, Milcherzeugnisse, v. a. Weichkäse
Sonstige
6
16
Krankheitserregende Mikroorganismen …
Jahresbericht 2005
Bacillus-cereus-Untersuchungen
Bacillus cereus ist ein Umweltkeim, aber auch ein potenzieller Lebensmittelvergifter und Enterotoxinbildner, dessen unterschiedliche Toxine
entweder Durchfall (Diarrhoe-Toxin) oder Übelkeit und gelegentlich Erbrechen (emetisches Toxin) hervorrufen.
Lebensmittelvergiftung durch Reis
Ca. 6 Stunden nach dem Verzehr einer
Reiszubereitung mit Hähnchenfleisch,
die von einem Pizza-Service geliefert
Zur Auslösung einer Lebensmittelver-
wurden Bacillus-cereus-Keime in ei-
worden war, klagten drei Personen
giftung durch Bacillus cereus werden
ner Größenordnung von jeweils ca.
über Übelkeit und Erbrechen.
in der Literatur Mindestkeimgehalte
104 KbE / g nachgewiesen.
Bei einer Betriebsüberprüfung wur-
zwischen 105 und 106 / g Lebensmittel
Darüber hinaus wurde in beiden Pro-
de gekochter Reis vorgefunden, der
genannt. Von der Deutschen Gesell-
ben Cereulid, das emetische Toxin von
ungekühlt in der Küche auf einem
schaft für Hygiene und Mikrobiologie
Bacillus cereus, nachgewiesen. Die
Arbeitstisch, offensichtlich schon
(DGHM) wird als Bacillus-cereus-
vom Beschwerdeführer aufgeführten
mindestens seit dem Vortag, vorrätig
Warnwert für die meisten Lebens-
Krankheitssymptome stimmten mit
gehalten wurde. Der Reis kam als Ver-
mittel eine Menge von 104 Keimen / g
dem durch dieses Toxin verursachten
dachtsprobe zur Untersuchung. Darin
angegeben.
Krankheitserscheinungen überein. Die
wurden pro Gramm 36 000 Keime
Tiramisu-Torte wurde deshalb bean-
Bacillus cereus nachgewiesen. Außer-
standet als geeignet, die menschliche
dem konnte das emetische Bacillus-
Gesundheit zu schädigen.
cereus-Toxin nachgewiesen werden.
Tiramisu-Torte mit Nebenwirkungen
In der Folge wurden als Nachprobe
Das Reisgericht wurde so als Ursa-
Erbrechen und Übelkeit waren die
eine weitere Tiramisu-Torte aus dem
che der beschriebenen Erkrankungen
Symptome eines Eiscafé-Besuchers,
betroffenen Eiscafé untersucht, au-
identifiziert.
der dort eine Tiramisu-Torte gekauft
ßerdem Kakaopulver, das zur Her-
Bacillus cereus kommt als ubiquitärer
und zu Hause bis auf einen kleinen
stellung der Torte verwendet wurde.
Keim häufig auf Reis, getrockneten
Rest verzehrt hatte. Die Beschwerden
Auch in dieser Torte wurden Bacillus
Gewürzen, Pilzen und Gemüse vor.
traten in der darauf folgenden Nacht
cereus und sein Toxin nachgewiesen.
Wird Reis nach dem Kochen mit Ba-
auf. Am folgenden Tag begab er sich in
Der Cereulid-Nachweis im Kakaopul-
cillus-cereus-Keimen rekontaminiert,
ärztliche Behandlung und überbrach-
ver verlief ebenfalls positiv. Allem An-
kann es schnell zu einer kritischen
te den Rest der Tiramisu-Torte der
schein nach waren die Tiramisu-Torten
Keimvermehrung kommen, beson-
Lebensmittelüberwachungsbehörde.
durch das Kakaopulver mit Bacillus ce-
ders wenn der Reis in ungekühltem
Zusammen mit einer im Eiscafé ent-
reus verunreinigt worden. Die Bean-
Zustand vorrätig gehalten wird. Auch
nommenen Vergleichsprobe wurde
standung des Kakaopulvers führte zu
wenn durch das Aufwärmen des Rei-
die Beschwerdeprobe zur Untersu-
einer europaweiten Rückrufaktion der
ses vor dem In-Verkehr-Bringen mög-
chung überbracht. In beiden Proben
betroffenen Charge.
licherweise noch eine Keimverminderung bewirkt wird, so lässt sich das
hitzestabile emetische Toxin hierdurch
nicht inaktivieren.
Staphylococcus-aureus-Untersuchungen
Staphylococcus aureus ist ein potenzieller Lebensmittelvergifter. Voraussetzung für eine Erkrankung ist jedoch, dass der Keim in Lebensmitteln
bestimmte Giftstoffe, so genannte Enterotoxine, bildet. Nicht alle Stämme sind in der Lage, diese Giftstoffe zu bilden.
Unbekömmliche Schweinshaxen
In einer Metzgerei wurden gebratene
Schweinshaxen gekauft, die bis auf 1
Schweinshaxe, unmittelbar darauf zu
Staphylococcus aureus kommt bei sehr vielen Menschen
Hause von 3 Personen verzehrt wurden.
im Nasen-Rachen-Raum, auf der Haut, in den Haaren, aber
Alle 3 Personen erkrankten ca. 3 Stunden später an Durch-
auch in eiternden Wunden vor. Werden Lebensmittel infol-
fall und Erbrechen. Die übrig gebliebene Schweinshaxe
ge von mangelhafter Personalhygiene mit Staphylococcus
wurde ins Untersuchungsamt verbracht. Dort konnten kei-
aureus kontaminiert und danach unsachgemäß (zu lange
ne grobsinnlichen Abweichungen festgestellt werden. Die
und / oder unzureichend gekühlt) gelagert, können sich die
mikrobiologische Untersuchung aber ergab den Nachweis
Staphylokokken massenhaft vermehren und Enterotoxin
von über 3 Millionen Keimen von Staphylococcus aureus
bilden.
pro Gramm. Mithilfe der fluoreszenz-immunologischen
Das von Staphylokokken gebildete Toxin ist hitzestabil. Es
Untersuchung wurde hitzestabiles Staphylokokken-Ente-
wird durch das Erhitzen des Lebensmittels in der Regel
rotoxin nachgewiesen. Die Tatsache, dass Staphylokok-
nicht inaktiviert.
ken in so großer Menge nachgewiesen werden konnten,
deutet darauf hin, dass die Schweinshaxen erst nach dem
83
84
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Durcherhitzen kontaminiert wurden und dass diese danach
schen Untersuchung überbracht. Die Untersuchung ergab
unsachgemäß gelagert wurden. Die Schweins-
keinen besonderen Befund, insbesondere war kein Wachs-
haxen wurden als gesundheitsschädlich
tum von Staphylococcus aureus nachweisbar. Allerdings
beanstandet.
konnte in der Probe Staphylokokken-Enterotoxin nachgewiesen werden. Das Enterotoxin von Staphylococcus
Pasta zum Erbrechen
aureus löst bereits kurz nach dem Verzehr kontaminierter
Speisen Übelkeit, Erbrechen und Magenkrämpfe aus. Die
Eine Frau hatte über Mittag von
Tatsache, dass zwar Enterotoxin, nicht jedoch keimfähige
einem Pizza-Service Lasagne
Staphylokokken in der Probe nachgewiesen wurden, belegt
geholt und diese, weil sie einen
hierbei, dass das hitzestabile Toxin offensichtlich schon vor
sauren Geschmack feststellte,
dem Garen der Lasagne im rohen Produkt gebildet worden
nicht fertiggegessen. Eine Stun-
war. Die Lasagne wurde als gesundheitsschädlich beurteilt.
de später wurde ihr übel und sie
Der Befund spricht für eklatante Fehler in der Betriebs- und
musste sich übergeben. Der Rest
Personalhygiene.
der Lasagne wurde zur mikrobiologi-
Clostridium-perfringens-Untersuchungen
Clostridium perfringens ist ein ubiquitär vorkommender Sporenbildner und in Lebensmitteln ab einer Konzentration von 106 KbE / g (KbE = Koloniebildende Einheit) ein potenzieller Lebensmittelvergifter.
Die meisten Tiere scheiden Clostridi-
stark erhöhte Keim- / Sporenzahl nicht
von Clostridium perfringens (9,4 × 106
um perfringens mit dem Fäzes aus,
unbedingt ausreichend verringert. So
KbE /g). Damit war der Schwellenwert
sodass eine Kontamination von rohem
ist eine hohe Kontamination des End-
von 106 KbE / g deutlich überschritten
Fleisch nicht ungewöhnlich ist. Konta-
produktes mit Clostridium perfringens
und Clostridium perfringens dürfte
minationsquellen für Clostridium per-
möglich.
die Ursache des geschilderten Er-
fringens sind Fäkalienspuren, Staub,
Erdboden und Abwasser.
Während des Stehenlassens von
hauptsächlich fertigen Zubereitungen
auf Fleischgrundlage bei Zimmertem-
krankungsfalles gewesen sein. Da im
Geschnetzeltes, Linsen und
Spätzle mit durchschlagender
Wirkung
vorliegenden Fall zusätzlich noch pathogene Keime in der Beilage (Spätzle mit toxinbildenden Staphylococcusaureus-Keimen, 6,5 × 105 KbE / g, so-
peratur bzw. ungenügender Kühlung
2 bis 4 Stunden nach dem Verzehr
wie Bacillus cereus, 2,2 × 106 KbE / g)
können sich die Erreger in den zu-
von „Geschnetzeltem mit Linsen und
nachgewiesen wurden, lag wohl eine
bereiteten Speisen innerhalb kurzer
Spätzle“ aus einer Metzgerei traten
multikausale Erkrankung vor. Das Er-
Zeit auf Konzentrationen von über
heftige Magenkrämpfe und starker,
gebnis der Untersuchungen spricht
10 6 KbE / g Lebensmittel vermehren.
wässriger Durchfall auf.
für erhebliche Hygienemängel in der
Eine Vermehrung findet nur unter
Restmengen des Geschnetzelten so-
Metzgerei, weshalb die zuständige Le-
anaeroben Verhältnissen statt. Die
wie der Linsen und Spätzle wurden
bensmittelüberwachungsbehörde den
Sporen sind teilweise hitzeresistent.
sichergestellt. Die Untersuchung des
Betrieb umgehend einer gründlichen
Durch erneutes Aufwärmen wird die
Geschnetzelten ergab den Nachweis
Hygieneüberprüfung unterzog.
Campylobacter-Untersuchungen
Thermophile Campylobacter-Keime (C. jejuni, C. coli und C. lari) sind Verursacher von lebensmittelbedingten
Darminfektionen. Laut Angaben des Robert-Koch-Institutes wurden im Jahr 2005 über 61 000 CampylobacterEnteritiden gemeldet. Als Hauptquellen gelten tierische Lebensmittel, insbesondere Geflügelprodukte.
So wurden auch nach unseren Untersuchungen in 70 von
ursacher nachgewiesen werden. Dies mag vor allem daran
151 Geflügelfleischprodukten thermophile Campylobacter
liegen, dass die ersten Krankheitserscheinungen (Durchfall,
nachgewiesen (37 %).
Erbrechen, Fieber) meist erst nach mehreren Tagen auftre-
Insgesamt wurden 1 477 Lebensmittelproben auf thermo-
ten und das infektionsauslösende Lebensmittel nicht mehr
phile Campylobacter untersucht, davon waren 120 Proben
verfügbar bzw. auffindbar ist.
(8,1 %) positiv. Dabei handelte es sich überwiegend um
Planproben. Hinsichtlich der vorgelegten Erkrankungsproben konnte Campylobacter in keinem Fall als Enteritis-Ver-
Krankheitserregende Mikroorganismen …
Jahresbericht 2005
Yersinia-enterocolitica-Untersuchungen
Nach oraler Infektion mit Yersinia enterocolitica kommt es nach einer Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen
zu akuten Magen-Darm-Störungen, deren Dauer zwischen wenigen Tagen bis Wochen variieren kann. Klinisch
treten Durchfall, kolikartiger Bauchschmerz, Fieber, Übelkeit, blutiger Stuhl sowie Entzündungen im Halsbereich auf.
Yersinien kommen im Darm von Tieren vor. Als Infektions-
immer der Pathogenitätsnachweis (mittels PCR und / oder
quelle für die humane Yersiniose spielt rohes oder nicht
kulturell) anschließen. Nur wenn pathogene Yersinia entero-
vollständig durcherhitztes Schweinefleisch (Hackfleisch
colitica nachgewiesen werden, kann ein Gesundheitsrisiko
und Rohwürste) die größte Rolle. Als Ursache für die Kon-
vermutet werden.
tamination des Fleisches gelten einzelne, hygienisch pro-
Im Berichtszeitraum wurden 177 Untersuchungen, über-
blematische Verfahrensschritte beim Schlachtprozess und
wiegend bei rohem Schweinefleisch, auf Yersinia ente-
in der Verarbeitung.
rocolitica durchgeführt. Auch wenn die Untersuchungen
Für den Menschen sind nur ganz bestimmte Serotypen
vereinzelt zu positiven Befunden führten, verlief der Pa-
pathogen. Deshalb muss sich dem Yersinien-Nachweis
thogenitätsnachweis in allen Fällen negativ.
Norovirus-Untersuchungen
Noroviren sind hoch infektiöse Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen. Das Virus wird mit dem Mund aufgenommen und führt nach einer Inkubationszeit von 1 bis 2 Tagen zu den typischen Symptomen einer NorovirusErkrankung: massives und unkontrollierbares Erbrechen und begleitend dazu sehr starker Durchfall.
Die Norovirus-Übertragung erfolgt meist von Person zu
onen meist zu Gruppenerkrankungen führen, oft in Einrich-
Person, kann aber auch durch kontaminierte Lebensmittel
tungen, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben
erfolgen. Im Patienten-Stuhl sowie in Erbrochenem sind
(z. B. Altenheime, aber auch Kreuzfahrtschiffe).
sehr hohe Viruszahlen vorhanden, wobei zum Auslösen der
Im Berichtszeitraum wurden Noroviren in keiner der unter-
Krankheit nur 10 bis 100 Viruspartikel benötigt werden. Die-
suchten 399 Lebensmittelproben, wohl aber in 2 von 95
se hohe Infektiosität in Verbindung mit der Übertragbarkeit
Hygiene-Tupferproben nachgewiesen.
von Person zu Person erklärt auch, warum Norovirus-Infekti-
Haltbarkeit von Frischfleisch in Fertigpackungen
Mit einer Schwerpunktaktion der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter im Land
zur Haltbarkeit von Fleischprodukten in Fertigpackungen wurde u. a. geprüft, ob von den
Herstellern realistische und korrekte Mindesthaltbarkeiten auf den Fertigpackungen angegeben werden. Siehe auch www.untersuchungsaemter-bw.de
Die Ergebnisse von 209 untersuchten Frischfleisch-Fertig-
Mindesthaltbarkeitsdatums immer
packungen zeigten, dass die Hersteller das anzugebende
noch einwandfrei und ohne Quali-
Mindesthaltbarkeitsdatum oft zu lange bemessen. 16 %
täts-Einbußen genusstauglich ist.
der am Ende des angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatums
Der Verbraucher muss trotz dieser Er-
untersuchten Fertigpackungen wiesen sensorische Verän-
gebnisse nicht auf Fleisch aus Fertigver-
derungen auf, die auch der Verbraucher, nach Öffnen der
packungen verzichten. Es kann im Regelfall
Packung, hätte feststellen können. Bei diesen 16 % wurden
bedenkenlos verzehrt werden. Jedoch sollte er die
zum Teil auch erhöhte Gesamtkeimzahlen gemessen. Be-
Ware möglichst rasch verarbeiten und bei der Zubereitung
reits verdorbene Produkte wurden nicht festgestellt.
darauf achten, dass das Fleisch immer durch Kochen oder
Aufgabe der Hersteller ist es, hygienische Schwachstellen
Garen vollständig durcherhitzt wird. So werden eventuell
im Produktionsprozess zu eliminieren. Dadurch kann die
vorhandene Keime abgetötet.
allgemeine mikrobielle Kontamination des Frischfleisches
eingeschränkt und auch einer Kontamination mit pathogenen Keimen wie Salmonellen und Campylobakter-Keimen
vorgebeugt werden. Gegebenenfalls muss durch eine
Verkürzung der angegebenen Mindesthaltbarkeit sichergestellt werden, dass das Frischfleisch bei Erreichen des
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86
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Mykotoxine
Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte niederer Pilze, die für Mensch, Tier und Pflanze schädlich
sind. Zwischenzeitlich sind mehr als 400 Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) bekannt, jedoch ist nur eine vergleichsweise geringe Zahl für die Lebensmittelsicherheit von Bedeutung. Zu diesen zählen die Aflatoxine,
Ochratoxin A, Patulin, die Trichothecene, die Fumonisine, Zearalenon, die Mutterkornalkaloide sowie Alternariatoxine. Sie werden beim Wachstum unterschiedlicher Pilzspezies (v. a. Penicillium-, Aspergillus-, Fusarium,
Claviceps- und Alternaria-Arten) auf Kulturpflanzen bereits auf dem Feld gebildet oder entstehen bei unsachgerechter Lagerhaltung, Verarbeitung und während des Transports von Nahrungsmitteln.
In Abhängigkeit des Toxins treten bereits in geringer Konzentration toxische Wirkungen auf (u. a. krebserregend, mutagen, allgemein haut- und zellschädigend, Nierenschäden verursachend, allgemeine Beeinträchtigung des Immunsystems). Daher wurden zwischenzeitlich für einen Großteil
der o. g. Mykotoxine in nahezu sämtlichen relevanten Lebensmitteln nationale bzw. EUweit geltende Höchstmengen erlassen. Hierbei steht nicht die akute Vergiftungsgefahr als
Gefährdungspotenzial im Mittelpunkt, sondern vielmehr die tägliche Aufnahme geringer
Dosen über einen langen Zeitraum. Mit der Festlegung und Überwachung von Grenzwerten wird das Ziel verfolgt, eine Senkung der Mykotoxin-Kontamination in Lebensmitteln auf das niedrigste, technologisch erreichbare Niveau zu erreichen, da einmal
gebildete Mykotoxine nachträglich nicht mehr aus dem Lebensmittel entfernt werden
können.
Im Berichtszeitraum wurden ca. 4 200 Toxinbestimmungen in insgesamt 2 078 Lebensmittelproben durchgeführt. Nachfolgend werden ausgewählte Untersuchungsergebnisse zusammenfassend
dargestellt.
Aflatoxine B1, B2, G1 und G2
Im Vergleich zu den Vorjahren erhöhte Belastungssi-
in feucht-warmen Klimazonen (u. a. Türkei, Iran, Brasilien;
tuation bei Schalenobst: Zerkleinerte Ware nach wie
meist aufgrund unzulänglicher Trocknungsbedingungen)
vor häufig von minderwertiger Qualität. Spitzenge-
möglich. Aus diesem Grund werden Produkte (Trocken- und
halte an Aflatoxinen wiederum in gerösteten und
Schalenobst, Gewürze) aus diesen Anbauregionen vorran-
gesalzenen Pistazien. Deutlich erhöhte Kontaminati-
gig auf Aflatoxine überprüft.
onsraten und Gehalte in Trockenfeigen. Grob vermahlener Chili häufig und vereinzelt hoch belastet.
Aflatoxine zählen zu den so genannten Lagertoxinen, d. h.
Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 841 Proben auf
Aflatoxine untersucht, in 43 % der Proben waren Aflatoxine
nachweisbar (Vorjahr 26 %). Die Höchstmenge für Aflato-
sie werden erst nach der Ernte, überwiegend durch Asper-
xin B1 wurde in 47 Proben (5,6 %) überschritten (Vorjahr
gillus-Arten (Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticus)
5,2 %). Die Anzahl an Proben, bei denen Aflatoxingehalte
gebildet. Sie gelten als die am stärksten kanzerogen wirksa-
über dem Grenzwert ermittelt wurden ist somit vergleich-
men, natürlich vorkommenden Substanzen überhaupt. Der
bar mit dem Vorjahr, jedoch hat sich der Anteil toxinhaltiger
zulässige Gehalt in Lebensmitteln für den unmittelbaren
Proben nahezu verdoppelt. Dies zeigt einmal mehr, dass
Verzehr ist daher für Aflatoxin B1 auf 2 µg / kg (Gewürze 5
die produzierenden Pilze in den entsprechenden Regio-
µg / kg) und für die Summe der Aflatoxine (B- und G-Typ) auf
nen ubiquitär vorhanden sind und sich bei entsprechen-
4 µg / kg (Gewürze 10 µg / kg) begrenzt. In Säuglings- und
den Witterungsverhältnissen schnell entwickeln können.
Kleinkindnahrung wurde mit 0,1 µg / kg eine Höchstmenge
Ursächlich sind ferner frühe Verschiffungstermine (Gefahr
im Bereich der analytischen Nachweisgrenze festgelegt.
einer unzureichenden Trocknung), schlechte Witterungsbe-
Da sämtliche Lagertoxine, jedoch insbesondere Aflatoxi-
dingungen (Regen) insbesondere während der Ernte (Zu-
ne, regelmäßig sehr inhomogen in den Erzeugnissen bzw.
nahme der Verkeimung) sowie geringere Erträge als ver-
Chargen verteilt vorliegen (in so genannten „hot spots“),
anschlagt, was zu einer unzureichenden Sortierung führen
sind entsprechende Probenahmeverfahren und Analyse-
kann. Diese Defizite können nur durch flexiblere Kontrollen
methoden für die Reproduzierbarkeit des Untersuchungs-
bei den Einfuhruntersuchungen (nach einer EU-Entschei-
ergebnisses entscheidend und daher ebenfalls auf EU-
dung wird aktuell z. B. nur jede 10. Sendung aus der Türkei
Ebene durch Richtlinien bzw. zukünftig im Rahmen einer
untersucht) sowie eine verstärkte Eigenkontrolle von Her-
EU-Verordnung geregelt.
stellern und Importeuren aufgezeigt und beseitigt werden.
Obwohl Aflatoxinbildner ubiquitär vorkommen, ist ein
Zur Minimierung der Belastung des Verbrauchers ist somit
Pilzwachstum und damit die Toxinbildung ausschließlich
die Untersuchung entsprechender Produkte (Stichproben)
Mykotoxine
Jahresbericht 2005
auch im Binnenmarkt in Verbindung mit einer verstärkten
Die oftmals mit bloßem Auge erkennbare Verschimmelung
Überprüfung der Eigenkontrollsysteme der Firmen von ent-
von Paranüssen hängt u. a. damit zusammen, dass dieses
scheidender Bedeutung.
nach dem brasilianischen Ausfuhrhafen „Para“ benannte
Im Folgenden werden auffällige Befunde ausgewählter
Produkte beispielhaft dargestellt:
Schalenobst nicht kultiviert werden kann. Die hohen Bäume
gedeihen ausschließlich in ihrer natürlichen Umgebung im
brasilianischen Regenwald, die Schalen werden beim Herabfallen oftmals beschädigt (hohe Gefahr der Pilzinfektion)
Pistazien, Pistazienpasten
Hinsichtlich einer Kontamination mit Aflatoxinen sind Pistazien (grün, geröstet) sowie die daraus hergestellten Produkte (u. a. Speiseeisgrundmassen) als besonders anfällig einzustufen. So wurden auch in 2005 die mit Abstand
höchsten Gesamtaflatoxingehalte (109 µg / kg) wiederum
in Pistazien ermittelt. Wie im Vorjahr lag die Anzahl an
Höchstmengenüberschreitungen bei 15 %. Die Kontaminationsrate ist jedoch, bei insgesamt niedrigeren mittleren
Toxingehalten, im Vergleich zum Vorjahr (25 %) auf nunmehr
und eine zeitnahe Ernte ist nur bedingt möglich, sodass sich
der Pilz im Einzelfall ausreichend entwickeln kann.
Im Berichtszeitraum waren in 17 (68 %) der untersuchten
25 Proben Paranüsse Aflatoxine nachweisbar, jedoch war
lediglich eine Probe erkennbar verschimmelt. Mit 55 µg
Gesamtaflatoxine / kg war die Höchstmenge in dieser Probe
jedoch erheblich überschritten.
Trockenobst und Gewürze
Gegenüber den Vorjahren, in denen die Kontamination von
36 % angestiegen.
getrockneten Feigen kontinuierlich zurückging (< 20 %), wa-
Pistaziengrundmassen zur Herstellung von Speiseeis wur-
ren Aflatoxine im Berichtszeitraum nunmehr in 36 % der
den bisher nur vereinzelt untersucht. Aufgrund einzelner
Proben nachweisbar. In 4 der untersuchten 56 Proben (7 %,
erhöhter Aflatoxingehalte wurden derartige Produkte im
Vorjahr 1,6 %) waren die Höchstmengen zum Teil deutlich
Berichtszeitraum verstärkt überprüft. In 19 der 23 Proben
überschritten (Maximalgehalt 47 µg Gesamtaflatoxine / kg).
(83 %; 1 Fall mit Erst- und Nachprobe) waren Aflatoxine
Diese Ergebnisse werden durch Untersuchungen der Ham-
nachweisbar; bei 3 Proben (13 %; 1 Fall mit Erst- und Nach-
burger Zollbehörden bestätigt, nach denen die Beanstan-
probe) die geltenden Höchstmengen überschritten (Maxi-
dungsquote bei türkischen Trockenfeigen im Vergleich zu
malgehalt 57 µg Aflatoxin B1 / kg). Die extrem hohe Konta-
2004 auf das Neunfache angestiegen ist. Demgegenüber
minationsrate lässt auf die Verarbeitung minderwertiger
waren Aflatoxine in keiner der 19 Proben getrockneter
Rohware schließen, was insbesondere deshalb bedenklich
Weintrauben (Rosinen, Sultaninen, Korinthen) nachweis-
ist, da Speiseeis in größeren Mengen auch von Kindern
bar.
verzehrt wird.
Am Beispiel der Trockenfeigen wird deutlich, dass eine
Kontamination mit Aflatoxinen insbesondere von den je-
Haselnüsse, Mandeln, Paranüsse
Aufgrund der häufigen Kontamination mit Aflatoxinen in
den Vorjahren wurden Haselnüsse und Mandeln (insbesondere gemahlene Ware) wiederum verstärkt überprüft. Wie
in den Vorjahren konnten Aflatoxine nahezu ausschließlich
in zerkleinerter Ware (gemahlen, gehackt, geraspelt) nachgewiesen werden. Lediglich in 3 von 25 Proben „ganzer Haselnüsse“, jedoch in 48 von 64 Proben „gemahlener Ware“
weiligen Witterungs-, Lager- und Transportbedingungen abhängt (s. o.) und somit von Jahr zu Jahr stark unterschiedlich ausfallen kann. Da nicht jede Charge im Rahmen der
Importkontrolle untersucht werden kann und zudem die zu
untersuchende Chargengröße bei der Importkontrolle das
Auffinden belasteter Anteile unwahrscheinlicher macht,
ist eine ergänzende Kontrolle im jeweiligen Binnenmarkt
unerlässlich.
(75 %) waren Aflatoxine nachweisbar, in 7 Proben war der
Gewürze (Ingwer, Kurkuma, Paprika, Chili, Pfeffer, Muskat-
Grenzwert überschritten. Hierbei ist jedoch anzumerken,
nuss) waren wiederum regelmäßig mit Aflatoxinen belas-
dass 5 der beanstandeten Proben, die als Stichproben in
tet. Mit 73 bzw. 86 % wurden hohe Kontaminationsraten
verschiedenen Verteilerzentren (d. h. unter unterschiedli-
insbesondere bei Paprikapulver und Muskatnuss festge-
chen Markennamen) erhoben wurden, der Lieferung ei-
stellt, wobei die Höchstmengen lediglich in 2 von 49 Proben
nes einzelnen Herstellers entstammten. Wenngleich mit
Paprika geringfügig überschritten waren. Demgegenüber
insgesamt niedrigeren Gehalten waren auch zerkleinerte
war Chili-Fruchtgewürz zwar etwas weniger häufig konta-
Mandeln 4 mal häufiger mit Aflatoxinen belastet, als die
miniert (51 %) jedoch wurden insgesamt deutlich höhe-
entsprechende ganze Ware.
re Aflatoxingehalte ermittelt (Mittelwert der toxinhaltigen
Nach wie vor wird zur Herstellung vermahlener Ware Scha-
Proben 8 µg Aflatoxin B1 / kg bei einer Höchstmenge von
lenobst minderwertiger Qualität verwendet. So mussten
5 µg / kg). In 8 der 49 untersuchten Proben (16 %) war die
beispielsweise von den Hamburger Zollbehörden alleine
Höchstmenge für Aflatoxin B1 deutlich überschritten.
50 % der in 2005 im Rahmen der Importkontrolle untersuchten gemahlenen Haselnüsse aus der Türkei zurückgewiesen werden.
