30 | Architektur extrem | | Architektur extrem | 31 Shanghai Tower – höchstes Ökohaus der Welt Im August 2013 feierte der Shanghai Tower in China Richtfest. Mit einer Höhe von 632 Metern ist er seither nicht nur das höchste Gebäude des Landes, sondern auch das zweithöchste der Erde. Die größte Besonderheit des neuen Riesen besteht darin, dass er das erste ökologisch ausgerichtete Hochhaus der Welt werden soll. Den Titel als „Ökologischstes Bauvorhaben der Welt“ soll das Gebäude aufgrund seiner einzigartigen Konstruktion einheimsen: Ein in sich verdrehter Turm mit doppelter Fassade, die ähnlich wie das Doppelwandsystem einer Thermoskanne funktioniert – was viel Energie einsparen soll. Inwiefern dieser ökologische Ansatz allerdings aufgeht, wird sich noch zeigen müssen. Bisher hat Chinas ungebremste und wenig nachhaltige Gigantomanie bei Bauprojekten dazu geführt, dass die lokalen Aushängeschilder aufgrund mangelnder Nachfrage und enormer Leerstandsquoten an vielen Stellen ungenutzt vor sich hin rotten. Foto: Skidmore, Owings and Merrill Architecture Kingdom Tower – Kilometerturm als Symbol der modernen Welt In der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah reckt sich ab 2019 der große Bruder des Burj Khalifa in Richtung Wolken. Wie ein Pfeil wird der einen Kilometer hohe spiralförmige und nadelähnliche Kingdom Tower in den Himmel ragen. Die (architektonische) Verwandtschaft zum Burj Khalifa lässt sich dabei nicht nur an der Höhe ablesen. In beiden Fällen stammt der Entwurf aus der Feder des amerikanischen Architekten Adrian Smith, der Tiefbauspezialist Bauer sorgt für ein sicheres Fundament und die Finanzkraft zur Umsetzung des Megaprojekts steuert auch hier eine Königsfamilie bei. 4,6 Milliarden Rial (umgerechnet rund 1,2 Milliarden Dollar) wird das Projekt kosten – auf diese Summe zumindest beläuft sich der Vertrag, den die Kingdom Holding des Prinzen Walid Bin Talal mit der Bin-Laden-Gruppe, der größten Baufirma des Landes, geschlossen hat. Foto: Gensler Architects Burj Khalifa – zwischen Weltwunder und Größenwahn Noch trägt er die Krone – der Burj Khalifa in Dubai, mit seinen 828 Metern amtierender Weltmeister in Sachen Höhe und architektonisches Aushängeschild des Emirats. Nach der Grundsteinlegung im Jahr 2004 erreichte der Burj Khalifa in Windeseile seine Rekordhöhe, konnte in Folge der weltweiten Finanzkrise aber erst mit erheblicher Verspätung und Hilfe des Nachbaremirats Abu Dhabi 2010 beendet werden. 1,5 Milliarden US-Dollar verschlang das Megaprojekt nach Angaben des Entwicklers Emaar Properties. 330.000 Kubikmeter Beton, Stahl und andere Materialien wurden für den Bau aufgewendet. Und ein bisschen deutsche Geschichte ist auch dabei: Einige tausend Tonnen Stahl in den oberen Geschossen sind RecyclingStahl aus dem abgerissenen Palast der Republik in Berlin. Der Turmbau zu Dubai kann noch mit anderen Rekorden aufwarten: Er hat mit 160 die meisten Stockwerke und bietet zwei weitere Rekorde: Sowohl die oberste bewohnte Etage als auch das Restaurant sind die jeweils höchstgelegenen weltweit. Foto: Adrian Smith+Gordon Gill Architecture Foto: Duki84 / dreamstime Steckbriefe One World Trade Center – Auferstanden aus Ruinen Die Skyline von New York ist um eine Attraktion reicher. Das One World Trade Center, künftig der höchste Wolkenkratzer der westlichen Hemisphäre, steht kurz vor der Vollendung. Die Eröffnung ist für Anfang 2015 geplant. In puncto Symbolgehalt steht das Gebäude an vorderster Front. Die 104 Stockwerke, verteilt auf symbolträchtige 541 Meter (umgerechnet 1776 Fuß – das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung), gelten zudem als die sichersten der Welt: 60 Meter tiefe Fundamente, Fenster aus Panzerglas und eine Lobby, die einem Luftschutzbunker gleicht. Einzig bei der Namenswahl wurde der Patriotismus etwas zurückgefahren. Um den Kreis der Interessenten möglichst groß zu halten, erschien zu plakativer Patriotismus als hinderlich. Aus diesem Grund benannte der Eigentümer, die New Yorker Hafengesellschaft Port Authority, das Gebäude 2009 kurzerhand vom ursprünglich geplanten Freedom Tower in One World Trade Center um. Der moderne Turmbau zu Babel – meist in Schwellenländern. Gebäude energetisch für diese Klimazone eine Absurdität dar. Von einem nachhaltigen Beitrag zur Baukultur ist die „Betonstahl und Glas gewordene Wüste“ meilenweit entfernt. Weltweit läuft derzeit eine Art Wettstreit um die ambitioniertesten und aufsehenerregendsten Bauvorhaben. Ganz vorn dabei: Die aufstrebenden Metropolen der Schwellenländer. Eine geografische Verlagerung, die den Wandel in der Weltwirtschaft widerspiegelt. Im 20. Jahrhundert wurde die Wolkenkratzerlandschaft noch ganz klar von den USA dominiert. Heute konzentriert sich die überwiegende Mehrheit der Hochhausprojekte auf China, Südostasien und den Mittleren Osten. Doch wo endet sinnvolles Bauen und wo fängt Größenwahn an? „In diesen Regionen ist eine Wirtschaftsentwicklung im Gange, die in Europa vor hundert Jahren stattgefunden hat, und Menschen strömen vom Land in die Stadt“, erklärt Martin Haas von der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). „Entsprechend hoch ist der Bevölkerungs- und Investitionsdruck auf die Ressource Stadt.“ Christoph Ingenhoven vom Architekturbüro ingenhoven architects spricht sogar von „der größten Völkerwanderung unserer Tage“. Die Verstädterung in Kombination mit dem rasanten Bevölkerungswachstum in diesen Regionen und der Tatsache, dass viele der Boomstädte am Meer oder in Deltas liegen und daher nur beschränktes Bauland vorweisen, befeuern das großmaßstäbliche Bauen noch zusätzlich. Neben den enormen Wachstumsraten der Städte – in Asien liegt diese zwischen 15 bis 20 Prozent – ist aber auch ein grundlegend anderes baukulturelles Verständnis Grund für die steigende Anzahl an Megaprojekten gen Osten. Während in diesen Regionen wirtschaftlicher Wohlstand noch über eine quantitative Bauweise markiert wird, vollzieht sich in Europa bereits der Wandel zu einem qualitativen städtischen Wachstum, das inhaltliche Maßstäbe und Aspekte der Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt. II Impressum 52° NORD Das Mittelstandsmagazin aus Hannover Herausgeber: NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale Friedrichswall 10 30159 Hannover Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Jürgen Machalett, Generalbevollmächtigter Firmenkunden Uta Schulenburg, Leiterin Marketing NORD/LB Konzept & Redaktion: westend medien GmbH Wagnerstraße 26 40212 Düsseldorf Dr. Michael Siemer Bildredaktion: Holger Lorenz Grafik: Klaus Niesen Erscheinungsweise: 52° NORD erscheint dreimal pro Jahr. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers. Haftungsausschluss: Die Inhalte dieses Magazins werden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. 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