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Shanghai Tower – höchstes
Ökohaus der Welt
Im August 2013 feierte der Shanghai Tower in
China Richtfest. Mit einer Höhe von 632 Metern
ist er seither nicht nur das höchste Gebäude
des Landes, sondern auch das zweithöchste der
Erde. Die größte Besonderheit des neuen Riesen
besteht darin, dass er das erste ökologisch ausgerichtete Hochhaus der Welt werden soll. Den
Titel als „Ökologischstes Bauvorhaben der Welt“
soll das Gebäude aufgrund seiner einzigartigen
Konstruktion einheimsen: Ein in sich verdrehter
Turm mit doppelter Fassade, die ähnlich wie das
Doppelwandsystem einer Thermoskanne funktioniert – was viel Energie einsparen soll. Inwiefern
dieser ökologische Ansatz allerdings aufgeht,
wird sich noch zeigen müssen. Bisher hat Chinas
ungebremste und wenig nachhaltige Gigantomanie bei Bauprojekten dazu geführt, dass die
lokalen Aushängeschilder aufgrund mangelnder
Nachfrage und enormer Leerstandsquoten an
vielen Stellen ungenutzt vor sich hin rotten.
Foto: Skidmore, Owings and Merrill Architecture
Kingdom Tower – Kilometerturm als Symbol der
modernen Welt
In der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah reckt
sich ab 2019 der große Bruder des Burj Khalifa
in Richtung Wolken. Wie ein Pfeil wird der einen
Kilometer hohe spiralförmige und nadelähnliche
Kingdom Tower in den Himmel ragen. Die (architektonische) Verwandtschaft zum Burj Khalifa
lässt sich dabei nicht nur an der Höhe ablesen. In
beiden Fällen stammt der Entwurf aus der Feder
des amerikanischen Architekten Adrian Smith,
der Tiefbauspezialist Bauer sorgt für ein sicheres
Fundament und die Finanzkraft zur Umsetzung
des Megaprojekts steuert auch hier eine Königsfamilie bei. 4,6 Milliarden Rial (umgerechnet rund
1,2 Milliarden Dollar) wird das Projekt kosten
– auf diese Summe zumindest beläuft sich der
Vertrag, den die Kingdom Holding des Prinzen
Walid Bin Talal mit der Bin-Laden-Gruppe, der
größten Baufirma des Landes, geschlossen hat.
Foto: Gensler Architects
Burj Khalifa – zwischen Weltwunder und
Größenwahn
Noch trägt er die Krone – der Burj Khalifa in Dubai,
mit seinen 828 Metern amtierender Weltmeister
in Sachen Höhe und architektonisches Aushängeschild des Emirats. Nach der Grundsteinlegung im
Jahr 2004 erreichte der Burj Khalifa in Windeseile
seine Rekordhöhe, konnte in Folge der weltweiten
Finanzkrise aber erst mit erheblicher Verspätung
und Hilfe des Nachbaremirats Abu Dhabi 2010 beendet werden. 1,5 Milliarden US-Dollar verschlang
das Megaprojekt nach Angaben des Entwicklers
Emaar Properties. 330.000 Kubikmeter Beton,
Stahl und andere Materialien wurden für den
Bau aufgewendet. Und ein bisschen deutsche
Geschichte ist auch dabei: Einige tausend Tonnen
Stahl in den oberen Geschossen sind RecyclingStahl aus dem abgerissenen Palast der Republik
in Berlin. Der Turmbau zu Dubai kann noch mit
anderen Rekorden aufwarten: Er hat mit 160 die
meisten Stockwerke und bietet zwei weitere
Rekorde: Sowohl die oberste bewohnte Etage als
auch das Restaurant sind die jeweils höchstgelegenen weltweit.
Foto: Adrian Smith+Gordon Gill Architecture
Foto: Duki84 / dreamstime
Steckbriefe
One World Trade Center –
Auferstanden aus Ruinen
Die Skyline von New York ist um eine Attraktion
reicher. Das One World Trade Center, künftig der
höchste Wolkenkratzer der westlichen Hemisphäre, steht kurz vor der Vollendung. Die Eröffnung ist
für Anfang 2015 geplant. In puncto Symbolgehalt
steht das Gebäude an vorderster Front. Die 104
Stockwerke, verteilt auf symbolträchtige 541
Meter (umgerechnet 1776 Fuß – das Jahr der
amerikanischen Unabhängigkeitserklärung), gelten zudem als die sichersten der Welt: 60 Meter
tiefe Fundamente, Fenster aus Panzerglas und
eine Lobby, die einem Luftschutzbunker gleicht.
Einzig bei der Namenswahl wurde der Patriotismus etwas zurückgefahren. Um den Kreis der Interessenten möglichst groß zu halten, erschien zu
plakativer Patriotismus als hinderlich. Aus diesem
Grund benannte der Eigentümer, die New Yorker
Hafengesellschaft Port Authority, das Gebäude
2009 kurzerhand vom ursprünglich geplanten
Freedom Tower in One World Trade Center um.
Der moderne Turmbau zu Babel – meist in Schwellenländern.
Gebäude energetisch für diese Klimazone eine Absurdität dar.
Von einem nachhaltigen Beitrag zur Baukultur ist die „Betonstahl und Glas gewordene Wüste“ meilenweit entfernt.
Weltweit läuft derzeit eine Art Wettstreit um die ambitioniertesten und aufsehenerregendsten Bauvorhaben. Ganz
vorn dabei: Die aufstrebenden Metropolen der Schwellenländer. Eine geografische Verlagerung, die den Wandel in der
Weltwirtschaft widerspiegelt. Im 20. Jahrhundert wurde die
Wolkenkratzerlandschaft noch ganz klar von den USA dominiert. Heute konzentriert sich die überwiegende Mehrheit der
Hochhausprojekte auf China, Südostasien und den Mittleren
Osten. Doch wo endet sinnvolles Bauen und wo fängt Größenwahn an?
„In diesen Regionen ist eine Wirtschaftsentwicklung im
Gange, die in Europa vor hundert Jahren stattgefunden hat,
und Menschen strömen vom Land in die Stadt“, erklärt Martin
Haas von der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
„Entsprechend hoch ist der Bevölkerungs- und Investitionsdruck auf die Ressource Stadt.“ Christoph Ingenhoven vom
Architekturbüro ingenhoven architects spricht sogar von „der
größten Völkerwanderung unserer Tage“. Die Verstädterung
in Kombination mit dem rasanten Bevölkerungswachstum in
diesen Regionen und der Tatsache, dass viele der Boomstädte
am Meer oder in Deltas liegen und daher nur beschränktes
Bauland vorweisen, befeuern das großmaßstäbliche Bauen
noch zusätzlich. Neben den enormen Wachstumsraten der
Städte – in Asien liegt diese zwischen 15 bis 20 Prozent – ist
aber auch ein grundlegend anderes baukulturelles Verständnis Grund für die steigende Anzahl an Megaprojekten gen Osten. Während in diesen Regionen wirtschaftlicher Wohlstand
noch über eine quantitative Bauweise markiert wird, vollzieht
sich in Europa bereits der Wandel zu einem qualitativen städtischen Wachstum, das inhaltliche Maßstäbe und Aspekte der
Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt. II
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