87
Lebensmittelüberwachung BW
88
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Ochratoxin A (OTA)
Die mit Abstand höchsten Ochratoxin-A-Gehalte wurden in den bisher
Ähnlich stellt sich die Situation bei
nicht reglementierten Gewürzen ermittelt. Deutlicher Anstieg der Kon-
Getreide und Getreideprodukten für
taminationsrate bei Trockenfeigen. Weintrauben nach wie vor häufig
den unmittelbaren Verzehr sowie ins-
kontaminiert, jedoch überwiegend mit geringen Gehalten.
besondere bei Getreidebeikost für
Säuglinge dar, lediglich in einer Pro-
Abb.:
Ochratoxin A ist ein Schimmelpilzgift, welches ebenfalls
be Roggenmehl war der Grenzwert (3 µg / kg) geringfügig
Schimmelflecken,
unter unzureichenden Lagerbedingungen gebildet wird.
überschritten.
wie sie jeder
Die entsprechenden Produzenten (Penicillium- und Asper-
Demgegenüber wurden deutlich erhöhte mittlere Ochrato-
kennt
gillus-Spezies) können sich jedoch, im Gegensatz zu den
xin-A-Gehalte bei getrockneten Feigen und insbesondere
aflatoxinbildenden Spezies, auch in gemäßigtem Klima ent-
bei den bisher nicht reglementierten Gewürzen festge-
wickeln. Durch Einhaltung entsprechender Lagerbedingun-
stellt.
gen (geringe Feuchtigkeitsgehalte) kann eine Entwicklung
der Pilze und somit die Toxinbildung jedoch weitest gehend
verhindert werden.
Ochratoxin A wirkt nierentoxisch, genotoxisch (die Erbsubstanz schädigend), teratogen (Fehlbildungen erzeugend)
sowie immunsupressiv (Unterdrückung des Immunsystems). Problematisch ist zudem seine lange Halbwertszeit
im tierischen und menschlichen Organismus, d. h. nach
einem Verzehr kontaminierter Produkte wird das Toxin nur
sehr langsam aus dem Körper ausgeschieden.
Getrocknete Feigen
Die Ochratoxin-A-Gehalte in Trockenobst sind von Jahr zu
Jahr starken Schwankungen unterworfen. Insbesondere
in Abhängigkeit der Witterungsbedingungen bei der Ernte
sowie der anschließenden Trocknung und Lagerung entstehen immer wieder einzelne Schimmelpilznester, die
eine erhöhte Kontamination zur Folge haben. So ist die
Kontaminationsrate bei getrockneten Feigen im Vergleich
zum Vorjahr (35 %) im aktuellen Jahr (62 %) deutlich ange-
Aufgrund dessen wurden von der EU-Kommission Höchst-
stiegen. Diese Entwicklung konnte auch bei der Untersu-
mengen in den folgenden Lebensmitteln festgesetzt:
chung auf Aflatoxine beobachtet werden (s.o.). Mit einem
Maximalgehalt von 55 µg / kg wurde die in der nationalen
Lebensmittel
µg / kg
Mykotoxin-Höchstmengenverordnung festgelegte Höchst-
rohe Getreidekörner
5
menge bei 3 Produkten (5 %; Vorjahr 8 %) zum Teil deutlich
Getreideerzeugnisse
3
getrocknete Weintrauben
Röstkaffee
löslicher Kaffee
10
5
10
Wein und Traubensaft
2
Getreidebeikost für Säuglinge
0,5
überschritten.
Gewürze
Aufgrund der ansteigenden Ochratoxin-A-Gehalte in den
letzten Jahren wurden Gewürze im Berichtszeitraum verstärkt untersucht. Insbesondere in Ingwer, Paprika- und Chili-Fruchtgewürzen wurden Kontaminationsraten bis zu 93 %
In Ergänzung gelten darüber hinaus folgende nationalen
(Paprika) ermittelt. Auch die mittleren Ochratoxin-A-Gehal-
Höchstmengen:
te in dieser Produktgruppe haben deutlich zugenommen.
So wurde der mit Abstand höchste Ochratoxin-A-Gehalt
Lebensmittel
µg / kg
(145 µg / kg) in einer Probe Paprika-Fruchtgewürz gefunden
Trockenobst außer Weintrauben und Feigen
2
(Maximalgehalte in den Vorjahren 17 bzw. 78 µg / kg). Her-
getrocknete Feigen
8
Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 921 Lebensmittel
hinsichtlich der Einhaltung der o. g. Grenzwerte überprüft.
In 462 Proben (50 %) war das Toxin nachweisbar, im weit
überwiegenden Anteil der Proben jedoch deutlich unterhalb der jeweiligen Höchstmengen. So konnte das Toxin
in getrockneten Weintrauben zwar nach wie vor in 88 %
bis 100 % der Proben nachgewiesen werden, jedoch wurden in 98 % der Proben Gehalte unterhalb von 4 µg / kg
und somit deutlich geringere Gehalte als in den Vorjahren
ermittelt. Lediglich in einer von 63 Proben (Sultaninen) wurde ein Ochratoxin-A-Gehalt im Bereich der Höchstmenge
gemessen.
vorzuheben ist ferner, dass Paprika im aktuellen Berichtszeitraum bei vergleichsweise geringen Aflatoxingehalten
regelmäßig deutlich erhöhte Ochratoxin-A-Gehalte aufwies. Im Sinne eines umfassenden Verbraucherschutzes
erscheint daher eine baldige Festsetzung einer OchratoxinA-Höchstmenge auch für diese Produktgruppe sinnvoll.
Mykotoxine
Jahresbericht 2005
89
Fusarientoxine
Fusarientoxine (u. a. Trichothecene, Zearalenon, Fumonisine) werden von unterschiedlichen Fusarium-Arten
(u. a. Fusarium graminearum, Fusarium culmorum) in der Regel auf Getreide gebildet. Fusarien benötigen
einen vergleichsweise hohen Wassergehalt zum Wachstum und entwickeln sich daher, im Gegensatz zu den
Aflatoxin- bzw. Ochratoxin-A-Produzenten, überwiegend auf dem Feld vor der Ernte. Eine Toxinbildung ist somit in entscheidendem Maße von den klimatischen Bedingungen insbesondere während der Blüte abhängig
und damit nur bedingt beeinflussbar. Trichothecene (u. a. Deoxynivalenol) und Zearalenon treten regelmäßig
in nahezu allen Getreidesorten auf, Fumonisine finden sich fast ausschließlich in Mais.
Aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen während der
01.10.07 EU-weite Grenzwerte gelten, die zum Teil deutlich
Blüte in der Vegetationsperiode 2004 / 2005 wurde eine
über den bisherigen nationalen Höchstmengen liegen. In
Überschreitung der nationalen Höchstmengen nur im Ein-
der nachfolgenden Tabelle ist eine Auswahl der geltenden
zelfall beobachtet. In den nächsten Jahren ist unabhängig
und zukünftig geplanten, Regelungen zu Fusarientoxinen
davon mit einem weiteren Rückgang an Beanstandungen
gegenübergestellt.
zu rechnen, da ab 01.07.06 und teilweise zum 01.07.07 bzw.
Trichothecene, Zearalenon
Aufgrund der günstigen Witterungsbedingungen in der Vegetationsperi-
(28 %; u. a. Getreide, Brot, Teigwa-
ode 2004 / 2005 in Getreide- und Getreideerzeugnissen (insbes. Getreide,
ren) wurden mittlere Gehalte unter
Brot, Teigwaren und Frühstückscerealien) nur vereinzelt Überschreitun-
25 µg / kg ermittelt. Erhöhte Kontami-
gen der in Deutschland geltenden Höchstmengen für Deoxynivalenol.
nationsraten ergaben sich ausschließ-
Hohe Kontaminationsraten an Zearalenon überwiegend in Maisproduk-
lich in maishaltigen Produkten, wobei
auch hier (mit Ausnahme von Mais-
ten, höhere Gehalte jedoch ausschließlich in Maiskeimöl.
Trichothecene (Typ A: z. B. T-2 und
unter 200 µg / kg. Lediglich in 5 Pro-
HT-2-Toxin; Typ B: z. B. Deoxynivalenol
ben (Maismehl, -grieß; Weizenkörner,
und Nivalenol) hemmen die Protein-
Speisekleie aus Weizen) wurde die
biosynthese und wirken daher allge-
nationale Höchstmenge (500 µg / kg)
mein zellschädigend, wovon insbeson-
überschritten, wobei in allen anderen
dere Organe mit hohen Zellteilungs-
Lebensmittelgruppen (u. a. Teigwaren,
raten (u. a. Magen-Darmtrakt, Leber)
Brot, Frühstückscerealien) auch die er-
betroffen sind.
mittelten Maximalgehalte regelmäßig
deutlich darunterlagen.
Deoxynivalenol (DON) war, ver-
keimöl) die mittleren Gehalte deutlich
unter den geltenden Höchstmengen
lagen.
Maiskeimöl wurde im Berichtszeitraum mittels einer neu etablierten
Methodik erstmalig auf das fettlösliche Zearalenon untersucht. In allen 16
Produkten war das Toxin nachweisbar
(Median 57 µg / kg), 7 Produktionschargen eines Herstellers wiesen einen
gleichbar dem Vorjahr, in 456 (69 %)
Zearalenon (ZEA) hat eine ausge-
Gehalt über der Höchstmenge für
der insgesamt 659 Proben (Getreide,
prägte östrogene Wirkung und wird
Getreideprodukte auf (Maximalgehalt
Getreideerzeugnisse) nachweisbar,
als möglicherweise krebserregend
157 µg / kg).
jedoch überwiegend mit Gehalten
eingestuft. In 169 von 609 Proben
Toxin
Deoxynivalenol (DON)
Lebensmittel
Getreide ohne Hartweizen,
Höchstmenge (D)
Höchstmenge (EU)
bis 30.06.2006
ab 01.07.2006
in µg / kg
in µg / kg
500
1 250
Mais
500
1 750
Getreidemehl
500
750
Brot und feine Backwaren
350
500
500
2 000
(ab 01.10.2007)
Maismehl, -grieß, -schrot
500
1 000
(ab 01.10.2007)
Cornflakes
100
400
(ab 01.10.2007)
Zearalenon (ZEA)
Lebensmittel aus Mais
500
400
(ab 01.10.2007)
50
100
Getreide außer Mais
Mais (unverarbeitet)
50
200
Getreidemehl außer Mais
50
75
Maismehl, -grieß (inkl. Öl)
50
200
Aktuelle und
zukünftig geplante
Regelungen für
Fusarientoxine
Hafer und Mais
Fumonisine (Summe FB1 + FB2) Mais (unverarbeitet)
Tabelle:
(ab 01.07.2007)
(ab 01.07.2007)
(ab 01.07.2007)
(Auszug)
90
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Fumonisine
Nach dem Erlass nationaler Höchstmengen ist die Kontaminationsrate
nifikanter Rückgang der Kontaminati-
und insbesondere mittlere Belastung maisbasierender Lebensmittel mit
onsrate auf 65 % (Vorjahr 86 %) sowie
Fumonisinen, massiv zurückgegangen. Erhöhte Gehalte lediglich in ein-
insbesondere des Anteiles der Proben
zelnen Grundprodukten (Maismehl, -grieß) sowie Knabbererzeugnissen
über 500 µg / kg auf 6 % (Vorjahr 42 %)
(u. a. Tacco-Chips).
zu beobachten. So wurde die Höchstmenge in den 77 untersuchten Proben
Fumonisine stehen in Verdacht, auch beim Menschen Krebs
Maismehl und Maisgrieß lediglich in 3 Proben (4 %; Vorjahr
auslösen zu können. Aufgrund neuerer Forschungsergeb-
55 %) überschritten. Eine dieser Proben (Maisgrieß) wies
nisse sollen sie ferner für das Auftreten von Neuralrohr-
jedoch einen Spitzengehalt von 15 270 µg / kg auf. Auch
defekten sowie Fehler bei der Hirnentwicklung von Babys
in Cornflakes (36 Proben) wurde die niedrige nationale
verantwortlich sein. Sie kommen nahezu ausschließlich in
Höchstmenge (100 µg / kg) lediglich in 2 Proben überschrit-
Mais vor, und in Ländern mit einer entsprechenden Ver-
ten (Maximalgehalt 155 µg / kg).
zehrsmenge scheint ein Zusammenhang zwischen der Fumonisinbelastung von Lebensmitteln und den o. g. Missbildungen bei Neugeborenen zu bestehen.
Über die Ursachen kann spekuliert werden, neben ungünstigeren Witterungsbedingungen für die Entwicklung
entsprechender Produzenten dürfte jedoch insbesondere
Aufgrund der auffälligen Befunde in ausgewählten Mais-
das veränderte Einkaufsverhalten der Hersteller und des
produkten des Vorjahres wurden insbesondere diese Pro-
Handels für die deutlich geringere Fumonisinbelastung in
dukte (Maismehl, -grieß, Cornflakes und Tacco-Chips) im
maisbasierenden Lebensmitteln verantwortlich zeichnen.
Berichtszeitraum schwerpunktmäßig auf Fumonisine unter-
Auffällige Befunde ergaben sich lediglich in Knabbererzeug-
sucht. Interessanterweise ergab sich mit Erlass der nun-
nissen (Extruderprodukte, u. a. Tacco-Chips). Hier wurden
mehr uneingeschränkt gültigen nationalen Höchstmengen,
regelmäßig Fumonisingehalte zwischen 500 und 1 000
die jedoch absehbar durch höhere EU-Grenzwerte ersetzt
µg / kg festgestellt (Median 641 µg / kg).
werden (s.o.), ein vollständig anderes Bild. Es war ein sig-
Sonstige Mykotoxine
Für die nachfolgend angeführten Mykotoxine (Mutterkornalkaloide, Alternariatoxine) wurden bisher noch
keine Höchstmengen festgelegt. Ferner wurden bislang keine robusten, routinetauglichen Analysemethoden
beschrieben, Ergebnisse zum Vorkommen dieser Toxine liegen daher nur vereinzelt vor. So reicht z. B. im Fall
der Alternariatoxine die Datenlage derzeit nicht aus, um eine Risikoabschätzung für den Verbraucher vorzunehmen. Vor diesem Hintergrund wurden entsprechende Analyseverfahren entwickelt, im Labor etabliert und
relevante Lebensmittel zur Datenerhebung untersucht.
Mutterkornalkaloide
Belastung von Roggenmehlen der Ernte 2004 und
Nach „Guter landwirtschaftlicher Praxis“ ist der Besatz mit
2005 mit Mutterkornalkaloiden ist witterungsbedingt
Mutterkorn auf 0,05 % (entspr. 1 000 µg Alkaloide / kg) be-
deutlich zurückgegangen.
Als „Mutterkorn“ werden die Sklerotien (Überdauerungsform) eines Schlauchpilzes (Claviceps purpurea) bezeichnet, die insbesondere auf Roggen vorkommen. Der Pilz
überwuchert den Fruchtknoten und zehrt ihn schließlich
auf. Anstatt eines gesunden Kornes bilden sich dann die
länglichen, dunkelvioletten bis schwarzen, halbmondförmig gebogenen Sklerotien (Mutterkörner). Gefürchtet ist
Mutterkorn wegen seiner für den menschlichen Organismus giftigen Stoffe, der sogen. Alkaloide. Sie können
Übelkeit, Kopfschmerzen und Krämpfe auslösen. Im Falle
einer akuten Vergiftung (bei deutlich höheren Alkaloidgehalten) kommt es zum Gefäßverschluss und dadurch zu
einer Unterversorgung mit Sauerstoff in den betroffenen
Regionen.
schränkt. Dieser Richtwert wurde insbesondere in konventionell erzeugtem Roggen der Ernte 2003 oftmals überschritten. Aufgrund des trockenen Sommers fielen die Sklerotien
in diesem Erntejahr vergleichsweise klein aus und wurden
in den Mühlen nicht ausreichend abgetrennt. Aufgrund der
feuchteren Bedingungen in den folgenden Erntejahren
2004 / 2005 bildeten sich demgegenüber deutlich größere
Sklerotien aus, die problemlos über die Mühlentechnik herausgereinigt werden konnten. Somit resultierten nunmehr
in nahezu allen untersuchten Roggenmehlen mittlere Alkaloidgehalte unter 300 µg / kg. Lediglich ein Roggenmehl
(vermutlich noch aus der Ernte 2003) wies mit 3 280 µg / kg
einen deutlich erhöhten Alkaloidgehalt auf.
Der in 2004 festgestellte, deutliche Unterschied zwischen
konventionell und biologisch erzeugter Ware war aufgrund
der niedrigen Gehalte im Berichtszeitraum nur noch tendenziell ersichtlich.
Marine und Süßwasser-Biotoxine
Jahresbericht 2005
91
Alternariatoxine
Zur Bestimmung von fünf ausgewählten Alternaria-Toxinen in unter-
Die Einbindung weiterer Substanzen
schiedlichen Matrizes wurde eine LC-MS / MS-Methode entwickelt, wel-
ist in Bearbeitung.
che sich sowohl für ein schnelles Screening, aber auch zur Bestätigung
Ausgehend von einer durch das Bun-
eignet. Tenuazonsäure in allen Tomatenerzeugnissen nachweisbar.
desinstitut für Risikobewertung (BfR)
vorgenommenen Zusammenfassung
Unter den so genannten „Alternaria Toxinen“ werden eine
wurden im Berichtszeitraum 98 Apfel- und Birnenerzeug-
Reihe unterschiedlicher Verbindungen (u. a. Alternariol und
nisse, 38 Traubensäfte sowie 37 Kartoffel- und 18 Tomaten-
Tenuazonsäure) zusammengefasst, die von so genannten
erzeugnisse untersucht. In einzelnen Traubensäften waren
„Schwärzepilzen“ (Gattung Alternaria) überwiegend auf
Spuren an Alternariol (bis 13 µg / kg) sowie Tenuazonsäure
dem Feld gebildet werden. Derzeit ist die chemische Struk-
(bis 21 µg / kg) enthalten. Zwei Tomatenerzeugnisse ent-
tur von etwa 30 Alternaria-Toxinen bekannt, jedoch liegen
hielten ebenfalls Spuren an Alternariol (bis 11 µg / kg), Tenu-
nur zu 7 Substanzen wenige toxikologische Daten vor.
azonsäure wurde in allen Tomatenerzeugnissen (passiert,
Vor diesem Hintergrund wurde ein routinetaugliches LC-
Ketchup) nachgewiesen (13 bis 520 µg / kg). Weitere der
MS / MS-Verfahren zur Bestimmung von fünf unterschied-
geprüften Alternaria-Toxine waren in keinem der untersuch-
lichen Alternaria-Toxinen in diversen Matrizes entwickelt.
ten Produkte vorhanden.
Marine und Süßwasser-Biotoxine
Muscheln – zartes Fleisch in harter Schale: ungetrübte Gaumenfreude oder freudloses
Unwohlsein / freudlose Erkrankung. Eine Ursache für Muschelvergiftungen sind marine
Algentoxine.
Marine Biotoxine werden von mikro-
miniert sind, kann es zum Auftreten
skopisch kleinen, unizellulären Algen
von Magen-Darm-Beschwerden und
von meist 20 bis 200 µm Durchmes-
neurologischen Erkrankungen kom-
ser, die noch zur Photosynthese be-
men. Das Spektrum der möglichen Er-
fähigt sind, gebildet. Zu diesen Algen
krankungen reicht von Durchfall über
gehören Dinoflagellaten und Diato-
Gedächtnisverlust bis zum Tod durch
meen, die wichtigsten Vertreter des
Atemlähmung.
Phytoplanktons, das im marinen Ökosystem am Beginn der Nahrungskette
steht.
Unter günstigen Bedingungen, beeinflusst durch die Lichtintensität,
die Temperatur und den pH-Wert
des Wassers, den Salzgehalt und die
Nährstoffkonzentration, können sich
Dinoflagellaten sehr stark vermehren.
Angesichts des weltweiten Auftretens
der toxischen Algenarten muss mit ei-
Mensch,Verzehr
ansteigende Blüte
vereinzelte Zellen
ner Kontamination von Muscheln mit
Phykotoxinen auch in Europa gerechnet werden. Außerdem sind durch den
allgemeinen weltweiten Handel Muscheln aus vielen Regionen der Erde
erhältlich.
Generell wird ein solches Phänomen
Auf dem Gebiet der Phykotoxine
als „Algenblüte“ bezeichnet, auch
besteht insgesamt noch großer For-
weil sich bei hohen Zellzahlen das
schungsbedarf, damit alle relevanten
Spore (Cyste), Überlebensstadium
Muschelbank
Meer oft braun bis rot verfärbt („Red
Algentoxine, wie z. B. weitere Vertre-
türlich produzierten Substanzen in den
Abb.:
Tide“).
ter der DSP-Toxingruppe und Azas-
meisten Fällen um sehr große, kom-
Anreicherung
pirsäuren (erst kürzlich entdeckte
plexe Moleküle, von denen es kaum
von Algen in
Muscheltoxine), mit routinemäßigen
Standardsubstanzen käuflich zu erwer-
einer Muschel
Methoden und ohne Tierversuche er-
ben gibt. Diese müssen mühsam aus
(mytilus edulis)
fasst werden können.
den entsprechenden Algenstämmen
und die mögliche
hergestellt werden, da sie praktisch
Vergiftung von
nicht zu synthetisieren sind.
Menschen mit
Für den Menschen problematisch sind
die von bestimmten Dinoflagellaten
produzierten marinen Algentoxine
(Phykotoxine). In der Nahrungskette
können diese Gifte über Schalentiere,
Hemmend wirken sich vor allem zwei
denen die Algen als Nahrungsquelle
Aspekte aus: Einerseits widmen sich
dienen, zum Menschen gelangen.
weltweit nur wenige Arbeitsgruppen
Werden Muscheln verzehrt, die mit
diesem Forschungsgebiet. Anderer-
Toxinen aus Dinoflagellaten konta-
seits handelt es sich bei diesen na-
z. B. PSP-Toxinen
(nach Andersen,
1995)
92
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
PSP-Toxine (Paralytic Shellfish Poisoning, Saxitoxine)
PSP-Toxine sind Phykotoxine, die von
Als Referenzmethode gilt der Tierver-
Den höchsten Gehalt enthielt eine
Algen der Gattungen Alexandrium,
such an Maus oder Ratte.
Venusmuschel, vermutlich aus Italien,
Gymnodinium and Pyrodinium pro-
Aus ethischen Gründen werden in
mit 276 µg STXeq / kg.
duziert werden und für Vergiftungen
Deutschland im Rahmen der § 64-LF-
Herzmuscheln und Austern waren frei
verantwortlich gemacht werden, die
GB-Kommission und auch in Europa
von PSP-Toxinen. Bei anderen Mu-
als Paralytic Shellfish Poisoning (PSP)
große Anstrengungen unternommen,
schelarten wiesen ungefähr jeweils
bekannt sind. Die Toxine sind potente
chemische Verfahren zur Analytik der
die Hälfte der untersuchten Proben
Nervengifte und agieren als Natrium-
PSP-Toxine zu etablieren. Dabei ist
geringe Mengen PSP-Toxine auf.
Kanal-Blocker auf zellulärer Ebene.
zu berücksichtigen, dass die Toxizität
Da Miesmuscheln (mytilus edulis) am
Diese Vergiftung äußert sich begin-
der einzelnen Verbindungen unter-
häufigsten verzehrt werden, entfiel
nend mit Taubheitsgefühlen in den Ex-
schiedlich ist. Zur Abschätzung der
der größte Teil der untersuchten Pro-
tremitäten, gefolgt von zunehmenden
Gesamttoxizität der in einem Lebens-
ben (über 70 %) auf diese Muschelart.
Lähmungserscheinungen bis zum Tod
mittel vorhandenen PSP-Toxine ist es
Von 73 Proben (frische, lebende Ware,
durch Lähmung der Atemmuskulatur.
deshalb erforderlich, möglichst alle
tiefgefroren oder als Konserve) waren
Über die letzten Jahrzehnte ist eine
21 Toxine zu quantifizieren. Aufgrund
36 Proben positiv, wobei die Konser-
Zunahme der weltweiten Verteilung
der ähnlichen chemischen Strukturen
venware häufiger belastet war als
der PSP-Intoxikationen durch Algen
ist eine eindeutige Trennung mittels
die frischen oder tiefgefrorenen Mu-
festzustellen. Jedes Jahr treten un-
HPLC schwierig.
scheln. Alle Proben lagen unter 100 µg
gefähr 2 000 PSP-Fälle auf, von de-
Mit einer Vorsäulenderivatisierung mit
STXeq / kg mit einem Median von
nen 15 % einen tödlichen Ausgang
Fluoreszenzdetektion können lediglich
15 µg STXeq / kg und einem 90sten
nehmen. Dadurch gehören die Toxine
6 Toxine sicher erfasst werden. Diese
Perzentil von 68 µg STXeq / kg.
zu den gefährlichsten der bekannten
(Lawrence-)Methode befindet sich
Drei Proben Grünlippmuscheln – eine
Substanzen, die eine Lebensmittelver-
Anfang 2006 in der Validierungspha-
Unterart der Miesmuscheln, die spezi-
giftung auslösen.
se des Europäischen Referenzlabors
ell nur in Neuseeland gezüchtet wird –
für Marine Biotoxine (CRLMB), an
enthielten Gehalte an PSP-Toxinen von
der auch das Chemische und Veteri-
121, 122 und 180 µg STXeq / kg.
näruntersuchungsamt Sigmaringen
Bei Venusmuscheln waren Kontami-
teilnimmt.
nationen mit PSP-Toxinen über einen
Nach derzeitigem Stand kann diese
weiten Bereich streuend: Neben 6 un-
Methode Aussagen zu PSP-Toxinge-
belasteten Proben wurden in zwei Pro-
halten machen. Aus diesem Grund
ben die höchsten Werte ermittelt (200
wurde im Jahr 2005 im CVUA Sig-
und 276 µg STXeq / kg). In zwei Pro-
maringen begonnen, eine Methode
ben Jakobsmuscheln kamen Gehalte
zur Bestimmung aller PSP-Toxine mit
von über 100 µg STXeq / kg vor, wobei
HPLC, Nachsäulenderivatisierung und
hier alle Proben in der Regel aus dem
Fluoreszenzdetektion für die Routine-
Nordwest-Atlantik stammen.
untersuchungen zu etablieren.
Im Berichtsjahr wurden insgesamt
128 Proben Muscheln und MuschelZu den PSP-Toxinen zählen 21 verschiedene, strukturell sehr ähnliche
Toxine, von denen das Saxitoxin als
Hauptverbindung angesehen werden
kann. Die PSP-Toxine sind wasserlösliche, relativ kleine Moleküle mit eher
geringen Molekulargewichten um 250
bis 500 Dalton.
Muscheln oder daraus hergestellte
produkte verschiedener Art und unterschiedlicher Herkunft auf PSP-Toxine
untersucht. Höchstmengenüberschreitungen kamen nicht vor.
In 71 Proben (= 56 %) konnten keine
PSP-Toxine nachgewiesen werden. 21
Proben (= 16 %) enthielten sehr geringe Gehalte im Bereich unter 10 µg
Saxitoxin-Equivalente pro kg Muschelfleisch (STXeq / kg).
Produkte dürfen nicht mehr als 800
In 7 Proben (= 5,4 %) wurden hinge-
µg wasserlösliche Algentoxine (PSP)
gen relativ hohe Gehalte von über 100
je Gramm Muschelfleisch enthalten.
µg STXeq / kg festgestellt.
Marine und Süßwasser-Biotoxine
Jahresbericht 2005
93
ASP-Toxine (Amnesic Shellfish Poisoning, Domoinsäure)
Domoinsäure wird von Algen der Gattung Nitschia bzw.
In 24 von 146 Proben Muscheln und Muschelprodukten
Pseudonitschia produziert und wird für Vergiftungen ver-
(= 16 %) konnte Domoinsäure nachgewiesen werden. Die
antwortlich gemacht, die als Amnesic Shellfish Poisoning
Gehalte lagen im Bereich zwischen der Nachweis- und Be-
(ASP) bekannt sind. Diese Vergiftung äußert sich in sehr
stimmungsgrenze von 0,1 bis 0,5 mg / kg und waren damit
ernsten Magen-Darm-Erkrankungen und Durchfällen bis
sehr gering. Nur eine Probe Jakobsmuscheln enthielt einen
hin zum Tod. Weiterhin werden überlebende Patienten
bestimmbaren Gehalt an Domoinsäure in Höhe
durch neurologische Probleme geplagt, die sich
von 1,5 µg / g, der jedoch noch weit unter-
auch im Verlust des Gedächtnisses (Amne-
halb der festgesetzten Höchstmenge
liegt. Die restlichen 122 Proben (=
sie) äußern können.
In Deutschland wurde für Domoinsäu-
84 %) waren unauffällig.
re eine Höchstmenge festgelegt: In
In die Untersuchungen wurden
Muscheln oder daraus hergestellten
auch sechs Proben Nahrungser-
Produkten darf nicht mehr als 20 µg
gänzungsmittel und vier Proben
Domoinsäure (ASP) je Gramm Mu-
Algen einbezogen. In diesen
Abb.:
schelfleisch enthalten sein. Dieser
Produkten war Domoinsäure
Jakobsmuschel
Grenzwert hat in der gesamten Euro-
nicht nachweisbar.
päischen Union Gültigkeit.
DSP-Toxine (Diarrhetic Shellfish Poisoning, Okadasäure)
DSP-Toxine sind marine Biotoxine, die von Algen (Dinofla-
Die sehr stark ausgeprägten Symptome der Diarrhö der
gellaten) verschiedener Gattungen produziert werden. Es
klassischen DSP-Toxine mildern sich bei den Pectenotoxi-
ist bekannt, dass die Gattung Prorocentrum Okadasäure
nen ab, bei den Yessotoxinen treten sie in den Hintergrund.
bildet. Die Gattung Dinophysis produziert Okadasäure und
Pectenotoxine führen zu pathologischen Veränderungen
Pectenotoxine. Yessotoxine werden hingegen von den Gat-
der Leber und des Verdauungstraktes. Yessotoxine können
tungen Protoceratium und Lingulodinium synthetisiert.
die Verbindung zwischen den Zellen und die Strukturen in
Chemisch handelt es sich um lipophile Polyether-Toxine
den Zellen (Zellorganellen) auflösen sowie pathologische
mit Molekulargewichten um 800 bis über 1000 Dalton, die
Veränderungen des Herzmuskels zur Folge haben.
in drei Gruppen eingeteilt werden können: Bei der einen
Milde Symptome sind bei Okadasäure und den Dinophy-
Gruppe handelt es sich um die klassischen DSP-Toxine wie
sistoxinen ab ca. 0,6 µg; bei Pectenotoxinen ab ca. 0,25
zum Beispiel Okadasäure und die Dinophysistoxine. Als
mg Pectenotoxin-2 und bei Yessotoxinen ab ca. 1,0 mg
weitere Gruppen gelten Pectenotoxine und Yessotoxine.
Yessotoxin pro kg Körpergewicht zu erwarten.
In europäischen Muscheln gilt zwar die Okadasäure als
der wichtigste Vertreter der DSP-Toxine, gefolgt von Dinophysistoxin-1 (DTX-1). Aufgrund des weltweiten Handels
müssen die Muschelproben in der amtlichen Lebensmittelüberwachung jedoch auf alle vorkommenden Toxine geprüft werden.
DSP-Toxine dürfen in Muscheln oder daraus hergestellten
Produkten nicht nachweisbar sein. Als Referenzmethode
gilt der Tierversuch an Maus oder Ratte.
Aus ethischen Gründen wurde in Deutschland im Rahmen
der § 64 LFGB-Kommission auch ein chemisches Verfahren
etabliert. Ein Nachweis mit der HPLC-Bestimmungsmetho-
DSP ist eine ernste Magen-Darm-Erkrankung, die sich
de gilt als erbracht, wenn mehr als 400 µg DSP je kg He-
vor allem in starken Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen und
patopankreas (Verdauungstrakt der Muscheln) festgestellt
Bauchschmerzen, eventuell begleitet von Fieber, äußert.
werden. Außerdem können die lipophilen marinen Biotoxi-
Bisher wurde zwar noch kein Todesfall infolge einer DSP-
ne mit HPLC / MS bestimmt werden. Mit den chemischen
Intoxikation festgestellt; dennoch stellen DSP-Toxine we-
Bestimmungsmethoden, die wesentlich empfindlicher sind
gen ihrer weltweiten Verbreitung und durch die hohe Er-
als der Tierversuch, können DSP-Toxine bis unter 10 µg / kg
krankungsrate ein ernsthaftes Risiko für die menschliche
bestimmt werden.
Gesundheit dar.Weiterhin gilt Okadasäure als Inhibitor der
In der EU wurden 2002 Höchstmengen für Okadasäure und
intrazellulären Proteinphosphatase. Okadasäure und die
weitere DSP-Toxine festgelegt. Für Okadasäure, Dinophy-
Dinophysistoxine sind damit potenzielle Tumorpromoto-
sistoxine und Pectenotoxine beträgt die Höchstmenge zu-
ren.
sammen 160 µg Okadasäure-Equivalente pro kg Muschelfleisch (OAeq / kg). Dieser Wert entspricht der deutschen
Höchstmenge von 400 µg / kg Hepatopankreas, umgerech-
Lebensmittelüberwachung BW
94
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
net auf die Gesamtmuschel. Yessotoxine gelten als gerin-
Pectenotoxine scheinen bei Muscheln und Muschelpro-
ger toxisch, für sie wurde deshalb eine Höchstmenge von
dukten, die in Baden-Württemberg in den Verkehr gebracht
1 000 µg / kg Muschelfleisch festgesetzt.
werden, keine Rolle zu spielen. Nur in 15 von 142 Proben
Im Berichtsjahr zeigte sich, dass ungefähr ein Drittel der
im Handel erhältlichen Muscheln und Muschelprodukte mit
DSP-Toxinen belastet sind.
In 41 (= 31 %) von insgesamt 139 untersuchten Muschelproben wurden klassische DSP-Toxine nachgewiesen. Die Kontamination erstreckte sich größtenteils auf
Miesmuscheln mit Herkunft Europa. Auch Miesmuscheln
aus Chile können betroffen sein. Grünlipp-Muscheln aus
Neuseeland und andere Muschelarten als Miesmuscheln
zeigten – wenn überhaupt – nur geringe Kontaminationen
(= 11 %) waren Pectenotoxine in geringen Gehalten von unter 10 µg Okadasäure-Equivalenten pro kg Muschelfleisch
enthalten.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Yessotoxinen. 130
(= 96 %) von 136 Proben waren toxinfrei. In den sechs
belasteten Proben wurden Gehalte zwischen 60 und 90
µg / kg nachgewiesen, sie liegen weit unterhalb der in der
EU festgelegten Höchstmenge. Diese Muscheln stammten zum großen Teil aus Europa und Chile, zwei Proben
aus Neuseeland.
(< 10 µg OAeq / kg).
Auffällig war, dass von 27 Proben Miesmuschel-Konserven
über 60 % eine Belastung aufwiesen. Der Maximalwert lag
mit 140 µg OAeq / kg knapp unterhalb der Höchstmenge.
Dennoch besteht keine Veranlassung zur Beunruhigung:
die 90.te Perzentile lag bei 40 µg OAeq / kg, einem Viertel
der zurzeit geltenden Höchstmenge.
AZP-Toxine (Azaspiracid Shellfish Poisoning, Azaspirsäuren)
AZP-Toxine sind marine Biotoxine, die von Algen der Gat-
In der Europäischen Gemeinschaft wurde im Jahr 2002 ei-
tungen Protoceratum und Protoperidinium produziert
ne Höchstmenge für Azaspirsäuren festgelegt; sie beträgt
werden. Es handelt sich um lipophile Polyether-Toxine mit
160 µg pro kg Muschelfleisch. Als europäische Referenzme-
Molekulargewichten um 850 Dalton, die einen
thode gilt der Maus-Bioassay, obwohl die Azaspirsäuren nur
Spiroring enthalten. Diese Toxine, die
in mehrfachen Maus-Bioassays ausreichend genau spezifi-
auch als Azaspirsäuren bezeichnet
ziert werden können. Außerdem reagieren nicht alle Mäuse
werden, traten erstmalig in Irland
gleich auf verschiedene verabreichte Konzentrationen von
im Jahr 1995 in Erscheinung. Ihr
Azaspirsäuren. Eine eindeutige Bestimmung der Azaspir-
Vorkommen ist bisher auf die
Küsten des Nord-West-Atlantiks beschränkt.
säuren erscheint mit dem Maus-Bioassay sehr fraglich.
Für diese marinen Biotoxine ist die Bestimmung mittels
HPLC / MS die Methode der Wahl. Das Chemische und
Die Symptome von AZP ähneln
Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen nimmt an den
denen der klassischen DSP-Er-
Validierungsstudien des irischen nationalen Referenzlabors
krankung. Sie äußern sich in
ernsten Magen-Darm-Erkrankungen, vor allem starken Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, eventuell begleitet von Fieber.
Abb.:
Allerdings sind bei den Patienten zusätzlich neurologische
Muschelfleisch
Symptome wie langsam fortschreitende Lähmungserscheinungen zu beobachten.
Der Wirkmechanismus ist noch weit gehend unbekannt. Die
wenigen vorhandenen Daten aus experimentellen Studien
an Tieren lassen allerdings Anzeichen für Lungenerkrankungen erkennen, die gegebenenfalls mit einer Kanzerogenität
einhergehen. Weitere toxikologische Untersuchungen zur
Klärung des Wirkmechanismus und der resultierenden Erkrankungen sind erforderlich. Milde Symptome sind ab ca.
0,6 µg Azaspirsäuren pro kg Körpergewicht zu erwarten.
zur Etablierung der Methode in der EU teil.
Mit der HPLC / MS-Methode wurden 122 Proben Muscheln
auf Azaspirsäuren untersucht. Erfreulicherweise wurden
nur in zwei Proben bestimmbare Gehalte an Azaspirsäuren
nachgewiesen: Eine Probe Miesmuscheln enthielt Gehalte im Bereich der Bestimmungsgrenze von 2 µg / kg. Eine
Probe irische Austern war mit 15 µg / kg belastet, dies entspricht ca. einem Zehntel der Höchstmenge.
Marine und Süßwasser-Biotoxine
Jahresbericht 2005
95
Süßwasser-Biotoxine (Microcystine)
Auch im Süßwasser (Seen) können Algen oder Cyanobak-
Eine mögliche Spezifizierung und Quantifizierung kann an-
terien (Blaualgen) Toxine bilden. Betroffen sind hier das
schließend mit der oben genannten HPLC-Methode oder
Trinkwasser und Badegewässer. Außerdem werden die
mittels HPLC / MS / MS-Bestimmung erfolgen.
bestimmten Süßwasseralgen als Nahrungsergänzungs-
Abb.:
mittel verwendet.
Algen im Ufer-
Verschiedene Gattungen von Blaualgen (Cyanobakterien)
bereich
werden für massive Algenblüten auch in einheimischen
eutrophierten Gewässern verantwortlich gemacht. Verschiedene Arten der Gattungen Microcystis, Oscillatoria,
Anabena und Nostoc können Microcystine produzieren.
Diese cyclischen Heptapeptid-Toxine sind selektive Lebergifte, die durch Hemmung von Proteinphosphatasen auch
als potente Tumorpromotoren gelten. Durch die Abgabe der
Toxine ins Wasser können diese bei empfindlichen Menschen auch zu Hautausschlägen und allergischen Reaktionen führen.
In Deutschland und in der EU wurden bisher keine Höchstmengen verabschiedet. Allerdings werden 1 000 µg pro
In fünf Wasserproben aus Badeseen, bei denen der Ver-
Liter Wasser als Richtwert für die Summe der Microcystine
dacht auf das Vorkommen von Microcystis ssp. bestand,
LR, RR und YR angesehen.
wurden die Gehalte an Microcystinen bestimmt. Eine Pro-
Betroffen sind in aller Regel Seen, die als Trinkwasserreservoir dienen sowie als Badegewässer genutzt werden.
Bei Trinkwasser, das wie z. B. in Baden-Württemberg überwiegend aus Grundwasser gewonnen wird, besteht keine
Gefahr. Microcystine kommen dort nur in einer Konzentration vor, die vernachlässigt werden kann. Anders ist die
Situation in Ländern, in denen Oberflächenwasser zu Trink-
be war nicht belastet, zwei nur geringfügig im Bereich der
Bestimmungsgrenze. In einer Probe wurde mit 34 µg / kg
ein etwas höherer Gehalt ermittelt. Eine Probe allerdings
war mit Werten knapp unter 1 000 µg / kg hoch mit Microcystinen belastet. Auch in den Algen konnten diese Toxine
im zweistelligen Milligramm-Bereich nachgewiesen werden. Der Badesee wurde gesperrt.
wasser aufbereitet wird. So zeigten beispielsweise Studien
Im Rahmen der Lebensmittelüberwachung wurden im
aus China bereits einen Zusammenhang zwischen dem
Berichtsjahr auch Nahrungsergänzungsmittel auf ihren
Konsum von mit Cyanobakterien-Toxinen belastetem Trink-
Gehalt an Biotoxinen untersucht. In den letzten Jahren
wasser und einer erhöhten Rate von Lebererkrankungen.
hat der Konsum von so genannten „Health-Food“ bzw.
Oberflächenwasser ist nicht nur die Grundlage für Trinkwasser, sondern es stellt auch als Badegewässer eine Expositionsquelle für den Menschen dar, aus der die Toxine
oral oder cutan aufgenommen werden können. Besonders
während der Badesaison ist zu beachten, dass nicht nur
das Schlucken, sondern auch die Inhalation und der direkte
Hautkontakt zu Symptomen wie Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen,
aber auch zu Gastroenteriden, Atemwegserkrankungen,
allergischen Reaktionen und Leberveränderungen führen
können.
Die Überwachung von Badegewässern hinsichtlich Eutrophierung bzw. Gehalt an Microcystis-Algen wird von den
Landkreisen in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, Abt. 9 – Landesgesundheitsamt, Referat
93 (Wasserhygiene), durchgeführt. Hier wird mikroskopisch
auf die Zusammensetzung der Algen und auf das Vorhandensein von Microcystis-Algen in Badegewässern geprüft.
Bei einem positiven Befund werden die entsprechenden
Gewässer mit einem Schnelltest (ELISA) auf den Gehalt
an Microcystinen untersucht.
„Gesundheitslebensmitteln“ deutlich zugenommen. Diese
Nahrungsergänzungsmittel werden in Form von Tabletten,
Kapseln oder Pulver eingenommen. Da einige Cyanobakterien aus natürlichen Süßwasserseen geerntet werden,
besteht die Gefahr der Kontamination mit Microcystinen
oder anderen Toxinen.
Zur Untersuchung gelangten sieben Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform, von denen sechs aus Spirulina-Algen hergestellt waren. Erfreulicherweise konnten keine
Microcystine nachgewiesen werden.
96
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und
Organischen Kontaminanten
Zur Sicherung einer einheitlichen Überwachung und Transparenz auf dem europäischen Binnenmarkt wurde in diesem Jahr die EU-Verordnung 396 / 2005 vom 23.02.2005 erlassen. Im Rahmen dieser Verordnung
werden Rückstandshöchstmengen von Pflanzenschutzmitteln europaweit harmonisiert, das Verfahren zur
Festsetzung neuer Höchstmengen festgelegt und Anforderungen an Kontrollprogramme zur Überwachung vorgegeben. Die Anhänge mit den harmonisierten Rückstandshöchstmengen wurden jedoch noch
nicht veröffentlicht, weshalb bisher nur Teile der Verordnung in Kraft getreten sind. Wichtig im Sinne
eines vorbeugenden Verbraucherschutzes ist, dass künftig auch EU-weit für nicht zugelassene Wirkstoffe
eine Nulltoleranz (0,01 mg / kg) als Höchstmenge gelten wird.
Lebensmittel pflanzlicher Herkunft
Durch umfangreiche Methodenentwicklung, verbunden
zukommt. Die einzelnen Höchstmengenüberschreitungen,
mit dem Einsatz neuer Analysentechniken, konnte das
die Häufigkeit der nachgewiesenen Stoffe und andere In-
untersuchte Wirkstoffspektrum nochmals stark erweitert
formationen sind über das Internet abrufbar unter www.
. Allgemeine Daten zu Analytik, Rück-
werden. So können nun pflanzliche Proben routinemäßig
cvua-stuttgart.de
auf potenzielle Rückstände von über 400 Pflanzenschutz-
standsbefunden und Anwendungsempfehlungen sind über
mittelwirkstoffen mit sensitiven und selektiven Verfahren
eine Internet-Datenbank des CVUA Stuttgart verfügbar:
untersucht werden. Durch die Erweiterung des Untersu-
www.pesticides-online.com
chungsspektrums erhöhte sich auch die Anzahl der verschiedenen, in pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesenen
Wirkstoffe nochmals erheblich. So wurden insgesamt 165
verschiedene Wirkstoffe in Obstproben und 158 verschiedene Wirkstoffe in Gemüseproben nachgewiesen, was einer
Steigerung von jeweils 10 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies zeigt die große Bedeutung, die der ständigen
.
Von den 2 458 Proben pflanzlicher Lebensmittel, die auf
Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht wurden,
stammten 2 064 Proben aus konventionellem und 394 Proben aus ökologischem Anbau. Der Anteil an Proben aus
konventionellem Anbau mit Höchstmengenüberschreitung
lag bei 9,7 %.
Weiterentwicklung und Aktualisierung des Stoffespektrums
Schwerpunktuntersuchungen, Auffälligkeiten und Projekte im Jahr 2005
• Ständig aktuelle Verbraucherinformation im Internet:
Untersuchungen im Rahmen eines Monitoring-Pro-
Die Befunde der gezielten, risikoorientierten Untersu-
jekts an ausgewählten pflanzlichen Lebensmitteln
chungen von Saisonlebensmitteln, die in den letzten
gemeinsam mit Laboren anderer Bundesländer unter
Jahren stärkere Belastungen aufwiesen, wurden fortlaufend im Internet veröffentlicht. Detaillierte Berichte
Federführung des CVUA Stuttgart durchgeführt.
• Fortführung des Öko-Monitoring-Programms:
aus 2005 liegen u. a. zu Erdbeeren, Strauchbeeren,
Ökologisch erzeugte Lebensmittel werden im Ver-
Tafel- und Keltertrauben und Gemüsepaprika vor. Sie-
gleich zu konventioneller Ware systematisch auf
he auch www.cvua-stuttgart.de
Rückstände und Kontaminanten untersucht.
• Nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel: Nicht für
• Internet-Pestizid-Datenbank: Hier finden sich u. a.
die jeweilige Kultur zugelassene Pflanzenschutzmittel
Rückstandsbefunde und Anwendungsempfehlungen
wurden u. a. bei Strauchbeerenobst, Steinobst und
von Pflanzenschutzmitteln aus aller Welt sowie wich-
Salaten festgestellt.
tige Wirkstoff-Infos für den Analytiker. Die steigende
• Monitoring-Projekte: Im Rahmen des bundeswei-
Anzahl der Nutzer unserer weiter aufgebauten Da-
ten Lebensmittel-Monitorings wurde das Vorkommen
tenbank „Pesticides-Online“ sowie zahlreiche posi-
von Pflanzenschutzmittelrückständen in Kartoffeln,
tive Rückmeldungen zeigen das große Interesse an
Spinat, grünen Bohnen, Karotten, Pfirsichen und Nek-
dieser Arbeit, siehe www.pesticides-online.de
tarinen, Zitrusfrüchten und Reis gemeinsam mit La-
• Methodenentwicklung: Durch umfangreiche Me-
boren anderer Bundesländer untersucht. Die Ergeb-
thodenentwicklung verbunden mit umfangreicher
nisse sind bei den jeweiligen Matrices mitaufgeführt.
Validierung konnte das Untersuchungsspektrum für
Zum Vorkommen von Herbizidrückständen in pflanz-
Pflanzenschutzmittelwirkstoffe von 280 auf 430 Stof-
lichen Lebensmitteln liegen vergleichsweise wenig
fe pro Probe, erweitert werden.
Untersuchungen vor. Deshalb wurden entsprechende
Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten
Jahresbericht 2005
97
Die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen bei Lebensmitteln aus ökologischem Anbau sind im Kapitel
Öko-Monitoring sowie im Bericht zum Öko-Monitoring
2005 dargestellt. Siehe auch www.untersuchungsaemter-bw.de
Obst, konventionell erzeugt
Pflanzliche
Lebensmittel
Inland
Gemüse, konventionell erzeugt
Ausland
Inland
Pflanzliche Proben
mittelrückstände
gesamt *
Ausland
Anzahl
%
Anzahl
%
Anzahl
%
Anzahl
%
Anzahl
%
mit Rückständen
295
95
538
94
234
69
358
88
1 892
77
< Höchstmenge
269
86
483
84
214
64
290
71
1 686
69
> Höchstmenge
26
8,3
51
8,9
20
5,9
68
17
206
8,4
312
34
575
62
337
43
409
52
2 458
100
Gesamt
Tabelle:
Pflanzenschutzin Proben pflanzlicher Herkunft
* aus konventioneller und
ökologischer
Erzeugung
Beerenobst – häufige Beanstandungen bei Strauchbeerenobst
Aufgrund der Beliebtheit beim Ver-
Proben Rückstände nachweisbar, wo-
stimmungsgrenze festgesetzt sind.
braucher zeichnet sich in der Obstver-
bei meist Rückstände mehrerer Wirk-
Erfreulicherweise waren in keiner der
marktung generell der Trend ab, Bee-
stoffe festgestellt werden (63 – 100 %
untersuchten Erdbeerproben einhei-
renobst nahezu ganzjährig anzubieten.
der Proben) Zusammenfassend sind
mischer Erzeugung Höchstmengen
Durch geeignete Sortenwahl und kul-
die Ergebnisse in nachfolgender Tabel-
überschritten, auch wurden in keiner
turtechnische Maßnahmen wird auch
le dargestellt.
der untersuchten Proben aus Deutsch-
der Angebotszeitraum und -umfang
von einheimischem Beerenobst ausgedehnt. Aufgrund des Angebotsumfangs sowie der relativen Anfälligkeit
für Krankheiten und Schaderreger dieser Kulturen und infolgedessen erforderlicher Pflanzenschutzmaßnahmen
wurden Rückstandsuntersuchungen
bei Beerenobst in größerem Umfang
durchgeführt.
Obwohl in nahezu allen untersuchten
Erdbeeren aus konventionellem An-
land Rückstände nicht zugelassener
Pflanzenschutzmittel nachgewiesen.
bau Pflanzenschutzmittelrückstände
In 17 % der untersuchten 53 Proben
nachgewiesen wurden (98 % der Pro-
Johannisbeeren deutscher Herkunft
ben) und hierbei meist auch Rückstän-
wurden Höchstmengenüberschreitun-
de mehrerer Wirkstoffe festzustellen
gen festgestellt, weiterhin wurden in
waren (94 % der Proben), war der
20 Proben (38 %) Rückstände nicht zu-
Anteil von Proben mit Höchstmen-
gelassener Pflanzenschutzmittel nach-
genüberschreitungen mit 4 % im Ver-
gewiesen. Dabei handelte es sich in
gleich zum Vorjahr deutlich geringer.
3 Fällen um in Deutschland generell
Insgesamt wurden 270 Proben Bee-
Höchstmengenüberschreitungen wur-
nicht zugelassene Wirkstoffe.
renobst (Trauben ausgenommen)
den nur in insgesamt 7 Proben aus
aus konventionellem Anbau unter-
den Herkunftsländern Spanien und
sucht (Erdbeeren, Johannisbeeren,
Italien festgestellt, wobei es sich in
Himbeeren, Stachelbeeren und Hei-
diesen Fällen um Wirkstoffe handelt,
* dies beinhaltet sowohl Stoffe, die generell in Deutschland
delbeeren). Rückstände von Pflanzen-
für die aufgrund noch nicht erfolgter
nicht zugelassen sind, als auch Stoffe für die zwar in Deutsch-
schutzmitteln sind bei konventionell
Harmonisierung der Höchstmenge
land Zulassungen vorliegen, die entsprechenden Mittel jedoch
angebautem Beerenobst die Regel; je
auf EU-Ebene, in Deutschland niedri-
nicht zur Anwendung in dieser Kultur zugelassen sind (Indika-
nach Kultur waren in 88 bis 100 % der
ge Höchstmengen im Bereich der Be-
tionszulassung).
Beerenobst
Erdbeere
Heidelbeere
Anzahl
Proben mit
Proben mit
Anzahl
Proben mit
Proben mit
Proben
Rückständen
Rückständen
Stoffe
Mehrfach-
nicht zugelassenen
> HM
> HM
rückständen
Stoffen *
176
Anzahl
%
Anzahl
%
173
98
7
4
7
Rückstände in
Beerenobst –
Übersicht
Anzahl
%
Anzahl
%
165
94
0
0
8
7
88
0
0
0
5
63
0
0
Himbeere
19
16
84
4
21
5
15
79
4
21
Johannisbeere
53
51
96
9
17
14
46
87
20
38
Stachelbeere
14
14
100
3
21
3
14
100
4
29
270
261
97
23
9
245
91
28
10
Gesamt
Tabelle:
Lebensmittelüberwachung BW
98
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
In 17 Fällen wurden Pflanzenschutz-
Dies deutet auf mangelnde Sorgfalt
Bei der Untersuchung von 39 Proben
mittel nachgewiesen, die für eine An-
hinsichtlich der Einhaltung pflanzen-
Keltertrauben einheimischer Erzeu-
wendung bei anderen Kulturen – je-
schutzrechtlicher Vorgaben hin. Eine
ger wurden erfreulicherweise in kei-
doch nicht bei Johannisbeeren – zu-
Verbesserung der Rückstandssituation
ner Probe Höchstmengenüberschrei-
gelassen sind (Verstöße gegen die
soll durch ein umfangreiches Maßnah-
tungen festgestellt. Bei 4 Proben
Indikationszulassung).
menpaket, das neben verstärkter In-
(10 %) wurden jedoch Rückstände von
formation und Schulung der Erzeuger
Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen,
auch verstärkte Kontrollen und Sanktio-
deren Anwendung bei Keltertrauben
nen umfasst, erreicht werden.
nicht zulässig war.
Tafelweintrauben – je nach Her-
Kernobst
Bei Stachelbeeren wurden in 3 der
14 untersuchten Proben deutscher
Herkunft Überschreitungen von Rückstandshöchstmengen festgestellt, in
4 Fällen wurden Pflanzenschutzmittel
kunftsland sehr unterschiedliche
nachgewiesen, die nicht für eine An-
Rückstandsgehalte und Beanstan-
wendung bei Stachelbeeren zugelas-
dungsquoten
sen sind.
Bei der Untersuchung von insgesamt
111 Proben Kernobst aus konventioneller Erzeugung – 77 Proben Äpfel
Bei Tafelweintrauben bestehen nach
und 34 Proben Birnen – davon 74 Pro-
wie vor große Unterschiede in den
ben aus Deutschland, wiesen nur 5
Rückstandsgehalten je nach Her-
Proben (4,5 %) Höchstmengenüber-
kunftsland. Während bei Proben aus
schreitungen auf, davon 2 Proben
Südeuropa in 33 % (Griechenland) bis
(2,7 %) deutscher Herkunft. Nach-
45 % (Türkei) der Proben Höchstmen-
weisbare Rückstände meist mehrerer
genüberschreitungen festgestellt wur-
Wirkstoffe sind auch bei Kernobst die
den, waren bei Proben aus den An-
Regel, wobei jedoch keine signifikan-
bauländern der Südhalbkugel Höchst-
ten Unterschiede zwischen einheimi-
mengenüberschreitungen nicht oder
scher und importierter Ware festzu-
Zusammenfassend ist festzustellen,
in deutlich geringerem Umfang fest-
stellen sind. Rückstände von für den
dass in den Strauchbeerenobstkultu-
zustellen. Die Überschreitungsquote
Kernobstanbau nicht zugelassenen
ren Johannisbeeren, Stachelbeeren
bei Trauben aus Italien (7 %) war die-
Pflanzenschutzmitteln wurden ledig-
und Himbeeren vergleichsweise vie-
ses Jahr deutlich niedriger als im Jahr
lich in 3 Apfelproben festgestellt.
le Rückstandsbefunden meist meh-
2004 (18 %).
Aufgrund unzulässiger Anwendungen
rerer Wirkstoffe vorliegen, wobei so-
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Er-
der Wachstumsregulatoren Chlorme-
wohl häufigere Befunde von Höchst-
gebnisse der insgesamt 173 Proben
quat und Mepiquat bei Birnen in der
mengenüberschreitungen, als auch
Tafelweintrauben aus konventionel-
Vergangenheit und deren Eigenschaft
häufigere Befunde von Rückständen
ler Erzeugung differenziert nach Her-
nicht für diese Kulturen zugelassener
kunftsländern.
Bei Himbeeren deutscher Herkunft
wurden in 4 der 19 untersuchten
Proben Überschreitungen von Rückstandshöchstmengen festgestellt;
in diesen 4 Proben wurden auch jeweils Pflanzenschutzmittelrückstände
nachgewiesen, die nicht für eine Anwendung bei Himbeeren zugelassen
sind.
Pflanzenschutzmittel auffällig sind.
Tabelle:
Rückstände in
Herkunftsland
Tafeltrauben
Anzahl
Proben mit
Proben mit
Anzahl
Proben mit
Proben
Rückständen
Rückständen
Befunde
Mehrfachrückständen
> HM
> HM
nach Herkunftsverteilung
* Datenbasis
für prozentuale
Auswertung zu
gering
Ägypten
Anzahl
%
Anzahl
%
Anzahl
%
2
2
100
0
0
2
100
Argentinien
12
11
92
0
0
10
83
Australien
1
1
100
0
0
Baden-Württembg.
5
5
100
1
*
1
1
100
5
100
Chile
17
17
100
3
18
3
13
77
Griechenland
15
15
100
5
33
5
15
100
Indien
13
13
100
1
8
1
10
77
Italien
45
45
100
3
7
4
45
100
Ohne Angabe
11
11
100
2
18
2
10
91
Spanien
5
5
100
2
*
2
5
100
Südafrika
18
16
89
0
0
10
56
Türkei
29
29
100
13
45
17
29
100
Gesamt
173
170
98
30
17
35
155
90
Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten
Jahresbericht 2005
zur Depotbildung im Holz der Bäume,
Gemüsepaprika – Rückgang
fielen durch eine besonders hohe Be-
sind zwar Rückstände von Chlorme-
der Beanstandungsquote, große
anstandungsquote auf: 33 % bei Eich-
quat und Mepiquat in den Birnen ent-
Unterschiede je nach Herkunft
blattsalat, 28 % bei Küchenkräutern,
sprechend behandelter Bäume noch
nachweisbar, bei keiner der im Jahr
2005 untersuchten Proben wurden
jedoch Höchstmengenüberschreitungen von Chlormequat (0,3 mg / kg Birne) festgestellt. In einer Probe wurde
zwar eine geringfügige Überschreitung
der Höchstmenge von Mepiquat (0,01
mg / kg Birne) nachgewiesen, die Überschreitung lag jedoch noch innerhalb
der analytischen Messunsicherheit.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass
die aus unzulässigen Anwendungen
in der Vergangenheit resultierenden
Wie in den Vorjahren lag ein Untersuchungsschwerpunkt im Bereich von
Gemüsepaprika aus konventionellem
Anbau. Bei den in diesem Berichtsjahr untersuchten Paprika ist hinsichtlich der Anzahl an Proben mit einer
Höchstmengenüberschreitung eine
deutliche Abnahme von 48 % (2004)
auf 25 % (2005) zu beobachten. Dies
teln liegen vergleichsweise wenige
Untersuchungen vor. Deshalb wurden
haben und keinerlei Hinweise auf ak-
doch immer noch deutlich über der An-
tuelle Anwendungen vorliegen.
zahl der identifizierten Wirkstoffe pro
untersuchte Gemüseprobe im Jahr
Steinobst – Beanstandungen bei
2005. Auffallend positiv ist die Rück-
Süßkirschen
standsituation bei Paprika aus den
konventionellem Anbau zwar auch
die Regel, jedoch wurden bei Mirabellen, Nektarinen, Pfirsichen und
Pflaumen nur in wenigen Einzelfällen
Überschreitungen von Höchstmengen
festgestellt. Süßkirschen zeigten eine
höhere Beanstandungsquote: In 6 von
33 untersuchten Süßkirschenproben
(18 %) wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt, 4 dieser
Proben stammten aus Deutschland,
ten Gemüsearten
Rückstandshöchstmengen für einzel-
pro Paprikaprobe, sie liegt mit 5,4 je-
rerer Pestizide sind bei Steinobst aus
Herbizidrückstände in bestimm-
ne Wirkstoffe zurückzuführen.
quat tendenziell weiter abgenommen
Nachweisbare Rückstände meist meh-
suchten Proben zu beanstanden.
Zum Vorkommen von Herbizidrück-
Anzahl nachgewiesener Wirkstoffe
von Pflanzenschutzmitteln untersucht.
über der Höchstmenge, sowie bei Eisbergsalat, hier war keine der 20 unter-
ständen in pflanzlichen Lebensmit-
regulatoren Chlormequat und Mepi-
rengruppe Steinobst auf Rückstände
bei Spinat; nur eine von 59 Proben lag
monisierung erfolgte Anhebung der
Zurückgegangen ist auch die mittlere
konventionellem Anbau aus der Wa-
la. Erfreulich ist dagegen die Situation
ist u. a. auf die im Rahmen der EU-Har-
Rückstandsgehalte der Wachstums-
Insgesamt wurden 164 Proben aus
20 % bei Kopfsalat und 38 % bei Ruco-
Niederlanden und Ungarn zu bewerten. Hier konnte in keiner der 29 untersuchten Proben eine Höchstmengenüberschreitung festgestellt werden. Nach wie vor inakzeptabel sind
Beanstandungsquoten von 31 % bei
Paprika aus Spanien und sogar 50 %
bei türkischen Proben. Damit muss
konventionell angebaute Gemüsepaprika aus südlichen Herkunftsländern
wieder zu den höher mit Pflanzenschutzmittelrückständen belasteten
Gemüsearten gezählt werden.
Blattgemüse – erhöhte Beanstandungsquote bei Küchenkräutern,
Blattsalaten und Rucola
im Rahmen eines Monitoringprojekts
unter Federführung des CVUA Stuttgart 82 Proben Blatt- und Wurzelgemüse aus konventionellem (72) und
ökologischem Anbau (10) auf ein um
ca. 60 Herbizide erweitertes Pestizidspektrum untersucht, wobei in keiner der 10 Bio-Proben (9 Karotten, 1
Feldsalat) Rückstände nachgewiesen
werden konnten. Von den 72 Gemüseproben aus konventionellem Anbau
wiesen 63 Proben (88 %) Rückstände
auf. In 6 Proben (8 %) lagen die Gehalte der nachgewiesenen Pestizide
über der gesetzlichen Höchstmenge,
jedoch handelte es sich bei keinem
dieser Wirkstoffe um ein Herbizid.
In den 72 konventionellen Gemüseproben konnten 14 der 61 im Untersuchungsspektrum enthaltenen
Herbizid-Wirkstoffe insgesamt 57
mal quantifiziert werden. Die Untersuchungsergebnisse zeigen deutlich,
dass Wirkstoffe aus der Substanzklasse der Herbizide häufig als Rückstände in pflanzlichen Lebensmitteln anzu-
2 weitere Proben aus der Türkei. Bei 2
Aufgrund der auffallenden Rückstands-
Proben aus einheimischer Erzeugung
befunde bei Kopfsalat und Rucola im
meistens sehr klein sind. 93 % der er-
wurden weiterhin Rückstände des in
Jahr 2004 wurden auch im Berichts-
mittelten Gehalte lagen unterhalb von
Deutschland und in der EU nicht mehr
jahr verstärkt Blattgemüseproben auf
0,05 mg / kg Lebensmittel. Höhere Ge-
zugelassenen Insektizids Fenthion
Pestizidrückstände untersucht. 84 %
halte konnten ohne Ausnahme auf das
festgestellt. Bei 5 Proben einheimi-
der Proben wiesen Rückstände auf,
am häufigsten nachgewiesene Herbi-
scher Erzeuger wurden darüber hinaus
wobei die Rückstandsgehalte in 14 %
zid Linuron zurückgeführt werden.
Rückstände von nicht zur Anwendung
der Proben über der gesetzlich fest-
Um weitere Rückstandsdaten zu die-
bei Kirschen zugelassener Wirkstoffe
gelegten Höchstmenge lagen. Auch
ser mengenmäßig am meisten ausge-
(Indikationszulassung) nachgewiesen.
bei Blattgemüse ist der Nachweis
brachten Pestizidgruppe der Herbizide
Aufgrund dieser Auffälligkeiten wer-
von Rückständen mehrere Wirkstof-
zu erhalten, werden diese Untersu-
den die Rückstandsuntersuchungen
fe je Probe die Regel. Eichblattsalat,
chungen im Rahmen des Projekt-Mo-
im Jahr 2006 fortgesetzt.
Küchenkräuter, Kopfsalat und Rucola
nitorings 2006 fortgeführt.
treffen, die Rückstandsgehalte jedoch
99
Lebensmittelüberwachung BW
100
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Lebensmittel tierischer Herkunft
Gesamtergebnisse
Insgesamt wurden 763 Proben tierischer Herkunft aus dem
Das bedeutet systematisches Messen und Beobachten der
Handel auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und auf
Rückstandssituation. Die Rückstandsgehalte an Altlasten
persistente organische Kontaminanten untersucht. Davon
nehmen in Lebensmitteln tierischer Herkunft kontinuierlich
waren 209 Proben von Erzeugern, die im Rahmen des Na-
ab, was sich daran zeigt, dass der Anteil der Proben mit
tionalen Rückstandskontrollplanes erhoben wurden.
nachgewiesenen Rückständen von 96 % über 86 % in den
Da in tierischen Lebensmitteln zu einem gewissen Maß
Vorjahren auf jetzt 77 % zurückgegangen ist. Höchstmen-
die Belastung einer Region mit Altstoffen oder persisten-
genüberschreitungen sind nur noch in Einzelfällen zu beob-
ten fettlöslichen Stoffen, die aktuell technisch eingesetzt
achten. In diesem Jahr wurden bei 3 Proben Eier überhöhte
werden, aufgezeigt werden kann, wird die Überwachung
PCB-Gehalte festgestellt. Davon waren 2 Proben nicht in
immer mehr nach Monitoring-Gesichtspunkten ausgerich-
den Handel gekommen, da sie in einem Problembetrieb
tet.
unter Versuchsbedingungen produziert wurden.
Eier
Bei Eiern aus Auslaufhaltung
auffällig erhöhte PCB-Gehalte festge-
Hühnerhaltungen in Kleinstbetrieben
hängt die Schadstoffbelastung
stellt wurden. Eine konkrete Ursache
mit weniger als 200 Tieren zeichnen
von der Betriebsgröße ab.
für die Belastung des Bodens konn-
sich i. d. R. dadurch aus, dass die Tie-
te trotz intensiver Nachforschungen
re intensiv Auslaufflächen benutzen
nicht festgestellt werden. Anhand
können. Da Hühner durch Scharren
von „Versuchsherden“ wurde über-
und Picken relativ viele Bodenpartikel
prüft, welche Wiesen-Auslaufberei-
aufnehmen, kann es bei entsprechen-
che PCB-belastet sind. Dabei zeigte
der umweltbedingter Schadstoffbelas-
sich, dass zum einen die Eier vom
tung zu einer Anreicherung der fettlös-
Wiesenauslauf 1 bereits nach 6 Wo-
lichen Kontaminanten im Tierkörper
chen einen Anstieg der Marker-PCB
und dann zu einer erhöhten Belas-
um das 4 bis 5fache, nach 3 Mona-
tung der Eier kommen. Erstmals fiel
ten um das 13 bis 14fache gegenü-
dies durch eine auffällige Zahl von
ber der Vergleichsherde aufwiesen.
Höchstmengenüberschreitungen bei
Die PCB-Gehalte lagen jedoch noch
Dioxinen in Eiern aus Kleinsttierhal-
deutlich unter den Höchstmengen. In
tungen auf. Die Belastungen der Eier
Von 149 untersuchten Eiproben wurden 95 Proben im Rahmen des Sonderprogramms „Eier aus Kleinstbetrieben“ in allen Landkreisen BadenWürttembergs erhoben. Insgesamt
zeigte sich – von wenigen Einzelfällen
abgesehen – eine erfreulich niedrige
Schadstoffbelastung. Bei keinem der
untersuchten Stoffe lag der Medianwert über alle Proben höher als 0,005
Grafik:
mg / kg Fett. Die höchsten Werte erga-
Organische
ben sich zum einen für DDT (Maximal-
Kontaminanten
wert 0,33 mg / kg Fett) und zum ande-
in Eiern nach Be-
ren für polychlorierte Biphenyle (PCB)
triebsgröße
(Maximalwert PCB 138: 0,44 mg / kg
Fett). Bei 3 Proben lagen die PCB-Gehalte über den Höchstmengen jedoch
DDT
noch innerhalb der Toleranzgrenzen.
Zwei dieser Proben betrafen Eier, die
PCB 153
nicht als Lebensmittel im Handel waren. Sie stammten von einem Groß-
HCB
Median (mg / kg Fett)
betrieb, bei dem in den Vorjahren
den Eiern des Wiesenauslaufes 3 wa-
mit Pflanzenschutzmittel-Rückstän-
ren nach 2 Monaten die Höchstmen-
den und persistenten organischen
gen für die Marker PCB 153 und 138
Kontaminanten wird in der Grafik für
bereits überschritten. Nach weiteren
einige repräsentative Stoffe wie DDT,
6 Wochen war nur noch eine geringe
PCB 153 und Hexachlorbenzol (HCB)
Steigerung festzustellen. Diese Wie-
dargestellt. Die deutliche Abhängigkeit
senausläufe wurden als deutlich be-
der Schadstoffbelastung der Eier von
lastet und somit – ohne Beseitigung
der Betriebsgröße ist augenfällig und
der PCB-Quelle – als für Freilandhal-
korreliert mit den Ergebnissen aus der
tung ungeeignetes Gelände beurteilt.
Untersuchung auf Dioxine.
0,030
0,025
0,020
0,015
0,010
0,005
0,000
Anzahl der Hühner
< 30
30 – 200
Org. Kont.Eier 2005
> 200
k. A.
Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten
Jahresbericht 2005
101
Fische
Zusatzstoffe von Futtermitteln und
Die Forellen weisen im Vergleich zu
von Kosmetika sind in Forellen
anderen Speisefischen, wie Lachs
nachweisbar.
und Karpfen, die höchsten mittleren
Im Rahmen des bundesweiten Warenkorb-Lebensmittel-Monitorings
wurden 36 Forellen-Proben aus heimischer Fischzucht und aus dem
Handel neben den Organochlorpestiziden sowie chlor- und bromhaltigen
Kontaminanten auch auf Ethoxyquin
untersucht. Ethoxyquin ist ein Antioxidationsmittel, das die Haltbarkeit
von Lebensmitteln und Futtermitteln verlängert, indem es sie vor den
schädlichen Auswirkungen der Oxidation, d. h. Ranzigwerden von Fett und
Veränderungen der Farbe, schützt.
In Deutschland gibt es eine Zulassung für Ethoxyquin als Zusatzstoff
zu Futtermitteln bis zu einer Höchst-
Gehalte an organischen Kontaminanten auf. Außerdem reichern sie als
einzige Trichlosan-methyl in nennenswerten Konzentrationen an (0,030
mg / kg Fett). Die Gehalte liegen z. B.
in der gleichen Größenordnung von
Karpfen aus dem Bodensee, (2003,
Mittelwert: 0,02 mg / kg Fett). Höhere Trichlosan-methyl-Gehalte von
lien und Folien, um diesen antibakteri-
Abb.:
2,64 und 3,15 mg / kg Fett (0,017 und
elle Eigenschaften zu verleihen. Triclo-
Strukturformel
0,047 mg / kg Frischgewicht) wurden
san-methyl wird u. a. im Abwasser von
Ethoxyquin
in diesem Jahr noch in Döbeln aus der
Kläranlagen nachgewiesen, gelangt
Schwippe (Regierungsbezirk Stuttgart)
so in die Flüsse und wird von den Fi-
nachgewiesen. Die Konzentrationen
schen im Fettgewebe angereichert.
sind vergleichbar mit Gehalten in Dö-
Somit kann diesem Stoff ebenso wie
bel aus dem Schutterentlastungskanal
anderen Kosmetik-Zusatzstoffen (Ni-
im Ortenaukreis.
tromoschus- und Polycyclische Mo-
menge von 150 mg / kg Futtermittel.
Der mittlere Triclosan-methyl-Gehalt
Für Lebensmittel ist dieser Stoff als
dieser Fische war mit 1,55 mg / kg Fett
Zusatzstoff jedoch nicht zugelassen,
(0,024 mg / kg Frischgewicht) der bis-
sodass die niedrigste Höchstmenge
her höchste festgestellte Gehalt. Die-
von 0,01 mg / kg Lebensmittel festge-
se Konzentrationen sind im Vergleich
legt ist. Ein Übergang von Ethoxyquin
zu anderen Fischarten, wie z. B. aus
aus dem Tierfutter in Fleisch, Eier und
dem Neckar und Rhein, als erhöht zu
Milch gilt als erwiesen. In allen 28 un-
bewerten. Triclosan-methyl entsteht
tersuchten Forellen wurde Ethoxyquin
vermutlich durch den biologischen
nachgewiesen. Die Gehalte bezogen
Abbau von Triclosan. Triclosan ist ei-
auf Fett betrugen 0,015 – 0,48 mg / kg;
ne antimikrobiell wirksame Substanz
mit Bezug auf Frischgewicht lagen sie
mit einem breiten Wirkstoffspektrum.
bei 0,000 1 – 0,01 mg / kg Fisch. Die
Die häufigste Verwendung findet sie
Höchstmenge für Lebensmittel wurde
in verschiedenen Kosmetika, Seifen,
damit erreicht, aber nicht überschrit-
Zahncremes sowie als Additiv zu Texti-
schusverbindungen) die Eigenschaft
als POP (persistent organic pollutent)
zugesprochen werden.
Karpfen
Grafik:
Forelle
Vergleich von
organischen
Lachs
ten.
Kontaminanten in
Lachsölkapseln
mit Fisch
0,07
0,07
0,06
0,06
0,05
0,05
0,04
0,04
0,03
0,03
0,02
0,02
0,01
0,01
0,00
0,00
HCB
DDT
PCB 153
Dieldrin
Toxaphen
Org.Kont.Lachsöl 2005
Moschus- Tribromanisol
Xylol
PBDE
TrichlosanMethyl
Median (mg / kg Fett)
0,122
0,202
Lachsöl-Kapseln
HCB
DDT
Org.Kon
Lebensmittelüberwachung BW
102
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Lachsöl-Kapseln als Nahrungsergänzungsmittel
Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel
Wie belastet sind Lachsöl-Kapseln ?
Sehr geringe Verunreinigung mit Kontaminanten
Lachsöl-Kapseln werden als Nahrungsergänzungsmittel zur
An Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel werden be-
Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, die eine Rolle bei der
sondere Anforderungen in Bezug auf sehr geringe Gehal-
Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems spielen, angebo-
te an Pestizidrückständen und Kontaminanten gestellt.
ten. Dabei werden sie als Ersatz oder zur Ergänzung von
So gilt für diese Stoffe eine generelle Höchstmenge von
Fischmahlzeiten eingenommen. Da Fischöle immer wieder
0,01 mg / kg (= 10 µg / kg), bezogen auf das Lebensmittel
in der Diskussion stehen, hohe Rückstände aufzuweisen,
in der Verzehrsform. Für einige spezielle Stoffe, z. B. Ni-
wurden diese Produkte auf das organische Schadstoffspek-
trofen, gilt sogar eine noch niedrigere Höchstmenge.
trum untersucht. Zur Beurteilung wurden die Gehalte der
Das Untersuchungsprogramm des Jahres 2004 über Säug-
Kontaminanten mit den entsprechenden Konzentrationen
lings- und Kleinkindernahrungsmittel mit Milch-, Fleisch-
bei Lachsen aus Wildgewässern und Zuchtbetrieben vergli-
oder Fischanteil wurde in 2005 fortgesetzt. Mit den neuen
chen. Außerdem wurden in die Gegenüberstellung Forellen
Daten wurde die Aussage des Vorjahres bestätigt, dass
und Karpfen aus Zuchtbetrieben aufgenommen. Die Gehal-
Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel mit Rückständen
te der relevanten Schadstoffe sind auf Fett bezogen in der
von persistenten Organochlor-Pestiziden und Umweltkon-
Grafik dargestellt. Danach weisen die 13 Proben Lachsöl-
taminanten sowie Nitromoschusverbindungen außeror-
Kapseln bei allen Stoffen die geringsten Gehalte auf. Mitt-
dentlich gering, d. h. unterhalb von 1 µg / kg kontaminiert
lere Gehalte über 0,01 mg / kg Fett ergeben sich lediglich
sind. Die höchsten überhaupt festgestellten Werte be-
bei Gesamt-DDT. Da die Konzentrationen sich im Vergleich
trugen 0,61 µg / kg (= 0,000 61 mg / kg) für Endosulfan in
zu dem Rohstoff Lachs als deutlich niedriger erweisen,
einer Probe Kleinkindmenü mit Reis und Geflügelfleisch
erscheint eine Behandlung der Rohfette zur Schadstoffre-
und für PCB 153 in einer Probe Schinkennudeln in Toma-
duktion eine plausible Erklärung für die Minimalgehalte in
tensauce. Diese Werte betragen weniger als ein Zehntel
Lachsöl-Kapseln zu sein.
der Höchstmenge. Wie im Vorjahr ergibt sich der höchste
Gesamtmittelwert für den Stoff DDT, jetzt mit einem Wert
von 0,05 µg / kg (= 0,000 05 mg / kg). Dieser Wert liegt um
Honig
den Faktor 200 unter der Höchstmenge. In der Tabelle sind
Honig enthält kaum Rückstände
35 Proben Honig wurden neben chlororganischen auf
Phosphorverbindungen, Pyrethroide und weitere akarizid wirksame Stoffe hauptsächlich im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans untersucht. Die überwie-
die Ergebnisse aller 62 Proben für die repräsentativen und
relevanten Stoffe zusammengefasst.
Eierteigwaren und Fertiggerichte
gende Mehrzahl der Stoffe war nicht oder nur in Spuren
Nur geringe Rückstände
(< 0,001 mg / kg) nachweisbar. Coumaphos war dagegen
Eierteigwaren (12 Proben) und Fertiggerichte mit Fleischan-
als einziger Stoff in 70 % der Proben enthalten, wobei der
teil (14 Proben) waren insgesamt gering belastet. Auffällig
Medianwert lediglich 0,001 mg / kg betrug und nur in einer
war bei drei Proben Eierteigwaren der Nachweis von Rück-
einzigen Proben der Wert von 0,01 mg / kg überschritten
ständen an Deltamethrin (0,03 bis 0,34 mg / kg Fett), die
wurde (0,046 mg / kg). Coumaphos ist ein Akarizid, das im
vermutlich aus dem Getreideanteil der Produkte stammen.
Bienenstock zur Bekämpfung der Varroa-Milbe eingesetzt
Deltamethrin ist ein Insektizid, dessen Einsatz im konventi-
wird. Eine Höchstmenge ist für diesen Stoff nicht festge-
onellen Getreideanbau zulässig ist. Die festgestellten Ge-
legt. Nach diesen Ergebnissen lässt sich somit dem Le-
halte lagen allesamt weit unterhalb der Höchstmengen.
bensmittel Honig ein gutes Zeugnis in Bezug auf Verunreinigungen mit Pestizidrückständen und Kontaminanten
ausstellen.
Bei den Fertiggerichten zeigten sich – hier für den Stoff Endosulfan – ebenfalls einzelne auffällige Befunde, die nicht
zwingend auf die Zutaten tierischen Ursprungs zurückzuführen sind. Bei dieser Produktgruppe ist aufgrund der Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Zutaten eine Bewertung
von Rückstandsgehalten besonders schwierig.
Tabelle:
Rückstände in
Säuglingsnahrungsmitteln
Rückstände
HCB
gamma-HCH Summe DDT
PCB 153
Dieldrin
Endosulfan
Moschus-
Summe
Xylol
PBDE
Gehalte in µg / kg Frischgewicht
min.
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
max.
0,07
0,05
0,53
0,61
nn
0,61
0,03
0,04
Mittelwert
0,01
0,01
0,05
0,02
nn
0,03
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
nn
Median
Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten
Jahresbericht 2005
103
Öko-Monitoring – Rückstandsuntersuchungen bei Lebensmitteln
aus ökologischem Anbau
Baden-Württemberg führt im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus zusätzlich über 5 Jahre ein spezielles Untersuchungsprogramm für Lebensmittel aus ökologischem Landbau im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung
durch. Ziel des Monitorings soll sein, in diesem stark expandierenden Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Vertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken.
Weit gehende Rückstandsfreiheit bei pflanzlichen
Lebensmitteln aus ökologischem Anbau
Fruchtgemüse aus ökolgischem Anbau
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 50 Proben Fruchtgemü-
Wie in den Vorjahren weist ökologisches Obst und Gemü-
se, in der Mehrzahl Paprika aus ökologischem Anbau, auf
se signifikant geringere Rückstandsgehalte als konventi-
Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Etwa 10 % der
onell erzeugte Ware auf. Bei der überwiegenden Anzahl
Proben enthielten Pestizidrückstände über 0,01 mg / kg (oh-
der Proben aus ökologischem Anbau waren keine Pestizid-
ne die für die ökologische Landwirtschaft zugelassenen
rückstände nachweisbar. Sofern Rückstände festgestellt
natürlichen Stoffe). Bei fünf Proben (10 %) wurde die Be-
wurden, handelte es sich meist nur um Rückstände einzel-
zeichnung „aus ökologischem Anbau“ als irreführend be-
ner Wirkstoffe im Spurenbereich < 0,01 mg / kg und damit
urteilt, eine Probe wies eine Höchstmengenüberschreitung
deutlich unterhalb der Konzentration, die üblicherweise
(RHmV) auf.
nach Anwendung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut
festgestellt werden kann.
Im letzten Jahr haben sich die Vermarktungsstrukturen
für Öko-Ware noch einmal deutlich verändert und Bio-Erzeugnisse werden verstärkt auch bei großen Discountern
angeboten. Allgemein wird festgestellt, dass mehr Bio-Ware verkauft werden könnte, als angeboten werden kann.
Bislang zeigen die Untersuchungsergebnisse keine Unterschiede zwischen Bio-Ware vom Discounter und Bio-Ware
Rückständen und Kontaminanten,
• Vergleich von Öko-Lebensmitteln aus einheimischer Produktion mit
Öko-Produkten anderer Herkunft,
• Feststellung irreführender Kennzeichnung bei Hinweis auf ein Erzeugnis nach der Öko-V,
• Vergleich von Öko-Lebensmitteln mit konventioneller Ware.
Im Vergleich zu den Vorjahren war die Beanstandungsquote
Wurzelgemüse – Karotten aus ökologischem Anbau –
bei frischen Erzeugnissen jedoch deutlich höher: 8,4 % in
Auffälligkeiten bei Karotten aus Italien
für den Anstieg der Beanstandungsquote wegen irreführender Öko-Kennzeichnung liegen aber mehr bei der zielgerichteten Untersuchung bestimmter Lebensmittel und
weniger bei der deutlich gestiegenen Nachfrage nach ÖkoLebensmitteln. Da jedoch gerade bei einem knappen Angebot Verfälschungen besonders lukrativ sind, soll der Markt
auch im Jahr 2006 aufmerksam beobachtet werden.
Insgesamt wurden 50 Proben Öko-Wurzelgemüse untersucht, wobei ein deutlicher Schwerpunkt bei Karotten lag
(49 Proben). Während deutsche Karotten überwiegend
rückstandsfrei waren (lediglich 1 Probe wurde als irreführend bezeichnet beanstandet), enthielten alle 8 Proben italienischer Bio-Karotten Rückstände. In allen italienischen
Karotten-Proben waren Rückstände an Herbiziden nachweisbar. Ferner wurden auch Rückstände an Fungiziden
und Insektiziden nachgewiesen. In 2 Fällen lag sogar eine
Untersuchungsergebnisse
Höchstmengenüberschreitung nach RHmV vor.
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 394 Proben pflanzlicher
Lebensmittel aus ökologischem Anbau auf Rückstände an
Pflanzenschutzmitteln untersucht. Die vollständigen Ergebnisse sind im Bericht über das Öko-Monitoring 2005 im
Internet unter www.cvua-stuttgart.de
abrufbar. Nach-
folgend eine Auswahl der Ergebnisse:
Blattgemüse aus ökolgischem Anbau
Von 41 untersuchten Blattgemüse-Proben wies lediglich
eine Probe erhöhte Rückstände (> 0,01 mg / kg) an dem
Insektizid Thiamethoxam auf.
Ziele:
• Statuserhebung der Belastung ökologisch erzeugter Lebensmittel mit
von anderen Anbietern.
2005, nur 3,6 % in 2004 und 4,5 % in 2003. Die Ursachen
O!
K
Ö
Tafeltrauben aus ökolgischem Anbau
Von insgesamt 34 Proben Tafeltrauben aus ökologischem
Anbau wiesen drei Proben Rückstände über 0,01 mg / kg
auf, drei Proben wurden beanstandet.
Exotische Früchte aus ökolgischem Anbau
Von insgesamt 30 Proben exotischer Früchte aus ökologischem Anbau waren lediglich in einer Probe italienischer
Kiwi Rückstände an Chlorpyrifos über 0,01 mg / kg nachweisbar.
104
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Pharmakologisch wirksame Stoffe
Pharmakologisch wirksame Stoffe finden in der landwirtschaftlichen
des zu Rückständen führen, die ein
Nutztierproduktion als Bestandteile von Tierarzneimittelpräparaten Ver-
gesundheitliches Risiko für den Ver-
wendung und dienen damit der Krankheitsvorbeugung und -bekämp-
braucher darstellen. Die missbräuch-
fung. Tierarzneimittelrückstände i. S. von Art. 1 (1) EWG / 2377 / 90 sind
liche Anwendung von Antibiotika birgt
alle Stoffe mit pharmakologischer Wirksamkeit – seien es wirksame
ferner die Gefahr der Selektion resis-
Bestandteile, Arzneiträger oder Abbauprodukte – einschließlich ihrer
tenter Krankheitserreger. Antibiotika-
Stoffwechselprodukte, die in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vor-
resistente pathogene Keime können
handen sind und aus der Anwendung des betreffenden Tierarzneimittels
sich in Tierbeständen verbreiten oder
resultieren.
auch auf den Menschen übergehen.
Schwer oder nicht mehr heilbare In-
Bei ordnungsgemäßer Anwendung von Tierarzneimitteln
fektionskrankheiten können hiervon die Folge sein. Tiere,
verbleiben in den von behandelten Tieren gewonnenen
die der Lebensmittelgewinnung dienen, dürfen EU-weit nur
Lebensmitteln nur Rückstandsmengen, die toxikologisch
mit Arzneistoffen behandelt werden, die in den Anhängen I
unbedenklich sind. Der unsachgemäße Umgang mit Arz-
bis III der Verordnung EWG / 2377 / 90 aufgeführt sind. Die
neimitteln, wie beispielsweise die Nichteinhaltung der er-
Anhänge I und III enthalten Verzeichnisse von pharmako-
forderlichen Wartezeit nach der Behandlung oder gar die
logisch wirksamen Stoffen, für die Rückstandshöchstmen-
rechtswidrige Applikation verbotener Wirkstoffe, kann in-
gen festgesetzt sind (Maximum Residue Limit, MRL).
Untersuchungen auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe
Die Überwachung von Rückständen pharmakologisch
In Baden-Württemberg wurden im Jahre 2005 mehr als
wirksamer Stoffe in Tieren und Lebensmitteln tierischer
19 000 Untersuchungen, davon 13 900 mit dem Allgemei-
Herkunft erfolgt auf allen Stufen der Produktions- und Han-
nen Hemmstofftest im Rahmen des NRKP, durchgeführt
delskette. In den CVUAs werden untersucht:
(Gesamtsumme der NRKP-Proben: über 18 000). Ferner
• Proben, die im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes (NRKP) entnommen wurden,
• Planproben nach dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (Lebensmittelund Futtermittelgesetzbuch – LFGB),
• auffällige Proben aus der Schlachttier- und Fleischuntersuchung.
wurden 1 313 Planproben nach LFGB sowie 187 Proben aus
der Schlachttier- und Fleischuntersuchung auf Rückstände
pharmakologisch wirksamer Stoffe geprüft. Bei insgesamt
183 der 19 500 Proben (0,9 %) wurden Rückstände von
pharmakologisch wirksamen Stoffen festgestellt. 116 davon (0,6 %) wurden aufgrund der Untersuchungsbefunde
beanstandet.
Nachgewiesen wurden (Anzahl der Befunde jeweils in
Nach nationalem und EU-Hygienerecht muss vor jeder
Klammern): Tetracycline (89), beta-Lactame (14), Sulfona-
Schlachtung eine Schlachttier- und eine anschließende
mide (11), Aminoglycoside (12), Kokzidiostatika (2), Nitro-
Fleischuntersuchung durchgeführt werden. Weisen leben-
furanmetabolite (3), Flubendazol (4), Tylosin (3), Triphenyl-
de Tiere physiologische bzw. psychische Veränderungen
methanfarbstoffe (45).
auf, die auf eine Behandlung mit pharmakologisch wirksamen Stoffen hindeuten, oder wird z. B. eine Injektionsstelle
im Muskelfleisch entdeckt, so wird der Tierkörper beschlagnahmt und entsprechendes Probenmaterial zur Analyse
eingesandt. Pathologisch verändertes Gewebe, das eine
Infektion vermuten lässt, wird durch eine bakteriologische Fleischuntersuchung auf Krankheitserreger geprüft.
Zusätzlich werden solche Proben mit dem Allgemeinen
Hemmstofftest untersucht. Der Allgemeine Hemmstofftest
stellt ein biologisches Untersuchungsverfahren zur Prüfung
auf Anwesenheit von Antibiotika dar. Fällt der Allgemeine
Hemmstofftest positiv aus, wird ebenfalls Probenmaterial
zur weiter gehenden Analyse eingesandt.
Rückstände von Malachitgrün in Forellen
Malachitgrün gehört chemisch zur Gruppe der Triphenylmethane und findet vorwiegend Verwendung als synthetischer Farbstoff (z. B. in der Lackherstellung). Malachitgrün
stellt aber auch ein hochwirksames Desinfektionsmittel
dar und vermag äußerst effektiv verschiedene Parasiten
(Pilze, Bakterien, Einzeller) zu bekämpfen, die Fische und
Fischeier befallen. Daher wird es oft in der Zierfischmedizin
eingesetzt, insbesondere gegen die Weißpünktchenkrankheit. Malachitgrün steht jedoch im Verdacht krebserregend
und erbgutschädigend zu sein. Zur Vermeidung einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung des Verbrauchers, ist
konsequenterweise eine Anwendung von Malachitgrün
als Tierarzneimittel bei Lebensmittel liefernden Tieren EUweit nicht erlaubt.
Pharmakologisch wirksame Stoffe
In Baden Württemberg wurden 2005 insgesamt 336 Proben (See-, Süßwasserfische und Forellenkaviar) auf Triphenylmethanfarbstoffe untersucht. In 44 Forellen-Proben
und einer Probe Pangasius wurde Leukomalachitgrün, das
Haupt-Stoffwechselabbauprodukt von Malachitgrün, nachgewiesen. Die ermittelten Gehalte reichten von 2 bis über
100 µg / kg. Eine Forellenprobe enthielt zusätzlich auch noch
Malachitgrün (1,5 µg / kg). Die hohe Zahl von Untersuchungen und positiven Proben beruht im Wesentlichen darauf,
dass bei drei Erzeugerbetrieben Forellen aus allen Teichen
untersucht worden waren, nachdem bei Stichprobenun-
Jahresbericht 2005
Antibiotika in Honig
Antibiotika sind in Deutschland zur Anwendung bei Bienen nicht zugelassen, demzufolge dürfen in Honig keine
Rückstände von Antibiotika vorhanden sein. Es wurden
41 Stichproben im Rahmen der allgemeinen Lebensmittelüberwachung sowie 19 NRKP-Proben untersucht. In
keiner dieser Proben waren Rückstände von Antibiotika
nachweisbar.
Honigmonitoring bei der Feuerbrandbekämpfung
tersuchungen Rückstände von Malachitgrün festgestellt
Das Antibiotikum Streptomycin ist als Wirkstoff in zwei
wurden. Alle Proben mit festgestellten Rückständen von
Pflanzenbehandlungsmitteln enthalten, die im Jahr 2005
Leukomalachitgrün wurden beanstandet.
zur Bekämpfung der bakteriellen Feuerbrandkrankheit bei
Obstbäumen eingesetzt wurden. Die Anwendung des Antibiotikums im Obstbau wurde mit einem zielgerichteten
Monitoring begleitet, bei dem insgesamt 33 Honige, die
aus Gebieten mit Feuerbrandbekämpfung stammten, direkt nach dem Schleudern auf Rückstände von Streptomycin untersucht wurden. Davon waren drei Proben mit Rückständen von Streptomycin über der Höchstmenge von 20
µg / kg (praktischer Nullwert) belastet. Die drei betroffenen
Honigchargen wurden nicht in den Verkehr gebracht.
Nitrofuranmetaboliten in Garnelen
Nitrofurane sind bakteriostatisch wirkende Chemotherapeutika. Das Wirkungsspektrum von Nitrofuranen umfasst
grampositive und -negative Bakterien. Alle Nitrofurane werden im Organismus sehr schnell metabolisiert. Nitrofurane werden daher in unveränderter Form nicht mehr vorgefunden. Deshalb wird der Nachweis einer Anwendung
von Nitrofuranen über die Untersuchung von bestimmten
Zielanalyten geführt. Bei diesen Zielanalyten handelt es
sich um spezifische, an Proteine gebundene Metaboliten
der Nitrofurane. Aufgrund des vorbeugenden Verbraucherschutzes wurden alle pharmakologisch wirksamen Stoffe
aus der Klasse der Nitrofurane in Anhang IV der VO (EWG)
2377 / 90 aufgenommen. Dadurch ist die Anwendung von
Nicarbazin in Entenfleisch und Hühnereiern
Nitrofuranen nach Art. 5 (2) VO (EWG) 2377 / 90 in der ganzen Gemeinschaft verboten. Insgesamt wurden 93 Proben
In einer Probe Entenfleisch sowie in einer Probe Hühnerei-
aus der Lebensmittelüberwachung auf Rückstände von
er wurden Rückstände des Coccidiostaticums Nicarbazin
proteingebundenen Nitrofuranmetaboliten untersucht.
festgestellt. Tierarzneimittel, die Nicarbazin als Wirkstoff
In drei Proben eines importierten Garnelenerzeugnisses,
enthalten, sind weder zur Behandlung von Enten, noch von
die alle aus einer Verarbeitungscharge stammten, konnte
Legehühnern zugelassen. Die Verwendung von Nicarba-
der Stoff 3-Amino-2-Oxazolidinon (AOZ) eindeutig nachge-
zin als Futtermittelzusatzstoff für Mastgeflügel ist seit Mai
wiesen werden. Bei AOZ handelt es sich um einen Meta-
2002 nicht mehr erlaubt, die Verwendung von Nicarbazin
boliten des Nitrofurans Furazolidon. Die Proben wurden
bei Legehühner ist ebenfalls nicht erlaubt. Der Zusatzstoff
beanstandet.
E 772 (Maxiban G 160) enthält zwar neben Nicarbazin auch
Narasin zu gleichen Teilen, ist aber nur zur Anwendung bei
Masthühnern zugelassen. Beide Proben wurden daher
beanstandet.
105
Lebensmittelüberwachung BW
106
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Lebensmittelallergene
Seit dem 24.11.2005 gilt bei verpackten Lebensmitteln eine Kennzeichnungspflicht für die wichtigsten Lebensmittelallergene (s. Abbildung) sowie für glutenhaltige Getreidearten, Lactose und Sulfit. Über die Zutatenliste
kann sich nun etwa ein Erdnuss-Allergiker gezielt informieren, ob dem Lebensmittel für ihn problematische
erdnusshaltige Zutaten – auch in geringen Mengen – zugesetzt worden sind. Auch erkennt er jetzt, ob sich
etwa hinter der Angabe „pflanzliches Öl“ Erdnussöl versteckt; Personen, die auf Sellerie allergisch reagieren,
erfahren, ob in der Zutat „Gewürze“ auch Sellerie enthalten ist. Doch ganz sicher können Allergiker immer
noch nicht sein: So genannte Kreuzkontaminationen, also herstellungsbedingte Verunreinigungen, müssen
nach wie vor nicht obligatorisch deklariert werden.
Bei Haselnuss am häufigsten positive Befunde
Tabelle:
bedeutendste
allergene
Lebensmittel
Bereits im Vorfeld der neuen Allergen-Kennzeichnungs-
Pflanzliche Lebensmittel
pflicht wurden Untersuchungen von Proben ohne Aller-
Erdnuss
gendeklaration durchgeführt. Bei insgesamt 525 Unter-
Sojabohne
suchungen wurden in 66 Fällen (13 %) nicht deklarierte
Baumnüsse (Haselnuss, Walnuss, Mandel etc.)
Allergene festgestellt. Nach wie vor am häufigsten gab es
Weizen
bei Haselnuss positive Befunde (20 von 74 Proben = 27 %),
Sesam
s. auch Grafik. Untersucht wurden hier in erster Linie Scho-
Senf
kolade, Backwaren, Knabbergebäck, Kekse, Müsliriegel so-
Sellerie
wie Speiseeis.
Immerhin 11 % der untersuchten 116 Proben ohne Selle-
Tierische Lebensmittel
rie-Deklaration (v. a. Fertiggerichte, Suppen und Saucen)
Kuhmilch
enthielten Sellerie. Tendenziell war hier aber eine leichte
Hühnerei
Abnahme festzustellen; besonders bei Gewürzmischungen
Fisch
wurde der Sellerieanteil vermehrt angegeben.
Schalentiere
Erdnuss war wie auch in den Vorjahren relativ selten nachweisbar. Allerdings können hier die Symptome auch nach
Aufnahme geringer Mengen besonders schwerwiegend
sein. So wurde ein Fall eines anaphylaktischen Schocks
nach Verzehr eines Mandelkekses von einer allergologischen Einrichtung außerhalb Baden-Württembergs zur weiteren Bearbeitung herangetragen. Tatsächlich wurden in
der von der Patientin verzehrten Charge unerklärlich hohe,
nicht deklarierte Erdnussanteile (79 Gramm pro Kilogramm)
festgestellt.
Grafik:
Allergenuntersuchungen 2005 –
positive Proben
verpackte Ware
Probenzahl
ohne Hinweis
negative Proben
140
120
100
80
60
40
20
0
Erdnuss
Haselnuss
Mandel
Sellerie
Soja
Ei
Milch
Gluten
Lebensmittelallergene
Jahresbericht 2005
107
Das Erzeugnis wies nicht einmal eine Spurenkennzeich-
Auch andere Allergene, etwa Mandel, Milchprotein oder Ei,
nung („kann … enthalten“, s. u.) auf.
wurden trotz fehlender Kennzeichnung nachgewiesen.
Auch eine Schokoladen-Probe fiel mit 7 Gramm Haselnuss
Auch Soja enthält einige potente Allergene, die vor allem
pro Kilogramm durch einen auffällig hohen Anteil eines
bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen unter Umständen
nicht deklarierten Allergens auf.
starke Symptome auslösen können. Ein umfangreiches
Gerade seit Einführung der neuen Kennzeichnungsrege-
Spektrum unserer Lebensmittel enthält Bestandteile der
lungen werden auch Allergiker immer mehr davon ausge-
Sojabohne, z. B. Fette, Lecithine, Sojaprotein oder -mehl.
hen, dass vorhandene Allergene deklariert sind. Produkte
Preiswertes Sojaprotein wirkt emulgierend, strukturbil-
mit derart hohen, nicht deklarierten Allergen-Verunreini-
dend und stark wasserbindend. Ein technologischer und
gungen müssen gegebenenfalls als gesundheitsschädlich
finanzieller Anreiz bei der Herstellung von Wurstwaren
eingestuft werden, weil aufgrund der nicht vorhandenen
und Fleischerzeugnissen ist daher nicht auszuschließen.
Allergenkennzeichnung Erdnuss- bzw. Haselnuss-Allergiker
Es wurden 60 abgepackte Fleischerzeugnisse (vor allem
angesprochen sind. Im Falle des Mandelkekses ergab die
Brühwurst) auf versteckte Sojabestandteile hin untersucht.
Überprüfung weiterer Chargen des Erzeugnisses eben-
Erfreulicherweise musste keine der Proben beanstandet
falls positive Befunde, die Erdnuss-Anteile lagen aber um
werden.
den Faktor 1 000 niedriger. Eine Überprüfung der Eigenkontrollmaßnahmen des italienischen Herstellers wurde
veranlasst.
Kreuzkontaminationen und „Kann … enthalten“-Kennzeichnung
Durch Kreuzkontamination verursachte Allergenanteile
Es wurden daher insbesondere Produkte mit „Kann-Hin-
sind weiterhin nicht kennzeichnungspflichtig, sollten aber
weisen“ auf Erdnuss oder Haselnuss-Spuren überprüft (s.
möglichst reduziert werden (siehe Kapitel „Betriebskon-
Grafik). Tatsächlich waren Haselnuss-Verunreinigungen in
trollen“).
gut einem Drittel der so deklarierten Produkte enthalten,
während Erdnuss trotz des „Kann-Hinweises“ bis auf eine
Empfindliche Allergiker sollten auch geringe Allergen-Spu-
Ausnahme nicht nachweisbar war. Da gerade Erdnuss-Aller-
ren beim Kauf erkennen, selbst wenn diese nur über eine
giker nach Aufnahme geringster Erdnuss-Spuren Sympto-
Kreuzkontamination in das Produkt gelangt sind. Daher wei-
me zeigen können, verwenden Hersteller diesen Hinweis
sen viele Hersteller in der Kennzeichnung auf Allergenspu-
zur Vermeidung von Schadensersatzansprüchen eventuell
ren durch eine freiwillige Angabe hin (s. u).
betroffener Allergiker recht häufig.
Grafik:
Allergenuntersuchungen 2005 – verpackte Ware
mit Kennzeichnung „kann … enthalten“
Dieser Hinweis erfolgt allerdings insbesondere
positive Proben
aus Gründen der Produkthaftung. Nicht im Sinne
des Verbraucherschutzes wäre es allerdings, wenn
re Risikoabwägung, vorgenommen würden. Eine 120
weiter zunehmende Verwendung dieser „Kann …
enthalten“-Kennzeichnung schränkt die Wahlmög- 100
lichkeiten von Allergikern weiter ein und sollte daher
nur dann eingesetzt werden, wenn auch mit Mitteln der guten Herstellungspraxis geringe Spuren
120
100
80
80
60
60
40
40
20
20
0
0
von Lebensmittelallergenen nicht mehr vermieden
werden können.
Erdnuss
Haselnuss
Mandel
Allergene_kann 2005
Probenzahl
negative Proben
diese Angaben „prophylaktisch“, also ohne weite-
Lebensmittelüberwachung BW
108
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Nicht nur für Allergiker, sondern auch für Hersteller und
Kontrolle ist die derzeitige Rechtssituation noch unbefriedigend. Ein von vielen Seiten gewünschter Grenzwert für
maximal tolerierbare Allergenverunreinigungen – unabhängig, ob von einer Zutat oder einer Kreuzkontamination
verursacht – könnte hier mehr Rechtssicherheit schaffen.
Allerdings müssen hierfür auch von analytischer Seite noch
einige Vorarbeiten geleistet werden, besonders im Bereich
der Standardisierung der vorhandenen Methoden.
Die Allergenkennzeichnung gilt derzeit noch nicht für die
offene Abgabe, z. B. in der Gastronomie. Erste Gesetzgebungsentwürfe wurden intensiv diskutiert, insbesondere
die Frage, wie sich eine solche Regelung praktikabel umsetzen lässt. Handlungsbedarf lässt sich aus einer schwerpunktmäßig durchgeführten Untersuchungsreihe mit Lebensmitteln aus Bäckereien, Konditoreien und Eisdielen
erkennen: Produkte, welche laut Rezeptur Erdnuss- und
Haselnussbestandteile nicht enthalten sollten, wurden auf
positive Proben
diese potenziellen Allergene untersucht. In jeder zweiten
Probe waren Haselnussverunreinigungen nachweisbar,
negative Proben
Probenzahl
Kennzeichnung loser Ware
auch Erdnuss war in immerhin 7 von 89 Proben enthalten.
100
So waren in einer von 11 untersuchten Eisgrundmassen
90
(Pistazie, Haselnuss) zur Herstellung von Speiseeis 600
80
mg / kg Erdnuss nachweisbar. Die Untersuchungen zeigen,
70
dass offen abgegebene Lebensmittel nicht immer sichere
60
Lebensmittel für Allergiker darstellen.
50
40
30
Grafik:
20
Allergenuntersuchungen 2005 – lose Ware, laut Rezeptur
10
ohne Erdnuss bzw. Haselnuss
0
Erdnuss
Erdnuss
Haselnuss
Haselnuss
Allergene_lose
Untersuchungen auf 2005
Gluten
Etwa jede tausendste Person leidet in Deutschland an Zöliakie (synonym:
Sprue), einer chronischen Erkrankung des Dünndarms. Verursacht wird
Zöliakie durch bestimmte Getreideproteine, dem Gluten. Glutenhaltige
Getreidearten sind vor allem Weizen und Dinkel, Roggen, Gerste und
Hafer. Zöliakiepatienten müssen sich lebenslang von glutenfreien
Lebensmitteln ernähren. Bei verarbeiteten Lebensmitteln, wie etwa
Backwaren auf Mais oder Reisbasis ist es nicht selbstverständlich, dass
auch geringe Spuren glutenhaltiger Getreidearten nicht enthalten sind.
Hersteller von Säuglings- und Kleinkindernahrung sowie eine Reihe von
Backwaren- und Teigwarenherstellern bieten daher eigens „glutenfreie“
Produkte an, bei deren Herstellung eine Verunreinigung durch Gluten bzw.
glutenhaltigen Getreidearten unbedingt vermieden werden soll. Die Produkte
sind durch das durchgestrichene Ährensymbol erkennbar.
Symptome bereits bei sehr geringer Glutenaufnahme möglich,
aber noch keine rechtsverbindlichen Höchstmengen
Zöliakiepatienten reagieren unterschiedlich stark auf Glu-
direkt ableitbar wäre. Auch deshalb gibt es nach wie vor
ten. Teilweise können – ähnlich wie bei Lebensmittelaller-
keine gesetzlich vorgegebenen Höchstmengen für Gluten
genen – bereits sehr niedrige Glutenmengen Symptome
in „glutenfreien“ Lebensmitteln. Allerdings ist ein welt-
auslösen. Erfahrungsgemäß als tolerabel angesehen wird
weiter Standard des Codex Alimentarius in Vorbereitung,
eine Gesamtmenge von 10 mg pro Tag (laut Deutscher
der einen maximalen Glutenanteil von 20 Milligramm pro
Gesellschaft für Zöliakie). Andererseits gibt es bislang noch
Kilogramm (des getrockneten) Lebensmittels vorsieht. Na-
keine systematischen klinischen Studien, anhand derer ein
türlicherweise glutenhaltige Lebensmittel und Zutaten, bei
„Schwellenwert“ für die Empfindlichkeit der Kranken ge-
denen Gluten technologisch entfernt wurde, dürfen dage-
genüber der täglich insgesamt zugeführten Glutenmenge
gen maximal 200 Milligramm pro Kilogramm enthalten.
Lebensmittelallergene
Jahresbericht 2005
Gesundheitsgefahr durch „glutenfreie Produkte“ aus Getreidemühlen
Ware aus spezialisierten Betrieben
zumeist unauffällig
Maismehl sowie Kartoffelbratlinge wa-
dabei nicht berücksichtigt, dass Roh-
ren als „glutenfrei“ gekennzeichnet,
stoffe wie Mais sehr häufig durch an-
„Glutenfreie“ Erzeugnisse, die von
obwohl sie hohe Glutengehalte von
dere Getreidearten kontaminiert sind.
spezialisierten Herstellern stammen,
mehr als 10 000 Milligramm pro Kilo-
Nur durch strikte Trennung von gluten-
sind in der ganz überwiegenden Zahl
gramm aufwiesen. Normale Verzehrs-
haltigem Getreide, beginnend bei der
der Fälle tatsächlich auch glutenfrei.
mengen können hier bei Zöliakiepati-
Ernte bis hin zur Abfüllung, können in
Der Wert von 20 Milligramm pro Ki-
enten bereits zu Symptomen führen.
spezialisierten Betrieben wirklich glu-
logramm wurde hier in lediglich 9
Die Produkte wurden aufgrund des
tenfreie Produkte hergestellt werden.
Proben (= 6 %) überschritten; die
Zusatzes „glutenfrei“ als gesund-
Allerdings waren in beiden Fällen die
Gehalte lagen zwischen 23 und 154
heitsschädlich beurteilt. Daraufhin
Glutenanteile außergewöhnlich hoch,
Milligramm pro Kilogramm. Probleme
haben die Überwachungsbehörden
sodass hier auch fraglich war, ob die-
gab es insbesondere bei Betrieben,
veranlasst, dass die Ware umgehend
se (hohen) Anteile nicht auch in einem
die neben glutenfreien auch glutenhal-
vom Markt zurückgerufen wurde. In
normalem Mühlenbetrieb hätten ver-
tige Erzeugnisse (z. B. auch Dinkel) mit
beiden Fällen wurden Zutaten aus
mieden werden können.
teilweise denselben Produktionslini-
dem Mühlenbereich verarbeitet und
en oder im selben Betrieb verarbeiten. Trotz aufwändiger Trennungs- und
Reinigungsmaßnahmen kann offensichtlich eine geringe Kontamination
Untersuchungsergebnisse 2005
nicht immer ausgeschlossen werden.
In 20 % der insgesamt 162 untersuchten Proben
Allerdings hat sich bei einem im Vor-
„glutenfreier“ Lebensmittel war Gluten nachweis-
jahr aufgefallenen Betrieb die Situa-
bar. Allerdings war der jetzt diskutierte Grenzwert
tion – auch aufgrund der verstärkten
von 20 Milligramm pro Kilogramm nur in 12 Pro-
Eigenkontroll- und Trennungsmaßnah-
ben (= 7 %) überschritten.
men – verbessert.
< 20 mg / kg (Grenzwert)
> 20 mg / kg
> 2 000 mg / kg
11 %
7%
20 % positiv
2%
80 % negativ
Gluten 2005
109
Lebensmittelüberwachung BW
110
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Gentechnik in Lebensmitteln
25 gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) aus Mais, Raps, Soja und Baumwolle waren Ende 2005 in der EU
zugelassen, zumeist jedoch nur für den Import und die Verarbeitung in Lebens- und Futtermitteln. Ein Anbau
findet in der EU nach wie vor nur in geringem Umfang statt. Global nahm der Anteil von GVP bei den wichtigsten Nutzpflanzen allerdings weiter zu. Mittlerweile 60 % der weltweit geernteten Sojabohnen sind gentechnisch verändert. Größere Mengen an konventioneller Ware werden derzeit aus Brasilien und China importiert,
aber auch dort zeigt der Anbau von gv-Soja steigende Tendenz. GVP können über Importe aus Anbauländern
oder durch verunreinigtes Saatgut auch in hier vermarktete Lebensmittel gelangen.
Aktuelle Informationen über Zulassungsanträge, den derzeitigen Stand des Anbaus von GVP und des Einsatzes der Gentechnik im Lebensmittelbereich sind unter www.transgen.de
zugänglich.
Kennzeichnungspflicht
Hinweise im Zutatenverzeichnis wie „aus genetisch verändertem Mais
(bzw. Sojabohnen) hergestellt“ findet man auf Lebensmitteln weiterhin
sehr selten. Trotz Einführung der neuen Kennzeichnungsregelungen, die
alle Produkte „aus GVO“ (einschließlich Futtermittel) umfassen, sind nach
wie vor kaum gekennzeichnete Lebensmittel im Handel anzutreffen: So
gut wie kein deutscher Lebensmittelhersteller will derzeit kennzeichnungspflichtige Ware vermarkten.
Abb.:
Beispiel für ein
korrekt etikettiertes japanisches
Kaum kennzeichnungspflichtige Produkte im Handel – die Ursachen
Die Untersuchungen und Betriebsüberprüfungen zeigen, dass tatsächlich kaum ein Produkt gekennzeichnet
werden muss. Dies hat mehrere Gründe:
Sojaerzeugnis
• Hersteller haben im Bereich der Zutaten aus Mais, Raps und Soja häufig weit reichende Vermeidungs- und
aus gentechnisch
Kontrollmaßnahmen festgelegt. Besonders bei importierten Erzeugnissen aus Soja wurden Identitätssiche-
veränderten
rungs- und Rückverfolgungssysteme eingeführt, um sicherzustellen, dass nur „non-GMO“-Rohstoffe verarbeitet
Sojabohnen
werden.
• Nur Anteile über 0,9 % sind definitiv kennzeichnungspflichtig: Der Grenzwert von 0,9 % wurde für den Fall eines
gleichzeitigen Anbaus von GVP und konventionellen Pflanzen (Koexistenz) bzw. der gleichzeitigen Verwendung
solcher Produkte in einem Betrieb festgelegt. Besonders Mais- und Rapsprodukte werden aus EU-Ländern
bezogen, wo praktisch noch kein Anbau stattfindet. Zwar werden auch bei Mais-Produkten in geringem Umfang
Kontaminationen festgestellt, allerdings nur im Spurenbereich (s. u.). Sind Anteile unter 0,9 % nicht „zufällig“
oder „technisch unvermeidbar“, müssen diese auch gekennzeichnet werden. Lediglich Anteile unter 0,1 % werden generell als technisch unvermeidbar angesehen und sind daher nicht kennzeichnungspflichtig. Befunde
zwischen 0,1 % und 0,9 % werden bei Soja relativ häufig festgestellt (s. u.). Allerdings reagieren die mit diesen
Befunden konfrontierten Betriebe erfahrungsgemäß rasch und erreichen über Maßnahmen wie Lieferantenwechsel oder gänzlichen Verzicht auf die Zutat, dass das Produkt nicht kennzeichnungspflichtig wird.
• Wichtige Ausnahmen in der Kennzeichnungspflicht: Anders als im Lebensmittelbereich sind (gekennzeichnete)
Futtermittel aus gv-Soja häufig anzutreffen. Allerdings unterliegen die mithilfe solcher Futtermittel erzeugten
Lebensmittel nicht der Kennzeichnungspflicht – nicht zuletzt, weil in tierischen Lebensmitteln gentechnische
Veränderungen aus dem Futtermittel nicht mehr nachweisbar sind (z. B. Fleisch, Eier, Milch). Auch Enzyme für
die Lebensmittelproduktion werden häufig aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt. Solche Verarbeitungshilfsstoffe sind im fertigen Lebensmittel nur noch in Spuren vorhanden, ihre „gentechnische
Herstellung“ ist nicht nachweisbar.
Gentechnik in Lebensmitteln
Jahresbericht 2005
111
Untersuchungsergebnisse 2005
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 465 Lebensmittelproben
Nach der neuen Allergenkennzeichnung müssen auch ge-
auf Bestandteile aus GVP untersucht. Insgesamt wurden
ringe Mengen an Soja in der Rezeptur deklariert werden,
in 94 Fällen (= 20 %) positive Befunde erhalten. Schwer-
es sei denn, es handelt sich um unvermeidbare Spuren-
punkte der Untersuchungen waren Soja, Mais und Raps,
verunreinigungen. Dies kann nur am Ort der Herstellung
daneben wurden auch stichprobenartig Papaya und Reis
(also in Russland!) ermittelt werden.
sowie Tomaten-, Zuckerrüben- und Kartoffelerzeugnisse
auf GVP überprüft.
Gekennzeichnete Produkte bleiben vorerst Raritäten
Lediglich ein gekennzeichnetes Erzeugnis auf Sojabasis,
Sojaprodukte
eine japanische Sojabohnenpaste, wurde im Handel an-
Auch 2005 waren bei einem Drittel aller untersuchten Pro-
getroffen (s. Abbildung links).
ben (61 von 184 Proben = 33 %) Verunreinigungen durch
gentechnisch veränderte Soja nachweisbar. Sowohl der
Anteil positiver Proben insgesamt, als auch der Anteil nicht
korrekt gekennzeichneter Proben (3 % aller Proben enthielten mehr als 0,9 % gv-Soja) blieb im Vergleich mit den
Vorjahren in etwa konstant (s. Grafik).
Keine Kennzeichnung unter 0,9 %?
Immerhin 21 (entsprechend 34 % aller positiven Sojaproben bzw. 11 % aller Sojaproben) wiesen Anteile an gv-Soja
zwischen 0,2 und 0,9 % auf (s. auch Grafik). Nur „zufällige“ und „technisch unvermeidbare“ Anteile sind laut Kennzeichnungsregelung von der Kennzeichnung befreit, auch
Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 % nur selten
wenn diese weniger als 0,9 % betragen. So zeigen Unter-
überschritten
suchungsergebnisse bei Sojaprodukten, dass Anteile von
Pizzabelag („Pizzaschinken“) belgischer Herkunft, zumeist
0,2 % und mehr derzeit zumeist noch „technisch vermeid-
auf Geflügelbasis, war mit Sojaprotein hergestellt, welches
bar“ sein sollten. Bei allen sechs untersuchten Säuglings-
seinerseits Anteile über 0,9 % an Roundup Ready Soja ent-
und Kleinkindernahrungsprodukten auf Sojabasis sowie
hielt. Solche Formfleischerzeugnisse wurden vor allem in
bei zwei der untersuchten Reformhauserzeugnisse war
der Gastronomie angetroffen. Informationen über gentech-
gv-Soja in Anteilen zwischen und 0,2 und 0,4 % feststellbar.
nisch veränderte Soja müssen auch auf der Speisekarte
Gerade bei diesen Erzeugnissen ist im Einzelfall kritisch
erscheinen. Allerdings war für die Gastronomiebetriebe
zu hinterfragen, ob die festgestellten Anteile tatsächlich
weder aus Lieferunterlagen noch aus der Produktetiket-
zufällig und technisch unvermeidbar sind.
tierung erkennbar, dass gentechnisch veränderte Soja enthalten war.
Zwei weitere, eher „exotische“ Erzeugnisse, fielen durch
Anteile an gentechnisch veränderter Soja über 0,9 % auf:
Türkische Tortellini sowie ein russisches Keksprodukt. Bei
Letzterem war allerdings nicht einmal Soja gekennzeichnet,
geschweige denn dessen gentechnische Veränderung.
Grafik:
Anteile (in %) positiver Proben bei Soja- und Maiserzeugnissen
von 2000 bis 2004. * bisheriger und jetziger Kennzeichnungs-
Prozent
grenzwert; seit 04 / 2004
Anteile positiver Proben
Anteile von Proben über 1 bzw. 0,9 % GVP *
35
30
Soja
Mais
25
20
15
10
5
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Gen Entwicklung 2005
2000
2001
2002
2003
2004
2005
112
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Isoflavonpräparate kennzeichnungspflichtig?
Soja-Extrakte mit Isoflavonen werden in Handel in einer
Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten. Die
Frage, ob diese Erzeugnisse tatsächlich aus nicht gentechnisch veränderter Soja hergestellt worden sind, lässt sich
über eine Analyse der Präparate nicht immer beantworten.
In zwei von 11 untersuchten Produkten war gentechnisch
veränderte Soja nachweisbar, für eine exakte Quantifizierung des Anteils reichte jedoch die Menge an vorhandener
DNA nicht aus. In diesen wie auch den weiteren Fällen wurde eine abschließende Beurteilung über eine Untersuchung
der Rohstoffe beim Hersteller veranlasst.
Maisprodukte
Auch im Jahr 2005 waren die Ergebnisse bei Maiserzeugnissen unauffällig. Waren im Vorjahr immerhin noch 26 %
aller Proben positiv, so ging dieser Anteil auf nunmehr 15 %
deutlich zurück. Die Herkunft der Mais-Rohstoffe konzent-
56 %
rierte sich weiter auf Deutschland, Frankreich und Italien.
Da in diesen Ländern derzeit kein kommerzieller Anbau
von gv-Mais stattfindet, besteht hier auch nur ein gerin-
34 %
ges Verunreinigungsrisiko. Positive Befunde waren auch
10 %
bisher nur im Spurenbereich unter 0,1 % feststellbar und
lassen sich am ehesten durch geringfügig kontaminiertes
Saatgut erklären.
Erklärbar wäre der Rückgang positiver Befunde durch
nochmals verstärkte Eigenkontrollmaßnahmen in diesem
Bereich.
Keine Spuren von nicht zugelassenem Mais Bt-10
festgestellt
Im Frühjahr 2005 wurde die EU-Kommission von den USA
Soja
Gen positiv 2004
 0,1
% GVP
unterrichtet, dass seit 2001 möglicherweise nicht zugelas-
0,2 – 0,9 % GVP
sener Bt-10-Mais versehentlich vermischt mit zugelasse-
 0,9
nem Bt-11-Mais auch in die EU exportiert worden sei.
% GVP
Nachdem die betreffende Firma die erforderlichen Daten
sowie Materialien zur Verfügung gestellt hatte, konnte auch
rückwirkend festgestellt werden, dass eine solche VerunreiMais
nigung erkannt worden wäre. Von 2001 bis 2005 waren in
keiner untersuchten Lebensmittel-Probe Anteile von Bt-11 –
und damit auch von Bt-10-Mais – nachweisbar.
100 %
Grafik:
Positive Proben –
Verteilung der
GVP-Anteile
0%
Gentechnik in Lebensmitteln
Produktgruppe
Jahresbericht 2005
113
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Proben
Proben
Proben
untersuchten
negativen *
positiven
> 0,9 %
> 0,1 – 0,9 %
0,1 %
Proben
Proben
Proben
184
123
61
6
21
34
Sojabohnen, -kerne
14
12
2
0
0
2
Sojaschrot, -flocken, -mehl
36
23
13
0
1
12
Sojadrinks
4
2
2
0
0
2
Sojaprotein, -isolat
7
2
5
0
2
3
38
28
10
0
1
9
Sojabratlinge
3
3
0
0
0
0
Fleischerzeugnisse mit
1
1
0
0
0
0
10
1
9
4
5
0
Gesamt Soja-Erzeugnisse,
und weniger
Erzeugnisse mit Zutat Soja
Tofu und Tofu-Erzeugnisse,
Wurstwaren auf Tofubasis
Soja (Döner Kebap)
FormfleischschinkenImitate (Pizza-Belag) mit Soja
Backmischungen mit Soja
9
9
0
0
0
0
Müsli mit Soja
1
1
0
0
0
0
Feine Backwaren mit Soja
6
5
1
1
0
0
Teigwaren mit Soja
4
4
0
0
0
0
Sojasprossen
2
2
0
0
0
0
Brotaufstriche mit Soja
2
1
1
0
0
1
Säuglings- und Kleinkinder-
6
0
6
0
6
0
nahrung mit Soja
Eiweißkonzentrate auf
(max. 0,4 %)
7
1
6
0
2
4
Sojabasis, Sportlernahrung
Fertiggerichte mit Soja
Nahrungsergänzungsmittel
5
4
1
1
0
0
11
(9 )
2
(0 )
(2 )
(0 )
3
0
(2 )
1
25
0
0
25
mit Soja-Isoflavonen
Lecithin
Gesamt Maiserzeugnisse
18
162
15 (3)
137
Maiskörner, Popcorn-Mais
10
10
0
0
0
0
Maisgrieß, Maismehl
83
71
12
0
0
12
Maischips, Tortillachips
43
34
9
0
0
9
Glutenfreie Teigwaren
4
1
3
0
0
3
11
11
aus Maismehl
0
0
0
0
Maisstärke
Gemüsemais, Süßmais
3
3 (2)
0
0
0
0
Säuglings- und Kleinkinder-
3
3
0
0
0
0
5
4
1
0
0
1
nahrung mit Mais
Suppen, Soßen, Fertiggerichte
mit Zutaten aus Mais
* Die Nachweisgrenze betrug in der Regel 0,05 % Anteil gentechnisch veränderter Soja bzw. Mais (bestimmt als Anteil
gentechnisch veränderter DNA, bezogen auf die jeweilige Spezies-DNA). Überschritt die Sensitivität der Methode in einer
Probe diesen Wert deutlich oder lag er gar über dem Grenzwert von 0,9 %, wurde eine Dokumentenprüfung erforderlich
(Probenzahl in Klammern).
Tabelle:
Untersuchung von
Lebensmitteln mit
Soja und Mais
auf Bestandteile
von gentechnisch
veränderten
Organismen
Lebensmittelüberwachung BW
114
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Öko-Monitoring Soja und Mais
Keinen Unterschied zwischen ökologischen und konventio-
Gegenüber dem Vorjahr nochmals abgenommen hat der
nellen Lebensmitteln macht der aktuelle EU-Verordnungs-
Anteil positiver Proben bei Mais (2 von 29 Proben = 7 %),
vorschlag für Lebensmittel aus ökologischem Landbau
während bei Soja etwa jedes sechste untersuchte Lebens-
beim Grenzwert von 0,9 %: Auch für Bio-Produkte soll
mittel einen positiven Befund ergab.
dieser Wert nun gelten, allerdings nur dann, wenn die Verunreinigungen zufällig und technisch unvermeidbar sind.
Im Vergleich mit konventionellen Soja- und Maisprodukten
waren besonders bei Sojaprodukten Unterschiede festzustellen. Bei immerhin 15 % aller konventionellen Sojaerzeugnisse resultierten Anteile von gentechnisch ver-
Kennzeichnung „ohne Gentechnik“
änderter Soja über dem Kennzeichnungsgrenzwert von
Auch konventionelle Lebensmittel können mit der Kennzeichnung „ohne
Gentechnik“ beworben werden. Allerdings sind die gesetzlichen Anforderungen an solche Produkte bezüglich des Einsatzes der Gentechnik
sehr weit reichend und mit denen der geltenden Öko-Verordnung für
Erzeugnisse des ökologischen Landbaus vergleichbar. Deshalb werden
nur wenige Produkte, zumeist Sojaerzeugnisse, so beworben.
0,9 %.
Bei Mais gab es dagegen auch bei konventioneller Ware
nur Befunde im Spurenniveau, allerdings mit einem etwas
höheren Anteil bei den positiven Befunden (17 % aller untersuchten Proben gegenüber 7 % bei Bio-Ware).
Im Jahr 2005 gab es bei diesen Produkten keinen Grund zur Beanstandung. Nur in einer Probe wurde eine Verunreinigung durch gv-Soja festgestellt, die allerdings weniger als 0,05 % betrug und auch bei Produkten
„ohne Gentechnik“ als technisch unvermeidbar angesehen wird.
Nach der derzeitigen Öko-Verordnung gilt ein absolutes Verwendungsverbot von GVP bei Saatgut und zur Herstellung
von Öko-Lebensmitteln. Die Lebensmittelüberwachung in
Deutschland toleriert bei Öko-Produkten allerdings in der
Regel Verunreinigungen durch GVP bis zu 0,1 %. Weit entfernt ist der jetzt vorgesehene Grenzwert von den derzeit
in Öko-Lebensmitteln feststellbaren Anteilen an Verunreinigungen mit GVP: Wie auch in den beiden vergangenen
Jahren wurden bei keiner Probe GVP-Anteile über 0,1 %
Grafik:
festgestellt, sodass die Behörden in keinem Fall weiter ge-
Anteile positiver Proben: öko / konventionell
hende Ermittlungen einleiten mussten, ob ggf. ein Verstoß
(Bei Soja zusätzlich Proben „ohne Gentechnik“)
gegen die Öko-Verordnung vorlag.
Anteile positiver Proben
Prozent
Anteile positiver Proben über 0,9 % GVP
50
45
Soja
Mais
40
35
30
25
20
15
10
5
0
ökologisch
konventionell
„ohne Gentechnik“
ökologisch
konventionell
Gentechnik in Lebensmitteln
Jahresbericht 2005
Raps
Raps ist neben Soja und Mais die für den Lebensmittelbe-
Im Jahr 2005 wurde in keinem der untersuchten 19 baden-
reich wichtigste Nutzpflanze, die bei der Gentechnik bereits
württembergischen Rapshonige gentechnisch veränderte
in großem Umfang kommerziell genutzt wird. Allerdings
DNA nachgewiesen. Ganz anders war die Situation bei ka-
ist der Anbau auf Nordamerika, besonders Kanada, be-
nadischen Honigen. Entsprechend der dortigen Anbausi-
schränkt – dort weiterhin mit steigender Tendenz.
tuation waren in allen 6 untersuchten Rapshonigen Pollen
Ähnlich wie bei Mais waren früher festgestellte Verunrei-
aus gentechnisch veränderten Pflanzen nachweisbar, zu-
nigungen durch gv-Raps in europäischer Ware zumeist
meist handelte es sich um Roundup Ready Raps (GT 73).
(höchstwahrscheinlich) auf geringfügig kontaminiertes
Die Anteile an gentechnisch veränderter Erbsubstanz im
Saatgut zurückzuführen. Allerdings wurden bei Rapspro-
gesamten Raps-Pollen betrugen durchweg über 10 %. Eine
ben im Jahr 2005 – wie auch in den beiden vergangenen
Kennzeichnung ist laut einer Aussage des EU-Lebensmit-
Jahren keinerlei Verunreinigungen mehr festgestellt. Un-
telausschusses auch bei diesen Honigen allerdings derzeit
tersucht wurde Rapssaat aus Ölmühlen, da ein Nachweis
nicht erforderlich.
etwaiger gentechnischer Veränderungen im Rapsöl nicht
mehr möglich ist.
Baden-Württembergische Rapshonige –
Gentechnik kein Thema
Untersuchungen bei Ernteproben
Die Kennzeichnungs- und Zulassungsregelungen machen
keine Unterschiede mehr zwischen Futtermitteln und Lebensmitteln. Besonders bei den landwirtschaftlichen Erfassungsstellen der Mais- und Rapsernte, also weit gehend
am Ursprung der Lebensmittel- oder Futtermittelkette, können Kontrollen besonders wirksam und effektiv angesetzt
werden.
Gemeinsam mit der Futtermittelüberwachung BadenWürttembergs wird daher in einem Stichprobenprogramm
die baden-württembergischen Mais- und Rapsernte auf
eventuelle Verunreinigungen durch GVP-Bestandteile untersucht.
Bei 2 von 27 durch das CVUA Freiburg und die LUFA Augustenberg untersuchten Maisproben wurden Bestandteile aus gentechnisch verändertem Mais festgestellt. Die
nachgewiesenen Anteile waren jedoch sehr gering und beliefen sich auf weniger als 0,05 %. In diesen Größenordnungen sind Verunreinigungen durch gv-Mais als technisch
unvermeidbar und deshalb nicht kennzeichnungspflichtig
anzusehen.
Gentechnisch veränderter Raps war in keiner der 28 untersuchten Raps-Ernteproben nachweisbar.
Sonstige pflanzliche Lebensmittel
Auch weitere gv-Nutzpflanzen werden bereits kommerziell
In den Pollen, die in den natürlichen Honigen enthalten
angebaut. Der Anbau der meisten Pflanzen hat allerdings
sind, ist die Erbinformation der nektarliefernden Pflanze
nur untergeordnete oder regionale Bedeutung. Deutliche
noch vorhanden. Eine Methode zur mengenmäßigen Be-
Zuwächse sind besonders bei gv-Reis (vor allem in China)
stimmung gentechnisch veränderter DNA im Pollen von
zu erwarten.
Rapshonigen wurde Ende 2005 veröffentlicht (Deutsche
Stichprobenartig wurden insgesamt 50 Proben von Kar-
Lebensmittelrundschau 101 (12) 2005, S. 543 ff). Mit dem
toffelchips, Tomatenkonserven, Zuckerrüben, Papayas und
Verfahren können Anteile an gentechnisch veränderter Erb-
gelben Zucchini sowie von Reis aus Asia-Läden untersucht.
substanz bis hinunter auf 0,1 % nachgewiesen werden.
Bei keiner der untersuchten Proben ergaben sich im Scree-
Die Methode bietet sich in erster Linie für ein Umweltmo-
ning Anhaltspunkte auf gentechnische Veränderungen.
nitoring an: Die in den Rapshonigen durch die Sammeltätigkeit der Bienen vorhandenen Pollen repräsentieren die
jeweiligen Rapsanbauregionen.
115
Lebensmittelüberwachung BW
116
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Bestrahlung von Lebensmitteln
China bzw. Korea stammten, konnte
Positive Befunde bei asiatischen Instantnudelgerichten und türkischen
Beutelchen nachgewiesen werden.
Trockensuppen
Positive Befunde ergaben sich auch
eine Bestrahlung der Zutaten in den
bei vier Trockensuppen aus der Türkei.
Bereits in den beiden Vorjahren konnte bei einigen Instantnudelgerich-
Recherchen ergaben, dass die Tro-
ten eine Bestrahlung nachgewiesen werden. Derartige Erzeugnisse
ckensuppen wohl unter Verwendung
erfreuen sich, auch wegen ihrer schnellen Zubereitung und ihrem güns-
von bestrahlten getrockneten Kräutern
tigen Preis immer größerer Beliebtheit.
und Gewürzen hergestellt wurden.
Die Instantnudelgerichte bestehen üblicherweise aus den
2004 wurde von der EG- Kommission eine Bestrahlungs-
zumeist in einem Block getrockneten Nudeln und einem
anlage für die Bestrahlung von Lebensmitteln in der Türkei
oder mehreren Beutelchen mit Gewürzmischungen, Ge-
zugelassen (http://europa.eu.int/eur-lex/lex/LexUriServ/
würzsalzen, Würzsaucen und Ähnlichem.
site/de/oj/2004/l_314/l_31420041013de00140015.pdf).
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 23 Instantnudelgerichte
Das angewandte Nachweisverfahren der Thermolumines-
auf Bestrahlung untersucht. Bei vier Produkten, die aus
zenzmessung lässt bei Produkten, die neben Kräutern / Gewürzen auch noch andere Zutaten enthalten, keine Aussage
darüber zu, welche Zutaten bestrahlt wurden. Eine endgül-
Trend bei der Untersuchung von Lebensmitteln auf Bestrahlung:
tige Beurteilung konnte daher nicht vorgenommen werden.
mehr Produktgruppen betroffen
In Deutschland ist nur die Bestrahlung von getrockneten,
Nach den Ergebnissen der Untersuchungen im baden-württembergi-
aromatischen Kräutern und Gewürzen unter Kenntlichma-
schen Zentrallabor für den Bestrahlungsnachweis im CVUA Karlsruhe
chung zulässig. Für den Fall, dass nur die verwendeten
nimmt die Anzahl der Produktgruppen, bei denen eine Bestrahlung nach-
Kräuter / Gewürze bestrahlt wurden, ist zu prüfen, ob die
gewiesen werden konnte, in den letzten Jahren zu. Der Prozentsatz der
Behandlung in einer für diesen Zweck zugelassene Bestrah-
untersuchten Lebensmittel, bei denen diese Behandlung nachgewiesen
lungsanlage stattgefunden hat. Entsprechende Vorgaben
werden konnte, ist jedoch nach wie vor gering (2005: 2 %).
finden sich in der Lebensmittelbestrahlungs-Verordnung
bzw. EG-Rahmenrichtlinie 1999 / 2.
Tabelle:
Ergebnisse der
Lebensmittel, die
2005 auf Bestrahlung untersucht
wurden
Lebensmittelgruppe
Summe der untersuchten
davon nicht bestrahlt
davon bestrahlt
Lebensmittelproben
Kräuterkäse
15
15
0
Kräuterbutter
4
4
0
Eier und Eiprodukte
3
3
0
Fleisch (einschließlich gefrorenem Fleisch,
2
2
0
Fleischerzeugnisse (außer Wurstwaren)
5
5
0
Wurstwaren
5
5
0
Fisch, Fischerzeugnisse
14
14
0
Krustentiere, Schalentiere, Muscheln u. a.
36
35
1
17
13
4
1
1
0
10
10
0
Süßkartoffeln
1
1
0
Frisches Gemüse, Salat
4
4
0
Getrocknetes Gemüse, Gemüseerzeugnisse
21
21
0
Pilze, getrocknet
32
32
0
Frisches Obst
22
22
0
Trockenobst oder Obsterzeugnisse
4
4
0
Ingwer, kandiert
1
1
0
Tees bzw. teeähnliche Erzeugnisse
11
11
0
Fertiggerichte, zubereitete Speisen
25
21
4
Nahrungsergänzungsmittel
18
17
1
253
253
0
504
494
10
außer Geflügel, Wild)
Wassertiere sowie deren Erzeugnisse
Suppen und Soßen
Teigwaren
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst
Gewürze, Kräuter, einschließlich Zubereitungen und Gewürzsalz
Gesamt
Bestrahlung von Lebensmitteln / Radiochemische Untersuchungen
Jahresbericht 2005
117
Radiochemische Untersuchungen
Als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine kam es 1986 auch in Deutschland zu teilweise erheblichen Kontaminationen mit künstlichen Radionukliden. Besonders betroffen vom radioaktiven Niederschlag (Fallout) waren in Baden-Württemberg der Raum Oberschwaben sowie in Bayern Gebiete südlich
der Donau. Um bei möglichen Ereignissen dieser Art in der Zukunft besser reagieren zu können (z. B. frühzeitiges Einbringen der Ernte, Abdecken von Freilandkulturen, Empfehlungen an die Öffentlichkeit), beschloss der
Bundestag 1986 die Einrichtung des bundesweiten Radioaktivitätsmessnetzes IMIS (= Integriertes Mess- und
InformationsSystem zur Überwachung der Umweltradioaktivität). Die CVUAs Freiburg und Stuttgart sind als
Landesmessstellen für Baden-Württemberg in dieses System eingebunden und untersuchen für das Bundesmessprogramm jährlich mehr als 800 Lebensmittel- und Futtermittelproben.
Die aktuellen Messergebnisse sind in Form von Karten und Diagrammen über das Internet beim Bundesamt
für Strahlenschutz abrufbar: www.bfs.de
. Dort finden sich auch umfangreiche Erläuterungen und gegebe-
nenfalls entsprechende Empfehlungen an die Bevölkerung. IMIS wertet die Daten im Normalbetrieb täglich,
im Ereignisfall alle 2 Stunden aus.
Probenzahlen und Ergebnisse
Im Jahr 2005 wurden in Baden-Württemberg 1085 Lebens-
Untersuchungen machten die gammaspektrometrischen
mittel-, Trinkwasser-, Futtermittel- und Bodenproben auf ih-
Analysen auf radioaktives Cäsium aus (Cs-137, Cs-134). Wie
ren Radioaktivitätsgehalt untersucht. Davon erfolgten neben
die folgende Tabelle zeigt, ist die Kontamination mit radio-
den etwa 800 Messungen für das Bundesmessprogramm
aktivem Cäsium bei den meisten Lebensmitteln nur noch
(s. o.) fast 300 weitere Probenmessungen im Rahmen der
sehr gering. Gehalte über dem Grenzwert sind teilweise
amtlichen Lebensmittelüberwachung. Den größten Teil der
jedoch noch bei Wild festzustellen.
Bezeichnung
Probenzahl
Gesamt
davon
davon
EU-Ausland
Drittländer
Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg FM)
Proben über Proben über
600 Bq/kg
min.
max.
Gewürze, getr. Kräuter
22
4
17
0,10
0,82
3
1
1
1
0,10
0,37
2
86
6
1
Süßwasserfisch
22
1
Getreide, -Erzeugnisse,
94
4
Wild (überw. Wildschwein)
37
auf radioaktives
mitteln, Futtermit-
95
222
Fleisch (ohne Wild)
Untersuchungen
Cäsium in Lebens-
Nachweisgrenze
Milch, -Erzeugnisse, Käse
Tabelle:
23
0,10
167
0,17
teln und Böden
1,8
5 636
14
0,16
7,1
4
7
0,10
1,1
Kartoffeln
Gemüse, -Erzeugnisse
105
2
5
0,15
Pilze, -Erzeugnisse
38
1
26
27
0,17
146
Obst, -Erzeugnisse
137
2
3
11
0,22
79
2
1
< 0,10
Hülsenfrüchte, Ölsamen,
2
0,45
0,29
Nüsse
Honig, Brotaufstriche
6
6
0,42
24
6
0,02
Gesamtkost-Tagesration
103
38
0,04
Trinkwasser, Rohwasser,
35
Kleinkindnahrung
3
40,4
0,76
2,0
< 0,01
Mineralwasser
Sonstige Lebensmittel
17
Lebensmittel gesamt
988
8
40
53
5
37
0,45
0,94
328
Cs-137 + Cs-134 (Bq / kg TM)
Futtermittel
76
Böden
21
Futtermittel gesamt
97
Gesamtprobenzahl
1085
1
3
9
25
0,11
39
21
7,3
116
FM = Frischmasse
TM = Trockenmasse
Lebensmittelüberwachung BW
118
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Wildfleisch, Wildpilze
Die Kontamination von heimischem Wildfleisch, insbeson-
gramms Wildbret stichprobenartig durch die Chemischen
dere Wildschweinfleisch, ist immer noch deutlich messbar.
und Veterinäruntersuchungsämter Freiburg und Stuttgart
In Baden-Württemberg wurden Gehalte für Gesamtcäsium
untersucht, um in einem sozusagen selbstverdichtenden
von nicht nachweisbar (< 0,2 Bq / kg) bis 5 636 Bq / kg bei
Messprogramm mögliche weitere Belastungsgebiete zu
einer Wildschwein-Probe aus dem Raum Schluchsee fest-
erkennen. Weiterhin werden Proben aus Gaststätten und
gestellt. Wild mit einem Gesamtcäsium-Gehalt von mehr
Metzgereien untersucht. Die aktuellen Messergebnisse
als 600 Bq / kg ist nach EU-Recht als nicht sicheres Lebens-
werden in Form von Karten und Tabellen monatlich im In-
mittel zu bewerten und darf nicht in den Handel kommen.
ternet veröffentlicht unter www.cvua-freiburg.de
Gründe für die große Spannbreite der gefundenen Cäsium-
unter www.untersuchungsämter-bw.de
Gehalte sind zum einen die regional verschiedenen Kontaminationen durch den Tschernobyl-Fallout sowie das jeweils bestehende Nahrungsangebot. Besonders Nahrungsbestandteile aus dem Boden (z. B. Hirschtrüffel) können
zu hohen Cäsium-Gehalten im Wildschweinfleisch führen.
Die Landesregierung Baden-Württemberg hat deshalb im
Jahr 2005 ein umfangreiches 3-stufiges Überwachungsprogramm installiert. Danach müssen in den als belastet erkannten Gebieten alle Wildschweine vor ihrer Vermarktung
auf Radioaktivität untersucht werden, und zwar in eigener
Verantwortung der Jäger. Zusätzlich wird in den übrigen
bzw.
Manche Wildpilzarten, insbesondere bestimmte Röhrlinge, sind bekannt für ihre Fähigkeit, Cäsium anzureichern.
Aus Artenschutzgründen dürfen heimische Wildpilze in
Baden-Württemberg nicht gehandelt werden und sind
für die Lebensmittelüberwachung kaum zugänglich. Die
Untersuchungsämter bekommen daher Probenmaterial
fast nur durch Pilzsammler. Im Jahr 2005 war die Zahl der
privaten Pilzeinsendungen nur gering. Höchstmengenüberschreitungen wurden weder bei heimischen noch bei
importierten Pilzen festgestellt.
Regionen im Rahmen eines amtlichen Monitoringpro-
Strontium-90
Bei 107 Lebensmittel-, Futtermittel- und Bodenproben wur-
Radionukliden (Plutonium, Uran) kontaminiert. Sr-90 ist als
de außerdem der Strontium-90-Gehalt bestimmt (Sr-90).
reiner Beta-Strahler nicht mit der Gammaspektrometrie
Geringe Mengen dieses Spaltproduktes, das hauptsächlich
erfassbar, sondern muss, wie auch die meisten Alpha-
in den 50er- und 60er-Jahren durch oberirdische Kernwaffen-
Strahler, vor der Messung relativ aufwändig aus der Pro-
tests in die Atmosphäre gelangte, lassen sich noch heute
be isoliert werden. Die Untersuchungsergebnisse zeigen,
in den meisten Lebensmitteln nachweisen. Sr-90 verhält
dass die nahrungsbedingte Dosisbelastung durch Sr-90 nur
sich chemisch ähnlich wie Calcium und wird deshalb vom
noch sehr gering ist (siehe auch unter „Durchschnittliche
Körper besonders während der Wachstumsphase fest in
Gesamtbelastung“). Die gesamte Jahresaufnahme an Sr-
die Knochensubstanz eingebaut, wo es mit einer Halbwert-
90 über die Nahrung lag für eine erwachsene Person im
zeit von 30 Jahren seine schädigende Wirkung entfalten
Jahr 2003 bei rund 32 Becquerel (Bq). Im Jahre 1963 be-
kann. Durch den Kraftwerksunfall von Tschernobyl wurden
trug die durchschnittliche Sr-90-Jahresaufnahme noch 412
jedoch die entfernteren Regionen wie z. B. Deutschland
Bq pro Person.
nur unwesentlich mit Sr-90 und anderen schwerflüchtigen
Tabelle:
Untersuchungen
Bezeichnung
Probenzahl
auf Strontium-90
Sr-90 (Bq/kg)
min.
Milch, Milcherzeugnisse, Käse
Süßwasserfisch
Getreide, -Erzeunisse, Kartoffeln
Gemüse, -Erzeunisse
Obst, Obstprodukte
max.
20
0,008
0,10
3
0,03
0,05
16
0,03
0,22
9
0,06
0,43
11
0,01
0,38
Kleinkindnahrung
6
0,002
0,014
Gesamtnahrung
24
0,04
0,11
6
< 0,003
0,003
Trinkwasser, Rohwasser, Mineralwasser
Gesamt
93
Futtermittel (TM)
8
0,3
5,4
Böden (TM)
6
0,2
4,0
Gesamt
14
Radiochemische Untersuchungen
Jahresbericht 2005
119
Gesamte Strahlenbelastung durch die Nahrung
Proben aus dem Bereich
der Landwirtschaft
Natürliche Radionuklide
An der durchschnittlichen Strahlenbe-
Futtermittel
zität mancher natürlicher Radionuklide
lastung der Bevölkerung hat die Nahrung nur einen Anteil von ca. 10 %.
Dabei leisten nicht die künstlichen
Radionuklide wie z. B. das Cäsium-137,
sondern die natürlichen Radionuklide
wie Blei-210, Radium-228, Radium-
Im Gegensatz zu Lebensmitteln werden die Aktivitätsgehalte von landwirtschaftlichen Proben auf Trockenmasse
Wegen der relativ hohen Strahlentoxiwurden einige ausgewählte Lebensmittel auch auf den Gehalt an Radiumund Blei-Isotopen untersucht.
bezogen, sodass die Werte zunächst
Der Verzehr von täglich 25 g Paranüs-
höher erscheinen. Rechnet man bei
sen mit 89,8 Bq Gesamtradium / kg
pflanzlichen Materialien mit einem Tro-
würde bei Jugendlichen etwa zu ei-
ckensubstanzgehalt von ca. 10 %, so
ner Verdoppelung der jährlichen natür-
sind die gemessenen Aktivitäten mit
lichen Strahlendosis führen. Von dem
denen der Nahrungsmittel vergleich-
ebenfalls sehr strahlenwirksamen
Grenzwerte
bar. Die Cs-137-Konzentrationen von
Pb-210 werden nur sehr geringe An-
Grasproben betrugen durchschnittlich
teile über den Aufguss des genann-
Nach der Verordnung (EWG) Nr.
5 Bq / kg TM mit einem Maximum von
ten Brennnesseltees aufgenommen.
737 / 90 dürfen Lebensmittel aus
38 Bq / kg TM. Die Sr-90-Werte lagen
Die jährliche Strahlenbelastung wird
bestimmten Nicht-EU-Ländern nur
zwischen 0,3 und 5,4 Bq / kg TM. Die
auf diesem Wege nicht nennenswert
dann importiert werden, wenn der
Radiocäsiumgehalte aller anderen Fut-
erhöht.
Grenzwert für Cäsium-134+137 nicht
termittel (Kartoffeln, Grünmais, Getrei-
überschritten ist. Dieser beträgt 370
de) lagen meist unterhalb der Nach-
Bq pro kg bei Milchprodukten und
weisgrenze von 0,5 Bq / kg TM.
226 und Kalium-40 derzeit den größten Beitrag zur nahrungsbedingten
Strahlendosis.
Kleinkindernahrung bzw. 600 Bq pro
kg bei allen übrigen Lebensmitteln. In
Deutschland werden Lebensmittel,
welche die genannten Grenzwerte
überschreiten, von der Überwachung
als nicht sicher im Sinne von Art. 14
Abs. 2 Nr. 2b der Verordnung (EG)
178 / 2002 und damit als nicht verkehrsfähig beanstandet.
Böden
Messprogramm
„Natürliche Radionuklide
in Trinkwasser“
Höhere Gehalte an natürlichen Radio-
Die Radiocäsiumkontamination der
nukliden können auch im Trinkwasser
Böden zeigt das Aktivitätsmuster,
vorkommen. Baden-Württemberg
wie es seit dem Tschernobyl-Unfall
beteiligt sich daher mit eigenen Pro-
bekannt ist. Die Gehalte nehmen nur
benahmen an einem umfangreichen
sehr langsam ab, sodass die Aktivitä-
Messprogramm des Bundesamtes
ten auf dem Niveau der Vorjahre lie-
für Strahlenschutz (BfS) in Berlin. Von
gen. Der gemessene Maximalwert
etwa 60 Entnahmestellen werden je-
betrug 116 Bq / kg.
weils Proben des Rohwassers und des
aufbereiteten Wassers entnommen
und beim BfS untersucht. Ergänzend
dazu werden weitere Proben durch
das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg analysiert.
Bezeichnung
Probenzahl
Ra-226 + Ra-228
Pb-210
min.
max.
0,159
Gesamtnahrung
10
0,01
Nuss-Mischung
5
0,47
Paranüsse
1
Müsli
1
0,13
Brennnesseltee
1
1,63
Einheit
Tabelle:
Untersuchungen
auf Radium- und
Bq / Tag
11,5
Bq / kg
89,8
Bq / kg
Bq / kg
7,23
Bq / kg
Blei-Isotope
Lebensmittelüberwachung BW
120
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Herstellungsbedingte Kontaminanten
Dioxine und dioxinähnliche PCB
Was sind Dioxine?
Unter dem Begriff Dioxine werden 210 chemische Verbindungen mit einer ähnlichen Struktur zusammengefasst: 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Dioxine
gehören zu den giftigsten chlororganischen Verbindungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit und ihre Langlebigkeit reichern sie sich in der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen
fast ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Dioxinen belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen. Bestimmte polychlorierte Biphenyle (PCB) weisen dioxinähnliche
Eigenschaften auf und sind daher ebenfalls in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Den dioxinähnlichen PCB
werden wie den Dioxinen Toxizitätsäquivalente (TEQ) zugeordnet, die diese PCB-Kongenere gemäß ihrer Toxizität im Vergleich zum 2,3,7,8-TCDD einstufen. Ein Expertengremium unter der Leitung der WHO hat für vier
non-ortho und acht mono-ortho PCB Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) festgesetzt. Ab November 2006 gelten
Höchstgehalte nicht nur für Dioxine, sondern auch für den Gesamt-TEQ-Gehalt (als Summe der Toxizitätsäquivalente von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB). Zusätzlich zu den bestehenden Auslösewerten für Dioxine
werden separate Auslösewerte für dioxinähnliche PCB in Kraft treten.
Insgesamt wurden 738 Proben untersucht, hiervon 596
Untersuchungen lag bei Eiproben. Die weitaus meisten der
Lebensmittel, eine Probe Humanmilch, 3 Bodenproben,
596 Lebensmittelproben, die nicht im Rahmen von Sonder-
134 Futtermittel (siehe Kapitel Futtermittel) und Graspro-
programmen erhoben wurden, zeigten die auch in früheren
ben und ein Bedarfsgegenstand. Bis auf zwei Ausnahmen
Jahren für die jeweiligen Matrices festgestellten Dioxinge-
wurden bei allen Lebensmittelproben nicht nur Dioxine,
halte. Ergänzend wurden umfangreiche Untersuchungen
sondern auch dioxinähnliche PCB bestimmt. Bei den Fut-
auf dioxinähnliche PCB im Hinblick auf die ab November
termitteln wurde bei 42 Proben zusätzlich auf dioxinähn-
2006 zusätzlich gültigen Höchstmengen und Auslösewerte
liche PCB untersucht. Ein wesentlicher Schwerpunkt der
durchgeführt.
Milch und Milchprodukte
Tabelle:
Dioxin in Milch
und -produkten
(in pg WHOPCDD / F-TEQ / g
Fett)
Produkt
Probenzahl
Niedrigster Wert
Median
Mittelwert
Höchster
Wert
Milch
83
0,13
0,29
0,30
0,81
Butter
58
0,13
0,28
0,29
0,59
Joghurt, Sahne
19
0,20
0,30
0,31
0,52
Käse
11
0,24
0,38
0,52
1,72
Die festgestellten Gehalte in den
Die obere Tabelle stellt die Unter-
Ergänzend werden in der unteren Ta-
suchungsergebnisse von Milch und
belle die Gehalte der dioxinähnlichen
Milchproben unterschritten den zu-
Milchprodukten (in pg WHO-PCDD / F-
PCB dargestellt. Der Beitrag der dio-
künftig geltenden Auslösewert und
die Gesamthöchstmenge.
TEQ /g Fett) von sämtlichen untersuch-
xinähnlichen PCB zu den Gesamt-TEQ
ten Proben (insgesamt 171 Proben)
ist bei Milch und Milchprodukten etwa
zusammen. Diese Werte sind mit der
doppelt so hoch wie der Beitrag der
zulässigen Höchstmenge von 3 pg
Dioxine und Furane. Im November
WHO-PCDD / F-TEQ / g Fett bzw. dem
2006 tritt ein Auslösewert von 2 pg
Auslösewert von 2 pg WHO-PCDD / F-
WHO-PCB-TEQ / g Fett und eine Ge-
TEQ / g Fett zu vergleichen.
samthöchstmenge von 6 pg WHOPCDD / F-PCB-TEQ / g Fett in Kraft.
Tabelle:
Dioxinähnliche
PCB in Milch
und -produkten
(in pg WHO-PCBTEQ / g Fett)
Produkt
Probenzahl
Niedrigster Wert
Median
Mittelwert
Höchster Wert
Milch
83
0,52
0,88
0,94
1,73
Butter
57
0,14
0,66
0,68
1,14
Joghurt, Sahne
19
0,49
0,64
0,65
0,87
Käse
11
0,21
0,62
0,70
1,79
Dioxine und dioxinähnliche PCB
Jahresbericht 2005
Eier
Bei Eiern können erhöhte Dioxinbefunde auch dann auf-
Dabei traten nicht nur vermehrt Höchstmengenüberschrei-
treten, wenn Legehennen auf Böden gehalten werden,
tungen bei Eiern von Kleinsthühnerhalter aus industriel-
die nur leicht erhöhte Dioxinverunreinigungen aufweisen.
len Ballungsgebieten auf, sondern in Einzelfällen auch bei
Zusätzlich zur Aufnahme aus Futtermitteln können bei Aus-
so genannten Hintergrundgebieten (siehe Jahresbericht
laufhaltung Spurenanteile an Dioxinen und dioxinähnlichen
2004).
polychlorierten Biphenylen (PCB) durch Picken im Boden
aufgenommen werden. Dabei sind Hühner besonders
sensible Bioindikatoren, da sie im Vergleich zu anderen Tieren in Bezug auf ihr Körpergewicht
mehr Boden als andere Tiere aufnehmen. Auch Stallungen und Einstreu
können bei erhöhten Dioxingehalten im Ei eine Rolle spielen. Bei
Untersuchungen von Eiern aus
Kehl und einer Vergleichsregion
im Jahr 2004 hatten sich Eier aus
Kleinsthühnerhaltung als möglicherweise besonders kritisch im Hinblick
auf Dioxingehalt gezeigt.
Sonderprogramm „Eier aus Freilandhaltung der 20 größten Betriebe in Baden-Württemberg“
Zur Sicherstellung des Schutzes der
Fett. Bei allen anderen Betrieben lag
Die damit vorliegenden Ergebnisse
Verbraucher (auch unter dem Ge-
der höchste Gehalt bei 1,05 pg WHO-
bestätigten die bisherigen Erkennt-
sichtspunkt der wirtschaftlichen Be-
PCDD / F-TEQ / g Fett. Diese Daten un-
nisse, dass Freilandeier aus Großbe-
deutung und der Marktanteile ver-
terscheiden sich praktisch nicht von
trieben in der Regel klar unterhalb der
schiedener Betriebsgrößen) führte
den Daten von etwa 225 Proben aus
ab 1. Januar 2005 auch für Freilandeier
das CVUA Freiburg Anfang 2005 ein
Käfighaltung, die das CVUA Freiburg
gültigen zulässigen Höchstmenge für
Sonderprogramm zur Untersuchun-
in den Jahren 2000 bis 2004 unter-
Dioxine liegen und nur in Einzelfällen
gen von Eiern aus Freilandhaltung
sucht hat.
Überschreitungen festzustellen sind.
der 20 größten Betriebe aus Baden-
In Bezug auf dioxinähnliche PCB lag
Württemberg durch. Unter den 20
der höchste Gehalt bei 1,48 pg WHO-
Betrieben waren acht Öko-Betriebe.
PCB-TEQ / g Fett; die übrigen 19 Pro-
In diesem Sonderprogramm sollte
ben wiesen Gehalte unter 1 pg WHO-
primär auf Dioxine und dioxinähnliche
PCB-TEQ / g Fett auf (Bereich 0,11 bis
PCB geprüft werden.
0,92). Damit lagen auch die Gehalte
Die nachfolgende Tabelle stellt die Un-
an dioxinähnlichen PCB im Bereich
Tabelle:
tersuchungsergebnisse zusammen.
der üblichen Hintergrundbelastung
Untersuchungen von Eiern aus
Von den 20 Proben lag eine Probe mit
und unterhalb der für dioxinähnliche
Freilandhaltung der 20 größten
4,0 pg Dioxin je Gramm Eifett knapp
PCB vorgesehen Auslösewerte und
Betriebe in Baden-Württemberg
über der zulässigen Dioxin-Höchst-
damit deutlich unterhalb der zukünf-
(jeweils in pg TEQ / g Fett)
menge von 3 pg WHO-PCDD /F-TEQ /g
tigen Höchstmenge.
Gesamt-WHO-TEQ
WHO-TEQ PCB
WHO-TEQ PCDD / F
PCB + PCDD / F
Anzahl
20
20
20
Minimum
0,23
0,11
0,11
Median
0,57
0,29
0,26
Mittelwert
0,90
0,40
0,51
95 % -Perzentil
2,63
0,95
1,20
Maximum
4,60
1,48
4,00
121
Lebensmittelüberwachung BW
122
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Sonderprogramm „Eier aus Kleinstbetrieben“
Höchstmengenüberschreitungen bei Dioxinen betreffen
Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit würden fol-
nach aktuellen Erkenntnissen der Lebensmittelüberwa-
gende Anteile die künftige Gesamt-Höchstmenge über-
chung vor allem Kleinsthaltungen mit Auslauf, in denen
schreiten:
durch Picken und Scharren lokale Dioxin-Rückstände aufgenommen werden. Dadurch können sich Dioxine im Fettgewebe anreichern, die dann auch in die Eier gelangen.
Das CVUA Freiburg hat daraufhin ab Sommer 2005 ein
•
0 % der Betriebe mit mehr als 200 Hennen,
• 36 % der Betriebe mit 30 bis 200 Hennen,
• 78 % der Betriebe mit weniger als 30 Hennen.
weiteres Sonderprogramm zur Untersuchung von Eiern
Ein wesentliches Ergebnis ist somit, dass besonders bei Ei-
aus Kleinsttierhaltungen auf Dioxine und dioxinähnliche
ern von Kleinstbetrieben überdurchschnittlich hohe Gehalte
PCB durchgeführt, um mehr über die Ursachen der spe-
an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB auftreten.
ziellen Belastungssituation bei Eiern aus Kleinstbetrieben
zu erfahren und eine gesicherte Datengrundlage für eine
Strategie zur Minimierung der Rückstandssituation entwickeln zu können.
Bei der Beurteilung muss selbstverständlich ferner berücksichtigt werden, dass die zugrunde liegende Datenmenge
immer noch beschränkt ist und bei größeren Probenzahlen
kleinere Abweichungen der hier ermittelten prozentualen
Von besonderem Interesse war die Untersuchung von
Anteile möglich sind. Zusammenfassend bestätigen diese
Eiern aus Kleinstbetrieben (< 200 Tiere) mit intensivem
Zahlen jedoch bereits frühere Erkenntnisse, wonach Aus-
Auslauf. Insgesamt wurden 95 Proben aus allen Landkrei-
laufhaltungen in Kombination mit sehr kleinen Betriebs-
sen Baden-Württembergs untersucht. Hiervon waren 77
größen in Bezug auf Legehennenhaltung das Risiko für
Proben (81 %) aus Auslaufhaltung. 55 Proben stammten
Überschreitung der zulässigen Höchstmengen für Dioxine
aus Betrieben mit etwa 30 bis 200 Hennen, während 18
und dioxinähnliche PCB steigern können.
Proben aus Kleinsttierhaltungen mit weniger als 30 Hennen und 4 Proben aus Betrieben mit mehr als 200 Hennen
stammten.
29 % der Proben aus Auslaufhaltung lagen nominell oberhalb der zulässigen Höchstmenge für Dioxine (3 pg WHOPCDD / F-TEQ / g Fett).
Für dioxinähnliche PCB wurden die ab 4. November 2006
geltende EU-Regelungen herangezogen. 58 % der Eier aus
Auslaufhaltung lagen nominell über 2 pg WHO-PCB-TEQ /g
Grafik:
Fett und 51 % der Proben über 6 pg WHO-PCDD / F-PCB-
Dioxinbelastung (Median) von Eiern aus intensiver
TEQ / g Fett.
Auslaufhaltung differenziert nach Betriebsgröße
Einen wichtigen Hinweis lieferte die Differenzierung nach
(Proben nur von 2004 und 2005)
Größe der Betriebe mit Auslaufhaltung: Ohne Berücksichtigung der Messunsicherheit lagen 25 % der Proben aus
Betrieben > 200 Hennen oberhalb des zukünftigen EU- Gesamtgrenzwertes von 6 pg WHO-PCDD /F-PCB-TEQ /g Fett,
44 % der Proben von Betrieben mit 30 bis 200 Hennen und
pg / TEQ / g Fett
78 % der Betriebe mit weniger als 30 Hennen.
WHO-PCDD / F-TEQ
WHO-PCB-TEQ
Gesamt-WHO-TEQ
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
< 20
21 – 99
Dioxin_Eier 2005
100 – 999
≥ 1 000
k. A.
Anzahl Hühner
Dioxine und dioxinähnliche PCB
Jahresbericht 2005
Zusammenfassende Auswertung von Eiproben aus intensiver Auslaufhaltung in Abhängigkeit
von der Betriebsgröße (Proben aus 2004 und 2005)
Für eine statistische Auswertung wurden 195 Eiproben aus
Aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes sind
intensiver Auslaufhaltung, die im Untersuchungszeitraum
Maßnahmen erforderlich, um den Dioxin- und PCB-Eintrag
2004 – 2005 unter verschiedensten Gesichtspunkten er-
zu minimieren. Deshalb wurden die betroffenen Betriebe
hoben worden waren, zusammengefasst. Hiervon war bei
umfassend informiert, damit ein ausreichendes Problem-
131 Proben die Betriebsgröße bekannt. Diese Auswertung
bewusstsein geschaffen wird und geeignete Eigenkon-
belegt eine klar erkennbare Abhängigkeit der Gehalte an
trollmaßnahmen und gegebenenfalls Abhilfemaßnahmen
Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von der Betriebsgröße,
eingeleitet werden können. Der Auslauf der Hühner und
die in der Grafik links unten dargestellt ist (k. A. = keine
ihre Stallungen sollten kritisch unter die Lupe genommen
Angabe zur Betriebsgröße):
und mögliche Ursachen für eine Verunreinigung abgestellt
Die Grafik zeigt, dass Überschreitungen der Höchstgehalte
werden.
(für Dioxine 3 pg WHO-PCDD /F-TEQ /g Fett, für die Summe
Zur Unterstützung veröffentlichen die Unteren Verwaltungs-
aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB 6 pg WHO-PCDD /F-
behörden entsprechende Informationen und bieten Merk-
PCB-TEQ /g Fett [gültig ab 4. November 2006]) auf Betriebe
blätter, Informationsveranstaltungen und Beratungen an.
mit geringer Hühnerzahl beschränkt sind.
Gesundheitliche Bewertung
Etwa 90 % bis 98 % der Dioxinexposition des Menschen geht auf Lebensmittel zurück. Lebensmittel tierischen
Ursprungs sind bei den üblichen Verzehrsgewohnheiten in Deutschland in der Regel für etwa 90 % der Gesamtexposition verantwortlich. Daher ist es wichtig und für den Verbraucherschutz unerlässlich, die lebensmittelbedingte
Dioxinexposition des Menschen zu senken. Die Festsetzung von Höchstgehalten für Dioxine und dioxinähnliche
PCB in Lebensmitteln ist Teil einer Strategie, eine unannehmbar hohe Exposition der Bevölkerung und den Vertrieb unannehmbar stark kontaminierter Lebensmittel – beispielsweise durch versehentliche Verunreinigung oder
Exposition – zu vermeiden.
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vom 17. Januar 2005:
„Der gelegentliche Verzehr von Eiern, bei denen diese Höchstgehalte überschritten sind, stellt noch keine akute
Gesundheitsgefährdung dar. Es gibt deshalb keine Notwendigkeit, auf den Verzehr von Eiern aus Freilandhaltung
zu verzichten, da sie in der Regel nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an der aufgenommenen Dioxinbelastung des Menschen über Nahrungsmittel haben. Eine Ausnahme stellen besonders hoch belastete Eier dar.
Diese sollten nicht verzehrt werden. Das gilt auch für Selbstversorger.“
Maßnahmen
Kleinsttierhaltungen dienen bevorzugt der Selbstversorgung; Eier aus diesen Betrieben kommen selten in die
Vermarktung. Hierdurch kommt es anders als bei Verbrauchern, die Lebensmittel wechselnder Herkunft einkaufen,
zu einer gleichbleibenden Aufnahme über längere Zeiträume hinweg. Insofern dienten die durchgeführten Untersuchungsprogramme auch dem gesundheitlichen Schutz der Kleinsttierhalter, die möglicherweise unwissentlich
stark erhöhte Dioxingehalte mit den in ihrem Betrieb erzeugten Eiern aufnehmen.
123
124
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Schwermetalle und toxische Spurenelemente
Die Minimierung der in Lebensmitteln in Spuren enthaltenen Schwer-
Diese Gehalte wurden jedoch nur in
metalle Blei, Cadmium und Quecksilber spielt seit langem eine wichtige
Einzelfällen erreicht bzw. überschrit-
Rolle für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Neben diesen und
ten. In der Regel liegen die ermittelten
anderen mehr oder weniger gesundheitsschädlichen Schwermetallen
Konzentrationen deutlich unter diesen
gibt es aber auch viele Elemente, deren Aufnahme für den Erhalt der
Werten.
menschlichen Gesundheit notwendig ist. Bestimmte Elemente können
Das recht selten auftretende Element
aber auch zur Charakterisierung von Lebensmitteln (z. B. Weine, Säfte,
Thallium war in bedenklichen Konzen-
Separatorenfleisch) herangezogen werden.
trationen in einem Mineralwasser und
Aus diesen Gründen wurden in 5 347 Proben insgesamt 41 964 Ele-
einem Tafelwasser vorhanden. Durch
mentbestimmungen durchgeführt. Das Untersuchungsspektrum
umfasste dabei 32 verschiedene Elemente. Diese Zahlen
belegen, dass sowohl die Anzahl der Proben, als auch die
Aufbereitungsmaßnahmen des Wassers wurde dieses Problem behoben.
Anzahl der einzelnen Bestimmungen in diesem Bereich
Im Jahr 2005 sind besonders Mineral-
in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht wurden.
wässer, die die Auslobung „Geeignet
Dies war nur durch die konsequente Nutzung mo-
für die Zubereitung von Säuglingsnah-
dernster Analysetechniken zu erreichen.
rung“ tragen, ins Blickfeld gerückt. An
die Zusammensetzung dieser Mine-
Die Belastung von Lebensmitteln
ralwässer werden besondere Anforderungen gestellt. Da
mit den toxischen Schwermetallen
auch hier bislang kein Grenzwert für Uran existiert, wurde
Blei, Cadmium und Quecksilber kann
gefordert, dass Uran in diesen Produkten nicht nachweis-
weiterhin als gering angesehen wer-
bar sein sollte. Aufgrund der niedrigen Nachweisgrenze
den. Lediglich zwei Proben getrockne-
der eingesetzten modernen Messgeräte hätte dies prak-
ter Shiitake-Pilze wiesen Cadmiumgehalte
tisch eine Nulltoleranz zur Folge gehabt, die aufgrund der
auf, die über dem entsprechenden Höchstwert
Herkunft der Mineralwässer aus tiefen, natürlicherweise
der EU-Kontaminanten-Verordnung lagen. Auch die
Spuren von Uran enthaltenden Gesteinsschichten kaum
Zinnbelastung von Lebensmitteln in originalverschlosse-
gewährleistet werden kann. Bei der gesundheitlichen Be-
nen Konserven, die ebenfalls durch Höchstgehalte in der
wertung von Uran in Mineralwässern steht aufgrund der
EU-Kontaminanten-Verordnung begrenzt ist, stellt sich als
geringen Konzentrationen das nierentoxische Potenzial und
unkritisch dar. Beträchtliche Zinnbelastungen können hinge-
damit die „chemische Giftigkeit“ von Uran im Vordergrund.
gen bei Lebensmitteln in Weißblechdosen auftreten, wenn
Die „radioaktive Giftigkeit“ kann dagegen vernachlässigt
die Lebensmittel nach dem Öffnen einer Dose längere Zeit
werden, weil die aufgenommenen Mengen im Vergleich
in der geöffneten Dose aufbewahrt werden.
zur natürlichen Strahlenbelastung äußerst gering sind.
Trink- und Mineralwasser sowie Tafel- und Quellwasser
sind mit ca. 2 300 Proben die am häufigsten untersuchten
Warengruppen. Die in der Trinkwasser- bzw. der Mineralund Tafelwasserverordnung aufgeführten Grenzwerte für
Elemente werden in der Regel deutlich unterschritten. Lediglich in Trinkwasser aus Hausinstallationen, das vor allem
seit 2003 nach der neuen Trinkwasserverordnung von den
Gesundheitsämtern stichprobenartig überwacht wird, sind
verschiedentlich Eisen, Kupfer, Blei, Cadmium oder Nickel
in relevanten Konzentrationen nachweisbar. Diese Elemente können durch Wechselwirkung von Leitungsmaterialien
der jeweiligen Hausinstallationen bzw. der Armaturen in
das Wasser übergehen.
Bei der Elementbelastung von Trink- und Mineralwasser
wurden in den vergangenen Jahren mit Uran und Thallium
Elemente thematisiert, für die es bislang keine verbindlichen Grenz- oder Höchstwerte gibt. Für diese Elemente
wurden daher vom Umweltbundesamt ein Leitwert von
10 µg / l für Uran bzw. vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Aufnahmeempfehlung, die einem Gehalt
von 2 µg / l für Thallium entspricht, vorgeschlagen.
Nachdem auch bekannt ist, dass Uran natürlicherweise in
Phosphatdüngern vorkommen kann, wird unter Fachleuten
wie auch in den Medien diskutiert, inwieweit sich hierdurch
Auswirkungen auf die Urangehalte in Kulturpflanzen ergeben können. Von 391 untersuchten Lebensmittelproben
wies lediglich eine Probe einen Urangehalt auf, der deutlich
über dem vorgeschlagenen Leitwert von 10 µg / l für Uran in
Trinkwasser lag. Weitere drei Proben lagen knapp über dem
Leitwert. In 369 Proben war Uran hingegen nicht bestimmbar. Insofern scheinen die Ergebnisse die Einschätzung
des BfR zu untermauern, wonach sich für die Verbraucher
derzeit kein nennenswertes gesundheitliches Risiko durch
Uran in Lebensmitteln erkennen lässt. Dies gilt insbesondere unter der Berücksichtigung, dass für Trinkwasser bei
der Grenzwertfestlegung besonders strenge Maßstäbe
angesetzt werden und dabei in der Regel von einem täglichen Konsum von 2 Litern ausgegangen wird.
Schwermetalle … / Herstellungsbedingte Kontaminanten
Jahresbericht 2005
125
Herstellungsbedingte Kontaminanten
Nitrat, Nitrit und Nitrosamine
Nitrat, Nitrit
Nitrat und Nitrit sind Stickstoffverbindungen, die in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind.
Im Folgenden werden lediglich die Gehalte in pflanzlichen Lebensmitteln besprochen, die übrigen Gehalte
sind in den Kapiteln über die einzelnen Lebensmittel angegeben. Es wurden 512 Proben Frischgemüse und 90
Proben Gemüseerzeugnisse wie z. B. Tiefkühlspinat untersucht. Es kam bei keiner Probe zu einer Höchstmengenüberschreitung.
Für Pflanzen ist Nitrat ein lebenswichtiger Nährstoff, der
für den Aufbau von Eiweiß benötigt wird. Der Nitratgehalt in Pflanzen hängt ab von Bodenzusammensetzung,
Art und Umfang der Düngung, Pflanzenart sowie Wachstumsbedingungen, wie Tageslänge, Sonnenscheindauer,
Anbau im Freiland oder im Gewächshaus bzw. unter Folie,
dementsprechend gelten auch je nach Jahreszeit und Anbaubedingungen unterschiedliche Höchstmengen. Unter
Risikogesichtspunkten wurden hauptsächlich die Frischgemüsearten untersucht, die natürlicherweise hohe Nitratgehalte aufweisen können bzw. Nitrat in besonderem
Maße anreichern wie Blattsalate, Spinat, Rucola. Weiterhin wurden Kräutertees auf ihren Nitratgehalt überprüft.
Pfefferminz- und Brennnessel-Tees können hohe Gehalte
Nitrosamine
Lebensmittel
In Gegenwart von Nitrit und Nitrat können in eiweißreichen
Lebensmitteln N-Nitrosoverbindungen gebildet werden,
darunter auch Nitrosamin-Verbindungen, die sich in Tierversuchen als kanzerogen, mutagen und teratogen erwiesen
haben. Untersucht wurden Biere, Röstmalze zur Bierbereitung und geräucherte Fleischerzeugnisse. Für N-Nitrosodimethylamin (DMNA) in Bier und Malz zur Bierherstellung
existieren „technische Richtwerte“: 0,5 µg / l Bier und 2,5
µg / kg Malz. Lediglich in je einer der untersuchten 38 Bierund 17 Malzproben wurden DMNA-Gehalte in Höhe der
Richtwerte festgestellt.
aufweisen. Wird der Gehalt pro Tasse (2 g Kräutertee je
Bedarfsgegenstände, Kosmetische Mittel
150-ml-Tasse) berechnet, so kann dieser in Pfefferminztee
Untersuchungen von Gummibedarfsgegenständen auf
bei 24 mg, in Brennnesseltee bei 54 mg liegen. Diese Tees
Nitrosamine und nitrosierbare Stoffe s.Teil III „Bedarfsge-
können bei regelmäßigem Genuss deutlich zur Nitratauf-
genstände“.
nahme beitragen.
In 53 Kosmetika wurde auf das nichtflüchtige Nitrosamin N-
Nach Meinung des Wissenschaftlichen Lebensmittelaus-
Nitrosodiethanolamin (NDELA) geprüft. Mehr hierzu siehe
schusses der EU (SCF) liegt die Gesamtaufnahme an Nitrat
Teil III „Kosmetika“ und unter www.cvua-stuttgart.de
üblicherweise deutlich unter der für einen Erwachsenen
akzeptablen täglichen Aufnahmemenge von 3,65 mg pro kg
Körpergewicht. Da aus Nitrat auch Nitrosamine entstehen
Tabelle:
können (s. u.) wird empfohlen, den Nitratgehalt in Gemüse
Nitrat in ausgewählten Frischgemüsesorten und Kräutertees
durch Anwendung einer guten landwirtschaftlichen Praxis
(getrocknete Ware)
möglichst niedrig zu halten.
Erzeugnis
Proben
Mittelwert
Median
Höchster
Wert
Zahl
mg / kg
mg / kg
Höchstmengen nach EU-Verordnung Nr. 466 / 2001
Ernte 1.10. – 31.03
Ernte 01.04. – 30.09.
mg / kg
u. Glas / Folie
Freiland
u. Glas / Folie
Freiland
4 500
4 000
3 500
2 500
Kopfsalat
132
1 649
2 560
4 150
Feldsalat
69
1 947
775
4 715
Spinat, frisch
59
1 565
1 843
3 366
Spinat, TK
36
833
646
2 151
keine Höchstmenge
3 000
3 000
2 500
2 500
2 500
2 000
2000
Eissalat
21
644
892
1 080
Rucola
24
4 484
3 470
7 500
Petersilie, frisch
14
2 548
2 414
7 080
keine Höchstmenge
7
2 256
989
6 640
keine Höchstmenge
Kresse
2 500
2 000
keine Höchstmenge
Pfefferminz-Tee
23
3 876
5 285
12 180
keine Höchstmenge
Brennnessel-Tee
15
12 283
22 080
27 080
keine Höchstmenge
Lebensmittelüberwachung BW
126
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
Rückstandssituation in Lebensmitteln
Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) – einer
Stoffgruppe aus ca. 250 verschiedenen Verbindungen – handelt es sich
Von 150 geräucherten Fleischerzeug-
um Umweltkontaminanten. Einige dieser Verbindungen weisen unterschiedlich starke kanzerogene (krebserregende) Eigenschaften auf. PAKs
werden u. a. gebildet bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material, aber auch beim Grillen, Räuchern von Lebensmitteln
sowie beim Rauchen von Tabakerzeugnissen (z. B. Zigaretten). Fast die
Hälfte der durchschnittlichen PAK-Belastung bei Menschen wird durch
kontaminierte Nahrungsmittel verursacht.
Geräucherte Fleischerzeugnisse
nis-Proben enthielten lediglich 2
Proben höhere Benzo(a)pyren-Rückstände. Der höchste Gehalt wurde in
einem Schwarzwälder Schinken mit
5,9 µg / kg festgestellt. In den traditionell geräucherten „Schwarzwälder“
Fleischerzeugnissen (Schinken, Bauch-
Abb.:
Die Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln, wie z. B.
speck, Rohwürste) spielt der Gehalt an PAK seit Jahren nur
Sprotten in Öl
Getreide und Gemüse, mit PAK entsteht durch Ablagerun-
noch eine untergeordnete Rolle. Dies liegt eindeutig an der
gen von PAK-haltigem Staub aus der Luft. Eine überhöhte
optimierten Räuchertechnologie der Hersteller (nicht nur
Belastung von geräucherten Lebensmitteln, wie
bei industriell hergestellter Ware, sondern auch
im Handwerk). Ein anderer wichtiger Grund
z. B. Rauchfleisch und geräucherte Fische,
für den über Jahre hinweg zu beobach-
kann durch unsachgemäße Räucherverfahren verursacht werden. Auch Trock-
tenden Rückgang der Benzo(a)pyren-
nungsverfahren über offenem Feuer
Gehalte ist auch die geänderte
(z. B. Trocknung von Trester vor der
Verbrauchererwartung. Die starke
Gewinnung von Traubenkernölen),
Räuchernote und Harznote im Ge-
führen zu überhöhten PAK-Gehal-
schmack bei „Schwarzwälder“-Er-
ten in Lebensmitteln.
zeugnissen ist abgelöst worden
Der Wissenschaftliche Lebens-
durch eine mehr luftgetrocknete
mittelausschuss der EU hat 15
räucherwürzige Note, die durch eine
PAK-Substanzen als karzinogen ein-
geänderte Herstellungstechnologie,
verbunden mit einer weniger intensiven
gestuft: Benzo(a)anthracen, Chrysen,
Benzo(b)fluoranthen, Benzo(k)fluoranthen,
Räucherung, erreicht wird.
Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthracen, Benzo(ghi)perylen, Indeno(1,2,3cd)pyren, Benzo(j)fluoranthen,
Cyclopenta(cd)pyren, Dibenzo(a,e)pyren, Dibenzo(a,h)pyren,
Dibenzo(a,i)pyren, Dibenzo(a,l)pyren und 5-Methyl-chrysen
(Empfehlung 2005 / 108 / EG).
Damit steigt der Untersuchungsaufwand ganz erheblich an.
Künftige Untersuchungen von geräucherten Lebensmitteln,
Speiseölen, Trockenfrüchten usw. auf diese 15 EU-PAK sollen Erkenntnisse bringen, ob Benzo(a)pyren weiterhin als
alleinige Markersubstanz geeignet ist oder ob langfristig
auf alle Stoffe geprüft werden muss.
Geräucherte Fische / Fischerzeugnisse
Während in 72 untersuchten geräucherten Fischen nur in 2
Fällen der Grenzwert (5 µg / kg) überschritten wurde, mussten 33 % der untersuchten Fischkonserven aufgrund von
Grenzwertüberschreitungen beanstandet werden. Hierbei handelte es sich ausschließlich um Fischkonserven
in Speiseöl, insbesondere geräucherte Sprotten in Öl
aus dem Baltikum. Die zu beanstandenden Gehalte an
Benzo(a)pyren wurden dabei meist im Ölaufguss und nicht
in den geräucherten Fischen festgestellt. Es ist davon aus-
Höchstgehalte für PAK in verschiedenen Lebensmitteln
zugehen, dass zur Herstellung dieser Erzeugnisse Öl min-
wurden Anfang 2005 in der Kontaminanten-Höchstge-
derer Qualität verwendet worden ist.
halt-VO (EG) 466 / 2002 festgelegt. Die angegebenen
Für Muskelfleisch von geräuchertem Fisch gilt eine Höchst-
Höchstmengen beziehen sich dabei ausschließlich auf
menge von 5 µg / kg und für Öle und Fette, die zum direk-
Benzo(a)pyren (z. B. Öle, Fette: 2 µg / kg; Nahrung für Säug-
ten Verzehr oder zur Verwendung als Lebensmittelzutat
linge und Kleinkinder: 1 µg / kg; geräuchertes Fleisch und
bestimmt sind, eine Höchstmenge von 2 µg / kg. Der Er-
geräucherte Fleischerzeugnisse sowie Muskelfleisch von
wägungsgrund Nr. 7 der Kontaminanten-Höchstgehalt-VO
geräuchertem Fisch und geräucherten Fischerzeugnissen:
(466 / 2001) schreibt vor, dass Lebensmittelzutaten (hier:
5 µg / kg).
Öl), die zur Herstellung zusammengesetzter Lebensmit-
Im Berichtszeitraum wurden 497 Lebensmittel auf ihre
Gehalte an PAK untersucht. In 219 Proben (= 44 %) war
Benzo(a)pyren nachweisbar.
tel (hier: Fisch und Öl) verwendet werden, den in dieser
Verordnung festgelegten Höchstgehalten entsprechen
müssen, bevor sie dem genannten Lebensmittel zugesetzt werden.
PAK / Acrylamid
Jahresbericht 2005
Öle / Fette
Von 110 untersuchten Proben überschritten 7 Proben die
bis 31.3.2007, da zurzeit noch relativ wenig über die eigent-
Höchstmenge für Benzo(a)pyren von 2 µg / kg. Der höchste
lichen Kontaminationsquellen bekannt ist.
Gehalt wurde mit 30,5 µg / kg bei einem Leindotteröl (Ca-
Da Kakao ausschließlich in Entwicklungsländern mit einer
melina sativa) festgestellt.
Vielzahl von regionalen Kulturen und Verarbeitungsver-
Von 29 Proben Kakaobutter, Kakaomasse und Schokolade
fahren angebaut und in den Handel gebracht wird, ist zu
wiesen 2 Proben Kakaobutter einen Benzo(a)pyrengehalt
erwarten, dass sich sowohl das Auffinden der konkreten
über der vorgesehenen Höchstmenge von 2 µg / kg auf.
Kontaminationsquellen als auch deren Beseitigung äußerst
Für Kakaobutter besteht jedoch eine Ausnahmeregelung
schwierig und langwierig gestalten werden.
Acrylamid
Am 24. April 2002 gingen Meldungen durch die Medien, dass schwedische Forscher in erhitzten stärkehaltigen Lebensmitteln hohe Konzentrationen an Acrylamid entdeckt haben. Acrylamid ist eine Verbindung, die bis
dahin nur als Ausgangsstoff für Kunststoffe (Polyacrylamid) in Erscheinung getreten ist. Es ist bis heute nicht
geklärt, ob die Acrylamidgehalte in den Lebensmitteln beim Menschen Krebs auslösen können.
Im Berichtsjahr wurden an den CVUA Stuttgart und Sig-
u. Ä. wiesen 16 Proben Acrylamidgehalte über dem Signal-
maringen insgesamt 245 Lebensmittelproben aus Herstel-
wert auf, der höchste Gehalt betrug 4 215 µg / kg. Auffällig
lerbetrieben, aus dem Handel und aus der Gastronomie
war, dass vor allem Bio-Chips teilweise sehr hohe Acryl-
auf Acrylamid untersucht. Die Untersuchungsergebnisse
amidgehalte aufwiesen. Offensichtlich ist es bei diesen
fließen direkt in die Berechnung der so genannten Sig-
Erzeugnissen besonders schwierig, die Zuckerbildung in
nalwerte mit ein. Wird in einer Lebensmittelprobe eine
den Ausgangskartoffeln zu verhindern.
Überschreitung des Signalwertes festgestellt, so hat dies
zwar noch keine unmittelbare rechtliche Konsequenz (Verkehrsverbot, Bußgeld), der Hersteller dieses Lebensmittels
ist aber verpflichtet, Maßnahmen zur Ursachenforschung
und zur Minimierung der Acrylamidbelastung seiner Produkte einzuleiten.
Backwaren (97 Proben)
Brot, Brötchen und Brezeln weisen im Allgemeinen nur
niedrige Acrylamidgehalte auf. Im Inneren der Brotkrume
wird wegen des Wassergehaltes auch bei hohen Backofentemperaturen eine Temperatur von 100 ° C kaum über-
Ende des Jahres 2005 galten folgende Signalwerte:
schritten, deshalb wird Acrylamid fast ausschließlich in der
Kruste gebildet. Der höchste Gehalt wurde in einem Kar-
Lebensmittel
µg / kg
toffelbrot mit 514 µg / kg nachgewiesen.
Kartoffelchips
1 000
Bei Knäckebrot wurde der Signalwert mit 638 µg / kg nur
Pommes frites (verzehrsfähig)
530
Knäckebrot
590
Feine Backwaren aus Mürbeteig
300
Kinderkekse
245
Diabetikerbackwaren
545
Lebkuchen
Kaffeepulver
1 000
370
Kaffee-Extrakt, Kaffee-Ersatz
1 000
Alle anderen Lebensmittel
1 000
Kartoffelerzeugnisse (104 Proben)
in einem Fall geringfügig überschritten. Bei Zwieback,
Waffeln, Butterkeksen, Kräckern, Weihnachtsgebäck und
Mandelhörnchen lagen die Acrylamidgehalte meist deutlich unter dem Signalwert. Lediglich bei 3 Proben Keksen
aus der Türkei wurden mit Werten bis 862 µg / kg Gehalte
über dem Signalwert festgestellt.Bei Keksen für Babys und
Kleinkinder lagen die Acrylamidgehalte erfreulicherweise
durchweg unter dem Signalwert von 245 µg / kg.
Backwaren für Diabetiker enthalten häufig Fructose (Fruchtzucker) als Zuckeraustauschstoff. Sie fördert zusammen
mit der Aminosäure Asparagin in besonderem Maße die
Bildung von Acrylamid. Die Acrylamidgehalte liegen des-
Von den 54 untersuchten Proben Pommes frites und Kar-
halb häufig höher als bei vergleichbaren konventionellen
toffelpuffer lagen 2 über dem Signalwert. In den meisten
Erzeugnissen. Dies gilt vor allem dann, wenn neben Fruc-
Proben lag der Acrylamidgehalt allerdings weit unterhalb
tose auch noch das Backtriebmittel Ammoniumhydrogen-
des Signalwertes, die Empfehlungen, die Frittiertemperatur
carbonat verwendet wird. In 3 Proben wurde der aktuelle
abzusenken (maximal 175 ° C) und zu starke Bräunung zu
Signalwert überschritten, der höchste Gehalt lag allerdings
vermeiden („Vergolden statt Verkohlen“) haben offensicht-
mit 853 µg / kg deutlich unter dem Signalwert der Jahre
lich Früchte getragen. Von den 50 Proben Kartoffelchips
2003 und 2004.
127
128
Lebensmittelüberwachung BW
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Ein Problem stellen Lebkuchen und verwandte Erzeugnisse dar: Lebkuchen enthalten sehr viel reduzierende
Zucker (Honig, Invertzuckersirup). In der Regel wird
aus Geschmacksgründen das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat (Hirschhornsalz, ABC-Trieb) verwendet. Wegen des niedrigen Wassergehaltes werden
hohe Backtemperaturen nicht nur an der Oberfläche,
sondern auch im Inneren der Lebkuchen erreicht. Seit
2003 sind die „Empfehlungen zur Vermeidung hoher
Gehalte an Acrylamid beim Backen von Lebkuchen“
Furan in Lebensmitteln
Zahlreiche Untersuchungen in Baden-Württemberg
belegen, dass Furan in verschiedenen Lebensmitteln
vorkommt. In Kaffee ist Furan schon seit 1938 bekannt. Dass es aber für den Menschen möglicherweise krebserregend ist, ist erst 1995 von der WHO
nach umfangreichen toxikologischen Überprüfungen
festgestellt worden.
auf der Internet-Homepage der CVUAe für die Öffent-
Furan in Kaffee wurde erstmals chemisch 1938 nachgewie-
lichkeit zugänglich. Bei Beachtung dieser Empfehlungen
sen. Der Stoff mit einem Siedepunkt von 32 ° C ist sehr
ist es auch für die Hausfrau und den handwerklichen
flüchtig und weist einen etherartigen Geruch auf. In Le-
Bäckerbetrieb möglich, Lebkuchen mit relativ niedrigen
bensmitteln kann Furan beim Erhitzen von Kohlenhydraten
Acrylamidgehalten zu backen. Wie im Vorjahr wiesen
entstehen – bei der so genannten Maillard-Reaktion. Even-
Lebkuchen aus industrieller Produktion tendenziell
tuell spielen auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren bei der
niedrigere Acrylamidgehalte auf als handwerklich her-
Entstehung eine Rolle. Besonders hoch sind die Gehalte,
gestellte Lebkuchen. Eine geringfügige Überschreitung
wenn Lebensmittel geröstet – z. B. Kaffeebohnen – oder
des Signalwertes wurde lediglich bei 2 Lebkuchen aus
in „geschlossenen Systemen“ wie etwa bei Babygläschen
Bäckereien festgestellt.
erhitzt werden.
Über Ergebnisse zu Furangehalten in Kaffee, Kaffeegeträn-
Kaffee und Kaffeesurrogate (23 Proben)
Während bei Kaffeepulver der Signalwert nicht überschritten wurde, wiesen 4 Proben Kaffeextrakt und Kaffeesurrogatextrakt Acrylamidgehalte über dem Signalwert auf. Die höchsten Gehalte wiesen dabei Produkte
auf, die mit gerösteter Zichorie hergestellt sind. Die
Hersteller haben das Problem erkannt und erhebliche
Anstrengungen unternommen, um die Acrylamidge-
ken, Soßen und Fertiggerichten wurde bereits im Jahresbericht 2004 ausführlich berichtet. Demzufolge wiesen
geröstete Kaffeebohnen durchschnittlich 4 660 µg / kg,
Kaffeeaufgüsse zwischen 18 und 88 µg / l Furan auf. In Soßenerzeugnissen wurden im Mittel 12,8 µg / kg und in Fertiggerichten zwischen 3 und 74 µg / kg Furan ermittelt. 2005
wurde der Schwerpunkt auf Babynahrung, Bier, Suppen
bzw. Soßen und Fertiggerichte gelegt.
halte zu senken.
Sonstige Proben
In 5 von 7 Proben schwarzen Oliven (Konserven) wurden Acrylamidgehalte bis 1001 µg / kg festgestellt. Eine
schlüssige Erklärung für dieses Phänomen steht bisher
noch aus.
Teigwaren wiesen nur sehr geringe Acrylamidgehalte
bis 94 µg / kg auf.
8 Cremes und Lotionen mit dem Inhaltsstoff Polyacrylamid wurden auf monomeres Acrylamid untersucht. In
insgesamt 3 Proben war Acrylamid in Gehalten bis 80
µg / kg nachweisbar.
Was bedeuet dies für den Verbraucher?
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) führt
derzeit eine Risikobewertung durch. Um eine statistisch abgesicherte Verbraucherbelastung zu ermitteln, erheben die europäischen Mitgliedstaaten
derzeit weitere Analysendaten über Furangehalte in
verschiedenen Lebensmitteln,.
Nach den bisherigen Untersuchungen der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter in BadenWürttemberg ist nach derzeitigem Kenntnisstand
nicht von einem erhöhten Gesundheitsrisiko auszugehen. Sofern notwendig, können konkrete Verzehrsempfehlungen erst nach Abschluss der Bewertung durch die EFSA gegeben werden.
Jahresbericht 2005
129
Babynahrung
60
55
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
14
14
Obst
(n = 15)
Getränke
(n = 4)
Gemüse u. Fleisch
(n = 21)
Gemüse
(n = 33)
Brei / Beikost
(n = 7)
60
2005 wurden 80 Erzeugnisse aus dieser Produktgruppe55
untersucht. Wie aus dem Diagramm ersichtlich ist, zeigen50
45
Baby-Gläschen mit einem Gemüseanteil die höchsten
40
Furangehalte von maximal 59 µg / kg. Bei Verzehr eines35
solchen Gläschens mit 200 g Inhalt nimmt ein Baby etwa30
12 µg Furan auf. Brei-, Obst- und Getränkegläschen zeigen25
mit Furangehalten zwischen einem und 20 µg / kg geringe-20
15
re Gehalte.
10
5
Grafik: Furan in verzehrsfertiger Babynahrung
0
[µg / kg]
Furan in Lebensmitteln
Bier
Furan_Babynahrung 2005
10
10
8
8
6
6
4
4
2
2
12
0
[µg / kg]
12
Insgesamt wurden 54 Biere auf Furan untersucht.
Bei den insgesamt niedrigen Gehalten zeigte sich
ein geringfügiger Unterschied zwischen hellen und
dunklen Biersorten. Während helle Biere im Mittel
3,2 µg / kg Furan enthielten, wurden in dunklen Bieren 7,4 µg / kg ermittelt.
Grafik: Furan in Bier
180
160
form waren praktisch frei von Furan. Die höchsten Gehalte140
140
wurden in Gulaschsuppen und in Hühnersuppen festge-120
stellt. Bei Trockensuppen lagen die Werte überwiegend zwi-100
120
100
schen 5 und 15 µg / kg, in vorerhitzten Konserven wurden 80
Gehalte zwischen 20 und 50 µg / kg bestimmt. Die Fertigge-
richte sind in der Grafik nach ihren Hauptzutaten unterteilt
dargestellt. Die höchsten Werte wurden in Fleischkonserven festgestellt (40 µg / kg). Bei 60 % der gemüsehaltigen
80
60
60
40
40
20
20
Fertiggerichte wurden Furan-Gehalte zwischen 30 und 0
Erzeugnisse auf Basis von Teigwaren, Kartoffeln, Reis und
Mehl sind unter „stärkehaltige“ subsummiert. Der höchste
Gehalt aus dieser Produktgruppe stammt von einer Konserve „Weizenkörner“ (164 µg / kg), alle weiteren bestimmten
Gehalte lagen unter 50 µg / kg.
Grafik: Furan in Suppen, Soßen und Fertiggerichten
Maximum
Stärke-haltige
(n = 14)
höher belastet als fleischhaltige Babynahrung.
Gemüse-haltige
(n = 25)
sis. Dagegen sind Fertiggerichte auf Fleischbasis im Mittel
Fleisch-haltige
(n = 29)
vergleichbar mit dem Wert für Babynahrung auf Gemüseba-
Suppen, Soßen
(n = 28)
60 µg / kg gemessen. Der Mittelwert dieser Kategorie ist
0
n = Anzahl untersuchter Proben
Furan_Suppen 2005
Median
Minimum
Mittelwert
[µg / kg]
(n = 14)
Stärke-haltige
(n = 25)
Gemüse-haltige
180
Es wurden 96 Erzeugnisse aus diesen Produktgruppen untersucht. Suppen und Soßen als Trockenprodukte in Würfel-160
(n = 29)
Furan_Bier 2005
Suppen, Soßen, Fertiggerichte
Fleisch-haltige
schwarz (n
(n == 14)
14)
schwarz
(n = 28)
dunkel (n
(n == 17)
17)
dunkel
Suppen, Soßen
0
hell (n
(n == 7)
7)
hell
Lebensmittelüberwachung BW
130
Teil IV: Spezielle Untersuchungsbereiche
Stabilisotopen-Analytik
Deutschland importiert heute Lebensmittel aus mehr als
80 Ländern der Erde. Verbraucherinnen und Verbraucher
schauen beim Lebensmittelkauf immer häufiger auf die
geografischen Herkunftsangaben und sind durchaus bereit,
für Waren aus bestimmten Regionen und speziell aus heimischer Erzeugung einen höheren Preis zu bezahlen. Sie
vertrauen dabei auf die Korrektheit der Herkunftsangaben
auf dem Etikett bzw. erwarten deren amtliche Kontrolle.
Ähnliches gilt für die Angaben zur ökologischen Erzeugungsweise oder zur Naturbelassenheit von Zutaten (z. B.
„mit echter Bourbon-Vanille“).
Mit den üblichen analytischen Verfahren waren solche Angaben bisher im Überwachungslabor kaum überprüfbar. Die
Stabilisotopenmethode jedoch bietet hierfür jetzt eine viel
versprechende Möglichkeit. Sie nutzt den Umstand, dass
die Hauptelemente der Biomasse, nämlich Wasserstoff,
Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel (H, C, N,
O, S) sowie Spurenelemente wie Strontium (Sr), in der Natur nicht als konstante, sondern als variierende Gemische
stabiler Isotope vorkommen. Diese sehr geringen, aber
gut messbaren Verschiebungen der Isotopenverhältnisse
haben ihren Grund in physikalischen Vorgängen (z. B. Verdunsten von Wasser) und in (bio-)chemischen Reaktionen
(z. B. Aufbau von Kohlenhydraten in Pflanzen aus dem CO2
der Luft). Hierdurch wird den Inhaltsstoffen von Pflanzen
und Tieren ein Isotopenmuster aufgeprägt, durch welches
eine Zuordnung zu den Erzeugungsregionen bzw. Herstellungsverfahren möglich ist.
Nachforschungen der Überwachungsbehörden:
• Spargel von Marktständen stammte entgegen den Angaben nachweislich nicht aus Baden.
• Knoblauch aus China war als spanische Ware deklariert.
werden zentral für Baden-Württemberg Herkunftsüberprü-
zur so genannten Fruchtsaft-Qualitätsprüfung vorgestellt
fungen von Lebensmitteln mithilfe der Stabilisotopenme-
worden waren, fielen durch einen für die Bodensee-Re-
thode durchgeführt. Das Labor hat im Jahr 2005 insge-
gion äußerst untypischen δ18O- Wert auf. Sie waren da-
samt ca. 200 Proben (davon etwa 100 Vergleichsproben)
mit entweder nicht aus Äpfeln der Bodensee-Region
der unterschiedlichsten Art untersucht. Einen Schwerpunkt
gepresst oder doch aus Konzentrat rückverdünnt wor-
bildete in diesem Jahr auch wieder der Spargel mit ca. 20
den. Die Proben können deshalb nachweislich nicht als
Proben aus dem Handel sowie 30 Vergleichsproben genau
verlässliches Referenzmaterial zum Aufbau einer Apfel-
definierter Herkunft. Neu entwickelt wurde eine Methode
saft-Isotopendatenbank angesehen werden. Erforder-
zur Überprüfung der Obst-Herkunft bei Apfelsäften über die
lich ist vielmehr eine amtliche Probenahme direkt beim
stiftung finanzierte Forschungsprojekt „Nachweis einer unzulässigen Anwendung körperidentischer Hormone in der
Tiermast mithilfe der Stabilisotopenmethode“.
mithilfe der IRMS
der zu Beanstandungen bzw. waren Anlass zu weiteren
• Apfel-Direktsäfte, die zur Vergabe eines Gütesiegels
Einen erfolgreichen Abschluss fand das von der Landes-
Untersuchungen
Auch im Jahr 2005 führten Stabilisotopen-Messungen wie-
Am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg
enthaltene Aminosäure Asparagin bzw. Asparaginsäure.
Tabelle:
Auffälligkeiten und Beanstandungen
Warengruppe
zedonien und Moldawien, fielen durch untypische δ18OWerte im Wasseranteil der Weine auf und wurden nach
Messungen durch weitere Speziallabors als gefälscht
beanstandet.
davon auffällig /
Andere Proben wie Kartoffeln, Äpfel, Erdbeeren, Pilze
beanstandet
und Walnüsse waren z.T. mit einem Hinweis auf falsche
20
2
Herkunftsangabe eingesandt worden. Mithilfe der Isoto-
6
1
Apfel-Direktsaft
64
2
Importwein
26
6
Spargel
Knoblauch
Probenzahl
Obsterzeuger, die ab 2006 jährlich erfolgen soll.
• Importweine aus Nicht-EU-Ländern, besonders aus Ma-
Andere
10
0
Gesamt
126
11
penanalyse konnte der Verdacht jedoch ausgeräumt werden.
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